Filme – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sun, 05 Nov 2017 09:49:46 +0000 de-DE hourly 1 Best of Filmschool – Ein Abend voller Kurzfilme https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/bestoffilmschool/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/bestoffilmschool/#comments Sun, 05 Nov 2017 09:30:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302946 Der Kinosaal 7 des CineStars ist pickepacke voll, als wir ankommen. Regisseurinnen und Regisseure sitzen unters Publikum gemischt in den Reihen. Wir sind gespannt, denn was hier zu erwarten ist, wissen wir nicht so recht. Wir sind beim Best of film schools der 59. Nordischen Filmtage Lübeck.

Die Filmemacherinnen und Filmemacher kommen von unterschiedlichen Hochschulen aus ganz Deutschland und sie haben jeweils einen Kurzfilm mitgebracht, der im Rahmen ihres Studiums entstanden ist. Der Grad der Erfahrung rangiert vom ersten Film überhaupt bis hin zum preisgekrönten Abschlussfilm eines postgraduierten Studiums. Ebenso groß ist die inhaltliche und formale Vielfalt der Werke. Wir wollten eine gemeinsame Kritik schreiben – einigen konnten wir uns nicht.

Die Lichter gehen an. Eine unbekannte Sprache. Eine Frau, eine Blume, zwei Kinder. Ein Instrument. Ein Schicksal. – Vorhang

In diesem aufwendig produzierten Animationsfilm arbeitet Ahmed Saleh ein echtes Ereignis auf. Der Film stellt die Geschichte zweier Jungen, die im Kriegsgebiet zurückgelassene Munition für Spielzeug gehalten und sich schwer verletzt hatten, berührend dar.

Ayny – My second Eye” eine Stop-Motion-Produktion zeigt auf eindrucksvolle Weise die Geschichte zweier durch eine Miene verletzten Jungen. Nicht nur die für den Film verwendeten Puppen wirken auf den Zuschauer als Figuren mit Zielen, Gefühlen und Sehnsüchten, sondern auch die Kamerafahrten zeigen eine eindeutige Identifikation mit dem Problemgebiet im nahen Osten.

AYNY – My Second Eye (Official Trailer) from Ahmad Saleh on Vimeo.

Das Rasseln eines Filmprojektors. Bildartefakte auf der Leinwand. Eine andere Zeit. Eine Zeit der Entbehrung. Ein Aphrodisiakum. – Vorhang

In dem Kurzfilm „The Ballad of Ralf and Heike“ von Manuel Ostwald wird in den 70er Jahren in einem Jugendzimmer in Ostberlin eine Rolling-Stones-Platte gehandelt. Heike will sie unbedingt haben und bietet Ralf an, ihm dafür ihre Brüste zu zeigen. Ralf tauscht all sein Geld und die Kamera seines Vaters ein, damit Heike die Platte bekommt. Heike zeigt ihre Brüste – aber nur extrem kurz. Glaube ich. Ich habe eine Viertelsekunde nicht hingeguckt.

Ralf und Heike sitzen in einem Zimmer in Ostdeutschland. Schüchtern lernen sie russisch. Bald soll Klaus vorbeikommen und ihnen eine seiner verbotenen Rolling-Stones-Platten verkaufen. Nichts ist anregender für die beiden als der Genuss dieser verbotenen Musik zu einer Zeit der Entbehrung. Das ist es Ralf sogar wert, seine geliebte “Knipse” herzugeben. Eine Aufarbeitung der Zustände in Ostdeutschland und den Kult der Schallplatte und frühe Medien an sich – gedreht auf 16 mm Rollen.

Ein fernes Land. Ein Bus. Eine Frau. Ihre Religion. Ein Konflikt. Fanatismus oder Menschlichkeit? – Vorhang

Der Film „Watu Wote: All of us“ von Katja Benrath beruht auf einem Angriff von islamistischen Terroristen auf einen Bus, in dem Muslime als auch Christen reisten, in Kenia im Jahr 2015. Die Angreifer wollten die christlichen Menschen ermorden, doch die Muslime nahmen ihre Mitreisenden in Schutz. Sehr verstörender Film, da ich das Gefühl hatte mitten drin zu sein. Sehr berührender Film – aus dem gleichen Grund.

Islamisten schießen auf Muslime? Nur um eine Christin aufzuspüren? Eine packende Installation, die sowohl von der christlichen Kirche als auch dem Zentralrat der Muslime unterstützt wurde, die die Menschlichkeit über den Fanatismus stellt und dem ein oder anderen Zuschauer und auch meiner Mitautorin vor Schrecken, Trauer oder Rührung die Hände vor die Augen trieb.

Blau. Grau in Grau. Farbwechsel. Grün. Eine Brücke. Gelb. Verlassen, Allein. Eine Ewigkeit des Konsums. Orange. Rückkehr zur Geborgenheit. Rot. – Vorhang

Auch nach dem Gespräch mit dem Regisseur bin ich nicht schlauer, was Nicolaas Schmidt mit seinem Film „FINAL STAGE“ ausdrücken wollte. Er zeigt die gesamte Leinwand ausfüllende Farbflächen und ungewöhnlich lange Szenen ohne Handlung. Wir sehen den Protagonisten des Films quälende zwölf Minuten lang durch ein Einkaufszentrum gehen. Das Publikum wird während der 27-minütigen Filmvorstellung hörbar unruhig. Ob er solche Publikumsreaktionen gedanklich miteinbeziehe, wenn er einen Film mache, fragt die Moderatorin ihn im Anschluss. „Nein“, erwidert er freundlich lächelnd. Er mache Filme nur für sich. Die Moderatorin erwähnt, dass er sie gebeten habe, wegen der grellen Farbwechsel vorab eine Epileptikerwarnung auszusprechen, was sie jedoch vergessen habe. Ich frage mich: wenn man eine Epileptikerwarnung haben möchte, wieso setzt man dann keine Epileptikerwarnung voran? Das lässt sich für mich auf den ganzen Film übertragen: sag doch, was du sagen möchtest. Ich möchte verstehen. Wirklich. So unangenehm ich mich während der Filmvorstellung auch gefühlt habe – dieser Film hat mich im Nachhinein bei Weitem am meisten beschäftigt. Schmidt hat bei der diesjährigen Berlinale einen spontanen Sonderpreis für seinen „formalen Mut“ verliehen bekommen, das kann ich gut verstehen. Dennoch habe ich mir den Namen des Regisseurs gemerkt – um erstmal nicht ausversehen noch mal in einem Film von ihm zu sitzen.

Wurde hier das Publikum gequält, indem es 27 Minuten lang einem weinenden Teenager dabei zusah, wie er ein Einkaufzentrum durchquerte? Auf jeden Fall. Ohne Grund? Eher nicht. So zeigt der Unterschied der farblosen Welt, die sich grau in grau vor dem verlassenen Jungen erstreckt zu der abstrus farbigen und trotzdem immer gleichen “corporate Identity” Welt innerhalb des Einkaufszentrums, wie leblos Farbe wirken kann, wenn sie überdimensional auf den Menschen einwirkt. Quittiert wird das Ganze mit zurückhaltendem Applaus. Vielleicht nichts für jeden. Vielleicht eine Überinterpretation eines von Farbfeldern durchzogenen “Kurzfilms”. Vielleicht doch nicht so schlecht, dass der Regisseur seine “Drohung” nicht bewahrheiten lässt und den Film mit einem Rückweg durch das Zentrum nicht auf Spielfilmlänge erhoben hat. Zweieinhalb Stunden Kurzfilme sind dann doch genug.

FINAL STAGE [TRLR] from Nicolaas Schmidt on Vimeo.

Eine Ehe. Ein Frühstück. Stimmungsschwankungen. Ein Konflikt. Eine Verbannung. Eine Realisation. – Vorhang
„Tisch und Bett“ von Jonathan Schulz ist das Ergebnis einer studentischen Gruppenarbeit. Mir hat die Mitteilung hinter der Handlung sehr gut gefallen, die Umsetzung etwas weniger.

Diese Aufarbeitung von Trauer, Wut, Realisation und Verzweiflung wirkt anfangs wie ein Ehestreit an einem idyllischen Frühstückstisch. Doch irgendetwas fehlt.

Ein Wissenschaftler. Die Unsterblichkeit. Der Mikrokosmos. Der Makrokosmos. Eine Möglichkeit. Eine Tragödie. Ein Neuanfang! – Vorhang

Der Film „Das Bärtierchen“ von Kerstin Welther ist ein von ihr selbst gezeichneter animierter Dokumentarfilm über die weniger als einen Millimeter großen gleichnamigen Tierchen. Sie lässt einen Wissenschaftler verschiedene Experimente mit ihnen anstellen, in denen sich zwei Dinge herausstellen: Bärtierchen überleben im Prinzip alles und Bärtierchensex bringt den gesamten Saal zum Lachen.

Voller Liebe zum Detail und mit Humor und Anspielungen auf die Welt der Science Fiction nimmt der kleine Überlebenskünstler den Zuschauer für sich ein.

Mehr dazu: Kerstin Welther: Tardigrade

Ein Fest. Eine fremde Umgebung. Ein Radio. Kein Entkommen. – Vorhang
In „Merry X-Mas“ fängt Jessica Dahlke eine völlig überladene Weihnachtsfeier in Thailand ein. Dazu spricht Angela Merkel. Während des Anschauens fehlte mir die Geschichte, die die Regisseurin im Anschluss mündlich nachlieferte: sie war Weihnachten entflohen und in einem Hotel voller Weihnachtsmänner mit Jingle-Bells-Dauerschleife gelandet.

Trotz des Versuchs, dem heimatlichen Weihnachtstrubels in ein buddhistisches Land zu entfliehen findet sich die Regisseurin – in diesem Fall auch Kamerafrau – inmitten von weihnachtsbegeisterten Menschen wieder. Ein Grund mehr, die Kamera auszupacken.

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Qeda https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/qeda/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/qeda/#respond Sat, 04 Nov 2017 17:00:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302845

Der Film QEDA, ein dystopischer Streifen des Dänen Max Kestner, lief dieses Jahr auf den Nordischen Filmtagen und konnte zumindest mich für sich einnehmen.

Die Welt 2095, nur wenige Generationen nach der unsrigen. Der Meeresspiegel ist gestiegen, ganze Landstriche mussten den Fluten überlassen werden, der Rest ist Wüste. Alles, aber auch alles ist vom Salz vergiftet, das Trinkwasser knapp (und zur Währung erhoben) und neben dem menschlichen scheint nur noch sehr wenig Leben auf der Erde zu existieren.

Um wieder eine lebenswerte Welt zu schaffen entschließt sich die Regierung, auf das gefährlichste Mittel zurückzugreifen, das inzwischen existiert: Zeitreisen. Für solche Zwecke ist es möglich, sich zu teilen bzw. zu verdoppeln – Ein Mann der Regierung unterzieht sich einer Teilung und eine Hälfte von ihm wird in das Jahr 2017 zurück geschickt, um die weltverändernden Forschungsergebnisse einer Dänin zu retten.

Schön an dem Film ist vor allem der unklassische Ansatz, der Fragen aufwirft, wie etwa wofür es sich lohnt, eine Welt zu retten, die derartig der Zerstörung anheim gefallen ist und ob es nicht sinniger ist, die Weichen zu stellen, solange noch so viel schützens- und lebenswertes existiert. Sehr schöne Szenen bestehen schlichtweg darin, wie der Regierungsagent bezaubert durchs Kopenhagen unserer Zeit wandert und in allem – den blühenden Bäumen, den Tauben, dem Kaffee, für dessen Produktion dutzende Liter Wasser aufgewendet worden sind – das Wunder sieht, was es eigentlich tatsächlich darstellt.

QEDAs Macher machen keinen Hehl daraus, keine hochwissenschaftliche Hypothese für ihr Zukunftsszenario zugrunde zu legen und verzichten auch absichtlich auf fast jegliche Darstellung zukünftiger Technologien – Es wurde das Zitat vorangestellt, es sei „Science Fiction without too much science, a fairy tale without any faries“.

Jedem, der Freude an nachdenklichem skandinavischem Kino hat oder sich ins Gedächtnis rufen möchte, was wir alles als selbstverständlich ansehen – Dinge, die auch in unsere westlichen Welt vielleicht nicht immer selbstverständlich bleiben werden – sei dieser Film ans Herz gelegt.

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Tagebuch eines Gangsters https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/tagebuch-eines-gangsters/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/tagebuch-eines-gangsters/#respond Sat, 04 Nov 2017 01:31:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302496

Ein gut gelaunter und zu Späßen aufgelegter Ivica Zubak, der Regisseur des Films, begrüßt uns – auch wenn es bereits halb elf am Abend ist – herzlich und stimmt uns auf den bevorstehenden Film ein. Er freue sich, zum zweiten Mal in seiner Karriere in Lübeck bei den Nordischen Filmtagen zu Gast zu sein. In diesem Jahr hat er auch Hauptdarsteller Can Demirtas mitgebracht: Kräftig, kurz geschorenes Haar, Dreitagebart – die grimmige, einschüchternde Rolle des Vorstadt-Kriminellen kauft man ihm ohne zu zögern ab. Dann wird es dunkel, und Can Demirtas erscheint als Metin auf der Leinwand.

Im schwedischen Vorort Jordbro, einer grauen, tristen Siedlung, hat es Metin auf die schiefe Bahn verschlagen. Gemeinsam mit seiner Bande tritt er als Kleinganove und Auftragsgangster mit einem Hang zur Gewissenhaftigkeit in einem sozialen Brennpunkt türkischstämmiger Familien auf. Was ihn von seinen Freunden und Feinden unterscheidet ist der Leitsatz seines toten Vaters, der ihm nicht aus dem Kopf geht und ihn manchmal an dem, was er tut, zweifeln lässt: „Jeder Mann sollte in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Kind großziehen und ein Buch schreiben.“ Daher führt Metin über alle Geschehnisse – vom in Brand gesteckten Auto bis zum Verpfänden gefälschter Uhren – Tagebuch, das eines Tages in die Hände des Verlegers Puma aus der Stadt fällt. Dieser erhofft sich mit dem Buch einen großen Erfolg und möchte das Tagebuch so schnell wie möglich veröffentlichen, was Metin alles andere als Recht ist, da er bei einer Publikation nicht nur um seine Sicherheit fürchten muss. Es beginnt ein spannendes und zwiespältiges Hin und Her, bei dem sich Metin zwischen seiner Vergangenheit und seinen Wünschen für die Zukunft entscheiden muss.

Ivica Zubak schafft es, ohne Kitsch authentisch die Atmosphäre und Gefühle von Metin einzufangen und auf die Leinwand zu bringen. Wer einen oberflächlichen Gangsterfilm erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung eines Menschen mit den verschiedenen Seiten von Gesellschaft und Kultur, gerade vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen. Unserer Meinung nach wirklich lohnenswerte und unterhaltsame 96 Minuten, in denen ständig unklar ist, welche Ziele gemäß dem Lebensmotto seines Vaters Metin erreichen kann. Am besten findet ihr das selbst heraus!

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Finlandia https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/finlandia/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/finlandia/#respond Thu, 02 Nov 2017 22:30:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302522
Finlandia in St. KatarienLukas Ruge | StudentenPACK.

Finlandia in St. Katarien

Finnland kennt halt einfach keiner. Das zumindest muss sich das finnische Außenministerium in den frühen Zwanzigern gedacht haben. Was braucht man, um die eigene Bevölkerung zu informieren, den Tourismus anzuheizen und sein Image in der Welt zu verbessern? Klar: Man nimmt sich das neuste, hippste Medium das man finden kann – im Falle der zwanziger Jahre: den Film.

So entsandte das Ministerium in den Zwanzigern ein Filmteam um Erkki Karu, um in 5 Episoden das Land, seine Leute und seine Sitten zu dokumentieren.

In der unbeheizten Katharinenkirche gab es die restaurierte Fassung von Finlandia nun zu sehen. Stilecht froren die Zuschauer zu Bildern von Eisbrechern, Skifahrern und Holzfällern an schneebedeckten Hügeln. Begleitet wurde die Vorstellung – die als Stummfilmkonzert angepriesen wurde – von den weitgehend elektronischen Tönen von Franz Danksagmüller. Die Tonbegleitung war einer der Schwachpunkte der Vorstellung. Zu oft wurde die Musik durch symbolische Geräusche ersetzt, ein elektronisches Blubbern wann immer Wasser im Bild war, ein Schleifen bei jedem Bild von Industrieanlagen, das einfach unpassend und auch nervig war.

Der Film hingegen ist deutlich weniger eintönig als die Beschreibung vielleicht erahnen lassen würde. Die finnischen Landschaften der zwanziger Jahre sind wunderschön, die Aufnahmen gut ausgewählt und die Segemente größtenteils kurzweilig und abwechslungsreich genug. Bei einigen wenigen – wenn Finnen auf Baumstämmen stehend reißende Flüsse heruntertreiben oder auf dem Eis stehend den Eisbrecher in den Hafen lotsen – stockt einem sogar kurz der Atem ob der todesmutigen Protagonisten.

100 Jahre später wurde dieser Film nun in restaurierter Fassung – er war in den späten 50ern fast vollständig verbrannt – in der Museumskirche Sankt Katharinen vorgeführt. Kennt man nun Finnland? Wahrscheinlich nicht, aber die finnische Tourismusbranche hat vorgesorgt, um die eigene Bevölkerung zu informieren, den Tourismus anzuheizen und sein Image in der Welt zu verbessern. Man nimmt sich das neuste, hippste Medium das man finden kann: 360-Grad-Hightech-Kino. Jetzt zu sehen auf dem Klingenberg.

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Ein Bankraub, fünf Menschen und drei Dinge https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/ein-bankraub-fuenf-menschen-und-drei-dinge-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/ein-bankraub-fuenf-menschen-und-drei-dinge-2/#respond Thu, 02 Nov 2017 21:31:39 +0000 http://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/ein-bankraub-fuenf-menschen-und-drei-dinge-2/

Fünfminütige Kurzfilme und Bilderserien in der Kuppel am Klingenberg sind nicht so dein Ding? Für Freunde düsterer Thriller mit verzwickter Handlung könnte der dänische Spielfilm „3 Dinge (3 ting)“ des Regisseurs und Autors Jens Dahl eher den Geschmack treffen.

Zum Inhalt nur so viel: Die Handlung dreht sich um Mikael, der als Sprengstoffexperte an einem Bankraub beteiligt war. Von der Polizei geschnappt soll er nun als Kronzeuge den Ablauf rekonstruieren, verlangt als Bedingung für seine Kooperation jedoch die titelgebenden „3 Dinge“. Gespielt wird die Rolle des über und über mit Molekülstrukturen explosiver Verbindungen tätowierten Bombenbauers von Nikolaj Coster-Waldau, der nach sieben Staffeln als Jamie Lannister in Game of Thrones einige Bekanntheit erlangt haben dürfte. Ihm zur Seite stehen die Däninnen Birgitte Hjort Sørensen als seine wenig begeisterte Ex-Freundin Camilla und Lærke Winther als ermittelnde Staatsanwältin Nina, hinzu kommen noch Jacob Ulrik Lohmann und Morten Holst als Polizisten Sander und Carsten. Die schauspielerischen Leistungen überzeugen, wobei meiner Meinung nach vor allem Birgitte Hjort Sørensen positiv heraussticht.

„3 Dinge“ ist kein bombastischer Action-Film, sondern eher ein dialogbasiertes Kammerspiel mit fünf Sprechrollen. Die Handlung beginnt mit dem Betreten eines Hotelzimmers, das im Laufe des Films nicht mehr verlassen wird. Somit wird die meiste Zeit gesprochen oder geschwiegen und ein Großteil der Geschehnisse spielt sich in der eigenen Vorstellung ab. Hier blieb der Film jedoch etwas hinter meinen Erwartungen zurück, denn die Geschehnisse bleiben vorhersehbar und spannend erscheinende Nebenstränge der Geschichte werden nach wenigen Sätzen fallengelassen und nicht wiederaufgenommen. Nichtsdestotrotz ist „3 Dinge“ ein unterhaltsamer Film, der von schnippischen Wortwechseln und dem Spiel der beiden Hauptrollen lebt.

Gezeigt wird der neunzigminütige Thriller in der dänischen Originalfassung mit englischen Untertiteln, denen man meist gut folgen kann. „3 Dinge“ wird noch am 4. November und am 5. November im Rahmen der Nordischen Filmtage für 7,50 Euro zu sehen sein.

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Der grüne Planet – Zwischen Eiszeit und Treibhaus https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/der-gruene-planet/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/der-gruene-planet/#respond Thu, 02 Nov 2017 14:47:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302252
360 Grad Kino auf dem KlingenbergLukas Ruge | StudentenPACK.

360 Grad Kino auf dem Klingenberg

Aus dem Planetarium in Hamburg kommt der Animationsfilm “Der grüne Planet – Zwischen Eiszeit und Treibhaus” nach Lübeck. Dieser in Kooperation vom Hamburger Planetariumsdirektor Thomas Kraupe mit dem Leiter des Produktionsstudios Mirage in Den Haag Robin Sip produzierte Dokumentarfilm zeigt in 35 Minuten die Komplexitäten des Erdklimas – mit einem besonderen Fokus auf die pflanzliche Relevanz bei der globalen Erwärmung.

Dabei sollte der Betrachter sich vom verlinkten Trailer aus dem Jahr 2007 nicht verunsichern lassen, da die Animation seit dessen Erstellung bereits mehrere Male sichtbar überarbeitet worden zu sein scheint.

Inhaltlich beschäftigt sich der Film mit der dokumentationsartigen Aufarbeitung der pflanzlichen Photosynthese und den damit verbundenen Auswirkungen auf das Klima. Dabei wird auch auf die Notwendigkeit der Erdrotation, der Sonneneinstrahlung, der Erdlaufbahn und der atmosphärischen Veränderungen eingegangen. Zuletzt gibt der Film dem Betrachter die Erkenntnis mit auf den Weg, dass die umfassende menschliche Verstrickung in die klimatischen Vorgänge der Auslöser zukünftiger Krisen zu sein scheint – der Mensch ist zur Naturgewalt geworden.

Technisch gesehen nutzt der Grüne Planet die Möglichkeiten eines 360-Grad-Kinos fast vollkommen aus. Dabei wird die gesamte Leinwand „bespielt“. Durch spektakuläre Kamerafahrten wird der Zuschauer so sowohl in den Mikrokosmos einer einzelnen Pflanzenzelle als auch in den Makrokosmos des Universums befördert – so werden beispielsweise Ausblicke auf mögliches Leben auf Mars oder Jupiter gegeben.

Von künstlerischen Darstellungen der Jahreszeiten in schneekugelartigen Murmeln von klassischer Musik unterlegt bis hin zu wissenschaftlichen Darstellungen grönländischen Phytoplanktons konnte der Grüne Planet das Publikum im finnischen Iglu auf dem Klingenberg auf gemütlichen „Sonnenliegen“ belehren.

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Backstabbing for Beginners https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/backstabbing-for-beginners/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/backstabbing-for-beginners/#respond Thu, 02 Nov 2017 10:57:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302392 Backstabbing for Beginners handelt von der wahren Geschichte eines der größten Korruptionsskandale der vergangenen Jahrzehnte. In dem Film bekommt Michael Soussan (Theo James) seinen Traumjob bei der UNO. Bereits sein Vater hatte als Diplomat für die UNO gearbeitet und war früh gestorben. Michael möchte in seine Fußstapfen treten und wird gleich mit der Beaufsichtigung des Oil-for-Food Programms beauftragt. Dieses Programm war begründet worden, um der unter den Wirtschaftssanktionen infolge des zweiten Golfkrieges leidenden Zivilbevölkerung Iraks zu helfen. Sinn und Zweck war es, dass der Irak sein Öl verkaufen durfte, um im direkten Austausch dafür humanitäre Güter, wie Lebensmittel und Medikamente, zu bekommen.

Michael reist in den Irak, um das Programm zu kontrollieren. Doch dort trifft der junge Idealist, der die Welt gern verbessern würde, auf eine Welt voller Korruption und Gewalt. Sein Boss Pasha (Ben Kingsley), von dem er als „Kid“ bezeichnet wird, versucht ihm beizubringen, wie das System funktioniert. Man solle nicht lügen, aber die Fakten sehr sorgfältig wählen.

In diesem Politthriller verschönt Regisseur Per Fly nichts und führt uns vor Augen, dass in unserer Welt nicht immer alles so funktioniert, wie es sollte. Geld bedeutet nun mal Macht und bestimmt die Welt. Dem Zuschauer wird auf eine gelungene und beeindruckende Weise gezeigt, dass es aufgrund der tief verwurzelten Korruption nicht unbedingt einfach ist und sogar lebensbedrohlich werden kann, wenn man mit gutem Willen in die Politik gehen und seine Ziele durchsetzen möchte.

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100 Moods from Finland https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/100-moods-from-finland-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/100-moods-from-finland-2/#respond Wed, 01 Nov 2017 17:47:12 +0000 http://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/100-moods-from-finland-2/
Dieser Dome steht gemeinsam mit einigen Holzhütten auf dem Klingenberg und versucht ein wenig Finnland in die Lübecker Innenstadt zu bringenFabian Schwarze | StudentenPACK.

Im Dome kann man 360-Grad Aufnahmen betrachten.

Die 59. nordischen Filmtage sind gestartet und zu den elf Kinosälen gesellt sich dieses Jahr der sogenannte Fulldome – ein an eine Hüpfburg in Form eines großen Iglus erinnerndes Kino. Dieser Dome steht gemeinsam mit einigen Holzhütten auf dem Klingenberg und versucht, ein wenig Finnland in die Lübecker Innenstadt zu bringen.

“100 Moods from Finland” verspricht dem Zuschauer dieses Gefühl des Fernseins noch zu untermalen. Die Darstellung zeigt innerhalb einer Stunde diverseste 360-Grad-Aufnahmen aus verschiedensten finnischen Umgebungen. Diese sind dabei vollkommen unbespiel, kaum durch den Fakt des Filmens verfälscht und zeigen beispielsweise plätschernde Bäche, arktisdurchkreuzende Eisbrecher oder sogar den finnischen Arbeitsplatz des Weihnachtsmannes, den man dort bei seiner Arbeit mit den Touristen beobachten kann. Natürlich sieht man auch viel Schnee: Immer wieder blickt man auf unbewegte schneeüberzogene Landschaften und hört nur den Wind an der Kamera vorbeiziehen.

Der Fulldome zeigt den Film dabei mithilfe von fünf Videoprojektoren auf der als Leinwand dienenden Innenseite des “Iglus” , die man auf einer Sonnenliege sitzend beobachtet. Die 360-Grad-Umgebung wird dabei nur selten komplett genutzt. Die meisten Umgebungen zeigen eine klares Blickzentrum. Dadurch wird häufig der übrige gefilmte Umgebungsbereich zur vom Publikum unbetrachteten Peripherie. Genutzt wird dieses Umgebungspotential jedoch beispielsweise in einer Szene in einem industriell anmutenden Stadtteil einer finnischen Stadt, in der ein Skater die Köpfe des Publikums mit seinen Manövern zum Rotieren bringt.

Von Schlittenhunden über Kirchengesänge bis hin zu arktischen Meeren hat “100 Moods from Finland” versucht, fast alles, was Finnland ausmacht, in 360-Grad-Filmausschnitten darzustellen. Dabei entsteht ein Projekt, das nicht als stundenfüllende Unterhaltung angesehen werden kann, sondern als Projekt, das den Menschen die Natur und die Bräuche Finnlands näherbringen soll – ohne Sprache, ohne Musik und ohne Erklärung.

Wer zu den Spielzeiten in der Innenstadt ist, sollte sich schon einmal Gedanken machen, vielleicht diese kostenlose Reise nach Finnland zu unternehmen – vielleicht auch nur, um den ungewohnten Perspektivwechsel und die ungewohnten neuen Blickwinkel auf einen Film auszunutzen und auszuprobieren. Dabei sollte jedoch kein klassischer Film erwartet werden, sondern eine leicht bewegte Slideshow finnischer Umgebungen. Nach der virtuellen Reise nach Finnland ist dann wahrscheinlich noch Zeit für einen Schoko-Minttu an einer der vor dem Iglu aufgebauten Holzhütten.

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Ein herrlicher Kater! https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/ein-herrlicher-kater/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/ein-herrlicher-kater/#comments Mon, 12 Dec 2016 07:44:41 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252550
Ein Teufelszeug, kann ich Ihnen sagen! Geht scheußlich aufs Gemüt.Albert Piek | StudentenPACK.

Ein Teufelszeug, kann ich Ihnen sagen! Geht scheußlich aufs Gemüt.

Über 70 Jahre ist „Die Feuerzangenbowle“ schon alt und trotzdem wird der Film nie alt. Jedes Jahr aufs Neue versammeln sich überall Studenten, um diesen Filmklassiker zusammen zu genießen und zu feiern. Vor knapp 72 Jahren musste Heinz Rühmann sich noch persönlich in der Wolfsschanze darum bemühen, dass dieser Film für die Öffentlichkeit freigegeben wird. Damals war der Reichserziehungsminister Bernhard Rust der Meinung, der Film würde die Autorität der Schule und der Lehrer gefährden.

Doch bildet euch eure eigene Meinung darüber und schaut den Film selbst bei uns in der Mensa am 20.12.2016 um 19:30 Uhr!

Zu guter Letzt noch eine wichtige Frage: Wie schau ich den Film nach studentischer Tradition richtig?

Habt was zum Anstoßen dabei!

Wenn die Damen und Herren im Film ihre Gläser erheben, dann tut dasselbe! Füllt eure Gläser dem Filmnamen entsprechend, wenn ihr wollt, mit hochprozentigem Alkohol. „Aber jeder nor een wönzgen Schluck!”

Hört genau hin!

Sobald im Film der Name des „Klassenstrebers“ Ackermann fällt, antwortet, in dem ihr seinen Namen im Chor wiederholt und anschließend mit eurem Nachbarn anstoßt.

Bringt einen alten Wecker oder eine Fahrradklingel mit!

Dadurch, dass der Film nun schon ein wenig älter ist, braucht die Tonspur eure Hilfe. Wenn im Film ein Wecker klingelt, eine Schulglocke schlägt oder ein Fahrradfahrer vorbeikommt, unterstützt sie mit eurem Klingeln!

Bringt eine Taschenlampe mit!

Unterstützt Johannes Pfeiffer (mit drei f) dabei, wenn er mit seinem Spiegel seinem Mitschüler bei der Leistungskontrolle hilft.

Bringt Wunderkerzen mit!

Ich würde euch abraten zu versuchen, Radium herzustellen. Zündet stattdessen einfach eure Wunderkerzen an. Optisch scheinbar dasselbe Ergebnis wie im Film. Leider erlaubt die Brandschutzordnung in Lübeck keine Wunderkerzen in der Mensa – nehmt also einfach wieder eure Taschenlampen.

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Granny’s Dancing on the Table https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/grannys-dancing-on-the-table-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/grannys-dancing-on-the-table-2/#respond Sat, 07 Nov 2015 15:34:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233952

Bei der Regisseurin Hanna Sköld fängt die Außergewöhnlichkeit schon ganz zu Anfang an. Ihr erster Film “Nasty Old People” hatte 2009 Schwierigkeiten Vertriebe zu finden. Kurzerhand entschloss sie sich für eine unkonventionelle Methode des Filmvertriebs: Sie bot den Film über die Filesharing-Seite “The Pirate Bay” via BitTorrent zur kostenlosen Verteilung an, Creative Commons-Lizenz inklusive. Dort fand der Film schnell viele Fans und wurde von diesen unter anderem in über zehn Sprachen untertitelt. Mit ihrem zweiten Film “Granny’s Dancing on the Table” setzte sie die unkonventionelle Herangehensweise fort, indem sie ihn erfolgreich kickstarterte und dabei über 50.000$ einsammeln konnte. Neben einigen Förderungen von Filmgesellschaften bleibt der Film damit jedoch immer noch ein starker Low-Budget-Film. Dass dies nicht immer auch schlechte Qualität bedeutet, zeigt dieser Film.

Die 13-jährige Eini (Blanca Engström) lebt allein mit ihrem Vater (Lennart Jähkel) weit von jeglicher Zivilisation abgeschieden im Wald. Sie leidet unter der strengen und gewalttätigen Herrschaft ihres Vaters und der harten Arbeit, zu der er sie zwingt. In seiner weltabgewandten Vorstellung ist das einzig erstrebenswerte Ziel das Erlangen von Wissen und setzt die für ihn essentielle Stille rigoros durch. Der einzige Ort, an dem sich die in die Pubertät kommende Eini ausleben kann, sind ihre Gedanken. So konstruiert sie sich eine Familiengeschichte, die bei der Geburt ihrer Großmutter und ihrer Zwillingsschwester beginnt. Die in aufwändigem Stop-Motion-Verfahren eingeschobenen Erzählungen bilden ihre Erklärung für die trostlose Lage, in der sie sich befindet. Sie deutet die herrschende Gewalttätigkeit und dominierende sprachlose Stille als weitergegebene Psychosen innerhalb der Familie. Dabei ist ihre Großmutter die einzige, die aus dem Wald fliehen konnte und sich in den USA ein neues Leben aufbauen konnte und bildet den sprachvollen, lebendigen Gegenpol zu ihrem Leben.

Insbesondere die Stop-Motion-Szenen sind mit so viel Liebe zum Detail gestaltet, dass die harten Szenen mit echten Schauspielern nicht ansatzweise so eindrücklich hätten gespielt werden können. Der stete Wechsel zwischen Einis Realität und Vorstellung lässt beide Welten verschwimmen. Erst mit der Zeit wird der Unterschied deutlicher, obwohl sich beide Welten immer mehr verzahnen. Sie werden durch die Gegenüberstellung von Sprachlosigkeit, Stille auf der einen Seite und dem bunten, redseligen Leben der Großmutter andererseits besonders in Szene gesetzt.

Auch dieser Film hat eine Creative Commons-Lizenz und wird deshalb bald frei zu sehen sein. Bei den Nordischen Filmtagen läuft er noch einmal am 8. November um 10:45 (CineStar, Kino 2) auf Schwedisch mit englischen Untertiteln.

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Virgin Mountain – die Geschichte zweier Außenseiter. https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/virgin-mountain-die-geschichte-zweier-aussenseiter/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/virgin-mountain-die-geschichte-zweier-aussenseiter/#respond Sat, 07 Nov 2015 06:34:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233944

Fúsi (Gunnar Jónsson) erfüllt wohl fast jedes Klischee, das ein Außenseiter haben kann. 40 Jahre alt, massiv übergewichtig, Neckbeard, Nerd wohnt noch bei seiner Mutter, spielt mit Miniaturfiguren Weltkriegsschlachten nach, ist Jungfrau. Obwohl generell mit seinem Leben nicht unzufrieden, wird der scheue und schüchterne Fúsi Opfer von Mobbing durch seine Arbeitskollegen, die ihn insbesondere wegen seiner Jungfräulichkeit drangsalieren. Er findet zwar die Freundschaft zu einem kleinen Mädchen, das frisch eingezogen ist und ihn als gefühlt einzige nicht für einen Freak hält. Doch die Nachbarschaft sieht die Freundschaft alles andere als unproblematisch und grenzt ihn weiter aus. Sein Leben ändert sich als seine Mutter und ihr Freund ihm zum Geburtstag einen Tanzkurs schenken, und er dort die sympathische Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) kennenlernt, die ihn trotz seiner Eigenheiten ins Herz schließt. Doch auch sie stellt sich als Außenseiter der Gesellschaft heraus…

Der auf den Nordischen Filmtagen schon bekannte isländische Regisseur Dagur Kári nimmt sich für den melancholischen, aber dennoch lustigen Film viel Zeit für die Darstellung der Emotionen. Obwohl Gunnar Jónsson nach eigenen Angaben wenig aus Fúsis Leben mit seinem eigenen assoziieren kann, schafft er es den Charakter des liebenswerten Außenseiters mit viel Leben zu füllen. Detaillierte Nahaufnahmen und viele stille Einstellungen tragen sehr dazu bei.

Der Film schafft es in verschiederer Hinsicht zu berühren und zum Nachdenken anzuregen: Die schlimmen Erfahrungen eines Außenseiters in der Gesellschaft, vernachlässigte Menschlichkeit, aber auch der schnelle Sturz in die Außenseiterrolle. Nutzt noch die letzten Gelegenheiten den Film zu sehen! Und wer es nicht schafft: Der Film kommt in deutscher Tonfassung am 12.11. in die Kinos!

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Die Herde https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/die-herde/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/die-herde/#respond Thu, 05 Nov 2015 20:30:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233846 Manchmal hat man das Gefühl, die Menschheit ist kacke. Genau dieses Gefühl hat man, nachdem man den Film gesehen hat. Es fällt sehr schwer, diese Rezension zu schreiben. Es ist ein Film, der nicht Spaß macht gesehen zu werden, den man am liebsten nicht sehen möchte, aber gerade deswegen sehen sollte. Er behandelt ein Thema, das immer noch zu stark tabuisiert ist, und gerade deswegen ist die Beschäftigung damit wichtig.

Die 15-jährige Jennifer (Fatime Azemi) lebt in einem kleinen Dörfchen in Nordschweden, in dem jeder jeden kennt, und führte eigentlich ein normales Leben. Ein Ereignis erschüttert jedoch die Dorfharmonie. Sie behauptet von Alexander (John Risto) vergewaltigt worden zu sein, wodurch die Harmonie ins Wanken gerät. Statt Trost und Betreuung zu erfahren, wird das Täter-Opfer-Verhältnis durch die Bewohner umgekehrt. Sie sei eine Hure, sie denke sich alles aus, weil sie in Alexander verliebt sei. Bis auf ihre Familie hält niemand mehr zu ihr, nicht der Pastor, nicht ihre besten Freundinnen. Auch ein Prozess, der Alex verurteilt, ändert nichts an der Situation. Die Herde der Dorfbewohner schaukelt ihren Hass immer mehr hoch, bis es endgültig eskaliert…

Der Film schafft es packend die immer schlimmer werdende Eskalation darzustellen. Die Blicke der Bewohner auf Jennifer und ihre Familie sind drückend und man muss fassungslos zusehen, wie sich selbst ihre engsten Freunde von ihr abwenden. Immer wieder werden Ausschnitte aus einem Chat zitiert, der die radikalisierten Gedanken der Dorfbewohner von “einfachen” Beleidigungen zu Todeswünschen einfängt. Auch die wichtige, komplexe Entwicklung Alexanders, der insbesondere von seiner Mutter immer mehr dazu gedrängt wird sich linienkonform zu verhalten wird portraitiert und nimmt einen großen Teil des Films ein.

Will man sich auf den harten Stoff und das schwierige Thema einlassen, ist es dieser Film auf jeden Fall wert.

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Here is Harold – ein etwas anderer Kampf von David gegen Goliath https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/here-is-harold-ein-etwas-anderer-kampf-von-david-gegen-goliath/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/here-is-harold-ein-etwas-anderer-kampf-von-david-gegen-goliath/#respond Thu, 05 Nov 2015 18:40:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233838

“Tante Emma”-Läden, kleine Imbisse und die Modeläden von nebenan. Alle haben sie eins gemein: Die stete Bedrohung durch Großkonzerne und Ketten. Auch Harold (Bjørn Sundquist) und seine Frau Marny (Grethe Selius) stehen vor dem Ruin ihres über 40 Jahre währenden Möbelgeschäfts – denn genau gegenüber wurde ein Ikea-Möbelhaus gebaut. Binnen kurzer Zeit müssen sie ihren Laden schließen und auch Marnys Gesundheitszustand geht rapide bergab. Als sie schließlich stirbt und auch die Oberflächlichkeit der Familie seines Sohnes seine Wut weiter erhöht entscheidet er sich Rache zu nehmen an demjenigen, der Schuld an der Misere ist: Ingvar Kamprad (Bjørn Granath), Gründer von IKEA. Der Plan steht fest, Kamprad soll entführt werden. Doch die Begegnung mit der einsamen sechzehnjährigen Edda (Fanny Ketter), die spontan zu seiner Komplizin wird, und ein Kamprad, der mehr belustigt als beängstigt von der Entführung ist, sorgen für unvorhergesehenes Chaos.

Trotz der an sich ernsten Problematik der durch die Expansionspolitik großer Konzerne zerstörten Existenzen kleinerer Betriebe schafft es der Regisseur Gunnar Vikene die verworrene Geschichte zu einer humorvollen Erzählung zu machen. Die naiv-verspielte Verhaltensweise Kamprads sorgt für reihenweise Lacher, wenn es nicht gerade der in ploppende Luftpolsterfolie eingewickelte Harrold tut. So macht der Film viel Spaß, leider überzeugt gerade gegen Ende des Films der Handlungsstrang nicht so ganz und auch die Geschichte um Edda und ihre depressive, sorglose Mutter konnte sich kaum entfalten. Das macht der großartige, teilweise bissige Humor aber gut wett!

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Hit the Road Gunnar: Eine verrückte Fahrt nach Schweden! https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/hit-the-road-gunnar-eine-verrueckte-fahrt-nach-schweden/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/hit-the-road-gunnar-eine-verrueckte-fahrt-nach-schweden/#respond Thu, 05 Nov 2015 09:30:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233823

Kalbsbach. Tiefste deutsche Pampa. Biedere Tapeten, alte rustikale Möbel, eine Kneipe wie sie im Lübecker Ranzkneipenführer zu finden sein könnte. Dieser ereignislosen Szenerie will der verschlossene und stocksteife Gunnar (Julien Eduard Lickert) entkommen. Und macht sich mit dem Volvo seines Vaters auf den Weg zum Campingurlaub nach Italien. Das war zumindest der Plan – bis er auf die quirlige, schlagfertige Tramperin Zoe (Odine Johne) trifft. Was zunächst nur eine kurze gemeinsame Fahrt ist, verändert den ganzen Plan und bringt beide auf eine verrückte Reise quer durch Schweden. Dabei sorgen die so unterschiedlichen Charaktere von Gunnar und Zoe immer wieder für komische Szenen. Als dann auch noch Gunnars Auto geklaut wird scheint das Chaos komplett.

Der Film ist das Spielfilmdebut des jungen Regisseurs Nicolas Ehret, welcher gleichzeitig auch das Drehbuch geschrieben hat. Im ersten Studienjahr an der Filmakademie Ludwigsburg entstanden, in dem üblicherweise nur Kurzfilme gemacht wurden, führten Ehret und seine Kollegen schon die Filmaufnahmen durch. Ohne Hilfe Co-Produzierender Firmen oder Filminstitute sind sie mit zwei Autos und knapp einem Dutzend Mitarbeitern quer durch Schweden gefahren. Wie sie in der Fragerunde nach dem Film deutlich gemacht haben, ist dabei vieles spontan entstanden und professionelle Producer hätten wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zerbrochen.

Doch diesem Film hat das nicht geschadet, im Gegenteil. Spontan entstandene Szenen wie der Versuch Gunnars, an einer schwedischen Tankstelle Zigaretten zu kaufen ohne ein Wort Schwedisch oder Englisch zu beherrschen prägen den lustigen Film. Der Film nimmt sich, obwohl Road-Movie mehr Zeit für die Charakterentwicklung von Gunnar und Zoe als typische Landschaftsaufnahmen zu zeigen. Lange Szenen des Dialogs und der Gesichtsmimik – insbesondere die großartige “waszumteufelsollichjetzttun” Mimik Gunnars ist wunderbar überzeugend und macht den Film neben den vielen emotionalen Wendungen zu einem großen Spaß.

Die Vorführung während der Nordischen Filmtage war die Uraufführung des Films. Leider finden in diesem Rahmen keine weitere Vorstellung statt. Es bleibt zu hoffen, dass die Versuche einen Filmverleih zu finden erfolgreich sind – damit man bald die Gelegenheit haben kann, den Film erneut zu sehen!

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Sture Böcke https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/sture-boecke/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/sture-boecke/#respond Wed, 04 Nov 2015 21:38:24 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233807

Der Eröffnungsfilm dieser Filmtage setzt die qualitative Messlatte von Anfang an hoch.

Im Rahmen einer offiziellen Pressevorführung gab es die Gelegenheit den isländischen Film vorab zu sehen. Ein folgendes Pressegespräch, zu dem unter anderem die beiden Hauptdarsteller Sigurdur Sigurjónsson und Theódór Júliusson und der Produzent Grimar Jónsson angereist sind, konnte noch einige interessante Hintergrundinformation in Erfahrung gebracht werden.

Für beide Hauptdarsteller ist dieser ernstere Film eigentlich ungewöhnlich; Sigurjónsson ist Mitglied einer Comedy-Gruppe. Beim Betrachten des Films mag man das kaum glauben.

Die beiden Brüder Gudundur, genannt Gummi und Kristinn, genannt Kiddi, leben Haus an Haus, inmitten der Weiten Islands. Beide teilen eine Leidenschaft: Ihre Schafherden, die sie hüten. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf: beide haben seit 40 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen, können sich auf den Tod nicht ausstehen und kommunizieren wenn überhaupt nur über Briefe, die Kiddis Schäferhund überbringen darf.

Als Gummi nur knapp einen Schafzuchtwettbewerb gerade gegen Kiddi verliert, ist er am Boden zerstört. Verärgert verbreitet er das Gerücht, Kiddis Gewinnerschaf habe Scropie, eine unter Schafen gefährliche und extrem virulente Krankheit. Als der Erreger tatsächlich entdeckt wird und den Herden des Tals die Zwangsschlachtung droht, ändert sich für beide Brüder alles…

Auf Island gibt es mehr als dreimal so viele Schafe wie Menschen und gehören zum Land wie kein anderes. Die Schafherden bilden die Lebensgrundlage der beiden ungleichen Brüder. Der Film schafft es durch das gutes Schauspiel die traurige Dramatik des plötzlichen Verlusts ebendieser Lebens- und Existenzgrundlage einzufangen. Auf die emotionale Entwicklung zwischen dem besonnen wirkenden Gummi und dem emotionalen Kiddi im Verlauf der Geschichte wurde ein besonderes Augenmerk gelegt. Das zahlt sich aus: die Wendungen und Spannungen die im Film aufgebaut werden, wirken sehr authentisch, so wirkt das Ende sehr überraschend und unerwartet. Wie jedoch die Geschichte der beiden endet, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden – und unbedingt im Kino herausgefunden werden! Die starke Mischung aus beeindruckenden Bildern Islands und der packenden Geschichte ist auf den Filmtagen noch an folgenden Terminen zu sehen:

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Filmtagebuch 2015 – Live von den Nordischen Filmtagen https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/defilmtagebuch-2015-live-von-den-nordischen-filmtagen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/defilmtagebuch-2015-live-von-den-nordischen-filmtagen/#respond Mon, 02 Nov 2015 23:07:22 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233632 Vom 4. bis 8. November verfallen die Cineasten wieder in Ekstase. Zu den mittlerweile 57. Nordischen Filmtagen lädt Lübeck Filmemacher und viele Gäste aus den nördlichen Ländern Skandinaviens, des Baltikums und darüber hinaus zum größten Lübecker Filmfestival. Grund genug für das StudentenPACK auch dabei zu sein und für euch zu berichten.

In den kommenden Tagen findet ihr hier Berichte, Filmrezensionen und weitere Eindrücke.

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Nordische Filmtage: „Brief an den König“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/nordische-filmtage-brief-an-den-konig/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/nordische-filmtage-brief-an-den-konig/#respond Sat, 01 Nov 2014 16:33:17 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212728 „Wenn jemand drei Tage bei uns lebt, ist er ein Gast. Ab dem vierten Tag ist er Teil der Familie.“

Geduldet von der Gesellschaft verbringen Beritan, Akhbar, Mirza, Zirek, Hassan und Miro einen Tag nach dem anderen in einer abgelegenen Flüchtlingsunterkunft in Norwegen. Eines Tages bekommen sie die Möglichkeit mit einem Bus einen Ausflug nach Oslo zu machen und dort einen Tag lang ihrem Alltag zu entkommen. Jeder von ihnen verbringt diesen Tag anders, als es von den Flüchtlingshelfern geplant war. Anstatt shoppen zu gehen oder durch die Stadt zu bummeln, versuchen alle etwas zu erledigen, was ihnen am Herzen liegt. Beritan will den Tod ihres Mannes rächen während Zirek auf ihre Tochter aufpasst und gleichzeitig versucht einen ganz normalen Tag als Teenager zu verbringen, indem er sich mit seiner Internetbekanntschaft Ingrid trifft. Akhbar, der abgeschoben werden soll, versucht von seinen Arbeitgebern in der Stadt seinen Lohn zu bekommen um doch noch einen Pass auftreiben zu können. Hassan, der „Champion“, sucht eine Stelle als Karate-Lehrer. Miro verbringt den Tag mit seiner Geliebten, mit der er ein Restaurant aufbauen möchte. Und Mirza möchte einen Brief an den norwegischen König zustellen.

Insgesamt gefällt uns der Film, wenn er auch eher dokumentarisch und bedrückend als erheiternd umgesetzt ist. Sicherlich ist das mitunter durch die Flüchtlingsthematik beeinflusst. Im Brief, den Mirza an den König schreibt, schildert er seine persönliche Geschichte von der Flucht und dem langen Leben in Norwegen. Gleichzeitig umschreibt der immer wieder szenenweise verlesene Brief die Lebenssituation aller Protagonisten und erklärt dadurch zum Teil die verschiedenen Motivationen. Hinzu kommen individuelle Interessen, die Suche nach einem normalen Leben, nach innerem Frieden und nach eigener Gerechtigkeit. Der eine Tag in Oslo wird aber nicht den Erwartungen aller Reisenden gerecht. Verständlich, plausibel und mit einem kritischen Blick auf die Flüchtlingspolitik Europas ist der Film insgesamt gelungen. Für einen kurzweiligen Sonntagnachmittag ist er damit jedoch weniger zu empfehlen.

Regisseur Hisham Zaman, der zur Vorstellung vor Ort war, erzählte im Anschluss an den Film, dass es sich bei der Besetzung sowohl um Amateure als auch um professionelle Schauspieler gehandelt hat. Einige von ihnen stammten auch aus seinem persönlichen Umfeld. Einen Unterschied in der schauspielerischen Leistung konnten wir aber nicht feststellen.

Bei den nordischen Filmtagen wird der „Brief an den König“ noch einmal morgen, am 02.11. ab 11:00 Uhr im CineStar Stadthalle gezeigt. Der Film läuft mit Originalton und englischem Untertitel.

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Nordische Filmtage: „Hallohallo“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-hallohallo/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-hallohallo/#respond Fri, 31 Oct 2014 20:26:20 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212723 „Darf man ausreißen wenn man über 40 ist, zwei Kinder hat und Krankenschwester ist?“

Mit einem lauten Schrei begrüßt Disa, die tragische Protagonistin des Films, das Kinopublikum, rutscht aus und schlittert eine kleine Skisprungschanze herunter. Eine gelungene Einführung finden wir, insbesondere weil der Zuschauer emotional gleich auf eine sehr unterhaltsame Komödie eingestimmt wird. Das Schicksal Disas soll dann aber doch anders verlaufen als erwartet. Von ihrem Mann Laban wegen einer anderen Frau verlassen bleibt die schüchterne Krankenschwester mit den beiden gemeinsamen Kindern Alva und Elin zurück. Auch finanziell sieht es nicht rosig für sie aus. In einem Moment scheinbaren Stillstands im Leben tritt dann aber Kent auf, der sympathische, viermal glücklich geschiedene Vater unzähliger Kinder, der sein Leben als Junggeselle jeden Tag mit einer Leichtigkeit zu genießen scheint, von der Disa nur träumen kann. Herumgeschubst von ihrer Chefin und ihrer Mutter entschließt sie sich Kent näher kennenzulernen – und stellt gleichzeitig ihr Leben auf den Kopf. Mit Hilfe von Kampftraining und einer alten Patientin auf ihrer Station, die tiefsinnig mit ihr über ihr Dasein nachdenkt, verändert sich Disa zu einer extrovertierten, vom Schicksal gezeichneten Persönlichkeit.

Es ist ein gelungenes Spiel zwischen trister Realität und alltäglichem Humor. Regisseurin Maria Blom zeigt eine schüchterne, liebevolle, aber einsame Frau, die sich nach einer gescheiterten Ehe in einem kleinen Dorf in Schweden täglich mit den Widrigkeiten des Alltags konfrontiert sieht. Von allen Seiten her scheinen Ansprüche an sie gestellt zu werden: Die Kinder wünschen sich mehr Lego-Steine, die Eltern kritisieren ihre Lebensweise und die kleine Wohnung und die Chefin im Krankenhaus hat keine hohe Meinung von ihr. Als ihr Ex-Mann mit seiner neuen Freundin Camilla ein Kind erwartet zerplatzen zudem endgültig ihre Träume von der Rückkehr in ein glückliches Familienleben.
Von sich selbst überrascht findet sich Disa in einem Selbstverteidigungskurs wieder und beginnt zum ersten Mal zu tun, was sie selbst will. Der Film erzählt vom Streben nach Veränderung, der Suche nach dem eigenen Ich und den vielen kleinen Schritten – vorwärts wie rückwärts – auf dem Weg dorthin. Uns überzeugt der Film, weil er es trotz der vielen Momente, in denen wir der Protagonistin mehr Glück gewünscht hätten, immer wieder schafft, den ganzen Kinosaal zum Lachen zu bringen.
Nachdenklich, humorvoll, unterhaltsam – definitiv eine gute Wahl für einen grauen Novemberabend!

Bei den Nordischen Filmtagen habt ihr noch die Gelegenheit, euch den Film selbst anzusehen. Er läuft in Originalsprache (Schwedisch) mit deutschen Untertiteln noch einmal am 02.11. um 19:30 Uhr im Kolosseum.

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Nordische Filmtage: „Korso“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-korso/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-korso/#respond Fri, 31 Oct 2014 11:00:37 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212679 A not-so lovely boy from Finland

Der zwanzigjährige Markus Hult lebt in Korso – einem heruntergekommenen Stadtteil der unmittelbar nördlich von Helsinki gelegenen Stadt Vantaa. Markus hat weder eine abgeschlossene Schulausbildung noch einen Job. Seine Zeit verbringt er mit seinen Freunden in einer verlassenen Halle – hauptsächlich mit dem Konsum von Alkohol, den sie dort zum Teil sogar selbst herstellen.

Markus großer Traum ist es, nach New York zu reisen und dort eine Karriere als Streetballprofi zu beginnen. So nutzt die Halle auch zum Trainieren. Selten sieht man ihn ohne seinen Ball, den er immer im Rucksack mit sich herumträgt.
Um das nötige Geld für die Reise zu beschaffen und um sich selbst zu beweisen, dass er nicht der unbedeutende „White Boy“ aus Finnland ist, für den der kongolesische Freund seiner Schwester ihn hält, greift er zu drastischen Mitteln.

Nach dem Film hatten wir die Möglichkeit, den Regisseur Akseli Tuomivaara näher kennen zu lernen, der erst kurz vorher in Hamburg gelandet war und sich nun den Fragen des Publikums stellte.
„Korso“ ist Akseli Tuomivaaras erster Spielfilm und gleichzeitig seine Abschlussarbeit an der Universität für Kunst und Design in Helsinki. Die Vorstellung gestern abend im Koki war die Deutschlandpremiere des Films.
Tuomivaara habe drei Jahre lang an „Korso“ gearbeitet – die ersten zwei davon sei er hauptsächlich mit dem Casting beschäftigt gewesen. Es ist schließlich nicht leicht, einen Schauspieler zu finden, der auch noch Streetball spielen kann. Er habe versucht nach Basketballern zu suchen – diese waren jedoch zu sehr „Teamplayer“, und das ist Markus Hult absolut nicht.
Mit Mikko Neuvonen hat Tuomivaara eine gute Wahl getroffen. Neuvonen sei zudem nicht weit von Korso aufgewachsen – so wundert es nicht, dass die Geschichte sehr authentisch wirkt.

Auch wenn wir uns mit der Umgebung und den Problemen, mit denen Markus zu kämpfen hat, wohl nicht identifizieren können – „Korso“ zeichnet ein Bild eines jungen Mannes, der trotz aller Widrigkeiten am Ende den richtigen Weg für sich findet.
Allein um diese Entwicklung beobachten zu können, lohnt sich ein Kinobesuch.

Im Rahmen der Nordischen Filmtage wird „Korso“ am Samstag, den 01.11. um 17:15 Uhr noch einmal im CineStar gezeigt.

Karten gibt es für 7,50€ online oder direkt im CineStar Stadthalle zu kaufen.

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Nordische Filmtage: „Itsi Bitsi“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-itsi-bitsi/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-itsi-bitsi/#respond Thu, 30 Oct 2014 22:08:41 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212673 „Itsi bitsi ta’ med mig til nepal!“

Itsi bitsi, reise mit mir bis nach Nepal – so lautet der Beginn des Refrains des dänischen Kult-Rock-Songs „Itsi bitsi“. Genau diesen Namen hat der dänische Regisseur Ole Christian Madsen für seine Verfilmung der Lebensgeschichte Eik Skaløes (gespielt von Joachim Fjelstrup) gewählt.

Eiks Leben selbst gleicht der besungenen Reise. Beginnend als Aktivist in Kopenhagen gegen das nukleare Wettrüsten zu Anfang der 60er Jahre nimmt sein Leben eine entscheidende Wende, als er die von Marie Tourell Søderberg gespielte Iben Rasmussen kennenlernt. Er verliebt sich augenblicklich in die Liebe seines Lebens. Gemeinsam gehen sie auf Reisen, die sie quer durch Europa, Afrika und den nahen Osten führen und von einem Geflecht aus Drogen, Musik und sexuellen Erfahrungen geprägt sind. Ibens Wunsch nach Ungebundenheit und freier Liebe stehen Eiks Versuchen gegenüber, sie für sich allein zu gewinnen.

Durch die Gründung der Rockband Steppeulvene, benannt nach dem Buch Steppenwolf von Hermann Hesse, startet er nach vielen Wirren und Trennungen Iben für sich zu gewinnen…

In einer stilistisch bunten Welt der Hippieszene der 60er stellt Ole Christian Madsen das Porträt einer nach Freiheit und Liebe suchenden Generation dar und schafft es, das Lebensgefühl und die Atmosphäre überzeugend und differenziert rüberzubringen. Die Verführung und Abgründe des Drogenkonsums werden ebenso wie freizügige Sexszenen ungeschönt gezeigt und überlassen es dem Zuschauer selbst, sich ein Bild zu machen. Die von der glücklosen Liebe geprägte Reise Eiks wird mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen gut in Szene gesetzt.

Wollt ihr euch in diese Zeit mitnehmen lassen, so nutzt noch eine der weiteren Gelegenheiten, den Film auf den Nordischen Filmtagen zu sehen – er läuft erst im Frühjahr 2015 in den Kinos an.

Der Film läuft im dänischen Originalton mit englischen Untertiteln noch zu folgenden Zeiten:

31.10. 23:15 Cinestar (Kino 2)

01.11. 13:30 Kolosseum

02.11. 19:30 Cinestar (Kino 5)

http://www.luebeck.de/filmtage/filmdb/de/movie/view/2014/6486.html

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