Kalbsbach. Tiefste deutsche Pampa. Biedere Tapeten, alte rustikale Möbel, eine Kneipe wie sie im Lübecker Ranzkneipenführer zu finden sein könnte. Dieser ereignislosen Szenerie will der verschlossene und stocksteife Gunnar (Julien Eduard Lickert) entkommen. Und macht sich mit dem Volvo seines Vaters auf den Weg zum Campingurlaub nach Italien. Das war zumindest der Plan – bis er auf die quirlige, schlagfertige Tramperin Zoe (Odine Johne) trifft. Was zunächst nur eine kurze gemeinsame Fahrt ist, verändert den ganzen Plan und bringt beide auf eine verrückte Reise quer durch Schweden. Dabei sorgen die so unterschiedlichen Charaktere von Gunnar und Zoe immer wieder für komische Szenen. Als dann auch noch Gunnars Auto geklaut wird scheint das Chaos komplett.

Der Film ist das Spielfilmdebut des jungen Regisseurs Nicolas Ehret, welcher gleichzeitig auch das Drehbuch geschrieben hat. Im ersten Studienjahr an der Filmakademie Ludwigsburg entstanden, in dem üblicherweise nur Kurzfilme gemacht wurden, führten Ehret und seine Kollegen schon die Filmaufnahmen durch. Ohne Hilfe Co-Produzierender Firmen oder Filminstitute sind sie mit zwei Autos und knapp einem Dutzend Mitarbeitern quer durch Schweden gefahren. Wie sie in der Fragerunde nach dem Film deutlich gemacht haben, ist dabei vieles spontan entstanden und professionelle Producer hätten wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zerbrochen.

Doch diesem Film hat das nicht geschadet, im Gegenteil. Spontan entstandene Szenen wie der Versuch Gunnars, an einer schwedischen Tankstelle Zigaretten zu kaufen ohne ein Wort Schwedisch oder Englisch zu beherrschen prägen den lustigen Film. Der Film nimmt sich, obwohl Road-Movie mehr Zeit für die Charakterentwicklung von Gunnar und Zoe als typische Landschaftsaufnahmen zu zeigen. Lange Szenen des Dialogs und der Gesichtsmimik – insbesondere die großartige “waszumteufelsollichjetzttun” Mimik Gunnars ist wunderbar überzeugend und macht den Film neben den vielen emotionalen Wendungen zu einem großen Spaß.

Die Vorführung während der Nordischen Filmtage war die Uraufführung des Films. Leider finden in diesem Rahmen keine weitere Vorstellung statt. Es bleibt zu hoffen, dass die Versuche einen Filmverleih zu finden erfolgreich sind – damit man bald die Gelegenheit haben kann, den Film erneut zu sehen!

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