Oliver Grundei – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 01 Jul 2017 14:55:44 +0000 de-DE hourly 1 Der Kanzler wird Staatssekretär https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/der-kanzler-wird-staatssekretaer/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/der-kanzler-wird-staatssekretaer/#respond Sat, 01 Jul 2017 11:01:38 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=288459
Oliver Grunde mit Peter Dominiak (2016)Lukas Ruge | StudentenPACK.

Oliver Grunde mit Peter Dominiak (2016)

Der Kanzler der Universität zu Lübeck, Dr. Oliver Grundei, wird die Universität zu Lübeck nach zehn Jahren Amtszeit verlassen, um in der neuen CDU-Regierung ein Amt als Staatssekretär im Wissenschaftsministerium zu übernehmen.

Der 1970 geborene Grundei kennt die Stadt an der Förde, denn er hat dort von 2001 bis 2005 an der Universität gearbeitet und dort auch seine Promotion abgelegt, nachdem er in Kiel, Heidelberg, Jena und Tübingen Rechtswissenschaften studiert hatte. 2007 wurde Grundei Kanzler der Universität zu Lübeck. Als Kanzler übersah er die Verwaltung der Universität, saß dem Haushaltsausschuss vor und koordinierte die Zusammenarbeit mit dem UKSH. 2012 war er für weitere 6 Jahre im Amt wiedergewählt worden, die reguläre Amtszeit hätte 2019 geendet.

Rückblickend auf eine Dekade in Lübeck werden Grundei besonders die “engagierten und motivierten Menschen in allen Mitgliedergruppen der Universität” in Erinnerung bleiben, beschreibt er dem StudentenPACK, sowie die großen Projekte wie ” die Univision 2020, die 2009 begann und den ersten Struktur- und Entwicklungsplan hervorbrachte, der die Auflösung der Fakultäten und die Bildung von Forschungszentren vorsah, dann kurz danach der Kampf um den Erhalt der Medizin sowie die Begehung durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2010; später dann der Prozess zur Umwandlung der Universität in eine Stiftung öffentlichen Rechts sowie die Etablierung zahlreicher neuer Studiengänge und Professuren gerade im Zusammenhang mit dem Hochschulpakt 3.”

BildunterschriftLukas Ruge | StudentenPACK.

2010: Der Kampf um den Erhalt der Medizin.

Der Wechsel in die Landesregierung kommt nicht überraschend. Seit 2010 ist der Kanzler Mitglied des Arbeitskreises Hochschulpolitik der Union und war bereits im Wahlkampf im Schattenkabinet von Daniel Günther. Doch warum ist ein Kanzler der Universität, die 2010 gegen eine CDU-Regierung um ihre Existenz kämpfen musste in der CDU? “Zunächst kann man meines Erachtens feststellen, dass die letzten 20 Jahre Wissenschaftspolitik in Schleswig-Holstein – unabhängig von der Zusammensetzung der jeweiligen Landesregierung – immer wieder fragwürdige wissenschaftspolitische Entscheidungen hervorbrachte, die letztlich nicht zur Stärkung des Wissenschaftssystems beitrugen.” relativiert Grundei gegenüber dem StudentenPACK die Bedeutung einer Partei in dieser Angelegenheit. Er räumt allerdings ein: “Damals 2010 ist besonders deutlich geworden, dass die Bedeutung der Wissenschaft in unserem Bundesland leider nicht den angemessenen Stellenwert genießt.” Letztlich, so Grundei, habe die Landesregierung später “diesen Fehler auch eingestanden und sich anschließend nicht nur für den Fortbestand, sondern auch für die Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität eingesetzt.” Er werte es als Signal für den Standort Lübeck und mehr noch für die Wissenschaft, wenn die CDU mit ihm nicht nur ein Mitglied der Universität zu Lübeck, sondern eben auch ein Mitglied einer Hochschulleitung für das Amt des Wissenschaftsstaatssekretärs nominiere, anstatt – wie sonst in Schleswig-Holstein üblich – eine fachfremde Person für dieses Amt auszuwählen.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.

In seinem Amt war Grundei auch an der Umwandlung zur Stiftungsuniversität, der größten Veränderung an der Universität der letzten Zeit, beteiligt. Die CDU stimmte damals gegen das Stiftungsgesetz. Die SPD geführte Regierung hatte bestimmt, dass im Stiftungsrat auch immer ein Gewerkschafter sitzen muss, der zukünftige Ministerpräsident Daniel Günther nannte dies einen “Kniefall vor der Gewerkschaft Verdi” und verglich Schleswig-Holstein mit einer Bananenrepublik. Wie steht Grundei heute zur Zusammensetzung des Stiftungsrates? “Leider wurde dann in der weiteren parlamentarischen Befassung die Vorschrift zum Stiftungsrat gegen den erklärten Wunsch der Universität durch die damaligen Mehrheitsfraktionen verändert. Die CDU unterstützte dagegen die Position der Universität, die Vorschrift zur Besetzung des Stiftungsrats in der ursprünglichen Fassung zu erhalten.” sagt Grundei.

Grundei saß als Kanzler in verschiedenen Arbeitskreisen, darunter dem Kanzlerarbeitskreis Hochschulmedizin und Fortbildung und sitzt im Verwaltungsrat des Studentenwerks Schleswig-Holstein.

Für die Zukunft wünscht Grundei der Universität, die nun neben einem neuen Präsidenten auch noch einen neuen Kanzler suchen darf, “Alles erdenklich Gute!” und dass es ihr gelingt “den außergewöhnlichen Zusammenhalt und die außergewöhnliche Motivation der Universitätsmitglieder zu erhalten.” Die Position wird vorläufig kommissarisch besetzt und erst nach der Ernennung eines neuen Präsidenten ausgeschrieben.

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Ein Signal für Lübeck und die Wissenschaft https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/ein-signal-fuer-luebeck-und-die-wissenschaft/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/ein-signal-fuer-luebeck-und-die-wissenschaft/#respond Sat, 01 Jul 2017 08:00:35 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=288462 Nach zehn Jahren als Kanzler verlässt Oliver Grundei die Universität zu Lübeck um als Staatssekretär in Kiel zu Arbeiten. Dem StudentenPACK beantwortete er einige Fragen.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.

StudentenPACK: Sie sind seit 10 Jahren Kanzler der Universität zu Lübeck: Was sind Ihre Motivationen um einen Posten in der Regierung zu übernehmen?

Oliver Grundei: Die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Wissenschaft künftig stärker mitgestalten zu können und der Wissenschaft im politischen Raum ein Stück weit mehr zu dem Stellenwert zu verhelfen, der ihr eigentlich gebührt, und dieses – auch wenn es pathetisch klingt – zum Wohle des Landes und seiner Menschen.

PACK: Woran werden Sie sich nach 10 Jahren Kanzlerschaft besonders erinnern?

Grundei: Die spannenden Themen, zu denen an der Universität zu Lübeck geforscht und gelehrt wird. Sehr viele engagierte und motivierte Menschen in allen Mitgliedergruppen der Universität, die ich kennenlernen und mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Und dann natürlich die großen Projekte, wie die Univision 2020, die 2009 begann und den ersten Struktur- und Entwicklungsplan hervorbrachte, der die Auflösung der Fakultäten und die Bildung von Forschungszentren vorsah, dann kurz danach der Kampf um den Erhalt der Medizin sowie die Begehung durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2010; später dann der Prozess zur Umwandlung der Universität in eine Stiftung öffentlichen Rechts sowie die Etablierung zahlreicher neuer Studiengänge und Professuren gerade im Zusammenhang mit dem Hochschulpakt 3.

Protest gegen die Schließung der Uni in Kiel. Juli 2010.Lukas Ruge

Protest gegen die Schließung der Uni in Kiel. Juli 2010.

PACK: Eine der größten Veränderungen war sicherlich die Umwandlung in die Stiftungsuniversität. Ihre Partei hat damals gegen das Stiftungsuni-Gesetz gestimmt, da die Besetzung des Stiftungsrates für sie nicht in Ordnung war. Wie stehen Sie heute zum Stiftungsrat?

Grundei: Mit dem CDU-geführten Wissenschaftsministerium wurden im Frühjahr 2012 die Eckpunkte ausgehandelt, die dann auch Grundlage der späteren Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität waren. Die zwischen dem dann später SPD-geführten Ministerium und der Universität 2013 geeinte Besetzung des Stiftungsrats wurde in den Gesetzentwurf aufgenommen und von allen Landtagsparteien mitgetragen. Leider wurde dann in der weiteren parlamentarischen Befassung die Vorschrift zum Stiftungsrat gegen den erklärten Wunsch der Universität durch die damaligen Mehrheitsfraktionen verändert. Die CDU unterstützte dagegen die Position der Universität, die Vorschrift zur Besetzung des Stiftungsrats in der ursprünglichen Fassung zu erhalten.

PACK: 2010, als eine CDU-geführte Regierung auf die Idee kam, die Uni “kaputt zu konsolidieren”, musste die Uni um ihre Existenz kämpfen. Nun wechselt der Kanzler der Uni nach Kiel in eine CDU-Regierung. Warum?

Grundei: Zunächst kann man meines Erachtens feststellen, dass die letzten 20 Jahre Wissenschaftspolitik in Schleswig-Holstein – unabhängig von der Zusammensetzung der jeweiligen Landesregierung – immer wieder fragwürdige wissenschaftspolitische Entscheidungen hervorbrachte, die letztlich nicht zur Stärkung des Wissenschaftssystems beitrugen. Damals 2010 ist besonders deutlich geworden, dass die Bedeutung der Wissenschaft in unserem Bundesland leider nicht den angemessenen Stellenwert genießt. Die damalige Landesregierung hatte sich mit der Einrichtung der sog. Haushaltsstrukturkommission zum Ziel gesetzt, das strukturelle Defizit des Landes abzubauen, was ja grundsätzlich nicht zu kritisieren ist. Bei der sicherlich nicht einfachen Abwägung möglicher Maßnahmen ist dann aus meiner Sicht auch der volkswirtschaftliche Wert der Medizin an der Universität zu Lübeck falsch eingeschätzt worden. Letztlich hat die CDU und ihre damaligen prominentesten Vertreter in der Auseinandersetzung um den Erhalt der Medizin an der Universität zu Lübeck, Peter Harry Carstensen und Jost de Jager, diesen Fehler auch eingestanden und sich anschließend nicht nur für den Fortbestand, sondern auch für die Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität eingesetzt. Und umgekehrt werte ich es auch als Signal für den Standort Lübeck und mehr noch für die Wissenschaft, wenn die CDU mit mir nicht nur ein Mitglied der Universität zu Lübeck, sondern eben auch ein Mitglied einer Hochschulleitung für das Amt des Wissenschaftsstaatssekretärs nominiert, anstatt – wie sonst in Schleswig-Holstein üblich – eine fachfremde Person für dieses Amt auszuwählen.

Jost de Jager - Hat schon immer recht!Thorsten Biet

Jost de Jager (2010)

PACK: Wird Ihr Posten unverzüglich neu besetzt oder hat der zukünftige Präsident / die zukünftige Präsidentin auch Einfluss darauf, wer Ihr Nachfolger wird?

Grundei: Das Präsidium hat entschieden, die Stelle zunächst kommissarisch zu besetzen und erst dann auszuschreiben, wenn eine neue Präsidentin/ ein neuer Präsident ihr/sein Amt angetreten hat. Das wird also erst frühestens Ende des Jahres, vielleicht auch erst Anfang nächsten Jahres passieren können.

Beim Auswahlverfahren für die Wiederbesetzung der Kanzlerstelle ist die Präsidentin/der Präsident kraft Gesetzes (§ 25 Abs. 2 HSG) Vorsitzende/r der Findungskommission und hat zudem das Recht, einzelne Kandidaten/Kandidatinnen abzulehnen. Am Ende unterbreitet die Findungskommission dann dem Senat einen Wahlvorschlag mit mindestens zwei Personen.

PACK: Was wünschen Sie der Universität für ihre Zukunft?

Grundei: Natürlich alles erdenklich Gute! Und etwas konkreter, dass sie ihr ganz spezifisches wissenschaftliches Profil weiterhin mit Augenmaß schärft und ggfs. fortentwickelt und weiterhin bereit ist, diesen wissenschaftlichen Stratifizierungsprozess mit geeigneten, teilweise auch innovativen Strukturen zu unterstützen. Und bei alldem sollte es gelingen, den außergewöhnlichen Zusammenhalt und die außergewöhnliche Motivation der Universitätsmitglieder zu erhalten.

 

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