Nach zehn Jahren als Kanzler verlässt Oliver Grundei die Universität zu Lübeck um als Staatssekretär in Kiel zu Arbeiten. Dem StudentenPACK beantwortete er einige Fragen.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.

StudentenPACK: Sie sind seit 10 Jahren Kanzler der Universität zu Lübeck: Was sind Ihre Motivationen um einen Posten in der Regierung zu übernehmen?

Oliver Grundei: Die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Wissenschaft künftig stärker mitgestalten zu können und der Wissenschaft im politischen Raum ein Stück weit mehr zu dem Stellenwert zu verhelfen, der ihr eigentlich gebührt, und dieses – auch wenn es pathetisch klingt – zum Wohle des Landes und seiner Menschen.

PACK: Woran werden Sie sich nach 10 Jahren Kanzlerschaft besonders erinnern?

Grundei: Die spannenden Themen, zu denen an der Universität zu Lübeck geforscht und gelehrt wird. Sehr viele engagierte und motivierte Menschen in allen Mitgliedergruppen der Universität, die ich kennenlernen und mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Und dann natürlich die großen Projekte, wie die Univision 2020, die 2009 begann und den ersten Struktur- und Entwicklungsplan hervorbrachte, der die Auflösung der Fakultäten und die Bildung von Forschungszentren vorsah, dann kurz danach der Kampf um den Erhalt der Medizin sowie die Begehung durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2010; später dann der Prozess zur Umwandlung der Universität in eine Stiftung öffentlichen Rechts sowie die Etablierung zahlreicher neuer Studiengänge und Professuren gerade im Zusammenhang mit dem Hochschulpakt 3.

Protest gegen die Schließung der Uni in Kiel. Juli 2010.Lukas Ruge

Protest gegen die Schließung der Uni in Kiel. Juli 2010.

PACK: Eine der größten Veränderungen war sicherlich die Umwandlung in die Stiftungsuniversität. Ihre Partei hat damals gegen das Stiftungsuni-Gesetz gestimmt, da die Besetzung des Stiftungsrates für sie nicht in Ordnung war. Wie stehen Sie heute zum Stiftungsrat?

Grundei: Mit dem CDU-geführten Wissenschaftsministerium wurden im Frühjahr 2012 die Eckpunkte ausgehandelt, die dann auch Grundlage der späteren Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität waren. Die zwischen dem dann später SPD-geführten Ministerium und der Universität 2013 geeinte Besetzung des Stiftungsrats wurde in den Gesetzentwurf aufgenommen und von allen Landtagsparteien mitgetragen. Leider wurde dann in der weiteren parlamentarischen Befassung die Vorschrift zum Stiftungsrat gegen den erklärten Wunsch der Universität durch die damaligen Mehrheitsfraktionen verändert. Die CDU unterstützte dagegen die Position der Universität, die Vorschrift zur Besetzung des Stiftungsrats in der ursprünglichen Fassung zu erhalten.

PACK: 2010, als eine CDU-geführte Regierung auf die Idee kam, die Uni “kaputt zu konsolidieren”, musste die Uni um ihre Existenz kämpfen. Nun wechselt der Kanzler der Uni nach Kiel in eine CDU-Regierung. Warum?

Grundei: Zunächst kann man meines Erachtens feststellen, dass die letzten 20 Jahre Wissenschaftspolitik in Schleswig-Holstein – unabhängig von der Zusammensetzung der jeweiligen Landesregierung – immer wieder fragwürdige wissenschaftspolitische Entscheidungen hervorbrachte, die letztlich nicht zur Stärkung des Wissenschaftssystems beitrugen. Damals 2010 ist besonders deutlich geworden, dass die Bedeutung der Wissenschaft in unserem Bundesland leider nicht den angemessenen Stellenwert genießt. Die damalige Landesregierung hatte sich mit der Einrichtung der sog. Haushaltsstrukturkommission zum Ziel gesetzt, das strukturelle Defizit des Landes abzubauen, was ja grundsätzlich nicht zu kritisieren ist. Bei der sicherlich nicht einfachen Abwägung möglicher Maßnahmen ist dann aus meiner Sicht auch der volkswirtschaftliche Wert der Medizin an der Universität zu Lübeck falsch eingeschätzt worden. Letztlich hat die CDU und ihre damaligen prominentesten Vertreter in der Auseinandersetzung um den Erhalt der Medizin an der Universität zu Lübeck, Peter Harry Carstensen und Jost de Jager, diesen Fehler auch eingestanden und sich anschließend nicht nur für den Fortbestand, sondern auch für die Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität eingesetzt. Und umgekehrt werte ich es auch als Signal für den Standort Lübeck und mehr noch für die Wissenschaft, wenn die CDU mit mir nicht nur ein Mitglied der Universität zu Lübeck, sondern eben auch ein Mitglied einer Hochschulleitung für das Amt des Wissenschaftsstaatssekretärs nominiert, anstatt – wie sonst in Schleswig-Holstein üblich – eine fachfremde Person für dieses Amt auszuwählen.

Jost de Jager - Hat schon immer recht!Thorsten Biet

Jost de Jager (2010)

PACK: Wird Ihr Posten unverzüglich neu besetzt oder hat der zukünftige Präsident / die zukünftige Präsidentin auch Einfluss darauf, wer Ihr Nachfolger wird?

Grundei: Das Präsidium hat entschieden, die Stelle zunächst kommissarisch zu besetzen und erst dann auszuschreiben, wenn eine neue Präsidentin/ ein neuer Präsident ihr/sein Amt angetreten hat. Das wird also erst frühestens Ende des Jahres, vielleicht auch erst Anfang nächsten Jahres passieren können.

Beim Auswahlverfahren für die Wiederbesetzung der Kanzlerstelle ist die Präsidentin/der Präsident kraft Gesetzes (§ 25 Abs. 2 HSG) Vorsitzende/r der Findungskommission und hat zudem das Recht, einzelne Kandidaten/Kandidatinnen abzulehnen. Am Ende unterbreitet die Findungskommission dann dem Senat einen Wahlvorschlag mit mindestens zwei Personen.

PACK: Was wünschen Sie der Universität für ihre Zukunft?

Grundei: Natürlich alles erdenklich Gute! Und etwas konkreter, dass sie ihr ganz spezifisches wissenschaftliches Profil weiterhin mit Augenmaß schärft und ggfs. fortentwickelt und weiterhin bereit ist, diesen wissenschaftlichen Stratifizierungsprozess mit geeigneten, teilweise auch innovativen Strukturen zu unterstützen. Und bei alldem sollte es gelingen, den außergewöhnlichen Zusammenhalt und die außergewöhnliche Motivation der Universitätsmitglieder zu erhalten.

 

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