Carlotta Derad – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Mon, 29 Oct 2018 12:24:54 +0000 de-DE hourly 1 Pöbeln für den Flughafen https://www.studentenpack.de/index.php/2018/04/poebeln-fuer-den-flughafen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/04/poebeln-fuer-den-flughafen/#comments Sat, 28 Apr 2018 10:15:25 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=373431
Der frischgebackene Honorarprofessor Prof. Dr. Stöcker (Mitte) mit dem damaligen Uni-Präsidenten Prof. Dr. Dominiak (links) und Prof. Dr. Zillikens (rechts) bei der Verleihung 2011.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Der frischgebackene Honorarprofessor Prof. Dr. Stöcker (Mitte) mit dem damaligen Uni-Präsidenten Prof. Dr. Dominiak (links) und Prof. Dr. Zillikens (rechts) bei der Verleihung 2011.

Post, die „An alle Haushalte“ adressiert ist, ist ja meistens Werbung für Strom- oder Internetanbieter. Diesmal kommt sie von Winfried Stöcker, einem Lübecker Honorarprofessor. Und es geht darin nicht um günstigen Strom, sondern darum, was ihr am nächsten Sonntag bei der Bürgerschaftswahl wählen oder besser nicht wählen solltet. Wer ist dieser Mann? Was hat das mit der Uni zu tun? Und warum hat er offenbar ein großes Interesse daran, wer die zukünftige Bürgerschaft bildet?

Seinen Brief begründet Stöcker damit, dass er Orientierung in seinem Wirkungsbereich – also seinen Firmenmitarbeitern – geben möchte. Mit seiner Postwurfsendung erweitert er diesen „Wirkungsbereich“ nun erheblich. Im vollen Wortlaut kann der Brief auf seinem Blog nachgelesen werden.

Nachdem er sein Unternehmen als familien- und arbeitnehmerfreundlich beschreibt, beginnt Stöcker mit einem Rundumschlag zur Bundespolitik der letzten Jahre: Thematisch von der „irrsinnigen Willkommenszusage der Bundeskanzlerin“ über Dieselmotoren und Atomausstieg zum Veggie-Tag springend wirft er den Parteien nahezu über das komplette politische Spektrum hinweg fehlende Kompromissbereitschaft, Unfähigkeit, mangelnde Weitsicht, und „am laufenden Band die größten Dummheiten“ vor. Schlussendlich gelangt er auf der zweiten Seite im letzten Absatz zum einzigen Thema, das für die Lübecker Bürgerschaftswahl relevant ist: Dem Lübecker Flughafen. „Stoppen Sie Rot-Grün!“, schreibt er in diesem Zusammenhang und wirbt für die Wahl eines Parlaments, das den Flughafen unterstützt. Deshalb sollten die Lübecker „anständige Leute mit besseren Manieren“ wählen. Warum interessiert sich Stöcker so sehr für den Lübecker Flughafen? Diese Information unterschlägt Stöcker, die Antwort darauf ist jedoch sehr einfach: Es ist sein Flughafen.

Wer ist dieser Mann, der offenbar viel Geld hat und es in den Lübecker Flughafen investiert? Der Name Winfried Stöcker ist in Lübeck bei weitem kein unbekannter. Der mittlerweile 71jährige Labormediziner stammt ursprünglich aus der Oberlausitz, floh nach eigener Aussage in Jugendjahren aus der DDR nach Westdeutschland, weil seine Familie Benachteiligungen ausgesetzt gewesen sei, studierte in Würzburg Medizin und kam nach seiner Promotion im Jahr 1979 an die damalige Medizinische Universität Lübeck, wo er Labormediziner wurde. 1987 machte er sich selbstständig und gründete EUROIMMUN, eine Firma, die Labordiagnostika herstellt. Diese ist außerordentlich erfolgreich: Im letzten Jahr verkaufte er die Firma an den US-Konzern Perkin-Elmer – für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro. Seit vielen Jahren trägt Stöcker den Titel „Professor“, einerseits von der Medizinischen Tongij-Hochschule im chinesischen Wuhan, andererseits von der Universität zu Lübeck. Seit 2011 ist er ihr Honorarprofessor.

Überregionale Bekanntheit verschaffte ihm aber seine Tätigkeit als Investor. Neben einem Kaufhaus in Görlitz gehört ihm unter anderem seit 2016 der Lübecker Flughafen. Für Schlagzeilen sorgte Stöcker aber mit seinem Mund. Immer wieder predigte er bei öffentlichen Auftritten, in Interviews und im Internet vom „Sturz der Kanzlerin Merkel“, der „Islamisierung Deutschlands“ und von „reisefreudigen Afrikanern“. Migranten hätten „kein Recht, sich in Deutschland festzusetzen und darauf hinzuarbeiten, uns zu verdrängen“. Auch Menschen, die viele Jahre bei ihm arbeiteten, wolle er „am liebsten wieder nach Hause schicken“. Begriffe wie „Neger“ und „Überfremdung“ lasse er sich nicht verbieten. 2016 empört er sich bei einer Modenschau über Muslima, 2017 erteilt ihm die Lübecker Kirche St. Jakobi Hausverbot, weil er in dieser in einer Weihnachtsansprache bei der Euroimmun-Firmenweihnachtsfeier die #MeToo-Debatte heftig kritisierte – unter anderem riet er, Frauen sollten sich weniger aufreizend anziehen, Männer hingegen sollten an diese „ran gehen“ und viele Kinder zeugen, „dass wir dem mutwillig herbeigeführten, sinnlosen Ansturm unberechtigter Asylanten etwas entgegensetzen können“. Mehrere Gerichtsverfahren gegen ihn laufen. Hinter dem Gegenwind, der ihm nach solchen Aussagen entgegenwehte, vermute er die „SPD-verbundene Presse in Görlitz und Lübeck“, die einen „Feldzug“ gegen ihn führe.

Mehrmals wurde die Causa „Stöcker“ auch an der Uni diskutiert. Der damalige Präsident Prof. Lehnert distanzierte sich in einer Pressemitteilung „von dem Gedankengut, das Prof. Dr. Winfried Stöcker […] geäußert hat, […] auf das Nachdrücklichste“. Im Januar 2018 erschien ein offener Brief ehemaliger Uniprofessoren, der die aktuelle Universitätspräsidentin, Prof. Gillessen-Kaesbach, dazu auffordert, Worten Taten folgen zu lassen und Stöcker die Honorarprofessur abzuerkennen, damit der Name der Universität nicht weiter beschädigt werde. Stöcker sei „ein kühl berechnender Geschäftsmann, der sich durch seine Position in einer unreflektierten Allmacht fühlt“. In ihrer zweiten Amtswoche positionierte sich Prof. Gillessen-Kaesbach klar gegen die „inakzeptablen Äußerungen eines Unternehmers“ und kündigte an, sie wolle sich „mit dem Thema im Präsidium intensiv beschäftigen“. Nur: Passiert ist nichts. Eine Prüfung habe ergeben, dass es rechtlich nicht möglich sei, Stöcker den Titel zu entziehen. Eine Zusammenarbeit mit diesem gebe es aber über die auslaufenden Kooperationen hinaus auch nicht mehr. Auch die Stadt Lübeck nimmt keine Gelder von ihm mehr an.

Und dann ist da die Sache mit dem Flughafen: Letztes Jahr hat Stöcker, bis dahin Mehrheitsaktionär bei EUROIMMUN, seine Aktien an Perkin Elmer verkauft, die übrigen Vorstandsmitglieder wollten nachziehen. Seitdem ist Stöcker „nur noch“ CEO in der Firma, die er gegründet und aufgebaut hat, die er durch Krisen geführt und zu einem weltweit agierenden Unternehmen gemacht hat. Seit mehr als 30 Jahren ist EUROIMMUN ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens und nun, da die Aktien verkauft sind, ist da plötzlich viel Leere. Jüngst entdeckte Stöcker ein weiteres Betätigungsfeld: Die Lokalpolitik. Seit zwei Jahren ist er Mitglied der FDP Groß Grönau, die sich über den direkten Kontakt zum Flughafen sehr freue.

Dieser scheint ihm eine Herzensangelegenheit zu sein, liegt er doch nur einen Steinwurf entfernt vom EUROIMMUN-Gelände. Vom Erhalt und Ausbau des Flughafens profitiert auch er und so ist es nicht verwunderlich, dass Stöcker sich seit Jahren dafür einsetzt. Schon 2010 forderte er die Bürger in den Lübecker Nachrichten dazu auf, sich für den Erhalt des Flughafens einzusetzen. Damals waren Finanzierung und Zukunft des Flughafens ungewiss, ein Bürgerbegehren sollte den Erhalt für eine absehbare Zeit sichern, nachdem sich kurz zuvor der damalige Mehrheitsgesellschafter Infratil zurückgezogen hatte. Dessen Pläne zum Ausbau des Flughafens waren zuvor mehrfach an Naturschutzbelangen gescheitert. Das Bürgerbegehren war erfolgreich und der Flughafen wurde – auf Sparflamme und ohne Ausbau – von der Stadt Lübeck weiter betrieben, bis 2012 sollte ein Investor gefunden werden.

An der Frage, ob der Lübecker Flughafen an Mohamad Rady Amar, einen ägyptischen Geschäftsmann, verkauft werden sollte, zerbrach 2012 die rot-rot-grüne Koalition. Stöcker veröffentlichte weitere Inserate in den Lübecker Nachrichten, in denen er für den Erhalt des „Traditionsflughafens“ warb und dafür, die künftigen Perspektiven statt der negativen Bilanzen der Vergangenheit zu betrachten. Darüber hinaus drohte er an, große Erweiterungen seines Unternehmens nicht in Lübeck, sondern an anderen Standorten zu realisieren, sollte der Lübecker Flughafen geschlossen werden. Letztlich wurde der Flughafen doch an den ägyptischen Investor verkauft und blieb erhalten. Nach dem Abtauchen des Investors im Jahr 2014 musste der Flughafen Insolvenz anmelden.

Auch der folgende chinesische Investor, der eine Flugschule eröffnen wollte, meldete nach gut einem Jahr Insolvenz an. Daraufhin kaufte 2016 Stöcker den Flughafen. Als ortsansässiger Unternehmer mit einem eigenen geschäftlichen Interesse am Erhalt und Ausbau des Flughafens wurde er hierfür nicht nur von der IHK gelobt. Seitdem hat sich – zumindest vom Vorbeifahren aus dem Zug aus betrachtet – nicht viel getan, doch zum Zeitpunkt seines Kaufs kündigte Stöcker an, einen Plan zu haben. Dass das Oberverwaltungsgericht in Schleswig im Februar die Klage der Gemeinde Groß Grönau gegen den für den Ausbau des Flughafens notwendigen Planfeststellungsbeschluss abwies, dürfte in diesen Plan passen. Und auch wenn noch andere Klagen anhängig sind, bedeutet das zunächst Rückenwind für Stöcker und den Flughafenausbau. Politischer Gegenwind aus der Bürgerschaft dürfte ihm da denkbar ungelegen kommen.

Aber darf ein Honorarprofessor dieser Universität öffentlich Wahlempfehlungen herausgeben?

Folgt man der Satzung der Universität, sollte der Titel entzogen werden, wenn Gründe vorliegen „die bei einer Beamtin/einem Beamten auf Lebenszeit zur Entfernung aus dem Dienst führen“. Und obgleich für Beamte natürlich auch die Meinungsfreiheit gilt, legt ihnen der Staat ein sogenanntes “politisches Mäßigungsgebot” auf. Soll heißen: Wenn man für den Staat arbeitet, muss die politische Meinungsäußerung “zurückhaltend erfolgen, dass das öffentliche Vertrauen in seine unparteiische, gerechte und gemeinwohlorientierte Amtsführung keinen Schaden nimmt”. So formuliert es eine Analyse des Vereins “Junge Wissenschaft im Öffentlichen Recht” von 2016.

Auch das universitäre Leitbild, besonders im Zuge der 2014 von Stöcker in einem Interview getätigten Aussagen, passt eigentlich so gar nicht zu einer weiteren Verbindung mit dem Unternehmer. „Toleranz, Weltoffenheit und ein klares Bekenntnis zu multikulturellem Denken und Handeln sind unveräußerliche Werte unserer Campus-Kultur“, schrieb der damalige Universitätspräsident Lehnert in einer Pressemitteilung und unterzeichnete 2016 eine “Charta der Vielfalt”. Die aktuelle Uni-Präsidentin Gillessen-Kaesbach bezeichnete die in Stöckers letzter Weihnachtsansprache getätigten Aussagen als “inakzeptabel“. Und doch werden sie immer wieder akzeptiert.

Auch dieses Mal wird wieder nichts geschehen, wenn ein Professor der Universität Briefe unter anderem an die Studierenden verschickt, in denen er Wahlempfehlungen ausspricht und verborgen unter Pöbelei und Selbsterhöhung eigentlich nur die politische Landschaft zugunsten seines Investitionsprojektes verändern möchte. Es scheint, als gäbe es für die Universität Lübeck keine Grenze, die Prof. Dr. Stöcker nicht überschreiten darf.

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Science Convention für Studenten 2017 https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/science-convention-fuer-studenten-2017/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/science-convention-fuer-studenten-2017/#respond Fri, 27 Oct 2017 14:49:33 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=301128 Die Emerging Science Convention Hamburg (ESCH), eine Konferenz für Studenten, wird von Studenten, die in der junior-Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V (jGBM) aktiv sind, organisiert. Die Teilnehmer – Studenten und junge Wissenschaftler – stammen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern zum Beispiel auch aus Polen oder Österreich und weiteren Ländern.

Bei der Tagung geht es um Themen der Biowissenschaften – dieses Jahr ist das zentrale Thema Genome Editing. Jedoch werden auch Gebiete der Ethik, Jura und Theologie eine Rolle spielen. Neben spannenden Talks über BREC 1 design recombinase zur Bekämpfung von HIV sowie der Bekämpfung anderer Erkrankungen oder Nanodelivering system for CRISPS/Cas, ist ein besonderer Höhepunkt die panel discussion am Freitag, bei der über den Einfluss von gene editing in humanen STEM-Zellen aus wissenschaftlicher, ethischer und industrieller Sicht diskutiert werden soll. Am Samstag gibt es die Möglichkeit, sich mit den Rednern bei einem Meet and Greet zu unterhalten und auszutauschen – ein wichtiger Aspekt, der in der Forschung von großer Bedeutung ist. Zudem habt ihr die Möglichkeit, Workshops zu besuchen und euch das DESY-Gelände, auf dem die Konferenz stattfinden wird, genauer anzuschauen. Außerdem könnt ihr eure wissenschaftliche Arbeit vorstellen und einen Preis gewinnen.

Die Tickets kosten zwischen 55 und 20 Euro. Weitere Infos und Möglichkeit zur Anmeldung findet Ihr unter http://jgbm-hamburg.gbm-online.de/esch-2017/.

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Du wirst überrascht sein, wie viel du bewegen kannst https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/du-wirst-ueberrascht-sein-wie-viel-du-bewegen-kannst/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/du-wirst-ueberrascht-sein-wie-viel-du-bewegen-kannst/#respond Mon, 03 Jul 2017 07:10:00 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=287053
„Kannst du meine Gedanken lesen?“Johann Mattutat | StudentenPACK.

„Kannst du meine Gedanken lesen?“

Mourad Zoubir hat den Preis für besonderes studentisches Engagement 2017 gewonnen. Neben der Arbeit für die Fachschaft Psychologie und in deren Prüfungsausschuss ist er Gründungsvorsitzender bei ROCK YOUR LIFE! und StudyHacks.

StudentenPACK: Herzlichen Glückwunsch zum Preis für besonderes studentisches Engagement. Wofür, denkst du, hast du ihn gewonnen?

Mourad Zoubir: Vielen herzlichen Dank! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Zugleich möchte ich meinen Mitstreitern danken – ob bei ROCK YOUR LIFE!, der Fachschaft Psychologie oder bei StudyHacks – ohne die wäre rein gar nichts zu Stande gekommen. Ich kann mir vorstellen, dass ich als gemeinsamer Nenner dieser Projekte und als häufiger Werbe-Treibender in den Fokus des Auswahlkomitees gerückt bin.

PACK: Wie bist du zum Studium gekommen und warum studierst du Psychologie hier in Lübeck?

Mourad: Ich habe meinen Dienst bei der Bundeswehr in Eckernförde geleistet. Danach wollte ich im Norden bleiben und eine Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten – die Vorstufe zum Erzieher/glorifizierten Babysitter – machen. Als ich mit der Ausbildung in Lübeck fertig war und das Abitur nachgeholt hatte, habe ich mich überall beworben. In Lübeck hat der Studiengang unter anderem eine biologische Ausrichtung; genau das, was ich wollte. Psychologie war mein Kindheitstraum. Ich wollte schon immer in die Köpfe der anderen Menschen hineinschauen. Jetzt, nachdem ich sechs Semester studiert habe, weiß ich, dass das nicht möglich ist. Aber vor allem dieses wissenschaftliche Vorgehen fasziniert mich. Wir machen diesen Test und als Ergebnis (wenn es gut validiert ist) können wir sagen, dass du mit so und so viel Wahrscheinlichkeit das hast – vielleicht. Das ist übrigens die langweilige Antwort auf „Kannst du meine Gedanken lesen?“. Eine der lustigen wäre jetzt beispielsweise „Ja. Du denkst an deine Mutter. #Freud”

PACK: Du hast die Fachschaft PSY mitgegründet. Ist die Fachschaft PSY anders als die Fachschaft MINT?

Mourad: Wir haben bemerkt, dass die Fachschaft MINT – das ist eine echt tolle Truppe, die eine hervorragende Arbeit macht – mit uns geringe Schnittmengen hat. Es gibt ein, zwei Module, die Psychologen und MINTler zusammen haben. Wir sprechen ansonsten von komplett anderen Welten. Deshalb war es für uns und die FS MINT sinnvoll, wenn wir uns als eine eigene Gruppe aufstellen. Wir haben dadurch mehr Psychologen in die Fachschaft bekommen, weil wir nur die Psychologen repräsentieren und wir uns damit leichter identifizieren konnten.

MINT ist vielleicht ein Oberbegriff, worein theoretisch die Psychologie fällt, aber in der Sektion gibt es Vorlesungen wie Analysis; da sitzen alle – außer die Psychologen – zusammen, lernen sich kennen und wachsen ein Stück weit zusammen. Das hatten wir nicht. Vergleichbar hatten wir Statistik 1 mit den Medieninformatikern, die dann lachten, weil uns erklärt wurde, dass das „große E“ ein S ist und für Summe steht. Als Studiengang Psychologie haben wir uns also zusammengefunden.

Die Arbeit in der Fachschaft PSY macht eine Menge Spaß und wir Psychologen haben ja auch unsere eigenen Interessen. Wir haben sehr viel Kontakt zu Menschen mit psychischen Störungen und dort gibt es sehr viele und sehr große Stigmata. Das ist ein Hauptthema, das wir in Angriff nehmen können. Oder die Bezahlung der PIAs (Psychotherapeuten in Ausbildung), die wir uns auch gerade vorknüpfen.

Die Verleihung des Preises für besonderes studentisches Engagement.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Die Verleihung des Preises für besonderes studentisches Engagement.

PACK: Was muss man bei der Gründung einer Fachschaft beachten?

Mourad: Man muss auf jeden Fall das richtige Leitbild haben. Wir sind Psychologen und unsere Veranstaltungen haben häufig Psychologie als roten Faden. Sogar der Maskenball wurde etwas von C. G. Jungs Persona inspiriert. Ich habe schon immer die Linux Install Parties oder Wargames and Waffles gefeiert – genau solche Veranstaltungen bauen ein Image auf, das zum Beispiel Informatiker sich mit der entsprechenden Fachschaft identifizieren lässt. Man muss eine Kohärenz aufzeigen. Das “Wie und mit welchen Veranstaltungen” ist das Spannendste an der Arbeit – der Kreativität freien Lauf lassen also!

PACK: Neben der Fachschaft bist im Prüfungsausschuss der Psychologen tätig. Worum geht es dort?

Mourad: Das ist eine der interessantesten Schnittstellen zwischen Studiengangskoordination, Prüfungs- und Studiengangsordnung und den Studierenden. Es gibt einen Sprecher und einen Stellvertreter, die die Interessen der Studierendenschaft vertreten. Wir diskutieren und interagieren sehr viel, generell gilt aber, dass das, was im Prüfungsausschuss genau passiert, nicht öffentlich ist.

PACK: Was hat dich motiviert, in dem Ausschuss aktiv zu werden?

Mourad: Ich wollte was bewegen und hinter die Kulissen schauen. Das ist eine Sache, die toll bei uns an der Uni ist: Es gibt diese Möglichkeiten, etwas mitzugestalten. Das sollte man auf jeden Fall annehmen. Mir ging es früher auf den Keks, wenn Leute ankamen und sagten: „Die Leute da ganz oben haben dies und sie haben das gemacht und jenes. Wie blöd sind die denn?“ Und dann fragte ich: „Was hast du dagegen gemacht?“ „Nichts“ „Hast du mal eine E-Mail geschrieben?“ „Nein“. Also saßen sie da am Tisch und rasteten aus, was sich vielleicht gut anfühlte aber nicht sonderlich viel änderte. Mittlerweile sehe ich jetzt die Schwierigkeiten in jeder Situation – Entscheidungen zu treffen ist nicht einfach. Aber wenn man seine Anliegen nicht äußert, sind diese Entscheidungen einfacher und werden ohne dich getroffen.

Also empfehle ich dir: Nimm doch mal was in die Hand! Übernimm Verantwortung! Du wirst überrascht sein, wie viel du bewegen kannst.

PACK: Bei ROCK YOUR LIFE! Lübeck e.V. warst du bis vor kurzem im Vorsitz. Worum geht es bei ROCK YOUR LIFE!?

Mourad: ROCK YOUR LIFE! ist Eins-zu-Eins Mentoring für Schüler von Studierenden. Die Schüler der achten Klasse werden zwei Jahre lang von Studierenden betreut, nehmen die Berufsorientierung in Angriff und suchen ihre Stärken. Dazu holen wir Unternehmen dazu, die zum Beispiel mit Betriebsbesichtigungen praktische Einblicke in die Berufswelt bieten. RYL! ist ein mittlerweile internationales Netzwerk; den Lübecker Standort habe ich mit Freunden vor zwei Jahren gegründet.

Wir unterstützen das Mentoring mit Trainings und Workshops. Mindestens drei Trainings von RYL!-Coaches mit den Mentoren und Mentees: Wie gestaltet man eine Mentoring-Beziehung? Wie finde ich den richtigen Beruf? Was sind meine Stärken? Gerade planen wir mit der IHK Workshops, in denen wir zum Beispiel den Mentoren die Berufswelt und die Möglichkeiten von Ausbildungen näherbringen wollen. Viele Studierende aus Akademikerfamilien kennen sich nicht mit Ausbildungen aus, aber dafür mit Studium und Gymnasium. Deshalb holen wir die IHK heran. Das ist auch ganz spannend an der Arbeit im Orga-Team: Es gibt jede Menge neue Erfahrungen. Letztens war ich im Penthouse-Eckbüro einer großen Lübecker Firma, habe dort unser Konzept vorgestellt und über eine Kooperation gesprochen. Das sind Begegnungen, die man als „normaler“ Student nicht hat. Und wenn einen später in der Karriere solche Begegnungen erwarten, dann hat man bereits schon sehr viele Erfahrungen gemacht und ist seinen Mitbewerbern einen Schritt voraus.

PACK: In eurem Organiationsteam sind vor allem Medizin- und Psychologiestudenten vertreten und nur vereinzelt MINTler. Fehlen euch MINTler?

Mourad: (lacht) Ich glaube, das ist dadurch verschuldet, dass Mundpropaganda am besten wirkt. Als ich zum ersten Mal nach Mentoren und einem Orga-Team gesucht habe, habe ich das insbesondere in meinem Umfeld getan. Wir waren da eben mehr Mediziner und Psychologen. Aber wir haben dieses Jahr auch einige MINTler und einige von der Fachhochschule dabei. Wir sind also bunt durchmischt und glücklich darüber! Es gibt immer Vorurteile wie zum Beispiel „Informatiker sind introvertiert“. Das muss nicht stimmen. Und auch wenn man es ist: Mentor zu werden, bedeutet nicht gleich, extrovertiert zu sein. Es gibt genauso viele Schüler, die introvertiert oder schüchtern sind. Für die wäre ich mit meinem lauten Organ und 3000 Words per minute nicht der beste Kandidat. Was ich damit sagen möchte: Es gibt nicht „den“ Mentor – jeder kann einer sein.

PACK: Kommen wir zur nächsten Initiative, bei der du tätig bist. Wie kam es zur Entwicklung von StudyHacks?

Mourad: Das Projekt entstand dadurch, dass wir gesehen haben, dass es Defizite gibt, alleine, effektiv und regelmäßig zu lernen. Ich habe mich mit sechs Fachschaftskollegen zusammengesetzt und wir haben uns gefragt: Welche Werkzeuge können wir unseren Kommilitonen geben, damit Lernen reibungslos läuft und bestenfalls Spaß macht? Beim Konzept der Achtsamkeit geht es im Groben um Emotions- und Aufmerksamkeitsregulation. Der bekannteste Spruch ist „Die Gedanken fließen vorbei wie die Wolken am Himmel.“ Stellen wir uns den prototypischen Studenten vor: Sitzt am Schreibtisch und will lernen, kann er aber nicht, weil ein Gedanke ihn ablenkt. Staubsaugen, Pizza bestellen, Serien schauen. Dieser Gedanke, nicht darauf einzusteigen, das schaffen die meisten leider nicht. Und deshalb gehen sie in die Bibliothek, denn dort gibt es keine Möglichkeit, sich eine Pizza zu holen oder eine Serie zu schauen. Wenn du fokussiert, selbst-diszipliniert lernen kannst, brauchst du die Bibliothek nicht.

Dann gibt es noch praktische Themen zum Beispiel Zeit- beziehungsweise Selbstmanagement. Übrigens: Wisst ihr, was laut aktueller Forschung der wichtigste Faktor für gutes Selbstmanagement ist? Es sind nicht die angewandten Techniken, wie viel Zeit man hat oder ob man Vollzeit arbeitet. Es ist die Überzeugung davon, dass man die Zeit im Griff hat. Das heißt, nur das Besuchen eines Seminars über Zeitmanagement kann schon ausreichen, um einen positiven Effekt zu erzeugen.

Es gibt noch weitere Themen wie Lerntechniken, Schnelllesetechniken oder das Verfassen guter Mitschriften. Dazu haben wir Inhalte ausgearbeitet und zusammengeschrieben: Wir suchten uns gut validierte Materialien, Primärliteratur und Ratgeber aus und stellten das zusammen. Jetzt haben wir eine Sammlung aus Techniken, die wir anbieten. In sechs Sitzungen stellen wir je ein Thema vor, führen sie dann am gleichen Tag und in der folgenden Woche zusammen durch und sprechen darüber. Das ist wichtig, denn wie oft hast du dir online was durchgelesen und entschieden, es umzusetzen, es aber nie wieder getan?

Dieses Jahr pilotieren wir das Konzept bei den Psychologen, nächstes Jahr werden wir das ausweiten. Unser Traum ist, dass die Teilnehmer als Multiplikatoren wirken und das Gelernte weitergeben. Für diese Techniken muss man nicht studiert oder ein teures Seminar besucht haben, man muss sie nur ausprobieren und umsetzen.

PACK: Sucht man bei dir nach dem roten Faden, bekommt man schnell das Gefühl, dass du andere Leute motivierst, sich zu engagieren. Hast du ein Geheimrezept, wie man Leute dazu bekommt, sich zu engagieren?

Mourad: Wir haben alle ein Image, ein ideales Selbst, welches wir gerne wären. Wer ist dieser Mensch? Wie möchte ich betrachtet werden? Dann schaust du, was das Projekt ist und wie das zusammenpasst: Wie helfe ich jemandem „zu sich selbst zu finden“?

Nehmen wir zum Beispiel einen introvertierten Menschen, der viel Menschenkontakt mit fremden Menschen als belastend empfindet. Wenn ich mit ROCK YOUR LIFE! ankomme und ihm erzähle, dass er Öffentlichkeitsarbeit machen kann – im vollen Audimax einen Vortrag halten – wird er kein Interesse haben. Das passt vielleicht nicht zu seiner Persönlichkeit oder Interessen. Wenn ich ihm aber sage, dass ich jemanden brauche, der unsere IT-Infrastruktur aufrechterhält oder die Facebook-Seite pflegt, sieht das ganz anders aus. Das klingt vielleicht banal oder nach Marketing 101. Das ist aber etwas, das häufig schiefläuft.

Der von RYL! organisierte Science Slam 2016 war ein voller Erfolg.Klas Prillwitz

Der von RYL! organisierte Science Slam 2016 war ein voller Erfolg.

Nehmen wir einen klassischen Fall: „Party-Student“ glaubt, Fachschaftsarbeit seien dreistündige Sitzungen, in denen nur über Hochschul-Politik gelabert wird und in unregelmäßigen Abständen ein Umtrunk gestartet wird. Das wird er nicht machen wollen. Wenn er aber weiß, dass er selbst eine Feier ins Leben rufen könnte – keine Ahnung, das jährliche Toga-Fest oder eine Steampunk Party – inklusive Location, Design von Werbemitteln, Werbeaktionen an der Uni, Projekt-Koordination, Deko basteln, dann wird Engagement auf einmal viel schmackhafter. Und auch wenn er nur diese eine Sache im Jahr macht, hat er schon einen gigantischen Beitrag zur Gestaltung der Hochschullandschaft eingebracht.

Finde die Stärken und Interessen heraus. Wenn es gerade keine passende Lücke gibt, dann sei flexibel; schaue was deren Talente für neue Türen öffnen.

PACK: Wie schaffst du es, dein Studium und Engagement zu verknüpfen?

Mourad: Mein Vorteil ist, dass ich bereits viel gearbeitet habe. Alle, die schon für mehrere Wochen eine 40-Stunden-Arbeitswoche hatten, wissen, wie es ist, wenn man die ganze Zeit etwas zu tun hat und schlapp und fertig nach Hause kommt. Ich habe beim Bund so gearbeitet – zum Teil im 24/7-Einsatz. Zum Vergleich: Im Studium, wo man viel mehr Flexibilität hat, wird man fast verrückt. Ich weiß, wo meine Belastungsgrenze ist und – wie ich häufig meinen Kommilitonen sage: Die ist viel weiter weg als man denkt.

Auch sehe ich im Engagement einen Gewinn für mich, da ich sehr viele Erfahrungen sammeln kann und viele Menschen kennenlerne. Für viele geht es im Studium nur um ihren Abschluss. Aber das ist nur gut, wenn es ihr Lebensziel ist, zu arbeiten. Für mich und für viele andere gilt, wir studieren, um besser zu werden, um über uns hinauszuwachsen. Und das sollte beim Ehrenamt auch so gelten!

PACK: Sollte man sich direkt im ersten Semester neben dem Studium eine Beschäftigung oder Ehrenamt suchen?

Mourad: Ich finde schon. Viele Leute haben mir gesagt, ich solle erst einmal ankommen und sehen, wie viel Arbeit es ist. Was ich aber gelernt habe, ist, dass mehr Zeit nicht gleich bessere oder mehr Arbeit ist. Wenn ich viel zu tun habe, arbeite ich effizienter. Ich organisiere mich, ich plane voraus. Das ist noch eine dieser Sachen, die man lernt, aber nicht im Modulhandbuch findet. Vertraue in deine Fähigkeiten. Und wenn du dich übernimmst, dann mach eine Pause oder steig aus. Nein zu sagen war für mich eine schwierige Lektüre, das habe ich aber am Ende auch erlernt.

Auch weise ich auf meine Lieblingsmetapher hin: Jegliche Arbeit kann man als Sport sehen: Am Anfang denkst du, nach fünf Minuten kannst du nicht mehr. Aber dann machst du weiter anstatt aufzuhören. Und du merkst, dass du zehn Minuten laufen kannst. Und nach einer Stunde willst du gar nicht mehr aufhören.

PACK: Vielen Dank für das Gespräch.

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Wie geht eigentlich Landtag? https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wie-geht-eigentlich-landtag/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wie-geht-eigentlich-landtag/#respond Mon, 24 Apr 2017 08:00:24 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=278542
Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.

Landtag ist ein semi-kooperatives rundenbasiertes Spiel. Alle Spieler haben das selbe Ziel: eine bessere Zukunft für ihr Land und die Menschen darin. Es steht ihnen frei zu kooperieren um dies zu erreichen, doch die Vorstellungen, was ein Land besser macht sind unterschiedlich.

Vorbereitung

Vermutlich hast du dich auch schon mal gefragt, was dieses „Wählen“ eigentlich ist. Wählen ist ein Spiel ab 16 Jahren, das man zwar immer spielen kann, wirklich Spaß macht es aber nur, wenn viele mitmachen. Deshalb organisieren einzelne Kommunen und alle fünf Jahre sogar die Bundesländer Wahlen. Die Gewinner freuen sich über die Möglichkeit, mit ihrer Partei bis zur nächsten Wahl entscheiden zu können, was im Land passieren soll.

Zu Beginn wählt jeder Spieler eine Partei. Dies bestimmt zu einem großen Teil sein “politisches Profil”, also die Definition dessen, was der Spieler für ein gutes Land hält, die genaue Ausprägung bestimmt jedoch der Charakter, den man spielt, also der jeweilige Spitzenpolitiker. Im Basisspiel stehen sieben Parteien zur Wahl: SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), Grüne (Bündnis 90/Die Grünen), SSW (Südschleswigscher Wählerverband), CDU (Christlich Demokratische Union Deutschlands), FDP (Freie Demokratische Partei), Die LINKE und die AfD (Alternative für Deutschland). Jede dieser Parteien hat ein eigenes Profil, welches sich durch besonders deutliche Forderungen in den Wahlprogrammen auszeichnet, aber wichtig sind auch die Personen an der Spitze dieser Parteien. Deswegen ist es wichtig, nicht ausschließlich auf die Parteien oder auf die Politiker zu schauen. Denn Überzeugungen und Prioritäten von Politikern prägen die Programme ihrer Parteien und andersrum stellen Politiker manchmal ihre Wünsche hinter die ihrer Partei.

Bei manchen Themen herrscht von Konservativ bis Links Einigkeit.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Bei manchen Themen herrscht von konservativ bis links Einigkeit.

Die Wahl ist eigentlich zwei Wahlen, denn jeder Bürger hat zwei Stimmen. Während bei der Erststimme ein bestimmter Politiker direkt gewählt wird, wird mit der Zweitstimme für eine Partei entschieden. Bei der Erststimme gibt es immer nur einen Gewinner – den Spieler mit den meisten Stimmen, der dann Abgeordneter seines Wahlkreises wird. In den meisten Wahlkreisen entscheidet sich dies zwischen den Spielern der SPD und der CDU, da diese beiden Parteien in der Regel die meisten Erststimmen bekommen.

Bei der Zweitstimme kann es hingegen durchaus mehrere Gewinner und Verlierer geben, denn hier werden überregional Parteien gewählt. Es gewinnen vor allem die Parteien, die in einem gemeinsamen Bündnis (Koalition) zusammen mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten. Um es etwas schwieriger zu machen, gilt hierbei auch die sogenannte Sperrklausel, das heißt, dass eine Partei mindestens fünf Prozent aller Stimmen erhalten muss, um im Landtag mitspielen zu können. Für einige Parteien wie SPD und CDU ist das überhaupt kein Problem, die LINKE wird dieses Mal bis zuletzt zittern müssen, ob es für fünf Prozent reicht, und der SSW ist als Vertreter der dänischen Minderheit im Rahmen einer Sonderregel von der Sperrklausel befreit.

Zu guter Letzt noch die wichtigste aller Regeln: Auf dem Wahlzettel dürfen nur genau zwei Kreuze, eines in jeder Spalte, gesetzt und nichts hinzugefügt werden.

Die Parteien

Die Kombination unterscheidet sich etwas nach Bundesland und Auflage des Spiels. Für das Spiel “Landtag” in der Schleswig-Holstein-Edition stehen ohne Erweiterungen sieben Parteien zur Auswahl: SPD, CDU, FDP, LINKE, Grüne, SSW und AfD.

Jede dieser Parteien hat ein eigenes Profil, was aber nicht heißt, dass die Parteien sich in allen Punkten unterscheiden: Legt man großen Wert auf bildungspolitische Themen, wie es eine Mehrzahl der Studierenden in Lübeck tut, so wird man in den Forderungen zur Schulpolitik große Einigkeit zwischen den Parteien finden. Nahezu alle Parteien erkennen den Investitionsbedarf bei Schulgebäuden an, nahezu alle Parteien fordern einen Ausbau von Ganztagsschulen zur “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” (SPD) und durch einen großen Teil des Parteienspektrums wird ein “qualitativ hochwertiges, kindgerechtes Mittagessen” (CDU) gefordert. Die AfD sticht mit erheblicher Kritik an Ganztagsschulen heraus, sie kritisiert eine vermeintliche Bedrohung der Individualität durch staatliches “Gender Mainstreaming”. Ganztagsschulen könnten, so die Rechtspopulisten, “Familie als wertegebende gesellschaftliche Grundeinheit” untergraben.

Traute Einigkeit herrscht auch bei Studiengebühren: Keine Partei gedenkt sie einzuführen. Ebenso meint auch jede Partei, welche sich mit dem Thema Hochschulfinanzierung beschäftigt, dass hier mehr Geld nötig wäre. Insbesondere die Regierungsparteien verweisen darauf, dass diese ein Bundesthema ist, so kann die SPD lediglich ihren Willen ausdrücken “eine bessere Finanzierung für unsere Hochschulen auch mithilfe des Bundes [zu] erreichen.” Die FDP betont die “Autonomie und die Selbstständigkeit der Hochschulen”, denen sie “mehr Freiräume zur besseren Entwicklung geben” möchte. Auch die AfD will in ihrem Parteiprogramm “Forschung vor Ideologie schützen”, fordert gleichzeitig aber die Abschaffung von “Gender-Forschung” und die Einstellung von Klimaforschung mit Computermodellen. Die Grünen fordern unter anderem “weniger Tierversuche an den Hochschulen und Universitäten”.

Im Bereich Infrastruktur, seien es Straßen, Schienen oder Radwege, erkennen nahezu alle Parteien die Notwendigkeit zu investieren. Doch gerade was die großen Investitionen angeht gehen die Meinungen erheblich auseinander. Exemplarisch sieht man diese Unterschiede bei der Fehmarnbelt-Querung. AfD, CDU, FDP, SPD und SSW sind für das Projekt, die an der Regierung beteiligten Grünen und die LINKE, die es in der letzten Runde des Spiels nicht geschafft hat, ihre Spieler ins Parlament zu bringen, lehnen das Projekt ab. Die CDU hofft auf das “Zusammenwachsen zweier Wirtschaftsräume zu einer einzigen Wachstumsregion von Hamburg bis nach Kopenhagen”, die Grünen finden “die Belastung für die Menschen […] und die sensible Natur im Fehmarnbelt […] unakzeptabel”. Ähnlich sieht es bei vielen anderen Großprojekten in der Infrastruktur aus, zum Beispiel dem Ausbau der A20.

Ein Großbauprojekt, welches im Grundsatz nicht angezweifelt wird, ist die Sanierung des UKSH. Doch wie soll dies geschehen? Insbesondere die LINKE lehnt die gewählte Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) ab. Diese seien “bisher immer teurer für den Staat als eine Eigenfinanzierung und haben nur langfristige Profite von Baukonzernen gesichert.” Historisch haben auch die Grünen diese Art der Finanzierung oft kritisiert, nun, da sie die Regierung stellen, findet sich diese Kritik in ihrem Wahlprogramm nicht. Die CDU möchte verstärkt auf ÖPP setzen, damit “die begrenzten Mittel durch einen ganzheitlichen Ansatz von Planung, Bau und Betrieb so effizient wie möglich eingesetzt werden”. Auch die FDP steht dem ÖPP-Modell offen gegenüber.

Nicht jede Partei wirbt in Lübeck, trotzdem wird niemand vergessen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Nicht jede Partei hat Lübeck mit Plakaten zugepflastert, trotzdem wird niemand vergessen.

Alle Parteien von der AfD bis zur LINKEN wollen Wohnraum schaffen. Nicht nur muss es mehr davon geben, er muss auch bezahlbar sein, wie sowohl Grüne, LINKE, FDP, SPD und CDU in nahezu identischen Formulierungen fordern: “Wir wollen bezahlbare Wohnungen für alle Menschen in Schleswig-Holstein.” (SPD, exemplarisch) Die FDP fordert Wohnraum “insbesondere an den Hochschulstandorten”, was auf ein weiteres Thema hinweist, bei dem weitestgehend Einigkeit besteht: Die Kapazität in Studentenwohnheimen sollte erhöht werden. Es sei festgehalten: Egal, wer die nächste Koalition bildet: Mehr bezahlbarer Wohnraum sollte garantiert sein.

Gibt es irgendwas, bei dem die Parteien wirklich uneinig sind? Zumindest ein wenig. Da wäre zum Beispiel die Cannabis-Legalisierung. SSW, SPD, LINKE und Grüne sind sich weitestgehend einig: “Anbau, Besitz und Konsum von geringen Mengen” sollte straffrei sein. Dies ist auch eine Position, die in Teilen der FDP herrscht, ins Wahlprogramm hat es aber nur eine Legalisierung von Glücksspiel geschafft. Die CDU befürwortet die “Vereinfachung des Zugangs zu Cannabis als Arzneimittel aus medizinischen Gründen”.

Die Forderung von gleichem Lohn für gleich(wertig)e Arbeit ist inzwischen so weit verbreitet, dass sie, es mag überraschen, sogar Einzug ins FDP-Programm gefunden hat, in welchem es heißt: “Wir werden uns für das Prinzip des Equal Pay (Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit) einsetzen und dafür werben, dass deutlich mehr Frauen in Führungspositionen gelangen”. Für mehr Frauen zu werben ist für manche Parteien nicht genug, die LINKE möchte dem geringen Frauenanteil auch durch Quoten entgegentreten. Ebenso gehört für LINKE und Grüne eine bessere Bezahlung sozialer Berufe zu diesem Schritt, so wollen die Grünen, dass “mehr junge Frauen sich in den MINT-Bereich trauen und mehr junge Männer soziale Berufe wagen.” Eine Forderung, die auch deshalb populär sein könnte, weil Erzieher an den Programmen mitgewirkt haben: drei der sechs für diese Ausgabe interviewten Politiker haben diesen Beruf gelernt. Grundsätzlich finden sich in dieser Position auch die meisten anderen Parteien, nur die AfD gibt ihr Bestes aus dem Muster zu fallen: Sie vermerkt zwar in ihrem Wahlprogramm die im “Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung von Mann und Frau”, möchte aber gleichzeitig sicherstellen, dass “naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern” nicht geleugnet werden und lehnt jegliche Quotenregelung ab.

Wo weitere Unterschiede zwischen den Programmen bestehen und welche anderen Positionen die Parteien vertreten, kann man, wie immer, auch zur Landtagswahl mit dem Wahlomat überprüfen.

Die Spitzenpolitiker

Für die SPD spielt in dieser Runde unter anderem der 60-jährige Wolfgang Baasch mit, der im Wahlkreis Lübeck Süd zur Wahl steht. In diesem Wahlkreis liegen neben der Uni auch die Fach- und die Musikhochschule. Der ausgebildete Erzieher ist seit 38 Jahren SPD-Mitglied und seit 21 Jahren Abgeordneter im schleswig-holsteinischen Landtag, derzeit als sozialpolitischer Sprecher.

Könnte er über die Verwendung einer imaginären Finanzspritze in Höhe von fünf Milliarden entscheiden, so würde er Anreize für junge Menschen schaffen, eine Ausbildung in sozialen Berufen anzustreben und den Kita-Besuch gebührenfrei machen. Für die Zukunft des Landes wünscht er sich eine Fortführung der Küstenkoalition mit Grünen und SSW.

Für die Grünen tritt die 58-jährige Monika Heinold an. Sie ist ebenfalls Erzieherin und seit 16 Jahren Abgeordnete, aktuell hat sie den Posten der Finanzministerin inne. Als Schwerpunkte ihrer Arbeit nennt sie Bildung und Gerechtigkeit.

Heinold möchte in die energetische Sanierung von Kultureinrichtungen, Krankenhäusern, Hochschulen und Co. investieren, um dadurch langfristig freiwerdende Mittel für die Bildung nutzen zu können.

Lars Harms ist der Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzende des SSW. Der 52-jährige Betriebswirt aus Husum sitzt seit 2000 im Landtag und war davor Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter. Momentan sitzt er in den Ausschüssen für Finanzen und Innen und Recht.

Wichtig für ihn sind die kostenlose Bildung, der Wohnungsbau für ältere Menschen,Studierende und Auszubildende aber auch der Ausbau der Infrastruktur. Mit seiner Regierung wird es 2022 100 Prozent Unterrichtsversorgung geben. Zudem wird durch eine erhöhte Polizeiausbildung die innere Sicherheit verbessert, viele der Flüchtlinge haben Arbeit gefunden und Schleswig-Holstein wird mehrsprachig sowie skandinavischer sein.

Für die CDU steht in diesem Jahr Daniel Günther an der Spitzenposition. Der 43-jährige Politikwissenschaftler stammt aus Eckernförde und ist seit über zwanzig Jahren politisch aktiv. Wichtig sind ihm die Infrastruktur Schleswig-Holstein auszubauen, die innere Sicherheit zu stärken und die Ausbildung junger Menschen im Land zu verbessern.

Mit ihm an der Spitze der zukünftigen Landesregierung würde bis 2022 die gymnasiale Ausbildung auf neun Jahre verlängert, die A20 fertiggestellt und die Landesstraßen saniert werden. Das Breitbandinternet würde den ländlichen Raum erreichen und die Hochschulen würden finanziell stabilisiert.

Neben den Parteien gibt es auch noch Kandidaten. Wir haben mit einigen gesprochen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Neben den Parteien gibt es auch noch Kandidaten. Wir haben mit einigen gesprochen.

Wolfgang Kubicki ist der Spitzenkandidat der FDP zur Landtagswahl. Der 65-jährige ist Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag sowie stellvertretender Bundesvorsitzender. Er ist seit 35 Jahren in einer eigenen Anwaltskanzlei tätig und seit 27 Jahren im Landtag von Schleswig-Holstein.

Mit der FDP tritt Kubicki zur Landtagswahl an, um den Anschluss an den digitalen Fortschritt nicht zu verlieren und die Ausbildung auf das Leben in einer digitalen Welt umzugestalten. Das Ziel der FDP ist es die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung im Land zu halten und zum Gründen zu motivieren – ihnen in Schleswig-Holstein eine Zukunft zu geben.

Für die Lübecker LINKE geht Katjana Zunft ins Rennen. Die 48-jährige Erzieherin und Familientherapeutin arbeitet neben ihrer Parteiarbeit in einem Lübecker Frauenhaus. Ihr Steckenpferd sind dabei politischer Aktivismus und Frauenpolitik. Hätte sie Macht und viel Geld, würde sie sofort eine kostenfreie Schülerbeförderung im ganzen Land einführen, die Schulen sanieren und die Digitalisierung in Schleswig-Holstein vorantreiben.

Ihr Schleswig-Holstein 2022 ist ein zufriedeneres und sozialeres. Die Gesellschaft soll zusammenwachsen, Existenzängste ausgeräumt und das Vertrauen in die Politik gestärkt werden.

Und los!

Am 7. Mai beginnt die nächste Runde des Spiels. Die Spieler werben nun für die Erst- und Zweitstimmen, um weitere fünf Jahre im Parlament die Schleswig-Holsteiner vertreten zu können. Wenn die Wahl vorbei und die Stimmen ausgezählt sind, beginnt ein neues Spiel, das Regieren.

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Wie viel Papier steckt in einer Landtagswahl? https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wie-viel-papier-steckt-in-einer-landtagswahl/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wie-viel-papier-steckt-in-einer-landtagswahl/#respond Mon, 24 Apr 2017 06:10:20 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=278554
Fun Fact: Aus Bäumen kann man Papier machen. Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Fun Fact: Aus Bäumen kann man Papier machen.

Die diversen Gesichter an Bäumen, Laternen, Zäunen, Mauern, Schafen, Kühen und Deichen können nur eines bedeuten – nicht, dass die Milchpreise gestiegen sind oder ein plötzlicher Drang bestand, die Natur mit Fotos von mehr oder weniger bekannten aber immer gleichen Personen zu verschönern. Nein! Es ist schon wieder eine Wahl. Das norddeutsche Flachland stellt einen neuen Landtag auf und diesmal können wir uns nicht darauf verlassen, dass die Hanseaten Lübecks für das nötige Kleinholz sorgen, wie sie es vor Hunderten Jahren gemacht haben, als sie den Dänen Land abkauften, es rodeten und das Land zum gleichen Preis wieder verkauften. Aber wie viel Holz braucht man eigentlich, um Demokratie spielen zu dürfen?

Gehen wir davon aus, dass alle Wahlberechtigten Schleswig-Holsteins in den letzten Wochen eine Wahlbenachrichtigung mit zwei Seiten zur kommenden Landtagswahl erhalten haben. Mit dem zugehörigen Umschlag (hier als eine Seite gerechnet) kommen wir bei etwa 2,3 Millionen Briefen bereits auf 6,9 Millionen Seiten Papier. Hinzu kommt der im Wahllokal oder per Briefwahl abgeschickte Wahlzettel (ungefähr zwei A4-Seiten lang). Bei der letzten Bundestagswahl lag der Anteil der Briefwähler bei 24,3 Prozent. Mit jeweils einem Wahlzettel und drei Umschlägen zusätzlich für die Briefwähler erreichen wir 9.694.500 Seiten Papier. Dazu kommen pro Wahllokal in Schleswig-Holstein – dies sind ungefähr 2600 – zusätzlich ungefähr 100 Seiten Wahlhelferinformationen und Wahlanordnungen.

Insgesamt sind es also eine Seite Briefwahlantrag, eine Wahlbenachrichtigung, ein Umschlag und ein Wahlzettel pro Bürger. Dazu jeweils zwei Umschläge für die 558.900 Briefwähler und jeweils ungefähr 100 Seiten für jedes der 2600 Wahllokale. Damit kommen wir auf 9.954.500 A4-Seiten Papier.

Laut der Sendung mit der Maus können aus einem durchschnittlichen Kiefernstamm rund 80.500 A4-Seiten Papier hergestellt werden. Für die zuvor bedachten 9.954.500 Blatt Papier müssten also mindestens 124 Kiefern gefällt werden.

Da es sich beim verwendeten Papier um Recyclingpapier handelt, sind nur ungefähr 40 Prozent neue Bäume notwendig, um die Festigkeit des Papiers beizubehalten – ohne dabei das Wasser zur Produktion oder die benötigten Bleichmittel zu beachten. Hierzu weiß die Maus: „Dabei eignet sich nicht jede Holzart gleichermaßen gut. […] Gut geeignet sind deshalb Nadelbäume wie Fichte, Lärche, Tanne oder Kiefer.“ Die im Dezember beim Bürgerentscheid geretteten Linden wären nicht zur Papierherstellung geeignet gewesen.

Zu den bereits jetzt gefällten 124 Kiefern kommen zudem noch diejenigen, die für den Druck der diversen Wahlplakate benötigt werden Wie viele Bäume zählen eigentlich als Wald? Sind 85 Kiefern bereits ein Kiefernwald? Oder erst die 124 Kiefern? Laut dem Forstwissenschaftler Dr. Martin Lorenz “muss ein Wald eine Mindestfläche von einem halben Hektar (5000 Quadratmeter) haben. Diese Fläche braucht nur zu einem Zehntel von Baumkronen überschirmt zu sein. Die Anzahl der Bäume spielt in der Definition keine Rolle.” Unsere ausgewachsenen Kiefern bedecken mit ungefähr 100 Quadratmetern Baumkrone bei maximalem Baumkronenabstand also mindestens 1,24 Hektar – damit steht unser Wald.

Dabei sind nicht einmal die Mengen an Werbeflyern, Infobroschüren, Wahlprogrammen und Flugblättern eingerechnet, die die Parteien täglich in den Innenstädten und Lokalbüros unter die Leute bringen, um den ein oder anderen Bürger zu gewinnen, der nicht bereits durch vorher verteilten Traubenzucker oder den achtlos hinterhergeworfenen Kugelschreiber überzeugt wurde – irgendwo habe ich auch noch den SPD-Kugelschreiber der Landtagswahl Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2007.

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„Wir haben natürlich immer noch Herausforderungen“ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wir-haben-natuerlich-immer-noch-herausforderungen2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wir-haben-natuerlich-immer-noch-herausforderungen2/#respond Fri, 21 Apr 2017 04:00:00 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=278340
Lars Harms ist der Spitzenkandidat des SSW zur Landtagswahl.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Lars Harms ist der Spitzenkandidat des SSW zur Landtagswahl.

StudentenPACK: Würden Sie sich zum Beginn unseren Lesern kurz vorstellen?

Lars Harms: Ich bin Lars Harms, 52 Jahre alt, habe sechs Kinder, komme aus Husum. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Mein Studium und einen Teil meines Berufslebens habe ich dann weiter weg verbracht und bin jetzt wieder zurück in Husum. Ich bin von meiner Ausbildung her Betriebswirt, habe jahrelang im Tourismus gearbeitet. Mich verschlug es im Jahr 2000 in den Landtag. Seitdem bin ich Landtagsabgeordneter. Früher war ich Gemeindevertreter und auch Kreistagsabgeordneter. War für den SSW schon in allen Bereichen mal zuständig. Zurzeit ist es Finanzen und Innen und Recht. Weil in den beiden Ausschüssen alles, was mit Geld und Gesetzen zu tun hat, zusammenläuft. Das ist für einen Fraktionsvorsitzenden eine ideale Geschichte. So kriegt man jede Information und kann entsprechend auch seine Duftmarken setzen.

PACK: Was würden Sie als den größten Erfolg in den letzten fünf Jahren bezeichnen?

Harms: Es gibt so viele Erfolge. Einer der größten war, dass wir die Lehrerausbildung neu organisiert haben. Das ist ein Thema, das die Kieler und Flensburger betrifft. Wir konnten den Stellenabbau der ehemaligen Koalition aus CDU und FDP stoppen und haben jetzt zumindest wieder so viele Lehrer wie vor der Wahlperiode. Ich glaube, das war so ein richtiges Highlight. Wir haben dann noch die Flüchtlingskrise – oder auch eine Flüchtlingsherausforderung, wie ich lieber sagen will – bewältigen müssen. Das heißt wir haben 34.000 Menschen im Jahr 2015 neu zu uns bekommen. Das hört sich erstmal wenig an. Wenn man aber keine Infrastruktur hat und es gewohnt ist mit 5000 Menschen auszukommen, dann ist das schon eine Herausforderung, die wir hatten. Und das hat uns in Spitzenzeiten bis zu 900 Millionen Euro gekostet und das schüttelt man sich nicht so leicht aus den Ärmeln. Auch das war ein riesen Erfolg dieser Koalition.

PACK: Und was hat sich verschlechtert? Was würden Sie in der nächsten Legislaturperiode verändern wollen?

Harms: Also einen Politiker, der regiert, zu fragen, was sich verschlechtert hat, ist schwierig. Da muss ich ja sagen, dass sich nichts verschlechtert hat. Sagen wir es mal anders rum. Wir haben natürlich immer noch Herausforderungen. Wir haben es noch nicht geschafft, dass Bildung vom ersten bis zum letzten Jahr sozusagen kostenlos ist. Es fängt also in der Kita an und soll aber auch in der Hochschule aufhören. Wir sind der Auffassung, dass da noch viel getan werden muss. Wir haben mit dem Kitageld begonnen, sehen aber, dass da noch unendlich viel gemacht werden muss, bis wir es geschafft haben, die Kindertagesstätten kostenlos zu haben. In den Schulen gilt immer noch offiziell die Lehrmittelfreiheit, trotzdem gibt es noch viele Kosten zum Beispiel für Ausflüge, die von den Eltern getragen werden müssen. Das geht dann schon ans Geld. Bei den Hochschulen haben wir das Problem, dass Menschen, die studieren, auf BAföG angewiesen sind und die Hälfe des BAföGs muss dann wieder zurückgezahlt werden. Wenn man überhaupt welches erhält. Mit skandinavischen Augen gesehen ist das eine reine Katastrophe. In Skandinavien ist die staatliche Unterstützung kostenlos und sie muss auch nicht zurückgezahlt werden. Von daher haben wir, finde ich, riesige Aufgaben zu bewältigen.

PACK: Man ist sich in einer Koalition nicht immer einig. Sehen Sie denn Ideen und Handlungen der anderen Parteien als kritisch an?

Harms: Es ist immer so, deswegen sind wir ja auch andere Parteien. Auch wenn wir uns miteinander wohlfühlen. Bei SPD, Grünen und SSW ist es schon so, dass wir in Nuancen unterschiedliche Auffassungen haben. Beispiel Kindergärten: SPD will schnelle Kostenfreiheit, die Grünen setzen auf Qualität und wir beim SSW hängen zwischen Baum und Borke. Wir wollen sowohl die Eltern entlasten, weil es Eltern in Einkommensgruppen gibt, die es wirklich schwer haben, das Geld aufzutreiben. Das sind dann teilweise 500 Euro im Monat. Die haut sich auch ein Facharbeiter nicht so einfach mal raus. Da können wir uns in der Mitte treffen, indem wir beispielsweise schrittweise die Qualität erhöhen und diejenigen entlasten, die es am allernötigsten haben. Das ist erst ein Punkt. Es geht weiter in den Schulen und Hochschulen, wo wir Behinderte und Geflüchtete integrieren, aber gleichzeitig die Unterrichtsversorgung sicherstellen müssen. Das sind alles Herausforderungen, die man bewältigen muss und die Geld kosten. Aber da sind wir uns zu einem großen Teil einig.

PACK: Stellen Sie sich vor, durch ein Wunder bekäme das Land 5 Milliarden zusätzlich zum normalen Haushalt. Welche drei Projekte würden Sie mit dem Geld fördern?

Harms: Ich muss erstmal drüber nachdenken. Mit Sicherheit bei 5 Milliarden Euro sofort sämtliche Bildungsgänge, die wir zu beeinflussen haben, vornehmlich Kindergärten und Schulen sofort kostenlos zu machen. Ich würde sehr viel von dem Geld in den Wohnungsbau stecken wollen, weil da haben wir sehr große Probleme, insbesondere was ältere Menschen, Studierende und Auszubildende angeht. Aber auch sozial Schwache haben es besonders schwer am Wohnungsmarkt bestehen zu können. Da müssen wir was tun. Ich würde mit Sicherheit auch die Verkehrs- und Breitbandinfrastuktur fördern. Beim Breitband haben wir schon viel gemacht und sind in Deutschland führend. 25 Prozent sind zwar nicht viel, aber wesentlich mehr als alle anderen Bundesländer bisher geschafft haben. Der Straßenbau ist eine Herausforderung. Da hat man in den letzten Jahren sehr wenig für den Erhalt und Ausbau des Wegenetzes getan.

Lars Harms ist Spitzenkandidat einer Partei, die die Fünf-Prozent-Hürde nicht fürchten muss.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Lars Harms ist Spitzenkandidat einer Partei, die die Fünf-Prozent-Hürde nicht fürchten muss.

PACK: Fassen Sie Ihr Wahlprogramm in drei Stichpunkten zusammen!

Harms: Sachlich, sozial, wirklichkeitsnah! Auch das ist wie man SSW auch abkürzen könnte. Ich glaube, wir haben eine sehr starke soziale Ader und orientieren uns dabei an Skandinavien. Also, dass der Staat verantwortlich ist, Grundlagen zu schaffen, damit die Gesellschaft funktioniert. Das kann der Markt nicht richten. Das unterscheidet uns von den anderen Parteien. Und wir sind eine Minderheitenpartei und vertreten die dänische und friesische Minderheit. Und das ist der Markenkern des SSW und das wird er auch auf ewige Zeiten bleiben. Trotzdem, wer unsere Politik gut findet, wer skandinavisch orientierte Politik gut findet, der hat auch eine Heimat im SSW.

PACK: Die Piraten wollten initiieren, den Tag des Grundgesetzes zu einem gesetzlichen Feiertag zu erklären. Dies wurde ohne Gegenvorschlag abgelehnt. Wieso sollte nicht der Tag des Grundgesetzes zum Feiertag werden?

Harms: Erstmal muss man sagen die Piraten sind auf andere Vorschläge aufgesprungen. Es gibt den Vorschlag der Kirchen und Gewerkschaften, den Reformationstag dauerhaft als Feiertag einzurichten. Es gab dann von unserer Seite aus den Vorschlag, nicht mit dem Reformationstag wieder einen kirchlichen, sondern einen weltlichen, gesellschaftlichen Feiertag einzurichten. Wir haben gesagt, dass wir einen Tag der Landesverfassung einrichten wollen. Dort sind sowohl die Rechte des Grundgesetzes als auch landesspezifische Rechte niedergelegt. Das haben wir angestoßen. Da wollen wir drüber diskutieren und es in der nächsten Wahlperiode schaffen. Im Gegensatz zu Bayern haben wir nämlich sehr wenige Feiertage. Ich fände es gut, wenn wir einen weltlichen Feiertag nehmen würden. Wenn man dann unseren Tag der Landesverfassung oder den Geburtstag des Landes Schleswig-Holsteins im Dezember. Oder ob man wie in den Skandinavischen Ländern den Tag der Befreiung nutzt. Also sprich den 5. Mai, als man in Norddeutschland kapituliert hat, oder den 8. Mai, als in Gesamtdeutschland wieder Frieden herrschte. Das sind alles Tage, mit denen ich sehr gut leben könnte. Das sind alles Tage, die eine besondere Bedeutung für das Land haben. Ich glaube ein Tag des Grundgesetzes wäre es wert als gesamtdeutscher Feiertag begangen zu werden.

PACK: Jede Partei möchte das Ehrenamt stärken. Wie möchten Sie konkret und besser als die anderen das soziale Engagement stärken?

Harms: Wir haben erstmal am Anfang der Wahlperiode die Ehrenamtskarte ausgeweitet und leichter zugänglich gemacht. Es gibt ein paar Freibeträge für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und da einen kleinen Groschen kriegen. Das ist Steuerrecht und wird vorgeblich auf Bundesebene gemacht. Allerdings mindert das auch unsere Steuereinnahmen und wir mussten dementsprechend zustimmen, was wir auch gerne getan haben. Ich glaube aber auch, dass man mehr darauf achten und mehr darauf werben sollte, überhaupt Ehrenamt zu erhalten. Weil ich glaub auch vielen Arbeitgebern ist es auch noch schwer mittelbar, dass Leute beispielsweise bei der freiwilligen Feuerwehr sind. Man findet das natürlich gut, aber wenn derjenige dann ausrückt zu einem Einsatz, dann behindert das schon betriebliche Abläufe und dann ist der Arbeitgeber doch nicht mehr so ganz begeistert. Dafür immer wieder zu werben, ist das wichtigste. Das ist wichtiger als die rechtliche Regelung. Da gibt es ohne Frage immer noch was zu tun, aber wir müssen das Ehrenamt in den Herzen verankern. Das ist das viel Wichtigere.

PACK: Als Studentenzeitung interessiert uns die Hochschul- und Bildungspolitik. Halten Sie die schleswig-holsteinischen Hochschulen für ausreichend finanziert?

Harms: Für ausreichend finanziert mit Sicherheit, weil wir mit den Hochschulen gerade Ziel-und Leistungsvereinbarungen abgeschlossen haben, um deren Haushalte entsprechend abzusichern. Da haben wir auch von den Hochschulen logischerweise, wenn man einen Vertrag abschließt, auch die Rückmeldung, dass das funktioniert. Wir haben dann auch die Exzellenzförderung einwerben können. Die Frage ist immer, ob und was man noch obendrauf packen kann. Da muss man mit Sicherheit drüber diskutieren, ob man bestimmte Bereiche fördern kann. Beispielsweise in Lübeck wie in Kiel die medizinische Forschung und die Arztausbildung, was der größte Kostenpunkt ist. Ein Mediziner ist etwa viermal so teuer wie ein BWLer. Trotzdem muss man das aufrechterhalten können, denn da sind wir gut drin und führen. Entsprechend muss man auch schauen, wie man die Infrastruktur führt. Da sind wir gerade in Lübeck dabei bauliche Maßnahmen durchzuführen – zusammen mit dem UKSH. Da lässt sich im Einzelfall auch sehr viel noch machen. Die Vereinbarungen werden regelmäßig überarbeitet. Das gilt aber nicht nur für Lübeck und Kiel, sondern auch für andere Hochschulen.

PACK: Welche hochschulpolitischen Akzente wollen Sie in der kommenden Legislaturperiode setzen?

Harms: Wir haben natürlich in dieser Wahlperiode begonnen, die sprachlichen Studiengänge noch besser zu unterstützen. Wir haben jetzt nach 30 Jahren wieder eine Professur für Friesisch und in Kiel und Flensburg Dänischlehrstühle. Da legen wir schon sehr viel Wert drauf, dass regionale und Minderheitensprachen unterstützt werden und dass man ein eigenes Profil hat. Dass wir die schleswig-holsteinischen Spezifika herausstellen. Wir sind stark in der Klimaforschung, in den erneuerbaren Energien und der medizinischen Forschung. Wir haben da schon ein paar Schmankerl. Das müssen wir weiter stärken. Wir müssen unsere Leuchttürme noch besser ausarbeiten.

„Wir müssen unsere Leuchttürme noch besser ausarbeiten.“Magnus Bender | StudentenPACK.

„Wir müssen unsere Leuchttürme noch besser ausarbeiten.“

PACK: Wie und in welchem Zeitraum möchten Sie in Schleswig-Holstein bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen?

Harms: In dem Bereich haben wir richtig große Herausforderungen. In den Universitäts- und Fachhochschulstädten ist es tatsächlich so, dass Wohnungen für Studierende schwierig zu finden sind. Auch die Älteren zieht es in die Städte, weil da die Versorgung besser zu bewerkstelligen ist. Wir wissen, dass wir in den nächsten drei Jahren wesentlich mehr Wohnungen brauchen als eigentlich bisher geplant sind. Das kann man ungefähr abschätzen. Es werden jährlich 10.000 Wohnungen geschaffen. Wir brauchen eigentlich noch 2000 Wohnungen mehr in diesen zwei Jahren. Das wird, staatlich gefördert, schwierig werden. Wir fordern, dass noch mindestens 5000 staatlich gefördert werden müssen und mit einer Sozialbindung versehen auch gebaut werden. Dafür wollen wir mindestens 10 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen, um ein großes Förderprogramm auf die Beine zu stellen. Das heißt, es muss kurzfristig 2018/19 laufen. Wir stellen uns vor, dass es klüger ist, sogenannte verlorene Zuschüsse zu geben. Bisher hat man günstige Kredite vergeben, aber auf dem Kreditmarkt ist es mittlerweile so günstig, dass es nicht mehr ins Gewicht fällt. Wir haben jetzt zum ersten Mal 34 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um pro Quadratmeter eine Förderung von 250 Euro zu stellen. Das wird auch sehr gut angenommen. Wenn man sich eine 100 Quadratmeter große Wohnung vorstellt, sind das 25.000 Euro. Da kann man also günstig Wohnraum schaffen. Und wenn man das an spezifischen Orten macht, wo die Wohnungsnot am größten ist, dann kann man sehr kurzfristig sehr schnell viel generieren und wir erhoffen uns insbesondere, dass die Baugenossenschaften uns dabei stark unterstützen. Bei Studierenden, die nur auf sich selbst gestellt sind, oder für Studierende aus dem Ausland, die kurzfristig versuchen, eine Wohnung zu bekommen, ist das eine Chance unterzukommen. Wir haben natürlich auch losgelöst von den Studierenden Leute, die im Arbeitsleben stehen, die Schwierigkeiten haben, insbesondere Leute, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Da müssen wir was tun. Regelmäßig sind das auch kleine Wohnungen – nicht nur die Dreizimmerwohnungen. Die Alleinerziehende mit Kind, die nur halbtags arbeiten kann, solche Menschen fallen alle in diesen Bereich. Da muss einfach mehr getan werden! Für Leute wie mich muss man keine Wohnung bauen. Ich komme alleine zurecht. Es gibt aber genügend Menschen, die diese Unterstützung brauchen. Deswegen müssen wir da unser Augenmerk draufsetzen.

PACK: Wie wollen Sie die geschlechtliche Gleichberechtigung am Arbeitsplatz umsetzten?

Harms: Vorausgeschickt für mich spielt die sexuelle Orientierung keine Rolle im Zugang zu was auch immer. Menschen sind gleichberechtigt. Auch das Geschlecht spielt für mich keine Rolle. Jeder soll Zugang zu allem haben. Wir sind auch für die Ehe für alle und keine gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Das macht das Leben auch einfacher. Gleichberechtigung hat für uns einen hohen Stellenwert. Das ist auch die skandinavische Inspiration, die da herausragt. Vor dem Hintergrund: Wir haben natürlich das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das ist relativ neu, und da sind auch sehr viele gesetzliche Regelungen und wir sind da sehr detailliert. Wir setzen da voraus, dass der Mensch erstens feststellt, dass er ungerecht behandelt wird, und dann auch dagegen rechtlich vorgeht, was auch nicht jeder will. Die Voraussetzungen dahingehend sind gut, aber wir müssen dafür werben, dass sowohl gleichgeschlechtliche Partnerschaften, als auch die unterschiedlichen Geschlechter gleichberechtigt sind. Das machen wir, indem wir Gleichstellungsbeauftragte auf kommunaler Ebene und in den Unternehmen haben. Auf kommunaler Eben ist das auch vorgeschrieben. Wir haben da auch das einwohnerzahlmäßige Quorum etwas heruntergesetzt. Wir wollen auch, dass sie das haupt- und nicht nebenamtlich machen und wir glauben auch, dass man in der Schule, am liebsten sogar im Kindergarten, anfangen muss, darüber zu informieren, dass es mehr als nur Mama und Papa in verschiedenen Geschlechtern gibt, sondern, dass das Leben ein bisschen bunter ist. Nicht im Sinne davon, dass man dafür wirbt, sondern im Sinne von, dass man darüber sachlich aufklärt, dass das nichts merkwürdiges, schlimmes oder unnormales ist, wenn es gleichgeschlechtliche Partnerschaften gibt, oder Frauen in Männerberufen und Männer in Frauenberufen sind. Eine Frau kann genauso Kranführerin sein wie ein Mann Kindergärtner. Ich würde mich sogar freuen, wenn es mehr männliches Kindergartenpersonal geben würde. Das wäre auch für die Kinder eine tolle Sache.

Das StudentenPACK hat Lars Harms für das Interview in Kiel besucht.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Das StudentenPACK hat Lars Harms für das Interview in Kiel besucht.

PACK: In Ihrem Wahlprogramm steht, dass der Aspekt der “guten Arbeit” berücksichtigt werden soll. Was sollen wir darunter verstehen und wie genau soll sie berücksichtigt werden?

Harms: Kurz gesprochen: Gute Arbeit ist Arbeit, von der man auch leben kann. Da gibt es zwei große Ansätze. Das eine ist, dass man durch Werkverträge oder Leiharbeit immer die Sorge haben muss, dass nach kurzer Zeit der Werkvertrag endet oder der Leiharbeitsvertrag beendet wird. Das führt dazu, dass ein Mitarbeiter nicht in der Lage ist, längerfristig zu planen, weil er immer wieder damit rechnen muss, nach der Leiharbeit in die Arbeitslosigkeit zu rutschen. Da wollen wir versuchen, Leiharbeit nur noch in den Spitzenzeiten zuzulassen. Also wenn ein Unternehmen wirklich Menschen braucht, weil es zum Beispiel einen besonderen Auftrag bekommen hat und den abarbeiten muss. Und, dass Leute, die einer Stammbelegschaft angehören, wie die Stammbelegschaft angestellt werden. Das hat manchmal auch lohnmäßige Auswirkungen, weil meistens die Stammbelegschaft mehr Geld als ein Leiharbeiter bekommt. Der andere Punkt ist, dass bei öffentlichen Ausschreibungen auch ein fairer Lohn gezahlt werden muss. Wir schreiben auch als Staat aus und da ist es oftmals so, dass kein fairer Lohn gezahlt wird. Wir haben einen Mindestlohn von 8,88 Euro pro Stunde. Netto macht das etwa 900 Euro, das ist so knapp über Hartz IV, damit kann man als Einzelperson einigermaßen durch das Leben vegetieren. Aber mit einer Familie wird das schon schwieriger. Sodass wir versuchen, den Leuten da einen vernünftigen Lohn zu bezahlen. Das heißt bei uns in öffentlichen Ausschreibungen ist der Mindestlohn bei 9,99 Euro. Das sind schon fast 200 Euro mehr in der Kasse. An solchen Dingen orientieren wir uns. Wir wollen damit nicht die Wirtschaft reglementieren, aber dafür Sorge tragen, dass diejenigen, die sich am Markt nicht so gut verkaufen können, durch den Staat die Hilfestellung bekommen und damit einen vernünftigen Lohn kriegen.

PACK: Jahr für Jahr dürfen wir uns anhören, dass das UKSH rote Zahlen schreibt und dass sich das bald ändern muss. Kann es sein, dass Gesundheitsversorgung ein Verlustgeschäft ist und man das akzeptieren sollte?

Harms: Das Schöne ist ja, ich war kürzlich auf einer Veranstaltung des UKSH und Herr Scholz als Vorsitzender hat dort verkündet, dass das UKSH ab 2018 schwarze Zahlen schreibt. Wenn man den baulichen Masterplan rausrechnet, schriebe das UKSH nur durch die geleistete Arbeit schwarze Zahlen. Trotzdem hat das UKSH fast eine Milliarde Euro Schulden. Da müssen wir uns als Land darüber unterhalten – wir sind ohnehin Gewährträger des UKSH – ob wir das UKSH da entlasten können, indem wir beispielsweise die Schulden übernehmen. Ich wäre für eine solche Diskussion offen, dadurch würde sich die Finanzsituation des UKSH schlagartig verbessern, da es dann die Zinsen und Tilgung nicht mehr leisten muss. Das würde Spielräume für das dort tätige Personal eröffnen. Damit es auch besser unterstützt werden kann. Es wäre wichtig gerade für die Pflegenden, die in diesen Bereichen tätig sind, dass mehr Personal eingestellt wird. Also dass das UKSH uns, wenn wir die Schulden übernehmen, ein bisschen entgegen kommt. Denn die Bediensteten im Pflegebereich machen einen echt harten Job. Wenn man da sich auf etwas einigen kann, könnte man das UKSH sehr gut unterstützen.

PACK: Wie sieht Ihr Schleswig-Holstein 2022 aus?

Harms: In 2022 haben wir 100 Prozent Unterrichtsversorgung, das heißt an den Schulen fällt nichts mehr aus. Wir haben bis dahin die innere Sicherheit verbessert, sodass wir 500 Polizisten pro Jahr mehr ausgebildet haben und in unserem Polizeisystem untergebracht haben, sodass wir in der Lage sind, die großen Verbrecher besser zu fangen als zurzeit. Wir werden bis dahin auch sehen können, dass dieses Land mehrsprachig ist. Wer in den Norden fährt, wird anhand der zweisprachigen Beschilderung mancherorts sehen können, dass Schleswig-Holstein mehr ist als ein rein norddeutsches Bundesland, ein vielfältiges Bundesland. Wir werden den Nachweis erbracht haben, dass wir weit mehr Flüchtlinge in Arbeit, Lohn und Brot gebracht haben, als man es uns zugetraut hat. Im Übrigen, jetzt sind das schon zehn Prozent, was ich total überraschend finde. Denn das sind Menschen, die aus Kulturkreisen kommen, wo es keine duale Ausbildung gibt, die ihr Studium haben abbrechen müssen, die vielleicht auch ihre Ausbildung nicht anerkannt bekommen haben. Das kriegen wir hin bis 2022 und dann stellen wir uns wieder der Wahl. Ich hoffe doch sehr, dass Schleswig-Holstein skandinavischer sein wird. Das ist die ständige Aufgabe des SSW, es skandinavischer zu machen. Ich glaube, wir profitieren davon. Man muss nicht immer alles übernehmen, aber es gibt viele gute Dinge, die man übernehmen kann. Wenn wir das tun, hat Schleswig-Holstein einen eigenen, prägenden Charakter.

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Mehr von Allem! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/mehr-von-allem/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/mehr-von-allem/#respond Mon, 06 Feb 2017 05:00:43 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=262333 Neujahrsvorsätze erfreuen sich immer großer Beliebtheit. Wir haben sieben Vorsätze für die Uni gesammelt.

1. Den Campus in eine Baustelle verwandeln. Manch ein Student wartet sehnsüchtig auf einen Neu- oder Umbau der Mensa. Die Bibliothek soll erweitert werden und der AStA zu Gunsten der Forschung umziehen – irgendwann in den nächsten fünf Jahren. Wo ein neues Zuhause für den AStA geschaffen wird, ist ergebnisoffen. Um für die wachsende Studierendenschaft Platz zu generieren, sollten schon 2016 Container installiert werden. Doch bis jetzt gibt es keine Spur von diesen neuen Räumen, ob sie wohl in 2017 kommen werden? Oder wird so lange gewartet, bis sich das Raumproblem durch abnehmende Studierendenzahlen von alleine löst?

2. Allen Dozierenden richtig Zitieren beibringen. Denn ab September will die VG Wort eine praktikable Lösung für das Nutzen und Zitieren von Texten in der Lehre, also das Problem mit dem Urheberrecht, gefunden haben und anwenden. Wer weiß, ob die dadurch entstehende Panik gelindert werden kann?

3. Alte Bekannte treffen. Die Uni kann Professoren aus dem Ruhestand in die Lehre zurückholen. So steht es in der Verfassung der Uni beziehungsweise im Hochschulgesetz. Beteiligen können sie sich unter anderem an Prüfungen oder Promotionen. Werden wir nun eigentlich emeritierte Professoren wieder als Dozenten in so manchen mündlichen Prüfungen treffen?

4. Sich über die Ziele der Parteien informieren. Dieses Jahr wird auch politisch interessant werden, denn es stehen nicht nur die Wahl des neuen Landtags im Mai und die des Bürgermeisters im Herbst, sondern auch die Bundestagswahl vor der Tür. Das bedeutet auch, dass Politiker auf dem Campus gesichtet und mit Fragen belagert werden können. Es ist also an der Zeit, sich zu informieren, welche Partei welche Ziele hat.

5. Über Rassismus reden, singen, informieren: Nachdem 2015 durch die Umfrage zum Thema Rassismus der Abend der Vielfalt entstand, wurde eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Konzepten erdacht, die natürlich bis zum heutigen Tage in großer Zahl durchgeführt wurden. Sogar der AStA plante das „Fest der Vielfalt“, welches im vergangenen Jahr das Campus Open Air ersetzen sollte. Apropos: Make COAL great again – es gibt dieses Jahr wieder ein Festival!

6. Ein Kommunikationskonzept bauen! Die Universität will sich mithilfe eines neuen Cross-Media-Beauftragten in das Social Media-Zeitalter katapultieren. Auch das frühere Uni-Magazin „Focus Uni Lübeck“ soll reanimiert werden. Und die Uni braucht natürlich auch unbedingt einen Twitter-Account.

7. Was nehmen sich die Studenten und Studentinnen für 2017 vor? Vermutlich früher mit dem Lernen für die Klausuren zu beginnen und sich weniger über das Präsidium, das ein Revival der Uni-Umbenennung versuchen könnte, aufzuregen. Ob das Erfolg haben wird? Wir werden es sehen.

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Un(i)wort des Jahres 2016 https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/uniwort-des-jahres-2016/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/uniwort-des-jahres-2016/#comments Fri, 03 Feb 2017 16:00:04 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=262324 Ein ereignisreiches Jahr 2016 liegt hinter uns, in dem einige Wörter immer wieder in aller Munde waren. Vom Wirbel um ein Video über eine Streikandrohung bis zum von Professor Hartmanns Vision für den Campus: Diesem bewegten Jahr wollen wir Rechnung tragen und küren das Un(i)wort des Jahres 2016:

Der Gewinner

Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Vertrauensvorschuss

Wie schön ist es doch, an einer so kleinen Uni zu studieren. Hier kennt man jeden, man mag sich und man vertraut einander. Da ist es auch kein Problem, Kompromisse für wichtige Fragen wie die Bezahlung von PJ-Studierenden zu finden. Es überraschte schon etwas, dass sich einige Lübecker Klinikleitende zunächst entschieden, PJlern die wertvolle Erfahrung einer uneigennützigen Arbeit nicht nehmen zu wollen. So musste die Fachschaft Medizin tatsächlich zum Äußersten schreiten und drohen, ab Mai niemandem mehr einen Praktikumsplatz am UKSH zu geben. Sogar Professor Westermann erklärte sich bereit, im Falle eines Streiks andere Bundesländer als Inland zu akzeptieren anstatt wie sonst üblich Kliniken, die kein Lehrkrankenhaus der Uni Lübeck sind, als Ausland zu betrachten.

Doch wenig später konnte erfreulicherweise der Frieden gewahrt und die Drohungen zurückgenommen werden. Geld gibt es immer noch nicht, aber Ärzte sind ja bekanntlich Menschen von höchster Moral und somit ist es nur gerechtfertigt, ihnen einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Und die Studierenden wurden nicht enttäuscht: Fast postwendend wurde zugesichert, dass es eine Bezahlung in unbekannter Höhe geben könnte. Zwar kann das immer noch nicht bestätigt werden, aber die Zuversicht ist ungebrochen. Das wertvolle Vertrauen der Fachschaft tritt man schließlich nicht mit Füßen. Vielleicht sollte dem UKSH neben dem Vertrauensvorschuss auch ein Zeitaufschub zugestanden werden, bis Mai sind es ja schließlich noch drei Monate.

Die anderen Kandidaten

Vernetzungstreffen

Jedes Jahr im Juni fällt ein Bus voller Lübecker Studierenden in ein kleines, verlassenes Dorf in Thüringen ein, zusammen mit Kommilitonen aus ganz Deutschland. Man treffe sich mit der Absicht, sich untereinander noch stärker zu vernetzen, argumentierten die damaligen Antragsteller im StuPa, als es um die Bezuschussung dieses Ausflugs ging. Als teambildende Maßnahme wird alljährlich nebenher noch ein kleines Fußballtunier veranstaltet, das aber keinesfalls dem regen Gedankenaustausch im Wege steht. Unglücklicherweise wurde jedoch durch einige Werbevideos der Eindruck erweckt, es handle sich in erster Linie um ein feuchtfröhliches Festival. In der Diskussion um das hinlänglich bekannte Video, war man sich dann selbst nicht mehr so ganz einig, ob die Medimeisterschaften jetzt eigentlich eine Vernetzungs- oder doch eine Spaßveranstaltung sind. So oder so, mit adäquatem Alkoholkonsum klappt das Vernetzen und soziale Interagieren bekanntlich noch besser (Collins et al.,J Consult Clin Psychol. 53, 189-200, 1985).

24-Stunden-Campus

Jeder Studierende liebt die Uni und möchte so viel Zeit wie möglich dort verbringen. Geplant ist, den Campus von einem langweiligen 8:00-20:00 Uhr-Campus zu einem modernen und spannenden Ort für die gesamte Studienzeit zu verwandeln – so sagte es zumindest Professor Hartmann im Juli 2016. Um sechs Uhr wachen die Studierenden noch verkatert auf den Tischen der studentischen Kneipe auf und haben es nicht weit, um ihre Vorlesung um 6:15 Uhr im benachbarten Hörsaalgebäude zu besuchen. Auf dem Weg wird noch das von Studierenden betriebene Café aufgesucht, um sich in einen zumindest äußerlich einigermaßen lebendig wirkenden Zustand zu versetzen. Während in der Vorlesung weitergeschlafen wird vergeht der Uni-Tag. Das letzte Seminar wird vom Dozenten freundlicherweise aufgrund der fortgeschrittenen Stunde bereits um 23:45 Uhr beendet. Bevor der fleißige Student den Fitnessraum am Rande der Bibliothek betritt, in dem man immer ein freies Laufband und eine kalte Dusche findet, muss noch der für diesen Tag gewählte Zeltwächter mit den aktuellen Informationen aus den Vorlesungen und Seminaren versorgt werden. Die sich hinter dem Audimax ausbreitenden Zeltstädte erfreuen sich gerade zu diesen späten Stunden besonderer Beliebtheit, kann man doch hier die neuesten Ideen des Präsidiums wie den 365-Tage-Campus diskutieren. Am Lagerfeuer vergeht die Zeit wie im Flug: Es ist schon vier Uhr. Jetzt noch schnell das Seminar vorbereiten – um sechs Uhr geht es schließlich wieder los.

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Lübecks Linden kleben lassen? https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/luebecks-linden-kleben-lassen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/luebecks-linden-kleben-lassen/#comments Mon, 12 Dec 2016 09:00:43 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252290
Die aktuelle Situation an der Untertrave.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Die aktuelle Situation an der Untertrave.

Das geparkte Fahrrad hast du unter einer der Linden an der Untertrave abgestellt und es ist Spätsommer. Der Lenker klebt und die Hose will den Sattel auch nicht mehr loslassen. Dieses sehr bekannte Problem wird durch den Honigtau von Blattläusen, die eine Vorliebe für Linden haben, verursacht. Vielleicht werden in naher Zukunft durch die Linden verklebte Lenker nicht mehr an der Untertrave auffindbar sein, denn sie soll umgebaut werden.

Um über diese Umbaupläne zu entscheiden, wird es am 18. Dezember einen Bürgerentscheid geben. Der Grund für diesen Entscheid ist die Unterschriftensammlung des Aktionsbündnisses “Lübecks Linden Leben Lassen” zum Erhalt der Winterlinden an der Untertrave. Deshalb können alle in Lübeck Gemeldeten über die Frage „Sollen die vorhandenen Winterlinden der Straße An der Untertrave zwischen der Braunstraße/Holstentor und der Drehbrücke erhalten bleiben und die Umgestaltungspläne entsprechend geändert werden?“ mit Ja oder Nein abstimmen.

Sollte die Mehrheit mit Ja antworten, so wird es, laut Stadt, keinen Umbau der Untertrave geben, denn dann fielen bis auf die Fördergelder durch die Städtebauförderung alle Fördergelder weg und Lübeck könne sich den Umbau aus eigenen Mitteln nicht leisten. Das bedeutet, dass die Untertrave wohl so bliebe, wie sie jetzt ist, denn die Bürgerschaft würde sich gegen den Umbau entscheiden. Und ohne die Ermächtigung durch die Bürgerschaft kann der Bürgermeister den Umbau nicht in Auftrag geben. Antwortet die Mehrheit mit Nein, könne die Untertrave mittels 10,5 Millionen Euro Fördergeldern aus mehreren Quellen und einem geringen Eigenanteil umgebaut werden.

Seit wann besteht der Umbauwunsch?

1960 wurden die Linden an die Untertrave gepflanzt und der Boden bis an den Stamm durch Steinplatten versiegelt. Damals war dort Hafen- beziehungsweise Industriegebiet. Neben den Schiffen, die dort anlegten, fuhr die Bahn zum Verladen der Güter neben die Schiffe. Um die Schiffe und andere Fahrzeuge betanken zu können, gab es mehrere Zapfsäulen, die den Boden kontaminierten. Mit der Planung der Nordtangente, dem Bereich um die Erik-Warburg-Brücke, in den neunziger Jahren erwog die Stadt den Umbau des westlichen Altstadtrandes. Durch Bürgerbeteiligungen wurde schnell klar, dass die Einwohner grundsätzlich für einen Umbau waren. 1999 gab es nicht nur Gespräche und Informationsveranstaltungen zwischen der Stadt und den Bewohnern des Gebietes, sondern auch mehrere Workshops. Das Ergebnis: Die Menschen wünschten sich eine maritime Flaniermeile mit Hafen, Bänken, Bäumen und Picknickmöglichkeiten – also einen öffentlichen Raum für alle. 2003 rief Lübeck einen Ideenwettbewerb zur Umgestaltung des westlichen Altstadtrandes aus, bei dem 15 Planungen eingereicht wurden. Der Gewinner war das Lübecker Büro Trüper Gondesen Partner.

So soll die Untertrave aussehenTGP

So soll die Untertrave aussehen

Zuerst wurde der Bereich „An der Obertrave“ umgebaut, denn für den Bereich „An der Untertrave“ fehlten Fördermittel. Mit dem Bau des Hansemuseums wurde der ursprüngliche Plan in Zusammenarbeit mit dem Gewinner überarbeitet, sodass eine einheitliche Verbindung zwischen Hansemuseum und Holstentor entstehen würde. Die Finanzierung plante die Stadt schon 2012 mit Fördermitteln aus dem Städtebaufördermittelprogramms „Sanierung und Entwicklung“. 2015 kam der nächste Fördermittelgeber „Nationale Projekte des Städtebaus“, zu dessen Zielgruppen nicht nur UNESCO-Welterbestädte, sondern auch Projekte mit nationaler Bedeutung zählen. Durch solche Fördermittel muss die Stadt die Kosten in Höhe von 15,5 Millionen Euro nicht alleine tragen. Die Zusammensetzung der Fördermittelquellen ist einmalig: 5,7 Millionen Euro kommen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, 3,4 Millionen aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“, 1,4 Millionen aus dem Städtebauförderungsprogramm „Sanierung und Entwicklung“ und 1,7 Millionen Euro kommen von den Anwohnern über den Kommunalabgabenbeitrag. Lübeck müsste somit laut aktueller Planung von 2016 bis 2018 3,5 Millionen Euro investieren. Doch in Kürze werden die europäischen Fördermittelfonds aus verschiedenen Gründen eingestellt. Sollten die Bürger also mit Ja stimmen und ein neuer Plan für die Untertrave notwendig werden, fehlen diese Geldquellen. Dann würde es laut Stadt und Land zu keinem Umbau mit den Linden kommen, denn die Hansestadt kann sich aufgrund der schlechten Haushaltslage keinen Umbau der Untertrave aus eigenen finanziellen Mitteln leisten. Des Weiteren hat die Bürgerschaft angekündigt, sie werde nicht für einen Umbau mit Erhalt der Linden stimmen.

Was ist an der Untertrave geplant?

Die Untertrave soll komplett saniert, der kontaminierte Boden entfernt und ausgetauscht werden. Die 48 Winterlinden, die sich laut erstem, von der Stadt in Auftrag gegebenen, Baumgutachten in einem schlechten Zustand befänden, sollen gefällt und durch 60 Schwedische Mehlbeeren ersetzt werden. Der Vorteil dieser in Nordeuropa vorkommenden Baumart ist laut Christine Korezky vom Bereich Stadtplanung und Bauordnung, dass sie zum einen nicht „kleckern“, also unter anderem Bänke und Autos zum Kleben bringen, zum anderen aber vor allem in ihrem Höhenwachstum die Stadtansicht auf das UNESCO-Welterbe „Lübecker Altstadt“ nicht verdecken. Es könne zudem nicht wieder zu oberflächlichem Wurzelwachstum kommen, denn die Pflanzbeete seien breiter und tiefer und die Bodenbedingungen besser als damals bei den Linden.

Bürgermeister Bernd Saxe und Produzent Leo Bloom bei der Vorstellung des WerbevideosFabian Schwarze | StudentenPACK.

Bürgermeister Bernd Saxe und Produzent Leo Bloom bei der Vorstellung des Werbevideos

Die Linden könnten, so die Stadt, nicht erhalten werden. Zum einen müssten in naher Zukunft Kronenpflegeschnitte zur Erhaltung der Verkehrssicherheit erfolgen, zum anderen seien laut einer DIN-Norm zum Baumschutz Bauarbeiten im Kronenbereich mittlerweile verboten. Mit anderen Worten: Unter den Linden können keine Pflasterarbeiten vorgenommen werden. Hier müsste mit Kies oder Sand gearbeitet werden, womit die geforderte Qualität aber auch die Barrierefreiheit der Untertrave nicht gegeben wäre, was zum Verlust der Fördermittel führen würde. Eine Barrierefreiheit, die mit dem Erhalt der Linden nicht vereinbar sei, könne erst im Zuge des Umbaus geschaffen werden.

An der Untertrave ist eine Flaniermeile geplant. Die Promenade soll direkt an der Kaimauer gebaut werden und breiter als der aktuelle Gehweg werden. Aber auch die Häuserseite soll einen breiteren Bürgersteig bekommen. Man kann also auf beiden Straßenseiten spazieren gehen und den ein oder anderen Nachmittag dort mit einem Besuch der Cafés, Restaurants und Geschäften verbringen. Die Fahrbahn für Autos und Busse soll schmaler werden, sodass Radfahrer eine eigene Spur bekommen Dies ist möglich, weil der Verkehr nicht mehr auf der Untertrave lastet. Zudem ist am Drehbrückenplatz eine Wassertreppe geplant. Neue Bäume sollen die Lichtachsen freihalten und die Seitenstraßen werden von der gegenüberliegenden Uferseite einsehbar sein. Neben diesen Bäumen sollen Bänke und Liegen sowie ein Wasserspender aber auch die Gastronomie Platz finden und auch der Eispavillon soll erhalten werden. Zudem sollen Kinder Platz zum Spielen bekommen.

Linden erhalten?

Linden haben nicht nur Heilkräfte, sondern auch einen hohen ökologischen Wert. Sie schaffen ein Ökosystem mit Bienen und zahlreichen anderen Insekten. Laut dem leitenden Forstdirektor i.R. Lutz Fähser, auf den sich das Aktionsbündnis “Lübecks Linden Leben Lassen” unter anderem beruft, sind die Linden durchschnittlich gesund. Fähser sehe keinen ökologischen Grund, die Bäume zu fällen, denn die im ersten Baumgutachten festgestellten Mängel seien typische Merkmale der Winterlinde. Jedoch muss man hierbei anmerken, dass Fähser kein staatlich bestellter und vereidigter Baumsachverständiger ist.

Das Stadtbild werde durch diese Bäume besonders geprägt und nebenbei verbesserten sie das Klima in der Stadt. Gegenüber den Lübecker Nachrichten sagte Ingrid Boitin vom Aktionsbündnis, dass die Linden an der Untertrave viel Kohlenstoffdioxid und Feinstaub der Autos aufnehmen würden. Die Bestandslinden hätten eine sehr viel höhere biologische Leistungsfähigkeit als die zehnjährigen schwedischen Mehlbeeren. Auch wenn zwölf weitere Bäume gepflanzt würden, könne diese Leistungsfähigkeit nicht erreicht werden. Zudem würde die Pappel am Drehbrückenplatz auch erhalten werden, dort müsse somit eine neue Oberfläche in Handarbeit entstehen. Aus diesem Grund könne man bei den Linden auch so verfahren.

Eine Promenade sei, so argumentiert das Aktionsbündnis, auch mit den Linden möglich. Man könne Wurzelbrücken nutzen, die Mauer problemlos entfernt werden, denn diese habe keine Bedeutung für die Standsicherheit, und die Winterlinden in den Umbau integrieren. Solange das Fundament erhalten bleibe, würden die Wurzeln nicht beschädigt. Zudem sei keine Verunreinigung des Bodens durch die früheren Zapfsäulen in der Nähe der Bestandsbäume festgestellt worden. Beim Punkt Barrierefreiheit sieht das Bündnis auch kein Problem.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Bürgerschaft nie mit den Linden geplant habe und dementsprechend keine Fördermittel für einen Umbau mit Erhalt der Linden beantragt habe. Dies geht aus dem Bürgerschaftsbeschluss vom 26. November 2015 hervor, in dem Bürgermeister Bernd Saxe beauftragt wird, den noch nicht ausgebauten Abschnitt nach dem prämierten Entwurf umbauen zu lassen.

Auf unsere Anfrage hat “Lübecks Linden Leben Lassen” leider nicht geantwortet.

Alles neu?

“Stillstand ist Rückschritt. Lübeck darf sich nicht ausruhen! Ständig steigende Tourismuszahlen sind das eine. Zu glauben, das bliebe so, ohne etwas dafür zu tun, ist arrogant und gefährlich.”, schreibt uns Olivia Kempke, Geschäftsführerin des Lübeck Management e.V. Sie tritt damit für den Umbau an der Untertrave ein und wirbt auch um die Stimmen der Studierenden. Lübeck investiere mit dem Umbau in die Zukunft. Eine höhere Aufenthaltsqualität, hindernisfreie Wege, mehr Platz für Kinder und Radfahrer und das zu einem für die Stadt günstigen Preis. Daher hat sie auch wenig Verständnis für die Gegenseite: “Gegen den Umbau spricht nichts.”, schreibt sie zur Frage nach den besten Argumenten der Bürgerinitiative. Auch das finanzielle Argument greife einfach zu kurz. Die Untertrave sei bereits mehrfach umgebaut worden und müsse auch irgendwann wieder umgebaut werden, “weil es aktuell an der Untertrave alles andere als schön ist.” Aber einen Umbau mit Erhalt der Linden müsse die Stadt, welche bereits jetzt einen großen Sanierungsstau vor sich her schiebt, dann komplett selbst bezahlen.

Landschaftsarchitekt Tonio Trüper bedauert die Vereinfachung der emotionalen Debatte auf die Frage von Bäumen: “Es ist eine städtebauliche Veränderung, die viele Aspekte mitbringt, aber zur Zeit auf diese Baumfrage reduziert ist. Das wird der ganzen Planung nicht gerecht.”, sagt er im Interview in dieser Ausgabe, in dem er sich wünscht, dass der Prozess, zu dem die ersten Entwürfe ja nun schon über zehn Jahre alt sind, endlich abgeschlossen wird.

Auch was den Zustand der Linden angeht, ist man sich uneinig. Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten kommt, so schreibt Kempke, zu dem Ergebnis, dass die Linden “aufgrund ihres mickrigen Zustands keine 10 Jahre mehr durchhalten”. Die Stadt hat zudem ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben, auch dies bescheinigt den schlechten Zustand der Linden. Das Gutachten argumentiert zudem, dass jegliche Bauarbeiten die Linden zu stark schädigen würden. Ein Umbau mit Erhalt der Linden wäre also nicht nur politisch ungewollt, sondern schlichtweg unmöglich.

Bis zum 18. Dezember kann abgestimmt werden. Falls ihr schon am vierten Advent bei euren Familien seid und nicht zur Abstimmung gehen könnt, aber dennoch wählen wollt: Ihr könnt schon jetzt im Rathaus in der Hörkammer eure Stimme abgeben und über die Zukunft der Untertrave und somit einen Teil Lübecks bestimmen.

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Der Planer im Interview https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/der-planer-im-interview/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/der-planer-im-interview/#comments Mon, 12 Dec 2016 06:45:58 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252542
Tonio Trüper hat die Pläne für den Untergrabe-Umbau entworfen.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Tonio Trüper hat die Pläne für den Untertrave-Umbau entworfen.

In der Diskussion über den Bürgerentscheid wird viel über Pläne gesprochen. Das StudentenPACK sprach mit dem Landschaftsarchitekten Tonio Trüper, der die neue Promenade entworfen hat.

StudentenPACK: Worum geht es beim Umbau der Untertrave?

Tonio Trüper: Bei dem Projekt geht es darum, Lübeck wieder ans Wasser zu bringen. Lübeck ist mit dem Hafen groß geworden – also mit dem Handel und mit der Seefahrt. Dann haben wir nach dem zweiten Weltkrieg eine Zeit erlebt, in der die Obertrave und die Untertrave hauptsächlich als Verkehrsachse und über ihre Autostellplätze definiert wurden. An der Obertrave standen vor dem Umbau hunderte Autos und man kam gar nicht ans Wasser heran. Dieser Umbau soll jetzt an der Untertrave fortgeführt werden, beispielsweise mit Sitzmöglichkeiten und Gastronomie am Wasser.

PACK: Inwiefern haben Sie die Wünsche der Anwohner eingebunden?

Trüper: Die Wünsche sind im Wettbewerb 2003 mitberücksichtigt gewesen. Die Stadt hat einen Vorgabenkatalog gemacht und für jedes teilnehmende Architekturbüro alle Ergebnisse der Bürgerbeteiligung aufgelistet. Es haben vier Bürgerbeteiligungen stattgefunden, in denen die Wünsche der Menschen gesammelt wurden. Die Wünsche der Anwohner für die Obertrave waren beispielsweise Bäume, Bänke, ein Wasserspiel, eine Tanzfläche, ein Schachspiel, Kinderspiele. An der Untertrave Raum zum Flanieren und viele Kioske. Diesen Katalog haben wir befolgt und konnten den Wettbewerb gewinnen.

PACK: Wie hat sich die Planung seit 2003 verändert?

Trüper: Der Anlass des Projektes ist, dass die Nordtangente gebaut wurde (der Bereich um die Erik-Warburg-Brücke, Anmerkung d. Red.), also viel Verkehr aus dem altstadtnahen Bereich herausgehalten werden kann. Und die größte Änderung vom Wettbewerbsplan zu Heute ist, dass wir damals noch sehr viel mehr Stellplätze für Autos berücksichtigt haben. Das müssen wir heute nicht mehr, sondern haben statt dessen noch mehr Fläche für eine Promenade gewonnen. Hier sieht man das Lieblingsmotto unserer Arbeit, “wenn ich Autos einlade, bekomme ich Autos – wenn ich Menschen einlade, bekomme ich Menschen”.

Es gibt immer die Behauptung, dass wir den Wettbewerbsplan 2003 mit den Bestandsbäumen gezeichnet haben. Das ist nicht so. Wir haben auch damals schon – entgegen der Auslobung, das muss man zugeben – eine Planung mit neuen Bäumen abgegeben und das ist auch so an der Obertrave umgesetzt worden. Auch da wurden Bestandslinden entnommen, weil sie aus Baugründen und alterstechnisch nicht einbindbar waren und es sind neue Baumgruppen gesetzt worden — mal in Doppelreihe, mal in Päckchen. Das ist auch das Ziel für die Untertrave, mit Doppelreihen zu arbeiten, so dass man unter einem großzügigen Baumdach sitzen und liegen kann. Dazu sind große Holzpodeste von uns gedacht.

Die Bäume sollen mit der Neuplanung weiter von der Uferkante weggerückt werden. Bei einer zehn Meter breiten Promenade sollen die Bäume nicht wie im Bestand zwei Meter neben der Kaikante stehen, sodass bis zur Straße acht Meter Platz sind. Man braucht den Platz direkt am Wasser!

PACK: Aus welchem Grund haben Sie mit neuen Bäumen und nicht mit den Bestandslinden geplant?

Trüper: Als Landschaftsarchitekt ist man natürlich bemüht, gerade bestehende Bäume in die Pläne einzubinden. Wir haben in diesem Jahr einen Marktplatz bei Magdeburg neu gestaltet, dort wurden Bestandsbäume von der einen Marktplatzseite auf die andere gepflanzt. In Pinneberg bei Hamburg bauen wir gerade die Fußgängerzone und den zentralen Marktplatz um und integrieren dort große Bestandseichen. Das ist in diesen beiden Projekten möglich, hier ist es eben nicht möglich.

Für uns war es 2003 schon nicht gerechtfertigt, so einen weitgehenden Umbau zu machen und dabei mit Bäumen zu arbeiten, die ein Stadium erreicht haben, in dem sie keine lange Lebenszeit mehr haben. Und das wurde auch durch ein Gutachten der Stadt bestätigt. Da will ich mich aber nicht gänzlich drauf zurückziehen. Als Landschaftsarchitekt sehe ich das genauso. Wir haben diskutiert, mit Stahlkonstruktionen große Wurzelräume zu schaffen, sodass der Baum richtig gute Bedingungen erhält. Aber der Gutachter und auch die Baumexperten der Stadt haben festgestellt, dass das den Bäumen einen Vitalitätsschock versetzen würde. Es gibt auch das Problem, dass die Bäume so dicht an der Kaimauer stehen und die Wurzeln gar keinen ausreichenden Platz haben.

PACK: Warum sollen es nichtheimische Bäume sein?

Trüper: Die Baumfrage wurde noch einmal geändert. Wir als Landschaftsarchitekten haben den japanischen Schnurbaum vorgeschlagen. Das ist ein Baum, der für die Promenade und die dahinterliegende Fassadenreihe ein wunderbares lichtes Bild gibt. Ein Baum mit einer ganz leichten Krone mit vielen Durchblicken, mit der sich die Altstadtfassade dahinter wunderbar zeigen kann. Und gerade wenn man sich einen Sommertag vorstellt, ist eine leichte Atmosphäre mit Licht- und Schattenspiel eine schöne Vorstellung. Der Baum zählt zu den Klimabäumen, der es schafft, mit den starken Klimaschwankungen in einer Stadt zurechtzukommen. Als wir den Baum vorgeschlagen haben, war uns auch nicht so klar, was das für eine Welle hervorruft. Dass man sich so an der Baumart reibt, habe ich mir nicht vorstellen können. Es sind viele Baumarten, die bei uns heute selbstverständlich wachsen, wie beispielsweise die Kastanie, eingeführt worden. Jetzt ist es geplant, die schwedische Mehlbeere zu pflanzen.

PACK: Glauben Sie, dass der Umbau ohne die bisherigen Parkplätze zu einer autofreieren Innenstadt führen könnte?

Trüper: Davon bin ich überzeugt. Wir sollten bei der Frage der Autofreien Stadt niemals in ein Schwarz-Weiß-Denken verfallen. Ich glaube, dass man immer einen Weg finden muss, dass das Auto im Stadtbild nicht dominiert, gerade an so besonderen Flächen wie einer Hafenkante. In dem Moment, in dem ich auf solchen Flächen Raum für den Menschen schaffe, komme ich zu einem ausgewogenen Mix in einer Stadt. Ich glaube nicht, dass man das Auto aus einer Altstadt komplett verbannen sollte, man muss die richtige Abwägung finden. An der Untertrave würden weniger Autos sicherlich guttun.

PACK: Was wünschen Sie sich für die Untertrave in Zukunft?

Trüper: Ich wünsche mir, dass die Umgestaltung jetzt auch beginnen kann. Und ich glaube, dass sich der Unfrieden, der in Lübeck Einzug gehalten hat, sich auch wieder legt. Die Diskussion ist aktuell wenig sachlich und wurde fast zu einer Glaubensfrage erhoben. Es ist eine städtebauliche Veränderung, die viele Aspekte mitbringt, aber zur Zeit auf diese Baumfrage reduziert ist. Das wird der ganzen Planung nicht gerecht.

PACK: Vielen Dank für das Gespräch.

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