Peter Dominiak – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 02 Jul 2016 16:23:11 +0000 de-DE hourly 1 Reden, die nicht enden wollen https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/#respond Thu, 05 May 2016 21:05:41 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234580
Präsident Lehnert eröffnet die VeranstaltungLukas Ruge | StudentenPACK.

Präsident Lehnert eröffnet die Veranstaltung

„Es waren sehr spannende und ich denke auch für die Universität extrem wichtige und zukunftsweisende erste 16 Monate […] der ersten Phase der Stiftungsuniversität“, beginnt Unipräsident Prof. Hendrik Lehnert seine Eröffnung des Jahresempfangs der Universität zu Lübeck. Mit Cervantes setzt Lehnert zudem das ironische Motto der Veranstaltung fest: „Fasse dich kurz, denn Reden, die nicht enden wollen, gefallen nicht.“

Die Eröffnungsrede endet nach 20 Minuten, ihr war bereits das Grußwort des Staatssekretärs Fischer (SPD) vorangegangen, vor dem wiederum Lehnert kurz gegrüßt hatte. Nach 47 Minuten wurden die letzten zwölf Monate ausführlich beschrieben und die Veranstaltung ist erfolgreich eröffnet.

Der Abend geht über zu den Preisverleihungen. Der erste Preis, der mit 1000 Euro dotierte Preis für besonderes studentisches Engagement, geht in diesem Jahr an die Redaktion dieser Zeitung, welche vertreten durch sieben Redakteure die Urkunde entgegennimmt. Prof. Till Tantau hält die Laudatio und hebt dabei insbesondere den Wert von freiwilligem Engagement hervor. „Lobt die Uni weiter, kritisiert die Uni weiter“ gibt Tantau den Preisträgern mit auf den Weg.

Auch etwas zurückgegeben: Die Redaktion übergibt Präsident Lehnert sein Portrait.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Auch etwas zurückgegeben: Die Redaktion übergibt Präsident Lehnert sein Portrait.

Annika Munko hält für das StudentenPACK eine kurze Dankesrede. Bevor die Redaktion die Bühne verlässt übergibt sie Präsident Lehnert das Porträt von ihm, welches sie für die Januar-Ausgabe angefertigt hatte. Das Protokoll vermerkt Heiterkeit.

Nach dem studentischen Preis wird erstmalig der „Thomas-Fredenhagen-Preis“ verliehen, welcher kurz von Michael Weiß von der Kaufmannschaft Lübecks erklärt wird. Mit 10.000 Euro hochdotiert wird der Preis für besondere Erfolge im Transfer von Forschungsergebnissen zu wirtschaftlicher Leistung ausgelobt. Vier Forscherteams sind nominiert, erst hier auf der Veranstaltung soll verraten werden, an wen der Preis geht.

Die Benennung nach einem wenig bekannten Kaufmann aus dem 17. Jahrhundert mag den geneigten Hörer an die Umbenennungsdiskussion der Universität erinnert haben, bei welcher ein anderer Name eines Lübeckers aus dem 17. Jahrhundert wegen Unbekanntheit als unbrauchbar abgetan wurde.

Die Laudatio, oder vielmehr was die Laudatio sein sollte, hält Prof. Thorsten Buzug, welcher allerdings den Großteil seiner Redezeit mit allgemeinen Betrachtungen zum Technologietransfer und zur Notwendigkeit des wirtschaftlichen Denkens in der Forschung verbringt. Selbst als er selbst anmerkt, dass die Zeit zu knapp wird und er sich nun kurz fassen möchte, kommt er nicht sofort zu den vier nominierten Teams.

Prof. Dr. Alfred Vogel dankt in erster Linie seinen Miterfindern.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Prof. Dr. Alfred Vogel dankt in erster Linie seinen Miterfindern.

Die erste Stunde der Verleihung ist vorbei als Buzug verkündet, dass der Thomas-Fredenhagen-Preis an das Team von Erfindern aus dem Institut für Biomedizinische Optik geht. Prof. Dr. Alfred Vogel scheint erst zu glauben, er müsse auf seine Rede verzichten, um den Verzug der Veranstaltung nicht noch zu erhöhen. Letztlich kann allerdings auch er noch eine Rede halten.

Wer bis hierhin durchgehalten hat, darf sich von großartiger Musik unterhalten lassen. Musikalisch untermalt die Band Yxalag den Abend mit schwungvollem Klezmer, zu dem man sich eigentlich bewegen müsste, was aber keiner tut. Das größtenteils Anzug tragende Publikum imitiert während des Stücks „Ershter Walz“ fünf Minuten lang Schaufensterpuppen, bevor das Programm seinen Lauf nimmt.

Yxalag bringen den Raum nicht zum Tanzen. Das ist aber nicht ihre schuld.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Yxalag bringen den Raum nicht zum Tanzen. Das ist aber nicht ihre schuld.

Dietrich Herms hat beim gemeinnützigen Verein der „Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck“ neun Jahre lang ehrenamtlich die Bücher geführt. Er tat dies, so bemerkt Hendrik Lehnert in seiner Laudatio für den Mann, dem nun die Ehrennadel der Universität verliehen wird, so tadellos, dass es all die Jahre keine Beanstandung gegeben habe. Herms ist inzwischen zudem ehrenamtlicher Bürgermeister in seinem Heimatort geworden und legt sein Amt als Buchhalter nun nieder, Mitglied bei den Alumni bleibt er aber.

lange bei den "Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck": Dietrich Herms erhällt die EhrennadelLukas Ruge | StudentenPACK.

lange bei den “Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck”: Dietrich Herms erhällt die Ehrennadel

„Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Dietrich Herms die Ehrennadel der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner großen Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck“, steht es auf der Urkunde, die Prof. Lehnert zusammen mit der Nadel übergibt. „Die stecke ich Ihnen aber nicht an“, scherzt Prof. Lehnert, „Ich weiß nicht ob ein Chirurg im Raum ist.“

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Gerd Rischau die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als Vorsitzender des Hochschulrates war er wichtiger und unverzichtbarer Ratgeber für die Universität. Er hat den Weg zur Stiftungsuniversität gestaltet und sich stets mit großem Engagement für die Verbundenheit von Stadt und Universität eingesetzt.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Gerd Rischau die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als Vorsitzender des Hochschulrates war er wichtiger und unverzichtbarer Ratgeber für die Universität. Er hat den Weg zur Stiftungsuniversität gestaltet und sich stets mit großem Engagement für die Verbundenheit von Stadt und Universität eingesetzt.

In die Reihen der Ehrenbürger der Universität reihen sich an diesem Abend zwei neue Bürger ein, Gerd Rischau und Renate Menken, beide gebürtige Lübecker. Die Laudatio für Rischau hält Dr. Helmuth Pfeifer, ebenfalls Ehrenbürger der Universität, der besonderen Einblick in das Leben des Gewürdigten hat, denn die beiden kennen sich seit Schulzeiten. „Gerd Rischau war für mich immer ein ehrenhafter Bürger“, sagt Pfeifer, „eigentlich ein Ehrenbürger aus sich selbst heraus.“ Rischau war 24 Jahre Finanzsenator Lübecks und hatte sich für das Laserzentrum an der Uni eingesetzt, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. 2010 hat er mit der Uni gekämpft, war Vorsitzender des Hochschulrates von 2013 bis 2015 und Mitbegründer der inzwischen eingestellten International School of New Media.

Die Universität zu Lübeck verleiht Frau Renate Menken die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als kluge Ratgeberin und tatkräftige Förderin ist sie der Universität seit vielen Jahren verbunden, sie hat mit ihrem großen Engagement die Vielfalt der Wissenschaft an der Universität zu Lübeck einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt gemacht.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Frau Renate Menken die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als kluge Ratgeberin und tatkräftige Förderin ist sie der Universität seit vielen Jahren verbunden, sie hat mit ihrem großen Engagement die Vielfalt der Wissenschaft an der Universität zu Lübeck einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt gemacht.

Die Laudatio für Renate Menken hält Björn Engholm, der ehemalige Ministerpräsident. Sie ist die erste Ehrenbürgerin, „eine sehr willkommene Erweiterung“. Menken hatte Pharmazie studiert und führte in Lübeck eine Apotheke. Allerdings hat sich Menken, und hier liegt die Begründung der Ehrenbürgerschft, ehrenamtlich und hauptamtlich dem Management der Possehl-Stiftung, welcher sie von 2009 bis 2015 vorsaß, verschrieben. In diesem Zusammenhang war sie unter anderem für die erhebliche finanzielle Unterstützung der Vorhaben der Studierenden im „Lübeck kämpft“-Sommer 2010 verantwortlich. Menken engagierte sich aber nicht nur für die Possehl-Stiftung, sondern setzte sich auch für den Studienfonds, die Schülerakademie und weitere Projekte ein. Zudem, so bemerkt Engholm, sei Menken für ihre oft trockenen, oft witzigen und manchmal scharfen Bemerkungen bekannt und bei einigen gefürchtet. Mutterwitz nennt er es, und er habe es meist eher genossen.

Ihre „Dankesrede“ halten Rischau und Menken gemeinsam, als Dialog. Der trockene Humor ihres Rückblicks ist ein Highlight des Abends.

Dankesrede als DialogLukas Ruge | StudentenPACK.

Dankesrede als Dialog

„Liebe Renate, wie lange kennen wir uns eigentlich schon?“

„Ach Gerd, ‘ne kleine Ewigkeit. Seit deiner Jugend und meiner Kindheit. Wir sind miteinander verwandt. So ist das hier in Lübeck, das ist so üblich. Aufgewachsen in einer aufregenden Zeit, als Lübeck um 100.000 Flüchtlinge gewachsen ist und stark wurde. Wir sind uns unzählige Male begegnet und haben trotzdem dabei nicht den Humor verloren. Aber warum fragst du mich das jetzt?“

„Weil ich mir nicht habe vorstellen können, dass wir, ich in meinem vorgerückten Alter, das hier gemeinsam erleben würden.“

„Das geht mir genauso, das mit dem vorgerückten Alter. Aber jetzt haben wir ja gehört, warum wir für würdig gehalten werden, Ehrenbürger unserer Universität zu sein, das Lob ist wie immer übertrieben. Ich bin dennoch tief gerührt über die Ehrung, freue mich darüber und bedanke mich sehr herzlich. Lieber Björn, ich bin auch dankbar und gerührt über das, was du über mich gesagt hast. Ich habe aber immer mit fremdem Geld tun dürfen, das ist ja das Einfachste von der Welt anderer Leute Geld auszugeben. Ich hab es allerdings mit großem Vergnügen getan. Und nun zu dir Gerd, du stehst ja so ein bisschen da wie ein begossener Pudel.“

„Das war jetzt kein Mutterwitz, das steht so in unserem Drehbuch drin. Aber im Ernst, stell dir vor Renate, auch ich bin mit etwas Muffensausen hierher gekommen und mit der Frage, was eigentlich so besonders an mir ist. Lieber Helmuth, einige Fragezeichen sind geblieben. Dennoch gebe ich zu, dass ich mich über diese Ehrung sehr, sehr freue. Deine Worte Helmuth, die Worte eines alten Freundes, die natürlich die Grenzen der Objektivität verlassen mussten, haben mich sehr bewegt. […] So, Renate, jetzt dürfen wir stolz sein!?“

„Du kennst mich doch, haste mich schomal stolz erlebt? Wenn unsere Eltern das noch erleben könnten: Unsere Väter wären stolz auf uns gewesen, und unsere Mütter hätten das alles geglaubt. Ich bin begeistert, total begeistert, aber stolz? Nein.“

„Und was hat dich in Verbindung mit unserer Universität mit Wissenschaft am meisten begeistert?“

„Ganz klar das riesige Engagement der vielen Studierenden, Lehrenden und der zig tausend Bürger Lübecks als es darum ging, 2010 die Universität nicht nur um ihrer selbst willen, sondern um der Stadt willen zu retten. Das war für mich eine besondere historische Leistung, die ich da beobachten durfte. Für mich war es ein besonders großes Erlebnis mit Helmuth, dir und vielen Anderen bei der Großdemo in Kiel unser Possehl-Stiftungs-Transparent hochhalten zu dürfen. Bei brütender Hitze. Ich habe um unser aller alter Leben gefürchtet.“

„Mich haben die gemeinsamen Anstrengungen von Universität und Hochschulen, von Politik und Wirtschaft, von Stiftungen und gemeinnützigen Vereinen begeistert, als es darum ging, Stadt der Wissenschaft zu werden. Die Initiative dazu kam aus dieser Universität, von dem damaligen Präsidenten Peter Dominiak zusammen mit der IHK Lübeck. Wir saßen alle in einem Boot, ein in dieser streitverliebten Stadt besonderes Erlebnis.“

„Das Wort ‚streitverliebt‘ löst bei mir ein sehr positives Echo aus. Bis an mein Lebensende werde ich gern streiten, wenn es sich zu streiten lohnt. Aber zurück zur Stadt der Wissenschaft. Mich begeistert, mit welcher Kreativität Universität und Hochschulen auch dank der Initiativen unseres Wissenschaftsmanagements aus ihren Mauern herausgegangen sind und Jugendliche und Kinder für Wissenschaft begeistert haben. […]“

„Wenn Kinder unsere Zukunft sind, kommt es darauf an im Zweifelsfall allen, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, die Chance zu geben, an den Segnungen der Bildung teilzuhaben. Renate, du wirst hoffentlich einverstanden sein, wenn ich noch einmal eine Persönlichkeit aus dieser Universität nenne, einen Mann der uns mit seiner Initiative, seinem Engagement, und seinen Impulsen begeistert hat: Hans Arnold.“

„Weiß Gott. Sein Wirken war entscheidend dafür, dass wir mit ihm und anderen zusammen den Lübecker Bildungsfonds auf den Weg bringen konnten. In ihn zahlen acht Lübecker Stiftungen seit acht Jahren jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro – ein in Deutschland bisher einzigartiges Modell. Wir können dankbar sein, dass wir immer wieder solche Wegbereiter in unserer Stadt haben und ich könnte stundenlang davon erzählen.“

„Aber bitte nicht heute Abend, guck auf die Uhr.“

Noch einmal spielt die Musik auf. Dann wieder Lehnert: „Wir kommen nun zur wichtigsten Auszeichnung, die die Universität zu Lübeck zu vergeben hat. Es geht um die Vergabe einer Ehrenpromotion und wir alle als Universitätsgemeinschaft freuen uns riesig, sind überaus stolz dir, lieber Peter, die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck, den Doktor h.c., verleihen zu dürfen.“

Lehnert: Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Lehnert: Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne.

„Lassen sie mich kurz einmal sagen, was uns bewogen hat und motiviert hat dies zu tun.“ Wenn es der Promovierende ist, der seine eigene Doktorarbeit verteidigt, so ist es wohl der Laudator, der eine Ehrenpromotion verteidigen muss, und so wird in den nächsten Minuten nicht nur die Biografie sondern auch das Wirken Dominiaks als Wissenschaftler und als Rektor und Präsident detailliert beschrieben.

„Wofür wird eine Ehrenpromotion verliehen? Ich will Ihnen einmal kurz aus der Ordnung unserer Universität für die Verleihung einer Ehrenpromotion zitieren: Sie wird verliehen entweder für eigene herausragende wissenschaftliche Verdienste oder für die Verdienste um die Wissenschaft, für die Wissenschaft auf dem Campus der Uni zu Lübeck.“

„Wir sind bei dir, Peter, in der glücklichen Lage, dies eigentlich für beide Aspekte tun zu dürfen, haben uns aber, trotz deiner unbestritten hohen wissenschaftlichen Verdienste, dazu entschlossen in der Begründung für die Verleihung der Ehrenpromotion den zweiten Halbsatz dieser Ordnung zu nutzen, nämlich ‘für die Verdienste um die Wissenschaft und für die Wissenschaft an der Universität zu Lübeck’. Dies hat seinen üblichen Gang durch die Gremien genommen und wir sind sehr froh und sehr stolz, dass mit sehr klarer Mehrheit im Senat die Entscheidung gefallen ist, dir diese Ehrenpromotion zu geben.“

Doch weil, wie Lehnert bemerkt, die meisten im Raum mit Prof. Dominiak bekannt sind, nimmt die Rede eine ungewöhnliche Wendung. Gute zehn Minuten nimmt der Präsident der Uni Lübeck das Publikum auf eine Reise durch die Bilddeutung mit, in welcher er ein sechs Jahre altes Bild von Peter Dominiak bei einer Demo zum Anlass nimmt, seine Bedeutung bei den Protesten der Uni im Jahre 2010 festzustellen.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Professor Dr. Dominiak den Grad eines Doktors der Medizin ehrenhalber, Dr. med. h.c., aufgrund seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft, weil er durch die Aufhebung der Fakultätsgrenzen durch die Schaffung von Sektionen zukunftsweisende wissenschaftliche Strukturen etabliert hat, weil er den Weg zur Stiftungsuniversität maßgeblich gestaltet und so die Uni für die Zukunft der Universität zu Lübeck als international angesehener und vernetzter Standort medizinischer Wissenschaft gesichert hat, weil er mit großem persönlichen Engagement und vorbildhaft für alle Mitglieder der Universität für deren Erhalt eingetretenen ist.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Professor Dr. Dominiak den Grad eines Doktors der Medizin ehrenhalber, Dr. med. h.c., aufgrund seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft, weil er durch die Aufhebung der Fakultätsgrenzen durch die Schaffung von Sektionen zukunftsweisende wissenschaftliche Strukturen etabliert hat, weil er den Weg zur Stiftungsuniversität maßgeblich gestaltet und so die Uni für die Zukunft der Universität zu Lübeck als international angesehener und vernetzter Standort medizinischer Wissenschaft gesichert hat, weil er mit großem persönlichen Engagement und vorbildhaft für alle Mitglieder der Universität für deren Erhalt eingetretenen ist.

„Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne. Dennoch lohnt es sich hier einmal einen kleinen Blick zurück zu tun. Ich möchte, wenn Sie mir erlauben, in den nächsten fünf Minuten, ich versuche es so kurz wie möglich zu machen, Sie mitnehmen in das Prinzip der Bildbeschreibung und Ikonographie. Sie sehen eigentlich hier auf den ersten Blick nur einen Herren, der läuft, und hinter ihm formiert sich im Halbrund eine Gruppe jüngerer Leute in schwarz-gelben T-Shirts. So könnte man das Bild sehen. Am Ende meiner Betrachtungen, hoffe ich, werden Sie mit mir übereinstimmen, dass es wesentlich mehr ist und dass es vielleicht den Anschein einer fotografisch perfekten Komposition besitzt.“

Die Bilddeutung ist durchaus unterhaltsam, doch als sie vorbei ist, sind die vorgesehenen zwei Stunden der Veranstaltung bereits verstrichen und noch ist der Preis nicht vergeben.

Prof Dr. med, Dr h.c. Peter DominiakLukas Ruge | StudentenPACK.

Prof Dr. med, Dr h.c. Peter Dominiak

Bei so viel Lob ist dann auch Peter Dominiak platt und beginnt seine Rede mit den Worten „Jetzt muss ich erstmal Luft holen…“. Zu seiner Schlagfertigkeit findet der ehemalige Präsident schnell zurück. „Wenn Sie mir zugestehen als Dank an die Universität eine Minute über jedes Jahr zu reden, dass ich hier sehr gerne gearbeitet habe, dann sind wir schon in etwa 24 Minuten fertig. Es kommt keine Gegenwehr?“

„Wenn ich zurückdenke, was ich vor genau 28 Jahren, 1988, als der Lehrstuhl am’ Institut für Pharmakologie ausgeschrieben war, von Lübeck und seiner Universität wusste, dann waren es vom 50-DM-Schein das Holstentor, die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Günter Grass, Willy Brandt und Björn Engholm und natürlich Lübecker Marzipan. Bevor ich meine Bewerbung nach Lübeck schickte, vergewisserte ich mich, ob es hier wirklich eine Universität gäbe (Lachen). Es gab sie, die Medizinische Universität zu Lübeck, kurz MUzL, und Professor Scriba, ihr ehemaliger Rektor, klärte mich in München auf, was das Akronym bedeutete, M.U.Z.L, MUzL: Münchner Universität, Zweigstelle Lübeck. Und als ich im August 1990 hier anfing und durch das damals ziemlich neue Zentralklinikum ging, hörte ich als Begrüßung tatsächlich häufig „Grüß Gott“.

wer hätte das damals, 1990, gedacht.Lukas Ruge | StudentenPACK.

wer hätte das damals, 1990, gedacht.

„Mittlerweile lebe ich hier seit 26 Jahren, viel länger als in meiner Heimatstadt Darmstadt, und der Austausch München – Lübeck ist ebenfalls Geschichte. Seither hat sich hier unglaublich viel verändert: Aus dem einzigen Studiengang, Medizin, mit insgesamt circa 1500 Studentinnen und Studenten im Jahre 1990, sind mittlerweile 14 Studiengänge entstanden mit rund 5000 Studentinnen und Studenten, aus dem beschaulichen Campus ist ein ganzer Hochschulstadtteil erwachsen, aus dem an beiden Hochschulen rund 11.000 bis 12.000 junge Menschen ihrem Studium nachgehen. Mit Fraunhofer-Institut, neuen Forschungsgebäuden, wie dem CBBM oder dem Hendrik-Lehnert-Bau (Lachen), Audimax und den, ich nenne sie einfach mal Mildner-Gebäuden und, und, und… Die überall gut sichtbaren Baukräne weisen darauf hin, dass hier die nächsten Jahre ein neues Klinikum des UKSH entsteht und weitere Forschungsgebäude aus dem Boden wachsen, wer hätte das damals, 1990, gedacht.“

Die Rede endet, wie sie enden muss, mit Dank bevor Hendrik Lehnert die Gäste mit Cervantes, dessen Warnung vor langen Reden am heutigen Abend unerhört blieb, zum Empfang im Foyer entlässt: „Sei mäßig im Trinken und bedenke, daß reichlich genossener Wein kein Geheimnis bewahrt.“

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Ehrendoktor für Dominiak? https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/ehrendoktor-fuer-dominiak/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/ehrendoktor-fuer-dominiak/#respond Sat, 09 Apr 2016 10:30:44 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234452
Prof. Dominiak im Juli 2014Annika Munko | StudentenPACK.

Prof. Dominiak im Juli 2014

Aktualisierung (Der ursprüngliche Artikel ist weiter unten zu finden)

Ergebnisse der Senatssitzung am 13.04.16

Der Senat der Uni Lübeck hat soeben getagt und nach 15 Minuten Besprechung unter Ausschluss der Öffentlichkeit steht fest: Peter Dominiak wird die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck zu Teil.

Dazu der Vorsitzende des Senats Prof. Martinetz: “Ich bin mir sicher, dass die Hochschulöffentlichkeit auch deshalb so gut vertreten ist. Das Ergebnis ist: Es hat die erforderlichen 11 Stimmen gegeben. Die Verleihung wird nun für den Jahresempfang in die Wege geleitet.”

Ursprünglicher Artikel:

Versteckt im StuPa-Protokoll vom 17. Februar, welches der Redaktion vorliegt, findet sich eine kleine Sensation: Dem ehemaligen Präsidenten der Uni Lübeck, Prof. Peter Dominiak, soll die Ehrendoktorwürde verliehen werden, sofern der Senat zustimmt. Ein naheliegender Termin für die Vergabe wäre damit der Jahresempfang am 28. April. Nun ist die Tagesordnung der nächsten Senatssitzung erschienen. Der nicht öffentliche Tagesordnungspunkt drei lautet: „Ehrenpromotion an der Sektion Medizin“. Wer geehrt werden soll, wird nicht angegeben. Die Senatssitzung wird am 13. April stattfinden.

Vertreter der Studierendenschaft in unterschiedlichen Gremien waren frühzeitig in den Prozess eingebunden worden. Eine bessere Einbindung der Studierenden bei der Meinungsbildung war eines der Versprechen des Präsidiums gewesen, nachdem es mit dem Plan einer Umbenennung der Universität im letzten Jahr gescheitert war.

Ehrendoktorwürden der Uni Lübeck haben Potential zur Kontroverse. Bei der letzten solchen Verleihung hatte es überregionale Kritik gegeben. Die Initiative zur Verleihung der Ehrenpromotion an Dominiak geht von Präsident Hendrik Lehnert, weiteren Mitgliedern des Präsidiums und der Sektion Medizin aus. Ohne die Personalie offiziell bestätigen zu wollen, betont Lehnert, es handle sich im aktuellen Fall um die „vollkommen gerechtfertigte Auszeichnung einer verdienten Person“. Auch Prof. Thomas Martinetz, der Vorsitzende des Senats, möchte uns den Inhalt des nicht öffentlichen Tagesordnungspunktes auf Anfrage nicht bestätigen.

Ein bundesweiter Skandal, bei welchem die Uni Lübeck in den Medien und von anderen Universitäten der Lächerlichkeit preisgegeben und beim Satiremagazin extra3 vorgeführt wird, wäre diesmal nicht zu erwarten. Zuerst einmal ist Peter Dominiak keine ehemalige Bundesministerin und zweitens musste er nicht gerade erst wegen einer Plagiatsaffäre seinen wissenschaftlichen Titel abgeben, ganz im Gegenteil: Dominiak ist auch unter Studenten in guter Erinnerung, er ist hoch angesehen und immer noch sehr beliebt.

Was die geplante Verleihung angeht, müsste dennoch mit Fragen gerechnet werden. Denn auch bei Schavan war das ihr vorgeworfene Fehlverhalten immer nur ein kleiner Teil der Kritik der Studierendenschaft. Zentrale Fragestellung war immer: Ist die Ehrendoktorwürde die richtige Ehrung für die erbrachte Leistung?

Wofür bekommt man einen Ehrendoktor?

Die Ehrendoktorwürde kann, laut der Verfassung der Uni, für „hervorragende wissenschaftliche Leistungen oder besondere persönliche Verdienste um die von der Universität vertretenen Wissenschaften“ verliehen werden. Der entscheidende und gern vergessene Teil ist dabei „um die von der Universität vertretenen Wissenschaften“. Soll heißen: Auch wenn der Empfänger der Ehrendoktorwürde seinen Doktortitel nicht wie jeder andere Aspirant durch das Verfassen einer Promotion, die er auch verteidigen muss, erhält, so ist seine Leistung dennoch wissenschaftlich.

Für Verdienste um die Universität kann der Senat die Universitätsehrennadel, die Universitätsmedaille, die Ehrenbürgerschaft der Universität oder die Ehrenmitgliedschaft im Senat vergeben. Letztere stellt für (ehemalige) Mitglieder der Universität die höchste Auszeichnung dar und wird, so will es die Satzung, an Personen vergeben, die sich nicht nur „besonders“, sondern „in hervorragender Weise“ um die Universität verdient gemacht haben. An wissenschaftliche Leistungen sind all diese Ehrungen nicht gebunden. Im Vergleich mit diesen sei die Ehrenpromotion noch etwas umfassender und somit „mindestens auf gleicher Stufe wie der Ehrensenator“ anzusiedeln, so Lehnert.

Bisher sind sechs ehemalige Mitglieder der Hochschulleitung von der Uni geehrt worden, darunter der Gründungsdekan Freiherr Wichard von Massenbach. Sie wurden Ehrensenatoren, Ehrenbürger oder bekamen die Universitätsmedaille. Zwei von ihnen, der ehemalige Rektor Peter Scriba und der ehemalige Vizepräsident Friedrich Wilhelm Schildberg haben einen Ehrendoktor erhalten.

Im StuPa-Protokoll wird zur Ehrung Dominiaks nicht nur kritisch angemerkt, dass der Preis eine wissenschaftliche Leistung würdigen solle, sondern auch, dass Dominiak weiterhin Mitglied der Universität sei. Dies war bei Scriba und Schildberg nicht der Fall.

Peter Dominiak kann, da wird man in Lübeck kaum Widerspruch hören, als ein sehr guter Universitätspräsident angesehen werden. Die Universität hat unter seiner Leitung mehrfach schwere Angriffe auf ihre Existenz abgewehrt, hat sich vergrößert und ihr Fächerspektrum ausgeweitet. Dominiak war auch entscheidend an der Abschaffung der Fakultäten beteiligt sowie bei der Umwandlung in die Stiftungsuniversität. Dies alles sind bewundernswerte administrative Leistungen – aber sind sie wissenschaftlich?

Lübeck kämpftLukas Ruge | StudentenPACK.

Lübeck kämpft

Erfolgreiche Präsidentschaft

Professor Peter Dominiak leitete die Universität von 2005 bis 2014. Er studierte Medizin in Frankfurt. Nach Stationen in Regensburg und München übernahm er 1990 in Lübeck den Lehrstuhl für Pharmakologie. Einige Jahre später war er bereits Prodekan und dann Dekan an der Medizinischen Fakultät, zudem wurde er als Mitglied der Ethikkomission der Uni auch Vorsitzender der Landesethikkomission. Als er 2005 das Amt des Rektors übernahm, gab er dem StudentenPACK gegenüber an, die Stabilisierung des Standorts, ein verbessertes Marketing und die Einrichtung einer dritten Fakultät (eine pro Studiengang) erreichen zu wollen. In dem damals geführten Interview sprach er sich auch für Studiengebühren aus.

Später, als sich die Verfassung der Uni änderte, wurde aus dem Rektorenamt das Präsidentenamt. Als solcher wurde Dominiak 2011 vom Deutschen Hochschulverband auf Platz drei des „Rektor des Jahres“-Rankings gewählt, begründet mit seinem „außerordentlichen und vorbildlichen Einsatz für den Erhalt des Medizinstudiums in Lübeck“. Diesem vorangegangen waren die Proteste von 2010 unter dem Motto „Lübeck kämpft für seine Uni“.

Es kann sicherlich zur Debatte gestellt werden, ob die Leitung einer Universität für knapp zehn Jahre nicht auch zwangsläufig eine wissenschaftliche Leistung ist. Insbesondere, wenn diese Leitungsphase die Positionierung der Universität als eine Profiluniversität beinhaltet. Das ausgezeichnete CHE-Ranking, der Erfolg in den Fachbereichen der Universität und die damit verbundene Profilierung und erfolgreiche Anwerbung von Exzellenzclustern sind aber natürlich in erster Linie ein Verdienst hunderter Mitarbeiter und Professoren, die dies umgesetzt haben. Wenn deren Erfolg auf ihren Präsidenten zurückfällt, so muss auch das Negative jener Jahre dem Präsidenten angerechnet werden.

So fielen in Dominiaks Amtszeit zwei Plagiatsaffären an der Universität zu Lübeck: Eine um die Immunologin Silvia Bulfone-Paus und ihren Ehemann Ralf Paus sowie eine um Professor Peter Zabel. Die Vorgänge wurden damals vom Spiegel als „einer der größten Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens der letzten Jahre“ bezeichnet. Das Verfahren der uni-eigenen Ethikkomission gegen Zabel wurde später eingestellt, es konnte kein Fehlverhalten festgestellt werden. In Peter Dominiaks Amtszeit fiel zudem die auf seine Initiative vorgenommene Verleihung der Ehrendoktorwürde an Annette Schavan, welche dem Ansehen des Titels, den er nun erhalten könnte, unzweifelhaft Schaden zugefügt hat.

Begründung der Doktorwürde

Die „Begründung für den Vorschlag zur Ehrenpromotion“, die den Senatsmitgliedern einen Überblick über die Verdienste des Vorgeschlagenen geben soll, liegt auch der Redaktion vor. Aufgeführt werden darin unter anderem wissenschaftliche Verdienste auf dem Gebiet der Pharmakologie, konkret benannt wird hier die Forschung zur Blutdruckregulation durch körpereigene Substanzen sowie Antihypertensiva, also Medikamente gegen Bluthochdruck.

Direkt danach folgt der erfolgreiche Einsatz im Rahmen der „Lübeck kämpft“-Aktionen im Jahr 2010. Die für die Ehrung vorgeschlagene Person habe an der Spitze dieser Bewegung gestanden, als die schleswig-holsteinische Landesregierung den Medizinstudiengang am Standort Lübeck abwickeln wollte. Für die Universität mit Medizin als zentralem Fach hätte die Schließung dieses Studiengangs das Aus bedeutet.

Genannt wird auch eine Strukturreform der Universität. Im Rahmen dieser habe die Abschaffung der Fakultätsgrenzen dazu geführt, dass vormals in den Fakultäten separat ablaufende Verwaltungsprozesse zusammengeführt werden konnten und sich für die Mitarbeiter in Forschung und Lehre bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten ergaben.

Darüber hinaus stelle die Gründung des BioMedTec-Wissenschaftscampus in Kooperation mit der Fachhochschule, dem Fraunhofer- und dem Leibniz-Institut sowie etlichen medizintechnisch ausgerichteten, in der Region ansässigen Unternehmen einen Meilenstein für den weiteren wissenschaftlichen Fortschritt der Universität dar.

Zu guter Letzt sei die Stiftungsuniversität auf den Weg gebracht worden, was für die Universität nicht nur mehr Unabhängigkeit von Kiel bedeute: Die Umwandlung habe außerdem zu einer besseren Identifikation der Hochschulangehörigen und der Region mit der Universität zu Lübeck geführt, was diese langfristig stabilisiere.

Zu dem laufenden Prozess um eine mögliche Ehrung seiner Person möchte Peter Dominiak sich nicht äußern. Er gibt allerdings zu bedenken, dass Personalangelegenheiten in Gremien der Verschwiegenheitspflicht unterlägen. Das „Durchsickern“ nicht für die Öffentlichkeit bestimmter Informationen stelle leider an vielen Universitäten ein großes Problem dar, gegen das man wenig tun könne.

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Ein Interview mit dem langjährigen Präsidenten Prof. Peter Dominiak https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/ein-interview-mit-dem-langjahrigen-prasidenten-prof-peter-dominiak/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/ein-interview-mit-dem-langjahrigen-prasidenten-prof-peter-dominiak/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:07:46 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212452 StudentenPACK:Was hat Sie vor 24 Jahren nach Lübeck geführt?

Peter Dominiak: Ich hatte mich 1988 auf die frei werdende Direktorenstelle (C4) am Institut für Pharmakologie beworben und wurde auch zu einem Probevortrag eingeladen. Im Januar 1990 erhielt ich dann den Ruf nach Lübeck, den ich nach recht kurzen Verhandlungen annahm und am 1. August meine Stelle hier am Institut für Pharmakologie antrat. Ich hatte zweimal die Möglichkeit, an eine andere Universität zu gehen, bin aber Lübeck treu geblieben.

StudentenPACKWelche Ereignisse haben Sie während Ihrer Zeit in Lübeck besonders beeindruckt und was fanden Sie daran so faszinierend?

Dominiak: Besonders beeindruckt hat mich mehr als einmal, dass die Existenz der Universität immer mal wieder infrage gestellt wurde und das nur aus rein pekuniären Gründen. Das herausragendste Ereignis war dabei der Kampf um den Erhalt der Universität im Mai, Juni und Juli des Jahres 2010, wo die Landesregierung unter Carstensen ernsthaft beabsichtigte, die Medizin in Lübeck zu schliessen, was ja gleichbedeutend mit der Schließung der Universität zu Lübeck gewesen wäre, da nur die Medizin und die Informatik autonome Studiengänge sind und waren. Alle übrigen Studiengänge sind sogenannte Hybridstudiengänge, die sich aus der Informatik und der Medizin speisen. Schliessung der Medizin hätte natürlich auch Schliessung der Hybridstudiengänge bedeutet. Faszinierend war, wie sich vor allem die Studentinnen und Studenten mit ihrer Universität solidarisierten und auch die Lübeck Bürgerinnen und Bürger motivierten, sich für ihre Universität einzusetzen. Das Ergebnis: mehr als 14.000 demonstrierten in Kiel für den Erhalt der Universität und den haben wir ja auch erreicht.

StudentenPACKWas denken Sie, wie die Universität in 50 Jahren aussehen wird?

Ich denke, dass die Universität möglicherweise 4000 Studentinnen und Studenten unterrichten wird und dass wir durch die Neubauten der wissenschaftlichen Institute aber auch des Universitätsklinikums mehr denn je eine für Studentinnen und Studenten, aber auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Ärztinnen und Ärzte sehr begehrte kleine Universität mit Spitzenleistungen auf den Gebieten der Medizin und Medizintechnik sein werden. BioMedTec, der Wissenschaftscampus Lübeck kann und wird möglicherweise dazu beitragen, eine Technische Universität Lübeck Wirklichkeit werden zu lassen. Das Potential des Wissenschaftscampus birgt eine Menge interessanter Möglichkeiten.

StudentenPACKWas raten und was wünschen Sie der Universität für die kommenden Jahre

Dominiak: Ich wünsche der Universität, dass sie den Übergang zur Stiftung gut meistert, die Voraussetzungen dazu sind gut und dass sie ein erfolgreiches Fundraising zustande bekommt. Mein Rat, sofern er erwünscht ist wäre, dass die Universität sich die Zeit und Ruhe nimmt, das was sie erreicht hat zu konsolidieren und sich nicht davon beeindrucken lässt, dass fast jedes Jahr eine neue Wissenschaftsministerin bzw. ein neuer Wissenschaftsminister eine neue „Sau“ durchs Dorf treibt.

StudentenPACKNach 9 Jahren an der Spitze der Universität kommt nun der verdiente Ruhestand auf Sie zu. Was fangen Sie mit der ganzen freien Zeit an?

Dominiak: Zunächst geniesse ich es, aus dem „Hamsterrad“ ausgestiegen zu sein und nicht mehr durch die vielen Termine fremdbestimmt zu werden. Ich habe ja noch einen Job in Düsseldorf als Aufsichtsratsvorsitzender des dortigen Universitätsklinikums, der bindet mich an ca. 5-6 Tagen im Monat. Ich werde mir auch ein Ehrenamt suchen und zwar schwebt mir vor, mich in irgendeiner Weise um krebskranke Kinder zu kümmern. Natürlich stehe ich auch meiner Universität zur Verfügung, falls sie mich für das Stiftungskuratorium oder den Stiftungsrat benötigt. Und dann habe ich jetzt endlich genügend Zeit, mich meinen Hobbys zu widmen, ich spiele weiter im Uniorchester Geige, kann mehr zu Hause üben, kann endlich lesen und ich werde auch in Hamburg und Lübeck Musikvorlesungen besuchen.

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Panzerschrank Potemkin https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/panzerschrank-potemkin/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/panzerschrank-potemkin/#respond Thu, 04 Apr 2013 08:00:49 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=122263 Tief in den Wäldern (naja, da ist ein Baum auf einer Wiese) hinter dem Campus der Uni Lübeck, in einem Herrenhaus, verborgen in einem Tresor, soll sie liegen. Sicher und Unantastbar: Die Ehrendoktorurkunde von Annette Schavan. Dort, so will es die Geschichte, welche man in den Lübecker Nachrichten, im Spiegel oder in der Frankfurter Allgemeinen nachlesen kann, liegt das bereits vom Präsident der Universität, Peter Dominiak, unterschriebene Stück Zeitgeschichte seit November 2011 und wartet. Wartet auf den Tag, an dem es frische Jahrestag-Luft schnappen kann und endlich übergeben wird.

Während es zwei mal Winterschlaf (und einen Sommerschlaf) hinter Schloss und Riegel verbrachte hat sich einiges geändert. Erst wurden anonyme Vorwürfe gegen Frau Schavan laut, dann Vorwürfe gegen die Uni Düsseldorf, welche diese zu prüfen versuchte. Frau Schavan beteuerte keine Fehler gemacht zu haben, dann vielleicht doch ein paar kleine Fehler. Die Uni Düsseldorf entschied sich, Schavan den akademischen Grad zu entziehen, Schavan entschied sich, zu klagen. Angela Merkel sprach der Ministerin ihr Vertrauen aus, Schavan kündigte. Die Urkunde liegt angeblich noch immer im Panzerschrank.

Wo das Dokument tatsächlich liegt ist dabei unwichtig. Der Panzerschrank ist das Symbol, welches das Präsidium insbesondere nutzen wollte, um dem Senat der Universität klar zu machen, dass eine Rücknahme des Entschlusses oder ein Entzug des noch nicht einmal verliehenen Titels nicht in Frage zu kommen habe. Eine Machtdemonstration, über welche der AStA sich aufregte, welcher die studentischen Vertreter im Senat aber dennoch zustimmten. Die Urkunde wird also übergeben! Oder vielleicht auch nicht? Denn die Urkunde ist fehlerhaft. Für sie bleibt nur ein Bestimmungsort: Der Papierkorb.

Warum kann die Urkunde, wo sie doch unterschrieben wurde, nicht übergeben werden? Warum wäre die Übergabe ein Fauxpas, eine Blöße, die sich die Uni niemals geben würde? Die Adressatin der Würde existiert nicht. Als Professor Dominiak die Urkunde unterschrieb, war Annette Schavan noch Ministerin und von Plagiatsvorwürfen hatte noch niemand etwas gesagt. Auf der Urkunde also wird „Dr. phil. Annette Schavan“ gewürdigt. Doch diesen akademischen Titel führt Frau Schavan nicht mehr.

Nun kämpft Frau Schavan zwar derzeit darum, diesen Titel behalten zu können, doch in der Presse zu lesende Einschätzungen räumen ihr dabei nur geringe Chancen ein. Annette Schavan ist nicht die erste, welche die Verwaltungsgerichte zu nutzen versucht, um einen verlorenen Doktorgrad zurückzugewinnen – bisher wurden die Entscheidungen der Universitäten grundsätzlich aufrechterhalten.

Die Uni Lübeck wiederum hat beschlossen, mit der Würdigung zu warten, bis das Verfahren beendet ist. Dann wird Professor Dominiak aller Wahrscheinlichkeit nach eine gänzlich neue Urkunde ausdrucken und unterschreiben müssen, Panzerschrank hin oder her.

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So sicher wie nie https://www.studentenpack.de/index.php/2012/11/so-sicher-wie-nie/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/11/so-sicher-wie-nie/#respond Mon, 12 Nov 2012 10:00:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=73826
Lukas Ruge | StudentenPACK.

Der Herr im Herrenhaus: Peter Dominiak.

StudentenPACK: Schleswig-Holstein hat sich eine neue Landesregierung gewählt und Sie hatten mit vielen der Spitzenkandidaten so genannte „Kamingespräche“ geführt. Glauben Sie an eine gute Zusammenarbeit mit der neuen Koalition?

Peter Dominiak: Es sieht mittlerweile so aus, dass wir eine gute Zusammenarbeit haben. Zuerst kannten wir ja nur den Koalitionsvertrag und waren sehr gespannt, aber die ersten hundert Tage der neuen Landesregierung sind jetzt auch vorbei und vor allem mit unserem Ministerium ist die Zusammenarbeit sehr gut.

PACK: Sie haben den Koalitionsvertrag angesprochen. Über den letzten zwischen CDU und FDP hatten Sie sich sehr zufrieden gezeigt, weil die Uni Lübeck darin explizit erwähnt wurde, dann musste die Uni um ihre Existenz kämpfen. Im neuen Koalitionsvertrag steht die Uni Lübeck nicht. Ein gutes Zeichen?

Dominiak: Es steht im neuen Koalitionsvertrag ja explizit etwas über die Stiftungsuni und das hatte uns zuerst etwas stutzig gemacht, weil es ein Rückschritt war, hinter das was wir mit dem vorherigen Ministerium bereits verabredet hatten. Wir hatten ja mit der alten Regierung noch kurz vor der Wahl ein Eckpunktepapier unterzeichnet. Aber mittlerweile stellen wir erfreut fest, dass das neue Ministerium uns sogar, was den Zeitplan angeht, antreibt, uns sehr unterstützt und insofern sieht es so aus, als wäre es das genaue Gegenteil vom letzten Mal. Diesmal ist das Koalitionspapier für die Uni Lübeck eher zurückhaltend, aber wir erfahren große Unterstützung. Daran sieht man, dass Koalitionsverträge oft anders gelebt werden als sie sich lesen.

PACK: Ursprünglich sollte die Uni 2013 bereits eine Stiftungsuni sein, aber das ist schon lange vom Tisch. Wann ist es soweit?

Dominiak: Ich bin an diesem Thema ja schon dran, solange ich überhaupt hier im Amt bin, nämlich 7,5 Jahre. Ich musste immer wieder erleben, wie die Uni Lübeck totgesagt wurde. Daher war das Stiftungsmodell immer mein Plan. Ursprünglich dachten wir, wir könnten das bis 2013 schaffen. Aber das hat sich alles immer weiter verschoben, weil die letzte Landesregierung gegenüber der Idee Stiftungsuni zunächst nicht so positiv eingestellt war. Dann konnten wir erleben wie Minister de Jager kurz vor der Wahl noch einen Aufschlag gemacht hat, warum brauche muss ich nicht näher ausführen. In dem Eckpunktepapier, welches wir dann mit Minister de Jager unterzeichnet hatten wurde der 1.1.2014 angepeilt. Jetzt gibt es einen neuen Zeitplan: Dazu gehört erst einmal, dass die Universität Stiftungsuniversität werden will, darauf wartet derzeit das Ministerium. Der Zeitplan sieht vor, dass der Senat darüber im Dezember abstimmt. Wir sind jetzt gerade dabei, mit den verschiedenen Gruppen der Universität Gespräche zu führen. Also mit dem wissenschaftlichen Personalrat, dem Personalrat der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter und jetzt, wo die Semesterferien vorbei sind, natürlich auch mit den studentischen Vertretern. Sofern AStA und Fachschaften der Idee zustimmen, werden wir auch gemeinsam eine Vollversammlung machen können, um das Thema mit den Studenten zu besprechen. Es gibt also einen Terminplan für die Kommunikation, den wir versuchen umzusetzen und wenn das alles gelingt, dann ist der Termin, den der Staatsekretär Fischer neulich auch den Lübecker Nachrichten genannt hat, der 1. Januar 2015. Da steht auch Ministerpräsident Albig fest dahinter, so dass ich glaube, wenn sich in der Uni eine satte Mehrheit finden lässt – eine leichte Mehrheit reicht da nicht, das müssen schon zwei Drittel sein – können wir das bis zum Januar 2015 auch schaffen.

PACK: Eine Stiftungsuni erfordert ein Stiftungsgesetz, das der Landtag verabschieden muss. Was wird darin stehen?

Dominiak: Ich will etwas ausholen. Man könnte das im Hochschulgesetz regeln. Die Landesregierung beabsichtigt auch ein neues Hochschulgesetz zu schaffen, aber das wird noch länger dauern. So muss es ein eigenes „Uni-Lübeck-Gesetz“ geben, also ein Stiftungsgesetz für die Uni Lübeck. Darin steht dann, dass wir in eine öffentlich-rechtliche Stiftung überführt werden, also nach wie vor eine staatliche Universität sind. Zudem wird darin auch stehen, wie die Stiftung ausgestaltet ist.

Es gibt derzeit zwei Modelle der öffentlich rechtlichen Stiftung: Das Niedersächsische Modell und das neuere, moderne Modell-Frankfurt einer Bürgeruniversität. Das Niedersächsische Modell, welches vom Wissenschaftsminister Oppermann eingeführt wurde, diente vor allem dazu, den Universitäten mehr Freiheiten zu geben. Das muss nicht über eine Stiftung geschehen, in Nordrhein-Westfalen wurde dies über das Universitätsfreiheitsgesetz geregelt. Aber Stiftung ist mehr als nur mehr Freiheit, sie erlaubt uns auch, Kapital zu bilden.. Ich mache mir da gar nichts vor, wir werden in den nächsten 20 oder 30 Jahren noch nicht so viel Kapital haben, dass man mit den Erträgen arbeiten kann. Wir werden also nach wie vor darauf angewiesen sein, genauso behandelt zu werden wie alle anderen Hochschulen hier im Land. Diese Gleichbehandlung der Uni Lübeck muss deswegen auch im Stiftungsgesetz stehen, wie es auch in Hessen für Frankfurt der Fall ist.

PACK: Können Sie hier und jetzt ausschließen, dass eine Stiftungsuniversität Lübeck einen Alleingang zur Einführung von Studiengebühren machen wird.

Dominiak: Studienbeiträge sind ausgeschlossen. Wir benötigen für das Stiftungs-Gesetz ja auch eine Mehrheit im Parlament und dort sind Studienbeiträge nicht vermittelbar, an der Uni übrigens auch nicht. Lübeck wird also keinen Alleingang machen. Gleichbehandlung mit den übrigen Hochschulen im Land heißt eben auch, dass die Uni Lübeck alleine keine Studiengebühren einführen kann.

PACK: Der Campus der Uni Lübeck ist derzeit eine Baustelle. Wieviel kommt da noch auf die Studenten und Mitarbeiter zu?

Dominiak: Für mich ist Baulärm ja der schönste Lärm, weil er bedeutet, dass es mit der Uni weitergeht. Niemand würde an einer Uni bauen, von der man sich nichts mehr erhofft. Derzeit entsteht auf dem Campus das CBBM, wo zu den wissenschaftlichen Gebieten Gehirn, Hormone und Verhalten geforscht werden soll. Als Student mag man da sagen: Was hab ich davon? Ich will in Ruhe studieren und nicht unbedingt Wissenschaftler werden. Das ist richtig, aber die Wissenschaftler, die die Vorlesungen und Praktika halten, bekommen eine wesentlich bessere und modernere Bleibe, bessere Möglichkeiten zu forschen und wenn man dann bereits als Student oder als frisch Examinierter eine Dissertation beabsichtigt, profitieren dann auch die Studentinnen und Studenten davon, dass es dieses Gebäude gibt und sie dafür Baulärm aushalten mussten.

Hoffentlich noch in diesem Jahr kommt eine weitere Bautätigkeit auf dem Campus hinzu. Das Fraunhofer-Institut für Marine Biotechnologiewird nahe der derzeitigen AStA-Baracke gebaut. Zudem wird begonnen, das Klinikum auszubauen. Es gibt ja bereits den Masterplan-Bau für die Kliniken in Lübeck und Kiel. Das wird vermutlich 2014 oder 2015 losgehen. Wir werden also für mehrere Jahre eine Baustelle haben. Das ist zwar für die, die hier gerade studieren oder arbeiten unangenehm, aber wenn man an die Zukunft denkt, ist das eine hervorragende Investition.

PACK: Beim nächsten Jahresempfang, so hat der Senat auf Ihren Antrag hin entschieden, soll der Bildungsministerin Anette Schavan der Ehrendoktor der Uni Lübeck verliehen werden. Frau Schavan kämpft derzeit gegen Plagiatsvorwürfe und um ihren eigenen Doktortitel. Wird der Titel dennoch vergeben?

Dominiak: Solange die Universität Düsseldorf die Vorwürfe gegen Frau Schavan untersucht kann sich niemand ein Urteil über ihre Dissertation erlauben. Warten wir das Ergebnis der Untersuchung ab und dann können wir weitersehen.

PACK: In der Presse konnte man lesen, dass Sie sich in Innsbruck um den Posten des Rektors der medizinischen Universität beworben haben. Warum?

Dominiak: Ich hatte mich tatsächlich in Innsbruck beworben. Die Position war für die Zeit nach meiner Amtszeit als Präsident der Uni Lübeck gedacht. Sie war für den 1. Oktober 2013 ausgeschrieben und es hätte eine Überschneidung von einem guten halben Jahr mit meiner Amtszeit in Lübeck bedeutet. Ich werde dieses Jahr 65 und kann nicht noch einmal für eine weitere Amtszeit gewählt werden. In Österreich spielt das Alter aber keine Rolle. Mich hätte die Aufgabe gereizt, aber nachdem die Liste der Bewerber aber der Presse gesteckt wurde, eine unmögliche Indiskretion, habe ich sofort meine Bewerbung zurückgezogen. Mit einer Universität die sich so indiskret verhält, will ich nicht zusammen arbeiten.

PACK: Wenn Ihre Amtszeit dann 2014 zu Ende ist, was passiert dann?

Dominiak: Nach der sechs-jährigen Amtszeit kann ein Präsident normal wiedergewählt werden, aber ich nicht mehr, weil ich dann über 65 Jahre alt sein werde. Also wird es auf jeden Fall einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin geben. Die Stelle wird rechtzeitig in der Presse veröffentlicht und über die Kandidaten berät laut Hochschulgesetz dann eine Findungskommission bestehend aus vier Mitgliedern des Senats und vier Mitgliedern des Universitätsrats. Diese Kommission schlägt dann mindestens zwei Kandidaten dem Senat vor. Der Senat wählt dann mit einfacher Mehrheit einen der vorgeschlagenen Kandidaten.

Lukas Ruge | StudentenPACK.

Das Highlight der Amtszeit war „Lübeck kämpft.“

PACK: Rückblickend auf die 7,5 Jahre zuerst als Rektor und dann als Präsident der Uni Lübeck. Was bleibt Ihnen als Highlight in Erinnerung?

Dominiak: Mein Highlight ist natürlich der Sommer 2010, wobei das ja gar nicht wie ein Highlight anfing. Zunächst war das für mich der Schock meines Lebens. Ich weiß das noch wie heute, als ich am Telefon saß und der NDR mir sagte, an der Universität Lübeck solle der Medizinstudiengang eingestellt werden. Ich hatte immer noch geglaubt, es stimmt vielleicht gar nicht, bis mich dann Minister de Jager anrief und es bestätigte. Ein Highlight wurde daraus, als ich sah wie eng dann die Zusammenarbeit mit allen war. Mit unseren Studenten, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit allen MitarbeiterInnen der Universität, mit den anderen Lübecker Hochschulen und vor allem auch mit der Stadt. Die Bürger Lübecks haben sich wirklich unglaublich für die Uni engagiert und das war ja nicht immer der Fall. Man muss sich die Zahlen nochmal in Erinnerung rufen: Wir hatten damals circa 2600 Studenten und in Kiel haben dennoch 14.000 Menschen für den Erhalt unserer Uni demonstriert. Kurz darauf in Lübeck nochmal über 8000. Das wir das geschafft haben, war ein Highlight.

Und es war ja nicht das erste Mal, dass wir für die Uni kämpfen mussten. Ich war Rektor der Uni Lübeck als Minister Austermann 2005 aus den drei Universitäten des Landes eine Landesuniversität machen wollte. Damals haben wir gekämpft, um unsere Identität nicht zu verlieren. Auch 2005 haben wir mit den Studenten demonstriert. Thomas Kötter war damals AStA-Vorsitzender und hat mit uns eine Vollversammlung organisiert und danach die Demonstration. Das hat mich sehr beeindruckt. Demonstrationen habe ich als Student selbst miterlebt, ich bin ja 68er, wir haben zu dieser Zeit oft demonstriert. Aber diese gemeinsamen Demonstrationen zu erleben, zumal wenn man eine Universität leitet, das war schon gewaltig und auch sehr emotionalBeeindruckt hat mich übrigens, dass Minister Austermann den ganzen Tag in Lübeck war und mit den Studenten während der Vollversammlung und auf dem Jacobiplatz diskutiert hat. Das hat sich 2010 weder der Ministerpräsident noch ein Minister getraut. Er hat in der Vollversammlung und auf dem Jacobiplatz gestanden und sich auspfeifen lassen.Aber wir haben uns auch 2005 durchgesetzt. Wir sind auch wegen der Kämpfe und weil wir uns durchgesetzt haben heute so sicher wie nie und wenn wir das schaffen mit der Stiftungsuniversität sind wir noch sicherer.

PACK: Warum ist eine Stiftungsuniversität sicherer?

Dominiak: Natürlich können auch Stiftungen aufgelöst werden. Aber, man muss sehen, dass seit 2010 die Lübecker sehr stark hinter Ihrer Uni stehen. Und jeder Euro, den die Lübecker Bevölkerung einer Stiftungsuni spendet, macht die Uni sicherer. Weil keine Landesregierung sich trauen kann, eine Stiftung aufzulösen, in die so große Teile der Bevölkerung gespendet haben. Was glauben Sie, was das für einen Aufschrei auslösen würde?

PACK: Aufgrund der Doppeljahrgänge und dem Aussetzen der Wehpflicht kommen mehr Studenten auch nach Lübeck. Dieses Semester sind über 600 Erstsemester an die Uni gekommen, insgesamt haben wir mehr als 3300 Studenten. Wie viel kann die Uni noch aushalten?

Dominiak: In Schleswig-Holstein kommt der Doppeljahrgang erst 2016 und wir haben dieses Jahr den Sättigungsgrad erreicht. Da wir fast keine „Bleistiftfächer“ haben, sind wir auf Laborplätze angewiesen, die besonderer Ausstattung bedürfen.Laborplätze sind aber sehr teuer, also werden wir nicht eine teure Ausstattung aufstellen können, die danach wegen der angeblich sinkenden Studentenzahlen nicht mehr benötigt wird. Für Lübeck wird das zur Folge haben, dass der Numerus clausus in diesen Fächern noch strenger wird. Andererseits helfen uns natürlich auch ansteigende Bewerberzahlen denn wenn man immer bei 2000 Studenten herumdümpelt, ist die Existenz der Universität gefährdet. Ich freue mich, dass wir jetzt so viele sind.

PACK: Haben Sie etwas, was Sie den Erstsemestern mit auf den Weg geben möchten?

Dominiak: Ich hoffe, dass sie sich in dieser kleinen Universität wohl fühlen. Es ein großer Vorteil hier zu studieren, weil man sich schneller kennen lernt, nicht nur Studenten untereinander, sondern auch Dozenten und Studenten.

Versuchen Sie so viel wie möglich neben Ihrem Studium mitzunehmen, das ist ganz wichtig. Lübeck bietet ja einiges und die Uni bietet das Studium Generale, Sonntagsvorlesungen und das Literarische Colloquium an. Engagieren sie sich in den Fachschaften und im ASTA, spielen sie im Uniorchester, in der Theatergruppe oder bei den Popsymphonics mit oder singen sie im Chor.

PACK: Vielen Dank für das Gespräch.

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Die Streithähne https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/die-streithahne/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/die-streithahne/#respond Fri, 08 Jul 2011 15:04:52 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1912 Als bemerkenswert und verwunderlich kann es einem vorkommen, dass sich Ende Juni der Vorstand des Universitätsklinikums und das Präsidium der Universität um die Deutungshoheit über ein Gutachten streiten, das erst am 8. Juli vorgelegt wird. Stein des Anstoßes ist ein anstehendes Gutachten des Wissenschaftsrates, der im letzten Winter die Hochschullandschaft in Schleswig-Holstein analysiert hatte. Doch nicht nur das Gutachten selbst, auch die Gutachter geraten in die Kritik des UKSH-Vorstands.

Der Wissenschaftsrat ist das die Bundesregierung in Forschung und Wissenschaftsfragen beratende Gremium. Im November 2010 hatte er begonnen, sich mit der Hochschullandschaft in Schleswig Holstein zu befassen, um im Sommer 2011 ein ausführliches Gutachten zu präsentieren. Prof. Dr. Peter Dominiak, Präsident der Universität, hatte sich damals auf die Begutachtung gefreut, und hoffte, die Uni Lübeck könne ihr neues Profil und den frisch gegründeten Wissenschaftscampus Lübeck vorstellen. Eine positive Begutachtung könne finanziell große Vorteile mit sich bringen.

Neue Brisanz hatten die Ergebnisse der Begutachtung gewonnen, als klar wurde, dass die Landesregierung ihre Entscheidung bezüglich des Uniklinikums auch auf dieser Grundlage treffen wolle. Die Ergebnisse des Markterkundungsverfahrens hatte Minister da Jager vor kurzem vorgestellt, verschiedene Investoren hatten sich für unterschiedliche Modelle gemeldet, darunter vollständige Privatisierungen oder die Übernahme durch das Universitätsklinikum Eppendorf, aber auch das sogenannte Asset-Modell. Das Universitätsklinikum bevorzugt dieses Asset-Modell, bei dem private Investoren die Liegenschaften, also die Gebäude auf dem Campus, übernehmen und diese sanieren oder neu bauen. Das UKSH würde die Gebäude dann mieten, die Krankenversorgung und der Klinikbetrieb selbst blieben aber in öffentlicher Hand. Das Land selbst sieht sich außer Stande, die Sanierung, welche mindestens 700 Millionen Euro kosten würde, durchzuführen.

In seinem Gutachten scheint der Wissenschaftsrat, so klinge es laut Medienberichten im bekannt gewordenen Entwurf, nun eine Defusionierung der Standorte Kiel und Lübeck zu empfehlen. Dabei geht die Fusion selbst auch auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrates zurück. Auch dieser Empfehlung folgten damals Proteste der Mitarbeiter des Klinikums. Doch nun schreibt der Wissenschaftsrat, es seien “keine wesentlichen Verbesserungen der wissenschaftlichen, klinischen und wirtschaftlichen Leistungen der Universitätsmedizin” erkennbar und möchte zum Modell von zwei Standorten zurückkehren.

Mit scharfen Worten hat sich nun der Vorstand in einem uns vorliegenden Infobrief, den auch der Vorstandsvorsitzende Jens Scholz unterschrieb, an die 10.000 Mitarbeiter des UKSH gewandt. Darin heißt es “Wir alle sind es inzwischen gewohnt, Spielball verschiedenster Interessenlagen zu sein. Nun hat der Wissenschaftsrat die Begegnung Kiel gegen Lübeck angepfiffen und nach dem, was wir bis jetzt über den Spielstand zu hören und lesen bekommen, können wir nicht umhin zu bemerken: Der Schiedsrichter erscheint parteiisch.” In dem Gutachten würde die Forschung und Lehre in Lübeck zwar zu recht gelobt, der Wissenschaftsrat “kritisiert in Kiel aber die Forschung und Lehre zu Unrecht.”

Die Leitung des UKSH spricht von offensichtlicher Befangenheit der Gutachter und hält es für angebracht, das Gutachten zurückzuziehen und zu wiederholen. Ein neues Gutachten hätte die Möglichkeit, sich nur auf Forschung und Lehre, laut UKSH der Kompetenzbereich des Wissenschaftsrats, und nicht um die Wirtschaftlichkeit eines Klinikums zu konzentrieren.

“Die Mitglieder des Wissenschaftsrates sind hervorragende Wissenschaftler – aber keine Wirtschaftsexperten. Deshalb kann man vom Wissenschaftsrat nicht verlangen, dass er sich qualifiziert zu der wirtschaftlichen Zukunft eines milliardenschweren Unternehmens äußert. Vor Ort haben sich die Gutachter im UKSH gerade einmal zwei Stunden mit der Krankenversorgung befasst.”

“Konsistent erscheint uns allerdings, dass der Vorsitzende der Gutachterkommission die Fusion seines eigenen Hauses, des Universitätsklinikums Magdeburg, mit dem Universitätsklinikum Halle vehement bekämpft. Da kann er schlecht die Fusion von Kiel und Lübeck loben.”

Vor einem Jahr klang das noch ganz anders “Für das UKSH ist der Besuch des profundesten Wissenschaftsgremiums eine große Chance, die Leistungsfähigkeit des einzigen Maximalversorgers im Land bewerten zu lassen.”, bemerkte Scholz damals in einer Presserklärung der Universität Kiel unter dem Titel “Schleswig-Holsteins Hochschulmedizin begrüßt Wissenschaftsrat“.

 

Lukas Ruge

Ein solcher Umgang mit dem Wissenschaftsrat sei ohnehin bereits ein ungewöhnlicher Vorgang, dass dies geschieht, bevor das Gutachten vorliegt, sei ebenfalls bedenklich, schreibt Universitätspräsident Peter Dominiak. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit hat er sich in einem Schreiben, dass dem StudentenPACK ebenfalls vorliegt, an die Mitarbeiter des Universitätsklinikum gewandt. “Es kann einfach nicht unwidersprochen bleiben, dass dem Vorstand Form und Inhalt solch ungeheure Vorwürfe gegen den Wissenschaftsrat verbreitet werden. Und dies, nachdem lediglich ein Entwurf vorliegt, der vom Wissenschaftsrat nicht abgesegnet ist.”

Auch Dominiak spart mit Angriffen nicht: “Hier wird das höchste wissenschaftliche Gremium der Bundesrepublik in einer Art und Weise diffamiert, mit der sich der Vorstand eines Universitätsklinikums selbst nur disqualifizieren kann.” Eine Ansicht, der sich der AStA anschließt, in einer Stellungnahme heißt es: “Den vorläufigen Bericht für eine derart diffamierende Kritik heranzuziehen, wie es der UKSH-Vorstand getan hat, lässt sich nur noch als affektierter Beißreflex beschreiben.” Gleichzeitig bedauert der AStA das schlechte Klima zwischen Präsidium und Vorstand.

Die Hintergründe des Streits zwischen Klinikumsleitung und Präsidium sind dabei schwer zu durchschauen. Immer wieder, auch während des Existenzkampfes der Universität im letzten Jahr, oder der Demonstration von Beschäftigten des Klinikums und Studenten gegen die Privatisierung, kam es zu mehr oder weniger verdeckten Angriffen von beiden Seiten.

Hierbei geht es unter anderem um Finanzen. Das Universitätsklinikum muss Teile seines Budgets in die Lehre investieren, ob dies im ausreichenden Maß stattfindet, ist immer wieder Grund für Streitereien zwischen den Führungsgremien. Auch die Sichtweise zur Fusion der Unikliniken ist unterschiedlich. Von Seiten des Präsidiums hieß es immer wieder, die Fusion sei ein Fehler gewesen, das Lübecker Uniklinikum habe schwarze Zahlen geschrieben. Das UKSH hingegen schaffte es 2009 ins Schwarzbuch der Steuerzahler. Auch die von Jens Scholz und Jost de Jager hochgelobte “Schwarze Null” des Jahres 2010 war für viele Beobachter Bilanzkosmetik.

Auch die drohende Privatisierung heizt die Gemüter an. In einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten Ende März schrieben 39 Professoren – darunter der Ex-Vorstandschef Bernd Kremer: das permanente Sparen und die Jagd nach der schwarzen Null würden das Patientenwohl gefährden. Ein Aufstand von Klinikchefs, der aus Kiel kam, aber dennoch in der Landesregierung kein Gehör fand. Auch im Infobrief zum Wissenschaftsrat heißt es: “Wenn defusioniert wird ist allerdings klar, dass das Einfallstor für eine Privatisierung geöffnet ist. Diejenigen, die heute schlecht über uns reden, sollten es sich gut überlegen, ob sie ihre egoistischen Ziele dann wirklich noch erreichen können.” Wessen egoistische Ziele damit gemeint sind, kann man sich leicht überlegen.

Vor dem Hintergrund der Privatisierung wundert es auch gar nicht, dass die CDU-Fraktion im Landtag der Defusion der Kliniken offen gegenübersteht: “Wir werden die endgültige Expertise des Wissenschaftsrates zur Struktur der Hochschulmedizin nach deren Vorlage am 8. Juli sorgsam auswerten. Dazu gehört auch die Empfehlung zur Trennung der beiden Standorte des Universitätsklinikums in Kiel und Lübeck.”, erklärt Daniel Günther, hochschulpolitischer Sprecher der CDU. Die SPD, welche die Fusion ursprünglich in die Wege geleitet hatte, lehnt den Vorschlag des Wissenschaftsrats hingegen ab.

Die Leitung der Universität wiederum nimmt keine Position gegen Privatisierungen ein. Hinter vorgehaltener Hand wird immer wieder klar, dass viele glauben, nur ein effizienter privater Investor könne den Karren noch aus dem Dreck ziehen.

 

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“Niemand hatte die Absicht, eine Uni zu schließen” https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/niemand-hatte-die-absicht-eine-uni-zu-schliessen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/niemand-hatte-die-absicht-eine-uni-zu-schliessen/#respond Sun, 12 Jun 2011 21:50:41 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1402 Ein Jahr ist es her, dass ganz Lübeck gelb trug. Ein Semester voller Kampfeswillen, aber auch Verzweiflung. Durchwachte Nächte und aufregende Tage. Teilweise sind die Erinnerungen an diese Zeit weit in den Hinterkopf gerutscht. Auf der anderen Seite kommt sie bei vielen Gelegenheiten und fast allen Unterhaltungen über die Uni wieder auf den Tisch. Dabei stand die Zeit nicht still, seit die Uni gerettet schien. Lübeck wurde zur Stadt der Wissenschaft, die Landesregierung plant ein Gesetz, das die Gründung einer Stiftungsuni ermöglichen soll und die Privatisierung des Uniklinikums steht immer noch im Raum. Wir haben mit dem Präsidenten der Uni, Peter Dominiak, mit Wissenschaftsminister Jost de Jager, mit dem Pressesprecher des UKSH Oliver Grieve und mit Steffen Kühhirt von Verdi über das vergangene Jahr gesprochen und auch darüber, wie sie die Zukunft des Standortes Lübeck sehen.

 

Alles gelb - Demo in Kiel 2010undefined | StudentenPACK.

 

Alles gelb - Demo in Kiel 2010

Wir-Gefühl gleich zu Beginn des Kampfes

Für den Präsidenten der Uni, Prof. Peter Dominiak, ist das Kampf-Gefühl noch förmlich greifbar. Zwar überwiegt das Gefühl, es geschafft zu haben, doch er erinnert sich genau an den Abend, als nach der Demonstration gegen die Privatisierung der Klinik der NDR bei ihm anrief – eine Stunde vor dem Gesprächstermin mit dem Wissenschaftsminister Jost de Jager – und ihm übermittelte, dass aus Regierungskreisen durchgedrungen sei, die Medizin in Lübeck solle eingestellt werden. Dominiak war gleich klar: „Die Landesregierung meint es bitterernst, das ist nicht nur eine Drohgebärde“ und so rief er noch in der gleichen Woche bei der Bundesbildungsministerin Annette Schavan an, die ihm ihre Hilfe zusicherte. Was folgte war die Senatssitzung, die kurzfristig wegen der Überfüllung der Hörsäle im Zentralklinikum ins Audimax verlegt wurde. Hier wurden Spenden gesammelt und Dominiak erinnert sich, wie noch in der laufenden Sitzung die Zahl 5000 Euro in den Raum gerufen wurden. Am Ende waren es fast 10000.

Doch nicht nur die Spendenbereitschaft unter den Hochschulangehörigen sei beeindruckend gewesen, auch das, was von den Lübecker Bürgern und der Industrie in der Umgebung kam, lies den Präsidenten nach vorne blicken. Die Mobilisierung der Lübecker Bevölkerung schreibt Dominiak dabei den Studenten zu: Diese seien wahnsinnig engagiert gewesen und hätten es erst ermöglicht, dass so viele Leute mobilisiert werden konnten und auch dass die Lübecker Nachrichten acht Wochen lang täglich über die Uni berichteten. So sei ein wichtiger Druck entstanden, die Landesregierung habe gesehen: Hier wehren sich die Bürger!

Keine Reue über Entscheidungen

Dabei bereut Peter Dominiak keine seiner Entscheidungen. Auch nicht, das Bargteheider Gespräch, für das er insbesondere bei den Studenten in Kritik geraten war. Das Gespräch, bei dem sich der Präsident und sein Kanzler, Oliver Grundei, und Bürgermeister Bernd Saxe unter anderem mit dem Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und Wissenschaftsminister Jost de Jager trafen – absichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, absichtlich außerhalb Lübecks, um sich in Ruhe unterhalten zu können. Dominiak sagt, er habe sich lange den Kopf über diese Kooperation zerbrochen. Wer Vorschläge macht, könne beim Schopf gepackt werden und müsse diese dann auch erfüllen. So war klar, die Vorschläge müssten fundiert und umsetzbar sein, auch wenn der Ministerpräsident wohl von Anfang an immer betonte, Kiel dürfe nichts passieren. Anders de Jager, der auch einen Einschluss der Kieler in Ordnung fand.

„Hätten wir kein Angebot gemacht, hätten alle gesagt: Schaut euch das an, der Präsident ist noch nicht mal bereit, zu kooperieren“, fasst Peter Dominiak noch einmal seine Entscheidung zusammen, sich an den Gesprächen zu beteiligen. Und befindet weiter: Man habe alles sehr strategisch hingekriegt. Tatsächlich eröffnete sich so eine Möglichkeit für den Präsidenten, der seit seinem Amtseintritt im Jahr 2005 an dem Projekt Stiftungsuni arbeitet, seine Pläne durchzusetzen und die Universität so auf festeren Boden zu stellen. Das wichtigste an der Stiftungsuni sei die Autonomie, vor allem finanziell. Drittmittel könnten viel leichter eingeworben werden und zudem sei es auch von der Gesetzeslage her schwieriger, eine Stiftungsuniversität zu schließen.

Vorarbeit für die nächste Legislatur angelaufen

Die Uni an sich sei auch momentan schon stabil und vor allem geschützt durch die Zielvereinbarungen, die mit der Landesregierung geschlossen wurden und noch bis 2013 gelten. Diese seien zwar abhängig von der Haushaltslage aber nicht ohne weiteres einseitig kündbar. Zielvereinbarungen speziell für die Medizin in Lübeck gäbe es jedoch keine und so sei es ein Bestreben des Präsidiums, diese noch in der Amtszeit der aktuellen Landesregierung zu beschließen.

Im Ausblick auf die nächste Landesregierung wird übrigens auch schon vorgefühlt. So lädt der Präsident, unter Einbeziehung studentischer Vertreter, aber ausdrücklich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die Spitzenkandidaten aller Parteien nach und nach zu Kamingesprächen ein. Es sei zwar auch der Plan, wie bereits vor der letzten Landtagswahl, wieder einen 10-Punkte-Katalog an die Parteien zu schicken und die Antworten darauf auch zu veröffentlichen. Von den Kamingesprächen erhofft sich Präsident Dominiak jedoch eine verstärkte Kommunikation und auch einen persönlichen Zugang zu den möglichen nächsten Landesvätern.

Spitzenkandidat der CDU von Boetticher - Willkommen zum Kamingespräch.Christoph Stockhusen

Spitzenkandidat der CDU von Boetticher - Willkommen zum Kamingespräch.

Die Kommunikation mit der aktuellen Landesregierung und auch mit dem Präsidium der Universität in Kiel, sie sei professionell, berichtet Dominiak. Böses Blut gebe es keines mehr, „aber eine Narbe bleibt zurück.“

„Die Überlegungen damals waren richtig“

Den professionellen Umgang mit der Universität betont auch der Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Jost de Jager, der im letzten Jahr schnell ins Kreuzfeuer geraten war und von da an Angriffspunkt der Demonstranten blieb. Doch auch er steht nach wie vor hinter allen Entscheidungen, die getroffen worden sind. Zwar war er nie Mitglied der berüchtigten Haushaltsstrukturkommission, die die Sparpläne erarbeitete, doch arbeitete sein Ressort in beratender Funktion eng mit der Kommission zusammen. Dabei erörterte er in erster Linie die Fragestellung, ob es irgendwie anders ginge, „oder ob nicht auch der Bereich Wissenschaft einen Teil zu der Einsparungssumme beitragen muss“. Sie musste etwas beitragen, wie schnell allseits bekannt wurde. Dabei stand der Minister vor der Frage, ob er überall ein wenig sparen sollte, was dann sehr zu Lasten der Kunst- und Musikhochschulen gegangen wäre, oder ob man drastische Einschnitte – wie dann in Lübeck – in Kauf nehmen könnte. „Das war die Überlegung damals, die ja auch nach wie vor richtig ist“, sagt der Minister im Rückblick.

 

Jost de Jager - Hat schon immer recht!Thorsten Biet

 

Jost de Jager - Hat schon immer recht!

Dass die Demonstranten sich nach einem kurzen Aufbegehren gegen den FDP-Politiker Wolfgang Kubicki schnell auf de Jager einschossen, hat diesen nicht überrascht. Es sei zu erwarten gewesen, dass der Standort Lübeck seine Pläne nicht gut heißen würde und so war er „mental darauf eingestellt“. Doch obwohl Lieder gedichtet wurden, die eben jenes forderten: An Rücktritt habe er keine Sekunde gedacht. „Es gehört durchaus zu den politischen Gesetzmäßigkeiten, dass man nie so sicher im Amt ist, als wenn von Demonstranden der Rücktritt gefordert wird.“

Kieler Mitsprache oder manipulative Berichterstattung?

Zur Rolle der Universität in Kiel stellt de Jager jedoch schnell klar, die Entscheidungen seien ausschließlich im politischen Raum getroffen worden, die Kieler hätten sich nicht eingemischt. Das, was die Lübecker Nachrichten diesbezüglich aufgedeckt haben wollten, sei ein viel älterer Vorgang gewesen und zeige nur, wie sehr manipulativ die Berichterstattung der Lokalzeitung gewesen ist, die „die journalistische Unabhängigkeit in dem Verlauf völlig aufgegeben haben und zum reinen regionalen Kampfblatt wurden.“ Trotz allem sei es nie seine Absicht gewesen, die Universität in Lübeck zu schließen. Man habe ja nicht die Uni wie in einem digitalen Vorgang herunterfahren wollen. Im Falle des Auslaufens der Medizin, hätte man andere Bereiche kultiviert und somit wäre die Uni mit gestärktem Profil aus der Neustrukturierung hervor gegangen. Sparen, so ist sich der Minister sicher, hätte man dann auch in jedem Fall können.

Während Jost de Jager offensichtlich auch seine Lehren aus dem Kampf gezogen hat, besteht Hoffnung für die Lübecker Uni. Denn trotz der auch aktuell prekären Haushaltslage: Noch mal wird er hier nicht Hand anlegen. „Wir werden den gleichen Vorschlag nicht noch mal machen“, sagt er mit einem Lachen. Doch auch in der aktuellen Sparrunde wird er sich wieder die Frage stellen, ob man die Bildung bei den Einsparvorhaben außen vorlassen kann. Die Kürzungen, die nun möglicherweise in Flensburg anstehen, seien allerdings in keiner Weise mit denen in Lübeck vergleichbar. Dort wolle die Wirtschaft Teile der Universität mitfinanzieren. Wie viel Minister de Jager dort einsparen will, lässt er jedoch offen.

Konzentration auf einen volluniversitären Standort kommt nicht in Frage

Offen bleibt auch die Frage, was aus dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein wird. Die Trennung der beiden Standorte in Lübeck und Kiel und die Veräußerung des Lübecker Anteils an private Investoren steht seit über einem Jahr im Raum. Es wäre also nur naheliegend, würde die Landesregierung das Klinikum erneut für die Konsolidierung des Haushaltes heranziehen wollen.

Die Klinik an sich steht eigentlich gar nicht so schlecht da. Die Krankenversorgung arbeite wirtschaftlich, berichtet der Pressesprecher des UKSH, Oliver Grieve. „Das UKSH muss aber die Haushaltslasten, die das Land über die Forschung und Lehre abwälzt, zusätzlich schultern.“ Seit 2008 seien dies 15 Millionen Euro. Die finanzielle Lage der Klinik ist damit ähnlich prekär wie die des Landes, die Zukunft ist völlig offen. Das Schlimmste sei, so Grieve, das Zerreißen der Klinik: Am Ende stünden zwei teurere Standorte, die sich unnötig Konkurrenz machten und auf das wissenschaftliche Niveau von Kreiskrankenhäusern zurück fielen. Daher habe das UKSH eine Perspektive erarbeitet, die den Erhalt der Maximalversorgung in öffentlicher Trägerschaft sichern soll, abseits von Aktionärsinteressen.

Die Konzentration auf nur einen, den volluniversitären Standort, wolle man nicht, so Grieve. Und so hofft er, dass die Studenten nach wie vor auch gegen die Privatisierung der Klinik vorgehen. Auf die Aktionen der Studenten sei man stolz gewesen und auch viele Mitarbeiter hätten sich solidarisch gezeigt. Dem Vorstand jedoch sei der Kampf vom Eigentümer des UKSH, dem Land Schleswig-Holstein, verboten worden.

Die Klinik ist nicht verhandelbar

Die Klinik um jeden Preis in öffentlicher Hand zu halten ist auch Ziel der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Steffen Kühhirt, Leiter des Fachbereiches Gesundheit bei ver.di Nord, sieht neben den Nachteilen für die Angestellten insbesondere auch die für die Gesundheitsversorgung einer gesamten Region. Ein privater Träger wolle und müsse vor allem auch auf die Rendite achten. Vielleicht würde sich das noch nicht in den ersten fünf Jahren der Trägerschaft auswirken. Langfristig wollten die privaten Träger jedoch verdienen und das sei mit tiefen Eingriffen verbunden, insbesondere für Kassenpatienten. Das sei „Gift für das Land Schleswig-Holstein“, befindet Kühhirt. Das Klinikum dürfe nicht aus der Hand gegeben werden, alles andere wäre ein „weiterer Nackenschlag“. Die Konzerne würden künftig die Regeln für die Krankenversorgung diktieren, die Politik sei dann außen vor. Zwar könne man die Maximalversorgung in einem Vertrag verpflichtend regeln. Dieser, so Kühhirt, würde aber irgendwann auslaufen und wäre nicht für immer sicher.

Doch natürlich geht es dem Gewerkschaftsvertreter nicht nur um das Wohl der Patienten im Bundesland. Für ihn stehen die Angestellten der Klinik im Vordergrund und auch hier sieht es nicht rosig aus. Die Erfahrung aus anderen privatisierten Kliniken, insbesondere der Uniklinik von Marburg und Gießen, zeige, dass sich in solch einem Falle nicht nur die Tarifverträge sondern vor allem auch die Arbeitsbedingungen erheblich verschlechterten.

 

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Steffen Kühhirt spricht auf einer Demo in Lübeck (2010)

Das wiederum würde auch zu Lasten der Studierenden gehen. Denn, so ist sich Kühhirt sicher, ein privater Klinikkonzern könne keine Rücksicht auf Forschung und Lehre nehmen. Für ihn ist auch die Stiftungsuniversität keine Alternative, diese bräuchte zu viel Geld, würde womöglich die Privatisierung in Kauf nehmen. Der Verdi-Vertreter ist in seinen Äußerungen sehr deutlich: Die Gesundheit muss in der Hand des Staates bleiben. Sie sei nicht veräußerbar!

Bis 2015 wird es keinen Verkauf der Klinik geben, das ist vertraglich zugesichert. Bricht die Regierung diesen Vertrag, werden die Gewerkschaften juristisch und politisch dagegen vorgehen. „Wir werden uns mit allen gewerkschaftlichen Mitteln wehren“, kündigt Kühhirt an, der auch aktuell in unterbrochenen Tarifverhandlungen steckt, da der Arbeitgeber „kein wertschätzendes Angebot“ unterbreitet.

Derzeit befasst sich die Landesregierung mit einer Markterkundung. Dass hierbei nur Lübeck zum Verkauf steht, lehnt Kühhirt genauso kategorisch ab. Doch nun will er erst einmal das Ergebnis der Erkundungen und vor allem auch den Ausgang der Landtagswahl im kommenden Jahr abwarten, bei der laut Umfrageergebnissen die aktuelle Koalition schlechte Karten haben dürfte. Man müsse zuerst sehen, was die neue Landesregierung mit dem UKSH vorhabe, müsse sich aber Ende 2014 oder Anfang 2015 darauf einstellen, wieder in den Protest zu gehen. Wie Grieve hofft auch Kühhirt darauf, dass die Solidarität der Studenten mit der Klinik so groß ist, wie die der Mitarbeiter mit der Uni. Uni und Uniklinik dürfen sich nicht auseinander spielen lassen, so Kühhirt. Und daher setze er auch nach wie vor auf die „gewaltige Dynamik“ die nur in der Zusammenarbeit mit den Studenten möglich gewesen sei. Er habe immer das Gespräch mit dem AStA gesucht und auch die aktiven Gewerkschaftler in der Klinik wollten das gemeinsam mit den Studierenden durchziehen.

Und die Zukunft?

Die Meinungen der Beteiligten, sie widersprechen sich doch in einigen Punkten gravierend. Die Uni und das Land wollen die Stiftung, die Gewerkschaft eher nicht. Das Land will die Privatisierung nicht ausschließen, das wiederum möchten Vertreter von Klinik, Gewerkschaft und Uni vermeiden. Einen Konsens zu finden dürfte trotz der angepriesenen professionellen Kommunikation schwierig werden. Die einzige Möglichkeit scheint zu sein, die Landtagswahlen abzuwarten. Doch diese lassen noch eine Weile auf sich warten. Die Zeit drängt jedoch, Entscheidungen zu treffen. Die Lage des Universitätsklinikums muss noch vor 2015 geklärt werden und auch das Gesetz, das die Stiftungsuni auf den Weg bringt, sollte langsam verabschiedet werden. Denn die Gesetzmäßigkeit zeigt, wie Präsident Peter Dominiak nach 21 Jahren in Lübeck bestätigen kann: Die Uni sollte bisher etwa alle fünf Jahre dicht gemacht werden.

Der große Kampf ist zwar gewonnen, doch es muss auch weiter gekämpft werden: von den Studenten, den Lehrenden, den Angestellten und vor allem auch von der Bevölkerung. Denn so lange der Haushalt konsolidiert werden will, wird Einsparpotential gesucht. Bleibt nur die Frage: Wer ist als nächstes dran?

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https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/niemand-hatte-die-absicht-eine-uni-zu-schliessen/feed/ 0
Was nun, Herr Dominiak? https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/was-nun-herr-dominiak/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/was-nun-herr-dominiak/#respond Tue, 02 Nov 2010 13:07:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1071 StudentenPACK: Vor fünf Jahren war es der Wortbruch von Minister Austermann, jetzt ist es der Versager De Jager. Warum hat Schleswig-Holstein so viel Pech mit seinen Wissenschaftsministern?

Prof. Peter Dominiak: Ich weiß es auch nicht. Ich denke, was dahinter steckt, ist der chronische Geldmangel in Schleswig-Holstein, der durch die HSH-Nordbank nocheinmal deutlich schlimmer geworden ist. Dies trifft dann vor allem Lübeck, weil wir eben eine kleine und jüngere Universität mit relativ teuren Studiengängen sind. Solche neuen Universitäten, wie auch Flensburg, haben dann oft das Nachsehen hinter der altehrwürdigen Universität Kiel. Die Staatssekretärin hat sinngemäß während „Lübeck kämpft“ ja gesagt, die Uni Lübeck sei eine Zonenrandförderung gewesen. Jetzt, wo es keine Zone mehr gäbe, bräuchte man auch keine Zonenrandförderung mehr.
Das Problem geht ja weiter zurück als bis auf Minister Austermann. Die SPD-geführte Regierung unter Heide Simonis hatte die Fusion der Kliniken in Kiel und Lübeck zu verantworten, eine Entscheidung, über die wir damals nicht glücklich waren und über die wir auch heute noch nicht glücklich sind. Auch diese Fusion war durch Geldmangel begründet und sie hat die finanzielle Lage nicht verbessert. Ob mehr dahinter steckt, kann ich nicht sagen.

PACK: Kann es sein, dass diese Politik auch daran liegt, dass das Wissenschaftsministerium mit Verkehr und Wirtschaft zusammengelegt wird?

Dominiak: Das ist ein Riesenministerium. Drei Sparten und mit der HSH-Nordbank kommt praktisch noch eine vierte hinzu. Diese Bereiche sind alle für sich schon sehr groß und sehr wichtig. Vorher hatten wir in Schleswig-Holstein ein Kultusministerium, das für Bildung und Wissenschaft zuständig war, aber auch damals hatten wir erhebliche Finanz-Probleme, vor allem bei den Universitätsklinika. Daraus ist ja dann auch die Fusion der beiden Universitätsklinika Kiel und Lübeck entstanden.
Wir wissen jetzt schon, dass auch der Jahresabschluss 2010 für das UKSH nicht gut sein wird, dafür stehen viele Ursachen zur Debatte.
Anfänglich waren wir der Überzeugung, es könnte uns nutzen, dass Wissenschaft und Wirtschaft im selben Ministerium vereint sind, da einem Wirtschaftsministerium mehr Geld zur Verfügung steht. Herr Austermann hat damals auch die jährlichen Budgetkürzungen gestoppt und sogar mehr Geld in die Universitäten gesteckt, damit sie sich bei der Exzellenzinitiative des Bundes bewerben können. Ohne diese Maßnahme wären weder Kiel noch Lübeck bei der Exzellenzinitiative erfolgreich gewesen.
Auf diese erfolgreiche Phase kam dann der Schock im Frühsommer, der Lübeck praktisch das „Aus“ seiner Universität bescherte, aus dem selben Ministerium.

PACK: Auf diesen Schock folgte dann der Kampf um die Universität, der von den meisten als Zeichen großer Einigkeit zwischen Studenten, Universität und der Stadt Lübeck gesehen wird. Es gab einige Momente, wo die Studenten und Studentinnen von ihren Handlungen etwas irritiert waren. Einmal ein Treffen in Bargteheide mit dem Ministerpräsidenten und später ein Dankesbrief an Peter Harry Carstensen.

Dominiak: Getroffen haben sich damals in Bargteheide der Ministerpräsident, sein Finanz- und sein Wissenschaftsminister mit dem Bürgermeister der Stadt Lübeck, dem IHK-Hauptgeschäftsführer sowie meinem Kanzler und mir. Es hatte sich davor schon in Berlin abgezeichnet, dass es einen alternativen Sparplan geben müsste, wenn die Universität so wie sie war erhalten bleiben soll. Daher hat sich das Präsidium vor dem Treffen in Bargteheide bemüht, die Eckpunkte eines Sparplans zu entwerfen.
Es war auch klar, dass die Uni Lübeck das Sparziel nicht allein erreichen kann. 25 Millionen sind die Hälfte des gesamten Zuführungsbetrages „Forschung und Lehre“. Ohne diese Summe kann die Uni nicht überleben. Dieses Eckpunktepapier, das alle wichtigen Aspekte bereits beinhaltete, haben wir also mitgebracht und Minister de Jager erklärte uns, dass er mit diesem Plan so einverstanden sei und wir ihn nun detaillierter ausarbeiten sollten. 

PACK: Nachher hieß es dann, der Sparplan sei nicht machbar, weil er andere, nämlich die Uni Kiel und das UKSH mit einbeziehe. 

Dominiak: Als wir Minister De Jager den detaillierten Plan dann vorstellten, hat er uns explizit bestätigt, dass die Einbeziehung Kiels und des UKSHs in Ordnung sei. Später hat de Jager dann behauptet, der Plan sei nicht in Ordnung, weil Kiel mit beteiligt sei. Das war eine Wende um 180°. Die Universität Kiel hat sich dann, wie bekannt, kräftig aufgeregt und uns Piraterie vorgeworfen.
Ich würde in der selben Situation alles genauso wieder machen, auch wenn mir von einigen deswegen Vorwürfe gemacht wurden. Ich bin vor allem der Universität und meinem Gewissen gegenüber verantwortlich. Ohne Gespräche und Verhandlungen gäbe es keine Zukunft für die Universität, außerdem habe ich auch gewisse Pflichten als Beamter. 
PACK:
Und der Dankesbrief an den Ministerpräsidenten?

Dominiak:
Was den Brief angeht, so muss man ihn richtig lesen. Ich habe mich lediglich dafür bedankt, dass er verhandelt hat und dass diese Verhandlungen zur Rettung der Universität führten, und das stimmt ja auch. Es ging mir aber eigentlich darum, die Ergebnisse der Verhandlungen festzuhalten, nämlich dass die Medizin in Lübeck vollständig erhalten bleibt, dass kein Medizinstudienplatz in Lübeck verloren geht und dass wir Stiftungsuniversität werden.

PACK: Später hat der Fraktionsvorsitzende der FDP, Wolfgang Kubicki, erzählt, die Rettung sei von Anfang an klar gewesen und die Proteste hätten die Landesregierung bei den Verhandlungen in Berlin nur unterstützt. Ist das glaubhaft?

Dominiak: Ich bin nicht Mitglied der Landesregierung. Kubicki hat allerdings auch gesagt, ich hätte von Anfang an Bescheid gewusst. Das stimmt nicht. Es gab seit letztes Jahr Winter Verhandlungen in Berlin, aber ich glaube nicht bezüglich der Uni Lübeck oder sogar über GEOMAR, das hätte ich sonst sicher von Herrn Rietschel (Anm. d. Red.: Ehrendoktor der Uni Lübeck und bis Juni 2010 Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, der das IFM-GEOMAR bisher untersteht) erfahren. Ich habe auch jede Woche mit Ministerin Schavan telefoniert, was der Ministerpräsident gar nicht gut fand, aber nur so hatte ich genaue Informationen darüber, was in Berlin zwischen der Landesregierung und dem Bund verhandelt wurde.

PACK: Anstelle von Fakultäten haben wir jetzt Sektionen. Damit ist einer der ersten Schritte der Univision 2020 getan. Worauf können sich Studenten im kommenden Jahr an Veränderungen gefasst machen?

Dominiak: Wir haben die Fakultätsgrenzen aufgelöst, um den Wissenschaftscampus Lübeck gründen zu können. Zu diesem Wissenschaftscampus werden neben der Uni auch die FH, die beiden Fraunhofer-Institute und das Leibniz-Institut gehören. Die Vorsitzenden/Präsidenten dieser Organisationen bilden den Campusvorstand, der sich nun schon mehrfach zu Vorbereitungen getroffen hat. Wir planen, diesen Wissenschaftscampus Lübeck als Marke zu etablieren, weil das so bisher in Deutschland noch nicht vorhanden war. Lübeck bietet mit seinem Hochschulstadtteil einen großen Vorteil und die Möglichkeit, über den Wissenschaftscampus Großforschungsprojekte zu beantragen. Ohne die Fakultätsgrenzen wird es nun auch einfacher, dass Institute und Kliniken enger miteinander kooperieren und sich nicht als fakultätszugehörig, sondern der Uni Lübeck zugehörig sehen. Vorbild ist für uns gewissermassen die MHH Hannover. Gegründet wird dieser Wissenschaftscampus Lübeck noch im November, bevor der Wissenschaftsrat kommt, um die Medizin im Land Schleswig Holstein zu beurteilen. Der Vorteil für unsere Studentinnen und Studenten ist eine verbesserte Lehre durch Etablierung einer gemeinsamen Studiengangskoordination und eines Graduierungszentrums, beides gab es bisher noch nicht. 

PACK. Und die Stiftungsuniverstät kommt?

Dominiak:
Die Stiftungsuniversität, ebenfalls wichtiger Bestandteil von Univision 2020, kommt natürlich auch, aber angeblich nach Aussage de Jagers leider erst 2013. Dabei könnte man das Gesetz von anderen Bundesländern abschreiben. Niedersachsen hat inzwischen fünf solcher Hochschulen, darunter die große Universität Göttingen. Als letztes wurde die Frankfurter Uni Stiftungsuni. Das Verfahren ist also bekannt, niemand muss das Rad neu erfinden. Ich werde demnächst noch einmal mit dem Kanzler und unserem Berater in Sachen Stiftungsuni ein Gespräch mit Herrn de Jager führen und klar machen, dass man das schneller durchziehen kann.

PACK: Und wie wird die Zusammenarbeit mit der Uni Kiel aussehen? Da ist ja viel böses Blut vorhanden.

Dominiak: Es sind viele Dinge gesagt worden, die uns verletzt.
Ich habe mich aber mit Prof. Fouquet und seinem Vizepräsidenten Prof. Wolffram in Kiel getroffen. Wir haben uns ausgesprochen und vereinbart, dass Kiel und Lübeck weiterhin in der Exzellenzinitiative und anderen Projekten wissenschaftlich zusammen arbeiten wollen. Unsere Gegner sollten schliesslich nicht andere Universitäten sein. Wissenschaftler sind doch intelligente und erwachsene Menschen, die ein Ziel eint: Wahrheitsfindung!

PACK:
Vor der letzten Landtagswahl haben Sie allen Parteien zehn Fragen zur Bildungspolitik und zur Uni Lübeck gestellt. Alle Parteien, inklusive derer, die uns nun regieren, haben Unterstützung zugesagt. Die Parteien der Regierungskoalition haben damals klar gelogen. Werden Sie zu den vorgezogenen Neuwahlen wieder Fragen stellen oder trauen Sie den Antworten ohnehin nicht?

Dominiak: Ich hatte beim letzten Mal gehofft, dass sich die Parteien zumindest an das halten, was sie versprochen haben. Aber zumindest CDU und FDP, die beiden Regierungsparteien, haben uns einiges versprochen, was sie nicht gehalten haben. Es steht ja sogar im Koalitionsvertrag, dass die Uni Lübeck strukturell und finanziell besser ausgestattet werden sollte. Was im Sommer passiert ist, ist weder das eine noch das andere. Ich weiß nicht, ob es etwas nützt, wenn ich das wieder mache und die Antworten dann wieder nur dem Wahlkampf und nicht der Wahrheit geschuldet sind.
Man muss ohnehin abwarten, wer die nächste Regierung bildet. Ich gehe davon aus, dass die Neuwahlen wohl doch bis Ende nächsten Jahres kommen, und dann ist alles möglich.
Ich hoffe zumindest, dass alle Parteien aus diesem Sommer etwas gelernt haben. Die können aber alle sicher sein: Wenn sie Hand an Lübeck legen, dann gibt es auch in Zukunft kein Pardon.

PACK: Ich danke für das Gespräch.

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Privatisierung des UKSH? https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/privatisierung-des-uksh/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/privatisierung-des-uksh/#comments Mon, 03 May 2010 08:00:18 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108655 Die Geschichte um eine Privatisierung des UKSH bis 2015 ist auf dem Campus wie eine Bombe eingeschlagen. Die Lübecker Nachrichten berichteten, dass seit dem 23. April. 2010 die Landesregierung nach interessierten Käufern für das Klinikum sucht. Wir haben Persönlichkeiten aus Lübeck und Schleswig-Holstein um eine Stellungnahme gebeten. Wir hoffen damit, der Diskussion, die in den nächsten Wochen stattfinden wird, einen Rahmen zu geben. Wir wünschen uns auch Meinungen der Studenten und rufen euch alle dazu auf, Leserbriefe zu schreiben, die wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen können.

Linda Krause für den AStA der Universität zu Lübeck

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„Mit entsetztem Erstaunen hat der Allgemeine Studierenden-Ausschuss der Universität zu Lübeck den drohenden Beschluss der Landesregierung Schleswig-Holsteins auf Anraten der Haushaltsstrukturkomission zur Kenntnis genommen, das UK-SH zu privatisieren und somit den Einfluss des Landes zu beschränken. Dies wird schwerwiegende Folgen für die Universität zu Lübeck und somit für uns als Studierendenschaft haben. Diese von kurzfristigen Einsparpotentialen getragene Idee ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht all jener Mitarbeiter, die mit ihrem Verzicht zur Konsolidierung der defizitären Einrichtung beigetragen haben. Sie nimmt zudem billigend in Kauf, dass eine der besten medizinischen Universitäten Deutschlands, samt weiteren Studienfächern, geschlossen wird. Eine Ausbildung angehender Ärzte wäre nicht mehr möglich und somit hätte neben der medizinischen Fakultät die gesamte Universität einschließlich nachfolgender Generationen von Studierenden keine Zukunft mehr. Die von vielen Professoren und Studierenden mühsam erarbeitete Reputation wird durch ideenlose Privatisierungspolitik aufs Spiel gesetzt. Gleichzeitig werden die von der Landesregierung im Koalitionsvertrag festgehaltenen Versprechen gebrochen, die universitären Einrichtungen Schleswig-Holsteins zu erhalten und zu fördern.

Bereits im Sommer 2005 haben wir gezeigt: Lübeck kämpft für seine Uni! Und wir sind bereit, 2010 weiter zu kämpfen: Wir werden diese blinde Politik nicht mittragen und uns ihr entschieden in den Weg stellen. Die Geldnot und Neuverschuldung in Schleswig-Holstein sollte nicht auf unseren Rücken ausgetragen werden. Wir werden nicht hinnehmen, was da „oben“ leise beschlossen wird und erheben ausdrücklich unsere Gegenstimme.

Unser Aufruf an die Studierendenschaft, an die Universität, an die Bürgerinnen und Bürger von Lübeck und an die Einwohner Schleswig-Holsteins: Informiert euch, macht eure Meinung stark und kämpft für die Erhaltung des Universitätsstandortes Lübeck.“

Professor Dr. Peter Dominiak, Präsident der Universität zu Lübeck

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„Der Koalitionsvertrag der Landesregierung sagt sehr deutlich, dass es zumindest bis 2015 keine Privatisierung des UKSH geben wird, alleine schon aufgrund der abgeschlossenen Tarifverträge, die auch nicht einseitig gekündigt werden können. Selbst wenn es zu einer Privatisierung des UKSH käme, ist die Schlussfolgerung der LN nicht richtig, dass diese Maßnahme mit dem Ende des Medizinstudiums einherginge.

Die Standorte Marburg und Giessen wurden vor einigen Jahren fusioniert, wie Kiel und Lübeck auch und darüber hinaus noch privatisiert. Das hatte aber keine Verminderung der Studienplätze, geschweige denn eine Ende des Medizinstudiums zur Folge.

Es ist bekannt, dass das Land Schleswig-Holstein sehr klamm ist, aber die Landesregierung, bzw. die sie tragenden Parteien haben sich deutlich zu höheren Ausgaben für Bildung und Forschung bekannt. Die Schließung eines Standorts oder eines Studiengangs steht dem diametral entgegen. Herr Kubicki ist nicht Mitglied der Landesregierung sondern Fraktionsvorsitzender der FDP. Er kann also gar nicht für die Landesregierung sprechen und er hat schon öfters vollmundig Dinge in die Welt gesetzt, die nicht den Tatsachen entsprachen bzw. dann so nicht umgesetzt wurden.“

Professorin Inge-Susann Römhild, Präsidentin der Musikhochschule Lübeck

„Herr Kubicki ist nicht Regierungsmitglied sondern Fraktionsvorsitzender, als der er bekannterweise schon Vieles in der Öffentlichkeit geäußert hat. Von der Landesregierung haben wir alle bisher noch gar nichts gehört.

Meine Erwartungshaltung ist die, dass sich Herr Minister de Jager sicherlich zu dem vorschnellen Bericht in den LN äußern wird, wenn es nicht unmittelbar die Landesregierung tut, was man auch erwarten kann, denn sie müsste klar stellen, wer regiert.“

Robert Habeck, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen

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„In der schwarz-gelben Koalition brennt offensichtlich die Hütte. Erst verkündet Wolfgang Kubicki, dass das UKSH verkauft werden soll. Jetzt rudert er zurück und wirft der Presse eine falsche Berichterstattung vor.

Aber wo kommt die Nachricht her, dass das Interessenbekundungsverfahren schon im Gang ist? Hat das Kabinett am Parlament und an Betroffenen vorbei bereits Entscheidungen getroffen? Nach der heutigen Pressemitteilung von Wolfgang Kubicki sind die Fragezeichen nur größer geworden.

Jetzt zeigt sich die ganze Krux der sagenumwobenen Haushaltsstrukturkommission. Sie ist ein demokratischer Hybrid, irgendwo zwischen Parlament und Regierung aufgehängt, ohne Legitimation und Kontrolle und ohne klare Verantwortlichkeit. Und damit ist sie der Willkür einzelner ausgeliefert. Wer regiert eigentlich Schleswig-Holstein? Ministerpräsident Carstensen muss endlich Flagge zeigen und sagen, wo es lang geht.

Die Regierung wird vorgeführt und demontiert. Es ist der organisierten Macht- und Verantwortungslosigkeit der Regierung zu danken, dass launische und offensichtlich unsinnige Vorschläge herausposaunt und wieder eingestampft werden. Dass ein Universitätskrankenhaus ohne
Qualitätsverlust und die Aufgabe seiner Standards verhökert werden kann, kann nur glauben, wer dem Privatisierungswahn verfallen ist.“

Bernd Saxe (SPD), Bürgermeister von Lübeck

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„Die Universität mit dem Klinikum ist – wie die anderen Hochschulen – ein ganz wichtiger Faktor für unsere Stadt, den es unbedingt zu erhalten und zu entwickeln gilt. Die Bedeutung von Uni und Klinik für die Zukunft der Stadt ist nur mit der Bedeutung des Hafens zu vergleichen: Hier finden tausende von Menschen einen Arbeitsplatz, hier vollzieht sich die Zukunftsentwicklung und nicht zuletzt ist die Universität eine Bildungseinrichtung von großem Rang. Darum tritt die Stadt mit Nachdruck für den Erhalt von Uni und Klinik ein. Die Pläne des Landes gefährden die Zukunft der Stadt!“

Ralf Stegner (SPD), Vorsitzende der Landtagsfraktion

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„Damit wird der Albtraum von über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Universitätsklinikum wahr; zugleich wird nach den Plänen der Regierung Lübeck künftig kein Universitätsstandort mehr sein können. Damit wären Umfang und Qualität der Gesundheitsversorgung, aber auch die Umsetzung der Exzellenzinitiative im Medizinbereich zur Disposition gestellt.

Ein solcher Kahlschlag ist auch angesichts der Haushaltslage des Landes nicht zu verantworten. Der wichtigste Träger der Gesundheitsversorgung    und zugleich größte öffentliche Arbeitgeber im Land muss zumindest mehrheitlich in öffentlicher Hand bleiben.

Die SPD wird sich mit allen politischen Mitteln gemeinsam mit den Beschäftigten des Klinikums und der Universität dagegen wehren, dass die Pläne der Landesregierung umgesetzt werden!“

Oliver Grieve, Pressesprecher des UKSH übersendet uns folgenden Brief an die Mitarbeiter

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,
mit Verwunderung müssen auch wir heute aus den Medien erfahren, dass der Herr Abgeordnete Kubicki behauptet, es sei ein Interessenbekundungsverfahren zum Verkauf des UK S-H eingeleitet worden. Nach einem aktuellen Gespräch mit dem für uns zuständigen Wissenschaftsminister Jost de Jager hat die Landesregierung zu diesem Sachverhalt nichts beschlossen. Von einer Einigkeit über einen Verkauf kann in der schwarz-gelben Koalition nach unserem Wissen keine Rede sein.

Dem Gesetz zufolge wäre es nicht ein Einzelner, sondern die Landesregierung, die ein Interessenbekundungsverfahren zur Privatisierung unseres Universitätsklinikums beschließen müsste.

Der Vorstand des UKSH verurteilt diese verantwortungslose Art des Umgangs mit Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf das Schärfste. Sie stellen unter großen persönlichen Opfern die exzellente Versorgung der kranken Menschen in unserem Land sicher. Dafür sprechen wir Ihnen unsere Anerkennung aus!
Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Jens Scholz
Peter Pansegrau
Christa Meyer

In einer Presserklärung schreibt Wolfgang Kubiki, Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag

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„Es ist schon bemerkenswert, welche Schlussfolgerungen einige Journalisten mitunter ziehen. Ich habe den ‚Lübecker Nachrichten‘ bestätigt, dass nahezu alle Ausgaben des Landes überprüft werden, um den enormen Schuldenberg Schleswig-Holsteins abzubauen und das strukturelle Defizit von 1,25 Milliarden Euro in den kommenden Jahren zu beseitigen. Dies ist auch kein Geheimnis. Die Überprüfungen treffen auf die Universitätskliniken und die Hochschulen ebenso zu wie auf alle anderen Bereiche, in denen das Land Verantwortung trägt. Daraus abzuleiten, es würde bereits zu diesem Zeitpunkt Entscheidungen der Koalition geben, ist schlichtweg falsch. Die Haushaltsstrukturkommission erarbeitet derzeit zahlreiche Maßnahmen, mit denen eine Haushaltskonsolidierung erreicht werden kann. Damit wir diese große Aufgabe meistern, benötigen wir ein Bündel von Maßnahmen, das regional ausgewogen sein muss. Daran arbeiten wir auf Hochtouren. Das Kabinett und die Koalitionsfraktionen werden sich Ende Mai mit den Vorschlägen der Kommission befassen, dann werden die Entscheidungen getroffen. Und dann werden wir auch die Öffentlichkeit darüber informieren, mit welchem finanzpolitischen Konzept die schwarz-gelbe Koalition dieses Land wieder nach vorne bringen wird.“

Die Erklärung der Landesregierung kann gegebenenfalls hier eingeklebt werden…

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https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/privatisierung-des-uksh/feed/ 1
Vollversammlung ohne voll https://www.studentenpack.de/index.php/2010/01/vollversammlung-ohne-voll/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/01/vollversammlung-ohne-voll/#respond Mon, 11 Jan 2010 09:00:10 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=109224
Lukas Ruge | StudentenPACK.

Professor Peter Dominiak

Es hat rumort an der Uni während der letzten Wochen. „Die wollen die Fakultäten auflösen!“, hörte man immer wieder von schockierten Studenten und vereinzelt machte sich die Sorge breit, dass dadurch der komplette Studienstandort Lübeck bedroht sei. Tatsächlich war der Informationsfluss anfänglich recht langsam von statten gegangen. Zunächst wurde der Senat in Kenntnis gesetzt, darüber dann die studentischen Gremien. Schließlich wurden alle Studenten eingeladen, sich während der darauf folgenden Senatssitzung zu informieren. Doch war dies offensichtlich nicht der optimale Rahmen, um die breite Öffentlichkeit von den Änderungen in Kenntnis zu setzen. Und so war Prof. Peter Dominiak, Präsident der Universität, gerne bereit, der Bitte der studentischen Senatsmitglieder, David Krug und Michael Drefahl, nachzukommen und eine gesonderte Infoveranstaltung anzubieten.

So wurde zu einer Vollversammlung geladen – die, wie sich später herausstellte, aus satzungstechnischen Gründen gar keine war – und Prof. Dominiak erläuterte erneut, welche Veränderungen der Uni bevor stünden. Zunächst lies er das Auditorium nachvollziehen, wie es zu den Ideen für die Umstrukturierung gekommen war, dann ging er auf die Neuerungen ein, über die im Wesentlichen schon in der Novemberausgabe des StudentenPACKs berichtet wurde. Unterm Strich soll erreicht werden, dass die Stimme der Lübecker gegenüber den Kielern mehr Gewicht bekommt, als das jetzt der Fall ist, Drittmittel sollen sinnvoller eingesetzt werden können und die Lehre – insbesondere die Didaktik der Lehrenden – soll weiter verbessert werden. Die Gelder, die diese Umstellung kosten wird, sollen vor allem durch die erneut beantragte Exzellenzinitiative angespült werden. Dies soll wird bis Ende 2011 ins Auge gefasst und dann wolle man, so Dominiak, bis 2020 die Umstrukturierung zur Stiftungsuniversität in Angriff nehmen.

Nach dem Vortrag nahm sich Dominiak noch die Zeit, die Fragen der Studenten zu beantworten: Es wurde die Defusionierung des UKSH thematisiert, welches Teil des Campusrates werden soll, aber damit auch eine Kieler Stimme auf dem Campus behält. Dominiak konnte hier die Sorge vor einer störenden Instanz nehmen, da es feste Absprachen zwischen den Kielern und den Lübeckern geben wird und der Campusrat ausschließlich eine beratende Funktion inne haben soll. Später wurde noch gefragt, wie groß die Mitsprache der Kieler künftig noch sein solle und ob man auf Konfrontation aus sei. Letzteres sei natürlich nicht der Fall, man wolle keinen Streit schüren. Nach den neuen Plänen werde Lübeck aber eine komplett eigenständige Universität, in der Kiel soweit nichts mehr zu sagen habe.

Auch wurde die Sorge um die studentische Mitbestimmung zur Sprache gebracht, da ja geplant ist, die Konvente, wie sie jetzt bestehen, aufzulösen. Dominiak beschwichtigte aber, dass es keinesfalls geplant sei, die studentische Stimme zu schwächen. Formal sei es durchaus möglich, die Konvente zu erhalten, auch wenn sie dann „Senatsausschüsse“ heißen sollen. Welche Rechte und Pflichten den Studierenden zugesprochen werden, könne auf jeden Fall noch festgelegt werden. Die Größe des Senates wird sich jedoch nicht verändern, auch wenn die Konvente darin aufgehen, da die Mitgliederzahl von 13 gesetzlich vorgeschrieben ist. Indirekt wird dieses Gremium jedoch größer und wichtiger werden und es wird mehr Leute mit Rederecht geben. Und um die Studenten zu stärken wäre es sogar möglich, ihnen einen Platz im Stiftungsrat einzuräumen.

Was passiere, wenn die Pläne nicht durch die Exzellenzinitiative gegenfinanziert werden, wollte ein Student wissen. Dann, so Dominiak, müsse man wohl kleinere Töne machen, doch abbringen lassen wolle man sich nicht. Er sei aber zuversichtlich, denn allein um sich bewerben zu können, müsse die Uni schon gut vorarbeiten, was eventuellen Geldgebern zeigt, dass die Uni auf dem richtigen Weg ist und sie dadurch interessant mache.

Zwar sind in der neuen Landesregierung Studiengebühren vorerst vom Tisch, doch wie wird das in einer Stiftungsuni sein? Hier gab Dominiak zunächst offen zu, dass er sich schon vor einiger Zeit pro Studiengebühren ausgesprochen habe. Doch habe das Beispiel aus den anderen Bundesländern in der Zwischenzeit mittlerweile gezeigt, dass Deutschland verhältnismäßig schlecht dastehe, was die Vergabe von Stipendien angeht. Geplant sei aber, egal ob es zu Gebühren kommt oder nicht, einen Sozialfond einzurichten, der Studenten, deren Eltern sich das nicht leisten können, nicht in die sichere Armut führt. „Wir sind die einzige staatliche Uni, in der Sie Geld von uns bekommen und nicht wir von Ihnen“, bewarb Dominiak sein Projekt. Denn letztendlich profitiere ja die Uni und auch das Land vom erhöhten Zulauf derer, die kommen, weil sie hier nicht zahlen müssen.

Blieb also noch die eine beherrschende Frage, um die sich einige schon zuvor gesorgt haben: Wird unsere Universität geschlossen? Auch hier konnte Dominiak beruhigen: Zwar könne im Moment das Land fast jederzeit beschließen, dass Lübeck nicht mehr notwendig ist, jedoch seien gerade erst 350 Millionen Euro in das UKSH Lübeck investiert sowie Gebäude wie das Haus 64 und das AudiMax gebaut worden. Das lasse sich nicht mehr wegrationalisieren und somit sei die Uni relativ sicher. Wenn Lübeck aber erst zur Stiftungsuniversität geworden ist, kann sie so schnell aber nicht mehr geschlossen werden, da dafür dann erst Gesetze geändert werden müssten.

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Universität der Quantensprünge https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/universitat-der-quantensprunge/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/universitat-der-quantensprunge/#respond Sun, 15 Nov 2009 10:01:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1300 An der Universität zu Lübeck bahnen sich grundlegende Veränderungen an. Veränderungen die zwar einerseits von komplexer verwaltungstechnischer Natur sind, aber andererseits, das Gesicht der Universität, die Forschung in dieser Stadt und damit letztendlich auch die Lehre an der UzL grundlegend verändern werden.

Der eine oder andere mag sich fragen, warum solche Veränderungen nötig sein sollen, ist die Uni doch auch jetzt schon äußerst angesehen und heiß begehrt. Doch Raum nach oben ist ja fast immer und so wird schon seit 2006 in Workshops und Diskussionsrunden an einen Konzept gefeilt, die Uni Lübeck erfolgreicher zu machen und sie gleichzeitig abzusichern gegen jene, die ihr Finanzen streichen oder sie im schlimmsten Fall gar schließen wollen. Eine Projektgruppe – bestehend aus dem Präsidium der Universität, den Dekanen und Studiendekanen der Fakultäten sowie dem Direktor der Leibniz-Institute Prof. Rietschel, Dr. Schuster und Dr. Herbert Westermann, einem externen Berater – hat nun ein Konzept entwickelt, das sich mit dem Namen Univision 2020 schmückt.

Seit Mitte Oktober scheint den Gruppenmitgliedern die Zeit reif zu sein, dieses Konzept der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das stößt gerade unter einigen Vertretern im AStA und in den Fachschaften auf Unverständnis: Warum war man nicht schon viel früher eingebunden? Prof. Dr. Peter Dominiak, Präsident der Universität zu Lübeck, meint aber, dass dies der richtige Weg gewesen sei: „Wir haben die Studierenden genauso früh eingeschlossen wie den Senat auch“, berichtet er, denn mit unfertigen Ideen anzutreten würde niemandem weiterhelfen. Zudem stünde man ja auch nicht vor vollendeten Tatsachen, erst Ende Juni 2010 hoffe man so weit zu sein, die neuen Strukturen umzusetzen. Solange müssen Senat, Universitätsrat, Ministerium und viele andere sich noch mit den Plänen beschäftigen, so Dominiak. „Und wenn jemand mit einer super Idee zu uns kommt dann sind wir jederzeit bereit die Idee noch aufzunehmen. Natürlich auch Ideen von Studierenden.“ Eine Vollversammlung einzuberufen hätte wohl mehr Chaos gestiftet als zu konstruktiven Ideen geführt.

Lukas Ruge

Universitätspräsident Peter Dominiak (Oktober 2009, Petrikirche)

Doch welche Neuerungen stehen der Universität bevor: Die zentrale und fürs erste auffälligste Veränderung ist sicherlich die Auflösung der Fakultäten. Dies geschieht natürlich nicht im Selbstzweck, sondern hat seinen Hintergrund. 60% der Mittel die an unserer Universität für die Lehre zur Verfügung stehen sind nicht unter unserer Kontrolle. Der Medizinauschuss des Landes, in dem Vertreter der Universität Kiel und der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität zu Lübeck sitzen, kontrolliert diese Mittel und auch die Forschungsschwerpunkte und Entwicklungsplanung, was die Medizin in Lübeck angeht. Die Dominanz der Uni Kiel ist dabei unvorteilhaft für Lübeck und so versucht man schon lange, sich von diesem Gremium zu emanzipieren. Wenn man keinen Dekan in den Ausschuss schicken will, so ist es am besten wenn man einfach gar keinen hat. Natürlich kann man nicht einfach nur eine Fakultät auflösen, und so fällt die Technisch Naturwissenschaftliche Fakultät (TNF) der Selbstbestimmung der Uni zum Opfer.

Das Geld, was bisher über den Medizinauschuss verteilt wurde, würde somit direkt an die Universität gehen – so die Hoffnung – und obgleich es weiterhin an die Medizin gebunden ist, so kann doch vor Ort bestimmt werden wie genau es eingesetzt wird.

Nun mag man sich fragen, wer die Arbeit der Konvente übernehmen wird, die früher die gewählten Vertreter der Fakultäten waren und für Berufungsverfahren, Promotionen und eine Ausrichtung der Lehre zuständig waren. Auch hier gibt es eine Lösung, die auf den ersten Blick wie eine rein kosmetische Veränderung erscheinen mag: Der Senat wird in Zukunft drei Ausschüsse bilden, die die Arbeit der Konvente übernehmen, einen für Medizin, einen für die Naturwissenschaften sowie, und das ist neu, einen eigenen für die Informatik. Diese drei Ausschüsse werden Sektionen heißen. Ein Senatsauschuss wird allerdings, anders als die Konvente, nicht durch die gesamte Uni gewählt, sondern durch den Senat besetzt und kann von ihm auch wieder aufgelöst werden. Sorgen, ob eine unbequeme Sektion durch den Senat einfach wieder aufgelöst wird, räumt Professor Dominiak aus: „Bezüglich der Mitsprache und Mitbestimmung für die Studenten ändert sich praktisch überhaupt nichts“. Zum einen würde bei der Besetzung der Studentischen Mitglieder in den Sektionen natürlich gefragt werden, welche Vertreter in die Sektion kommen, außerdem sei es möglich, die Unauflösbarkeit dieser Ausschüsse festzulegen. Eine Entmachtung der Lehre durch die Verwaltung müsse niemand befürchten. „Wir wollen niemandem vorschreiben was er machen kann“, betont der Präsident. Fakt ist aber, direkt gewählt werden die Vertreter in den Fachbereichen nicht mehr sein.

Doch mit der Auflösung der Fakultäten ist es bei weitem noch nicht getan: Zentraler Bestandteil der bis 2020 umzusetzenden Pläne ist es, eine so genannte Profiluniversität zu werden. Unter dem Begriff kann sich natürlich spontan nicht jeder etwas vorstellen und auch Prof. Dominiak gesteht ein, dass der Begriff, genauso wie der der Sektionen, nicht unbedingt glücklich und vielleicht auch noch gar nicht endgültig ist. Auf der Suche nach einem guten Namen einen Wettbewerb für eine halbe Millionen Euro zu veranstalten, wie es die Universität Kiel erst vor kurzem getan hat, plant allerdings niemand.

„Die Profiluniversität steht für die Integration von Fragestellungen und Methoden der Biomedizin der Informatik und Technik in Forschung und Anwendung für den Menschen“, beschreibt es Dominiak in einem marketingtauglichen Satz, der jedoch Spezifika vermissen lässt. Doch an Ideen, wie das Profil der Universität geschärft werden soll, mangelt es nicht: Ein neuer Schwerpunkt auf Bevölkerungsmedizin – einer Disziplin die sich unter anderem mit Volkskrankheiten wie Diabetes aber auch mit Präventionsmedizin und Impfungen befasst – mit einem Leibniz-Institut für Lifescience und Informatik – was den Forschungsstandort erheblich stärken würde und das man hofft, bis 2020 an die Universität zu holen – einen Ausbau der Graduiertenschule zu einem Graduiertenzentrum, mit neuen Lehrstühlen im technischen Bereich und mit einer Bewerbung für das umgangssprachlich als „Eliteuniprogram“ bekannte Zukunftsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft und vieles mehr.

Wahrscheinlich wird nicht jedes Ziel erreichbar sein, auch wenn man sich derzeit optimistisch gibt, doch sicherlich ist es besser mit hohen Ansprüchen ins Rennen zu gehen.
Bemerkbar machen wird sich für die Studenten in erster Linie, dass sie differenzierter betreut werden können. Wo jetzt lediglich die Fakultäten Studiendekane haben, erhält demnächst jeder Studiengang seinen eigenen verantwortlichen Ansprechpartner, seinen Programmdirektor. Die fünf Programmdirektoren – ein weiterer Begriff, an dem vielleicht noch geschliffen werden muss – werden miteinander die Lehre koordinieren und aufgrund ihres Fachwissens dabei in der Lage sein, sich auch mit den Studierenden viel besser zu koordinieren und die Qualität zu sichern. So eine Einrichtung sei einer der großen Vorteile einer kleinen Universität mit wenigen Studiengängen. An einer großen Uni wie Hamburg könnte man so etwas unmöglich koordinieren. Und während im Sinne des Profils die Verwaltung, Organisation und Strategie der Wissenschaft stärker von oben diktiert werden, soll die Lehre stärker als bisher von unten, von den tatsächlich Beteiligten, organisiert werden. Natürlich ist dies ein Spagat und wie gut die beiden Ansätze miteinander verbunden werden können, lässt sich sicherlich jetzt noch nicht absehen. Aber ein klares Profil heißt nicht, dass es nur noch einen Schwerpunkt gibt, sondern, dass jedes Fach in sich gut ist. Schon deshalb ist eines der Ziele das ohnehin schon sehr gute CHE-Ranking der Universität noch weiter zu verbessern.

Der letzte Schritt im Plan der Univisionäre ist der Schritt zur Stiftungsuniversität. Ängste, dies sei so etwas wie eine Privatuniversität, sind unbegründet: „Stiftungsuni hat mit Privatuni überhaupt nichts zu tun. Es ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts, das heißt wir sind nach wie vor staatliche Universität und erhalten nach wie vor den Zuschuss Forschung und Lehre, haben aber die Möglichkeit eigenes Kapital zu bilden und mit diesem Kapital auch zu arbeiten.“ Dieses Kapital wären dann die Liegenschaften der Universität, also das Gelände und die Gebäude. Eigenes Kapital zu haben, hätte für die Universität massive Vorteile. So wäre es möglich, auch von Firmen Geld einzutreiben und sich damit einerseits abzusichern gegen eventuelle Kürzungen im Etat des Landes, andererseits könnte man mit dem Geld auch das Studium verbessern. In 20 oder 30 Jahren, so erläutert der Unipräsident beispielhaft, könnte die Uni Lübeck dann vielleicht so viel Kapital haben, dass sie sich einen Nobelpreisträger als Professoren beruft. Sogar einer eventuellen Schließung der Uni durch die Landesregierung – derzeit theoretisch für alle staatlichen Universitäten möglich – wird sehr viel schwieriger. Stiftungen werden mit Hilfe eines Stiftungserrichtungsgesetzes vom Landtag beschlossen und dieses Gesetz kann auch nur vom Landtag wieder aufgelöst werden.

Der Zeitpunkt für die Pläne der Projektgruppe scheint ideal: Mit dem Sieg von CDU und FDP bei den Landtagswahlen im September, die laut Koalitionsvertrag ab 2015 offen dafür sind, die Aufhebung der Fusion der Unikliniken zu verhandeln, ist der Weg für die Stiftungsuniversität aushandelbar . Denn die Liegenschaften der Universität, die derzeit dem Klinikum überschrieben sind, wären als Kapital dafür notwendig. Die FDP, so betont Prof. Peter Dominiak, sei zumindest vor der Wahl die einzige Partei gewesen, die diesem Plan positiv gegenüber stand und so glaubt er im Koalitionsvertrag einiges an Ideen der Liberalen wiederzufinden. Er ist mit dem, was im Koalitionsvertrag zum Klinikum und zur Universität zu finden ist, zufrieden. Doch eigentlich sollte inzwischen allen Parteien klar sein, dass die Fusion der Kliniken gescheitert ist. Das UKSH hat es auch dieses Jahr in das Schwarzbuch der Steuerzahler geschafft. Gerade in der Pathologie wurden 4 Millionen Euro verschwendet, 8 Millionen Euro Schulden sind im letzten Jahr insgesamt zusammen gekommen. Vor der Fusion im Jahr 2003 arbeitet das Universitätsklinikum Lübeck in den schwarzen Zahlen. Freuen kann sich Präsident Dominiak über solche Zahlen natürlich nicht, auch wenn sie ein starkes Argument für sein Anliegen sind.

Ob Professor Dominiak Angst habe, dass das Projekt am Ende scheitert? Natürlich kann man das schwer absehen, doch er ist optimistisch, dass es gelingt. Sicherheitshalber könne der Senat nach drei Jahren das Projekt einfach wieder zurückdrehen, wenn eine externe Evaluation das Projekt Univision 2013 für missglückt hält, „aber wenn es klappt, dann ist es ein Quantensprung für die Universität“.

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