Ehrendoktor – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 02 Jul 2016 16:23:11 +0000 de-DE hourly 1 Reden, die nicht enden wollen https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/#respond Thu, 05 May 2016 21:05:41 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234580
Präsident Lehnert eröffnet die VeranstaltungLukas Ruge | StudentenPACK.

Präsident Lehnert eröffnet die Veranstaltung

„Es waren sehr spannende und ich denke auch für die Universität extrem wichtige und zukunftsweisende erste 16 Monate […] der ersten Phase der Stiftungsuniversität“, beginnt Unipräsident Prof. Hendrik Lehnert seine Eröffnung des Jahresempfangs der Universität zu Lübeck. Mit Cervantes setzt Lehnert zudem das ironische Motto der Veranstaltung fest: „Fasse dich kurz, denn Reden, die nicht enden wollen, gefallen nicht.“

Die Eröffnungsrede endet nach 20 Minuten, ihr war bereits das Grußwort des Staatssekretärs Fischer (SPD) vorangegangen, vor dem wiederum Lehnert kurz gegrüßt hatte. Nach 47 Minuten wurden die letzten zwölf Monate ausführlich beschrieben und die Veranstaltung ist erfolgreich eröffnet.

Der Abend geht über zu den Preisverleihungen. Der erste Preis, der mit 1000 Euro dotierte Preis für besonderes studentisches Engagement, geht in diesem Jahr an die Redaktion dieser Zeitung, welche vertreten durch sieben Redakteure die Urkunde entgegennimmt. Prof. Till Tantau hält die Laudatio und hebt dabei insbesondere den Wert von freiwilligem Engagement hervor. „Lobt die Uni weiter, kritisiert die Uni weiter“ gibt Tantau den Preisträgern mit auf den Weg.

Auch etwas zurückgegeben: Die Redaktion übergibt Präsident Lehnert sein Portrait.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Auch etwas zurückgegeben: Die Redaktion übergibt Präsident Lehnert sein Portrait.

Annika Munko hält für das StudentenPACK eine kurze Dankesrede. Bevor die Redaktion die Bühne verlässt übergibt sie Präsident Lehnert das Porträt von ihm, welches sie für die Januar-Ausgabe angefertigt hatte. Das Protokoll vermerkt Heiterkeit.

Nach dem studentischen Preis wird erstmalig der „Thomas-Fredenhagen-Preis“ verliehen, welcher kurz von Michael Weiß von der Kaufmannschaft Lübecks erklärt wird. Mit 10.000 Euro hochdotiert wird der Preis für besondere Erfolge im Transfer von Forschungsergebnissen zu wirtschaftlicher Leistung ausgelobt. Vier Forscherteams sind nominiert, erst hier auf der Veranstaltung soll verraten werden, an wen der Preis geht.

Die Benennung nach einem wenig bekannten Kaufmann aus dem 17. Jahrhundert mag den geneigten Hörer an die Umbenennungsdiskussion der Universität erinnert haben, bei welcher ein anderer Name eines Lübeckers aus dem 17. Jahrhundert wegen Unbekanntheit als unbrauchbar abgetan wurde.

Die Laudatio, oder vielmehr was die Laudatio sein sollte, hält Prof. Thorsten Buzug, welcher allerdings den Großteil seiner Redezeit mit allgemeinen Betrachtungen zum Technologietransfer und zur Notwendigkeit des wirtschaftlichen Denkens in der Forschung verbringt. Selbst als er selbst anmerkt, dass die Zeit zu knapp wird und er sich nun kurz fassen möchte, kommt er nicht sofort zu den vier nominierten Teams.

Prof. Dr. Alfred Vogel dankt in erster Linie seinen Miterfindern.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Prof. Dr. Alfred Vogel dankt in erster Linie seinen Miterfindern.

Die erste Stunde der Verleihung ist vorbei als Buzug verkündet, dass der Thomas-Fredenhagen-Preis an das Team von Erfindern aus dem Institut für Biomedizinische Optik geht. Prof. Dr. Alfred Vogel scheint erst zu glauben, er müsse auf seine Rede verzichten, um den Verzug der Veranstaltung nicht noch zu erhöhen. Letztlich kann allerdings auch er noch eine Rede halten.

Wer bis hierhin durchgehalten hat, darf sich von großartiger Musik unterhalten lassen. Musikalisch untermalt die Band Yxalag den Abend mit schwungvollem Klezmer, zu dem man sich eigentlich bewegen müsste, was aber keiner tut. Das größtenteils Anzug tragende Publikum imitiert während des Stücks „Ershter Walz“ fünf Minuten lang Schaufensterpuppen, bevor das Programm seinen Lauf nimmt.

Yxalag bringen den Raum nicht zum Tanzen. Das ist aber nicht ihre schuld.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Yxalag bringen den Raum nicht zum Tanzen. Das ist aber nicht ihre schuld.

Dietrich Herms hat beim gemeinnützigen Verein der „Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck“ neun Jahre lang ehrenamtlich die Bücher geführt. Er tat dies, so bemerkt Hendrik Lehnert in seiner Laudatio für den Mann, dem nun die Ehrennadel der Universität verliehen wird, so tadellos, dass es all die Jahre keine Beanstandung gegeben habe. Herms ist inzwischen zudem ehrenamtlicher Bürgermeister in seinem Heimatort geworden und legt sein Amt als Buchhalter nun nieder, Mitglied bei den Alumni bleibt er aber.

lange bei den "Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck": Dietrich Herms erhällt die EhrennadelLukas Ruge | StudentenPACK.

lange bei den “Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck”: Dietrich Herms erhällt die Ehrennadel

„Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Dietrich Herms die Ehrennadel der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner großen Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck“, steht es auf der Urkunde, die Prof. Lehnert zusammen mit der Nadel übergibt. „Die stecke ich Ihnen aber nicht an“, scherzt Prof. Lehnert, „Ich weiß nicht ob ein Chirurg im Raum ist.“

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Gerd Rischau die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als Vorsitzender des Hochschulrates war er wichtiger und unverzichtbarer Ratgeber für die Universität. Er hat den Weg zur Stiftungsuniversität gestaltet und sich stets mit großem Engagement für die Verbundenheit von Stadt und Universität eingesetzt.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Gerd Rischau die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als Vorsitzender des Hochschulrates war er wichtiger und unverzichtbarer Ratgeber für die Universität. Er hat den Weg zur Stiftungsuniversität gestaltet und sich stets mit großem Engagement für die Verbundenheit von Stadt und Universität eingesetzt.

In die Reihen der Ehrenbürger der Universität reihen sich an diesem Abend zwei neue Bürger ein, Gerd Rischau und Renate Menken, beide gebürtige Lübecker. Die Laudatio für Rischau hält Dr. Helmuth Pfeifer, ebenfalls Ehrenbürger der Universität, der besonderen Einblick in das Leben des Gewürdigten hat, denn die beiden kennen sich seit Schulzeiten. „Gerd Rischau war für mich immer ein ehrenhafter Bürger“, sagt Pfeifer, „eigentlich ein Ehrenbürger aus sich selbst heraus.“ Rischau war 24 Jahre Finanzsenator Lübecks und hatte sich für das Laserzentrum an der Uni eingesetzt, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. 2010 hat er mit der Uni gekämpft, war Vorsitzender des Hochschulrates von 2013 bis 2015 und Mitbegründer der inzwischen eingestellten International School of New Media.

Die Universität zu Lübeck verleiht Frau Renate Menken die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als kluge Ratgeberin und tatkräftige Förderin ist sie der Universität seit vielen Jahren verbunden, sie hat mit ihrem großen Engagement die Vielfalt der Wissenschaft an der Universität zu Lübeck einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt gemacht.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Frau Renate Menken die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als kluge Ratgeberin und tatkräftige Förderin ist sie der Universität seit vielen Jahren verbunden, sie hat mit ihrem großen Engagement die Vielfalt der Wissenschaft an der Universität zu Lübeck einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt gemacht.

Die Laudatio für Renate Menken hält Björn Engholm, der ehemalige Ministerpräsident. Sie ist die erste Ehrenbürgerin, „eine sehr willkommene Erweiterung“. Menken hatte Pharmazie studiert und führte in Lübeck eine Apotheke. Allerdings hat sich Menken, und hier liegt die Begründung der Ehrenbürgerschft, ehrenamtlich und hauptamtlich dem Management der Possehl-Stiftung, welcher sie von 2009 bis 2015 vorsaß, verschrieben. In diesem Zusammenhang war sie unter anderem für die erhebliche finanzielle Unterstützung der Vorhaben der Studierenden im „Lübeck kämpft“-Sommer 2010 verantwortlich. Menken engagierte sich aber nicht nur für die Possehl-Stiftung, sondern setzte sich auch für den Studienfonds, die Schülerakademie und weitere Projekte ein. Zudem, so bemerkt Engholm, sei Menken für ihre oft trockenen, oft witzigen und manchmal scharfen Bemerkungen bekannt und bei einigen gefürchtet. Mutterwitz nennt er es, und er habe es meist eher genossen.

Ihre „Dankesrede“ halten Rischau und Menken gemeinsam, als Dialog. Der trockene Humor ihres Rückblicks ist ein Highlight des Abends.

Dankesrede als DialogLukas Ruge | StudentenPACK.

Dankesrede als Dialog

„Liebe Renate, wie lange kennen wir uns eigentlich schon?“

„Ach Gerd, ‘ne kleine Ewigkeit. Seit deiner Jugend und meiner Kindheit. Wir sind miteinander verwandt. So ist das hier in Lübeck, das ist so üblich. Aufgewachsen in einer aufregenden Zeit, als Lübeck um 100.000 Flüchtlinge gewachsen ist und stark wurde. Wir sind uns unzählige Male begegnet und haben trotzdem dabei nicht den Humor verloren. Aber warum fragst du mich das jetzt?“

„Weil ich mir nicht habe vorstellen können, dass wir, ich in meinem vorgerückten Alter, das hier gemeinsam erleben würden.“

„Das geht mir genauso, das mit dem vorgerückten Alter. Aber jetzt haben wir ja gehört, warum wir für würdig gehalten werden, Ehrenbürger unserer Universität zu sein, das Lob ist wie immer übertrieben. Ich bin dennoch tief gerührt über die Ehrung, freue mich darüber und bedanke mich sehr herzlich. Lieber Björn, ich bin auch dankbar und gerührt über das, was du über mich gesagt hast. Ich habe aber immer mit fremdem Geld tun dürfen, das ist ja das Einfachste von der Welt anderer Leute Geld auszugeben. Ich hab es allerdings mit großem Vergnügen getan. Und nun zu dir Gerd, du stehst ja so ein bisschen da wie ein begossener Pudel.“

„Das war jetzt kein Mutterwitz, das steht so in unserem Drehbuch drin. Aber im Ernst, stell dir vor Renate, auch ich bin mit etwas Muffensausen hierher gekommen und mit der Frage, was eigentlich so besonders an mir ist. Lieber Helmuth, einige Fragezeichen sind geblieben. Dennoch gebe ich zu, dass ich mich über diese Ehrung sehr, sehr freue. Deine Worte Helmuth, die Worte eines alten Freundes, die natürlich die Grenzen der Objektivität verlassen mussten, haben mich sehr bewegt. […] So, Renate, jetzt dürfen wir stolz sein!?“

„Du kennst mich doch, haste mich schomal stolz erlebt? Wenn unsere Eltern das noch erleben könnten: Unsere Väter wären stolz auf uns gewesen, und unsere Mütter hätten das alles geglaubt. Ich bin begeistert, total begeistert, aber stolz? Nein.“

„Und was hat dich in Verbindung mit unserer Universität mit Wissenschaft am meisten begeistert?“

„Ganz klar das riesige Engagement der vielen Studierenden, Lehrenden und der zig tausend Bürger Lübecks als es darum ging, 2010 die Universität nicht nur um ihrer selbst willen, sondern um der Stadt willen zu retten. Das war für mich eine besondere historische Leistung, die ich da beobachten durfte. Für mich war es ein besonders großes Erlebnis mit Helmuth, dir und vielen Anderen bei der Großdemo in Kiel unser Possehl-Stiftungs-Transparent hochhalten zu dürfen. Bei brütender Hitze. Ich habe um unser aller alter Leben gefürchtet.“

„Mich haben die gemeinsamen Anstrengungen von Universität und Hochschulen, von Politik und Wirtschaft, von Stiftungen und gemeinnützigen Vereinen begeistert, als es darum ging, Stadt der Wissenschaft zu werden. Die Initiative dazu kam aus dieser Universität, von dem damaligen Präsidenten Peter Dominiak zusammen mit der IHK Lübeck. Wir saßen alle in einem Boot, ein in dieser streitverliebten Stadt besonderes Erlebnis.“

„Das Wort ‚streitverliebt‘ löst bei mir ein sehr positives Echo aus. Bis an mein Lebensende werde ich gern streiten, wenn es sich zu streiten lohnt. Aber zurück zur Stadt der Wissenschaft. Mich begeistert, mit welcher Kreativität Universität und Hochschulen auch dank der Initiativen unseres Wissenschaftsmanagements aus ihren Mauern herausgegangen sind und Jugendliche und Kinder für Wissenschaft begeistert haben. […]“

„Wenn Kinder unsere Zukunft sind, kommt es darauf an im Zweifelsfall allen, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, die Chance zu geben, an den Segnungen der Bildung teilzuhaben. Renate, du wirst hoffentlich einverstanden sein, wenn ich noch einmal eine Persönlichkeit aus dieser Universität nenne, einen Mann der uns mit seiner Initiative, seinem Engagement, und seinen Impulsen begeistert hat: Hans Arnold.“

„Weiß Gott. Sein Wirken war entscheidend dafür, dass wir mit ihm und anderen zusammen den Lübecker Bildungsfonds auf den Weg bringen konnten. In ihn zahlen acht Lübecker Stiftungen seit acht Jahren jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro – ein in Deutschland bisher einzigartiges Modell. Wir können dankbar sein, dass wir immer wieder solche Wegbereiter in unserer Stadt haben und ich könnte stundenlang davon erzählen.“

„Aber bitte nicht heute Abend, guck auf die Uhr.“

Noch einmal spielt die Musik auf. Dann wieder Lehnert: „Wir kommen nun zur wichtigsten Auszeichnung, die die Universität zu Lübeck zu vergeben hat. Es geht um die Vergabe einer Ehrenpromotion und wir alle als Universitätsgemeinschaft freuen uns riesig, sind überaus stolz dir, lieber Peter, die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck, den Doktor h.c., verleihen zu dürfen.“

Lehnert: Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Lehnert: Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne.

„Lassen sie mich kurz einmal sagen, was uns bewogen hat und motiviert hat dies zu tun.“ Wenn es der Promovierende ist, der seine eigene Doktorarbeit verteidigt, so ist es wohl der Laudator, der eine Ehrenpromotion verteidigen muss, und so wird in den nächsten Minuten nicht nur die Biografie sondern auch das Wirken Dominiaks als Wissenschaftler und als Rektor und Präsident detailliert beschrieben.

„Wofür wird eine Ehrenpromotion verliehen? Ich will Ihnen einmal kurz aus der Ordnung unserer Universität für die Verleihung einer Ehrenpromotion zitieren: Sie wird verliehen entweder für eigene herausragende wissenschaftliche Verdienste oder für die Verdienste um die Wissenschaft, für die Wissenschaft auf dem Campus der Uni zu Lübeck.“

„Wir sind bei dir, Peter, in der glücklichen Lage, dies eigentlich für beide Aspekte tun zu dürfen, haben uns aber, trotz deiner unbestritten hohen wissenschaftlichen Verdienste, dazu entschlossen in der Begründung für die Verleihung der Ehrenpromotion den zweiten Halbsatz dieser Ordnung zu nutzen, nämlich ‘für die Verdienste um die Wissenschaft und für die Wissenschaft an der Universität zu Lübeck’. Dies hat seinen üblichen Gang durch die Gremien genommen und wir sind sehr froh und sehr stolz, dass mit sehr klarer Mehrheit im Senat die Entscheidung gefallen ist, dir diese Ehrenpromotion zu geben.“

Doch weil, wie Lehnert bemerkt, die meisten im Raum mit Prof. Dominiak bekannt sind, nimmt die Rede eine ungewöhnliche Wendung. Gute zehn Minuten nimmt der Präsident der Uni Lübeck das Publikum auf eine Reise durch die Bilddeutung mit, in welcher er ein sechs Jahre altes Bild von Peter Dominiak bei einer Demo zum Anlass nimmt, seine Bedeutung bei den Protesten der Uni im Jahre 2010 festzustellen.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Professor Dr. Dominiak den Grad eines Doktors der Medizin ehrenhalber, Dr. med. h.c., aufgrund seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft, weil er durch die Aufhebung der Fakultätsgrenzen durch die Schaffung von Sektionen zukunftsweisende wissenschaftliche Strukturen etabliert hat, weil er den Weg zur Stiftungsuniversität maßgeblich gestaltet und so die Uni für die Zukunft der Universität zu Lübeck als international angesehener und vernetzter Standort medizinischer Wissenschaft gesichert hat, weil er mit großem persönlichen Engagement und vorbildhaft für alle Mitglieder der Universität für deren Erhalt eingetretenen ist.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Professor Dr. Dominiak den Grad eines Doktors der Medizin ehrenhalber, Dr. med. h.c., aufgrund seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft, weil er durch die Aufhebung der Fakultätsgrenzen durch die Schaffung von Sektionen zukunftsweisende wissenschaftliche Strukturen etabliert hat, weil er den Weg zur Stiftungsuniversität maßgeblich gestaltet und so die Uni für die Zukunft der Universität zu Lübeck als international angesehener und vernetzter Standort medizinischer Wissenschaft gesichert hat, weil er mit großem persönlichen Engagement und vorbildhaft für alle Mitglieder der Universität für deren Erhalt eingetretenen ist.

„Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne. Dennoch lohnt es sich hier einmal einen kleinen Blick zurück zu tun. Ich möchte, wenn Sie mir erlauben, in den nächsten fünf Minuten, ich versuche es so kurz wie möglich zu machen, Sie mitnehmen in das Prinzip der Bildbeschreibung und Ikonographie. Sie sehen eigentlich hier auf den ersten Blick nur einen Herren, der läuft, und hinter ihm formiert sich im Halbrund eine Gruppe jüngerer Leute in schwarz-gelben T-Shirts. So könnte man das Bild sehen. Am Ende meiner Betrachtungen, hoffe ich, werden Sie mit mir übereinstimmen, dass es wesentlich mehr ist und dass es vielleicht den Anschein einer fotografisch perfekten Komposition besitzt.“

Die Bilddeutung ist durchaus unterhaltsam, doch als sie vorbei ist, sind die vorgesehenen zwei Stunden der Veranstaltung bereits verstrichen und noch ist der Preis nicht vergeben.

Prof Dr. med, Dr h.c. Peter DominiakLukas Ruge | StudentenPACK.

Prof Dr. med, Dr h.c. Peter Dominiak

Bei so viel Lob ist dann auch Peter Dominiak platt und beginnt seine Rede mit den Worten „Jetzt muss ich erstmal Luft holen…“. Zu seiner Schlagfertigkeit findet der ehemalige Präsident schnell zurück. „Wenn Sie mir zugestehen als Dank an die Universität eine Minute über jedes Jahr zu reden, dass ich hier sehr gerne gearbeitet habe, dann sind wir schon in etwa 24 Minuten fertig. Es kommt keine Gegenwehr?“

„Wenn ich zurückdenke, was ich vor genau 28 Jahren, 1988, als der Lehrstuhl am’ Institut für Pharmakologie ausgeschrieben war, von Lübeck und seiner Universität wusste, dann waren es vom 50-DM-Schein das Holstentor, die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Günter Grass, Willy Brandt und Björn Engholm und natürlich Lübecker Marzipan. Bevor ich meine Bewerbung nach Lübeck schickte, vergewisserte ich mich, ob es hier wirklich eine Universität gäbe (Lachen). Es gab sie, die Medizinische Universität zu Lübeck, kurz MUzL, und Professor Scriba, ihr ehemaliger Rektor, klärte mich in München auf, was das Akronym bedeutete, M.U.Z.L, MUzL: Münchner Universität, Zweigstelle Lübeck. Und als ich im August 1990 hier anfing und durch das damals ziemlich neue Zentralklinikum ging, hörte ich als Begrüßung tatsächlich häufig „Grüß Gott“.

wer hätte das damals, 1990, gedacht.Lukas Ruge | StudentenPACK.

wer hätte das damals, 1990, gedacht.

„Mittlerweile lebe ich hier seit 26 Jahren, viel länger als in meiner Heimatstadt Darmstadt, und der Austausch München – Lübeck ist ebenfalls Geschichte. Seither hat sich hier unglaublich viel verändert: Aus dem einzigen Studiengang, Medizin, mit insgesamt circa 1500 Studentinnen und Studenten im Jahre 1990, sind mittlerweile 14 Studiengänge entstanden mit rund 5000 Studentinnen und Studenten, aus dem beschaulichen Campus ist ein ganzer Hochschulstadtteil erwachsen, aus dem an beiden Hochschulen rund 11.000 bis 12.000 junge Menschen ihrem Studium nachgehen. Mit Fraunhofer-Institut, neuen Forschungsgebäuden, wie dem CBBM oder dem Hendrik-Lehnert-Bau (Lachen), Audimax und den, ich nenne sie einfach mal Mildner-Gebäuden und, und, und… Die überall gut sichtbaren Baukräne weisen darauf hin, dass hier die nächsten Jahre ein neues Klinikum des UKSH entsteht und weitere Forschungsgebäude aus dem Boden wachsen, wer hätte das damals, 1990, gedacht.“

Die Rede endet, wie sie enden muss, mit Dank bevor Hendrik Lehnert die Gäste mit Cervantes, dessen Warnung vor langen Reden am heutigen Abend unerhört blieb, zum Empfang im Foyer entlässt: „Sei mäßig im Trinken und bedenke, daß reichlich genossener Wein kein Geheimnis bewahrt.“

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/feed/ 0
Ehrendoktor für Dominiak? https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/ehrendoktor-fuer-dominiak/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/ehrendoktor-fuer-dominiak/#respond Sat, 09 Apr 2016 10:30:44 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234452
Prof. Dominiak im Juli 2014Annika Munko | StudentenPACK.

Prof. Dominiak im Juli 2014

Aktualisierung (Der ursprüngliche Artikel ist weiter unten zu finden)

Ergebnisse der Senatssitzung am 13.04.16

Der Senat der Uni Lübeck hat soeben getagt und nach 15 Minuten Besprechung unter Ausschluss der Öffentlichkeit steht fest: Peter Dominiak wird die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck zu Teil.

Dazu der Vorsitzende des Senats Prof. Martinetz: “Ich bin mir sicher, dass die Hochschulöffentlichkeit auch deshalb so gut vertreten ist. Das Ergebnis ist: Es hat die erforderlichen 11 Stimmen gegeben. Die Verleihung wird nun für den Jahresempfang in die Wege geleitet.”

Ursprünglicher Artikel:

Versteckt im StuPa-Protokoll vom 17. Februar, welches der Redaktion vorliegt, findet sich eine kleine Sensation: Dem ehemaligen Präsidenten der Uni Lübeck, Prof. Peter Dominiak, soll die Ehrendoktorwürde verliehen werden, sofern der Senat zustimmt. Ein naheliegender Termin für die Vergabe wäre damit der Jahresempfang am 28. April. Nun ist die Tagesordnung der nächsten Senatssitzung erschienen. Der nicht öffentliche Tagesordnungspunkt drei lautet: „Ehrenpromotion an der Sektion Medizin“. Wer geehrt werden soll, wird nicht angegeben. Die Senatssitzung wird am 13. April stattfinden.

Vertreter der Studierendenschaft in unterschiedlichen Gremien waren frühzeitig in den Prozess eingebunden worden. Eine bessere Einbindung der Studierenden bei der Meinungsbildung war eines der Versprechen des Präsidiums gewesen, nachdem es mit dem Plan einer Umbenennung der Universität im letzten Jahr gescheitert war.

Ehrendoktorwürden der Uni Lübeck haben Potential zur Kontroverse. Bei der letzten solchen Verleihung hatte es überregionale Kritik gegeben. Die Initiative zur Verleihung der Ehrenpromotion an Dominiak geht von Präsident Hendrik Lehnert, weiteren Mitgliedern des Präsidiums und der Sektion Medizin aus. Ohne die Personalie offiziell bestätigen zu wollen, betont Lehnert, es handle sich im aktuellen Fall um die „vollkommen gerechtfertigte Auszeichnung einer verdienten Person“. Auch Prof. Thomas Martinetz, der Vorsitzende des Senats, möchte uns den Inhalt des nicht öffentlichen Tagesordnungspunktes auf Anfrage nicht bestätigen.

Ein bundesweiter Skandal, bei welchem die Uni Lübeck in den Medien und von anderen Universitäten der Lächerlichkeit preisgegeben und beim Satiremagazin extra3 vorgeführt wird, wäre diesmal nicht zu erwarten. Zuerst einmal ist Peter Dominiak keine ehemalige Bundesministerin und zweitens musste er nicht gerade erst wegen einer Plagiatsaffäre seinen wissenschaftlichen Titel abgeben, ganz im Gegenteil: Dominiak ist auch unter Studenten in guter Erinnerung, er ist hoch angesehen und immer noch sehr beliebt.

Was die geplante Verleihung angeht, müsste dennoch mit Fragen gerechnet werden. Denn auch bei Schavan war das ihr vorgeworfene Fehlverhalten immer nur ein kleiner Teil der Kritik der Studierendenschaft. Zentrale Fragestellung war immer: Ist die Ehrendoktorwürde die richtige Ehrung für die erbrachte Leistung?

Wofür bekommt man einen Ehrendoktor?

Die Ehrendoktorwürde kann, laut der Verfassung der Uni, für „hervorragende wissenschaftliche Leistungen oder besondere persönliche Verdienste um die von der Universität vertretenen Wissenschaften“ verliehen werden. Der entscheidende und gern vergessene Teil ist dabei „um die von der Universität vertretenen Wissenschaften“. Soll heißen: Auch wenn der Empfänger der Ehrendoktorwürde seinen Doktortitel nicht wie jeder andere Aspirant durch das Verfassen einer Promotion, die er auch verteidigen muss, erhält, so ist seine Leistung dennoch wissenschaftlich.

Für Verdienste um die Universität kann der Senat die Universitätsehrennadel, die Universitätsmedaille, die Ehrenbürgerschaft der Universität oder die Ehrenmitgliedschaft im Senat vergeben. Letztere stellt für (ehemalige) Mitglieder der Universität die höchste Auszeichnung dar und wird, so will es die Satzung, an Personen vergeben, die sich nicht nur „besonders“, sondern „in hervorragender Weise“ um die Universität verdient gemacht haben. An wissenschaftliche Leistungen sind all diese Ehrungen nicht gebunden. Im Vergleich mit diesen sei die Ehrenpromotion noch etwas umfassender und somit „mindestens auf gleicher Stufe wie der Ehrensenator“ anzusiedeln, so Lehnert.

Bisher sind sechs ehemalige Mitglieder der Hochschulleitung von der Uni geehrt worden, darunter der Gründungsdekan Freiherr Wichard von Massenbach. Sie wurden Ehrensenatoren, Ehrenbürger oder bekamen die Universitätsmedaille. Zwei von ihnen, der ehemalige Rektor Peter Scriba und der ehemalige Vizepräsident Friedrich Wilhelm Schildberg haben einen Ehrendoktor erhalten.

Im StuPa-Protokoll wird zur Ehrung Dominiaks nicht nur kritisch angemerkt, dass der Preis eine wissenschaftliche Leistung würdigen solle, sondern auch, dass Dominiak weiterhin Mitglied der Universität sei. Dies war bei Scriba und Schildberg nicht der Fall.

Peter Dominiak kann, da wird man in Lübeck kaum Widerspruch hören, als ein sehr guter Universitätspräsident angesehen werden. Die Universität hat unter seiner Leitung mehrfach schwere Angriffe auf ihre Existenz abgewehrt, hat sich vergrößert und ihr Fächerspektrum ausgeweitet. Dominiak war auch entscheidend an der Abschaffung der Fakultäten beteiligt sowie bei der Umwandlung in die Stiftungsuniversität. Dies alles sind bewundernswerte administrative Leistungen – aber sind sie wissenschaftlich?

Lübeck kämpftLukas Ruge | StudentenPACK.

Lübeck kämpft

Erfolgreiche Präsidentschaft

Professor Peter Dominiak leitete die Universität von 2005 bis 2014. Er studierte Medizin in Frankfurt. Nach Stationen in Regensburg und München übernahm er 1990 in Lübeck den Lehrstuhl für Pharmakologie. Einige Jahre später war er bereits Prodekan und dann Dekan an der Medizinischen Fakultät, zudem wurde er als Mitglied der Ethikkomission der Uni auch Vorsitzender der Landesethikkomission. Als er 2005 das Amt des Rektors übernahm, gab er dem StudentenPACK gegenüber an, die Stabilisierung des Standorts, ein verbessertes Marketing und die Einrichtung einer dritten Fakultät (eine pro Studiengang) erreichen zu wollen. In dem damals geführten Interview sprach er sich auch für Studiengebühren aus.

Später, als sich die Verfassung der Uni änderte, wurde aus dem Rektorenamt das Präsidentenamt. Als solcher wurde Dominiak 2011 vom Deutschen Hochschulverband auf Platz drei des „Rektor des Jahres“-Rankings gewählt, begründet mit seinem „außerordentlichen und vorbildlichen Einsatz für den Erhalt des Medizinstudiums in Lübeck“. Diesem vorangegangen waren die Proteste von 2010 unter dem Motto „Lübeck kämpft für seine Uni“.

Es kann sicherlich zur Debatte gestellt werden, ob die Leitung einer Universität für knapp zehn Jahre nicht auch zwangsläufig eine wissenschaftliche Leistung ist. Insbesondere, wenn diese Leitungsphase die Positionierung der Universität als eine Profiluniversität beinhaltet. Das ausgezeichnete CHE-Ranking, der Erfolg in den Fachbereichen der Universität und die damit verbundene Profilierung und erfolgreiche Anwerbung von Exzellenzclustern sind aber natürlich in erster Linie ein Verdienst hunderter Mitarbeiter und Professoren, die dies umgesetzt haben. Wenn deren Erfolg auf ihren Präsidenten zurückfällt, so muss auch das Negative jener Jahre dem Präsidenten angerechnet werden.

So fielen in Dominiaks Amtszeit zwei Plagiatsaffären an der Universität zu Lübeck: Eine um die Immunologin Silvia Bulfone-Paus und ihren Ehemann Ralf Paus sowie eine um Professor Peter Zabel. Die Vorgänge wurden damals vom Spiegel als „einer der größten Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens der letzten Jahre“ bezeichnet. Das Verfahren der uni-eigenen Ethikkomission gegen Zabel wurde später eingestellt, es konnte kein Fehlverhalten festgestellt werden. In Peter Dominiaks Amtszeit fiel zudem die auf seine Initiative vorgenommene Verleihung der Ehrendoktorwürde an Annette Schavan, welche dem Ansehen des Titels, den er nun erhalten könnte, unzweifelhaft Schaden zugefügt hat.

Begründung der Doktorwürde

Die „Begründung für den Vorschlag zur Ehrenpromotion“, die den Senatsmitgliedern einen Überblick über die Verdienste des Vorgeschlagenen geben soll, liegt auch der Redaktion vor. Aufgeführt werden darin unter anderem wissenschaftliche Verdienste auf dem Gebiet der Pharmakologie, konkret benannt wird hier die Forschung zur Blutdruckregulation durch körpereigene Substanzen sowie Antihypertensiva, also Medikamente gegen Bluthochdruck.

Direkt danach folgt der erfolgreiche Einsatz im Rahmen der „Lübeck kämpft“-Aktionen im Jahr 2010. Die für die Ehrung vorgeschlagene Person habe an der Spitze dieser Bewegung gestanden, als die schleswig-holsteinische Landesregierung den Medizinstudiengang am Standort Lübeck abwickeln wollte. Für die Universität mit Medizin als zentralem Fach hätte die Schließung dieses Studiengangs das Aus bedeutet.

Genannt wird auch eine Strukturreform der Universität. Im Rahmen dieser habe die Abschaffung der Fakultätsgrenzen dazu geführt, dass vormals in den Fakultäten separat ablaufende Verwaltungsprozesse zusammengeführt werden konnten und sich für die Mitarbeiter in Forschung und Lehre bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten ergaben.

Darüber hinaus stelle die Gründung des BioMedTec-Wissenschaftscampus in Kooperation mit der Fachhochschule, dem Fraunhofer- und dem Leibniz-Institut sowie etlichen medizintechnisch ausgerichteten, in der Region ansässigen Unternehmen einen Meilenstein für den weiteren wissenschaftlichen Fortschritt der Universität dar.

Zu guter Letzt sei die Stiftungsuniversität auf den Weg gebracht worden, was für die Universität nicht nur mehr Unabhängigkeit von Kiel bedeute: Die Umwandlung habe außerdem zu einer besseren Identifikation der Hochschulangehörigen und der Region mit der Universität zu Lübeck geführt, was diese langfristig stabilisiere.

Zu dem laufenden Prozess um eine mögliche Ehrung seiner Person möchte Peter Dominiak sich nicht äußern. Er gibt allerdings zu bedenken, dass Personalangelegenheiten in Gremien der Verschwiegenheitspflicht unterlägen. Das „Durchsickern“ nicht für die Öffentlichkeit bestimmter Informationen stelle leider an vielen Universitäten ein großes Problem dar, gegen das man wenig tun könne.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/ehrendoktor-fuer-dominiak/feed/ 0
Universität verleiht neuen Ehrendoktor! https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/universitat-verleiht-neuen-ehrendoktor/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/universitat-verleiht-neuen-ehrendoktor/#respond Mon, 02 Feb 2015 08:30:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213196 Aus universitären Kreisen wurde verlautbart, dass die Universität zu Lübeck (Stiftungsuniversität seit 2015) die Verleihung eines weiteren Ehrendoktortitels plant. Dies wäre der erste diesbezügliche Titel, der von dem neuen Präsidenten Prof. Lehnert verliehen wird. Die Universität plant dabei ein Novum, das derartig in Deutschland einzigartig ist. Internen Dokumenten zufolge, die dem StudentenPACK exklusiv vorliegen, will die Universität dem gesamten Senat die Doktorwürde ehrenhalber verleihen.

Begründet wurde der ungewöhnliche Schritt als Reaktion auf die aktuelle Kontroverse mit Prof. Dr. Winfried Stöcker, Gründer und Vorstand der Lübecker Firma EUROIMMUN. Die rassistischen Aussagen, die Prof. Stöcker in einem Interview der Sächsischen Zeitung geäußert hatte, drohten der frisch umgewandelten Stiftungsuniversität (seit 2015) einen neuen Skandal zu bringen. Der 68-jährige Unternehmer trägt an der Universität den Titel einer Honorarprofessur und ist mit seinem Firmenkapital ein wichtiger Stifter. Liest man die Universitätssatzung, ergeben sich zwei Möglichkeiten, diese Honorarprofessur wieder zu entziehen: Entweder, weil über zwei Semester keine Lehre durchgeführt wurde, oder aus Gründen, die einen Beamten aus dem Dienst entlassen würden. Während der AStA in einer früheren Pressemitteilung den Entzug der Honorarprofessur forderte, ist der Senat damit zurückhaltender.

Auf Nachfrage antwortete der Senatssprecher Uwe Schmidt, durch die beharrliche Einstellung, dieses Problem einfach auszusitzen, habe der Senat einen größeren Image-Schaden von der Universität abgewendet. „In der Tat hat der Senat maßgeblich dazu beigetragen, dass Lübeck seinen guten Stiftungsuni-Ruf behält und sich die Universität sich somit auch ihr Fundament sichert.“, so Schmidt. „Die Äußerungen von Herrn Professor Stöcker sind natürlich nicht tragbar“, gesteht Schmidt weiter, „wir haben aber Glück, dass die Verbindung zwischen uns und Stöcker kaum in den Medien Erwähnung findet.“ Ginge es nach der Universität, solle das auch so bleiben. Für sie kommen die Äußerungen nämlich denkbar ungünstig: „Selbstverständlich distanzieren wir uns voll von Prof. Stöckers Ansichten, aber in Zeiten, in denen eine Stiftungsuniversität für ihr Fundraising in gutem Licht erscheinen muss, können wir uns den Medienrummel nicht leisten – da muss man Prioritäten setzen“, betonte Schmidt.

Der Senat habe sich deshalb dazu entschieden, zunächst abzuwarten. Er wartet nun auf die Ergebnisse diverser Verfahren gegen Stöcker, darunter eine Anzeige wegen Volksverhetzung vom Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland. „Mit etwas Glück dauern diese Verfahren aber so lange, dass sich kein Mensch mehr an die Causa erinnert.“

Der Senat blickt bereits auf weitgehende Erfahrung zurück. „Das mit dem Aussitzen hat auch damals schon bei der #Schavan geklappt“, twittert Thomas Huber, ehemaliger Universitätspräsident. Auch die Studierendenschaft hält sich zurück. „Wir waren total überrascht“, sagte Senatsvorsitzender Andreas Wagner, „als das Interview mit Herrn Prof. Stöcker veröffentlicht wurde, haben wir einen großen Ansturm an Entrüstung seitens der Studierenden befürchtet, wenn man ihren sonstigen Einsatz gegen Rechts bedenkt. Zwar gab es einige Bedenken seitens der studentischen Vertreter im Senat, nachdem diese von uns als naiv abgestempelt wurden, haben sich aber auch diese aufgelöst.“

Jeder einzelne Senator, der sich nicht für konsequentere und härtere Reaktionen gegen die rassistische Einstellung Stöckers eingesetzt hat, habe damit also das Image der Stiftungsuniversität (seit 2015) gerettet. „Die Vergabe des Ehrendoktortitels an das gesamte Gremium sehen wir deshalb als gerechtfertigt an.“

Es gäbe zwar noch die Möglichkeit Herrn Prof. Stöcker die Honorarprofessur aufgrund ausgebliebener Lehre zu entziehen, aber das wäre „absurd“ – „Das müssten wir dann ja bei jedem unserer Honorarprofessoren untersuchen!“ erwidert Wagner. Auf den Einwand hin, dass die übrigen drei Honorarprofessoren mit ihrer teils regen Lehrtätigkeit nichts zu befürchten hätten, gab es keine Antwort.

Der AStA hat derweil angekündigt, in diesem Jahr keine Sponsoring-Gelder von EUROIMMUN anzunehmen, die sonst Veranstaltungen wie dem COAL oder der Vorwoche zugutekommen. Winfried Stöcker selbst begrüßt die Pläne der Stiftungsuniversität (seit 2015): „Ich bin keinesfalls ein Opportunist, aber natürlich ist das auch in meinem Interesse. Wenn es gut läuft, kann ich schon im März wieder meine Gelder an die Uni fließen lassen!” Vielleicht wird es dann ja doch noch was mit dem Garnelen-Spießen auf dem Campus-Open-Air.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/universitat-verleiht-neuen-ehrendoktor/feed/ 0
Panzerschrank Potemkin https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/panzerschrank-potemkin/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/panzerschrank-potemkin/#respond Thu, 04 Apr 2013 08:00:49 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=122263 Tief in den Wäldern (naja, da ist ein Baum auf einer Wiese) hinter dem Campus der Uni Lübeck, in einem Herrenhaus, verborgen in einem Tresor, soll sie liegen. Sicher und Unantastbar: Die Ehrendoktorurkunde von Annette Schavan. Dort, so will es die Geschichte, welche man in den Lübecker Nachrichten, im Spiegel oder in der Frankfurter Allgemeinen nachlesen kann, liegt das bereits vom Präsident der Universität, Peter Dominiak, unterschriebene Stück Zeitgeschichte seit November 2011 und wartet. Wartet auf den Tag, an dem es frische Jahrestag-Luft schnappen kann und endlich übergeben wird.

Während es zwei mal Winterschlaf (und einen Sommerschlaf) hinter Schloss und Riegel verbrachte hat sich einiges geändert. Erst wurden anonyme Vorwürfe gegen Frau Schavan laut, dann Vorwürfe gegen die Uni Düsseldorf, welche diese zu prüfen versuchte. Frau Schavan beteuerte keine Fehler gemacht zu haben, dann vielleicht doch ein paar kleine Fehler. Die Uni Düsseldorf entschied sich, Schavan den akademischen Grad zu entziehen, Schavan entschied sich, zu klagen. Angela Merkel sprach der Ministerin ihr Vertrauen aus, Schavan kündigte. Die Urkunde liegt angeblich noch immer im Panzerschrank.

Wo das Dokument tatsächlich liegt ist dabei unwichtig. Der Panzerschrank ist das Symbol, welches das Präsidium insbesondere nutzen wollte, um dem Senat der Universität klar zu machen, dass eine Rücknahme des Entschlusses oder ein Entzug des noch nicht einmal verliehenen Titels nicht in Frage zu kommen habe. Eine Machtdemonstration, über welche der AStA sich aufregte, welcher die studentischen Vertreter im Senat aber dennoch zustimmten. Die Urkunde wird also übergeben! Oder vielleicht auch nicht? Denn die Urkunde ist fehlerhaft. Für sie bleibt nur ein Bestimmungsort: Der Papierkorb.

Warum kann die Urkunde, wo sie doch unterschrieben wurde, nicht übergeben werden? Warum wäre die Übergabe ein Fauxpas, eine Blöße, die sich die Uni niemals geben würde? Die Adressatin der Würde existiert nicht. Als Professor Dominiak die Urkunde unterschrieb, war Annette Schavan noch Ministerin und von Plagiatsvorwürfen hatte noch niemand etwas gesagt. Auf der Urkunde also wird „Dr. phil. Annette Schavan“ gewürdigt. Doch diesen akademischen Titel führt Frau Schavan nicht mehr.

Nun kämpft Frau Schavan zwar derzeit darum, diesen Titel behalten zu können, doch in der Presse zu lesende Einschätzungen räumen ihr dabei nur geringe Chancen ein. Annette Schavan ist nicht die erste, welche die Verwaltungsgerichte zu nutzen versucht, um einen verlorenen Doktorgrad zurückzugewinnen – bisher wurden die Entscheidungen der Universitäten grundsätzlich aufrechterhalten.

Die Uni Lübeck wiederum hat beschlossen, mit der Würdigung zu warten, bis das Verfahren beendet ist. Dann wird Professor Dominiak aller Wahrscheinlichkeit nach eine gänzlich neue Urkunde ausdrucken und unterschreiben müssen, Panzerschrank hin oder her.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2013/04/panzerschrank-potemkin/feed/ 0
Wer hat’s gerettet? https://www.studentenpack.de/index.php/2012/02/wer-hats-gerettet/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/02/wer-hats-gerettet/#comments Mon, 20 Feb 2012 11:00:23 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2490 Der Universität zu Lübeck stehen eine Vielzahl von Ehrungen und Würdigungen zur Verfügung, wenn es darum geht, einen Menschen für einen Verdienst auszuzeichnen. Da gibt es den Preis für besonderes studentisches Engagement, welcher eigentlich nur Studenten der Universität verliehen werden kann, die Universitätsehrennadel, die Universitätsmedaille, die Ehrenbürgerschaft der Universität, die Ehrenmitgliedschaft im Senat, die Ehrenprofessur und natürlich die Ehrendoktorwürde. Verdienst – und das ist vielleicht die Krux an der ganzen Angelegenheit – ist dabei ein weicher Begriff, ein dehnbares Etwas.

Protest gegen die Schließung der Uni in Kiel. Juli 2010.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Protest gegen die Schließung der Uni in Kiel. Juni 2010.

Mit Ehrungen, Würdigungen und Danksagungen sparte die Universität nicht, nachdem im Sommer 2010 ein Sturm an Demonstrationen, Protesten und Empörung dafür sorgte, dass die Landesregierung Schleswig-Holsteins den Plan fallen lassen musste, die Universität zu Lübeck im Rahmen der Sparbemühungen kaputt zu kürzen. Nun, zwei Jahre später, soll nach dem Willen der Universitätsleitung eine weitere Person für die Rettung der Universität geehrt werden: Die amtierende Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Fakt ist: Die Landesregierung gab ihr Vorhaben auf, nachdem Schavan grünes Licht für einen Plan gab, der das GEOMAR in Kiel von 50-prozentiger Landesfinanzierung auf eine 90-prozentige Bundesfinanzierung umstellte. Ein bisher einmaliger Prozess, der in der deutschen Medienlandschaft deswegen besondere Beachtung fand, weil er, zu einem gewissen Grad, eine Aushebelung des Kooperationsverbotes darstellte. Das Kooperationsverbot macht es eigentlich unmöglich für den Bund, die Bildung in den Ländern zu finanzieren. Doch die Schavan-Lösung umging das Problem und ließ indirekt Bundesgelder nach Lübeck fließen.

Doch was hatte Ministerin Schavan tatsächlich getan? Schon jetzt, nur wenige Jahre nach dem Protest, existieren verschiedenste Versionen der Geschichte von „Lübeck kämpft“, welche üblicherweise den Erzähler zur zentralen Figur werden lassen. Dieser Kampf begann bereits im Mai 2010, als die Absichten der Landesregierung, den Medizinstudiengang in Lübeck einzustellen und das UKSH zu privatisieren, bekannt wurden und Studenten, Professoren, Mitarbeiter und Lübecker Bürger ihre Universität in Gefahr sahen. Die zahlreichen Protestaktionen streckten sich über Monate und sind in vielen Artikeln und einem Buch beschrieben worden.

Ministerpräsident Carstensen und Ministerin Schavan hatten sich aufgrund der Proteste – unter anderem – Mitte Juni getroffen, um das Problem der Uni Lübeck zu diskutieren. In den folgenden Wochen, als die Lübecker Wutbürger lauter wurden, gab es sowohl vom Bundesbildungsministerium als auch von Seiten der Landesregierung keine Anzeichen dafür, dass eine Lösung gefunden wurde. Ganz im Gegenteil: Peter Harry Carstensen verknüpfte das Sparpaket mit seinem politischen Schicksal, drohte laut Medienberichten damit, dass er zurücktrete, würde die Ein-Mann-Mehrheit im Landtag fallen. Auch im Bund mauerte die CDU: Auf Anfragen der Opposition im Bundestag gab es keine zufriedenstellende Auskunft, obwohl von der SPD zwei Fragestunden zur Universität Lübeck einberufen wurden. Schavan persönlich habe allerdings, so schreibt das Flensburger Tageblatt, intern mitgeteilt, dass die Universität zu Lübeck erhalten bleiben müsse. Öffentlich gab es aber anscheinend keinen Grund, solche Proklamationen zu machen.

Doch das war im Juni, die Mehrheit im Landtag stand und auf Bundesebene lag die CDU in den Umfragen klar vor der SPD. Als die Landtagsmehrheit für das Sparpaket dann am 1. Juli fiel, als der FDP-Abgeordnete Gerrit Koch erklärte, nicht für das Sparpaket zu stimmen, die Einstellung des Medizinstudienganges im Landtag also ohnehin nicht mehr durchzusetzen war, die Presseberichte immer negativer wurden und in den Sonntagsfragen zum Bund die CDU nur noch einen Prozentpunkt vor der SPD lag (die FDP war mal wieder unter die Fünf-Prozent-Hürde gefallen), war von „Standfestigkeit“, „dringendem Sparwillen“, von „Griechenland-artigen Zuständen“ und „alternativlos“ (was später Unwort des Jahres wurde) nichts mehr zu hören. Plötzlich gab es eine Lösung: Die Schavan-Lösung. Ein bisher vom Bund zu 50 Prozent finanziertes Forschungszentrum sollte zukünftig zu 90 Prozent bundesfinanziert sein. Der Einspareffekt erlaubte der Landesregierung, ihr Sparziel zu erreichen und ihr Gesicht zu wahren – gleichzeitig musste die Uni Lübeck nicht geschlossen werden.

Ein Schelm wer Böses denkt. Nie hat es sich um politisches Kalkül gehandelt: Kontinuierlich, so ließen Minister de Jager und FDP-Fraktionsvorsitzender Kubicki die Öffentlichkeit wissen, habe man konstruktiv mit der Bundesbildungsministerin an einer Lösung gearbeitet, die sie zufällig nun, da ihr ursprünglicher Plan ohnehin nicht mehr durchsetzbar war, präsentieren konnten. Eigentlich hätte die Politik – nicht der Protest – die Uni gerettet, sollten wir wissen.

In Lübeck wurde dies belächelt. Uni-Retter wollten die sparwütigen Landespolitiker sein, höhnische Plakate über die Retter aus Kiel wurden in Lübeck ausgeteilt und aufgehängt. Manche hängen noch heute.

Auch Peter Dominiak, Präsident der Universität, lehnte diese Form der Geschichte ab: „Es gab seit letztem Jahr im Winter Verhandlungen in Berlin, aber ich glaube nicht bezüglich der Uni Lübeck oder sogar über GEOMAR, das hätte ich sonst sicher von Herrn Rietschel (Anm. d. Red.: ehemaliger Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, der das IFM-GEOMAR damals unterstand, und Ehrendoktor der Uni Lübeck) erfahren.“ Zudem habe er jede Woche mit Ministerin Schavan telefoniert, gab er 2010 gegenüber dem StudentenPACK zu Protokoll. Von der Retterin Schavan damals noch keine Rede.

Ähnlich analysierte die Presse die Rolle der Ministerin. Die Financial Times Deutschland schreibt am 9. Juli, dem Tag nach dem Eingreifen der Ministerin: „Der Bund übernimmt für einen zweistelligen Millionenbetrag ein Forschungsinstitut. Schwarz-Gelb sichert damit den Fortbestand der Hochschule – und das politische Überleben der Kieler Landesregierung. Die jetzt zugesagte Hilfe vom Bund ist offenbar auch eine Art Gegenleistung für die Zustimmung Schleswig-Holsteins zum ‚Wachstumsbeschleunigungsgesetz‘ Ende vergangenen Jahres.“

Wie schnell sich die Sicht auf die Geschichte verändern kann, zeigt das Universitätspräsidium, welches im Dezember 2011 einen Antrag im Senatsausschuss Medizin einbrachte: Im April 2012 sollte Annette Schavan den Ehrendoktor für ihre Leistungen im Rahmen der Rettung der Universität erhalten. Die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck muss, so sieht es die Promotionsordnung vor, von einem der zwei Senatsauschüsse – Medizin oder MINT – dem Senat vorgeschlagen werden. Dieser Vorschlag muss vier Fünftel aller Stimmen erhalten. Auch im Senat ist eine solche vier-Fünftel-Mehrheit nötig, damit die Würde erteilt werden kann.

Einladung zum Jahresempfang der Universität zu LübeckStudentenPACK | StudentenPACK.

Einladung zum Jahresempfang der Universität zu Lübeck

In dem von Professor Dominiak verfassten schriftlichen Antrag, der dem StudentenPACK vorliegt, klingt die Rolle der Bildungsministerin äußert freundlich: „Frau Prof. Schavan hat im Sommer 2010 durch schwierige aber immer entschlossene und politisch weitsichtige Verhandlungen mit der Landesregierung Schleswig-Holsteins erreicht, dass der Studiengang Medizin an unserer Universität bestehen bleibt und damit ihr Bestehen als ganzes gerettet!“, schreibt Dominiak zur Begründung. Zudem verweist der Antrag auf Schavans Unterstützung der Universität bei dem Plan, zur Stiftungsuniversität zu werden. „Die Verleihung der Ehrendoktorwürde wäre eine angemessene Würdigung der Verdienste von Frau Schavan um den Erhalt der Medizin und damit der gesamten Universität zu Lübeck.“ Der Antrag wurde im nicht öffentlichen Teil der Sitzung vorgestellt und abgestimmt, die Begründung in dieser Form an den Senat weitergeleitet.

Und während diese Sicht auf die Geschichte zumindest streitbar ist, so sind andere Abschnitte des Antrags einfach nur falsch: So wird §22 Abs.1 der Universitätsverfassung zitiert: Die „Universität kann [die Ehrendoktorwürde] für besondere Verdienste um die Universität zu Lübeck“ verleihen, doch das ist so nicht richtig: Die Verleihung der Ehrendoktorwürde ist die einzige Ehrung der Universität, an deren Verleihung gewisse wissenschaftliche Voraussetzungen geknüpft sind: Sie kann für „hervorragende wissenschaftliche Leistungen oder besondere persönliche Verdienste um die von der Universität vertretenen Wissenschaften“ verliehen werden. Dies unterscheidet diese Würdigung von allen anderen von der Universität verliehenen Preisen, welche „für besondere Verdienste um die Universität“ selbst vergeben werden. Die Verdienste eines Ehrendoktors müssen also wissenschaftlicher Natur sein. So ist es vielleicht zu erklären, dass in einer Pressemitteilung der Universität die Begründung plötzlich um einen fachlichen Aspekt ergänzt wurde, der in der schriftlichen Vorlage in Ausschuss und Senat fehlte: Frau Schavan habe sich um die medizinische Wissenschaft verdient gemacht, „weil sie die Gesundheitsforschungszentren ins Leben gerufen hat, die vor allem die Defizite in der klinischen Forschung auf den Gebieten Herz, Lunge, Infektion, Diabetes und Neurologie beseitigen sollen.“

Ob Ministerin Schavan sich besonders für die Wissenschaft oder für die Universität zu Lübeck verdient gemacht hat oder lediglich um die schwarz-gelbe Mehrheit im Bundesrat, wie Björn Engholm im Vorwort zum Buch „Eine Stadt sieht gelb – Wie Lübeck seine Uni rettete“ vermutet: Der Verleihung einer Ehrennadel oder Hochschulmedaille stünde sicherlich formal nichts im Weg.

Es ist nichts Neues, dass auch Ehrendoktorwürden abseits einer klar verständlichen Qualifikation vergeben werden. Universitäten schmücken sich gerne mit großen Namen und so ist auch Günter Grass ein medizinischer Ehrendoktor der Universität zu Lübeck. Was der Beitrag des Literaturnobelpreisträgers zur medizinischen Wissenschaft ist? Dass er „Deutschland und die Welt mahnt, das Humane neu zu bedenken und einzulösen.“ sagte 2003 Prof. Dr. med. Hans Arnold in seiner Laudatio.

Nicht nur Universitäten schmücken sich gerne mit großen Namen, auch Politiker schmücken sich gerne mit Titeln und Würdigungen: Anette Schavan hat bereits einen Dr. phil. an der Universität Düsseldorf erhalten, für ihre Dissertation mit dem Titel „Person und Gewissen – Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung“ (1980) sowie eine Ehrendoktorwürde der Universität Kairo „für ihre Verdienste um die ägyptisch-deutsche Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Forschung“ (2009), der Tongji-Universität, Pei Gang in China (2010), ein Jahr später der Hebräischen Universität Jerusalem „in Anerkennung ihrer Leistungen für die deutsch-israelische Zusammenarbeit in Forschung und Bildung“ und der Meiji-Universität in Japan als „Zeichen für den Ausbau der Partnerschaft in Forschung und Lehre mit deutschen Institutionen“. Im Jahre 2012 sollte nun Lübeck dran sein, für ihren Einsatz um den Erhalt der Universität und ihre Unterstützung des „Bestrebens, Stiftungsuniversität zu werden“. Seit dem Wintersemester 2009/2010 ist Dr. Dr. hc. mult. Schavan eine Honorarprofessorin für katholische Theologie an der Freien Universität Berlin.

Ministerin Schavan im Januar 2012 bei der Eröffnung des Wissenschaftsjahres in LübeckStudentenPACK | StudentenPACK.

Ministerin Schavan im Januar 2012 bei der Eröffnung des Wissenschaftsjahres in Lübeck

Doch der Plan, den Preis im April 2012 zu verleihen, scheiterte an der Kritik der SPD-Fraktion im Landtag. Wie könne es sein, dass eine CDU-Ministerin so kurz vor der Wahl in Schleswig-Holstein die Würde der hochangesehenen Universität erhält? Ein Termin, der aus Sicht der Wahlkämpfer, so Martin Habersaat, der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, „zu kritisieren sein könnte und den man sich merken sollte“. Weniger diplomatisch ist wie gewohnt der Fraktionsvorsitzende der SPD, Ralf Stegner: „Amigos im Norden“ twittert Stegner und vergleicht die Beziehung zwischen Universität und Bildungministerin mit der zwischen Landesregierung und Glücksspiel-Lobby oder dem inzwischen zurückgetretenem Bundespräsidenten Wulff und seinen Gönnern. Die Universität sieht keinen Zusammenhang: „Der Jahresempfang der Universität zu Lübeck findet bereits seit langem in jedem Jahr Mitte April“ statt, man bedaure, „dass in unsinniger Weise versucht worden ist, aus der in diesem Jahr gegebenen, zufälligen zeitlichen Nähe zur Landtagswahl am 6. Mai einen intendierten Zusammenhang zu konstruieren.“

Grundsätzlichere Probleme sieht Thomas Oppermann, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD im Bundestag: „Es ist nicht statthaft, wenn die amtierende Ministerin für Bildung von einer deutschen Universität einen Ehrendoktor erhält.“ Er sieht darin den Anschein, man wolle das Wohlwollen der Ministerin erkaufen. Bedenkt man, dass gerade die Lübecker Universität 2005 und 2010 wegen fehlendes Wohlwollens in der Politik um ihr Überleben kämpfen musste, sind solche Anschuldigungen ernst zu nehmen. Das Bundesministerium war für eine Klärung zu Stegners Vermutungen nicht zu erreichen, genauso wenig wurde die Frage beantwortet, warum eine amtierende Ministerin eine solche Auszeichnung überhaupt angenommen hat.

Um der Kritik aus dem Weg zu gehen, wurde die Vergabe auf den April 2013 verlegt, oder wie Ralf Stegner es auf Twitter nennt: „Kurz vor der Bundestagswahl“. Bildungsministerin ist Frau Schavan dann voraussichtlich immer noch.

Hinter vorgehaltener Hand hört man auch von einigen Mitgliedern des Senats der Universität zu Lübeck, dass die Vergabe der Ehrendoktorwürde ihnen nicht wirklich gefällt, doch letztendlich haben sich im Senat wie im Senatsausschuss Medizin alle Mitglieder entschieden, für den Antrag von Professor Dominiak zu stimmen. Caroline Blaum, sie vertritt die Studierendenschaft im Senatsausschuss Medizin, betont, sie hätte nicht für den Antrag gestimmt, war aber zu der Sitzung verhindert. „Nicht allein der persönliche Einsatz von Frau Schavan hat die Uni gerettet, sondern vielmehr das Engagement der gesamten Uni Lübeck und der Lübecker Bürger hatten erheblichen Teil daran“, meint Caroline. Von daher sei die Verleihung der Ehrendoktorwürde eine unangemessen Maßnahme. Für die Vergabe im Jahr 2013 wird kein neues Votum des Senats notwendig sein.

Damit, dass die Würdigung nicht gänzlich ohne Kritik vonstatten gehen würde, dürfte Präsident Dominiak gerechnet haben. Seinen Antrag an den Senatsausschuss Medizin beendet er mit den Worten: „Da es sich um eine sensible Personalie handelt, möchten die Unterzeichner (Prof. Dominiak und Prof. Hohagen, Anm. d. Red.) herzlich darum bitten, diesen Vorgang bis zur Vorlage in den Gremien höchst diskret zu behandeln.“

So bleibt, wie man in Schavans politischer Heimat Baden-Württemberg sagt, ein Geschmäckle, wenn die Universität im April 2013, mit einem Jahr Verzögerung, zum sechzehnten Mal in fast 50 Jahren den Titel verleiht, und die Gewissheit, dass sich hier zwei mit dem Namen des Anderen schmücken. Doch vielleicht muss man all den Beigeschmack mit der Gelassenheit nehmen, mit der auch Martin Habersaat seine Stellungnahme beendet: „Die Universität zu Lübeck wurde gerettet. Wenn der Preis dafür ein Ehrendoktorhut für Frau Schavan ist, sei er ihr gegönnt. Herzlichen Glückwunsch!“

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2012/02/wer-hats-gerettet/feed/ 3
Die Entzündung wird immer da sein https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/die-entzundung-wird-immer-da-sein/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/die-entzundung-wird-immer-da-sein/#respond Mon, 03 May 2010 12:12:43 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1075
Lukas Ruge | StudentenPACK.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Theodor Rietschel und Prof. Dr. Werner Solbach

Die Entscheidung, den diesjährigen Jahresempfang der Uni zu besuchen, fällt bei mir eher spontan: In der Redaktionssitzung tags zuvor bekomme ich den letzten freien Platz unseres vier Personen umfassenden Kontingents angeboten und da ich am Dienstagabend eh nichts mit meiner Zeit anzufangen wüsste, sage ich zu. Wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung, als ich mir die Gästeliste bewusst mache, beginne ich mich plötzlich zu fragen, wie man sich als studentischer Teilnehmer angemessen kleiden sollte. In Ermangelung an anspruchsvollen Alternativen entscheide ich mich schließlich für eine dynamische Kombination aus Polohemd, Jeans und Uni-Jacke. Die zahlreichen am Audimax vorfahrenden dunklen Limousinen und die aus diesen aussteigenden Herrschaften lassen mich kurz an meiner Wahl zweifeln, doch meine Begleiter finden die Kombination „sehr schön“ und machen sich über den angeblich gebügelt aussehenden Kragen lustig.

Wir begeben uns in den bereits gut gefüllten großen Hörsaal und warten darauf, dass es los geht. Das Philos-Quartett der Musikhochschule Lübeck empfängt das Publikum mit Musik von Joseph Haydn. Es wird auch im weiteren Verlauf des Abends durch Intermezzi die thematischen Blöcke verbinden und das Programm schließlich ausklingen lassen. Meine ungeübten Ohren meinen, einer souveränen Vorstellung vierer sehr talentierter junger Musiker beizuwohnen, aber dennoch wirkt die klassische Musik im kargen Ambiente des spartanisch dekorierten und nicht sonderlich stimmungsvoll erleuchteten Hörsaals irgendwie verloren. Ein für den Großteil des Abends sinnloserweise an die Wand projizierter geöffneter Dateiordner vor üblich chaotischem Desktophintergrund tut sein übriges.

Prof. Peter Dominiak, unser Präsident, begrüßt alle Anwesenden. Er plaudert eine Weile über die Situation und vor allem die Pläne für die Zukunft unserer Universität (StudentenPACK berichtete). Das große goldene Universitätsiegel an der Kette um seinen Hals verleiht seinen Worten Gewicht. Dann übergibt er das Rednerpult an die anwesenden Vertreter der Politik, zunächst Frau Dr. Cordula Andreßen, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Schleswig-Holsteins. Bereits während sie ihre Grüße an das Publikum richtet, drohen ihr die Worte auszugehen; es wirkt, als müsse sie überlegen, wen sie eigentlich anspricht. Allem Anschein nach ist ihr nicht wohl bei der Sache, alleine die Finanzsituation des Landes zur Sprache zu bringen und bei den Autonomiebestrebungen der Uni etwas auf die Bremse zu treten, denn man könne und wolle „Wohltaten nicht mit der Gießkanne verteilen“. Den Gegenpol dazu bietet direkt danach Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, der mit dem Argument, „auch Fusionitis ist eine Krankheit“, das Publikum auf seiner Seite hat.

Endlich ist der Zeitpunkt für die große Enthüllung des Abends gekommen: Die Vorstellung des neuen Corporate Design der Uni. Doch auch jetzt noch wird der Moment hinausgezögert. Glücklicherweise entpuppt sich der beim Blick auf das Programm als unnötig eingeschätzte Vortrag von Prof. Oliver Rentzsch von der Fachhochschule Lübeck zum Thema „Marketing und Markenbildung an Hochschulen“ als äußerst zwerchfellstimulierend. Der gute Mann schafft es, den Bogen von allgemeinen Anforderungen des Marketings über die Parallelen zwischen der Gewohnheit, im Restaurant immer das gleiche zu bestellen und (noch) in einer festen Beziehung zu leben, bis hin zu seiner eigenen Laufbahn, die auch einst an unserer Uni Station machte, zu spannen und wünscht auch aus eigener Verbundenheit der Uni viel Erfolg unter den neuen Farben. Schließlich liest noch der Designer Uli Schmidts, der in der letzten Ausgabe seine Sicht der Dinge schilderte, brav seinen vorbereiteten Text vor und blendet dann vom alten auf das neue Siegel über, während zwei Studenten große Banner mit selbigem entfalten. Die große Reaktion im Publikum bleibt aus, Schmidts spult noch ein paar mal vor und zurück, doch ich vermute, der Großteil der Gäste war ohnehin bereits eingeweiht.

Der letzte Punkt auf der Tagesordnung ist die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Ernst Theodor Rietschel, heute Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Eigentlich sollte er Mitglied einer Delegation in Begleitung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, auf einer Südamerika-Reise sein. Da auch der Laudator Prof. Jörg Hinrich Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts Berlin, aus diesem Grund nicht verfügbar ist, verliest Prof. Dominiak dessen Laudatio. Prof. Werner Solbach, Dekan der Medizinischen Fakultät, überreicht die Urkunde und der Geehrte bedankt sich herzlich: „Die Ehrendoktorwürde von der eigenen Universität zu erhalten, schmeckt besser als Lübecker Marzipan.“ Dann verteilt er noch den einen oder anderen Ratschlag für die Zukunft. Auch wenn „die Entzündung immer da sein“ werde, müsse sich die Uni für die Zeit nach der Exzellenzförderung einen weiteren Schwerpunkt suchen, den er in der Neuroendokrinologie sieht.

Er wird mit großem Applaus bedacht, ebenso wie das Philos-Quartett nach seinem musikalischen Ausklang. Letzteres kommt über zaghafte Versuche, der obligatorischen Blumenüberreichung zu entfliehen, nicht hinaus und so endet der Programmteil. Am Ausgang der Hörsaals werden große Tüten mit wenig Inhalt verteilt, namentlich neu gestaltetes Infomaterial der Uni und das neue Marzipansiegel. Wir stellen fest, dass die Entfernung der Umrahmung des Siegels der Marzipanmenge leider abträglich war. Den anschließenden Stehempfang verlasse ich schnell, um mich noch im Sonnenuntergang auf den Heimweg begeben zu können.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/die-entzundung-wird-immer-da-sein/feed/ 0