Kristin Alheit – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Mon, 06 Feb 2017 08:44:19 +0000 de-DE hourly 1 Kristin Alheit im Gespräch https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/kristin-alheit-im-gespraech/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/kristin-alheit-im-gespraech/#respond Mon, 12 Dec 2016 05:00:36 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252628
„Das, was das deutsche Bildungssystem auch besonders im Hochschulbereich auszeichnet, ist, dass wir auch in der Breite besonders gut sind.“Fabian Schwarze | StudentenPACK.

„Das, was das deutsche Bildungssystem auch besonders im Hochschulbereich auszeichnet, ist, dass wir auch in der Breite besonders gut sind.“

StudentenPACK: Was machen Sie in Ihrem Ministerium alles?

Kristin Alheit: Wir sind tatsächlich ein ausgesprochen breit aufgestelltes Ministerium. Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung – das ist viel, aber das ist auch wahnsinnig spannend und hat auch tatsächlich Synergien. Gerade bei Wissenschaft und Gesundheit merke ich häufiger, dass es super ist, dass ich beides habe, Gleichstellung und Wissenschaft zusammen sind auch manchmal nicht schlecht. Es gibt viele Bereiche, wo sich das – auch im Bereich meines alten Ministeriums – schon ergänzt hat. Das ist ein echter Vorteil.

PACK: Wie sah ein gewöhnlicher Tag bei Ihnen im letzten Jahr aus?

Alheit: “Gewöhnlich” ist bei mir relativ. Ich stehe um kurz nach fünf auf und mache ein bisschen Sport. Dabei hole ich Brötchen und wir frühstücken in aller Ruhe. Dann bringe ich meinen kleinen Sohn in der Regel zur Schule und fahre dann hierher nach Kiel, wo die ersten Besprechungen meist um neun anfangen. Ich arbeite vorher schon im Auto. Ab dann ist es total unterschiedlich. Ein Tag, der relativ regelmäßig ist, ist der Dienstag, denn da haben wir Kabinetts- und Fraktionssitzung. Manchmal habe ich morgens auch gleich Außentermine, weil ich viel, viel draußen unterwegs bin, das ist tatsächlich total vielschichtig. Es sind Gespräche außerhalb, Gespräche im Büro, Bescheid übergaben, dass mir Leute was zeigen wollen, dass ich mir Institutionen angucke, dass ich mir Sachen, die wir aufgebaut oder angeschoben haben, zeigen lasse. Jetzt am Freitag ist beispielsweise Vorlesetag. Die Arbeit ist total vielschichtig, das macht den Beruf auch so wahnsinnig spannend und natürlich auch anstrengend.

PACK: Sie sind auch für die Hochschulen verantwortlich. Welche großen Meilensteine gab es da im letzten Jahr?

Alheit: Den Bereich “Wissenschaften” habe ich jetzt seit zweieinhalb Jahren und in der Zeit ist unglaublich viel passiert. Als ich anfing, Wissenschaftsministerin zu sein, waren wir ja gerade im Bund mit ganz vielen Themen beschäftigt. Da war der Hochschulpakt III noch nicht einmal beschlossen. Aber auch im letzten Jahr ist unglaublich viel passiert. Auf Bundesebene haben wir die Exzellenzinitiative miteinander beschlossen, besprochen und festgeklopft. Hier im Land ging es jetzt darum, die Hochschulmittel tatsächlich einvernehmlich zu verteilen. Wir haben das Hochschulgesetz auf den Weg gebracht, jetzt hier nachher ganz konkret das Hochschulmedizingesetz. Wir haben aber auch eine Hochschulkommission gegründet, uns auch längerfristig um die Grundfinanzierung und die Ausstattung der Hochschulen gekümmert, miteinander gesprochen und auch über Szenarien geredet, wie es weitergehen könnte, wenn der Hochschulpakt ausläuft: Was machen wir dann mit Geldern, welche Sicherheiten können wir geben? Da haben wir ganz viel angeschoben, beschlossen, mit den Hochschulen vereinbart. Das sind Dinge, von denen ich glaube, dass sie über die nächsten Jahre, Jahrzehnte tragen werden.

Ministerin Kristin Alheit bei einer Rede im Landtag.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Ministerin Kristin Alheit bei einer Rede im Landtag.

PACK: Können Sie ein kurzes Beispiel nennen, wie Sie die Hochschulfinanzierung langfristig sicherstellen?

Alheit: Ja, wir haben mehrere Bereiche gemacht. Zum einen haben wir die Grundfinanzierung aufgestockt, die sich in mehreren Schritten um 25 Millionen erhöht, und haben gleichzeitig 30 Millionen, die jetzt von Landesseite aus im Hochschulpakt stecken, unbefristet festgeschrieben, damit auch Personalplanung mit dieser dann immens erhöhten Grundfinanzierung gemacht werden kann. Das war eine der Rückmeldungen, die mich am Anfang ganz klar und ständig erreicht hat: “Wir haben keine Planungssicherheit. Wir laufen von Projekt zu Projekt, von Konzept zu Konzept.” Da eine Sicherheit reinzukriegen, auch da zu sagen “Wir sehen die Studierendenzahlen auch in Zukunft auf einem entsprechenden Niveau und wissen, dass ihr Personal einstellen wollt”, dem sind wir mit eben diesen Maßnahmen entgegengekommen. Aber natürlich ging es auch darum, die immensen Mittel, die jetzt im Hochschulpakt drin sind, einvernehmlich miteinander auf die verschiedenen Hochschulen zu verteilen.

PACK: Sie haben gerade die Studierendenzahlen angesprochen. In Schleswig-Holstein gab es gerade einen doppelten Abiturjahrgang. Hat sich der auch bei den Studierendenzahlen bemerkbar gemacht?

Alheit: Ja, ziemlich genau so, wie wir erwartet hatten. Die Angst Vieler war ja, dass man tatsächlich die doppelte Anzahl an Studienanfängern hat. Wie in den anderen Bundesländern auch. Es sind auch bei uns nur etwa 40 Prozent des Abiturjahrgangs an die Hochschulen gegangen.

PACK: Sind die Hochschulen raumtechnisch auf die zusätzlichen Studierenden vorbereitet?

Alheit: Das kann ich im Einzelnen gar nicht sagen. Das war bei mir auch schon so, am Anfang des Semesters gibt es immer große Schwierigkeiten. Ein Stück weit rüttelt sich das zurecht, aber es muss natürlich auch auf die langfristig ansteigenden Studierendenzahlen reagiert werden. Wir machen im Bereich Bau ja jetzt auch so einiges und es ist auch schon so einiges gemacht worden.

PACK: Im letzten Interview, das wir mit dem Vizepräsidenten Lehre der Uni geführt haben, meinte dieser, das Land schaffe Anreize, mehr Studenten aufzunehmen. Ist das so?

Alheit: Ja, wir haben ganz konkrete Vereinbarungen, was mit den Geldern des Hochschulpaktes passiert, beispielsweise in welchen Bereichen von den Hochschulen mehr Studienplätze zu schaffen sind, damit alle Studierenden an unseren Hochschulen Platz finden. Das war uns wichtig und das ist uns auch gelungen.

PACK: Wie stehen Sie zu der These, dass, zumindest in Lübeck, die Raumkapazitäten nicht proportional zu den Studierendenzahlen steigen?

Alheit: Das kann ich tatsächlich im Einzelfall so gar nicht sagen. Ich muss sagen, vor meiner Zeit als Ministerin war mir die Raumsituation gar nicht so klar. Dass wir aber zur Zeit Maßnahmen anschieben und dem entgegensteuern, das ist klar. Und dass Baumaßnahmen manchmal länger dauern als Studierendenzahlen sich an Hochschulen verändern, das ist leider so. Das ist aber in ganz vielen Bereichen so. Baumaßnahmen sind nun mal langfristig und haben viele Abstimmungsprozesse, von daher müssen wir auf Dauer gegensteuern. Da bleiben wir aber auch dran.

PACK: Machen wir doch noch einmal einen Schritt zurück: In welchen Forschungsgebieten sehen Sie die Stärken der schleswig-holsteinischen Hochschulen?

Alheit: Das Tolle bei unserer Hochschullandschaft ist, dass sie sehr breit aufgestellt ist, dass wir mit dem UKSH und der Forschung und Lehre, die da stattfinden, zwei herausragende Punkte haben. Aber wir haben auch mit den kleineren und privaten Hochschulen unseres Landes ein Angebot, das sich für die Größe unseres Landes nicht nur sehen lassen kann, sondern worauf wir auch ein Stück weit stolz sein können.

PACK: Sind weitere große Projekte für die nächsten Jahre geplant?

Alheit: Zur Zeit besprechen wir ganz konkret mit den Universitäten, mit welchen Projekten wir in die Exzellenzinitiative einsteigen, mit welchen Projekten und Konzepten. Ich versuche, auch auf Bundesebene eine Exzellenzinitiative für Fachhochschulen anzuschieben, weil ich glaube, dass es auch da eine Exzellenz gibt, die es zu fördern gilt. Es ist mir wichtig, dass wir in den Bereichen, in denen wir in Schleswig-Holstein spitze sind, das auch deutlich machen und diese Bereiche weiter stärken. Das sind medizinische Bereiche, das ist der Meeresbereich – da sind wir wirklich herausragend und damit finde ich, müssen wir auch nach außen gehen und das allen zeigen.

PACK: Wie schätzen Sie die Chancen auf eine Förderung in der Exzellenzinitiative ein?

Alheit: Die Konkurrenz wird groß sein, aber wir haben ja jetzt schon Cluster, die gefördert werden. Da müssen wir uns weiterentwickeln, wenn wir uns damit auch in der nächsten Förderperiode platzieren wollen. Aber ich bin da sehr zuversichtlich und wir arbeiten an der Stelle auch sehr gut mit den Universitäten zusammen.

PACK: Forschung und Lehre brauchen Fördermittel. Denken Sie, dass einer der beiden Bereiche aktuell besonderen Förderbedarf hat?

Alheit: Das darf kein Widerspruch sein. Das, was das deutsche Bildungssystem auch besonders im Hochschulbereich auszeichnet, ist, dass wir auch in der Breite besonders gut sind. Das unterscheidet uns von anderen Ländern und ist etwas, wo mir insgesamt wichtig ist, dass das in Deutschland erhalten bleibt. Das heißt nicht, dass wir nicht auch bestimmte Exzellenzthemen hervorheben müssen, aber dass unsere Stärke darin liegt, möglichst Viele zu erreichen und besonders gut auszubilden und auch in der Breite eine Qualität zu erreichen, die andere Länder nicht erreichen. Dazu braucht man natürlich Räume, dazu braucht man natürlich gutes Personal und dazu braucht man gute Konzepte. Das ist unbestritten, aber das ist eine Stärke von Deutschland, die mir hier auch besonders wichtig ist.

PACK: In einem Weihnachtsinterview kann man schon einmal über das neue Jahr nachdenken. Welche Wünsche möchten Sie den Studierenden Schleswig-Holsteins für das neue Jahr mit auf den Weg geben?

Alheit: Da muss ich jetzt überlegen, wovon ich mir als Studierende gewünscht hätte, dass es mir mal jemand wünscht. Was ich wahrnehme, ist, dass Studieren ja mittlerweile schon ein Stück weit anders ist, als ich es noch erleben durfte. Ich nehme Studierende schon jetzt als unglaublich zielstrebig und ergebnisorientiert wahr, was auf der einen Seite natürlich toll ist, auf der anderen Seite aber auch ein Stück verloren gehen lässt, was ich in meiner Zeit noch als Freiheit hatte. Ich wünsche mir ein Stück Gelassenheit für die Studierenden, wünsche ihnen natürlich aber auch bei den Zielen, die sie erreichen wollen oder auch erreichen müssen um das Studium zu bestehen ganz viel Glück und Erfolg.

PACK: Vielen Dank für das Gespräch.

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Auf einen Tee mit dem Ministerpräsidenten https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/auf-einen-tee-mit-dem-ministerpraesidenten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/auf-einen-tee-mit-dem-ministerpraesidenten/#respond Mon, 12 Dec 2016 04:55:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252636
Ministerpräsident Torsten Albig bei einer Rede im Landtag.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Ministerpräsident Torsten Albig bei einer Rede im Landtag.

Politik ist langweilig, realitätsfern und elitär. Sie schließt die Bürger aus und agiert intransparent. Fühlt es sich auch so an, wenn man mal in den Landtag geht?

Der Landtag von Schleswig-Holstein: Das am Westufer der Förde gelegene Backsteingebäude mit dem prominenten zum Wasser hin verglasten Plenarsaal liegt 30 Minuten Fußweg vom Kieler Hauptbahnhof entfernt. Es ist der einzige Landtag mit direkter Sicht auf das Meer – hier die Kieler Förde – und bietet den Abgeordneten einen beeindruckenden Blick auf eine Lebensader des nördlichsten deutschen Bundeslands.

Der Weg zum Landtag führt an der Förde entlang und bietet einen Blick auf den komplett umglasten Plenarsaal und die darin tagenden Abgeordneten. Um den verregneten Plenaranbau streift ein einsamer Polizist nur in Begleitung eines Hundes. Vor dem Gebäude wird eine Bühne für eine Demo errichtet.

Als Mitglied der StudentenPACK-Redaktion bin ich zusammen mit einem weiteren Redaktionsmitglied im Landtag, um ein Interview mit Kristin Alheit, der Ministerin für Soziales, Gesundheit und Wissenschaft zu führen. Wenn wir schon dort sind, verfolgen wir auch die stattfindende Sitzung. Am Finanzministerium vorbei folgen wir der Einfahrt zum Eingang, wo wir freundlich von den Pförtnern empfangen werden, die unseren Ansprechpartner zwar nicht erreichen können, uns aber trotzdem die Türen zum lichtdurchfluteten Foyer öffnen.

Im Foyer – neben den berühmt berüchtigten Paternosteraufzügen – werden wir vom Pressesprecher der Ministerin begrüßt. Nach einem kurzen Überblick über die Anliegen der heutigen Landtagssitzung – Terrorgefahr, Krippengeld und Neuausrichtung der Hochschulmedizin – beschließen wir der Diskussion von der Empore aus zu folgen. Dort erwartet uns eine große Auswahl an Zuhörern. Nicht nur die üblichen Journalisten – bekannte Gesichter aus NDR und von Lokalzeitungen – sondern auch Schüler, Studierende, „unbeteiligte“ Bürger und Angehörige der Bundeswehr folgen zusammen mit den Abgeordneten und deren Mitarbeitern den Diskussionen im Landtag. Auf der Regierungsbank sitzt unsere Gesprächspartnerin.

Die Sitzung hat eine Pause. Wir verlassen die Tribüne und begeben uns in die bereits stark gefüllte Cafeteria an der Seite des Gebäudes. Dort erwartet uns bereits die Ministerin. Völlig in einen Zeitplan verwickelt folgt sie während unseres Gesprächs beiläufig der Sitzung im Nebenraum auf ihrem Smartphone, um den nächsten Punkt der Tagesordnung, der ein Gesetz ihres Ministeriums zum „Krippengeld“ betrifft, vorzubereiten.

Eine volle Cafeteria, geschäftiges Treiben, hohe Lautstärke und viel Kaffee – ein Landtag im Normalbetrieb, aber eine etwas ungewöhnliche Stimmung für ein Interview. Kein privates Treffen im privaten Büro mit perfekter Aufnahmemöglichkeit. Dazu kommt der Zeitdruck.

Das Gespräch ist beendet, die Ministerin zurück im Plenarsaal, die Cafeteria leert sich allmählich. „Kennen Sie bereits den Ministerpräsidenten?“, fragt uns der uns durch den Landtag begleitende Pressesprecher. Kurz darauf finde ich mich im Smalltalk mit Torsten Albig wieder. Wenig später verlässt auch der Regierungschef die Cafeteria, um der Sitzung, der die Ministerin schon seit einigen Minuten folgt, beizuwohnen. Wenig später wird er eine Rede im Landtag halten.

Auf dem Weg, die Tribüne erneut zu betreten, treffen wir den Oppositionsführer aus den Reihen der CDU, dem wir vorgestellt werden und mit dem wir einige Worte wechseln.

Beim Verlassen des Landtags teilt uns unser Ansprechpartner noch mit, dass der Terminplan leider sehr voll sei. Vor dem Eingang wird eine Demonstration vorbereitet. Die Bühne ist bereits mit Transparenten gefüllt und circa fünfhundert Leute von verschiedensten Hilfsorganisationen demonstrieren gegen das Bundesteilhabegesetz.

Ein Besuch im Landtag ist jedem Bürger jederzeit möglich und jedem zu empfehlen – vor allem für all jene, die eine Intransparenz von Seiten der führenden Politiker verspüren. Nicht nur, dass sowohl eine sehr offene Atmosphäre gewahrt wird, sondern auch die Politiker keine von Security umkreisten, unnahbaren Roboter sind. Gerade in Anbetracht der kommenden Landtagswahlen und der damit verbundenen letzten Regierungsmonate der aktuellen Landesregierung bietet sich die Möglichkeit, den hitzigeren Debatten zu folgen und sich ein eigenes Bild von der Regierungspraxis zu bilden.

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