Bildungsstreik – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sun, 17 Jul 2016 06:37:39 +0000 de-DE hourly 1 Wir müssen uns das leisten! https://www.studentenpack.de/index.php/2010/01/wir-mussen-uns-das-leisten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/01/wir-mussen-uns-das-leisten/#respond Mon, 11 Jan 2010 10:00:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=109646
Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Sitzblockade bei der Demonastration am 17. November 2009.

Bildung ist nicht erst seit Humboldt, der als das Ziel von Bildung nicht das Anhäufen von Wissen, sondern die Ausbildung und die Vervollkommnung der Persönlichkeit verstand, ein stetiger Diskussionspunkt in der Politik dieses Landes gewesen. Wenn also heute über den Bildungsstreik, der nicht nur heutige Schüler und Studenten, sondern vielmehr auch die nachfolgenden Generationen betrifft, diskutiert wird, ist es notwendig, sich mit dem Begriff Bildung auseinander zu setzen, um Hintergründe und Forderungen der Streikenden zu verstehen.

Im Allgemeinen wird der Begriff Bildung durch unsere eigenen Erfahrungen in der Schullaufbahn geprägt: Ein mit der Klassengröße überforderter Lehrer bemüht sich, die durch den Lehrplan diktierten Inhalte den Schülern möglichst rechtzeitig zur nächsten Klassenarbeit einzutrichtern. Was bleibt, ist die Erinnerung an Lernen unter Druck und die kurze Verweildauer des Stoffes. Bildung sollte mehr sein als das. Der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki hat dazu schon in den sechziger Jahren entsprechende Vorgaben gemacht. Aus Klafkis Sicht zielt Bildung auf die Vermittlung und den Erwerb von drei grundlegenden Zielen ab: Selbstbestimmung, Mitbestimmungsfähigkeit sowie Solidaritätsfähigkeit. Darüber hinaus werden auch die Fähigkeit zu Empathie, Kritik, Argumentation und vernetztem Denken, zu dem auch das Erkennen von komplexen Strukturen in einem politischen Gefüge zählt, als elementare Bestandteile der Bildung gefordert.

Eben diese Zusammenhänge in unserem politischen System gilt es in der Bildungsdiskussion zu erkennen und öffentlich zu erörtern. Nur so lässt sich eine Veränderung im System erwirken. Dass das deutsche Bildungssystem reformbedürftig ist, ist nicht erst seit der PISA-Studie bekannt. Hauptkritikpunkte sind neben der fehlenden Chancengleichheit, die Zugangsbeschränkung zu Bildungsinstitutionen durch Gebühren sowie die Einflussnahme der Wirtschaft auf Lerninhalte und das Bildungssystem als Gesamtkonstrukt.

Die Bildungsbenachteiligung der Kinder aus so genannten bildungsfernen Schichten beginnt schon im Kindergarten. Aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln der Eltern besuchen nur 64% der Kinder dieser Familien in Deutschland eine oft kostenpflichtige Kita. Die fehlende frühkindliche, institutionelle Bildung setzt sich im Übergang in die Grundschule fort. Kinder aus sozial stärkeren Familien, von denen rund 80% die Kita besucht haben, besitzen schon hier einen Lernvorsprung von durchschnittlich einem Jahr. Aufgrund fehlender individueller schulischer Förderung kann dieser nicht aufgeholt werden. Laut IGLU-Studie erhalten Kinder mit sozial schwacher Herkunft bei gleicher Kompetenz sehr viel seltener eine gymnasiale Empfehlung. Daraus resultiert, dass sich die Schüler ungleich auf die Schulformen verteilen. Da Kinder aller Schichten mit einem vergleichbaren Potential geboren werden, wird deutlich, dass unser Bildungssystem bereits ab Klasse 5 des Gymnasiums, in der nur knapp 5% der Kinder aus der untersten Schicht aufgenommen werden, versagt. Gelingt einem dieser Kinder ein Abitur mit einer Note zwischen eins und zwei, wird es mit einer 50% Wahrscheinlichkeit dennoch eine Berufsausbildung anfangen. Grund hierfür ist unter anderem der wirtschaftliche Einfluss auf das Bildungssystem. Im internationalen Vergleich gibt Deutschland mit 4,3% des BIP (Bruttoinlandsprodukt) deutlich weniger als den Durchschnitt (5,1%) der OECD-Staaten (Organisation von 30 Staaten zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung) für Bildung aus. Allein die Abhängigkeit der Bildungsausgaben der Länder vom BIP zeigt die wirtschaftliche Abhängigkeit. Dieses Defizit wird teilweise durch private Bildungsausgaben der Wirtschaft aufgefangen. Sie fördern als Relikt der Industriegesellschaft die Ausbildungsberufe. Während sich der Student durch Hoffnung auf späteres Vermögen in ein finanzielles Risiko begibt, bietet die Ausbildung Schulabgängern schnelle finanzielle Unabhängigkeit und Sicherheit. Dass Schulabgänger ohne liquide Eltern den Schritt zum Studium oft nicht wagen, ist daher mehr als verständlich.

Auch wenn uns Studiengebühren in Lübeck nicht direkt betreffen, so werden doch auch hier die wirtschaftlichen Einflüsse mehr als deutlich. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass wirtschaftliche Interessen und nicht unsere Bildung im Vordergrund stehen. Der Uni fehlt Geld und aus Angst vor der Auflösung soll sie nun umstrukturiert werden. Trotz ein paar schöner Nebeneffekte, wie eine Verbesserung der Stellung gegenüber der Uni Kiel, weiß niemand so genau, was für Risiken diese Umstrukturierung mit sich bringt. Auch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz der neuen Bundesregierung bringt etliche Schwierigkeiten mit sich. So werden dem Bundesland Schleswig-Holstein 70 Millionen Euro durch fehlende Steuereinnahmen verloren gehen. Hinzu kommt noch, dass niemand sagen kann, wie viel Geld die HSH Nordbank im neuen Jahr weiter verschlingen wird. Wenn man all diese Fakten berücksichtigt, kann niemand mit Sicherheit sagen, ob wir nicht vielleicht doch noch Geld in Form von Studiengebühren bezahlen müssen, um unsere Uni zu erhalten.

Doch es geht nicht um die Situation einzelner, nicht um die Ungerechtigkeit, die direkt an jenen verübt wird, die sich des einzig zur Verfügung stehenden legitimen Mittels, des Streiks, bedienen. Es geht um die Solidarität mit all jenen, die trotz ihres Potentials aufgrund der Hindernisse unseres Systems nicht die Bildung „genießen durften“, die wir, die es sich leisten konnten, deren Eltern es sich leisten können, erhalten haben. Das Glück, in der „richtigen“ sozialen Schicht aufgewachsen zu sein und/oder auf Menschen getroffen zu sein, die uns als Persönlichkeit erkannt und gefördert haben, dieses Glück verpflichtet uns, dass wir es uns nun leisten müssen solidarisch zu sein mit all jenen, die dieses Glück nicht haben oder hatten. Genau für diese, vom System benachteiligten Menschen tritt der Bildungsstreik ein. Es geht nicht nur um die heutige, sondern auch um alle nachfolgenden Generationen, die von unserem Bildungssystem profitieren sollen. Egal ob Kinder, Schüler oder Studenten: Wir müssen ihnen die Hand reichen. Auch der Bundespräsident Köhler sagte in diesem Zusammenhang, dass die fehlende Chancengleichheit eine „unentschuldbare Ungerechtigkeit“ sei. Wir sehen es als unsere Pflicht an, diese Ungerechtigkeit nicht zu akzeptieren. So kämpfen wir für die, die heute betroffen sind, für ein besseres Morgen. Auf dass es mehr von uns gäbe. Es bietet sich eine einmalige Chance für einen echten Fortschritt. Wir können es uns als Wissensgesellschaft nicht leisten, in einem Land, in dem immer weniger Kinder geboren werden, in dem die sozialen Herausforderungen immer größer werden, in diesem Umfang zu selektieren und das Potential so vieler Kinder, zukünftiger Säulen unserer Gesellschaft, zu verschenken.

Wir können uns das nicht leisten!

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Bildungsstreik Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/bildungsstreik-lubeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/bildungsstreik-lubeck/#respond Mon, 07 Dec 2009 09:00:37 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=110159
Schüler und Studenten marschieren durch die Königstraße

[media-credit id=14 align="aligncenter" width="645"] Schüler und Studenten marschieren durch die Königstraße

Es ist der Tag nach dem Bildungsstreik, als ich mich mit Christoph Leschczyk treffe. Er vermittelt den Eindruck, gerade etwas großes, wichtiges hinter sich gebracht zu haben. Christoph ist Teil des Lübecker Bildungsbündnisses und somit direkt an der Organisation des Streiks beteiligt.
Jetzt kann er erstmal durchatmen, denn für den Moment ist die Arbeit getan.

Die Vorbereitungen kosteten Zeit. Bereits zu Beginn des laufenden Semesters waren die Ämter verteilt worden, wenn auch nicht auf so viele Schultern wie erhofft. Doch beflügelt von den Ergebnissen des Streiks im Juni hat man auch diese Strapazen gerne auf sich genommen.

Der Demonstrationsaufruf stand eigentlich schon durch den Bundesweiten Bildungsstreik fest. Doch unterscheidet sich Lübeck von den meisten Unis in Deutschland. Hier ist alles kleiner, die Wege sind kürzer, die Probleme noch nicht so massiv. Und daher wurde der Aufruf zunächst auf Lübecker Bedürfnisse umgeschrieben, die Farben auf den vorgegebenen Plakaten geändert, um sich von der Bundesbewegung abzuheben. Ob die Lübecker Bevölkerung versteht, dass die Studenten hier mit etwas anderen Zielen auf die Straße gehen als im Rest Deutschlands? Christoph macht sich darüber keine Sorgen: „Ich denke, die Bevölkerung hat begriffen, dass der Streik nicht gegen die Unis geht, sondern gegen die Politik.“ Denn es seien nicht die Unis, die sich kümmern müssten, sondern die Bildungspolitiker.

Der nächste Schritt war der zur Polizei, um die Demonstration anzumelden. Normalerweise, so erzählt Christoph, stehe dann ein Kooperationsgespräch an, um Rahmenbedingungen abzustecken. Da aber bereits abzusehen war, dass es eine friedliche Demonstration geben würde, beschränkte sich die Polizei darauf, ihre Auflagen zu schicken: Die maximale Transparent-Länge durfte 2,50 Meter nicht überschreiten. Das Organisationskommitee musste Ordner stellen, einen pro 35 Demonstranten, um die Menschenmenge zu koordinieren und zusammen zu halten. Die Organisatoren hielten sich an die Angaben und so reichten Beamten in normaler Straßenuniform aus. „Die Polizei war ziemlich friedlich“, berichtet Christoph, keine Schlagstöcke, keine Wasserwerfer, kein übermäßig großes Aufgebot.

Auch die Demostrecke musste abgesprochen werden. Zwar sei sie durch das Grundgesetz geschützt; so könnten etwa Streckensperrungen schon von vorneherein ausgeschlossen werden. Trotzdem erfuhren die Bildungsstreiker gerade noch rechtzeitig, dass der Marktplatz gar nicht passiert werden konnte, da sich dort schon die ersten Händler des Weihnachtsmarkts ihren Platz gesucht hatten.

Nun waren die Rahmenbedingungen gesichert, es konnte an die Details gehen. Um sich eine Stimme zu verschaffen, benötigt man die zugehörige Technik. Ein Generator wurde zur Verügung gestellt, für Anlage und Demowagen sowie die Finanzierung von Flyern und Plakate kamen Sponsoren wie das StuPa der Uni, verschiedene Parteien und Jugendorganisationen sowie kleinere Privatgruppen auf. Doch das Rühren der Werbetrommel war lange nicht so effektiv wie vor einem halben Jahr. Während der letzte Streik von rund 2000 Schülern getragen wurde und sich etwa 20 Studenten beteiligt hatten, schätzt Christoph die aktuellen Zahlen auf vielleicht 700 Schüler und 100 Studenten. Andere wollten nur etwa 50 Studenten gesehen haben, die Polizei sprach von insgesamt rund 500 Streikenden. „Irgendwo dazwischen wird die Wahrheit liegen“, beurteilt Christoph die Hochrechnungen. Woran es jedoch liegt, dass das Interesse der Schüler zurück gegangen zu sein scheint, ließe sich nur erahnen. Man sei an das Stadtschülerparlament heran getreten, doch die Schülerverwaltungen der einzelnen Schulen hätten sich gerade erst für das neue Schuljahr konstitutioniert und so war es schwierig, eine ausreichende Anzahl an Schülern zu mobilisieren. Schulleitungen sollen Repressalien angedroht haben; dies sei jedoch noch nicht klar, man müsse das noch nachbereiten.

Zwar sei im Vorfeld des Streiks noch eine Pressekonferenz des Bildungsbündnis einberufen worden, doch wäre niemand gekommen. Am Streiktag aber seien vor allem die lokalen Medien vor Ort gewesen. Auch für diese war Christoph der erste Ansprechpartner, was sich schwierig gestaltete, da er gleichzeitig als Verantwortlicher für Musik und Moderation auf dem Demowagen fungierte. Eigentlich müsse für die Pressearbeit ein eigener Posten besetzt werden, doch auch hier fehlte es den Organisatoren des Bündnisses an Personal.

Trotz der einen oder anderen Unwegsamkeit zeigte sich Christoph zufrieden. Er sei zuversichtlich, dass die Bundes- und Landespolitiker auf die Probleme aufmerksam gemacht wurden und sich diese auch zu Herzen nehmen. Das Bildungsbündnis sehe seine Arbeit aber noch nicht als beendet an. Zunächst werde ein Resumée gezogen und in naher Zukunft solle es politische Diskussionen und Vorträge von Experten geben, um noch mehr Studenten politisch zu bilden, zu sensibilisieren und mit etwas Glück sogar zu mobilisieren.

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Bildungsstreik oder ein bisschen früher für nostalgische Anarchos https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/bildungsstreik-oder-ein-bisschen-fruher-fur-nostalgische-anarchos/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/bildungsstreik-oder-ein-bisschen-fruher-fur-nostalgische-anarchos/#respond Fri, 04 Dec 2009 22:35:34 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2143
Demonstrieren heißt Bier zum MittagLukas Ruge | StudentenPACK.

Demonstrieren heißt Bier zum Mittag

„Wenn deutsche Revolutionäre einen Bahnhof stürmen wollten, kauften sie sich erst einmal eine Bahnsteigkarte.“ Das hat Lenin mal gesagt, zurückblickend auf verschiedenste äußerst halbherzige deutsche Revolutionen.

In den späten Sechzigern konnte man dann betrachten, dass das so nicht ganz richtig ist,und 1989 schaffte es die östliche Hälfte von Deutschland sogar, eine ordentliche Revolution auf die Beine zu stellen. Ohne Bahnsteigkarte. Daran kann sich heute so gut wie kein Student wirklich erinnern. Wir feiern das zwanzigste Jubiläum der friedlichen Revolution in der DDR und wer auf den Internetseiten der studentischen Selbstverwaltungen in Deutschland und Österreich unterwegs ist, könnte glauben, die nächste Revolution steht vor der Haustür.

Revolution

Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Bildungsstreiks. Bildungsstreik ist das Motto, unter dem sich so ziemlich alles wiederzufinden scheint, was es gibt zwischen Himmel und Hölle. Dieser Bildungsstreik tobt schon geraume Zeit und unsere Universität hatte ihn bisher weitgehend an sich vorbei toben lassen. In einer Stellungnahme des AStA von Juni hieß es, man „verfolgt mit Interesse die Diskussionen und Entwicklungen im Rahmen des Bundesweiten Bildungsstreikes 2009.“ und „Wir solidarisieren uns mit den Studenten, Schülern, Eltern, Erziehern und anderen Unterstützern, die sich konstruktiv am Bildungsstreik beteiligen.“ Revolutionäre Rhetorik ist das nicht. Ganz mit Absicht, denn während die Befürworter des Bildungsstreiks erklären, die Probleme seien deutschlandweit, nein, international die gleichen, so ist dies einfach nicht wahr. Die Probleme sind überall anders. Große Universitäten haben natürlich erhebliche Probleme, ihre riesigen Studiengänge koordiniert zum Bachelor/Master zu überführen.  Je nach Bundesland sind die Regeln andere, so auch die Herausforderungen. All dies darf man nicht übergehen. Es mag eine gut gemeinte Lüge sein, aber bleiben wir doch bei der bescheidenen Wahrheit.

Die Wahrheit ist: Auch hier in Lübeck ist nicht alles perfekt. Einige Professuren wurden in den letzten Jahren nur langsam wieder besetzt, doch die Berufungskommissionen haben getagt und mit studentischem Einverständnis sind inzwischen Rufe ausgegangen. Im Studiengang Medizin werden zu viele Studenten zugelassen0, ein Problem, das wir uns als Universität selbst eingebrockt haben. Geld ist auch in Schleswig-Holstein knapp. Dieses Jahr merkt man das zum Beispiel an der Größe der Analysis-Übung, doch die Universität Lübeck steht noch recht gut da und mit den Plänen der Unileitung hin zu einer Stiftungsuniversität dürfte sich die finanzielle Lage noch verbessern. Überhaupt, die neue Landesregierung, man mag von ihr halten, was man möchte, plant keine Lehrerstellen abzubauen, keine Studiengebühren zu erheben, der Uni Lübeck stärkere Selbstbestimmungsrechte zuzugestehen, die Profiloberstufe zurückzunehmen und Ganztagsschulen mit individueller Betreuung zu stärken. Das liest sich ein bisschen wieder Forderungskatalog der Bildungsstreiker. Ein guter Grund also, auf die Straße zu gehen? Irgendwer hat das Konzept einer Demonstration nicht verstanden.

Der Streik ist, historisch betrachtet, das letzte Mittel des Arbeitskampfes. Wer streikt, sieht keine andere Möglichkeit, seine Position zu verbessern. Als Taktik hat der Streik eine mehr als 3000 Jahre alte Geschichte. Der erste dokumentierte Streik ist der der Pyramidenbauer in Ägypten. Der Bildungsstreik ist eigentlich aber gar kein Streik, wie man von Vertretern immer wieder hört; er heißt nur so und man solle sich daran nicht festbeißen. Unabhängig vom Namen: Wer auf die Straße geht, muss einen Grund haben. Aus Prinzip und weil ja sonst wenig los ist, ist kein Grund!

Das Thema hat in den Medien und an unserer Hochschule in den letzten Wochen an Hitzigkeit gewonnen. Am Donnerstag, dem 22. Oktober gegen 13:00 Uhr besetzen Studierende der Uni Wien ihr Audimax. „Spontan und ohne übergeordnete Organisation“, wie es im Statement heißt.  Andere Universitäten, zum Beispiel in Graz und Salzburg, folgen ihnen mit Hausbesetzungen. Im Internet verbreiten sie Forderungen, solidarisieren sich mit internationalen Bildungsprotesten und nehmen Kontakt zu den Verantwortlichen ihrer Hochschule auf. Dazu kommen im November Demonstrationen überall in Deutschland, auch in Lübeck, mit insgesamt mehr als 80.000 Teilnehmern.

Besetzungsfieber

Das Besetzungsfieber greift um sich. An vielen Universitäten in Deutschland kam es zu ebensolchen Besetzungen, daneben an einigen Universitäten Europas, darunter in Basel. Einige währten nur wenige Tage, andere wochenlang. Und während diese Besetzungen auf ein größeres Medieninteresse treffen, so sind sie doch zweckentfremdet, weil sie schlimmstenfalls die Studierenden am Studieren hindern und der Universitätsverwaltung und Politik letztlich egal sein können. So wird zum Beispiel auf einen Antrag hin im besetzten Hörsaal in Innsbruck abgestimmt, ob geräumt werden soll. Der Antragende hält eine Mehrheit, doch die Anführer der Besetzer verweigern sich der Entscheidung. Innsbruck bleibt besetzt. Auch anderorts fordern Studenten ihre Hörsäle zurück, meist erfolglos. Die Forderung nach Demokratisierung der Hochschulen erscheint vor diesem Hintergrund ein Hohn.

Der AStA der Uni Lübeck schickte aus Solidaritätein Care-Paket nach Wien. Das österreichische Bildungsproblem hat mit dem deutschen nicht viel zu tun, aber im um sich greifenden Aktionismus spielt das keine Rolle.„Es zeigt sich, dass die angeprangerten Missstände kein deutsches, sondern ein internationalesProblem sind“, schreibt der StuRa aus Dresden in völliger Verkennung der Tatsache, dass man in Wien weitgehend gegen österreichische Probleme kämpft. Auch die Freie Universität Berlin, der u-AStA der Uni Freiburg, derAStA Universität Regensburg, unsere Universitätund viele mehr bekunden ihre Solidarität.

Solidarität. Es ist ein Kernbegriff in der Debatte, insbesondere hier in Lübeck, da es an konkretenGründen zum Demonstrieren fehlt.„Eigentlich stehen wir in Lübeck noch ganz gut da“, sagt Christoph Leschczyck vom Bildungsbündnis für Lübeck auch gegenüber HL-Live. So flüchtet man sich in Allgemeinplätze: Man müsse doch irgendwas tun. Man müsse Nachdruckverleihen, man müsse sich geschlossen aufstellen. Das Bildungssystem sei so ungerecht.

Bildungssystem

Das Bildungssystem in Deutschland ist ungerecht. Nahezu jede zu dem Thema befragte Studie erkennt dies und es ist nicht falsch dagegen etwas tun zu wollen. Mit schwammigen, und undurchsetzbaren oder bereits erfüllten Forderungen durch die Straßen zu marschieren bring tuns sozialer Gerechtigkeit nicht näher. Wenn ihr was tun wollt, gebt sozial benachteiligten Kindern Nachhilfe, spendet Geld, entwerft Lernkartensätze. Wir können alle sowohl Lehrer als auch Schüler sein. Seid kreativ, seid konstruktiv!

Und natürlich, da gibt es keine Debatte, gibt es mancherorts Probleme, die sofortiges Handeln erfordern. Wenn an Universitäten ein de facto wertloser Bachelor vergeben wird, aber nur wenigen Menschen ein Zugang zum Master gegeben wird, dann ist das nicht tragbar. Wenn sozial ungerechte Studiengebühren erhoben werden, die für viele bedeuten, dass sie nie studieren dürfen, dann ist das nicht tragbar. Wenn Kursanmeldungen unmöglich sind, wenn die Arbeitslast zu groß wird, wenn das Geld auch für das Nötigste nicht reicht, dann ist auch das nichttragbar. An den Universitäten in den entsprechenden Städten wird zu Recht gegen diese Zustände protestiert. Doch nichts davon ist hier in Lübeck der Fall, nichts davon droht hier ernsthaft und es gibt nichts, was unsere Universität oder unsere Landesregierung tun kann, um anderorts die Zustände zu verbessern. Was unsere Universität in den letzten Jahren aber eindrucksvoll bewiesen hat: Solche Probleme lassen sich lokal lösen.

Gibt es also einen Grund, hier auf die Straße zu gehen? Nein, gibt es nicht! Es mangelt an klaren Forderungen denen man Nachdruck verleihen könnte. Es mangelt an konkreten Problemen, gegen die man sich aufstellen müsste. Es mangelt an einer wirklichen Gefahr,die es zu stoppen gilt.

Vorsicht

Ein Trend geht um. Einfach mal demonstrieren, des Demonstrierens wegen. Unsere Generation ist ja viel zu brav. Man hat all die Geschichten gehört, von den Lehrern, den Eltern, zumindest aus dem Fernsehen. Jetzt will man auch mal Anarchie schreien und dann bei Balzak nen Kaffee trinken gehen (Demos sind immer so unerträglich früh) und irgendwie gegen alles sein und außerdem gegen die „Fabrikation von gleichgeschalteten Ja-Sagern und Ausbildungskonsumenten“, was tatsächlich eine Forderung Münchener Hörsaalbesetzer ist. Und deshalb macht man jetzt hier mal den Tisch kaputt.

Es ist nicht unvorstellbar, dass das deutsche Bildungssystem in eine Krise schlittert. Ich bin da wahrlich kein Experte und sogar die sind sich, säuberlich den Parteilinien entlang, uneinig darüber, ob derartiges droht. Sollte das Problemso konkret werden, dass kein anderes Mittel mehr bleibt als die Straße, gibt es in Deutschland keine Möglichkeit mehr, den begründeten Forderungen Nachdruck zu verleihen,weil der Bildungsstreik alles Nachfolgende bereits der Lächerlichkeit preisgegeben hat.

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Reiche Eltern Für Alle https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/reiche-eltern-fur-alle/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/reiche-eltern-fur-alle/#respond Wed, 02 Dec 2009 14:00:14 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1098 Am Donnerstag, dem 20. Oktober, versammelte sich die Studentenschaft der Wiener Kunstakademie, um unter dem Motto ‘Malen nach Zahlen – education is not for sale’ zu demonstrieren.

Grund dafür waren die Pläne des österreichischen Wissenschaftsministeriums (in Österreich für die Bildung zuständig), die Beschlüsse des Bologna-Abkommens weiter durchzusetzen und flächendeckend alle Studiengänge auf die Abschlüsse Bachelor und Master umzustellen.
Ziel dieser Umstrukturierung ist hauptsächlich, einen möglichst synchronen Studienablauf für alle EU-Staaten zu schaffen und damit eine internationale Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse zu ermöglichen, was den Studenten und Absolventen etwa bei einem Auslandssemester, einem Studienortwechsel oder dem Berufseinstieg im Ausland zu Gute kommen soll.

Als man sich 1999 im italienischen Bologna, der ältesten Universitätsstadt Europas, auf die europäischen Ausbildungsstandards festlegte, war man sich einig, dass es um der Vergleichbarkeit Willen bestimmter Ansprüche an die Studenten bedurfte. So wurden die ETCS-Punkte geboren, die Auskunft darüber geben, wie viel Aufwand ein Student in ein Thema investiert hat: Gemessen werden häuslicher Fleiß, in der Uni verbrachte Zeit und das Bestehen einer Abschlussprüfung. Als internationale Abschlüsse wurden die aus dem angelsächsischen Raum stammenden Bachelor- und Master-Zertifikate übernommen, die mit dem ‘kleinen’ Abschluss ‘Bachelor’ ein grundständiges, berufsqualifizierendes Studium anbieten, das mit dem ‘Master’ weiterführend ergänzt werden kann, um damit das Rüstzeug für die Forschung zu erwerben.

Durch diese planvolle Umstrukturierung wurde es auch möglich, die Studieninhalte so effizient zu planen, dass mehr Stoff in kürzerer Zeit geschafft werden konnte. Hierzulande hat dies dazu geführt, dass Studienfächer, denen bisher eine straffere Ordnung gefehlt hat – wie etwa manchen Geisteswissenschaften – die Reform durchaus gut getan hat. Andere Fächer wiederum, vor allem aus dem Bereich der Ingenieurswissenschaften, beklagen die Stauchung von zu viel Lerninhalten in zu kleine Zeitfenster.

Dadurch, dass Thematiken in den Bologna-Studiengängen zügiger bearbeitet werden müssen, sind auch die Stundenpläne voller geworden, was das Arbeiten neben dem Studium beinahe unmöglich macht. (Verlängerung: vllt ein bisschen ausführen, das Studis arbeiten müssen um überhaupt Studium finanzieren, zwei Klassengesellschaft und so…)
Leider ist es so, dass viele Hochschulen nicht mit den finanziellen Mitteln auskommen, die ihnen der Staat zukommen lässt, sodass sie gezwungenermaßen auf Einnahmen durch Studiengebühren angewiesen sind.(Finanzielle Mittel durch neues System geändert?)

Hier setzen die Studenten mit ihrer Kritik an. “Reiche Eltern für alle”, fordern sie. Es könne schließlich nicht gerecht sein, dass so mancher am Studieren gehindert würde, weil das elterliche Budget nicht für zusätzliche Studiengebühren reicht und der Stundenplan das Arbeiten nebenbei quasi unmöglich macht; es sollte genug Geld vorhanden sein, um jedem – unabhängig von seiner Vermögenslage – eine Hochschulbildung zu ermöglichen.

Um die Option der reinen Eigenfinanzierung des Studiums wiederherzustellen, werden von den Studierenden flexible und selbstbestimmte Stundenpläne gefordert. Diese sollen auch den Leistungsdruck senken und ein intensives Auseinandersetzen mit dem Fachgebiet ermöglichen, denn die sogenannte ‘Lernbulimie’ – das Pauken von einer Prüfung zur nächsten – habe nichts mehr mit Wissenserwerb zu tun.

Ebenfalls abgeschafft werden sollen Aufnahmeprüfungen jeglicher Art, es sollten genug Studienplätze für alle Bildungshungrigen vorhanden sein und es dürfe keine Zugangsbeschränkungen für das weiterführende Masterstudium mehr geben.

Die Protestierenden der Geisteswissenschaften fürchten eine Verwirtschaftlichung ihrer Studiengänge durch die Bologna-Reform. Sollte eine Schwerpunktverschiebung in Richtung Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt stattfinden, würde dies die Freiheit der Künste und des individuellen Denkens erheblich einschränken. Man hat Angst vor wirtschaftsorientierten Strukturen und vor Verschulung, wie sie mit der Einführung der neuen Abschlüsse an den Unis Einzug halten würden.

Diese Anliegen betreffen nicht nur die anfangs in Wien streikenden Kunststudenten, so dass sich Studierende aller Studienrichtungen spontan ihren Kommilitonen anschlossen und gemeinsam nicht nur die Akademie der Künste, sondern auch das Audimax der Universität zu Wien besetzten.

Dass die Studenten unabhängig von der Wahl ihres Studienfachs Solidarität zeigten, unterstrich die Brisanz der Thematik für alle. Im Laufe der auf den 20. Oktober folgenden Tage fanden sich mehr und mehr Protestierende in den Hörsälen ein und in Graz, Linz und Salzburg wurden weitere Hochschulen von den Streiks ergriffen und besetzt.

Die digitale Vernetzung leistete hervorragende Dienste bei der Kommunikation zwischen den okkupierten Hörsälen. Die Uni Wien zum Beispiel richtete einen Livestream aus ihrem Audimax ein, über den man sich ein Bild über die Vorgänge in einer bestreikten Uni machen kann.

Täglich werden in den besetzten Hörsälen Plenarsitzungen abgehalten, auf denen tagesaktuelle Angelegenheiten angesprochen und diskutiert , Ideen und Anliegen vorgebracht werden und über die weitere Vorgehensweise bezüglich des Streiks abgestimmt wird. Dabei wird streng darauf geachtet, dass alles demokratisch einwandfrei abläuft. Das heißt, ein angesetztes Plenum wird erst dann als voll beschlussfähig anerkannt, wenn sich eine Mindestanzahl an Studenten im Hörsaal versammelt hat. Jeder hat dabei das gleiche Recht zur Mitsprache und üblicherweise wird auch ein Protokoll geführt, das manche Streikgruppen zur Wahrung der Transparenz ins Internet gestellt haben.

Wer den Livestream nicht verfolgen kann, hat die Möglichkeit, via Twitter minütlich über die Vorgänge im Hörsaal informiert zu werden.
Über das Internet wurden auch Aufrufe an Studierende anderer Länder geschaltet, sich an dem Streik zu beteiligen, da die Schwierigkeiten, die die Bologna-Reform und ewige Geldsorgen in der Bildung mit sich brachten, nicht nur ein nationales Problem darstellen. Die Österreicher äußerten sich dabei auch zu der ‘Problematik’ der in der Alpenrepublik studierenden Deutschen.
Ein Studium in Österreich ist für Deutsche vor allem attraktiv, weil dort Studiengänge, die in der Bundesrepublik stark zulassungsbeschränkt sind, oft Numerus-Clausus-frei sind. Den Österreichern müssen sie daher häufig als Sündenböcke herhalten für überfüllte Studiengänge. Die Streikenden jedoch stellten eindeutig klar, dass sich ihr Protest nicht gegen in Österreich studierende Deutsche richte, sondern vielmehr gegen den dort herrschenden Numerus Clausus und die Studiengebühren.

Am 3. November schlossen sich Göttinger Studenten als erste Deutsche der Streikaktion an und in den nächsten Tagen folgten die Universitäten der Städte Münster und Potsdam.
Sie solidarisierten sich damit nicht nur mit den Österreichern für gemeinsame Ziele, sie setzten auch die Aktion ‘Bundesweiter Bildungsstreik’ fort, die seit Juni 2009 in Deutschland eine Verbesserung der Bildungsbedingungen an Schulen und Hochschulen fordert. Bisher leider ohne Erfolg, da die gewünschten Reaktionen von Medien und Politik ausblieben. Im Gegensatz zu den Demonstrationen im Sommer, an denen sich immerhin knapp 270000 Schüler und Studenten beteiligten, wird nun verstärkt auf längerfristige Aktionen gesetzt. Vom 17. November bis zum 10. Dezember läuft die Aktion ‘Heißer Herbst’, die die Juliproteste fortsetzt und sich mit den Hörsaalbesetzern verbündet.

Die Ausdauer, die die Protestanten an Universitäten (und Schulen) an den Tag legen, findet mittlerweile auch den gebührenden Anklang in der Politik. Bildungsministerin Anette Schavan beteuerte vollstes Verständnis für die Anliegen der Studenten und will sowohl das BAFöG erhöhen als auch ein umfassendes Stipendienprogramm einführen. Beschlossen ist allerdings noch nichts und bis dahin wollen die Studenten im Hörsaal ausharren – es bleibt also spannend im deutschen Bildungwald.

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Für eine bessere Bildung! https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/fur-eine-bessere-bildung/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/fur-eine-bessere-bildung/#respond Mon, 02 Nov 2009 09:00:19 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=111048
Präsentation des Bildungsbündnis Lübeck bei der Ersti-Messe

[media-credit id=14 align="aligncenter" width="645"] Präsentation des Bildungsbündnis Lübeck bei der Ersti-Messe

Im Herbst 2008 gingen 200.000, im Juni 2009 270.000 SchülerInnen und Studierende deutschlandweit auf die Straßen, um auf die Missstände im deutschen Bildungssystem aufmerksam zu machen. Seitdem gab es zwar einige kleine Zugeständnisse, doch die Politiker handeln wie sie
es immer tun: Sie schieben ihre Verantwortung weiterhin vor sich her. Der Protest muss weiter gehen – gerade jetzt, wo die neuen Regierungen ihre Arbeit im Bundes- und Landtag antreten, ist es wichtig den Druck auf unsere Politiker aufrecht zu erhalten.

Auch wir, das Bildungsbündnis Lübeck, geben längst noch nicht auf, für ein besseres Bildungssystem in Deutschland und somit auch in Lübeck zu kämpfen. In diesem Sinne starteten wir das neue Semester mit Informationsveranstaltungen für Studenten, Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter. In diesen informierten wir darüber, wo wir die Fehler in unserem Bildungssystem sehen, welche Forderungen wir stellen und was wir konkret gegen die Missstände unternehmen wollen. Im Anschluss fand ein Ideen- und Meinungsaustausch statt.

Die Politik investiert nicht ausreichend und ohne nachhaltiges Konzept in unsere Bildung. Sie verirrt sich immer mehr in irgendwelchen fadenscheinigen Reformen. Es gibt zwar zahlreiche gute Ansätze, diese werden jedoch zu überstürzt und halbherzig durchgeführt und mit zu wenig Geld unterstützt.

Es kann nicht sein, dass dem Leistungsdruck mit Schulzeitverkürzung und Regelstudienzeit, der sozialen Ungerechtigkeit mit Abschaffung der Lehrmittelfreiheit, der Erhebung von KiTa- und Studiengebühren und den räumlich schlecht ausgestatteten Bildungseinrichtungen mit Massenschülerhaltung „entgegengewirkt“ werden soll. Die Politik fordert gerade uns Studenten dazu auf, immer mehr Leistung und Zeit in das Studium zu investieren. Wie soll jemand, der seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten muss, dies und diesen Umständen bewältigen? Was soll passieren, wenn es ab 2010 für mehrere Jahre bis zu 68 % mehr Schulabgänger gibt? Was passiert mit den hunderten neuen Bachelorabsolventen, wenn heute für maximal 50% ein Masterplatz vorgesehen ist und für die ein Einstieg in das Berufsleben noch keine Option ist?

Die Politiker verweisen bei diesen und ähnlichen Fragen auf ihre theoretische Konzepte, welche in vielen Punkten keinerlei Praxisbezug haben und eher wie Ausflüchte wirken. Darum fordern wir eine vernünftige Reform des gesamten Bildungswesens bundesweit, bei denen gerade die Beteiligten der jeweiligen Institutionen mitwirken sollen.

Wir wollen:
— Gesetzlich verankerte Gebührenfreiheit von Bildung,
— mehr staatliche Investitionen in unser Bildung,
— Beendigung von wirtschaftlichen Einflüssen auf die Bildungseinrichtungen,
— mehr Lehrpersonal in allen in allen Bildungseinrichtungen,
— mehr Mitspracherecht der Betroffenen,
— Zentralisierung des Bildungssystem bei gleichzeitiger Individualisierung für Lernende,
— Abschaffung der Schulzeitverkürzung (G8) und der Profiloberstufe,
— Abkehr von Verschulung, Regelstudienzeit und Dauerüberprüfung,
— Masterplätze für alle Studierende und somit Rücknahme des Bachelors als Regelabschluss,
— Verwirklichung der nach Bologna versprochenen Mobilität für Studierende zwischen den Hochschulen.

Aus diesem Grund rufen wir euch zum 17. 11. 09 im Rahmen des Bundesweiten Bildungsstreiks auf, mit uns auf die Straße zu gehen und für eine besser Bildung zu kämpfen.

Unsere Bildungsproteste sind nicht „gestrig“, denn: „Bildung geht uns alle an, wir sind mitten drin und gestalten die Zukunft. Nichts hören, nichts sehen macht sie trost- und farblos.“

10.12.09 Aktionstag zur KMK in B

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