Inga Stolz – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 20 Feb 2016 23:18:54 +0000 de-DE hourly 1 Lübeck rockt! https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/lubeck-rockt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/lubeck-rockt/#respond Tue, 14 Jun 2011 08:00:48 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=105474
Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

Es wird gerockt!

Gespannt sitze ich in der Relativitätstheorie-Vorlesung von Herrn Schuster. Heute ist es jedoch nicht die Mathematik, die mir in den Fingern kitzelt, sondern das erste Campus Open Air in Lübeck. Ein kleines Problem für mich, denn ich sitze gerade noch in der Seefahrtsschule am Rande der Innenstadt. Wenn doch nicht diese dunklen „wir leben im Norden“-Wolken wären. Selbst Herr Schuster bemerkt unsere Unruhe, kann sich jedoch keinen wirklichen Reim darauf machen. Als die Zeit um ist, schwingen wir uns auf die Fahrräder. Die Zeit drängt, denn ein kurzer Blick auf die Uhr lässt uns bereits die Tüdelband auf der Bühne wissen. Ein kleiner Stopp beim AStA, Gepäck abladen, das Diktiergerät eingepackt, denn ich darf heute die Bands interviewen und schon stehen wir auf dem Gelände zwischen Bibliothek und den 60er-Gebäuden. Gleich fällt die Zusammenarbeit auf, die Fachschaft der Medizin kümmert sich um die Getränke, die Fachschaften der Sektionen MINT um Wurst, Schrimps und vegetarische Schnitzel (die übrigens weg gehen wie warme Semmeln) und die Bühne gerahmt von dem großen „AStA der Universität Lübeck“-Banner. Ich selber bin ein bisschen aufgeregt. Zwar hatte ich die Tage zuvor in die Musik der verschiedenen Bands hineingehört und mir Dinge zu ihnen gemerkt, aber so ganz die Musikschnecke, die informative und kompetente Fragen stellt, bin ich nun mal nicht.

Die Tüdelband begeistert mit ihren plattdeutschen Texten. Sie kommen aus Hamburg und wurde von Mire Buthmann, der Sängerin, ins Leben gerufen.

Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

Rasende Reporterin Inga interviewt die Tüdelband.

So jetzt sind wir bei der Tüdelband, wie hat Euch denn euer Auftritt gefallen?

Die Tüdelband: Yeah…Hat Spaß gemacht. Sehr gut. Schön…Ein bisschen nasse Füße.

Ihr seid nass geworden?

Die Tüdelband: Ein bisschen durch, nasse Füßchen.

Ja der Norden.

Die Tüdelband: Ja, richtig. Das war in Ordnung. Es ist auch mal gut, dass es regnet, hat ja dieses Jahr noch nicht so viel geregnet.

Aber gerade heute?

Die Tüdelband: Gerade heute ist ein Geschenk Gottes.

Wärt Ihr denn nächstes Jahr wieder mit dabei?

Die Tüdelband: Ja, sehr gern. Wenn Ihr uns noch einmal einladet. Das nächste Mal baden wir auch in der Lüll.

Wo sind denn Eure nächsten Auftritte?

Die Tüdelband: Nächste Woche im Ohnsorg Theater.

Wo ist das denn?

Die Tüdelband: Das ist in Hamburg. Ein plattdeutsches Theater. Da ist eine Siegerehrung von einem Schülerwettbewerb „auf plattdeutsch lesen“, da spielen wir dann. Und danach sind wir auf Tour, ne? Da spielen wir in Kiel und auf Fehmarn.

Wie habt Ihr euch kennen gelernt?

Die Tüdelband: Auf elitepartner.de…

Mire: In Hamburg. Ich habe die Tüdelband gegründet und Leute gesucht, die Lust haben, mitzumachen.

Wie bist du dann zu dem Namen gekommen?

Mire: Es gibt ja das altdeutsche Lied „An der Eck steiht’n Jung mit’m Tüdelband“.

Das Tüdelband ist doch dieser Reif, oder?

Mire: Genau, das ist so ein altes Spielzeug, Kinderspielzeug. In Anlehnung daran haben wir uns die Tüdelband genannt.

Schade, dass Ihr gleich schon wieder fahrt…

Und dann kommen „The Scoops“, eine nordische Band, die sich dem Rock ‘n’ Roll verschrieben haben und ordentlich gute Stimmung verbreiten.

The Scoops: Wir sind die Scoops aus Lübeck und wir machen richtig klassischen Fiftys Rock ‘n’ Roll, wie heute hoffentlich gut gehört wurde. […] Und heute hat gut gefetzt.

Ihr habt euch in Lübeck kennen gelernt?

The Scoops: Wir haben uns einen Abend in einer Kneipe ganz zufällig getroffen, bei einem Konzert, seit dem… machen wir zusammen Musik.

Wie hat es Euch denn heute gefallen?

The Scoops: Ja, war gut, war spontan, war schön!

Würdet Ihr denn wieder kommen?

The Scoops: Selbstverständlich kommen wir wieder.

Wo kann man Euch denn das nächste Mal sehen?

The Scoops: Am 2. Juli auf dem Kühsen Open Air und auf dem Enzo Festival in Wagersrott.

Dann viel Spaß heute noch.

Den ersten fällt auf, es hat bereits seit einer Stunde nicht mehr geregnet, ob das so bleibt? So wagt sich die schwedische Band Gulo auf die Bühne. Sie begeistern mit einer ruhigeren Musik, Leute picknicken, es wird gelacht und getratscht.

So how did you like your performance?

Gulo: Suppose really fine. Guys did you enjoy it? Yes! Everyone should join us for the interview. I am just one fifth of the band. I need these guys to give the right answers.

Where do you come from in Sweden?

Gulo: The very south. We all live in a town called Malmø.

No, I am from supper sweden.

You just told us at the stage that you had a rough night at the trellborg ferry?

Gulo: Yeah, we slept on the floor. We had this… you are so cold… we didn’t bring much blankets, we were all like shivering on the floor.

I was actually the only one enjoying it.

Was the sea wild?

Gulo: It felt like you were a little bit drunk.

Your name Gulo, where does it come from? I know an animal called GuloGulo.

Grulo: The wolverine. It is a small bear. We just liked it, we just like the sound of it. I don’t really know why we chose it, it is just a name.

It sounds like a little boy.

Maybe because it is a really ugly name.

We liked the roughness of it. […]

We didn’t want a name people associated with a lot of things.

Who are your music idols?

Gulo: I really don’t know, there are so many and so…

You like First Aid Kit and the Fleet Foxes.

I like the rapper […] called Petter.

I think I like The Strokes.

I mostly listen to jazz music.

I listen to psychedelic music of the sixties and seventies and swedish indie rock.

So tomorrow you are all at the „Blauer Engel?“

Gulo: Yes… we try to fit in there… somehow.

Do you know it?

Gulo: Yes, I played there in april. This is how it all started… with the gig. I told them that I wanted to come back to bring the rest of my band with me.

To one song you told that you are not so amused with swedish politics. Why is that? Because here in Germany it is said: “In Sweden is everything so good“ and…

Gulo: And it is like that, because we had a really long time politicians building up sweden in a really good way. But it is changing now. At the moment we have politicians moving in the wrong direction for Sweden. Moving away from all the kind of justice and everyone rights we were used to have. So I think in ten years Sweden could look completely different if they continue to rule Sweden. So this is pretty much what the song is about.

Enjoy the Campus Open Air.

Gulo: We are looking forward to „BEAT!BEAT!BEAT!“. We are having a good time.

Dann, von allen ersehnt: „Das Goldene Handwerk“. Die Jungs mit Saxophon, Trompete, DJ und ordentlich viel Bass heizen ein. Die Wiese zwischen Bühne und Technikhütte ist voll.

Wie fandet ihr euren Auftritt? Wie war es? Hat es Spaß gemacht?

Das Goldene Handwerk: Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht. Es war total schön, es ist ja sogar noch die Sonne herausgekommen – zwischendurch – und es war kein Regen. Und den Leuten hat es glaube ich auch ganz gut gefallen. War schön.

Dass trotz des Wetters so viele Menschen hier sind, es sah ja den ganzen Tag nach Regen aus. Totzdem sind sie alle hier und es war großartig.

Wenn man jetzt auf den Geschmack gekommen ist, wo kann man euch das nächste mal sehen?

Das Goldene Handwerk: Ähm… in Sachsen-Anhalt?

Ey Yo, wo ist denn unser nächster Auftritt?

Auf unserer Hompage kann man das nachgucken…

Und im nächsten Jahr…

Das Goldene Handwerk: … sind wir wieder dabei!

Darauf folgt „Findus“ und nach ihrem Auftritt sind die ersten heiser. Es sind Lüam, Timo, Stefan, Trent und Kristian.

Wie hat es euch gefallen? Wie fandet ihrs?

Findus: Es hat sehr viel Spaß gemacht zu spielen und auch das ganze Festival… super. Hätte ich nicht unbedingt erwartet, dass es so voll wird vor allem bei dem Wetter.

Ist auch trocken geblieben.

Und die Lübecker, wie sind die heute so drauf?

Findus: Nach wie vor immer gut!

Wenn es nächstes Jahr wieder statt fände, würdet ihr wiederkommen?

Findus: Ja, wenn sie uns wieder haben wollen.

Master-Student aus Kiel: Ihr habt auf jeden Fall einen neuen Fan dazugewonnen.

Findus: Wir machen gerade noch ein Interview.

Schön, dass ist doch ein gutes Zitat, das kann man doch einmal sagen: Wir machen gerade ein Interview.

Wir würden auf jeden Fall wiederkommen. Ich hoffe das es hier einreißt.

Wo kann man euch denn das nächste Mal sehen?

Findus: Auf dem Reeperbahn-Festival vom 22. bis zum 24. September. Ansonsten so im Norden. Jetzt im Sommer auf Festivals, ein paar mittelgroße und kleine, um Festivalluft zu schnuppern.

Dann die Standardfrage: Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Findus: Den habe ich mir irgendwann einmal überlegt, eines Tages…

…hat es etwas mit der Katze zu tun?

Findus: Warum nicht? Vielleicht auch mit der Schweizer Firma.

Wer schreibt denn bei euch die Texte?

Lüam: Das ist mein Ding. […] Ich beschäftige mich sehr viel mit Texten.

Wer sind denn eure Vorbilder?

Findus: Rihanna, die Beastie Boys, R.E.M.

Ich glaube, dass ist schwer zu sagen, weil jeder von uns so völlig verschiedene aber auch viele gemeinsame Dinge hat, die man mag und dann wieder nicht mag und so weiter. Es ist also ganz ganz weit gestreut, deswegen ist es schwer das runter zu reduzieren auf ein Vorbild.

Von wo kommt ihr eigentlich?

Findus: Ein Großteil kommt tatsächlich aus Kröß bei Oldenburg. Hier quasi um die Ecke. Wir kommen alle, außer Timo, unser Schlagzeuger, aus Schleswig-Holstein. Wohnen jetzt allesamt aber in Hamburg und Timo kommt eben aus dem Emsland.

„beat! beat! beat!“, Nordrhein-Westphalen lässt aus Köln grüßen. Joshua, Moritz, Tim und Marius stehen vor einer aufgewühlten Meute, die herumspringt und sich und das erste CampusOpenAir Lübeck feiert. Leider verlassen uns die Buben so schnell, dass sie keine Zeit finden mit mir zu reden und Euch über ihre Lübeckerfahrung zu informieren.

Dann: Labsklaus und Kaifisch. Die Fischplatte legt auf.

Ein voller Erfolg für die Gremienarbeit der Universität und ein toller Tag für alle, die mit dabei waren. Ein großes Dankeschön an die Bands, die es mit mir in Gummistiefeln ausgehalten und sich Zeit für unser StudentenPACK genommen haben und an die Organisatoren, Ihr seid Spitze!

Wer von Euch hätte das gedacht, auf diesem Maulwurfsfeld?

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Alles Bologna? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/alles-bologna/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/alles-bologna/#respond Sun, 12 Jun 2011 22:01:29 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1991 Warum eigentlich Bologna? Bologna ist eine italienische Stadt im Herzen des Landes, größer als Lübeck, geprägt durch römische Architektur und Kultur. Diese Stadt, als Hauptverkehrspunkt des Landes bezeichnet, wurde 1999 von 30 europäischen Bildungsministern herausgesucht, um über die Bildungszukunft von Europa zu diskutieren und gemeinsame Ziele zu finden. Am Ende der Konferenz wurde eine nicht bindende Erklärung unterschrieben, welche für das Erreichen eines einheitlichen Europäischen Hochschulraumes sorgen sollte. Vorwiegend sollte durch das gemeinsame Ziehen an einem Strang erreicht werden, dass das europäische Hochschulsystem konkurrenzfähiger würde. Durch Vereinheitlichung sollte die Anerkennung europäischer Abschlüsse zunehmen. Die Schlagwörter, dieses umzusetzen, kennen alle zu genüge: vergleichbare und leserliche Abschlüsse, Einführung einer Punktebewertung für Studenten, erreichte Lernziele und Steigerung der Mobilität, sei es für Studenten, als auch für Lehrende. Ein Studium sollte in zwei Abschlüsse aufgeteilt werden, in das Grundstudium und in das vertiefende Studium. Dabei sollte es möglich sein, nach dem Grundstudium in das Arbeitsleben einzusteigen. Die Punktebewertung sollte es vereinfachen, europaweit Fächer zu vergleichen und eine erfolgreiche Teilnahme überall anerkennen zu lassen. In der Erklärung steht kein festes Datum, nur, dass diese Umstrukturierung im ersten Jahrzehnt des neuen Millenniums umgesetzt werden sollte.

Was ist los in Deutschland?

Diese europaweite Vorgabe wurde in Deutschland dazu genutzt, das ganze Hochschulsystem zu erneuern und neu zu strukturieren. Die Ergebnisse finden wir überall um uns herum, der erste Abschluss wurde Bachelor, der zweite Master genannt, wobei je nachdem nach welcher Fachrichtung studiert wird „of Arts“, „of Science“ usw. angehängt wird. Auch in Deutschland gilt: Im Bachelor sollen Grundlagen gelegt und auf die jeweiligen Berufsfelder vorbereitet werden, im Master soll das Ganze anwendungsorientierter und tiefgreifender in den Stoff eingetaucht werden. Bevor Studiengänge in der Praxis umgesetzt werden dürfen, müssen sie akkreditiert oder reakkreditiert werden. Dann gibt es die 30 Leistungspunkte (ECTS), die pro Semester erworben werden sollen. Das entspricht 40 Stunden pro Woche, wobei Noten aus jedem Semester in die Abschlussnote mit einbezogen werden. Neben dem Medizin-, Jura- und Theologiestudium gibt es in Deutschland kaum noch einen anderen Studiengang, der nicht nach diesem System funktioniert.

Was wurde bis heute erreicht?

Alle zwei Jahre treffen sich die europäischen Minister und ziehen Bilanz über Fortschritte der letzten Jahre. Klar ist, die Umstrukturierung des europäischen Hochschulraumes ist noch nicht wie 1999 besprochen 2010 erfolgreich beendet worden, sondern von den Zielen noch entfernt. Zwar sind bereits 82 Prozent aller Studiengänge in Deutschland auf das Bachelor- und Mastersystem umgestellt, doch die Mobilität über die Grenzen einer Hochschule hinaus ist immer noch sehr schwierig. Genauso fehlt das Vertrauen in die nun erreichbaren Abschlüsse, so sind diese im internationalen Vergleich weniger anerkannt als die alten Diplomabschlüsse. Die Meinungen an den Hochschulen ist meistens gleich, viel muss noch getan werden. So kann man von der Ludwig-Maximilian-Universität München lesen: „Diese formale Umstellung bedarf vielfach aber noch der weiteren Implementation. Die Inhalte der einzelnen Studiengänge müssen weiter auf das neue System angepasst werden.“ Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schreibt zur Reform: „Es täte dem Bologna-Prozess gut, seine Ziele klarer und deutlicher zu formulieren und zu konkretisieren, bis hin zu Kennzahlen, an denen er sich messen lassen will. Sind die Absolventen wirklich jünger?“ Damit spricht die Hochschule ein weiteres Thema an, denn die Bologna-Reform sollte das Studium verkürzen, Studenten schneller auf den Arbeitsmarkt bringen und Langzeitstudenten von den Hochschulen vertreiben. Weiter schreibt sie „Durch die Straffung der Diplom-Studiengänge auf Bachelor von 8 auf 6 Semester war eine weitere Verschulung die Folge.“ Auch dieses Thema sollte längst durch den Prozess vom Tisch sein, Studienordnungen und Pläne sprechen jedoch andere Zahlen, da muss man sich Wahlfreiheit der naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge der Universität zu Lübeck anschauen. Weitere Pro- und Kontra-Argumente wurden einem bereits im Zuge des Bildungsstreiks näher gebracht.

Was gibt es also wirklich Neues zu berichten?

Im Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) vom 10. März 2011 findet man nichts Neues, denn es wurde zwar viel getan und noch weiter umstrukturiert, die Ziele sind jedoch immer noch die gleichen, nur in neue Worte verpackt. So liefert der Schluss des Berichtes: „Die Kultusministerkonferenz erwartet, dass die Hochschulen und ihre Mitglieder den Bologna-Prozess weiterhin engagiert vorantreiben, die Bedeutung der Lehre stärken, ihre Qualität und die gegenseitige Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen entsprechend der Lissabon-Konvention nachhaltig verbessern. Sie wird auch weiterhin die Entwicklung des Bologna-Prozesses in den Hochschulen aktiv begleiten, unterstützen und auch die soziale Dimension dabei nicht aus den Augen verlieren.“

Und auf der zweiten nationalen Bologna-Konferenz?

Am 6. Mai 2011 fand in Berlin zum zweiten Mal eine Bologna-Konferenz statt. Im Vorfeld erklärte Kai Gehring, Sprecher für Hochschulpolitik: „Für Studierende und Lehrende ist eine weitere Schavan-Konferenz des Gesundbetens und Schönredens der Bologna-Reform unzumutbar. Wenn eine Nationale Konferenz mehr als eine Schavan-Show sein soll, hätte sie feste Verabredungen, klare Zwischenziele und Fahrpläne zur Bologna-Korrektur erbringen müssen…“

Der Blog der Jusos titelt am 11. Mai „Bildungsverantwortliche stellen sich taub – Bologna-Konferenz gescheitert.”Und erklärt weiter: „Am vergangenen Freitag lud Bildungsministerin Schavan“ (und Präsident der KMK, Bernd Althusmann) „zur zweiten nationalen Bologna-Konferenz nach Berlin, um mit Politik, Hochschulen und Studierenden über Probleme in der Umsetzung der Bologna-Reform zu diskutieren. Es ist keine Willkür, wenn bei der Aufzählung die Studierenden an letzter Stelle stehen, denn die Konferenz vermittelte den beteiligten Studierenden nicht den Eindruck, dass ihnen überhaupt zugehört wurde.“

In Berlin waren dennoch viele Studierendenverbände vertreten, wie eben die Juso-Hochschulgruppen, aber auch CampusGrün, fzs, DGB Jugend, Linke.SDS und LHG (siehe Infobox). Genau diese Studierendenverbände hatten zuvor in einem Schreiben für einen freien Zugang zum Masterstudium plädiert und wie zum Bildungsstreik zu bundesweiten Aktionen aufgerufen. Klar war dieses Thema auch Gegenstand der Konferenz. Der Jusos Blogeintrag dazu jedoch: „Trotzdem wurde nicht über Probleme diskutiert und Lösungsansätze blieben aus.“

Bereits im Vorfeld zur Konferenz wurde Kritik aus Studentenkreisen laut, denn die Studierendenverbände hatten kein Mitspracherecht bei der Organisation und konnten dadurch keinen Einfluss auf die Themenfindung, noch Diskussionsbereitschaft nehmen. „Wieder nur heiße Luft. Wieder keine Ergebnisse.“, ist auf dem Juso-Blog zu lesen. CampusGrün titelt seinen Artikel am 10. Mai 2011 zur Konferenz: „Nationale Bologna-Konferenz schönt den Zwang zu Mobilität und vergisst die wichtigen Studienplätze“ und schreibt bereits im ersten Abschnitt, wie enttäuschend sie die Nationale Bologna-Konferenz fanden. „Nach einjähriger Debatte wurden die wesentlichen, unter dem Druck der starken Bildungsproteste gemachten Versprechen von Ministerin Schavan und dem BMBF nicht umgesetzt.“ Eher wurde der Bericht über die Chancen von Bachelor-AbsolventInnen in der Arbeitswelt bejubelt.

Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist nachzulesen, was Bundesbildungsministerin Annette Schavan zum Thema sagte: „Wie die aktuellen Studien zeigen: Die Abschlüsse Bachelor und Master kommen immer mehr im Alltag an. Bachelor-Absolventen haben auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen.“ Der Jusos Blogeintrag kontert, denn in den Studien würde nicht festgehalten, in welchem Arbeitsverhältnis sich die Absolventen befänden. „Prekäre Verhältnisse, befristete Stellen oder Praktika sind wirklich keine erstrebenswerten Ziele für Studierende. Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer noch 63% aller Bachelor-Studierenden einen Master anstreben.“ als Quelle gibt der Blog den 19. Sozialerhebungs-Sonderbericht „Studierende im Bachelor-Studium 2009“ des Deutsches Studentenwerks an. Weiter steht dagegen in der Pressemitteilung „Hochschulreform auf gutem Weg“ herausgegeben am 06. Mai 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung: „Die Sorge, dass es nicht genügend Masterstudienplätze gibt, sei unbegründet: ‚Die Zahlen, die die Länder auf der Konferenz vorgelegt haben, deuten vielmehr darauf hin, dass bundesweit kein Mangel an Masterplätzen besteht, wenn die Studierenden flexibel sind. Und was die Zukunft betrifft: Bund und Länder tragen mit dem Hochschulpakt schon jetzt dazu bei, dass die Zahl der Studienplätze insgesamt zunimmt‘, so Schavan.“ Hier entsteht eine Pattsituation, denn die Hochschulgruppen sind hier anderer Meinung. Sie geben an, dass vielen Interessierten an einem Masterstudium der Zugang verwehrt bliebe.

Der Jusos Blogeintrag zu der Konferenz: „Über Probleme beim Übergang vom Bachelor in den Master wurde nicht einmal diskutiert.“ CampusGrün liefert noch weitere Argumente, warum dieses Thema höchsten Stellenwert haben sollte, und legt damit das Schönreden des Ministeriums offen. „…der Kampf um Studienplätze wird vor dem Hintergrund doppelter Abiturjahrgänge und der ausgesetzten Wehrpflicht härter. Alle Prognosen zeigen, es wird in den nächsten Jahren an tausenden von Studienplätzen fehlen.“ Daher haben sie mit anderen Hochschulverbänden eine Aktion für den freien Masterzugang ins Leben gerufen (www.freier-masterzugang.org). Ein weiteres Mal der Satz von Bildungsministerin Schavan. Es hat den Anschein, dass „bundesweit kein Mangel an Masterplätzen besteht, wenn die Studierenden flexibel sind“. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, heißt es doch nichts anderes als, „Studierende müssen sehr oft ihren Studienplatz wechseln, nicht weil sie wollen, sondern weil es ihnen politisch so vorgegeben wird.“, formuliert es CampusGrün aus. Weiter: „Dass Studierende gegeneinander im Wettbewerb um einen Studienplatz ausgespielt werden, hat mit dem Gedanken von Bologna nichts zu tun!“
Das Fazit der Juso-Hochschulgruppe ist vernichtend: „Die Ergebnisse, oder eben die nicht existenten Ergebnisse der Bologna-Konferenz sind enttäuschend. Die Gelegenheit, unter großer medialer Aufmerksamkeit und in großer Runde ausführlich Probleme zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwickeln, wurde nicht genutzt. Es ist an der Zeit, endlich sinnvolle Strategien und Aktionen zu entwickeln und auch umzusetzen. Die Bologna-Konferenz scheint dafür kein Ort zu sein. Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht grundlegend ändern, werden die Juso-Hochschulgruppen nicht mehr daran teilnehmen. Denn die studentische Beteiligung an dieser Konferenz ist wirkungs- und sinnlos.“ CampusGrün schreibt ähnlich „Auf der Konferenz […] schob man sich lieber gegenseitig die Schuld zu, statt an den Problemen zu arbeiten und zusammen mit den jungen Menschen ein gerechteres Bildungssystem zu entwerfen.“

Aber entscheidet selber bei den Worten von Bundesministerin Schavan: „Die Entwicklung im Masterbereich werden wir allerdings in den kommenden Semestern weiter verfolgen. Wir müssen darauf achten, dass die neuen Studienplätze, die wir mit dem Hochschulpakt finanzieren, auch in ausreichendem Maße im Masterbereich entstehen.“ oder “Der Wechsel ins Ausland ist durch die Bologna-Reform einfacher geworden. Da muss es erst recht möglich sein, von einem Bundesland in ein anderes umzuziehen.” Auch KMK-Präsident Bernd Althusmann bekräftigte: “Es ist erfreulich, dass wir mit der diesjährigen Bologna-Konferenz den konstruktiv-kritischen, intensiven Dialog mit allen Beteiligten über Stärken und Schwächen bei der nationalen Umsetzung fortsetzen. Die Kultusministerkonferenz hat mit der Änderung der ländergemeinsamen Strukturvorgaben im Februar 2010 umfassend auf die Kritik an der Bologna-Umsetzung reagiert…“ Des Weiteren: „Von Engpässen im Masterbereich kann nicht gesprochen werden. Die Kultusministerkonferenz nimmt die Befürchtungen auch im Hinblick auf die doppelten Abiturjahrgänge und die steigende Zahl der Bachelorabsolventen ernst und wird die Entwicklung weiter verfolgen. Bei Bedarf müsste zu gegebener Zeit überlegt werden, den Ausbau der Masterstudienplätze in die Verhandlungen zum Hochschulpakt einzubeziehen“. Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Margret Wintermantel ist ein bisschen konkreter: “Alle Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen sollen die Chance auf einen Studienplatz in einem Master-Programm bekommen. Hier ist die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Hochschulen ermöglichen, ausreichend Studienplätze anzubieten. Wir brauchen ein Angebot, welches sich an den Eignungen und Neigungen der Studierenden und den Entwicklungen am Arbeitsmarkt orientiert.“

Die Frage bleibt: „Ja, wann denn?“ Daher hofft CampusGrün „…,dass sich die Studierenden in den kommenden Semestern gegen diese hochschulpolitische Irrfahrt stellen werden. Es geht schließlich um Ihre Zukunft – berufliche Chancengerechtigkeit fängt mit der Bildung an!“

 

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Fahrrad ahoi! https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/fahrrad-ahoi/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/fahrrad-ahoi/#comments Tue, 10 May 2011 06:00:56 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=105552
Inga Stolz | StudentenPACK.

Rund um Lübeck lässt es sich ausgezeichnet Fahrrad fahren.

Der Frühling ist da und somit beginnt für die meisten Studenten wieder das Leben auf dem Fahrrad. Leider meistens aber nur auf den Kilometern zur Uni und wieder zurück. Und dabei gibt es rund um Lübeck mit dem Fahrrad für stressgeplagte Studenten so viel zu entdecken. Zum Beispiel: Wer von Euch weiß, dass es ganz in der Nähe der Uni einen Badeteich gibt, den man gemütlich in einer Freistunde erreichen kann und der sich so prima für eine schnelle Abkühlung für zwischendurch eignet? Um Euch ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben, dass Ihr wirklich da studiert, wo andere Urlaub machen, und das auch noch alles mit dem Fahrrad erreichbar, habe ich mal meine Lieblingsplätze zusammen gesucht. Es sind eher die gemütlichen oder naturnahen Wege, also lieber nicht mit Eurem Rennrad. Wenn Ihr meint, dass Eure Lieblingsroute fehlt, schreibt uns unter studentenpack@asta.uni-luebeck.de, dann können wir die geballte Sammlung den Neuankömmlingen zum nächsten Wintersemester im Erstihelfer mit auf den Weg geben.

Auf dem Drägerweg zum Ratzeburger See

Der Weg führt durch den Stadtwald, ja den gibt es wirklich, und dann entlang der Wakenitz bis zum Ratzeburgersee. Lasst Euch nicht durch Wegkreuzungen, durch die Unterführung der Autobahn oder von frei laufenden Emus verwirren. Am besten, Ihr haltet nach den Schildern mit der Aufschrift Drägerweg Ausschau. Um die Emus müsst Ihr Euch auch bald keine Sorgen mehr machen, denn die sollen alle gezielt erschossen werden. Für diejenigen, die nicht genug vom Fahrradfahren und dem See bekommen, lohnt sich noch die Strecke um den See herum, (natürlich) mit Eisessen in Ratzeburg. Die Strecke ist etwas hügeliger und es kann sein, dass Ihr vielleicht mal absteigen müsst.

Die Route

Ratzeburger Allee – Müggenbuschweg (hinter der Bundespolizeiakademie) – Zum Absalonhorst (einfach ab durch den Wald und die asphaltierte Straße, Absalonhorstweg, kreuzen) – Drägerweg – Vierthweg – Am Vierth – Drägerweg (hinter den Schweinen rechts) – unter der Autobahn her – Drägerweg (hier liegt nach der Unterführung ein Stein für einen kleinen Pfad, nicht auf dem asphaltierten Weg bleiben, außer Ihr liebt die Langeweile) – Rothenhusen – Ratzeburger See

Die schönsten Wege zum Herrentunnel

Der Treidelpfad

Wie wurden früher eigentlich die großen Segelboote der Ostsee in den Hafen von Lübeck gebracht? Der Treidelpfad enstand durch die Hufen der Pferde, die die schweren Handelsschiffe entlang der Trave nach Lübeck ziehen durften. Genau auf diesem Weg kann man herrlich an der Trave entlang zum Herrentunnel gelangen. Auch sind die Wege gespickt mit Sanddornbüschen und eignen sich daher auch prima zum Sammeln und Jagen. Los geht es an der Straße An der Hülshorst. Bevor dieser Weg in den Am Schellbruch übergeht, kann man links einen kleinen Waldweg finden. Wenn man diesem folgt und nicht in den Schwarzer Weg einbiegt, landet man direkt auf dem Treidelweg nach Gothmund. Dieser Weg ist zwar sehr eng, aber wunderschön am Wasser gelegen, und lohnt sich auch für Spaziergänge. In der Mitte des Weges muss man eine kleine Brücke überqueren, denn hier befindet sich ein Auslaufbecken für die Trave. Dieses Gebiet ist überlaufen mit Vögeln jeglicher Art und sehr ruhig. Spaß macht es auch, die dicken Boote, welche den Lübeck-St. Petersburg-Kanal nutzen, um nach Lübeck zu kommen, durch das enge Fahrwasser walzen zu sehen.

Grundschule lässt grüßen, der Waldlehrpfad

Wenn man den Treidelpfad schon zu genüge gefahren ist, lässt sich die Waldseite der Travemünder Allee sehr empfehlen. Nur wenn es stark geregnet hat, wird die ganze Sache etwas matschiger. Einige von Euch werden die Wege als Joggingrouten kennen. Das witzige ist, dass es sehr viele Wege gibt, jeder dieser Wege einen Namen und jede Kreuzung einen Wegweiser hat. Aber egal, wie man sich entscheidet, man kommt doch immer an. Am Besten kommt man in den Wald über den Weg Am Waldsaum an der Travemünder Allee, genau dort wo Lübeck seine Kirmes feiert. Einer dieser Wege verbirgt auch einen Waldlehrpfad, andere wiederum verbergen parallelverlaufende Reiterwege. Am Ende kreuzt man den Wesloer Weg und schließlich die Mecklenburger Straße, um dann auf dem Weg Am Stau zum Herrentunnel zu gelangen.

Auf der anderen Seite des Tunnels

Hat man es auf die andere Seite des Tunnels geschafft (Die Busfahrt ist umsonst und der Bus fährt zu jeder Zeit. Nachts muss man ihn per Rufsäule anklingeln. Die Begegnung mit dem Busfahrer erfolgt auf eigene Gefahr.), gibt es einen längeren und einen schnellen Weg bis zum Ziel Travemünde. Bei dem schnellen Weg einfach den Fahrradschildern folgen, hier fährt man die Travemünder Landstraße entlang. Auf der Strecke gibt es den mysteriösen Panoramaweg, welcher sich im Winter zum Schlittenfahren eignet. Direkt hinter der Kreuzung Ivendorfer Landstraße und Ovendorfer Straße den Buckel hoch. Kann man auf jeden Fall mal gemacht haben. Der etwas längere Weg nach Travemünde wandelt auf den Fährten von unseren Vorfahren. Dazu muss man direkt nach dem Herrentunnelbus unter der Unterführung auf den Weg Am Langen Berg (der Name tut nur so) abbiegen, den Forstweg passieren und der K20 folgen, doch nicht nach Kreuzkamp abbiegen, sondern einfach weiter geradeaus durch den Wald. Aber Achtung: Wagt man sich in den Wald hinein, findet man zahlreiche Spuren tausend Jahre alter Geschichte, sei es das Pöppendorfer Großsteingrab oder der Ringwall (den muss man gesehen haben). Zwischen drin gibt es immer mal wieder Schilder, wie vor tausenden von Jahren Ackerbau betrieben wurde, und man findet viele gemütliche Stellen zum Picknicken auf geschichtsträchtigem Boden. Landet man schließlich in Pöppendorf, fährt man weiter nach Ovendorf, Ovendorferhof und von da aus nach Travemünde. Dadurch erlebt man gleichzeitig noch Lübecksdorf und Bauernleben.

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Was ist los in Flensburg? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/was-ist-los-in-flensburg/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/was-ist-los-in-flensburg/#respond Mon, 09 May 2011 22:00:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=105550 Zu der Demonstration „Lübeck kämpft“ kamen 14.000 Menschen, darunter zahlreiche Flensburger.

Nicht nur solidarisierten sie sich mit Lübeck, sie machten auch auf ihre eigene Misere aufmerksam. So erinnern wir uns alle noch an das Schreiben der Haushaltsstrukturkommission, dort stand zu Flensburg: „An der Universität Flensburg wird die Qualität der Lehrerbildung gesichert. Hierzu wird sie sich zukünftig auf die nicht gymnasiale Lehramtsausbildung konzentrieren. Die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge (800 Plätze) werden zum Wintersemester 2011/12 beendet. Den bereits Eingeschriebenen wird der Abschluss des Studiums ermöglicht. Freiwerdende Stellen im Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge werden nicht wieder besetzt. Auf diese Weise wird das Personal schrittweise abgebaut. Einsparungen treten ab 2017 mit insgesamt 1,7 Millionen Euro ein.“

Die Universität zu Lübeck „wurde gerettet“, doch wie sieht die Entwicklung in Flensburg aus? Dem Ganzen im Internet auf den Grund zu gehen und aktuelle Informationen zu sammeln, gestaltet sich als sehr schwierig. Man findet jedoch einzelne Statements zu der aktuellen Lage in Flensburg. Schnell wird klar, es geht immer noch um 1,7 Millionen Euro, die eingespart werden sollen. Susanne Herold aus der CDU regt sich in einem Statement vom 25. April 2011 über den Kontrakurs der Opposition in Sachen Einsparungen in Flensburg auf. Weiter schreibt sie, dass die erforderliche Summe bis zum Jahr 2020 zusammengebracht werden muss. Die Flensburger Wirtschaft habe zu diesem Thema bereits große Verantwortung gezeigt und das Ziel akzeptiert. Von der Opposition wird gefordert, dass die CDU sich von den Forderungen des Wirtschaftsrates distanziert. Dieser hatte wie bereits die Haushaltsstrukturkommission vor einem Jahr die Abwicklung der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge der Universität Flensburg gefordert. So steht in einer Pressemitteilung der SSW vom 24. April 2011: „Der SSW fordert den CDU-Landesvorsitzenden Christian von Boetticher auf, sich von der Forderung des CDU-Wirtschaftsrats nach Abwicklung der Universität Flensburg zu distanzieren. Dieser hatte gestern gefordert, die Universität Flensburg müsse zur Pädagogischen Hochschule zurückentwickelt und die anderen Studiengänge an die Universität Kiel verlagert werden. „Der CDU-Wirtschaftsrat beschießt die Hochschule und trifft damit vor allem die Wirtschaft in der nördlichen Region, die sich mit einer beispiellosen Kraftanstrengung für den Erhalt der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge an der Universität Flensburg einsetzt“, sagt die Vorsitzende der SSW-Landtagsfraktion, Anke Spoorendonk. Ganz anders der Bericht der Wirtschaftskommission Niedersachsen. Diese empfiehlt den Standort der Wirtschaftswissenschaften in Flensburg zu halten und zu fördern, denn gerade diese stärkten den Norden und die Zukunft. Die Landes-Asten-Konferenz ist einstimmig „Sparen, streichen und abbauen sind keine zukunftsfähigen Konzepte für ein modernes Schleswig Holstein“, nachzulesen in der Pressemitteilung der LAK Schleswig-Holstein zum Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Flensburg steht also noch alles offen, wobei es nicht wirklich gut aussieht. Das StudentenPack informiert über weitere Ereignisse und geplante Entwicklungen.

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Was passiert, wenn Patienten versterben https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/was-passiert-wenn-patienten-versterben/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/was-passiert-wenn-patienten-versterben/#respond Mon, 11 Apr 2011 14:40:59 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=328 Wenn ein Mensch zu Hause stirbt, stellt meistens der Hausarzt die Todesursache fest. Was passiert jedoch, wenn man in der Klinik, also bei einem Krankenhausaufenthalt, stirbt? Es ist ein sensibles Thema und man muss klar das strukturelle Vorgehen vom Verhalten gegenüber den Verwandten angesichts der traurigen Tatsache, dass ein Mensch gestorben ist, trennen. Um zu erfahren, wie im Speziellen das UKSH Lübeck mit verstorbenen Patienten umgeht, habe ich Prof. Dr. Alfred C. Feller, Institutsleiter der Pathologie hier in Lübeck, aufgesucht. Er erläuterte mir die Bedeutung der Pathologie und die medizinische Vorgehensweise beim Versterben von Patienten.

Feller wurde 1992 zum Lehrstuhl in Lübeck berufen. „Dies war ein wahrer Glücksfall für mich“, berichter der Pathologe, der sich selber als Nordlicht bezeichnet. Eigentlich wollte er nach seinem Studium in Wien und Kiel Kinderarzt werden, doch das wissenschaftliche Arbeiten in diesem Fachbereich wäre sehr schwierig geworden. „Auf Anraten bin ich in der Pathologie gelandet.“ Zuerst in Kiel, dann in Würzburg. In Kiel sammelte er Erfahrungen im Bereich von Blut-, Knochenmark- und Lymphknotenerkrankungen, in Würzburg half er mit, die Pathologie in dieser Fachrichtung weiter auszubauen. „Lübeck war zu dieser Zeit ein Durchlauferhitzer für angehende Professoren aus München, die nach Lübeck gingen, um dann zurückberufen zu werden. Ich war überglücklich, als ich unter den 25 Bewerbern der ausgewählte war, der in Lübeck die Pathologie aufbauen durfte.“ Feller können die Studenten in den ersten vier klinischen Semestern der Medizin begegnen oder im Grundkurs Pathologie für technische Studiengänge. „In meiner Lehre möchte ich weg vom Schulischen, es geht darum, selbständig zu arbeiten, neugierig zu sein und sich selber zu begeistern, auch wenn kein Prüfungsdruck besteht. In der allgemeinen Pathologie sollen Grundmechanismen und Ursachen von Krankheitsbildern verstanden werden. Es geht darum, ein Basiswissen anzureichern, ohne sich auf eine bestimmte Krankheit zu spezialisieren.“

Die Pathologie in Lübeck

Es arbeiten ungefähr 50 Menschen hier in der Pathologie, vorwiegend Mediziner, Naturwissenschaftler und medizinisch-technische Assistenten. In Deutschland ist Lübeck das größte Zentrum für Lymphknotendiagnostik und Hämatopathologie, welches ein Konsultations- und Referenzzentrum einschließt. „1992 wurde die Pathologie bei gerade mal 200 Patienten mit Knochenmark- und Lymphknotenerkrankungen mit eingebunden, heute werden Gewebeproben von 12000 Patienten mit diesen speziellen Erkrankungen im Institut untersucht.“ Die Pathologie in Lübeck ist eng verzahnt mit den anderen Zentren für Knochenmark- und Bluterkrankungen. Auf der einen Seite, um Zweitmeinungen einzuholen und für viele Kliniken für die Primärdiagnostik. Auf der anderen Seite, um Wissen zu vernetzen und zu sammeln. Auch arbeitet das Institut mit den Instituten der Medizinischen Biometrie und Statistik (beispielsweise für Evaluationsprozesse und Studien) und dem Institut der Molekularen Medizin (etwa für Untersuchungen bezüglich Mikro-RNA) zusammen. „Hier eröffnet sich ein weites Spektrum für Doktor- und Bachelorarbeiten. Zum Beispiel haben wir erforscht, dass Mikro-RNA bei der Fixierung von Gewebe durch Formalin nicht zerstört wird. Dadurch tragen sie weiterhin ihre Informationen zur Genexpression und damit zum Zellwachstum. Nun werden sämtliche Proben aus den vergangenen Jahren darauf untersucht.“

Was bedeutet Pathologie?

Der Begriff der Pathologie ist alt, er steht für „die Lehre von den Leiden“ und begann mit der Obduktion und Untersuchung von Leichen. Bereits im Alten Ägypten wurden Leichenöffnungen vorgenommen, doch erst 1682 verfasste Giovanni B. Morgagni das wohlbekannte Buch „Vom Sitz und den Ursachen der Krankheiten“ und gab damit den Startschuss für die wissenschaftlich orientierte Pathologie, wie wir sie heute kennen. Mit der Entwicklung von Mikroskopen wurde auch das Untersuchen von Zellverhalten bei Erkrankungen möglich. „Rudolf Virchow begründete 1858 die Zellularpathologie und damit die Erforschung des Wechselspiels zwischen Zelle und Krankheitsbild.“ Das Bild der Pathologie, in einem Keller obduzierten schwarz gekleidete Menschen Verstorbene, so Prof. Feller, entspreche nicht der Realität. Das Hauptaufgabenfeld liege darin, Gewebeproben lebender Menschen zu untersuchen und daran zu forschen. „Obduktionen nehmen im Aufgabenfeld eines Pathologen einen kleinen Anteil von gerade mal 5 bis 10 Prozent ein. Vor 50 Jahren wurden pro Jahr rund 2000 Patienten nach ihrem Versterben untersucht, heute sind es gerade mal 150. Im Gegensatz dazu stehen 80000 Gewebeuntersuchungen pro Jahr.“ Im UKSH Lübeck sterben pro Jahr etwa 1000 bis 1200 Menschen, sie alle durchlaufen die Pathologie, zu einer Obduktion kommt es aber in den seltensten Fällen.

Wann wird obduziert?

Eine Obduktion wird notwendig, wenn es darum geht, Informationen für die Klinik zu sammeln: Warum ist der Patient verstorben, war die Diagnose richtig, hat die Behandlung irgendwelche Veränderungen verursacht? „Ungefähr 10 Prozent der Hauptdiagnosen in Kliniken sind nicht richtig oder unvollständig.“ Auch Informationen für Angehörige werden erhoben, zum Beispiel zur Klärung von Fehlbildungen oder es werden genetische Ursachen näher betrachtet. „Manchmal muss auch untersucht werden, ob der Patient aufgrund einer Berufskrankheit verstorben ist, zum Beispiel an den Folgen einer Asbesterkrankung.“ Des Weiteren dient eine Obduktion zur Ausbildung der Medizinstudenten, Zusammenhänge sollen erkannt, ein Erfahrungsschatz aufgebaut werden. „Das große Ganze darf bei der ganzen Spezialisierung heutzutage und dem vielen praxisorientierten Arbeiten nicht verloren gehen.“ Gesetzlich können Angehörige bis zu 24 Stunden nach dem Versterben einer Obduktion widersprechen; auch dem Willen des Verstorbenen wird Folge geleistet. Üblich ist es heute, mit dem Einverständnis der Angehörigen eine Obduktion durchzuführen. „Steht der Verdacht einer Infektionserkrankung, kann eine Obduktion zum Gemeinwohl erzwungen werden, man spricht dann von einer Verwaltungsobduktion.“
Verstirbt ein Patient im UKSH, wird er im Kühlraum der Klinik aufbewahrt und von dort durch ein Bestattungsunternehmen, welches vom Krankenhaus beauftragt wurde, zur Pathologie gebracht. „Erhalten wir den Auftrag zu einer Obduktion, untersuchen wir bei dieser zunächst alle Organe. Ist ein Befund auffällig, wird dieser noch näher histologisch betrachtet. In einem Bericht wird dann die Klinik informiert.“

Wie werden Angehörige mit eingebunden?

„Die Zusammenarbeit mit Angehörigen ist uns sehr wichtig. So haben wir einen eigenen Eingang für Verwandte und einen Raum zum Aufbahren des Verstorbenen, um Abschied nehmen zu können. Auch können Angehörige auf Wunsch den Obduktionsbericht erhalten, wobei er dann extra für Laien verfasst wird“, erläutert der Pathologe. Nach der Bestattungspflicht in Deutschland haben die Hinterbliebenen für die Beerdigung zu sorgen, falls diejenige Person nicht schon zu Lebzeiten eine andere Person, beispielsweise ein Bestattungsunternehmen, beauftragt hat. Sind Angehörige nicht auffindbar oder kommen aus anderen Gründen nicht für eine Beerdigung auf, muss die entsprechende Gemeinde, in der die Person gestorben ist, sich um die Bestattung kümmern und diese bezahlen.

Zukunft der klinischen Obduktion

Am Ende unseres Gespräches überreichte mir Alfred C. Feller einen Bericht der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, in dem die Zukunft der klinischen Obduktion diskutiert und eine Veränderung dieser vorgeschlagen wird.
Demnach verliert die Obduktion immer mehr an Bedeutung und wird entprofessionalisiert. So werden, wie bereits berichtet, kaum noch Obduktionen durchgeführt. Darüber hinaus obduzieren kaum noch Fachärzte, sondern Jungassistenten. Laut Bericht ist „die Entprofessionalisierung des klinischen Inputs und des pathologischen Outputs bei den Obduktionen unübersehbar […].“ Dazu Feller: „Die Ursachen liegen zum einem auf der gesellschaftlichen Ebene, so ist der Tod und eine mögliche Obduktion meist ein Tabuthema, über das nicht gerne geredet wird. Auf der anderen Seite liegen die Ursachen auf der klinischen Ebene. Ärzte informieren Angehörige meist nur noch per Telefon über ein Versterben, Zeit für eine Aufklärung, warum eine Obduktion sinnvoll wäre, gibt es in den seltensten Fällen.“ Um eine Facharztqualifikation zu erhalten, muss jedoch eine bestimmte Anzahl von Obduktionen durchgeführt worden sein. Der Bericht schreibt dazu: „[…] an den Universitätsklinika“ wird somit „ein Engpass geschaffen […]. Und dies, obwohl für die Tätigkeit der Pathologen die Obduktionen praktisch keine Rolle mehr spielen […].“ Auf der anderen Seite ist es fraglich, ob eine „wirkliche Kompetenz in der Obduktionspathologie durch eine Fallzahl von 100-200 wirklich zu erreichen ist“. Die klinische Obduktion steckt also in einem Dilemma, bei welchem gerade angehende Ärzte den Kürzeren ziehen, da sie kaum noch einen direkten Einblick in das Erscheinen und Auftreten von Krankheiten durch eine Leichenschau erhalten können. Die Qualität der Ausbildung in diesem Bereich wird stark eingeschränkt. Es wird im Bericht „eine Neuaufstellung der Obduktionspathologie“ gefordert. Dadurch soll der Nachwuchs eher angesprochen und der Ruf der klinischen Obduktion sowie die Wahrnehmung „innerhalb der Medizin und in der Öffentlichkeit“ verbessert werden.

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Was tun gegen Produktpiraterie? https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/was-tun-gegen-produktpiraterie/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/was-tun-gegen-produktpiraterie/#respond Mon, 17 Jan 2011 19:00:43 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=106018 Und da ist es wieder: das Wort Produktpiraterie. Nur geht es diesmal nicht ausschließlich um die direkte Materie, sondern eher um Urheberrechtsverletzungen (noch so ein Wort) im Internet.

Wie kann man im World Wide Web die Rechte der Produzenten, Autoren und Musiker sichern?

Diese Frage versuchen seit 2007 einige Länder unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu beantworten, um untereinander ein Abkommen zu schließen, welches eben diese Rechte stärkt. Es geht also um die Rechte am geistigem Eigentum.

Hintergrund

Zu den Teilnehmern gehören die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Südkorea, Schweiz, Singapur, Australien, Neuseeland, Mexiko, Marokko und Jordanien. Außerdem sind die Europäische Union und die Vereinigten Arabischen Emirate vertreten.

Das Ziel ist es, ein internationales Rahmenkonzept zu finden, welches die Durchsetzung der Gesetze zu den Urheberrechten verbessern soll. Die Übereinkunft soll die Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe der Teilnehmerstaaten stärken, die Strafverfolgung vereinfachen und die Durchsetzung der Urheberrechte legalisieren.

Der endgültige Vertragstext wurde am 3. Dezember 2010 vorgelegt und kann nun ab dem 31. Dezember 2010 im europäischen Parlament abgestimmt werden.

Beispiel

In Zukunft sollen Dritte für Internet-Inhalte haftbar gemacht werden, das heißt, stiftet man auf der eigenen Seite zu Copyright Verletzungen an und tun dies andere auf der eigenen Plattform nachweislich auch, macht man sich schuldig.

Internetdienstanbieter können sich dem nur entziehen, wenn sie die Handlungen ihrer Kunden überwachen, ihnen Fristen zum Löschen von Inhalten setzen (sogenannte Notice-and-Takedown-Systeme) und das Three-Strikes-Modell (Warnung-Mahnung- Sperrung oder abgestufte Erwiderung) zum Aussperren von Raubkopieren umsetzten. Das heißt, wird man dreimal im Sinne des ACTA straffällig, dann wird einem der Internetzugang gesperrt.

Argumente der Befürworter

Die Europäische Wirtschaft leidet sehr unter dem Handel mit gefälschten europäischen Produkten und streicht Jahr um Jahr immer mehr spürbare Verluste im Zusammenhang damit ein.

Auch nimmt die Anzahl der gefälschten Produkte zu, die so mangelhaft angefertigt wurden, dass sie gefährlich für die Verbraucher werden. Sei es durch fehlerhafte Konstruktion oder durch schädliche Inhaltsstoffe.

Wirtschaftlich gesehen ist klar, dass etwas passieren muss.

Da beim Vertrieb jeglicher Produkte das Internet mit all seinen Verstecken und Weiten eine große Rolle einnimmt, erschließt sich auch, dass ein Abkommen gefunden werden muss, welches auch das Internet einschließt. Auch wird es immer schwieriger, Fälschungen vom Original zu unterscheiden und ein weltweit ausgetragenes Katz und Maus Spiel macht es sinnvoll eine international geltende Übereinkunft zu finden.

Dabei darf man nicht vergessen, wie gefährlich die ganze Angelegenheit sein kann, so stecken hinter den Produktpiraten oft mafiöse Verbindungen, die vor Gewalt und Mord nicht zurückschrecken.

Auch ist das ACTA offen für jeden Nachwuchs. Es soll ersteinmal eine Grundlage schaffen, auf die aufgebaut werden soll. Am Ende soll das ACTA auch attraktiv für Länder wie Russland und China gestaltet sein.

Kritik

Bei dem ACTA geht es um sensible Themen, die jeden einzelnen angehen. Daher stoßt es vielen auf, dass die meisten Dinge unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen wurden. So liegt nun ein fertiges Produkt in den Händen der europäischen Union. An diesem kann nicht mehr gerüttelt werden, erst recht nicht, wenn sie es unterzeichnen.

Kritik besteht vor allem darin, dass die Besprechungen um das ACTA vor allem durch wirtschaftliche Interessen geprägt wurden. Dabei hat es Anschein, dass weniger ein Auge auf bürgerliche Rechte geworfen wurde noch die Auswirkungen auf die Verbraucher gründlich geprüft wurden.
So zum Beispiel das Three-Strikes-Modell. Umgesetzt für Urheberrechtverstöße ist das Prinzip mittlerweile in Neuseeland, Südkorea, Frankreich, Taiwan und dem Vereinigten Königreich. Dabei folgen auf die ersten zwei Vergehen kleine Strafen (meist Verwarnungen), danach die Internetsperre für eine bestimmte Zeit. Dabei ist der Beschuldigte meistens in der Bringschuld. Kann er nicht beweisen, dass jemand anderes seine Zugangsdaten missbraucht hat, wird er bestraft.

Deutschland

Was sich für uns in Deutschland ändert ist nicht klar. Auf die Anfrage von der Linken (Frage: Inwieweit wird das ACTA Auswirkungen auf die Rechtsetzung in Deutschland bezüglich des Urheberrechtes und anderer Schutzrechte haben?) an die Bundesregierung bezüglich ACTA antwortete diese, dass die Politik der Bundesregierung darauf abzielt, dass die Fortentwicklung des Urheberrechts und anderer Schutzrechte in Deutschland nicht durch ACTA präjudiziert wird.

Das ACTA greift also keiner Entscheidung vor, kann jedoch für Gesetzesänderungen als Grundlage oder Hilfestellung genutzt werden.
Es bleibt also spannend, die Entwicklung von ACTA weiter zu verfolgen, auch im Hinblick auf Deutschland.

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Generation Endlager https://www.studentenpack.de/index.php/2010/12/generation-endlager/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/12/generation-endlager/#respond Thu, 02 Dec 2010 14:13:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1104 Große Menschenversammlungen vermeide ich eigentlich gerne, zu viel läuft durcheinander, zu schnell gehen Freunde verloren, alles bunt, laut und hektisch. Aber Demonstrieren geht man ja nicht um unbedingt Spaß zu haben oder sich gegenseitig zu feiern, sondern um ein Statement zu setzen. Zeigen, dass man ein Problem mit derzeitigen Politikern oder mit den Menschen hat, die meinen das Sagen zu haben. Wenn man es satt hat ein artiger Bürger zu sein und seine Stimme gebrauchen möchte.

Gespannt trafen wir, die am 06.11 Präsenz in Sachen Atomkraft und vor allem Atommüll zeigen wollten, uns vor den drei Bussen, die von den Lübeckern Grünen organisiert wurden. Die Tickets konnte man sich in der Woche zuvor zum Beispiel im Eine Welt Laden in der Hüxstraße kaufen. Ermäßigt für Studenten gerade mal 10 Euro, inklusive Rückfaht. Es waren Alte und Junge. Eltern die bereits in den 80ern und 90ern gegen die gleiche Sache kämpften, fuhren nun alleine, mit ihren Kindern oder sogar Enkelkindern. Manche sahen sogar so aus, als wären sie in der Zeit stehen geblieben, Filzpullover, lange Haare und Hornbrille. Schnell fiel auf, es ging nicht nur um den Castor der in den nächsten Tagen im Wendland eintreffen sollte, sondern auch um die Grundeintellung gegenüber der Natur. Witzig fand ich in dem Zusammenhang jedoch die große Anzahl an Bäckerei Junge Bechern, die später bei der Ankunft achtlos in den Müll geworfen wurden. Hausaufgaben kann man ja nicht überall machen.

Die Fahrt ging los, zwar wurden wie bei jeder Busfahrt gleich Esssen und Süßigkeiten ausgepackt, aber richtig viel wurde nicht gerredet. Zu dem Thema Atomkraft und Lagermöglichkeiten ist ja auch schon vieles gesagt worden und diskutieren macht eigentlich ja auch mehr Spaß, wenn nicht alle der gleichen Meinung sind.

Mein Sitznachbar vor mir erzählte von seinen Erfahrungen aus der Schulzeit “Uns wurde immer mit Unterrichtausschluss und Verweiß gedroht, falls wir demonstrieren gingen…” Das hatte sich geändert, klar die Alten Lehrer wurden längst durch junge, oft selber Atomgegener- Aktivisten ausgetauscht. Ich musste an meinen Vater denken und seinen Abiturjahrgang, die den offizielen Abiturabschluss boykottierten, weil der Direktor sie, die Atomkraftgegner, mit den RAF- Terroristen in einen Topf warf und sie als hinterwäldlerisch beschimpfte. Ihr kennt sicherlich auch so welche Geschichten.

Es begann zu regnen, wie aus Eimer, wie man so schön sagt. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn Felder und nicht asphaltierte Wege warteten auf uns.

Dreisig Kilomter vor Dannenberg begann der Verkehr immer wieder zu stocken. Und dann vor Ort sahen wir sie, die Busschlange die seinesgleichen sucht. “Wenn Außerirdische das jetzt sehen würden”, ging es mir durch den Kopf, “die würden uns total für verrückt erklären.” Eine logistische Meisterleistung, die tatsälich auch gut organisiert war.

Leider befand sich jedoch unser Parkplatz ziemlich weit weg von dem Kundgebungsplatz, wir liefen über eine Stunde dort hin, durch Dannenberg durch und wieder hinaus. Die meisten Häuser waren gezeichnet vom Widerstand, kein Wunder wenn man sich ernstahft damit auseinandersätzt, was da unter einem lagert. Von anderen wurden wir aus den Häusern kritisch beäugt und teilweise sogar gefilmt, trauen tut man einer solch großen Menschenmasse wohl auch hier nicht. Andere, wie zum Beispiel der Klamottenladen in der Fußgängerstraße, machten wohl Ihren Jahresumsatz mit Glühwein und Kaffe, auch im Dönnerladen herrschte Hochkonjunktur. Viele wollten jedoch schnell ankommen. Allen wurde klar, wenn der Bus um halb sechs wieder abfahren wollte, dass man spätestens um vier beginnen musste zurück zu laufen und es war bereits halb zwei.

Gerade Eltern mit Kinder waren bei dieser Strecke etwas überfordert, auf dem Arm kann man ganz schön schwer werden. Bei einem kurzen Zwischenstopp bei dem Dennenberg Camp, wo man noch T-Shirts, Fahnen und Aufkleber kaufen oder sich mit anderen Aktivisten kurzschließen konnte, überwältigte einen der Anblick der vielen Demonstranten auf dem Demofeld. Es war bunt, laut und hektisch. Ich beruhigte mich, als mich meine Mutter bei dem Atomklo, Treffpunkt für alle Suchende und Gestrandeten, in die Arme schließte. Denn auch für mich war der Tag, wie für viele andere, eine Familienzusammenführung, denn kurze Zeit später stehe ich auch noch vor meinem Bruder, der sich hier mit anderen Schutten getroffen hatte.
Dann erschallte es “Merkel du Bist”, Bela B und Rocko Schamoni hatten es sich auf der Bühne zurecht gemacht. “Wir sind gegen Strom” gab Bela zum Besten. Der Auftritt dann selber wurde ziemlich schwach, aber ich glaube das Wort “Biest” ist mein neues Lieblingswort. Es folgten Redner und andere Musikakts, aber so richtig spannend war es nicht. Wir zogen uns zu den Ständen zurück, wo Kürbissuppe und Kaffee auf uns warteten. Irgendwie kippte auf einmal die Stimmung, zwar kaum merklich, aber doch so, dass man sich ersteinmal umschaute, auffallend viele schwarzgekleidete Menschen fanden sich zusammen. Polizei war sofort zur Stelle und stellte sich auf Position. Es wurde sich gegenseitig angestarrt und gefilmt. Die Polizei wurde langsam eingekeselt. Es erschallte auf einemal rhytmische Musik, die Samba Gruppe stellte sich zwischen den “schwarzen Block” und der Einsatzgruppe und rettete die Situation. Nicht schlecht, wie sich fremde und so unterschiedliche Menschen, in Ihrer Musik bzw. Trommelkünsten zu einem Herztakt zusammen finden.

Leider war für uns dann auch die Zeit gekommen wieder zum Bus zu marschieren, Abschied von der Familie und los ging es. Als Stimmungsaufeheller auf dem Weg dienten uns die sauren Trops von nimm zwei. Es war ja wirklich auch ein langer Weg. Ich bin mir sicher am Morgen werden es alle gepürt haben. Eine Sache fiel mir dabei noch auf, es waren auffallend viele dünne und sportliche Menschen unter der Menge. Ob das auch etwas mit der Grundeinstellung der Menschen, die hier waren, zu tun hat. Bewusstsein nicht nur gegenüber der Umwelt, sondern auch dem eigenen Körper?
Ein Sonnenuntergang belohnte uns, das Wetter hatte gehalten. Im Dunkeln suchten schließlich alle nach ihren Bussen, bei der Masse nicht so einfach. Zum Glück hatten wir uns unseren Ausstiegsplatz gemerkt. Müde ließen wir uns in die Sitze fallen. Uns war dann auch egal, wann der Bus losfuhr oder wie lange er aus dem Kreis um Dannenberg hinaus brauchte. Hauptsache Sitzen. Irgendwie ereilte alle ersteinmal ein Komma und vielen fielen die Augen zu. Doch so richtige Ruhe fand ich nicht, der Sitz zu eng. Ich will Ruhe und Freiheit um mich herum, wie geasgt ich mag große Menschenversammlungen nicht. So fühle ich mich ziemlich bescheiden. Wie nach dem Film “Age of stupid” der im Audimax im vergangen Semester gezigt wurde, diese Ohnmacht gegenüber der Zukunft.

Zu Hause angekommen bedankten wir uns bei den Organisatoren. Als ich endlich im Bett lag, wurde ich die im Bus über mich einbgebrochene Angst einfach nicht los und deswegen entschied ich mich zur Petrivision zu gehen, um dort Ruhe zu finden und die Schatten abzuwerfen. Das Thema war “Fest” und ich rate jedem am ersten Samstag im Monat mal zur Petrikirche auf elf Uhr nachts zu gehen, es lohnt sich.

Generation Endlager. Soweit man meint ein Endlager definieren zu können, sind wir das wohl und Millionen von Generationen nach uns auch, wenn sich nichts ändert. Merkel du Biest!

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Preis für besonderes studentisches Engagement https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/preis-fur-besonderes-studentisches-engagement/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/preis-fur-besonderes-studentisches-engagement/#respond Mon, 01 Nov 2010 09:00:25 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108186
Günter Klarner

Gemeinsam

Und dann ist schon wieder der Willkommensgottesdienst in St. Petri. Die Universität Lübeck begrüßt 525 neue Studentinnen und Studenten zu dem Wintersemester 2010/ 2011. Gerade das letzte Semester ist für alle andern 2751 Studenten schnell vorbei gegangen. „Lübeck kämpft“ kostete viel Konzentration und Aufmerksamkeit. Für die Kerngruppe von „Lübeck kämpft“, Studenten um die Fachschaften CS, MLS und Medizin, um das StuPa und um den AStA, bedeutet das letzte Semester schlaflose Nächte, aufreibende Gespräche und Organisationen. Zeit, die neben dem Studium nicht leicht zu finden war, wurde ohne langes Nachdenken in Anspruch genommen und in die gemeinsame Sache gesteckt. Vieles blieb währenddessen auf der Strecke, seien es Freunde, Hobbys oder eben das Lernen und eigenverantwortliche Arbeiten für das eigene Studium.

Über die Anerkennung dieser Arbeit durch den Preis für besonderes studentisches Engagement, welcher 41 Studenten in der St. Petri- Kirche von Prof. Till Tantau, Studiendekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, überreicht wurde, freuten sich daher alle. Es ist die größte Anzahl von Studenten, die den Preis in einem Jahr erhalten, seit seiner Einführung im Jahr 2004. Auch 2006 erhielten sieben Studenten, welche damals rund um das Thema „Lübeck kämpft für seine Uni“ aktiv waren, den Preis. Damals wie Heute war es schwierig die Zahl, der Personen unter den Vielen, zu bestimmen. Tantau betonte jedoch in seiner Übergabe, dass es keine Fragen und keine Diskussion um die Preisträger in diesem Jahr gab. Die Preisträger stehen daher stellvertretend für alle „Kämpfer“, die für den erfreulichen Ausgang gearbeitet und gewirkt haben. Ein großes Danke und Verbeugen geht daher an Alle.

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Was bisher geschah https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/was-bisher-geschah/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/was-bisher-geschah/#respond Mon, 01 Nov 2010 08:00:13 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108180
FS CS

Setzt die Segel, wir fahren nach Kiel!

Ruhe ist eingekehrt, der normale Uni-Alltag zurück. Die Universität zu Lübeck begrüßt in diesen Wochen ihre neuen Erstsemester. Studenten, welche nun die Geschichten, die Erlebnisse aus dem vergangenen Semester hören und an jeder Ecke erleben, nur eben nicht selber dabei waren. Eine Generation, die hoffentlich in ihrer Zeit an der Universität nicht erneut um deren Erhalt kämpfen muss.

Ähnlich waren die Hoffnungen nach 2005. Damals beschloss die Landesregierung, die medizinische Fakultät und die Unikliniken zusammen zu schließen und eine Landesuniversität Schleswig-Holstein zu gründen. 4.000 Menschen demonstrierten unter dem Motto „Lübeck kämpft“ gegen dieses Projekt. Mit Erfolg. Die medizinischen Fakultäten der Universität Kiel und Lübeck blieben getrennt, jedoch wurden die Unikliniken zum UKSH fusioniert. Die danach einkehrende Ruhe wurde bereits 2008 wieder gestört. Aus der Landesregierung erreichte die Universität die Nachricht, dass das UKSH privatisiert werden sollte. Dem UKSH Lübeck drohten damit nicht nur Kürzungen im personellen Bereich, sondern auch in der Lehre. Auch das Wohlbefinden der Patienten kann bei solch einer Umstrukturierung Sorge bereiten. Zusammen mit den Mitarbeitern der Klinik gingen einige Studenten auf die Straße. Bei den Tarifverhandlungen konnte verhindert werden, dass das UKSH Schleswig-Holstein privatisiert wurde, jedoch unter der Bedingung, dass die Mitarbeiter etwas von ihrem Gehalt abgeben, um die Sanierung der Klinik voranzutreiben.

Trotz dieses Tarifvertrages und der Bemühungen der Mitarbeiter erhielt der Standort am 23. April 2010 eine erneute Ohrfeige: Das Uniklinikum solle nun doch privatisiert werden. Das allgemeine Studierendenparlament berief eine Vollversammlung ein und mobilisierte zu einer erneuten Demonstration auf Lübecks Straßen. Diesmal sollte den Gerüchten, dass das UKSH in Lübeck und Kiel unabhängig voneinander verkauft werden sollten, entgegengetreten werden. Vor allem der Standort Lübeck mit seinen weniger sanierungsbedürftigen Gebäuden sollte gewinnbringend in private Hand übergehen. Lübeck und seine Umgebung würden also seinen medizinischen Maximalversorger verlieren. Bei der Abschlusskundgebung erreichte die Demonstranten dann der Paukenschlag: Die Haushaltsstrukturkommission, welche von der Landesregierung kurz nach der Landtagswahl eingesetzt wurde um eine weitere Neuverschuldung des Landes zu stoppen, veröffentlichte ihre Sparliste. Neben vielen Streichungen im Sozialbereich und dem Bildungswesen, die bereits einen fahlen Beigeschmack lieferten, enthielt der Bericht folgende Aussage: „Das Medizinstudium wird auf Grund der begrenzten Ressourcen bei der Förderung exzellenter Forschung und Lehre nach Kiel verlagert. […] Ab dem Wintersemester 2011/2012 werden deshalb keine neuen Studienanfänger für Medizin in Lübeck immatrikuliert.“ Außerdem wird in den Zeilen 892 ff. vorgerechnet, wie viel Geld in den nächsten Jahren durch diese Maßnahmen gespart werden soll. Des Weiteren wird verkündet, dass das Profil der Universität Lübeck im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich gestärkt wird.

Eine Milchmädchenrechnung und eine Verschleierung der Tatsachen, wie sich in den folgenden Wochen immer wieder und stärker zeigte. Die Universität Lübeck kann ohne den Medizinstudiengang nicht lange überleben. Die enge Verflechtung zwischen den einzelnen Instituten, viele interdisziplinäre Projekte – nicht zuletzt in den vergangenen Jahren gewollt und forciert durch die Landesregierung – und kleine Studentenzahlen, das alles würde beim Wegfallen der medizinischen Fakultät dafür sorgen, dass die gesamte Universität vor dem Aus stünde. Des Weiteren wurden in die Rechnungen der Haushaltsstrukturkommission die Mitarbeiter und Lieferanten außerhalb der Universität in die Rechnungen der Haushaltsstrukturkommission nicht miteinbezogen. Zahlreiche Unternehmen arbeiten eng mit der Universität zusammen und profitieren von ihr. In einer Umfrage der Industrie und Handelskammer im Juni gab jedes fünfte Lübecker Medizintechnik- und Gesundheitsunternehmen an, über einen Weggang nachzudenken, sollten die Pläne der Haushaltsstrukturkommission wirklich durchgesetzt.

„Lübeck kämpft“ wurde wieder entfacht. Wichtiges Kommunikationsmittel war und ist die Internetseite www.luebeck-kaempft.de, hier können immer noch alle möglichen Informationen und Ereignisse nachgelesen werden. Zum Beispiel die Fahrt nach Kiel am 16. Juni. 14 000 Studenten aus Flensburg, Kiel und Lübeck, Bürger, Hochschul- und UKSH Mitarbeiter zogen vom Kieler Bahnhof zum Landtag. Auch der Lübecker Sternenmarsch zum LN-Forum in St. Petri wird auf der Internetseite mit Bildern untermalt. Der Marsch ein wichtiger Baustein im Kampf um die Universität.

Dennis Boldt | StudentenPACK.

Landtagsabgeordnete in Kiel: „Ich hoffe zumindest, das alle Parteien aus diesem Sommer etwas gelernt haben.“

Im Juli dann die Lösung aus Berlin, im Hintergrund etwas kompliziert. Das Kieler Leibniz-Institut für Meereskunde soll in ein Institut der Helmholtz-Gemeinschaft umgewandelt werden, damit wird das Institut künftig durch 90 Prozent vom Bund getragen. Das Land finanziert das Institut zurzeit noch mit 50 Prozent. Hier knüpft vermutlich auch der Plan an, welcher vom Präsidium der Universität zu Lübeck ausgearbeitet wurde.In diesem Entwurf wurde aufgelistet, an welcher Stelle die Universität selber sparen kann und welche Umstrukturierungen dieses ermöglichen werden. Ganz vorne das Vorhaben, eine Stiftungsuniversität zu gründen und den Studiengang Medizin zu verkleinern. Leider fiel in diesem Zusammenhang auch das Wort Studiengebühren.

Diese Konzepte werden die Universität vielleicht sichern. Klar ist jedoch auch, dass die Universität durch diese Zeiten der Unruhe geschwächt wurde: Denn in einen labilen und umstrittenen Standort investiert man und dort bleibt man nicht. Umso ärgerlicher die Worte von Herrn Kubicki, Fraktionsvorsitzen- der der FDP im Kieler Landtag: „Die Universität stand nie auf der Kippe.“

Einen Standort so zu gefährden, nur weil man Kommunikationsschwierigkeiten hat, ist doch sehr fragwürdig. Unsicherheit bleibt, denn noch wurde keine offizielle Stellungnahme veröffentlicht. Die Liste der Haushaltsstrukturkommission steht scheinbar unverändert. Entschieden wird im Landtag im Dezember.

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Was würdet ihr tun? https://www.studentenpack.de/index.php/2010/07/was-wurdet-ihr-tun/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/07/was-wurdet-ihr-tun/#respond Fri, 02 Jul 2010 11:58:49 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1066 Eine 
sehr nahe Verwandte stirbt, es wird der Hirntod festgestellt. Das heißt, ihre Hirnfunktionen sind für immer erloschen. Der Körper und die Organe werden künstlich, dank moderner medizinischer Technik wie z.B. durch eine künstliche Beatmung, funktionstüchtig erhalten. Die Ärzte wollen nun wissen, wie die Verstorbene zur Organspende stand.

Nie darüber geredet, nie darüber nachgedacht und jetzt, innerhalb kurzer Zeit, in dieser schrecklichen Situation muss ein Entschluss gefasst werden. Eine Entscheidung, die sich um die Würde nach dem Tod und um das Leben eines anderen Menschen dreht.

Organspende und Organtransplantation gehen uns alle an. Dieses wird klar, wenn man sich die Zahlen zur Organtransplantationen in Deutschland 2009 anschaut. 7.652 Menschen befinden sich auf einer Warteliste. In 40 deutschen Transplantationszentren wurden 4.050 Transplantationen (ohne Lebendspenden) ausgeführt. In 38 Zentren wurden darüber hinaus 600 Nieren von lebenden Spendern übertragen.

Im Zusammenhang mit Organspenden besteht eine allgemeine Unsicherheit. Es stellen sich viele Fragen wie z.B.: Welche Entscheidungen darf ich als Angehöriger fällen? Wie wird der Tod überhaupt und zweifelsfrei festgestellt? Wie wird eine Organspende durchgeführt? Wie werden die Organe verteilt? Wie gehen Angehörige von Spendern und wie Empfänger mit diesem Thema um? Spielen wir uns nicht wie Gott auf, indem wir über das Leben eines anderen entscheiden?

Am Ende steht jedoch die Kernfrage, wie geht man mit dem Tod um, was möchte man für sich selber und was weiß man über seine nächsten Verwandten? 
vom Studentenpack haben uns schon länger mit derartigen Fragen beschäftigt und wollen in dieser Ausgabe das Thema Organspende und Organtransplantation, auch hier am UKSH Lübeck, näher beleuchten. In diesem Zusammenhang möchten wir uns ganz herzlich bei Herrn Dr. med. Martin Nitschke bedanken, der auf der Transplantationsstation als Oberarzt arbeitet und uns geduldig und umfangreich über das Thema informiert hat.

Inga Stolz | StudentenPACK.

Dr. med. Martin Nitschke

Wer kann spenden?

Bei der Organspende unterscheidet man zwischen Lebend- und Totspende.

Hat ein Patient einen irreversiblen Hirnschaden erlitten und Hirnfunktionen sind weder mit EEG noch durch andere Untersuchungen in den unterschiedlichen Hirnarealen nachweisbar, spricht man vom Hirntod. Hat ein Krankenhaus nun die entsprechende Ausrüstung, wie z.B. moderne Beatmungsgeräte, ferner Ärzte mit der nötigen Fachkenntnis sowie hinreichende Kapazität, können dort die übrigen Körperorgane für gewisse Zeit „am Leben gehalten“ sprich funktionstüchtig erhalten und der Organspende zur Verfügung gestellt werden. Dieses ist recht selten der Fall, denn in den meisten Sterbefällen tritt der Tod durch ein Herzstillstand ein. Das Herz-Kreislauf-System ist dann so gestört, dass es nicht künstlich aufrecht erhalten werden kann.

Zunächst muss der Tod eines Spenders von zwei unabhängigen Ärzten oder Ärztinnen festgestellt werden.

Daraufhin wird die DSO informiert, die Koordinierungsstelle der Deutschen Stiftung Organtransplantation, die sich sofort um das Gespräch mit den Angehörigen kümmern und die Organspende an sich organisieren. Das heißt die notwendigen Laboruntersuchungen veranlassen, die Meldung an Eurotransplant absetzen und schließlich die Organentnahme beauftragen.

Die DSO arbeitet streng getrennt von der Abteilung Organtransplantation.

So auch am UKSH Lübeck. Dr. Nitschke erklärt: „Wird der Hirntod eines Patienten hier auf der Intensivstation festgestellt und ist er ein potentieller Spender, wird zunächst der Transplantationsbeauftragte informiert und somit die DSO. Diese klären den Willen des Verstorbenen zur Organspende durch einen Ausweis oder seine Angehörigen.

Wo die Organe am Ende landen, liegt allein an der Warteliste und an der physiologischen Übereinstimmung zwischen Spender und Empfänger. Die örtliche Nähe spielt dabei keine Rolle, so wird Befangenheit der Ärzte und Eigennutz verhindert.“

Die Organtransplantation und somit die Warteliste in Deutschland wird über den Länderbund Eurotransplant organisiert. Zu den Mitgliedsländern gehören Deutschland, Österreich, Benelux, Slowenien und Kroatien. Aus diesen Ländern können Empfänger in Deutschland Spenderorgane erhalten und andersherum können Organe von hier in diese Länder gespendet werden.

Bekommt Eurotransplant von der DSO eine potentielle Organspende gemeldet, ermittelt es auf der Warteliste die Empfänger und benachrichtigt die Transplantationszentren.

Die Warteliste wird nach einem Punktesystem sortiert, hier zählen vier Richtlinien der Bundesärztekammer und neben der Übereinstimmung der Gewebemerkmale auch die Dringlichkeit und die Erfolgsaussicht. Ärzte haben hierauf keinen Einfluss, die Wartezeit kann weder durch Geld und Beziehungen noch durch Drohung bis hin zu Gewalt verkürzt werden.

Deutschland

In Deutschland ist im Transplantationsgesetz das so genannte Modell der erweiterten Zustimmungslösung verankert. Das heißt, falls der potentielle Spender sich zu Lebzeiten nicht zur Organspende geäußert hat, können nach dessen Tod die Angehörigen darüber entscheiden.

Zur Zeit werden in Deutschland Herz, Lunge, Hornhaut der Augen, Leber, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse transplantiert, allen voran jedoch die Niere, die jede dritte Transplantation betrifft.

Die Niere ist im Vergleich zu den anderen Organen nicht so kompliziert zu transplantieren, auch hat jeder Mensch bekanntlich zwei davon, so dass diese in vielen Fällen als Lebendspende durchgeführt wird.

Lebendspenden dürfen in Deutschland nur durch die nächsten Verwandten eines Patienten erfolgen, um so von vornherein einen möglichen illegalen Organhandel zu unterdrücken. „Um Auszuschließen, dass jemand zum Spenden gezwungen wird, müssen Empfänger und Spender vor der Transplantation Gespräche mit Psychologen führen, die ihrerseits hierüber ein Gutachten zu erstellen haben. Es soll verhindern, dass zum Beispiel Kinder mit dem Spruch ‘sonst wirst du enterbt’ unter Druck gesetzt und gegen ihren Willen zur Spende gezwungen werden.“, so Nitschke.

In den europäischen Ländern gelten z.T. unterschiedliche Gesetze zur Regelung von Organtransplantation und Organentnahme.
In Österreich zum Beispiel gilt die so genannte Widerspruchslösung. Das heißt, erleidet man in Österreich, auch als Ausländer (z.B. Urlauber), einen Hirntod und hat keine klare Aussage über die Organspende geäußert, können einem nach dem Gesetzt die Organe entnommen werden.

Gerüchte

Geschichten und Gerüchte im Zusammenhang mit Organspenden wie, zum Beispiel, dass Menschen nicht mehr ordnungsgemäß behandelt werden und deren Hirntod abgewartet wird, weil sie potentielle Spender sind, oder, dass Menschen „ausgeschlachtet“ werden, obwohl sie noch leben bis hin zu dem Gerücht, dass man nach durchzechter Nacht morgens vor irgendeinem Supermarkt mit einer großen Narbe aufwacht, findet Nitschke „sind absoluter Quatsch“. Die Diagnose „Hirntod“ ist mit die sicherste im Bereich der Medizin und absolut standardisiert. Der „reine“ Hirntod bei voll funktionierendem Organsystem, insbesondere Herz-Kreislauf, ist zudem sehr selten. Von 54.000 stationären Patienten im letzten Jahr am UKSH Lübeck wurde diese Diagnose nur bei 16 Patienten festgestellt. „Es ist vielmehr so, dass bei Vorliegen von leisesten Zweifeln an einem Hirntod die Finger von der Organspende gelassen werden. Auch wenn zum Beispiel der Tote einer Organspende zugestimmt hat, aber die nächsten Verwandten es nicht wollen, wird hier am UKSH von einer Organspende abgesehen. Auch denke ich zum Thema Österreich, das Ärzte nicht unbedingt die Organe eines Urlaubers entnehmen würden, wenn von Angehörigen ein Widerspruch vorliegt, mir ist auch diesbezüglich kein einziger Fall bekannt, dass einem deutschen Staatsangehörigen jemals im europäischen Ausland aufgrund einer divergierenden Rechtsprechung gegen seinen Willen nach dem Tod ein Organ entnommen wurde.“ Es ist ein heikles Thema, welches großen Fingerspitzengefühls bedarf und das offensichtlich nicht leichtfertig in den Krankenhäusern behandelt wird. Die Würde und der Wille des Menschen, auch über seinen Tod hinaus, stehen unanfechtbar im Vordergrund.

Quantensprünge

Tragisch ist auch, wenn Spender da sind, wie z.B. Ehepartner oder enge Freunde, die Transplantation aber an der Blutgruppenunverträglichkeit von Spender und Empfänger scheitert. In Deutschland findet man am häufigsten die Situation an, dass die Blutgruppe A+ auf die Blutgruppe 0+ trifft. Früher bedeutete dieses, das „Aus“ für die Transplantation. „Nur einmal konnten wir zwei Ehepaare finden, bei dem wir ein so genanntes „Cross-over“ durchführen konnten. Allerdings lagen dabei die größten Schwierigkeiten in der Gesetzgebung, die es zu überwinden galt,“ erzählt Nitschke.

Im Jahre 2004 verbesserten sich die Transplantationsmöglichkeiten schlagartig. Nitschke selbst spricht von einer „Revolution“ in der Nierentransplantation. Durch eine aufwendige Blutwäsche (“Immunadsorption”), die technisch ähnlich wie eine herkömmliche Dialyse abläuft, und Medikamenteneinnahme können seither im Empfänger jegliche Antikörper gegenüber der anderen Blutgruppe entfernt werden. Man spricht von der ABO-inkompatiblen Nierentransplantation. In Lübeck wurde seit 2007 bei sieben Patienten dieses Verfahren angewandt, die 8. Transplantation auf diese Art folgt im Juni. „Ganz so einfach ist das Verfahren jedoch nicht, der Empfänger muss bestimmte Eigenschaften mit sich bringen, wie eine prozentual geringe Antikörperdichte im Körper und eine gewisse physische Stabilität, um die aufwändige und in den Körper massiv eingreifende Behandlung gut zu verkraften.“ Auch muss man die Lebendspende vor dem Hintergrund betrachten, dass man mit dem Spender einen gesunden Menschen operiert und so dessen Körper einer nachfolgenden Behandlung und Narbenbildung aussetzt.

Am UKSH Lübeck wird seit dreißig Jahren transplantiert, in diesem Jahr wird folglich Jubiläum gefeiert. Und es gibt im Bezug auf die Lebendspende eine Besonderheit: Seit 2001 wird jede Nierenentnahme durch ein laparoskopisches Verfahren (“Schlüsselloch-Technik”) durchgeführt. Dabei wird über kleine Schnitte eine Kamera und Schneidwerkzeug in den Patienten eingeführt und erst am Ende die Niere über einen ca. 6-7 cm langen Schnitt entfernt. Das bedeutet, man hat es nicht mehr mit einer großen offenen Operation mit bis zu 30cm Querschnitt an der Oberkörperseite zu tun, bei der eine entsprechend große Narben zurückbleiben. Dieses Verfahren ist in Lübeck etabliert, das bietet weder Hamburg noch Hannover und auch nicht Kiel.

Lübeck

Das Transplantationszentrum Lübeck bietet einige Vorteile. Es handelt sich um eine kleine Station mit 14 Betten, auf der sich die Patienten Dank der persönlichen und familiären Betreuung wohl fühlen können. Nach der Transplantation erfolgt eine weitere Genesung in der Poliklinik, die an die Transplantationsstation angrenzt. Durch die räumliche Nähe können schnell und effektiv Abstimmungen erfolgen und zusammengearbeitet werden, es gibt keine langen Wege. Anders als in den meisten Transplantationszentren wird die Station vorwiegend von Internisten betreut, die Operationen werden jedoch von den Transplantationschirurgen durchgeführt. Die Internisten können sich sofort um die Medikamenteneinstellung der Patienten kümmern und diese optimieren. Zwar könnte man einen Patienten so hoch mit Immunsuppressern versorgen, die die Organabstoßung als Fremdkörper verhindern sollen , dass der Körper nach der Transplantation überhaupt nicht auf das neue Organ reagiert, jedoch wären dann die Nebenwirkungen auch sehr hoch. Zum Beispiel droht ein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Derartige Nebenwirkungen würden den Körper folglich mehr schädigen, als die Abstoßreaktion selbst. „Daher wird die Medikamentenversorgung oft so eingestellt, dass leichte Abwehrreaktionen auftreten können“, so Nitschke, „dieses erträgt der Körper aber insgesamt besser als eine hohe Medikamentendosierung.“
Direkte Forschungsschwerpunkte bei Organtransplantationen, die oft auch Tierexperimente mit sich führen, gibt es in Lübeck nicht. Jedoch werden klinische Studien durchgeführt wie zum Beispiel über Infektionswahrscheinlichkeiten nach der Transplantation oder über Immunsuppression. Nitschke betont, dass die Ultraschalldiagnostik eine immer größere Rolle spielt und damit auch die Verbesserung von Bildgebungsverfahren und deren Auswertung.“

Im Alltagsgeschäft verwaltet Herr Nitschke die Wartelisten, führt weitere Untersuchungen durch bzw. leitet neue Untersuchungen ein. „Oft kommen Patienten mit alten Krankenakten zu uns, da sie schon sieben, acht Jahre auf eine Transplantation warten müssen und so die Untersuchungen auch schon länger zurück liegen.“

Warum Organspende überhaupt?

In Deutschland werden vorwiegend Nierenschäden, Herzfehler oder zerstörte Hornhaut durch Organspenden behoben.

Andere Organtransplantationen sind selten, so werden in Lübeck nur 1-2 mal pro Jahr Patienten mit einer Bauchspeicheldrüse (im Zusammenhang mit einer neuen Niere) versorgt. Hier sind die Ansprüche an die Patienten noch höher. Bauchspeicheldrüsen können nur Patienten erhalten, die von Kindheitstagen an Typ 1 Diabetiker waren. Zur Zeit steht in Lübeck auch keiner auf der Warteliste.

Übrigens: 2 % aller Einwohner Deutschlands sind durch eine schwerwiegende Krankheit von der Organtransplantation direkt betroffen, leiden unter einem erblich bedingten Defekt, einer Stoffwechselerkrankung oder Infektion. Und damit auch die um sie herum lebenden Mitmenschen.
Nitschke: „Eine Organspende hebt die Lebensqualität. Es bedeutet beispielsweise, nicht mehr dreimal in der Woche zur Dialyse ins Krankenhaus gehen zu müssen, eine besondere Diät zu halten und auf Urlaub verzichten zu müssen. Man ist nicht mehr ortsgebunden, ist freier und selbständiger im Alltag.“

Wie?

Die Entscheidung für oder gegen Organspende ist freiwillig und es gibt kein richtig oder falsch. Auch kann sie jederzeit geändert werden. Die Entscheidung sollte jedoch dem Umfeld mitgeteilt werden. Dieses kann entweder über einen Organspenderausweis oder mündlich erfolgen. „Eigentlich, kann man seine Meinung und Unterschrift auch auf ein Klopapierstück schreiben. Hauptsache man macht seinen Willen deutlich“, so Nitschke.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Organspendeausweis

Dass eine Warteliste existiert und dies für manche Patienten bedeutet, lange Jahre warten zu müssen, liegt weniger daran, dass ein in günstigen Umständen eintretender Hirntod sehr selten ist. In den meisten Fällen liegt von dem Toten leider keine Entscheidung vor, und die Versuche, zeitnah mit Angehörigen in Kontakt zu treten, bleiben oft vergeblich.

Das Thema Organspende ist wichtig. Es ist wichtig, darüber zu sprechen und für sich eine Entscheidung zu treffen. Was möchte ich, was meine Eltern und was meine Geschwister? Das Thema zu ignorieren oder als unwichtig in der untersten Schrankschublade verrotten zu lassen, kann traurige Situationen unnötig schwierig machen.

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Heute Kindergeburtstag? https://www.studentenpack.de/index.php/2010/07/heute-kindergeburtstag-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/07/heute-kindergeburtstag-2/#respond Thu, 01 Jul 2010 10:00:08 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108244 freerangestock.com

Wer hat uns das eingebrockt? Tief ernste Gesichter erzählen uns, dass gespart werden muss, dass wir über unsere Verhältnisse gelebt haben und kein Sektor unserer Gesellschaft verschont werden darf. Alles fair verteilt, alles verantwortungsvoll nachgerechnet, abgeschätzt und Ziele festgesteckt. Gemeinsam werden wir es schaffen, Schleswig-Holsteins Neuverschuldung bis 2020 zu stoppen.

Doch was passiert hinter unserem Rücken? Kindergeburtstag, mit „der Plumpssack geht rum, wer als erstes lacht“?

Die Haushaltsstrukturkommission (kurz HSK) wurde nach dem Amtsantritt von Peter-Harry Carstensen ins Leben gerufen, mit dem Auftrag, ein Konzept auszuarbeiten, welches bis 2020 einen strukturell ausgeglichenen Haushalt erreicht. Das ganze unter dem Motto „Handlungsfähigkeit erhalten, Zukunftschancen ermöglichen“.

Am 18. November 2009 erklärte der Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen in seiner Regierungserklärung „Mut. Tatkraft. Aufbruch: In Verantwortung für Schleswig- Holstein.“: „Wir werden kurzfristig eine Haushaltsstrukturkommission einsetzen, die den Prozess zur Konsolidierung der Ressorthaushalte, zum Aufgabenabbau und zur Aufgabenauslagerung beschleunigt. […] Ich freue mich, dass auch der Landesrechnungshof mir gegenüber bekundet hat, mitwirken zu wollen. Die Kommission wird alle Möglichkeiten zur Gesundung des Landeshaushalts prüfen. Erste Wegweisungen erwarte ich zu den Beratungen über einen Nachtragshaushalt Mitte nächsten Jahres!“ (Quelle: www.schleswig-holstein.de)

Die Haushaltsstruktur setzt sich zusammen aus dem Finanzminister Rainer Wiegard als Vorsitzenden, den Fraktionsvorsitzenden der Regierungsfraktionen Dr. Christian von Boetticher (CDU) und Wolfang Kubicki (FDP), den haushaltspolitischen Sprechern der Regierungsfraktionen Tobias Koch (CDU) und Katharina Loedige (FDP). Als Berater der Kommission diente der Präsident des Landesrechnungshofs Schleswig-Holstein Dr. Aloys Altmann. Weitere Mitlieder sind Dr. Arne Wulff, Chef der Staatskanzlei des Landes und Staatsekretär des Finanzministeriums des Landes Dr. Olaf Bastian.

Rainer Wiegard

www.rainerwiegard.de

Geboren am am 10. Juli 1949 in Hamburg und seit 1975 Mitglied der CDU. Seine Partei-Karriere nahm ihren Anfang in Bargteheide über den Kreis Stormarn zu bis zum Landtag in Kiel, das Amt des Finanzministers inne hat und seit Juli 2009 zusätzlich das Amt des Innenministers von Schleswig-Holstein. Er machte eine Ausbildung zum Industriekaufmann in Bad Oldesloe und war von 1983 bis 2005 Geschäftsführer bei ver.di (DAG in Hamburg).

In die Schlagzeilen kam Rainer Wiegard vor kurzem wegen seines Krisenmanagements bei der HSH-Nordbank. Er ist Ex-Mitglied des Aufsichtsrats und des Risikoausschusses der Bank, welche durch die selbstverursachte Schieflage in der Finanzkrise mit Milliardenbeträgen aus den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet werden musste. Wiegard wurde dabei Täuschung vorgeworfen: Er soll das Land über die Tatsachen nicht richtig informiert haben.

Nächstes Jahr will die HSH-Nordbank übrigens wieder schwarze Zahlen schreiben. Wiegard selber bezeichnet sich als gläserner Abgeordneter, falls Ihr Lust habt seine Finanzlage zu durchkämmen, besucht seine Homepage unter www.rainerwiegard.de.

Dr. Christian von Boetticher

Christoph Stockhusen | StudentenPACK.

Wurde am 24. Dezember 1970 in Hannover geboren. Aufgewachsen ist er jedoch im Kreis Pinneberg, welchen er auch politisch geprägt und mitgestaltet hat. Sein Studium absolvierte er in Kiel und Hamburg in der Rechtswissenschaft. Er war bereits Landesminister für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, sowie für Gesundheit, Soziales, Jugend, Familie und Senioren. Seit Oktober 2009 ist er Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag und unterzeichnete somit das 57-seitige Arbeitsprogramm der schwarz-gelben Regierung.

Wolfang Kubicki

Lukas Ruge | StudentenPACK.

Am 3. März 1952 wurde er in Braunschweig geboren und studierte Volkswirtschaftslehre an der CAU in Kiel. Sein politischer Werdegang dreht sich um die FDP-Landtagsfraktion mit Ausnahmen von drei Jahren, in denen er Mitglied des Deutschen Bundestags war. Sein geheimes Steckenpferd: Europas größte Haus- und Sondermülldeponie in Schönberg. Ihm wurde vorgeworfen, er habe das Land bei der Privatisierung der früheren DDR-Mülldeponie falsch beraten. Schlimmer noch: Über eine stille Beteiligung sei der Rechtsanwalt gewissermaßen mit der Gegenseite im Geschäft gewesen – ohne Wissen seines staatlichen Auftraggebers. Kubicki kennt sich also mit großen Zahlen aus, denn „den Schaden durch die Müllverträge für das finanzschwache Bundesland” bezifferte der Schweriner Landesrechnungshof auf 100 Millionen Mark. Kubickis Kanzlei wiederum hatte rund 860 000 Mark an Honorar eingestrichen. Kubicki selbst sprach dabei von einer Verschwörung der SPD in Kiel und Schwerin. Der BGH beendete schließlich 2008 den Streit um die Rolle Kubickis. Das Gericht lehnte die Beschwerde des Landes Mecklenburg-Vorpommern gegen die Entscheidung des OLG Schleswig-Holstein, die Schadenersatzansprüche gegen Kubicki abzuweisen, ab. Nun ist Gras über die Sache gewachsen.

Tobias Koch

www.cdu.ltsh.de

Geboren am 18. Oktober 1973 in Hamburg. Aufgewachsen ist er in Trittau. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung als Bankkaufmann und studierte dann Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Hier fand er seine Schwerpunkte in der Bank-, Versicherungs- und Verwaltungsbetriebslehre.

Katharina Loedige

Fotoarchiv der FDP

Erblickte am 28. Februar 1962 in Vienenburg das Tageslicht. Sie machte eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachgehilfin. Sie hat Erfahrungen als Immobilienmaklerin und Bürovorsteherin in einer Kanzlei.

Dr. Aloys Altmann

www.schleswig-holstein.de

64 Jahre alt, studierte in Kiel und Göttingen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus. Eine große Station seiner Karriere war das Bundeslandwirtschaftsministerium und Außenamt in Bonn und Brüssel. Über die Landwirtschafts- und Umweltministerien in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt kam er im September 2001 als Staatssekretär ins Landwirtschaftsministerium nach Kiel. Seit April 2004 ist er Präsident des Landesrechnungshofs Schleswig-Holstein. Bereits 2008 wies er die damals rot-schwarze Landesregierung darauf hin, dass das Land kurz vor der Pleite stehe. Jedoch ist die Rolle des Landesrechnungshofes im Falle der HSK unklar, beide Oppositionsparteien werfen dem Rechnungshof sogar politische Einflussnahme vor.

Dr. Arne Wulff

www.schleswig-holstein.de

Geboren am 13. August 1958 in Leer, studierte Rechtswissenschaften. Anfang der Neunziger Jahre war er Rechtsberater des Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, danach Berater in der CDU- Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag. Von 2003 bis 2005 bekleidete er das Amt des Stadtpräsidenten in der Landeshauptstadt Kiel. Bis 2009 war Staatssekretär im Finanzministerium, wonach er Chef der Staatskanzlei wurde und so die Behörde des Ministerpräsidenten leitet.

Dr. Olaf Bastian

www.yimg.com

Er wurde am 22. April 1952 in Bad Oldesloe geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und arbeitete danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg. Am Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgericht arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt und dann als Richter. Bis 2009 war er Staatssekretär des Landes Schleswig-Holstein beim Bund und Leiter der Landesvertretung. Nun ist er Staatssekretär im Finanzministerium. Oktober 2008 nahm er an den 11. Schleswig-Holsteinischen Gesundheitstagen teil, unter anderem wurden die schwer zu besetzenden freien Arztstellen diskutiert. Im Zusammenhang hiermit fielen auch die ersten Forderungen den Numerus Clausus abzuschaffen, um dem Ärztemangel in Schleswig-Holstein entgegen zu wirken. Hierüber berichtete das StudentenPack in der Maiausgabe 2010.

Und zu guter Letzt, obwohl er nicht zur HSK gehört: Jost de Jager

Dennis Boldt | StudentenPACK.

Am 7. März 1965 in Rendsburg geboren, studierte er auf Lehramt die Fächer Geschichte, Englisch und Politik an der CAU zu Kiel. Er war bereits zwischen 1996 und 2005 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages und von 1998 bis 2002 bildungspolitischer Sprecher. Im Anschluss daran vertrat er bis 2005 den Fraktionsvorsitzenden und war hochschulpolitischer Sprecher. Jetzt ist er Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes, zuvor war er in diesem Ministerium Staatssekretär. Sein übernommer Ministerposten ist in Schleswig-Holstein geprägt von Unruhe. So gab es zwischen jedem seiner Vorgänger und Carstensen Ärger. Es gipfelte mit dem Rücktritt Werner Marnettes im März 2009. Grund auch hier die an allen Ecken und Enden auftauchende HSH Nordbank. Marnette war unzufrieden darüber, wie die Landesregierung mit der Problematik der Bank in der Finanzkrise umging, ohne auf seine Kritik einzugehen oder seine Ideen umzusetzen. Der Ministerposten wird geprägt von der Wirtschaft. Sucht man nach Verkehr und de Jager findet man den Ausbau der Bahnstrecke Kiel–Lübeck, bei de Jager und Bildung findet man uns, anderes jedoch nicht auf den ersten Klick. Ein anderes auch für uns wichtiges Amt, das de Jager inne hat: Er ist der Aufsichtsratvorsitzende des UK-SH. Hier wurde bereits Anfang 2009 der Rücktritt gefordert, denn unter seinem Vorsitz verließen drei Vorstandsmitglieder und zwei Aufsichtsratsmitglieder das UK-SH. Dabei wurden Stimmen über Inkompetenz, Arroganz, politische Dominierung und ausschließliche Wirtschaftsbezogenheit de Jagers laut. Die Grünen forderten: „Jost de Jager muss in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden.“ Irgendwie bekannt?!

Zum Thema Bildung erklärt Peter Harry Carstensen in seiner Erklärung weiter: „Gute Bildung stellt den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt. Gute Bildung ist die Basis für gesellschaftliche Anerkennung und berufliches Fortkommen. Gute Bildung geht nicht allein von gesellschaftlichen Bedürfnissen oder den Anforderungen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes aus. […] Gute Bildung ist aber auch erste Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung. Sie ist die Ressource für die Zukunft Schleswig-Holsteins. […] Wir wollen gleiche Bildungschancen für alle erreichen. Und wir wollen die Qualität der Bildung in allen Bereichen verbessern. Dabei haben wir einen festen Grundsatz: Wir wollen mit mehr Freiräumen neue Kräfte wecken. Für die Bildungschancen junger Menschen werden bereits im Vorschulalter wesentliche Grundlagen geschaffen. Deshalb wollen wir den Bildungsauftrag der Kindergärten stärken. Und wir werden den Ausbau der Tagesbetreuung für unter Dreijährige in einer guten Partnerschaft mit den Kommunen und den Trägern der Einrichtungen fortsetzen. […] Schleswig-Holstein hat hervorragende Fachhochschulen und Universitäten. Mit dem Hochschulpakt werden wir für mehr Studienanfänger ein hochwertiges Studienangebot gewährleisten: Ab 2011 sorgen wir für weitere 9.700 Studienplätze. […] Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen stärken wir weiterhin. In der Exzellenzinitiative waren wir erfolgreich, weitere Anträge werden wir auch finanziell unterstützen, damit ein forschungs- und innovationsfreundliches Umfeld geschaffen wird. […] Wir stehen zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Der Sanierungskurs ist auf einem guten Weg. Am Ende dieses Weges müssen schwarze Zahlen stehen! Wir werden das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein zu einem Zentrum für Spitzenmedizin in Krankenversorgung und Forschung ausbauen. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten schon heute ausgezeichnete Arbeit!“

Hoch die Gläser, zum Wohl!

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Interview mit Prof. Dr. rer. nat. habil. Heinz Handels https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/interview-mit-prof-dr-rer-nat-habil-heinz-handels/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/interview-mit-prof-dr-rer-nat-habil-heinz-handels/#respond Mon, 03 May 2010 08:00:47 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108712
Inga Stolz | StudentenPACK.

Prof. Dr. rer. nat. habil. Heinz Handels

Gebäude 64, 2. Stockwerk, der Bohrer dröhnt, Bauarbeiter rufen sich wichtige Dinge zu, ein Büro in welchem gerade Kisten ausgepackt werden.
Das Institut für Medizinische Informatik (kurz: IMI) hat eine neue Leitung. Professor Handels ist seit dem 1. April an der Universität zu Lübeck und tritt somit in die Fußstapfen von Herrn Pöppl.

Grund genug für das StudentenPACK, auf der Fußmatte des Instituts zu erscheinen und einmal näher nachzufragen.

Professor Handels hat in Aachen studiert und auch dort promoviert. Daraufhin begegnete er das erste Mal der Universität zu Lubeck und dem Institut für Medizinische Informatik als Postdoc. Er hatte sein Büro noch im Zentralklinikum, die Neubauten auf dem Campus, Audimax, Gebäude 64 und Anbau Mensa, gab es noch nicht. Außerdem war er mitverantwortlich für die Einführung des Studiengangs Informatik mit Anwendungsfach Medizinische Informatik.

Im Jahr 2003 verließ Herr Handels die Universität zu Lübeck, welche gerade damit beschäftigt war, den Studiengang Informatik auf das neue Bachelorsystem umzustellen, und folgte dem Ruf auf die Professur für Medizinische Informatik und zum Direktor des IMI des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.

„Nun bin ich zurück“, so Professor Handels und hat gleich vier neue Mitarbeiter mitgebracht.

Fragt man Professor Handels nach seinem Arbeitsschwerpunkt, leuchten seine Augen auf und als Zuhörer wird man sofort in die 4-D-Bildverarbeitung mit hineingesogen.

„Die 4-D-Bildverarbeitung findet immer mehr Anwendung in der Strahlentherapie und in der Vorbereitung für komplizierte Operationen, das Thema ist also auch sehr interessant für Mediziner. Denn aus dem methodischen Arbeiten in diesem Bereich kann man Modelle entwickeln und sogar Simulatoren, welche Ärzten helfen können, einfacher und schneller Diagnosen zu stellen und so Operationen effektiver zu planen.“

Es leuchtet einem selber schnell ein, dass Bewegung bei der Behandlung eines Patienten eine große Rolle spielt. Professor Handels: „Ein Patient mit einem Lungentumor kann häufig nicht während einer Radiotherapie die Luft anhalten, um die bestrahlte Fläche möglichst gering zu halten. Auch erkennt man erst durch bestimmte Bewegungsmuster, z.B. das Schlagen des Herzens, ob das Organ gesund ist, sich nach einem Herzinfarkt erholt oder ein Rückschlag droht.“

Das IMI arbeitet an der Weiterentwicklung eines Virtual-Reality Systems, welches eine Punktion realitätsnah simuliert. So können angehende Ärzte üben, einem Patienten z.B. eine Gewebeprobe zu entnehmen. Auch kann ein besonders schwerer Krankheitsfall nachgeahmt und verschiedene Vorgehensweisen durchgespielt werden, um so die Behandlung zu optimieren.

Das Institut ist also auch sehr interessant für Mediziner. Es bietet ein Vielzahl von Themen für Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informatik. „Eigentlich sind wir für alles und jeden offen“, lacht Professor Handels.

An der Universität zu Lübeck gefällt Professor Handels, dass die Universität so aktiv ist und man durch die rege Umgebung mit motiviert wird und Rückhalt findet. Auch ergänzen sich Forschungsschwerpunkte und können so leichter national und international sichtbar werden.

Auch findet Professor Handels es schön, dass die Lehre im Mittelpunkt steht. „Vorlesungen sollten interessant sein und aktuell.“

Sein Steckenpferd findet Herr Handels in dem Brückenfach Informatik mit Anwendungsfach Medizin. Er freut sich nun, den Weg des Faches mitgestalten zu können und ihm zu einem größeren Zulauf zu verhelfen.

Sein Tipp an Studenten: „Das machen, was einem Spaß macht, sein Hobby zum Beruf und so Begeisterung weitertragen.“

Ihm ist es so mit der Medizinischen Informatik ergangen, die sich in den letzten 20 Jahren rasch entwickelt und neue Wege hervorgebracht hat. „Da kann einem gar nicht langweilig werden“, so Professor Handels.

Ihr könnt übrigens in der Vorlesung „Bildanalyse und Mustererkennungssysteme in der Diagnostik und Therapie“ oder in dem Hauptseminar „Neue Methoden der Medizinischen Bidlverarbeitung“ auf Professor Handels treffen.

Auch ist das IMI für die Mediziner im Bereich Epidemiologie, Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik wichtig und leitet dort die Veranstaltungen.

Für weitere Informationen könnt ihr euch übrigens auf der Internetseite http://www.medinf.uni-luebeck.de/ oder einfach einmal beim Institut selbst umschauen.

Wir bedanken uns recht herzlich bei Professor Handels für seine Zeit und Lust, das Interview mit uns durchzuführen, und wünschen ihm viel Spaß und Erfolg an der Universität zu Lübeck.

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Weltklimadiskussion https://www.studentenpack.de/index.php/2010/01/weltklimadiskussion/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/01/weltklimadiskussion/#respond Mon, 11 Jan 2010 10:00:10 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=109652
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„Wir sagen Ja zum Klimawandel.“

Extra-3 vom 13. Dezember 2009: Moderator Tobias Schlegel macht es sich mit den Slogans „Freunde des Klimawandels“ und „Wir sagen Ja zum Klimawandel“ auf dem Marktplatz von Lübeck bequem und interviewt Weihnachtsmarktbummler über ihre Meinungen zum Klimawandel.

Die Antworten: „Gegen 5 °C mehr habe ich nichts, ist doch nicht schlecht, dann kann man abends noch spazieren gehen, es ist gut für die Gesundheit und das Wasser würde wärmer.“ Auch wird für Schlegels Aufrufe „Schwimmflügel für Kinder auf den Malediven“ und „Strandkörbe für Afrikaner in Gebieten der Wüstenbildung“ fleißig gespendet.

Ich fand diese Antworten erst einmal lustig, doch beim Recherchieren wurde mir immer bewusster, dass es Einige gibt, die tatsächlich und ernsthaft so denken, die sich für dieses Thema nicht interessieren. Und dass es Öl- und Kohlekonzerne gibt, die offensichtlich aus ihrer eigenen Interessenlage heraus den Klimawandel herunterspielen oder sogar ganz in Frage stellen.

Dass im System des Weltwetters etwas faul ist, können aber selbst die hartnäckigsten „Klimaleugner“ nicht mehr schönreden, zu offensichtlich sind die Häufungen und Ausmaße von Wetterkatastrophen in den letzten Jahren geworden.

Aber die Interpretationen des „Warum?“ ebenso wie das Spektrum des „Was können wir dagegen tun?“ sind weit gefasst. Es gibt viele Meinungen darüber, wie direkt wir eigentlich betroffen sind und wie akut die momentane Entwicklung des Weltklimas überhaupt ist.

Wir an unserer naturwissenschaftlich geprägten Universität haben zwar Informationsvorteile, wissen um dem Treibhauseffekt durch Freisetzung von Methan und Kohlendioxid, lernen, wie zum Beispiel der Temperaturhaushalt von Tieren durch das Wetter beeinflusst wird und haben dazu noch eine Naturgewalt, die Ostsee, direkt vor der Haustür. Doch wissen wir tatsächlich auch besser Bescheid, interessiert es uns mehr als andere? Es geht um unsere Zukunft und wir haben eigentlich das Wissen um die Zusammenhänge, doch im Prinzip tun wir nichts, überlassen das Feld anderen. Die Atomlobby feiert ihre Kohlenstoffdioxid-freien Kernkraftwerke, wohl verschweigend, welchen jahrhundertelang strahlenden Müll sie produziert, für den es keine geeigneten Lagerplätze gibt. Auch der Abbau des Urans ist alles andere als umweltfreundlich und die Ressourcen sind begrenzt. Andere setzen auf die Verwirrtaktik und behaupten, die Natur selbst und nicht der Mensch bewirke die Klimaveränderung. Wieder andere sagen, die Temperatur auf der Welt falle seit 2002, die Eiskappen an den Polen schmelzen, nein, sie schmelzen nicht, in naher Zukunft werden wir alle in Naturkatastrophen untergehen, bald ist eine neue Eiszeit zu erwarten.

Bei diesem Informationschaos und mehr oder weniger gezielten Fehlinformationen war es meiner Meinung nach irrsinnig, zu erwarten, dass eine internationale Klimakonferenz, wie die in Kopenhagen, Erfolg haben könnte. Jeder findet die Argumente, Forschungsergebnisse und Experten für die Meinung und Zielsetzung, die für das eigene Land gewinnbringend erscheint.

Die größten Klimaskeptiker sind wohl im Heartland Institute in Chicago zu finden. Sie leugnen den Treibhauseffekt und kritisieren stattdessen die „Panikmache“ und beschworene Klimakrise. Sie sagen, die Hysterie führe zu einer schlechten Wissenschaft, die Modelle entwickle, die nicht der Realität entsprächen; das Wetter sei stabil und die Klimaschwankungen im Vergleich mit der Weltklimageschichte natürlich und nicht auffällig. Dem Institut gegenüber steht das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Hier arbeiten Wissenschaftler an so genannten Sachstandsberichten über den neuesten Wissensstand zum Thema Klimaänderung und dem Umgang damit. Diese Berichte werden wiederum von Experten aus der ganzen Welt bewertet und kontrolliert. In dem letzten Bericht dieses Instituts wird festgestellt: „Der größte Teil des Anstiegs der mittleren globalen Temperatur seit Mitte des 20. Jahrhunderts geht sehr wahrscheinlich (das bedeutet, die Eintrittswahrscheinlichkeit für diese Aussage liegt oberhalb von 90 Prozent) auf die Zunahme der vom Menschen verursachten Treibhausgase in der Atmosphäre zurück.“ (IPCC 2007, S.10).

Und dann gibt es noch die, die den Klimawandel anerkennen und begrüßen.

Ein Beispiel dafür ist Russland. Hier werden die Stimmen, vor allem auch in der Regierung, lauter, die die Erwärmung dazu nutzen wollen, in Zukunft große Teile Russlands in ein landwirtschaftlich nutzbares Land zu verwandeln. Russland müsse nicht in Panik verfallen, weil die globale Erwärmung für sie keine solche Katastrophe sei wie für andere Länder. Gegenstimmen aus Regionen wie etwa in Sibirien, wo der Permafrostboden taut, oder dem Kaukasus, wo mit langen Hitzeperioden gerechnet werden muss, werden bei dieser Argumentation aber ausgeblendet. Russland hofft in diesem Zusammenhang auf ein Milliardengeschäft im Emissionshandel, um mit dem hier einzunehmenden Geld die Infrastruktur ausbauen zu können.

Ihr seht, es wird sehr viel geredet, verfasst, nieder geschrieben. Ich könnte euch mit seitenlangen Aufzählungen weiterer unterschiedlicher Meinungen und Ansichten langweilen. Aber gerade das wäre das schlechteste, denn wird ein Thema breitgetreten, hat kaum noch jemand Interesse, sich damit zu beschäftigen, selbst wenn es dabei um etwas so wichtiges, wie unsere Erde geht.

Man sollte, man muss aufschreien, wenn im Mittelpunkt unserer Gedanken nur die Wirtschaft steht und nicht auf die Ökologie geachtet wird. Wenn nur der eigene Horizont wahrgenommen wird, ganz nach dem Motto: Was interessiert es mich, wenn künftig in Afrika Kriege um Wasser und Nahrung geführt werden. Wenn irgendwelche Inseln mit Namen, die man sowieso nicht aussprechen kann, untergehen. Und die Tiere sollen sich nicht so anstellen, das ist ja natürliche Auslese; die Eisbären sind ja auch dumm, wenn sie es sich auf Eisschollen bequem machen, die abtreiben, da haben sie es auch nicht besser verdient als zu ertrinken.

In Wirklichkeit spielen wir mit dem Feuer, das Klima-System ist sehr komplex, sehr sensibel. Schnellkorrekturen gibt es nicht. Es ist kein Spiel, was einfach neu begonnen werden kann, wenn wir, auch die Weihnachtsmarktbummler und wir kleine Studierendenschaft aus Lübeck, versagen.

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Kein Begrüßungsgeld mehr https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/kein-begrusungsgeld-mehr/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/kein-begrusungsgeld-mehr/#respond Mon, 16 Nov 2009 10:10:18 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1306 So ziemlich alle Studenten, die sich vor einem Jahr in Lübeck als Erstwohnsitz angemeldet haben, bekamen vor wenigen Monaten Post von der Stadt. Die – in dem ersten Lübecker Jahr mühsam erlernte – hanseatisch ausufernde Freude in der Erwartung, endlich das versprochenen 100 € Begrüßungsgeld zu erhalten, wich einem zugegeben etwas weniger hanseatischen, weil überraschten „Hä??“ beim Lesen des formalen Schreibens der Meldestelle der Hansestadt Lübeck mit der inhaltsreichen Überschrift: „Auszahlung von Begrüßungsgeld; Hier: Haushaltssperre gem. § 27 Gemeindehaushaltsverordnung -GemHVO-“.

Das Schreiben ging zunächst richtigerweise darauf ein, dass man einen Antrag auf Begrüßungsgeld gestellt hatte. Gemäß § 3 Abs. 2 der Richtlinien der Hansestadt Lübeck würde einem nach Ablauf eines Jahres seit der Anmeldung mit alleiniger Wohnung eine freiwillige, einmalige und unaufgeforderte Zahlung in Höhe von 100 Euro überwiesen werden.

Jedoch habe der Bürgermeister der Hansestadt Lübeck ab sofort gem. § 27 GemHVO eine Haushaltssperre für die Gesamtverwaltung ausgesprochen, nach der Ausgaben ohne gesetzliche oder vertragliche Verpflichtung grundsätzlich nicht erfolgen dürfen. Begrüßungsgelder seien freiwillige Leistungen auf der Grundlage von Bürgerschaftsbeschlüssen und entsprechender Richtlinien, welche im § 2 Abs. 2 folgende Regeln enthalten:

Weiter wörtlich: „Ein Rechtsanspruch auf finanzielle Förderung besteht nicht. Die Entscheidung trifft der Bürgermeister auf Grund seines pflichtgemäßen Ermessens im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel der Hansestadt Lübeck.“ Wegen der bestehenden Haushaltssperre seien leider keine verfügbaren Haushaltsmittel vorhanden. Der Brief endete mit dem Schlusssatz. „Begrüßungsgelder dürfen nicht mehr ausgezahlt werden.“

Der Brief ließ nicht viel Platz für ein „Aber“ und zitierte viele Paragraphen, wie zum Beispiel der § 27 der Gemeindehaushaltsverordnung, der Paragraph „Zweck der Buchführung, Buchführungspflicht“, wo das Wort Haushaltssperre nicht einmal erwähnt wird und den wir Euch zum besseren Verständnis noch mal beifügen. Alles klar?? Unabhängig von dieser Begründung war nach dieser Aktenlage Fakt, dass die Stadt zwar mit Begrüßungsgeldzahlung gelockt hat, jetzt aber nicht bereit war, zu zahlen.

Weiterer Fakt ist auch, dass die Stadt jetzt immer noch mit dem Begrüßungsgeldern Studenten bewirbt, ihren Erstwohnsitz hier zu melden. Die entsprechenden Formulare liegen im Einwohnermeldeamt und deren Außenstellen immer noch aus. Bei Nachfragen bei der Finanzverwaltung kam hierzu die knappe Antwort: „Es kann sein, dass wir nächstes Jahr das Begrüßungsgeld wieder auszahlen. Diejenigen jedoch, die letztes Jahr einen Antrag stellten, haben keinen Anspruch mehr“. „Nie wieder?“. „Nie wieder!“.

Der Grund für die Haushaltssperre ist klar, die Hansestadt Lübeck ist im Moment, wie viele andere Städte und Gemeinden in Deutschland auch, knapp bei Kasse. Jedoch fragt man sich, da ein Haushaltsplan bereits ein Jahr vorher beschlossen wird und daher entsprechende Zahlungen einkalkuliert werden müssen, wo das Begrüßungsgeld stattdessen gelandet ist. Außerdem soll dem Vernehmen nach die Stadt pro Student, der sich hier mit Erstwohnsitz meldet, vom Land Schleswig-Holstein einen Zuschuss von 1000 Euro bekommen haben. Viele Studenten fühlten sich – milde ausgedrückt und eine deftige Wortwahl vermeidend – reingelegt, da sie sich auch wegen dem Begrüßungsgeld umgemeldet hatten und nun den Brief mit der Haushaltssperre erhielten.

Jetzt gibt es eine weitere überraschende Wendung in dieser Angelegenheit: seit rund drei Wochen flattern neue Briefe von der Hansestadt in die Briefkästen der Studenten. Nun mit der Überschrift: „Ausnahmeregelung zur Haushaltssperre“ Die Fachbereichsleitung Umwelt, Sicherheit und Ordnung habe am 1.10.2009 eine Ausnahmeregelung verfügt und das Begrüßungsgeld würde nun doch in den nächsten Tagen ausgezahlt. Ein ganz einfaches Schreiben, hanseatisch klar und leicht verständlich. Bislang können wir noch nicht berichten, dass jemand das Geld tatsächlich schon erhalten hat, wir bleiben natürlich für euch dran! Letzten Endes fragen wir uns angesichts der knappen Kassen: Was hat das ganze Hin und Her eigentlich zusätzlich gekostet?

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Wahljahr 2009 – Demokratie nur mit uns! https://www.studentenpack.de/index.php/2009/06/wahljahr-2009-demokratie-nur-mit-uns/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/06/wahljahr-2009-demokratie-nur-mit-uns/#respond Tue, 02 Jun 2009 13:06:47 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1101 Preisfrage: Was haben Campus, Landkreis, Bundesland, Staat und Europäische Union gemeinsam? Antwort: Parlamente, die wir in guter demokratischer Tradition wählen können. Warum wir Parlamente benötigen, was deren Aufgaben sind und warum es wichtig ist, vom Grundrecht, wählen zu können, auch Gebrauch zu machen, hat das StudentenPack in dieser Ausgabe näher hinterleuchtet und hinterfragt. Unsere Gemeinschaft, unsere Demokratie, unsere Freiheit und Selbstbestimmung ist nur dann sicher, wenn wir als Bürger und Bürgerinnen wachsam und kritisch die Politik begleiten beziehungsweise aktiv mitbestimmen und mitgestalten. Parlamente, egal ob StuPa, Kreis- Land-, Bundestag oder auch das Europäische Parlament, sind letztendlich doch nur ein Spiegel unserer Gemeinschaft, in gewisser Weise unser Sprachrohr. Gäbe es zum Beispiel kein StuPa, würde vielleicht das gesamte Studentenleben an unserem Campus einschlafen, unsere studentische Interessen würden nicht vertreten und somit auch das Studieren bis zur Unmöglichkeit erschweren. Einzelinteressen und Wilkür würden an die Stelle treten. Und was kann passieren, wenn es Parlamente gibt, aber viele nicht wählen gehen? Im StuPa wie auch anderswo könnten radikale Splittergruppen eine Dominanz erlangen, die sie in der Gesellschaft eigentlich nicht haben, und Regelungen erzwingen, die einzelne Interessengruppen bevorteilen oder Minderheiten benachteiligen, wie z.B. ausländische Studenten. Klar, das hört sich erst einmal insbesondere im Bezug auf unsere Uni übertrieben an, jedoch nimmt diese Gefahr mit zunehmender Anzahl von Nichtwählern zu. Wer für eine funktionierende Demokratie steht, muss wählen gehen.

Europawahl am 7. Juni 2009

Nach fünf Jahren ist es jetzt wieder soweit, Europa wählt und jeder von uns mit seiner Stimme mittendrin. Wir, die Bürger und Bürgerinnen von Europa haben im Juni wieder die Gelegenheit, demokratisch über die politische Zusammensetzung des Europäischen Parlamentes zu entscheiden. Es ist für uns die einzige Möglichkeit, eine Institution der Europäischen Union zu wählen. Insgesamt wählen die 27 EU- Mitgliedstaaten in dem Zeitraum vom 4. bis zum 7. Juni; in Deutschland sind ungefähr 64,3 Millionen Menschen wahlberechtigt, europaweit ca. 375 Millionen.

Das Europäische Parlament ist gleichzeitig Gesetzgeber und Kontrolleur der Europäischen Kommission sowie des Rates der Europäischen Union und bietet I Raum zur Meinungsbildung und Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der 27 Nationalstaaten; daher ist ihre Größe und die Anzahl der dort gesprochenen Sprachen einzigartig. Trotz der damit verbundenen Nachteile gelingt es erstaunlicherweise immer wieder, tragfähige Kompromisse und zukunftsweisende Entscheidungen für Europa und die Welt zu finden.

Die Wahl selbst erfolgt auf Basis der Rechtsgrundlagen der europäischen Union, wird jedoch von Land zu Land entsprechend der nationalen Gepflogenheiten unterschiedlich ausgeführt. So wird das konkrete Wahlrecht von den Mitgliedstaaten ausgestaltet und unterschiedliche Wahltermine und Öffnungszeiten der Wahllokale festgelegt. In manchen Ländern besteht auch Wahlpflicht.

Entscheidend ist letztendlich, dass die Wahl für alle allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim ist. Die Wahl erfolgt nach den Grundsätzen des Verhältniswahlrechts mit Listenvorschlägen. Bei der Verhältniswahl erhält eine Partei so viele Mandate, wie es ihrem prozentualen Stimmanteil entspricht. Die Wahlergebnisse aller Länder dürfen jedoch nicht vor dem 7. Juni um 22.00 Uhr veröffentlicht und nur gemeinsam vorgestellt werden, damit keine Wähler beeinflusst werden können, deren Wahllokale noch geöffnet sind.

Diesmal wird voraussichtlich letztmalig nach dem Vertrag von Nizza gewählt, das heißt, es werden 736 Abgeordnete in das Parlament einziehen, obwohl sich eigentlich durch den Beitritt von Bulgarien und Rumänien zur Europäischen Union die Anzahl ändern würde. Dies wird in dem Vertrag von Lissabon berücksichtigt, der jedoch bei dieser Wahl wegen fehlender nationalstaatlicher Ratifizierungen noch nicht in Kraft treten konnte. Deutschland entsendet diesmal noch 99 Abgeordnete in das Europäische Parlament.

Vergleicht man die Abgeordnetenzahlen der einzelnen Länder der Europäischen Union mit deren Einwohnerzahlen, fällt auf, dass vor allem die kleineren Staaten mit überproportional vielen Abgeordneten im Parlament vertreten und die größeren Länder unterrepräsentiert sind. Dies ist durchaus gewollt und wird als „Degressive Proportionalität“ bezeichnet. Es ermöglicht den kleineren Ländern sinnvoll mit zu regieren und Entscheidungen zu beeinflussen, so dass keine Machtmonopole zwischen den großen Ländern ausgespielt werden können.

1979 wurde das Europäische Parlament zum ersten Mal von seinen Bürgern und Bürgerinnen direkt gewählt, wir feiern daher auch den 30. Jahrestag der Direktwahl des Parlamentes. Wir haben so die Möglichkeit, demokratisch mit zu bestimmen, in welche Richtung unsere Staatengemeinschaft sich weiterentwickeln soll.

Wer wird gewählt?

Jeder, der das Europäischen Parlament wählen darf, hat im Prinzip auch das Recht, für dieses zu kandidieren. Einzelbewerbungen sind jedoch nicht möglich, es geht nur über Kandidatenlisten, die von Parteien oder anderen politischen Vereinigungen für das Europäische Parlament aufgestellt werden. Diese Listen werden bei demokratischen Parteien und Vereinigungen auf Parteitagen und Mitgliederversammlungen in einem demokratischen Auswahlverfahren erstellt. Interessanterweise sind keine Doppelmandate mehr erlaubt, das heißt, möchte man Mitglied im Europaparlament werden, darf man kein nationales Mandat mehr führen. Damit soll sichergestellt werden, dass für einen Europaparlamentarier die Anliegen der Europäischen Gemeinschaft auch tatsächlich im Vordergrund stehen. Andererseits soll ein möglicher Interessenkonflikt mit nationalstaatlichen Interessen vermieden werden.

Die Parteien in Deutschland stellen entweder Bundes- oder Landeslisten auf. Parteien mit Bundeslisten entscheiden im Vorfeld, welche Kandidaten aus ihrer Partei einziehen werden und legen dementsprechend eine Rangliste fest. Bei Landeslisten ist neben dem Bundesergebnis auch das Wahlergebnis in den einzelnen Bundesländern ausschlaggebend und entscheidet, ob und wie viele Kandidaten dieser Partei aus einem bestimmten Bundesland einziehen dürfen. Unabhängig ob über Bundes- oder Landesliste gewählt wird, die Anzahl der Kandidaten, die eine Partei letztendlich ins Parlament schicken darf, hängt vom deutschlandweiten Wahlerfolg der Partei ab.

Wir in Deutschland wählen unsere nationalen Parteien, da leider noch keine rechtlichen Grundlagen und politische Voraussetzungen für den Aufbau von Europäischen Parteien existieren. Neben den Parteien, wie CDU, SPD, FDP, Grüne, Die Linke, CSU, die FW (Freie Wähler) und DVU sind alle Parteien zu gelassen, die eine bestimmte Anzahl von Unterschriften wahlberechtigter Bürger vorweisen. Diese kleinen und kleinsten Parteien und Gruppierungen sind von daher sehr bestrebt, entsprechende Unterschriften zu sammeln und vielleicht seid ihr auch schon mal in der Fußgängerzone angesprochen worden, eure Unterschriften zu geben.

Die nächste Hürde ist bei der Wahl, und die gilt selbstverständlich für alle Parteien die sogenannte Fünf-Prozent-Klausel, welche bundesweit (auch bei Landeslisten) erreicht werden muss, um Parlamentsmandate zu erreichen. Hat eine Partei in einem Bundesland großen Erfolg, heißt dies noch lange nicht, dass sie bundesweit über fünf Prozent und damit zu einem Einzug in das Parlament kommt.

Die Parteien setzen sich im Parlament in staatenübergreifenden Fraktionen zusammen, die die gleichen politischen Grundsätze verfolgen, wie zum Beispiel die grünen Gruppierungen /Parteien bei The Greens/EFA, Konservative bzw. Christliche Demokraten in der EPP- ED oder die Sozialdemokraten in der PES.

Wer darf wählen?

Alle Bürger und Bürgerinnen, die in Europa wahlberechtigt und mindestens 18 Jahre alt sind, dürfen wählen, unabhängig davon, wo sie sich zu der Zeit der Wahl aufhalten. Grundsätzlich wählt man in der Gemeinde, in der man seinen Hauptwohnsitz gemeldet hat. Möchte man in einem anderen Wahlkreis wählen, muss man dies beantragen. Ist man an diesem Tag verhindert oder lebt man in einem Land außerhalb der EU, kann man eine Briefwahl anfordern. Diese ist unkompliziert, das meiste lässt sich bereits über das Internet regeln. Hier in Lübeck findet man weitere Informationen dazu auf www.wahlen.lubeck.de.

Innerhalb Deutschlands ist die Briefwahl sogar kostenlos, wichtig ist lediglich, den Brief rechtzeitig abschicken.

Wenn man als Deutscher im EU- Ausland oder als EU- Bürger in Deutschland wohnt, kann man entweder in seinem Herkunftsland oder an seinem momentanen Wohnort wählen. Konkretes Beispiel: Wenn ihr zur Zeit in Lübeck studiert und aus einem anderen EU –Land kommt, könnt ihr entweder über Briefwahl die Parteien eures Herkunftslandes wählen (Achtung: Bei einzelnen EU-Ländern ist Briefwahl nicht möglich, ihr könnt nur in eurer jeweiligen Botschaft wählen, daher informiert euch frühzeitig) oder euch hier in Lübeck als Wähler eintragen lassen und die Parteien aus Deutschland wählen.

Falls ihr vor fünf Jahren bei der Wahl des Europäischen Parlamentes schon gewählt habt und aus einem anderen Bundesland kommt, wundert euch nicht über unterschiedliche Stimmzettel, sie sind nicht einheitlich, je nachdem, ob Parteien nur Landeslisten aufgestellt haben oder nur in bestimmten Bundesländern angetreten sind.

Warum soll ich Wählen?

Die Wahlbeteiligung ist seit der ersten Europawahl von 1979 bis zur letzten Wahl vor fünf Jahren von mehr als 60 Prozent auf gut 45 Prozent im europäischen Durchschnitt kontinuierlich gesunken. In Deutschland lag sie 2004 bei 43 Prozent. Dies ist eine bedauerliche Entwicklung insofern, dass im gleichen Zeitraum die Macht der EU gegenüber den Nationalstaaten erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Das europäische Parlament hat dabei als einzige direkt gewählte und derart legitimierte Instanz der EU eine Schlüsselstellung im europäischen Meinungsbildungsprozess inne. Wie bei der Wahl zu unserem StuPa, die übrigens ja auch bald wieder ansteht, können wir hier aktiv mitentscheiden und so ggf. etwas verändern. So ist Europa zum Beispiel Voreiter in Umwelt- und Verbraucherschutzpolitik und setzt dadurch zum einen seine Mitgliedstaaten unter Druck, die europäischen Entscheidungen national umzusetzen, zum anderen setzt sie dadurch auch Nicht-EU-Länder unter Zugzwang, politisch mitzuziehen.

Im Zentrum der politischen Entscheidungen seitens der EU steht das Schaffen eines gemeinsamen Marktes mit gleichen Bedingungen für alle. Dabei spielt der Schutz des Menschen eine hervorgehobene Rolle. So beruhen in Deutschland bereits über 70 Prozent der Gesetze auf Entscheidungen aus dem EU-Parlament, wobei es um entscheidende Dinge geht, wie z.B. die Güte unseres Trinkwassers oder die Qualität unserer Lebensmittel. Fragen der Energie, der Finanzen, der Zuwanderung und der Sicherheit sind weitere Schwerpunktthemen. Da, wie in jedem demokratischen System, auch in Europaparlament politische Mehrheiten entscheiden, ist unsere Stimme bei dieser Wahl genau so wichtig wie bei einer Bundestags- oder Landtagswahl.

Klar ist auch, dass grundlegende Veränderungen in der Regel nicht von heute auf morgen erreicht werden können oder manche neuen Bestimmungen vor Ort absurd wirken, in Anbetracht von 27 Ländern mit ihren unterschiedlichen Meinungen und individuellen Ausgangssituationen, kann, was für das eine Land richtig ist, für ein anderes falsch sein. Dementsprechend fallen oft auch die Kompromisse aus. Dass man von daher genervt und sauer sein kann, ist sicherlich nachvollziehbar, deshalb aber nicht wählen zu gehen, ist gleichwohl der falsche Weg. Besser wäre eine Partei zu wählen, die derartige Dinge korrigieren will. Demokratie heißt nicht nur, da sitzen welche im Parlament und diskutieren, sondern beinhaltet auch unsere Pflicht, im Rahmen des Möglichen mitzugestalten und seine Rechte als Bürger wahr zu nehmen, wozu das Wahlrecht an erster Stelle zu nennen ist.

Das Europäische Parlament kontrolliert das Handeln anderer EU- Institutionen und verlangt Rechenschaft von ihnen, wie zum Beispiel von der Europäischen Zentralbank. Dadurch wird die europäische Politik transparenter und für uns Bürger näher. Wie die Mitglieder unseres StuPas im kleinen Rahmen wachen auch die Europaabgeordneten darüber, wohin die EU- Mittel, also unsere Steuergelder, fließen.

Eine weitere wichtige Entscheidungskompetenz besitzt das Europäische Parlament in der Frage, ob und welche Länder der EU beitreten dürfen, sicherlich habt ihr im Zuge dessen die Diskussion über den Beitritt der Türkei verfolgt.

Ein Thema der Europawahl 2009 ist „In die Zukunft investieren- aber wie?“. So bietet die EU mit ihrem Erasmus- Programm Studienaustausche an ausländischen Universitäten an , fördert diese mit Stipendien und hat durchgesetzt, dass diese Auslandszeiten anerkannt werden. Auch investiert die Europäische Union in die Forschung, um das Wissen um Krankheiten zu verbessern, gefährliche Chemikalien zu erkennen, die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen, neue umweltfreundlichere Fahrzeuge zu entwickeln oder neuer Energiequellen zu erschließen. Was dies konkret für unsere Uni bedeutet, könnt ihr mit unter in dem Interview Lübecker Forscher vs. Schweinegrippe nach lesen.

Auch in der Entwicklungshilfe übernimmt die Europäische Union wichtige Aufgaben. Sie stellt Gelder für konkrete Hilfsprojekte zur Verfügung und dient als Vermittler in Krisengebieten, mit dem obersten Ziel, Frieden zu schaffen und die Gewalt zu beenden.

Der EU- Haushalt wird demokratisch beschlossen. Die Eckdaten für 2009 sehen wie folgt aus (Zahlen gerundet):

  • Nachhaltiges Wachstum (Regionalförderung, Bildung, Forschung u.a.): 44, Mrd. Euro
  • Natürliche Ressourcen (Landwirtschaft, Umwelt u.a.): 53, Mrd. Euro
  • Unionsbürgerschaft, Justiz- und Inneres: 1,2 Mrd. Euro
  • Die EU als globaler Partner (Entwicklungshilfe, Außenbeziehungen u.a.): 8 Mrd. Euro
  • Verwaltungsausgaben: 7,5 Mrd. Euro

Der EU- Haushalt entspricht dabei weniger als 1% des Bruttosozialprodukts aller Mitgliedstaaten der Union, eine Kreditaufnahme zur Finanzierung des Haushaltes nicht der EU erlaubt.

(Quelle: http://www.europarl.europa.eu/elections2009/default.htm?language=de)

Vom Informationsbüro Deutschland zu der Wahl des Europäischen Parlamentes herausgegebene Checkliste:

Könnt ihr am 7. Juni nicht zur Wahl gehen, da ihr nicht in Lübeck oder hier nicht mit Erstwohnsitz gemeldet seid, beantragt eine Briefwahl. Dafür findet ihr auf der amtlichen Wahlbenachrichtigung, die an den Erstwohnsitz geschickt wird, einen vorgedruckten Antrag oder Angaben zur Beantragung im Internet. Ihr erhaltet dann in kürzester Zeit die Wahlunterlagen. Es sind der Stimmzettel, ein Wahlschein und zwei Briefumschläge, für die im Einzugsbereich der Deutschen Post bereits das Entgelt bezahlt ist. Ferner erhaltet ihr ein Merkblatt, auf welchem noch einmal ausführlich die Briefwahl beschrieben ist. Der Wahlbrief muss bis spätestens am Freitag vor der Wahl um 18 Uhr an die auf dem Wahlbriefumschlag angegebene Stelle im Wahlamt geschickt worden sein.

Wenn ihr zur Zeit nicht in Deutschland wohnt oder aus einem anderen EU- Mitgliedsstaat hier lebt, solltet ihr euch rechtzeitig einen Antrag auf Eintrag in das Wählerverzeichnis eures derzeitigen Wohnortes stellen oder die oben genannte Briefwahl beantragen. Informationen hierzu findet ihr beim Bundeswahlleiter:

Achtung ist insofern geboten, dass ihr nur für die Wahl des Europäischen Parlamentes in das Verzeichnis aufgenommen werdet, für die Landtagswahl oder Bundestagswahl müsst ihr dies erneut tun.

Habt ihr bis jetzt noch keine Wahlbenachrichtigung erhalten, solltet ihr Einspruch beim Wahlamt vor Ort einlegen. Entweder ist eure Wahlbenachrichtigung verschollen, ihr seid beim Ummelden untergegangen oder es liegen andere Probleme vor, die geklärt werden müssen.

Wenn du nicht weißt, wohin du am Wahltag gehen musst, findest du hierzu Informationen auf deiner Wahlbenachrichtigung. Im Allgemeinen gilt in Deutschland, dass die Stimmabgabe am Sonntag von 8 bis 18 Uhr im jeweiligen Wahllokal möglich ist.

Darüber hinaus solltet ihr überprüfen, ob euer Personalausweis bzw. Pass noch gültig ist und wenn nicht, sofort einen neuen beantragen.

Und zu guter Letzt solltet ihr euch natürlich darüber informieren, welche Parteien sich zur Wahl gestellt haben, welche Ziele sie verfolgen und wie sie Europa verändern wollen. Denn nicht immer sind die Politiker mit dem schönsten Outfit auch die, die das wollen, was auch ihr richtig und wichtig findet. Um Euch bei Eurer Meinungsbildung zu unterstützen, hat das StudentenPACK Politiker verschiedener Parteien um Statements gebeten und gefragt, warum wir Studenten gerade ihre Partei bei der Wahl zum Europäischen Parlament unterstützen sollten. Eine andere Frage war, welche Vorteile die Wahl ihrer Partei für Lübeck bringen würde.

 

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