Von A wie Astra bis Z wie Zywiek: Wer in Lübeck ein Bier trinken möchte, hat eine breite Auswah. Doch wenn man nicht die richtigen Bars auswählt, mag es so scheinen, als finde man überall nur dieselben paar Standardbiersorten. Warum ist das so? Wir haben die Getränkekarten von 100 Bars und Restaurants in Lübeck untersucht und die Biermarken und Bierpreise verglichen.
Die gute Nachricht zuerst: Es ist gut bestellt um die Vielfalt in der Lübecker Bierlandschaft. 238 verschiedene Biersorten kann man in den 100 untersuchten Gaststätten erhalten – von immerhin 112 verschiedenen Marken (darunter auch Biermischgetränke und alkoholfreie Biere) aus immerhin 19 verschiedenen Ländern. Wer also jedes Bier einmal probieren möchte, ist eine Weile beschäftigt. Die schlechte Nachricht mag sein, dass nur 73 Firmen als Eigentümer hinter diesen 238 Biersorten stecken.
Die meisten Biersorten sind nach Pilsener Brauart gebraute Biere, immerhin ein Viertel aller Sorten gehören in diese Gruppe, die in Deutschland die beliebteste Biersorte ist. Etwa 10 % sind Biermischgetränke, weitere 10% sind alkoholfreie Biere. Weizen (Hell, Dunkel, Kristall) stellen weitere 10% des Lübecker Biermarktes, dazu kommen Lager, Pale Ales, Stouts, Zwickelbiere und Dunkelbiere und vieles mehr in kleineren Prozentteilen.
Biermischgetränke erfreuen sich ungemeiner Beliebtheit. Das Alsterwasser führt dabei die Liste an, in verschiedenen Variationen (Weiß, Gelb, Grün, Rot, Blau und Grenadine) ist es in über 70 der 100 Locations auf der Getränkekarte, und wahrscheinlich auf Nachfrage in noch weiteren, zu erhalten. Unter den kommerziellen Mischbieren sind insbesondere Schöfferhofer Grapefruit und Becks Green Lemon vertreten, welche jeweils in ca. 10 Prozent aller Bars angeboten werden.
Aber auch Limette (Jever), Zitrone (König), Curuba (Veltins) Granatapfel oder Birne (beides Schöfferhofer) und natürlich Banane fürs Banenenweizen können in Lübeck gefunden werden.
Das Netz der Bierfirmen
Natürlich sind gewisse Marken häufig vorhanden, fast die Hälfte der Etablissements (41 %) servieren Jever Pilsener, das damit das am häufigsten zu erhaltende Bier ist. Jevers Mutterkonzern, die Dr. August Oetker KG, ist somit auch der erfolgreichste auf dem Lübecker Biermarkt, das Unternehmen, dem unter anderm auch Radeberger, Clausthaler und Schöfferhofer gehören, ist in 45 % der Schänken präsent. Ebenfalls dominant ist das Belgische Großunternehmen Anheuser-Busch InBev (31 %) zu dem unter anderem Becks und Löwenbräu gehören, und der dänische Brauereimulti Carlsberg (29%; Holsten, Astra, Tuborg), Erdinger (27%), die König Brauerei (20%), Krombacher (18%) sowie Heineken aus den Niederlanden (13 %; Desperados, Sagres, Murphys) und Paulaner (13%) und Warsteiner (12%). Die üblichen Verdächtigen also.
Doch wer sucht wird fündig, auch kleinere Marken sind auf dem Lübecker Bieratlas verzeichnet. Vorrangig in Craft-Bier Schuppen wie der Loge 4 finden sich Biere von unabhängigen Brauereien – darunter einige aus Schleswig Holstein. Dazu kommen natürlich noch jene Kneipen, die Bier servieren, das es sonst nicht zu kaufen gibt. Das Brauberger ist nicht nur der Ort wo Brauberger Zwickelbier gebraut wird, sondern auch der Ort an dem es gekauft werden kann. Zolln Dunkel erhält der geneigte Käufer natürlich nur im “Im Alten Zoll’n”. Das Schleswig-Holsteiner Flensburger ist immerhin in drei Bars zu kaufen, darunter in dem bei Studenten sehr beliebten Blauen Engel und in der Moment Kulturbar.
Weit gereist
Regionales Bier zu trinken, mag unter ökologischen Gesichtspunkten von Vorteil sein, doch aufregender ist es vielleicht, zum Restaurantbesuch ein Bier aus einer anderen Ecke der Welt zu trinken. Da wäre zum Beispiel die Blechtrommel, die mit Lech, Tyskie, Warka und Zywiec gleich vier verschiedene Biere aus Polen im Angebot hat. Wer eine Pizza im Ecco essen möchte kann dazu ein italienisches Peroni trinken. Und natürlich darf Bier von den Britischen Inseln nicht fehlen: Newcastle Brown Ale, Kilkenny, Guiness, Murphy’s und Beavertown kann probieren, wer im IF, Finnigan, Mac Thomas, Kandinsky oder in der Loge 4 vorbeischaut.
Natürlich dürfen auch die Erfinder des Pilseners nicht fehlen: Tschechisches Bier gibt es natürlich auch. Neben Pilsener Urquell und dem beliebten Budweiser erfreut sich auch Krušovice auf der Innenstadtinsel einer gewissen belibtheit und kann zum Beispiel im Funambules an der Trave genossen werden. Wem nach türkischem Bier ist, der kann seine Flasche Efes zusammen mit türkischen Spezialitäten im Ali Baba bekommen.
Wem Europa nicht weit genug ist, der möchte sich vielleicht in Larry’s Bar in die Marlesgrube setzen. Dort erhält er ein Philipnisches Bier mit Spanischem Namen: San Miguel. 1890 von einem Spanier in Manila gegründet gehört die Brauerei heute zu den 15 meistverkauften Biersorten der Welt. Das nahezu identisch aussehende San Miguel, welches portugiesische und spanische Restaurants auf der Insel verkaufen, ist hingegen ein spanisches Bier einer inzwischen unabhängigen Tochterfirma des philippinischen Konzerns.
Aus Japan kommen Kirin und Asahi, die man zu Sushi im Mijori trinken kann, und im Onni gibt es Hite aus Korea und Singha aus Thailand. Relativ etabliert ist Tsing Tao Bier aus China, welches man unter anderem am Koberg im Shanghai, oder auch zustudententauglicheren Preisen im Essen und Trinken in der Beckergrube trinken kann.
Kostenoptimierung
Viele Bars bieten ihre Biersorten in unterschiedlichen Schankgrößen an. Zwischen 0.2 und mehr als einem Liter lässt sich auf der Insel alles finden. Die Intuition sagt, wer das größere Bier bestellt, erhält mehr Bier zu einem geringeren Preis. Doch hier lohnt sich für den durstigen Preisoptimierer ein zweiter Blick: Oftmals sind die kleineren Biere auf den Liter hochgerechnet billiger.
Ansonsten kommt es darauf an, welches Bier man trinken möchte und wo man es trinkt. Unter den knapp 900 für diese Untersuchung erfassten Bierpreisen kostet der Liter Bier im Durchschnitt 8,76 Euro, das günstigste Pils der Lübecker Innenstadt kann allerdings bereits für 4,50 Euro der Liter im Blauen Engel erworben werden. Das teuerste Bier ist dafür auch gleich etwas besonderes: Für 25,5 Euro pro Liter gehen die Craft-Biere der Marke Schoppe Bräu, zum Beispiel das Holy Shit Ale in der Loge 4, über die Theke.
Auch innerhalb einer Biersorte kann es eine erhebliche Preisspanne geben: Ein Liter dunkles Duckstein vom Fass kann man schon für 7,50 Euro erhalten, setzt man sich am Lindenteller ins Lindenplatzcafe, gönnt man sich das Gänge-Menü im Lachswehr, ist der Liter des niedersächsischen Bieres für 12 Euro pro Liter zu haben. Das populäre Pilsener von Jever kostet vom Fass in der Pfeffermühle nur 6,60 Euro, in der gehobeneren Schiffergesellschaft zahlt man hingegen 9,90 Euro (jeweils Literpreise).
Wer aber wirklich aufs Geld achten muss, kann letztendlich nur eine Entscheidung treffen: Bier im Supermarkt kaufen und an einem angenehmen Ort selbst für die Atmosphäre sorgen. Der Durchschnittspreis eines Holsten Pilseners ist in den Lokalen 613% des Literpreises der beliebten Halbliter-Dose, bei Jever sind es 488%, der Aufpreis bei anderen Marken ist vergleichbar. Schlussendlich geht man ja auch nicht aus um günstig zu trinken, sondern wegen der Atmosphäre. Und wo einem diese am besten gefällt, muss jeder selbst herausfinden.
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