Fast geschafft. Das BMF-Gebäude spielt im neuen STEP eine zentrale Rolle.Johannes Zanken | StudentenPACK.

Fast geschafft. Das BMF-Gebäude spielt im neuen STEP eine zentrale Rolle.

Wie sieht die Universität in Zukunft aus? Erkennt man sie noch wieder, wenn man in fünf Jahren wieder auf den Campus kommen würde? Wird es weiterhin jedes Jahr neue Studiengänge geben? Mit den Baustellen ist aber mal Schluss, oder? Fragen wie diese geht der Struktur- und Entwicklungsplan (STEP) der Universität zu Lübeck an. Für den Zeitraum Juli 2017 – 2022 wurde er nun vom Senat beschlossen und ist bereits der zweite seiner Art nachdem der STEP I 2015 mit dem Wandel zur Stiftungsuniversität zu Ende ging. Im Rahmen dieser ersten Zielvereinbarung seien unter anderem 1200 neue Studienplätze geschaffen und das Drittmittelaufkommen auf über 33 Millionen Euro angewachsen, Promotionskollegs gegründet und die Forschungsinfrastruktur durch den Bau neuer Forschungsgebäude wie dem EMB und dem CBBM weiter verbessert worden.

Der STEP II baut hierauf auf. Hauptziele sollen dabei die Schärfung des Universitätsprofils hinsichtlich der Lebenswissenschaften, die weitere Steigerung der Drittmitteleinwerbung und eine bessere Vernetzung der einzelnen Forschungsschwerpunkte auf dem Campus sein. In diesen Schwerpunktthemen will die Uni „international hochkompetitiv“ sein und auch in anderen Forschungsbereichen zu überregionaler Bedeutung gelangen. In der Lehre stehe neben dem weiteren Ausbau des Studiengangangebots die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Internationalisierung der Studierenden im Zentrum der Bemühungen. Als „dritte Mission“ will die Uni Impulsgeber für die regionale Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur sein.

Was soll sich am Studium ändern?

Es werden weiterhin neue Studiengänge kommen. So erweitert sich das Master-Angebot der MINT um Biophysik, Robotics and Autonomous Systems, Hörakustik und Audiologische Technik, IT-Sicherheit und Molecular Nutrition. Um trotzdem mit den vorhandenen Ressourcen haushalten zu können, werden im Gegenzug die mit dem doppelten Abiturjahrgang aufgestockten Kapazitäten in Psychologie, MLS und MIW wieder auf das Niveau von vor zwei Jahren zurückgefahren.

Auch der Bereich der Gesundheitsfachberufe wird deutlich erweitert. Zu den bereits bestehenden Studiengängen Pflege und Physiotherapie werden sich ab dem kommenden Wintersemester noch die dualen Bachelorstudiengänge Logopädie, Ergotherapie und Hebammenwissenschaft gesellen, ein Jahr später soll der Masterstudiengang Gesundheitswissenschaften folgen. Hier soll zudem eine deutlichere Verzahnung mit den Studiengängen Humanmedizin und der klinischen Psychologie sowie den medizintechnischen Studiengängen erfolgen. Der Bachelorstudiengang Aquatische Biotechnologie könne allerdings nur realisiert werden, wenn durch Kooperationen zusätzlich Geld zur Verfügung stünde.

Erweitern will sich die Uni aber auch in einem anderen Feld: Im Curriculum der „Humanities“ soll es fächerübergreifend beispielsweise um die Diskussion ethischer Aspekte in Wissenschaft und Medizin gehen, wobei hier langfristig auch ein eigener Masterstudiengang Wissenschaftsphilosophie und ein nachfolgendes Promotionsprogramm angedacht ist.

Auch das Medizinstudium soll sich weiterentwickeln. Die Vorbereitung auf den klinischen Alltag soll verbreitert, die ethische Motivation gestärkt und der Umgang mit der eigenen Gesundheit verantwortungsvoller werden. Des Weiteren soll die medizinische Forschung durch einen neuen Studiengang gestützt werden. Die Ausbildung zu „Medical Scientists“ soll Naturwissenschaftlern in großem Maße medizinische Kenntnisse vermitteln.

Die Hamburger Häuser: Frauenklinik raus, Studierende rein?Magnus Bender | StudentenPACK.

Die Hamburger Häuser: Frauenklinik raus, Studierende rein?

So viele neue Studiengänge brauchen nicht nur diverse neue Lehrstellen, sondern auch Bibliotheksarbeitsplätze, Rechnerpools, Praktikums- und Seminarräume. Hierfür sind Container gedacht, bis die Bibliotheksarbeitsplätze erweitert sind. Weitere Räume sollen im „Haus der Naturwissenschaften“, das noch gebaut werden muss, und in Haus 12, das zurzeit noch die Frauenklinik beherbergt, geschaffen werden. Langfristig erhofft sich die Uni, durch das vermehrte Raumangebot auch die Stundenpläne zusammenstauchen zu können, um mehr definierte Freiräume für die Teilnahme an Sportkursen, studentischen Gremien und Gruppen oder die Mitarbeit in der Redaktion des StudentenPACKs zu schaffen. Für junge Familien soll außerdem die Kinderbetreuung ausgebaut werden und es wird versucht, Teilzeitstudiengänge zu ermöglichen.

Der Einstieg ins Studium soll durch mehr Vorkurse und ein umfangreiches Propädeutikum effektiver gestaltet werden. Hier soll auch die Integration ausländischer Studierender im Rahmen der geplanten Internationalisierung verbessert werden. Um die Attraktivität der Uni im Ausland zu steigern, werden die Masterstudiengänge derzeit auf Englischsprachigkeit umgestellt.

Kooperationen mit den anderen Lübecker Hochschulen erweitern das Studienangebot zusätzlich. So wird neben dem mit der FH gemeinsam aufgelegten Hörakustik-Master ein kooperatives Lehramtstudium an der Musikhochschule für die Fächerkombination Musik/Mathematik entwickelt.

Und was passiert mit der Forschung?

Hier liegt das Augenmerk auf sieben strategischen Forschungsbereichen, die durch strukturierte Promotionsprogramme wie die Graduiertenkollegs und zahlreiche Kooperationen gestützt werden. Im Bereich „Infektion und Entzündung“ wird das international einzigartige, interdisziplinäre Forschungszentrum zu Entzündungen der Haut (CRIS) das nächste große Ding. Zunächst wird aber das Gebäude der Biomedizinischen Forschung (BMF) neben dem CBBM fertiggestellt.

Im Bereich „Gehirn, Hormone und Verhalten“ sollen die Institute für Ernährungswissenschaft und Neurobiologie fertiggestellt werden, die wohl größte Bedeutung kommt hier aber der Gründung eines universitären Leibniz-Institutes zu, das noch in diesem Jahr beantragt und Ausgangspunkt eines eigenen Lübecker Exzellenz-Clusters werden soll. Den Namen Endocrine Brain Institute (EBI) kann man sich auf jeden Fall mal merken.

Sowieso werden Baustellenliebhaber auch in den nächsten fünf Jahren voll auf ihre Kosten kommen: Ein „Haus der Medizintechnik“ soll zahlreiche Institute und Kliniken unter einem Dach vereinen, ein weiteres Gebäude am Carlebach-Park soll den BioMedTec-Campus weiterentwickeln. Für beide Vorhaben müssen aber noch die Mittel eingeworben werden. Die medizinische Genetik soll ebenfalls weiter ausgebaut werden, unter anderem mit einem Graduiertenkolleg und einem Department of Genetics. Departments sind neue, forschungsbasierte und sektionsübergreifende Organisationen von Kliniken und Instituten. Als weiteres Department ist das der Gesundheitswissenschaften geplant.

Und wozu ist das gut?

Für die Zukunft hat die Uni Lübeck Großes vor. So ist zumindest die Vision: „Der BioMedTec-Wissenschaftscampus […] wird zu dem regionalen Zentrum für den Ideen-, Wissens- und Technologietransfer auf dem Gebiet der Gesundheit und strahlt über den HanseBelt in den gesamten Norden Europas.“ Um die Überführung von in der Forschung hervorgebrachten Ideen und Technologien in neue und bestehende Unternehmen zu stärken, sollen neben einer Sensibilisierung aller Universitätsmitglieder für die Thematik auch Technologie- und Gründer-Scouts eingesetzt werden, die die Augen nach erfolgversprechenden Ideen offenhalten. Was soll sich sonst noch verändern?

Übergreifende Aufgabenbereiche des STEP II sind Internationalisierung, Gleichstellung und die soziale Vielfalt. So sollen die Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenzen durch Tutorenprogramme und den Ausbau des englischsprachigen Angebots gefördert werden und mehr internationale Studierende und Wissenschaftler nach Lübeck gelockt werden. Auch sollen Frauen auf allen Ebenen der Universität nicht mehr strukturell benachteiligt werden und innerhalb der Studiengänge der Anteil des jeweils unterrepräsentierten Geschlechts erhöht werden. Zusätzlich wird ab diesem Semester zweimal jährlich der „Runde Tisch der Inklusion“ einberufen, der beispielsweise die Barrierefreiheit verbessern will. Umfassendes Ziel ist dabei der Aufbau eines Diversity-Profils und eines transkulturellen Campus.

Baulich sollen neben den bereits zahlreich erwähnten Gebäuden noch das Isotopenlabor, weitere Labore, ein Kommunikationsgebäude und ein Haus der Palliativmedizin errichtet werden. Die Campusmitte, also der Bereich zwischen Mensa und CBBM, wird dann eine Erholungs-Grünfläche. Das Vorklinikum kann saniert werden, sobald das Haus der Naturwissenschaften gebaut wird. Zumindest begonnen werden soll auch die Planung einer Erweiterung des Mensagebäudes. Bei den ganzen neuen Studiengängen wird das auch dringend nötig.

Keine Kommentare