Uni-Präsident – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sun, 25 Jun 2017 08:51:00 +0000 de-DE hourly 1 Ausschreibung https://www.studentenpack.de/index.php/2017/06/ausschreibung/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/06/ausschreibung/#respond Sun, 25 Jun 2017 04:00:43 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=286320

Die Universität zu Lübeck ist eine (relativ) junge, (halbwegs) innovative Campus-Universität mit (ungefähr) 5000 Mitgliedern. Seit etwa 50 Jahren wird sie (rein zufällig) von Männern geleitet.

An der Universität zu Lübeck ist zum 1. November 2017 die Stelle der

Präsidentin

neu zu besetzen.

Die Präsidentin vertritt die Universität. Dienstvorgesetzte ist die Vorsitzende des Stiftungsrates. Die Präsidentin ist Dienstvorgesetzte der an der Universität zu Lübeck arbeitenden Beamtinnen und Angestellten mit Ausnahme der Präsidiumsmitglieder. Sie führt den Vorsitz im Präsidium und verfügt über die Richtlinienkompetenz. Dem Präsidium gehören ferner die Kanzlerin und drei Vizepräsidentinnen an.

Gesucht wird eine Präsidentin, die über Erfahrung in der Kommunikation zwischen Mitarbeiterinnen, Studierenden und Lehrenden verfügt. Sie sollte ein offenes Ohr für die Probleme der Mitgliederinnen der Universität haben und diese angehen. Ihr sollte an der Richtlinienkompetenz der Begriff Kompetenz wichtiger sein als der Begriff Richtlinie. Eine kompetente Zusammenarbeit mit allen Mitgliederinnnen der Universität, auch den Studierenden, in der Vorbereitung und Durchführung der Arbeit gilt als erstrebenswert.

Die Universität hat in den letzten Jahren viele neue Studiengänge gegründet, Gebäude errichtet, ihre Rechtsform und innere Struktur gewandelt. Um Chaos zu vermeiden, braucht es eine Präsidentin, die zu evaluieren weiß, die an den richtigen Stellen beherzt korrigierend eingreift und die Geduld und den Mut hat, abzuwarten welche Konzepte Früchte tragen, bevor in unnötigem Aktivismus wieder neue Umwälzungen die Alten hinfällig machen.

Selbstverständlich wird eine Präsidentin gesucht, die mit scharfem Blick auf Misstände, seien sie in der Struktur, der Lehre oder im Wissenschaftsbetrieb selbst, dennoch Initiativen ergreift, diese zu beseitigen. Dies sollte immer in vorheriger Absprache mit allen betroffenen Gruppen geschehen. Die Tür einer Präsidentin muss eine offene Tür sein.

Diese Ausschreibung ist im generischen Femininum verfasst. Der Universität ist es technisch kaum möglich, den Anteil von Männern in gehobenen Positionen zu erhöhen. Frauen werden (angeblich) bei gleichwertiger Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorrangig berücksichtigt.

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„Spannende Zeiten und große Aufgaben“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/04/der-neue-prasident/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/04/der-neue-prasident/#respond Wed, 09 Apr 2014 18:45:20 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=210652 Der Mediziner Professor Dr. Hendrik Lehnert wurde vom Senat am 9. April zum neuen Präsidenten gewählt. Lehnert übernimmt damit am 3. November das Präsidium von seinem Vorgänger Prof. Dr. Peter Dominiak. Das StudentenPACK hat nachgefragt, was man über den „Neuen“ wissen muss und wie es mit der Uni in den nächsten Jahren weitergehen wird.

Hendrik Lehnert an seinem Arbeitsplatz

Hendrik Lehnert an seinem Arbeitsplatz. [media-credit id=80 align="aligncenter" width="640"]

StudentenPACK: Warum sind Sie genau der richtige Präsident für unsere Uni?

Hendrik Lehnert: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass die Universität zu Lübeck im Moment ganz spannende Zeiten und große Aufgaben vor sich hat. Da ist zum einen die Stiftungsuniversität, die uns helfen wird, die Universität wieder ein bisschen autarker zu machen. Das ist sicher eine der größten Aufgaben. Auf der anderen Seite ist es ganz wichtig, dass wir alles dafür tun, dass das Profil der Universität nicht nur in dieser Form erhalten bleibt, sondern weiter geschärft wird und dass man zwischen der Medizin, den Naturwissenschaften und der Informatik viele Brücken schlägt. Und dafür glaube ich, dass man jemanden benötigt, der relativ viel Erfahrung im universitären Leben hat. Jemand, der sich in der Forschung bewährt hat, in der Lehre hoffe ich auch und der mit diesen Erfahrungen und gewonnenen Kompetenzen für die Universität genau diese Ziele erreichen kann.

PACK: Sie sind eher in der Medizin präsent, sodass die Informatikstudenten bisher vermutlich nicht wissen, wer Sie sind. Die möchten Sie natürlich kennenlernen, deswegen fangen wir am besten am Anfang an: Wo kommen Sie her, was machen Ihre Eltern?

Lehnert: Ich stamme ursprünglich aus Westfalen. Mein Vater war Diplom-Ingenieur und hat lange in Schweden gearbeitet. Dann bin ich in Schweden geboren worden und wir sind wieder nach Westfalen zurückgegangen, wo ich meine Schulausbildung gemacht habe und anschließend auch mein Studium, in Münster.

PACK: Studiert haben Sie in Münster zunächst Psychologie. Was hat Sie daran so gereizt?

Lehnert: An der Psychologie, oder besser von Vornherein an der Kombination aus Medizin und Psychologie, hat mich gereizt, den Menschen  noch ganzheitlicher zu verstehen und mit der Psychologie ein viel größeres Spektrum an Methoden zu erlernen, die ich in der Medizin nicht erlernen konnte – angefangen von sozialwissenschaftlichen bis hin zu psychophysiologischen Ebenen der Erkenntnisgewinnung.

Als ich studiert habe, hatten wir noch die glückliche Zeit, dass man zwei Numerus Clausus-Fächer gleichzeitig studieren konnte, und daher kam der Berufswunsch, Psychologie und Medizin von Vornherein – mit einem Semester etwas zeitversetzt natürlich, aber doch primär gleichzeitig zu studieren.

PACK: Das war also schon lange geplant? Das klingt schon nach einer großen Aufgabe, die Sie sich da vorgenommen haben…

Lehnert: Eigentlich war das relativ spontan. Als ich Abitur gemacht habe, wollte ich zunächst philologische Fächer studieren, Germanistik und Philosophie. Damals machte man vorher noch Zivildienst oder ging zum Bund. Ich habe mich für den Zivildienst entschieden und damit auch für die Möglichkeit, in sozialen Bereichen zu arbeiten. Allein die Auseinandersetzung mit dieser Entscheidungsmöglichkeit hat mich dann dazu geführt, den Weg zur Psychologie und Medizin einzuschlagen.

PACK: Haben Sie Ihren Zivildienst direkt in einer medizinischen Einrichtung abgeleistet?

Lehnert: Ja, den Zivildienst habe ich in einer orthopädischen Klinik gemacht.

PACK: Wahrscheinlich haben nicht viele Studenten zwei anspruchsvolle Fächer parallel studiert. Waren Sie einfach so gut, dass das alles auch geklappt hat oder machen Sie dafür auch die damals anderen Bedingungen verantwortlich?

Lehnert: Vielleicht eine Mischung aus beidem. Die Bedingungen und das Studium waren damals definitiv anders, gerade das Medizinstudium war ein Studium mit viel weniger Präsenz als heute. Man darf eigentlich gar nicht laut sagen, wie wenig wir damals da waren, da wäre ich ein ganz schlechtes Vorbild. Damals gab es keine gut organisierte studentische Lehre, das fing erst langsam an. Es gab Vorlesungen und Seminare, zu denen man gehen konnte oder auch nicht. Präsenzpflicht bestand eigentlich nur im Präparierkurs, sodass wir alle, die ganze Generation, damals im Grunde sehr selbstständig gelernt haben. Auch die Praktika im Ausland hat jeder selber organisiert.

PACK: Dann ist das also alles eine Motivationsfrage?

Lehnert: Ja, für viele von uns war es wirklich überwiegend eine Motivationsfrage.

PACK: Als Sie mit dem Studium fertig waren, sind Sie in die Innere Medizin gegangen und haben sich auf die Endokrinologie spezialisiert. Weswegen das?

Lehnert: Die Entscheidungen kamen nacheinander. Nach dem Studium bin ich erstmal in die USA gegangen, war dann am MIT (Anmerkung der Redaktion: Massachusetts Institute of Technology) und in Harvard. Ich bin bewusst ins Labor gegangen, um dort wirklich nochmal in Ruhe auch Zeit zu haben zu forschen, vor der klinischen Ausbildung. Heute raten wir meist dazu, erstmal drei, vier Jahre lang in die Klinik zu gehen und danach denken wir über einen Auslandsaufenthalt nach. Es hat sich damals so ergeben, dass es für mich andersrum möglich war.

PACK: Auf welchem Gebiet haben Sie dort geforscht?

Lehnert: Ich habe mir als „wissenschaftliches Spielfeld“ damals die Neuroendokrinologie ausgesucht, weil ich an der Schnittstelle zwischen Innerer Medizin und Neurowissenschaften arbeiten wollte. Das habe ich dann auch zwei Jahre lang gemacht. Das hat mich darin bestärkt, bei der Inneren zu bleiben, weil sie ein sehr großes Fach ist und man lernt, sehr „weiträumig“ zu denken und vieles zu berücksichtigen. Sich dann in der Inneren Medizin nochmal zu spezialisieren ist sicher sinnvoll und die Endokrinologie ist da ein Fach, das alle Systeme, Organe und Funktionen betrifft.

PACK: Würden Sie für Medizinstudenten an der Uni Lübeck eine besondere Zukunftsfähigkeit in der Endokrinologie sehen, sodass man beispielsweise bei der Doktorarbeit über ein endokrinologisches Thema nachdenken sollte?

Lehnert: Ja, unbedingt. Ich könnte und dürfte hier ja nicht Nein sagen! Sie wissen bestimmt auch, dass wir hier um die ganze Endokrinologie- und Stoffwechselforschung herum ganz viel aufgebaut haben, wie mit dem CBBM (Anmerkung der Redaktion: Center of Brain, Behavior and Metabolism), das ja bald fertig ist. Mit einem Sonderforschungsbereich und dem Graduiertenkolleg, auch mit vielen Ausbildungsmöglichkeiten, speziell auch für Doktoranden. Von daher: Ja, unbedingt!

PACK: Was sind Ihrer Meinung nach für angehende Mediziner noch richtig spannende Themen mit Zukunft?

Lehnert: Wir haben hier wirklich sehr viele spannende Themen mit Zukunft. Man ist natürlich gut aufgehoben in einem Bereich, der auch in einem größeren Kontext steht. Sprich Fächer, die in der Verbundforschung hier bei uns gefördert werden – Entzündung zum Beispiel, Infektion, Immunologie, auch die Genetik. Das deswegen, weil man viele sehr große Arbeitsgruppen hat und sich an vielen orientieren, von ihnen lernen und mit ihnen arbeiten kann.

PACK: Als Präsident vertreten Sie auch die anderen Studiengänge. Wo sehen Sie für diese die Bereiche, in denen die Zukunft steckt, beispielsweise für Informatik oder MIW?

Lehnert: Da gibt es sehr, sehr viele. Gerade für die Informatik sehe ich eine Zukunft im Bereich der Robotik und anwendungsorientierten Softwareentwicklung. Das halte ich für extrem spannende Gebiete, sowohl für diagnostische wie für therapeutische Zwecke. Da ist eine hohe Schnittstelle gegeben, zum Beispiel mit den chirurgischen Fächern. Dort sehe ich eine ganz tolle Möglichkeit für Informatik und Chirurgie, zusammenzuarbeiten, wie das bisher auch schon gelebt wird. Für die medizinischen Ingenieurswissenschaften sehe ich eine riesige Stärke in den unterschiedlichen Methoden der Bildgebung und der Entwicklung neuer Bildgebungsverfahren. Das ist auch ein großes Thema in der Biomedizintechnik, zum Beispiel bei Prof. Buzug oder auch in vielen Kliniken und Instituten, unter anderem in der Radiologie und Kardiologie.

PACK: Die Zukunft der naturwissenschaftlichen Fächer sehen Sie in Lübeck also vorrangig in medizinischer Richtung?

Lehnert: Ja, und genauso auch umgekehrt. Jeder muss sich aufeinander zu bewegen und es gibt viele Fragestellungen, die ich als Mediziner überhaupt nicht alleine bearbeiten oder beantworten kann, zum Beispiel die Bildgebung, speziell auch die molekulare Bildgebung oder neue Diagnoseverfahren wie zum Beispiel Metabolomics. Hier muss sich der Mediziner hinbegeben zu den anderen Einrichtungen, ganz eindeutig. Dazu gehört beispielsweise auch das Fraunhofer-Institut, das für uns ein ganz hilfreicher und wichtiger Partner ist.

PACK: Ihren Facharzt haben Sie in Mainz gemacht und sind anschließend auch in der Lehre tätig geworden. Warum jetzt Lehre statt Forschung?

Lehnert: Die Lehre und die Arbeit mit Studenten hat mir immer irrsinnig viel Spaß gemacht. Wenn man es schafft, ein wenig der eigenen Begeisterung für sein Fach zu vermitteln, dann schafft man die Begeisterung auch bei anderen. Und man rekrutiert natürlich auch junge Leute, mit denen man wissenschaftlich arbeiten kann. Aber primär war es wirklich die große Freude an der Wissensvermittlung und der Wissensweitergabe.

PACK: Es hatte also nichts damit zu tun, dass Sie ein bisschen mehr Struktur ins Medizinstudium bringen wollten, die während Ihres Studiums noch fehlte?

Lehnert: Auch, natürlich. Aber ich habe mich  nie so sehr, wie das zum Beispiel wirklich sehr gut Prof. Westermann hier macht, mit Organisationsformen der Lehre beschäftigt, sondern habe meine primäre Aufgabe immer darin gesehen, Begeisterung für ein Fach zu vermitteln. Die Lehrstruktur habe ich unterstützt, diese ist schließlich auch sehr wichtig und ich bin extrem glücklich darüber, wie es hier in Lübeck läuft, doch ich habe andere Schwerpunkte gehabt – man kann ja auch nicht alles gleichzeitig machen.

PACK: Irgendwie hat es Sie dann nach Lübeck verschlagen. Wie ist das passiert, auf Ihren vorherigen Stationen, in Mainz beispielsweise, ging es Ihnen doch gut?

Lehnert: Ich bin damals von Mainz nach Magdeburg gegangen, habe eine Klinik in Magdeburg und danach eine große Universitätsklinik in Coventry / England geleitet und da ging‘s mir eigentlich überall gut, ja. Aber Lübeck war für mich zu dem Zeitpunkt, als die Stelle ausgeschrieben wurde und ich den Ruf bekam, perfekt. Das ist eine kleine Universität in einer tollen Stadt. Als Westfale hat man, wenn man dazu noch aus Schweden kommt, keine großen Schwierigkeiten, sich in Norddeutschland, in Schleswig-Holstein, wohlzufühlen. Lübeck hatte außerdem für mich den großen Vorteil, dass es zum einen eine sehr große Klinik ist, die ich hier leiten konnte, in einer Größe, wie es sie in Deutschland selten noch gibt, und zum anderen, dass meine Forschungsschwerpunkte hier exzellent vertreten waren. Das war wirklich eine sehr gute Passform.

PACK: Da mussten Sie dann ja nur noch an das Werk Ihrer Vorgänger anknüpfen und mit einsteigen…

Lehnert: Ja, ich konnte da natürlich anknüpfen, aber einiges auch ganz wesentlich weiterentwickeln. Was zu dem Zeitpunkt bestand, und das war ganz großes Verdienst meines Vorgängers, war, dass wir hier eine klinische Forschergruppe zu unserem „Leib- und Magen-Thema“ im wahrsten Sinne des Wortes haben, nämlich zur Kontrolle des Essverhaltens durch das Gehirn. Aber eine Forschergruppe ist erst der erste Schritt zu dem Erfolg, den man gerne möchte, und dann kommen die nächsten Stufen, die wir hier mit einer ganz tollen Mannschaft gemeistert haben. Die Forschung an diesem Thema wird auch nicht aufhören, da werden hoffentlich noch die nächsten 20, 30 Jahre Doktorarbeiten zu angeboten werden, auch hier in Lübeck.

Der ehemalige und der neue Präsident der Uni

Der alte und der neue Präsident der Uni Lübeck. [media-credit name=51 align="aligncenter" width="2800"]

PACK: Als Präsident der Universität treten Sie nun die Nachfolge von Peter Dominiak an. Inwiefern wollen Sie seinen Weg weitergehen und wo möchten Sie neue Akzente setzen?

Lehnert: Zuerst einmal muss man sagen, dass Prof. Dominiak ein exzellenter Präsident ist, ein exzellenter Repräsentant unserer Universität, der sehr große Verdienste besitzt. Ich denke da gerade an seinen Einsatz vor vier Jahren, als die Medizinerausbildung hier in Lübeck wirklich auf der Kippe stand. Das war extrem problematisch und er hat das wirklich fantastisch gemacht. Der nächste Schritt, den er gegangen ist, nämlich hin zum Gesetzentwurf für die Stiftungsuniversität, bedeutet einen sehr wichtigen perspektivischen Entwurf für unsere Universität. Wir hoffen, dass in der Hinsicht bald alles ratifiziert wird, im kommenden Januar. Da werde ich mit Sicherheit anknüpfen und auch mit aller Kraft versuchen, die Stiftungsuniversität zum Erfolg zu bringen.

PACK: Und was verändert sich mit Ihnen?

Lehnert: Was sicher neue, zusätzliche Aspekte sein werden, ist die ganz klare, forschungsorientierte Brückenbildung zwischen Medizin, Naturwissenschaften und Informatik. Da haben wir noch sehr viel vor uns. Wir haben große Aufgaben vor uns, was die Definition der Forschungsschwerpunkte angeht, die verbindend sein sollen, das wird sehr viel Arbeit sein. Wir werden neue Forschungsgebäude benötigen, idealerweise werden wir auch die großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie Leibniz auf den Campus holen. Denn Lübeck ist ein kleiner Standort und nicht nur das Überleben, sondern das richtig gute Überleben sichert man hier nur durch exzellente Forschung. Dass wir eine gute Klinik machen, dass wir gute Informatiker sind, gute Physiker und Mathematiker, das ist selbstverständlich. Aber was dazukommen muss und wird, das sind große Forschungsverbünde, die hier nochmal alles stabilisieren.

PACK: In welche Richtung denken Sie am ehesten wenn Sie in die Richtung neuer Brücken denken, um Mediziner und die anderen zu verbinden?

Lehnert: Wie ich vorhin bereits sagte, werden wir diese Brücken zum Beispiel im Bereich der Biomedizintechnik bauen. In den Bereichen gibt es auch sehr konkrete Vorschläge, was wir gemeinsam machen können und Stichworte wie beispielsweise Robotik und Nanotechnologien, alles exzellente Brückenbilder.

16. Juni 2010: In Kiel demonstrieren 14.000 gegen die Schließung der medizinischen Fakultät.

Auch Prof. Lehnert stand zu “Lübeck kämpft”-Zeiten mit auf der Straße. [media-credit name="Thorsten Biet" align="aligncenter" width="640"]

PACK: Was haben Sie von der „Lübeck kämpft“-Zeit hier in Lübeck mitbekommen?

Lehnert: Da war ich schon hier und wir haben ein paar Monate wirklich nichts anderes gemacht als für Lübeck zu kämpfen, in der Stadt selber und mit der Demonstration in Kiel, die uns allen unvergesslich geblieben ist.

PACK: Dort waren Sie auch?

Lehnert: Da war ich auch, klar. Wir sind auch mit der Delegation nach Berlin gefahren, um mit den politischen Verantwortlichen in Berlin, mit der Landesvertretung Schleswig-Holsteins zu diskutieren. Den ganzen Tag waren wir für „Lübeck kämpft“ unterwegs.

PACK: Letztlich hat es mit der Uni-Rettung geklappt, alles wächst und es wird viel gebaut. Prof. Dominiak ist fast schon berühmt für seinen Ausspruch „Baulärm ist der schönste Lärm“, was ist Ihr Lieblingslärm?

Lehnert: Mein Lieblingslärm? Hier auf dem Gelände ist auch für mich Baulärm der schönste Lärm, und wenn ich nicht den Baulärm suche, dann bin ich im Sommer auf den Musik-Festspielen Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns, dieser „Lärm“ ist mir dann genauso lieb.

PACK: Wir sprachen vorhin auch schon darüber, dass noch mehr gebaut werden soll. Was soll neben den bestehenden Baustellen noch gebaut werden?

Lehnert: Wir haben den Neubau des Klinikums vor uns und gehen fest davon aus, dass von jetzt an in bis zu fünf Jahren das neue Klinikum steht. Ein weiteres neues Forschungsgebäude werden wir bekommen, das neben dem CBBM stehen wird. Auch der Umbau der vorklinischen Institute ist dringend notwendig. Das werden die Dinge, die wir hier in den nächsten Jahren vor uns haben und ich freue mich auch weiterhin auf Baulärm, auf Richtfeste und Gebäudeeröffnungen.

PACK: 2020 haben Sie Ihre erste Amtszeit hinter sich, wie viele Studiengänge wird die Uni dann haben? In den letzten Jahren könnte man fast von einem exponentiellen Anstieg sprechen…

Lehnert: Das ist ein ganz wichtiges Thema. Wir brauchen noch neue Studiengänge, ja, aber wir brauchen keine Inflation oder Auswucherung von Studiengängen. Wir müssen das, was wir haben, stabilisieren, aber wir müssen sorgsam mit neuen Studiengängen umgehen: diese müssen in das Spektrum der Lebenswissenschaften passen, denn ich sehe diesen Campus als einen Campus der Lebenswissenschaften mit den beiden großen Sektionen, die wir haben und mit den dazugehörigen Studiengängen und da können wir uns nicht alles leisten. Wir müssen auch aufpassen, dass wir uns nicht gegenseitig kannibalisieren und von anderen Studiengängen Studenten wegnehmen, es gibt ja unterschiedlich viele Bewerber für die einzelnen Studiengänge und da muss man sehr sorgsam schauen, dass man Studiengänge wählt, die zu den bestehenden passen. Mit der Psychologie bin ich sehr glücklich. Wir brauchen mehr Basisstudiengänge, weil für solche Studiengänge die Studenten da sind und für uns die Köpfe der Studenten zum Beispiel in der Pflege oder Physiotherapie auch zählen. In der Pipeline gibt es bereits den neuen Studiengang Biophysik, ich hoffe, dass wir den in einem oder eineinhalb Jahren schon haben. Für diesen zeichnet Prof. Hübner aus der Physik verantwortlich, das wäre ein gut passender Studiengang. Wir denken noch über zwei andere Studiengänge nach, der eine setzt sich mit Molecular-Metabolism auseinander. Das würde gut zu den Forschungsschwerpunkten passen und da besteht ein hoher Bedarf an Ausbildung. Der zweite wäre denkbar im Bereich der Neurowissenschaften, bis jetzt ist das ein Teilangebot im MLS-Studiengang.

Viel mehr  als die habe ich aber nicht auf dem Bildschirm. Ich glaube, dass wir die anderen neuen erstmal konsolidieren müssen. Wir wollen richtig gute Master und keine Mikro-Master-Studiengänge.

PACK: Das bedeutet, wir werden nicht so bald Germanistik, VWL und Co. auf dem Campus haben?

Lehnert: Nein. So schön es wäre, eine Volluniversität zu sein, das wird uns nicht in den nächsten sechs Jahren passieren. Der Charme von Lübeck ist auch ganz klar der einer Profiluniversität.

PACK: Wie meinen Sie sieht die Uni darüber hinaus 2020 aus, abgesehen von neuen Studiengängen und hoffentlich fertigen Baustellen?

Lehnert: Ich hoffe, dass wir bis dahin auch wieder neue Baustellen haben, nichts ist schlimmer als Stillstand. Ich wünsche mir auch für das Jahr 2020 Pläne und viele begeisterte Studenten. Ich wünsche mir mehr Einwerbung von großen Forschungsverbünden und dass die Universität zu Lübeck 2020 ein internationales Standing hat, mehr internationale Studenten und für die Studenten von hier eine höhere Mobilität, als wir sie jetzt haben.

PACK: Und hoffentlich entwickelt sich bis 2020 mit der Stiftungsuni alles so, dass man sich darum keine Sorgen machen muss. Meinen Sie das klappt so, wie es bis jetzt auf den Weg gebracht ist?

Lehnert: Das klappt nur, wenn alle dahinterstehen und mitziehen, das macht der Präsident nicht alleine. Wir sind sehr optimistisch. Lübeck ist eine Stadt mit großer Stifterkultur und Bildungsbürgertum, da ist glaube ich viel zu machen. Wichtig ist hierbei natürlich, nicht nur Stifter in Lübeck zu finden, sondern auch darüber hinaus in der Region. Man soll sehen: Das ist eine Uni mit einem klaren Ziel, einem klaren Bild von sich selbst, das ist wichtig. Ich glaube, dann kann das funktionieren.

PACK: Sie sagten bereits, dass dieses Projekt nicht allein Aufgabe des Präsidenten ist. Gerade im Zusammenhang mit der Stiftungsuni wurde auch die Arbeit mit den studentischen Gremien sehr gelobt. Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit AStA und Co. für sich?

Lehnert: Die ist extrem wichtig. Ich war damals auch im AStA aktiv und in den Gremien unterwegs. Die Studenten sind genauso wichtig wie jede andere Statusgruppe auch und ohne Studenten wären wir keine Universität. Jeder hat unterschiedliche Perspektiven, aber für uns ist die studentische Perspektive eine extrem wichtige, weil wir nur dadurch wirklich mitbekommen, was die Bedürfnisse und Ansprüche derer sind, für die wir das hier tun.

Ein Prozess, bei dem man sich ständig zusammensetzen muss, ist die Qualität der Lehre. Auch bei Patenschafts- und Partnerprogrammen zu anderen Universitäten muss man sich definitiv mit den Studenten hinsetzen, das sind zwei ganz wichtige Punkte.

PACK: Was die Studierenden freut, ist, dass in dem Gesetz zur Stiftungsuni ein klares „Nein“ zu Studiengebühren steht. Wie stehen Sie persönlich dazu?

Lehnert: Grundsätzlich  müssen wir in einer Universität, die ja auch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, ohne Studiengebühren auskommen, weil Bildung und Bildungsvermittlung eine öffentliche Aufgabe sind. Das ist ganz klar. Es gibt Situationen an anderen Universitäten, dass die finanzielle Situation so ist, dass mit einer kleinen, zweckgebundenen Beteiligung die Qualität der Lehre verbessert wird. Dies ist zum Beispiel in England fast die Regel. Grundsätzlich sollten wir aber definitiv ohne Studiengebühren auskommen, und im Gesetz zur Stiftungsuniversität ist dies gottseidank so festgeschrieben. Viele Universitäten, die heute als Privatuniversitäten, insbesondere im Bereich der Medizin entstehen, sehe ich als sehr kritisch, weil für relativ viel Geld studiert wird, damit eine soziale Ungleichheit geschaffen wird und zudem die Ausbildungsgänge nicht wirklich qualitätskontrolliert sind.

PACK: Auch ohne Studiengebühren muss das Stiftungskapital irgendwo herkommen. Nach allem was wir gehört haben, wäre es nicht gelogen zu sagen, dass Sie selbst recht wohlhabend sind…

Lehnert: Ich glaube, „recht wohlhabend“ ist jetzt relativ und jeder von uns, der etwas angespart hat, ist aufgefordert, etwas dazu beizutragen. Das würde ich auch tun.

PACK: Aus aktuellem Anlass noch eine letzte Frage zu Ehrendoktorwürden. Sie haben selbst einen Ehrendoktortitel bekommen, von der rumänischen Universität in Timisoara. Nun wird auch Annette Schavan ein Ehrendoktortitel von unserer Universität verliehen. Wie stehen Sie dazu?

Lehnert: Das ist eine ganz schwierige Diskussion, die wir dazu geführt haben. Wir haben alle Für und Wider im Senat diskutiert und vor Bekanntwerden der Plagiate und nach der Aberkennung des Titels zweimal einstimmig dafür votiert. Ich habe damit damals selbst dafür gestimmt. Deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass wir jetzt dabei bleiben sollten. Das wieder rückgängig zu machen halte ich für sehr schwer. Ob man heute noch einmal so abstimmen würde wie damals weiß ich nicht.

Ich würde es so sagen: Wir haben damals lange diskutiert und sollten dabei bleiben, aber wir sollten die Diskussion zum Anlass nehmen zu prüfen, wie unsere Kriterien sind, welche Leistungen es sind, die jemand vollbracht haben muss und wieweit ein Plagiatsverhalten uns sagen sollte, dass wir so etwas in Zukunft nicht mehr machen. Das sind Diskussionen, die wir ganz offensiv führen müssen. Wir müssen uns auch überlegen, ob das, was Frau Schavan getan hat, nicht ohnehin Teil ihrer Dienstaufgabe war, ganz klar.

Diese Punkte werden wir noch einmal ganz kritisch beleuchten. Ich glaube nicht, dass wir die Entscheidung heute noch einmal so einstimmig treffen würden, aber wir haben sie damals so getroffen, jetzt sollte man dabei bleiben. Das ist meine Überzeugung, aber wir sollten die Situation auch zum Anlass nehmen, dies in Zukunft sehr viel differenzierter zu handhaben.

PACK: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben!

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So sicher wie nie https://www.studentenpack.de/index.php/2012/11/so-sicher-wie-nie/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/11/so-sicher-wie-nie/#respond Mon, 12 Nov 2012 10:00:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=73826
Lukas Ruge | StudentenPACK.

Der Herr im Herrenhaus: Peter Dominiak.

StudentenPACK: Schleswig-Holstein hat sich eine neue Landesregierung gewählt und Sie hatten mit vielen der Spitzenkandidaten so genannte „Kamingespräche“ geführt. Glauben Sie an eine gute Zusammenarbeit mit der neuen Koalition?

Peter Dominiak: Es sieht mittlerweile so aus, dass wir eine gute Zusammenarbeit haben. Zuerst kannten wir ja nur den Koalitionsvertrag und waren sehr gespannt, aber die ersten hundert Tage der neuen Landesregierung sind jetzt auch vorbei und vor allem mit unserem Ministerium ist die Zusammenarbeit sehr gut.

PACK: Sie haben den Koalitionsvertrag angesprochen. Über den letzten zwischen CDU und FDP hatten Sie sich sehr zufrieden gezeigt, weil die Uni Lübeck darin explizit erwähnt wurde, dann musste die Uni um ihre Existenz kämpfen. Im neuen Koalitionsvertrag steht die Uni Lübeck nicht. Ein gutes Zeichen?

Dominiak: Es steht im neuen Koalitionsvertrag ja explizit etwas über die Stiftungsuni und das hatte uns zuerst etwas stutzig gemacht, weil es ein Rückschritt war, hinter das was wir mit dem vorherigen Ministerium bereits verabredet hatten. Wir hatten ja mit der alten Regierung noch kurz vor der Wahl ein Eckpunktepapier unterzeichnet. Aber mittlerweile stellen wir erfreut fest, dass das neue Ministerium uns sogar, was den Zeitplan angeht, antreibt, uns sehr unterstützt und insofern sieht es so aus, als wäre es das genaue Gegenteil vom letzten Mal. Diesmal ist das Koalitionspapier für die Uni Lübeck eher zurückhaltend, aber wir erfahren große Unterstützung. Daran sieht man, dass Koalitionsverträge oft anders gelebt werden als sie sich lesen.

PACK: Ursprünglich sollte die Uni 2013 bereits eine Stiftungsuni sein, aber das ist schon lange vom Tisch. Wann ist es soweit?

Dominiak: Ich bin an diesem Thema ja schon dran, solange ich überhaupt hier im Amt bin, nämlich 7,5 Jahre. Ich musste immer wieder erleben, wie die Uni Lübeck totgesagt wurde. Daher war das Stiftungsmodell immer mein Plan. Ursprünglich dachten wir, wir könnten das bis 2013 schaffen. Aber das hat sich alles immer weiter verschoben, weil die letzte Landesregierung gegenüber der Idee Stiftungsuni zunächst nicht so positiv eingestellt war. Dann konnten wir erleben wie Minister de Jager kurz vor der Wahl noch einen Aufschlag gemacht hat, warum brauche muss ich nicht näher ausführen. In dem Eckpunktepapier, welches wir dann mit Minister de Jager unterzeichnet hatten wurde der 1.1.2014 angepeilt. Jetzt gibt es einen neuen Zeitplan: Dazu gehört erst einmal, dass die Universität Stiftungsuniversität werden will, darauf wartet derzeit das Ministerium. Der Zeitplan sieht vor, dass der Senat darüber im Dezember abstimmt. Wir sind jetzt gerade dabei, mit den verschiedenen Gruppen der Universität Gespräche zu führen. Also mit dem wissenschaftlichen Personalrat, dem Personalrat der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter und jetzt, wo die Semesterferien vorbei sind, natürlich auch mit den studentischen Vertretern. Sofern AStA und Fachschaften der Idee zustimmen, werden wir auch gemeinsam eine Vollversammlung machen können, um das Thema mit den Studenten zu besprechen. Es gibt also einen Terminplan für die Kommunikation, den wir versuchen umzusetzen und wenn das alles gelingt, dann ist der Termin, den der Staatsekretär Fischer neulich auch den Lübecker Nachrichten genannt hat, der 1. Januar 2015. Da steht auch Ministerpräsident Albig fest dahinter, so dass ich glaube, wenn sich in der Uni eine satte Mehrheit finden lässt – eine leichte Mehrheit reicht da nicht, das müssen schon zwei Drittel sein – können wir das bis zum Januar 2015 auch schaffen.

PACK: Eine Stiftungsuni erfordert ein Stiftungsgesetz, das der Landtag verabschieden muss. Was wird darin stehen?

Dominiak: Ich will etwas ausholen. Man könnte das im Hochschulgesetz regeln. Die Landesregierung beabsichtigt auch ein neues Hochschulgesetz zu schaffen, aber das wird noch länger dauern. So muss es ein eigenes „Uni-Lübeck-Gesetz“ geben, also ein Stiftungsgesetz für die Uni Lübeck. Darin steht dann, dass wir in eine öffentlich-rechtliche Stiftung überführt werden, also nach wie vor eine staatliche Universität sind. Zudem wird darin auch stehen, wie die Stiftung ausgestaltet ist.

Es gibt derzeit zwei Modelle der öffentlich rechtlichen Stiftung: Das Niedersächsische Modell und das neuere, moderne Modell-Frankfurt einer Bürgeruniversität. Das Niedersächsische Modell, welches vom Wissenschaftsminister Oppermann eingeführt wurde, diente vor allem dazu, den Universitäten mehr Freiheiten zu geben. Das muss nicht über eine Stiftung geschehen, in Nordrhein-Westfalen wurde dies über das Universitätsfreiheitsgesetz geregelt. Aber Stiftung ist mehr als nur mehr Freiheit, sie erlaubt uns auch, Kapital zu bilden.. Ich mache mir da gar nichts vor, wir werden in den nächsten 20 oder 30 Jahren noch nicht so viel Kapital haben, dass man mit den Erträgen arbeiten kann. Wir werden also nach wie vor darauf angewiesen sein, genauso behandelt zu werden wie alle anderen Hochschulen hier im Land. Diese Gleichbehandlung der Uni Lübeck muss deswegen auch im Stiftungsgesetz stehen, wie es auch in Hessen für Frankfurt der Fall ist.

PACK: Können Sie hier und jetzt ausschließen, dass eine Stiftungsuniversität Lübeck einen Alleingang zur Einführung von Studiengebühren machen wird.

Dominiak: Studienbeiträge sind ausgeschlossen. Wir benötigen für das Stiftungs-Gesetz ja auch eine Mehrheit im Parlament und dort sind Studienbeiträge nicht vermittelbar, an der Uni übrigens auch nicht. Lübeck wird also keinen Alleingang machen. Gleichbehandlung mit den übrigen Hochschulen im Land heißt eben auch, dass die Uni Lübeck alleine keine Studiengebühren einführen kann.

PACK: Der Campus der Uni Lübeck ist derzeit eine Baustelle. Wieviel kommt da noch auf die Studenten und Mitarbeiter zu?

Dominiak: Für mich ist Baulärm ja der schönste Lärm, weil er bedeutet, dass es mit der Uni weitergeht. Niemand würde an einer Uni bauen, von der man sich nichts mehr erhofft. Derzeit entsteht auf dem Campus das CBBM, wo zu den wissenschaftlichen Gebieten Gehirn, Hormone und Verhalten geforscht werden soll. Als Student mag man da sagen: Was hab ich davon? Ich will in Ruhe studieren und nicht unbedingt Wissenschaftler werden. Das ist richtig, aber die Wissenschaftler, die die Vorlesungen und Praktika halten, bekommen eine wesentlich bessere und modernere Bleibe, bessere Möglichkeiten zu forschen und wenn man dann bereits als Student oder als frisch Examinierter eine Dissertation beabsichtigt, profitieren dann auch die Studentinnen und Studenten davon, dass es dieses Gebäude gibt und sie dafür Baulärm aushalten mussten.

Hoffentlich noch in diesem Jahr kommt eine weitere Bautätigkeit auf dem Campus hinzu. Das Fraunhofer-Institut für Marine Biotechnologiewird nahe der derzeitigen AStA-Baracke gebaut. Zudem wird begonnen, das Klinikum auszubauen. Es gibt ja bereits den Masterplan-Bau für die Kliniken in Lübeck und Kiel. Das wird vermutlich 2014 oder 2015 losgehen. Wir werden also für mehrere Jahre eine Baustelle haben. Das ist zwar für die, die hier gerade studieren oder arbeiten unangenehm, aber wenn man an die Zukunft denkt, ist das eine hervorragende Investition.

PACK: Beim nächsten Jahresempfang, so hat der Senat auf Ihren Antrag hin entschieden, soll der Bildungsministerin Anette Schavan der Ehrendoktor der Uni Lübeck verliehen werden. Frau Schavan kämpft derzeit gegen Plagiatsvorwürfe und um ihren eigenen Doktortitel. Wird der Titel dennoch vergeben?

Dominiak: Solange die Universität Düsseldorf die Vorwürfe gegen Frau Schavan untersucht kann sich niemand ein Urteil über ihre Dissertation erlauben. Warten wir das Ergebnis der Untersuchung ab und dann können wir weitersehen.

PACK: In der Presse konnte man lesen, dass Sie sich in Innsbruck um den Posten des Rektors der medizinischen Universität beworben haben. Warum?

Dominiak: Ich hatte mich tatsächlich in Innsbruck beworben. Die Position war für die Zeit nach meiner Amtszeit als Präsident der Uni Lübeck gedacht. Sie war für den 1. Oktober 2013 ausgeschrieben und es hätte eine Überschneidung von einem guten halben Jahr mit meiner Amtszeit in Lübeck bedeutet. Ich werde dieses Jahr 65 und kann nicht noch einmal für eine weitere Amtszeit gewählt werden. In Österreich spielt das Alter aber keine Rolle. Mich hätte die Aufgabe gereizt, aber nachdem die Liste der Bewerber aber der Presse gesteckt wurde, eine unmögliche Indiskretion, habe ich sofort meine Bewerbung zurückgezogen. Mit einer Universität die sich so indiskret verhält, will ich nicht zusammen arbeiten.

PACK: Wenn Ihre Amtszeit dann 2014 zu Ende ist, was passiert dann?

Dominiak: Nach der sechs-jährigen Amtszeit kann ein Präsident normal wiedergewählt werden, aber ich nicht mehr, weil ich dann über 65 Jahre alt sein werde. Also wird es auf jeden Fall einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin geben. Die Stelle wird rechtzeitig in der Presse veröffentlicht und über die Kandidaten berät laut Hochschulgesetz dann eine Findungskommission bestehend aus vier Mitgliedern des Senats und vier Mitgliedern des Universitätsrats. Diese Kommission schlägt dann mindestens zwei Kandidaten dem Senat vor. Der Senat wählt dann mit einfacher Mehrheit einen der vorgeschlagenen Kandidaten.

Lukas Ruge | StudentenPACK.

Das Highlight der Amtszeit war „Lübeck kämpft.“

PACK: Rückblickend auf die 7,5 Jahre zuerst als Rektor und dann als Präsident der Uni Lübeck. Was bleibt Ihnen als Highlight in Erinnerung?

Dominiak: Mein Highlight ist natürlich der Sommer 2010, wobei das ja gar nicht wie ein Highlight anfing. Zunächst war das für mich der Schock meines Lebens. Ich weiß das noch wie heute, als ich am Telefon saß und der NDR mir sagte, an der Universität Lübeck solle der Medizinstudiengang eingestellt werden. Ich hatte immer noch geglaubt, es stimmt vielleicht gar nicht, bis mich dann Minister de Jager anrief und es bestätigte. Ein Highlight wurde daraus, als ich sah wie eng dann die Zusammenarbeit mit allen war. Mit unseren Studenten, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit allen MitarbeiterInnen der Universität, mit den anderen Lübecker Hochschulen und vor allem auch mit der Stadt. Die Bürger Lübecks haben sich wirklich unglaublich für die Uni engagiert und das war ja nicht immer der Fall. Man muss sich die Zahlen nochmal in Erinnerung rufen: Wir hatten damals circa 2600 Studenten und in Kiel haben dennoch 14.000 Menschen für den Erhalt unserer Uni demonstriert. Kurz darauf in Lübeck nochmal über 8000. Das wir das geschafft haben, war ein Highlight.

Und es war ja nicht das erste Mal, dass wir für die Uni kämpfen mussten. Ich war Rektor der Uni Lübeck als Minister Austermann 2005 aus den drei Universitäten des Landes eine Landesuniversität machen wollte. Damals haben wir gekämpft, um unsere Identität nicht zu verlieren. Auch 2005 haben wir mit den Studenten demonstriert. Thomas Kötter war damals AStA-Vorsitzender und hat mit uns eine Vollversammlung organisiert und danach die Demonstration. Das hat mich sehr beeindruckt. Demonstrationen habe ich als Student selbst miterlebt, ich bin ja 68er, wir haben zu dieser Zeit oft demonstriert. Aber diese gemeinsamen Demonstrationen zu erleben, zumal wenn man eine Universität leitet, das war schon gewaltig und auch sehr emotionalBeeindruckt hat mich übrigens, dass Minister Austermann den ganzen Tag in Lübeck war und mit den Studenten während der Vollversammlung und auf dem Jacobiplatz diskutiert hat. Das hat sich 2010 weder der Ministerpräsident noch ein Minister getraut. Er hat in der Vollversammlung und auf dem Jacobiplatz gestanden und sich auspfeifen lassen.Aber wir haben uns auch 2005 durchgesetzt. Wir sind auch wegen der Kämpfe und weil wir uns durchgesetzt haben heute so sicher wie nie und wenn wir das schaffen mit der Stiftungsuniversität sind wir noch sicherer.

PACK: Warum ist eine Stiftungsuniversität sicherer?

Dominiak: Natürlich können auch Stiftungen aufgelöst werden. Aber, man muss sehen, dass seit 2010 die Lübecker sehr stark hinter Ihrer Uni stehen. Und jeder Euro, den die Lübecker Bevölkerung einer Stiftungsuni spendet, macht die Uni sicherer. Weil keine Landesregierung sich trauen kann, eine Stiftung aufzulösen, in die so große Teile der Bevölkerung gespendet haben. Was glauben Sie, was das für einen Aufschrei auslösen würde?

PACK: Aufgrund der Doppeljahrgänge und dem Aussetzen der Wehpflicht kommen mehr Studenten auch nach Lübeck. Dieses Semester sind über 600 Erstsemester an die Uni gekommen, insgesamt haben wir mehr als 3300 Studenten. Wie viel kann die Uni noch aushalten?

Dominiak: In Schleswig-Holstein kommt der Doppeljahrgang erst 2016 und wir haben dieses Jahr den Sättigungsgrad erreicht. Da wir fast keine „Bleistiftfächer“ haben, sind wir auf Laborplätze angewiesen, die besonderer Ausstattung bedürfen.Laborplätze sind aber sehr teuer, also werden wir nicht eine teure Ausstattung aufstellen können, die danach wegen der angeblich sinkenden Studentenzahlen nicht mehr benötigt wird. Für Lübeck wird das zur Folge haben, dass der Numerus clausus in diesen Fächern noch strenger wird. Andererseits helfen uns natürlich auch ansteigende Bewerberzahlen denn wenn man immer bei 2000 Studenten herumdümpelt, ist die Existenz der Universität gefährdet. Ich freue mich, dass wir jetzt so viele sind.

PACK: Haben Sie etwas, was Sie den Erstsemestern mit auf den Weg geben möchten?

Dominiak: Ich hoffe, dass sie sich in dieser kleinen Universität wohl fühlen. Es ein großer Vorteil hier zu studieren, weil man sich schneller kennen lernt, nicht nur Studenten untereinander, sondern auch Dozenten und Studenten.

Versuchen Sie so viel wie möglich neben Ihrem Studium mitzunehmen, das ist ganz wichtig. Lübeck bietet ja einiges und die Uni bietet das Studium Generale, Sonntagsvorlesungen und das Literarische Colloquium an. Engagieren sie sich in den Fachschaften und im ASTA, spielen sie im Uniorchester, in der Theatergruppe oder bei den Popsymphonics mit oder singen sie im Chor.

PACK: Vielen Dank für das Gespräch.

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Was nun, Herr Dominiak? https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/was-nun-herr-dominiak/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/was-nun-herr-dominiak/#respond Tue, 02 Nov 2010 13:07:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1071 StudentenPACK: Vor fünf Jahren war es der Wortbruch von Minister Austermann, jetzt ist es der Versager De Jager. Warum hat Schleswig-Holstein so viel Pech mit seinen Wissenschaftsministern?

Prof. Peter Dominiak: Ich weiß es auch nicht. Ich denke, was dahinter steckt, ist der chronische Geldmangel in Schleswig-Holstein, der durch die HSH-Nordbank nocheinmal deutlich schlimmer geworden ist. Dies trifft dann vor allem Lübeck, weil wir eben eine kleine und jüngere Universität mit relativ teuren Studiengängen sind. Solche neuen Universitäten, wie auch Flensburg, haben dann oft das Nachsehen hinter der altehrwürdigen Universität Kiel. Die Staatssekretärin hat sinngemäß während „Lübeck kämpft“ ja gesagt, die Uni Lübeck sei eine Zonenrandförderung gewesen. Jetzt, wo es keine Zone mehr gäbe, bräuchte man auch keine Zonenrandförderung mehr.
Das Problem geht ja weiter zurück als bis auf Minister Austermann. Die SPD-geführte Regierung unter Heide Simonis hatte die Fusion der Kliniken in Kiel und Lübeck zu verantworten, eine Entscheidung, über die wir damals nicht glücklich waren und über die wir auch heute noch nicht glücklich sind. Auch diese Fusion war durch Geldmangel begründet und sie hat die finanzielle Lage nicht verbessert. Ob mehr dahinter steckt, kann ich nicht sagen.

PACK: Kann es sein, dass diese Politik auch daran liegt, dass das Wissenschaftsministerium mit Verkehr und Wirtschaft zusammengelegt wird?

Dominiak: Das ist ein Riesenministerium. Drei Sparten und mit der HSH-Nordbank kommt praktisch noch eine vierte hinzu. Diese Bereiche sind alle für sich schon sehr groß und sehr wichtig. Vorher hatten wir in Schleswig-Holstein ein Kultusministerium, das für Bildung und Wissenschaft zuständig war, aber auch damals hatten wir erhebliche Finanz-Probleme, vor allem bei den Universitätsklinika. Daraus ist ja dann auch die Fusion der beiden Universitätsklinika Kiel und Lübeck entstanden.
Wir wissen jetzt schon, dass auch der Jahresabschluss 2010 für das UKSH nicht gut sein wird, dafür stehen viele Ursachen zur Debatte.
Anfänglich waren wir der Überzeugung, es könnte uns nutzen, dass Wissenschaft und Wirtschaft im selben Ministerium vereint sind, da einem Wirtschaftsministerium mehr Geld zur Verfügung steht. Herr Austermann hat damals auch die jährlichen Budgetkürzungen gestoppt und sogar mehr Geld in die Universitäten gesteckt, damit sie sich bei der Exzellenzinitiative des Bundes bewerben können. Ohne diese Maßnahme wären weder Kiel noch Lübeck bei der Exzellenzinitiative erfolgreich gewesen.
Auf diese erfolgreiche Phase kam dann der Schock im Frühsommer, der Lübeck praktisch das „Aus“ seiner Universität bescherte, aus dem selben Ministerium.

PACK: Auf diesen Schock folgte dann der Kampf um die Universität, der von den meisten als Zeichen großer Einigkeit zwischen Studenten, Universität und der Stadt Lübeck gesehen wird. Es gab einige Momente, wo die Studenten und Studentinnen von ihren Handlungen etwas irritiert waren. Einmal ein Treffen in Bargteheide mit dem Ministerpräsidenten und später ein Dankesbrief an Peter Harry Carstensen.

Dominiak: Getroffen haben sich damals in Bargteheide der Ministerpräsident, sein Finanz- und sein Wissenschaftsminister mit dem Bürgermeister der Stadt Lübeck, dem IHK-Hauptgeschäftsführer sowie meinem Kanzler und mir. Es hatte sich davor schon in Berlin abgezeichnet, dass es einen alternativen Sparplan geben müsste, wenn die Universität so wie sie war erhalten bleiben soll. Daher hat sich das Präsidium vor dem Treffen in Bargteheide bemüht, die Eckpunkte eines Sparplans zu entwerfen.
Es war auch klar, dass die Uni Lübeck das Sparziel nicht allein erreichen kann. 25 Millionen sind die Hälfte des gesamten Zuführungsbetrages „Forschung und Lehre“. Ohne diese Summe kann die Uni nicht überleben. Dieses Eckpunktepapier, das alle wichtigen Aspekte bereits beinhaltete, haben wir also mitgebracht und Minister de Jager erklärte uns, dass er mit diesem Plan so einverstanden sei und wir ihn nun detaillierter ausarbeiten sollten. 

PACK: Nachher hieß es dann, der Sparplan sei nicht machbar, weil er andere, nämlich die Uni Kiel und das UKSH mit einbeziehe. 

Dominiak: Als wir Minister De Jager den detaillierten Plan dann vorstellten, hat er uns explizit bestätigt, dass die Einbeziehung Kiels und des UKSHs in Ordnung sei. Später hat de Jager dann behauptet, der Plan sei nicht in Ordnung, weil Kiel mit beteiligt sei. Das war eine Wende um 180°. Die Universität Kiel hat sich dann, wie bekannt, kräftig aufgeregt und uns Piraterie vorgeworfen.
Ich würde in der selben Situation alles genauso wieder machen, auch wenn mir von einigen deswegen Vorwürfe gemacht wurden. Ich bin vor allem der Universität und meinem Gewissen gegenüber verantwortlich. Ohne Gespräche und Verhandlungen gäbe es keine Zukunft für die Universität, außerdem habe ich auch gewisse Pflichten als Beamter. 
PACK:
Und der Dankesbrief an den Ministerpräsidenten?

Dominiak:
Was den Brief angeht, so muss man ihn richtig lesen. Ich habe mich lediglich dafür bedankt, dass er verhandelt hat und dass diese Verhandlungen zur Rettung der Universität führten, und das stimmt ja auch. Es ging mir aber eigentlich darum, die Ergebnisse der Verhandlungen festzuhalten, nämlich dass die Medizin in Lübeck vollständig erhalten bleibt, dass kein Medizinstudienplatz in Lübeck verloren geht und dass wir Stiftungsuniversität werden.

PACK: Später hat der Fraktionsvorsitzende der FDP, Wolfgang Kubicki, erzählt, die Rettung sei von Anfang an klar gewesen und die Proteste hätten die Landesregierung bei den Verhandlungen in Berlin nur unterstützt. Ist das glaubhaft?

Dominiak: Ich bin nicht Mitglied der Landesregierung. Kubicki hat allerdings auch gesagt, ich hätte von Anfang an Bescheid gewusst. Das stimmt nicht. Es gab seit letztes Jahr Winter Verhandlungen in Berlin, aber ich glaube nicht bezüglich der Uni Lübeck oder sogar über GEOMAR, das hätte ich sonst sicher von Herrn Rietschel (Anm. d. Red.: Ehrendoktor der Uni Lübeck und bis Juni 2010 Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, der das IFM-GEOMAR bisher untersteht) erfahren. Ich habe auch jede Woche mit Ministerin Schavan telefoniert, was der Ministerpräsident gar nicht gut fand, aber nur so hatte ich genaue Informationen darüber, was in Berlin zwischen der Landesregierung und dem Bund verhandelt wurde.

PACK: Anstelle von Fakultäten haben wir jetzt Sektionen. Damit ist einer der ersten Schritte der Univision 2020 getan. Worauf können sich Studenten im kommenden Jahr an Veränderungen gefasst machen?

Dominiak: Wir haben die Fakultätsgrenzen aufgelöst, um den Wissenschaftscampus Lübeck gründen zu können. Zu diesem Wissenschaftscampus werden neben der Uni auch die FH, die beiden Fraunhofer-Institute und das Leibniz-Institut gehören. Die Vorsitzenden/Präsidenten dieser Organisationen bilden den Campusvorstand, der sich nun schon mehrfach zu Vorbereitungen getroffen hat. Wir planen, diesen Wissenschaftscampus Lübeck als Marke zu etablieren, weil das so bisher in Deutschland noch nicht vorhanden war. Lübeck bietet mit seinem Hochschulstadtteil einen großen Vorteil und die Möglichkeit, über den Wissenschaftscampus Großforschungsprojekte zu beantragen. Ohne die Fakultätsgrenzen wird es nun auch einfacher, dass Institute und Kliniken enger miteinander kooperieren und sich nicht als fakultätszugehörig, sondern der Uni Lübeck zugehörig sehen. Vorbild ist für uns gewissermassen die MHH Hannover. Gegründet wird dieser Wissenschaftscampus Lübeck noch im November, bevor der Wissenschaftsrat kommt, um die Medizin im Land Schleswig Holstein zu beurteilen. Der Vorteil für unsere Studentinnen und Studenten ist eine verbesserte Lehre durch Etablierung einer gemeinsamen Studiengangskoordination und eines Graduierungszentrums, beides gab es bisher noch nicht. 

PACK. Und die Stiftungsuniverstät kommt?

Dominiak:
Die Stiftungsuniversität, ebenfalls wichtiger Bestandteil von Univision 2020, kommt natürlich auch, aber angeblich nach Aussage de Jagers leider erst 2013. Dabei könnte man das Gesetz von anderen Bundesländern abschreiben. Niedersachsen hat inzwischen fünf solcher Hochschulen, darunter die große Universität Göttingen. Als letztes wurde die Frankfurter Uni Stiftungsuni. Das Verfahren ist also bekannt, niemand muss das Rad neu erfinden. Ich werde demnächst noch einmal mit dem Kanzler und unserem Berater in Sachen Stiftungsuni ein Gespräch mit Herrn de Jager führen und klar machen, dass man das schneller durchziehen kann.

PACK: Und wie wird die Zusammenarbeit mit der Uni Kiel aussehen? Da ist ja viel böses Blut vorhanden.

Dominiak: Es sind viele Dinge gesagt worden, die uns verletzt.
Ich habe mich aber mit Prof. Fouquet und seinem Vizepräsidenten Prof. Wolffram in Kiel getroffen. Wir haben uns ausgesprochen und vereinbart, dass Kiel und Lübeck weiterhin in der Exzellenzinitiative und anderen Projekten wissenschaftlich zusammen arbeiten wollen. Unsere Gegner sollten schliesslich nicht andere Universitäten sein. Wissenschaftler sind doch intelligente und erwachsene Menschen, die ein Ziel eint: Wahrheitsfindung!

PACK:
Vor der letzten Landtagswahl haben Sie allen Parteien zehn Fragen zur Bildungspolitik und zur Uni Lübeck gestellt. Alle Parteien, inklusive derer, die uns nun regieren, haben Unterstützung zugesagt. Die Parteien der Regierungskoalition haben damals klar gelogen. Werden Sie zu den vorgezogenen Neuwahlen wieder Fragen stellen oder trauen Sie den Antworten ohnehin nicht?

Dominiak: Ich hatte beim letzten Mal gehofft, dass sich die Parteien zumindest an das halten, was sie versprochen haben. Aber zumindest CDU und FDP, die beiden Regierungsparteien, haben uns einiges versprochen, was sie nicht gehalten haben. Es steht ja sogar im Koalitionsvertrag, dass die Uni Lübeck strukturell und finanziell besser ausgestattet werden sollte. Was im Sommer passiert ist, ist weder das eine noch das andere. Ich weiß nicht, ob es etwas nützt, wenn ich das wieder mache und die Antworten dann wieder nur dem Wahlkampf und nicht der Wahrheit geschuldet sind.
Man muss ohnehin abwarten, wer die nächste Regierung bildet. Ich gehe davon aus, dass die Neuwahlen wohl doch bis Ende nächsten Jahres kommen, und dann ist alles möglich.
Ich hoffe zumindest, dass alle Parteien aus diesem Sommer etwas gelernt haben. Die können aber alle sicher sein: Wenn sie Hand an Lübeck legen, dann gibt es auch in Zukunft kein Pardon.

PACK: Ich danke für das Gespräch.

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Privatisierung des UKSH? https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/privatisierung-des-uksh/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/privatisierung-des-uksh/#comments Mon, 03 May 2010 08:00:18 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108655 Die Geschichte um eine Privatisierung des UKSH bis 2015 ist auf dem Campus wie eine Bombe eingeschlagen. Die Lübecker Nachrichten berichteten, dass seit dem 23. April. 2010 die Landesregierung nach interessierten Käufern für das Klinikum sucht. Wir haben Persönlichkeiten aus Lübeck und Schleswig-Holstein um eine Stellungnahme gebeten. Wir hoffen damit, der Diskussion, die in den nächsten Wochen stattfinden wird, einen Rahmen zu geben. Wir wünschen uns auch Meinungen der Studenten und rufen euch alle dazu auf, Leserbriefe zu schreiben, die wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen können.

Linda Krause für den AStA der Universität zu Lübeck

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„Mit entsetztem Erstaunen hat der Allgemeine Studierenden-Ausschuss der Universität zu Lübeck den drohenden Beschluss der Landesregierung Schleswig-Holsteins auf Anraten der Haushaltsstrukturkomission zur Kenntnis genommen, das UK-SH zu privatisieren und somit den Einfluss des Landes zu beschränken. Dies wird schwerwiegende Folgen für die Universität zu Lübeck und somit für uns als Studierendenschaft haben. Diese von kurzfristigen Einsparpotentialen getragene Idee ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht all jener Mitarbeiter, die mit ihrem Verzicht zur Konsolidierung der defizitären Einrichtung beigetragen haben. Sie nimmt zudem billigend in Kauf, dass eine der besten medizinischen Universitäten Deutschlands, samt weiteren Studienfächern, geschlossen wird. Eine Ausbildung angehender Ärzte wäre nicht mehr möglich und somit hätte neben der medizinischen Fakultät die gesamte Universität einschließlich nachfolgender Generationen von Studierenden keine Zukunft mehr. Die von vielen Professoren und Studierenden mühsam erarbeitete Reputation wird durch ideenlose Privatisierungspolitik aufs Spiel gesetzt. Gleichzeitig werden die von der Landesregierung im Koalitionsvertrag festgehaltenen Versprechen gebrochen, die universitären Einrichtungen Schleswig-Holsteins zu erhalten und zu fördern.

Bereits im Sommer 2005 haben wir gezeigt: Lübeck kämpft für seine Uni! Und wir sind bereit, 2010 weiter zu kämpfen: Wir werden diese blinde Politik nicht mittragen und uns ihr entschieden in den Weg stellen. Die Geldnot und Neuverschuldung in Schleswig-Holstein sollte nicht auf unseren Rücken ausgetragen werden. Wir werden nicht hinnehmen, was da „oben“ leise beschlossen wird und erheben ausdrücklich unsere Gegenstimme.

Unser Aufruf an die Studierendenschaft, an die Universität, an die Bürgerinnen und Bürger von Lübeck und an die Einwohner Schleswig-Holsteins: Informiert euch, macht eure Meinung stark und kämpft für die Erhaltung des Universitätsstandortes Lübeck.“

Professor Dr. Peter Dominiak, Präsident der Universität zu Lübeck

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„Der Koalitionsvertrag der Landesregierung sagt sehr deutlich, dass es zumindest bis 2015 keine Privatisierung des UKSH geben wird, alleine schon aufgrund der abgeschlossenen Tarifverträge, die auch nicht einseitig gekündigt werden können. Selbst wenn es zu einer Privatisierung des UKSH käme, ist die Schlussfolgerung der LN nicht richtig, dass diese Maßnahme mit dem Ende des Medizinstudiums einherginge.

Die Standorte Marburg und Giessen wurden vor einigen Jahren fusioniert, wie Kiel und Lübeck auch und darüber hinaus noch privatisiert. Das hatte aber keine Verminderung der Studienplätze, geschweige denn eine Ende des Medizinstudiums zur Folge.

Es ist bekannt, dass das Land Schleswig-Holstein sehr klamm ist, aber die Landesregierung, bzw. die sie tragenden Parteien haben sich deutlich zu höheren Ausgaben für Bildung und Forschung bekannt. Die Schließung eines Standorts oder eines Studiengangs steht dem diametral entgegen. Herr Kubicki ist nicht Mitglied der Landesregierung sondern Fraktionsvorsitzender der FDP. Er kann also gar nicht für die Landesregierung sprechen und er hat schon öfters vollmundig Dinge in die Welt gesetzt, die nicht den Tatsachen entsprachen bzw. dann so nicht umgesetzt wurden.“

Professorin Inge-Susann Römhild, Präsidentin der Musikhochschule Lübeck

„Herr Kubicki ist nicht Regierungsmitglied sondern Fraktionsvorsitzender, als der er bekannterweise schon Vieles in der Öffentlichkeit geäußert hat. Von der Landesregierung haben wir alle bisher noch gar nichts gehört.

Meine Erwartungshaltung ist die, dass sich Herr Minister de Jager sicherlich zu dem vorschnellen Bericht in den LN äußern wird, wenn es nicht unmittelbar die Landesregierung tut, was man auch erwarten kann, denn sie müsste klar stellen, wer regiert.“

Robert Habeck, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen

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„In der schwarz-gelben Koalition brennt offensichtlich die Hütte. Erst verkündet Wolfgang Kubicki, dass das UKSH verkauft werden soll. Jetzt rudert er zurück und wirft der Presse eine falsche Berichterstattung vor.

Aber wo kommt die Nachricht her, dass das Interessenbekundungsverfahren schon im Gang ist? Hat das Kabinett am Parlament und an Betroffenen vorbei bereits Entscheidungen getroffen? Nach der heutigen Pressemitteilung von Wolfgang Kubicki sind die Fragezeichen nur größer geworden.

Jetzt zeigt sich die ganze Krux der sagenumwobenen Haushaltsstrukturkommission. Sie ist ein demokratischer Hybrid, irgendwo zwischen Parlament und Regierung aufgehängt, ohne Legitimation und Kontrolle und ohne klare Verantwortlichkeit. Und damit ist sie der Willkür einzelner ausgeliefert. Wer regiert eigentlich Schleswig-Holstein? Ministerpräsident Carstensen muss endlich Flagge zeigen und sagen, wo es lang geht.

Die Regierung wird vorgeführt und demontiert. Es ist der organisierten Macht- und Verantwortungslosigkeit der Regierung zu danken, dass launische und offensichtlich unsinnige Vorschläge herausposaunt und wieder eingestampft werden. Dass ein Universitätskrankenhaus ohne
Qualitätsverlust und die Aufgabe seiner Standards verhökert werden kann, kann nur glauben, wer dem Privatisierungswahn verfallen ist.“

Bernd Saxe (SPD), Bürgermeister von Lübeck

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„Die Universität mit dem Klinikum ist – wie die anderen Hochschulen – ein ganz wichtiger Faktor für unsere Stadt, den es unbedingt zu erhalten und zu entwickeln gilt. Die Bedeutung von Uni und Klinik für die Zukunft der Stadt ist nur mit der Bedeutung des Hafens zu vergleichen: Hier finden tausende von Menschen einen Arbeitsplatz, hier vollzieht sich die Zukunftsentwicklung und nicht zuletzt ist die Universität eine Bildungseinrichtung von großem Rang. Darum tritt die Stadt mit Nachdruck für den Erhalt von Uni und Klinik ein. Die Pläne des Landes gefährden die Zukunft der Stadt!“

Ralf Stegner (SPD), Vorsitzende der Landtagsfraktion

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„Damit wird der Albtraum von über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Universitätsklinikum wahr; zugleich wird nach den Plänen der Regierung Lübeck künftig kein Universitätsstandort mehr sein können. Damit wären Umfang und Qualität der Gesundheitsversorgung, aber auch die Umsetzung der Exzellenzinitiative im Medizinbereich zur Disposition gestellt.

Ein solcher Kahlschlag ist auch angesichts der Haushaltslage des Landes nicht zu verantworten. Der wichtigste Träger der Gesundheitsversorgung    und zugleich größte öffentliche Arbeitgeber im Land muss zumindest mehrheitlich in öffentlicher Hand bleiben.

Die SPD wird sich mit allen politischen Mitteln gemeinsam mit den Beschäftigten des Klinikums und der Universität dagegen wehren, dass die Pläne der Landesregierung umgesetzt werden!“

Oliver Grieve, Pressesprecher des UKSH übersendet uns folgenden Brief an die Mitarbeiter

Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,
mit Verwunderung müssen auch wir heute aus den Medien erfahren, dass der Herr Abgeordnete Kubicki behauptet, es sei ein Interessenbekundungsverfahren zum Verkauf des UK S-H eingeleitet worden. Nach einem aktuellen Gespräch mit dem für uns zuständigen Wissenschaftsminister Jost de Jager hat die Landesregierung zu diesem Sachverhalt nichts beschlossen. Von einer Einigkeit über einen Verkauf kann in der schwarz-gelben Koalition nach unserem Wissen keine Rede sein.

Dem Gesetz zufolge wäre es nicht ein Einzelner, sondern die Landesregierung, die ein Interessenbekundungsverfahren zur Privatisierung unseres Universitätsklinikums beschließen müsste.

Der Vorstand des UKSH verurteilt diese verantwortungslose Art des Umgangs mit Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf das Schärfste. Sie stellen unter großen persönlichen Opfern die exzellente Versorgung der kranken Menschen in unserem Land sicher. Dafür sprechen wir Ihnen unsere Anerkennung aus!
Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Jens Scholz
Peter Pansegrau
Christa Meyer

In einer Presserklärung schreibt Wolfgang Kubiki, Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag

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„Es ist schon bemerkenswert, welche Schlussfolgerungen einige Journalisten mitunter ziehen. Ich habe den ‚Lübecker Nachrichten‘ bestätigt, dass nahezu alle Ausgaben des Landes überprüft werden, um den enormen Schuldenberg Schleswig-Holsteins abzubauen und das strukturelle Defizit von 1,25 Milliarden Euro in den kommenden Jahren zu beseitigen. Dies ist auch kein Geheimnis. Die Überprüfungen treffen auf die Universitätskliniken und die Hochschulen ebenso zu wie auf alle anderen Bereiche, in denen das Land Verantwortung trägt. Daraus abzuleiten, es würde bereits zu diesem Zeitpunkt Entscheidungen der Koalition geben, ist schlichtweg falsch. Die Haushaltsstrukturkommission erarbeitet derzeit zahlreiche Maßnahmen, mit denen eine Haushaltskonsolidierung erreicht werden kann. Damit wir diese große Aufgabe meistern, benötigen wir ein Bündel von Maßnahmen, das regional ausgewogen sein muss. Daran arbeiten wir auf Hochtouren. Das Kabinett und die Koalitionsfraktionen werden sich Ende Mai mit den Vorschlägen der Kommission befassen, dann werden die Entscheidungen getroffen. Und dann werden wir auch die Öffentlichkeit darüber informieren, mit welchem finanzpolitischen Konzept die schwarz-gelbe Koalition dieses Land wieder nach vorne bringen wird.“

Die Erklärung der Landesregierung kann gegebenenfalls hier eingeklebt werden…

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