Thomas Mann – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 02 Jul 2016 05:51:39 +0000 de-DE hourly 1 [SUSPECTED SPAM] Ihr neues Postfach ist bereit! https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/ihr-neues-postfach-ist-bereit/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/ihr-neues-postfach-ist-bereit/#respond Wed, 08 Jul 2015 22:11:42 +0000 http://www.studentenpack.de/index.php/2015/06/offener-diskurs-oder-propagandaveranstaltung-2/ To anyone who unterstands information theory and security and is in an infuriating argument with someone who does not  (possibly involving mixed case), I sincerely apologize.

To anyone who unterstands information theory and security and is in an infuriating argument with someone who does not (possibly involving mixed case), I sincerely apologize.[media-credit name="xkcd-Comics by Randall Munroe" align="aligncenter" width="645"]

Dass die Universität ihre Nutzerverwaltung auf ein neues Identity Management System (IDM) umgestellt hat, ist nun schon eine Weile her und die meisten sollten sich auch schon eingehend damit beschäftigt haben. Die Übergangsphase lief jedoch, wie es in solchen Sachen nun mal die Regel ist, nicht ganz reibungslos und einfach, sodass einige Fragen womöglich noch offen sind oder die Antworten darauf für noch mehr Verwirrung gesorgt haben als zuvor schon. Für all diejenigen, die sich noch nicht gänzlich mit dem neuen System anfreunden konnten, haben wir hier noch einmal die gängigsten Fragen und Schwierigkeiten aufgelistet und geben hoffentlich verständliche Antworten und Tipps.

Zu Beginn möchte ich noch ein persönliches Anliegen vorbringen: ÄNDERT EUER PASSWORT! Ich weiß, ihr habt euch ganz viel Mühe gegeben und könnt es auch schon fast auswendig, aber ein Passwort, das euch von dritter Seite zugesandt wurde ist per Definition nicht sicher! Und außerdem verwende ich Ausrufezeichen und schreibe in Großbuchstaben, also tut was ich sage.

1. Frage: Über welche Verteiler kann ich in Zukunft meine Couchtische verschenken und nach Probanden suchen? Antwort: Die wichtigsten beiden Verteiler, die ihr in Zukunft brauchen werdet, sind sektion_medizin@student.uni-luebeck.de und sektion_mint@student.uni-luebeck.de. Daneben gibt es noch diverse (105!) kryptische Verteiler, die sich im Wesentlichen aus grad_studiengang_semester@student.uni-luebeck.de zusammensetzen und unter idm.uni-luebeck.de eingesehen werden können. Also ob die jemals benutzt werden.

2. Frage: Wann sind meine alten E-Mails weg? Antwort: Am 31. August 2015. Bis dahin können noch Weiterleitungen und automatische Antworten eingerichtet und die alten E-Mails kopiert werden.

3. Frage: Wie geht das? Antwort: An dieser Stelle sei auf die wirklich guten Anleitungen des ITSC verwiesen. Wobei es schade ist, dass von den MINTlern offenbar mehr technisches Verständnis erwartet wird und diese eine Weiterleitung nicht über das Webinterface von Squirrel-Mail einrichten können. Stattdessen müssen sie über einen für technisch nicht sehr Versierte recht komplizierten Weg eine Datei anlegen, in der die gewünschte Weiterleitungsadresse eingetragen ist. Falls ihr euch dabei dann übrigens fragt, wie ihr Filezilla startet, gebt einfach „filezilla“ in die Konsole ein. Eine automatische Antwort könnt ihr übrigens nicht direkt einrichten. Diese müsst ihr in eurem eigenen E-Mail Client (das ist sowas wie Outlook oder Thunderbird) einrichten und die automatische Antwort funktioniert leider auch nur, wenn der Client gerade läuft. Zu beschreiben, wie das im Einzelnen gemacht wird, würde leider den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber ihr schafft das schon! Das Kopieren wiederum ist relativ einfach. Öffnet einen E-Mail-Client, in dem die neue und die alte E-Mail Adresse eingerichtet sind, geht in den alten Posteingang, drückt Strg+A, dann Strg+C. Geht in den neuen Posteingang und drückt Strg+V, fertig. Kann aber etwas dauern.

4. Frage: Ist eine Adresse „@student…“ nicht etwas sexistisch?! Antwort: Jain. Einerseits schon, aber da nur die Adressen der Studierenden ein solches Präfix haben, kann man zumindest behaupten, das sei Englisch. Weil wir eine sehr international ausgerichtete Uni sind und so.

5. Frage: Uns Medizinern wurde versprochen, dass wir unsere E-Mail-Adresse zeitlebens behalten würden, um Networking zu betreiben und uns bei komischen Seiten anzumelden, für die wir nicht unsere eigene benutzen wollen. Gilt das weiterhin? Antwort: Leider nicht. Und angeblich war es auch nie so, weil dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist. Ihr wurdet also belogen!
Ich hoffe, dieser Überblick war hilfreich und wünsche euch viel Spaß mit eurem neuen Account! Und uns allen wünsche ich, dass sich die Gerüchte über eine baldige erneute Umstellung nicht bewahrheiten…

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Wo Stellungnehmer Stellung nehmen https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/wo-stellungnehmer-stellung-nehmen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/wo-stellungnehmer-stellung-nehmen/#respond Wed, 01 Jul 2015 15:00:28 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213470
Dass das CHÉ alle Namensvorschläge objektiv gleichgewichtet, scheint nicht der Fall zu sein.Albert Piek

Dass das CHÉ alle Namensvorschläge objektiv gleichgewichtet, scheint nicht der Fall zu sein.

Das Resümee am Anfang: Die vorliegende CHE-Stellungnahme zur möglichen Umbenennung der Universität zu Lübeck ist aus verschiedenen Gründen unzureichend. Als faktische Grundlage für eine Abwägung des Themas an der Universität kann die Stellungnahme leider nichts beitragen.

In die „Diskussion“ um die Umbenennung der Universität zu Lübeck hat sich nun auf Gesuch der Universitätsleitung auch das „Centrum für Hochschulentwicklung“ (CHE) eingeschaltet. Das Centrum hatte bereits 2014 ein Arbeitspapier mit dem Titel „Sich einen Namen machen“ vorgelegt, dessen Autoren, Ulrich Müller und Markus F. Langer, auch die Stellungnahme zur Universität zu Lübeck geschrieben haben.

Den Autoren ist zugute zu halten, dass sie eindeutig darauf hinweisen, dass „aufgrund der sehr kurzen Zeitspanne, die zur Erstellung des Gutachtens zur Verfügung stand, Imageanalysen, repräsentative Umfragen oder vertiefende biografische Studien nicht möglich waren.“ So „können diese Einschätzungen der Gutachter nicht als abschließendes Urteil mit exakten Werten angesehen werden. Sie sind vielmehr als Annäherungen [beziehungsweise] als die Diskussion strukturierendes Deutungsangebot zu verstehen.“ Die fehlende Tiefe ist bedauerlich, viel bedauerlicher ist, dass die Art der Ausarbeitung die Stellungnahme sehr voreingenommen erscheinen lässt.

Oberflächlich diskutieren die Autoren in der Stellungnahme die Vor- und Nachteile einer Umbenennung sowohl grundsätzlich als auch anhand von zehn Beispielen. Neben dem aktuellen Namen der Universität stehen auch Cornelia-Schorer-, Erich-Mühsam-, Günter-Grass-, Hanse-, Heinrich-der-Löwe-, Joachim-Jungius-, Thomas-Mann-, Willy-Brandt- und Stiftungsuniversität zu Lübeck zur Auswahl. Die Liste der Namen ist dabei ungewöhnlich lang und damit auch unübersichtlich, einige sind bisher in der Diskussion kaum vorgekommen. Mit welcher Aufmerksamkeit man dabei all jene Namen bedenkt, die nicht mit „Thomas-Mann“ beginnen, lässt sich anhand einer einfachen Aufteilung der Stellungnahme aufzeigen.

Klare Konzentration auf einen Namen

Kürzt man Tabellen, Fußnoten, Quellenangaben und Ähnliches hat die im Druck 32-seitige Stellungnahme ungefähr 63.800 Zeichen (mit Leerzeichen), davon befasst sich zu Anfang ein erheblicher Teil mit der Einleitung sowie den von Müller und Langer genutzten Kriterien zur Bewertung von Hochschulnamen, welche sie aus ihrem Arbeitspapier übernommen haben. Zudem diskutieren sie im hinteren Teil, wie die Befragung der Experten zum Namen der Lübecker Uni durchgeführt wurde (bleiben die Antworten der Befragten jedoch schuldig). Grob 27.000 Zeichen (42 %) der Stellungnahme beschäftigen sich nicht mit den konkreten Vorschlägen.

1567 Zeichen (2,4 %) sind dem aktuellen Namen gewidmet, 1170 Zeichen Cornelia Schorer (1,8 %), 1273 Zeichen (1,9 %) Erich Mühsam, 1765 Zeichen (2,7 %) Günter Grass, 2644 Zeichen (4,1 %) der Hanse-Universität, 985 Zeichen (1,5 %) Heinrich dem Löwen, 1024 Zeichen (1,6%) Joachim Jungius, 1580 Zeichen (2,4 %) der Stiftungsuniversität, 1719 (2,6%) Willy Brandt. In der Summe entfallen auf neun der zehn Vorschläge 20 % des Textes.

Dem Namensvorschlag „Thomas Mann“ wird so viel Platz eingeräumt wie allen anderen Namen zusammen. Lukas Ruge

Dem Namensvorschlag „Thomas Mann“ wird so viel Platz eingeräumt wie allen anderen Namen zusammen.

Auf zwei Abschnitte mit insgesamt 12.430 Zeichen (19,4 %) verteilt wird dem Vorschlag Thomas-Mann-Universität zu Lübeck ebenso viel Platz eingeräumt wie allen anderen Namen zusammen. Diese Diskrepanz ist natürlich nicht zu verbergen. Die Autoren erklären, eine Konzentration auf Thomas Mann sei erfolgt, da er von allen Namen am meisten diskutiert worden sei. Ein absurdes Argument: Wenn überhaupt sollte dies rechtfertigen den Namen am wenigsten zu behandeln, über die Vor- und Nachteile der meistdiskutierten Option müsste jeder bereits informiert sein. Doch wenn es für die Stellungnahme nur darum ging, „wahrscheinliche“ Namen zu analysieren, so hätte mindestens der Name „Universität zu Lübeck“ ähnliche Aufmerksamkeit verdient und man hätte die acht Feigenblätter weglassen können.

Im verbleibenden Anteil des Textes wird zusammengefasst und resümiert: „Aufgrund der positiven Strahlkraft Thomas Manns erscheint es prinzipiell gut vorstellbar und attraktiv, dass sich die UzL künftig mit seinem Namen schmückt.“ Es gilt daran zu erinnern, dass diese angebliche „positive Strahlkraft“ nicht zwangsläufig vorhanden ist, für Imageanalysen war den Verfassern zufolge keine Zeit. Der zitierte Satz taucht dennoch in Gänze gleich zweimal im Text auf.

Thomas trois points

Trotz der kurzen Zeit: Die Autoren versichern ihren durchaus wissenschaftlichen Anspruch („analytisches Vorgehensmodell“) und berufen sich auf Interviews mit Experten, darunter Mitglieder des AStA und Professoren der Uni, welche zur Bewertung der einzelnen Namen geführt haben. Unter den Experten sind weiterhin der Präsident der Thomas Mann Gesellschaft und die Leiterin des Buddenbrookhauses, nicht aber Mitglieder der Joachim Jungius-Gesellschaft, niemand vom Günter-Grass-Haus, niemand vom Willy-Brandt-Haus (aber immerhin die SPD-Mitglieder Bernd Saxe und Björn Engholm) und niemand vom Hansemuseum. Bei dieser Zusammenstellung der Expertenkommission ist es kaum ein Wunder, dass die Bewertung der Namen im Detail ebenfalls verkorkst ist.

Das liegt erst einmal daran, dass die Autoren beschließen, dass bestimmte Kriterien, darunter „Bekanntheit der Namensbestandteile“, wichtiger seien als Andere.

Die im Arbeitsblatt mit „Verdeutlichung von Kontinuität bzw. Neuorientierung“ betitelte Dimension der Bewertung wird bei der tatsächlichen Diskussion der Namensvorschläge für Lübeck zu „Verdeutlichung eines Aufbruchssignals“, bei welchem dann der alte Name natürlich nicht punkten kann. Nicht klar wird, warum Stiftungsuniversität und Thomas-Mann-Universität in dieser Kategorie 2 von 3 möglichen Punkten erhalten, die anderen erwogenen neuen Namen (und Stiftungsuniversität ist inzwischen genau genommen ein alter Name) nicht.

Eine weitere der zehn Skalen, auf denen mögliche Uni-Namen von den Autoren mit null bis drei bewertet werden, ist die „Kennzeichnung des fachlichen Profils“, also die Frage, wie sehr ein Namensgeber das wissenschaftliche Profil der Uni repräsentiert. Joachim Jungius, Professor für Medizin, Professor für Mathematik sowie Mitbegründer der modernen Chemie erhält hier einen der drei möglichen Punkte. Es ist wohl nicht zu verzeihen, dass er vor 400 Jahren nicht auch eine Professur in Informatik innehatte. Die Argumentation ist klar: Eine Person kann ein Profil nicht kennzeichnen, wenn die Person unbekannt ist. Doch die Bekanntheit der Namensbestandteile ist eine eigene, weitere, Dimension des Graphen. Dieselbe Bewertung (1 von 3) erhält in diesen Bereichen die Ärztin Cornelia Schorer, die lebenslang sowohl als Medizinerin als auch in der Pflege gearbeitet hat.

Ebenso ist die Auslegung bei anderen Bewertungskriterien sonderbar: Die Tatsache, dass sowohl Grass, Mühsam als auch Brandt politische Namen sind, schädige potentiell die „positive Konnotation“ des Namens. Als könne eine Hochschule mit ihrem Namen nicht auch politisch Stellung beziehen (Was das CHE wohl zur Umbenennung der Universität Oldenburg gesagt hätte?). Thomas Manns Name ist natürlich auch politisch belegt, dies stärkt allerdings die „positive Konnotation“. Brandts Verbindung zu seiner Geburtsstadt Lübeck sei weniger klar, schätzen die Autoren, er würde eher mit seiner Wirkungsstätte Berlin assoziiert. Thomas Mann hingegen würde mit seiner Geburtsstadt, nicht mit den Orten seines Wirkens in Verbindung gebracht. Das mag stimmen, aber für mehr als anekdotische Hinweise auf die Rede zum 50. Todestag von Thomas Mann reicht es nicht. Brandt und Mann haben etwa im selben Alter Lübeck verlassen.

TMUzL, TMUL, TMU, UzL™?

Ein perfides Detail ist, dass die natürlich im Lesefluss hinderliche Abkürzung „UzL“ knapp 100-mal in dem nur 30-seitigen Text benutzt wird, aber Thomas-Mann-Universität zu Lübeck nie gekürzt wird. Dabei werden mögliche Abkürzungen für jeden Namensvorschlag explizit diskutiert, die von den Autoren bevorzugte Abkürzung für eine nach Thomas Mann benannte Universität ist dem Leser also bekannt. Dass diese nicht verwendet wird, ist besonders auffällig, da die vorgeschlagene Abkürzung „TMU“ als einzige Abkürzung von den Autoren positiv bewertet wird. Auch diese Bewertung erfolgt nicht basierend auf Marktanalysen oder repräsentativen Befragungen, sondern die Autoren beschließen, dass TMU „eingängig“ klingt. Die Ähnlichkeit zu bereits genutzten Kürzeln zweier Münchner Universitäten (TUM und LMU) sei eher positiv. Anscheinend glauben die Autoren nicht, dass es für die kleine Uni Lübeck tatsächlich hilfreich sei, als sie selbst gesehen zu werden, mit etablierten süddeutschen Universitäten verwechselt zu werden würde uns eher helfen. TMU ist aber natürlich, wie die meisten anderen vorgeschlagenen Kürzel, falsch, wahrscheinlich würde „zL“ nicht entfallen und die Abkürzung wäre „TMUzL“ oder eventuell „TMUL“ – der Bericht selbst erwähnt, dass es in jedem Fall sinnvoll ist den Namen der Stadt im Namen zu belassen. Ob man für „TMUzL“ auch drei von drei Punkten auf der Skala für gute Kurzformen bekommt?

Insgesamt ist der Umgang mit Kurzformen unnötig fantasielos. Eine Cornelia-Schorer-Universität zu Lübeck müsste sich nicht als „CSU“ abkürzen, Namen von Patronen können auf Nachnamen gekürzt oder an andere Positionen verschoben werden. So wäre die „Lübsche Schorer Universität“ (LSU), „Universität Lübeck – Cornelia Schorer“ (ULCS oder auch UzLCS) oder „Lübsche Universität Cornelia Schorer“ (LUCS) möglich. Die genauso fantasielosen Kürzel für Joachim-Jungius-Universität (JJU) und Günter-Grass-Universität (GGU) werden wegen der Buchstabendoppelung heruntergestuft – man möchte die Studenten und Mitarbeiter der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf fragen, wie sehr sie darunter leiden. Auch könnte eine Jungius-Universität Lübeck komplett auf die Abkürzung als Kurzform verzichten und einfach die „Junge Universität“ sein. Welcher Name klingt jetzt mehr nach Aufbruch? Da die Autoren auf Seite fünf der Stellungnahme über diese unterschiedlichen Konstruktionsformen für Universitätsnamen referieren ist es schluderig von ihnen, sie im späteren Abschnitt gänzlich unbeachtet zu lassen.

Da sich die Stellungnahme intensiv mit Thomas Mann als Namensvorschlag beschäftigt, nennt sie auch die Gründe gegen die Wahl. Diese erschöpfen sich hauptsächlich in der gänzlich fehlende Verbindung zum Fächerspektrum der Universität zu Lübeck (0 von 3 Punkten). Um auch hier die Zeichenzahl nicht schuldig zu bleiben: Etwa 1500 Zeichen lang erklären die Autoren uns, warum Thomas Mann vielleicht doch nicht als Namensgeber taugt um dann mit dem bereits genannten Satz über die positive Strahlkraft in die Zusammenfassung zu gehen. Viele Kritikpunkte an Thomas Mann als Uni-Marke, welche unter anderem im letzten StudentenPACK erwähnt wurden, bleiben unerwähnt.

Schlussendlich zeigt sich die unzureichende Bereitschaft, sich mit den Alternativen zu Thomas Mann überhaupt nur zu beschäftigen auch in der Quellenliteratur. Thomas Mann taucht als Primärquelle auf, alle anderen nicht. Schriften hinterlassen haben uns allerdings alle, die vorgestellt wurden.

Auch nur eine Meinung

Wenn man die Stellungnahme als das nimmt was sie ist, eine von vielen Meinungsäußerungen in der laufenden Meinungsfindung, so ist sie unproblematisch. Sie ist aber, und darauf muss mit aller Deutlichkeit hingewiesen werden, nicht mehr als eine Meinungsäußerung. Sie kann keinen Anspruch auf Objektivität erheben, die Gewichtung ist klar, die Schlussfolgerung ebenso. Der Fairness halber sei erwähnt, dass die Stellungnahme diesen Anspruch auch selbst nicht erhebt, es ist keine Studie, weder müssen die Aussagen aus den Experteninterviews angegeben werden noch sind eine ausführliche Literaturanalyse oder Umfragen zur tatsächlichen Bekanntheit von Namen erforderlich. Wichtig ist aber, wenn in der nachfolgenden Diskussion auf die CHE-Stellungnahme verwiesen wird, dies zu berücksichtigen.

Letztendlich erklärt die Stellungnahme allerdings gut, warum sich die ganze Diskussion ohnehin erübrigt: Ein Universitätsname, so erklären die Autoren im Rückgriff auf frühere Publikationen, sei der Kern der Marke einer Universität und diene dazu die Ziele (darunter hohe Immatrikulationszahlen, Fördergelder, Kooperation mit anderen Unis, politische Unterstützung…) positiv zu beeinflussen, sei aber alleine nicht ausschlaggebend. Liest man sich die zu erreichenden Ziele durch, so wird man erkennen, dass die Uni im Jahre 2015 bereits alle zu erfüllen scheint. Zudem ist „eine starke Marke […] im Zeitverlauf stabil“ und was wäre stabiler als „Universität zu Lübeck“.

Wichtig sei, so heißt es auf Seite sechs, die Marke als Identifikationspunkt der „Nutzer“, im Falle einer Uni also der Mitarbeiter und Studenten. In einer repräsentativen Umfrage des AStA stellte sich heraus, dass ein Großteil der Studierenden die Umbenennung aufgrund der fachlichen Entfernung Thomas Manns zur Universität ablehnt. Damit erübrigen sich die restlichen Seiten der Stellungnahme eigentlich.

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Offener Diskurs oder Propagandaveranstaltung? https://www.studentenpack.de/index.php/2015/06/offener-diskurs-oder-propagandaveranstaltung/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/06/offener-diskurs-oder-propagandaveranstaltung/#comments Mon, 15 Jun 2015 19:30:42 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213409
Diskussion und Umfrage

Diskussion und Umfrage [media-credit id=238 align="aligncenter" width="645"]


Seit einiger Zeit nun stehen wir alle einer möglichen Umbenennung unserer Universität gegenüber. Es dürfte das meist diskutierte Thema seit „Lübeck kämpft“ sein, da es uns alle irgendwie betrifft. Das Präsidium steuert nun, auf ein Ende dieser Diskussion zu. Nachdem im Mai eine Biographie von Thomas Mann präsentiert wurde,  folgt am 18. Juni die öffentliche Diskussion des Namens in St. Petri. Am Tag danach startet die unabhängige, neutral formulierte und von studentischer Seite initiierte Online-Umfrage zur Umbenennung der Universität zu Lübeck. Diese läuft bis zum 29.Juni, sodass die Ergebnisse am 30. Juni auf der Vollversammlung der Studierendenschaft und auf der Sondersitzung des Senats am 1. Juli präsentiert und diskutiert werden können. Im Anschluss an diese Veranstaltungen soll nach aktueller Planung auf der Senatssitzung am 8. Juli eine Entscheidung getroffen werden. Alle Mitglieder der Universität zu Lübeck sind zu sämtlichen Veranstaltungen herzlich eingeladen.  Sich an der Diskussion zu beteiligen ist ausdrücklich erwünscht, auch weil das Vorgehen des Präsidiums und der Ablauf der Veranstaltung durchaus kritisch betrachtet werden können.

Rückblick

Das Präsidium wünschte für die Senatssitzung am 15. April 2015 eine Stellungnahme des Senats zur Umbenennung in „Thomas Mann-Universität zu Lübeck“. Üblicherweise wird hierzu eine Beschlussvorlage mit eingereicht, die in diesem Fall bereits in der Senatsvorbesprechung abgewiesen und zur Nachbearbeitung an das Präsidium zurückgegeben wurde. In der Senatssitzung wurde der Antrag nach einer kontroversen Diskussion zurückgezogen, vermutlich um einer Ablehnung vorzubeugen.

Warum gab es vorher keine breite Befragung aller Hochschulmitglieder? Warum wurde die Frage in anderen Gremien nicht diskutiert, bevor sie in den Senat ging?

Das Verhalten ist in unseren Augen ein Versuch, die Struktur der Universität und die Meinungen aller Nichtmitglieder des Senats vorsätzlich nicht zu berücksichtigen. Der Präsident hat dies anscheinend eingesehen und vor dem Studierendenparlament eingeräumt, dass sein vorschnelles Handeln nicht optimal gewesen sei und er nun einen transparenteren, ergebnisoffenen Diskurs anstrebe.

Doch wie ergebnisoffen kann nun der Diskurs sein, wenn ihm solch ein Verhalten vorausgeht?

Trotz seiner Beteuerungen vor dem Studierendenparlament machte der Präsident im nächsten Satz deutlich, dass seiner Ansicht nach ausschließlich der Name „Thomas Mann“ in Frage komme.

Trägt dieses Verhalten zu einem offeneren Diskurs bei oder ist es ein Versuch, die Diskussion weg von allen Namensalternativen auf diesen einen Vorschlag hin zu lenken?

Falls dies die Strategie des Präsidiums ist beziehungsweise war, ist diese zumindest zum Teil aufgegangen. Es existiert wohl kaum eine Person auf unserem Campus, die nicht zumindest ein Gespräch über Thomas Mann mitbekommen hat. Zudem findet kaum eine Diskussion darüber statt, welche Namen noch in Frage kommen.

Was unternimmt das Präsidium beziehungsweise Herr Wiegand (Leiter der  Stabsstelle Kommunikation), um einen offenen Diskurs zu fördern? Gibt es Infoveranstaltungen zu möglichen Namensvorschlägen?

Jede Person, die die Veranstaltungseinladungen verfolgt hat, muss feststellen, dass keine Ergebnisoffenheit bezüglich der Namenswahl existiert. Es gibt ausschließlich Veranstaltungen zum Namen „Thomas Mann“ und als Diskussion bezeichnete Veranstaltungen, bei denen erstaunlich viel über Thomas Mann referiert wird.

Warum sollte Thomas Mann der einzig wahre Namenspatron sein?

Thomas Mann ist für die meisten Personen in erster Linie Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger. Seine oft angesprochene Kritik am nationalsozialistischen Regime wird selbst in einschlägigen Onlinelexika erst im Nachsatz erwähnt.

Wurde der Name Thomas Mann schon immer so hoch in der universitätsinternen Debatte gehandelt? Diskutieren wir also deswegen gerade nur auf Basis dieses einen Namens?

Der Konvent der technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Medizinischen Universität zu Lübeck, vergleichbar mit dem heutigen Senatsausschuss MINT, hat im November 2000 zur Namensgebung der Universität ein Meinungsbild erstellt. Jedes Mitglied hatte dabei zwei Stimmen zur Verfügung – auf Thomas Mann entfielen null Stimmen. Dass Thomas Mann schon lange als guter Namenspatron betrachtet wird, lässt sich also nicht sagen.

Was hat sich in der Universität zu Lübeck an der Wahrnehmung von Thomas Mann geändert? Wollen wir nicht auch über andere Namen diskutieren? Sollte die Präsentation von Namensvorschlägen nicht vielfältiger und ausgewogener sein?

Ausblick

Wie offen wird die Diskussionsveranstaltung am 18. Juni 2015 um 19 Uhr in St. Petri werden? Kann sie offen sein, wenn nur ein Name auf der Agenda steht?

Zu Beginn wird das CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) eine Stellungnahme zur Namensänderung der Universität abgeben. Die Datengrundlage dieser Stellungnahme ist in unseren Augen zumindest diskutabel. Für diese Stellungnahme wurden sechs Professoren, zwei Studierende, die zwei Personalräte, fünf weitere Universitätsangehörige und fünf bekannte Persönlichkeiten aus der Stadt befragt. In Summe sind das zwanzig Personen.

Findet ihr das ausreichend? Wäre nicht eine breitere Datenerhebung eventuell auch von Personen, die nicht der Universität angehören sinnvoll? Wie wäre es zum Beispiel gewesen Lübecker auf der Straße dazu zu befragen?

Beim nächsten Programmpunkt werden Dr. Birte Lipinski (Leiterin des Buddenbrookhauses) und Professor Hans Wißkirchen (Vorsitzender der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, Honorarprofessor der Uni Lübeck) vorstellen, wofür Thomas Mann steht.

Inwiefern sind zwei Personen, die sich hauptberuflich mit der Person Thomas Mann beschäftigen, dafür geeignet? Haben diese nicht aufgrund der vorherrschenden Verbundenheit eine ganz andere Sicht auf Thomas Mann, als der Durchschnitt der Bevölkerung? Warum geht es darum, wie er von Experten wahrgenommen wird und nicht darum, wie er in der Öffentlichkeit betrachtet wird? Warum gibt es also an dieser Stelle keine breite Befragung der Lübecker Bürger oder der vermeintlichen Stifterszene?

Zudem werden wichtige Personen aus Stadt und Region ihre Meinung zu diesem Thema äußern. Namentlich sind dies Kristin Alheit (Landesministerin unter anderem für Wissenschaft) und Bernd Saxe (Bürgermeister von Lübeck). Weitere Redner dieses Blocks sind Renate Menken, die als Geschäftsführerin der Possehl-Stiftung sowohl der Universität als auch der Studierendenschaft viele Projekte finanziert hat. Hinzu kommt Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK in Lübeck.

Was genau verbindet Herrn Schöning denn so stark mit der Universität, dass er als Redner eingeladen wurde? Wenn wir schon dabei sind, Unterstützer der Universität einzuladen, warum sagen die Sparkassen-Stiftung oder die Parcham´sche Stiftung  nichts zur Umbenennung?

Wenn man aber scheinbar wahllos Leute einlädt, hätte man auch auch Dr. h.c. Schavan einladen können.
Anschließend wird es einen Block geben, in dem Professorin Dr. Gisela Gillessen-Kaesbach, Professor Dr. Cornelius Borck, Professor Dr. Jürgen Westermann und Rahel Roseland (ehemaliges Senatsmitglied für die Studierendenschaft und amtierendes Mitglied des Studierendenparlaments).  Sie sollen Sichtweisen aus der Universität liefern. Darauf folgt die eigentliche Diskussion, die in ihrer Länge auf 45min festgelegt wurde. Zudem wird es ein Schlusswort von Herrn B. Engholm (Vorsitzender der Alumni) geben.

Wo bleibt die MINT-Sektion in diesem Programmpunkt, wenn alle Personen Mediziner sind? Warum dürfen die Mitarbeiter sich nicht äußern? Sind diese kein Teil der Universität? Wer bekommt da wohl wieviel Redeanteil? Können in Anbetracht der Zeit alle Argumente vorgebracht und alle Fragen beantwortet werden? Sind auf dem Podium Kritiker und Befürworter des Namens in gleicher Zahl vertreten? Werden sich tatsächlich auch Bürger der Stadt an der Diskussion beteiligen oder hätten das Ganze auch gleich im Audimax stattfinden können?

Welche Fragen sind abgesehen von den einzelnen Teilnehmern der Diskussion noch offen:
Warum gibt es bei dieser Veranstaltung keine explizite Präsentation der „Schattenseiten“ von Thomas Mann?
Kein Namensvorschlag hat nur positive Seiten. Zur Abwägung bei einer solchen Entscheidung gehören beide Seiten und es wird sich unserer Auffassung nach sehr bemüht, nur die positiven zu beleuchten.

Warum besteht überhaupt die Notwendigkeit den Namen zu ändern? Warum wird es keine Veranstaltung zur Bewerbung des aktuellen Namens unserer Universität geben? Auch für diesen Vorschlag finden sich zahlreiche Fürsprecher. Festigt nicht das, was unsere Universität bisher mit Leben gefüllt hat, den Namen „Universität zu Lübeck“?

Es ist doch interessant, darüber zu reden, was unsere Universität ausmacht, wofür sie steht und was wir mit ihr verbinden. Viele der Universitätsmitglieder werden sich vor allem seit – „Lübeck kämpft“- mit der „Universität zu Lübeck“ stark identifizieren. Dies ist einer der Eckpfeiler unserer fünfzigjährigen Geschichte und nur ein Beispiel für viele Punkte, die in unseren Überlegungen nicht vernachlässigt werden dürfen und über die wir reden müssen, wenn wir eine Umbenennung diskutieren.

Gesetzt den Fall, dass der Senat sich am 8. Juli 2015 für eine Umbenennung ausspricht, was kommt dann auf uns zu? Was ändert sich für uns? Müssen wir uns an ein neues Corporate-Design gewöhnen? Müssen wir Abschied nehmen vom gewohnten, und von vielen gemochten, Ozeangrün?

Wünsche und Hoffnungen

Bezüglich der Planung der Veranstaltungen, die vom Präsidium ausgehen, resignieren wir und hoffen auf eine differenziertere Sondersitzung des Senats am 1. Juli 2015. Thomas Mann wird mit deutlichem Nachdruck in den Vordergrund gerückt und andere Vorschläge, wie sie zum Beispiel im vorhin erwähnten Konvent im November 2000 zur Auswahl standen und in der Umfrage nochmal auf alle zukommen, werden kleingeredet, das heißt, die Gegenvorschläge werden gezielt unterdrückt.

Trotzdem ist unser Aufruf eindeutig: Die Veranstaltungen annehmen und nutzen! Bauchgefühle sind bei einer solch weitgreifenden Entscheidung fehl am Platz: Bleibt kritisch und hinterfragt die Argumentation! Lasst euch von keiner Seite einlullen. Behaltet eure Meinung nicht für euch!

Selbst wenn es euch egal ist, wie die Universität zu Lübeck zukünftig heißen wird: Äußert eure Meinung in der Online-Umfrage vom 19. bis 29. Juni 2015! Der Link zur Online-Umfrage wird an eure neuen E-Mailadressen geschickt.

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Nomen Est Dubium https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/nomen-est-dubium/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/nomen-est-dubium/#respond Mon, 04 May 2015 08:50:57 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213348 [nextpage title=”Universität zu Lübeck” img=”171982″]Um die Debatte um den Namen der Universität voranzutreiben, hat die Redaktion Vorschläge aus der Senatssitzung, aus der Umfrage unter den Studierenden und den Vorschlag des ehemaligen Präsidenten der Universität zu Lübeck, Prof. Peter Dominiak, genauer betrachtet. Neben einer kurzen Einleitung haben wir Pro- und Contra-Argumente gesammelt, um fair zu bleiben wurden die Positionen unter den Redakteuren ausgelost und jeder verpflichtet, die ihm zugesprochene Position in der Redaktion vehement, aber sachlich und faktengestützt, zu vertreten. Die Reihenfolge der Vorschläge ist ebenfalls zufällig.

Universität zu Lübeck

„Universität zu Lübeck“ ist seit 2002 offizieller Name der einzigen Universität der Stadt Lübeck.

Lübeck war, anders als viele andere Städte vergleichbarer Größe und meist geringerer wirtschaftlicher Bedeutung, nicht unter den Städten, die im Zuge der Universitätsgründungen nach dem Mittelalter in Deutschland eine Hochschule eröffneten. Für einige Jahre (um 1490) bot Lübeck allerdings der Uni Rostock Zuflucht, als diese in Rostock nicht erwünscht war. Abgesehen davon blieb Lübeck bis zum Jahr 1985 ohne Universität.

Überregionale Bekanntheit erlangte die Universität zu Lübeck im Jahr 2010, als die Pläne der Kieler Landesregierung, die Medizinische Fakultät zu schließen, zu der größten Demonstration Schleswig-Holsteins führte.
Was heute die Universität zu Lübeck ist, ist wohl deutscher Spitzenreiter der Umbenennungen pro Jahr: „Medizinische Akademie Lübeck“ (1964 - 1973), „Medizinische Hochschule Lübeck“ (1973-1985), „Medizinische Universität zu Lübeck“ (1985-2002), „Universität zu Lübeck“ (2002-2014), „Stiftungsuniversität zu Lübeck“ (1.1.-20.4.2015) und „Universität zu Lübeck“ (seitdem).
ProContra
Der Name „Universität zu Lübeck“ ist etabliert und weithin bekannt.Eine Universität ohne eine bekannte Persönlichkeit im Namen hat keine nach dieser benannten Gesellschaften oder Stiftungen als Unterstützer, die im Falle einer drohenden Schließung für die Universität kämpfen oder sie finanziell fördern.
Durch „Lübeck kämpft“ ist die Uni Lübeck zu einer Marke geworden, eine Namensänderung würde höchstens zu Verwechslungen führen.Wenn selbst Lokalpolitiker (konkret: Silke Mählenhoff von den Grünen bei einem Diskussionsforum im Mai 2013) die „Universität zu Lübeck“ bei der Aufzählung aller Lübecker Hochschulen vergessen, ist der Name keine bekannte „Marke“.
Eine Umbenennung würde nicht nur Geld für neue Schilder und die Änderung des Corporate Designs kosten, sondern auch mit einem möglichen Prestigeverlust einhergehen.Ein großer Teil derer, die momentan am Namen „Universität zu Lübeck“ festhalten wollen, sind Studenten. Diese werden in etwa fünf Jahren die Uni verlassen haben, sodass sich die nachfolgenden Studierendengenerationen mit dem neuen Namen identifizieren werden – unabhängig davon, wie genau er lautet.
Viele Errungenschaften der Universität sind untrennbar mit diesem Namen verknüpft. Diese Verbindung würde durch eine Namensänderung verloren gehen.Mit der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität hat die Universität einen besonderen Weg eingeschlagen. Eine zeitnahe Umbenennung stellt eine angemessene Würdigung dieses Schritts dar und würde mit Sicherheit noch einmal für Aufmerksamkeit sorgen.
Mehrere Meinungsumfragen bestätigen den Namen als Favoriten unter den Studierenden und der Bevölkerung. Die Studierenden und auch die Lübecker Bevölkerung identifizieren sich mit der Universität zu Lübeck auch über den Namen.Mit der fragwürdigen Verleihung der Ehrendoktorwürde an Annette Schavan im vergangenen Jahr hat die „Universität zu Lübeck“ sich selbst in Verruf gebracht.
Die Diskussion um eine Namensänderung wurde bisher weder ergebnisoffen noch transparent geführt. Man kann die Durchführung daher nicht gutheißen.
„Universität zu Lübeck“ spiegelt alles wider, ohne falsche Versprechungen zu machen.
Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, den Namen zu ändern.

Der Artikel geht noch weiter, wähle den nächsten Teil aus.

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Wird so bald unser Unilogo aussehen?

Wird so bald unser Unilogo aussehen?[media-credit name="Montage - StudentenPACK" align="aligncenter" width="645"]

Thomas-Mann-Universität zu Lübeck

Paul Thomas Mann wird 1875 in Lübeck geboren, wo er das Katharineum zu Lübeck bis zur elften Klasse besucht.
Nach seinem Umzug nach München und dem Beginn eines Praktikums bei einer Versicherung beginnt er, sich als Autor zu betätigen. Er arbeitet für Zeitschriften, darunter auch nationalkonservative Blätter, und nach einigen literarischen Erfolgen legt er 1901 sein wohl bekanntestes Werk vor, den in Lübeck spielenden Roman „Buddenbrooks“. 28 Jahre später erhält Mann dafür den Literaturnobelpreis. Noch in München lernt Mann seine zukünftige Frau Katia, eine Mathematikstudentin, kennen, die er 1905 heiratet.

Nach der Machtübernahme 1933 flüchtet Mann zuerst in die Schweiz, später in die USA, wo er an Universitäten lehrt und seine Kariere als Schriftsteller fortsetzt. Als 1939 der Krieg ausbricht, wendet er sich in Radiosendungen der BBC unter dem Titel „Deutsche Hörer!“, die die BBC auch über Deutschland ausstrahlt, gegen den Krieg und den Nationalsozialismus.

Nach Ende des Krieges kommen in Deutschland Forderungen auf, Mann möge zurückkehren, einige bringen ihn als Bundespräsidenten ins Gespräch. Mann lehnt in seinem bekannten Brief „Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre“ sowohl Rückkehr als auch Titel ab und sagt, er habe in den USA eine Heimat gefunden. Doch die Zeiten ändern sich: Die Kommunistenverfolgung in den USA ist für ihn in den 50ern Anlass in die Schweiz umzuziehen. 1955 erhält er beim Besuch seiner Heimatstadt Lübeck die Ehrenbürgerschaft, noch im selben Jahr stirbt Paul Thomas Mann in Zürich.
ProContra
Thomas Mann ist einer der berühmtesten deutschen Literaten, ein Nobelpreisträger, sein Name hat ähnliches Gewicht wie Goethe oder Schiller, nach denen sich bereits große deutsche Universitäten benannt haben.Thomas Mann ist für sein schriftstellerisches Werk bekannt. Es besteht keine Verbindung zwischen ihm und dem medizinisch-naturwissenschaftlich-technischen Life-Science-Campus der Universität zu Lübeck.
Eine Thomas-Mann-Universität lässt sich aufgrund des weltweit anerkannten Namens nicht leicht schließen.Nicht nur durch den fehlenden Fachbezug, auch durch die Tragweite des Namens "Thomas Mann" werden falsche und zu hohe Erwartungen an die Uni Lübeck gestellt, denen sie nicht gerecht werden kann.
In Thomas Manns Werk finden sich Berichte über Mathematik und Medizin, er ist dem Fächerspektrum also nicht so fern wie man vielleicht denken mag.Thomas Manns Bildung ist gerade auf dem naturwissenschaftlichen Gebiet sehr begrenzt gewesen. Es ist davon auszugehen, dass er gerade in mathematischen Fragen seine Frau Katia zu Rate zog.
Der Name Thomas Mann kann beim Einwerben von Spenden für die Stiftungsuni eine große Hilfe sein, da er für nicht aus Lübeck stammende Spender sicherlich sehr vielversprechend und positiv klingt. Gerade im englischen Sprachraum ist er viel bekannter als die Stadt Lübeck selbst.Thomas Mann verließ Lübeck sehr früh und kehrte nie wieder längere Zeit zurück. Sein Werk entstand außerhalb Lübecks.
Thomas Mann ist, wie in vielen seiner Reden und Briefe deutlich wird, ein großer Humanist und vertritt die Werte, die sich auch die Universität in ihrem Leitbild auf die Fahnen geschrieben hat.Dementsprechend schmücken sich auch andere Städte mit den Werken Manns, weshalb dies kein Alleinstellungsmerkmal für Lübeck wäre.
Thomas Mann ist Ehrenbürger Lübecks und mit Lübeck so stark verbunden wie es auch die Uni ist. Sie passen gut zusammen.Thomas Mann ist in Lübeck bereits allgegenwärtig, gerade in Lübeck wäre daher eine Identifikation mit einer Thomas-Mann-Universität schwierig.
Mit dem Namen fordert sich die Uni selbst heraus, über sich selbst hinauszuwachsen und dem großen Namen gerecht zu werden.Auch Thomas Manns Biografie ist nicht frei von Antisemitismus, was zwangsläufig zu Komplikationen mit Leitbild der Universität zu Lübeck führen würde.

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[nextpage title=”Cornelia Schorer” img=”213360″]

Cornelia Schorer ist eine der ersten deutschen Frauen gewesen, die eine Promotion in Medizin ablegten. Sie kam aus Lübeck.

Cornelia Schorer ist eine der ersten deutschen Frauen gewesen, die eine Promotion in Medizin ablegten. Sie kam aus Lübeck.[media-credit name="luebeck.de" align="aligncenter" width="645"]

Cornelia-Schorer-Universität zu Lübeck

Cornelia Bernhardine Johanna Schorer wird 1863 in Lübeck geboren und verbringt ihre Jugend in einem Gebäude, an dem jeder Student schon oft vorbeigegangen ist, der Löwenapotheke in der Königstraße an der Ecke zur Dr.-Julius-Leber-Straße. Ihr Vater, Theodor Schorer, ist Arzt und Besitzer der Apotheke (später auch Gerichtmediziner in Lübeck). Cornelia Schorer wächst mit fünf Geschwistern auf. Mit 19 schließt sie ihre Ausbildung zur Lehrerin ab. Gemeinsam mit ihr schloss übrigens Fanny Reventlow, die später als Schriftstellerin zu gewisser Bekanntheit kommen würde, das Lehrerinnenseminar ab. Danach arbeitet sie noch zwei Jahre als Lehrerin bevor sie die Entscheidung trifft sich weiterzubilden.

Sie zieht erst nach Berlin, verlässt aber um zu studieren Deutschland. In Zürich beginnt sie das Studium der Philosophie, wechselt aber bald zur Medizin. Ihre Dissertation „Klinische Mitteilungen über Chlorose“ legt sie 1892 ab, ihr Staatsexamen ein Jahr später. Damit ist sie die erste Frau aus Lübeck, die als Ärztin promoviert. Zunächst arbeitet sie in Prag, wo ihre Schulfreundin Fanny Reventlow inzwischen ebenfalls wohnt, danach wandert sie in die USA aus.

Von 1899 bis 1933 arbeitet Schorer an verschiedenen amerikanischen Krankenhäusern, setzt sich für die psychische Behandlung Straffälliger ein und leitet eine Schule für geistig behinderte Kinder.

Mit 70 kehrt sie nach Europa zurück. In ihrer Abwesenheit war ihre jüngere Schwester übrigens unter dem Künstlernamen Maria Slavona eine bekannte Malerin geworden, deren Werke allerdings ab 1933 als entartet galten und weitgehend in Vergessenheit gerieten. Cornelia Schorer stirbt am 9. Januar 1939 in Berlin.
ProContra
Hochschulen, insbesondere kleine Hochschulen, sollten einen Namen wählen, der mit dem Fächerspektrum zusammenpasst. Eine Hochschule wie die unsere in Lübeck muss einen wissenschaftlichen Geist wählen.Cornelia Schorer kehrte nie wieder für längere Zeit nach Lübeck zurück.
Eine Hochschule, die aus einer medizinischen Akademie erwachsen ist, sollte nach einem Arzt oder einer Ärztin benannt sein.Sie hat nach ihrer Dissertation keine bedeutenden Schriften mehr publiziert, ihr Beitrag an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen hält sich also in Grenzen, sodass fraglich ist, ob ihr emanzipierter Lebensweg alleine ausreicht, um die Benennung einer Universität nach ihr zu rechtfertigen.
Aktuell gibt es nur zwei Hochschulen in Deutschland, eine für Tanz und eine für Sozialarbeit, die nach Frauen benannt sind. Das sind zu wenige.Es ist auffällig, dass sie ausgerechnet 1933, zu einer Zeit, in der viele Intellektuelle das Land verließen, nach Deutschland zurückkehrte. Die Motive dieser Rückkehr sollten zumindest kritisch hinterfragt werden.
Cornelia Schorer war als erste promovierte Ärztin Lübecks eine treibende Kraft der Emanzipation. Ihr ist ein stärkeres Denkmal zu setzen als nur der Name einer Straße im Hochschulstadtteil.Zwar sind Frauen unter den Namensgebern deutscher Hochschulen derzeit stark unterrepräsentiert, allein deshalb eine Benennung nach Cornelia Schorer zu forcieren wäre aber unsinnig und der Sache nicht dienlich.
Schorer hat als Ärztin sowie als Psychologin gearbeitet, auch dies passt ins Fächerspektrum.Das Argument, die ehemals rein medizinische Universität zu Lübeck sollte nach einem Arzt oder einer Ärztin benannt werden, ist nicht zeitgemäß.
Der Name ist nicht offensichtlich, er wird die Menschen zum Nachdenken und Nachforschen anregen.Das Spektrum der Universität hat sich über die Medizin herraus erweitert und der technische Anteil an Studienfächern wächst stetig. Ein potentieller Namensgeber sollte vielmehr diesen Geist der Veränderung, der Offenheit und des Aufbruchs widerspiegeln, der die Universität zu Lübeck heute ausmacht.
Mit der Wahl des Namens fördern wir die Anerkennung von Frauen, die in ihren jeweiligen Berufsgruppen für die nachfolgenden Generationen ein Vorbild sind.Dass der Name Cornelia Schorer den meisten Menschen nicht geläufig ist, wird kaum dazu führen, dass sich die Leute aus Neugier intensiver mit der Universität auseinandersetzen. Im Gegenteil wird er eher Desinteresse erzeugen und dafür sorgen, dass sie den Leuten nicht im Gedächtnis bleibt.
Der Anteil der Frauen, die MINT-Fächer studieren, steigt nur langsam. Für eine Uni mit vielen MINT-Fächern den Namen einer Frau zu wählen wird die Akzeptanz fördern und der Uni helfen dieses Problem zu korrigieren.

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[nextpage title=”Joachim Jungius” img=”213373″]

Wer hat Galileo widerlegt? Der Joachim. Allein dafür könnte man eine Uni nach ihm benennen, oder?

Wer hat Galileo widerlegt? Der Joachim. Allein dafür könnte man eine Uni nach ihm benennen, oder?[media-credit name="Wikipedia" align="aligncenter" width="567"]

Joachim-Jungius-Universität zu Lübeck

Der Mathematiker Leibniz betrachtet ihn als sein Vorbild, auch Goethe ist von ihm angetan und für Galileo Galilei ist er ein ebenbürtiger Kollege.

Joachim Jungius, geboren am 22. Oktober 1587 in Lübeck als Joachim Junge, geht am Katharineum zur Schule, um danach Mathematik zu studieren. Zuerst studiert er an der Universität in Rostock und später in Gießen, wo er mit 22 Jahren Professor für Mathemathik wird.

Jungius entschließt sich, seinen Horizont zu erweitern und schreibt sich in Rostock für den Studiengang Medizin ein, den er in Padua abschließt. Im Anschluss praktiziert er als Arzt, zu diesem Zeitpunkt ist er 32 Jahre alt. Zusätzlich schreibt der heute als Universalgelehrter geltende Jungius philosophische Schriften und trägt zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei.

Um dem 30 Jährigen Krieg zu entkommen, nimmt er einen Job als Direktor einer Schule in Hamburg an, wo er neue Bildungskonzepte gegen den Widerstand des Establishments umsetzt. Er ermutigt seine Schüler zum “unermüdlichen Kampfe gegen den Autoritätenglauben und Untertanengeist” heißt es in den Deutschen Biografien. G.E. Guhrauer schreibt 1850 in seiner Jungius-Biografie, dass er diese Schule "zu einer wahrhaften Universität [erhob] als noch die vaterländischen Universitäten durch äußere Bedrängnisse und innere Stockung lange hinter ihrem Jahrhundert zurückblieben." In Hamburg machte er sich zudem um die Astronomie verdient. 1657 stirbt er in Hamburg. Sein wissenschaftliches Werk und sein Nachlass sind bis heute nur unzureichend aufgearbeitet.
ProContra
Keine Lübecker Persönlichkeit passt besser zum Life-Science-Profil der Universität zu Lübeck, denn er gilt nicht nur als Mitbegründer der Chemie und brillanter Mathematiker, sondern war darüber hinaus Professor der Medizin und Arzt.Der Name der Uni wirkt wie ein Aushängeschild. Nur was nützt ein Aushängeschild, das niemand kennt? Der Name Joachim Jungius würde sehr vielen - selbst Lübeckern - kein Begriff sein.
Daher steht er wie kaum ein anderer für einen universalen Bildungsanspruch.Als Wissenschaftler des 16.Jahrhunderts steht er stellvertretend für eine Zeit, in der Lübeck keine eigene Universität hatte. Hier könnte der Eindruck entstehen, man wolle sich mit fremden Federn schmücken, denn Jungius hat zum großen Teil außerhalb Lübecks gewirkt.
Er setzte sich gleichermaßen für Forschung und Lehre ein.Auch zur Biografie des Universalgelehrten kann keine endgültige Aussage getroffen werden. In veröffentlichten Biografien werden positive Eigenschaften hervorgehoben und negative über die Jahrhunderte vergessen.
Der Name ist stark mit dem hanseatischen Raum verknüpft.An der Uni Hamburg wartet noch ein riesiger Stapel unausgewerteter Manuskripte von Jungius. Eine mögliche noch kommende negative geschichtliche Bewertung ist nicht sicher ausgeschlossen.
In seinem Testament stiftete er ein naturwissenschaftliches Stipendium, das bis heute existiert, weshalb er auch fürs Stiftungswesen Vorbildfunktion besitzt.Die Wirkung in der Öffentlichkeit hängt auch immer von Abkürzungen ab. Wie aber kürzt man eine Joachim-Jungius-Universität zu Lübeck ab? Eine JJUL lässt sich vielleicht schreiben, aber nicht wirklich aussprechen.
Der Name wird bisher nur von der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften verwendet, daher ist der Name interessant, unverbraucht und eine Verwechslung unwahrscheinlich.Auf dem Campus ist nur einmal Platz für Junge und das ist eine Bäckerei.
Das Gesamtwerk ist derartig umfangreich, dass es noch nicht vollständig ausgewertet ist. Eine Umbenennung könnte auch in diese Richtung Impulse geben.
Die Vorwoche könnte gleichzeitig als Jungius´ Geburtstagsfeier dienen.
Der Name „Joachim-Jungius-Universität“ lässt viel Raum für Wortspiele wie „Junge Unversität“, „J²-Universität“ oder „Juniversität“.

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[nextpage title=”Hanseuniversität” img=”213371″]

Hansetag 2014: Die Hansekogge Lübecks fuhr früher für den Handel, heute fährt sie für den Tourismus.

Hansetag 2014: Die Hansekogge Lübecks fuhr früher für den Handel, heute fährt sie für den Tourismus.[media-credit name="Fabian Schwarze" align="aligncenter" width="645"]

Hanse-Universität Lübeck

Der Begriff Hanse ist wohl insbesondere deshalb noch ein Begriff, weil die Zugehörigkeit zu dieser längst vergangenen Handelsformation sich in deutschen Autokennzeichen niederschlägt. Und damit man beim Autobahn-Ratespiel eine Chance hat, muss der geneigte Autofahrer aus der ganzen Bundesrepublik wissen, dass Lübeck, Hamburg, Greifswald, Rostock, Stralsund, Wismar und Bremerhaven sich zur Hanse zählen.

Für Lübecker ist die Hanse nie wirklich Vergangenheit geworden, auch wenn der Handelsbund im 17. Jahrhundert aufhörte als solcher zu existieren. Lübeck, welches auch als „Königin der Hanse“ bekannt ist, hat der Hanse noch immer viel zu verdanken: Der Reichtum des Handels ermöglichte die Prachtbauten, welche heute die Touristen anlocken und so zum Florieren eines der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt beitragen. Hanse ist nicht nur Teil des Autokennzeichens, sondern auch offizieller Teil des Namens der Stadt.

Lübeck engagiert sich in der 1980 gegründeten „Neuen Hanse“, einer Tourismusallianz verschiedener Städte und Gemeinden, und richtete unter anderem 2014 den Hansetag aus. Seit 2015 steht in Lübeck das Hansemuseum, in welchem im vergangenen Monat der G7-Gipfel der Außenminister stattfand. Ob auf den Straßenschildern oder den Häusernamen, die Hanse ist in Lübeck niemals weit entfernt, ist es also Zeit für die Hanse-Universität?
ProContra
Lübeck war die Königin der Hanse und große Ereignisse wie der Hansetag der Neuzeit zeigen, dass die Stadt sich bis heute mit diesem Ruf identifiziert.„Hanse“ ist mittelalterlich, die Universität zu Lübeck aber hochmodern und zukunftsorientiert.
Die Hanse steht für ein internationales und diplomatisches Netzwerk, welches in vielen Ländern für Wohlstand und Frieden sorgte.„Hanse“ wird mit Tradition und Kaufmannstum in Verbindung gebracht. Beides hat wenig mit der Lübecker Uni zu tun.
Der Ruf der Hanse ist über die Grenzen Deutschlands hinaus positiv besetzt.Auch wenn Lübeck häufig mit dem Begriff „Hanse“ assoziiert wird, ist es kein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Lübeck.
In Zeiten von Ausländerfeindlichkeit und kritisierter Flüchtlingspolitik steht der Name Hanse-Universität zu Lübeck zentral für Achtung und Akzeptanz verschiedener sozialer und kultureller Traditionen und bestärkt das weltoffene Bild der Universität.Der Begriff Hanse ist schon in Deutschland nicht überall bekannt, international dürfte die Wirkung nicht sehr groß sein.
Das vertrauensvolle und verantwortungsbewusste Handeln mit Wissen hier an der Universität zu Lübeck steht in der historischen Folge der Lübecker Kaufmannstradition der Hanse.Es gab bereits eine Hanse-Uni, und zwar die private Hanseuniversität Rostock-Warnemünde, die nur zwei Jahre lang aktiv war und dann pleite ging. Der Name ist demnach negativ besetzt.
Außerdem existiert bereits die „Hanse Law School“ als Fakultät der Universität Oldenburg.
„Hanse-Uni“ würde wie „HanseMerkur“, „Hansa-Park“ oder „Hansa Rostock“ klingen. Der Vorname „Hanse“ ist durch die allzu häufige Verwendung völlig ausgelutscht.

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Der Name ist Programm https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/der-name-ist-programm/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/der-name-ist-programm/#respond Mon, 04 May 2015 05:50:33 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213311
Ein klares Meinungsbild.Bjarne Witten

Ein klares Meinungsbild.

Das Studierendenparlament zeigte sich überrascht, als von den studentischen Vertretern des Senats am 8. April verkündet wurde, dass die Umbenennung der Universität zu Lübeck kurz bevor stehe. Wie wir bereits in einem Online-Artikel berichteten, äußerten sich daraufhin Vertreter des AStA und auch der StuPa-Präsident empört darüber, dass die studentischen Gremien nicht von Beginn an in den Entscheidungsprozess eingebunden waren. Erst zwei Tage vor der entscheidenden Senatssitzung traf sich Präsident Lehnert auf Nachfrage der Studierendenschaft mit StuPa-Präsident Steffen Drewes und dem AStA-Vorsitz, um über die Planungen zu sprechen. Diese Kurzfristigkeit erweckte den Eindruck, dass eine Einbeziehung der Studierenden seitens des Präsidiums nicht von Beginn an geplant war, wodurch sich die Studierendenschaft übergangen fühlte. Der Eindruck verstärkte sich noch bei der Betrachtung der Tagesordnung der Senatssitzung für den 15. April in Tagesordnungspunkt (TOP) 9, die kurz nach dem Treffen entschärft wurde: Anstelle eines „Beschlusses zur Namensänderung“ wurde eine „Stellungnahme“ angekündigt.

Wie beschlossen wirkte trotzdem die Vehemenz, mit der sich in der Sitzung für den Namen „Thomas Mann“ eingesetzt wurde. Präsident Lehnert eröffnete im ungewohnt vollen Hörsaal H4 die Diskussion zur Namensänderung und betonte die Wichtigkeit, einen Konsens in dieser Frage anzustreben. Unterstützung fand er von Seiten der anderen Präsidiumsmitglieder, insbesondere von Professor Hartmann und Professor Buzug. „Thomas Mann“, so Lehnert, sei für sein weltoffenes, tolerantes, liberales und internationales Weltbild bekannt und somit als Namensgeber ein „guter Startblock für die Stiftungsuni“. Politische Vertreter von Stadt und Land hätten sich ebenfalls positiv für diesen Namen ausgesprochen. Der Name „Thomas-Mann-Universität zu Lübeck“ bringe die Uni in eine neue Liga von Universitäten, die sich nicht mehr so einfach schließen ließen, so Lehnert. Thomas Mann stehe für mehr als nur sein literarisches Werk, ergänzte Prof. Dr. Wißkirchen, Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft, der als Fachkundiger zu der Senatssitzung eingeladen wurde. Es gäbe viele Bilder von Thomas Mann, die ihn als naturwissenschaftlich und medizinisch interessierte Persönlichkeit darstellen. Insgesamt, so Lehnert, sei es eine ergebnisoffene Diskussion zwischen den Alternativen „Universität zu Lübeck“ und „Thomas-Mann-Universität zu Lübeck“. Andere Vorschläge schienen nicht gefragt zu sein. Die Anmerkung eines Senators, dass Persönlichkeiten wie Günther Grass oder Willy Brandt auch gut geeignet wären, wurde mit der Begründung einer mehrheitlichen Entscheidung innerhalb des Präsidiums abgetan. Auch das Argument, dass durch die Umbenennung gewisse Kosten anfallen würden, wurde vom Präsidenten als „verschmerzbar“ zurückgewiesen.

Der stärkste Widersacher des Vorschlags war neben den Studierendenvertretern jedoch Professor Westermann. „Ich bin dagegen“, sagte er klar. Die Universität zu Lübeck sei bereits eine eigene Marke für Forschung und Lehre und besitze ein einzigartiges Profil. „Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint – ein Name wirkt immer auf den ersten Blick. Thomas Mann ist geisteswissenschaftlich“, so Westermann. Man würde sich als etwas verkaufen, was man im Inneren nicht sei. Außerdem warnte er vor einer falschen Selbsteinschätzung. Von Seiten der Studierendenvertreter kamen unterstützende Töne. Die Außenwahrnehmung sei ein Aspekt, der zwar vielleicht für das Sammeln von Stiftungsmitteln hilfreich sein könne, aber, so Justus Ullrich: „Was ist mit der Identifikation nach innen?“ Vorschläge der Studierendenschaft sollten auch in die Betrachtungen einbezogen werden.

Als Zuschauer hatte man zeitweise Probleme keinem der Senatoren ins Wort zu fallen. Insbesondere als es um die Frage einer zeitlichen Verschiebung der Namensentscheidung ging. „Jetzt oder gar nicht!“, entgegnete Professor Hartmann auf den Einwand des studentischen Senatsmitglieds Christoph Leschczyk, dass keine Eile bei der Entscheidung geboten sei. Es ergebe keinen Sinn, die Universität erst in fünf Jahren umzubenennen. Warum, wurde nicht erwähnt.

Thomas Mann als Namensgeber?Bjarne Witten

Thomas Mann als Namensgeber?

Wir wollten daraufhin wissen, wie die nicht gefragten Studierenden zu dieser Frage stehen und haben deshalb eine Umfrage in der Mensa durchgeführt. Bei den Befragten stieß das Thema auf breites Interesse. Viele zeigten sich interessiert ihre Meinung zur geplanten Namensänderung abzugeben. Hierbei hielten 80% der 203 Befragten Thomas Mann nicht für eine gute Wahl als Namensgeber für die Universität. 83% aller Befragten identifizieren sich selbst mit dem Namen „Universität zu Lübeck“. Und 84% sprachen sich dafür aus den Namen „Universität zu Lübeck“ beizubehalten. 8% der Befragten sprachen sich hingegen positiv für den Namen „Thomas Mann-Universität zu Lübeck“ aus. Interessant waren auch die Vorschläge, die die Befragten als Alternativen eingetragen hatten. So fand sich der Vorschlag „Hanse-Universität zu Lübeck“ an erster Stelle, gefolgt von dem vor Jahren geänderten Namen „Medizinische Universität zu Lübeck“ und der „Sieben Türme-Universität“. Auch einige berühmte Lokalpersönlichkeiten fanden Einzug in die Liste der Namensvorschläge – unter ihnen die Professoren Enno Hartmann und Till Tantau. Zudem sollte eine Betrachtung anderer großer Namen aus der Lübecker Geschichte nicht außen vor gelassen werden. Cornelia Schorer beispielsweise lebte von 1863 bis 1939 und war die erste Frau aus Lübeck, die promovierte Ärztin wurde, damals natürlich noch nicht an der Universität zu Lübeck. Ex-Präsident Peter Dominiak verwies bei Twitter auf den Lübecker Universalgelehrten Joachim Jungius, der zwischen 1587 und 1657 wirkte. In einer ergebnisoffenen Diskussion über andere Namensvorschläge könnte man also noch viele gute Alternativen finden.

Der AStA plant eine große Umfrage unter allen Statusgruppen der Universität, um ein umfassendes Meinungsbild zu dieser wichtigen Frage zu erhalten. „Nun sollte man sich auf das Inhaltliche konzentrieren und über das Formelle hinwegsehen“, hieß es bei der Senatssitzung abschließend noch von Seiten des Präsidiums in Richtung der Studierendenvertreter. Um die ergebnisoffene Diskussion zu vertiefen, sollen in den folgenden Monaten für Studierende und Mitarbeiter Informationsveranstaltungen vom Präsidium zum Thema „Thomas Mann“ abgehalten werden. Dann könnte hier auch Ihre Werbung stehen…

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