Nachgefragt – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Tue, 19 Sep 2017 15:07:37 +0000 de-DE hourly 1 Die Fremden im Stiftungsrat https://www.studentenpack.de/index.php/2016/07/die-fremden-im-stiftungsrat/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/07/die-fremden-im-stiftungsrat/#respond Mon, 11 Jul 2016 07:09:48 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=235136 Der Stiftungsrat ist eines der neusten Gremien an der Uni Lübeck und übernimmt an der Stiftungsuniversität im Wesentlichen die Aufgaben des Hochschulrats. Besonders an diesem Gremium ist, dass es nicht nur aus Mitgliedern der Hochschule besteht: Neben vier internen Mitgliedern sitzen auch vier Externe im Rat.

Wir haben allen vier externen Mitgliedern einige Fragen gestellt um euch die Menschen vorzustellen, die im Stiftungsrat mitentscheiden. Die Antworten von Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie der Charité Universitätsmedizin Berlin, lagen uns zum Redaktionsschluss noch nicht vor. Wir hoffen diese zeitnah nachreichen zu können.

Kirsten Fehrs

Kirsten FehrsMarcelo Hernandez, Copyright: Nordkirche

Kirsten Fehrs

Möchten Sie sich kurz den Studierenden der Uni vorstellen?

Ich bin Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, der neben den beiden Hansestädten auch das Herzogtum Lauenburg und Teile Südholsteins umfasst – mit insgesamt fast 950.000 evangelischen Christen. Ich bin Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und engagiere mich für den Dialog der Religionen. Daneben liegt mir der Einsatz für sozial benachteiligte Menschen, insbesondere für Flüchtlinge und für Gewaltopfer, am Herzen. Ich wurde 1961 in Wesselburen in Dithmarschen geboren und bin verheiratet.

Was verbindet Sie mit der Universität zu Lübeck?

Die Idee der Stiftungsuniversität hat mich von Anfang an überzeugt. In einer Hansestadt wie Lübeck gehört bürgerschaftliches Engagement ja geradezu zum kulturellen Erbe. Zudem hat die Universitätsklinik gezeigt, wie aus exzellenter Forschung Neues erwächst und Potential für neue Studiengänge geschaffen wird. Auch interdisziplinäre Forschungsbereiche wie der Kulturwissenschaftliche Verbund, in dem der multiperspektivische Blick besondere Tiefenschärfe ermöglicht, finde ich sehr spannend. Hier zeigt sich, wie die Stadt von ihrer jungen Uni profitiert.

Was sehen Sie als Ihre Aufgaben im Stiftungsrat?

In einer Stiftungsuniversität, deren Kernstudiengänge Medizin und MINT-Fächer sind, möchte ich zum ethischen Diskurs beitragen und beispielsweise bei der Frage nach neuen Studiengängen über gesellschaftliche Herausforderungen mitdiskutieren. Auch interessiert mich sehr, was Studierende heute bewegt.

Uwe Lüders

Uwe LüdersFabian Schwarze | StudentenPACK.

Uwe Lüders

Möchten Sie sich kurz den Studierenden der Uni vorstellen?

Uwe Lüders, 63 Jahre, Vorstandsvorsitzender der Lübecker Possehl Unternehmensgruppe seit 2004.

Was verbindet Sie mit der Universität zu Lübeck?

Ich war zehn Jahre Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Universität.

Was sehen Sie als Ihre Aufgaben im Stiftungsrat?

Der Stiftungsrat ist innerhalb der Stiftungsuniversität das Nachfolgegremium des Hochschulrates. Meine Aufgabe als Vorsitzender ist es, die Sitzungen zu leiten, die Arbeit zu koordinieren und den Rat erforderlichenfalls nach außen zu repräsentieren.

Günter Fuhr

Günter FuhrFabian Schwarze | StudentenPACK.

Günter Fuhr

Möchten Sie sich kurz den Studierenden der Uni vorstellen?

Von der Ausbildung her bin ich Biophysiker, habe nach meinem Studium drei Jahre in der Industrie gearbeitet, auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie 1981 promoviert und mich im Gebiet der Biophysik 1985 habilitiert. 1993 wurde ich auf einen Lehrstuhl in der Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin berufen. Dort habe ich bis 2001 gelehrt, erhielt 2000 ein Angebot der Fraunhofer-Gesellschaft, ein Institut zu übernehmen, dessen Direktor ich von 2001 bis heute bin.

Was verbindet Sie mit der Universität zu Lübeck?

Gemeinsam mit Prof. C. Kruse habe ich von 2004 bis 2014 die Grundlage für die Errichtung eines Fraunhofer-Instituts auf dem Campus der Universität zu Lübeck gelegt und den Neubau, der Ihnen bekannt sein dürfte, initiiert. Dies trägt heute und sicher auch zukünftig ein wenig zur Exzellenz der Universität zu Lübeck bei. Darüber hinaus wurden in vielfältiger Weise Projekte zwischen der Fraunhofer-Gesellschaft, dem Land Schleswig-Holstein und der Universität bearbeitet.

Was sehen Sie als Ihre Aufgaben im Stiftungsrat?

Im Stiftungsrat versuche ich meine Erfahrungen mit dem Universitätssystem, mit Großprojekten der Angewandten Forschung und bei der zukünftigen Ausrichtung von Universitätsklinika, z.B. auf dem Gebiet des Biobankings, einzubringen.

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Grass’ Wermutstropfen https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/grass-wermutstropfen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/grass-wermutstropfen/#respond Mon, 05 May 2014 12:08:45 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=210931 Günter Grass erhielt 2003 "In Anerkennung seiner Werke, in denen medizinische Sachverhalte künstlerisch verarbeitet wurden, für sein unbeirrtes Einklagen des Humanen und in Würdigung seiner Gastprofessur an der Universität zu Lübeck" die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck

„In meinem Alter braucht man keine Titel”, verkündete Frau Schavan letzte Woche im ZDF-Interview. Wie schön, dass ihr trotzdem kein Weg zu weit ist, sie sich dann doch noch abzuholen und sich in die Riege derer einzureihen, denen die Universität zu Lübeck eine Erweiterung ihrer in den meisten Fällen ohnehin schon zahlreichen und nicht aberkannten Titelschar angedeien ließ. Bereits 15 namhafte Herren nahmen den Ehrendoktor unserer Universität für große Entdeckungen und großes Wirken entgegen – um sich danach wieder in das nächste nobelpreisverdächtige Forschungsprojekt zu stürzen. Was sagen die werten Herren zum neuen, ersten weiblichen und ansonsten unbetitelten Mitglied in ihrer Runde? Die Reaktionen sind verhalten. Offenbar ist der Aufschrei, der kurz vor dem großen Tag der Verleihung ganz Uni-Lübeck erschütterte und nach einer handvoll Reden in Beifall – sogar des AStA, dessen Kampfgeist im Vergleich zum Sommer 2010 zu wünschen übrig ließ – umschwang, nicht bis zu den alten Ehrendoktoren gedrungen. Denn auch diejenigen, die noch unter den Lebenden weilen, fühlen sich entweder nicht bemüßigt, ihre Meinung über eine so heikle wie unbedeutende Kausa kundzutun – oder sie haben keine, man sehe es ihnen nach. Nur einer meldet sich zu Wort. Günter Grass höchstselbst, Dr. med. h.c. der Universität zu Lübeck und ihr als Lübecker in besonderem Maße verbunden, lässt Folgendes ausrichten: Es habe ihn sehr gefreut, den Ehrendoktortitel der Universität zu Lübeck zu empfangen. Die Verleihung eben dieses Titels an Frau Schavan aber habe „die Nachwirkung dieser Freude gemindert.“ Das wiederum mindert sicherlich die Freude, die Frau Dr. h. c. Schavan empfunden haben mag. Wirklich schade, nehmen Sie’s nicht persönlich, Herr Grass.

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Das mittelalterliche Unterwäscheprivileg https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/das-mittelalterliche-unterwascheprivileg/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/das-mittelalterliche-unterwascheprivileg/#respond Mon, 05 May 2014 10:50:33 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=210941 Die Rechtsabteilung der Hansestadt Lübeck bekommt wahrscheinlich eher selten Fragen über Unterwäsche im Mittelalter gestellt. Doch eine Legende verlangte danach, aufgeklärt zu werden, und da fragte ich lieber die Experten.

Alles beginnt letzten Sommer beim Grillen an der Obertrave. Die Sonne scheint und alle paar Minuten tuckert ein eng mit Touristen bepacktes Schiff vorbei. Wir alle – einschließlich unseres Grills – werden Teil unendlich vieler Urlaubsfotos, die eigentlich versuchen, den Dom und das darunter liegende Gängeviertel einzufangen. Aber wir haben auch etwas von dem ganzen Trubel: Aus den Lautsprechern der vorbeifahrenden Touri-Kähne ertönt die Stimme eines Fremdenführers und erklärt uns etwas über den Dom („Backsteingotik“, „800 Jahre alt“), über das Viertel („Die Gänge müssen genau so breit sein, dass ein Sarg durch passt“) und die Überschwemmungen („Das kann ganz schön schnell gehen“).

„Das Ufer der Trave. Gibt es hier ein 600 Jahre altes Sonderrecht?“

“Das Ufer der Trave. Gibt es hier ein 600 Jahre altes Sonderrecht?”

Und dann wäre da noch das Unterwäscheprivileg: „Hier dürfen sie noch ganz offiziell“, so tönt es wieder und wieder aus den Lautsprechern „ihre Wäsche an der Straße aufhängen, das ist noch ein Privileg aus dem 14. Jahrhundert. Das darf man in keiner anderen Großstadt Deutschlands. Die Straße wird deswegen auch oft die „Schlüpfer-Allee“ genannt…“ Wenn man es oft genug hört, glaubt man es irgendwann. Wenn man es dann noch öfter hört, fängt man an, Fragen zu stellen.

Im 14. Jahrhundert war Lübeck eine reichsunmittelbare Stadt im „Heiligen Römischen Reich“, wo das gültige Recht Statuten wie das Goldmünzenrecht, Wormser Konkordat, Fehderecht oder Goldene Bulle waren. Dies hat heute keinerlei Konsequenz mehr und ich frage mich jedes Mal, wenn ich vom „Unterwäscheprivileg“ an der Schlüpfer-Allee höre: Wie kann es sein, dass ein Privileg aus dem 14. Jahrhundert heute noch Relevanz hat? Wie oft musste es dazu von neuen Verwaltungen, über Dänen, Franzosen, Nationalsozialisten, bis heute in irgendeine Stadtverordnung übernommen werden? Und warum?

Erste Station: Google. Doch die Suche fördert nichts Erhellendes zu Tage. Es gibt tatsächlich noch keine Wikipedia-Seite zu mittelalterlichen Wäschereigesetzen.

Zweite Station: Die Schiffbetreiber. Die werden es schon wissen, immerhin behaupten sie es selbst, sie werden mir die Quelle schon nennen können. Doch auf meine Anfrage folgt lediglich ein hilfloses: „Leider kann auch ich im Internet nichts über das Privileg des Wäschetrocknens an der Obertrave finden.“ So weit war ich alleine auch schon. Nun steht aber immerhin schon einmal fest: Sollte jemals ein Fremdenführer gewusst haben, woher er diese Information hat, ist es inzwischen nur noch mündlich weitergereichte Folklore. Ich bin noch nicht zufrieden.

Wenn es stimmt, was bei den Touren behauptet wird, dann handelt es sich bei dem Unterwäscheprivileg um eine rechtliche Situation in Lübeck, und so wende ich mich an die Rechtsabteilung der Stadt: „Darf ich wirklich nirgends sonst in der Stadt meine Wäsche öffentlich trocknen?“ Die Rechtsabteilung erbittet sich Zeit, man sei überarbeitet und unterbesetzt. Aber nach einiger Arbeit kommt man dort zu folgender Einschätzung: Von einem besonderen Privileg für die Obertrave oder gar einem Verbot andernorts will man nichts wissen. Das Wäscheaufhängen sei wohl vielerorts erlaubt oder zumindest toleriert, unter anderem eben an der Obertrave. Das Bedürfnis danach sei mit dem Aufkommen der Wäschetrockner eben zurückgegangen und so sei öffentlich trocknende Wäsche in Städten seltener geworden. Zudem habe dies viel mit der Rolle der Frau zu tun: Da inzwischen mehr Frauen berufstätig seien und sich nicht mehr primär um den Haushalt kümmern würden, nutze man eben Technologie. Es fehle schlicht die Zeit, die Wäsche auf der Leine trocknen zu lassen.

Aber damit ist man bei der Rechtsabteilung noch lange nicht am Ende: Die gewissenhaften Mitarbeiter beschließen, für die historische Perspektive das Stadtarchiv in die Recherche mit einzubeziehen. Aber auch hier entpuppt sich die Geschichte als weniger spektakulär als die Legende: Ende des 14. Jahrhunderts war das Viertel südlich des Doms das Viertel der Stecknitzfahrer: Schifffahrer, die Salz transportierten. Sie lebten in den Häusern in den Innenhöfen (eben die, deren Gänge so breit wie ein Sarg sein müssen). Diese Häuser hatten kaum Gärten und so nutzten die Schiffer auch das Ufer, um Wäsche zu trocknen, hauptsächlich aber wohl, um ihre Kähne festzubinden. In der Hartengrube findet der aufmerksame Spaziergänger sogar heute noch einen Hinweis auf jene Zeit: An einem der Häuser prangt die Aufschrift „Altes Stecknitzfahrer Amtshaus“.

Von einem extra ausgewiesenen Unterwäscheprivileg ist nichts bekannt. Das Stadtarchiv, so teilt man mir mit, hielte es sogar für höchst unwahrscheinlich, dass eine solche Regelung zur Zeit der Hanse schriftlich fixiert wurde.

Und dort endet sie nun, die Geschichte des Unterwäscheprivilegs, das es wohl nie gab und bis heute nicht gibt. Eine schnöde Aufklärung, die kaum zur guten Anekdote taugt, wenn man mit den Verwandten bei der Stadtführung vom Dom zu den Gängen über die Schlüpfer-Allee spaziert. Schade eigentlich.

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