Jahresempfang – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Thu, 05 May 2016 21:06:17 +0000 de-DE hourly 1 Reden, die nicht enden wollen https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/05/reden-die-nicht-enden-wollen/#respond Thu, 05 May 2016 21:05:41 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234580
Präsident Lehnert eröffnet die VeranstaltungLukas Ruge | StudentenPACK.

Präsident Lehnert eröffnet die Veranstaltung

„Es waren sehr spannende und ich denke auch für die Universität extrem wichtige und zukunftsweisende erste 16 Monate […] der ersten Phase der Stiftungsuniversität“, beginnt Unipräsident Prof. Hendrik Lehnert seine Eröffnung des Jahresempfangs der Universität zu Lübeck. Mit Cervantes setzt Lehnert zudem das ironische Motto der Veranstaltung fest: „Fasse dich kurz, denn Reden, die nicht enden wollen, gefallen nicht.“

Die Eröffnungsrede endet nach 20 Minuten, ihr war bereits das Grußwort des Staatssekretärs Fischer (SPD) vorangegangen, vor dem wiederum Lehnert kurz gegrüßt hatte. Nach 47 Minuten wurden die letzten zwölf Monate ausführlich beschrieben und die Veranstaltung ist erfolgreich eröffnet.

Der Abend geht über zu den Preisverleihungen. Der erste Preis, der mit 1000 Euro dotierte Preis für besonderes studentisches Engagement, geht in diesem Jahr an die Redaktion dieser Zeitung, welche vertreten durch sieben Redakteure die Urkunde entgegennimmt. Prof. Till Tantau hält die Laudatio und hebt dabei insbesondere den Wert von freiwilligem Engagement hervor. „Lobt die Uni weiter, kritisiert die Uni weiter“ gibt Tantau den Preisträgern mit auf den Weg.

Auch etwas zurückgegeben: Die Redaktion übergibt Präsident Lehnert sein Portrait.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Auch etwas zurückgegeben: Die Redaktion übergibt Präsident Lehnert sein Portrait.

Annika Munko hält für das StudentenPACK eine kurze Dankesrede. Bevor die Redaktion die Bühne verlässt übergibt sie Präsident Lehnert das Porträt von ihm, welches sie für die Januar-Ausgabe angefertigt hatte. Das Protokoll vermerkt Heiterkeit.

Nach dem studentischen Preis wird erstmalig der „Thomas-Fredenhagen-Preis“ verliehen, welcher kurz von Michael Weiß von der Kaufmannschaft Lübecks erklärt wird. Mit 10.000 Euro hochdotiert wird der Preis für besondere Erfolge im Transfer von Forschungsergebnissen zu wirtschaftlicher Leistung ausgelobt. Vier Forscherteams sind nominiert, erst hier auf der Veranstaltung soll verraten werden, an wen der Preis geht.

Die Benennung nach einem wenig bekannten Kaufmann aus dem 17. Jahrhundert mag den geneigten Hörer an die Umbenennungsdiskussion der Universität erinnert haben, bei welcher ein anderer Name eines Lübeckers aus dem 17. Jahrhundert wegen Unbekanntheit als unbrauchbar abgetan wurde.

Die Laudatio, oder vielmehr was die Laudatio sein sollte, hält Prof. Thorsten Buzug, welcher allerdings den Großteil seiner Redezeit mit allgemeinen Betrachtungen zum Technologietransfer und zur Notwendigkeit des wirtschaftlichen Denkens in der Forschung verbringt. Selbst als er selbst anmerkt, dass die Zeit zu knapp wird und er sich nun kurz fassen möchte, kommt er nicht sofort zu den vier nominierten Teams.

Prof. Dr. Alfred Vogel dankt in erster Linie seinen Miterfindern.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Prof. Dr. Alfred Vogel dankt in erster Linie seinen Miterfindern.

Die erste Stunde der Verleihung ist vorbei als Buzug verkündet, dass der Thomas-Fredenhagen-Preis an das Team von Erfindern aus dem Institut für Biomedizinische Optik geht. Prof. Dr. Alfred Vogel scheint erst zu glauben, er müsse auf seine Rede verzichten, um den Verzug der Veranstaltung nicht noch zu erhöhen. Letztlich kann allerdings auch er noch eine Rede halten.

Wer bis hierhin durchgehalten hat, darf sich von großartiger Musik unterhalten lassen. Musikalisch untermalt die Band Yxalag den Abend mit schwungvollem Klezmer, zu dem man sich eigentlich bewegen müsste, was aber keiner tut. Das größtenteils Anzug tragende Publikum imitiert während des Stücks „Ershter Walz“ fünf Minuten lang Schaufensterpuppen, bevor das Programm seinen Lauf nimmt.

Yxalag bringen den Raum nicht zum Tanzen. Das ist aber nicht ihre schuld.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Yxalag bringen den Raum nicht zum Tanzen. Das ist aber nicht ihre schuld.

Dietrich Herms hat beim gemeinnützigen Verein der „Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck“ neun Jahre lang ehrenamtlich die Bücher geführt. Er tat dies, so bemerkt Hendrik Lehnert in seiner Laudatio für den Mann, dem nun die Ehrennadel der Universität verliehen wird, so tadellos, dass es all die Jahre keine Beanstandung gegeben habe. Herms ist inzwischen zudem ehrenamtlicher Bürgermeister in seinem Heimatort geworden und legt sein Amt als Buchhalter nun nieder, Mitglied bei den Alumni bleibt er aber.

lange bei den "Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck": Dietrich Herms erhällt die EhrennadelLukas Ruge | StudentenPACK.

lange bei den “Alumni, Freunde und Förderer der Universität zu Lübeck”: Dietrich Herms erhällt die Ehrennadel

„Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Dietrich Herms die Ehrennadel der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner großen Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck“, steht es auf der Urkunde, die Prof. Lehnert zusammen mit der Nadel übergibt. „Die stecke ich Ihnen aber nicht an“, scherzt Prof. Lehnert, „Ich weiß nicht ob ein Chirurg im Raum ist.“

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Gerd Rischau die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als Vorsitzender des Hochschulrates war er wichtiger und unverzichtbarer Ratgeber für die Universität. Er hat den Weg zur Stiftungsuniversität gestaltet und sich stets mit großem Engagement für die Verbundenheit von Stadt und Universität eingesetzt.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Gerd Rischau die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung seiner herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als Vorsitzender des Hochschulrates war er wichtiger und unverzichtbarer Ratgeber für die Universität. Er hat den Weg zur Stiftungsuniversität gestaltet und sich stets mit großem Engagement für die Verbundenheit von Stadt und Universität eingesetzt.

In die Reihen der Ehrenbürger der Universität reihen sich an diesem Abend zwei neue Bürger ein, Gerd Rischau und Renate Menken, beide gebürtige Lübecker. Die Laudatio für Rischau hält Dr. Helmuth Pfeifer, ebenfalls Ehrenbürger der Universität, der besonderen Einblick in das Leben des Gewürdigten hat, denn die beiden kennen sich seit Schulzeiten. „Gerd Rischau war für mich immer ein ehrenhafter Bürger“, sagt Pfeifer, „eigentlich ein Ehrenbürger aus sich selbst heraus.“ Rischau war 24 Jahre Finanzsenator Lübecks und hatte sich für das Laserzentrum an der Uni eingesetzt, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. 2010 hat er mit der Uni gekämpft, war Vorsitzender des Hochschulrates von 2013 bis 2015 und Mitbegründer der inzwischen eingestellten International School of New Media.

Die Universität zu Lübeck verleiht Frau Renate Menken die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als kluge Ratgeberin und tatkräftige Förderin ist sie der Universität seit vielen Jahren verbunden, sie hat mit ihrem großen Engagement die Vielfalt der Wissenschaft an der Universität zu Lübeck einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt gemacht.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Frau Renate Menken die Ehrenbürgerschaft der Universität zu Lübeck in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Förderung der Universität zu Lübeck. Als kluge Ratgeberin und tatkräftige Förderin ist sie der Universität seit vielen Jahren verbunden, sie hat mit ihrem großen Engagement die Vielfalt der Wissenschaft an der Universität zu Lübeck einer Vielzahl von Bürgerinnen und Bürgern bekannt gemacht.

Die Laudatio für Renate Menken hält Björn Engholm, der ehemalige Ministerpräsident. Sie ist die erste Ehrenbürgerin, „eine sehr willkommene Erweiterung“. Menken hatte Pharmazie studiert und führte in Lübeck eine Apotheke. Allerdings hat sich Menken, und hier liegt die Begründung der Ehrenbürgerschft, ehrenamtlich und hauptamtlich dem Management der Possehl-Stiftung, welcher sie von 2009 bis 2015 vorsaß, verschrieben. In diesem Zusammenhang war sie unter anderem für die erhebliche finanzielle Unterstützung der Vorhaben der Studierenden im „Lübeck kämpft“-Sommer 2010 verantwortlich. Menken engagierte sich aber nicht nur für die Possehl-Stiftung, sondern setzte sich auch für den Studienfonds, die Schülerakademie und weitere Projekte ein. Zudem, so bemerkt Engholm, sei Menken für ihre oft trockenen, oft witzigen und manchmal scharfen Bemerkungen bekannt und bei einigen gefürchtet. Mutterwitz nennt er es, und er habe es meist eher genossen.

Ihre „Dankesrede“ halten Rischau und Menken gemeinsam, als Dialog. Der trockene Humor ihres Rückblicks ist ein Highlight des Abends.

Dankesrede als DialogLukas Ruge | StudentenPACK.

Dankesrede als Dialog

„Liebe Renate, wie lange kennen wir uns eigentlich schon?“

„Ach Gerd, ‘ne kleine Ewigkeit. Seit deiner Jugend und meiner Kindheit. Wir sind miteinander verwandt. So ist das hier in Lübeck, das ist so üblich. Aufgewachsen in einer aufregenden Zeit, als Lübeck um 100.000 Flüchtlinge gewachsen ist und stark wurde. Wir sind uns unzählige Male begegnet und haben trotzdem dabei nicht den Humor verloren. Aber warum fragst du mich das jetzt?“

„Weil ich mir nicht habe vorstellen können, dass wir, ich in meinem vorgerückten Alter, das hier gemeinsam erleben würden.“

„Das geht mir genauso, das mit dem vorgerückten Alter. Aber jetzt haben wir ja gehört, warum wir für würdig gehalten werden, Ehrenbürger unserer Universität zu sein, das Lob ist wie immer übertrieben. Ich bin dennoch tief gerührt über die Ehrung, freue mich darüber und bedanke mich sehr herzlich. Lieber Björn, ich bin auch dankbar und gerührt über das, was du über mich gesagt hast. Ich habe aber immer mit fremdem Geld tun dürfen, das ist ja das Einfachste von der Welt anderer Leute Geld auszugeben. Ich hab es allerdings mit großem Vergnügen getan. Und nun zu dir Gerd, du stehst ja so ein bisschen da wie ein begossener Pudel.“

„Das war jetzt kein Mutterwitz, das steht so in unserem Drehbuch drin. Aber im Ernst, stell dir vor Renate, auch ich bin mit etwas Muffensausen hierher gekommen und mit der Frage, was eigentlich so besonders an mir ist. Lieber Helmuth, einige Fragezeichen sind geblieben. Dennoch gebe ich zu, dass ich mich über diese Ehrung sehr, sehr freue. Deine Worte Helmuth, die Worte eines alten Freundes, die natürlich die Grenzen der Objektivität verlassen mussten, haben mich sehr bewegt. […] So, Renate, jetzt dürfen wir stolz sein!?“

„Du kennst mich doch, haste mich schomal stolz erlebt? Wenn unsere Eltern das noch erleben könnten: Unsere Väter wären stolz auf uns gewesen, und unsere Mütter hätten das alles geglaubt. Ich bin begeistert, total begeistert, aber stolz? Nein.“

„Und was hat dich in Verbindung mit unserer Universität mit Wissenschaft am meisten begeistert?“

„Ganz klar das riesige Engagement der vielen Studierenden, Lehrenden und der zig tausend Bürger Lübecks als es darum ging, 2010 die Universität nicht nur um ihrer selbst willen, sondern um der Stadt willen zu retten. Das war für mich eine besondere historische Leistung, die ich da beobachten durfte. Für mich war es ein besonders großes Erlebnis mit Helmuth, dir und vielen Anderen bei der Großdemo in Kiel unser Possehl-Stiftungs-Transparent hochhalten zu dürfen. Bei brütender Hitze. Ich habe um unser aller alter Leben gefürchtet.“

„Mich haben die gemeinsamen Anstrengungen von Universität und Hochschulen, von Politik und Wirtschaft, von Stiftungen und gemeinnützigen Vereinen begeistert, als es darum ging, Stadt der Wissenschaft zu werden. Die Initiative dazu kam aus dieser Universität, von dem damaligen Präsidenten Peter Dominiak zusammen mit der IHK Lübeck. Wir saßen alle in einem Boot, ein in dieser streitverliebten Stadt besonderes Erlebnis.“

„Das Wort ‚streitverliebt‘ löst bei mir ein sehr positives Echo aus. Bis an mein Lebensende werde ich gern streiten, wenn es sich zu streiten lohnt. Aber zurück zur Stadt der Wissenschaft. Mich begeistert, mit welcher Kreativität Universität und Hochschulen auch dank der Initiativen unseres Wissenschaftsmanagements aus ihren Mauern herausgegangen sind und Jugendliche und Kinder für Wissenschaft begeistert haben. […]“

„Wenn Kinder unsere Zukunft sind, kommt es darauf an im Zweifelsfall allen, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, die Chance zu geben, an den Segnungen der Bildung teilzuhaben. Renate, du wirst hoffentlich einverstanden sein, wenn ich noch einmal eine Persönlichkeit aus dieser Universität nenne, einen Mann der uns mit seiner Initiative, seinem Engagement, und seinen Impulsen begeistert hat: Hans Arnold.“

„Weiß Gott. Sein Wirken war entscheidend dafür, dass wir mit ihm und anderen zusammen den Lübecker Bildungsfonds auf den Weg bringen konnten. In ihn zahlen acht Lübecker Stiftungen seit acht Jahren jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro – ein in Deutschland bisher einzigartiges Modell. Wir können dankbar sein, dass wir immer wieder solche Wegbereiter in unserer Stadt haben und ich könnte stundenlang davon erzählen.“

„Aber bitte nicht heute Abend, guck auf die Uhr.“

Noch einmal spielt die Musik auf. Dann wieder Lehnert: „Wir kommen nun zur wichtigsten Auszeichnung, die die Universität zu Lübeck zu vergeben hat. Es geht um die Vergabe einer Ehrenpromotion und wir alle als Universitätsgemeinschaft freuen uns riesig, sind überaus stolz dir, lieber Peter, die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck, den Doktor h.c., verleihen zu dürfen.“

Lehnert: Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Lehnert: Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne.

„Lassen sie mich kurz einmal sagen, was uns bewogen hat und motiviert hat dies zu tun.“ Wenn es der Promovierende ist, der seine eigene Doktorarbeit verteidigt, so ist es wohl der Laudator, der eine Ehrenpromotion verteidigen muss, und so wird in den nächsten Minuten nicht nur die Biografie sondern auch das Wirken Dominiaks als Wissenschaftler und als Rektor und Präsident detailliert beschrieben.

„Wofür wird eine Ehrenpromotion verliehen? Ich will Ihnen einmal kurz aus der Ordnung unserer Universität für die Verleihung einer Ehrenpromotion zitieren: Sie wird verliehen entweder für eigene herausragende wissenschaftliche Verdienste oder für die Verdienste um die Wissenschaft, für die Wissenschaft auf dem Campus der Uni zu Lübeck.“

„Wir sind bei dir, Peter, in der glücklichen Lage, dies eigentlich für beide Aspekte tun zu dürfen, haben uns aber, trotz deiner unbestritten hohen wissenschaftlichen Verdienste, dazu entschlossen in der Begründung für die Verleihung der Ehrenpromotion den zweiten Halbsatz dieser Ordnung zu nutzen, nämlich ‘für die Verdienste um die Wissenschaft und für die Wissenschaft an der Universität zu Lübeck’. Dies hat seinen üblichen Gang durch die Gremien genommen und wir sind sehr froh und sehr stolz, dass mit sehr klarer Mehrheit im Senat die Entscheidung gefallen ist, dir diese Ehrenpromotion zu geben.“

Doch weil, wie Lehnert bemerkt, die meisten im Raum mit Prof. Dominiak bekannt sind, nimmt die Rede eine ungewöhnliche Wendung. Gute zehn Minuten nimmt der Präsident der Uni Lübeck das Publikum auf eine Reise durch die Bilddeutung mit, in welcher er ein sechs Jahre altes Bild von Peter Dominiak bei einer Demo zum Anlass nimmt, seine Bedeutung bei den Protesten der Uni im Jahre 2010 festzustellen.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Professor Dr. Dominiak den Grad eines Doktors der Medizin ehrenhalber, Dr. med. h.c., aufgrund seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft, weil er durch die Aufhebung der Fakultätsgrenzen durch die Schaffung von Sektionen zukunftsweisende wissenschaftliche Strukturen etabliert hat, weil er den Weg zur Stiftungsuniversität maßgeblich gestaltet und so die Uni für die Zukunft der Universität zu Lübeck als international angesehener und vernetzter Standort medizinischer Wissenschaft gesichert hat, weil er mit großem persönlichen Engagement und vorbildhaft für alle Mitglieder der Universität für deren Erhalt eingetretenen ist.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Universität zu Lübeck verleiht Herr Professor Dr. Dominiak den Grad eines Doktors der Medizin ehrenhalber, Dr. med. h.c., aufgrund seiner großen Verdienste um die medizinische Wissenschaft, weil er durch die Aufhebung der Fakultätsgrenzen durch die Schaffung von Sektionen zukunftsweisende wissenschaftliche Strukturen etabliert hat, weil er den Weg zur Stiftungsuniversität maßgeblich gestaltet und so die Uni für die Zukunft der Universität zu Lübeck als international angesehener und vernetzter Standort medizinischer Wissenschaft gesichert hat, weil er mit großem persönlichen Engagement und vorbildhaft für alle Mitglieder der Universität für deren Erhalt eingetretenen ist.

„Ich habe immer gesagt, dazu stehe ich auch, wir sollen aufhören zu romantisieren. Das Jahr 2010 war 2010 und der Blick geht nach vorne. Dennoch lohnt es sich hier einmal einen kleinen Blick zurück zu tun. Ich möchte, wenn Sie mir erlauben, in den nächsten fünf Minuten, ich versuche es so kurz wie möglich zu machen, Sie mitnehmen in das Prinzip der Bildbeschreibung und Ikonographie. Sie sehen eigentlich hier auf den ersten Blick nur einen Herren, der läuft, und hinter ihm formiert sich im Halbrund eine Gruppe jüngerer Leute in schwarz-gelben T-Shirts. So könnte man das Bild sehen. Am Ende meiner Betrachtungen, hoffe ich, werden Sie mit mir übereinstimmen, dass es wesentlich mehr ist und dass es vielleicht den Anschein einer fotografisch perfekten Komposition besitzt.“

Die Bilddeutung ist durchaus unterhaltsam, doch als sie vorbei ist, sind die vorgesehenen zwei Stunden der Veranstaltung bereits verstrichen und noch ist der Preis nicht vergeben.

Prof Dr. med, Dr h.c. Peter DominiakLukas Ruge | StudentenPACK.

Prof Dr. med, Dr h.c. Peter Dominiak

Bei so viel Lob ist dann auch Peter Dominiak platt und beginnt seine Rede mit den Worten „Jetzt muss ich erstmal Luft holen…“. Zu seiner Schlagfertigkeit findet der ehemalige Präsident schnell zurück. „Wenn Sie mir zugestehen als Dank an die Universität eine Minute über jedes Jahr zu reden, dass ich hier sehr gerne gearbeitet habe, dann sind wir schon in etwa 24 Minuten fertig. Es kommt keine Gegenwehr?“

„Wenn ich zurückdenke, was ich vor genau 28 Jahren, 1988, als der Lehrstuhl am’ Institut für Pharmakologie ausgeschrieben war, von Lübeck und seiner Universität wusste, dann waren es vom 50-DM-Schein das Holstentor, die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Günter Grass, Willy Brandt und Björn Engholm und natürlich Lübecker Marzipan. Bevor ich meine Bewerbung nach Lübeck schickte, vergewisserte ich mich, ob es hier wirklich eine Universität gäbe (Lachen). Es gab sie, die Medizinische Universität zu Lübeck, kurz MUzL, und Professor Scriba, ihr ehemaliger Rektor, klärte mich in München auf, was das Akronym bedeutete, M.U.Z.L, MUzL: Münchner Universität, Zweigstelle Lübeck. Und als ich im August 1990 hier anfing und durch das damals ziemlich neue Zentralklinikum ging, hörte ich als Begrüßung tatsächlich häufig „Grüß Gott“.

wer hätte das damals, 1990, gedacht.Lukas Ruge | StudentenPACK.

wer hätte das damals, 1990, gedacht.

„Mittlerweile lebe ich hier seit 26 Jahren, viel länger als in meiner Heimatstadt Darmstadt, und der Austausch München – Lübeck ist ebenfalls Geschichte. Seither hat sich hier unglaublich viel verändert: Aus dem einzigen Studiengang, Medizin, mit insgesamt circa 1500 Studentinnen und Studenten im Jahre 1990, sind mittlerweile 14 Studiengänge entstanden mit rund 5000 Studentinnen und Studenten, aus dem beschaulichen Campus ist ein ganzer Hochschulstadtteil erwachsen, aus dem an beiden Hochschulen rund 11.000 bis 12.000 junge Menschen ihrem Studium nachgehen. Mit Fraunhofer-Institut, neuen Forschungsgebäuden, wie dem CBBM oder dem Hendrik-Lehnert-Bau (Lachen), Audimax und den, ich nenne sie einfach mal Mildner-Gebäuden und, und, und… Die überall gut sichtbaren Baukräne weisen darauf hin, dass hier die nächsten Jahre ein neues Klinikum des UKSH entsteht und weitere Forschungsgebäude aus dem Boden wachsen, wer hätte das damals, 1990, gedacht.“

Die Rede endet, wie sie enden muss, mit Dank bevor Hendrik Lehnert die Gäste mit Cervantes, dessen Warnung vor langen Reden am heutigen Abend unerhört blieb, zum Empfang im Foyer entlässt: „Sei mäßig im Trinken und bedenke, daß reichlich genossener Wein kein Geheimnis bewahrt.“

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Alle Jahre wieder https://www.studentenpack.de/index.php/2013/05/alle-jahre-wieder-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/05/alle-jahre-wieder-2/#respond Mon, 13 May 2013 08:00:54 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=137390 8648239286_7a141d91c8_k

Unipräsident Dominiak verleiht Prof. Dr. Günter Fuhr die Ehrenbürgerschaft der Universität

Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

„Wenn alle in Lübeck und Umgebung glauben, der stattlichen Anzahl von Weihnachts- beziehungsweise Neujahrsempfängen endlich entronnen zu sein dann lädt die Universität zu Lübeck mittlerweile traditionsgemäß um den 13. April herum zu ihrem Jahresempfang ein.“ So beginnt Prof. Peter Dominiak, Präsident der Universität zu Lübeck, seine Begrüßung der Gäste am Freitag dem 12. April. Das Audimax ist nicht so voll, wie es wohl hätte sein sollen, auch viele der mit Zetteln ausgezeichneten Sitze für Ehrengäste sind leer geblieben. Wie immer mit einer musikalischen Begleitung, diesmal war es die Big Band Salt Peanuts, wie immer mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben – zu viele zum Aufzählen, befanden so ziemlich alle Redner – und wie immer mit einer Würdigung.

Den Gruß der Landesregierung überbrachte dieses Jahr Rolf Fischer, Staatssekretär vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Er sprach insbesondere über das Thema Stiftungsuniversität und zur Internationalisierung der Studiengänge. Der Staatssekretär sowie auch der nach ihm sprechende Bürgermeister erwähnten das Jahr der Wissenschaft, welches die Hochschulen und die Stadt näher zusammen gebracht habe. Nach den Grußworten fasste Professor Dominiak das letzte Jahr zusammen. Er brachte seine Hoffnungen an eine Stiftungsuniversität zum Ausdruck, welche die Hochschule zukünftig finanziell besser absichern könnte. Ausdrücklich lobte er die neue Wissenschaftsministerin Waltraud Wende, erkannte aber an, dass die finanzielle Situation dem Ministerium wenig Spielraum lasse. 2015, so Dominiak, soll die Uni Lübeck eine Stiftungsuniversität sein. Andere Themen des Jahresrückblicks waren der Exzellenzwettbewerb, der neu erworbene Titel „Gründerhochschule“, die Übernahme der Firma Nik-Software durch Google und das neue Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung in Lübeck.

Ebenfalls Thema der Ansprachen war der siebte Studiengang an der Universität zu Lübeck, der Masterstudiengang Infection Biology, welcher im letzten Jahr eingeführt wurde. Schon im laufenden Jahr wird der achte Studiengang folgen: Psychologie.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung der Ehrenbürgerwürde für Prof. Dr. Günter Fuhr. Er hatte 2004 maßgeblich daran mitgewirkt, eine Fraunhofer Arbeitsgruppe zur Stammzellforschung zu etablieren. Aus dieser Arbeitsgruppe wird nun das Fraunhofer Institut für Marine Biotechnologie, dessen brandneues Gebäude seit dem 20. Dezember neben dem Pavillon des AStA gebaut wird. In seiner Dankesrede scherzte Fuhr, dass er die Ehre mit allen Rechten und Pflichten annehme. „Es ist zwar nichts über Rechten und Pflichten gesagt worden, aber ich vermute eine Bürgerschaft hat auch diese. Ich werde auch ohne Kenntnis dieser Verpflichtungen diese alle einhalten.“ Ernsthafter ergänzte er, er sei nicht nur geehrt und glücklich, sondern auch überrascht, diese Ehrung zu erhalten und er habe die Uni Lübeck in sein Herz geschlossen.

Zum Ende wurden wie immer im Foyer des Audimax Häppchen und Getränke gereicht und sich unterhalten.

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Aus Schwarz Gelb kann auch was Gutes werden! https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/aus-schwarz-gelb-kann-auch-was-gutes-werden/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/05/aus-schwarz-gelb-kann-auch-was-gutes-werden/#respond Sat, 14 May 2011 13:31:06 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=304 Fast ein Jahr ist es her, dass die Haushaltsstrukturkommission die Sparpläne für Schleswig-Holstein vorgelegt hat. In dem Jahr ist viel passiert: Erst die Demos und der Kampf, dann wurde Lübeck zur Stadt der Wissenschaft 2012 erkoren. Mitte April fand der Jahresempfang der Uni statt, ein üblicherweise festlicher Anlass, mit trockenen Reden und trockenem Wein.

Dieses Mal war jedoch ein gewisses Spannungspotential in der Luft. Der ursprünglich angekündigte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, der die Grußworte der Landesregierung überbringen sollte, musste zwar kurzfristig absagen, wurde jedoch von Jost de Jager, dem Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr, vertreten. Und so verwunderte es wohl niemanden, dass nur die Hälfte des Auditoriums Anzug trug, die andere Hälfte war studentisch-traditionell gekleidet: in Gelb.

Den Auftakt machten die Salt Peanuts, die Bigband der Lübecker Hochschulen, mit „Big Spender“, was Präsident Prof. Peter Dominiak als Überleitung nutzte und damit seine Begrüßungsrede begann. Und so wurde recht bald klar, dass das Präsidium und das Ministerium sich wieder angenähert hatten. Im Folgenden das übliche Prozedere. Der Begrüßung der Ehrengäste und Anwesenden folgte ein Rückblick über das vergangene Jahr, über Höhen und Tiefen. Gelobt wurde das Geomar-Institut in Kiel, das die Einsparung des Geldes für die Rettung der Lübecker Uni erst ermöglichte. Gelobt wurden auch die Landesregierung und die Stadt für die gute Zusammenarbeit, insbesondere auch, was die Verleihung des Titels „Stadt der Wissenschaft“ angeht. Er betonte noch einmal das Engagement der Studenten, hob auch hervor, dass damit viele Erstsemester an die Uni geholt werden konnten, bedauerte jedoch gleichzeitig Einbußen auf Seiten der Wissenschaftler.

Der zweite Redner war der, auf den alle warteten. Der Weg de Jagers zum Rednerpult wurde von eisiger Stille begleitet. Die einzige Bewegung im Saal war die der Studenten, die einen stillen Protest vorbereitet hatten. Kurz zuckten die mitgereisten Zivilpolizisten, bereit, jeden Aufstand zu unterbinden. Doch dann ließen sie die Studenten gewähren. Wie Mahnmale standen vier Studenten mit zwei Bannern neben dem Politiker. Zu seiner Rechten: „Schlüsselqualifikation Beratungsresistenz, Ihre Landesregierung“. Zu seiner Linken war ein Diagramm, das Niveau aufgetragen gegen die Zeit und Griechenland zum Vergleich: Während Griechenland – das im vergangenen Jahr allzu oft als Referenz für die finanzielle Lage des Landes herhalten musste – auf einem konstanten Niveau blieb, fiel Schleswig-Holstein ab. Gleichzeitig begannen vier Studenten, Flyer in die Reihen des Auditoriums zu reichen, mit dem Aufdruck des alten Logos und einem Überdruck, sodass „Ich kämpfe für mehr Bildung“ zu lesen war.

Die Proteste, sie waren nicht nur, um das letzte Jahr anzumahnen; viel mehr sollten sie der Landesregierung zeigen: „Wir haben so lange ein Auge auf euch, bis ihr kapiert, was Bildung wert ist.“ Denn während Lübeck nun endgültig gerettet scheint, geht das Einsparprogramm in Flensburg erst so richtig los. Dort soll an den Wirtschaftswissenschaften gespart, die Fakultät geschlossen und Studienplätze abgebaut werden, während doch eigentlich Plätze für 1200 zusätzliche Studenten geschaffen werden sollten. Doch dafür will die Landesregierung offensichtlich nach wie vor kein Geld in die Hand nehmen und sieht in der Bildung immernoch Einsparpotential.

Minister de Jager verhaspelte sich kurz zu Beginn seiner Rede, doch dann fing er sich, ganz Politiker: Eine Ehre hier zu sein, die besten Wünsche der Regierung, tolle Zusammenarbeit, engagierte Stadt mit Durchhaltevermögen. Auch auf das studentische Engagement ging er ein, denn „das hat dazu geführt, dass Frau Krause heute eine Ehrennadel bekommt. Und das gönne ich Ihnen, Frau Krause.“ Für wie bare Münze man das nehmen mag… es bleibt fraglich.

Abwechslungsreicher war die Rede von Bernd Saxe, dem Bürgermeister. Er, der es bereits vor Beginn der Veranstaltung vermied, auf einem Foto mit de Jager abgelichtet zu sein, stieß nicht in das gleiche Horn wie seine Vorredner. Zwar zeigte auch er sich erfreut darüber, dass seine Stadt im kommenden Jahr der Wissenschaft gewidmet ist. Doch schien er einer der letzten Verbliebenen neben den Studenten, die sich an die Ereignisse des vergangenen Jahres erinnern konnten: „Es ist bereits das achte oder neunte Mal, dass ich hier sprechen darf. Aber es ist das erste Mal, dass ich hier spreche, ohne dass akute Not besteht“, begann er seine Rede. Er lobte die Studenten dafür, dass sie auch jetzt noch Position beziehen, und hofft, dass nun auch alle gemeinsam nach vorne blicken können.

Ein neuer Einschub durch die Bigband – „I let a Songo out of my heart“ – und die Veranstaltung konnte von den Grußworten zu den Ehrungen übergehen. Zunächst wurde Dr. Winfried Stöcker für den Aufbau der Firma Euroimmun und die enge Zusammenarbeit mit der Universität ausgezeichnet. Stöcker darf künftig den Titel „Honorarprofessor“ für das Fach Labormedizin tragen.

 

Linda Krause erhält für die Studentenproteste im letzten Sommer die Goldene Nadel der Universität zu Lübeck von Professor Peter Dominiak. Foto Lukas Ruge

Die zweite Ehrung ging an Linda Krause, die als AStA-Vorsitzende während „Lübeck kämpft“ die Auszeichnung mit der Ehrennadel der Universität stellvertretend für die gesamte Studierendenschaft entgegen nahm. „Vor Stuttgart 21 war Lübeck kämpft“, begann Dominiak die Laudatio und erntet dafür großen Applaus. Der Kampf der Studenten sei lautstark, bunt, phantasievoll und kreativ gewesen und keiner Diskussion aus dem Weg gegangen, lobte er das Engagement. Dann bat er Linda auf die Bühne und steckte ihr die Nadel an. Sie wiederum ließ sich die Chance nicht nehmen, auch ans Mikrophon zu treten. In einer kurzen aber flammenden Rede lobte auch sie die Studenten, ließ Erinnerungen an das letzte Jahr wieder wach werden und verwies noch einmal auf die Problematik, die sich jetzt in Flensburg stellt. Ihr kleiner Rückblick zu ihrem selbst häufig getätigten Satz „Aus Schwarz-Gelb kann auch was Gutes werden“ brachte sogar Dominiak zum Lachen. Dabei beendete Linda ihre Rede mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft: „Deswegen fordere ich Sie alle auf: Habt Ideen! Habt Ideen für unser Land! Habt Ideen für eine gute Zukunft!“

Ein Schlusswort, wie man es nicht besser hätte treffen können. Noch einmal bevölkerte die Bigband die Bühne, dann gab es die lang ersehnten Häppchen und das eine oder andere Gespräch von gelb Gekleideten und Anzugträgern.

 

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Die Entzündung wird immer da sein https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/die-entzundung-wird-immer-da-sein/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/die-entzundung-wird-immer-da-sein/#respond Mon, 03 May 2010 12:12:43 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1075
Lukas Ruge | StudentenPACK.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Theodor Rietschel und Prof. Dr. Werner Solbach

Die Entscheidung, den diesjährigen Jahresempfang der Uni zu besuchen, fällt bei mir eher spontan: In der Redaktionssitzung tags zuvor bekomme ich den letzten freien Platz unseres vier Personen umfassenden Kontingents angeboten und da ich am Dienstagabend eh nichts mit meiner Zeit anzufangen wüsste, sage ich zu. Wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung, als ich mir die Gästeliste bewusst mache, beginne ich mich plötzlich zu fragen, wie man sich als studentischer Teilnehmer angemessen kleiden sollte. In Ermangelung an anspruchsvollen Alternativen entscheide ich mich schließlich für eine dynamische Kombination aus Polohemd, Jeans und Uni-Jacke. Die zahlreichen am Audimax vorfahrenden dunklen Limousinen und die aus diesen aussteigenden Herrschaften lassen mich kurz an meiner Wahl zweifeln, doch meine Begleiter finden die Kombination „sehr schön“ und machen sich über den angeblich gebügelt aussehenden Kragen lustig.

Wir begeben uns in den bereits gut gefüllten großen Hörsaal und warten darauf, dass es los geht. Das Philos-Quartett der Musikhochschule Lübeck empfängt das Publikum mit Musik von Joseph Haydn. Es wird auch im weiteren Verlauf des Abends durch Intermezzi die thematischen Blöcke verbinden und das Programm schließlich ausklingen lassen. Meine ungeübten Ohren meinen, einer souveränen Vorstellung vierer sehr talentierter junger Musiker beizuwohnen, aber dennoch wirkt die klassische Musik im kargen Ambiente des spartanisch dekorierten und nicht sonderlich stimmungsvoll erleuchteten Hörsaals irgendwie verloren. Ein für den Großteil des Abends sinnloserweise an die Wand projizierter geöffneter Dateiordner vor üblich chaotischem Desktophintergrund tut sein übriges.

Prof. Peter Dominiak, unser Präsident, begrüßt alle Anwesenden. Er plaudert eine Weile über die Situation und vor allem die Pläne für die Zukunft unserer Universität (StudentenPACK berichtete). Das große goldene Universitätsiegel an der Kette um seinen Hals verleiht seinen Worten Gewicht. Dann übergibt er das Rednerpult an die anwesenden Vertreter der Politik, zunächst Frau Dr. Cordula Andreßen, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr Schleswig-Holsteins. Bereits während sie ihre Grüße an das Publikum richtet, drohen ihr die Worte auszugehen; es wirkt, als müsse sie überlegen, wen sie eigentlich anspricht. Allem Anschein nach ist ihr nicht wohl bei der Sache, alleine die Finanzsituation des Landes zur Sprache zu bringen und bei den Autonomiebestrebungen der Uni etwas auf die Bremse zu treten, denn man könne und wolle „Wohltaten nicht mit der Gießkanne verteilen“. Den Gegenpol dazu bietet direkt danach Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, der mit dem Argument, „auch Fusionitis ist eine Krankheit“, das Publikum auf seiner Seite hat.

Endlich ist der Zeitpunkt für die große Enthüllung des Abends gekommen: Die Vorstellung des neuen Corporate Design der Uni. Doch auch jetzt noch wird der Moment hinausgezögert. Glücklicherweise entpuppt sich der beim Blick auf das Programm als unnötig eingeschätzte Vortrag von Prof. Oliver Rentzsch von der Fachhochschule Lübeck zum Thema „Marketing und Markenbildung an Hochschulen“ als äußerst zwerchfellstimulierend. Der gute Mann schafft es, den Bogen von allgemeinen Anforderungen des Marketings über die Parallelen zwischen der Gewohnheit, im Restaurant immer das gleiche zu bestellen und (noch) in einer festen Beziehung zu leben, bis hin zu seiner eigenen Laufbahn, die auch einst an unserer Uni Station machte, zu spannen und wünscht auch aus eigener Verbundenheit der Uni viel Erfolg unter den neuen Farben. Schließlich liest noch der Designer Uli Schmidts, der in der letzten Ausgabe seine Sicht der Dinge schilderte, brav seinen vorbereiteten Text vor und blendet dann vom alten auf das neue Siegel über, während zwei Studenten große Banner mit selbigem entfalten. Die große Reaktion im Publikum bleibt aus, Schmidts spult noch ein paar mal vor und zurück, doch ich vermute, der Großteil der Gäste war ohnehin bereits eingeweiht.

Der letzte Punkt auf der Tagesordnung ist die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Ernst Theodor Rietschel, heute Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Eigentlich sollte er Mitglied einer Delegation in Begleitung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, auf einer Südamerika-Reise sein. Da auch der Laudator Prof. Jörg Hinrich Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts Berlin, aus diesem Grund nicht verfügbar ist, verliest Prof. Dominiak dessen Laudatio. Prof. Werner Solbach, Dekan der Medizinischen Fakultät, überreicht die Urkunde und der Geehrte bedankt sich herzlich: „Die Ehrendoktorwürde von der eigenen Universität zu erhalten, schmeckt besser als Lübecker Marzipan.“ Dann verteilt er noch den einen oder anderen Ratschlag für die Zukunft. Auch wenn „die Entzündung immer da sein“ werde, müsse sich die Uni für die Zeit nach der Exzellenzförderung einen weiteren Schwerpunkt suchen, den er in der Neuroendokrinologie sieht.

Er wird mit großem Applaus bedacht, ebenso wie das Philos-Quartett nach seinem musikalischen Ausklang. Letzteres kommt über zaghafte Versuche, der obligatorischen Blumenüberreichung zu entfliehen, nicht hinaus und so endet der Programmteil. Am Ausgang der Hörsaals werden große Tüten mit wenig Inhalt verteilt, namentlich neu gestaltetes Infomaterial der Uni und das neue Marzipansiegel. Wir stellen fest, dass die Entfernung der Umrahmung des Siegels der Marzipanmenge leider abträglich war. Den anschließenden Stehempfang verlasse ich schnell, um mich noch im Sonnenuntergang auf den Heimweg begeben zu können.

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