Bjarne Witten – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 04 Nov 2017 09:09:13 +0000 de-DE hourly 1 Tagebuch eines Gangsters https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/tagebuch-eines-gangsters/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/tagebuch-eines-gangsters/#respond Sat, 04 Nov 2017 01:31:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302496

Ein gut gelaunter und zu Späßen aufgelegter Ivica Zubak, der Regisseur des Films, begrüßt uns – auch wenn es bereits halb elf am Abend ist – herzlich und stimmt uns auf den bevorstehenden Film ein. Er freue sich, zum zweiten Mal in seiner Karriere in Lübeck bei den Nordischen Filmtagen zu Gast zu sein. In diesem Jahr hat er auch Hauptdarsteller Can Demirtas mitgebracht: Kräftig, kurz geschorenes Haar, Dreitagebart – die grimmige, einschüchternde Rolle des Vorstadt-Kriminellen kauft man ihm ohne zu zögern ab. Dann wird es dunkel, und Can Demirtas erscheint als Metin auf der Leinwand.

Im schwedischen Vorort Jordbro, einer grauen, tristen Siedlung, hat es Metin auf die schiefe Bahn verschlagen. Gemeinsam mit seiner Bande tritt er als Kleinganove und Auftragsgangster mit einem Hang zur Gewissenhaftigkeit in einem sozialen Brennpunkt türkischstämmiger Familien auf. Was ihn von seinen Freunden und Feinden unterscheidet ist der Leitsatz seines toten Vaters, der ihm nicht aus dem Kopf geht und ihn manchmal an dem, was er tut, zweifeln lässt: „Jeder Mann sollte in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Kind großziehen und ein Buch schreiben.“ Daher führt Metin über alle Geschehnisse – vom in Brand gesteckten Auto bis zum Verpfänden gefälschter Uhren – Tagebuch, das eines Tages in die Hände des Verlegers Puma aus der Stadt fällt. Dieser erhofft sich mit dem Buch einen großen Erfolg und möchte das Tagebuch so schnell wie möglich veröffentlichen, was Metin alles andere als Recht ist, da er bei einer Publikation nicht nur um seine Sicherheit fürchten muss. Es beginnt ein spannendes und zwiespältiges Hin und Her, bei dem sich Metin zwischen seiner Vergangenheit und seinen Wünschen für die Zukunft entscheiden muss.

Ivica Zubak schafft es, ohne Kitsch authentisch die Atmosphäre und Gefühle von Metin einzufangen und auf die Leinwand zu bringen. Wer einen oberflächlichen Gangsterfilm erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung eines Menschen mit den verschiedenen Seiten von Gesellschaft und Kultur, gerade vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen. Unserer Meinung nach wirklich lohnenswerte und unterhaltsame 96 Minuten, in denen ständig unklar ist, welche Ziele gemäß dem Lebensmotto seines Vaters Metin erreichen kann. Am besten findet ihr das selbst heraus!

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Vor vollendete Tatsachen gestellt? https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/vor-vollendete-tatsachen-gestellt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/vor-vollendete-tatsachen-gestellt/#respond Wed, 01 Jul 2015 15:00:47 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213531 Die am 19. Juni gestartete Umfrage des AStA der Universität zu Lübeck ist beendet und ihr Ergebnis ist eindeutig. Ähnlich wie in unserer PACK-Umfrage (Ergebnisse hier) sprachen sich 76% aller befragten Studierenden und Mitarbeiter der Universität gegen eine Namensänderung in Thomas-Mann-Universität zu Lübeck aus. 39,8% der wahlberechtigten Studierenden und 31% der Mitarbeiter der Universität äußerten sich in der elf Tage dauernden Umfrage, insgesamt 8% standen den Umbennenungsplänen positiv gegenüber. Das Präsidium der Universität trat bei der Vollversammlung nicht öffentlich auf. Lediglich Peter Wiegand, Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Marketing der Universität, hatte sich als Zuhörer mit ins Audimax gesetzt.

Nach einer Begrüßung des Präsidenten des Studierendenparlaments Steffen Drewes, der in einer kurzen Einleitung die Geschehnisse rund um die Namensänderung zeitlich einordnete und zusammenfasste, wurden die Umfrageergebnisse von Birte Stoeter, der Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses, vorgestellt. Dabei wurde die Identifikation der Studierenden mit den Profilen Life-Science und Medizin besonders deutlich. Bei der Angabe, welche Namensalternative man hierarchisch bevorzugen würde, wurden die ersten Plätze von „Medizinisch-Technische Universität zu Lübeck“ und „Medizinische Universität zu Lübeck“ belegt. Deutlich war zu erkennen, dass die Studierenden einen großen Wert auf die Identifikation ihrer Universität in Verbindung mit ihrem Fächerspektrum legen. Insbesondere bei den Assoziationen, die mit der Universität verknüpft sind, stimmten viele für Humanmedizin und Life-Science.

In den 376 frei abgegebenen Kommentaren am Ende der Umfrage wurde dieser Eindruck noch verstärkt. Weniger als 20 Kommentare positionierten sich positiv zum Namen Thomas-Mann-Universität zu Lübeck. Unter den anderen Kommentaren überwogen die Argumente des fehlenden Fächerschwerpunkts, den der Name Thomas-Mann-Universität zu Lübeck beinhalten würde, sowie die fehlende Identifikation mit dem Namen. „Universität zu Lübeck“ wird als etablierte Marke wahrgenommen. Der Fächerschwerpunkt bleibt daher auch ein Hauptargument für die UzL. Wie schon bei der letzten Umbenennung der Uni Lübeck bildet der Name „Universität zu Lübeck“ den deutlichen, gemeinsamen Nenner.

In der anschließenden Diskussion meldeten sich Studierende zu Wort, die die profilorientierte Ausrichtung der Uni durch die Ergänzung Thomas Mann als „verschwommen“ beurteilten. Auch die Stellungnahme des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die den Namenszusatz „Thomas Mann“ als sinnvolle Ergänzung bewertet hatte, wurde kritisch gesehen. Auf die Frage, wieviel es die Uni gekostet hätte, das CHE mit einer Studie über einen neuen Namen zu beauftragen, antwortete Herr Wiegand, dass die Beurteilung etwa 10.000 Euro gekostet hätte. Er stellte jedoch klar, dass dies nicht auf Wunsch des Präsidiums, sondern auf Vorschlag Anke Boettcher-Krauses, der Vorsitzenden des Personalrats der Universität, durchgeführt wurde.

Auf die Frage, ob untersucht worden wäre, ob ein Namenspatron wie Thomas Mann das Einwerben von Dritt- und Stiftungsmitteln erleichtern würde, konnte Steffen Drewes nur die von Präsident Lehnert gewählte Formulierung „Es ist nur ein Bauchgefühl“ wiederholen.

Insgesamt positionieren sich die Statusgruppen der Universität mit dem Ergebnis der Umfrage deutlich. Der Name Universität zu Lübeck hat einen starken Rückhalt in den Statusgruppen, beim Vorschlag Thomas Mann überwiegen kritische Kommentare und Ablehnung. Christoph Leschczyk, studentisches Mitglied im Senat, kündigte an für die kommende ordentliche Senatssitzung am 8. Juli selbst die Abstimmung über die Namensänderung zu beantragen, um das Thema endlich abzuschließen. Gegenwärtig sieht es nicht so aus, als würde für die Entscheidung „Thomas-Mann-Universität zu Lübeck“ die nötige Mehrheit von 75% (das entspricht 10 Stimmen) im Senat zusammenkommen. Eine klare Positionierung zum Namen „Universität zu Lübeck“ scheint hingegen wahrscheinlich. Leschczyk kommentierte das hoffentlich nahe Ende der Namensdebatte abschließend mit den Worten: „Damit wir uns endlich wieder wichtigen Dingen widmen können.“

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Offener Diskurs oder Propagandaveranstaltung? https://www.studentenpack.de/index.php/2015/06/offener-diskurs-oder-propagandaveranstaltung/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/06/offener-diskurs-oder-propagandaveranstaltung/#comments Mon, 15 Jun 2015 19:30:42 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213409
Diskussion und Umfrage

Diskussion und Umfrage [media-credit id=238 align="aligncenter" width="645"]


Seit einiger Zeit nun stehen wir alle einer möglichen Umbenennung unserer Universität gegenüber. Es dürfte das meist diskutierte Thema seit „Lübeck kämpft“ sein, da es uns alle irgendwie betrifft. Das Präsidium steuert nun, auf ein Ende dieser Diskussion zu. Nachdem im Mai eine Biographie von Thomas Mann präsentiert wurde,  folgt am 18. Juni die öffentliche Diskussion des Namens in St. Petri. Am Tag danach startet die unabhängige, neutral formulierte und von studentischer Seite initiierte Online-Umfrage zur Umbenennung der Universität zu Lübeck. Diese läuft bis zum 29.Juni, sodass die Ergebnisse am 30. Juni auf der Vollversammlung der Studierendenschaft und auf der Sondersitzung des Senats am 1. Juli präsentiert und diskutiert werden können. Im Anschluss an diese Veranstaltungen soll nach aktueller Planung auf der Senatssitzung am 8. Juli eine Entscheidung getroffen werden. Alle Mitglieder der Universität zu Lübeck sind zu sämtlichen Veranstaltungen herzlich eingeladen.  Sich an der Diskussion zu beteiligen ist ausdrücklich erwünscht, auch weil das Vorgehen des Präsidiums und der Ablauf der Veranstaltung durchaus kritisch betrachtet werden können.

Rückblick

Das Präsidium wünschte für die Senatssitzung am 15. April 2015 eine Stellungnahme des Senats zur Umbenennung in „Thomas Mann-Universität zu Lübeck“. Üblicherweise wird hierzu eine Beschlussvorlage mit eingereicht, die in diesem Fall bereits in der Senatsvorbesprechung abgewiesen und zur Nachbearbeitung an das Präsidium zurückgegeben wurde. In der Senatssitzung wurde der Antrag nach einer kontroversen Diskussion zurückgezogen, vermutlich um einer Ablehnung vorzubeugen.

Warum gab es vorher keine breite Befragung aller Hochschulmitglieder? Warum wurde die Frage in anderen Gremien nicht diskutiert, bevor sie in den Senat ging?

Das Verhalten ist in unseren Augen ein Versuch, die Struktur der Universität und die Meinungen aller Nichtmitglieder des Senats vorsätzlich nicht zu berücksichtigen. Der Präsident hat dies anscheinend eingesehen und vor dem Studierendenparlament eingeräumt, dass sein vorschnelles Handeln nicht optimal gewesen sei und er nun einen transparenteren, ergebnisoffenen Diskurs anstrebe.

Doch wie ergebnisoffen kann nun der Diskurs sein, wenn ihm solch ein Verhalten vorausgeht?

Trotz seiner Beteuerungen vor dem Studierendenparlament machte der Präsident im nächsten Satz deutlich, dass seiner Ansicht nach ausschließlich der Name „Thomas Mann“ in Frage komme.

Trägt dieses Verhalten zu einem offeneren Diskurs bei oder ist es ein Versuch, die Diskussion weg von allen Namensalternativen auf diesen einen Vorschlag hin zu lenken?

Falls dies die Strategie des Präsidiums ist beziehungsweise war, ist diese zumindest zum Teil aufgegangen. Es existiert wohl kaum eine Person auf unserem Campus, die nicht zumindest ein Gespräch über Thomas Mann mitbekommen hat. Zudem findet kaum eine Diskussion darüber statt, welche Namen noch in Frage kommen.

Was unternimmt das Präsidium beziehungsweise Herr Wiegand (Leiter der  Stabsstelle Kommunikation), um einen offenen Diskurs zu fördern? Gibt es Infoveranstaltungen zu möglichen Namensvorschlägen?

Jede Person, die die Veranstaltungseinladungen verfolgt hat, muss feststellen, dass keine Ergebnisoffenheit bezüglich der Namenswahl existiert. Es gibt ausschließlich Veranstaltungen zum Namen „Thomas Mann“ und als Diskussion bezeichnete Veranstaltungen, bei denen erstaunlich viel über Thomas Mann referiert wird.

Warum sollte Thomas Mann der einzig wahre Namenspatron sein?

Thomas Mann ist für die meisten Personen in erster Linie Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger. Seine oft angesprochene Kritik am nationalsozialistischen Regime wird selbst in einschlägigen Onlinelexika erst im Nachsatz erwähnt.

Wurde der Name Thomas Mann schon immer so hoch in der universitätsinternen Debatte gehandelt? Diskutieren wir also deswegen gerade nur auf Basis dieses einen Namens?

Der Konvent der technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Medizinischen Universität zu Lübeck, vergleichbar mit dem heutigen Senatsausschuss MINT, hat im November 2000 zur Namensgebung der Universität ein Meinungsbild erstellt. Jedes Mitglied hatte dabei zwei Stimmen zur Verfügung – auf Thomas Mann entfielen null Stimmen. Dass Thomas Mann schon lange als guter Namenspatron betrachtet wird, lässt sich also nicht sagen.

Was hat sich in der Universität zu Lübeck an der Wahrnehmung von Thomas Mann geändert? Wollen wir nicht auch über andere Namen diskutieren? Sollte die Präsentation von Namensvorschlägen nicht vielfältiger und ausgewogener sein?

Ausblick

Wie offen wird die Diskussionsveranstaltung am 18. Juni 2015 um 19 Uhr in St. Petri werden? Kann sie offen sein, wenn nur ein Name auf der Agenda steht?

Zu Beginn wird das CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) eine Stellungnahme zur Namensänderung der Universität abgeben. Die Datengrundlage dieser Stellungnahme ist in unseren Augen zumindest diskutabel. Für diese Stellungnahme wurden sechs Professoren, zwei Studierende, die zwei Personalräte, fünf weitere Universitätsangehörige und fünf bekannte Persönlichkeiten aus der Stadt befragt. In Summe sind das zwanzig Personen.

Findet ihr das ausreichend? Wäre nicht eine breitere Datenerhebung eventuell auch von Personen, die nicht der Universität angehören sinnvoll? Wie wäre es zum Beispiel gewesen Lübecker auf der Straße dazu zu befragen?

Beim nächsten Programmpunkt werden Dr. Birte Lipinski (Leiterin des Buddenbrookhauses) und Professor Hans Wißkirchen (Vorsitzender der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, Honorarprofessor der Uni Lübeck) vorstellen, wofür Thomas Mann steht.

Inwiefern sind zwei Personen, die sich hauptberuflich mit der Person Thomas Mann beschäftigen, dafür geeignet? Haben diese nicht aufgrund der vorherrschenden Verbundenheit eine ganz andere Sicht auf Thomas Mann, als der Durchschnitt der Bevölkerung? Warum geht es darum, wie er von Experten wahrgenommen wird und nicht darum, wie er in der Öffentlichkeit betrachtet wird? Warum gibt es also an dieser Stelle keine breite Befragung der Lübecker Bürger oder der vermeintlichen Stifterszene?

Zudem werden wichtige Personen aus Stadt und Region ihre Meinung zu diesem Thema äußern. Namentlich sind dies Kristin Alheit (Landesministerin unter anderem für Wissenschaft) und Bernd Saxe (Bürgermeister von Lübeck). Weitere Redner dieses Blocks sind Renate Menken, die als Geschäftsführerin der Possehl-Stiftung sowohl der Universität als auch der Studierendenschaft viele Projekte finanziert hat. Hinzu kommt Lars Schöning, Hauptgeschäftsführer der IHK in Lübeck.

Was genau verbindet Herrn Schöning denn so stark mit der Universität, dass er als Redner eingeladen wurde? Wenn wir schon dabei sind, Unterstützer der Universität einzuladen, warum sagen die Sparkassen-Stiftung oder die Parcham´sche Stiftung  nichts zur Umbenennung?

Wenn man aber scheinbar wahllos Leute einlädt, hätte man auch auch Dr. h.c. Schavan einladen können.
Anschließend wird es einen Block geben, in dem Professorin Dr. Gisela Gillessen-Kaesbach, Professor Dr. Cornelius Borck, Professor Dr. Jürgen Westermann und Rahel Roseland (ehemaliges Senatsmitglied für die Studierendenschaft und amtierendes Mitglied des Studierendenparlaments).  Sie sollen Sichtweisen aus der Universität liefern. Darauf folgt die eigentliche Diskussion, die in ihrer Länge auf 45min festgelegt wurde. Zudem wird es ein Schlusswort von Herrn B. Engholm (Vorsitzender der Alumni) geben.

Wo bleibt die MINT-Sektion in diesem Programmpunkt, wenn alle Personen Mediziner sind? Warum dürfen die Mitarbeiter sich nicht äußern? Sind diese kein Teil der Universität? Wer bekommt da wohl wieviel Redeanteil? Können in Anbetracht der Zeit alle Argumente vorgebracht und alle Fragen beantwortet werden? Sind auf dem Podium Kritiker und Befürworter des Namens in gleicher Zahl vertreten? Werden sich tatsächlich auch Bürger der Stadt an der Diskussion beteiligen oder hätten das Ganze auch gleich im Audimax stattfinden können?

Welche Fragen sind abgesehen von den einzelnen Teilnehmern der Diskussion noch offen:
Warum gibt es bei dieser Veranstaltung keine explizite Präsentation der „Schattenseiten“ von Thomas Mann?
Kein Namensvorschlag hat nur positive Seiten. Zur Abwägung bei einer solchen Entscheidung gehören beide Seiten und es wird sich unserer Auffassung nach sehr bemüht, nur die positiven zu beleuchten.

Warum besteht überhaupt die Notwendigkeit den Namen zu ändern? Warum wird es keine Veranstaltung zur Bewerbung des aktuellen Namens unserer Universität geben? Auch für diesen Vorschlag finden sich zahlreiche Fürsprecher. Festigt nicht das, was unsere Universität bisher mit Leben gefüllt hat, den Namen „Universität zu Lübeck“?

Es ist doch interessant, darüber zu reden, was unsere Universität ausmacht, wofür sie steht und was wir mit ihr verbinden. Viele der Universitätsmitglieder werden sich vor allem seit – „Lübeck kämpft“- mit der „Universität zu Lübeck“ stark identifizieren. Dies ist einer der Eckpfeiler unserer fünfzigjährigen Geschichte und nur ein Beispiel für viele Punkte, die in unseren Überlegungen nicht vernachlässigt werden dürfen und über die wir reden müssen, wenn wir eine Umbenennung diskutieren.

Gesetzt den Fall, dass der Senat sich am 8. Juli 2015 für eine Umbenennung ausspricht, was kommt dann auf uns zu? Was ändert sich für uns? Müssen wir uns an ein neues Corporate-Design gewöhnen? Müssen wir Abschied nehmen vom gewohnten, und von vielen gemochten, Ozeangrün?

Wünsche und Hoffnungen

Bezüglich der Planung der Veranstaltungen, die vom Präsidium ausgehen, resignieren wir und hoffen auf eine differenziertere Sondersitzung des Senats am 1. Juli 2015. Thomas Mann wird mit deutlichem Nachdruck in den Vordergrund gerückt und andere Vorschläge, wie sie zum Beispiel im vorhin erwähnten Konvent im November 2000 zur Auswahl standen und in der Umfrage nochmal auf alle zukommen, werden kleingeredet, das heißt, die Gegenvorschläge werden gezielt unterdrückt.

Trotzdem ist unser Aufruf eindeutig: Die Veranstaltungen annehmen und nutzen! Bauchgefühle sind bei einer solch weitgreifenden Entscheidung fehl am Platz: Bleibt kritisch und hinterfragt die Argumentation! Lasst euch von keiner Seite einlullen. Behaltet eure Meinung nicht für euch!

Selbst wenn es euch egal ist, wie die Universität zu Lübeck zukünftig heißen wird: Äußert eure Meinung in der Online-Umfrage vom 19. bis 29. Juni 2015! Der Link zur Online-Umfrage wird an eure neuen E-Mailadressen geschickt.

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Nomen Est Dubium https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/nomen-est-dubium/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/nomen-est-dubium/#respond Mon, 04 May 2015 08:50:57 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213348 [nextpage title=”Universität zu Lübeck” img=”171982″]Um die Debatte um den Namen der Universität voranzutreiben, hat die Redaktion Vorschläge aus der Senatssitzung, aus der Umfrage unter den Studierenden und den Vorschlag des ehemaligen Präsidenten der Universität zu Lübeck, Prof. Peter Dominiak, genauer betrachtet. Neben einer kurzen Einleitung haben wir Pro- und Contra-Argumente gesammelt, um fair zu bleiben wurden die Positionen unter den Redakteuren ausgelost und jeder verpflichtet, die ihm zugesprochene Position in der Redaktion vehement, aber sachlich und faktengestützt, zu vertreten. Die Reihenfolge der Vorschläge ist ebenfalls zufällig.

Universität zu Lübeck

„Universität zu Lübeck“ ist seit 2002 offizieller Name der einzigen Universität der Stadt Lübeck.

Lübeck war, anders als viele andere Städte vergleichbarer Größe und meist geringerer wirtschaftlicher Bedeutung, nicht unter den Städten, die im Zuge der Universitätsgründungen nach dem Mittelalter in Deutschland eine Hochschule eröffneten. Für einige Jahre (um 1490) bot Lübeck allerdings der Uni Rostock Zuflucht, als diese in Rostock nicht erwünscht war. Abgesehen davon blieb Lübeck bis zum Jahr 1985 ohne Universität.

Überregionale Bekanntheit erlangte die Universität zu Lübeck im Jahr 2010, als die Pläne der Kieler Landesregierung, die Medizinische Fakultät zu schließen, zu der größten Demonstration Schleswig-Holsteins führte.
Was heute die Universität zu Lübeck ist, ist wohl deutscher Spitzenreiter der Umbenennungen pro Jahr: „Medizinische Akademie Lübeck“ (1964 - 1973), „Medizinische Hochschule Lübeck“ (1973-1985), „Medizinische Universität zu Lübeck“ (1985-2002), „Universität zu Lübeck“ (2002-2014), „Stiftungsuniversität zu Lübeck“ (1.1.-20.4.2015) und „Universität zu Lübeck“ (seitdem).
ProContra
Der Name „Universität zu Lübeck“ ist etabliert und weithin bekannt.Eine Universität ohne eine bekannte Persönlichkeit im Namen hat keine nach dieser benannten Gesellschaften oder Stiftungen als Unterstützer, die im Falle einer drohenden Schließung für die Universität kämpfen oder sie finanziell fördern.
Durch „Lübeck kämpft“ ist die Uni Lübeck zu einer Marke geworden, eine Namensänderung würde höchstens zu Verwechslungen führen.Wenn selbst Lokalpolitiker (konkret: Silke Mählenhoff von den Grünen bei einem Diskussionsforum im Mai 2013) die „Universität zu Lübeck“ bei der Aufzählung aller Lübecker Hochschulen vergessen, ist der Name keine bekannte „Marke“.
Eine Umbenennung würde nicht nur Geld für neue Schilder und die Änderung des Corporate Designs kosten, sondern auch mit einem möglichen Prestigeverlust einhergehen.Ein großer Teil derer, die momentan am Namen „Universität zu Lübeck“ festhalten wollen, sind Studenten. Diese werden in etwa fünf Jahren die Uni verlassen haben, sodass sich die nachfolgenden Studierendengenerationen mit dem neuen Namen identifizieren werden – unabhängig davon, wie genau er lautet.
Viele Errungenschaften der Universität sind untrennbar mit diesem Namen verknüpft. Diese Verbindung würde durch eine Namensänderung verloren gehen.Mit der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität hat die Universität einen besonderen Weg eingeschlagen. Eine zeitnahe Umbenennung stellt eine angemessene Würdigung dieses Schritts dar und würde mit Sicherheit noch einmal für Aufmerksamkeit sorgen.
Mehrere Meinungsumfragen bestätigen den Namen als Favoriten unter den Studierenden und der Bevölkerung. Die Studierenden und auch die Lübecker Bevölkerung identifizieren sich mit der Universität zu Lübeck auch über den Namen.Mit der fragwürdigen Verleihung der Ehrendoktorwürde an Annette Schavan im vergangenen Jahr hat die „Universität zu Lübeck“ sich selbst in Verruf gebracht.
Die Diskussion um eine Namensänderung wurde bisher weder ergebnisoffen noch transparent geführt. Man kann die Durchführung daher nicht gutheißen.
„Universität zu Lübeck“ spiegelt alles wider, ohne falsche Versprechungen zu machen.
Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, den Namen zu ändern.

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[nextpage title=”Thomas Mann” img=”213233″]

Wird so bald unser Unilogo aussehen?

Wird so bald unser Unilogo aussehen?[media-credit name="Montage - StudentenPACK" align="aligncenter" width="645"]

Thomas-Mann-Universität zu Lübeck

Paul Thomas Mann wird 1875 in Lübeck geboren, wo er das Katharineum zu Lübeck bis zur elften Klasse besucht.
Nach seinem Umzug nach München und dem Beginn eines Praktikums bei einer Versicherung beginnt er, sich als Autor zu betätigen. Er arbeitet für Zeitschriften, darunter auch nationalkonservative Blätter, und nach einigen literarischen Erfolgen legt er 1901 sein wohl bekanntestes Werk vor, den in Lübeck spielenden Roman „Buddenbrooks“. 28 Jahre später erhält Mann dafür den Literaturnobelpreis. Noch in München lernt Mann seine zukünftige Frau Katia, eine Mathematikstudentin, kennen, die er 1905 heiratet.

Nach der Machtübernahme 1933 flüchtet Mann zuerst in die Schweiz, später in die USA, wo er an Universitäten lehrt und seine Kariere als Schriftsteller fortsetzt. Als 1939 der Krieg ausbricht, wendet er sich in Radiosendungen der BBC unter dem Titel „Deutsche Hörer!“, die die BBC auch über Deutschland ausstrahlt, gegen den Krieg und den Nationalsozialismus.

Nach Ende des Krieges kommen in Deutschland Forderungen auf, Mann möge zurückkehren, einige bringen ihn als Bundespräsidenten ins Gespräch. Mann lehnt in seinem bekannten Brief „Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre“ sowohl Rückkehr als auch Titel ab und sagt, er habe in den USA eine Heimat gefunden. Doch die Zeiten ändern sich: Die Kommunistenverfolgung in den USA ist für ihn in den 50ern Anlass in die Schweiz umzuziehen. 1955 erhält er beim Besuch seiner Heimatstadt Lübeck die Ehrenbürgerschaft, noch im selben Jahr stirbt Paul Thomas Mann in Zürich.
ProContra
Thomas Mann ist einer der berühmtesten deutschen Literaten, ein Nobelpreisträger, sein Name hat ähnliches Gewicht wie Goethe oder Schiller, nach denen sich bereits große deutsche Universitäten benannt haben.Thomas Mann ist für sein schriftstellerisches Werk bekannt. Es besteht keine Verbindung zwischen ihm und dem medizinisch-naturwissenschaftlich-technischen Life-Science-Campus der Universität zu Lübeck.
Eine Thomas-Mann-Universität lässt sich aufgrund des weltweit anerkannten Namens nicht leicht schließen.Nicht nur durch den fehlenden Fachbezug, auch durch die Tragweite des Namens "Thomas Mann" werden falsche und zu hohe Erwartungen an die Uni Lübeck gestellt, denen sie nicht gerecht werden kann.
In Thomas Manns Werk finden sich Berichte über Mathematik und Medizin, er ist dem Fächerspektrum also nicht so fern wie man vielleicht denken mag.Thomas Manns Bildung ist gerade auf dem naturwissenschaftlichen Gebiet sehr begrenzt gewesen. Es ist davon auszugehen, dass er gerade in mathematischen Fragen seine Frau Katia zu Rate zog.
Der Name Thomas Mann kann beim Einwerben von Spenden für die Stiftungsuni eine große Hilfe sein, da er für nicht aus Lübeck stammende Spender sicherlich sehr vielversprechend und positiv klingt. Gerade im englischen Sprachraum ist er viel bekannter als die Stadt Lübeck selbst.Thomas Mann verließ Lübeck sehr früh und kehrte nie wieder längere Zeit zurück. Sein Werk entstand außerhalb Lübecks.
Thomas Mann ist, wie in vielen seiner Reden und Briefe deutlich wird, ein großer Humanist und vertritt die Werte, die sich auch die Universität in ihrem Leitbild auf die Fahnen geschrieben hat.Dementsprechend schmücken sich auch andere Städte mit den Werken Manns, weshalb dies kein Alleinstellungsmerkmal für Lübeck wäre.
Thomas Mann ist Ehrenbürger Lübecks und mit Lübeck so stark verbunden wie es auch die Uni ist. Sie passen gut zusammen.Thomas Mann ist in Lübeck bereits allgegenwärtig, gerade in Lübeck wäre daher eine Identifikation mit einer Thomas-Mann-Universität schwierig.
Mit dem Namen fordert sich die Uni selbst heraus, über sich selbst hinauszuwachsen und dem großen Namen gerecht zu werden.Auch Thomas Manns Biografie ist nicht frei von Antisemitismus, was zwangsläufig zu Komplikationen mit Leitbild der Universität zu Lübeck führen würde.

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[nextpage title=”Cornelia Schorer” img=”213360″]

Cornelia Schorer ist eine der ersten deutschen Frauen gewesen, die eine Promotion in Medizin ablegten. Sie kam aus Lübeck.

Cornelia Schorer ist eine der ersten deutschen Frauen gewesen, die eine Promotion in Medizin ablegten. Sie kam aus Lübeck.[media-credit name="luebeck.de" align="aligncenter" width="645"]

Cornelia-Schorer-Universität zu Lübeck

Cornelia Bernhardine Johanna Schorer wird 1863 in Lübeck geboren und verbringt ihre Jugend in einem Gebäude, an dem jeder Student schon oft vorbeigegangen ist, der Löwenapotheke in der Königstraße an der Ecke zur Dr.-Julius-Leber-Straße. Ihr Vater, Theodor Schorer, ist Arzt und Besitzer der Apotheke (später auch Gerichtmediziner in Lübeck). Cornelia Schorer wächst mit fünf Geschwistern auf. Mit 19 schließt sie ihre Ausbildung zur Lehrerin ab. Gemeinsam mit ihr schloss übrigens Fanny Reventlow, die später als Schriftstellerin zu gewisser Bekanntheit kommen würde, das Lehrerinnenseminar ab. Danach arbeitet sie noch zwei Jahre als Lehrerin bevor sie die Entscheidung trifft sich weiterzubilden.

Sie zieht erst nach Berlin, verlässt aber um zu studieren Deutschland. In Zürich beginnt sie das Studium der Philosophie, wechselt aber bald zur Medizin. Ihre Dissertation „Klinische Mitteilungen über Chlorose“ legt sie 1892 ab, ihr Staatsexamen ein Jahr später. Damit ist sie die erste Frau aus Lübeck, die als Ärztin promoviert. Zunächst arbeitet sie in Prag, wo ihre Schulfreundin Fanny Reventlow inzwischen ebenfalls wohnt, danach wandert sie in die USA aus.

Von 1899 bis 1933 arbeitet Schorer an verschiedenen amerikanischen Krankenhäusern, setzt sich für die psychische Behandlung Straffälliger ein und leitet eine Schule für geistig behinderte Kinder.

Mit 70 kehrt sie nach Europa zurück. In ihrer Abwesenheit war ihre jüngere Schwester übrigens unter dem Künstlernamen Maria Slavona eine bekannte Malerin geworden, deren Werke allerdings ab 1933 als entartet galten und weitgehend in Vergessenheit gerieten. Cornelia Schorer stirbt am 9. Januar 1939 in Berlin.
ProContra
Hochschulen, insbesondere kleine Hochschulen, sollten einen Namen wählen, der mit dem Fächerspektrum zusammenpasst. Eine Hochschule wie die unsere in Lübeck muss einen wissenschaftlichen Geist wählen.Cornelia Schorer kehrte nie wieder für längere Zeit nach Lübeck zurück.
Eine Hochschule, die aus einer medizinischen Akademie erwachsen ist, sollte nach einem Arzt oder einer Ärztin benannt sein.Sie hat nach ihrer Dissertation keine bedeutenden Schriften mehr publiziert, ihr Beitrag an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen hält sich also in Grenzen, sodass fraglich ist, ob ihr emanzipierter Lebensweg alleine ausreicht, um die Benennung einer Universität nach ihr zu rechtfertigen.
Aktuell gibt es nur zwei Hochschulen in Deutschland, eine für Tanz und eine für Sozialarbeit, die nach Frauen benannt sind. Das sind zu wenige.Es ist auffällig, dass sie ausgerechnet 1933, zu einer Zeit, in der viele Intellektuelle das Land verließen, nach Deutschland zurückkehrte. Die Motive dieser Rückkehr sollten zumindest kritisch hinterfragt werden.
Cornelia Schorer war als erste promovierte Ärztin Lübecks eine treibende Kraft der Emanzipation. Ihr ist ein stärkeres Denkmal zu setzen als nur der Name einer Straße im Hochschulstadtteil.Zwar sind Frauen unter den Namensgebern deutscher Hochschulen derzeit stark unterrepräsentiert, allein deshalb eine Benennung nach Cornelia Schorer zu forcieren wäre aber unsinnig und der Sache nicht dienlich.
Schorer hat als Ärztin sowie als Psychologin gearbeitet, auch dies passt ins Fächerspektrum.Das Argument, die ehemals rein medizinische Universität zu Lübeck sollte nach einem Arzt oder einer Ärztin benannt werden, ist nicht zeitgemäß.
Der Name ist nicht offensichtlich, er wird die Menschen zum Nachdenken und Nachforschen anregen.Das Spektrum der Universität hat sich über die Medizin herraus erweitert und der technische Anteil an Studienfächern wächst stetig. Ein potentieller Namensgeber sollte vielmehr diesen Geist der Veränderung, der Offenheit und des Aufbruchs widerspiegeln, der die Universität zu Lübeck heute ausmacht.
Mit der Wahl des Namens fördern wir die Anerkennung von Frauen, die in ihren jeweiligen Berufsgruppen für die nachfolgenden Generationen ein Vorbild sind.Dass der Name Cornelia Schorer den meisten Menschen nicht geläufig ist, wird kaum dazu führen, dass sich die Leute aus Neugier intensiver mit der Universität auseinandersetzen. Im Gegenteil wird er eher Desinteresse erzeugen und dafür sorgen, dass sie den Leuten nicht im Gedächtnis bleibt.
Der Anteil der Frauen, die MINT-Fächer studieren, steigt nur langsam. Für eine Uni mit vielen MINT-Fächern den Namen einer Frau zu wählen wird die Akzeptanz fördern und der Uni helfen dieses Problem zu korrigieren.

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[nextpage title=”Joachim Jungius” img=”213373″]

Wer hat Galileo widerlegt? Der Joachim. Allein dafür könnte man eine Uni nach ihm benennen, oder?

Wer hat Galileo widerlegt? Der Joachim. Allein dafür könnte man eine Uni nach ihm benennen, oder?[media-credit name="Wikipedia" align="aligncenter" width="567"]

Joachim-Jungius-Universität zu Lübeck

Der Mathematiker Leibniz betrachtet ihn als sein Vorbild, auch Goethe ist von ihm angetan und für Galileo Galilei ist er ein ebenbürtiger Kollege.

Joachim Jungius, geboren am 22. Oktober 1587 in Lübeck als Joachim Junge, geht am Katharineum zur Schule, um danach Mathematik zu studieren. Zuerst studiert er an der Universität in Rostock und später in Gießen, wo er mit 22 Jahren Professor für Mathemathik wird.

Jungius entschließt sich, seinen Horizont zu erweitern und schreibt sich in Rostock für den Studiengang Medizin ein, den er in Padua abschließt. Im Anschluss praktiziert er als Arzt, zu diesem Zeitpunkt ist er 32 Jahre alt. Zusätzlich schreibt der heute als Universalgelehrter geltende Jungius philosophische Schriften und trägt zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei.

Um dem 30 Jährigen Krieg zu entkommen, nimmt er einen Job als Direktor einer Schule in Hamburg an, wo er neue Bildungskonzepte gegen den Widerstand des Establishments umsetzt. Er ermutigt seine Schüler zum “unermüdlichen Kampfe gegen den Autoritätenglauben und Untertanengeist” heißt es in den Deutschen Biografien. G.E. Guhrauer schreibt 1850 in seiner Jungius-Biografie, dass er diese Schule "zu einer wahrhaften Universität [erhob] als noch die vaterländischen Universitäten durch äußere Bedrängnisse und innere Stockung lange hinter ihrem Jahrhundert zurückblieben." In Hamburg machte er sich zudem um die Astronomie verdient. 1657 stirbt er in Hamburg. Sein wissenschaftliches Werk und sein Nachlass sind bis heute nur unzureichend aufgearbeitet.
ProContra
Keine Lübecker Persönlichkeit passt besser zum Life-Science-Profil der Universität zu Lübeck, denn er gilt nicht nur als Mitbegründer der Chemie und brillanter Mathematiker, sondern war darüber hinaus Professor der Medizin und Arzt.Der Name der Uni wirkt wie ein Aushängeschild. Nur was nützt ein Aushängeschild, das niemand kennt? Der Name Joachim Jungius würde sehr vielen - selbst Lübeckern - kein Begriff sein.
Daher steht er wie kaum ein anderer für einen universalen Bildungsanspruch.Als Wissenschaftler des 16.Jahrhunderts steht er stellvertretend für eine Zeit, in der Lübeck keine eigene Universität hatte. Hier könnte der Eindruck entstehen, man wolle sich mit fremden Federn schmücken, denn Jungius hat zum großen Teil außerhalb Lübecks gewirkt.
Er setzte sich gleichermaßen für Forschung und Lehre ein.Auch zur Biografie des Universalgelehrten kann keine endgültige Aussage getroffen werden. In veröffentlichten Biografien werden positive Eigenschaften hervorgehoben und negative über die Jahrhunderte vergessen.
Der Name ist stark mit dem hanseatischen Raum verknüpft.An der Uni Hamburg wartet noch ein riesiger Stapel unausgewerteter Manuskripte von Jungius. Eine mögliche noch kommende negative geschichtliche Bewertung ist nicht sicher ausgeschlossen.
In seinem Testament stiftete er ein naturwissenschaftliches Stipendium, das bis heute existiert, weshalb er auch fürs Stiftungswesen Vorbildfunktion besitzt.Die Wirkung in der Öffentlichkeit hängt auch immer von Abkürzungen ab. Wie aber kürzt man eine Joachim-Jungius-Universität zu Lübeck ab? Eine JJUL lässt sich vielleicht schreiben, aber nicht wirklich aussprechen.
Der Name wird bisher nur von der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften verwendet, daher ist der Name interessant, unverbraucht und eine Verwechslung unwahrscheinlich.Auf dem Campus ist nur einmal Platz für Junge und das ist eine Bäckerei.
Das Gesamtwerk ist derartig umfangreich, dass es noch nicht vollständig ausgewertet ist. Eine Umbenennung könnte auch in diese Richtung Impulse geben.
Die Vorwoche könnte gleichzeitig als Jungius´ Geburtstagsfeier dienen.
Der Name „Joachim-Jungius-Universität“ lässt viel Raum für Wortspiele wie „Junge Unversität“, „J²-Universität“ oder „Juniversität“.

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Hansetag 2014: Die Hansekogge Lübecks fuhr früher für den Handel, heute fährt sie für den Tourismus.

Hansetag 2014: Die Hansekogge Lübecks fuhr früher für den Handel, heute fährt sie für den Tourismus.[media-credit name="Fabian Schwarze" align="aligncenter" width="645"]

Hanse-Universität Lübeck

Der Begriff Hanse ist wohl insbesondere deshalb noch ein Begriff, weil die Zugehörigkeit zu dieser längst vergangenen Handelsformation sich in deutschen Autokennzeichen niederschlägt. Und damit man beim Autobahn-Ratespiel eine Chance hat, muss der geneigte Autofahrer aus der ganzen Bundesrepublik wissen, dass Lübeck, Hamburg, Greifswald, Rostock, Stralsund, Wismar und Bremerhaven sich zur Hanse zählen.

Für Lübecker ist die Hanse nie wirklich Vergangenheit geworden, auch wenn der Handelsbund im 17. Jahrhundert aufhörte als solcher zu existieren. Lübeck, welches auch als „Königin der Hanse“ bekannt ist, hat der Hanse noch immer viel zu verdanken: Der Reichtum des Handels ermöglichte die Prachtbauten, welche heute die Touristen anlocken und so zum Florieren eines der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt beitragen. Hanse ist nicht nur Teil des Autokennzeichens, sondern auch offizieller Teil des Namens der Stadt.

Lübeck engagiert sich in der 1980 gegründeten „Neuen Hanse“, einer Tourismusallianz verschiedener Städte und Gemeinden, und richtete unter anderem 2014 den Hansetag aus. Seit 2015 steht in Lübeck das Hansemuseum, in welchem im vergangenen Monat der G7-Gipfel der Außenminister stattfand. Ob auf den Straßenschildern oder den Häusernamen, die Hanse ist in Lübeck niemals weit entfernt, ist es also Zeit für die Hanse-Universität?
ProContra
Lübeck war die Königin der Hanse und große Ereignisse wie der Hansetag der Neuzeit zeigen, dass die Stadt sich bis heute mit diesem Ruf identifiziert.„Hanse“ ist mittelalterlich, die Universität zu Lübeck aber hochmodern und zukunftsorientiert.
Die Hanse steht für ein internationales und diplomatisches Netzwerk, welches in vielen Ländern für Wohlstand und Frieden sorgte.„Hanse“ wird mit Tradition und Kaufmannstum in Verbindung gebracht. Beides hat wenig mit der Lübecker Uni zu tun.
Der Ruf der Hanse ist über die Grenzen Deutschlands hinaus positiv besetzt.Auch wenn Lübeck häufig mit dem Begriff „Hanse“ assoziiert wird, ist es kein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Lübeck.
In Zeiten von Ausländerfeindlichkeit und kritisierter Flüchtlingspolitik steht der Name Hanse-Universität zu Lübeck zentral für Achtung und Akzeptanz verschiedener sozialer und kultureller Traditionen und bestärkt das weltoffene Bild der Universität.Der Begriff Hanse ist schon in Deutschland nicht überall bekannt, international dürfte die Wirkung nicht sehr groß sein.
Das vertrauensvolle und verantwortungsbewusste Handeln mit Wissen hier an der Universität zu Lübeck steht in der historischen Folge der Lübecker Kaufmannstradition der Hanse.Es gab bereits eine Hanse-Uni, und zwar die private Hanseuniversität Rostock-Warnemünde, die nur zwei Jahre lang aktiv war und dann pleite ging. Der Name ist demnach negativ besetzt.
Außerdem existiert bereits die „Hanse Law School“ als Fakultät der Universität Oldenburg.
„Hanse-Uni“ würde wie „HanseMerkur“, „Hansa-Park“ oder „Hansa Rostock“ klingen. Der Vorname „Hanse“ ist durch die allzu häufige Verwendung völlig ausgelutscht.

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Der Name ist Programm https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/der-name-ist-programm/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/der-name-ist-programm/#respond Mon, 04 May 2015 05:50:33 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213311
Ein klares Meinungsbild.Bjarne Witten

Ein klares Meinungsbild.

Das Studierendenparlament zeigte sich überrascht, als von den studentischen Vertretern des Senats am 8. April verkündet wurde, dass die Umbenennung der Universität zu Lübeck kurz bevor stehe. Wie wir bereits in einem Online-Artikel berichteten, äußerten sich daraufhin Vertreter des AStA und auch der StuPa-Präsident empört darüber, dass die studentischen Gremien nicht von Beginn an in den Entscheidungsprozess eingebunden waren. Erst zwei Tage vor der entscheidenden Senatssitzung traf sich Präsident Lehnert auf Nachfrage der Studierendenschaft mit StuPa-Präsident Steffen Drewes und dem AStA-Vorsitz, um über die Planungen zu sprechen. Diese Kurzfristigkeit erweckte den Eindruck, dass eine Einbeziehung der Studierenden seitens des Präsidiums nicht von Beginn an geplant war, wodurch sich die Studierendenschaft übergangen fühlte. Der Eindruck verstärkte sich noch bei der Betrachtung der Tagesordnung der Senatssitzung für den 15. April in Tagesordnungspunkt (TOP) 9, die kurz nach dem Treffen entschärft wurde: Anstelle eines „Beschlusses zur Namensänderung“ wurde eine „Stellungnahme“ angekündigt.

Wie beschlossen wirkte trotzdem die Vehemenz, mit der sich in der Sitzung für den Namen „Thomas Mann“ eingesetzt wurde. Präsident Lehnert eröffnete im ungewohnt vollen Hörsaal H4 die Diskussion zur Namensänderung und betonte die Wichtigkeit, einen Konsens in dieser Frage anzustreben. Unterstützung fand er von Seiten der anderen Präsidiumsmitglieder, insbesondere von Professor Hartmann und Professor Buzug. „Thomas Mann“, so Lehnert, sei für sein weltoffenes, tolerantes, liberales und internationales Weltbild bekannt und somit als Namensgeber ein „guter Startblock für die Stiftungsuni“. Politische Vertreter von Stadt und Land hätten sich ebenfalls positiv für diesen Namen ausgesprochen. Der Name „Thomas-Mann-Universität zu Lübeck“ bringe die Uni in eine neue Liga von Universitäten, die sich nicht mehr so einfach schließen ließen, so Lehnert. Thomas Mann stehe für mehr als nur sein literarisches Werk, ergänzte Prof. Dr. Wißkirchen, Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft, der als Fachkundiger zu der Senatssitzung eingeladen wurde. Es gäbe viele Bilder von Thomas Mann, die ihn als naturwissenschaftlich und medizinisch interessierte Persönlichkeit darstellen. Insgesamt, so Lehnert, sei es eine ergebnisoffene Diskussion zwischen den Alternativen „Universität zu Lübeck“ und „Thomas-Mann-Universität zu Lübeck“. Andere Vorschläge schienen nicht gefragt zu sein. Die Anmerkung eines Senators, dass Persönlichkeiten wie Günther Grass oder Willy Brandt auch gut geeignet wären, wurde mit der Begründung einer mehrheitlichen Entscheidung innerhalb des Präsidiums abgetan. Auch das Argument, dass durch die Umbenennung gewisse Kosten anfallen würden, wurde vom Präsidenten als „verschmerzbar“ zurückgewiesen.

Der stärkste Widersacher des Vorschlags war neben den Studierendenvertretern jedoch Professor Westermann. „Ich bin dagegen“, sagte er klar. Die Universität zu Lübeck sei bereits eine eigene Marke für Forschung und Lehre und besitze ein einzigartiges Profil. „Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint – ein Name wirkt immer auf den ersten Blick. Thomas Mann ist geisteswissenschaftlich“, so Westermann. Man würde sich als etwas verkaufen, was man im Inneren nicht sei. Außerdem warnte er vor einer falschen Selbsteinschätzung. Von Seiten der Studierendenvertreter kamen unterstützende Töne. Die Außenwahrnehmung sei ein Aspekt, der zwar vielleicht für das Sammeln von Stiftungsmitteln hilfreich sein könne, aber, so Justus Ullrich: „Was ist mit der Identifikation nach innen?“ Vorschläge der Studierendenschaft sollten auch in die Betrachtungen einbezogen werden.

Als Zuschauer hatte man zeitweise Probleme keinem der Senatoren ins Wort zu fallen. Insbesondere als es um die Frage einer zeitlichen Verschiebung der Namensentscheidung ging. „Jetzt oder gar nicht!“, entgegnete Professor Hartmann auf den Einwand des studentischen Senatsmitglieds Christoph Leschczyk, dass keine Eile bei der Entscheidung geboten sei. Es ergebe keinen Sinn, die Universität erst in fünf Jahren umzubenennen. Warum, wurde nicht erwähnt.

Thomas Mann als Namensgeber?Bjarne Witten

Thomas Mann als Namensgeber?

Wir wollten daraufhin wissen, wie die nicht gefragten Studierenden zu dieser Frage stehen und haben deshalb eine Umfrage in der Mensa durchgeführt. Bei den Befragten stieß das Thema auf breites Interesse. Viele zeigten sich interessiert ihre Meinung zur geplanten Namensänderung abzugeben. Hierbei hielten 80% der 203 Befragten Thomas Mann nicht für eine gute Wahl als Namensgeber für die Universität. 83% aller Befragten identifizieren sich selbst mit dem Namen „Universität zu Lübeck“. Und 84% sprachen sich dafür aus den Namen „Universität zu Lübeck“ beizubehalten. 8% der Befragten sprachen sich hingegen positiv für den Namen „Thomas Mann-Universität zu Lübeck“ aus. Interessant waren auch die Vorschläge, die die Befragten als Alternativen eingetragen hatten. So fand sich der Vorschlag „Hanse-Universität zu Lübeck“ an erster Stelle, gefolgt von dem vor Jahren geänderten Namen „Medizinische Universität zu Lübeck“ und der „Sieben Türme-Universität“. Auch einige berühmte Lokalpersönlichkeiten fanden Einzug in die Liste der Namensvorschläge – unter ihnen die Professoren Enno Hartmann und Till Tantau. Zudem sollte eine Betrachtung anderer großer Namen aus der Lübecker Geschichte nicht außen vor gelassen werden. Cornelia Schorer beispielsweise lebte von 1863 bis 1939 und war die erste Frau aus Lübeck, die promovierte Ärztin wurde, damals natürlich noch nicht an der Universität zu Lübeck. Ex-Präsident Peter Dominiak verwies bei Twitter auf den Lübecker Universalgelehrten Joachim Jungius, der zwischen 1587 und 1657 wirkte. In einer ergebnisoffenen Diskussion über andere Namensvorschläge könnte man also noch viele gute Alternativen finden.

Der AStA plant eine große Umfrage unter allen Statusgruppen der Universität, um ein umfassendes Meinungsbild zu dieser wichtigen Frage zu erhalten. „Nun sollte man sich auf das Inhaltliche konzentrieren und über das Formelle hinwegsehen“, hieß es bei der Senatssitzung abschließend noch von Seiten des Präsidiums in Richtung der Studierendenvertreter. Um die ergebnisoffene Diskussion zu vertiefen, sollen in den folgenden Monaten für Studierende und Mitarbeiter Informationsveranstaltungen vom Präsidium zum Thema „Thomas Mann“ abgehalten werden. Dann könnte hier auch Ihre Werbung stehen…

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Was sein muss, muss sein https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/was-sein-muss-muss-sein/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/was-sein-muss-muss-sein/#respond Mon, 02 Feb 2015 09:10:35 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213153 Dass im Februar Klausuren anstehen, dürfte den wenigsten von euch neu sein. (Falls du davon jetzt zum ersten Mal hörst, dürfte dieser Artikel sehr interessant für dich sein.) Wie in jedem Semester heißt es also wieder: „ Ne, tut mir leid, ich muss noch lernen…“. Dabei hat jeder seine ganz eigene Strategie entwickelt, wie er diesem halbjährlich auftretenden Problem Herr wird. Einige PACKer stellen hier ihre erfolgreichsten Methoden vor.

Spicker können eine gute Vorbereitung sein.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Spicker können eine gute Vorbereitung sein.

Keine Panik

Oberstes Prinzip der Prüfungsvorbereitung überhaupt: Ruhe bewahren. Egal, wie spät man dran ist und wie wenig Vorlesungen man im Semester besucht – geschweige denn nachgearbeitet – hat. Vor allem für Mediziner gilt: Je später du mit dem Lernen beginnst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du dich in der Klausur noch daran erinnerst. Und: Wenn du selbst nicht glaubst, dass die Prüfungen absolut machbar sind (schließlich haben schon Generationen von Studenten dein Schicksal geteilt und es überwiegend schadlos überstanden), können dir auch die besten Lernstrategien nicht helfen. Neben der richtigen inneren Einstellung bedarf es zum optimalen Lernen noch einer weiteren Rahmenbedingung: Ablenkung ausschalten. Natürlich passiert auf Whatsapp und Facebook mehr als auf Vorlesungsfolie 137. Wenn du aber nicht dreimal so lang am Schreibtisch sitzen möchtest, wie du eigentlich zum Lernen brauchst, solltest du damit beginnen, sämtliche Triebe für einen sinnvollen Zeitraum zu unterdrücken. Helfen können Anwendungen wie beispielsweise „Self Control“ für Macs. Die Zeit, die du damit sparst, weil du effektiver lernst, bringt uns gleich zum nächsten und allerwichtigsten Punkt: Freizeit nutzen.

Es sollte selbstverständlich sein, dass man sich für die Arbeit, die man leistet, auch belohnt. Wenn man diese zwar allseits bekannten, aber viel zu oft missachteten Regeln befolgt, stehen die Chancen, dass die folgenden Lernstrategien fruchten, deutlich besser. Neben so kreativen Alternativen zum stumpfen Zusammenschreiben wie Zeichnen und Puzzlen sind Lern-Apps erwähnenswert. Prominentestes Beispiel für diese neue Form des digitalen Lernens ist „ExamTime“. Hat man sich die App kostenlos heruntergeladen, kann man damit alle Lernstrategien (Karteikarten, Mindmapping, Notizen) in ansprechender und einprägsamer Form auf sein Handy verlegen. Vorteil ist also, dass man jederzeit und überall auswendig lernen kann, ohne Massen von Papier und Büchern schleppen zu müssen. Die selbstentworfenen Merkhilfen lassen sich mit Freunden teilen, außerdem kann man zu jeder Lerneinheit ein Quiz erstellen, was die Wissensfestigung ganz wesentlich unterstützt. Angesichts dieser technischen Möglichkeiten würde ich dennoch nie auf die altbewährte Methode, sich den Stoff gegenseitig zu erzählen, verzichten. Ausgesprochenes und im Zusammenhang Formuliertes bleibt einfach besser hängen. Was man bei all dem Gelerne im Hinterkopf behalten sollte: Wichtiges Wissen und klausurrelevantes Wissen sind oft zwei verschiedene Dinge.

Das Bootcamp

Die Lernstrategie, die sich während des Bachelor-Studiums der Informatik für mich am besten bewährt hat, ist das Lernen in der Gruppe. Wir hatten das Glück, vom Anfang des Studiums bis beinahe zum Ende eine kleine, feste Gemeinschaft zu haben, die meistens dieselben Klausuren zur selben Zeit geschrieben hat. Daraus ergab sich folgende Strategie: Man finde sich in einer Gruppe von mindestens drei Leuten zusammen, damit stets genug Fragen aufkommen und neuer Input entsteht, aber auch nicht mit zu vielen, da sich die Wissensstände sonst allzu schnell voneinander entfernen und einzelne zurückzufallen drohen. Außerdem benötigt die Gruppe noch einen großzügigen Gastgeber (hier „C.“ von lat. convivator = Gastgeber), in dessen Wohnung die Gruppe in den nächsten Tagen leben, essen und leiden darf. Dieses Privileg kann natürlich auch zwischen den Gruppenteilnehmern weitergereicht werden, es hat sich aber als effizienter erwiesen, sich jeden Tag zur selben Zeit am selben Ort zu treffen. Ein weiteres nützliches, aber optionales Mitglied der Gruppe ist das Genie (im folgenden „G.“). Das ist der Typ, der Analysis-Tests und TGI-Praktika mal eben nebenbei macht, vor der Klausur verzweifelt, weil er angeblich nichts könne, nur, um dann doch wieder mit der Eins nach Hause zu gehen. Gerade diese Leute erweisen sich aber oft als sehr hilfsbereit und beim Lernen stellt sich dann doch schnell heraus, dass auch sie nur Menschen sind. Ist die Gruppe also vollständig, geht es los. Man trifft sich morgens gegen acht bei C. und macht sich als erstes einen Plan. Welche Fächer stehen an? Welche Materialien haben wir? Welche Übungen arbeiten wir durch und wann fangen wir spätestens mit den Altklausuren an? Sind diese Fragen beantwortet, beginnt der ewig gleiche Trott. Um acht treffen, gegebenenfalls frühstücken, Skripte durchgehen, Übungszettel bearbeiten, sich mit Youtube ablenken, G. mit Fragen löchern, Mittagessen, weiter lernen, keinen Bock mehr haben und gegen acht Uhr abends nach Hause gehen, sich am nächsten Morgen wieder um acht treffen und den Prozess von vorn beginnen lassen. So lange, bis man sich nicht mehr erinnert, jemals auch in der Uni studiert zu haben. Während dieser Zeit leeren sich C.’s Kühlschrank und Kaffeedosen, füllen sich die Schreibblöcke und türmen sich die Pizzakartons, und, wenn man am Ende der Klausurphase nicht mit dem Lieferanten per du ist, macht man irgendetwas falsch. Dem ein oder anderen mag diese Strategie etwas parasitär gegenüber C. und G. vorkommen. Der- oder diejenige sei jedoch versichert, dass sie für Kost & Logis bzw. für ihren Aufwand selbstverständlich finanziell und emotional entschädigt werden. Mit dieser Strategie wurden die meisten Klausuren zumindest beim ersten Versuch und oft auch recht gut bestanden und ich persönlich muss sagen, dass sie auch von allen am meisten Spaß macht. Schließlich lenkt man sich auch gegenseitig etwas von der bevorstehenden Bedrohung ab, was nicht nur die Stimmung aufhellt, sondern auch den Kopf wieder frei für den Lernstoff macht.

Der Eremit

Sollte man einmal als einziger aus der Gruppe eine Klausur schreiben müssen, bleibt leider nur noch eines: sich in seiner Bude verkriechen und pauken. Und dann macht man im Prinzip alles was man bei Plan A auch machen würde – nur allein. Also Skripte durchgehen, Übungen und Klausuren durcharbeiten und dann wieder alles von vorn. Lesen, üben, wiederholen. Immer weiter. Und zwar nicht bis man es kann, sondern bis die Klausurzettel verteilt werden. Mit dieser Strategie wurden dann auch alle zweiten Versuche bestanden. Egal für welche Taktik man sich nun entscheidet, bei den meisten MINT-Fächern wird man sich früher oder später seine ein oder zwei Seiten Notizen machen müssen. Während sich die meisten dabei auf das Nötigste beschränken, habe ich mir angewöhnt, das gesamte Skript (Definitionen etc.) in Schriftgröße 2 aufs Papier zu bringen. Das mag leicht übertrieben sein, aber man wird in der Klausur mit Sicherheit nichts vermissen und außerdem geht man beim mühseligen Niederschreiben auch alles nochmal durch.

Puzzeln

Nach fast sieben Semestern Studium könnte man meinen, ich wüsste, wie man für Klausuren lernt. Mit der für Mediziner typischen Standardmethode „erstmal alles Wichtige rausschreiben und dann auswendig lernen“ bin ich bisher ziemlich gut durchgekommen. Manchmal lohnt es sich aber auch, zu anderen Methoden zu greifen: Das Puzzeln ist hervorragend für Zitratzyklus, Gluconeogenese, Glykolyse und Co. geeignet. Jeder Stoffwechselmetabolit, jedes Enzym und jede Reaktion (unter Berücksichtigung der Reversibilität und dabei entstehender Energieträger wie NADH) bekommt ein eigenes Kärtchen. All dies anschließend in die richtige Reihenfolge zu bringen ist – zumindest für mich – effektiver als reines Auswendiglernen, weil mir dabei klar vor Augen geführt wird, wohin der abgespaltene Wasserstoff verschwindet oder warum dieser Reaktionsschritt durch jenes bestimmte Enzym katalysiert werden muss.

Schemata selbst zeichnen

Auch wenn es in vielen Fächern Schemata gibt, die immer wieder auftauchen und durchaus hilfreich sein können, um das Thema zu verstehen: Ich zeichne sie meistens selbst einmal mit möglichst viel Platz für eigene Anmerkungen ab und frage mich dabei „Warum ist das so?“. Wichtige Cofaktoren, Symptome oder ähnliches, was nicht mit auf der Vorlesungsfolie steht, kann so einfach ergänzt werden, bis zum Schluss ein nach subjektiven Prioritäten vollständiges, für alle außer dem Ersteller unübersichtliches Schaubild entsteht.

Zettel am Spiegel

Immer diese ungenutzten drei Minuten beim Zähneputzen! Für kurze Listen mit Dingen, die sich nur auswendig lernen lassen, die man aber nicht ständig zwischen den restlichen Lernstoff dazwischenschieben möchte, sind kleine bunte Zettel am Spiegel geeignet. So kommt man ums Wiederholen nicht herum, ohne dafür extra Unterbrechungen in Kauf zu nehmen.

Last minute: Folien überfliegen

Die meisten Dozenten fragen in der Klausur tatsächlich nach den Punkten, die sie in der Vorlesung besprochen haben. Nicht alles, was geprüft wird, sind dabei Grundlagen oder Zusammenhänge: Manche Fakten, die abgefragt werden, erscheinen in der Vorlesung – oder wenn man diese nicht besucht hat beim Lernen – zusammenhanglos oder irrelevant und werden deswegen ignoriert. Mit etwas mehr Überblick über das Thema lohnt es sich vor der Klausur, die Vorlesungsfolien noch einmal zu überfliegen und dabei nur nach hervorgehobenen Fakten zu suchen. Ob rot und unterstrichen oder fett und eingerahmt – manches Mal entdeckt man am Tag vor der Klausur auf diese Weise Informationen, die dem Dozenten am Herzen liegen und Punkte bringen!

Schwarmintelligenz

Wenn man studiert, ist man häufig mal überanstrengt und unter Druck, im Stress vor Klausuren, Übungszetteln und Praktika… Aber alleine ist man immerhin nicht! Und das ist etwas, was ich mir mit einigen Kommilitonen in diesem Semester das erste Mal richtig zu Nutzen gemacht habe. Wir haben beschlossen, uns besser zu vernetzen, und haben uns dazu auf dem Markt der Shared-Document-Systeme umgeschaut. Schon in vorherigen Semestern nutzten wir die Dropbox, um dort unsere eigenen Mitschriften hochzuladen. Mittlerweile sind wir zu OneNote übergegangen. Für jede Vorlesung schreibt einer von uns konsequent mit, während die anderen zuhören und die Mitschrift in Echtzeit mit eigenen Notizen ergänzen können. Dadurch muss nicht jeder ständig zuhören oder mitschreiben und trotzdem können alle mit einem ausführlichen Skript am Ende für die Klausuren lernen. Zugleich lassen sich problemlos Vorlesungen verlinken und eigene Skripte anhängen. Neben OneNote bietet sich auch Google Drive oder, insbesondere für die MINTler interessant, Shared LaTeX an. Auch an einer Variante mit LaTeX über GitHub, bei der jeder eine Vorlesungsmitschrift übernimmt, lässt sich gut arbeiten. So oder so helfen Online-Systeme viel, wenn es um das Studium geht. Es lohnt sich wirklich, sich einmal einen Überblick zu verschaffen.

Es gibt viel zu lernen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Es gibt viel zu lernen.

Selektion

Sechs Semester häufen quasi von alleine eine ganze Menge Lernstoff an. Wie soll man dem überhaupt Herr werden? Da hat wohl jeder mit der Zeit seine eigenen Methoden entwickelt. Für mich hat es sich bewährt, alles, was ich in Lehrbüchern lese, in ganzen Sätzen und eigenen Worten nochmal aufzuschreiben. Da gehen zwar eine ganze Menge Zeit, College-Blöcke und Kugelschreiberminen für drauf, aber an das meiste konnte ich mich in den Prüfungen dann doch noch erinnern und wer es mag, hat danach auch eine umfangrreiche Kurzzusammenfassung des Lernstoffs für eine Last-minute-Wiederholung oder spätere Prüfungen. Je weniger Zeit bis zum alles entscheidenden Tag X bleibt, desto mehr versuche ich, die Inhalte nach wichtig und unwichtig sortieren, orientiert an Erfahrungen anderer, was vermutlich in der Prüfung dran kommen könnte. Sterben Menschen, wenn man diesen Sachverhalt nicht kennt? Falls ja, ist es wichtig! Sich mit anderen zu treffen und gemeinsam Aufgaben durchzusprechen hilft mir nicht nur, weil ich da meist noch was bei lerne, sondern auch, weil ich merke, dass ich nicht der einzige bin, dem das gerade keinen Spaß macht und andere auch nicht alles wissen. Kommt aber natürlich immer darauf an, mit wem man sich trifft, aber ihr kennt da sicherlich die richtigen Leute. Manchmal kommt man beim Lernen an einen Punkt, wo Logik, Relevanz und Kontext versagen und simples Auswendiglernen unumgänglich wird. Da hilft mir nur, es mir immer und immer wieder selbst vorzuplappern, bis es nicht mehr rausgeht. Das funktioniert aber nur für eine sehr begrenzte Menge an Fakten, für den Rest gilt: Mut zur Lücke!

„Lernzettel“ schreiben

Durch einen (internen) Studiengangswechsel in einen kleineren Studiengang stand ich schon früh vor der Problematik, die vielen Übungsaufgaben alleine zu bewältigen. Die festen Abgabegruppen haben sich bei den anderen schon gebildet und auch sonst kannte man noch niemanden. Doch gerade das auf sich allein gestellt sein kann durchaus seine Vorteile haben, denn man muss sich automatisch mehr mit dem Thema beschäftigen, als jemand, der in großen Zehn-Personen-Gruppen arbeitet. Von daher der grundsätzliche Rat: Möglichst viel der Aufgaben selber machen und erst danach mit anderen diskutieren – schließlich sitzt man am Ende in der Prüfung auch alleine da. Es gibt jedoch tausende mehr oder minder legitimer Gründe, warum man dann das Semester über doch nicht so aufmerksam war. Was also tun? Bei mir hat sich, insbesondere für die mathematischen und teilweise informatischen Fächer die folgende Methodik etabliert: Sehr wichtig sind die “erlaubten Spickzettel” – meist ein beidseitig beschriebenes DIN-A4-Blatt. Das sorgfältige Zusammenschreiben dieses Zettels ist meist schon eine extrem gute Vorbereitung für die Klausur und sollte nicht vernachlässigt werden. Schließlich sind diese Zettel, falls richtig gemacht, eine der wenigen Möglichkeiten in einer Prüfung ordentlich Zeit zu sparen. Für mich gehören auf diese Zettel alle Informationen, die man nicht auswendig können muss/brauch/kann. Also insbesondere Sätze und Definitionen oder Wissen, dass bei etwaigen Multiple-Choice-Teilen abgefragt werden könnte. Konkrete Berechnungsschemata sind dagegen sehr selten auf meinen Blättern zu finden, nur wenn sie zu umfangreich sind. Muss man diese vom Zettel Schritt für Schritt ablesen und durchführen, geht einfach viel zu viel der in der Klausur kostbaren Zeit verloren – von dem Platzverbrauch auf dem Zettel ganz zu schweigen. Beispiele können auf den Zetteln natürlich nützlich sein. Doch selten lassen sie sich gut übertragen. Und wenn man sich die Rechnung noch in der Klausur an einem Beispiel klarmachen muss, war die Vorbereitung zu schlecht. Deshalb sind auch Beispiele bei mir extrem selten auf den Spickzetteln verewigt. Auch eine sinnvolle Ordnung auf dem Zettel kann wertvolle Minuten sparen: Wenn man eine Aufgabe bearbeitet sollte man sofort wissen, wo auf dem meist in winziger Schrift vollgeschriebenen Zettel die nötige Formel zu finden ist.

Lösungsschemata herausfiltern

Doch was ist alles wichtig? Dafür hilft zunächst ein Blick auf die Altklausuren und die Übungsaufgaben, falls vorhanden. Häufig ändern sich die Themen nicht und in den Übungsaufgaben spiegeln sich potenzielle Aufgaben in der Klausur wieder. Auch wenn man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen kann, geben sie doch eine gute Basis für den Zettel. Das konkrete Durcharbeiten der Altklausuren kommt jetzt aber noch nicht, sondern erst am Ende, wenn man sämtliche Materialien zusammen hat, die man auch in der richtigen Klausr verwenden will. Aus den Klausur- und Übungsaufgaben sowie den Vorlesungsunterlagen heißt es jetzt die Aufgabentypen herauszufinden. Meist kommen die diese aus einem gewissen Pool an Aufgaben, die nur inhaltlich leicht verändert werden, das Grundprinzip des Lösens bleibt aber gleich. Diese “Lösungsschemata” zu verstehen und dann möglichst schnell anzuwenden, ist meiner Meinung nach das A und O bei der Vorbereitung. Wenn man in der Lage ist, sich ein Ablaufdiagramm oder Rezept aufzuschreiben, nach dem man mit Fallunterscheidungen die Aufgabe durchgehen und lösen kann, hat man quasi schon gewonnen. Übungsaufgaben desselben Typs gibt es immer viele – entweder man kann sie sich selbst basteln, googeln oder in die Altklausuren schauen. Alles was dringend nötig ist für diese Schemata, gehört auf meinen Zettel – der Rest sollte durch das ständige Wiederholen der Aufgaben drin sein. Dabei schaue ich immer konkret, an welcher Stelle es hapert. Zum Beispiel kann ich mir nie die Werte vom Sinus und Cosinus merken, die kommen dann einfach auf den Zettel.

Hat man das ganze Semester auf wundersame Weise verschlafen und hat so gar keine Ahnung von dem bald zu prüfenden Fach, hat sich auch bei mir das Zusammenschreiben eines Zettels etabliert. Auf diesen kommt dann die gesamte Vorlesung zusammengefasst mit wirklich allen Inhalten, die nicht offensichtlich unwichtig sind. Das kann man auch tun bei Prüfungen, bei denen keine Spickzettel erlaubt sind oder bei mündlichen Prüfungen, denn wie bereits erwähnt hilft auch das eine ganze Menge – es kommt aber natürlich auf den Lerntyp an. Wer durch Aufschreiben nicht viel lernt, sollte sich andere Methoden überlegen. Hat man sich dann seine Spickzettel mühselig vorbereitet, geht es an die Altklausuren: Am besten schaut man mit einem Timer, wieviel Zeit man für die Aufgaben braucht, ob man die Klausur in der vorgegebenen Zeit geschafft hätte, und, wo es noch hakt. Nach jeder Altklausur wird dann noch einmal der Zettel gegebenenfalls ergänzt, bis ich selber glaube, er ist vollständig. Dann wird es Zeit für die Klausur!

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Probiere ernsthafte Gesellschaftskritik in dümmlichen Abkürzungen https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/probiere-ernsthafte-gesellschaftskritik-in-dummlichen-abkurzungen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/probiere-ernsthafte-gesellschaftskritik-in-dummlichen-abkurzungen/#respond Mon, 02 Feb 2015 09:00:53 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213208 Plötzlich etablieren gemeinsam irgendwelche Deppen Alltagsrassismus, propagieren einfältige Geschichtsvorstellungen, implizieren Deutschlands arbeitende Presse erscheine gleichgeschaltet. Immer dieselben Arschlöcher pervertieren – entfesselt geradezu – ihr Demonstrationsrecht an prominenten Ehrentagen, gedenkend ihres deutschen Ariertums. Problematische Erdenbewohner greifen ihre Daseinsberechtigung an. Protestieren entschieden gegen Inlandsbewegungen der Ärmsten, protzen ergo gewahr ihres Dilettantismus, aber produktive Empfehlungen gehen ihnen durchweg ab.

Pax’ erbittertster Gegner ist der antidemokratische Protestbürger eines grenzdebilen, irrgeleiteten, dümmlichen Aufruhrs. Patriotische Europa-Gegner indizieren, dass aus Patriotismus egoistische Gemeinschaftsablehnung inkarniert, denn Arroganz prägt einen Geist irrational. Dermaßen abartige Personen entsagen großen Institutionen des Abendlandes. Paradox erscheint geschichtsvergessende Intoleranz der Ausländerfeindlichkeit predigenden Eminenzen gerade im Angesicht proliferierender Einkünfte, gewonnen in der Arbeit professioneller Eingewanderter. Größtmögliche Inkompetenz der Anführer provoziert erhebliche Gülle in der Anhängerschaft.

Pausen entstehen gegenwärtig im drohenden Angesicht protestierender Erkenntnisträger, gegen ihre durchsichtigen Anführer positionierten Erniedrigungen, gegebenenfalls islamistischer Drohungen, an Protestzügen entschlossen gewaltsam ihre Dolche anzuwenden…

Permanent erheben Großstädter ihre Dauerklage auf Privatpersonen, Eigenheimbesitzer, gelegentlich Intellektuelle die andere Pigmentierungen, Elternländer, Gesinnungen in Deutschland aufweisen. Permanentes Ekelgefühl garantiert. In diese Atmosphäre passte es gerade irgendwie, dass auch preisgekrönte, einheimische, geehrte Industrielle, denen Abscheuliches plausibel erscheint, gestrige Ideen durch Aether pumpen. „Einfach gleich irgendwie die Asylbewerber, plus einige Gruppen Immigranten dazu, abschieben!“ Peinlich erscheinen gerade in dieser Angelegenheit Präsident, Emeritierte, Gremien in der Akademie. Presseerklärungen erklären glaubwürdig immense Distanzierung, aber praktisch entscheidend gelten immer die Aktionen. Passt es, Geld immernoch dankend anzunehmen – parallel eigentlich gerade in dessen Absender personifiziert einen Gestrigen, Irrläufer, dummen Alltagsrassisten, Prediger einer Gesellschaft identischer, deutschstämmiger, angepasster Personen erkennend? Großzügigkeit ist da abzulehnen!

Prozentual ejakulieren gerade infantile Deutsche allzuviel penetrante Ergüsse gehirnbefreiter Ideen durch alle Papierwälder. Es gibt immer dümmere Aufrufe! Peinlich ersichtlicher Grund: Instrumentalisierung der Aengste. Passt eigentlich genau in den Affenzirkus. Paviane erledigen gelegentlich ihre dämlichsten Artgenossen. Protestiert einer, geschähe ihnen das auch? Persönliche Einschätzung gefällig? Ich denke Anderes!

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Etwas auf den Gipfel treiben… https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/etwas-auf-den-gipfel-treiben/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/etwas-auf-den-gipfel-treiben/#respond Mon, 02 Feb 2015 09:00:26 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213087 Nach Heiligendamm 2007 findet nun Anfang Juni, etwa 8 Jahre später, mit dem G7-Gipfel in Elmau ein weiteres, internationales Treffen hochrangiger Politiker auf deutschem Boden statt. Neben dem Hauptgipfel, bei dem sich die Staats- und Regierungschefs zusammenfinden, gibt es im gleichen Jahr auch einen Gipfel der G7-Außenminister, der im April stattfindet – und zwar in Lübeck. Genauer gesagt im neuen Hansemuseum, das gerade am Nordzipfel der Altstadtinsel gebaut wird. Pünktlich fertig wird es zwar nicht, aber das ist für das Gipfeltreffen auch nicht von Relevanz, da ein Diskurs über die Geschichte der Hanse überraschenderweise ohnehin nicht auf dem Programm steht.

2013 trafen sich in London noch die Großen 8: Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien, Deutschland, Russland und Japan. In diesem Jahr wurde Russland ausgeladen.

2013 trafen sich in London noch die Großen 8: Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien, Deutschland, Russland und Japan. In diesem Jahr wurde Russland ausgeladen.[media-credit name="Auswärtiges Amt, Copyright: Photothek / Th. Imo" align="aligncenter" width="640"]

Ein teures Vergnügen

Wer schon mal ein Meeting organisiert hat, weiß, welche Kosten bei so einem Ereignis auf die Organisatoren zukommen. Für Raummiete, Getränke, Unterkunft und Häppchen sind da schnell mal ein paar Euro weg. Und zählt man noch den Polizeieinsatz dazu, kommen da meistens noch kleinere Zuschläge von 30 bis 60 Millionen Euro drauf – aber manchmal muss das eben sein. 2007, so kann man der Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums entnehmen, kostete der G8-Gipfel der Regierungschefs in Heiligendamm insgesamt etwa 81 Millionen Euro, für den G7-Gipfel in Elmau gehen verschiedene Schätzungen bereits jetzt von dreistelligen Millionenbeträgen aus. Mecklenburg-Vorpommern hatte für Heiligendamm über 20 Millionen Euro selbst zu tragen, da die Ausgleichszahlung des Bundes nur knapp die Hälfte der für das Land entstandenen Kosten deckte.

Kann man auf dieser Grundlage eine Schätzung für die Kosten des Außenministertreffens in Lübeck ableiten? Um das zu beantworten reicht schon ein kleiner Blick in die regionale Presse: Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag spricht von 4500 Polizisten, die während des Treffens für die Sicherheit sorgen werden. Für Außenminister der großen Sieben wird nämlich, und insbesondere bei den Vereinigten Staaten von Amerika führt das zu einer signifikanten Aufwandserhöhung, die höchste „Sicherheitsstufe“ angesetzt. Außenminister John Kerry wird demnach genauso gut bewacht wie Präsident Obama persönlich. Zudem gibt es bereits Pläne der US-Delegation sich für die Dauer des Gipfels in Travemünde einzuquartieren. Also muss auch die Sicherung der Route zwischen Lübeck und Travemünde eingeplant werden. Damit es für die Veranstalter nicht langweilig wird, wurden zudem bereits erste Demonstrationen gegen den Gipfel angekündigt, die zwischen dem 14. und 15. April Protest gegen G7 an den Tag bringen wollen. Die Innenstadt zu sichern versteht sich von selbst und um die Luftsicherung zu gewährleisten scheint auch der Einsatz von Eurofightern nicht abwegig (2007 entstanden alleine dafür Kosten in Höhe von 328.000 Euro). Schließlich handelt es sich hier nicht um ein verhältnismäßig kleines Seebad oder ein Schloss im Bayrischen Wald, sondern um die zweitbevölkerungsreichste Stadt Schleswig-Holsteins. Für Lübeck und das Land ist eine finanzielle Belastung in einer ähnlichen Höhe wie 2007 für Mecklenburg-Vorpommern also nicht unbedingt auszuschließen.

Der perfekte Standort

„Ich bin mir sicher, dass die schöne Altstadt mit der Backsteingotik eine ganz besondere Tagungsatmosphäre für unser Treffen schafft, die man für gute Gespräche braucht“, antwortete Außenminister Frank-Walter Steinmeier in einem Interview mit den Lübecker Nachrichten im September 2014 auf die Frage, warum er das G7-Außenministertreffen in Lübeck veranstalten will. Auf eine Nachfrage beim Auswärtigen Amt, ob das das einzige Entscheidungskriterium bei der Festlegung des Tagungsortes war, kam bis Redaktionsschluss keine Antwort. Ruft man sich die finanzielle Situation Schleswig-Holsteins ins Gedächtnis, kann einem bei dem Gedanken, für ein Meeting von sieben Personen gegebenenfalls 20 Millionen Euro zahlen zu müssen, schon ein wenig flau im Magen werden. Im Dezember zogen über 2500 Studenten aus dem ganzen Land gegen die Unterfinanzierung der Hochschulen zum Landtag, um dort auf die teilweise desolaten Zustände aufmerksam zu machen. Dies betrifft im Moment noch hauptsächlich die Christian-Albrechts-Universität in Kiel, bei der einige Gebäude schon zeitweise nicht mehr nutzbar sind, da die Beschädigungen zu Sicherheitsrisiken für die Studenten führen könnten. Aber spätestens beim Thema Investitionsstaus bei der Sanierung des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein ist auch wieder Lübeck im Mittelpunkt finanzieller Probleme.

Es bleibt also die Frage, ob Backsteingotik wirklich einen derartigen Eingriff in den Landeshaushalt rechtfertigen sollte. Fakt ist, dass der Landtag das Abhalten des Gipfeltreffens in Lübeck nicht selber entschieden hat. Naheliegend ist jedoch, dass derartige Pläne von der Bundesebene an die Landesregierung und die Stadtverwaltung entsprechend kommuniziert werden mussten. Wahrscheinlich besitzt der G7-Gipfel der Außenminister eine Notwendigkeit und vielleicht, wenn man das so denken darf, gibt es auch einen Grund dafür, das Treffen nicht einfach auch im abgelegenen Schloss Elmau gleichzeitig mit dem Treffen der Regierungschefs abzuhalten. Irgendwer weiß, warum das alles so sein muss, warum sich Lübeck nur für Außenminister eignet und Elmau nur für Regierungschefs verwendet werden kann. Und irgendwer muss am Ende schließlich auch „Ja“ zur Ausrichtung des Gipfeltreffens in Lübeck gesagt haben – wegen des Tourismus, der Popularität, des Renommees, eines politischen Statements, wirtschaftlicher Abwägungen, einer privaten Willensentscheidung oder aus welchen komplizierten Gründen auch immer…

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Die Antischnäppchenschlacht https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/die-antischnappchenschlacht/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/die-antischnappchenschlacht/#respond Mon, 01 Dec 2014 09:00:30 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212862 Weihnachtszeit ist Schokoladenzeit. Dass damit eine zweifelhafte Hypothese in den Raum gestellt wird, glaube ich eigentlich nicht. Neben dem anderen großen ökonomisch verpanschten Kulturgut „Ostern“ wird vermutlich sonst nie ein so großer Absatz mit Schokoladenprodukten in Form von Weihnachtsmännern, Schokoosterhasen (aus dem Frühjahr oder bereits im Sortiment für 2015), süßem Weihnachtsbaumschmuck und Adventskalenderinhalten erzielt wie in den Monaten November und Dezember. Auch ich stelle da keine Ausnahme dar, auch wenn ich eher zu schlichten Schokoladentafeln anstatt zu aufwendig verzierten Naschereien neige. Aber welche der vielen Tafeln soll ich nehmen?
Fairtrade-Produkte lassen sich oft anhand des Fairtrade-Siegels erkennen. Teurer als vergleichbare Discount-Produkte sind sie aber fast immer.

Fairtrade-Produkte lassen sich oft anhand des Fairtrade-Siegels erkennen. Teurer als vergleichbare Discount-Produkte sind sie aber fast immer.[media-credit id=155 align="aligncenter" width="640"]


Fairtrade ist Idee

Als Verbraucher bemerken wir den großen Unterschied zwischen zwei gleichen Produkten von verschiedenen Marken sehr unmittelbar an der Kasse. Nicht selten reicht die Preisspanne von 39 Cent hin zu Beträgen über drei Euro für eine einzelne 100g-Tafel. Selbstverständlich lässt sich einfach argumentieren, dass insbesondere Eigenmarken von Supermärkten ein zusätzliches Standbein zum Verkaufsgeschäft darstellen, wodurch die Preise im eigenen Interesse niedriger gehalten werden können, da ein Kostenfaktor in der Wertschöpfungskette wegfällt. Aber auch den sonst enthaltenen Gewinn für den Produzenten rausgerechnet ist der Preisunterschied dennoch beträchtlich. Sucht man nach Schokolade mit dem qualitativ anerkannten FAIRTRADE-Logo kann man ab einem Euro einkaufen – das sind noch immer gut 250% vom Discountpreis, aber auch nur etwa ein Drittel der über drei Euro teuren Schokolade. Aber warum? Fairtrade-Produkte zeichnen sich durch die Philosophie aus, den Preis für ein Produkt nicht anhand marktwirtschaftlicher Kalkulationen minimal zu halten oder in einem angemessenen Preisrahmen möglichst hohe Gewinne für ein Unternehmen zu erzielen, sondern bei den einzelnen Wertschöpfungsphasen eine faire Beteiligung der investierten Arbeitskraft am Verkauf der Ware zu gewährleisten. Der Begriff „fair“ umfasst hierbei nicht nur eine gerechte Bezahlung der Arbeitskräfte, sondern auch die Investition in notwendige Schutzkleidung bei gesundheitsgefährdenden Tätigkeiten oder das Verbot der Kinderarbeit, welches unzähliger Hilfsbündnisse zum Trotz noch immer ein weit verbreitetes Problem in Entwicklungsländern darstellt. Diese Maßnahmen führen nicht nur bei der Schokoladenproduktion, bei der insbesondere der Kakao-Anteil oft ein problematisches Gut darstellt, sondern auch bei anderen Gütern wie Textilien zu einer Preissteigerung des Endprodukts.

Fairtrade ist Strategie

Eine Gleichbehandlung der Produktionsbeteiligten einer Schokoladentafel ist keine Selbstverständlichkeit. Lohndumping und riskante Arbeitsbedingungen verschaffen Konzernen auf dem nach immer billigeren Preisen verlangenden Konsumentenmarkt eine Gewinnspanne, die sich in Ausnahmefällen in Menschenleben niederschlägt. Das Geld diktiert die Arbeitsbedingungen. Das gilt heute für Kakaoplantagen in Nicaragua und galt auch schon vor einem Jahr im April in einer Textilfabrik in Bangladesch. Die wachsende Beachtung des Themas in der Bevölkerung führte daraufhin kurzzeitig zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und gleichzeitig zu einem Druck auf betroffene Unternehmen. Die Reaktionen waren entschieden – augenscheinlich. Heute finden sich jede Menge unterschiedlicher Fairtrade-Siegel auf Kleidung und Lebensmitteln, viele in grün und blau gehalten oder zumindest mit einem einprägsamen Slogan versehen. Die Kontrolle dieser Siegel erfolgt fast immer unterschiedlich. Einige entsprechen offiziellen Standards, andere sind auf Grundlage sozialer Projekte entstanden. Bei vielen Produzenten finden sich auch auf den Webseiten nach kurzer Suche eigene Fair-Agreement-Projekte, werden eigene Standards beschrieben und der große Begriff „Nachhaltigkeit“ in die Firmenpolitik übernommen – unabhängig davon ob man Informationen zu KiK oder Rewe sucht. Natürlich ist es vermessen zu sagen, der öffentlichkeitswirksame Fairtrade-Boom würde durch Katastrophen im System nach vorne katapultiert. Vielmehr sollte die Auseinandersetzung mit dem Thema auch auf der Produzentenseite geachtet und als Schritt in die richtige Richtung gewertet werden. In erster Linie führt es uns alle aber zu der einfachen Frage: Was ist mir wichtig? Fairtrade als Bewusstsein für die Lebens- und Arbeitsbedingungen Anderer verhält sich im Grunde nur analog zum Bio-Gedanken, dem Konsum von biologisch zertifizierten und (nach Gesetzeslage) chemiefreien Lebensmitteln. Der Gedanke impliziert nichts anderes als eine Auseinandersetzung mit dem sozialen Bewusstsein in der Gesellschaft.

Fairtrade ist Lebenseinstellung

Die Idee ist nicht neu, nicht revolutionär genug um einen gesellschaftlichen Hype auszulösen – nicht zuletzt weil Fairtrade auch immer mit der eigenen Finanzsituation zu tun hat. Aber die Idee ist es auch nicht, sich von der Idee bereden zu lassen, sondern mitzuwirken. In Deutschland engagieren sich vor allem Weltläden für das Fairtrade-System. Einer dieser etwa 469 Weltläden steht hier in Lübeck. Auf Anfrage von Lehrern organisiert das Team um die FÖJlerin Insa Errulat Stadtführungen der etwas anderen Art um Schülern und Interessierten an Beispielen in Lübeck aufzuzeigen, was alles passiert, bis eine Jeans von einem Kunden gekauft werden kann. Die Führungen tragen den Titel „Fairlaufen“ und thematisieren zwei oder drei große Bereiche wie Textil-, Kosmetik- oder Kaffeeherstellung, um so insbesondere Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren. Das Projekt wurde von der BUND-Jugend vor zwei Jahren unter dem Titel „Konsum Global“ ins Leben gerufen und läuft mittlerweile unter der Bezeichnung „WELTbewusst“ hier in Lübeck. Interessierte und Helfer bei den Führungen werden immer gesucht. Bei Interesse lohnt es sich direkt beim Weltladen in der Hüxstraße vorbeizuschauen.

Der Weltladen in der Hüxstraße ist der Treffpunkt der "Fairlaufen"-Gruppe, die konsumkritische Führungen durch die Lübecker Innenstadt veranstalten.

Der Weltladen in der Hüxstraße ist der Treffpunkt der “Fairlaufen”-Gruppe, die konsumkritische Führungen durch die Lübecker Innenstadt veranstalten.[media-credit id=155 align="aligncenter" width="640"]

Fairtrade ist nicht gleich Bio

Für viele wiegt der Bedarf an Bio-Produkten in der Gesellschaft schwerer als der Bedarf an Fairtrade-Produkten. Das ist nicht zuletzt auf unsere eigene Komfortzone in unserem Lebensstandard zurückzuführen. Für das leckere Orangenplätzchen-Rezept in diesem PACK braucht man beispielsweise die Schale von zwei Orangen – und die sind ohne Bio-Siegel auch als Fairtrade-Produkte mit Pestiziden behandelt (Ob es sich dabei dann auch um Fairtrade-Pestizide handelt, steht auf den Verpackungen übrigens nicht drauf). Eine Auseinandersetzung mit Fairtrade ist also sehr wahrscheinlich auch mit eigenen Einschränkungen verbunden, die man bereit sein muss einzugehen. Und sei es, wie kitschig es auch klingen mag, in der Weihnachtszeit.

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Orangen-Schokoladen-Plätzchen https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/orangen-schokoladen-platzchen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/orangen-schokoladen-platzchen/#respond Mon, 01 Dec 2014 08:10:58 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212806
Orangen-Schokoladen-Plätzchen

Orangen-Schokoladen-Plätzchen[media-credit id=1 align="aligncenter" width="640"]


Zutaten:

  • 400g Mehl
  • 120g Stärkemehl
  • 6g Backpulver (2 gestrichene Teelöffel)
  • 200g Zucker
  • 2 Päckchen Vanillezucker
  • 2 Bio-Apfelsinen (unbehandelt)
  • 2 Eier
  • 250g Margarine
  • 220g Zartbitterschokolade

Zubereitung:

Mehl, Stärkemehl, Backpulver, Vanillezucker und Zucker mit Knethaken gut durchmischen. Eier, Margarine und die Schale der zwei Apfelsinen dazugeben. Die Schokolade in kleine Würfel geschnitten dazugeben und nochmals durchkneten (mit Knethaken), bis ein glatter Teig ohne Butterflocken oder Mehlklumpen entsteht. Den Teig anschließend auch mit den Händen gut durchkneten und in Rollen von 2cm Durchmesser formen. Die Rollen auf einen flachen Teller legen und mit Klarsichtfolie bedecken. Den Teller dann für eine Stunde in den Kühlschrank stellen. Die Rollen können auch für einen längeren Zeitraum in die Tiefkühltruhe gelegt und zu einem beliebigen Zeitpunkt weiterverarbeitet werden. Die Rollen in 5-7mm dicke Scheiben schneiden, ein wenig plattdrücken, auf ein Backblech legen und 15 Minuten bei 170°C (Umluft) backen. Die Backdauer kann von Ofen zu Ofen variieren.

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Von Null auf Eins https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-null-auf-eins/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-null-auf-eins/#respond Mon, 03 Nov 2014 09:00:42 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212563 Nachdem in Lübeck fast 30 Jahre lang nur die Medizin gelehrt wurde, wurde an der Medizinischen Universität zu Lübeck ein weiteres Fachgebiet in die Hochschullehre integriert, welches vor einem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern konnte. Mit der Informatik begann der Aufbau eines neuen, naturwissenschaftlichen Studienbereichs in Lübeck, der sich als Muster für viele weitere Studiengänge etablieren konnte. Wie alles andere in der Welt geschieht eine solche Entwicklung aber nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt.

Die Gründung

Den ersten Schritt tat Professor Pöppl, als er den Diplomstudiengang Informatik mit Nebenfach Medizinische Informatik zum Wintersemester 1993/1994 ins Leben rief. Prof. Volker Linnemann, der bis zum April dieses Jahres Leiter des Instituts für Informationssysteme war, erinnert sich: „Ich war damals der einzige Rufinhaber, der bereits im Wintersemester 1993/1994 seine Tätigkeit an der Universität in Lübeck begonnen hat, zeitgleich mit den ersten Informatik-Studierenden.“ Als Student hatte er bereits 1972 die Einführung eines neuen Studienganges direkt miterlebt. „Jetzt hatte ich die Möglichkeit, den Start eines Informatikstudienganges aus Professorensicht zu erleben. Deshalb war es mir wichtig, von Anfang an dabei zu sein.“. Trotz anfänglicher Provisorien wie der Unterbringung in der alten Seefahrtsschule gelang es, einen Vorlesungsplan mit Linearer Algebra, Analysis und medizinischen Transferbereichen auf die Beine zu stellen. Um sich untereinander abzusprechen, gab es monatliche Professorentreffen: „Diese Treffen fanden zunächst immer in einem China-Restaurant in der Nähe des damaligen Informatik- und Mathematikstandortes ehemalige Seefahrtschule statt. Da es manchmal etwas hoch herging, wurden die Treffen dann in die Universität verlegt.“.

Mit der Vorlesung „Einführung Informatik I“ begann schließlich an einem Donnerstag die erste Informatik-Veranstaltung. Im Beamer-losen Hörsaal H1 traten sich Linnemann und etwa 20 Studenten gegenüber. Doch auch ohne solche Präsentationsmittel lassen sich gute Vorlesungen halten: „Die Vorlesungen selbst waren sehr gut und genau auf uns Informatikstudierende abgestimmt“, erinnert sich Helge Illig, der damals als erster Informatikstudent im Hörsaal saß und bis heute die Universität als Betriebsleiter des IT-Service Centers begleitet. „Wenn wir etwas nicht verstanden haben, wurde das in der Vorlesung sofort geändert.“

Nicht zuletzt von den Studenten gab es in diesen ersten Jahren eine Menge zu tun. „Als ich anfing war das Meiste Aufbauarbeit.“, so Illig. Er gründete mit einigen Kommilitonen die erste Informatik-Fachschaft und engagierte sich im Konvent und den Berufungskommissionen. „Es war nicht zuletzt auch recht lustig, mal nicht von den Professoren bewertet zu werden, sondern stattdessen ihre Bewerbungen an der Universität entgegen zu nehmen. Zur Abwechslung wollten die dann einmal was von uns!“ Auch an die Reaktion der Medizinstudenten auf „die Neuen“ erinnert er sich: „Die Reaktion war eher: Was sind denn das für komische Leute, die nur am Computer sitzen?“ Da auch die Seefahrtsschule nur einen begrenzten Raum für die wachsende Anzahl an Instituten bieten konnte, war sie bereits durch das Institut für Informationssysteme, das Institut für Mathematik und das Institut für Theoretische Informatik unter der Leitung von Herrn Professor Reischuk gut gefüllt, woraufhin sich die Uni noch weiter verteilte. So siedelten sich die Softwaretechnik und das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme im Technikzentrum auch fernab des Campus an, während andere Institute hinter der damals noch vorhandenen Herrenbrücke angesiedelt waren. Für alle Beteiligten bedeutete dies jedes Mal einen zusätzlichen Aufwand, um zu einem der insgesamt vier verschiedenen Standorte der Mathematik und Informatik zu gelangen. Ein Gebäude für alle auf dem Campus musste her.

Ein neues Heim

Die Planung für diesen ersten großen Meilenstein der Informatik in Lübeck, den Bau des Informatik-Gebäudes 64, begann tatsächlich schon weitaus früher. „Als ich 1993 angefangen habe, hieß es vom Kanzler noch: ‚Das dauert ein Jahr, dann wird gebaut.‘ Es hat dann mehr als sechs Jahre gedauert, bis im Februar 2000 der erste Spatenstich für das Gebäude vollzogen werden konnte.“ Schon zu seiner Berufung habe Linnemann Unterlagen über die Gebäudefläche erhalten. „Endlich einziehen konnten wir dann aber erst im März 2004“. Helge Illig, der für die Universität bei der Planung der Infrastruktur und des Datennetzes im Neubau mitwirkte, musste nach der Errichtung feststellen, dass bei der Planung der Neubau als Bürogebäude entworfen wurde und damit kein Platz für raumergreifende Server angedacht war. „Es ist sehr verwunderlich, wie so etwas bei der Planung einfach vergessen werden konnte.“, so Illig. Um die Infrastruktur dennoch unterbringen zu können, sind bis heute mehrere Büroräume durch Server besetzt und können nicht genutzt werden.

Ein Meilenstein der Informatik: Das Gebäude 64.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Ein Meilenstein der Informatik: Das Gebäude 64.

2009 mussten sich die Bewohner des Neubaus dann mit einem weiteren Problem auseinandersetzen. Schon bei der Entwicklung war geplant gewesen, das Gebäude aufzustocken, wenn es einmal zu klein werden würde. Linnemann sagt über die Zeit der Baumaßnahmen für das dritte Stockwerk: „Die Zeit dieser Erweiterung war für die Mitarbeiter im Gebäude 64 alles andere als schön.“ Insbesondere der Baulärm war eine Belastung, der sich die Mitarbeiter fast täglich aussetzen mussten. „Man konnte nicht telefonieren, man konnte keine Besprechungen machen, man konnte bei dem Lärm auch keine Klausuren schreiben, weil es bei dem Baulärm fast unmöglich war sein eigenes Wort zu verstehen, geschweige denn sich zu konzentrieren.“, so Illig. Entsprechend fielen die Reaktionen der Mitarbeiter im Neubau auf Präsident Dominiaks vielzitierte Aussage „Baulärm ist der schönste Lärm“ eher verhalten aus, wie Illig berichtet: „Ich habe den Spruch gehasst und da war ich auch nicht der einzige. Man kann das gut sagen, wenn man weit weg sitzt. Herr Dominiak war zuerst als Lehrstuhlinhaber in der Pharmakologie und später als Präsident im Herrenhaus oder im Haus 1 und 2 schließlich immer weit weg von der Baustelle. Ich glaube er hätte den Spruch nicht gesagt, wenn er hier im Gebäude gesessen hätte.“ Allen Widrigkeiten zum Trotz steht seit September 2011 ein Gebäude, in dem die Informatik ihren Platz gefunden hat. Und die Tatsache, dass dieses Gebäude nun steht, ist alles andere als negativ: „Es ist natürlich schön, wenn man neue Gebäude bekommt.“ Alte Gebäude besäßen zwar ihren Charme, aber wenn man einen Blick auf die Kieler Universität werfe, fiele einem schnell auf, dass neue Gebäude doch besser genutzt werden können, so Illig.

Es wird weiter wachsen

Mittlerweile zieren erneut Baustellen an vielen Stellen den Campus. Eine Entwicklung, die sich nach Ansicht Illigs fortsetzen wird: „Die Schritte für diese Erweiterungen insbesondere im Life Science Sektor werden durch die bereits vorgenommene Gründung des BioMedTec-Campus und die Kooperation mit der Fachhochschule weiter voran getrieben. Die Uni wird damit noch weiter aufblühen. Nicht zuletzt unterstützt auch die Stiftungsuni diesen Weg, indem von außen Stifter hinzukommen und Förderungsmaßnahmen durchgeführt werden können. Ich denke, dass wir in Zukunft gestärkter und besser dastehen werden als heute.“ Eine Perspektive, die sich auch in den Studiengängen niederschlagen wird. So könne laut Prof. Linnemann davon ausgegangen werden, dass sich die bereits in den letzten Jahren durchgeführte Aufspaltung der Informatik in immer mehr Teildisziplinen wie die Medizinische Informatik, die Medieninformatik oder den Masterstudiengang Entrepreneurship in Digitalen Technologien fortsetzen wird: „Heute umfasst die Informatik wesentlich mehr, sodass man das nicht mehr alles in einen Studiengang packen kann. Deshalb wird diese Spezialisierung so weitergehen. Es kann sogar gut sein, dass es irgendwann keinen Kerninformatik-Studiengang sondern nur noch spezialisierte Informatikstudiengänge gibt. Das ist eine Konsequenz der immer größer werdenden Stofffülle.“

Und noch etwas konnten wir über die Uni in Erfahrung bringen: Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass das Gebäude 64 um 90 Grad gedreht gebaut werden sollte. Dieses Gerücht wurde vor allem durch die Sonnenschutzrollläden an der Außenseite genährt, die aus irgendeinem Grund Richtung Norden ausgerichtet sind. Tatsächlich steht das Gebäude aber richtig so, wie es steht. Und das Anbringen der Rollläden wurde nur nicht ganz genau durchdacht.

Man kann auf die nächsten 20 Jahre also nur gespannt sein.

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Das Völlegefühl https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/das-vollegefuhl/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/das-vollegefuhl/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:35:43 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212745 Manchmal machen Menschen Sachen, die im Nachhinein als nicht durchdacht oder gar absurd bezeichnet werden. Der Bau der Mensa zählt nicht dazu. Denn hier stand schon von Beginn an fest, dass es nicht durchdacht und absurd werden musste. Als die Planung der Mensa abgeschlossen war, wurde die maximale Auslastung mit 1000 Essensausgaben angenommen, wobei jeder Platz vier- bis fünfmal genutzt werden würde. Damals betrug die Anzahl der Studierenden allein an der Uni übrigens etwa 1800 und es wurde bereits prognostiziert, sie würde auf 3000 Studierende anwachsen. Nach dem Anbau 2006 gab es dann sogar 1800 Essensplätze, die zur Verfügung standen. Das hätte um ein Haar gepasst!

Mit mehr als 700 neuen Erstsemestern in diesem Jahr ist jedoch auch diese Prognose endgültig überholt. So richtig merken konnte ich das an meinem zweiten Unitag, als ich zur Stoßzeit um Punkt zwölf Uhr die Mensa betrat. Während die MINTler aus dem Audimax noch auf der Treppe nach oben in der Schlange warteten, näherten sich vom Vorklinikum hunderte hungrige Mediziner dem Versorgungstempel. Überwältigt und von dem Gedanken beseelt, niemals durch diese Schlange zu kommen, trat ich den Rückzug an und überließ ihnen das Feld.

Ich frage mich manchmal, warum an so etwas nicht gedacht wird. Oder ob es Menschen gibt, die absichtlich vergessen, wachsende Studierendenzahlen in der Bauplanung zu betrachten. Auch wenn die Schuld hier nicht ganz alleine bei den Verantwortlichen für die Bauprojekte zu suchen ist. Genau so muss sich die Universität selbst Gedanken darum machen, wie viele Studierende sie überhaupt logistisch verkraften kann. Das Angebot mit dem Bachelorstudiengang Medieninformatik zu erweitern, mag zum Beispiel für die Universität ein prestigereiches und sinnvolles Unternehmen sein um sich fachlich optimiert aufzustellen und Lehrinhalte besser auf Studierende zuschneiden zu können. Aber auch diese Studenten müssen essen. Und zwar nach Möglichkeit nicht jeden Tag einen Döner oder vergleichbares Fastfood. Ein bisschen Wartezeit in Kauf zu nehmen ist nichts, woran ich mich stören würde. Mit fertigem, warmem Essen in der Mensa zu stehen und keinen Sitzplatz zu finden hingegen stört mich durchaus. Ich bin jemand, der gerne ein leichtes Völlegefühl hat. Nur eben nicht um mich herum.

Aber andererseits – was beschwere ich mich. Es ist nur eine in sich logische Konsequenz, wenn die Übungen aufgrund von Raumknappheit überfüllt sind, Praktika zu Zeiten stattfinden, zu denen die Sesamstraße schon begonnen hat und Fahrradständer vor allen Gebäuden hoffnungslos von Drahteseln überrannt werden. Schließlich konnte man nicht vorhersehen, dass durch neue Studenten auch automatisch mehr Sitzplätze in der Mensa gebraucht werden, mehr Räume und mehr Fahrradständer.

Was kann man dagegen schon machen? Meine Empfehlung ist: Kauft euch eine eigene Sardinenbuchse und verbringt ein paar Nächte darin. Dann kommt ihr mit dem Gedränge in der Uni sicher auch ganz gut klar…

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Gespräch mit Helge Illig über 20 Jahre Informatik in Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-helge-illig-uber-20-jahre-informatik-in-lubeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-helge-illig-uber-20-jahre-informatik-in-lubeck/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:06:03 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212450 StudentenPACKSeitdem die Informatik in Lübeck anzutreffen ist, sind auch Sie auf dem Campus unterwegs. Können Sie sich einmal kurz vorstellen?

Helge Illig: Meine Name ist Helge Illig und ich bin seit 1993 hier auf dem Campus. Ich habe hier in Lübeck im ersten Semester Informatik mit Nebenfach Medizin angefangen und habe das Studium 1999 als erster Absolvent der Informatik mit einem Diplom abgeschlossen. Danach habe ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Medizinische Informatik (IMI) angefangen, wo ich schon seit 1993 als studentische Hilfskraft tätig war. Ich habe damals hauptsächlich in der Betriebsgruppe für das Krankenhauskommunikationssystem gearbeitet. Nachdem das UKSH eine eigene IT-Abteilung erhielt, wurden die Aufgabenfelder später getrennt, sodass sich dann das Institut für Medizinische Informatik um das Rechenzentrum der Universität gekümmert hat. Nach dem Ausscheiden des Gründungsdekans und Institutsleiters Prof. Pöppl wurde vor ca. sechs Jahren das ITSC gegründet, welches diese Aufgaben übernommen hat. Mit einigen Kollegen, die ebenfalls vom IMI ins ITSC gewechselt sind, haben wir das ITSC aufgebaut, welches ich seitdem als Betriebsleiter leite.

StudentenPACKWas waren Ihre drei prägendsten Ereignisse in Ihrer Zeit hier an der Uni?

Illig: Prägend war natürlich der Studienstart 1993, als wir mit etwa 20 Kommilitonen das Studium begannen. Als Informatiker waren wir damals „Die Neuen“, außer uns gab es schließlich nur die Medizinstudenten, die uns mit einer deutlich größeren Anzahl gegenüber standen. Die Reaktion war eher „Was sind denn das für komische Leute, die nur am Computer sitzen?“. Auch in der Lübecker Bevölkerung wurde die Informatik eher mit der Fachhochschule und nicht mit der Universität verknüpft. 2010 war sicherlich mit „Lübeck kämpft für seine Uni“ auch ein sehr prägendes Ereignis. Als drittes wäre das die aktuelle Umwandlung der Universität in eine Stiftungsuni, was viel aufwirbelt. Momentan bin ich als Vorsitzender im Personalrat für den wissenschaftlichen Bereich tätig und dadurch auch in den entsprechenden Gremien vertreten und kann deshalb auch sagen, dass sich für die Mitarbeiter und auch für die Studenten nicht viel ändern wird. Viel ändern wird sich hingegen auf der Verwaltungsseite. Ich halte das aber auch für sinnvoll und denke, dass die Universität dadurch gestärkt wird. Somit war der 12.12.2012, an dem der Senat den Beschluss für die Stiftungsuni verabschiedete, auch ein sehr bedeutender Moment.

StudentenPACKWas haben Sie von „Lübeck kämpft“ 2010 noch in Erinnerung?

Illig: Ich erinnere mich noch gut daran, dass wirklich alle an einem Strang gezogen haben: Die Studenten, die Mitarbeiter, die Lübecker Bevölkerung und auch Firmen, die durch Sponsoring oder ihre Kontakte in die Politik daran beteiligt waren. Die Unterstützung war einfach überwältigend. Das Superereignis war die große Demonstration in Kiel, als 14.000 Menschen gegen die Schließung demonstriert haben. Man lief durch die Straßen und war umgeben von Gelb. Dann schlossen sich auch noch die Kieler Studenten mit den lilafarbenen Transparenten an. Die Veranstaltung war super, der Anlass war nicht so schön und ich hoffe, dass das nicht nochmal passieren muss. Wir befinden uns aber mit der Stiftungsuni auf einem ganz guten Weg.

StudentenPACK1993 begann mit der Veranstaltung „Einführung Informatik I“ die erste Vorlesung der Informatik in Lübeck mit Prof. Linnemann. Wie war es für Sie damals Informatik zu studieren?

Illig: Es war irgendwie komisch. Ich musste nach der Schule nicht zur Bundeswehr und habe deshalb gleich mit meinem Studium hier begonnen. In den ersten Vorlesungen war erstmal gar nichts vorbereitet. Es gab Prof. Linnemann, Prof. Pöppl, der das alles hier mit gegründet hat, und Prof. Bernd Fischer, der die Mathematik gehalten hat. Die Vorlesungen selbst waren sehr gut und genau auf uns Informatikstudierende abgestimmt. Wenn wir etwas nicht verstanden hatten, wurde das in der Vorlesung sofort geändert. Das war auch kein Wunder, schließlich waren wir damals die ersten, die das hörten. Es war allerdings eher wie in der Schule und nicht so, wie man sich das von den Erzählungen der Studierenden aus anderen Städten vorgestellt hatte. In Münster hat ein Freund von mir mit 1000 anderen Studenten Jura angefangen, da waren wir mit unseren 20 Leuten natürlich eher übersichtlich. Woanders war es undenkbar mit seinem Professor zu sprechen, hier hingegen war es gut, diesen direkten Kontakt zu den Dozenten zu haben. Ich finde nach wie vor gut, dass sich das trotz der erhöhten Studierendenzahl auch nicht wirklich geändert hat. Man könnte sagen, dass es hier beinahe ein familiäres Verhältnis gibt, auch weil viele Studenten als studentische Hilfskräfte in den Instituten beschäftigt sind. Das ist für den Standort Lübeck echt toll!

StudentenPACKWenn Sie die Wahl hätten heute oder vor 21 Jahren mit einem Informatikstudium hier in Lübeck zu beginnen, wofür würden Sie sich entscheiden?

Illig: Ich würde eher damals noch einmal anfangen, wobei mir einige Sachen vor 21 Jahren auch gefehlt haben. Insbesondere einen Teil, der sich mehr mit der Wirtschaft beschäftigt, hätte ich mir gewünscht. In meiner Zeit im Konvent und im Senatsausschuss MINT hatte ich die Einführung von Wirtschaftsinformatik oder etwas vergleichbarem angeregt, was in diesem Jahr mit Entrepreneurship in Digitalen Technologien hier hinzugekommen ist. Es war zu meiner Studienzeit schwierig, Vorlesungen abseits der Informatik zu hören, mit Ausnahme von Medizinveranstaltungen. Durch das Nebenfach Medizinische Informatik gab es zwar einige Veranstaltungen, die sich mit etwas anderem als Informatik befassten, aber heute wäre das noch ein wenig spannender. Insgesamt war das damals aber auch schon ganz gut.

StudentenPACKIn Ihrer Zeit als Student hier an der Uni haben Sie sich viel in den unterschiedlichen studentischen Gremien engagiert. Was waren damals die großen Themen?

Illig: Als ich anfing war das Meiste Aufbauarbeit. Es gab noch keine Fachschaft, deshalb habe ich die mit ein paar Kommilitonen gegründet und war da auch der erste Sprecher. Ein wenig später wurde die Fachschaft dann noch einmal neu gegründet, warum ist mir jedoch nicht ganz klar gewesen. Zudem war ich im Konvent und in den Berufungskommissionen für die folgenden Professuren der Informatik beteiligt. Es war spannend, als studentisches Mitglied die Uni so mitgestalten zu können. Man ist eben kein kleiner Student, der nichts zu sagen hat. Das, was man sagte, hatte wirklich Gewicht. Diese Möglichkeit der Mitgestaltung fand ich sehr gut. Es war nicht zuletzt auch recht lustig, mal nicht von den Professoren bewertet zu werden, sondern stattdessen ihre Bewerbungen an der Universität entgegen zu nehmen. Zur Abwechslung wollten die dann einmal was von uns!

StudentenPACKEines Tages verkündete der MUFtI, die Zeitschrift der Fachschaft Informatik den Einzug der Modems in die Uni. Was änderte sich damals hier?

Illig: Genau, damals gab es noch Modems! Zwei Stück um genau zu sein, über die wir als Studenten erstmals von zu Hause aus auf das Netz hier in der Uni zugreifen konnten. Davor gab es in der alten Seefahrtsschule einen Rechnerraum mit zehn Arbeitsplätzen, in dem wir arbeiten konnten. Das reichte also noch nicht einmal für alle Studenten. Heute sieht das alles ein wenig größer aus. Mittlerweile kann man sich von überall über das SSL-Gate anmelden oder die großen PC-Pools mit insgesamt 150 Rechnerarbeitsplätzen nutzen. Auch der Funktionsumfang der Rechner ist angewachsen. Auf das Internet mit Suchmaschinen wie Google oder eine Lernplattform wie die Moodle konnte damals nicht zurückgegriffen werden. Wir haben an den Rechnern einfach C oder Cobol programmiert. Es war eher so, wie man es aus der Schule kannte, wenn man einfache Programmiersprachen gelernt hat. Wir haben uns immer sehr gefreut, wenn wir ein einfaches Programm geschrieben hatten. Heute haben die Studenten Software wie MatLab und andere Tools zur Verfügung, die einen vollkommen anderen Umgang mit den Rechnern ermöglichen.

StudentenPACKEiner der Meilensteine der Informatik war der Neubau des Informatik-Gebäudes „Gebäude 64“. Seit dem ersten Einzug in das Gebäude haben Sie hier gearbeitet. Was können Sie über die Bauzeit berichten?

Illig: Herr Pöppl war der Gründungsdekan der Informatik hier an der Uni und er war auch derjenige, der das Gebäude 64 mit zu verantworten und geplant hat. Ich war als Hiwi und anschließend als Mitarbeiter in der Medizininformatik tätig und habe den ganzen Umzug vom Zentralklinikum hierher miterlebt. Zuerst waren alle Institute der Informatik weit verstreut. In der Seefahrtsschule saßen Herr Linnemann (Informationssysteme) und Herr Reischuk (Theoretische Informatik) und im Technikzentrum waren die Softwaretechnik von Herrn Dosch und Herr Herczeg mit dem IMIS untergebracht. Die große Frage war nun, wie alle zusammen auf dem Campus untergebracht werden könnten. Als wir dann mit der Planung der Infrastruktur beginnen wollten, stellte sich heraus, dass man in der Bauplanung ein Bürogebäude entworfen hatte. Dass auch ein Datennetz benötigt wurde, wurde hierbei komplett vergessen. Da mussten wir erstmal überlegen, wie sich das wieder gerade biegen ließ. Und das Ergebnis dieser Korrekturen kann man heute noch überall im Gebäude sehen, weil viele Büroräume mit Netzwerkschränken zugebaut sind. Durch den Lärm der Switche kann man da drinnen auch nicht mehr arbeiten. Es ist sehr verwunderlich, wie so etwas bei der Planung einfach vergessen werden konnte. Wenn man im Gebäude einmal die Flure entlang geht, sieht man überall schwarze Glasplatten, hinter denen die Versorgungsschächte liegen. Hätte man die einen halben Meter breiter gebaut, hätte man da die Serverschränke unterbringen können. Da haben wir viel „Spaß“ mit gehabt. Die Einrichtung des Datennetzes haben dann wieder wir vom Institut für Medizininformatik gemacht.

StudentenPACKEin berühmtes Zitat bei den Baumaßnahmen am nicht nur am Gebäude 64 waren die Worte „Baulärm ist der schönste Lärm“ von Herrn Dominiak. Können Sie sich dem als jemand, der hier bei den Baumaßnahmen zugegen war, anschließen?

Illig: Ich habe den Spruch gehasst und da war ich auch nicht der einzige. Man kann das gut sagen, wenn man weit weg sitzt. Herr Dominiak war zuerst als Lehrstuhlinhaber in der Pharmakologie und später als Präsident im Herrenhaus oder im Haus 1 und 2 schließlich immer weit weg von der Baustelle. Ich glaube er hätte den Spruch nicht gesagt, wenn er hier im Gebäude gesessen hätte. Als das Gebäude gebaut wurde, hat da noch keiner drin gearbeitet. Dadurch, dass das Gebäude auf großen Säulen ruht, die in die Erde gerammt wurden, waren allenfalls die Erschütterungen ein wenig nervig, insgesamt aber okay. Schlimm war die Aufstockung des Gebäudes, nachdem es bereits in Betrieb genommen war. Das war wirklich nicht in Ordnung. Man konnte nicht telefonieren, man konnte keine Besprechungen machen, man konnte bei dem Lärm auch keine Klausuren schreiben, weil es fast unmöglich war sein eigenes Wort zu verstehen, geschweige denn sich zu konzentrieren. Auch wurde während der Aufstockung für das Einsetzen einer neuen Treppe das Dach am Freitagnachmittag teilweise abgenommen, bevor es am Wochenende zu einem starken Unwetter kam. Kein Wunder, wenn dann der ganze Keller schwimmt! Also Baulärm finde ich nicht so gut. Und ich glaube jeder, der hier im Gebäude gesessen hat, sieht das ähnlich. Dennoch ist es natürlich schön, wenn man neue Gebäude bekommt. Seit 1993 hat sich das Gesicht des Campus völlig verändert, mehr natürlich der Universitätsteil mit dem Gebäude 64 und dem schicken neuen CBBM nebenan. Auch die geplante Verlängerung des CBBM durch das BMF und das neue Fraunhofer-Gebäude sind schöne Vorhaben, insbesondere, dass die Gebäude neu sind, ist von Vorteil. Wenn man sich im Vergleich dazu die Kieler Universität ansieht, besteht der Campus da überwiegend aus alten Gebäuden. Gebäude wie die Seefahrtsschule hier hatten zwar einen eigenen Charme, aber wirklich toll war das eigentlich nicht.

StudentenPACKWenn Sie ein Bild vom Campus in 20 Jahren malen würden, was wäre darauf zu sehen?

Illig: Ich glaube, dass die Uni Lübeck dann noch deutlich größer sein wird, sowohl in der Fläche als auch in der Anzahl der Studienfächer. Die Schritte für diese Erweiterungen insbesondere im Life Science Sektor werden durch die bereits vorgenommene Gründung des BioMedTech-Campus und die Kooperation mit der Fachhochschule weiter voran getrieben. Die Uni wird damit noch weiter aufblühen. Nicht zuletzt unterstützt auch die Stiftungsuni diesen Weg, indem von außen Stifter hinzukommen und Förderungsmaßnahmen durchgeführt werden können. Ich denke, dass wir in Zukunft gestärkter und besser dastehen werden als heute.

StudentenPACKIn diesem Jahr wurde Frau Annette Schavan die Ehrendoktorwürde der Universität verliehen. Wie stehen Sie zu dieser Verleihung?

Illig: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich war damals in der Senatssitzung dabei, in der über die Verleihung entschieden wurde. Es gab Abwägungen, ob ihr der Titel verliehen werden sollte oder eher nicht. Ich persönlich finde es schwierig Personen Ehrendoktortitel zu verleihen, die noch in Amt und Würden stehen. Als Frau Schavan dann wie Herr Guttenberg und andere von der Plagiatsaffäre eingeholt wurde, stand im Raum, wie mit der ganzen Situation umgegangen werden sollte. Ich finde es ehrlich gesagt ein wenig schwierig, die Promotionsarbeiten, die vor 20 oder 30 Jahren geschrieben wurden, mit den heutigen Mitteln darauf zu überprüfen, wo vielleicht etwas abgeschrieben wurde. Es ist sogar ein wenig unfair. Was in den Arbeiten fehlt, sind zudem nur die Verweise auf die ursprünglichen Texte. Dass man sich bei seiner Arbeit mit Sekundärliteratur darüber informiert, wo oder wie andere auf dem Gebiet bereits gearbeitet haben, ist normal. Man muss es eben nur zitieren, Wenn Sie jetzt geschrieben hätte, aus welchem Werk die Texte kamen, hätte niemand etwas gesagt. Mit den damaligen Mitteln ist es natürlich nicht so einfach wie mit den Mitteln von heute, mit denen man auf elektronischem Wege schnell etwas findet. Im Senat haben wir uns am Ende einstimmig für die Verleihung entschieden. Durch die Plagiatsaffäre wurde das dann verschoben und erneut diskutiert, aber daraufhin in einem weiteren Beschluss auch erneut bestätigt. Dann sollte man sich daran auch halten. Oft lässt man sich auch von außen durch die Presse lenken. Was die heute erzählt, muss man schließlich auch nicht alles glauben. Das ist manchmal sehr stark in eine Richtung gedrängt, und ich finde es schwierig, wenn man sich dadurch selbst in eine Richtung drängen lässt.

StudentenPACKVielen Dank für dieses Interview!

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https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-helge-illig-uber-20-jahre-informatik-in-lubeck/feed/ 0
Gespräch mit Prof. Volker Linnemann über 50 Jahre Uni Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-prof-volker-linnemann-uber-50-jahre-uni-lubeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-prof-volker-linnemann-uber-50-jahre-uni-lubeck/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:05:39 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212448 StudentenPACKWahrscheinlich haben nicht alle Studenten Sie in einer Vorlesung gehabt. Könnten Sie sich einmal kurz vorstellen?

Volker Linnemann: Von 1972 bis 1977 habe ich in Braunschweig studiert und das Studium als Diplom-Informatiker im Januar 1977 abgeschlossen. Anschließend war ich wiss. Mitarbeiter an der TU Braunschweig, wo im Juli 1979 die Promotion zum Dr. rer. nat. erfolgte. Als Post-Doc bin ich dann für ein Jahr an die University of Toronto gegangen und habe anschließend zwischen 1981 und 1982 bei der Nixdorf-Computer AG in Paderborn, heute ein Teil der Siemens AG, in der Abteilung Software-Technologie gearbeitet, bevor ich dann Hochschulassistent an der Universität Frankfurt wurde. 1986 wechselte ich zum wissenschaftlichen Zentrum der IBM nach Heidelberg bis ich 1991 einen Ruf auf eine Professur an der Universität Würzburg annahm. Seit dem Wintersemester 1993/94 war ich an der Universität zu Lübeck, die damals noch Medizinische Universität hieß, als Professor tätig und habe das Institut für Informationssysteme geleitet. Zum 1.4.2014 habe ich meine aktive Zeit als Hochschullehrer beendet.

Der damalige Direktor des Instituts für Medizinische Informatik Prof. Dr.-Ing. Dr. med. habil. S. J. Pöppl hatte den Diplomstudiengang Informatik mit dem damals einzigen Nebenfach Medizinische Informatik als Aufbaubeauftragter geplant und ins Leben gerufen. Im Sommer 1993 ergingen mehrere Rufe auf Professuren für diesen Studiengang. Ich war damals der einzige Rufinhaber, der bereits im Wintersemester 1993/94 seine Tätigkeit an der Universität in Lübeck begonnen hat, zeitgleich mit den ersten Informatik-Studierenden.

In der Forschung hat sich das von mir geleitete Institut für Informationssysteme mit Fragestellungen der Datenmodellierung und Datenspeicherung insbesondere im World Wide Web beschäftigt. Ein wichtiger Schwerpunkt war die Entwicklung von typsicheren Programmierkonzepten für die Programmierung von XML-Anwendungen. Da der Diplomstudiengang 1993/94 aufgenommen wurde, war das Institut in der Lehre zunächst nur in die Anfängerausbildung involviert. Im ersten Jahrgang habe ich den gesamten Zyklus Informatik I-IV gelesen. Später hat sich das Institut in der Grundlehre auf die Vorlesung Informatik II konzentriert, die heute im Bachelorstudiengang den Namen Algorithmen und Datenstrukturen trägt. In den höheren Semestern habe ich Vorlesungen und Vertiefungen im Bereich Datenbanken und Informationssysteme gehalten.

StudentenPACKWas hat Sie bewegt, die Berufung in Lübeck wahrzunehmen?

Linnemann: Informatik war damals ganz neu hier in Lübeck. Als Student in Braunschweig hatte ich die Situation 1972 schon einmal erlebt, da dort der Informatik-Studiengang auch ganz neu aufgebaut wurde. Jetzt hatte ich die Möglichkeit, den Start eines Informatikstudienganges aus Professorensicht zu erleben. Deshalb war es mir wichtig, von Anfang an dabei zu sein.

StudentenPACKEs begann 1993 mit Ihrer Vorlesung „Einführung Informatik 1“ als erste Informatikveranstaltung neben den Mathematikfächern. Was unterscheidet eine Vorlesung, die Sie damals gehalten haben, von einer Vorlesung, die Sie noch Anfang des Jahres gehalten haben?

Linnemann: Damals gab es beispielsweise noch keine Beamer. Vorlesungen wurden in der Regel an die Tafel oder auf Folie geschrieben. Folglich war es natürlich auch nicht möglich, Computerprogramme in der Vorlesung vorzuführen. Es gab auch kein WWW. Wenn es Vorlesungsunterlagen für die Studierenden gab, wurden sie entweder in der Vorlesung direkt verteilt oder es wurde eine Kopie an einem zentralen Ort, z.B. in der Universitätsbibliothek, deponiert, sodass sich jeder selbst eine Kopie anfertigen konnte. Mein Eindruck ist auch, dass die Studierenden damals in den Vorlesungen aufmerksamer waren. Das liegt vielleicht an den heute wesentlich größeren Möglichkeiten, sich anderweitig über die Vorlesungsinhalte zu informieren. Bei großen Grundvorlesungen muss man sich heute als Dozent wesentlich mehr um die Aufmerksamkeit kümmern, wenn man nicht im Gemurmel vieler Studierender untergehen will. Studentische Evaluationen gab es damals noch nicht. Es ist natürlich positiv, wenn man als Dozent Feedback von den Studierenden bekommt und dadurch die Vorlesung verbessern kann. Es gibt aber leider Studierende, die sich hinter der Anonymität der Evaluation verstecken und allgemeine sehr negative Kommentare abgeben, die keinerlei konkrete Hinweise enthalten. Solche Kommentare können für einen Dozenten sehr deprimierend sein, besonders dann, wenn man sehr viel Arbeit in eine Vorlesung investiert hat.

StudentenPACKWenn Sie noch einmal studieren würden, würden Sie damals oder heute studieren?

Linnemann: Ich würde heute nicht anfangen wollen. Ich weiß auch nicht, ob ich das heute mit meinen Ansprüchen von damals schaffen würde. Das Studium ist vollgepackt mit vielen Veranstaltungen, weil die Informatik gewachsen ist und jeder Dozent seinen Bereich für sehr wichtig hält. Wenn ein Studierender heute aus finanziellen Gründen parallel zum Studium viel arbeiten muss und trotzdem seinen Bachelor in sechs Semestern schaffen will, hat er entweder eine 60 Stunden Woche oder er mogelt sich durch das Studium und macht nur das Nötigste. Dann wird er zum Bulimie-Studierenden: Lernen – Klausur schreiben – Vergessen – Lernen – Klausur schreiben – Vergessen … . Ein wirkliches Durchdringen des Stoffes ist beim vollgepackten und verschulten Bachelorstudiengang in 6 Semestern so gut wie unmöglich. Viele Studierende gehen nicht mehr in Vorlesungen. Sie nehmen aus Vorlesungsskripten und Folien nur noch das zur Kenntnis, was für die Übungen und Klausuren relevant ist.

StudentenPACKDen ersten großen Höhepunkt fand die Informatik nach 1993 im Jahre 2004 mit dem Bau des Informatik-Neubaus (Gebäude 64). Was können Sie uns dazu sagen?

Linnemann: Das war eine ziemlich lange Geschichte. Als ich 1993 angefangen habe, hieß es vom Kanzler noch: „Das dauert 1 Jahr, dann wird gebaut.“ Es hat dann mehr als 6 Jahre gedauert, bis im Februar 2000 der erste Spatenstich für das Gebäude vollzogen werden konnte. Ich hatte zu meiner Berufung schon Unterlagen bekommen, die die geplanten Flächen dieses Gebäudes beschrieben. Endlich einziehen konnten wir dann aber erst im März 2004, mehr als 10 Jahre nach Beginn des Informatik-Studiengangs. Das war auch sehr wichtig, denn die Informatik und die Mathematik waren vor dem Bezug des Neubaus auf viele Standorte verteilt. Der Standort Seelandstraße, wo einige Institute untergebracht waren, befand sich hinter der damals noch vorhandenen Herrenbrücke. Wenn die Brücke hochgeklappt war, verlängerte sich der Weg um mindestens 15 Minuten. Seit etwa 9 Jahren befindet sich an der gleichen Stelle der mautpflichtige Herrentunnel. Damals war schon geplant, das Gebäude irgendwann aufzustocken, wenn es zu klein würde. Manchmal kommt es in der Bauphase eines öffentlichen Gebäudes vor, dass das Ministerium sieht, dass es günstiger ist, gleich das ganze Gebäude zu bauen, anstatt Teile bei Bedarf später hinzuzufügen. Hier war das leider nicht der Fall. So wurden am Anfang nur Erdgeschoss, erstes und zweites Geschoss gebaut. Zwischen 2009 und 2011 wurde dann das dritte Stockwerk aufgesetzt. Hierdurch entstanden natürlich hohe Mehrkosten im Vergleich zu einem Komplettbau aus einem Guss. Die Zeit dieser Erweiterung war für die Mitarbeiter im Gebäude 64 alles andere als schön. Nach dem Abnehmen des Daches kam es während der Bauarbeiten zu einem Wasserschaden, sodass das Wasser in einigen Institutsräumen und Fluren stand. Um Schimmelpilzbildung zu verhindern, liefen dann wochenlang lärmende Pumpen in einigen Fluren und Räumen. Schlimmer noch war aber der teilweise unerträgliche Lärm der Bauarbeiten. Die Universität kann von Glück sagen, dass kein Mitarbeiter die unerträglichen Zustände in dieser Zeit öffentlich gemacht hat. Sonst wäre die Universität gezwungen gewesen, Interimsräume für viel Geld anzumieten.

StudentenPACKDas nächste große Ereignis traf die Universität dann ja 2010, als die schwarz-gelbe Landesregierung versuchte den Medizin-Studiengang an der Universität zu schließen. Was haben Sie von „Lübeck kämpft“ miterlebt?

Linnemann: Es war nach 2005 bereits die zweite Aktion der Landesregierung um Geld zu sparen. Das war damals ein ziemlicher Schlag ins Kontor. Entweder war die Landesregierung von der Fehleinschätzung ausgegangen, die anderen Studiengänge könnten die Universität am Leben erhalten, oder sie hat den Medizin-Studiengang mit dem Gedanken zu schließen versucht, dass im Anschluss ohnehin die gesamte Universität schließen würde. Aber es zeigte sich: Landesregierungen reagieren sehr empfindlich auf große Demonstrationen. Beim ersten Mal im Jahr 2005 war eigentlich schon beschlossen, die Informatik in Lübeck und Kiel zusammenzulegen. Durch eine große Demonstration auf dem Koberg war der damalige Minister so von dem Widerstand beeindruckt, der gegen diesen Plan aufgebracht wurde, dass das Thema wenige Tage später schon wieder vom Tisch war. 2010 war das ähnlich. Nach der riesigen Demonstration in Kiel dämmerte der Landesregierung, dass die Schließungspläne vielleicht schädlich sein könnten. Vielleicht war aber auch von Beginn an geplant, die Bundesregierung mit den Schließungsplänen unter Druck zu setzen, um die erforderlichen jährlichen 25 Millionen Euro aus Berlin zu bekommen. Das haben vielleicht nicht alle in der Landesregierung im Kopf gehabt, aber bei einigen könnte das durchaus so gewesen sein. Der damalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen war übrigens nach meiner Wahrnehmung der einzige, der später öffentlich zugegeben hat, dass die Schließungspläne ein Fehler waren. Vom damaligen Minister Jost de Jager habe ich auf entsprechende Fragen von Journalisten nur ausweichende Antworten gehört.

StudentenPACKWaren Sie in Kiel dabei?

Linnemann: Ja, ich war dabei. Mich hat damals beeindruckt, dass man wirklich Ohrenschützer brauchte, um keinen Ohrenschaden zu riskieren. Es war unheimlich laut. Ich erinnere mich noch daran, wie wir vor dem Landeshaus standen und wie empfindlich einige Politiker der damaligen CDU-FDP-Koalition auf Fragen der Demonstranten reagiert haben. Einige hatten wohl ein schlechtes Gewissen. Das war sehr interessant.

StudentenPACKIn diesem Jahr kam es zu der sehr umstrittenen Verleihung der Ehrendoktorwürde an die ehemalige Ministerin Annette Schavan für ihr Handeln während „Lübeck kämpft“. Wie stehen Sie zu dieser Verleihung?

Linnemann: Um der Sache wirklich gerecht zu werden, muss man die Zeit vor Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe zu ihrer Dissertation trennen von der Zeit nach Bekanntwerden der Vorwürfe.

Vor Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe:

Mehr als ein Jahr bevor die Plagiatsvorwürfe bekannt wurden, hat die Universität zu Lübeck mit der erforderlichen Mehrheit beschlossen, Frau Schavan die Ehrendoktorwürde für ihren Einsatz für die Universität zu Lübeck zu verleihen. Ich war damals zunächst nicht begeistert über diesen Beschluss, weil es etwas fragwürdig ist, jemandem eine Ehrendoktorwürde zu verleihen, der lediglich Steuergelder für die Universität locker gemacht hat. Man kann die Verleihung der Ehrendoktorwürde aber vertreten, weil es nicht einfach nur Geld war, sondern es war der Weg, dieses Geld gesetzeskonform zur Verfügung zu stellen. Frau Schavan hätte auch sagen können: Das geht mich nichts an, das ist Ländersache. Sie hat sich für die Universität eingesetzt und einen Weg der Rettung gefunden, obwohl sie eigentlich nicht zuständig war. So gesehen war ihr Einsatz außerhalb ihres eigentlichen Bundesministerauftrags, daher ist aus meiner Sicht die Ehrendoktorwürde in Ordnung. Die Ehrendoktorurkunde wurde ausgefertigt und vom Präsidenten der Universität zu Lübeck unterschrieben. Es fehlte nur noch der Vollzug durch das Überreichen der Urkunde.

Nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe:

Bevor die Urkunde übergeben werden konnte, wurden die Plagiatsvorwürfe in Bezug auf die Dissertation von Frau Schavan bekannt und in einem gesetzeskonformen Verfahren wurde Frau Schavan der Doktortitel entzogen. Das hat das Gericht bestätigt. Frau Schavan hat keine weiteren Rechtsmittel eingelegt und den Entzug des Doktorgrades akzeptiert. Sie darf also den Titel Dr. phil. aufgrund von Plagiaten nicht mehr führen. Ich bin der Meinung, dass eine Ehrendoktorwürde eine integre Persönlichkeit voraussetzt, die sich in ihrem Leben nichts Wesentliches hat zu Schulden kommen lassen. Die rechtskräftig bestätigten Plagiate sind eine schwere Verfehlung, die aus meiner Sicht eine Ehrendoktorwürde ausschließen, unabhängig von den Verdiensten von Frau Schavan. Die Urkunde hätte aus meiner Sicht nicht übergeben werden dürfen. Wenn Frau Schavan auf einer Übergabe bestanden hätte, hätte die Universität den formalen Weg des Entzugs der Ehrendoktorwürde gehen müssen, den die Promotionsordnung für den Fall vorsieht, dass sich die geehrte Person der Auszeichnung nicht würdig erwiesen hat. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Frau Schavan nach den rechtskräftig bestätigten Plagiaten hat aus meiner Sicht den Ehrendoktortitel der Universität beschädigt. Die Universität muss froh sein, dass keiner der Ehrendoktoren der Universität seinen Titel zurückgegeben hat.

StudentenPACKDas letzte angefangene Großprojekt der Universität zu Lübeck bis jetzt ist die Stiftungsuni, die durch das Stiftungsgesetzt allmählich feste Formen annimmt. Was halten Sie von diesem Projekt?

Linnemann: Ich halte das Projekt Stiftungsuni für sinnvoll, aber auch für gefährlich. Ich weiß nicht, ob eine so kleine Universität dieses Risiko wirklich eingehen sollte. Ich kann nur hoffen, dass es gut geht. Es wird wahrscheinlich immer Stimmen im Ministerium geben, die sagen werden: „Ihr seid doch jetzt Stiftungsuni, Ihr braucht kein Geld mehr.“ Durch das Stiftungsgesetz ist das Land zwar weiterhin zu entsprechenden Zuschüssen an die Universität verpflichtet, ein Gesetz zu ändern ist aber jederzeit ohne Beteiligung der Universität möglich. Wenn das Land also wieder versucht, die Uni zu schließen, wird das über den Geldweg seitens des Landes laufen. Die große Gefahr ist also, dass das Land per Gesetz die Zuschüsse für die Stiftungsuni streicht und damit die Universität austrocknet. Man kann nur hoffen, dass sich in einem solchen Fall viele Stifter an entsprechenden Demonstrationen beteiligen. Aber vielleicht sollte man das Thema Stiftungsuniversität optimistischer sehen. Wenn es gut läuft, bietet die Stiftungsuniversität hervorragende Chancen für die weitere Entwicklung der Universität zu Lübeck.

StudentenPACKWelche Ereignisse haben Sie in Ihrer Zeit hier an der Uni besonders geprägt?

Linnemann: Meine erste Vorlesung in Lübeck war sehr prägend. Damals gab es nur wenige Studierende, mit denen man auch in der Vorlesung diskutieren konnte. Die Zeit in der das hier anfing war insgesamt eine sehr schöne Zeit. Heute ist durch die Einführung des Bachelor-Master-Systems alles leider sehr bürokratisch geworden. Sie müssen sich nur mal anschauen, was es heute für Ämter in der Lehre gibt, die es früher nicht gab: Vizepräsident Lehre, Studiengangsleiter Sektion MINT, Studiengangsleiter Informatik, Studiengangskoordinatorin Informatik. Damals konnte ich das alles noch alleine machen, weil es so viel Bürokratie noch nicht gab und diese auch nicht notwendig war. Mittlerweile ist es schon für einen Studierenden schwierig, zu durchblicken, was alles zu machen ist, wie man sich wo anmelden muss und was man im Krankheitsfall auf jeden Fall und in welcher Frist tun muss, um keine gravierenden Nachteile zu haben. Seit einigen Jahren wird nach einer Software gesucht, die das alles auch für das Prüfungsamt leichter macht, aber gefunden wurde da meines Wissens noch nichts Gutes. Sehr prägend waren auch die monatlichen Professorentreffen. Zu Anfang waren wir zu viert (Prof. Pöppl, Prof. Reischuk, Prof. Lasser und ich). Diese Treffen fanden zunächst immer in einem China-Restaurant in der Nähe des damaligen Informatik- und Mathematikstandortes ehemalige Seefahrtschule statt. Da es manchmal etwas hoch herging, wurden die Treffen dann in die Universität verlegt.

StudentenPACKIn den letzten drei Jahren hat sich erst die Medizinische Informatik, in diesem Jahr auch die Medieninformatik und der Master-Studiengange Entrepreneurship in Digitalen Technologien selbstständig gemacht. Was wird da noch kommen?

Linnemann: Dieser Prozess wird so weitergehen. Die Informatik wird immer größer. Zwischen der Informatik 1972, als ich mit dem Studium angefangen habe, und der Informatik heute liegen Welten. Damals bestand die Informatik im Wesentlichen aus Berechenbarkeit und Entscheidbarkeit, Automatentheorie und formale Sprachen, Programmiersprachen, Compilerbau, Betriebssysteme und natürlich Technischer Informatik. Die Programmiersprachenlandschaft beschränkte sich auf Algol, Fortran, COBOL, PL/I, SIMULA und LISP. Mehr gab es damals nicht. Die Gebiete Datenbanksysteme und Komplexitätstheorie waren damals noch sehr jung und in Braunschweig zunächst noch nicht als Lehrfach vorhanden. Das kam etwas später. Heute umfasst die Informatik wesentlich mehr, sodass man das nicht mehr alles in einen Studiengang packen kann. Deshalb wird diese Spezialisierung so weitergehen. Es kann sogar gut sein, dass es irgendwann keinen Kerninformatik-Studiengang, sondern nur noch spezialisierte Informatikstudiengänge, gibt. Das ist eine Konsequenz der immer größer werdenden Stofffülle.

StudentenPACKVielen Dank für dieses Interview!

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https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-prof-volker-linnemann-uber-50-jahre-uni-lubeck/feed/ 0
Nordische Filmtage: „Brief an den König“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/nordische-filmtage-brief-an-den-konig/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/nordische-filmtage-brief-an-den-konig/#respond Sat, 01 Nov 2014 16:33:17 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212728 „Wenn jemand drei Tage bei uns lebt, ist er ein Gast. Ab dem vierten Tag ist er Teil der Familie.“

Geduldet von der Gesellschaft verbringen Beritan, Akhbar, Mirza, Zirek, Hassan und Miro einen Tag nach dem anderen in einer abgelegenen Flüchtlingsunterkunft in Norwegen. Eines Tages bekommen sie die Möglichkeit mit einem Bus einen Ausflug nach Oslo zu machen und dort einen Tag lang ihrem Alltag zu entkommen. Jeder von ihnen verbringt diesen Tag anders, als es von den Flüchtlingshelfern geplant war. Anstatt shoppen zu gehen oder durch die Stadt zu bummeln, versuchen alle etwas zu erledigen, was ihnen am Herzen liegt. Beritan will den Tod ihres Mannes rächen während Zirek auf ihre Tochter aufpasst und gleichzeitig versucht einen ganz normalen Tag als Teenager zu verbringen, indem er sich mit seiner Internetbekanntschaft Ingrid trifft. Akhbar, der abgeschoben werden soll, versucht von seinen Arbeitgebern in der Stadt seinen Lohn zu bekommen um doch noch einen Pass auftreiben zu können. Hassan, der „Champion“, sucht eine Stelle als Karate-Lehrer. Miro verbringt den Tag mit seiner Geliebten, mit der er ein Restaurant aufbauen möchte. Und Mirza möchte einen Brief an den norwegischen König zustellen.

Insgesamt gefällt uns der Film, wenn er auch eher dokumentarisch und bedrückend als erheiternd umgesetzt ist. Sicherlich ist das mitunter durch die Flüchtlingsthematik beeinflusst. Im Brief, den Mirza an den König schreibt, schildert er seine persönliche Geschichte von der Flucht und dem langen Leben in Norwegen. Gleichzeitig umschreibt der immer wieder szenenweise verlesene Brief die Lebenssituation aller Protagonisten und erklärt dadurch zum Teil die verschiedenen Motivationen. Hinzu kommen individuelle Interessen, die Suche nach einem normalen Leben, nach innerem Frieden und nach eigener Gerechtigkeit. Der eine Tag in Oslo wird aber nicht den Erwartungen aller Reisenden gerecht. Verständlich, plausibel und mit einem kritischen Blick auf die Flüchtlingspolitik Europas ist der Film insgesamt gelungen. Für einen kurzweiligen Sonntagnachmittag ist er damit jedoch weniger zu empfehlen.

Regisseur Hisham Zaman, der zur Vorstellung vor Ort war, erzählte im Anschluss an den Film, dass es sich bei der Besetzung sowohl um Amateure als auch um professionelle Schauspieler gehandelt hat. Einige von ihnen stammten auch aus seinem persönlichen Umfeld. Einen Unterschied in der schauspielerischen Leistung konnten wir aber nicht feststellen.

Bei den nordischen Filmtagen wird der „Brief an den König“ noch einmal morgen, am 02.11. ab 11:00 Uhr im CineStar Stadthalle gezeigt. Der Film läuft mit Originalton und englischem Untertitel.

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Nordische Filmtage: „Hallohallo“ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-hallohallo/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/10/nordische-filmtage-hallohallo/#respond Fri, 31 Oct 2014 20:26:20 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212723 „Darf man ausreißen wenn man über 40 ist, zwei Kinder hat und Krankenschwester ist?“

Mit einem lauten Schrei begrüßt Disa, die tragische Protagonistin des Films, das Kinopublikum, rutscht aus und schlittert eine kleine Skisprungschanze herunter. Eine gelungene Einführung finden wir, insbesondere weil der Zuschauer emotional gleich auf eine sehr unterhaltsame Komödie eingestimmt wird. Das Schicksal Disas soll dann aber doch anders verlaufen als erwartet. Von ihrem Mann Laban wegen einer anderen Frau verlassen bleibt die schüchterne Krankenschwester mit den beiden gemeinsamen Kindern Alva und Elin zurück. Auch finanziell sieht es nicht rosig für sie aus. In einem Moment scheinbaren Stillstands im Leben tritt dann aber Kent auf, der sympathische, viermal glücklich geschiedene Vater unzähliger Kinder, der sein Leben als Junggeselle jeden Tag mit einer Leichtigkeit zu genießen scheint, von der Disa nur träumen kann. Herumgeschubst von ihrer Chefin und ihrer Mutter entschließt sie sich Kent näher kennenzulernen – und stellt gleichzeitig ihr Leben auf den Kopf. Mit Hilfe von Kampftraining und einer alten Patientin auf ihrer Station, die tiefsinnig mit ihr über ihr Dasein nachdenkt, verändert sich Disa zu einer extrovertierten, vom Schicksal gezeichneten Persönlichkeit.

Es ist ein gelungenes Spiel zwischen trister Realität und alltäglichem Humor. Regisseurin Maria Blom zeigt eine schüchterne, liebevolle, aber einsame Frau, die sich nach einer gescheiterten Ehe in einem kleinen Dorf in Schweden täglich mit den Widrigkeiten des Alltags konfrontiert sieht. Von allen Seiten her scheinen Ansprüche an sie gestellt zu werden: Die Kinder wünschen sich mehr Lego-Steine, die Eltern kritisieren ihre Lebensweise und die kleine Wohnung und die Chefin im Krankenhaus hat keine hohe Meinung von ihr. Als ihr Ex-Mann mit seiner neuen Freundin Camilla ein Kind erwartet zerplatzen zudem endgültig ihre Träume von der Rückkehr in ein glückliches Familienleben.
Von sich selbst überrascht findet sich Disa in einem Selbstverteidigungskurs wieder und beginnt zum ersten Mal zu tun, was sie selbst will. Der Film erzählt vom Streben nach Veränderung, der Suche nach dem eigenen Ich und den vielen kleinen Schritten – vorwärts wie rückwärts – auf dem Weg dorthin. Uns überzeugt der Film, weil er es trotz der vielen Momente, in denen wir der Protagonistin mehr Glück gewünscht hätten, immer wieder schafft, den ganzen Kinosaal zum Lachen zu bringen.
Nachdenklich, humorvoll, unterhaltsam – definitiv eine gute Wahl für einen grauen Novemberabend!

Bei den Nordischen Filmtagen habt ihr noch die Gelegenheit, euch den Film selbst anzusehen. Er läuft in Originalsprache (Schwedisch) mit deutschen Untertiteln noch einmal am 02.11. um 19:30 Uhr im Kolosseum.

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Zwischen Volksfest und Geschichte https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/zwischen-volksfest-und-geschichte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/zwischen-volksfest-und-geschichte/#respond Mon, 02 Jun 2014 09:20:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211212 Im Jahre 1241 schloss die Hafenstadt Hamburg mit einem ihrer Handelspartner einen neuen Bund, die Hanse. Er sollte der wirtschaftlichen Stabilität des Handels und der militärischen Sicherung der Interessen dieser beiden Städte dienen. Als Mittelpunkt der Nord-Süd-Handelsrouten zwischen Lüneburg und Bergen sowie der West-Ost-Handelsachse zwischen London, Brügge und St. Petersburg lag von da an mehrere hundert Jahre der Mittelpunkt der Welt: Lübeck. Bis zur Entdeckung Amerikas sonnte sich die Stadt in Reichtum und Wohlstand, bewundert und geschätzt von der gesamten damals bekannten Welt als „Königin der Hanse“. In ihrer Blütezeit umfasste die Hanse über 200 Städte im gesamten baltischen Raum sowie in den Niederlanden und Großbritannien, die sich regelmäßig zum Hansetag in verschiedenen Städten trafen, um zukunftsweisende Entscheidungen für das Bündnis zu fällen. Nach der Entdeckung Amerikas verschoben sich die Handelsinteressen nach und nach Richtung Westen, die Hanse geriet in Vergessenheit. Zu schade, dachte sich die Hansestadt Zwolle 1980 und lud die Hansestädte der Welt ein, gemeinsam mit einem Fest an diese Zeit zu erinnern – die Geburtsstunde des Hansetags der Neuzeit.

Vom 22. bis zum 25. Mai lud nun Lübeck zum 34. Internationalen Hansetag der Neuzeit ein. Recht gutes norddeutsches Wetter begleitete diese vier Tage und gab den erwarteten 400.000 Besuchern einen Eindruck dieses längst vergangenen Bündnisses. Auch uns vom StudentenPACK hat interessiert, was die „Königin“ nach über 750 Jahren noch zu bieten hat, sodass wir uns für euch umgeschaut haben. Neben den zahlreichen Buden der Hansestädte in der Innenstadt, dem mittelalterlichen Dorf rund um den Dom, Band-Auftritten und interessanten Stadtführungen war nämlich noch einiges mehr los…

Auf dem Seeweg nach Lübeck

Wie zur Blütezeit der Hanse fahren zahlreiche Koggen und weitere historische Schiffe nach Lübeck, im Mai jedoch nicht um Waren zu liefern, sondern um im Rahmen einer großen Festveranstaltung vor der offiziellen Eröffnung des Hansetags gemeinsam in den Hafen einzulaufen.

Weil die „Lisa von Lübeck“ bereits ausgebucht war, gehen zwei von uns in Travemünde an Bord der Kieler Hansekogge. Bei völliger Flaute fahren wir der Lisa hinterher die Trave herauf. Alles an Bord, bis auf die Steuerung des Elektromotors, sieht aus wie im Geschichtsbuch. „Es ist einfach ganz anders als andere Schiffe“, erzählt Kapitän Michael Oorgzey. „Und Aktionen wie der Hansetag sind für mich einfach reizvoll.“ Dann wendet er sich ab und gibt Befehl zum Umbrasten, also zum Umschwenken des Segels um den Mast. Seit 2001 fährt der gebürtige Kieler das nach historischen Funden gebaute Schiff. Als Berufssegler und Bootsbauer sei es für ihn sehr viel schöner an Bord der Kogge zu fahren als mit einem modernen Schiff.

Auf dem Weg entlang der Trave gibt es nur wenig Ansehnliches, verfallene Fabrikhallen, Kies- und Verladehäfen großer Frachtschiffe dominieren die Szenerie. Und dennoch: In immer kleiner werdenden Etappen stehen lachende und winkende Menschen am Ufer. Einige haben Banner bei sich, auf denen „Schlutup grüßt das Hansevolk“ steht. Ich bin beeindruckt, wie sehr die Menschen an diesem Ereignis teilhaben und den Gästen einen unvergesslichen Empfang bereiten wollen. Etwa drei Stunden nach der Abfahrt passieren wir dann die Eric-Warburg-Brücke. Am Strandsalon und gegenüber an der Hafenstraße stehen bereits unzählige Menschen und jubeln den einfahrenden Schiffen zu. Als die Lisa angekündigt wird brandet Applaus auf: Die Königin der Hanse empfängt ihr Schiff.

Maritimes ohne Ende

Auch die „Maritime Meile“ hat neben Fressbuden einiges zu bieten: Im Museums- und im Hansahafen haben sich Schiffe aller Art versammelt. Neben den Hansekoggen ist die „Alexander von Humboldt II“ der Star am Anleger. Die meisten Schiffe können besichtigt werden und es finden sich überall hilfsbereite Besatzungsmitglieder, die gern das ein oder andere erklären. Irgendwo vor mir singt ein Shantychor Seemannslieder. Meine Anwesenheit an der Promenade senkt das Durchschnittsalter um ungefähr fünf Jahre. Herrlich.

Auch Traditionsschiffe wie die schon 60 Jahre alte „Roald Amundsen“ laden zur Besichtigung ein. Gebaut wurde sie 1952 in der DDR. „Damals trug das Schiff noch keine Masten“, erzählt mir ein junges Crewmitglied und ergänzt als ich etwas verwirrt gucke, dass das Schiff damals als Tank- und Versorgungsschiff der Nationalen Volksarmee verwendet worden sei. Nach dem Zerfall der DDR wurde das Schiff verkauft und von den neuen Eignern zur Brigg umgebaut – es bekam also endlich seine zwei Masten.

Mittlerweile hält der Verein „LebenLernen auf Segelschiffen e.V.“ das Schiff in Schuss und bietet auch für Segelunerfahrene vier bis 20 Tage lange Törns an. Die „Trainees“, wie die segelunerfahrenen Mitreisenden genannt werden, sind dabei in die Abläufe an Bord mit eingebunden. Neben Nord- und Ostsee werden auch entferntere Ziele wie die Karibik oder das Mittelmeer besegelt. Nähere Informationen gibt es auf www.sailtraining.de.

Im Rahmen des Programms „Hanse trifft Humboldt“ finden auf den Schiffen Kurzvorträge zu verschiedensten wissenschaftlichen Themen statt – auf der „Roald Amundsen“ informiert beispielsweise Dr. Wolfgang Baumeister aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des UKSH darüber, wie man bei einem Schiffsunglück möglichst lange überlebt. Innerhalb von 15 Minuten erklärt er das richtige Verhalten im Wasser: Wusstet Ihr, dass man seine Kleidung möglichst dicht verschließen und sich möglichst wenig bewegen sollte?

Bei der Seeschlacht am Samstag hätte es durchaus dazu kommen können, dass dieses Wissen nützlich wird: Während Zuschauer aller Generationen dicht gedrängt am Ufer stehen, setzen sich verschiedene Hansekoggen mit ihren mittelalterlich gekleideten Besatzungen in Bewegung. Die „Wissemara“ aus Wismar, die „Ubena von Bremen“, die Kieler Hansekogge und natürlich die „Lisa von Lübeck“ ziehen alle Blicke auf sich. Ritter, Kaufleute und auch einige junge Frauen sind an Deck, teilweise wird sogar musiziert. Vollständig korrekt mittelalterlich wirkt die Szene jedoch nicht: Die Lisa trägt ein Radar oben im Ausguck und die Ritter auf den Schiffen fotografieren sich gegenseitig mit ihren Smartphones.

Die Seeschlacht im Lübecker Hafen - ein Highlight des Hansetags.

Die Seeschlacht im Lübecker Hafen – ein Highlight des Hansetags.[media-credit id=151 align="aligncenter" width="640"]

Plötzlich gibt es einen lauten Knall. Die Lisa hat das Feuer auf die Wissemara eröffnet. Es sind zwar nur Platzpatronen, doch die Lautstärke und der Rauch vermitteln ein gewisses Echtheitsgefühl – meine Güte, war das laut! Kein Wunder, dass auch die mittelalterlichen Kanonenmeister auf den altehrwürdigen Koggen moderne Ohrenschützer tragen. Zusätzlich tragen noch die Besatzungen zum Lautstärkepegel bei: „Bringt mir die Huren!“ wird von der Kieler Kogge aus geschrien.

Nach einer Stunde mit Horn blasen, Kanonen abfeuern und laut brüllenden Besatzungen ist die Seeschlacht beendet. Die Koggen kehren wieder in den Hafen zurück. Wer letztendlich als Sieger aus der Schlacht hervorgeht, ist für mich nicht ganz ersichtlich. Vielleicht bin ich dafür nicht seeschlachterfahren genug. An Bord aller Schiffe und unter den Zuschauern wird jedenfalls kräftig gejubelt. So eine Seeschlacht bekommt man hier schließlich nicht täglich zu sehen.

Klönschnack im Aegidienhof

Doch neben den sicher häufig geprobten Schiffsmanövern, Vorträgen und Auftritten von teils bekannten Bands wie Tonbandgerät bietet der Hansetag auch die Möglichkeit, ganz direkt und ohne Generalprobe mit Lübeckern in Kontakt zu kommen. 220 Haushalte stellen am Sonntagnachmittag einen roten Stuhl vor die Tür und empfangen Gäste. Während ein Redaktionsmitglied bei einer Familie zu Besuch ist, deren unter dem Tisch liegender Hund Blähungen hat, haben wir mehr Glück.

Schwierig war für uns schon die Wahl des besten Gastgebers, denn offenbar halten sich allerlei Einwohner Lübecks für waschechte Hanseaten. Sowohl das vor einem Jahr aus Polen zugezogene junge Pärchen als auch die sympathische Patchwork-Familie aus Hamburg – sie alle versprachen gemütliche Stunden beim „Klönschnack“. Natürlich glauben wir gern, dass auch der polnische Streuselkuchen „der Hammer“ ist, wie seine Hobby-Bäckerin im Internet im Vorstellungstext beteuert, aber bei aller Neugierde – wir waren anspruchsvoll und wollten Plattdeutsch und Marzipan und das am besten noch in einem historischen Altstadthäuschen.

Genau dieser Wunsch geht letzten Endes tatsächlich in Erfüllung: Pünktlich um 14 Uhr klingeln wir am Aegidienhof, einem Gebäudekomplex aus dem Mittelalter, der ein Mehrgenerationenprojekt beherbergt. Uns wird klar, dass wir wirklich gar nichts über unsere Gastgeber wissen , abgesehen davon, dass sie ein Ehepaar Anfang 60 sind und gerne fremde Menschen zum Kaffeetrinken einladen. Auf den herzlichen Empfang in einer wunderschönen Wohnung folgen Stunden, die unsere Erwartungen bei Weitem übertreffen. Neben spannenden Details über die Geschichte des Aegidienviertels und seiner Synagoge, die übrigens die einzige Synagoge Norddeutschlands ist, deren Fassade in der Reichspogromnacht erhalten blieb, und unterhaltsamen Anekdoten aus der Kindheit auf Plattdeutsch, gibt es vor allem viel über die 68er-Vergangenheit der Gastgeber zu hören. Vom Studentenleben zu dieser Zeit aus erster Hand zu erfahren und dabei ganz entspannt das beste, nicht von Niederegger stammende Lübecker Marzipan zu genießen, ist wirklich einmalig.

Allein diese Idee des ungezwungenen „Salonierens“, bei dem die unterschiedlichsten Menschen, die sich sonst vermutlich nie begegnen würden, aufeinandertreffen, verleiht dem Hansetag einen ganz besonderen, weltoffeneren Charakter als alle namhaften Redner und Cover-Bands vor dem herausgeputzten Holstentor zusammen. Ein solches Konzept, das, anders als Rudi rockt, auch in der Praxis alle Altersklassen umfasst, sollte unbedingt über den Hansetag hinaus Bestand haben und regelmäßig stattfinden!

Eindrucksvolle Performance: Die "Erdgeister" am Walli-Ufer.

Eindrucksvolle Performance: Die “Erdgeister” am Walli-Ufer.[media-credit name="Christoph Krüger" align="aligncenter" width="640"]

Lübeck als Bildermärchen

Tanzende Kobolde, Erdgeister, als Frösche verkleidete, quakend umherspringende Familien und Gitarristen in Bauarbeitermontur hoch oben auf Hafenkränen. Was das alles mit der Hansestadt Lübeck zu tun haben soll, erschließt sich nicht auf den ersten Blick – und leider auch nicht auf den zweiten. Die Idee hinter dem vom Theater Combinale produzierten „Bilderfluss“: Die Zuschauer bewegen sich auf einem kleinen Touristendampfer auf der Trave durch das Spektakel rund ums Thema Wasser, das wahlweise am Ufer oder auf Brücken stattfindet und im Wesentlichen eine Aneinanderreihung getanzter, gesungener und geturnter Szenen ist. Gewissermaßen ein nicht abreißender Fluss an Bildern und Eindrücken auf dem Fluss. Klingt skurril, macht aber unglaublich Spaß. Nicht nur, dass der Zuschauer das Gefühl hat, mitten durch ein magisches Lübeck aus einer anderen Zeit zu schippern – es ist die ungewohnte Rasanz, mit der die Szenen aufeinanderfolgen. Kaum hat der Feuerschlucker am Ufer der „Walli“ die letzte Fackel gelöscht, erklingt schon die „Wassermusik“ am gegenüberliegenden Kanalrand. Unzählige Lübecker aus Musik- und Hochschule, von Tanzschulen, Theater und Feuerwehr sowie die Anwohner der Obertrave und eine Blaskapelle aus Bremen haben ihren Beitrag zu den 21 Szenen geleistet und auf unvergleichliche Weise gezeigt, wie schön Lübecks Wasserwege sind.

„Haben Sie Fragen? Just ask me!“

Damit ein solcher Hansetag stattfinden kann, bedarf es jedoch mehr als nur begeisterter Hanseaten und Schiffe. Von Donnerstag bis Sonntag sind überall Helfer in roten T-Shirts unterwegs, immer einen Stadt- oder Veranstaltungsplan in der Hand. Das Dasein als „Lübeck-Lotse“ erfordert neben einem Lächeln im Gesicht vor allem eine gute Kondition, denn die meiste Zeit verbringt man stehend oder laufend in der Nähe einer roten Info-Hütte.

Die Idee, aktiv am Gelingen des Hansetags teilzuhaben, ein T-Shirt zu bekommen und exklusiv zur Hanseparty eingeladen zu werden gefiel mir – und so meldete ich mich als einer von mehr als 250 Lotsen. Auch meine Lotsen-Kollegen haben Lust auf diese Art von Engagement: „Ich bin Hanseatin und möchte diese Geschichte gegenwärtig halten“, sagt Sabine Gieratz zu mir. Sie erzählt von der Geschichte der Hanse, von Störtebeker und der Hansestadt Nürnberg.

Lübeck-Lotsen helfen Gästen und Lübeckern gerne weiter.

Lübeck-Lotsen helfen Gästen und Lübeckern gerne weiter.[media-credit id=14 align="aligncenter" width="640"]

Bis Mitternacht helfen wir einer Frau beim Einparken, verteilen Wimpel an Kinder, unterhalten uns mit gesprächslustigen Lübeckern und Gästen und lauschen dem nahegelegenen Konzert der Rocklegendenband „Rattles“. Anstrengend aber gelungen.

Am Samstag ist dann endlich die langersehnte Helferparty in der MUK. Die Location ist unübertroffen und nette Leute verschiedenster Altersstufen tanzen und feiern zu moderner Pop- und Rockmusik. Der Wehrmutstropfen findet sich nur an der Getränketheke, an der für einen Becher Orangensaft drei und für den Fünftelliter Wein vier Euro verlangt werden – das hätte nicht unbedingt sein müssen. Doch davon abgesehen kann man den 34. Internationalen Hansetag als gelungen betrachten – wer nicht da war, hat definitiv etwas verpasst!

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Der verschwundene Bus https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/der-verschwundene-bus/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/der-verschwundene-bus/#respond Mon, 02 Jun 2014 08:40:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211258 Die nackte Angst steht mir ins Gesicht geschrieben. In der linken Hand halte ich meinen Studentenausweis, von nasskaltem Schweiß ummantelt. Außer mir steht niemand sonst an der Bushaltestelle. Ein Zeichen? Ich bin mir plötzlich nicht mehr so sicher, hier richtig zu sein. Die Haltestelle Kastanienallee liegt ruhig im frühjährlichen Sonnenschein der späten Mittagsstunde, eine laue, fast schon sommerliche Brise umweht flüsternd das Wartehäuschen Richtung Innenstadt. Und dann kommt er: Der Schicksalsbus. Die Linie 1. Der Bus, der nie am ZOB ankommen wird…
Rückblick. Das erste Mal wurde ich vor etwa einer Woche stutzig. Ich wollte zum Hauptbahnhof fahren und suchte auf meinem Laptop nach einer Route zum Bahnhof mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Eilig hatte ich es nicht, ich wollte nur alle möglichen Verbindungen sehen. Doch dann… Merkwürdig. Die Linie 1 fährt alle 15 Minuten, die Linie 9 ebenso, das ist offensichtlich. Nur zwischen 13:24 Uhr und 13:54 Uhr fährt nichts. Kein einziger Bus in Richtung Innenstadt. Ich änderte die Sucheinstellungen, verglich die Ergebnisse mit meinem Handy – nichts. Nun gut, dachte ich, vielleicht sind die Fahrzeiten wirklich ein wenig merkwürdig, das kommt beim Lübecker Stadtverkehr ja durchaus mal vor. Aber jetzt wollte ich es genau wissen. Ich ging zur Bushaltestelle und verglich die Pläne der Deutsche-Bahn-App mit den aushängenden Plänen. Ungläubig musste ich feststellen, dass auf dem Fahrplan des Stadtverkehrs tatsächlich mehr Busse fahren als in der Deutsche-Bahn-App verzeichnet. Kann es wirklich sein, dass auf dieser Strecke täglich 21 Busse verschwinden?
Es kommen Fragen auf über das, was da genau passiert. Unterschlägt die Deutsche Bahn Busse? Verschweigt sie Routen und Verbindungen? Oder verschwinden diese Busse unterwegs und erreichen niemals ihr Ziel? Verstörende Gedanken. Was wäre, wenn die Deutsche Bahn Busse bewusst verschwinden ließe? Ein Komplott? Vielleicht was mit den Illuminaten? Ich überlege mich mit Galileo Mystery in Verbindung zu setzen, aber die hängen da bestimmt schon viel zu tief drin. Und ich jetzt womöglich auch? Bestimmt haben sie mich schon im Visier, die Busmafia, die willentlich Busse irgendwo zwischen der Kastanienallee und dem ZOB verschwinden lässt!
Vielleicht ein Fehler? Ich schreibe dem Bahn-Online-Support und schildere meine beunruhigenden Entdeckungen – keine Antwort. Nichts. Fast eine Woche warte ich, aber niemand antwortet. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Neugier und Verstörung. Stundenlang hocke ich in der Zimmerecke und warte darauf, dass sie mich abholen kommen. Es bleibt nur eine Lösung: Angriff. Ich muss einen dieser Geisterbusse erwischen, einsteigen und dem Geheimnis auf den Grund gehen, komme was wolle, nur um jemals wieder ruhig schlafen zu können. Deshalb stehe ich hier, mit weichen Knien und nervösem Zittern im ganzen Körper. Dann kommt der Bus, der verhängnisvolle Bus um 13:39 Uhr. Er hält. Ich schlucke. Jetzt heißt es einsteigen. Ich zögere. Was passiert nachdem man verschwunden ist? Muss man bis in alle Ewigkeit in den Eisenbahnschienen-Minen der Deutschen Bahn als Sklave unter der Herrschaft peitschender Schaffner und Lokführer verbringen? Vielleicht kann ich es euch noch erzählen. Ansonsten: Gute Fahrt…

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Feiert! https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/feiert/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/feiert/#respond Mon, 05 May 2014 11:00:25 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=210842 Der Frühling hat die Saison der langen Abende mit guter Musik unter freiem Himmel eingeläutet und pünktlich zum 23. Mai eröffnet auch die Uni wieder die Zeit der Festivals. Zum vierten Mal findet das Campus Open Air vor dem Audimax statt. Sechs Bands bieten ab 14 Uhr Musikalisches aus Rock, Punk und Pop auf, unterhalten, beschallen und laden ein, einen entspannten Freitagnachmittag ohne Lernen auf dem Campus zu verbringen. Seit 2011 kommen einmal im Jahr Bands aus der Umgebung zusammen, um auf der großen Bühne unter dem Banner des Lübecker Pestdocs des AStA Musik zu machen. Wie in den vergangenen Jahren wird auch in diesem Jahr kein Eintritt erhoben.

Bereits 2013 war das Campus Open Air in Lübeck ein großer Erfolg.

Bereits 2013 war das Campus Open Air in Lübeck ein großer Erfolg. [media-credit id=69 align="aligncenter" width="625"]

Für alle, die schon sehr gespannt auf das Programm sind, gibt es hier einmal das Line-Up für dieses Jahr: Beginnen werden „Die Otten“ aus dem Lübecker Umland. Seit 2010 covern sie unter anderem Künstler wie Clueso, Bon Iver und Jimi Hendrix. Ihr Repertoire reicht dabei nach eigenen Angaben von träumerischen Melodien bis hin zu fetzigen Songs. Es folgt eine Stuttgarter Punkrock-Band namens „Fox Named King“, die in ihre Songs Erlebnisse einfließen lässt, die vielen aus unserer Generation bekannt vorkommen werden. Sie stellen sich die Frage nach der Identität und der Persönlichkeit des Individuums in der heutigen Zeit, einer Zeit globaler Krisen und für viele junge Menschen auch der Orientierungslosigkeit im Leben.

Dann gibt es wieder Musikalisches aus Lübeck: In diesem Jahr sind „Maudite“ eingeladen, zu Deutsch „Verflucht“. Die fünf Musiker erzählen mit ihrer Musik Geschichten über Menschen und das Leben. Dabei mischen Maudite verschiedene Stilrichtungen miteinander, darunter Rock und Blues. Sie wollen damit dazu einladen, die Seele baumeln zu lassen. Im Anschluss daran spielt die bayrische Mundwerk-Crew. Sie ist ein Zusammenschluss von acht jungen Musikern, die sich mit Rap, Reggae und Hip Hop vielseitig ausprobieren und dabei durchaus erfolgreich sind: Sie waren Supportband von beispielsweise Dendemann und spielten mehrfach bei einem der größten Reggae-Festivals Europas. Passend zum Campus Open Air beschreibt die Mundwerk-Crew sich selbst mit dem Satz „Lass die Sonne auf den Bauch scheinen und genieß den Tag!“ „Tequila and the Sunrise Gang“ bringen bereits mit ihrem Namen den Gedanken an heiße Sommerabende am Meer mit – dabei stammt die Band nicht aus der Karibik, sondern aus Kiel. Mit Ska-Punk und Reggae animieren sie zum Mittanzen – und legen dabei auf der Bühne gut vor. Für einen gelungenen Abschluss des Abends legen sich „Fuck Art Let´s Dance“ ins Zeug: Die Hamburger Band sorgte mit ihrem häufig mit improvisierten Variationen aufgepeppten Programm schon auf zahlreichen Konzerten für Abwechslung zwischen Popmusik und typisch norddeutscher Melancholie – lassen wir uns überraschen, was uns auf dem Campus Open Air erwartet!

Die Zusammensetzung der Musik wird also wie schon im vergangenen Jahr durch den Pop-, Rock- und Punkbereich dominiert. Im Anschluss wird es aber auch wieder im Zelt vor der Bibliothek elektronische Musik von den Fischplatte-DJs geben und ab 1 Uhr lädt das Parkhaus zur Aftershow-Party ein. Natürlich ist bei aller Musik und guter Laune auch für Essen und Trinken gesorgt. Die Fachschaften MINT und MED kümmern sich um Grillgut und Getränke.

In diesem Jahr fällt das Campus Open Air zudem mit dem Hansetag zusammen, einer Aktion verschiedener Hansestädte, die seit 1980 den historischen Geist der Hanse aus dem Mittelalter jährlich in einer Hansestadt mit verschiedenen Veranstaltungen zelebriert. Zum ersten Mal ist Lübeck vom 22. bis zum 25. Mai die Gastgeberstadt. Unter dem Motto „Gastgeber der Herzen – Lübeck auf Immerwiedersehen“ wird sich hierbei insbesondere die Altstadt vier Tage lang den Gästen aus dem Umland und den anderen Hansestädten präsentieren.

Zu den Highlights gehören in diesem Jahr historische Segelschiffe auf der Maritimen Meile und die HANSEartWORKS, die sich mit Videokünsten aus 18 Hansestädten mit dem zentralen Thema, der Bildung einer „Brücke zwischen Mittelalter und der Hanse der Neuzeit“ zu schlagen, beschäftigen. Rund um Lübeck wird es zudem kulturelle, musikalische und informative Veranstaltungen geben, bei denen alle Interessierten willkommen sind. Ob Eintritt verlangt wird, hängt von der Veranstaltung ab. Der Hansetag zählt zu den touristischen Highlights in Lübeck und einige große Veranstaltungen sind bereits angekündigt. Den Beginn macht am 22. Mai die Eröffnungszeremonie vor dem Holstentor. Passend eingerahmt mit dem Holstentor als Eingang Lübecks findet auch hier vier Tage später die Abschlussfeier statt.

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Ein neues Gesicht https://www.studentenpack.de/index.php/2014/02/ein-neues-gesicht/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/02/ein-neues-gesicht/#respond Mon, 03 Feb 2014 08:30:52 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=209005 Seit September gibt es Neuigkeiten in der Informatik an der Uni: Prof. Dr. Nicole Jochems ist von der RWTH Aachen an das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) gewechselt und bereichert das Institut damit um eine zweite Professur. Zugleich ist sie die erste Professorin des Fachbereichs Informatik an der Universität. Ab dem nächsten Semester wird es an der Uni neben den bereits existierenden Studiengängen zudem noch den Studiengang Medieninformatik geben, der durch das IMIS maßgeblich geprägt werden wird. Anlässe genug also, einmal nach dem Stand der Dinge zu fragen und Frau Jochems hier in Lübeck zu begrüßen.

„Von Printen zu Marzipan.“ Prof. Dr. Nicole Jochems beginnt ihre Arbeit an der Uni.Albina Schütz

„Von Printen zu Marzipan.“ Prof. Dr. Nicole Jochems beginnt ihre Arbeit an der Uni.

StudentenPACK: Viele Studenten wissen noch nicht, dass wir mit Ihnen dieses Semester ein neues Gesicht an der Uni begrüßen dürfen. Können Sie sich einmal in ein paar Sätzen vorstellen?

Prof. Dr. Nicole Jochems: Ich bin 34 Jahre alt und komme ursprünglich aus Aachen. An der dortigen RWTH habe ich Informatik mit dem Nebenfach Psychologie studiert. Ich habe mich schon immer für Mensch-Maschinen-Interaktion interessiert und habe meine Diplomarbeit im Bereich Datenbanken geschrieben. Nachdem ich ein halbes Jahr auch an einem Informatik-Institut gearbeitet habe, bin ich intern von der Informatik zur Fakultät für Maschinenwesen zum Institut für Arbeitswissenschaften gewechselt, wo ich gleichzeitig anfing, zu promovieren. Seit September bin ich hier am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme an der Uni Lübeck tätig. Im November bin ich auch mit meiner Familie hierher hin umgezogen.

PACK: Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Jochems: Ganz unterschiedlich. Es kommt darauf an, welche Termine gerade anstehen. Ich habe dieses Jahr hier am Institut die Vorlesung „Mensch-Computer-Interaktion“ übernommen und die auch komplett neu gestaltet. Wenn also eine Vorlesung ansteht, ist am Montagmorgen ein wenig Vorbereitung für die Vorlesung notwendig. Die Medieninformatik soll ab dem nächsten Wintersemester ein eigener, neuer Studiengang werden, wofür es noch viel zu tun gibt. Ich arbeite gerade an Beschreibungen, Studienplänen und Akkreditierungen für die internen Abstimmungen im Senatsausschuss. Ansonsten sind noch Bachelorarbeiten zu betreuen und ich arbeite auch noch daran, mein eigenes Forschungsprojekt einzubinden und daran dann auch hier zu arbeiten.

PACK: Können Sie uns noch etwas zu dem neuen Studiengang sagen? Was wird sich ändern?

Jochems: Der Medieninformatik-Studiengang wird von der Informatik entsprechend entkoppelt. Wir beabsichtigen aber nicht, weg von der Informatik zu gehen, einige Vorlesungen werden also wie bisher gemeinsam mit den anderen Informatikstudenten stattfinden. Geplant sind aber zwei Schwerpunkte: Zum einen wollen wir einen psychologischen Schwerpunkt unterbringen. Wie die medizinische Informatik eine Verknüpfung zwischen Medizin und Informatik ist, wird die Medieninformatik eine Verknüpfung zwischen der Psychologie und der Informatik sein. Bisher war der psychologische Schwerpunkt im Informatikstudiengang mit dem Anwendungsfach Medieninformatik nur wenig vertreten, weil es aufgrund des Mehraufwands gar nicht möglich gewesen wäre, diesen auch noch unterzubringen. Da wir jetzt diesen neuen Schwerpunkt vertiefend behandeln werden, wird auch das ein oder andere Fach in der Informatik wegfallen, damit die Studierenden nicht zu viele Vorlesungen besuchen müssen. Im späteren Master wollen wir uns dann ganz klar auf die Projektarbeit fokussieren. Wir haben dafür einige größer Projekte geplant, in denen die Studenten wirklich zu verschiedenen Themen in Teams arbeiten können. Das sind die wesentlichen Unterschiede zum aktuellen Studienplan.

PACK: Warum haben Sie sich entschieden, sich hier in Lübeck auf die Professur zu bewerben?

Jochems: Ich habe mich beworben, weil diese Professur sehr gut zu meinem aktuellen Arbeitsumfeld passt. Thematisch passt die Arbeit hier sehr gut zu dem, was ich schon in Aachen gemacht habe. Ich gebe zu, ich war noch nie zuvor in Lübeck. Als ich mir Lübeck dann angeschaut habe, haben mir die Stadt und die Uni sehr gut gefallen. Die RWTH Aachen ist mit etwa 40.000 Studenten vergleichsweise groß, hier fand ich den eher familiären Charakter sehr schön. Es bietet die Möglichkeit, Studierende auch mal ein bisschen besser kennen zu lernen, insbesondere hier am Institut. Das entsprach genau meinen Vorstellungen.

PACK: Lübeck ist ja auch für sein Marzipan bekannt, war das vielleicht auch ein Grund?

Jochems: Aachen ist ja bekannt für seine Printen, also bin ich jetzt quasi von Printen zu Marzipan gewechselt. Ist beides okay.

PACK: Was ist Ihr erster Eindruck von der Universität?

Gebäude 64: Ein neuer Arbeitsplatz an der Uni Lübeck.Lukas Ruge

Gebäude 64: Ein neuer Arbeitsplatz an der Uni Lübeck.

Jochems: Mir gefällt das Familiäre sehr gut, man kennt sich schnell untereinander, man findet sehr schnell die richtigen Ansprechpartner. Auch sehr schön sind die kleinen Kurse. Es ist ein großer Vorteil, da man so besser mit den Studierenden arbeiten und die Veranstaltung interaktiver gestalten kann.

PACK: Ihre bisherigen Arbeiten befassten sich ja mit der „altersdifferenzierten Gestaltung von Mensch-Maschine-Systemen“. Ist das weiterhin Ihr Schwerpunkt oder haben Sie noch etwas ganz anderes geplant?

Jochems: Es wird auf jeden Fall ein Schwerpunkt bleiben, da es thematisch auch gerade ein ganz wichtiges Thema ist. Der demographische Wandel ist in aller Munde, weshalb dieses Thema auch zukunftsweisend sein wird. Ich habe in diesem Schwerpunkt bereits promoviert und auch mehrere Projekte geleitet. Der Plan ist, auch hier am Institut dafür eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen, also eine kleine Forschergruppe. Natürlich heißt das nicht, dass damit kein anderes Thema behandelt werden wird, wir werden da forschungstechnisch also weiterhin auch in die Breite gehen.

PACK: Was interessiert Sie so an diesem Thema?

Jochems: Ich finde es spannend. Es hat einen großen Anwendungsbezug, gerade weil es auch immer mehr ältere Menschen gibt. Manche Menschen sagen: „Okay, die können dann jetzt mit dem System nicht umgehen.“ Ich sehe das nicht so. Ich denke eher, dass solche Systeme dann einfach nicht richtig konzipiert worden sind. Ich finde es einfach spannend, die komplette Benutzergruppe zu betrachten, nicht nur die Älteren. Die sind zwar der Ausgangspunkt, aber genau so müssen auch andere Benutzergruppen wie Erwachsene und Kinder und die Unterschiede zwischen ihnen betrachtet werden. Man kann das optimieren und da kommen dann manchmal auch sehr spannende Ergebnisse raus, die nicht nur für die älteren Benutzer gut sind. Auch jüngere können davon profitieren, wenn man alles einmal ergonomischer anpasst.

PACK: Nach 20 Jahren sind Sie die erste Professorin für Informatik hier an der Uni Lübeck.

Jochems: Ja, ist mir auch schon aufgefallen.

PACK: Woran glauben Sie liegt es, dass Informatik noch immer so eine starke Männerdomäne ist?

Jochems: Dass ich jetzt die erste Informatikprofessorin bin, kann ich mir auch nicht so wirklich erklären. Es ist aber ganz klar, dass weniger Frauen anfangen, Informatik zu studieren, und damit die Quote derjenigen, die dann weitermachen insgesamt geringer ist. Und natürlich dann auch die Anzahl derer, die den Weg zu einer Professur einschlagen. In Aachen habe ich damals mit 700 Studenten angefangen und wir waren fünf Studentinnen. Im Hauptstudium waren wir später nur noch zu zweit und wenn nur eine davon sagt, „ich möchte in die Wissenschaft gehen“, dann sind das ja schon 50 Prozent. Wenn ich das damals nicht gemacht hätte, wäre aus meinem Jahrgang keiner mehr gewesen, der in die Wissenschaft gegangen wäre. Selbst von den ganzen Wissenschaftlern an den Instituten, die da promovieren, gehen auch eher wenige noch einen Schritt weiter. Demnach gibt es natürlich am Ende auch weniger Frauen, die diesen Schritt noch machen. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass mir irgendwelche Steine in den Weg gelegt werden. Ich denke, wenn man das machen will, auch als Frau, geht das.

PACK: Was war Ihre Motivation, Informatik zu studieren?

Jochems: Die kam eigentlich eher aus der mathematischen Richtung. Mathematik hat mir in der Schule schon sehr gelegen und viel Spaß gemacht, fand es dann aber ein bisschen zu langweilig, um es als Hauptfach zu studieren. Deshalb habe ich mich dann für Informatik entschieden.

PACK: Waren Sie eine gute Schülerin?

Jochems: In den Naturwissenschaften war ich gut, in den anderen Fächern normal.

PACK: Eine Frage zur Medieninformatik: Es gibt eine Menge Studenten, die das Bild haben: „Medieninformatik ist doch eigentlich nur ein Laberfach“. Was würden Sie diesen Menschen antworten?

Jochems: Ich würde denen antworten, dass das Problem an der Medieninformatik für die Studenten teilweise ist, dass sie denken, es leicht verstehen zu können, im Vergleich zur Mathematik zum Beispiel. Wenn ich das in den Vorlesungen vortrage denkt man relativ schnell, dass das alles klar ist, es wird aber häufig nicht richtig verstanden, was wirklich dahinter steckt und dass die Medieninformatik auch wirklich zum Einsatz kommt. Die Studenten können die Medieninformatik erst richtig einsetzen, wenn sie in Projekten nutzen können, was sie gelernt haben. Ich versuche gerade auch deshalb, in der Mensch-Computer-Interaktion-Vorlesung Beispiele zu machen, damit man das theoretische Wissen auch ein bisschen anwenden kann. Und ich denke, dass gerade in den Bachelorarbeiten für die, die Medieninformatik für ein Laberfach halten, der große Knall kommt, weil sie die Inhalte der Medieninformatik nicht verstanden haben. Durch den neuen Studiengang soll insbesondere im Master durch die Projektarbeit dieses Wissen vermittelt und vertieft werden. So kann man den Studierenden dann auch besser klarmachen, was Medieninformatik ist.

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