Estelle Kleefisch – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Tue, 01 Mar 2016 08:32:28 +0000 de-DE hourly 1 Schöne neue Bib https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/schoene-neue-bib/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/schoene-neue-bib/#respond Mon, 04 May 2015 08:35:34 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213270 Es ist eine Frage, die jedem Bibliotheksgänger, der während der Prüfungsphasen nicht in aller Herrgottsfrühe aufsteht, um sich mit dem ersten Hahnenschrei einen der rar gesäten, ruhigen Arbeitsplätze in der Bibliothek zu sichern, seit Studiumsbeginn auf den Fingern brennt. Wann wird die ewige Suche nach einem freiem Schreibtisch ein Ende haben? Die Antwort: Es ist soweit! Zumindest ansatzweise und im Rahmen der Möglichkeiten. Da das Kapazitätsproblem der Bibliothek kein Geheimnis ist, hat das Präsidium unserer Universität bereits im letzten Jahr bei Treffen mit potentiellen Stiftern die Notwendigkeit einer Neugestaltung der Bibliothek zur Sprache gebracht. Das Ergebnis: Eine der ersten Stiftungen seit Gründung der Stiftungsuniversität geht an die Zentrale Hochschulbibliothek zur Einrichtung neuer Arbeitsplätze. Ganze 200.000 Euro übergab die Vorsteherschaft der Parcham’schen Stiftung der Universität zu Lübeck am 18. Februar 2015 im Rahmen einer Feierstunde im Audimax.

Investiert werden soll in neue Schreibtische und Stühle. Schon Ende des Jahres wird die erste Etage der Zentralen Hochschulbibliothek den glanzvollen Namen „Henning-Parcham-Lounge“ tragen. Der lernwillige Student wird die Wahl haben zwischen 200 modernen und großzügigen Arbeitsplätzen. Ob der vorgesehene Bereich für all diese verheißungsvollen neuen Arbeitsplätze überhaupt genug Platz bietet, wird allerdings noch geprüft. „Es gibt bisher nur einen Entwurf, es ist noch nichts entschieden“, stellt die Leiterin der Zentralen Hochschulbibliothek Rena Giese klar.

Wem haben wir, wenn alles wie geplant verläuft, die Neugestaltung der Bibliothek zu verdanken? Die Henning-Parcham-Stiftung mit Stammsitz im Dorf Pagelügge vor den Toren Lübecks geht auf das Testament des Lübecker Kaufmanns und Ratsherren Henning Parcham, der Ende des 16. Jahrhundert in Lübeck wirkte, zurück. Zum ursprünglichen Gedanken, Studierende aus der Nachkommenschaft des Stifters zu unterstützen, kamen seit dem vergangenen Jahrhundert weitere Zwecke wie die allgemeine Förderung von Wohnheimen und Studieneinrichtungen für Studenten hinzu. Beispielsweise war die Henning-Parcham-Stiftung in großem Umfang an der Finanzierung des neuen Hochschulsportzentrums beteiligt.

Einige Einschränkungen müssen die Bibliotheksbesucher bis zur Fertigstellung des neuen Arbeitsbereiches allerdings in Kauf nehmen, nämlich wenn ein Teil der ersten Etage geräumt und neu ausgestattet wird. Aber das „sicher nur für kurze Zeit“, beruhigt Rena Giese. Langfristig sei die Bereitstellung weiterer Gruppenräume geplant. Angesichts der bescheidenen Gegebenheiten des Bibliotheksgebäudes werden die aber eher in anderen Häusern der Universität zu finden sein. Der Anfang für ein entspannteres Bibliotheksleben ist also gemacht. Und wer weiß, vielleicht beschert die Thomas-Mann Stiftung einer möglichen Thomas-Mann-Universität ja ein zusätzliches Bibliotheksgebäude mit weiteren 200 Arbeitsplätzen in der „Thomas-Mann-Lounge“.

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Was sein muss, muss sein https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/was-sein-muss-muss-sein/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/was-sein-muss-muss-sein/#respond Mon, 02 Feb 2015 09:10:35 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213153 Dass im Februar Klausuren anstehen, dürfte den wenigsten von euch neu sein. (Falls du davon jetzt zum ersten Mal hörst, dürfte dieser Artikel sehr interessant für dich sein.) Wie in jedem Semester heißt es also wieder: „ Ne, tut mir leid, ich muss noch lernen…“. Dabei hat jeder seine ganz eigene Strategie entwickelt, wie er diesem halbjährlich auftretenden Problem Herr wird. Einige PACKer stellen hier ihre erfolgreichsten Methoden vor.

Spicker können eine gute Vorbereitung sein.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Spicker können eine gute Vorbereitung sein.

Keine Panik

Oberstes Prinzip der Prüfungsvorbereitung überhaupt: Ruhe bewahren. Egal, wie spät man dran ist und wie wenig Vorlesungen man im Semester besucht – geschweige denn nachgearbeitet – hat. Vor allem für Mediziner gilt: Je später du mit dem Lernen beginnst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du dich in der Klausur noch daran erinnerst. Und: Wenn du selbst nicht glaubst, dass die Prüfungen absolut machbar sind (schließlich haben schon Generationen von Studenten dein Schicksal geteilt und es überwiegend schadlos überstanden), können dir auch die besten Lernstrategien nicht helfen. Neben der richtigen inneren Einstellung bedarf es zum optimalen Lernen noch einer weiteren Rahmenbedingung: Ablenkung ausschalten. Natürlich passiert auf Whatsapp und Facebook mehr als auf Vorlesungsfolie 137. Wenn du aber nicht dreimal so lang am Schreibtisch sitzen möchtest, wie du eigentlich zum Lernen brauchst, solltest du damit beginnen, sämtliche Triebe für einen sinnvollen Zeitraum zu unterdrücken. Helfen können Anwendungen wie beispielsweise „Self Control“ für Macs. Die Zeit, die du damit sparst, weil du effektiver lernst, bringt uns gleich zum nächsten und allerwichtigsten Punkt: Freizeit nutzen.

Es sollte selbstverständlich sein, dass man sich für die Arbeit, die man leistet, auch belohnt. Wenn man diese zwar allseits bekannten, aber viel zu oft missachteten Regeln befolgt, stehen die Chancen, dass die folgenden Lernstrategien fruchten, deutlich besser. Neben so kreativen Alternativen zum stumpfen Zusammenschreiben wie Zeichnen und Puzzlen sind Lern-Apps erwähnenswert. Prominentestes Beispiel für diese neue Form des digitalen Lernens ist „ExamTime“. Hat man sich die App kostenlos heruntergeladen, kann man damit alle Lernstrategien (Karteikarten, Mindmapping, Notizen) in ansprechender und einprägsamer Form auf sein Handy verlegen. Vorteil ist also, dass man jederzeit und überall auswendig lernen kann, ohne Massen von Papier und Büchern schleppen zu müssen. Die selbstentworfenen Merkhilfen lassen sich mit Freunden teilen, außerdem kann man zu jeder Lerneinheit ein Quiz erstellen, was die Wissensfestigung ganz wesentlich unterstützt. Angesichts dieser technischen Möglichkeiten würde ich dennoch nie auf die altbewährte Methode, sich den Stoff gegenseitig zu erzählen, verzichten. Ausgesprochenes und im Zusammenhang Formuliertes bleibt einfach besser hängen. Was man bei all dem Gelerne im Hinterkopf behalten sollte: Wichtiges Wissen und klausurrelevantes Wissen sind oft zwei verschiedene Dinge.

Das Bootcamp

Die Lernstrategie, die sich während des Bachelor-Studiums der Informatik für mich am besten bewährt hat, ist das Lernen in der Gruppe. Wir hatten das Glück, vom Anfang des Studiums bis beinahe zum Ende eine kleine, feste Gemeinschaft zu haben, die meistens dieselben Klausuren zur selben Zeit geschrieben hat. Daraus ergab sich folgende Strategie: Man finde sich in einer Gruppe von mindestens drei Leuten zusammen, damit stets genug Fragen aufkommen und neuer Input entsteht, aber auch nicht mit zu vielen, da sich die Wissensstände sonst allzu schnell voneinander entfernen und einzelne zurückzufallen drohen. Außerdem benötigt die Gruppe noch einen großzügigen Gastgeber (hier „C.“ von lat. convivator = Gastgeber), in dessen Wohnung die Gruppe in den nächsten Tagen leben, essen und leiden darf. Dieses Privileg kann natürlich auch zwischen den Gruppenteilnehmern weitergereicht werden, es hat sich aber als effizienter erwiesen, sich jeden Tag zur selben Zeit am selben Ort zu treffen. Ein weiteres nützliches, aber optionales Mitglied der Gruppe ist das Genie (im folgenden „G.“). Das ist der Typ, der Analysis-Tests und TGI-Praktika mal eben nebenbei macht, vor der Klausur verzweifelt, weil er angeblich nichts könne, nur, um dann doch wieder mit der Eins nach Hause zu gehen. Gerade diese Leute erweisen sich aber oft als sehr hilfsbereit und beim Lernen stellt sich dann doch schnell heraus, dass auch sie nur Menschen sind. Ist die Gruppe also vollständig, geht es los. Man trifft sich morgens gegen acht bei C. und macht sich als erstes einen Plan. Welche Fächer stehen an? Welche Materialien haben wir? Welche Übungen arbeiten wir durch und wann fangen wir spätestens mit den Altklausuren an? Sind diese Fragen beantwortet, beginnt der ewig gleiche Trott. Um acht treffen, gegebenenfalls frühstücken, Skripte durchgehen, Übungszettel bearbeiten, sich mit Youtube ablenken, G. mit Fragen löchern, Mittagessen, weiter lernen, keinen Bock mehr haben und gegen acht Uhr abends nach Hause gehen, sich am nächsten Morgen wieder um acht treffen und den Prozess von vorn beginnen lassen. So lange, bis man sich nicht mehr erinnert, jemals auch in der Uni studiert zu haben. Während dieser Zeit leeren sich C.’s Kühlschrank und Kaffeedosen, füllen sich die Schreibblöcke und türmen sich die Pizzakartons, und, wenn man am Ende der Klausurphase nicht mit dem Lieferanten per du ist, macht man irgendetwas falsch. Dem ein oder anderen mag diese Strategie etwas parasitär gegenüber C. und G. vorkommen. Der- oder diejenige sei jedoch versichert, dass sie für Kost & Logis bzw. für ihren Aufwand selbstverständlich finanziell und emotional entschädigt werden. Mit dieser Strategie wurden die meisten Klausuren zumindest beim ersten Versuch und oft auch recht gut bestanden und ich persönlich muss sagen, dass sie auch von allen am meisten Spaß macht. Schließlich lenkt man sich auch gegenseitig etwas von der bevorstehenden Bedrohung ab, was nicht nur die Stimmung aufhellt, sondern auch den Kopf wieder frei für den Lernstoff macht.

Der Eremit

Sollte man einmal als einziger aus der Gruppe eine Klausur schreiben müssen, bleibt leider nur noch eines: sich in seiner Bude verkriechen und pauken. Und dann macht man im Prinzip alles was man bei Plan A auch machen würde – nur allein. Also Skripte durchgehen, Übungen und Klausuren durcharbeiten und dann wieder alles von vorn. Lesen, üben, wiederholen. Immer weiter. Und zwar nicht bis man es kann, sondern bis die Klausurzettel verteilt werden. Mit dieser Strategie wurden dann auch alle zweiten Versuche bestanden. Egal für welche Taktik man sich nun entscheidet, bei den meisten MINT-Fächern wird man sich früher oder später seine ein oder zwei Seiten Notizen machen müssen. Während sich die meisten dabei auf das Nötigste beschränken, habe ich mir angewöhnt, das gesamte Skript (Definitionen etc.) in Schriftgröße 2 aufs Papier zu bringen. Das mag leicht übertrieben sein, aber man wird in der Klausur mit Sicherheit nichts vermissen und außerdem geht man beim mühseligen Niederschreiben auch alles nochmal durch.

Puzzeln

Nach fast sieben Semestern Studium könnte man meinen, ich wüsste, wie man für Klausuren lernt. Mit der für Mediziner typischen Standardmethode „erstmal alles Wichtige rausschreiben und dann auswendig lernen“ bin ich bisher ziemlich gut durchgekommen. Manchmal lohnt es sich aber auch, zu anderen Methoden zu greifen: Das Puzzeln ist hervorragend für Zitratzyklus, Gluconeogenese, Glykolyse und Co. geeignet. Jeder Stoffwechselmetabolit, jedes Enzym und jede Reaktion (unter Berücksichtigung der Reversibilität und dabei entstehender Energieträger wie NADH) bekommt ein eigenes Kärtchen. All dies anschließend in die richtige Reihenfolge zu bringen ist – zumindest für mich – effektiver als reines Auswendiglernen, weil mir dabei klar vor Augen geführt wird, wohin der abgespaltene Wasserstoff verschwindet oder warum dieser Reaktionsschritt durch jenes bestimmte Enzym katalysiert werden muss.

Schemata selbst zeichnen

Auch wenn es in vielen Fächern Schemata gibt, die immer wieder auftauchen und durchaus hilfreich sein können, um das Thema zu verstehen: Ich zeichne sie meistens selbst einmal mit möglichst viel Platz für eigene Anmerkungen ab und frage mich dabei „Warum ist das so?“. Wichtige Cofaktoren, Symptome oder ähnliches, was nicht mit auf der Vorlesungsfolie steht, kann so einfach ergänzt werden, bis zum Schluss ein nach subjektiven Prioritäten vollständiges, für alle außer dem Ersteller unübersichtliches Schaubild entsteht.

Zettel am Spiegel

Immer diese ungenutzten drei Minuten beim Zähneputzen! Für kurze Listen mit Dingen, die sich nur auswendig lernen lassen, die man aber nicht ständig zwischen den restlichen Lernstoff dazwischenschieben möchte, sind kleine bunte Zettel am Spiegel geeignet. So kommt man ums Wiederholen nicht herum, ohne dafür extra Unterbrechungen in Kauf zu nehmen.

Last minute: Folien überfliegen

Die meisten Dozenten fragen in der Klausur tatsächlich nach den Punkten, die sie in der Vorlesung besprochen haben. Nicht alles, was geprüft wird, sind dabei Grundlagen oder Zusammenhänge: Manche Fakten, die abgefragt werden, erscheinen in der Vorlesung – oder wenn man diese nicht besucht hat beim Lernen – zusammenhanglos oder irrelevant und werden deswegen ignoriert. Mit etwas mehr Überblick über das Thema lohnt es sich vor der Klausur, die Vorlesungsfolien noch einmal zu überfliegen und dabei nur nach hervorgehobenen Fakten zu suchen. Ob rot und unterstrichen oder fett und eingerahmt – manches Mal entdeckt man am Tag vor der Klausur auf diese Weise Informationen, die dem Dozenten am Herzen liegen und Punkte bringen!

Schwarmintelligenz

Wenn man studiert, ist man häufig mal überanstrengt und unter Druck, im Stress vor Klausuren, Übungszetteln und Praktika… Aber alleine ist man immerhin nicht! Und das ist etwas, was ich mir mit einigen Kommilitonen in diesem Semester das erste Mal richtig zu Nutzen gemacht habe. Wir haben beschlossen, uns besser zu vernetzen, und haben uns dazu auf dem Markt der Shared-Document-Systeme umgeschaut. Schon in vorherigen Semestern nutzten wir die Dropbox, um dort unsere eigenen Mitschriften hochzuladen. Mittlerweile sind wir zu OneNote übergegangen. Für jede Vorlesung schreibt einer von uns konsequent mit, während die anderen zuhören und die Mitschrift in Echtzeit mit eigenen Notizen ergänzen können. Dadurch muss nicht jeder ständig zuhören oder mitschreiben und trotzdem können alle mit einem ausführlichen Skript am Ende für die Klausuren lernen. Zugleich lassen sich problemlos Vorlesungen verlinken und eigene Skripte anhängen. Neben OneNote bietet sich auch Google Drive oder, insbesondere für die MINTler interessant, Shared LaTeX an. Auch an einer Variante mit LaTeX über GitHub, bei der jeder eine Vorlesungsmitschrift übernimmt, lässt sich gut arbeiten. So oder so helfen Online-Systeme viel, wenn es um das Studium geht. Es lohnt sich wirklich, sich einmal einen Überblick zu verschaffen.

Es gibt viel zu lernen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Es gibt viel zu lernen.

Selektion

Sechs Semester häufen quasi von alleine eine ganze Menge Lernstoff an. Wie soll man dem überhaupt Herr werden? Da hat wohl jeder mit der Zeit seine eigenen Methoden entwickelt. Für mich hat es sich bewährt, alles, was ich in Lehrbüchern lese, in ganzen Sätzen und eigenen Worten nochmal aufzuschreiben. Da gehen zwar eine ganze Menge Zeit, College-Blöcke und Kugelschreiberminen für drauf, aber an das meiste konnte ich mich in den Prüfungen dann doch noch erinnern und wer es mag, hat danach auch eine umfangrreiche Kurzzusammenfassung des Lernstoffs für eine Last-minute-Wiederholung oder spätere Prüfungen. Je weniger Zeit bis zum alles entscheidenden Tag X bleibt, desto mehr versuche ich, die Inhalte nach wichtig und unwichtig sortieren, orientiert an Erfahrungen anderer, was vermutlich in der Prüfung dran kommen könnte. Sterben Menschen, wenn man diesen Sachverhalt nicht kennt? Falls ja, ist es wichtig! Sich mit anderen zu treffen und gemeinsam Aufgaben durchzusprechen hilft mir nicht nur, weil ich da meist noch was bei lerne, sondern auch, weil ich merke, dass ich nicht der einzige bin, dem das gerade keinen Spaß macht und andere auch nicht alles wissen. Kommt aber natürlich immer darauf an, mit wem man sich trifft, aber ihr kennt da sicherlich die richtigen Leute. Manchmal kommt man beim Lernen an einen Punkt, wo Logik, Relevanz und Kontext versagen und simples Auswendiglernen unumgänglich wird. Da hilft mir nur, es mir immer und immer wieder selbst vorzuplappern, bis es nicht mehr rausgeht. Das funktioniert aber nur für eine sehr begrenzte Menge an Fakten, für den Rest gilt: Mut zur Lücke!

„Lernzettel“ schreiben

Durch einen (internen) Studiengangswechsel in einen kleineren Studiengang stand ich schon früh vor der Problematik, die vielen Übungsaufgaben alleine zu bewältigen. Die festen Abgabegruppen haben sich bei den anderen schon gebildet und auch sonst kannte man noch niemanden. Doch gerade das auf sich allein gestellt sein kann durchaus seine Vorteile haben, denn man muss sich automatisch mehr mit dem Thema beschäftigen, als jemand, der in großen Zehn-Personen-Gruppen arbeitet. Von daher der grundsätzliche Rat: Möglichst viel der Aufgaben selber machen und erst danach mit anderen diskutieren – schließlich sitzt man am Ende in der Prüfung auch alleine da. Es gibt jedoch tausende mehr oder minder legitimer Gründe, warum man dann das Semester über doch nicht so aufmerksam war. Was also tun? Bei mir hat sich, insbesondere für die mathematischen und teilweise informatischen Fächer die folgende Methodik etabliert: Sehr wichtig sind die “erlaubten Spickzettel” – meist ein beidseitig beschriebenes DIN-A4-Blatt. Das sorgfältige Zusammenschreiben dieses Zettels ist meist schon eine extrem gute Vorbereitung für die Klausur und sollte nicht vernachlässigt werden. Schließlich sind diese Zettel, falls richtig gemacht, eine der wenigen Möglichkeiten in einer Prüfung ordentlich Zeit zu sparen. Für mich gehören auf diese Zettel alle Informationen, die man nicht auswendig können muss/brauch/kann. Also insbesondere Sätze und Definitionen oder Wissen, dass bei etwaigen Multiple-Choice-Teilen abgefragt werden könnte. Konkrete Berechnungsschemata sind dagegen sehr selten auf meinen Blättern zu finden, nur wenn sie zu umfangreich sind. Muss man diese vom Zettel Schritt für Schritt ablesen und durchführen, geht einfach viel zu viel der in der Klausur kostbaren Zeit verloren – von dem Platzverbrauch auf dem Zettel ganz zu schweigen. Beispiele können auf den Zetteln natürlich nützlich sein. Doch selten lassen sie sich gut übertragen. Und wenn man sich die Rechnung noch in der Klausur an einem Beispiel klarmachen muss, war die Vorbereitung zu schlecht. Deshalb sind auch Beispiele bei mir extrem selten auf den Spickzetteln verewigt. Auch eine sinnvolle Ordnung auf dem Zettel kann wertvolle Minuten sparen: Wenn man eine Aufgabe bearbeitet sollte man sofort wissen, wo auf dem meist in winziger Schrift vollgeschriebenen Zettel die nötige Formel zu finden ist.

Lösungsschemata herausfiltern

Doch was ist alles wichtig? Dafür hilft zunächst ein Blick auf die Altklausuren und die Übungsaufgaben, falls vorhanden. Häufig ändern sich die Themen nicht und in den Übungsaufgaben spiegeln sich potenzielle Aufgaben in der Klausur wieder. Auch wenn man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen kann, geben sie doch eine gute Basis für den Zettel. Das konkrete Durcharbeiten der Altklausuren kommt jetzt aber noch nicht, sondern erst am Ende, wenn man sämtliche Materialien zusammen hat, die man auch in der richtigen Klausr verwenden will. Aus den Klausur- und Übungsaufgaben sowie den Vorlesungsunterlagen heißt es jetzt die Aufgabentypen herauszufinden. Meist kommen die diese aus einem gewissen Pool an Aufgaben, die nur inhaltlich leicht verändert werden, das Grundprinzip des Lösens bleibt aber gleich. Diese “Lösungsschemata” zu verstehen und dann möglichst schnell anzuwenden, ist meiner Meinung nach das A und O bei der Vorbereitung. Wenn man in der Lage ist, sich ein Ablaufdiagramm oder Rezept aufzuschreiben, nach dem man mit Fallunterscheidungen die Aufgabe durchgehen und lösen kann, hat man quasi schon gewonnen. Übungsaufgaben desselben Typs gibt es immer viele – entweder man kann sie sich selbst basteln, googeln oder in die Altklausuren schauen. Alles was dringend nötig ist für diese Schemata, gehört auf meinen Zettel – der Rest sollte durch das ständige Wiederholen der Aufgaben drin sein. Dabei schaue ich immer konkret, an welcher Stelle es hapert. Zum Beispiel kann ich mir nie die Werte vom Sinus und Cosinus merken, die kommen dann einfach auf den Zettel.

Hat man das ganze Semester auf wundersame Weise verschlafen und hat so gar keine Ahnung von dem bald zu prüfenden Fach, hat sich auch bei mir das Zusammenschreiben eines Zettels etabliert. Auf diesen kommt dann die gesamte Vorlesung zusammengefasst mit wirklich allen Inhalten, die nicht offensichtlich unwichtig sind. Das kann man auch tun bei Prüfungen, bei denen keine Spickzettel erlaubt sind oder bei mündlichen Prüfungen, denn wie bereits erwähnt hilft auch das eine ganze Menge – es kommt aber natürlich auf den Lerntyp an. Wer durch Aufschreiben nicht viel lernt, sollte sich andere Methoden überlegen. Hat man sich dann seine Spickzettel mühselig vorbereitet, geht es an die Altklausuren: Am besten schaut man mit einem Timer, wieviel Zeit man für die Aufgaben braucht, ob man die Klausur in der vorgegebenen Zeit geschafft hätte, und, wo es noch hakt. Nach jeder Altklausur wird dann noch einmal der Zettel gegebenenfalls ergänzt, bis ich selber glaube, er ist vollständig. Dann wird es Zeit für die Klausur!

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Vanillekipferl https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/vanillekipferl/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/vanillekipferl/#respond Mon, 01 Dec 2014 08:25:43 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212816
Vanillekipferl und Engelsaugen

Engelsaugen und Vanillekipferl [media-credit id=1 align="aligncenter" width="640"]


Zutaten:

  • 560g Mehl
  • 160g Zucker
  • 400g Butter oder Margarine
  • 200g Haselnüsse, gemahlen oder Erdnüsse
  • 100g Zucker zum Wenden
  • 4 Päckchen Vanillezucker

Zubereitung:

Das Mehl, Zucker und die in kleine Stücke geschnittene Butter sowie die Nüsse zu einem Teig verkneten und eine Rolle formen. Diese für eine Stunde kühlen und anschließend Stücke davon abschneiden, die man zu Kipferl formt. Diese auf ein mit Backpapier belegtes Blech setzen und auf der zweiten Schiene von unten bei 175°C goldgelb backen. Pro Blech dauert das etwa 15 Minuten. 100g Zucker und 4 Päckchen Vanillezucker mischen, die gerade gebackenen Kipferl darin wenden und auskühlen lassen.

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Die Anfänge der Uni Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-anfange-der-uni-lubeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-anfange-der-uni-lubeck/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:40:58 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212500
Ein Gebäude für alles: Haus 21 war das Logo des "Provisoriums", Lübecks erster Studentenzeitung,außerdem beherbergte es in den 60er Jahren Mensa und Asta der Medizinischen Akademie Lübeck.

Ein Gebäude für alles: Haus 21 war das Logo des “Provisoriums”, Lübecks erster Studentenzeitung,außerdem beherbergte es in den 60er Jahren Mensa und Asta der Medizinischen Akademie Lübeck.[media-credit name="Provisorium" align="aligncenter" width="640"]


„In einer würdigen Feierstunde, an der rund 250 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen, wurde gestern im Audienzsaal des Lübecker Rathauses die in Gründung befindliche Medizinische Akademie Lübeck offiziell eröffnet“, heißt es am 4. November 1964 in den Lübecker Nachrichten. Ministerpräsident, Staatsrat und Kultusminister Schleswig-Holsteins, der gesamte Lehrkörper der Universität Kiel mitsamt neuer Lübecker Kollegen sind am 3. November 1964 nach Lübeck gekommen, um in einem Festakt die Geburtsstunde einer Universität zu begehen, deren Gründung den „Beginn eines neuen Kapitels der Lübecker Geschichte“ markiert, wie Stadtpräsident Gaul es 1964 formuliert. Wie sich die medizinische Akademie, liebevoll aber bestimmt „Tochter“ der Christian-Albrechts-Universität Kiel genannt, entwickeln wird, weiß zu diesem Zeitpunkt keiner der Anwesenden. Nach viereinhalb Jahren umfangreicher Vorbereitungen, die nicht zuletzt als reich an Auseinandersetzungen über die Finanzierung und – vor allem – den Status der Hochschule beschrieben werden, blicken die Redner in stolzer Erwartung auf die Entwicklung des „jüngsten Kindes der CAU” und hoffen, es “möge einst eine strahlende Tochter werden“, lautet es weiter in den Lübecker Nachrichten vom 4. November 1964. Man beglückwünscht sich, den „Standort Lübeck mit Geschick ausgesucht zu haben, zumal diese Stadt eine große Tradition und ein wertvolles kulturelles Erbe aufzuweisen habe.“

Kiel und Lübeck – Alte Liebe

Die Kieler Einwände sind allerdings nicht zu überhören: Wie die Lübecker Nachrichten weiter schreiben, betont der Rektor der CAU Kiel, Prof. Hoffmann, „der Weg zur Gründung sei dornenreich gewesen. Auch in Kiel habe man oftmals gezweifelt, ob er der richtige sei. Nun, da die Würfel gefallen seien, erkenne man es aber an.” Der Kieler Rektor kommt nicht umhin, mit leisem Widerwillen zu bemerken: „Eine gewisse Eigenständigkeit der Lübecker Anstalt sei unverkennbar zu spüren“. Wer hätte gedacht, dass das “jüngste Kind“ der Kieler Universität sich als so eigenständig erweisen würde? Nicht einmal zehn Jahre nach ihrer Gründung wird die “Zweite medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel” zur “Medizinischen Hochschule Lübeck.” Innerhalb der ersten zwanzig Jahre vervierzigfacht sich die Studentenzahl. Nach weiteren zehn Jahren wird die Universität um den Fachbereich Informatik erweitert. Seitdem wachsen Studenten- und Studiengangszahlen exponentiell. Spätestens mit “Lübeck Kämpft” behauptet sich die Universität 2010 entgültig gegenüber der Uni Kiel.

Früher war alles anders

Für die 14 Medizinstudenten, die sich im Wintersemester 64/65 zur klinischen Ausbildung nach Lübeck wagten, ging mit den Eröffnungsfeierlichkeiten das Abenteuer erst richtig los. Wie studierte es sich an einer neugegründeten Universität in den 60ern? Wenn auch provisorisch eingerichtet: die Mensa bot dem guten Dutzend Neuankömmlingen mit 110 Sitzgelegenheiten wesentlich mehr Platz, als die heutige Mensa uns 3704 Studenten plus Fachhochschülern bietet. Das Essen kam vorerst aus der Krankenhausküche. Für den AStA wurden ein Arbeits- und ein Besprechungsraum eingerichtet. Bis 1965 das Jugenddorf Anschützstraße gebaut wurde, fanden die ersten Lübecker Medizinstudenten ein eigens für sie reserviertes Zimmer im Wohnheim der staatlichen Ingenieurschule. Wesentlicher Bestandteil des neuen Lübecker Ausbildungskonzeptes war der Unterricht am Krankenbett. Die Dauer der praktischen Ausbildung während der Semesterferien belief sich auf vier Wochen. Außerdem sollten Arbeitsgemeinschaften aus Studenten und Dozenten gebildet werden – was in Anbetracht der Tatsache, dass es wesentlich mehr Lehrende als Studierende gab, ein Leichtes war. Wer im Klinischen Abschnitt die Fächer der Vorklinik vermisste, der konnte sich darüber freuen, dass die „Fortsetzung der physikalisch-chemischen Ausbildung über das Physikum hinaus“ fest im Curriculum verankert war. Vorlesungen fanden sowohl im damaligen Krankenhaus Süd als auch Ost statt. Innerhalb der 15-minütigen Pausen zwischen den Vorlesungen vom einen Krankenhaus zum anderen zu gelangen, war eine echte Herausforderung. Bis ein Shuttle-Bus der Stadtwerke eingerichtet wurde, nahmen Dozenten die Studenten nicht selten einfach im eigenen Auto mit.

In den letzten 50 Jahren hat sich auf dem Campus Lübeck also einiges getan. Nur der Grundgedanke, den Lübecks Stadtpräsident am 3. November 1964 im Audienzsaal des Rathauses formulierte, ist hoffentlich der gleiche geblieben: „Mögen die jungen Menschen hier in Lübeck erfüllt werden von hoher beruflicher Auffassung und ausgezeichnetem Können und von der schlichten Menschlichkeit zugleich, die sich im Helfen und Dienen an den Mitbürgern erfüllt.”

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Zwischen Volksfest und Geschichte https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/zwischen-volksfest-und-geschichte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/06/zwischen-volksfest-und-geschichte/#respond Mon, 02 Jun 2014 09:20:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211212 Im Jahre 1241 schloss die Hafenstadt Hamburg mit einem ihrer Handelspartner einen neuen Bund, die Hanse. Er sollte der wirtschaftlichen Stabilität des Handels und der militärischen Sicherung der Interessen dieser beiden Städte dienen. Als Mittelpunkt der Nord-Süd-Handelsrouten zwischen Lüneburg und Bergen sowie der West-Ost-Handelsachse zwischen London, Brügge und St. Petersburg lag von da an mehrere hundert Jahre der Mittelpunkt der Welt: Lübeck. Bis zur Entdeckung Amerikas sonnte sich die Stadt in Reichtum und Wohlstand, bewundert und geschätzt von der gesamten damals bekannten Welt als „Königin der Hanse“. In ihrer Blütezeit umfasste die Hanse über 200 Städte im gesamten baltischen Raum sowie in den Niederlanden und Großbritannien, die sich regelmäßig zum Hansetag in verschiedenen Städten trafen, um zukunftsweisende Entscheidungen für das Bündnis zu fällen. Nach der Entdeckung Amerikas verschoben sich die Handelsinteressen nach und nach Richtung Westen, die Hanse geriet in Vergessenheit. Zu schade, dachte sich die Hansestadt Zwolle 1980 und lud die Hansestädte der Welt ein, gemeinsam mit einem Fest an diese Zeit zu erinnern – die Geburtsstunde des Hansetags der Neuzeit.

Vom 22. bis zum 25. Mai lud nun Lübeck zum 34. Internationalen Hansetag der Neuzeit ein. Recht gutes norddeutsches Wetter begleitete diese vier Tage und gab den erwarteten 400.000 Besuchern einen Eindruck dieses längst vergangenen Bündnisses. Auch uns vom StudentenPACK hat interessiert, was die „Königin“ nach über 750 Jahren noch zu bieten hat, sodass wir uns für euch umgeschaut haben. Neben den zahlreichen Buden der Hansestädte in der Innenstadt, dem mittelalterlichen Dorf rund um den Dom, Band-Auftritten und interessanten Stadtführungen war nämlich noch einiges mehr los…

Auf dem Seeweg nach Lübeck

Wie zur Blütezeit der Hanse fahren zahlreiche Koggen und weitere historische Schiffe nach Lübeck, im Mai jedoch nicht um Waren zu liefern, sondern um im Rahmen einer großen Festveranstaltung vor der offiziellen Eröffnung des Hansetags gemeinsam in den Hafen einzulaufen.

Weil die „Lisa von Lübeck“ bereits ausgebucht war, gehen zwei von uns in Travemünde an Bord der Kieler Hansekogge. Bei völliger Flaute fahren wir der Lisa hinterher die Trave herauf. Alles an Bord, bis auf die Steuerung des Elektromotors, sieht aus wie im Geschichtsbuch. „Es ist einfach ganz anders als andere Schiffe“, erzählt Kapitän Michael Oorgzey. „Und Aktionen wie der Hansetag sind für mich einfach reizvoll.“ Dann wendet er sich ab und gibt Befehl zum Umbrasten, also zum Umschwenken des Segels um den Mast. Seit 2001 fährt der gebürtige Kieler das nach historischen Funden gebaute Schiff. Als Berufssegler und Bootsbauer sei es für ihn sehr viel schöner an Bord der Kogge zu fahren als mit einem modernen Schiff.

Auf dem Weg entlang der Trave gibt es nur wenig Ansehnliches, verfallene Fabrikhallen, Kies- und Verladehäfen großer Frachtschiffe dominieren die Szenerie. Und dennoch: In immer kleiner werdenden Etappen stehen lachende und winkende Menschen am Ufer. Einige haben Banner bei sich, auf denen „Schlutup grüßt das Hansevolk“ steht. Ich bin beeindruckt, wie sehr die Menschen an diesem Ereignis teilhaben und den Gästen einen unvergesslichen Empfang bereiten wollen. Etwa drei Stunden nach der Abfahrt passieren wir dann die Eric-Warburg-Brücke. Am Strandsalon und gegenüber an der Hafenstraße stehen bereits unzählige Menschen und jubeln den einfahrenden Schiffen zu. Als die Lisa angekündigt wird brandet Applaus auf: Die Königin der Hanse empfängt ihr Schiff.

Maritimes ohne Ende

Auch die „Maritime Meile“ hat neben Fressbuden einiges zu bieten: Im Museums- und im Hansahafen haben sich Schiffe aller Art versammelt. Neben den Hansekoggen ist die „Alexander von Humboldt II“ der Star am Anleger. Die meisten Schiffe können besichtigt werden und es finden sich überall hilfsbereite Besatzungsmitglieder, die gern das ein oder andere erklären. Irgendwo vor mir singt ein Shantychor Seemannslieder. Meine Anwesenheit an der Promenade senkt das Durchschnittsalter um ungefähr fünf Jahre. Herrlich.

Auch Traditionsschiffe wie die schon 60 Jahre alte „Roald Amundsen“ laden zur Besichtigung ein. Gebaut wurde sie 1952 in der DDR. „Damals trug das Schiff noch keine Masten“, erzählt mir ein junges Crewmitglied und ergänzt als ich etwas verwirrt gucke, dass das Schiff damals als Tank- und Versorgungsschiff der Nationalen Volksarmee verwendet worden sei. Nach dem Zerfall der DDR wurde das Schiff verkauft und von den neuen Eignern zur Brigg umgebaut – es bekam also endlich seine zwei Masten.

Mittlerweile hält der Verein „LebenLernen auf Segelschiffen e.V.“ das Schiff in Schuss und bietet auch für Segelunerfahrene vier bis 20 Tage lange Törns an. Die „Trainees“, wie die segelunerfahrenen Mitreisenden genannt werden, sind dabei in die Abläufe an Bord mit eingebunden. Neben Nord- und Ostsee werden auch entferntere Ziele wie die Karibik oder das Mittelmeer besegelt. Nähere Informationen gibt es auf www.sailtraining.de.

Im Rahmen des Programms „Hanse trifft Humboldt“ finden auf den Schiffen Kurzvorträge zu verschiedensten wissenschaftlichen Themen statt – auf der „Roald Amundsen“ informiert beispielsweise Dr. Wolfgang Baumeister aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des UKSH darüber, wie man bei einem Schiffsunglück möglichst lange überlebt. Innerhalb von 15 Minuten erklärt er das richtige Verhalten im Wasser: Wusstet Ihr, dass man seine Kleidung möglichst dicht verschließen und sich möglichst wenig bewegen sollte?

Bei der Seeschlacht am Samstag hätte es durchaus dazu kommen können, dass dieses Wissen nützlich wird: Während Zuschauer aller Generationen dicht gedrängt am Ufer stehen, setzen sich verschiedene Hansekoggen mit ihren mittelalterlich gekleideten Besatzungen in Bewegung. Die „Wissemara“ aus Wismar, die „Ubena von Bremen“, die Kieler Hansekogge und natürlich die „Lisa von Lübeck“ ziehen alle Blicke auf sich. Ritter, Kaufleute und auch einige junge Frauen sind an Deck, teilweise wird sogar musiziert. Vollständig korrekt mittelalterlich wirkt die Szene jedoch nicht: Die Lisa trägt ein Radar oben im Ausguck und die Ritter auf den Schiffen fotografieren sich gegenseitig mit ihren Smartphones.

Die Seeschlacht im Lübecker Hafen - ein Highlight des Hansetags.

Die Seeschlacht im Lübecker Hafen – ein Highlight des Hansetags.[media-credit id=151 align="aligncenter" width="640"]

Plötzlich gibt es einen lauten Knall. Die Lisa hat das Feuer auf die Wissemara eröffnet. Es sind zwar nur Platzpatronen, doch die Lautstärke und der Rauch vermitteln ein gewisses Echtheitsgefühl – meine Güte, war das laut! Kein Wunder, dass auch die mittelalterlichen Kanonenmeister auf den altehrwürdigen Koggen moderne Ohrenschützer tragen. Zusätzlich tragen noch die Besatzungen zum Lautstärkepegel bei: „Bringt mir die Huren!“ wird von der Kieler Kogge aus geschrien.

Nach einer Stunde mit Horn blasen, Kanonen abfeuern und laut brüllenden Besatzungen ist die Seeschlacht beendet. Die Koggen kehren wieder in den Hafen zurück. Wer letztendlich als Sieger aus der Schlacht hervorgeht, ist für mich nicht ganz ersichtlich. Vielleicht bin ich dafür nicht seeschlachterfahren genug. An Bord aller Schiffe und unter den Zuschauern wird jedenfalls kräftig gejubelt. So eine Seeschlacht bekommt man hier schließlich nicht täglich zu sehen.

Klönschnack im Aegidienhof

Doch neben den sicher häufig geprobten Schiffsmanövern, Vorträgen und Auftritten von teils bekannten Bands wie Tonbandgerät bietet der Hansetag auch die Möglichkeit, ganz direkt und ohne Generalprobe mit Lübeckern in Kontakt zu kommen. 220 Haushalte stellen am Sonntagnachmittag einen roten Stuhl vor die Tür und empfangen Gäste. Während ein Redaktionsmitglied bei einer Familie zu Besuch ist, deren unter dem Tisch liegender Hund Blähungen hat, haben wir mehr Glück.

Schwierig war für uns schon die Wahl des besten Gastgebers, denn offenbar halten sich allerlei Einwohner Lübecks für waschechte Hanseaten. Sowohl das vor einem Jahr aus Polen zugezogene junge Pärchen als auch die sympathische Patchwork-Familie aus Hamburg – sie alle versprachen gemütliche Stunden beim „Klönschnack“. Natürlich glauben wir gern, dass auch der polnische Streuselkuchen „der Hammer“ ist, wie seine Hobby-Bäckerin im Internet im Vorstellungstext beteuert, aber bei aller Neugierde – wir waren anspruchsvoll und wollten Plattdeutsch und Marzipan und das am besten noch in einem historischen Altstadthäuschen.

Genau dieser Wunsch geht letzten Endes tatsächlich in Erfüllung: Pünktlich um 14 Uhr klingeln wir am Aegidienhof, einem Gebäudekomplex aus dem Mittelalter, der ein Mehrgenerationenprojekt beherbergt. Uns wird klar, dass wir wirklich gar nichts über unsere Gastgeber wissen , abgesehen davon, dass sie ein Ehepaar Anfang 60 sind und gerne fremde Menschen zum Kaffeetrinken einladen. Auf den herzlichen Empfang in einer wunderschönen Wohnung folgen Stunden, die unsere Erwartungen bei Weitem übertreffen. Neben spannenden Details über die Geschichte des Aegidienviertels und seiner Synagoge, die übrigens die einzige Synagoge Norddeutschlands ist, deren Fassade in der Reichspogromnacht erhalten blieb, und unterhaltsamen Anekdoten aus der Kindheit auf Plattdeutsch, gibt es vor allem viel über die 68er-Vergangenheit der Gastgeber zu hören. Vom Studentenleben zu dieser Zeit aus erster Hand zu erfahren und dabei ganz entspannt das beste, nicht von Niederegger stammende Lübecker Marzipan zu genießen, ist wirklich einmalig.

Allein diese Idee des ungezwungenen „Salonierens“, bei dem die unterschiedlichsten Menschen, die sich sonst vermutlich nie begegnen würden, aufeinandertreffen, verleiht dem Hansetag einen ganz besonderen, weltoffeneren Charakter als alle namhaften Redner und Cover-Bands vor dem herausgeputzten Holstentor zusammen. Ein solches Konzept, das, anders als Rudi rockt, auch in der Praxis alle Altersklassen umfasst, sollte unbedingt über den Hansetag hinaus Bestand haben und regelmäßig stattfinden!

Eindrucksvolle Performance: Die "Erdgeister" am Walli-Ufer.

Eindrucksvolle Performance: Die “Erdgeister” am Walli-Ufer.[media-credit name="Christoph Krüger" align="aligncenter" width="640"]

Lübeck als Bildermärchen

Tanzende Kobolde, Erdgeister, als Frösche verkleidete, quakend umherspringende Familien und Gitarristen in Bauarbeitermontur hoch oben auf Hafenkränen. Was das alles mit der Hansestadt Lübeck zu tun haben soll, erschließt sich nicht auf den ersten Blick – und leider auch nicht auf den zweiten. Die Idee hinter dem vom Theater Combinale produzierten „Bilderfluss“: Die Zuschauer bewegen sich auf einem kleinen Touristendampfer auf der Trave durch das Spektakel rund ums Thema Wasser, das wahlweise am Ufer oder auf Brücken stattfindet und im Wesentlichen eine Aneinanderreihung getanzter, gesungener und geturnter Szenen ist. Gewissermaßen ein nicht abreißender Fluss an Bildern und Eindrücken auf dem Fluss. Klingt skurril, macht aber unglaublich Spaß. Nicht nur, dass der Zuschauer das Gefühl hat, mitten durch ein magisches Lübeck aus einer anderen Zeit zu schippern – es ist die ungewohnte Rasanz, mit der die Szenen aufeinanderfolgen. Kaum hat der Feuerschlucker am Ufer der „Walli“ die letzte Fackel gelöscht, erklingt schon die „Wassermusik“ am gegenüberliegenden Kanalrand. Unzählige Lübecker aus Musik- und Hochschule, von Tanzschulen, Theater und Feuerwehr sowie die Anwohner der Obertrave und eine Blaskapelle aus Bremen haben ihren Beitrag zu den 21 Szenen geleistet und auf unvergleichliche Weise gezeigt, wie schön Lübecks Wasserwege sind.

„Haben Sie Fragen? Just ask me!“

Damit ein solcher Hansetag stattfinden kann, bedarf es jedoch mehr als nur begeisterter Hanseaten und Schiffe. Von Donnerstag bis Sonntag sind überall Helfer in roten T-Shirts unterwegs, immer einen Stadt- oder Veranstaltungsplan in der Hand. Das Dasein als „Lübeck-Lotse“ erfordert neben einem Lächeln im Gesicht vor allem eine gute Kondition, denn die meiste Zeit verbringt man stehend oder laufend in der Nähe einer roten Info-Hütte.

Die Idee, aktiv am Gelingen des Hansetags teilzuhaben, ein T-Shirt zu bekommen und exklusiv zur Hanseparty eingeladen zu werden gefiel mir – und so meldete ich mich als einer von mehr als 250 Lotsen. Auch meine Lotsen-Kollegen haben Lust auf diese Art von Engagement: „Ich bin Hanseatin und möchte diese Geschichte gegenwärtig halten“, sagt Sabine Gieratz zu mir. Sie erzählt von der Geschichte der Hanse, von Störtebeker und der Hansestadt Nürnberg.

Lübeck-Lotsen helfen Gästen und Lübeckern gerne weiter.

Lübeck-Lotsen helfen Gästen und Lübeckern gerne weiter.[media-credit id=14 align="aligncenter" width="640"]

Bis Mitternacht helfen wir einer Frau beim Einparken, verteilen Wimpel an Kinder, unterhalten uns mit gesprächslustigen Lübeckern und Gästen und lauschen dem nahegelegenen Konzert der Rocklegendenband „Rattles“. Anstrengend aber gelungen.

Am Samstag ist dann endlich die langersehnte Helferparty in der MUK. Die Location ist unübertroffen und nette Leute verschiedenster Altersstufen tanzen und feiern zu moderner Pop- und Rockmusik. Der Wehrmutstropfen findet sich nur an der Getränketheke, an der für einen Becher Orangensaft drei und für den Fünftelliter Wein vier Euro verlangt werden – das hätte nicht unbedingt sein müssen. Doch davon abgesehen kann man den 34. Internationalen Hansetag als gelungen betrachten – wer nicht da war, hat definitiv etwas verpasst!

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Grass’ Wermutstropfen https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/grass-wermutstropfen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/05/grass-wermutstropfen/#respond Mon, 05 May 2014 12:08:45 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=210931 Günter Grass erhielt 2003 "In Anerkennung seiner Werke, in denen medizinische Sachverhalte künstlerisch verarbeitet wurden, für sein unbeirrtes Einklagen des Humanen und in Würdigung seiner Gastprofessur an der Universität zu Lübeck" die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck

„In meinem Alter braucht man keine Titel”, verkündete Frau Schavan letzte Woche im ZDF-Interview. Wie schön, dass ihr trotzdem kein Weg zu weit ist, sie sich dann doch noch abzuholen und sich in die Riege derer einzureihen, denen die Universität zu Lübeck eine Erweiterung ihrer in den meisten Fällen ohnehin schon zahlreichen und nicht aberkannten Titelschar angedeien ließ. Bereits 15 namhafte Herren nahmen den Ehrendoktor unserer Universität für große Entdeckungen und großes Wirken entgegen – um sich danach wieder in das nächste nobelpreisverdächtige Forschungsprojekt zu stürzen. Was sagen die werten Herren zum neuen, ersten weiblichen und ansonsten unbetitelten Mitglied in ihrer Runde? Die Reaktionen sind verhalten. Offenbar ist der Aufschrei, der kurz vor dem großen Tag der Verleihung ganz Uni-Lübeck erschütterte und nach einer handvoll Reden in Beifall – sogar des AStA, dessen Kampfgeist im Vergleich zum Sommer 2010 zu wünschen übrig ließ – umschwang, nicht bis zu den alten Ehrendoktoren gedrungen. Denn auch diejenigen, die noch unter den Lebenden weilen, fühlen sich entweder nicht bemüßigt, ihre Meinung über eine so heikle wie unbedeutende Kausa kundzutun – oder sie haben keine, man sehe es ihnen nach. Nur einer meldet sich zu Wort. Günter Grass höchstselbst, Dr. med. h.c. der Universität zu Lübeck und ihr als Lübecker in besonderem Maße verbunden, lässt Folgendes ausrichten: Es habe ihn sehr gefreut, den Ehrendoktortitel der Universität zu Lübeck zu empfangen. Die Verleihung eben dieses Titels an Frau Schavan aber habe „die Nachwirkung dieser Freude gemindert.“ Das wiederum mindert sicherlich die Freude, die Frau Dr. h. c. Schavan empfunden haben mag. Wirklich schade, nehmen Sie’s nicht persönlich, Herr Grass.

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Von Gulden und Talern https://www.studentenpack.de/index.php/2014/02/von-gulden-und-talern/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/02/von-gulden-und-talern/#respond Mon, 03 Feb 2014 09:15:02 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=209057
Dr. Dummler an seinem Arbeitsplatz im Stadtarchiv

Dr. Dummler an seinem Arbeitsplatz im Stadtarchiv.[media-credit id="152" align="aligncenter" width="645"]

Eine Handvoll Fächer eines unscheinbaren Regals, darin reihen sich Plastikkästen mit Jahreszahlen versehen. Hinter diesem schlichten Aufbewahrungsort verbergen sich 700 Jahre Lübecker Münzgeschichte. Von den Anfängen als kleines Dorf auf einem Hügel, über die Ära als Königin der Hanse bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches und dem Beginn der französischen Herrschaft – die Lübecker Münzen waren immer dabei. Auf blauem Stoff in kleinen Fächern liegend, präsentieren sie sich dem Betrachter. Große Dukaten, erhaben, golden glänzend, neben blechernen, hauchdünnen Brakteaten. Schon bald wird man die Münzen hautnah erleben können: 2015 öffnet das Europäische Hansemuseum in Lübeck seine Pforten und wird seine Besucher mitnehmen auf eine Reise durch die Geschichte der Hanse – und untrennbar damit verknüpft – die Handels- und Münzgeschichte Lübecks. Wann und wie die begann und was mit den Münzen alles passierte, bis wir sie schließlich im Museum bestaunen können, ist tatsächlich eine spannende Geschichte.

Pfennige, Floren, Taler, Gulden, Schilling und nicht zuletzt die Mark, die bis 1549 geschlagen wurde – die Lübecker Münzgeschichte ist mit wenigen Zeilen nicht zu umreißen, zu groß ist die Zahl der verschiedenen Münzen, zu komplex ihre Entstehung und Bedeutung. Unbestritten aber ist, dass seit 1226 im Zuge der raschen Stadtvergrößerung das Geld für Stadt und Bürger immer wichtiger und schließlich existenziell wurde. Unabhängigkeit, Handelsneutralität und Reichtum gingen Hand in Hand. „Um seine Handelsneutralität zu wahren, hat Lübeck beispielsweise Fürsten, die gerade Krieg führten mit selbst geprägten Gulden unterstützt“, erklärt Dr. Dieter Dummler, Münzkenner und für viele Jahre passionierter Münzsammler.

Die Anfänge der Münzprägung

1159 ließ Heinrich der Löwe als Stadtherr von Lübeck die ersten Münzen, die Silberpfennige, prägen. Als herausragender Spiegel der politischen Situation kamen in den folgenden Jahrhunderten die unterschiedlichsten Motive und Münztypen zur Ausprägung. Allein von 1191 bis 1226, vornehmlich während der Herrschaft des dänischen Königs über Lübeck, existierten mindestens 60 verschiedene Münztypen.

Eine weitere Besonderheit: Ihr Materialwert entsprach ihrem Nennwert. Während im Europa des 21. Jahrhunderts ein Euro in Italien, den Niederlanden und Frankreich aus Silber hergestellt wird, die in der Bundesrepublik hergestellten 1-Euro-Münzen aber kein bisschen Silber enthalten, war im 13. Jahrhundert das, was draufstand auch drin. Durchaus praktisch, eröffnete es doch theoretisch die Möglichkeit zu spontanen Münzprägungen aus dem persönlichen Silberschatz: „Wenn den alten Kriegsherren auf langen Feldzügen das Geld ausging, prägten sie ihre Münzen einfach an Ort und Stelle, quasi zwischen den Schlachten. Die fachkundigen Handwerker und das nötige Silber hatten sie immer dabei“. Dr. Dieter Dummler weiß einiges über die Münzen und ihre Geschichte zu berichten. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs Lübecks hat der pensionierte Kieferorthopäde vier Jahre lang mehr als 2900 Lübecker Münzen, die sich in Besitz der Hansestadt Lübeck befinden und nun im Stadtarchiv gesammelt vorliegen, in mühevoller Kleinarbeit geordnet. Alles, was er dafür brauchte, waren eine Zahnbürste, eine Feinwaage und sein scheinbar unerschöpfliches Wissen. Das Ergebnis können Interessierte sogar von zu Hause aus bestaunen: Seit 2011 existiert eine Online-Münzdatenbank, in der jede Münze ihren eigenen Internet-Auftritt hat.

Tauschen oder Zahlen?

Für die jährliche Münzprägung mussten die Münzherren, die nach dem Erwerb des Münzrechts 1226 unabhängig vom Stadtherrn Geld prägen durften, 60 Mark Silber – also etwa 60 mal 233 Gramm – an ihren Kaiser entrichten. Dies entsprach etwa 28.000 Silberpfennigen. Damit sich die Münzprägung dennoch rentierte, ließen sie jährlich mindestens 100.000 Münzen prägen und in Umlauf bringen. Eine stattliche Summe, von der große Teile der immerhin über 10.000 Stadtbewohner keinen Pfennig zu Gesicht bekamen: „Denn fast 70 Prozent der Bevölkerung hatten überhaupt kein Geld“, erklärt Dr. Dummler. „Bei den durchschnittlichen Lübecker Bürgern sah der Alltag einfach aus: der eine baute einen Tisch für den Nachbarn und der gab ihm dafür etwas von seiner Ernte ab.“

Abenteuerlich mutet schließlich das Schicksal der Lübecker Münzen nach ihrer Sammlung an: Vor 250 Jahren begann der Kaufmann Ludolph Heinrich Müller sein Vermögen in Münzen anzulegen, deren Zahl über Jahrzehnte wuchs und die er schließlich dem Rat der Stadt vermachte. Nachdem diese Sammlung in den 1920er Jahren von der Bibliothek in das Stadtarchiv gekommen war, verbarg man sie während des Zweiten Weltkrieges zum Schutz in einem Salzbergwerk. Kaum war der Krieg beendet, wurden unter sowjetischer Besatzung fast 90 Prozent der Münzen geraubt. Ein Teil tauchte kurz darauf auf dem Schwarzmarkt in Berlin wieder auf. „Lübeck hat sofort zugeschlagen und den Schatz zurückgekauft – hätten wir es auf dem Rechtsweg versucht, hätten sich die Kanäle des Schwarzmarktes geschlossen und der Schatz wäre für immer verloren gewesen“, so Dummler.

Auf dem Grundstück der Musikhochschule Lübeck wurde 1984 bei Bauarbeiten der größte Münzschatz in der deutschen Geschichte gefunden.Flickr Foto "Lübeck" von hsivonen unter einer Creative Commons ( BY ) Lizenz

Auf dem Grundstück der Musikhochschule Lübeck wurde 1984 bei Bauarbeiten der größte Münzschatz in der deutschen Geschichte gefunden.

450 Jahre vergraben unter der Treppe

Wenngleich im Laufe der Jahrhunderte so manche Schätze abhanden gekommen sind, so ereigneten sich doch auch ganz unverhoffte, einmalige Schatzfunde: 1984, bei Abrissarbeiten auf dem Grundstück der Musikhochschule, grub ein Baggerführer plötzlich Gold- und Silbermünzen aus. Wie sich herausstellte, waren es genau 20.000 Silbermünzen und 300 Goldmünzen. Ein Kaufmann, der in den 1530er Jahren auf dem jetzigen Grundstück der Musikhochschule einen Speicher gemietet hatte, vergrub sein Vermögen dort unter der Haustreppe und hat es nie wieder hervorgeholt. Schließlich ging der Schatz an den Besitzer des Grundstückes, das Land Schleswig-Holstein. Der Baggerführer, immerhin Finder des größten Münzschatzes überhaupt auf deutschem Boden, wurde mit einer Viertel Million Mark abgefunden.

Ähnlich wie die Münzen dieses sagenhaften Schatzes, die aus Spanien, Skandinavien und dem Mittelmeerraum stammten, sind auch die Lübecker Münzen in der Welt herumgekommen: Als wäre es gestern, erinnert sich Dr. Dieter Dummler an seine Freude und Überraschung, als er während einer Argentinien-Reise in Buenos Aires einen kleinen Laden mit der Aufschrift „Moneta“ betrat und auf eine Sammlung von 60 unterschiedlichen Lübecker Münzen stieß. Offenbar gibt es auch am anderen Ende der Welt Menschen, die diese Begeisterung für Lübecker Münzen teilen. Dr. Dummler wundert das nicht: „Die Münzen sind wie eine Fiebererkrankung“, schmunzelt er. „Man bekommt nie genug und möchte immer mehr wissen.“

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Von Torten, Wasserbomben und offiziellen Anlässen https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/von-torten-wasserbomben-und-offiziellen-anlassen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/von-torten-wasserbomben-und-offiziellen-anlassen/#respond Mon, 11 Nov 2013 08:00:08 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=171895
Kneipentour statt Drei-Gänge-Menü: Willkommen in Lübeck!

Kneipentour statt Drei-Gänge-Menü: Willkommen in Lübeck! [media-credit name="Hendrik Wallbaum" align="aligncenter" width="645"]

Lübeck atmet auf. Es ist Ruhe eingekehrt. Die Studentenmassen, die vor ein paar Wochen noch leicht bekleidet und ebenso leicht alkoholisiert in strömendem Regen die Innenstadt in Beschlag nahmen, verbringen ihre Nachmittage wieder in der Bibliothek.

In der Vorwoche ist viel passiert: Durch Kneipentour und Stadtrallye lernten die Studenten Stadt und Leute kennen; beim Grillen & Chillen erholten sie sich von den Anstrengungen der letzten Tage und ließen die Woche mit ganzen zwei Erstiparties ausklingen. Nebenbei wurden sie vormittags natürlich über den Ernst des Studierens informiert. Bevor der Unialltag richtig losgeht und solange die Erinnerungen noch nicht verblasst sind, wagen wir einen Blick über den Tellerrand: Wie funktioniert Vorwoche in anderen Ländern? Studenten aus aller Welt berichten von ihrem Start ins Unileben.

Kolumbien

Juliana Padilla (27) studiert an der Universidad Nacional de Colombia in Cali. Die Vorwoche an ihrer Universität ist sogar ganze zwei Wochen lang. In der ersten Woche werden den Erstsemestern die Einrichtungen der Universität gezeigt. Dazu werden kleine Gruppen von 15 „Primiparos“ – so werden Erstis in Kolumbien genannt – jeweils einem Betreuer zugeordnet. Der Campus mancher kolumbianischer Universitäten ist sehr groß und so kommt es dazu, dass manchmal sogar eine Busfahrt nötig ist, um vom einen Ende zum anderen zu gelangen.

Während in der ersten Einführungswoche noch keine älteren Studenten auf dem Campus sind, wird es in der zweiten Woche bunter. Für die Primiparos sind einige Aktivitäten vorbereitet worden, wie zum Beispiel eine Schnitzeljagd durch die Universitätsgebäude. Am Ende der Woche findet eine von der Universität organisierte Party statt. Auch hier ist die Atmosphäre locker und es wird viel getanzt.

Eine Besonderheit an Julianas Universität ist das Wasserbombenwerfen. Seit Jahren schon haben die Erstsemester immer freitags eine ganz bestimmte Veranstaltung im Hauptgebäude der Universität, die um 17:00 Uhr endet. Studenten aus den höheren Semestern lauern vor dem Gebäude nun mit Wasserbomben ausgestattet den Primiparos auf. Verlassen diese nun das Gebäude – nun ja, den Rest kann man sich denken. Einige der neuen Studenten, die von der Aktion wissen, suchen nach Fluchtwegen, um nicht nass zu werden. „Manche gingen zu den Toiletten, um sich zu verstecken. Andere suchten einen zweiten Ausgang. Manche suchten sogar nach einem Fenster im zweiten Stock, um einen Weg nach draußen zu finden.“

Wirklich stören tut sich an der Wasserbombenaktion allerdings niemand. Manche Primiparos ärgern sich zwar darüber, nass geworden zu sein, die meisten nehmen es aber mit Humor. Vielmehr ist das Wasserbombenwerfen zu einer Tradition geworden, um die Primiparos an der Uni willkommen zu heißen. Als Juliana eine Primipara war, hat sie es klug angestellt. Sie ist damals nicht nass geworden. Der Trick war, gemeinsam mit dem Professor das Gebäude zu verlassen.

Spaß und Kennenlernen garantiert: Vorwoche in Malmö.

Spaß und Kennenlernen garantiert: Vorwoche in Malmö. [media-credit name="Josephin Westerlund" align="aligncenter" width="645"]

Schweden

Josephin Westerlund ist Erstsemester an der Universität in Malmö und für sie und ihre über 980 Kommilitonen wird von den älteren Studenten eine zweiwöchige Einführungszeit organisiert. Zuerst bekommen die Neuen bunte Armbänder und werden dann nach Farben in Teams aufgeteilt. Jedes Team bekommt einen „Kapitän“ an die Seite gestellt und in den nächsten Tagen müssen die Gruppen in Wettkämpfen so viele Punkte wie möglich sammeln.

Während der erste Tag zum Kennenlernen dient, geht es am nächsten Tag auf eine Schnitzeljagd quer durch die Stadt: Jede Gruppe bekommt eine Karte mit 25 Herausforderungen, von denen möglichst viele gelöst werden müssen. „Wir mussten auf einem Bein stehend fünf Seniors die Hand reichen, einem Fremden unseren Namen zuschreien oder uns von zehn Jungs gleichzeitig die Haare verwuscheln lassen und dabei ein Foto machen“, erzählt Josephin. Und genauso verrückt geht es weiter in Schweden: Die Studenten müssen durch den Kanal schwimmen oder versuchen 24 Stunden lang wach zu bleiben.

Und natürlich wird auch in Malmö während der Vorwoche viel getrunken und gefeiert: Jeden Abend wird im Team oder mit allen Teams gemeinsam Party gemacht! Die Krönung und Belohnung für zwei harte Feierwochen ist eine von Studenten organisierte Gala mit einem Drei-Gänge-Menü für die Erstis, gefolgt von einer weiteren wilden Partynacht. Jospehin ist überzeugt von dieser Art der Begrüßung: „Es geht darum ein gutes Gefühl für die Neulinge zu schaffen, alle zusammenzukommen, Spaß zu haben und sich kennenzulernen.“

Polen

Aleksandra Ziaja (23) studiert Jura an der Universität Breslau. Die Aktivitäten, die in Breslau in der Vorwoche angeboten werden, sind meistens von älteren Studenten organisiert, die auch in den Gremien sehr aktiv sind. Die Veranstaltungen beschreibt Alex folgendermaßen: „Sie haben einen recht akademischen Charakter. Allerdings ist die Darstellung meistens interessant und sogar witzig.“ In diesem Jahr veranstalteten die älteren Jurastudenten eine Simulation eines Gerichtsverfahrens mit einem Richter aus einer bekannten polnischen Fernsehsendung. In der Einführungswoche finden auch Parties für die Erstsemester in den Clubs der Stadt statt.

Zusätzlich zur Vorwoche hat Alex an einem Erstsemester-Camp teilgenommen. „Manche sind ein Mix aus Fachlichem und Parties, während andere hauptsächlich auf Unterhaltung ausgelegt sind.“; so beschreibt Alex diese Veranstaltung. Das Camp, an dem sie selbst teilgenommen hat, war ein Angebot der ELSA – der European Law Student‘s Organisation. Tagsüber gab es viele Veranstaltungen mit juristischen Inhalten, aber auch über das Studieren im Allgemeinen und abends wurde dann gefeiert. Obwohl in der polnischen Vorwoche vergleichsweise viel Fachliches eingebunden ist, empfand Alex sie nicht als anstrengend. Es sei „mehr Spaß als Challenge“ gewesen.

In Spanien gehen die „Novatos“, sehr zur Freude der „Veteranos“, auf Tuchfühlung.

In Spanien gehen die „Novatos“, sehr zur Freude der „Veteranos“, auf Tuchfühlung. [media-credit name="Beatriz Vila" align="aligncenter" width="645"]

Spanien

Beginn und Höhepunkt der Erstiwoche zugleich markieren in Spanien die „Novatadas”. Ein ganzes Wochenende widmen die „Veteranos“, die alteingesessenen und erfahrenen Drittsemester den Begrüßungsspielen für die Neuankömmlinge. Kennenlernen kann sich nur, wer sich gemeinsam blamiert und danach bis zum Abwinken gefeiert hat. Davon sind die „Veteranos“ überzeugt. Beatriz Vila, seit zwei Jahren Pharmaziestudentin an der Universidad de Granada, blickt wehmütig auf ihre Vorwoche zurück: Nie wieder hat es so viel Spaß gemacht, sich während der traditionellen Kennenlernspiele mit Eiern und Mehl zu beschmieren und, nachdem man sich drei Kommilitonen auf den Rücken gebunden hatte, ein Wettrennen zu veranstalten. Ganz nebenbei macht man sich mit den Einwohnern der neuen Heimatstadt bekannt: „Weit verbreitet ist bei uns die Aufgabe, mit frisch gebackenen Torten umherzulaufen und Passanten zu bitten, sie uns ins Gesicht zu klatschen.“ Nachdem den Unbekannten diese Ehre zu Teil wurde, führen die Erstis ihnen dann einstudierte Tänze vor – maximal mit Unterwäsche bekleidet. Auf den Spielemarathon bei gleißender Hitze folgen ebenso heiße Nächte in den Clubs der Stadt, die für die feierwütigen Studenten nur zu gern täglich ihre Pforten öffnen. Schließlich ist man in Spanien.

Doch unumstritten ist, dass auch in Granada manch ein „Veterano“ seine Aufgabe, den „Novatos“ unvergessliche erste Tage zu bereiten, zu ernst nimmt. „Es gibt Drittsemester, die verpflichten Erstis, mit denen sie in einem Wohnheim wohnen, dazu, ihnen während der gesamten Zeit der Einführungskurse jeden Morgen Frühstück zuzubereiten. Andere finden es lustig, alle „Novatos“ zusammen unter die kalte Dusche zu stellen.“ Gerade den Erstis, die sich für ein Leben im Wohnheim entschieden haben, kann die eine oder andere Überraschung zum Verhängnis werden. Etwa wenn sie nach einem langen, partyreichen Tag betrunken zu ihrem Zimmer torkeln und feststellen, dass ihre Zimmertür geklaut wurde. „Da hört bei vielen der Spaß auf und am nächsten Tag beschweren sich die Eltern“, erinnert sich die 23-jährige Beatriz, die selber zwei Jahre in einer sogenannten „Residencia“ gewohnt hat.

Wenigstens können die Erstis nach den Novatadas sicher sein, sich so gut kennengelernt zu haben, wie es in so kurzer Zeit nur eben geht.

Ein ruhiger Start ins Studentenleben ist in China üblich.

Ein ruhiger Start ins Stdentenleben ist in China üblich. [media-credit name="Linh Wang" align="aligncenter" width="600"]

China

So sehr die Erstsemester in Spanien gefordert werden, so sehr werden sie in China behütet. „Gleich am ersten Tag wird uns ein Senior Student als Tutor zur Seite gestellt, der uns hilft, unser Wohnheimzimmer zu finden, und uns alle Fragen über das Campusleben beantwortet“, berichtet die 22-jährige Linh Wang, die an der East China University in Shanghai studiert. Zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten gehören ein „Round-Table“ mit allen Studenten einer Tutorengruppe und gegenseitige Besuche in den Wohnheimzimmern. Den großen Abschluss der „Erstiwoche“ stellt ein gemeinsamer Abend mit Erstsemestern, Tutoren und Professoren dar, den die Erstis zum Dank für die fürsorgliche Begrüßung gestalten. Linh ist eine eifrige Verfechterin dieser eher ruhigen Einführungswoche: „Wir sind während unserer ersten Tage an der neuen Universität sehr schüchtern, da hilft es uns, dass die Senior Students und die Professoren so um eine warme und einladende Atmosphäre bemüht sind.“ Alkohol und Partys ohne Ende seien an chinesischen Universitäten nicht üblich. „Das haben wir gar nicht nötig. Saft, Wasser und Soda tun es auch.“

Von Galas und Drei-Gänge-Menüs können wir Lübecker nur träumen. Auch Torten hat hier noch niemand extra für uns gebacken. Doch wer würde all das ernsthaft der einmaligen Gelegenheit vorziehen, morgens um neun bei Flunky Ball gut gekühltes Pennerglück zu genießen und danach ein erfrischendes Bad im Krähenteich zu nehmen? Ohne Kleidung versteht sich.

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