Design – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Mon, 04 Mar 2013 22:56:49 +0000 de-DE hourly 1 We are surrounded by objects of desire, not objects of use https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/we-are-surrounded-by-objects-of-desire-not-objects-of-use/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/we-are-surrounded-by-objects-of-desire-not-objects-of-use/#respond Mon, 07 Jun 2010 11:55:19 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1063
Peter Belanger

Donald Norman: Ein wacher Blick auf die Dinge des Alltags

Im Laufe seines Studentenlebens wird man mit so mancher Literaturempfehlung versorgt. Eine davon habe ich mir nun zu Gemüte geführt, wenn auch mit reichlich Verzögerung: Von der ersten kurzen Erwähnung in der „Einführung in die Medieninformatik“ bis zum Kauf, motiviert durch die ansonsten unmotivierende „Interaktionsdesign“-Vorlesung, verging über ein Jahr und auch dann stand das Buch noch für eine weitere Sonnenumrundung im Regal. Hätte ich es mal früher gelesen, denn viele der Erkenntnisse, die man Semester für Semester versuchte, uns nahe zu bringen, sind hier auf den Punkt gebracht oder haben hier gar ihren Ursprung.
Das Titelbild, die „Kaffeekanne für Masochisten“ des Künstlers Jacques Carelman, bei der Henkel und Tülle auf der selben Seite sind, werden viele schon einmal gesehen haben, spätestens wenn Prof. Herczeg den Begriff „Gebrauchstauglichkeit“ predigt. Auch die sogenannten „gulfs of execution and evaluation“ und deren Überbrückung unter Betrachtung der „seven stages of action“ entstammen diesem Buch. Nicht zuletzt spielen mentale Modelle eine Rolle, allerdings ohne verschachtelte Klammerkonstruktionen.

The Psychology of Bookstores

Donald Norman ist lebendige Interdisziplinarität. Er hat in Informatik und Psychologie geforscht und beschäftigt sich folgerichtig mit dem Feld der Kognitionswissenschaft. „The Design of Everyday Things“ hieß ursprünglich „The Psychology of Everyday Things“. Letzteres hat nicht nur die schönere Kurzform („POET“), sondern trifft meiner Meinung nach auch mehr den Inhalt des Buches: Norman beleuchtet die verschiedenen Ebenen, auf denen die menschliche Wahrnehmung und Psyche und die Gestaltung von Alltagsgegenständen disharmonieren können. Erst gegen Ende des Buches wendet er sich direkt an Produktdesigner, prägt den Begriff des „User-Centered Design“, mit dem die zuvor aufgezeigten Klippen umschifft werden sollen.
Der Grund für die Umbenennung ist, was Norman selbst „a lesson in design“ nennt: Mit „Psychology“ im Titel landete das Buch bei den Händlern in der entsprechenden Abteilung, in welcher die dort verkehrenden Kunden nichts damit anzufangen wussten und wo diejenigen, an die es gerichtet war, nicht suchten. Norman bekennt sich schuldig, beim „Design“ des Buchtitels seine eigenen Regeln nicht befolgt zu haben.

Fußnoten von Fußnoten

Es braucht übrigens niemand vor der Lektüre dieses Buches zurückzuschrecken, weil er mit Psychologie oder Design nichts anfangen kann. Durch seinen Aufbau eignet sich „DOET“ sowohl zum Schmökern als auch dazu, in kleinen Häppchen gelesen zu werden. Passagen, in denen Norman Zusammenhänge präzise darlegt und analysiert, wechseln sich, auch typografisch abgehoben, mit Abschnitten ab, in denen er zur Veranschaulichung Situationen schildert, die er oder Freunde und Kollegen erlebt haben, seine persönliche Meinung äußert oder sich auch mal direkt an den Leser richtet.
Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz; immer wieder kann man das Augenzwinkern zwischen den Zeilen erkennen und auch den einen oder anderen scharfzüngigen Kommentar konnte sich Norman wohl nicht verkneifen. Als er auf das Thema Hypertext zu sprechen kommt, beginnt er gar mit dem Medium Buch zu spielen. Er beschreibt, wie Fußnoten und unterschiedlich formatierter Text bereits manche Aspekte von Hypertext innerhalb von Büchern darstellen. In einer Fußnote dazu entschuldigt er sich dafür, dem unterschiedlichen Wissenstand seiner Leser zum Thema Hypertext nicht Rechnung zu tragen, dies wäre innerhalb eines Hypertextes viel einfacher. Um auch diese Aussage noch zu kommentieren, gehen ihm fast die Mittel aus: „Viva hypertext! (At this point I need a footnote to this note, but that isn’t allowed, my publisher tells me. So, into contrasting text.)“

Zeichen der Zeit, oder auch nicht

Hypertext kennt doch praktisch jeder! Ja, heute vielleicht, in der Wunderwelt des allgegenwärtigen Netzes. Doch man sollte nicht vergessen, dass „DOET“ vor über 20 Jahren geschrieben wurde. Im Grunde sind nicht die seitdem geschehenen Veränderungen in der Welt das Erstaunliche, sondern, wie viele der bereits damals von Norman aufgezeigten Dinge immer noch unverändert sind. Viele der Beispiele sind zeitlos.
Wenn man über das Mapping von Lichtschaltern auf Lichtquellen liest, hat man sogleich jemanden bei dem Versuch, eine gewünschte Beleuchtung im Audimax herzustellen, vor Augen. Probieren geht immer über Studieren. Auch bei Projektionsgeräten hat sich zwar die Technik vom Diaprojektor zum Computer mit angeschlossenem Beamer gewandelt, das Prozedere ist jedoch das gleiche geblieben. Die Situation bei einem abendlichen Industrievortrag neulich, als drei Hochschulangehörige, davon zwei gestandene Professoren, und der Vortragende selbst über eine Viertelstunde benötigten, um die gewünschten Inhalte auf die Wand zu bringen, steht fast genau so im Buch.
Manche Dinge sollten allerdings auch besser so bleiben, wie sie sind. Wer sie nicht kennt, der bekommt eine Abhandlung der Geschichte der Tastatur spendiert, von der mechanisch motivierten Anordnung der Buchstaben bis zu den allesamt zum Scheitern verurteilten Versuchen, ein „vernünftiges“ neues Layout zu etablieren.

Modern Everyday Things

Doch das sind schon die komplexeren Beispiele. Bewusst hat sich Norman mit den simplen Alltagsgegenständen beschäftigt, mit Türen, Wasserhähnen, Stiften und Lego-Steinen. Er zeigt auf, wie viel Überlegung bereits oder gerade in den einfachen Dingen steckt, die nahezu perfekt funktionieren, wie wenig davon fehlen muss, sodass ernste Probleme entstehen. Immer wieder mahnt er an, dass die damals noch in den Kinderschuhen steckende Computertechnik alle Möglichkeiten bietet, die aufgezeigten Methoden anzuwenden und einfach funktionierende Interaktion zu erschaffen, man müsse die Chance nur richtig nutzen.
Norman zeigt sich auch als Visionär. Die Dinge, die er sich unter den Computern und der Infomationswelt der Zukunft vorstellt, kommen modernen Smartphones und dem World Wide Web ziemlich nahe. Derart komplexe Geräte und Konzepte sind heute „Everyday Things“ geworden, obwohl sie in der Bedienung lange nicht perfekt sind. Wohl auch deshalb beabsichtigt Norman, wie er auf seiner Homepage verkündet, sobald er Zeit dafür hat, „DOET“ eine Auffrischung zu spendieren, mit neuen zeitlosen Beispielen für die nächsten Jahrzehnte. Ich freue mich drauf.

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Eine Brücke zwischen Sein und Sehen https://www.studentenpack.de/index.php/2010/04/eine-brucke-zwischen-sein-und-sehen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/04/eine-brucke-zwischen-sein-und-sehen/#respond Wed, 14 Apr 2010 10:00:22 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=109159
Universität zu Lübeck

Das neue Logo der Universität zu Lübeck.

Am 13. April hat die Universität stolz ihre neue Corporate Identity vorgestellt. Ein überarbeitetes Siegel, ein neu gestalteter Schriftzug und Türkis, das eigentlich Ozeanblau heißt, als neue Farbe der Universität bilden nun eine einheitliche Repräsentation, welche auch bald auf Fahnen, Schildern, Briefköpfen, Websites, Broschüren und Türschildern Einzug finden wird.

Natürlich sollen auch schon bald alle Artikel im Uni-Shop im AStA Haus das neue Siegel tragen.

Die Entwicklung der neuen Identität ist schon lange im Gespräch, doch konkret wurde es erst 2009, als im November bei der Universitätsratsitzung Präsident Prof. Dr. Dominiak eine neue Corporate Identity ankündigte. Als es also kein Zurück mehr gab, musste jemand gefunden werden, der den Job macht. Wo viele Universitäten den Auftrag an große Werbeagenturen abgeben und jegliche Kontrolle verlieren entschied man sich, typisch für die Uni Lübeck, für die kleinere, die persönlichere Variante und beauftragten den lokalen Designer Ulrich Schmidts.

Ulrich Schmidts stammt aus Regensburg und hat in Kiel Kommunikationsdesign studiert, bevor er an die International School of New Media in Lübeck wechselte, um dort sein Studium mit einem Master of Science in digitalen Medien abzuschließen. Aufgrund seines Lebenslaufes war er mit der Universität schon einigermaßen vertraut. Während seines Studiums hatte er den Webauftritt und das Design der ISNM betreut und schon mit dem Redesign der Präsentation der Uni Lübeck geliebäugelt. Dass er einmal eine Chance bekommen würde, hätte er dabei nie gedacht.

Schmidts möchte aber nicht von einer neuen Identität sprechen, vielmehr möchte er „der bestehenden Identität einen gerechten visuellen Eindruck“ verschaffen. Ein Corporate Design solle die Brücke sein zwischen dem, was man ist, und dem, als was man gesehen werden möchte. So begannen er und ein Team von der Uni Lübeck sich zu fragen, was die Universität zu Lübeck ist. Die Kleinheit, die Offenheit der Lehrenden, die Spitzenforschung und die Lage nahe der Ostsee erschienen ihnen Eigenschaften, die es zu repräsentieren galt.

Eine monumentale Arbeitsleistung stand nun vor dem Designer, der vier Monate Zeit hatte, die Vorstellungen in ein konkretes Bild umzusetzen. Dabei ist die eigentliche Gestaltungsleistung nur ein Teil des Jobs, vorher und währenddessen gibt es natürlich immer wieder Rücksprache mit den Entscheidungsträgern der Universität. Dazu kommen große Mengen an manueller Arbeit, zum Beispiel die Gestaltung von über zweitausend Visitenkarten für die Mitarbeiter der Universität und Briefköpfe für die Institute. Ein gelungenes Design ist dann auch immer ein Erfolg der Organisation, aus der es hervorgeht. An der Universität Lübeck, so betont Schmidts, habe er dabei ein sehr schönes Umfeld gehabt.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sich der immensen Tradition bewusst, hat Schmidts das Siegel der Universität, welches das Lübecker Stadtsiegel von 1280 ist, nur leicht verändert. Er sei auch nicht der erste, der dies tut, über die Jahrhunderte habe es viele Variationen gegeben. Die neusten sind ein Tribut an die moderne Technik: das neue Siegel lässt sich leichter drucken. Zudem wurden die Rahmen um den Schriftzug im Siegel entfernt, so symbolisiert es nun Offenheit.

Wikimedia, Universität zu Lübeck

13. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 21. Jahrhundert

Anstelle des Schriftzuges unter dem Siegel, findet man die Schrift nun daneben. Der Schriftzug gesetzt in Myriad, soll modern wirken, immerhin ist die Uni Lübeck eine junge Universität und gleichzeitig die naturwissenschaftliche Forschung repräsentieren.

Mit der Präsentation Mitte April fand damit eine lange und anstrengende Arbeit ein zufriedenstellendes Ende. Das Ergebnis, so Schmidts, gefällt ihm wirklich gut und die Arbeit habe ihm Spaß gemacht.

Der Prozess ist allerdings noch nicht zu Ende, noch wird daran gearbeitet, die Logos der Institute so zu gestalten, dass sie mit dem Siegel der Universität vereinbar werden.

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