Lyrik – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Tue, 26 Jun 2018 22:36:46 +0000 de-DE hourly 1 Lyrisches aus der Lesewoche https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/lyrisches-aus-der-lesewoche/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/lyrisches-aus-der-lesewoche/#respond Mon, 28 May 2018 08:30:43 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=375523 Während der Lesewoche field leider die Veranstaltung aus, auf der die Gedichte vorgetragen werden sollten. Deshalb veröffentlichen wir diese Gedichte nun hier, um dadurch die Autoren zu ehren.

Kann es ein, dass es vorbei ist?
Warum sagen wir nicht, was wir denken?
Oder tust du das?
Ich tu’ es nicht.
Ich würde dir so gern sagen, dass du falsch liegst.
Dass ich dir nicht glaube.
Glaubst du dir?
Ich würde dir so gern sagen, dass wir nicht verloren sind.
Dass keine Schranken zu stark für uns sind.
Du hast uns aufgegeben.
Sind wir verloren?
Ich wünschte, mein Blick könnte meine Gedanken zu dir schicken.

So wie früher.

Aber ich dringe nicht zu dir durch.
Meine Gedanken erreichen dich nicht.
Wir sind vorbei.

Phantasie und Wirklichkeit

Ich trage einen Park in mir,
es ist ein Urwald wohl umzäunt
im Irgendwo der Psyche.Dort schweben Kraniche bestäubt
wie Luftschlösser im Dunst
anmutig atmend, fallen nieder
im süßlich grünen Blätterdache,
Verwesung im Gespür.

Ihre Schreie kehren wieder
an Schnüren über’m Kronen-Ach
verknüpfe Knoten netzen Wipfelwanken
und flatternde Volieren.

Erstickter Duft schwillt mühvoll röchelnd
aus modrig-faulem Unterholz.
Wabert Schwüle des Verschwindens
in luftgetränkte Höhn’.

Ich trage einen Park in mir,
es ist ein Urwald wohl umzäunt
im Irgendwo der Psyche.Landschaftliche Felder zingeln
Gehölz ein, werden ernst bestellt.
Kein Wölkchen trübt den blauen Himmel
und nur biedere Klatschmohnblumen
besäumen brav da Stoppelfeld.

Ich trage einen Park in mir,
es ist ein Urwald wohl umzäunt
im Irgendwo der Psyche.

Durchstarrt ein Ich-Voyeur die Balustrade,
verstummt entehrt der Kranichstanz.
Gelähmt erzittern Blattkaskaden
und unkeusch wimmern Käferschwaden
im Angesicht des Schänders.

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Ein Mensch https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/ein-mensch/ https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/ein-mensch/#respond Mon, 01 Jan 1968 13:20:36 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212415 Ein Mensch, der ausgehaucht sein Leben,
ist bestenfalls, so gerade eben,
nochmals ein Anlass für die Erben
Sich um den Nachlass zu bewerben.
Man tragt sich schwarz, bestellt den Kranz,
zerdrückt auch Tränen und tut ganz
als wäre nun mit ihm hienieden
ein Mittelpunkt der Welt verschieden.
Am Grabe schon, vielleicht im Jahr,
ist alles wieder, wie es war.
Ein Grabstein dreißig Jahr verkündet,
daß sich hier Würmerfutter findet.-
Wie eindrucksvoller sind doch Leichen,
die nie ein Gräberfeld erreichen.
Als Menschen nahm man sie nicht wichtig,
ihr Leben war zumeist auch nichtig.
Doch nun als Leichen kern die Wendung,
denn es begann für sie die “Sendung”,
All, was das Leben nicht entboten,
die Ehrung, ward den Leichentoten.
Man hegte sie und pflegte sie
als Fall für die Anatomie.
Anstelle schwarz trägt man jetzt weiß
und in der stud. med. scheuen Kreis
erscheint voll Würde ein Professor
mit Gummihandschuh und mit Messer
und spricht vor der erblassten Schar
von dem, was hier ein Mensch einst war.
Die Luft ist gerade nicht erfreulich,
es stinkt sehr penetrant abscheulich.
Und ob es auch zunächst geniert,
der Mensch wird Stück für Stück seziert,
und dieses Spiel man weiter treibt,
bis nichts vom Menschen übrigbleibt.
So kommt der Mensch nun doch zu Ruhm
und nicht erträumtem Ehrentum,
verkehrt nur noch mit Hochschullehrern,
mit Assistenten und mit Hörern.

So bleibt jedwedem noch der Trost,
daß er seziert wird — na, denn Prost!

(Einem cand. med. von seinem Onkel zum Physikum).

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Geh durch die Straßen. https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/geh-durch-die-strasen/ https://www.studentenpack.de/index.php/1968/01/geh-durch-die-strasen/#respond Mon, 01 Jan 1968 13:10:20 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212411 Geh durch die Straßen
und du siehst, wie man die Zeit
zurückdreht.

Geh durch die Straßen
und du siehst, wie die Zeit
vorangeht.

Geh durch die Straßen
und du fühlst die Angst
hinter den selbstzufriedenen Gesichtern.

1961 E. Grassert

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