Kolumne – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Tue, 04 Dec 2018 17:29:05 +0000 de-DE hourly 1 Das Elektron beschwert sich https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/das-elektron-beschwert-sich/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/das-elektron-beschwert-sich/#respond Mon, 10 Dec 2018 09:00:22 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=399441
Jeder kennt noch die UVW-Regel, aber war es die rechte oder die linke Hand?Svenja Meyn | StudentenPACK.

Jeder kennt noch die UVW-Regel, aber war es die rechte oder die linke Hand?

Während meine Kumpels und ich auf dem Lehrertisch in verschiedensten Versuchsaufbauten herum flitzen, beobachte ich immer wieder verzweifelte Schüler, die hinter ihren Tischen nervös auf ihren Drehstühlen kippeln und sich zum x-ten Mal die Frage stellen: In welche Richtung fließt denn jetzt der Strom? Muss ich jetzt die rechte oder die linke Hand nehmen, um herauszufinden, in welche Richtung die Lorentzkraft wirkt oder wie sich das magnetische Feld um einen stromdurchflossenen Leiter aufbaut?

Diese Schüler haben das Problem, dass irgendwann vor langer Zeit Techniker einmal definiert haben, dass der Strom von Plus nach Minus fließt. Da gab es aus den Reihen der Elektronen einen Aufstand. Von dem haben die unsensiblen Menschen aber nichts mitbekommen. Wir Elektronen mögen grundsätzlich nicht dorthin fließen, wo sich schon viele von uns angesammelt haben. Wir wollen dort hin, wo wir Platz haben, und das ist am Pluspol. Das heißt wir – und wir sind der Strom! – fließen von Minus nach Plus und NICHT anders herum! Warum kapieren die Techniker das nicht? Die Physiker sind ja ganz ok. Die haben mittlerweile verstanden, in welche Richtung wir uns tatsächlich bewegen. Und die Techniker? Die weigern sich, sich die Wahrheit einzugestehen und den Elektronen ihr Recht auf die freie Wahl ihrer Bewegungsrichtung einzuräumen.

Und deshalb haben die Menschen ständig das Problem, dass die Stromrichtung mal auf die eine und mal auf die andere Weise angegeben wird. Wie verwirrend! Ich habe Mitleid mit den armen Schülern, die da sitzen und vollkommen die Orientierung verlieren, weil sie nicht mehr wissen, wo links und rechts und vorne und hinten ist. Dann fangen sie an, sich die Hände zu verrenken (zugegeben auf eine sehr amüsante Weise), um die Richtung herauszufinden, in die die Lorentzkraft wirkt, nur um bald darauf festzustellen, dass sie die falsche Hand genommen haben! Und dann geht alles von vorne los. Und das Ganze nur, weil die Techniker zu stur und zu träge sind, um in all ihren Stromkreisen die wahre Stromrichtung einzuzeichnen!

Das Elektron

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Update für die Ethik https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/update-fuer-die-ethik/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/update-fuer-die-ethik/#respond Mon, 04 Dec 2017 07:00:16 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=306507 Die Wissenschaften entwickeln sich bekanntlich stetig weiter und wenn die neueste Lehrbuchauflage erscheint, ist sie auch schon wieder veraltet. So weit so bekannt. Das gilt auch für die ethischen Grundsätze der Medizin. Der weithin bekannte hippokratische Eid ist dabei nach zweitausendfünfhundert Jahren in vielen Teilen veraltet und undeutlich, weshalb der Weltärztebund 1948 eine Neuauflage, das Genfer Ärztegelöbnis, formulierte. Der Text soll als ethische Richtlinie im Beruf dienen und umfasst Punkte wie Schweigepflicht oder das Nichtschadensgebot – und wurde jetzt grundlegend überarbeitet. Mit dem Update umfasst er mittlerweile vierzehn Punkte. Gut, dass Ethik kein Prüfungsfach ist.

Nun haben in der Öffentlichkeit vor allem die neu hinzugeschriebenen Absätze für Aufsehen gesorgt. Fortan solle man zusätzlich die Patientenwürde und -autonomie respektieren, sein Wissen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung mit der Gemeinschaft teilen und auch auf die eigene Gesundheit achten. Ja, ok, man könnte an dieser Stelle fragen, warum das da siebzig Jahre lang nicht enthalten war, so abwegig oder revolutionär muten die Änderungen ja schließlich nicht an.

Dabei wird die wohl tiefgreifendste und bedeutsamste Änderung gänzlich übersehen: Dem zehnten Punkt „Ich werde meinen Lehrern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen.“ wurden nun die Kollegen und – Achtung! – die Studierenden hinzugefügt. Im moralischen Kompass der Ärzteschaft (und zeitgleich in der Präambel der Berufsordnung) steht nun also festgeschrieben, dass man DIR gefälligst die Achtung und Dankbarkeit erweist, die dir zusteht!

Der Arbeitsauftrag für die Studierenden ist somit klar: Die Gesetzesgrundlage ist da, nun gilt es, ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen! Kein Arztzimmer darf mehr ohne Poster des Genfer Gelöbnisses sein – die wichtigen Passagen natürlich mit Textmarker hervorgehoben. Undankbarkeit oder gar Unfreundlichkeit sollte man mit der Zuversicht derer, denen das Recht zur Seite steht, begegnen. Wertschätzung sollte aktiv eingefordert werden. Der einzige Nachteil der Änderung bleibt, dass man sich nun nicht mehr darauf freuen kann, selbst mal die Studenten herumzuscheuchen.

Ob die World Medical Association die goldenen Zeiten, die nun für uns Studenten anbrechen, im Sinn hatte? Vielleicht. Aber es dürfte schwierig werden, das ganze Ausmaß der Veränderungen auszumachen. Bedeutet das den endgültigen Durchbruch für eine faire Bezahlung im Praktischen Jahr? Bestimmt! Mehr als eine Pfandflasche als Tageslohn müsste in der „gebührenden Achtung und Dankbarkeit“ ja schon enthalten sein. Klar sollte sein, dass die Zeiten von „SPITZE BETONEN!“ als Universalausruf in Richtung des PJlers nun endgültig vorbei sind.

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Wie therapiert man Geiz? https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/wie-therapiert-man-geiz/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/wie-therapiert-man-geiz/#respond Mon, 06 Nov 2017 09:00:42 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=301519 Stell dir mal vor, jemand gibt dir einfach so und ohne Gegenleistung fünfzig Euro in die Hand. Die gehören jetzt dir. Jetzt kommen aber nacheinander fünfzig Personen unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft und bitten dich um einen Anteil. Jedem kannst du nun maximal einen Euro deines neugewonnenen Vermögens schenken. Was am Ende übrig bleibt, wandert in deine Tasche. „Wer macht denn sowas?“, fragst du jetzt. Psychologen machen sowas.

Genau mit diesem Experiment haben Forscher aus Bonn und Oklahoma gemeinsam mit der Lübecker Psychologin Dr. Sabrina Strang versucht, Altruismus messbar zu machen und darüber hinaus aktiv zu beeinflussen. Insgesamt 183 Studierende deutscher Herkunft wurden in die Studie eingeschlossen und wurden mit Geschichten von fünfzig Menschen konfrontiert, die sich beispielsweise frisches Obst oder Theaterkarten nicht leisten können und nun um eine Spende bitten. Der Clou dabei: Die Hälfte dieser Personen trägt Namen wie Herbert oder Melanie, die andere Hälfte besteht aus Geschichten geflüchteter Menschen. Die Studierenden wurden zuvor mittels Fragebogen in zwei Gruppen geteilt – solche, die Zuwanderung und Geflüchteten aufgeschlossen gegenüberstehen, und solche mit einer ablehnenden Haltung demgegenüber. Das Ergebnis: Probanden mit einem niedrigen Xenophobie-Index spendeten mehr als die mit fremdenfeindlicher Gesinnung, wobei die Geflüchteten mit durchschnittlich acht Euro etwa zwanzig Prozent mehr erhielten als die Bedürftigen deutscher Herkunft.

So weit, so vorhersehbar. Was passiert nun aber, wenn man einigen der Probanden vor dem Experiment ein Nasenspray in die Hand drückt? Genauer: Ein Nasenspray mit Oxytocin, das in der Populärwissenschaft oft nur „das Kuschelhormon“ genannt wird, weil es bei sozialer Interaktion ausgeschüttet wird und zum Beispiel wichtig für die Mutter-Kind-Bindung ist. Die Gruppe, die vorher schon großzügig war, wurde doppelt so freigiebig, die andere Gruppe blieb geizig, sodass der Versuch um einen weiteren Kniff erweitert wurde. Einem Teil der Probanden wurde vor dem nächsten Durchgang mitgeteilt, wieviel die anderen Teilnehmer jeweils durchschnittlich abgaben. Die Kombination aus Oxytocin und schlechtem Gewissen zeigte dann Wirkung. Die Gruppe mit dem hohen Xenophobie-Index, die vorher kaum etwas gab, spendete im dritten Durchgang 74 Prozent mehr – und das vor allem an Geflüchtete.

Ist das jetzt eine Sensation? Gibt es bald Nasenspray gegen Geiz? Oder doch Chemtrails? Studien zufolge wirkt das zumindest auch gegen Übergewicht und Krebserkrankungen. Die Autoren der im August erschienenen Studie „Oxytocin-enforced norm compliance reduces xenophobic outgroup rejection“ sehen die Lösung eher im Alltag: Familienmitglieder, Freunde und Arbeitskollegen sollten in der Gemeinschaft mit gutem Beispiel vorangehen und davon berichten. Dies würde einerseits den Druck durch die zugeführten sozialen Normen schaffen und andererseits durch den Sozialkontakt den Oxytocin-Pegel erhöhen. Die Neurobiologie der Fremdenfeindlichkeit und des Altruismus bedürfe aber weiterer Untersuchungen. Eure Chancen, auch mal Geld geschenkt zu kriegen, stehen also gar nicht mal so schlecht.

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Chaos auf dem Campus https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/chaos-auf-dem-campus/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/chaos-auf-dem-campus/#respond Mon, 03 Jul 2017 06:15:28 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=287029 Jeder kennt es: Das Eintragen in die Übungsgruppen. Stressig für jeden Studenten. Zu der vom Professor angegebenen Zeit sitzen also alle Studenten vorm Handy oder PC und warten darauf, sich im Moodle eintragen zu können. Meistens läuft das eigentlich recht reibungslos, doch leider kann dabei auch schrecklich viel schiefgehen.

Es hieß, man könne sich ab 7:30 Uhr in die Übungsgruppen eintragen. Aufgeregt mit schmerzendem Zeigefinger vom vielen Aktualisieren der Seite warten alle auf 7:30 Uhr. Ich wundere mich zwar, dass bei Moodle steht, die Aktivität mit den Übungsgruppen werde erst um 9 Uhr freigeschaltet, aber der Professor hatte doch gesagt 7:30 Uhr. Der hat bestimmt Recht. Also wird immer weiter aktualisiert. Es ist mittlerweile 7:32 Uhr und nichts ist passiert. Na gut, dann wird es wohl doch erst um 9 Uhr freigeschaltet. Um 9 Uhr das gleiche Spiel wie um 7:30 Uhr. Wieder tun mir die Finger vom Aktualisieren weh. Doch es passiert einfach nichts und dann auf einmal steht da, es werde doch erst um 12 Uhr freigeschaltet. Langsam genervt aktualisiere ich um 12 Uhr Moodle wieder ohne Unterlass. Doch leider meinte der Tag es nicht gut mit mir. Wieder passiert nichts. Diesmal wird die Freischaltung auf 12 Uhr des nächsten Tages verschoben. Die Aufregung ist groß, doch leider bin ich machtlos und möchte am nächsten Tag nochmal mein Glück versuchen. Doch so gegen 16 Uhr verteilt sich langsam über Buschfunk, dass nun die Liste still und heimlich ins Moodle gestellt wurde. Nun schnell anmelden und den Termin wählen, den ich möchte. Leider verliert man ein paar Minuten, um bei der Liste, die weder nach Wochentag noch nach Uhrzeit geordnet ist, den Überblick zu gewinnen. Bei einigen Studenten kam der Buschfunk zu langsam an und ihre gewünschte Gruppe war schon voll. Andere bemerken, dass die Übungsgruppe, die ihnen am liebsten war, gar nicht auf der Liste steht. Die Verwirrung ist groß, aber man trägt sich trotzig in irgendeine Gruppe ein.

Genervt von der ganzen Situation schreibe ich eine E-Mail an die Sekretärin, um darin anzumerken, dass der Tag alles andere als fair verlaufen sei und dass drei Übungsgruppen, die zwar im UnivIS eingetragen waren, gar nicht auf der Moodleliste standen. Beim Abgleichen der Stundenpläne aller Studiengänge dieses Moduls fielen einige Überschneidungen auf, so dass zu einigen Übungen jeweils nur ein Studiengang Zeit hätte und zu einer Übung hätte überhaupt keiner der Studiengänge Zeit gehabt. Außerdem kamen auf circa 95 Studenten des einen Studiengangs 75 Plätze in den Übungen.

Nach meiner Recherche schickte ich die E-Mail und wartete vergeblich auf Antwort. Die einzige Reaktion kam im Moodlekurs, in dem die Sekretärin schrieb, dass die unkoordinierte Onlinestellung ihre Schuld sei, es immer zu Überschneidungen kommen könne und es eine Neuwahl geben werde.

Es dauerte noch ein paar Tage bis die Übung, zu der keine hätte erscheinen können, aus der Planung genommen wurde. Ebenso dauerte es ein Wochenende bis eine vernünftige Lösung für die zu geringe Platzanzahl gefunden war.

Schlussendlich zufrieden mit der Übungsgruppenwahl hatten wir immerhin ein paar Tage ein Thema zum Aufregen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Professoren auch nur Menschen sind.

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Apfelkuchen wählbar machen https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/apfelkuchen-waehlbar-machen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/apfelkuchen-waehlbar-machen/#respond Mon, 24 Apr 2017 06:20:44 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=279060 Im Super-Duper-Power-Laser-Wahljahr hört man es ja an allen Ecken: „Ich weiß nicht, was ich wählen soll. Ich kann mich nicht entscheiden. Von vielen Parteien gefällt mir etwas. Ich kann mich aber mit keiner identifizieren.“ Damit muss endlich Schluss sein! Eine neue Partei muss her, die genau die Nische der Unentschlossenen anspricht. Damit meine ich nicht, Unentschlossene anzusprechen und zu versuchen, sie zur Entschlossenheit zu bekehren. Nein! Unentschlossenheit muss wählbar werden!

„Wie kann man sich das vorstellen?“, fragt der geneigte Unentschiedene. Nun, man kann sich die Parteienlandschaft wie die Kuchentheke bei Rewe vorstellen: Moderate Auswahl, alles bunt, bei vielen gibt es etwas, das ziemlich ok ist. Und was nimmt der Unentschlossene? Klar, Apfelkuchen! Warum? Apfelkuchen ist wie Vanilleeis, Gitarrenunterricht und Mensa-Pommes die Bezugslinie, an der sich alles messen muss. Quasi ein politisches Normalnull. Eben nichts, was einen vom Hocker reißt oder gar radikal werden ließe, aber eben ziemlich ok. Man weiß, was man kriegt. Man wird nicht unbedingt begeistert, aber auch nicht enttäuscht. Natürlich klingen Lakritz-Zauberschlumpf-Torte oder Schwarzbier-Speiseeis erstmal vielversprechend und interessant wie eine Reise in unbekannte Gewässer und sicherlich kann Lakritz-Zauberschlumpf-Torte auch total toll sein, sie hat aber eben auch erhebliches Potential nach unterhalb des Apfelkuchen-Medians. Manche gehen das Risiko ein, viele nicht. Deshalb muss Apfelkuchen wählbar werden!

Kommen wir zum Konkreten: Wie sollte so eine Partei beschaffen sein? Zunächst muss festgehalten werden, dass dies keine Ist-mir-egal-Partei sein darf, davon gibt es schließlich auch schon genug. Nein, die Mittelmeinung muss genauestens angesprochen werden. Ein Beispiel: Der Wahl-o-mat fragt, ob es auf öffentlichen Plätzen mehr Videoüberwachung geben sollte. Normale Parteien würden hier mit „Ja, weil…“ oder „Nein, denn…“ antworten und damit sofort das halbe Spektrum verprellen. Die Apfelkuchenpartei hingegen antwortet: „Jein!“ und hält sich alle Optionen offen. Das nennt man Flexibilität oder „einfach-mal-spontan-sein-können“ und das ist verdammt sexy. Jetzt kann man sicherlich einwenden, dass Apfelkuchen weder flexibel noch sexy ist, aber stimmt das? Apfelkuchen ist universell. Frühstück, Nachtisch oder nachmittags zum Tee bei Oma, dazu Sahne oder Vanilleeis. Mit Zauberschlumpf-Torte geht das nicht, soviel steht fest.

Hierin liegt die Stärke der Apfelkuchen-Partei. Eine Stimme an sie ist niemals verschenkt. Die Apfelkuchenpartei kann und wird mit allen koalieren. Apfelkuchen ist Macht, keine Opposition. Apfelkuchen ist das mäßigende Element in einer immer radikaleren Gesellschaft. Apfelkuchen eint die, die vorher „Spalter“ schrien, denn Apfelkuchen ist der gemeinsame Nenner, auf den man sich immer einigen kann. Apfelkuchen baut keine Mauern! Apfelkuchen ist Patriotismus und Multi-Kulti in einem Gebäck! Wird so eine Partei weltbewegende Entscheidungen verhindern? Vielleicht. Genauso wie viel Schlechtes ebenso durch die Apfelkuchen-Partei blockiert werden würde. Apfelkuchen ist wie diese Kolumne. Klar, man hätte viel mehr draus machen können, aber seien wir ehrlich, man hätte es auch viel schlechter machen können.

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Schlafense gut, Herr Professor :-) https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/schlafense-gut-herr-professor/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/schlafense-gut-herr-professor/#comments Mon, 03 Apr 2017 05:00:28 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=273480 So titelte Stephan Porombka von der Berliner Universität der Künste im Mai 2016 in der Wochenzeitung DIE ZEIT.

Dr. Leef H. Dierks ist Knigge-Beauftragter Professor für Finanzierung und Internationale Kapitalmärkte an der Fachhochschule Lübeck. Er freut sich auf eine lebhafte Diskussion zu diesem Thema.Fachhochschule Lübeck

Dr. Leef H. Dierks ist Knigge-Beauftragter Professor für Finanzierung und Internationale Kapitalmärkte an der Fachhochschule Lübeck. Er freut sich auf eine lebhafte Diskussion zu diesem Thema.

Anlass waren Stilblüten im Schriftverkehr mit seinen Studierenden, die einfach viel zu schön waren, um sie der Öffentlichkeit weiter vorzuenthalten. Beispielsweise Nachrichten à la „Na, Herr Professor, wie isses? Können Sie mir morgen einen Schein unterschreiben? Es ist wirklich überlebenswichtig!“. Selber Schuld, mag man meinen, was treibt er denn zu nachtschlafender Zeit auch bei Facebook. Aber es wird noch besser: So berichtet der Kollege von einer E-Mail, welche aus nicht mehr als einem Kotzsmiley Emoji, dem es gerade nicht so gut geht und den Worten “Sorry & Gruß“ bestand. Im Betreff hieß es dann “Heute leider kein Referat!”

Doch von stilistischen Fragwürdigkeiten einmal abgesehen: Ist das wirklich der adäquate Kommunikationskanal? Ich erwarte ja keinen auf Büttenpapier per Hand verfassten Brief in meinem Postfach von Ihnen, nur: Sprächen Sie mich auf dem Rückweg aus dem Bermuda-Dreieck auch mit einem derartigen Anliegen an? Die erste Empörung wandelte sich jedoch rasch in Anerkennung – immerhin hat der Kommilitone sich, anstatt einfach nicht zu erscheinen, direkt aus seinem (ich zitiere) „intimen Katastrophengebiet“ angemeldet.

In Bayern, konkret am Zentrum für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht (ZAAR) an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, ist man schon einen Schritt weiter. (So richtig verwundert das vermutlich niemanden). Dort heißt es wörtlich: „Weil heutzutage die häusliche Erziehung manches vernachlässigt, hier ein paar formale Hinweise zur korrekten Kommunikation mit Professoren – auf mehrfache Nachfrage aus studentischem Publikum“. Der letzte Halbsatz spricht Bände, nicht wahr?

Vorab: Professor ist kein Titel. Professor ist zuerst eine Dienstbezeichnung – wie z.B. Ministerialrat oder Feldwebel. Manche Gesetze sprechen von einer „akademischen Würde”. Dies erklärt sich daraus, dass die Bezeichnung nach der Pensionierung weitergeführt werden kann – ohne den Zusatz „aD” oder „iR”. Die Gesetze schweigen sich übrigens wohlweißlich darüber aus, ob der Träger der Dienstbezeichnung auch entsprechend würdevoll auftritt – oder eben nicht. Nicht-repräsentative Blicke über den Campus verheißen wahrlich nichts Gutes.

Natürlich ist eine E-Mail zunächst ein vergleichsweise formloses Medium. Dennoch ist auch eine E-Mail an die Netiquette gebunden, weshalb Erörterungen darüber, ob der Umgang mit Dozenten nun zwanglos erfolgen kann und soll, müßig sind. In der Regel wollen Studierende etwas vom Professor. Zwanglosigkeit kann den Erfolg des Wunsches durchaus beeinträchtigen. Niemand muss überhaupt auf E-Mails antworten. Und, so heißt es aus München: „Der unhöflichen (oder der als unhöflich empfundenen) Attitüde gebührt Schweigen als Antwort“.

Sicherer fahren Sie also, sofern Sie denn überhaupt eine Antwort erwarten, wenn Sie sich nochmals die allgemeinen Regeln für schriftliche Kommunikation vergegenwärtigen, d.h. die Anrede: „Sehr geehrter Herr Professor Meier“. Ganz und gar daneben liegen Sie, wenn Sie meinen, in der Anrede auf „Prof.“ verkürzen zu müssen – sich dann aber außer Stande sehen, Ihre Gedanken in drei Zeilen auszudrücken, sondern dafür viel Platz benötigen. Lange schwafeln und nicht zum Punkt kommen. Bedenken Sie bitte: Ihr Anliegen ist i.d.R. nicht das Einzige in meiner Inbox. Besonders schlimm jedoch, ich denke da sind wir uns alle einig, ist das unverbindliche “Hallo”.

Nun wird es ein klein wenig komplexer. In der Briefanrede wie in der mündlichen Anrede ist es nämlich etwas anders. Der Professor konsumiert den Doktortitel. Also bitte nicht: “Sehr geehrter Herr Professor Dr. Meier!”.

Weiterhin kaum bekannt: Als Dienstbezeichnung konsumiert der „Professor“ in der (mündlichen und schriftlichen) Anrede auch den „Herrn“. Folglich heißt es nicht: „Sehr geehrter Herr Professor Meier“, sondern, schenkt man den Münchener Kollegen denn Glauben und tut deren Ratschläge nicht als alternative Fakten ab, ganz einfach „Sehr geehrter Professor Meier“. Doch mal entre nous: Weil das alles vergleichsweise wenig bekannt ist (selbst (oder gerade) unter Professoren), ist für die Unwissenden praktisch alles zulässig.

Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Nicht minder indiskutabel ist übrigens das Verhalten der werten Kollegen, welche Studierende ungefragt meinen, duzen zu können oder ihre Vorlesungen und Seminare nach Gutdünken stattfinden lassen. Wir könnten jetzt lang und breit die Frage erörtern, ob Dozenten neben der rein fachlichen Expertise auch eine Vorbildfunktion innehaben, doch führte uns das vom eigentlichen Thema weg.

Über mit „Sehr geehrter Herr Dr. Dirk“ beginnende E-Mails mag man schmunzeln; eine Respektlosigkeit stellen sie vermutlich nicht dar. Eher wohl eine Unaufmerksamkeit. Zumal ich im Zweifelsfalle ja überhaupt nicht gemeint bin, sondern besagter Kollege Dirk. (Allerdings wurde der schon länger nicht mehr gesehen.) Ähnlich übrigens wie „Sehr geehrter Herr Professor Doktor sc. agr. Diplom-Volkswirt Diplom-Kaufmann Leef H. Dierks“. Macht die Sache nicht wirklich besser, oder? Zumal mein Seepferdchen in der Aufzählung fehlt.

Herzerfrischend nehmen sich da doch die „lieben Grüße“ aus, mit denen die Nachrichten zunehmend enden. I mean, really? Ist das nicht ein wenig too much? Was genau spricht eigentlich gegen ein gesundes Maß an Distanz zwischen Dozent und Studierenden? Verstehen Sie mich nicht falsch: Gegen Nähe, so sie denn richtig interpretiert wird, ist nicht das Geringste einzuwenden! Sie erleichtert das gemeinsame Arbeiten. Doch gilt es Grenzen zu beachten. Fraternisieren, anbiedern, rumschleimen, Kumpanei oder missverstandene Nähe, kurz: Beiderseitige, gedankenlose Unbedarftheit im Umgang miteinander führt nur zu mehr Ungemach.

Zweifelsohne noch etwas unterhaltsamer (auch für mich) als bisherige Zeilen sind jene E-Mails, in denen mir Kommilitonen minutiös ihre Klausurvorbereitung darlegen – und um Anmerkungen bitten. Nach „eine Mappe anfertigen“ heißt es da „die Mappe mit gelben Post-Its bestücken um die Ordnung aufrecht zu erhalten“ und „das ganze Skript einmal überfliegen“. Ohne dem Klausurergebnis (dazu dann mehr beim nächsten Mal) vorgreifen zu wollen: Persönlich sind mir ja rosa Post-Its lieber.

Beim besten Willen: Was für Anmerkungen erwarten Sie von mir? Auch wenn es sich um das erste Semester handelt und deshalb noch ein wenig Welpenschutz gilt: Reicht gesunder Menschenverstand nicht vollkommen aus?

Auch schön (natürlich erst unmittelbar vor Ablauf der Anmeldefrist): „Für welche Klausur soll ich mich denn jetzt anmelden; die NM1230 oder die NM1231?“ Gegenfrage: Was lässt Sie denn glauben, dass ich weiß, nach welcher Studienordnung Sie studieren? Von ähnlichem Kaliber die mich Anfang März erreichende Frage „an welchem Termin und zu welcher Uhrzeit genau denn nun die Klausur in Business Finance stattfinden wird?“ Wofür genau, glauben Sie, gibt es eigentlich Einrichtungen wie das Prüfungsamt? Oder wenden Sie sich mit Zweifeln ob des Mensaspeiseplans auch an Ihre Dozenten?

Oder der Fall einer in leicht panischem Unterton verfassten E-Mail am Vorabend einer Klausur (wann auch sonst): „Mir fällt gerade auf, dass ich das Capital Asset Pricing Model vielleicht doch nicht ganz so gut verstanden habe. Können Sie mir bitte kurz sagen, ob es wirklich klausurrelevant ist?“ Klar. Irrelevant. Vollkommen. Haben wir nur aus dem Grund stundenlang hergeleitet und besprochen, da ich beim besten Willen nicht wusste wohin mit der vielen Zeit.

Machen Sie es doch lieber wie eine Kommilitonin (immerhin im Master-Programm Betriebswirtschaftslehre), die mir in ihrer Klausur schrieb, dass sie zwar die Antwort auf meine Frage nicht wüsste, aber, um mir zu beweisen wie gewissenhaft (schon klar) sie sich vorbereitet hatte, einen Essay zu einem vollkommen anderen Thema niederschrieb. Und eine Blume dazu malte. In der Klausur. Hallo?! Ohne dem Klausurergebnis (dazu dann mehr beim nächsten Mal) vorgreifen zu wollen…

Ähnlich skurril übrigens die Nachricht eines Kommilitonen, der mir schrieb, dass ihm zwar durchaus bewusst sei, dass ich, wie aus meiner Ankündigung eindeutig hervorgeht, aus zeitlichen Gründen keinen Alternativtermin zur Klausureinsicht anbieten kann. Doch dann folgt „Trotzdem bitte ich um eine Einsichtnahme in die Klausur.“ Na sicher doch. Kein Ding. Holen wir gerne wieder aus dem Archiv. Stellt sich nur die Frage, zu was der geneigte Dozent noch kommt, wenn er auf jeden terminlichen Sonderwunsch einginge.

Und ja, man höre und staune, deshalb gibt es tatsächlich auch so etwas wie eine Sprechstunde. Diese legte einer meiner akademischen Lehrer übrigens auf freitags, 17:00 bis 18:00 Uhr hst. Kann man so machen; muss man nicht. Immerhin stand niemand Schlange. Aber so weit muss es ja nicht kommen.

Liebe Grüße.

Und schlafense gut.

😉
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Mehr von Allem! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/mehr-von-allem/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/mehr-von-allem/#respond Mon, 06 Feb 2017 05:00:43 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=262333 Neujahrsvorsätze erfreuen sich immer großer Beliebtheit. Wir haben sieben Vorsätze für die Uni gesammelt.

1. Den Campus in eine Baustelle verwandeln. Manch ein Student wartet sehnsüchtig auf einen Neu- oder Umbau der Mensa. Die Bibliothek soll erweitert werden und der AStA zu Gunsten der Forschung umziehen – irgendwann in den nächsten fünf Jahren. Wo ein neues Zuhause für den AStA geschaffen wird, ist ergebnisoffen. Um für die wachsende Studierendenschaft Platz zu generieren, sollten schon 2016 Container installiert werden. Doch bis jetzt gibt es keine Spur von diesen neuen Räumen, ob sie wohl in 2017 kommen werden? Oder wird so lange gewartet, bis sich das Raumproblem durch abnehmende Studierendenzahlen von alleine löst?

2. Allen Dozierenden richtig Zitieren beibringen. Denn ab September will die VG Wort eine praktikable Lösung für das Nutzen und Zitieren von Texten in der Lehre, also das Problem mit dem Urheberrecht, gefunden haben und anwenden. Wer weiß, ob die dadurch entstehende Panik gelindert werden kann?

3. Alte Bekannte treffen. Die Uni kann Professoren aus dem Ruhestand in die Lehre zurückholen. So steht es in der Verfassung der Uni beziehungsweise im Hochschulgesetz. Beteiligen können sie sich unter anderem an Prüfungen oder Promotionen. Werden wir nun eigentlich emeritierte Professoren wieder als Dozenten in so manchen mündlichen Prüfungen treffen?

4. Sich über die Ziele der Parteien informieren. Dieses Jahr wird auch politisch interessant werden, denn es stehen nicht nur die Wahl des neuen Landtags im Mai und die des Bürgermeisters im Herbst, sondern auch die Bundestagswahl vor der Tür. Das bedeutet auch, dass Politiker auf dem Campus gesichtet und mit Fragen belagert werden können. Es ist also an der Zeit, sich zu informieren, welche Partei welche Ziele hat.

5. Über Rassismus reden, singen, informieren: Nachdem 2015 durch die Umfrage zum Thema Rassismus der Abend der Vielfalt entstand, wurde eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Konzepten erdacht, die natürlich bis zum heutigen Tage in großer Zahl durchgeführt wurden. Sogar der AStA plante das „Fest der Vielfalt“, welches im vergangenen Jahr das Campus Open Air ersetzen sollte. Apropos: Make COAL great again – es gibt dieses Jahr wieder ein Festival!

6. Ein Kommunikationskonzept bauen! Die Universität will sich mithilfe eines neuen Cross-Media-Beauftragten in das Social Media-Zeitalter katapultieren. Auch das frühere Uni-Magazin „Focus Uni Lübeck“ soll reanimiert werden. Und die Uni braucht natürlich auch unbedingt einen Twitter-Account.

7. Was nehmen sich die Studenten und Studentinnen für 2017 vor? Vermutlich früher mit dem Lernen für die Klausuren zu beginnen und sich weniger über das Präsidium, das ein Revival der Uni-Umbenennung versuchen könnte, aufzuregen. Ob das Erfolg haben wird? Wir werden es sehen.

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Eine tote Tante, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/eine-tote-tante-bitte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/eine-tote-tante-bitte/#respond Mon, 12 Dec 2016 07:00:36 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252327 Zu den wichtigsten Pflichtterminen im Wintersemester gehört der regelmäßige und ausgiebige Weihnachtsmarktbesuch. Da Aufwärmen bekanntlich auch von innen geht, bietet sich neben Glühwein oder Schoko-Minttu auch ein Getränk mit dem melodischen Namen Lumumba (Kakao mit Rum) an. Dieser Name ist nicht etwa reine Fantasie oder der Möglichkeit geschuldet, auch nach mehreren Tassen immer noch unfallfrei „Lumumba“ sagen zu können, sondern vielmehr der Kampfname des kongolesischen Revolutionärs Patrice Lumumba, der vor 56 Jahren die heutige Demokratische Republik Kongo zur Unabhängigkeit von Belgien führte und deren erster Ministerpräsident wurde, nach einem Jahr aber in einer CIA-gestützten Militärmeuterei ermordet wurde. Doch dieser Tage verbinden wir mit seinem Namen nicht den langen Kampf Afrikas mit dem Kolonialismus: Wer Lumumba hört, denkt an Kakao und Rum. Warum heißt ein Weihnachtsmarkt-Getränk nach einem afrikanischen Freiheitskämpfer? Waren alle Piraten-Wortwitze bereits vergeben? Das Internet kennt keine zufriedenstellende Antwort, man darf befürchten, der Grund sind der Kakao und ein bitterer Schuss Rassismus. Schließlich datiert der Begriff in Belgien, wo der Freiheitskämpfer verhasst war, bis in die Regierungszeit Lumumbas zurück und dürfte auch aufgrund der farblichen Assoziation bestenfalls spöttisch gemeint sein.

Lumumba wäre also mal reif für eine Umbenennung. Im Gegensatz zum Mönkhof Karree, dem Einkaufzentrum im Hochschulstadtteil. Das heißt jetzt nämlich „Campus Lübeck“. Verwechslungsgefahr ist dabei natürlich beinahe ausgeschlossen. Vielleicht wächst aber der eigentliche Lübecker Campus bald bis dorthin, dann wäre es zumindest teilweise richtig.

Erfreulich hingegen ist, dass im medizinischen Vokabular Eponyme mit Bezug zum Nationalsozialismus wie die Wegener-Granulomatose oder das Reiter-Syndrom zunehmend durch andere Begriffe ersetzt werden.

“Der Name ist ein Stück des Seins und der Seele”, lässt Thomas Mann den Schridaman in “Die vertauschten Köpfe” sagen. Aber vielleicht ist das Unsinn. Vielleicht ist der gute Name wirklich ein hohes Kleinod, wie Friedrich Schiller meinte. Ein Kleinod, das neben einer Beschreibung auch eine Intention widerspiegelt. Nicht hoffen möchte man das natürlich bei dem in Friesland gebräuchlichen Namen für das Kakaogetränk mit Rum – es wird dort als „Tote Tante“ bezeichnet. Das zumindest dürfte an der Glühweinbude für ein paar einfache Wortwitze sorgen.

Patrice Lumumba kann sich – wie auch Friedrich Schiller, Thomas Mann und jede tote Tante dieser Welt – nicht mehr wehren. Es ist also an allen Übrigen, ihre Namen so zu verwenden, dass es erstens passt, zweitens aber auch dem Benannten wie dem Namensträger gleichermaßen gerecht wird. Das erfordert, dass oftmals ernsthafte Diskussionen über Namen und deren Beibehaltung oder Umbenennung erfolgen müssen. Diskussionen, die man zum Beispiel mit dem Glühweinverkäufer führen kann, wenn man Kakao mit Rum bestellt.

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10 Tipps für die korrekte Meldung zum Staatsexamen https://www.studentenpack.de/index.php/2016/11/10-tipps-fuer-die-korrekte-meldung-zum-staatsexamen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/11/10-tipps-fuer-die-korrekte-meldung-zum-staatsexamen/#respond Mon, 14 Nov 2016 09:01:47 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=249440 Da allein für Mitglieder der Redaktion fünf Versuche unternommen werden mussten, den Meldebeleg für das zweite medizinische Staatsexamen korrekt auszufüllen, sehen wir uns gezwungen, die knapp bemessenen Richtlinien etwas zu erweitern. Der Sprachduktus wird sinngemäß fortgeführt, weshalb ihr ausnahmsweise gesiezt werdet.

1. Das erste Feld benötigt ausschließlich die Kurzbezeichnung der Universität. Während „Universität zu Lübeck” nahezu perfekt hineinpasst, ist „Thomas-Mann-Universität“ ein Zeichen zu lang und deshalb nicht zu verwenden. Auch „Stiftungsuniversität seit 2015“ ist keine geeignete Alternative.

2. Nun wird Ihr Familienname erfragt. Dieser besteht obligatorisch aus mindestens einem Groß- und einem Kleinbuchstaben, Sonderzeichen sind fakultativ. Wird Ihr Name allgemein durch eine Zahl ergänzt, ist die römische Schreibweise mit korrektem Artikel im Nominativ und mit Schlusspunkt anzugeben, also beispielsweise „der IV.“. Widerstehen Sie unbedingt dem Drang, Ihre Adels- und Doktortitel aufzuführen.

3. Bei „Namenszusätze“ können nun akademische Titel aufgeführt werden. „Prof.“ weckt Ansehen, „Dr. med.“ erregt Misstrauen.

4. Heben Sie sich die Fragen, warum es „Adelsprädikate“ heißt, obwohl Worte wie „von“ oder „zu“ doch Präpositionen sind, für das mündliche Examen auf. Außerdem müssen etwaige Adelssubstantive wie „Baron“, „Graf“ oder „Königin“ hier eingegeben werden. Bei mehreren Adelssubstantiven ist das höchstrangige anzugeben. „Kardinal“ oder „Papst“ sind keine Adelssubstantive und deshalb wegzulassen.

5. Im Feld „Geburtsname“ ist im Sinne des Examens eine Falschantwort gesucht. Sollten Sie mit Adelspräposition geboren sein, fällt diese weg.

6. Vornamen sind Kür. Scherznamen wie „Anne Theke“ oder „Thomas Mann“ erregen stets Heiterkeit.

7. Beim Geburtsdatum müssen zwei Felder für die Jahreszahl im gregorianischen Kalender reichen, können durch ein „n. Chr.“ aber spezifiziert werden.

8. Ein einziges Feld muss genügen, Ihr Geschlecht anzugeben, sollte Ihr Adelssubstantiv dieses nicht bereits unmissverständlich preisgeben. Handeln Sie nicht vorschnell: „m, w, ♀ oder ♂“ mögen einleuchten, gewünscht ist aber eine positive ganze Zahl, die nicht größer als zwei ist. Im Sinne der Inneren Medizin ist hierbei nicht etwa eine richtige, sondern die richtigste Antwortmöglichkeit zu wählen!

9. Schlagen Sie Ihre Staatsangehörigkeit auf der Rückseite nach. Während Neukaledonien und Gibraltar dabei sind, können die Westsahara, Südossetien oder der Südsudan nicht vom IMPP als autonome, souveräne Staaten anerkannt werden. Melden Sie sich in diesem Fall mit „XXX“ als staatenlos.

10. Geben Sie Ihren Geburtsort an. Wählen Sie unbedingt die Schreibweise in Ihrer Geburtsurkunde, auch wenn Sie auf veraltete Schreibweisen wie „Karl-Marx-Stadt“ oder „Königsberg“ zurückgreifen müssen.

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Gelegenheit macht Wähler https://www.studentenpack.de/index.php/2016/07/gelegenheit-macht-waehler/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/07/gelegenheit-macht-waehler/#respond Mon, 11 Jul 2016 01:10:29 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=235059 Die ambitionierte Gremienwahl 2016 liegt hinter der Universität. Sie sollte einen Abwärtstrend bei der Wahlbeteiligung stoppen und eine Wahl sein, bei der man tatsächlich eine Auswahl hat, bei der sich also mehr Kandidaten aufstellen als in ein Gremium einziehen können. Misst man die Wahl an diesen Kennzahlen, so war sie ein Erfolg. Noch nie haben so viele Studenten an der Uni Lübeck ihre Stimme abgegeben wie in diesem Jahr. Das liegt aber daran, dass die Hochschule gewachsen ist. Prozentual waren es 35,65 Prozent. Das ist die viertbeste Beteiligung in den letzten zehn Jahren: Mittlere Platzierung also. Dies ist bemerkenswerter Weise unter allen deutschen Hochschulen eine der besten Wahlbeteiligungen. Aber vermutlich waren das die 25,2 Prozent des Vorjahres bereits.

Um gut ein Drittel der Studenten an die Wahlurnen zu kriegen, hat sich der Wahlausschuss, der die Wahl durchführt, eines einfallen lassen. Die Wahl lief diesmal für vier anstelle der üblichen drei Tage, zudem wurde sie mit attraktiven Events verbunden: Kino im Audimax, in der Pause kurz wählen? Deutschlandspiel live, in der Halbzeit nur schnell ein Kreuz machen? Klar! Wer ohnehin zu dem Event geht, wird sich da nicht verweigern. Wie undemokratisch würde das denn wirken? Dazu kam das Angebot von Professor Westermann: Bei einer Wahlbeteiligung über 50 Prozent verlose er unter den Wählern ein iPhone.

Dieser neuen Herangehensweise kann man zugestehen, dass sie die Wahlbeteiligung gesteigert hat. Kritisch mag man betrachten, dass in den MINT-Fächern die Wahlbeteiligung mal wieder deutlich schlechter ausfiel, als bei Medizinern und Psychologen. Eine gesamtuniversitäre Wahlbeteiligung ist also vielleicht gar kein gutes Maß für die Einstellung der Studierenden zu ihren Gremien. Man kann auch anmerken, dass die Wahlbeteiligung pro Tag weitestgehend auf dem Level der letzten Jahre geblieben ist. Eine mögliche Schlussfolgerung und Lehre für die kommenden Jahre: Studenten wählen bei Gelegenheit. Erhöht man die Anzahl, Dauer und Attraktivität der Wahl-Gelegenheiten, erhöht sich die Wahlbeteiligung.

Wenn dies stimmt, kann man mit Freude feststellen, dass die Verlosung eines iPhones keinen Effekt hatte. Darauf weist auch hin, dass es kaum ungültige Stimmen gab. Wer nicht wählen will, hat wohl nicht gewählt: iPhone hin oder her! Ein gutes Zeichen für das demokratische Selbstverständnis der Studierendenschaft. Es mag auf den ersten Blick aussehen, als würde einem Gremium, dass von der Mehrzahl der Studenten, die es vertritt, nicht gewählt wurde, das Mandat fehlen. Tatsächlich täte es dem Gremium aber keinesfalls besser, wenn die Vertreter nach Zufall von uninteressierten Studenten gewählt worden wären, die lediglich ein iPhone gewinnen wollten.

Ob diese Wahlen einen Trend nach oben starten oder eine Ausnahme bleiben, wird die Zeit zeigen. Fürs Erste bleibt uns, den neu gewählten Vertretern im Parlament, in den Fachschaften und in allen anderen Gremien ein glückliches Händchen beim Abstimmen zu wünschen. Die Redaktion des StudentenPACKs hofft weiterhin auf eine gute und kritische Zusammenarbeit mit euch.

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Now I worry all the time like I never did before https://www.studentenpack.de/index.php/2016/06/now-i-worry-all-the-time-like-i-never-did-before/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/06/now-i-worry-all-the-time-like-i-never-did-before/#respond Mon, 06 Jun 2016 05:00:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234622 Klausuren kennt jeder. Und jeder geht damit etwas anders um. Wenn die Vorbereitung (oder das eigene Vertrauen in dieselbe) mal nicht ganz vollkommen ist, muss man sich halt bei höheren Mächten bedienen. Sprich: Glücksbringer, Talismane oder die Lieblingsunterwäsche.

Wenn solche Tricks nicht mehr helfen, muss man unter Umständen selbst tätig werden und zu mal mehr, mal weniger ritualisierten Handlungen greifen. Man könnte sogar so weit gehen, vor jeder Prüfung eine Mango (die festen, bloß nicht die reifen, matschigen) zu essen und sich währenddessen dreimal ,,I ain’t got no home in this world anymore” von Woody Guthrie auf Youtube anhören. So mach ich das. Funktioniert gut. Vielleicht wundert sich irgendein Amerikaner, warum das Video seines Umzugs („Seattle to Maine in 7 days“) mit einer sehr guten Coverversion eben dieses Lieds so viele Klicks hat. Die sind vermutlich zum größten Teil von mir. Natürlich weiß ich, dass mich dieses Prozedere in den wenigsten Situationen weiterbringt. Trotzdem: Wenn ich anders handeln würde, würde ich mich verfluchen, sollte es mal doch nicht klappen. Ist das jetzt normal? Vielleicht nicht. Bin ich jetzt bekloppt? Muss ich auf die Couch? Vielleicht schon.

Im Psychiatrie-Kurs wurde mir jetzt erklärt, dass es sich hierbei um Zwangsgedanken handelt. Viele Menschen haben sowas, die allermeisten haben keinerlei Probleme damit und müssen sich auch nicht in psychiatrische Behandlung begeben, solange sie noch ihren Alltagstätigkeiten nachgehen können. Eine Zwangsstörung liegt nämlich erst vor, wenn man sich dadurch gestört fühlt. Das tut es bisher noch nicht. Wie ich dazu gekommen bin, fragt ihr? Nun, ich führe das auf irgendein Vorklinik-Testat zurück, vor dem ich wohl nicht vor lauter Selbstbewusstsein geplatzt bin und mich eben so verhalten habe. Das Testat muss wohl gut gelaufen sein und so behielt ich aus purem Aberglauben mein minutiöses Ritual bei. Und der Erfolg gab ihm Recht! Testate, Biochemie-Klausuren, Physikum… Alles kein Problem, hatte schließlich Mango gegessen. Wahrscheinlich ist es genau das, was Psychologie-Studenten als „positive Verstärkung“ bezeichnen würden*. Jetzt stand die Klausur in Psychiatrie an und mit dem gewonnenen Wissen kam mir mein Handeln doch reichlich merkwürdig vor. Wie ist das mit klausurbezogenen Zwangshandlungen vor Psychiatrie-Klausuren. Führt man die aus oder lässt man die dank besseren Wissens sein? Ich bin erstmal dabei geblieben. Nicht auszudenken, was da hätte passieren können. Vielleicht zieh ich das einfach das ganze Studium über durch. Oder einfach jeden Morgen Mango zum Frühstück? Etwas teuer vielleicht, aber ich wäre wohl unbesiegbar.

* Da das PACK immer noch auf Psychologie-Studierende als Mitstreiter wartet, kann ich diese These nicht mit letzter Sicherheit bestätigen. Vielleicht kommen ja ein paar hinzu, jetzt da sie wissen, dass hier potentielle Kundschaft wartet.

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Die Logik des kollektiven Handelns https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/die-logik-des-kollektiven-handelns/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/04/die-logik-des-kollektiven-handelns/#respond Sun, 17 Apr 2016 22:01:30 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234552 Dieses Jahr gibt es zum ersten Mal seit Langem kein Campus Open Air Lübeck. Über den Grund ist an dieser Stelle des Öfteren geschrieben worden: es fehlt an Freiwilligen. Dies trifft nicht nur das COAL, es ist nur das prominenteste, sichtbarste Opfer. Alle Veranstaltungen kämpfen um Helfer. P++ hat, Party für Party, Mühen die Thekenschichten zu füllen. Die Fachschaft MINT kann effektiv nur die Hälfte ihrer Studiengänge vertreten; es gibt im StuPa wenige, die sich nicht auch noch in Mehrfachbesetzung für andere Gruppen einsetzen. Die AStA-Finanzen standen im September kurz vor dem Zusammenbruch und auch diese Zeitung lässt keine Ausgabe ungenutzt darauf hinzuweisen, dass wir mehr Autoren brauchen.

Dass es an Mitarbeitern fehlt, erscheint paradox, haben die Uni und die FH zusammen doch viel mehr Studenten als jemals zuvor. Warum finden sich immer weniger Studenten, die ehrenamtlich helfen möchten?

Ist vielleicht sogar die Größe der Grund, warum die Hilfsbereitschaft nachlässt? Je größer die Gruppe ist, der man zugehörig ist, desto anonymer, amorpher, erscheint diese Gruppe auch und desto weniger erscheint es einem sinnvoll, seine persönliche Zeit zu investieren um dieser amorphen Gruppe zu helfen.

Auf dieses Problem weist die Psychologie schon lange hin und Mancur Olson hat verschiedene Gründe dafür in seinem Buch „Logik des kollektiven Handelns“ zusammengefasst. Neben Trittbrettfahrern, welche die Vorteile nutzen, aber nicht beitragen möchten, als Problem weist Olson auf das Trivial-Contribution-Problem hin. Hier ist die Größe der Gruppe der Grund dafür, dass die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit des eigenen Beitrags schwerer zu erkennen ist. Deshalb ist auch die Motivation geringer, einen Beitrag zu leisten. Vielleicht ist es zu früh schon jetzt den Notstand auszurufen, doch vielleicht hat die Uni Lübeck, ironischerweise mit dem Studiengang Psychologie, den Sprung von dem, was Olson eine mittelgroße Gruppe nennt (in der diese Probleme nicht wirklich auftreten), zu dem, was er eine latente Gruppe nennen würde, gemacht.

Im Sommer droht dieser Universität der alljährliche Prüfstein der Beteiligung: die Gremienwahlen. Dieses Mal mit noch mehr Fachschaften und mit noch mehr studentischen Mitgliedern, zum Beispiel im größer gewordenen Senat (vier Studierende). Vom geplanten Erweiterten Senat, der mit 16 Studenten zu Buche schlagen soll, ganz zu schweigen. Die Durchführung der Wahl bedeutet auch, dass sich Freiwillige finden müssen, die die Wahl durchführen. Darunter ein Wahlauschuss und viele Wahlhelfer, die ein paar Tage an den Urnen sitzen und nachher die Stimmen auszählen. Und schlussendlich bleibt die Wahl selbst, an der teilzunehmen für jeden Studierenden eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Die Beteiligung ist dort über die letzten Jahre von fast 45 Prozent (2010) auf 25 Prozent (2015) gefallen, während die Anzahl der Studierenden wuchs. Mancur Olson lässt grüßen.

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Überall Werbeartikel https://www.studentenpack.de/index.php/2016/01/ueberall-werbeartikel/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/01/ueberall-werbeartikel/#respond Mon, 18 Jan 2016 06:00:35 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234067 Rabattaktion, Product Placement, Reklame… Werbung. Gerade ist Weihnachten vorbei. Es blinkt und glitzert überall und wir sollen unser sorgfältig Erspartes am Ende des Jahres doch noch ausgeben. Um uns selbst etwas Gutes zu gönnen? Darf es noch ein verspätetes Geschenk für die Tante dritten Grades sein? Oder sollen wir einfach nur die Jahresbilanz des Einzelhandels noch etwas aufbessern?

Denn während für uns die Glücksgefühle, die beim Einkuscheln in einen weichen, neuen Pullover entstehen, vom Pullover selbst unabhängig sind, geht es für das Geschäft darum, dass es dieser Pullover ist und nicht jene Jacke von zwei Läden weiter. Darum versucht der Ladenbesitzer auch, uns mit diversen psychologischen oder geschäftsmännischen Tricks von seiner Ware zu überzeugen. Auf dass wir doch noch seinen Laden mit einer vollen Einkaufstüte verlassen. Oder er setzt sich durch und schafft es zu einer marktbeherrschenden Stellung. Mit Filialen an vielen Stellen in der Stadt zeigt er Dominanz und macht es seinen Konkurrenten schwerer. Ein Beispiel ist ein uns allen bekannter Bäcker.

Deswegen sind es dann auch gelegentlich Junge-Brötchen, die an den Setztagen des StudentenPACKs auf dem Frühstückstisch liegen. Völlig unbeeindruckt von all diesen Werbespielchen genießen wir die Teigwarenprodukte und besprechen dabei, was bis zur fertigen Ausgabe am Abend noch zu erledigen ist.

Die abzudruckenden Texte der Autoren sind optimalerweise in druckfertiger Form und können vom Setzer in die Druckdatei gesetzt werden. Läuft es nicht optimal, machen oder suchen wir passende Bilder für die Artikel, essen Brötchen, lektorieren, kürzen oder verlängern Texte, essen Kekse und arbeiten am Titelbild, bis abends die Ausgabe fertig ist und zur Druckerei geschickt wird.

Dem gehen wöchentliche Redaktionssitzungen voraus, jeweils am Montagabend, bei denen wir die aktuelle Ausgabe besprechen, über Entwicklungen an der Uni diskutieren, Gerüchte verbreiten und über Dozenten oder Veranstaltungen lästern. Alles in allem Runden, die mal hoch produktiv sind, sich gelegentlich aber auch drei Stunden durch ausschließlich irrelevante Themen ziehen.

Allerdings müssen wir feststellen, dass die Anzahl der Setztage weniger wird. Zur Tatsache, dass unsere Redaktion schon aktuell sehr klein ist, kommt noch hinzu, dass die Improving Matlab-Tricks mittlerweile in einer Promotion angewendet werden, unsere Dr. k.c. Audimieze im Sommer ihre Masterarbeit abgibt und unsere aktivsten Lektoren auch schon an ihrer Doktorarbeit arbeiten.

Wenn du Lust hast, bei uns mitzumachen und frischen Schwung in die Redaktion zu bringen – egal, ob als investigativer Autor, als orthografisch zaubernder Lektor oder als kreativer Design-Spezialist – schreib uns einfach eine Mail und wir laden dich zur nächsten Sitzung mit Aussicht auf Produktivität ein. Und wenn du dir nichts von alledem wirklich zutraust, komm trotzdem. Man wächst mit seinen Aufgaben und auch der Aufwand dafür hält sich in Grenzen.

Und beachte, dass auch wir nur deine Seele wollen. Werbung überrascht dich überall – auch in unserer Kolumne.

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War was? https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/war-was/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/war-was/#respond Mon, 09 Nov 2015 06:00:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233664 Mehr als ein Jahr ist es nun her, dass die Uni einen größeren Skandal verursacht hat – halt! War da vor Kurzem nicht was mit dem Namen? Egal. Auf jeden Fall wurde auf dem vorletzten Jahresempfang einer in Schande zurückgetretenen Bildungsministerin mit dem Namen Schavan eine Ehrendoktorwürde verliehen.

Der technische Ablauf ist keine Besonderheit. Die Geehrte bekommt eine Urkunde und einen Händedruck und darf dann ihren gerade entfernten Doktortitel wieder ans Türschild kleben. An der Uni wird das durch einen Eintrag auf der Ehrentafel öffentlich gemacht. Unsere hängt im Audimax. Doch Frau Dr. h.c. Schavan ist darauf nicht eingetragen.

Vielleicht ist dies ein inoffizielles Eingeständnis, dass die damals nicht unumstrittene Ehrendoktorwürde – selbst große Zeitungen berichteten – ein Fehler war, dass ein Ehrendoktortitel, der eine Würdigung für die ehrenvolle akademische Leistung ist, nicht für die Rettung der Uni durch die Umschichtung von Steuergeldern verliehen werden sollte. Vielleicht ist es die Hoffnung, durch Weglassen des Namens unangenehme Fragen von zufällig vorbei-laufenden bisher uninformierten Mitmen-schen zu vermeiden. Vielleicht ist es aber viel einfacher.

Der Eintrag der ehemaligen Bundesbildungsministerin wäre einfach aus Platzgründen nicht auf die Tafel zu bringen, denn diese ist schlicht voll. Lösungen wären, eine neue Tafel daneben zu hängen oder die aktuelle mit kleinerer Schrift neu zu beschriften. Es würde sich lohnen, Dr. h.c. Schavan ist inzwischen nicht mehr die einzige fehlende Geehrte.

Vielleicht wollte der dafür zuständige Landesangestellte die Arbeit nicht übereilt antreten, die Alternativen gründlich gegeneinander abwägen. Der Jahresempfang war ja eh am Freitag, da kümmert man sich dann nächste Woche drum. Irgendwo klebte ein Post-It. „Schavan. Neues Schild oder kleinere Schrift?“ Mit dem Umriss einer Kaffeetasse darauf ist er inzwischen hinter den Schreibtisch gerutscht zu „Wasserrohr-Planung im Gebäude 64 überprüfen“, „Reicht die Mensa für über 8000 Studis?“ und „Rausfinden warum das FH-Logo wie Saurons Auge aussieht“.

Seien wir ehrlich, auf uns alle wirkt das wahrscheinlicher als die Verschwörungstheorien. Wer kennt es nicht, dass die Anmeldung für das Praktikum nicht sofort abgeschickt wird? Oder dass der Übungszettel erst einmal im Block verschwindet? Und eigentlich sollte doch auch das Paper für die Bachelorarbeit bis vorgestern gelesen sein! Wir wollten auch eigentlich mehr Artikel für diese Ausgabe schreiben und sie hätte auch schon letzte Woche erscheinen sollen.

Vielleicht soll uns die Tafel der Ehrenwürdenträger daran erinnern, dieses Semester nichts aufzuschieben, sondern jetzt (ja, genau jetzt!) mit dem Schreiben der Hausarbeit und dem Bearbeiten des Übungszettels anzufangen. Wir fangen mit der nächsten Ausgabe auch an. Bald, wir müssen nur noch eben…

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Die Poststreik-Odyssee https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/die-poststreik-odyssee/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/07/die-poststreik-odyssee/#respond Wed, 08 Jul 2015 22:05:19 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213508 Es ist der 19. Juni. Eine weitere Streikwelle bricht über das Land herein. Doch die Bahnen fahren und Busse treiben langsam durch volle Innenstädte. Weit über der Stadt fliegt ein einzelnes Flugzeug. Alles wirkt normal. Doch irgendetwas fehlt. Plötzlich trifft es mich wie ein Schlag. Es ist Samstagmorgen und mir ist es vergönnt auszuschlafen. Kein stürmisches Klingeln, kein Hetzen zur Tür nur um ein Paket für meine Nachbarn anzunehmen. Es ist die Post. Es muss wieder eingekauft werden. Die Innenstädte füllen sich. Vielleicht steckt hinter all dem eine Verschwörung. Die Piloten streiken und Menschen weichen in Scharen auf die Bahn aus. Die Lokführer streiken und die Fernbusse feiern Hochkonjunktur. Jetzt springen auch die Post-Mitarbeiter auf den stehenden Zug auf.

Die Innenstädte sollen neu mit Leben gefüllt werden. Der Einzelhandel wird gestärkt und der Bürger aus der Wohnung gescheucht. Doch nicht jeder ist vom Poststreik betroffen. Nicht einmal alle Bewohner desselben Hauses. Da die Hochschulwahlen anstanden freute ich mich, als endlich die Wahlunterlagen für die Senatswahl aus meinem Briefkasten ragten. Als dann eine Woche später auch die Wahlunterlagen meiner Nachbarin ankamen wurde ich stutzig. Die Deadline der Wahl wurde ein ums andere Mal verschoben und ich begann, meine Kommilitonen zu befragen. Es hatte nur ca. jeder Vierte überhaupt seine Wahlunterlagen bekommen. Das bedeutet das etwa drei Viertel aller Wahlunterlagen fest verschlossen und auf das Öffnen wartend in den ewigen Briefzentren der deutschen Post, vergraben unter Amazon-Paketen und Grußkarten, verweilen. War ich denn nun vom Streik betroffen? Ein Artikel auf Focus-Online sollte Abhilfe schaffen. Der Begriff Poststreik förderte einen Artikel hervor. Dieser versprach Klärung. Auf der Webseite der Gewerkschaft Verdi würden diejenigen Postleitzahlen aufgelistet, die in den nächsten Wochen nicht beliefert werden würden. Ich besuchte also die Webseite. Statt einer Liste sprach die Gewerkschaft von einem speziellen „Poststreiküberwachungsprogramm“. Dieses sollte von ihnen zum Download angeboten werden. Nur für den Poststreik sollte ich mir also ein spezielles „Poststreiküberwachungsprogramm“ installieren? Und wie soll dieses funktionieren? Sendet es meine eingegebene Postleitzahl an Verdi und diese sammeln die am häufigsten eingegebenen Zahlen unter „Hier ist der Streik anscheinend am schlimmsten“? Ich ließ mich von dieser Aussicht nicht abschrecken und klickte auf den Download-Button. Sofort wurde ich auf Chip.de weitergeleitet. Diese Seite forderte mich auf, ihr spezielles Downloadprogramm zu verwenden, damit ich das „Poststreiküberwachungsprogramm“ herunterladen konnte, um meine PLZ einzugeben, nur um herauszufinden, ob ich in Zukunft Post empfangen kann. Über den manuellen Download und zwei weiter Klicks auf neu eingeblendete Download-Buttons landete ich auf der offiziellen Website der deutschen Post. Kein Programm, keine Liste, aber ein Fenster zur Eingabe meiner PLZ. Hier konnte ich nun entweder meine oder die Absender-PLZ angeben. Das alles nur für die Nachricht „Zu ihrer PLZ haben wir leider keine Informationen. Bitte versuchen Sie es mit der Absender-PLZ“. Ich gab also die Adresse der Uni an und wurde in meinen Befürchtungen bestätigt: „Bitte geben Sie die Empfänger-PLZ an“. In diesem Sinne: Frohes Wählen!

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Impressionen aus der Sperrzone https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/impressionen-aus-der-sperrzone/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/05/impressionen-aus-der-sperrzone/#respond Mon, 04 May 2015 04:40:16 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213300 „Dieser Planet hat – oder vielmehr hatte – ein Problem: Und zwar die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Vorschläge gemacht. Aber die drehten sich meistens um das hin und her kleiner bedruckter Papierscheinchen und das ist einfach drollig, weil es im Großen und Ganzen nicht die Papierscheinchen waren, die sich unglücklich fühlten und so blieb das Problem bestehen und vielen Leuten ging es schlecht “ – Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis.

Die vertretenen Organisationen auf der Demonstration waren vergleichbar mit der Anti-Pegida-Demonstration einige Monate zuvor. Die Ziele beziehungsweise die Meinungen und Gegenstimmen zur aktuellen Politik der verringerten G8-Politiker wurden von entrüsteten und aufgestachelten Bürgern Lübecks und Schleswig-Holsteins kundgegeben. Ihnen gegenüber standen die Polizisten ganz Deutschlands. Gut erkennbar die Kollegen aus Bayern, die anders als die Polizisten des übrigen Landes nicht in dunkelblauen Uniformen anzutreffen waren, sondern immer noch das ursprüngliche Waldgrün zur Schau trugen. Auf die Frage, warum sie nun grün tragen würden, kam von dem sichtlich gestressten, aber trotzdem den Umständen entsprechend freundlichen, Beamten nur die Antwort: „Weil wir aus Bayern kommen!“

Die Rufe der antikapitalistischen und Gassen blockierenden Demonstranten waren bis 21 Uhr in der ganzen Innenstadt zu hören, bis es die Polizei endlich schaffte, die „gemütliche Stimmung“ des Kessels mit einem ständigen Hin und Her durch die sitzenden Gruppen zu zerstören und die Blockierer zu versprengen. Dies natürlich nicht ohne selbst angegriffen oder beschimpft zu werden. Mit dem Spruch „Eure Kinder werden so wie wir!“ versuchten die Demonstranten die Polizisten anzustacheln, die zunehmend einzelne Angreifer in Ecken drängten, um ihre Personalien aufzunehmen. Dabei stellt sich natürlich die Frage: Stehen sich in Zukunft die Kinder der Polizisten und Demonstranten gegenüber, nur auf verschiedenen Seiten? Wäre es nicht interessant den Demonstranten ihre eigene Medizin einzugeben, statt diese durch rabiates Auseinandertreiben zu verschrecken? Ein gebrüllter Diskurs über die Themen der Demonstration! Die Polizisten trainieren sowieso unter Realbedingungen, rufen sich die bekannten Sprüche der Demogänger entgegen und bewerfen sich mit Steinen und Müll. Eine Demonstration der Zukunft?

Alles in allem war Lübeck wegen seiner leicht blockierbaren engen Gassen eine gut zu schützende Sperrzone für die Polizisten. Die Demonstranten prallten an den polizeilichen Blockaden ab und verstreuten sich aufgrund leichten Nieselns und der kalten Nachtluft sehr früh, sodass die Stadt gegen 24 Uhr wieder wie ausgestorben wirkte. Das Einzige, was noch an die Ausschreitungen des vergangenen Tages erinnerte, war ein Erdfleck vor der Bushaltestelle Königstraße, welcher als letzter Rest einer gescheiterten Blockade zurückblieb.

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Probiere ernsthafte Gesellschaftskritik in dümmlichen Abkürzungen https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/probiere-ernsthafte-gesellschaftskritik-in-dummlichen-abkurzungen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/02/probiere-ernsthafte-gesellschaftskritik-in-dummlichen-abkurzungen/#respond Mon, 02 Feb 2015 09:00:53 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=213208 Plötzlich etablieren gemeinsam irgendwelche Deppen Alltagsrassismus, propagieren einfältige Geschichtsvorstellungen, implizieren Deutschlands arbeitende Presse erscheine gleichgeschaltet. Immer dieselben Arschlöcher pervertieren – entfesselt geradezu – ihr Demonstrationsrecht an prominenten Ehrentagen, gedenkend ihres deutschen Ariertums. Problematische Erdenbewohner greifen ihre Daseinsberechtigung an. Protestieren entschieden gegen Inlandsbewegungen der Ärmsten, protzen ergo gewahr ihres Dilettantismus, aber produktive Empfehlungen gehen ihnen durchweg ab.

Pax’ erbittertster Gegner ist der antidemokratische Protestbürger eines grenzdebilen, irrgeleiteten, dümmlichen Aufruhrs. Patriotische Europa-Gegner indizieren, dass aus Patriotismus egoistische Gemeinschaftsablehnung inkarniert, denn Arroganz prägt einen Geist irrational. Dermaßen abartige Personen entsagen großen Institutionen des Abendlandes. Paradox erscheint geschichtsvergessende Intoleranz der Ausländerfeindlichkeit predigenden Eminenzen gerade im Angesicht proliferierender Einkünfte, gewonnen in der Arbeit professioneller Eingewanderter. Größtmögliche Inkompetenz der Anführer provoziert erhebliche Gülle in der Anhängerschaft.

Pausen entstehen gegenwärtig im drohenden Angesicht protestierender Erkenntnisträger, gegen ihre durchsichtigen Anführer positionierten Erniedrigungen, gegebenenfalls islamistischer Drohungen, an Protestzügen entschlossen gewaltsam ihre Dolche anzuwenden…

Permanent erheben Großstädter ihre Dauerklage auf Privatpersonen, Eigenheimbesitzer, gelegentlich Intellektuelle die andere Pigmentierungen, Elternländer, Gesinnungen in Deutschland aufweisen. Permanentes Ekelgefühl garantiert. In diese Atmosphäre passte es gerade irgendwie, dass auch preisgekrönte, einheimische, geehrte Industrielle, denen Abscheuliches plausibel erscheint, gestrige Ideen durch Aether pumpen. „Einfach gleich irgendwie die Asylbewerber, plus einige Gruppen Immigranten dazu, abschieben!“ Peinlich erscheinen gerade in dieser Angelegenheit Präsident, Emeritierte, Gremien in der Akademie. Presseerklärungen erklären glaubwürdig immense Distanzierung, aber praktisch entscheidend gelten immer die Aktionen. Passt es, Geld immernoch dankend anzunehmen – parallel eigentlich gerade in dessen Absender personifiziert einen Gestrigen, Irrläufer, dummen Alltagsrassisten, Prediger einer Gesellschaft identischer, deutschstämmiger, angepasster Personen erkennend? Großzügigkeit ist da abzulehnen!

Prozentual ejakulieren gerade infantile Deutsche allzuviel penetrante Ergüsse gehirnbefreiter Ideen durch alle Papierwälder. Es gibt immer dümmere Aufrufe! Peinlich ersichtlicher Grund: Instrumentalisierung der Aengste. Passt eigentlich genau in den Affenzirkus. Paviane erledigen gelegentlich ihre dämlichsten Artgenossen. Protestiert einer, geschähe ihnen das auch? Persönliche Einschätzung gefällig? Ich denke Anderes!

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Lübecks versteckte Gesellschaft https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/lubecks-versteckte-gesellschaft/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/12/lubecks-versteckte-gesellschaft/#respond Mon, 01 Dec 2014 08:05:29 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212966 Zeitdruck, Klausurenstress, Erfolgsdruck – Zeit, Bilanz zu ziehen. Viele Studenten haben kaum noch Zeit, sich mit der Stadt oder der Umgebung, in der sie studieren, zu beschäftigen. Wie oft habt ihr schon die Sätze „Keine Zeit“ oder „Ich muss lernen“ gehört?

Zwischen dem Weg zur Uni und dem Zuhause liegt häufig die allbekannte Lübecker Innenstadt. Doch dieser Ort verbirgt um einiges mehr, als sich die unaufmerksamen Neulübecker (und dazu gehören auch die Leute, die schon seit einigen Semestern studieren) vorstellen. Jeder hat bereits die vielen nummerierten Schilder über schummrigen Gassen gesehen, die scheinbar im Nichts verschwinden. Die Rede ist vom Lübecker Gang- und Gassensystem. Diese verwirrenden Hinterhöfe und Schleichwege verbergen einen längst vergangenen Zeitgeist vor dem Beobachter.

Ich beschloss also trotz Zeitmangel, die Gänge zu erforschen und mir selbst einen Eindruck dieser faszinierenden Parallelgesellschaft direkt hinter den Einkaufsfassaden und Wohnhäusern zu schaffen. Ich musste mich ducken, als ich den „Durchgang“, eine winzige Gasse, welche die Aegidienstraße mit der Wahmstraße verbindet, betrat. Der von Graffiti bedeckte etwa 1,70 hohe Gang sollte mein Eingang sein.
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Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Wäscheleinen überspannten den Hof und der Lärm der gerade einmal 50 Meter entfernten Bushaltestelle brach abrupt ab. Andere, natürliche Geräusche füllten die Luft. Plötzlich stoben die Spatzen, welche sich in einem Busch vor mir niedergelassen hatten, auseinander und neben mir landete eine nebelgraue fauchende Katze. Ich schreckte zurück. Über mir schloss sich ein Fenster. Ungläubig starrte ich erst auf den Schatten der Katze, die vor mir um eine Ecke verschwand und dann wieder hoch zum Fenster.

Ein paar Gassen weiter stritten zwei ältere Damen mit Bollerwagen um Fische. Das Sprichwort „Schreien wie auf dem Fischmarkt“ war mir noch nie so einleuchtend vorgekommen. Die Zeit schien still zu stehen. Überall hing Kleidung aus den Fenstern. Federn von ausgeschüttelten Kissen rieselten aus Fenstern und ein Mann im Karohemd hackte Holz.

Ein paar Schritte weiter – und ich stand wieder auf der Straße. Als ob ich eine Barriere durchtreten hätte, dröhnten von allen Seiten wieder die Geräusche des Alltags. Ich schaute mich um und sah in den Gang, der wie eine andere Welt vor mir lag. Eine Seite von Lübeck, die den meisten verschlossen bleibt. Eine Seite, in der noch eigene Regeln gelten.

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Das Völlegefühl https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/das-vollegefuhl/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/das-vollegefuhl/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:35:43 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212745 Manchmal machen Menschen Sachen, die im Nachhinein als nicht durchdacht oder gar absurd bezeichnet werden. Der Bau der Mensa zählt nicht dazu. Denn hier stand schon von Beginn an fest, dass es nicht durchdacht und absurd werden musste. Als die Planung der Mensa abgeschlossen war, wurde die maximale Auslastung mit 1000 Essensausgaben angenommen, wobei jeder Platz vier- bis fünfmal genutzt werden würde. Damals betrug die Anzahl der Studierenden allein an der Uni übrigens etwa 1800 und es wurde bereits prognostiziert, sie würde auf 3000 Studierende anwachsen. Nach dem Anbau 2006 gab es dann sogar 1800 Essensplätze, die zur Verfügung standen. Das hätte um ein Haar gepasst!

Mit mehr als 700 neuen Erstsemestern in diesem Jahr ist jedoch auch diese Prognose endgültig überholt. So richtig merken konnte ich das an meinem zweiten Unitag, als ich zur Stoßzeit um Punkt zwölf Uhr die Mensa betrat. Während die MINTler aus dem Audimax noch auf der Treppe nach oben in der Schlange warteten, näherten sich vom Vorklinikum hunderte hungrige Mediziner dem Versorgungstempel. Überwältigt und von dem Gedanken beseelt, niemals durch diese Schlange zu kommen, trat ich den Rückzug an und überließ ihnen das Feld.

Ich frage mich manchmal, warum an so etwas nicht gedacht wird. Oder ob es Menschen gibt, die absichtlich vergessen, wachsende Studierendenzahlen in der Bauplanung zu betrachten. Auch wenn die Schuld hier nicht ganz alleine bei den Verantwortlichen für die Bauprojekte zu suchen ist. Genau so muss sich die Universität selbst Gedanken darum machen, wie viele Studierende sie überhaupt logistisch verkraften kann. Das Angebot mit dem Bachelorstudiengang Medieninformatik zu erweitern, mag zum Beispiel für die Universität ein prestigereiches und sinnvolles Unternehmen sein um sich fachlich optimiert aufzustellen und Lehrinhalte besser auf Studierende zuschneiden zu können. Aber auch diese Studenten müssen essen. Und zwar nach Möglichkeit nicht jeden Tag einen Döner oder vergleichbares Fastfood. Ein bisschen Wartezeit in Kauf zu nehmen ist nichts, woran ich mich stören würde. Mit fertigem, warmem Essen in der Mensa zu stehen und keinen Sitzplatz zu finden hingegen stört mich durchaus. Ich bin jemand, der gerne ein leichtes Völlegefühl hat. Nur eben nicht um mich herum.

Aber andererseits – was beschwere ich mich. Es ist nur eine in sich logische Konsequenz, wenn die Übungen aufgrund von Raumknappheit überfüllt sind, Praktika zu Zeiten stattfinden, zu denen die Sesamstraße schon begonnen hat und Fahrradständer vor allen Gebäuden hoffnungslos von Drahteseln überrannt werden. Schließlich konnte man nicht vorhersehen, dass durch neue Studenten auch automatisch mehr Sitzplätze in der Mensa gebraucht werden, mehr Räume und mehr Fahrradständer.

Was kann man dagegen schon machen? Meine Empfehlung ist: Kauft euch eine eigene Sardinenbuchse und verbringt ein paar Nächte darin. Dann kommt ihr mit dem Gedränge in der Uni sicher auch ganz gut klar…

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Die Silhouette des Terrors https://www.studentenpack.de/index.php/2014/07/die-silhouette-des-terrors/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/07/die-silhouette-des-terrors/#respond Mon, 07 Jul 2014 09:20:52 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211353 Ich stehe an einer Bushaltestelle. Vor mir hängt in bedrohlicher Manier der Busfahrplan. Ich schaue mich um – Leere. Doch der Plan mit seinen Zeichen, Zeiten, Linien und das Bushäuschen mit seinen Menschen, Gesprächen und vor Allem der feindseligen Stimmung, die ach so häufig vom Stadtverkehr erzeugt wird, sind an sich von keiner Abwesenheit geprägt. Sobald man die Kulisse jedoch in gewohnter bürgerlicher Manier betrachtet, wird die Umgebung plötzlich nach den eigenen Maßstäben geordnet und nach persönlichen Bedürfnissen sortiert. In dieser geordneten Form sollte sich eigentlich die gewohnte Silhouette des maßgeblichen und essentiellen Beförderungsobjektes abzeichnen. Doch der Bus fehlt. Die Zeit vergeht. Die Welt um mich scheint sich zu verlangsamen – Eine Zwei.

Ich versuche den Gedanken an Schlemihl aus der Sesamstraße zu verdrängen, der mir eine Zwei aus dem Inneren seines Mantels verkaufen will. Erleichtert steige ich als Einziger in den fast leeren Bus. Die Masse an Studenten und Schülern hinter schaut mir sehnsüchtig nach. Nach einiger Zeit sehe ich die Altstadt an mir vorbeiziehen. Wieder einmal frage ich mich, wer die Verkehrsführung, das Liniennetz und vor allem die Zeiten, in denen die Busse entweder schon abgefahren oder noch ewig im unerkennbaren und undurchschaubaren Limbo der vorherigen Stationen verweilen, erdacht hat. Die einzige logische Erklärung scheint ein Goldfischbecken zu sein, aus dem die Vorsitzenden des Stadtverkehrs mit Zahlen und Haltestellen beschriftete Fische ziehen. „Bus Nummer Zwei. 13:27 Uhr fährt zum Bornkamp, aber jede Stunde auch einmal in die Sudetenstraße und kehrt dort sofort wieder um!“. Ich beschließe meine Theorie dem Stadtverkehr zukommen zu lassen und plane mich anzubieten die Fische selbst zu beschriften.

Eine Weile später sehe ich wieder die Türme der Altstadt. Diesmal vor mir. Ich verlasse den Bus an der nächsten Haltestelle. Wieder stehe ich vor einem Fahrplan. Wahrscheinlich bin ich einer großen Verschwörung auf der Spur. Wahrscheinlich ein kapitalistischer Plan der Verkehrsbetriebe den Kunden von jedmöglichem Komfort oder Ruhe zu befreien. Möglicherweise ist es nicht einmal der Plan des Stadtverkehrs selbst, sondern ein Plan von ganz oben. Eine Organisation, die alle Verkehrsmittel steuert. Der Berliner Flughafen erscheint vor meinem geistigen Auge – ein Netz aus labyrinthartigen Gängen, in die Luft zeigenden Notausgangsschildern, und Rauchmelder im Boden. „So schön wie ein Flughafen“ würde Douglas Adams sagen. Wir werden uns nicht mehr frei bewegen, sondern ständig nur noch auf den Bus warten.

Ich halte mich selbst für verrückt. Ich drehe mich wieder um und blicke auf die Straße. Der Bus hat hinter mir gehalten und ist weitergefahren. Ich sehe ihn am Horizont verschwinden. Ein Mann im grauen Anzug und Schlapphut dreht sich zu mir. Er kramt in seinem Aktenkoffer. Der Bus ist nicht mehr zu sehen. Vor mir stürmt eine Horde bemalter Goldfische über die Straße. Ich falle zu Boden. Lächelnd blickt der Anzugmann zu mir herab: „Darf ich ihnen einen Gutschein für den BER anbieten?“

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