Kultur – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Mon, 10 Dec 2018 10:51:26 +0000 de-DE hourly 1 Das Studentenpack-Horoskop https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/das-studentenpack-horoskop/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/das-studentenpack-horoskop/#respond Mon, 10 Dec 2018 09:00:46 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=399447 openclipart.org

Widder: 21. März – 20. April

In letzter Zeit plagen dich häufig Gewissensbisse. Du solltest mehr für dein Karma tun. Versuche, jeden Tag jemandem eine Freude zu machen. Dann wird es besser werden.

Stier: 21. April – 21. Mai

Obwohl die Klausuren noch lange hin sind, hast du Angst vor ihnen. Entspanne dich. Du schaffst das schon! Du hast immerhin 3 Versuche.

Zwillinge: 22. Mai – 21. Juni

In letzter Zeit fühlst du dich wie das reinste Energiebündel. Nutze dein Potenzial und mache Sport! Das macht Körper und Geist glücklich.

Krebs: 22. Juni – 22. Juli

In deiner Beziehung läuft es gerade nicht so ganz rund. Denke an die schönen Erlebnisse, die du mit deinem Partner oder deiner Partnerin schon hattest und versuche, mehr davon zu erleben! Denn Erinnerungen bleiben.

Löwe: 23. Juli – 22. August

In den letzten Tagen fühlst du dich kraftlos und schlapp. Denke daran, genug zu schlafen. Treibe Sport, gehe an die frische Luft und iss mal wieder ein paar bunte Vitamine!

Jungfrau: 23. August – 22. September

Du weißt im Moment nicht, wo dir der Kopf steht. Uni, Arbeit, Hobbys, Ehrenämter, Freunde und deine Beziehung passen einfach nicht in die sieben Tage, die eine Woche hat. Überlege dir, ob du nicht irgendwo Abstriche machen könntest, um wieder mehr Ruhe in deinen Alltag zu bringen.

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Waage: 23. September – 22. Oktober

Du fühlst dich in letzter Zeit nicht so ausgeglichen, wie eine Waage sein sollte. Höre auf deinen Körper und versuche, das zu tun, was dir guttut. Vielleicht ist es Musik oder Sport?

Skorpion: 23. Oktober – 22. November

In letzter Zeit plagt dich eine schwere Entscheidung. Lasse los von seinem selbstauferlegten Zwang, dass du die perfekte Wahl treffen musst. Wenn du dich entspannst, wird dir dein Bauchgefühl bei der Entscheidung helfen.

Schütze: 23. November – 20. Dezember

Du bist Schütze, hast aber in letzter Zeit das Gefühl, das Zielen verlernt zu haben. Alles, was du tust, führt nicht zu dem Ergebnis, das du gerne hättest. Stelle dir die Frage, ob du das, was du tust, wirklich tust, weil es dein Ding ist, oder ob du es tust, weil es jemand anders von dir erwartet.

Steinbock: 21. Dezember – 19. Januar

Du wartest in letzter Zeit darauf, dass sich in deinem Leben etwas verändert. Das wird aber nicht passieren, solange du nicht offen dafür bist und deine Veränderungen selbst in die Hand nimmst!

Wassermann: 20. Januar – 18. Februar

In letzter Zeit wirkst du manchmal auf andere Menschen sehr kalt. Bringe wärme in dein Leben und die Jahreszeit! Denn Freude und Herzenswärme verdoppelt sich, wenn man sie teilt.

Fische: 19. Februar – 20. März

Du tendierst in letzter Zeit dazu, Dinge zu übertreiben. Meistens ist es jedoch gesund, nach dem Motto „Alles in Maßen“ zu leben und sich zu fragen, was man wirklich braucht.

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Wer wir sind? – Das Uniorchester! https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/wer-wir-sind-das-uniorchester/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/wer-wir-sind-das-uniorchester/#respond Mon, 10 Dec 2018 09:00:40 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=399609
Das Uniorchester vor der Kathedrale in Helsinki.Kai Friese

Das Uni-Orchester bei seiner Orchesterreise nach Finnland, hier vor der Kathedrale in Helsinki.

Pünktlich zu Semesterbeginn haben wir, das Orchester der Universität zu Lübeck, wieder die Probenarbeit aufgenommen. Unter der Leitung unseres Dirigenten Fausto Fungaroli finden wir uns jeden Donnerstagabend im IMGWF (Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung) zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Zusätzlich zu den regulären Proben gibt es pro Semester sowohl einen Probentag in Lübeck als auch ein Probenwochende in der Umgebung. Gerade die Probenwochenenden bieten den Studierenden, Mitarbeitern und Ehemaligen der Universität, aus denen das Orchester zum Großteil besteht, eine gute Möglichkeit, sich untereinander noch besser kennenzulernen.

Das Programm, das wir während des Semesters erarbeiten, präsentieren wir unserem Publikum traditionell in zwei Konzerten zum Semesterende, doch auch die Promotionsfeiern oder die Erstsemesterbegrüßungen werden von uns musikalisch untermalt. Ein Highlight der gemeinsamen Probenarbeit sind die Orchesterreisen, die wir ungefähr alle zwei Jahre zusammen antreten. Die letzte Reise ging im Herbst 2017 per Fähre in die Hauptstadt Finnlands und auch für das nächste Jahr ist eine erneute Orchesterreise schon in Planung!

Um festzulegen, welches Programm in dem jeweiligen Semester gespielt werden soll, macht unser Orchestervorstand in Absprache mit Fausto vor Semesterbeginn jeweils zwei Programmvorschläge. Durch demokratische Wahlen innerhalb des Orchesters wird dann entschieden, welcher Programmvorschlag letztendlich genommen wird. Dieses Jahr haben wir ein ganz besonderes Programm in Arbeit, welches wir euch gerne präsentieren möchten. Ein kleiner Tipp: Eines der Stücke fängt folgendermaßen an:

BA-BA-BA-BAMMMMM. BA-BA-BA-BAMMMMM.

Falls ihr euch denken könnt, welches Stück damit gemeint ist und ihr endlich einmal herausfinden wollt, wie es eigentlich nach diesem berühmt-berüchtigten Anfangsmotiv weitergeht, dann kommt am besten zu einem unserer Konzerte! Auf dem Programm stehen Werke von Beethoven und Mozart und wir haben eigens dafür zwei junge Solisten von der Musikhochschule angeworben, die uns bei der Umsetzung des Programms tatkräftigst unterstützen!

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Der Unichor auf neuen Wegen https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/der-unichor-auf-neuen-wegen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/12/der-unichor-auf-neuen-wegen/#respond Mon, 10 Dec 2018 09:00:06 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=399598
Das ist nur ein Teil des Chores: Inzwischen ist der Lübecker Unichor auf über 80 Sänger und Sängerinnen gewachsen.Kris Schneider

Das ist nur ein Teil des Chores: Inzwischen ist der Lübecker Unichor auf über 80 Sänger und Sängerinnen gewachsen.

Bereichert durch zahlreiche Mitglieder und mit einem neuen Chorleiter ist der Unichor ins neue Semester gestartet. Wir sind mittlerweile über 80 singbegeisterte Studenten und Nicht-Studenten, die sich wöchentlich treffen, um gemeinsam zu singen.

Nun haben wir uns ins nächste musikalische Abenteuer gestürzt und gehen eine Kooperation mit dem Rostocker Unichor ein. Da die Rostocker Uni auf eine mittlerweile sechshundertjährige Geschichte zurückblicken kann, möchte sie im kommenden Sommer ihr großes Jubiläum feiern und lädt uns ein, die Feierlichkeiten gesanglich gemeinsam mit ihrem eigenen Chor zu bereichern.

Einen Teil des dafür geplanten Programms könnt ihr schon bei unserem Semesterabschlusskonzert im Januar hören: Wir widmen uns John Rutter und seinem „Magnificat“. Die größtenteils lateinischen Texte und der biblische Hintergrund mögen auf eine andere Epoche tippen lassen, tatsächlich ist John Rutter aber ein 1945 geborener Zeitgenosse, der sich in England als Komponist und Chorleiter einen Namen gemacht hat. Sein „Magnificat“ wurde 1990 uraufgeführt. Das Werk setzt sich aus sieben sehr unterschiedlichen Sätzen zusammen, deren erster namensgebend ist. Im Unterschied zu den sehr alten Texten, die Rutter als Grundlage nimmt, ist die Art der Vertonung aber alles andere als jahrhundertelang etabliert: Rutter hat seinen eigenen Stil entwickelt, in den er unterschiedliche musikalische Einflüsse einfließen lässt – im „Magnificat“ lassen sich etwa lateinamerikanische Klänge heraushören. Viele verbinden Rutter mit Weihnachtsmusik, die aber nur einen Teil seines Werks darstellt. Richtig ist, dass er fast ausschließlich religiöse Texte vertont. Dazu sagte er selbst einmal, er sei eigentlich wenig religiös – aber spirituell dafür umso mehr. Diese Spiritualität ist auch in seiner Musik wesentlich und macht sie uns Hörern so zugänglich.

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O großes Geheimnis! https://www.studentenpack.de/index.php/2018/01/o-grosses-geheimnis/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/01/o-grosses-geheimnis/#respond Mon, 22 Jan 2018 09:00:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=346215
Der Unichor beim Probewochenende.Kris Schneider

Der Unichor während seines Probenwochenendes.

Weihnachten ist vorbei. Das mag für viele keine Überraschung sein, aber vielleicht hat der eine oder andere das Gefühl, dass ob der frühlingshaften Temperaturen gar keine richtige Weihnachtsstimmung aufkommen konnte. Der Unichor bietet die Lösung. Denn natürlich kann man Werke mit weihnachtlichem Bezug, genauer gesagt der Geburt Jesu, um Weihnachten herum aufführen. Da das aber jeder so macht, dachten wir uns: warum nicht die besondere Stimmung in den Februar verlagern? Am Sonntag, den 11. Februar bringt der Unichor „O Magnum Mysterium“ als musikalische Zeitreise nach St. Aegidien. Von Renaissance Komponisten wie Palestrina ziehen wir den roten Faden bis hin zu Komponisten der Moderne wie Jenkins oder Lauridsen. Das Außergewöhnliche an diesem Konzert ist, dass der Unichor unter seiner neuen Chorleiterin Gunta Birzina seit längerem wieder ein reines a-cappella Konzert präsentiert. Eigentlich geht es also gar nicht so sehr um die Weihnachtsstimmung eines biblischen Textes. Der eine oder andere mag sich sogar zu der Aussage hinreißen lassen, dass der Text eigentlich gar nicht so wichtig ist. Denn wichtiger ist, dass sich die Musik dieses Konzertes zu einem entspannenden, dicht gewebten Klangteppich vereint oder um es auf den Punkt zu bringen: genau das richtige zum Volltanken in der Klausurenphase!

Karten für dieses Konzert gibt es im Vorverkauf in der Mensa und im Zentralklinikum am 6. und 8. Februar (Dienstag und Donnerstag vor dem Konzert), sowie an der Konzertkasse im Hause Hugendubel, dem Klassikkontor und im Pressezentrum. Kurzentschlossene werden auch am 11. Februar die Möglichkeit haben Karten an der Abendkasse zu erwerben. Sämtliche Karten sind für Studenten schon für 5 € (10 € Normalpreis) zu erwerben. Beginn des Konzertes ist um 19 Uhr, Einlass ab 18:30 Uhr.

Wer zufällig in Geesthacht verweilt, bekommt schon am Vortag (10. Februar) die Möglichkeit das Konzert um 17:30 Uhr in St. Barbara zu hören. Der Eintritt ist hier frei, um Spenden wird gebeten.

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Orchesterkonzert im Februar https://www.studentenpack.de/index.php/2018/01/orchesterkonzert-im-februar/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/01/orchesterkonzert-im-februar/#respond Sun, 14 Jan 2018 17:21:26 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=337247
Orcherster der Universität zu LübeckKai Hendrik Friese

Orcherster der Universität zu Lübeck

Das Orchester der Universität zu Lübeck lädt ganz herzlich zum traditionellen Semesterabschlusskonzert ins Kolosseum ein. Neben dem Konzert in Lübeck spielt das Uniorchester außerdem im Festsaal des AMEOS Klinikums in Neustadt. Das diesjährige Programm bietet jede Menge musikalische Abwechslung und wieder einmal die Gelegenheit, dem Stress des Alltags zu entkommen.

Zur Eröffnung spielt das Uniorchester unter der Leitung von Fausto Fungaroli die Konzertouvertüre „Die Hebriden“, die Mendelssohn inspiriert von seinem Besuch auf den Hebriden-Inseln in Schottland komponierte. In ihr verarbeitet Mendelssohn Natureindrücke und Stimmungen, die musikalisch durch poetische Melodien und dunkle Klangfarben im Konzertsaal zum Vorschein kommen. Es folgt mit dem Klavierkonzert von Robert Schumann wohl eines der beliebtesten romantischen Solokonzerte überhaupt. Die Komposition lebt von einer verträumt-leidenschaftlichen Stimmung und der engen Verbundenheit zwischen Solist und Orchester. Als Solistin tritt, nun bereits zum zweiten Mal mit dem Uniorchester, Pia Stüssel aus Lübeck auf.

Kai Hendrik Friese

Nach der Pause steht mit Schuberts Großer Sinfonie in C-Dur ein Werk auf dem Programm, an dem sich sowohl Mendelssohn als auch Schumann ebenfalls begeisterten. Die Sinfonie „von himmlischer Länge“ ist von Schuberts positiver Stimmung geprägt, obgleich sich mehrmals dramatische Entwicklungen vollziehen. Während der erste Satz von pulsierendem Leben erfüllt ist, bewegt sich der langsame zweite Satz in romantischen Sphären und hat teils liedhaften Charakter. Die Thematik des Scherzos ist in der Wiener Volksmusik verwurzelt. Abschließend folgt ein äußerst kontrastreicher und temperamentvoller Schlusssatz, der teils transzendenten Charakter aufweist.

 

Orchester der Universität zu Lübeck e.V.
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Metaphorische Lichtgestalten https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/metaphorische-lichtgestalten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/metaphorische-lichtgestalten/#respond Mon, 04 Dec 2017 09:00:01 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=306471
Der Eingang zum Hinterhof der neuen Rösterei in der Wahmstraße.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Der Eingang zum Hinterhof der neuen Rösterei in der Wahmstraße.

“Glauben” – für manche ist das etwas sehr Abstraktes und Fremdes, für manche selbstverständlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens. Woran Menschen glauben und welche Rituale dazugehören, ist nicht nur zwischen den verschiedenen Religionen unterschiedlich, sondern unterscheidet sich schon zwischen Individuen. Um nicht nur – wie in der Schule – die Organisationsstruktur und Theorie der unterschiedlichen Glaubensrichtungen kennenzulernen, besucht ein Team aus der StudentenPACK-Redaktion die verschiedenen Religionszentren in Lübeck und möchte möglichst unvoreingenommen erleben, wie es sich anfühlt, mitzumachen und dabei zu sein. Als erstes führt uns der Weg ins Buddhistische Zentrum Lübeck.

Ein Kronleuchter. Ein Blick durch einen Torbogen. Industriell anmutende Stahlträger. Eine Feuerschutzleiter. Backsteine.

Es ist Dienstag kurz vor 20 Uhr. Obwohl es Frühling ist, ist es um uns herum bereits dunkel. Wir treten durch den Torbogen zur Neuen Rösterei. „Sind wir hier richtig?“, scheinen unsere Blicke zu fragen. Wir blicken auf das ehemalige Lagergebäude in einen auf den ersten Blick nicht einsehbaren Innenhof der Lübecker Wahmstraße. Mein Blick wandert nach oben – entlang der stählernen Feuerschutzleiter, vorbei an vier Reihen großer ausladender Fenster – und mein Blick fixiert die bunten im Wind schwingenden Fähnchen in der Nähe des Daches – dahinter der fast schon nachtblaue Himmel. Wir finden den Eingang zum Hinterhaus und entdecken ein Schild, das uns verrät, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Sechs Treppen später stehen wir vor der schweren altertümlich wirkenden Tür. Wir treten ein und stehen in einem Raum mit hohen Decken. Der Blick aus dem Fenster zeigt die Silhouetten der Lübecker Altstadthäuser und gleichzeitig die Höhe, in der wir uns befinden.

Der Raum, in dem wir uns befinden, besteht praktisch nur aus einer Küche und einem großen Tisch, an dem bereits sieben Leute sitzen, die sich unterhalten und Tee trinken – keiner trägt Schuhe. Etwas überfordert stehen wir in der Mitte des Raumes und fühlen uns fehl am Platz. Wir fühlen uns, als wären wir plötzlich in der Wohnung einer fremden Person aufgetaucht.

So hatte sich keiner das buddhistische Zentrum Lübecks vorgestellt. Nach wenigen Augenblicken werden wir begrüßt und in den weiteren Verlauf des Abends eingewiesen.

Wir sind zu einer der wöchentlich stattfindenden, offen geleiteten Meditationen eingeladen worden. Wir ziehen unsere Schuhe aus und setzen uns zu den anderen an den Tisch und trinken von dem Mangotee. Keines der Gespräche handelt von dem, was gleich passieren wird. „Wollen wir anfangen?“, ertönt eine Stimme aus dem Nebenraum und alle beginnen sich langsam zu erheben.

Wir betreten den Nebenraum, der noch einmal die Größe des zuvor betretenen Raumes aufweist. Dieser ist jedoch bis auf die Bilder an der Wand und ein paar Regale voller Kissen fast komplett leer. Dieser Raum war für mehr gedacht.

Meditieren

Eine Meditation im buddhistischen Sinne soll uns die Qualitäten einer erleuchteten Person in uns selbst zeigen. Um dies zu erreichen, sind einige Strategien entwickelt worden, wird uns erklärt. Zu allererst die Sitzposition: Wir greifen zu den an der Wand aufgestellten harten und hohen Kissen und setzen uns im Schneidersitz darauf. Sofort wird unsere Sitzposition korrigiert. Die Knie liegen auf dem Boden. Die Fußoberseite liegt flach auf dem Boden, die Beine voreinander, die Hände auf den Knien, der Rücken gerade und der Blick ist leicht Richtung Boden gerichtet. Sobald sich auch alle anderen gesetzt und ihre jeweilig bevorzugte Sitzposition eingenommen haben, beginnen wir mit der Meditation. Vor uns sitzt die Meditationsleiterin. Das Licht wird gedimmt und ich beginne, mich zu entspannen. Sie führt uns mit ihren Worten in die Idee der buddhistischen Meditation ein. Wir meditieren auf den 16. Karmapa, einen buddhistischen Lehrer, der 1959 das chinesisch besetzte Tibet verließ und durch einige westliche Schüler den Buddhismus dorthin verbreite.

Verwunderlich ist in diesem Fall nur, das Rangjung Rigpe Dorje, der 16. Karmapa, bereits verstorben ist. Mein Blick wandert zu dem Bild des Karmapas, welches an prominentester Stelle in der Mitte der Wand hängt, in deren Richtung alle Meditierenden sitzen. In tiefer Meditation mit leicht glasigem Blick schaut er von oben auf uns herab – nicht überheblich oder erhaben, sondern nur gut sichtbar für alle Sitzenden. Wir verharren in Stille auf unseren Sitzpositionen, während die Meditationsleiterin von den positiven Aspekten berichtet, die wir in uns zu erkennen wünschen. Liebe, Mitgefühl und ein Verständnis der Welt in und um uns. Qualitäten, die laut buddhistischer Lehre in jedem von uns vorhanden sind. Qualitäten, die die Buddhisten – und in diesem Moment auch wir – in diesem Augenblick finden und erreichen wollen.
Der Karmapa stellt keine Gottheit oder einen Heiligen da. Er ist kein Papst oder Messias, sondern ein einfacher Mensch. Doch er ist auf dem Weg zur Erleuchtung weiter als wir gekommen.

Er stellt ein Ziel dar. Wir können an ihm die Merkmale entdecken, die wir an uns missen oder die wir an uns noch hervorbringen wollen. In diesem Fall ist er ein Ziel, ein Lehrer und ein Beispiel.

Der Meditationsraum im Buddhistischen Zentrum.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Der Meditationsraum im Buddhistischen Zentrum.

Wege zur Erkenntnis

Doch die Beispiele mit denen diese Qualitäten von ihm – beziehungsweise von seinem Bild vor uns – auf uns übertragen werden sollten, kann ich im Nachhinein nur als verwunderlich bezeichnen. Auf dem Bild eines verstorbenen Menschen ist nichts von dessen Liebe oder Weltverständnis zu sehen. Von diesem Bild geht eine Ruhe aus und eine Vorstellung für das, was dieser Mensch zu Lebzeiten möglicherweise ausgestrahlt hat. Mit Worten wird uns erklärt, wie Strahlen aus farbigem Licht von seinen Augen in unsere Augen strahlten, von seinem Herzen zu unseren, von seiner Stirn zu unseren und aus seinem Mund in unsere Münder. Diese Strahlen brachten die erwünschten Erkenntnisse für diejenigen mit, die die nötigen Schritte unternommen hatten, um diese zu verstehen. Mich persönlich amüsierten die kunstvollen Ausführungen der an aus den Augen geschossenen Lasern erinnernden Strahlen und ich verlor kurz meine Konzentration.

Weiter ging es mit einem Teil, der Neuen vermutlich am meisten das Gefühl gibt, nicht dazu zu gehören – ein tibetanischer Gesang. Die sogenannte Anrufung des schwarzen Mantels – eines Erleuchteten der den ihn Anrufenden den Schutz vor den negativen Emotionen der Welt auferlegen sollte. Für diesen Gesang gibt es – anders als bei vielen anderen buddhistischen Gesängen – noch keine adäquate Übersetzung, weshalb dieser immer noch in seiner grundlegenden und originalen Form gesungen wurde. Der schwarze Mantel oder auch Mahakala ist eine aus dem Hinduismus übernommene „Gottheit“, die im Buddhismus zu einem Symbolbild für das zornvolle Mitgefühl des Lehrers des Bodhisattvas Avalokiteshvara gesehen wird und eine markante Darstellung für die geschichtliche Verbindung von Buddhismus und Hinduismus ist.

Der Gesang dauerte etwa fünf Minuten und die mehrstimmigen Gesänge der Meditierenden hallten im Raum umher. Mittlerweile war es komplett dunkel vor den Fenstern und das Gefühl, das die singenden und meditierenden Menschen um uns herum ineinander auslösen mussten, war spürbar und verständlicher geworden. Ein gemeinsames Ziel wirkt belebend und verbindend. Dabei nach sich selbst und nicht nach einer Gottheit zu suchen, ist in diesem Fall wahrscheinlich das Ausschlaggebende.

Langsam öffneten wir die Augen. Um uns herum sich streckende Menschen. Ein Blick auf die Uhr. „Was denkst du? Wie lange hat es gedauert?“ „So um die 15 Minuten?“ „Naja… Das Dreifache trifft es besser.“ Wir verließen den Raum mit mehr Fragen als zuvor.

Fragen über Fragen

Ein paar Minuten später betraten wir wieder den Meditationsraum. Diesmal mit dem Sprecher des Buddhistischen Zentrums, der uns bei unseren Fragen zur Seite stehen wollte. Was auch wir schon verstanden hatten, war der Fakt, dass die Buddhisten zwar Riten und spirituelle Taten vollbrachten, diese jedoch nicht als übernatürlich ansahen, sondern als Metaphern für das, was sie als urtümlich menschliche Eigenschaften kennen. Nun erfuhren wir auch einiges über die Geschichte des Buddhismus – insbesondere der hier ausgeübten Karma-Kagyü-Linie – in Deutschland selbst. Daraus ergab sich auch die Erklärung, warum im Lübecker Zentrum immer noch auf den bereits verstorbenen und durch den 17. Karmapa ersetzten 16. Karmapa meditiert wurde. Der Däne Ole Nydahl – der Begründer der meisten buddhistischen Zentren im Norden Europas – begegnete 1969 dem 16. Karmapa und wurde einer seiner Schüler. Als Lama (Lehrer oder Leiter) reiste er durch die westliche Welt, gründete Zentren und verbreitete den Buddhismus in Europa. Damit gilt Ole Nydahl als Lehrer dieser Zentren und sein Lehrer als Oberhaupt. Ole Nydahl hatte nie vom 17. Karmapa gelernt, weshalb dieser für seine Schüler auch nicht als Ziel der Meditation gelten konnte. Ein Karmapa ist ein bewusst wiedergeborener, erleuchteter Lama und ist zuständig für den Erhalt und die Verbreitung seiner buddhistischen Lehren. Der von ihm gelehrte Diamantweg-Buddhismus soll den Ausführenden – nicht durch Dogmen oder Tatsachen, sondern durch kritisches Hinterfragen aller Dinge – dazu bringen, dass wir unsere Erfahrungen nutzen können und das gesamte „Potential“ des Menschen durch Rede, Körper und Geist erreichen können. Dazu wird meditiert – das heißt verweilt in einem Zustand der Geistesruhe.

Generell soll der Buddhismus uns in den Zustand unseres inneren Buddha versetzen – in den Zustand der Erleuchtung. Er soll uns aus unseren Gewohnheitsmustern herausführen und die Welt so sehen lassen, wie auch Buddha sie sah, als er sich selbst aus dem Hinduismus entfernte und durch Meditation zum ersten bekannten erleuchten Wesen wurde.

Menschen trennen die Welt in sich und die Welt um sich herum. Das möchte der Buddhismus durch das Erleben verbinden. Dort gibt es jedoch keine Trennung, daher sind alle Dinge die real und fest sind endlich. Menschen werden alt und krank, aber das Denken, das Innerliche und das Erleben sind dauerhaft. Der Erleber ist unendlich. Das Erleben findet als Konstante immer noch statt, auch wenn es keinen Körper mehr gibt. Der Buddhismus erkennt, dass nichts außer dem Erleben dauerhaft ist.

Im obersten Stockwerk meditieren regelmäßig die Lübecker Buddhisten. Am oberen Ende der Treppe wehen einige bunte Fahnen im Wind.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Im obersten Stockwerk meditieren regelmäßig die Lübecker Buddhisten. Am oberen Ende der Treppe wehen einige bunte Fahnen im Wind.

Meine Frage: Wie würde man Buddhismus in 45 Sekunden erklären? „Buddhismus in 45 Sekunden ist für mich die Eigenverantwortung, zu erkennen, dass ich eigentlich schon perfekt bin, dies nur nicht jederzeit erkennen kann. Durch die Beschäftigung mit dem Buddhismus und auch durch die Meditation kann ich lernen, meine eigenen Qualitäten wie Furchtlosigkeit, Freude und mitfühlende Liebe zu erkennen. Wenn ich mich auf diese Qualitäten fokussiere, kann ich für mich besser leben und anderen besser helfen. Auch der Alltag ist einfacher – ich bin kein Buddha, aber ich spüre eine Veränderung.“

Wie hilft mir die Meditation auf eine Person diese Qualitäten zu erkennen? Buddhisten meditieren nicht auf eine Person – auch wenn es möglicherweise so wirken könnte. Sie meditieren auf dessen Lichtenergieform. Es gibt mehrere Ebenen des Buddhismus. Der Diamantweg wird in diesem Fall mündlich übertragen und nicht aus Büchern gelehrt. Hier gibt es eine erfahrene mündliche Übertragung vom Buddha bis heute. Dabei muss alles hinterfragt und durch Meditation erfahren werden. Die Qualitäten müssen wir dabei an einer anderen Person sehen, da wir uns selbst nicht als perfekt wahrnehmen können, obwohl wir die Qualitäten in uns haben. Jemand, der dies kann und sich selbst als perfekt sieht, könnte auch auf sich selbst meditieren. Die buddhistische Zuflucht zeigt somit die Zuwendung hin zu drei Säulen – zu Buddha selbst, zu seinen Lehren (Darma) und zur Gemeinschaft der Buddhisten (Sanga). Im tibetischen Buddhismus gibt es eine vierte Zuflucht und zwar den Lama, den Lehrer, der die Belehrung bekommen hat.

Ein Résumé

Der Buddhismus ist also eine Religion, die sich selbst nicht als Religion versteht. Eine spirituelle Philosophie mit Wurzeln in den Lehren des Buddha. Mit Verbindungen zum Hinduismus und dem generellen Verständnis, dass der Mensch selbst perfekt sein kann, wenn er sich nur darauf bezieht. Jemand der sich den Prinzipien des Karma nicht unterworfen fühlt oder den Weg in Richtung der Erleuchtung nicht gehen möche, kommt keinen Schritt weiter. Dies bedeutet nicht, dass er ein schlechtes Leben führt. Ganz im Gegenteil: Der Buddhismus versucht, Erklärungen für „gutes“ und „schlechtes“ Verhalten zu vermitteln und nicht zu lehren, was das überhaupt ist. Dabei bezieht er sich auf die positiven Eigenschaften früherer buddhistischer Lehrer, die im Verständnis der Buddhisten auch nur Menschen sind, die aber auf dem Weg zur Erleuchtung einen Schritt weiter gekommen sind. Diese Grenzen zwischen natürlichem und übernatürlichem Verständnis wirken jedoch im Gespräch mit den Buddhisten äußerst verschwommen. Und es ensteht immer häufiger der Eindruck, dass sie sich in Erinnerung rufen müssen, dass nichts, was sie tun, übernatürlich ist. Die Lichtgestalt eines Karmapa ist eine geistige und metaphorische Symbolisierung unseres Selbst in Form eines Anderen. Ein hinduistischer Gott des schwarzen Mantels eine Metapher für das Mitgefühl eines Bodhisattvas. Ob alle Buddhisten tatsächlich in Metaphern denken ober ob die Grenzen zwischen natürlicher Umgebung und übernatürlicher Geistlichkeit in diesem Fall so starr sind, wie uns erklärt wurde, kann ich nicht sagen, aber das Erleben war während der Meditation spürbar. Mit dem Gedanken, dass die Welt des Inneren und die Welt des Äußeren durch meine Erfahrungen und Erlebnisse verbunden sind und dass eine Meditation geistesfördernd ist, kann ich mich sehr gut anfreunden – mit Lichtgestalten, die Licht aus ihren Mündern strahlen etwas weniger.

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„No Tannenbaum!“ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/no-tannenbaum/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/no-tannenbaum/#respond Mon, 04 Dec 2017 07:00:03 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=306281
Die Salt Peanuts laden ein!Jonas Börner

Die Salt Peanuts laden ein!

Seit Jahren widmen sich die „Salt Peanuts – die Big Band der Lübecker Hochschulen“ im Winter nun der jahreszeitenspezifischen Musik: So wurden beispielsweise deutsche Winterlieder präsentiert, der Nussknacker von Tschaikowski in einer Fassung von Duke Ellington wurde mit Lesung versehen, englischsprachige Weihnachtslieder wurden im Stile eines Götz Alsmann ins Deutsche übersetzt und gespielt.

Jetzt haben die Salt Peanuts keine Lust mehr auf Winter und Weihnachten oder zumindest nur halbherzig: Das neue Programm „No Tannenbaum!“ entführt den Zuhörer in karibische Regionen und afrokubanische Weihnachtslieder werden ebenso zu Gehör gebracht wie „modifizierte“ Weihnachtsklassiker. Zumindest eine Konzerthälfte lang möchte sich die Band der Illusion hingeben und das geneigte Auditorium dabei gern mitnehmen, man befinde sich nicht im vier Grad kalten Norden Deutschlands zwischen regenverhangenen Tannenbäumen, sondern im warmen Kuba zwischen bunt geschmückten Kunstschneepalmen.

Damit der Schock für Band und Besucher beim Verlassen des Konzertes jedoch nicht zu groß ist, wird die zweite Hälfte des Konzertes über deutschsprachige und eingedeutschte Lieder wieder zurück in heimische Gefilde führen. Dann fühlen sich die feuchten vier Grad beim Durchschreiten der Tür auch wieder gemütlich an.

Salt Peanuts
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Lübeck Pop Symphonics https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/luebeck-pop-symphonics/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/luebeck-pop-symphonics/#respond Mon, 04 Dec 2017 06:00:55 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=306557
Die Lübeck Pop Symphonics vor dem Carlebach Park.Majin Montague

Die Lübeck Pop Symphonics vor dem Carlebach Park.

Nach einem vollgestopften Uni-Tag auf andere Gedanken kommen fällt nicht schwer, wenn zufällig gerade Dienstag oder Mittwoch ist: mit dem neuen Semester haben auch die Proben für das neue Konzertprogramm der Lübeck Pop Symphonics begonnen. Nach unserem Aufruf zur Schnupperprobe im Oktober, dem glücklicherweise viele tolle Musiker gefolgt sind, proben wir nun jede Woche feuereifrig für unser neues Programm.
Und das ohne diesmal allzu sehr in die Ferne zu schweifen. Während wir in den vergangenen Semestern gemeinsam mit unserem Publikum auf musikalische Reisen in „Fremde Welten“, auf Zeitsreise zu den „Sounds of the Seventies“ oder in die Heimat der sagenhaften „Märchen und Helden“ begeben haben, bleiben wir diesmal musikalisch vor Ort – mit Musik „Made in Germany“. Und die hat viele Facetten: Von Schunkelmusik von Hans Albers über abgefahrene Texte von Nina Hagen zu mitreißender Filmmusik von Hans Zimmer bis zu den mörderischen Tonfolgen beim Tatort-Thema ist alles dabei.
Neugierig geworden? Das Ergebnis gibt es am 10. Und 11. Februar im Audimax der Uni Lübeck. Übrigens: Konzertkarten sind auch ein super Weihnachtsgeschenk. Informationen zum Vorverkauf und über unser Treiben gibt es regelmäßig auf unserer Website unter www.pop-symphonics.de und auf Facebook.

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Let’s celebrate Finland together! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/lets-celebrate-finland-together/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/12/lets-celebrate-finland-together/#respond Mon, 04 Dec 2017 05:00:29 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=306292
Das Uniorchester vor der Kathedrale in Helsinki.Kai Friese

Das Uniorchester vor der Kathedrale in Helsinki.

100 Jahre Finnland – nicht nur auf den diesjährigen Nordischen Filmtagen wurde dies gebührend gefeiert. Bereits Ende September war es so weit und das Uniorchester begab sich nach intensiver Organisationsphase und Fundraising-Kampagne wieder auf Konzertreise mit Ziel Helsinki. Unterstützt von mehreren Aushilfen machte sich das auf 58 Musiker verstärkte Stammorchester auf den Weg und brachte eine Fülle von Erinnerungen und unvergesslichen Eindrücken mit.

Um außerhalb der Semesterroutine ein passendes Programm samt Zugabe auf die Beine zu stellen, gab es zunächst eine zweitägige Probenphase in Lübeck mit unserem Dirigenten Fausto Fungaroli und Solisten Hugo Moinet von der Musikhochschule. Vor der nächtlichen Abfahrt am Skandinavienkai blieb schließlich noch ein wenig Zeit, sich auf das Land der Trolle, Rentiere und Saunen einzustimmen. Dann begann das Abenteuer mit dem Einchecken auf der Finnlines-Fähre, auf der wir gemeinsam mit einigen Truckern die nächsten anderthalb Tage verbrachten. Einige Pokerrunden, eine spontane Blasorchester-Performance und eine Bundestagswahl später kamen wir im dichten Nebel im Hafen von Helsinki an. Anschließend ging es direkt zur ersten Probe in der deutschen Kirche, die uns die dortige Gemeinde für drei Tage gegen reichlich Lübecker Marzipan zur Verfügung gestellt hatte. Und auch der benachbarte Kindergarten konnte durch eine öffentliche Probe wunderbar beglückt werden, Fausto entpuppte sich als perfekter Pädagoge für die ganz Kleinen.

Auch die Freizeit in der schönen finnischen Hauptstadt sollte nicht zu kurz kommen. So gab es für alle Teilnehmer eine Stadtführung und bei herrlich spätsommerlichem Wetter Ausflüge entlang der Küste bis auf die vorgelagerte Festungsinsel Suomenlinna. Einige besuchten abends ein Konzert von Mahlers 5. Sinfonie in der Konzerthalle Musiikkitalo, sangen bis in die frühen Morgenstunden Karaoke in der benachbarten Bar, erstanden Mitbringsel aus dem Moomin-Shop oder schlemmten finnisches Essen in vielen Variationen.

Und dann nahte der Konzerttag. Als erstes gab es am Vormittag ein eigens moderiertes Schülerkonzert in der Deutschen Schule Helsinki und abends das öffentliche Konzert im Saal. Sogar Zuhörer aus Lübeck waren dabei – angereist mit dem Flugzeug! Zum Abschluss gab es einen gemeinsamen Ausklang im Restaurant, wo bis in die späte Nacht gefeiert wurde. Am nächsten Tag enterte das Orchester wieder die Fähre zurück nach Deutschland und schipperte noch einmal 30 Stunden entspannt lesend oder saunierend gen Travemünde.

Beim Durchqueren der Lübecker Bucht waren sich alle sicher, dass diese Reise definitiv etwas sehr Besonderes war – nicht nur als touristisches Highlight, sondern vor allen Dingen für den Zusammenhalt im Orchester. Danke an alle Mitreisenden und die tollen Aushilfen, danke an Fausto, der sich in das kalte Land gewagt hat, danke an Hugo, unseren absolut sympathischen Solisten und danke an alle unsere (Kinder-)Zuhörer in Helsinki – ihr wart die Besten! Mit dem Spirit von Finnland gehen wir nun in die nächste Probenphase und freuen uns auf die kommenden Konzerte vor heimischem Publikum.

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Der grüne Planet – Zwischen Eiszeit und Treibhaus https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/der-gruene-planet/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/der-gruene-planet/#respond Thu, 02 Nov 2017 14:47:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302252
360 Grad Kino auf dem KlingenbergLukas Ruge | StudentenPACK.

360 Grad Kino auf dem Klingenberg

Aus dem Planetarium in Hamburg kommt der Animationsfilm “Der grüne Planet – Zwischen Eiszeit und Treibhaus” nach Lübeck. Dieser in Kooperation vom Hamburger Planetariumsdirektor Thomas Kraupe mit dem Leiter des Produktionsstudios Mirage in Den Haag Robin Sip produzierte Dokumentarfilm zeigt in 35 Minuten die Komplexitäten des Erdklimas – mit einem besonderen Fokus auf die pflanzliche Relevanz bei der globalen Erwärmung.

Dabei sollte der Betrachter sich vom verlinkten Trailer aus dem Jahr 2007 nicht verunsichern lassen, da die Animation seit dessen Erstellung bereits mehrere Male sichtbar überarbeitet worden zu sein scheint.

Inhaltlich beschäftigt sich der Film mit der dokumentationsartigen Aufarbeitung der pflanzlichen Photosynthese und den damit verbundenen Auswirkungen auf das Klima. Dabei wird auch auf die Notwendigkeit der Erdrotation, der Sonneneinstrahlung, der Erdlaufbahn und der atmosphärischen Veränderungen eingegangen. Zuletzt gibt der Film dem Betrachter die Erkenntnis mit auf den Weg, dass die umfassende menschliche Verstrickung in die klimatischen Vorgänge der Auslöser zukünftiger Krisen zu sein scheint – der Mensch ist zur Naturgewalt geworden.

Technisch gesehen nutzt der Grüne Planet die Möglichkeiten eines 360-Grad-Kinos fast vollkommen aus. Dabei wird die gesamte Leinwand „bespielt“. Durch spektakuläre Kamerafahrten wird der Zuschauer so sowohl in den Mikrokosmos einer einzelnen Pflanzenzelle als auch in den Makrokosmos des Universums befördert – so werden beispielsweise Ausblicke auf mögliches Leben auf Mars oder Jupiter gegeben.

Von künstlerischen Darstellungen der Jahreszeiten in schneekugelartigen Murmeln von klassischer Musik unterlegt bis hin zu wissenschaftlichen Darstellungen grönländischen Phytoplanktons konnte der Grüne Planet das Publikum im finnischen Iglu auf dem Klingenberg auf gemütlichen „Sonnenliegen“ belehren.

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Backstabbing for Beginners https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/backstabbing-for-beginners/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/backstabbing-for-beginners/#respond Thu, 02 Nov 2017 10:57:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302392 Backstabbing for Beginners handelt von der wahren Geschichte eines der größten Korruptionsskandale der vergangenen Jahrzehnte. In dem Film bekommt Michael Soussan (Theo James) seinen Traumjob bei der UNO. Bereits sein Vater hatte als Diplomat für die UNO gearbeitet und war früh gestorben. Michael möchte in seine Fußstapfen treten und wird gleich mit der Beaufsichtigung des Oil-for-Food Programms beauftragt. Dieses Programm war begründet worden, um der unter den Wirtschaftssanktionen infolge des zweiten Golfkrieges leidenden Zivilbevölkerung Iraks zu helfen. Sinn und Zweck war es, dass der Irak sein Öl verkaufen durfte, um im direkten Austausch dafür humanitäre Güter, wie Lebensmittel und Medikamente, zu bekommen.

Michael reist in den Irak, um das Programm zu kontrollieren. Doch dort trifft der junge Idealist, der die Welt gern verbessern würde, auf eine Welt voller Korruption und Gewalt. Sein Boss Pasha (Ben Kingsley), von dem er als „Kid“ bezeichnet wird, versucht ihm beizubringen, wie das System funktioniert. Man solle nicht lügen, aber die Fakten sehr sorgfältig wählen.

In diesem Politthriller verschönt Regisseur Per Fly nichts und führt uns vor Augen, dass in unserer Welt nicht immer alles so funktioniert, wie es sollte. Geld bedeutet nun mal Macht und bestimmt die Welt. Dem Zuschauer wird auf eine gelungene und beeindruckende Weise gezeigt, dass es aufgrund der tief verwurzelten Korruption nicht unbedingt einfach ist und sogar lebensbedrohlich werden kann, wenn man mit gutem Willen in die Politik gehen und seine Ziele durchsetzen möchte.

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100 Moods from Finland https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/100-moods-from-finland-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/100-moods-from-finland-2/#respond Wed, 01 Nov 2017 17:47:12 +0000 http://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/100-moods-from-finland-2/
Dieser Dome steht gemeinsam mit einigen Holzhütten auf dem Klingenberg und versucht ein wenig Finnland in die Lübecker Innenstadt zu bringenFabian Schwarze | StudentenPACK.

Im Dome kann man 360-Grad Aufnahmen betrachten.

Die 59. nordischen Filmtage sind gestartet und zu den elf Kinosälen gesellt sich dieses Jahr der sogenannte Fulldome – ein an eine Hüpfburg in Form eines großen Iglus erinnerndes Kino. Dieser Dome steht gemeinsam mit einigen Holzhütten auf dem Klingenberg und versucht, ein wenig Finnland in die Lübecker Innenstadt zu bringen.

“100 Moods from Finland” verspricht dem Zuschauer dieses Gefühl des Fernseins noch zu untermalen. Die Darstellung zeigt innerhalb einer Stunde diverseste 360-Grad-Aufnahmen aus verschiedensten finnischen Umgebungen. Diese sind dabei vollkommen unbespiel, kaum durch den Fakt des Filmens verfälscht und zeigen beispielsweise plätschernde Bäche, arktisdurchkreuzende Eisbrecher oder sogar den finnischen Arbeitsplatz des Weihnachtsmannes, den man dort bei seiner Arbeit mit den Touristen beobachten kann. Natürlich sieht man auch viel Schnee: Immer wieder blickt man auf unbewegte schneeüberzogene Landschaften und hört nur den Wind an der Kamera vorbeiziehen.

Der Fulldome zeigt den Film dabei mithilfe von fünf Videoprojektoren auf der als Leinwand dienenden Innenseite des “Iglus” , die man auf einer Sonnenliege sitzend beobachtet. Die 360-Grad-Umgebung wird dabei nur selten komplett genutzt. Die meisten Umgebungen zeigen eine klares Blickzentrum. Dadurch wird häufig der übrige gefilmte Umgebungsbereich zur vom Publikum unbetrachteten Peripherie. Genutzt wird dieses Umgebungspotential jedoch beispielsweise in einer Szene in einem industriell anmutenden Stadtteil einer finnischen Stadt, in der ein Skater die Köpfe des Publikums mit seinen Manövern zum Rotieren bringt.

Von Schlittenhunden über Kirchengesänge bis hin zu arktischen Meeren hat “100 Moods from Finland” versucht, fast alles, was Finnland ausmacht, in 360-Grad-Filmausschnitten darzustellen. Dabei entsteht ein Projekt, das nicht als stundenfüllende Unterhaltung angesehen werden kann, sondern als Projekt, das den Menschen die Natur und die Bräuche Finnlands näherbringen soll – ohne Sprache, ohne Musik und ohne Erklärung.

Wer zu den Spielzeiten in der Innenstadt ist, sollte sich schon einmal Gedanken machen, vielleicht diese kostenlose Reise nach Finnland zu unternehmen – vielleicht auch nur, um den ungewohnten Perspektivwechsel und die ungewohnten neuen Blickwinkel auf einen Film auszunutzen und auszuprobieren. Dabei sollte jedoch kein klassischer Film erwartet werden, sondern eine leicht bewegte Slideshow finnischer Umgebungen. Nach der virtuellen Reise nach Finnland ist dann wahrscheinlich noch Zeit für einen Schoko-Minttu an einer der vor dem Iglu aufgebauten Holzhütten.

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Einmal politisch korrekt, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/einmal-politisch-korrekt-bitte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/einmal-politisch-korrekt-bitte/#comments Mon, 03 Jul 2017 08:00:02 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=287080
Aykut Kayabas, Inhaber der „ONE Fairtrade Kaffeerösterei“, mit einem seiner Lieblingsprodukte, dem Stadtkaffee „Liubice“ – wie alles andere im Geschäft bio und fair gehandelt.Annika Munko | StudentenPACK.

Aykut Kayabas, Inhaber der „ONE Fairtrade Kaffeerösterei“, mit einem seiner Lieblingsprodukte, dem Stadtkaffee „Liubice“ – wie alles andere im Geschäft bio und fair gehandelt.

Wer kennt das nicht? Wieder einmal haben es zwei Mangos, zusammen in Plastik eingeschweißt und um die halbe Welt transportiert, in den Einkaufskorb geschafft. An der Supermarktkasse dann das schlechte Gewissen, wenn die Mangos in den Stoffbeutel (immerhin…) wandern. Aber: Was kann man schon guten Gewissens einkaufen? Regional, bio, fair gehandelt, ohne unnötig viel Plastikverpackung – kaum ein Lebensmittel wird all diesen Ansprüchen gerecht. Wir haben uns in Lübeck umgeschaut, wo es manches Standard-Produkt vom Einkaufszettel mit möglichst gutem Gewissen gibt.

Schokolade, Kaffee und Tee

Vorbeigelaufen ist an der „ONE Fairtrade Kaffeerösterei“, dem Eckladen gegenüber der Bushaltestelle Königstraße mit dem farbenfrohen Allerlei im Schaufenster, wohl schon jeder. Im Sommer wird vor der Tür Frozen Yogurt verkauft und wer die Gelegenheit genutzt und sich davon ins Geschäft hat locken lassen, der wird festgestellt haben: Hier gibt es nicht nur bunte Hängematten, Schmuck, Lampen und Taschen aus aller Welt, sondern auch ein paar der für Studenten elementaren Dinge: Kaffee, Tee und Schokolade. Alles bio, alles fairtrade und das schon seit 19 Jahren.

Fast genauso lange ist Aykut Kayabas schon Inhaber des Geschäfts. 2000, zwei Jahre nach der Eröffnung des Fairtrade-Ladens „CONTIGO“ in der Königstraße, liefen die Geschäfte so schlecht, dass der damalige Besitzer den Laden aufgeben beziehungsweise verkaufen wollte: In Lübeck schien die Zeit noch nicht reif für einen Fairtrade-Laden zu sein. Aykut war zu der Zeit auf der Suche nach einem anderen Job als dem, den er im Kino hatte, und erfuhr durch seine Freundin, die im CONTIGO arbeitete, von der Suche nach einem Nachfolger. Beide hatten zunächst wenig Ahnung davon, wie man einen solchen Laden führt, entschlossen sich aber dennoch dazu, es einfach zu versuchen – und wurden für ihren Mut belohnt: In den auf die Übernahme folgenden Jahren stiegen die Umsätze jährlich um 20 Prozent, mehr als sie je zu hoffen gewagt hätten. „Wir hatten viel Glück“, erzählt Aykut, „dass gerade Landwege, Bio- und Fairtrade-Produkte generell so in Mode gekommen sind. Durch Starbucks kam es außerdem zu einem Kaffee-Boom und plötzlich waren wir die ersten in Lübeck, die frisch gerösteten Kaffee verkauft haben!“ Bis 2014 führten Aykut und seine Frau das Geschäft als Franchisenehmer der CONTIGO-Kette weiter, seitdem sind sie mit dem ONE Fairtrade komplett unabhängig. Darüber hinaus engagiert sich Aykut im Verein „Fairtrade-Stadt Lübeck“ für die Förderung des fairen Handels und hat so dazu beigetragen, dass Lübeck die erste Fairtrade-Stadt Schleswig-Holsteins geworden ist. Außerdem läuft noch die Bewerbung um den Titel „Hauptstadt des fairen Handels“ – in diesem Rahmen ist der Verein stets auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern, die mindestens zwei Fairtrade-Produkte verkaufen.

Inzwischen ist das ONE so bekannt, dass fliegende Händler vorbeikommen, um ihre Produkte zu verkaufen, doch das passe nicht in ihr Konzept von fairem Handel, erklärt Aykut: „Fairer Handel bedeutet immer auch langfristige Zusammenarbeit. Nur dann können die Kleinbauern, die beispielsweise den Kaffee anbauen, sinnvoll für die Zukunft planen.“

Der in der ONE Fairtrade Kaffeerösterei verkaufte Kaffee wird – wie der Name verspricht – täglich frisch im Laden geröstet. Wer mag, kann dabei zusehen, wie Aykuts Vater die Kaffeebohnen aus großen Säcken in die Trommelröstmaschine füllt, gegen Ende der Röstzeit prüft, ob die Bohnen bereits aufgeplatzt sind, und sie zum Abkühlen auf das Gitter ausschüttet, wenn er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Tief einatmen nicht vergessen, es duftet himmlisch! Noch warm kann man sich den Kaffee – Bohnen oder gemahlen – abfüllen lassen. Die dazu verwendeten Tüten werden hier im Gegensatz zu anderen Geschäften mehrfach verwendet: Wer einmal im ONE Kaffee gekauft hat, kann mit seiner leeren Tüte beim nächsten Mal einfach wiederkommen und sie neu füllen lassen. Genauso selbstverständlich werden für einen Kaffee to go mitgebrachte Becher akzeptiert.

Neben der inzwischen auch im Supermarkt erhältlichen GEPA-Schokolade gibt’s im ONE auch handgeschöpfte Schokoladen von Zotter, einem österreichischen Familienunternehmen, das für seine große Auswahl extravaganter Sorten bekannt ist. Zotter produziert seine Schokolade „bean-to-bar“, das heißt von der angelieferten Kakaobohne bis zur fertigen Tafel, ohne dass Verarbeitungsschritte wie das Rösten oder Mahlen der Bohnen von anderen Unternehmen übernommen werden. Unter den bean-to-bar-Produzenten ist Zotter der einzige, der ausschließlich auf Fairtrade und Bio setzt und damit perfekt ins Sortiment des ONE passt.

Ob nun für Schokolade, Kaffee oder etwas anderes: Neugierig sein und selbst im ONE vorbeischauen lohnt sich!

Brot und Backwaren

Dass das in der Brotretter-Filiale verkaufte Gebäck schon einen Tag alt ist, sieht man ihm nicht an.Nele Groß

Dass das in der Brotretter-Filiale verkaufte Gebäck schon einen Tag alt ist, sieht man ihm nicht an.

Der Brotretter-Laden entstand aus einer gemeinsamen Idee der Stadtbäckerei Junge und der Vorwerker Diakonie: Bei Junge bleibt jeden Tag nach Ladenschluss Brot und Gebäck übrig, das am Folgetag nicht mehr angeboten wird. Und die Vorwerker Diakonie begleitet Menschen, die eine Möglichkeit zum (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben suchen. So verkaufen nun die von der Vorwerker Diakonie begleiteten und unterstützten Menschen die Backwaren vom Vortag, mit denen Junge die Regale der Brotretter füllt.

Wer dabei außerdem gewinnt, sind die Käufer: Sie bezahlen nur einen Bruchteil dessen, was in einer „normalen“ Junge-Filiale verlangt wird. Das macht sich vor allem für all jene bemerkbar, die zu wenig Geld zur Verfügung haben, um außerhalb eines Supermarktes einzukaufen – plötzlich können auch sie sich Franzbrötchen und Hanseatenbrot in Bäckereiqualität leisten. Und auch zuhause stammt das Brot auf dem Tisch ja wahrlich nicht immer vom selben Tag.

Das Brotretter-Konzept hat großen Erfolg: Seit September herrscht in der Lübecker Filiale in der Holstenstraße reger Kundenandrang, als Kunde ist man selten allein. Eine Warteschlange tut der guten Stimmung im Laden keinen Abbruch, im Gegenteil – es ist schön zu wissen, dass so viele Lübecker neuen Ideen aufgeschlossen gegenüberstehen!

Müsli, Nudeln, Gewürze…

Frei wählbare Mengen ohne Verpackung und ohne Hygiene-Bedenken einkaufen: Wiebke Euler zeigt, wie's geht.Annika Munko | StudentenPACK.

Frei wählbare Mengen ohne Verpackung und ohne Hygiene-Bedenken einkaufen: Wiebke Euler zeigt, wie’s geht.

In einem kleinen, recht unscheinbaren Laden in der Fleischhauerstraße in der Lübecker Innenstadt verbirgt sich ein Geschäft mit dem vielsagenden Namen “Unverpackt”. Und dieser Name ist Programm: Hier findet man viele verschiedene Waren, die man auch in jedem Supermarkt kaufen kann, von Nudeln über Müsli bis hin zu Spülmittel. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass man in den Unverpackt-Laden seine Verpackung selbst mitbringen muss. Was in herkömmlichen Supermärkten unter einer Schicht Plastik, Pappe oder Metall vergraben ist, welche anschließend im Müll und nicht selten in der Umwelt landet, findet man im “Unverpackt” in großen, speziell konstruierten Gefäßen zum selber Abfüllen. Die meisten Lebensmittel erfüllen sogar alle Bio-Kriterien, auch wenn dies wegen fehlender Zertifizierung (noch) nirgends draufstehen darf.

Durch das Konzept von Unverpackt wird nicht nur unnötiger Müll vermieden, sondern es ist auch ein anderes, persönlicheres Einkaufserlebnis. Denn Unverpackt ist nicht bloß ein moderner Tante Emma-Laden, mit selbstgebackenen Kuchen und Torten und Fairtrade-Kaffee von ONE in der Königstraße ist es auch eine Art Café, welches zu einer kleinen Pause nach Feierabend einlädt.

Anderthalb Jahre hat es gedauert vom Konzept bis zur Eröffnung des Ladens, erzählt uns Inhaberin Wiebke Euler. Die Idee, einen “Unverpackt”-Laden in Lübeck zu eröffnen, kam der studierten Kommunikationsdesignerin nach einem Seminar bei Marie Delaperrière, der Inhaberin eines gleichnamigen Geschäfts in Kiel. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit entwickelte Wiebke dann das Konzept für die Gründung ihres eigenen Ladens. Einen Business-Plan und eine Crowdfunding-Kampagne später fand am 22. April 2017 die Eröffnung statt.

Aber wie genau funktioniert das Einkaufen im Unverpackt und was kann man hier nun alles bekommen? Am besten bringt ihr eure eigenen Behälter, Gläser und Dosen mit in den Laden. Wer keine geeigneten hat oder spontan etwas besorgen will, kann diese aber auch direkt im Geschäft kaufen oder ausleihen. Zunächst wird das Gefäß in leerem Zustand gewogen und das Gewicht notiert. Anschließend füllt ihr euch selbst so viel von einem Produkt ab, wie ihr möchtet und geht zum abschließenden Wiegen an die Kasse. So einfach! Das angebotene Sortiment ist nicht ganz mit dem eines Supermarktes zu vergleichen, aber für diesen kleinen Laden dennoch erstaunlich groß. Neben den schon erwähnten Nudeln, dem Müsli und dem Spülmittel gibt es eigentlich auch alles andere, was nicht gekühlt werden muss: Nüsse, Öle, sogar nachhaltige Zahnbürsten kann man im “Unverpackt” bekommen. Ein regelmäßig wechselndes Angebot an frischem Gemüse rundet das Angebot ab. Das gesamte Sortiment hier aufzuzählen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, also schaut ihr am besten selbst einmal im Unverpackt vorbei. Vergesst eure Tupperdosen und Jutebeutel nicht und probiert unbedingt auch die selbstgemachten Kuchen!

Foodsharing

Was passiert eigentlich mit Lebensmitteln, die bis Ladenschluss noch nicht verkauft wurden und die einen zu schlappen Eindruck machen oder deren Mindesthaltbarkeit zu bald abläuft, um am nächsten Tag erneut angeboten zu werden? Genau! Ein Teil geht vielleicht noch an die Tafel, das meiste aber landet im Müll. Und das sind beträchtliche Mengen, schließlich wollen die Läden auch in der letzten halben Stunde ihren Kunden noch etwas bieten können – mehrere Millionen Tonnen unverkaufter Lebensmittel kommen so jedes Jahr in Deutschland zusammen.

Es gibt Initiativen, dieses Essen zu „retten“. Eine davon ist Foodsharing. Foodsharing besitzt eine Internetseite, die Händler und Lebensmittelretter zusammenbringt: Als Foodsaver registriert man sich, muss ein kleines Quiz bestehen und nimmt dann Kontakt mit der bestehenden Gruppe vor Ort auf. Nach gemeinsamen Einführungsabholungen darf man schließlich auch allein bei kooperierenden Läden nach Ladenschluss Lebensmittel retten, die andernfalls in den Müll wandern würden. Damit kann man dann die ganze WG beglücken und Dinge kochen, auf die man sonst nie gekommen wäre. Häufig hat man aber so viel, dass man auch getrost noch weiter verteilen kann. Auch dafür finden sich Hilfen auf der Foodsharing-Seite: Der um etwas zu viel des Guten bedachte Foodsaver wird mit weiteren Abnehmern in Kontakt gebracht, indem er posten kann, was er wo abzugeben hat.

Weitere Informationen zum Modell des Foodsharing und wie ihr mitmachen könnt findet ihr direkt auf der Internetseite: www.foodsharing.de

Obst, Nüsse und Kräuter

Beim Spaziergang rechts des Weges einen Apfel und links des Weges eine Birne pflücken klingt super, nicht nur, weil der Proviantrucksack dann zuhause bleiben kann. Aber ist das erlaubt? Und wo wächst überhaupt Obst, das sonst niemand erntet?

Als Karte für die Standorte von vorwiegend Obst-, aber auch Nussbäumen oder Kräutern hat sich Mundraub.org etabliert: Hier kann jeder “Mundräuber” neue Ernteorte eintragen und nachschauen, wo in der Umgebung es etwas zu pflücken gibt. Für Lübeck sind von Bärlauch und Walnussbaum am Wegesrand bis zum Apfelbaum im Garten von Menschen, die mit so vielen Früchten, wie der Baum trägt, nichts mehr anzufangen wissen, viele verschiedene Ernteorte eingetragen, an denen ein Spaziergang durchaus vorbeiführen kann.

Um zu verhindern, dass Gärten oder Wiesen, die jemandem gehören, der dort selbst ernten möchte, über die Mundraub-Plattform eingetragen werden, gibt es die sogenannten “Mundräuber-Regeln” – die erste und oberste davon ist es, vor dem Eintragen eines Standorts beziehungsweise dem Ernten sicherzustellen, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden. Wenn sich daran alle halten, tragen die Mundräuber dazu bei, dass deutlich weniger Obst an Bäumen im öffentlichen Raum vergammelt und bekommen dafür kostenlos frische Früchte in Bio-Qualität direkt vom Baum – wer könnte dazu “Nein” sagen?

Was kostet der Spaß?

Zugegeben: Für Studierende entscheidet immer auch der Preis darüber, wo und was eingekauft wird. Mit gutem Gewissen einzukaufen ist aber gar nicht so teuer, wie viele vielleicht denken. Die Preisunterschiede zwischen den Heißgetränken in der allgegenwärtigen Stadtbäckerei und der ONE Fairtrade Kaffeerösterei sind beispielsweise zu vernachlässigen: Im ONE kostet Tee 2 Euro, die mittlere Tassengröße bei Junge 1,65-1,75 Euro. Cappuccino, Milchkaffee und Latte Macchiato kosten bei beiden das gleiche – 2,80 Euro beziehungsweise 3 Euro.

Brot bei den Brotrettern zu kaufen lohnt sich so richtig: Statt um die 3 Euro pro 750g- oder 1000g-Brot wie bei Junge bezahlt man bei den Brotrettern 0,99 bis 1,29 Euro für jedes Brot. Günstiger gibt’s im Supermarkt vielleicht die Hausmarke, aber kein Brot in Bäckereiqualität.

Auch im Unverpackt-Laden ist nicht gleich alles teurer: So kostet ein Kilogramm Cornflakes von Kellogg’s im Supermarkt 7,71 Euro, im Unverpackt-Laden bezahlt man nur 6,42 Euro. Nudeln und Reis hingegen sind etwas teurer: Ein Kilogramm Barilla-Nudeln kostet im Supermarkt 3,18 Euro, ein Kilo Reis von Uncle Ben’s 3,89 Euro. Im Unverpackt zahlt man hierfür 4,60 Euro beziehungsweise 5,35 Euro – allerdings inklusive Bioqualität und gutem Karma.

Letztlich muss also jeder für sich entscheiden, ob ihm das gute Gewissen den extra Weg in ein anderes Geschäft wert ist – teurer ist es allerdings nicht unbedingt!

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Winston Churchills Europa https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/winston-churchills-europa/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/winston-churchills-europa/#respond Mon, 12 Dec 2016 06:00:20 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252341
Winston Churchill austellungFabian Schwarze | StudentenPACK.

Winston Churchill Ausstellung

„Wäre jemals ein vereintes Europa imstande, sich das gemeinsame Erbe zu teilen, dann genössen seine drei- oder vierhundert Millionen Einwohner Glück, Wohlstand und Ehre in unbegrenztem Ausmaße. […] Und welches ist der Zustand, in den Europa gebracht worden ist? Zwar haben sich einige der kleineren Staaten gut erholt, aber in weiten Gebieten starren ungeheure Massen zitternder menschlicher Wesen gequält, hungrig, abgehärmt und verzweifelt auf die Ruinen ihrer Städte und Behausungen und suchen den düsteren Horizont angestrengt nach dem Auftauchen einer neuen Gefahr, einer neuen Tyrannei oder eines neuen Schreckens ab. […] Und doch gibt es all die Zeit hindurch ein Mittel, das, würde es allgemein und spontan von der großen Mehrheit der Menschen in vielen Ländern angewendet, wie durch ein Wunder die ganze Szene veränderte und in wenigen Jahren ganz Europa, oder doch dessen größten Teil, so frei und glücklich machte, wie es die Schweiz heute ist. Welches ist dieses vorzügliche Heilmittel? Es ist die Neuschöpfung einer europäischen Völkerfamilie, oder doch so viel davon, wie möglich ist, indem wir ihr eine Struktur geben, in welcher sie in Frieden, in Sicherheit und in Freiheit bestehen kann. Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa errichten.“

Der bekennende Europäer, Journalist, Autor und Politiker zeigt in einer Rede vom 19. November 1946 an der Universität Zürich die Notwendigkeit einer umfassenden Völkerverständigung auf dem europäischen Kontinent auf. Gerade in einer Zeit des aufstrebenden antieuropäischen Gedankenguts zeigt eine historische Person wie Winston Spencer Churchill sowohl als Politiker und Redner als auch als Künstler und Autor die Schrecken des Krieges und der Uneinigkeiten eines gespaltenen und zerstrittenen Europas auf.

Die am 12. November im Günter-Grass-Haus eröffnete Ausstellung zeigt sowohl die historische Person Churchill als Politiker als auch als eine Person, die sich Zeit ihres Lebens jederzeit die Laufbahn und die Ruhe des Künstlers – genauer gesagt des Malers und Romanautors – wünschte, jedoch aufgrund des persönlichen Ehrgeizes und der Erkennung seiner eigenen Pflicht die Aufgaben der britischen Politik übernahm, wie er in Form seiner an sich selbst orientierten Kunstfigur des gleichnamigen Romans Savrola beschreibt.

Churchill zeigt im Gegensatz zu Günter Grass die Laufbahn des Berufspolitikers und Berichterstatters auf, der sich in die Ruhe der malerischen und idyllischen Kunst flieht. Die Werke von Günter Grass, welche von Unruhe, Zerstörung und Leid handeln, zeigen einen wunderbaren Vergleich zwischen diesen beiden sowohl politisch als auch künstlerisch begabten Personen der Weltgeschichte auf.

Die Austellung ist noch bis zum 12.Februar 2017 im Grass-Haus zu sehen und ist trotz ihrer geringen Größe einen Besuch wert für alle, die das Grass-Haus noch nicht kennen oder auch einer weiteren Begehung der Grass-Ausstellung nicht abgeneigt sind.

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Der Kirche aufs Dach steigen https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/der-kirche-aufs-dach-steigen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/der-kirche-aufs-dach-steigen/#respond Mon, 05 Dec 2016 05:00:22 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252067 St. MarienAlbert Piek | StudentenPACK.

Ein Donnerstag mitten im November. Auf dem Rathausplatz ist der Wochenmarkt in vollem Gange. Doch unser Ziel liegt heute ein paar Meter weiter. Über den Rathaushof vorbei an den kleinen Cafés und Läden bleiben wir stehen und betrachten, was wir gleich von innen erkunden werden. Mit fast 125 Metern Turmhöhe erhebt sie sich bis weit über die Stadtgrenzen hinaus: die Marienkirche.

Noch eine Viertelstunde bis zu unserem Treffen mit Pastor Pfeifer, der uns hinter die Kulissen der Kirche führen wird. Schnell noch die Kamera vorbereiten, dann kommt der große Schreck. Akku alle! Zum Glück finden wir in der Kirche auch für unser Ladegerät Obdach, denn die Damen vom Eintrittsschalter haben uns gerettet, indem sie uns kurz den Kirchenstrom nutzen lassen. Gerade lang genug haben wir Zeit, das Innere der Kirche zu bestaunen, die auch nach all den vorangegangenen Besuchen den Blick unweigerlich nach oben auf die hohen Gewölbe zieht, bis Pastor Pfeifer uns herzlich begrüßt.

30549143544_ec7d8f1eaa_oFabian Schwarze | StudentenPACK.

Heute werden wir die Bereiche der Kirche erkunden, die normalerweise den vielen Besuchern der Kirche verschlossen bleiben. Deshalb geht es mit den Kirchenschlüsseln ausgestattet zugleich quer durch das Kirchenschiff zur nordöstlichsten Ecke, von wo aus eine unscheinbare Tür zum Vorraum der Sakristei führt. Schon dieser Vorraum bietet das erste spannende Detail, insbesondere für die physikalisch Interessierten – die Hauptuhr der großen astronomischen Uhr. Sie ist eine seltene „Magneta“-Uhr, die ihr kompliziertes Uhrwerk durch magnetische Impulse mit der notwendigen Energie versorgt.

Durch die Sakristei, in der sich die Pastoren auf die Messe vorbereiten, gelangen wir nun zu einer engen Wendeltreppe, welche uns viele Meter nach oben führt. Diese zum Gewölbe der Seitenschiffe führende enge Treppe – noch enger als beispielsweise die des Kölner Doms – wird auch bei Führungen seit geraumer Zeit nicht mehr genutzt. Umso mehr steigt die Spannung auf das, was uns oben erwartet. Auf gut der Hälfte der Höhe verlassen wir die Wendeltreppe und finden uns auf einer Anhöhe im Kirchraum wieder. Dort befindet sich das Lapidarium der Kirche. Das lateinische „lapis“ (zu Deutsch „Stein“) erklärt seine Funktionalität: Hier werden Trümmersteine aufbewahrt, welche nach dem Bombenangriff auf Lübeck Palmarum 1942 gefunden, aber nicht wieder eingebaut wurden.

31226707662_7790eeac91_oFabian Schwarze | StudentenPACK.

Auch im weiteren Verlauf unseres Weges erkennen wir immer mehr, dass der verheerende Angriff eine Zäsur in der Baugeschichte der Kirche darstellt. Das zunächst ab 1173 als romanische Backsteinkirche errichtete Bauwerk hat viele Um- und Anbauten erlebt; den größten stellt dabei der Umbau von 1277 bis 1351 zur gotischen Basilika dar. Lediglich zwei der großen Stützsäulen zeugen noch von dem romanischen Vorgängerbau. Dennoch sind die Schäden durch die Bombennacht vom 28. zum 29. März 1942 so immens, dass die Kirche kaum ihrer alten Gestalt gleicht. Weltberühmte Orgeln, die mittelalterlichen Fenster, bedeutende Kunstwerke wie der Lübecker Totentanz und ein Großteil der barocken Einrichtung wurden Opfer der Flammen.

Im Gewölbe des südlichen Seitenschiffs, am Chor vorbei, angekommen sehen wir die Ergebnisse der massiven Wiederaufbaubemühungen nach dem zweiten Weltkrieg. Große, wenn auch nicht alle Bereiche des Dachs sind durch Leichtbetonplatten stabilisiert. Auch viele der Gewölbekuppeln sind mit Beton verstärkt Doch auch das stellt keine langfristige Lösung dar: Vielerorts entstehen Risse, die mittels Sensoren computergesteuert überwacht werden müssen.

30554127903_76b515b938_oFabian Schwarze | StudentenPACK.

Bevor es in die Türme geht bekommen wir die Gelegenheit, die Empore der Orgel zu betrachten. Wir merken, dass sie von unten deutlich kleiner wirkt. In die größten Pfeifen, von denen es über 8500 gibt, findet ein schmalerer Mensch durchaus Platz – wenngleich keinen allzu gemütlichen. Die Orgel selbst ist mit moderner Technik ausgestattet: Damit der Organist während eines Gottesdienstes seinen Einsatz erkennt, wird der Altar per Videokamera übertragen.

Von der Orgelempore aus haben wir auch einen guten Blick auf die mittelalterlichen Malereien, die das Triforium zieren – so wird das Mittelgeschoss zwischen den Arkaden im Erdgeschoss und dem Fensterbereich des Mittelschiffes genannt. Diese sind wohl eine der wenigen positiven Folgen des Bombenangriffs, denn sie wurden erst durch das Abblättern der in den Flammen erhitzten weiße Farbe der Barockeinrichtung wiederentdeckt. Nach dem Krieg wurden so die bunten Malereien in der gesamten Kirche freigelegt und die Einrichtung, nachdem das barocke Inventar verbrannt war, regotisiert.

Lediglich gegenüber der Orgelempore im Chor hinter dem Altar sind einige Flächen weiß – das Ergebnis eines der größten Kunstfälscherskandale in Nachkriegsdeutschland. Nachdem bei den Restaurationsarbeiten zu gründlich gearbeitet und auch die mittelalterliche Bemalung unbeabsichtigt entfernt wurde, legte der Restauratur persönlich den Pinsel an. Zuerst von namhaften Fachleuten gefeiert, wurden die Malereien nach Bekanntwerden der Fälschung auf Geheiß des Kirchenvorstandes wieder abgewaschen.

Durch diese im Rückblick sehr komische Geschichte aufgeheitert begeben wir uns weiter im Gewölbe entlang bis zum Südturm. Direkt unter uns, durch eine dicke Gewölbeschicht und fast 40 Höhenmeter getrennt, liegen die zerschmetterten und zerbrochenen Reste zweier der ältesten Kirchenglocken. Über uns geht es dreimal so hoch bis zur Kirchturmspitze, doch wir biegen zunächst ab zum Dach des alten Mittelturms, der die romanische Kirche zierte und heutzutage kaum als eigener Turm wahrgenommen wird.

31226668452_63c09be327_oFabian Schwarze | StudentenPACK.

Pastor Pfeifer öffnet uns ein „Fenster“ (wir würden es eher als Portal bezeichnen, würde das Durchschreiten nicht einen Sturz in die Tiefe bedeuten). Nach den düsteren Lichtverhältnissen in den Gewölben blendet uns das grelle Licht des Novemberhimmels. Doch sobald sich unsere Augen daran gewöhnen, bietet sich ein atemberaubender Blick auf das Gründerviertel, die Trave und das Holstentor. Eine ungewohnte Perspektive, wenn man nur die Aussicht von St. Petri kennt.

Getrübt wird die Sicht nur durch die an den Türmen befestigten Baugerüste. Diese zieren die Türme nun schon seit geraumer Zeit. Nicht etwa wegen akuter Bauarbeiten, sondern aufgrund des Schutzes der Passanten und der Kirche, erklärt Pastor Pfeifer. Einerseits schützen die Netze vor Starkregen, andererseits vor möglichem Steinschlag. Die nicht unerheblich großen Risse, die sich durch die bis zu fünf Meter dicken Türmwände ziehen, stellen die Instandhalter vor große Probleme. Vermutungen zufolge entstehen die Risse erst durch den Wiederaufbau der Kirche. Während früher mit Gipsmörtel gearbeitet wurde, wurde die Kirche hier mit Zement repariert. Kommen beide zusammen, können bauwerksschädigende Treibmineralien entstehen, die die Wände auseinanderdrücken.

Robert Pfeifer ist seit 2011 einer der beiden Pastoren der Marienkirche. Mit vielen spannenden Geschichten führt er uns durch die Gewölbe der großen KircheFabian Schwarze | StudentenPACK.

Robert Pfeifer ist seit 2011 einer der beiden Pastoren der Marienkirche. Mit vielen spannenden Geschichten führt er uns durch die Gewölbe der großen Kirche

Der Mittelturm bietet den Zugang zum Gewölbe des Mittelbaus. Dieses ist noch deutlicher als die Seitenschiffe stabilisiert durch Betonpfeiler und Platten. Mit vereinzelten Blicken durch die kleinen Dachfenster durchqueren wir die lange Halle zum Aufstieg zum Dachreiter von dem sich uns erneut ein faszinierender 360-Grad-Blick über Lübeck bietet. Von den beiden Kirchtürmen zum Buddenbrook-Haus zur Jakobi-Kirche und dem Riesenrad des Weihnachtsmarkts auf dem Koberg bis zum Katharineum; von der Aegidienkirche über den Uni-Turm, welcher in der Ferne noch leicht zu erkennen ist, zum Rathausplatz, der Petri-Kirche, dem Dom und zuletzt dem Holstentor. Schon dieser Ausblick lohnt den Aufstieg auf die mittlerweile knapp 60 Meter Höhe.

31370495555_51ce972fd3_oFabian Schwarze | StudentenPACK.

Zurück im Mittelturm geht es noch einmal kurz zum Nordturm. Dieser ist nur über einen schmalen Gang auf dem Dach erreichbar. Hier können wir die letzten Treppen zum Glockenraum erklimmen. Wie auf ein Zeichen hat es unser Kamera-Akku bis hierhin geschafft. Alles noch einmal gut gegangen. Durch eine weitere Wendeltreppe – kaum größer als die erste – gelangen wir den Weg schnell wieder herunter und finden uns, nicht ohne leichtes Erstaunen, fast sofort in den „normalen“ Räumlichkeiten der Kirche wieder, wo sich Pastor Pfeifer von uns verabschiedet. Mit vielen tollen Impressionen verlassen wir die Kirche, denn schon ruft wieder die Uni. Es wird bestimmt nicht der letzte Besuch gewesen sein.

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Sechste MetaNook – Mit deinem Vortrag? https://www.studentenpack.de/index.php/2016/09/sechste-metanook-mit-deinem-vortrag/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/09/sechste-metanook-mit-deinem-vortrag/#respond Thu, 15 Sep 2016 12:35:31 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=241499 Am 11. November wird das Audimax der Lübecker Uni zum sechsten Mal Austragungsort der MetaNook, einer Konferenz über, wie es die Veranstalter sagen, “Technik, Wissenschaft und Gesellschaft”, also: Alles. Über was genau? Das entscheidet ihr mit, denn noch kann jeder Vortragender werden. Die Veranstalter haben in ihrem “Call for Participation” (CfP) dazu aufgerufen sich als Vortragender einzubringen.

Vorträge gewünscht: Im November findet die nächste MetaNook statt.StudentenPACK | StudentenPACK.

Vorträge gewünscht: Im November findet die nächste MetaNook statt.

Veranstaltet wird die Nook von der Metameute, dem Hackerspace auf dem Campus, und dem Lübecker Chaostreff Chaotikum e.V. Unterstützt werden sie dabei durch P++ und das StuPa. Nook steht für Night of Open Knowledge, und genau so offen ist die Veranstaltung für eure Ideen, die ihr noch bis Ende September einbringen könnt. Bisher gab es Vorträge über Programmierung und IT-Sicherheit genauso wie über Gleichstrom im Gehirn. So schreiben die Veranstalter: “Eine solche Palette an Vorträgen wird nur möglich durch das Mitwirken von Menschen, die sich für ihr Thema begeistern und ihr Wissen weitergeben wollen – also ihr! In den letzten Jahren hatten wir nicht nur Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter zu Gast, sondern auch Mitglieder gemeinnütziger Vereine und Hobbyisten.”

Ein Vortrag muss dabei nicht gleich die 90 Minuten einer üblichen Vorlesung haben, auch 45 Minuten sind möglich oder, zum ersten Mal dieses Jahr, auch ein zehn Minuten Format, der sogenannte Lightning Talk. Aus dem CfP:

Es gibt drei Möglichkeiten, euch an der Nook zu beteiligen:

Ihr haltet einen Vortrag, Workshop oder einen kurzen Lightning Talk. Alternativ steht euch außerdem das Foyer für einen Stand zu Verfügung.

Vortrag/Workshop: Vorträge oder Workshops sollen nach Möglichkeit 45 oder 90 Minuten dauern.

Lightning Talks: Erstmals seit diesem Jahr dabei – die Lightning Talks. Diese Vorträge dauern jeweils maximal 10 Minuten und sind ideal für ein kurzes Thema. Genau das Richtige, wenn ihr nicht soviel Zeit für die Vorbereitung habt und trotzdem ein für euch spannendes Thema vorstellen möchtet.

Stand im Foyer: Im Foyer können sich wieder lokale aber auch überregionale Gruppen und Vereine vorstellen und dabei in Kontakt mit den Besuchern der Nook treten.

Wer das spannend findet aber noch Fragen hat, oder wer gleich einen Vortrag einreichen will, kann dies per Mail an nook-orga@metameute.de tun.

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Granny’s Dancing on the Table https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/grannys-dancing-on-the-table-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/grannys-dancing-on-the-table-2/#respond Sat, 07 Nov 2015 15:34:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233952

Bei der Regisseurin Hanna Sköld fängt die Außergewöhnlichkeit schon ganz zu Anfang an. Ihr erster Film “Nasty Old People” hatte 2009 Schwierigkeiten Vertriebe zu finden. Kurzerhand entschloss sie sich für eine unkonventionelle Methode des Filmvertriebs: Sie bot den Film über die Filesharing-Seite “The Pirate Bay” via BitTorrent zur kostenlosen Verteilung an, Creative Commons-Lizenz inklusive. Dort fand der Film schnell viele Fans und wurde von diesen unter anderem in über zehn Sprachen untertitelt. Mit ihrem zweiten Film “Granny’s Dancing on the Table” setzte sie die unkonventionelle Herangehensweise fort, indem sie ihn erfolgreich kickstarterte und dabei über 50.000$ einsammeln konnte. Neben einigen Förderungen von Filmgesellschaften bleibt der Film damit jedoch immer noch ein starker Low-Budget-Film. Dass dies nicht immer auch schlechte Qualität bedeutet, zeigt dieser Film.

Die 13-jährige Eini (Blanca Engström) lebt allein mit ihrem Vater (Lennart Jähkel) weit von jeglicher Zivilisation abgeschieden im Wald. Sie leidet unter der strengen und gewalttätigen Herrschaft ihres Vaters und der harten Arbeit, zu der er sie zwingt. In seiner weltabgewandten Vorstellung ist das einzig erstrebenswerte Ziel das Erlangen von Wissen und setzt die für ihn essentielle Stille rigoros durch. Der einzige Ort, an dem sich die in die Pubertät kommende Eini ausleben kann, sind ihre Gedanken. So konstruiert sie sich eine Familiengeschichte, die bei der Geburt ihrer Großmutter und ihrer Zwillingsschwester beginnt. Die in aufwändigem Stop-Motion-Verfahren eingeschobenen Erzählungen bilden ihre Erklärung für die trostlose Lage, in der sie sich befindet. Sie deutet die herrschende Gewalttätigkeit und dominierende sprachlose Stille als weitergegebene Psychosen innerhalb der Familie. Dabei ist ihre Großmutter die einzige, die aus dem Wald fliehen konnte und sich in den USA ein neues Leben aufbauen konnte und bildet den sprachvollen, lebendigen Gegenpol zu ihrem Leben.

Insbesondere die Stop-Motion-Szenen sind mit so viel Liebe zum Detail gestaltet, dass die harten Szenen mit echten Schauspielern nicht ansatzweise so eindrücklich hätten gespielt werden können. Der stete Wechsel zwischen Einis Realität und Vorstellung lässt beide Welten verschwimmen. Erst mit der Zeit wird der Unterschied deutlicher, obwohl sich beide Welten immer mehr verzahnen. Sie werden durch die Gegenüberstellung von Sprachlosigkeit, Stille auf der einen Seite und dem bunten, redseligen Leben der Großmutter andererseits besonders in Szene gesetzt.

Auch dieser Film hat eine Creative Commons-Lizenz und wird deshalb bald frei zu sehen sein. Bei den Nordischen Filmtagen läuft er noch einmal am 8. November um 10:45 (CineStar, Kino 2) auf Schwedisch mit englischen Untertiteln.

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Virgin Mountain – die Geschichte zweier Außenseiter. https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/virgin-mountain-die-geschichte-zweier-aussenseiter/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/virgin-mountain-die-geschichte-zweier-aussenseiter/#respond Sat, 07 Nov 2015 06:34:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233944

Fúsi (Gunnar Jónsson) erfüllt wohl fast jedes Klischee, das ein Außenseiter haben kann. 40 Jahre alt, massiv übergewichtig, Neckbeard, Nerd wohnt noch bei seiner Mutter, spielt mit Miniaturfiguren Weltkriegsschlachten nach, ist Jungfrau. Obwohl generell mit seinem Leben nicht unzufrieden, wird der scheue und schüchterne Fúsi Opfer von Mobbing durch seine Arbeitskollegen, die ihn insbesondere wegen seiner Jungfräulichkeit drangsalieren. Er findet zwar die Freundschaft zu einem kleinen Mädchen, das frisch eingezogen ist und ihn als gefühlt einzige nicht für einen Freak hält. Doch die Nachbarschaft sieht die Freundschaft alles andere als unproblematisch und grenzt ihn weiter aus. Sein Leben ändert sich als seine Mutter und ihr Freund ihm zum Geburtstag einen Tanzkurs schenken, und er dort die sympathische Sjöfn (Ilmur Kristjánsdóttir) kennenlernt, die ihn trotz seiner Eigenheiten ins Herz schließt. Doch auch sie stellt sich als Außenseiter der Gesellschaft heraus…

Der auf den Nordischen Filmtagen schon bekannte isländische Regisseur Dagur Kári nimmt sich für den melancholischen, aber dennoch lustigen Film viel Zeit für die Darstellung der Emotionen. Obwohl Gunnar Jónsson nach eigenen Angaben wenig aus Fúsis Leben mit seinem eigenen assoziieren kann, schafft er es den Charakter des liebenswerten Außenseiters mit viel Leben zu füllen. Detaillierte Nahaufnahmen und viele stille Einstellungen tragen sehr dazu bei.

Der Film schafft es in verschiederer Hinsicht zu berühren und zum Nachdenken anzuregen: Die schlimmen Erfahrungen eines Außenseiters in der Gesellschaft, vernachlässigte Menschlichkeit, aber auch der schnelle Sturz in die Außenseiterrolle. Nutzt noch die letzten Gelegenheiten den Film zu sehen! Und wer es nicht schafft: Der Film kommt in deutscher Tonfassung am 12.11. in die Kinos!

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Die Herde https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/die-herde/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/die-herde/#respond Thu, 05 Nov 2015 20:30:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233846 Manchmal hat man das Gefühl, die Menschheit ist kacke. Genau dieses Gefühl hat man, nachdem man den Film gesehen hat. Es fällt sehr schwer, diese Rezension zu schreiben. Es ist ein Film, der nicht Spaß macht gesehen zu werden, den man am liebsten nicht sehen möchte, aber gerade deswegen sehen sollte. Er behandelt ein Thema, das immer noch zu stark tabuisiert ist, und gerade deswegen ist die Beschäftigung damit wichtig.

Die 15-jährige Jennifer (Fatime Azemi) lebt in einem kleinen Dörfchen in Nordschweden, in dem jeder jeden kennt, und führte eigentlich ein normales Leben. Ein Ereignis erschüttert jedoch die Dorfharmonie. Sie behauptet von Alexander (John Risto) vergewaltigt worden zu sein, wodurch die Harmonie ins Wanken gerät. Statt Trost und Betreuung zu erfahren, wird das Täter-Opfer-Verhältnis durch die Bewohner umgekehrt. Sie sei eine Hure, sie denke sich alles aus, weil sie in Alexander verliebt sei. Bis auf ihre Familie hält niemand mehr zu ihr, nicht der Pastor, nicht ihre besten Freundinnen. Auch ein Prozess, der Alex verurteilt, ändert nichts an der Situation. Die Herde der Dorfbewohner schaukelt ihren Hass immer mehr hoch, bis es endgültig eskaliert…

Der Film schafft es packend die immer schlimmer werdende Eskalation darzustellen. Die Blicke der Bewohner auf Jennifer und ihre Familie sind drückend und man muss fassungslos zusehen, wie sich selbst ihre engsten Freunde von ihr abwenden. Immer wieder werden Ausschnitte aus einem Chat zitiert, der die radikalisierten Gedanken der Dorfbewohner von “einfachen” Beleidigungen zu Todeswünschen einfängt. Auch die wichtige, komplexe Entwicklung Alexanders, der insbesondere von seiner Mutter immer mehr dazu gedrängt wird sich linienkonform zu verhalten wird portraitiert und nimmt einen großen Teil des Films ein.

Will man sich auf den harten Stoff und das schwierige Thema einlassen, ist es dieser Film auf jeden Fall wert.

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Here is Harold – ein etwas anderer Kampf von David gegen Goliath https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/here-is-harold-ein-etwas-anderer-kampf-von-david-gegen-goliath/ https://www.studentenpack.de/index.php/2015/11/here-is-harold-ein-etwas-anderer-kampf-von-david-gegen-goliath/#respond Thu, 05 Nov 2015 18:40:12 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=233838

“Tante Emma”-Läden, kleine Imbisse und die Modeläden von nebenan. Alle haben sie eins gemein: Die stete Bedrohung durch Großkonzerne und Ketten. Auch Harold (Bjørn Sundquist) und seine Frau Marny (Grethe Selius) stehen vor dem Ruin ihres über 40 Jahre währenden Möbelgeschäfts – denn genau gegenüber wurde ein Ikea-Möbelhaus gebaut. Binnen kurzer Zeit müssen sie ihren Laden schließen und auch Marnys Gesundheitszustand geht rapide bergab. Als sie schließlich stirbt und auch die Oberflächlichkeit der Familie seines Sohnes seine Wut weiter erhöht entscheidet er sich Rache zu nehmen an demjenigen, der Schuld an der Misere ist: Ingvar Kamprad (Bjørn Granath), Gründer von IKEA. Der Plan steht fest, Kamprad soll entführt werden. Doch die Begegnung mit der einsamen sechzehnjährigen Edda (Fanny Ketter), die spontan zu seiner Komplizin wird, und ein Kamprad, der mehr belustigt als beängstigt von der Entführung ist, sorgen für unvorhergesehenes Chaos.

Trotz der an sich ernsten Problematik der durch die Expansionspolitik großer Konzerne zerstörten Existenzen kleinerer Betriebe schafft es der Regisseur Gunnar Vikene die verworrene Geschichte zu einer humorvollen Erzählung zu machen. Die naiv-verspielte Verhaltensweise Kamprads sorgt für reihenweise Lacher, wenn es nicht gerade der in ploppende Luftpolsterfolie eingewickelte Harrold tut. So macht der Film viel Spaß, leider überzeugt gerade gegen Ende des Films der Handlungsstrang nicht so ganz und auch die Geschichte um Edda und ihre depressive, sorglose Mutter konnte sich kaum entfalten. Das macht der großartige, teilweise bissige Humor aber gut wett!

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