Geschichte – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Wed, 23 May 2018 19:53:37 +0000 de-DE hourly 1 Geschichten, die die Uni schreibt https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/geschichten-die-die-uni-schreibt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/geschichten-die-die-uni-schreibt/#respond Mon, 03 Nov 2014 09:17:50 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212608 Berufsverbote und Ordnungsverfahren gegen Medizinstudenten, Morddrohungen wegen des Einsatzes für einen Gedenkstein, unglaubliche Solidarität zwischen Studierenden, die leidigen Baustellen, die wilden Partys und riesige Demos. Wenn die Universität dieser Tage auf 50 Jahre zurückblickt, gibt es viele Geschichten zu erzählen. So viele Geschichten, dass wir in der StudentenPACK-Ausgabe einige wenige Momentaufnahmen machen mussten, um das Thema überhaupt bewältigen zu können.

Weil auf diesem Blog die Artikel nicht wie im Heft gebunden daherkommen, möchten wir euch in diesem Text einen kurzen Überblick verschaffen. Alle unsere Texte zum 50. Jubiläum der Universität (darunter einige exklusiv auf der Website und nicht im Heft) sind in diesem Text verlinkt.

Demonstration in den Siebzigern

Demonstration in den Siebzigern.[media-credit name="Eckart de Bary" align="aligncenter" width="1011"]

Wie viele besondere Geschichten es in diesen 50 Jahren zu erleben gab, lässt vielleicht der Artikel „Dat erzähl ich meine Enkel!“ erahnen, in welchem wir einige der Anekdoten, die uns in den zahlreichen Interviews, die wir zu dieser Ausgabe geführt haben, zusammenfassen. In diesem wie in allen anderen Texten sind die Interviews in voller Länge verlinkt, wenn die Namen der Gesprächspartner wie Eckart de Bary, Johannes Hoffmann oder auch Dr. Reinhard Eggers, der sowohl in Lübeck studierte als auch bis heute hier lehrt, auftauchen.

1942

Die Jahre 1964 bis 2014, in denen die Uni Lübeck unter verschiedenen Namen existierte, schweben nicht in einem Vakuum, sondern haben sowohl eine Vorgeschichte als auch eine Zukunft. Für eine vernünftige Würdigung ist es nötig, beide zu betrachten. Großes Glück hatte unser Autor Johannes Zanken, als er bei seiner Famulatur Jutta Nunn kennenlernte. Die 87-Jährige war 1942 Patientin in der Heilanstalt Strecksitz (heute der Campus der Uni Lübeck) und erlebte, wie Patienten von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Ihre Geschichte und die Geschichte der mühsamen Aufarbeitung der Campus-Geschichte durch Studenten wie Peter Delius in den 80er Jahren erzählt der Artikel Vergangen und Vergessen?

1964

Die Universität wird 1964 als „Medizinische Akademie“ gegründet und gehört erstmal zur Uni Kiel. Aus gesammelten Artikeln der Lübecker Nachrichten und der ersten Studierendenzeitung, dem „provisorium“ erfahren wir, was es hieß in den 60ern Die Anfänge der Uni Lübeck mit zu gestalten.

1977

Die Jahre, in denen die heutige Uni gegründet wurde und wuchs waren politische Jahre und so waren auch die Themen, mit denen sich die Studenten beschäftigten oft politisch. 1977 streikten Studenten gegen die Einführung des Praktischen Jahres und der damalige AStA-Vorsitzende Sebastian Stierl wurde von der Hochschulleitung mit einem Ordnungsverfahren belegt. Von Solidarität und sich wehrenden Studenten erzählen unser Artikel und das Interview mit Sebastian Stierl.

1981

Nicht nur an der Uni Lübeck ging man in den 70er- und 80er-Jahren nicht zimperlich mit Andersdenkenden um – Berufsverbote für Mitglieder linker politischer Gruppen waren ein heißes Thema in der ganzen BRD und auch in der Lübecker Studierendenzeitung „Der Springende Punkt“. Wer sich vor der Einstellung „Sind sie ein Verfassungsfeind?“ fragen lassen muss, fühlt sich vielleicht wenig willkommen. Dr. Reinhard Fröschlin, heute Oberarzt, berichtet von seinen damaligen Erlebnissen.

1989

Manches ist in 50 Jahren studentischer Pressearbeit in Lübeck einfach verloren gegangen. In den letzten Monaten haben wir versucht, ein möglichst vollständiges Archiv der Studentenzeitungen auf dieser Website zu erstellen. Längst nicht alle Zeitungen sind erhalten (Über Hinweise, wo wir weitere Ausgaben finden könnten wären wir sehr dankbar). Doch die über 100 Studierendenzeitungen, welche wir nun ins Archiv stellen konnten, haben nicht nur die Themenfindung für diese Ausgabe geprägt – sie haben uns auch die eine oder andere Detektivaufgabe aufgegeben. Da waren die Fotos von Ute Pastor, die sie 1998 an die damalige Studentenzeitung „Bauchpresse“ verliehen hatte, oder die zwei Teile einer dreiteiligen Geschichte.

1993

Die Uni Lübeck ändert sich mit der Gründung des Informatikstudiums im Jahre 1993 grundlegend. Zum ersten Mal in fast 30 Jahren studieren nicht nur Mediziner auf dem Campus. Die Anzahl der MINT-Studiengänge (obwohl dies ein viel neuerer Begriff ist) stieg Von Null auf Eins. Dabei waren damals der Professor Volker Linnemann und der Student Helge Illig. Sie haben uns erzählt, wie der neue Studiengang sein thematisches und räumliches Zuhause gefunden hat.

Nachdem die Informatik gegründet war ging alles relativ schnell: Es folgte die Computational Life Science, die MLS und dann bald MIW und bis heute werden links und rechts Studiengänge gegründet. Wo soll das noch hinführen? Die Mathematik hat eine Antwort, ob es die richtige Antwort ist, wird die Zukunft zeigen.

2010

Der nächste Einschnitt in die Geschichte der Uni Lübeck ist das Jahr 2010. Der schwarz-gelbe Protestsommer ist ein inzwischen fast mystisch verklärtes Ereignis, dass einem Neuankömmling seltsam und rätselhaft erscheinen mag. Annika Steinmeier ist gerade als Studentin in Lübeck angekommen und hat sich die Frage gestellt: Warum kämpfte Lübeck für seine Uni?

2015

Diese Ausgabe beendet ihren Rundgang durch die 50 Jahre Uni Lübeck mit einem Blick in die Zukunft. Ab Januar 2015 ist die Uni Lübeck eine Stiftungsuni. Und dann? Was können wir erwarten und was sollten wir nicht erwarten?

Wir hoffen, diese Ausgabe ist für euch ein unterhaltsamer Rundgang durch die Geschichte der Universität zu Lübeck. Wenn ihr möchtet, steht euch das Online-Archiv aller Ausgaben der Studierendenzeitungen auf dieser Website zur Verfügung um einen tieferen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wenn ihr über eure Fundstücke in diesem Archiv berichten möchtet, freuen wir uns natürlich auch in zukünftigen Ausgaben über die Vergangenheit unserer Universität zu berichten. Schreibt uns doch einfach eine Mail.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/geschichten-die-die-uni-schreibt/feed/ 0
Dat erzähl ich meine Enkel https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/dat-erzahl-ich-meine-enkel/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/dat-erzahl-ich-meine-enkel/#respond Mon, 03 Nov 2014 09:16:31 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212464 Wenn wir mit unserem Studium fertig sind – woran werden wir uns erinnern? 
Sicher werden die großen politischen Ereignisse, die unsere Uni zu unserer Studienzeit bewegt haben, einen großen Teil unserer Erinnerung einnehmen. 
Hauptsächlich werden wir uns aber an unsere persönlichen Erfahrungen erinnern.

Hinter diesem Häuschen wartet ein Obstgarten auf die Ernte.

“Gaudi-Med” – Fastnachtsparty im Zentrum in der Alfstraße.[media-credit name="Eckart de Bary" align="aligncenter" width="640"]


Wir werden uns an unsere Ankunft in Lübeck erinnern: An unsere Vorwoche und die Wohnungssuche – unzählige WG-Castings, Stress mit dem Studentenwohnheim und endlose Renovierungsarbeiten. 
Auch Johannes Hoffmann, der 1973 für den klinischen Abschnitt seines Medizinstudiums von Mainz nach Lübeck kam, erinnert sich an Wohnungsprobleme: “Einige von uns Neuen sind dann in Räumlichkeiten des damaligen Lysia-Hotels untergekommen. Aber als wir dort dann anfingen, mit unseren Tauchsiedern auf den Tischen zu kochen, wurden wir vorsichtig hinauskomplimentiert. Für uns war das natürlich trotzdem eine tolle Unterkunft – und das kostenlos.”

“Als wir uns dann etwas anderes suchen müssten, haben wir bei einer Großfamilie mit vier Kindern und zwei Hunden gewohnt. Die Familie war finanziell in Bedrängnis geraten und musste Zimmer vermieten […]. Wir gehörten dort wirklich zur Familie. Diese sehr herzliche Aufnahme hat uns gut gefallen, das hat schon Eindruck auf uns gemacht! Die beiden Eltern gingen dann morgens früh zur Arbeit und wir haben uns um Frühstück und Schulbrote für die Kinder gekümmert, dafür hat die Mutter unsere Wäsche gewaschen. Noch dazu hatte die Familie einen Pool, das war super – besonders weil unser erster Sommer in Lübeck ein Jahrhundertsommer war. Nach dem Frühstück am Pool haben wir uns dann so gegen zwölf auf den Weg in die Mensa gemacht…”

Eckart de Bary, der gemeinsam mit Johannes Hoffmann nach Lübeck kam, erinnert sich an eine noch bemerkenswertere Wohnsituation: “Als ich nach dem Studium in der Kinderklinik gearbeitet habe, da wohnte ein junger Mann in der Neuropädiatrie. Der wohnte da – in einem Patientenzimmer. Er war der Sohn eines Lübecker Gesundheitssenators oder über andere Ecken mit diesem verbandelt; jedenfalls war er dort zur Berufsfindung aufgenommen worden. Er ging morgens weg, machte mal hier und mal dort ein Praktikum, kam abends wieder und schlief dann da. Das ging mindestens ein Dreivierteljahr so. Das muss man sich mal vorstellen.”

Wir werden uns auch an die kleinen Dinge erinnern, die uns den Uni-Alltag versüßt haben – daran, wie wir uns im Sommer immer mit einem Eis aus der Mensa, natürlich mit viel Streuseln, in den Carlebachpark gesetzt haben oder im Winter gemeinsam Kakao getrunken haben. 
Dr. Eggers, der im Oktober 1974 hierher kam, erinnert sich: “Eine Sache fand ich für uns Studenten sehr schön. Und zwar gab es in der Mensa, die damals noch in der Baracke, die jetzt gerade abgerissen worden ist, untergebracht war, zwei große Kannen mit Buttermilch zur freien Verfügung. Man konnte sich dort hinsetzen, Zeitung lesen und dazu kostenlos Buttermilch trinken. Das habe ich sehr gerne gemacht, denn Durst hatte ich immer. Ich fand es gemütlich, konnte mich dort mit den Kommilitonen treffen, in Ruhe lesen oder klönen und dazu Buttermilch trinken.”

Johannes Hoffmann erzählt zu seinem Studentenausweis: "Ich hielt mich damals in Istanbul auf (daher der türkische Studentenausweis) und war unterwegs nach Indien. Die Haar- und Bartpracht war durchaus von Vorteil, im Nahen und Mittleren Osten fiel ich nicht als Ausländer auf."

Johannes Hoffmann erzählt zu seinem Studentenausweis: “Ich hielt mich damals in Istanbul auf (daher der türkische Studentenausweis) und war unterwegs nach Indien. Die Haar- und Bartpracht war durchaus von Vorteil, im Nahen und Mittleren Osten fiel ich nicht als Ausländer auf.”[media-credit name="Eckart de Bary" align="aligncenter" width="640"]


Dass wirklich immer Durst da war, kann Johannes Hoffmann nachvollziehen: “Oh ja, im Zolln, da waren wir immer nach dem Sport. Direkt gegenüber ist ja die Turnhalle – und im Zolln konnte man danach die verlorene Flüssigkeit wieder auffüllen. Das war damals schon ein wichtiger Ort der Kommunikation.” Zu seiner Zeit gab es in der Innenstadt auch noch einen anderen studentischen Kommunikationsort. De Bary erzählt: “Das Zentrum war ein Studentenzentrum in der Alfstraße, finanziert von den Freunden und Förderern der MAL. Im Grunde war es eine kaum genutzte Kneipe mit einer kleinen Küche und einem Probenraum zum Musikmachen. Als wir `73 gekommen sind, hieß es, das Zentrum solle zugemacht werden, weil es zu teuer sei. Der Besitzer hatte wohl die Miete erhöht, das war alles ziemlich undurchsichtig. Das Studentenwerk kam schließlich mit ins Boot und hat die Nebenkosten übernommen, die höhere Miete sollte dadurch wieder reinkommen, dass wir mehr Leute auf das Zentrum aufmerksam machten, die dort hinkommen sollten. Wir haben dann auch an der Fachhochschule und der Musikhochschule Reklame gemacht, damit das Zentrum kein ‘elitärer Medizinerclub‘ war, sondern ein wirklich breites Besucherspektrum hatte. Freitags und samstags spielten dort Bands, dann wurde es richtig voll. Manchmal gab es auch Events wie das ‘Gaudi-Met‘, das Fastnachtsfest. Das ging von Freitag Abend bis Montag Früh – es war durchgehend geöffnet. Da war es wirklich so, dass, wenn neue Leute ins Gebäude wollten, woanders vorher welche rausgehen mussten. Beim ersten Mal, als wir das richtig groß aufgezogen haben, da mussten wir Sonntag Morgen noch losfahren, unseren Bierlieferanten rausklingeln und noch ein paar Fässer Bier nachholen. Das war das Zentrum. Als wir 76 mit dem Studium aufgehört haben, lief das noch ein, zwei Jahre weiter, doch dann wurde es dichtgemacht.”

Heute haben wir ja zum Glück den ,Engel‘ mit mindestens genau so gut besuchten Konzerten wie damals im Zentrum. Nach langen Semesterferien außerhalb von Lübeck treffen wir dort unsere Kommilitonen wieder, tauschen Praktikums- und Urlaubserfahrungen aus und trinken literweise Mexikaner.

Wir werden uns nach dem Studium auch an unsere Ausflüge und Auslandserfahrungen erinnern – an Fachschaftsfahrten, Medimeisterschaften und unsere Erasmus-Zeit. Dr. Peter Delius, der 1980 für den klinischen Abschnitt seines Medizinstudiums nach Lübeck kam, erinnert sich an “eine Fahrt nach Bergen als Studienvertreter, eingeladen von der dortigen Universität im Rahmen der bestehenden Partnerschaft.” Er erzählt: “Wir waren ungefähr 20 Studierende und wurden dort empfangen wie die Könige, wie die Vertreter der Hanse in einer Hansekolonie. Wir waren sehr beeindruckt von der Gastfreundschaft und all dem, was unsere Gastgeber uns geboten haben, und sehr beschämt, als sich später herausstellte, dass die norwegischen Studenten ein halbes Jahr vorher da gewesen waren und keiner sie beachtet hatte. Sie waren in einer Jugendherberge untergebracht worden und hatten große Schwierigkeiten, überhaupt Anschluss zu finden. Das spiegelte – historisch gesehen – vielleicht ein bisschen das Verhältnis von Lübeck, der Königin der Hanse, zu seiner kleinen norwegischen Kolonie in Bergen wider. Das war jedenfalls etwas, was mir bleibend in Erinnerung geblieben ist.”

Studieren war also schon immer etwas besonderes – und manchmal lernt man dabei auch was.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/dat-erzahl-ich-meine-enkel/feed/ 0
Lübeck kämpfte für seine Uni https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/lubeck-kampfte-fur-seine-uni/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/lubeck-kampfte-fur-seine-uni/#respond Mon, 03 Nov 2014 09:10:18 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212584 „Eine Stadt sieht gelb“ – überall steht es: auf Plakaten in und vor den Hörsälen, aufgeklebt auf Laptops älterer Studenten, im Klinikum an der Tür und man kann sogar eine Vitrine im Vorklinikum entdecken, die ganz in Gelb gestaltet ist. Schaut man genauer hin, entdeckt man immer wieder den Slogan „Lübeck kämpft für seine Uni“. Scheinbar jeder hier auf dem Campus weiß darüber Bescheid – na ja, nicht ganz. Wir „Erstis“ haben davon eher weniger Ahnung.

Tausende Protestanten durchziehen die Kieler Innenstadt

“Tausende Protestanten durchziehen die Kieler Innenstadt”[media-credit name="Thorsten Biet" align="aligncenter" width="640"]


Gerade neu angekommen an der Universität zu Lübeck und in der Stadt Lübeck selber, kenne ich zwar Lübeck nach ein paar Wochen schon relativ gut und finde mich in der Uni schon erstaunlich gut zurecht, aber mit der Geschichte der Uni habe ich mich natürlich noch nicht detailliert befassen können.

Diese Sache macht mich neugierig. Schon in unserer Vorwoche erzählen immer wieder Professoren und Studenten höherer Semester davon, wie toll Lübecks Uni ist und dass wir Glück haben, dass sie 2010 nicht geschlossen wurde. Wenn ich Studenten danach frage, was die Plakate denn zu bedeuten haben, erlebe ich die unterschiedlichsten Reaktionen. Die einen sind total genervt – „Nicht schon wieder. Langsam hängt mir das Thema echt zum Halse raus“ – und andere erzählen mir, dass die Uni Lübeck von der Regierung geschlossen werden sollte und Studenten, Professoren, Ärzte und sogar viele Bewohner Lübecks demonstriert hätten. Es scheint wohl eine große Aktion gewesen zu sein, aber so ganz genau kann ich mir immer noch nicht vorstellen, was da passiert ist.

Als ich das nächste Mal an der Vitrine vor V1 vorbeikomme, werfe ich mal einen Blick hinein. Ich muss schon zugeben, die Fotos beeindrucken mich. Studenten, so weit das Auge reicht, alle in gelb, alle haben T-Shirts an mit der Aufschrift „Ich kämpfe für die Uni Lübeck“. Plakate werden in die Höhe gehalten, große Banner und Luftballons. Die Atmosphäre ist sogar allein anhand der Fotos zu spüren, die Gemeinschaft, die von diesen Menschen ausgestrahlt wird.

Im Internet werde ich weiter fündig. Nicht nur bei Facebook finde ich die Gruppe „Lübeck kämpft für seine Uni“, sondern stoße bei Google sogar auf eine eigene Webseite: www.luebeck-kaempft.de. Die schaue ich mir erstmal genauer an und werde mit Informationen überhäuft. Im Mai 2010 verkündete die damalige Landesregierung in Kiel die Schließung des Medizinstudiengangs an der Universität zu Lübeck. Ohne den Medizinstudiengang hätte aber wohl die ganze Universität schließen müssen.

Bereits fünf Jahre zuvor war der Regierung die Idee gekommen, die Universitäten Kiel, Lübeck und Flensburg aus finanziellen Gründen zusammenzulegen, woraufhin Univorsitzende, Bürgermeister und viele mehr Widerstand ankündigten und die Studenten der Fachhochschule, Musikhochschule und der Uni einen Demonstrationszug durch die Stadt machten. Zu diesem Anlass entstand auch die eigene Webseite luebeck-kaempft.de. Kurze Zeit später wurden die Pläne der Zusammenlegung damals jedoch niedergelegt und es wurde versichert, dass die Universitäten selbstständig bleiben würden.

Am 25. Mai 2010 wurde die Uni dann erneut bedroht. Aus finanziellen Gründen sollten der Medizinstudiengang geschlossen und dafür der mathematisch-naturwissenschaftliche Zweig der Universität gestärkt werden. Es hieß, schon ab dem Wintersemester 2011/12 würden keine Medizinstudenten im ersten Semester mehr in Lübeck immatrikuliert werden.

Nachdem der erste Schock für die Studenten und Professoren der Uni überwunden war, wurde sofort gehandelt. Der AStA organisierte Versammlungen und die Widerstandsbewegung wurde immer weiter ins Rollen gebracht. Plakate wurden überall in der Stadt verteilt, Professoren hielten ihre Vorlesungen außerhalb Lübecks ab, um das Zeichen zu setzen: Wenn ihr uns nicht haben wollt, gehen wir eben woanders hin. Weitere Protestveranstaltungen aller Art – ob Sommerfest, Blutspenden oder Mediziner-Party, alles stand unter dem Motto: Lübeck kämpft für seine Uni. Wir kämpfen für unsere Uni.

Zitate aus Interviews über "Lübeck kämpft"

Zitate aus Interviews über “Lübeck kämpft”[media-credit id=155 align="aligncenter" width="640"]


Der Höhepunkt der Protestbewegung war die Demonstration in Kiel, von der auch die meisten Bilder zu finden sind. Am 16. Juni kamen geschätzt 14.000 Menschen vor das Kieler Landeshaus, um gegen die Schließung der Uni zu demonstrieren. Ein Sonderzug aus Lübeck brachte Studenten, Professoren, Beschäftigte der Universität und viele Bewohner Lübecks nach Kiel. Auch aus den umliegenden Regionen wie Hamburg, Flensburg und Lüneburg kamen Demonstranten um gemeinsam friedlich zu protestieren und den Reden zuzuhören, die dort gehalten wurden.

Daraufhin gab es in den folgenden Tagen immer wieder Konferenzen beispielsweise mit dem damaligen Wirtschaftsminister Jost de Jager und Podiumsdiskussionen zwischen dem Univorsitz und der Regierung. Viele Politiker und Bürger sprachen sich offen gegen die Schließung des Medizinstudiengangs aus und auch Unternehmen aus Lübeck und Umgebung warnten vor der Schwächung ihrer finanziellen Lage durch die Schließung. Am 25. Juni 2010 legte die Universität der Landesregierung ein alternatives Sparkonzept vor, das daraufhin auch bei einer Pressekonferenz besprochen wurde.

Die Proteste wurden mit der Zeit auch über die Region Schleswig-Holsteins hinaus bekannt – so etwas wie hier gab es bisher wahrscheinlich in keiner deutschen Stadt. So gelangte die Nachricht auch bis nach Berlin, wo zuvor auch schon eine Vorlesung abgehalten worden war. Und aus Berlin kam schließlich die Rettung: Bundesforschungsministerin Anette Schavan, die sich schon früher gegen die Schließung der Uni Lübeck ausgesprochen hatte, ermöglichte es, dass das damalige Kieler Meeresforschungsinstitut Geomar, heute ein Helmholtz-Institut, bundesfinanziert wurde. Dadurch hat das Land Schleswig-Holstein eine Menge Geld gespart, das dann nach Lübeck in die Universität fließen konnte. Mit dieser Lösung umging man legal und einfach das Finanzierungsprogramm und die Universität wurde nicht geschlossen oder privatisiert – die Universität zu Lübeck behielt ihre Selbstständigkeit.

Nachdem ich jetzt so viel darüber erfahren habe, aus dem Internet, alten Zeitungsartikeln, von Fotos und nicht zu vergessen dem Buch „Eine Stadt sieht Gelb – Wie Lübeck seine Uni rettet“ kann ich nur sagen: Wir Erstis haben, ohne es gewusst zu haben, Glück gehabt, dass wir heute an dieser wunderbaren Uni Medizin studieren dürfen. Nachdem ich die Bedeutung der gelben Plakate und Erinnerungsbilder so genau kenne, weiß ich es umso mehr zu schätzen und kann verstehen, dass auch jetzt noch so viel davon berichtet wird.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/lubeck-kampfte-fur-seine-uni/feed/ 0
Von Null auf Eins https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-null-auf-eins/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-null-auf-eins/#respond Mon, 03 Nov 2014 09:00:42 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212563 Nachdem in Lübeck fast 30 Jahre lang nur die Medizin gelehrt wurde, wurde an der Medizinischen Universität zu Lübeck ein weiteres Fachgebiet in die Hochschullehre integriert, welches vor einem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern konnte. Mit der Informatik begann der Aufbau eines neuen, naturwissenschaftlichen Studienbereichs in Lübeck, der sich als Muster für viele weitere Studiengänge etablieren konnte. Wie alles andere in der Welt geschieht eine solche Entwicklung aber nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt.

Die Gründung

Den ersten Schritt tat Professor Pöppl, als er den Diplomstudiengang Informatik mit Nebenfach Medizinische Informatik zum Wintersemester 1993/1994 ins Leben rief. Prof. Volker Linnemann, der bis zum April dieses Jahres Leiter des Instituts für Informationssysteme war, erinnert sich: „Ich war damals der einzige Rufinhaber, der bereits im Wintersemester 1993/1994 seine Tätigkeit an der Universität in Lübeck begonnen hat, zeitgleich mit den ersten Informatik-Studierenden.“ Als Student hatte er bereits 1972 die Einführung eines neuen Studienganges direkt miterlebt. „Jetzt hatte ich die Möglichkeit, den Start eines Informatikstudienganges aus Professorensicht zu erleben. Deshalb war es mir wichtig, von Anfang an dabei zu sein.“. Trotz anfänglicher Provisorien wie der Unterbringung in der alten Seefahrtsschule gelang es, einen Vorlesungsplan mit Linearer Algebra, Analysis und medizinischen Transferbereichen auf die Beine zu stellen. Um sich untereinander abzusprechen, gab es monatliche Professorentreffen: „Diese Treffen fanden zunächst immer in einem China-Restaurant in der Nähe des damaligen Informatik- und Mathematikstandortes ehemalige Seefahrtschule statt. Da es manchmal etwas hoch herging, wurden die Treffen dann in die Universität verlegt.“.

Mit der Vorlesung „Einführung Informatik I“ begann schließlich an einem Donnerstag die erste Informatik-Veranstaltung. Im Beamer-losen Hörsaal H1 traten sich Linnemann und etwa 20 Studenten gegenüber. Doch auch ohne solche Präsentationsmittel lassen sich gute Vorlesungen halten: „Die Vorlesungen selbst waren sehr gut und genau auf uns Informatikstudierende abgestimmt“, erinnert sich Helge Illig, der damals als erster Informatikstudent im Hörsaal saß und bis heute die Universität als Betriebsleiter des IT-Service Centers begleitet. „Wenn wir etwas nicht verstanden haben, wurde das in der Vorlesung sofort geändert.“

Nicht zuletzt von den Studenten gab es in diesen ersten Jahren eine Menge zu tun. „Als ich anfing war das Meiste Aufbauarbeit.“, so Illig. Er gründete mit einigen Kommilitonen die erste Informatik-Fachschaft und engagierte sich im Konvent und den Berufungskommissionen. „Es war nicht zuletzt auch recht lustig, mal nicht von den Professoren bewertet zu werden, sondern stattdessen ihre Bewerbungen an der Universität entgegen zu nehmen. Zur Abwechslung wollten die dann einmal was von uns!“ Auch an die Reaktion der Medizinstudenten auf „die Neuen“ erinnert er sich: „Die Reaktion war eher: Was sind denn das für komische Leute, die nur am Computer sitzen?“ Da auch die Seefahrtsschule nur einen begrenzten Raum für die wachsende Anzahl an Instituten bieten konnte, war sie bereits durch das Institut für Informationssysteme, das Institut für Mathematik und das Institut für Theoretische Informatik unter der Leitung von Herrn Professor Reischuk gut gefüllt, woraufhin sich die Uni noch weiter verteilte. So siedelten sich die Softwaretechnik und das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme im Technikzentrum auch fernab des Campus an, während andere Institute hinter der damals noch vorhandenen Herrenbrücke angesiedelt waren. Für alle Beteiligten bedeutete dies jedes Mal einen zusätzlichen Aufwand, um zu einem der insgesamt vier verschiedenen Standorte der Mathematik und Informatik zu gelangen. Ein Gebäude für alle auf dem Campus musste her.

Ein neues Heim

Die Planung für diesen ersten großen Meilenstein der Informatik in Lübeck, den Bau des Informatik-Gebäudes 64, begann tatsächlich schon weitaus früher. „Als ich 1993 angefangen habe, hieß es vom Kanzler noch: ‚Das dauert ein Jahr, dann wird gebaut.‘ Es hat dann mehr als sechs Jahre gedauert, bis im Februar 2000 der erste Spatenstich für das Gebäude vollzogen werden konnte.“ Schon zu seiner Berufung habe Linnemann Unterlagen über die Gebäudefläche erhalten. „Endlich einziehen konnten wir dann aber erst im März 2004“. Helge Illig, der für die Universität bei der Planung der Infrastruktur und des Datennetzes im Neubau mitwirkte, musste nach der Errichtung feststellen, dass bei der Planung der Neubau als Bürogebäude entworfen wurde und damit kein Platz für raumergreifende Server angedacht war. „Es ist sehr verwunderlich, wie so etwas bei der Planung einfach vergessen werden konnte.“, so Illig. Um die Infrastruktur dennoch unterbringen zu können, sind bis heute mehrere Büroräume durch Server besetzt und können nicht genutzt werden.

Ein Meilenstein der Informatik: Das Gebäude 64.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Ein Meilenstein der Informatik: Das Gebäude 64.

2009 mussten sich die Bewohner des Neubaus dann mit einem weiteren Problem auseinandersetzen. Schon bei der Entwicklung war geplant gewesen, das Gebäude aufzustocken, wenn es einmal zu klein werden würde. Linnemann sagt über die Zeit der Baumaßnahmen für das dritte Stockwerk: „Die Zeit dieser Erweiterung war für die Mitarbeiter im Gebäude 64 alles andere als schön.“ Insbesondere der Baulärm war eine Belastung, der sich die Mitarbeiter fast täglich aussetzen mussten. „Man konnte nicht telefonieren, man konnte keine Besprechungen machen, man konnte bei dem Lärm auch keine Klausuren schreiben, weil es bei dem Baulärm fast unmöglich war sein eigenes Wort zu verstehen, geschweige denn sich zu konzentrieren.“, so Illig. Entsprechend fielen die Reaktionen der Mitarbeiter im Neubau auf Präsident Dominiaks vielzitierte Aussage „Baulärm ist der schönste Lärm“ eher verhalten aus, wie Illig berichtet: „Ich habe den Spruch gehasst und da war ich auch nicht der einzige. Man kann das gut sagen, wenn man weit weg sitzt. Herr Dominiak war zuerst als Lehrstuhlinhaber in der Pharmakologie und später als Präsident im Herrenhaus oder im Haus 1 und 2 schließlich immer weit weg von der Baustelle. Ich glaube er hätte den Spruch nicht gesagt, wenn er hier im Gebäude gesessen hätte.“ Allen Widrigkeiten zum Trotz steht seit September 2011 ein Gebäude, in dem die Informatik ihren Platz gefunden hat. Und die Tatsache, dass dieses Gebäude nun steht, ist alles andere als negativ: „Es ist natürlich schön, wenn man neue Gebäude bekommt.“ Alte Gebäude besäßen zwar ihren Charme, aber wenn man einen Blick auf die Kieler Universität werfe, fiele einem schnell auf, dass neue Gebäude doch besser genutzt werden können, so Illig.

Es wird weiter wachsen

Mittlerweile zieren erneut Baustellen an vielen Stellen den Campus. Eine Entwicklung, die sich nach Ansicht Illigs fortsetzen wird: „Die Schritte für diese Erweiterungen insbesondere im Life Science Sektor werden durch die bereits vorgenommene Gründung des BioMedTec-Campus und die Kooperation mit der Fachhochschule weiter voran getrieben. Die Uni wird damit noch weiter aufblühen. Nicht zuletzt unterstützt auch die Stiftungsuni diesen Weg, indem von außen Stifter hinzukommen und Förderungsmaßnahmen durchgeführt werden können. Ich denke, dass wir in Zukunft gestärkter und besser dastehen werden als heute.“ Eine Perspektive, die sich auch in den Studiengängen niederschlagen wird. So könne laut Prof. Linnemann davon ausgegangen werden, dass sich die bereits in den letzten Jahren durchgeführte Aufspaltung der Informatik in immer mehr Teildisziplinen wie die Medizinische Informatik, die Medieninformatik oder den Masterstudiengang Entrepreneurship in Digitalen Technologien fortsetzen wird: „Heute umfasst die Informatik wesentlich mehr, sodass man das nicht mehr alles in einen Studiengang packen kann. Deshalb wird diese Spezialisierung so weitergehen. Es kann sogar gut sein, dass es irgendwann keinen Kerninformatik-Studiengang sondern nur noch spezialisierte Informatikstudiengänge gibt. Das ist eine Konsequenz der immer größer werdenden Stofffülle.“

Und noch etwas konnten wir über die Uni in Erfahrung bringen: Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass das Gebäude 64 um 90 Grad gedreht gebaut werden sollte. Dieses Gerücht wurde vor allem durch die Sonnenschutzrollläden an der Außenseite genährt, die aus irgendeinem Grund Richtung Norden ausgerichtet sind. Tatsächlich steht das Gebäude aber richtig so, wie es steht. Und das Anbringen der Rollläden wurde nur nicht ganz genau durchdacht.

Man kann auf die nächsten 20 Jahre also nur gespannt sein.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-null-auf-eins/feed/ 0
Doch noch ein Happy End? https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/doch-noch-ein-happy-end/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/doch-noch-ein-happy-end/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:55:25 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212554
Um diese 16 Jahre alten Bilder zurückzugeben sind wir auf der Suche nach Ute Pastor.Ute Pastor

Um diese 16 Jahre alten Bilder zurückzugeben sind wir auf der Suche nach Ute Pastor.

In den vergangenen 50 Jahren haben die Lübecker Studierendenzeitungen auf dem Campus für viel Diskussionsstoff und Unterhaltung gesorgt. Doch nicht alles, was unsere Vorgänger begonnen haben, wurde auch zu Ende gebracht, sodass wir uns jetzt genau das zum Ziel gesetzt haben. Das beste Beispiel sind die ersten beiden Teile einer Fortsetzungsgeschichte, auf die wir bei der Digitalisierung alter Ausgaben des „Springenden Punkts“ stießen. Ein letzter Teil wurde nie veröffentlicht, da die 57. Ausgabe des SpriPus zugleich die letzte war. Lag das Ende der Geschichte fast vergessen in einer Schublade oder war es womöglich nie geschrieben worden?

Ein Anruf bei Autorin Andrea Löseke, mittlerweile niedergelassene Frauenärztin in Krefeld, schaffte Klarheit: Ja, sie habe die Geschichte damals zu Ende geschrieben und vielleicht– sofern es nicht dem Aussortieren vor einem Umzug zum Opfer gefallen sei – finde sich das Manuskript noch irgendwo, sie wisse zumindest, wo sie suchen wolle. Knapp eine Woche später bekamen wir Post und freuen uns nun, in dieser Ausgabe endlich das Ende der Geschichte zu veröffentlichen, die vor 25 Jahren begann!

Weniger erfolgreich war die Suche nach Ute Pastor, die der Bauchpresse-Redaktion ihre Fotos vom Sommerball 1998 und einer Famulatur in der Mongolei zur Verfügung stellte. Ihrer auf die Innenseite der Fototasche gekritzelten Bitte um Rückgabe der Bilder nach Erscheinen der Ausgabe ist scheinbar niemand nachgekommen. Weder über die Alumni noch durch Google- und Facebook-Recherchen war sie ausfindig zu machen, sodass die Frage „Wo ist Ute?“ zunächst offen bleibt. Für sachdienliche Hinweise ist die Redaktion dankbar!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/doch-noch-ein-happy-end/feed/ 0
Sind Sie ein Verfassungsfeind? https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/sind-sie-ein-verfassungsfeind/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/sind-sie-ein-verfassungsfeind/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:50:41 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212540 „Man will mich mit allen Mitteln als Verfassungsfeind darstellen und ich kann nichts dagegen tun.“ So beschreibt Reinhard Fröschlin das Gefühl, als er sich nach dem Abschluss seines Studiums mit einem drohenden Berufsverbot auseinandersetzen musste. Ihm wurde vorgeworfen, Mitglied in einer zugelassenen Partei – der DKP (Deutsche Kommunistische Partei) – zu sein.

Jahrelang waren Berufsverbote für die Studenten ein Thema - 1981 gab es dann auch in Lübeck einen hohe Wellen schlagenden Fall.

Jahrelang waren Berufsverbote für die Studenten ein Thema – 1981 gab es dann auch in Lübeck einen hohe Wellen schlagenden Fall.[media-credit name="Der Springende Punkt" align="aligncenter" width="640"]


Der heute als Leitender Oberarzt arbeitende Dr. Reinhard Fröschlin erinnert sich noch gut daran, wie er damals davon erfahren hat, dass er nicht im öffentlichen Dienst arbeiten darf: „Ich hatte mich ganz ordentlich hier in Lübeck in der Anästhesie beworben, wurde auch zum Vorstellungsgespräch eingeladen und erhielt mündlich die Zusage des Professors. ‚Der Antrag läuft‘, sagte er und meine Bewerbungsunterlagen gingen an die zuständigen Gremien. Unter der Hand erfuhr ich dann von einem sozialdemokratisch orientierten Verwaltungsbeamten der MHL, dass es Schwierigkeiten gebe.“

Ursache war die damals übliche „Regelanfrage“ des Arbeitgebers an den Verfassungsschutz, ob der Bewerber sich etwas habe zu Schulden kommen lassen. War der Betreffende ein unbeschriebenes Blatt, stand einer Einstellung nichts im Wege, anderenfalls folgte eine Befragung. Fröschlin beschreibt seine Befragung im Rektorat als einem Verhör ähnlich, erzählt von gesammelten Unterlagen und Fotos, die bei Demonstrationen geschossen und ihm bei dieser Gelegenheit vorgelegt wurden.

Völlig überraschend kam das drohende Berufsverbot für Reinhard Fröschlin jedoch nicht: Die DKP war bei ihrer Gründung 1968 zwar nicht als verfassungsfeindlich verboten worden, doch, um eine Unterwanderung des Systems zu verhindern, galten seit 1972 die „Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst”. Sie waren auch unter der Bezeichnung „Extremistenbeschluss“ bekannt und sollten „Verfassungsfeinde“ aus dem öffentlichen Dienst fernhalten, sodass die Mitgliedschaft in einer am Rande des Parteienspektrums angesiedelten Partei hochverdächtig war. Berufsverbote gegen Rechtsextremisten waren dabei eher selten, während das linke Spektrum wegen der Nähe zur DDR besonders unter Beobachtung stand.

Allein die Mitgliedschaft in Gruppen der DKP oder des MSB Spartakus war Grund genug, einen Bewerber nicht in den öffentlichen Dienst aufzunehmen. Eine gegen die Verfassung gerichtete Handlung stellte zwar ebenfalls einen Grund für ein Berufsverbot dar, war aber bei nachgewiesener Mitgliedschaft kein notwendiges Kriterium. Was kleinere „Delikte“ als eine Mitgliedschaft betraf, herrschte unter den Studierenden eher Unsicherheit darüber, was erlaubt war: „Wenn man in der Stadt auf der Straße irgendwas unterschrieben hatt, dann konnte das schon bedeuten, dass man damit auf die schwarze Liste kam“, berichtet Johannes Hoffmann über die damalige Zeit.

Reinhard Fröschlin war sich als DKP-Mitglied im Klaren darüber, dass er wahrscheinlich fotografiert und abgehört wurde. In Kiel hatte er sogar zusammen mit einem Spitzel in einer WG gewohnt, was sich aber erst im Laufe des Prozesses am Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht anhand der gegen ihn verwendeten mitgeschnittenen Telefonate herausstellte. Von Verfahren gegen Angehörige anderer Berufsgruppen wie beispielsweise Lehrer oder Postboten hatte Fröschlin vorher schon etwas mitbekommen, doch er hatte nicht erwartet, als Arzt genauso betroffen zu sein. „Wir haben damals sicher einiges Unrecht in der DDR oder Russland nicht sehen wollen“, sagt er heute und betont, dass er zwar mit der DDR sympathisiert hatte, die Verfassung der Bundesrepublik aber gut und wichtig fand und sich deswegen nie als „Verfassungsfeind“ gesehen hätte. Doch diese Position teilten zumindest die Richter nicht, sodass es für Reinhard Fröschlin durch den endgültigen Verfahrensspruch 1981 beim Berufsverbot im öffentlichen Dienst blieb.

Für ihn als Vater von drei Kindern war das keine einfache Situation: „Meine Frau und ich, wir haben uns gefragt, was wir ertragen können und was nicht. Inwieweit würde das Berufsverbot wirtschaftliche Folgen für uns als Familie haben? Und müssen unsere Kinder im Verlauf mit Konsequenzen rechnen?“

Als die Ablehnung der Aufnahme in den öffentlichen Dienst drohte, machte Fröschlin seine Situation sofort öffentlich. Im Folgenden wurde ihm viel Solidarität entgegengebracht, auch von Menschen mit einer vollkommen anderen politischen Einstellung: Berufsverbote auszusprechen wurde von vielen als Angriff auf grundgesetzlich verbriefte Rechte und somit anti-demokratisch empfunden, sodass sein Fall den Anstoß zu zahlreichen Protesten gab. So wurde in Lübeck eine Bürgerinitiative gegen die Verhängung von Berufsverboten gegründet und auch der AStA engagierte sich; Peter Delius, der damals in den studentischen Gremien aktiv war, erinnert sich an die Berufsverbote als eines der wichtigsten Themen dieser Zeit. Im „Springenden Punkt“, der Lübecker Studentenzeitung, erschienen Artikel und auch der NDR berichtete.

Letztlich hat Reinhard Fröschlin aber Glück gehabt: Auf den Tipp eines Kollegen hin bewarb er sich in einer privaten Klinik und wurde eingestellt, sodass das Berufsverbot für ihn nicht zu der existenziellen Bedrohung wurde, die es für manch anderen gewesen sein mag.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/sind-sie-ein-verfassungsfeind/feed/ 0
Von Solidarität und sich wehrenden Studenten https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-solidaritat-und-sich-wehrenden-studenten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-solidaritat-und-sich-wehrenden-studenten/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:45:50 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212511 Bundesweite Proteste, Studenten-Streiks, Ordnungsverfahren – all das sieht man heutzutage auf dem Lübecker Campus nicht mehr. Aber das war mal anders: Die siebziger Jahre waren auch auf dem noch jungen Lübecker Campus eine allgemein- wie hochschulpolitisch lebhafte Zeit. Es ist die Zeit, in der Sebastian Stierl an der Medizinischen Hochschule Lübeck sein Studium absolviert. Zum Sommersemester 1976 wechselt er von Marburg hierher, weil er sich einen persönlicheren Kontakt mit den Lehrenden und mehr Zusammenhalt unter den Studenten wünscht. „Die Medizinische Hochschule Lübeck war gefühlt eher eine Dorfschule gegenüber der Lernfabrik in Marburg. Schließlich fand ich die alte Stadt und das nahe Meer reizvoll“, erläutert er seine Wahl. Der MHL bleibt er bis zum Abschluss seiner Promotion 1982 erhalten.

Sebastian Stierl (sitzend, 3. von rechts) war 1978 Vorsitzender des AStA.Sebastian Stier

Sebastian Stierl (sitzend, 3. von rechts) war 1978 Vorsitzender des AStA.

Die Frage, sich hochschulpolitisch zu engagieren, stellte sich für Sebastian Stierl gar nicht erst: „Für mich war es die Fortsetzung einer schon als Schüler politisch engagierten Haltung. Ein prägendes Erlebnis waren die Aktionen gegen BILD und den Springer-Verlag nach dem Mordanschlag auf Rudi Dutschke Ostern 1968, an denen ich als 16-jähriger Schüler in Essen teilgenommen habe. Bis heute bin ich davon überzeugt, dass dieses Land die Katastrophe des Nationalsozialismus nicht verstanden hat. Die notwendigen Konsequenzen wurden unter dem Wiedererstarken des Kapitals erstickt, statt Bildung und Gerechtigkeit haben sich das Recht des Stärkeren und ein Raubbau an den Ressourcen ausgebreitet.“

Im Sommer 1977 führt er als AStA-Vorsitzender einen etwa 50 Studenten umfassenden Streik im Rahmen der bundesweiten Proteste gegen die Einführung des Praktischen Jahres als „Beschaffungsmaßnahme billiger Arbeitskräfte“ an, was für ihn nicht ohne Konsequenzen bleibt: Er wird als Rädelsführer ausgemacht und gegen ihn wird, um ein Exempel zu statuieren, das erste Ordnungsverfahren der Hochschule eingeleitet. Er berichtet: „In der auf Harmonie getrimmten Atmosphäre der MHL war der erstaunlich geschlossene Protest der Studenten eine Ungeheuerlichkeit. Dabei wurde ich vom Ordinarius der Orthopädie und Reserveoffizier Professor Henßge als Rädelsführer ausgemacht. Er veranlasste die Einleitung eines Ordnungsverfahrens, das immerhin die Relegation (Anm. d. Red.: Ausschluss vom Hochschulstudium) als stärkste Sanktion vorsah. Die Disziplinierungsaktion nach außen wurde parallel mit einem Stellenangebot nach dem Studium in seiner Orthopädischen Klinik verbunden(!). Letztlich ging es um Spaltung. Erreicht hat er damit das Gegenteil: als ihrem AStA-Vorsitzenden haben sich die Kommilitoninnen und Kommilitonen demonstrativ hinter mich gestellt. Letztlich musste ich das Ordnungsverfahren aber durch zwei Instanzen gegen die MHL juristisch ‚niederringen‘. Insgesamt eine aufregende Zeit, die mich besonders die Bedeutung von Solidarität gelehrt hat. Dabei war die Hochschulleitung keinesfalls ein geschlossener Block. Das Angebot einer Doktorarbeit durch Professor Horst Dilling war zum Beispiel eine demonstrative Sympathiebekundung.“

Es passt in eine Zeit, in der es auf dem Lübecker Campus sehr viel politischer als heute zuging. „Tatsächlich war die Zeit damals für Lübecker Verhältnisse recht lebhaft. Im Vergleich zu den wochenlangen Besetzungen des AStA-Büros an der Uni Marburg mit Polizeieinsätzen und großen Demonstrationen wirkte die MHL allerdings geradezu idyllisch. Aber immerhin: Ein neues Hochschulrahmengesetz wurde verabschiedet, das wir als massiven Angriff auf die Verfasste Studentenschaft mit ihren Organen Vollversammlung und Urabstimmung verstanden haben. Und immer wieder ging es um das ‚Politische Mandat‘ also die Möglichkeit, aus der Studentenschaft heraus auch allgemeinpolitische Stellungnahmen abzugeben, zum Beispiel zur Kernenergie oder zum Einfluss der Industrie auf die Wissenschaft durch die anwachsende Drittmittelforschung. […] Tatsächlich haben wir uns intensiv mit solchen hochschulpolitischen Fragen beschäftigt, endlose Debatten in den verschiedenen Gremien geführt und Wandzeitungen und Flugblätter verfasst. Das Ganze hat aber auch deshalb erstaunliche Kräfte freigesetzt, weil es in der Verbindung von Politik und Studium auch noch eine Kultur des Zusammenhalts gab, die sich zum Beispiel in tollen AStA-Feten ausdrückte.“

Sebastian Stierl sieht darin auch einen nachhaltigen Effekt: „Rückblickend habe ich schon den Eindruck, dass in der damaligen Ärztegeneration ein kritischeres Bewusstsein von der eigenen gesellschaftlichen Rolle entstanden ist. Bei dem einen oder anderen mag es dazu beigetragen haben, dass er sich später beruflich stärker politisch engagiert hat und die Verbindung von gesellschaftlichen Verhältnissen und Gesundheit etwas tiefgehender durchdrungen hat.“

Heute ist er ärztlicher Direktor der psychiatrischen Klinik Lüneburg.Sebastian Stierl | StudentenPACK.

Heute ist er ärztlicher Direktor der psychiatrischen Klinik Lüneburg.

Zu dieser nicht nur hochschulpolitisch brisanten Zeit bedeutete ein Studium in Lübeck gleichzeitig auch ein Studium an der innerdeutschen Grenze. Die DDR habe im alltäglichen Leben keine besondere Rolle gespielt, berichtet Stierl. Dennoch: „Beim Segeln auf dem Ratzeburger See waren einige Uferabschnitte tunlichst zu meiden! Der große Informationsmangel über die konkreten Lebensbedingungen in der DDR hat uns als Medizinstudenten besonders neugierig gemacht. Mit einigen Kommilitonen aus Lübeck und Kiel habe ich an einer mehrtägigen Exkursion des MSB-Spartakus (Anm. d. Red.: Marxistischer Studentenbund Spartakus) nach Neubrandenburg teilgenommen, bei der wir medizinische Einrichtungen besichtigten. Die größte Angst hatten wir damals bei der Rückkehr vor einem möglichen Berufsverbot in der BRD!“

Heute ist Sebastian Stierl Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik Lüneburg. Ab und zu kann man ihn aber noch immer in Veranstaltungen der Klinik für Psychiatrie als Gasthörer antreffen. Sein Fazit fällt ernüchternd aus: „Hier hat sich die Bedeutung des Sozialen spürbar verringert. Wissenschaftliche Fragestellungen, wie z. B. nach der Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen für schwerstkranke Patienten, der Gewaltvermeidung, der Reduzierung von Psychopharmaka oder der Stärkung der Psychotherapie bei der Behandlung von Schwerstkranken spielen aus meiner Sicht keine Rolle.“

Neben vielen Erinnerungen erhält er aber auch alte Bande aufrecht: „Zu einigen Kommilitonen habe ich heute noch einen guten Kontakt, eine Mitstreiterin aus AStA und StuPa sitzt jeden Morgen in der Frühkonferenz neben mir, wenn wir gemeinsam versuchen, die Psychiatrische Klinik in Lüneburg zu einem besseren Krankenhaus zu machen.“

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/von-solidaritat-und-sich-wehrenden-studenten/feed/ 0
Die Anfänge der Uni Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-anfange-der-uni-lubeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-anfange-der-uni-lubeck/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:40:58 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212500
Ein Gebäude für alles: Haus 21 war das Logo des "Provisoriums", Lübecks erster Studentenzeitung,außerdem beherbergte es in den 60er Jahren Mensa und Asta der Medizinischen Akademie Lübeck.

Ein Gebäude für alles: Haus 21 war das Logo des “Provisoriums”, Lübecks erster Studentenzeitung,außerdem beherbergte es in den 60er Jahren Mensa und Asta der Medizinischen Akademie Lübeck.[media-credit name="Provisorium" align="aligncenter" width="640"]


„In einer würdigen Feierstunde, an der rund 250 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen, wurde gestern im Audienzsaal des Lübecker Rathauses die in Gründung befindliche Medizinische Akademie Lübeck offiziell eröffnet“, heißt es am 4. November 1964 in den Lübecker Nachrichten. Ministerpräsident, Staatsrat und Kultusminister Schleswig-Holsteins, der gesamte Lehrkörper der Universität Kiel mitsamt neuer Lübecker Kollegen sind am 3. November 1964 nach Lübeck gekommen, um in einem Festakt die Geburtsstunde einer Universität zu begehen, deren Gründung den „Beginn eines neuen Kapitels der Lübecker Geschichte“ markiert, wie Stadtpräsident Gaul es 1964 formuliert. Wie sich die medizinische Akademie, liebevoll aber bestimmt „Tochter“ der Christian-Albrechts-Universität Kiel genannt, entwickeln wird, weiß zu diesem Zeitpunkt keiner der Anwesenden. Nach viereinhalb Jahren umfangreicher Vorbereitungen, die nicht zuletzt als reich an Auseinandersetzungen über die Finanzierung und – vor allem – den Status der Hochschule beschrieben werden, blicken die Redner in stolzer Erwartung auf die Entwicklung des „jüngsten Kindes der CAU” und hoffen, es “möge einst eine strahlende Tochter werden“, lautet es weiter in den Lübecker Nachrichten vom 4. November 1964. Man beglückwünscht sich, den „Standort Lübeck mit Geschick ausgesucht zu haben, zumal diese Stadt eine große Tradition und ein wertvolles kulturelles Erbe aufzuweisen habe.“

Kiel und Lübeck – Alte Liebe

Die Kieler Einwände sind allerdings nicht zu überhören: Wie die Lübecker Nachrichten weiter schreiben, betont der Rektor der CAU Kiel, Prof. Hoffmann, „der Weg zur Gründung sei dornenreich gewesen. Auch in Kiel habe man oftmals gezweifelt, ob er der richtige sei. Nun, da die Würfel gefallen seien, erkenne man es aber an.” Der Kieler Rektor kommt nicht umhin, mit leisem Widerwillen zu bemerken: „Eine gewisse Eigenständigkeit der Lübecker Anstalt sei unverkennbar zu spüren“. Wer hätte gedacht, dass das “jüngste Kind“ der Kieler Universität sich als so eigenständig erweisen würde? Nicht einmal zehn Jahre nach ihrer Gründung wird die “Zweite medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel” zur “Medizinischen Hochschule Lübeck.” Innerhalb der ersten zwanzig Jahre vervierzigfacht sich die Studentenzahl. Nach weiteren zehn Jahren wird die Universität um den Fachbereich Informatik erweitert. Seitdem wachsen Studenten- und Studiengangszahlen exponentiell. Spätestens mit “Lübeck Kämpft” behauptet sich die Universität 2010 entgültig gegenüber der Uni Kiel.

Früher war alles anders

Für die 14 Medizinstudenten, die sich im Wintersemester 64/65 zur klinischen Ausbildung nach Lübeck wagten, ging mit den Eröffnungsfeierlichkeiten das Abenteuer erst richtig los. Wie studierte es sich an einer neugegründeten Universität in den 60ern? Wenn auch provisorisch eingerichtet: die Mensa bot dem guten Dutzend Neuankömmlingen mit 110 Sitzgelegenheiten wesentlich mehr Platz, als die heutige Mensa uns 3704 Studenten plus Fachhochschülern bietet. Das Essen kam vorerst aus der Krankenhausküche. Für den AStA wurden ein Arbeits- und ein Besprechungsraum eingerichtet. Bis 1965 das Jugenddorf Anschützstraße gebaut wurde, fanden die ersten Lübecker Medizinstudenten ein eigens für sie reserviertes Zimmer im Wohnheim der staatlichen Ingenieurschule. Wesentlicher Bestandteil des neuen Lübecker Ausbildungskonzeptes war der Unterricht am Krankenbett. Die Dauer der praktischen Ausbildung während der Semesterferien belief sich auf vier Wochen. Außerdem sollten Arbeitsgemeinschaften aus Studenten und Dozenten gebildet werden – was in Anbetracht der Tatsache, dass es wesentlich mehr Lehrende als Studierende gab, ein Leichtes war. Wer im Klinischen Abschnitt die Fächer der Vorklinik vermisste, der konnte sich darüber freuen, dass die „Fortsetzung der physikalisch-chemischen Ausbildung über das Physikum hinaus“ fest im Curriculum verankert war. Vorlesungen fanden sowohl im damaligen Krankenhaus Süd als auch Ost statt. Innerhalb der 15-minütigen Pausen zwischen den Vorlesungen vom einen Krankenhaus zum anderen zu gelangen, war eine echte Herausforderung. Bis ein Shuttle-Bus der Stadtwerke eingerichtet wurde, nahmen Dozenten die Studenten nicht selten einfach im eigenen Auto mit.

In den letzten 50 Jahren hat sich auf dem Campus Lübeck also einiges getan. Nur der Grundgedanke, den Lübecks Stadtpräsident am 3. November 1964 im Audienzsaal des Rathauses formulierte, ist hoffentlich der gleiche geblieben: „Mögen die jungen Menschen hier in Lübeck erfüllt werden von hoher beruflicher Auffassung und ausgezeichnetem Können und von der schlichten Menschlichkeit zugleich, die sich im Helfen und Dienen an den Mitbürgern erfüllt.”

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-anfange-der-uni-lubeck/feed/ 0
Vergangen und Vergessen? https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/vergangen-und-vergessen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/vergangen-und-vergessen/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:35:36 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212484 Während meiner Famulatur in einem Paderborner Krankenhaus lerne ich die Patientin Jutta Nunn kennen. Sie ist eine sympathische, offene Dame, die das Gespräch sucht und gerne erzählt. Als ein solches Gespräch während einer Blutentnahme auf meinen Studienort fällt, nennt sie Lübeck ihre zweite Heimat. Ein paar Sätze später weiß ich, dass die 87-jährige im Frühjahr 1942 Patientin in Strecknitz, also in den Gebäuden, die im Osten des Campus liegen und heute unter anderem von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie genutzt werden, war.

Die Gebäude der Heilanstalt Strecknitz werden heute u.a. von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie genutzt.Lukas Ruge

Die Gebäude der Heilanstalt Strecknitz werden heute u.a. von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie genutzt.

Strecknitz war ein Jahr zuvor als Nervenheilanstalt von den Nationalsozialisten aufgelöst worden, die Patienten wurden im Zuge der Euthanasie-Programme in „Durchgangsanstalten“ ermordet. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde dies nicht zuletzt durch das Engagement von Peter Delius, MHL-Student in den Achtzigern und heute Psychiater in Lübeck, der auch seine Dissertation über die Heilanstalt verfasste. Er wertete die Patientenakten der Deportierten aus und brachte die Schicksale der Insassen ans Tageslicht. Wie er daran kam, erzählt Delius im Interview: „Professor Dilling, der Leiter der psychiatrischen Klinik, hat uns damals Akten über die Patienten in Strecknitz zur Verfügung gestellt. Besser gesagt: Er hat uns den Schlüssel zu einem Raum gegeben und gesagt, dort könnte was zu finden sein, oben im Turm. Da haben wir dann gesucht, die Akten gefunden und schließlich publiziert.“ Dies wurde jedoch nicht von allen wohlwollend aufgenommen. „Da ging’s dann richtig hoch her! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schwierig das war, damals über die Geschichte der Universität oder damals der Medizinischen Hochschule zu sprechen, weil das als Nestbeschmutzung galt. Die Akteure – das waren außer mir noch zwei, drei andere – wurden nicht nur zeitweise aus den Gremien ausgeschlossen, sondern richtig bedroht – sogar mit Mord. Das war ein Hochschullehrer, der uns damals bedroht hat, kein kleines Licht. Über die Heilanstalt Strecknitz zu sprechen wurde damals nicht als historische Aufarbeitung empfunden, sondern als Makel auf dieser jungen Hochschule angesehen. Es wurde vielmehr die Gefahr gesehen, dass diese naturwissenschaftliche Hochschule kontaminiert werden könnte mit der Ermordung beziehungsweise Deportation von psychisch Kranken.“

An einem freien Nachmittag treffe ich mich mit Frau Nunn zu einem längeren Gespräch. Sie erzählt: „1942 bekam ich Scharlach, das war von April bis Mai. Da kam ich erst für drei Tage ins Krankenhaus Süd bis ich dann nach Strecknitz verlegt wurde. Damals war ich noch sehr jung, vierzehn genauer gesagt, und bin furchtbar traurig gewesen. […] Allmählich habe ich mich dann beruhigt. Wir hatten ein wunderschönes, helles Zimmer. Eine Arbeitsmaid, in der Hitlerzeit war das ja noch der Arbeitsdienst, war da auch noch mit mir im Zimmer und zusätzlich war da noch eine Kinderpflegerin. Ganz plötzlich dann mussten wir aus diesem herrlichen, lichtdurchfluteten Zimmer raus und mussten den Gang runter in so ein kleines Dreibettzimmer, in dem es immer ganz dunkel war. Wir waren darüber sehr wütend, das war nämlich, weil unter den Finanzschülern in Mölln Scharlach ausgebrochen war und die dann haufenweise ankamen. Als wir die zum ersten Mal gesehen haben, dachten wir nur: ‘Ihr seid doch Idioten! Wie seht ihr denn aus?’ Achtzehn- und neunzehnjährige große Jungs mit ganz kurzen Cordhosen und dann noch diese braune Uniform mit dem Hakenkreuz am Arm. Also für uns sahen die aus wie Clowns. Aber einige von denen waren ziemlich krank und als wir dann schon wieder etwas aufstehen durften, haben wir den Krankenschwestern mitgeholfen, dass wir denen mal Wasser brachten und so weiter. Gegenüber befand sich die Tuberkulose-Station. Ab und zu haben wir gesehen, wie sie die Leichen in Wannen hinausgeschleppt haben. Das war für uns junge Menschen schon ziemlich beängstigend.

Ich hatte zwei Ärztinnen – Ärzte gab es ja nicht – es war schließlich Krieg, man kann sich ja vorstellen, wo die waren. Der einen Ärztin konnte man kein Lächeln abringen, die hat einem immer nur auf den Bauch geguckt und die Mandeln abgetastet, von der waren wir nicht so begeistert. Die andere war eine recht hübsche dunkelhaarige, die sich auch schon mehr mit uns abgegeben und sich immer, wenn wir traurig waren zu uns ans Bett gesetzt hat. Besonders bei einer Patientin – die war siebzehn Jahre alt und von oben bis unten in Watte gepackt, weil sie durch den Scharlach ganz schlimmes Rheuma bekommen hatte. Der konnte man den Puls nur am Ohr fühlen. Mit der hat sie sich viel Zeit gelassen, sie hatte ja auch sehr starke Schmerzen. Also von der Ärztin waren wir alle begeistert, die andere war nicht so beeindruckend, eben weil sie so ernst und stur war. Vielleicht war die schon an der Front gewesen, man weiß das ja nicht. Die Oberschwester war aber auch in Ordnung und die anderen Krankenschwestern haben sich sehr viel Zeit für uns genommen.“

Jutta Nunn beobachtet einen Abtransport

Nach der Auflösung der Heilanstalt brechen viele Chroniken ab. Infolge eines verheerenden Bombenangriffs auf Lübeck im März 1942 nahm die Stadt die Gebäude zur Unterbringung der Verletzten in Anspruch. Aber auch weiterhin wurden in Strecknitz psychiatrische und behinderte Patienten, die vom Nazi-Regime als „Ballast“ verurteilt worden waren, eingesperrt. Ihnen erging es wie den 605 Patienten, die ein Jahr zuvor deportiert worden waren. Jutta Nunn beobachtete damals einen solchen Abtransport: „Als wir dann öfter und länger aufstehen durften, sind wir bei schönem Wetter manchmal auf einen kleinen Balkon am Ende von Haus 1 gegangen. In Haus 2 waren damals auch die geistig Behinderten. Wir konnten die – meistens waren es Frauen – da hinter Gittertüren sehen, wie sie uns durch diese Türen anguckten. Das war beeindruckend für uns, denn dass diese Leute hinter Gittern waren, das fanden wir nicht gut. Schließlich wussten wir, dass nicht alle geistig Behinderten gleich sind. […] Jedenfalls kamen eines Tages ganz viele Krankenwagen vorgefahren und brachten diese Leute raus. Einige wurden von den Krankenschwestern – die müssen das ja gewusst haben, wo die hingebracht wurden – an der Hand geführt, andere waren an einer Trage festgebunden. Die kamen alle weg. Wir haben dann eine Krankenschwester gefragt, wo die denn hinkämen und die meinte nur: ‘Wir brauchen hier den Block. Die kommen alle nach Eckernförde.’ Wir wussten ja nicht, was da vor sich geht. Wir wussten zwar, dass es Konzentrationslager gab, aber uns wurde immer erzählt, dass da Leute hinkämen, die arbeitsscheu waren, deshalb wurde das ja auch nur Arbeitslager genannt. In Wirklichkeit war das ja alles ganz anders.“

Die Inschrift des 1983 aufgestellten Gedenksteines erinnert an die deportierten Patienten.Lukas Ruge

Die Inschrift des 1983 aufgestellten Gedenksteines erinnert an die deportierten Patienten.

Wenig später wurde Jutta Nunn entlassen. Ein paar Jahre später kehrt sie aber wieder nach Strecknitz zurück. „Über die Jahre habe ich dann auch nicht mehr erfahren, bis ich dann in meiner Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin auf die gynäkologische Station, das war ganz unten so ein querstehender Block, damals war da noch ein Professor Kirchhoff drin, kam. Das war Ende 1946 und 1947. Uns wurde da beigebracht, wie man für die Frühchen so eine Extra-Kost zubereitete. Dafür waren wir in einer Teeküche und da war auch eine ältere Krankenschwester, mit der ich mich über die Klinik unterhalten habe. Und als ich ihr dann erzählte, dass ich 1942 sechs Wochen lang mit Scharlach hier gelegen hatte und hatte ihr auch das mit dem Abtransport der Behinderten erzählt. Da sagte dann diese Schwester mit einem ganz komischen Lächeln auf dem Gesicht: ‘Eckernförde? Die haben wir alle in die Gaskammern gebracht!’ Das war für mich so schrecklich! […] Ich habe mir dann immer wieder diese Gestalten vorgestellt, die hinter diesen Gittern zu uns rüber guckten, und dann ist mir das erst bewusst geworden: Die haben diese Leute vergast. Das war so entsetzlich für mich, dass mich heute noch, wenn ich an diese Menschen denke, so ein Schaudern überkommt. Wir haben ja auch nie empfunden, dass die verrückt sind. Für uns waren das nur arme, kranke Menschen. Und seitdem ich das erfahren hatte, denke ich immer daran, dass diese Menschen ja auch Eltern hatten. Was hat man denen erzählt, als man ihre Kinder weggebracht hat? Und das waren ja Unmengen, die da waren. Als das später in den ganzen Verhandlungen gegen die Nazis rauskam, da hat man dann ja erfahren, dass, wenn jemand im Konzentrationslager in Anführungszeichen ‘verstarb’, man den Angehörigen gesagt hat, er wäre an Herzversagen gestorben. Aber das war dann ja ganz anders gewesen.“

Ein Mahnmal wird aufgestellt

Seit 1983 erinnert ein Gedenkstein vor Haus 6 an die Deportation im Jahre 1941. Die Errichtung war ein gemeinsames Projekt von Studenten und Professoren, das jedoch auf einigen Widerstand stieß. Peter Delius erzählt davon: „Das war wirklich nicht einfach. Da haben sich dann aber einige Hochschullehrer auch wirklich drum verdient gemacht. Die Studenten alleine hätten das damals nicht durchsetzen können. Lange Zeit ging es darum, ob es eigentlich ‘Mahnmal’ heißen darf, weil es einigen – auch dem damaligen Präsidenten der Medizinischen Hochschule – viel zu weit ging, dass da ‘gemahnt’ wurde. Es sollte eher eine neutrale Information sein.“ Die Vergangenheit der Universitätsgebäude ist heute ein fester Bestandteil der Medizingeschichte-Vorlesung, aber auch das war nicht immer so: „Bis 1980 war im Vorlesungsverzeichnis kein Wort über die Tatsache zu finden, dass die Medizinische Hochschule in den Gebäuden eines psychiatrischen Krankenhauses gegründet wurde, deren Insassen vorher deportiert wurden. […] Für viele von den Medizinhistorikern war das gar kein Thema, weil sie fanden, dass Geschichte nicht Zeitgeschichte sein darf, sondern zurückliegen muss. So ist es mit der Bewältigung der NS-Verbrechen – es müssen mehrere Generationen darüber hinweggehen; die letzten Täter müssen, na ja, nicht gestorben, aber zumindest so alt sein, dass sie nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen werden können. Dann kann darüber so pragmatisch gesprochen werden, wie Sie das heute tun. Doch damals waren noch zu viele Väter involviert in die Geschichte des Nationalsozialismus, die als drohende Instanz im Hintergrund immer spürbar waren.“

Trotz ihrer Erlebnisse behält Jutta Nunn auch die guten Erinnerungen an das Krankenhaus im Gedächtnis: „Was schön war: Es war so weit man sehen konnte, wie ein Park angelegt war mit Rasen und riesigen Bäumen an beiden Seiten. Das war so schön, aber wohl schon älter – von Hitler war das ganz bestimmt nicht angelegt. Der Mensch, der das geplant hat, wird sich sicherlich gedacht haben, dass man diesen Patienten ja auch was Nettes bieten muss.“ Sie ist auch weiterhin mit Lübeck verbunden. Zwar kann sie die Stadt nicht mehr so oft besuchen, zu Weihnachten gibt es bei ihr aber immer Lübecker Marzipan.

„Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals oben am Kohlmarkt gestanden, die Mühlenstraße runter geschaut und dabei gedacht habe: ‘Wenn der Krieg vorbei ist, dann wirst du wieder hier stehen und guckst dir das an, wenn das alles heil ist.’ Als ich das dann das erste Mal wieder gesehen habe, war ich schon mit meinem Mann verheiratet und da habe ich dem das alles erzählt.“

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/vergangen-und-vergessen/feed/ 0
Gespräch mit Johannes Hoffmann und Eckart de Bary https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-johannes-hoffmann-und-eckart-de-bary/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-johannes-hoffmann-und-eckart-de-bary/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:11:07 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212462 StudentenPACK: Für den klinischen Studienabschnitt kamen Sie 1973 nach Lübeck. Wie hat sich das ergeben und wie war Ihr Start hier?

de Bary: Wir kamen damals mit mehreren aus Mainz. Wir beide und noch ein Kommilitone aus unserer Physikumsgruppe hatten beschlossen, zusammen weiter zu studieren. Wir hatten uns in verschiedenen Städten beworben, unter anderem auch in Kiel und Lübeck. Lübeck hat uns als erstes alle zusammen genommen. Außerdem erinnere ich mich noch an das, was meine Patentante sagte: „Ach, wenn, dann geh nach Lübeck – Kiel ist so zerbombt, das ist nicht schön!“

Hoffmann: Als Auswärtige hatten wir allerdings erstmal ein Wohnungsproblem. Einige von uns Neuen sind dann in Räumlichkeiten des damaligen Lysia-Hotels untergekommen. Aber als wir dort dann anfingen, mit unseren Tauchsiedern auf den Tischen zu kochen, wurden wir vorsichtig hinauskomplimentiert. Für uns war das natürlich trotzdem eine tolle Unterkunft – und das kostenlos. Das hatte Herr Mann, der damalige Leiter des Studenten-Sekretariats, irgendwie so eingefädelt.

de Bary: Die vom Hotel wollten damals ein bisschen Publicity und haben deswegen angeboten, Studenten dort umsonst für zwei, drei Semester aufzunehmen.

Hoffmann: Als wir uns dann etwas anderes suchen mussten, haben wir bei einer Großfamilie mit vier Kindern und zwei Hunden gewohnt. Die Familie war finanziell in Bedrängnis geraten und musste Zimmer vermieten; dort haben wir beide und noch ein Mainzer Studienkollege gewohnt. Wir gehörten dort wirklich zur Familie. Diese sehr herzliche Aufnahme hat uns gut gefallen, das hat schon Eindruck auf uns gemacht! Die beiden Eltern gingen dann morgens früh zur Arbeit und wir haben uns um Frühstück und Schulbrote für die Kinder gekümmert, dafür hat die Mutter unsere Wäsche gewaschen. Noch dazu hatte die Familie einen Pool, das war super – besonders weil unser erster Sommer in Lübeck ein Jahrhundertsommer war. Nach dem Frühstück am Pool haben wir uns dann so gegen zwölf auf den Weg in die Mensa gemacht…

StudentenPACK: Wie war denn das Studium damals?

Hoffmann: Es war ein sehr lockeres Studium. Sehr frei und liberal, weit von der Verschulung heute entfernt. Bis zum Examenssemester war da sehr viel Kapazität für Freizeitaktivitäten. Und die individuelle, sehr freundliche Betreuung an einer so kleinen Hochschule war aus studentischer Sicht auch von Vorteil.

de Bary: Es waren zwar nicht gerade die größten Didaktiker, die unsere Vorlesungen gehalten haben, aber gerade was die Kurse anging, war es schon gut. In die Kurse, die man machen wollte, kam man immer rein und bei kleinen Gruppen von sechs bis acht Leuten war die Betreuung wirklich sehr gut. Und wenn sie im Klopfkurs gerade keinen Patienten hatten und man wirklich interessiert war, dann hieß es auch „Komm doch nächste Woche wieder, vielleicht haben wir dann wieder ein Lungenödem.“ Das war alles ganz locker.

StudentenPACK: Was waren Ihre drei prägendsten Ereignisse während der Studienzeit in Lübeck?

de Bary: Dazu sage ich drei Dinge – Zolln, Zentrum und montags gibt’s keine LN.

Hoffmann: Oh ja, im Zolln, da waren wir immer nach dem Sport. Direkt gegenüber ist ja die Turnhalle und im Zolln konnte man danach die verlorene Flüssigkeit wieder auffüllen. Das war damals schon ein wichtiger Ort der Kommunikation.

de Bary: Wir waren da nicht selten. Bis das mit dem Zentrum aufkam, gab es auch keine richtige Konkurrenz. Das Zentrum war ein Studentenzentrum in der Alfstraße, finanziert von den Freunden und Förderern der MAL. Im Grunde war es eine kaum genutzte Kneipe mit einer kleinen Küche und einem Probenraum zum Musikmachen. Als wir 73 gekommen sind, hieß es, das Zentrum solle zugemacht werden, weil es zu teuer sei. Der Besitzer hatte wohl die Miete erhöht, das war alles ziemlich undurchsichtig. Das Studentenwerk kam schließlich mit ins Boot und hat die Nebenkosten übernommen, die höhere Miete sollte dadurch wieder reinkommen, dass wir mehr Leute auf das Zentrum aufmerksam machen, die dort hinkommen. Wir haben dann auch an der Fachhochschule und der Musikhochschule Reklame gemacht, damit das Zentrum kein „elitärer Medizinerclub“ war, sondern ein wirklich breites Besucherspektrum hatte. Freitags und samstags spielten dort Bands, dann wurde es richtig voll. Manchmal gab es auch Events wie das „Gaudi-Med“, das Fastnachtsfest. Das ging von Freitag Abend bis Montag Früh – es war durchgehend geöffnet. Da war es wirklich so, dass wenn neue Leute ins Gebäude wollten, dann mussten vorher woanders welche rausgehen. Beim ersten Mal, als wir das richtig groß aufgezogen haben, da mussten wir Sonntag Morgen noch losfahren, unseren Bierlieferanten rausklingeln und noch ein paar Fässer Bier nachholen. Das war das Zentrum. Als wir ´76 mit dem Studium aufgehört haben, lief das noch ein, zwei Jahre weiter, doch dann wurde es dichtgemacht.

StudentenPACK: Sie saßen damals im ersten Lübecker Studierendenparlament. Wie sah es mit der Motivation der Studenten, sich dort einzubringen, aus?

de Bary: Ich glaube, das erste StuPa war mit 20 oder 22 Leuten im Verhältnis zu etwa 300 Studierenden riesig groß. Es wurden jedenfalls genug Leute aufgestellt und gewählt, das Interesse war schon da. Politische Studentenvereinigungen wie den sozialdemokratischen Hochschulbund (SHB), den Marxistischen Studentenbund (MSB) Spartakus oder den Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) gab es hier aber gar nicht, die haben sich hier auch nie etabliert.

Hoffmann: „Schlachten“ zwischen diesen einzelnen Fraktionen wie in anderen Großstädten gab es dementsprechend auch nicht, aber der Wettbewerb der Systeme zwischen der Bundesrepublik und der DDR war schon präsent. In einem Arbeitskreis haben wir uns mit dem Gesundheitssystem der DDR beschäftigt und dachten beim Lesen, dass das alles ganz toll klingt – wir haben uns sogar mal mit dem Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung getroffen und stark dafür plädiert, dass man auch unser Gesundheitswesen komplett verstaatlicht. Mit solchen Themen hat man sich damals auch privat viel beschäftigt.

StudentenPACK: Während Ihres Studiums wurde die Approbationsordnung (AO) mehrfach geändert. Inwieweit war das für Sie ein Thema?

de Bary: Wir selbst waren von der Veränderung noch nicht betroffen, denn als wir das Studium begonnen haben, galt noch die Bestallungsordnung (BO). Im StuPa war die AO aber auf jeden Fall ein wichtiges Thema, gerade über das Praktische Jahr mit der darauf folgenden Abschlussprüfung wurde viel gestritten.

Hoffmann: Wir haben ja noch nach der BO studiert und mussten noch nicht das Praktische Jahr, sondern ein Jahr als Medizinalassistent absolvieren. Wir lebten noch im Paradies: Während der Zeit als Medizinalassistent erhielt man ein halbes Gehalt und danach ohne weitere Prüfungen die Approbation. Das PJ war deswegen eine deutliche Verschlechterung, nicht nur finanziell.

StudentenPACK: Gab es weitere wichtige Themen im StuPa, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?

de Bary: Wenn ich mich richtig erinnere, wurde damals die ganze Verwaltungsstruktur der Hochschule umgekrempelt. Es kamen das Konsistorium und ein externer Präsident, das gab es vorher nicht. Davor war das Amt als Verwaltungschef eher ein Ehrenamt, parallel zur Arbeit in der Klinik. Doch mit diesen Veränderungen wurde etwas Klarheit geschaffen, auch über die Zusammensetzung des Konsistoriums und, ob Studenten mitbestimmen durften oder nur angehört wurden. So ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber eine Legislaturperiode lang saß ich da auch mit dabei. Ein ganz heißes Thema war auch, ob der AStA ein allgemeinpolitisches oder nur ein hochschulpolitisches Mandat hatte. Wenn der AStA damals irgendein Statement abgegeben hat, beispielsweise an die LN, dann kamen gleich einige und meinten, der AStA dürfe dazu nicht Stellung nehmen.

StudentenPACK: Hat sich dadurch, dass Lübeck von Kiel unabhängig wurde, irgendetwas geändert?

Hoffmann: Das ist schwer an einer konkreten Sache festzumachen. Als ich nach dem Studium noch in der Klinik gearbeitet habe und die alte Garde abtrat, da kamen die Münchner. Die haben Lübeck quasi als Durchlauferhitzer für ihre Karriere genutzt, weil es hier leichter war, eine Chefarztstelle zu besetzen. Die haben hier allerdings auch viel bewegt und einen etwas moderneren Betrieb aus dem Krankenhaus gemacht. Auch Scriba, der hier später Präsident wurde, kam ursprünglich aus München.

de Bary: In der Zeit kam auch eine Hochschulreform. Teilweise war es ein Schuss ins eigene Knie, was da gefordert wurde: Das Chefarztsystem sollte abgeschafft werden. Chefs gab es natürlich trotzdem weiterhin, aber das musste dann alles demokratisiert werden. Das führte dazu, dass viele Kliniken in einzelne Abteilungen aufgeteilt wurden, abhängig davon, was für Ärzte gerade da waren. In der Inneren zum Beispiel gab es nicht Nephrologie, Pneumologie oder andere große Fächer, sondern abgesehen von der Kardiologie eher kleine wie Psychosomatik und Angiologie.

Hoffmann: Daran hat sich erst mit den Münchnern wirklich was verändert, vorher war es hier sehr verschlafen. Die Münchner haben hier sehr auf die Unabhängigkeit von Kiel gesetzt. Auch, dass Lübeck dann ein eigener Universitätsstandort wurde – von vielen wurde das lediglich als Umetikettierung wahrgenommen, aber für Lübeck als Stadt war das ein ganz wichtiger Schritt.

StudentenPACK: Ich habe hier eine Resolution des Stuttgarter AStA mitgebracht, die 1976 in der Lübecker Studentenzeitung veröffentlicht wurde. Darin steht, dass „in der Lübecker Bucht […] ein Kriegsschiff der ehemalig sozialistischen SU ihr Unwesen [treibt].“ Was war da los?

Hoffmann: Das ist denke ich nicht wörtlich zu nehmen. Ich glaube, dass hier der MSB Spartakus als Vertreter der DDR und des sowjetischen Sozialimperialismus als U-Boot betrachtet wird – so verstehe ich das.

de Bary: Ich bin auch der Meinung, dass man das nicht wörtlich nehmen kann. Wenn da ein Boot rumgekreuzt wäre, das da nicht hingehört, das hätte einen riesigen Wirbel gegeben.

StudentenPACK: Was haben Sie damals von den Berufsverboten für Lübecker Ärzte mitbekommen?

Hoffmann: Nach meiner Medizinalassistenz war ich in Segeberg in der Privatklinik, dort habe ich einen anderen ehemaligen Lübecker Studenten getroffen, von dem alle wussten, dass er beim KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland) war. Im öffentlichen Dienst war es schwierig unterzukommen, wenn man in der DKP war, und viele sind dann zum Beispiel nach Segeberg gegangen. Die Alternativen war, sich niederzulassen, denn so viele Privatkliniken gab es damals nicht.

de Bary: Ich habe da auch noch einen vor Augen, der ging meine ich nach Schönberg.

StudentenPACK: Wusste man als Student sicher, was man nicht tun darf, um nicht auf dieser „schwarzen Liste“ der Berufsverbote zu landen?

de Bary: Nicht sicher. Man durfte nicht nachgewiesenermaßen zu links sein. Der Verfassungsschutz auf dieser Seite war da sehr aktiv.

Hoffmann: Wenn man in der Stadt auf der Straße irgendwas unterschrieben hat, dann konnte das schon bedeuten, dass man damit auf die schwarze Liste kam. Wir haben uns damals aber nicht so viele Gedanken um die Zukunft gemacht, ob wir Flugblätter verteilen dürfen oder dann später nicht im öffentlichen Dienst unterkommen. Das war weit weg.

StudentenPACK: Gibt es noch irgendwelche kuriosen Geschichten, an die Sie sich erinnern und über die wir bisher nicht gesprochen haben?

de Bary: Doch, ja. Als ich nach dem Studium in der Kinderklinik gearbeitet habe, da wohnte ein junger Mann in der Neuropädiatrie. Der wohnte da, in einem Patientenzimmer. Er war der Sohn eines Lübecker Gesundheitssenators oder über andere Ecken mit diesem verbandelt, jedenfalls war er dort zur Berufsfindung aufgenommen worden. Er ging morgens weg, machte mal hier und mal dort ein Praktikum, kam abends wieder und schlief dann da. Das ging mindestens ein Dreivierteljahr so, das muss man sich mal vorstellen. Es gab eben noch keine DRG’s.

StudentenPACK: Was haben Sie nachdem Sie mit dem Studium fertig waren noch von der Uni mitbekommen?

Hoffmann: Die „Rettet die Uni“-Aktion haben wir natürlich mitbekommen, das war eine wirklich gut organisierte Sache. Sehr bemerkenswert, nicht nur die Studenten, sondern die ganze Stadt zu mobilisieren. Die Plakate hängen ja immer noch in den Fenstern. Vor denen, die das organisiert haben, muss man den Hut ziehen – die haben echt was bewegt. Ich weiß noch, wie zwei Studenten bei mir vorbeikamen, die von Haustür zu Haustür gingen. Die haben kein Geld oder Unterschriften gesammelt, sondern haben über die Situation informiert und von der Demo in Kiel erzählt. Da bin ich dann auch dabei gewesen.

StudentenPACK: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/gesprach-mit-johannes-hoffmann-und-eckart-de-bary/feed/ 0
Interview mit Dr. Reinhard Eggers https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/interview-mit-dr-reinhard-eggers/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/interview-mit-dr-reinhard-eggers/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:10:33 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212460 StudentenPACK: Seit wann sind Sie an der Universität und was hat Sie damals hergeführt?

Reinhard Eggers: Ich habe letztens in meinem Studienbuch nachgeschaut: Am 16. Oktober 1974, also genau vor vierzig Jahren, habe ich mich in Lübeck immatrikuliert. Vorher hatte ich in Bonn studiert und dort mein Physikum gemacht. Ich war in Bonn aufgewachsen, zur Schule gegangen, hatte dort mein Studium begonnen und wollte einen Studienplatzwechsel. Ich hatte Lübeck ein paar Jahre vorher kennengelernt und festgestellt: Hier kann man sehr gut leben, und hier möchte ich studieren. Die erstbeste Gelegenheit habe ich dann genutzt, um hierher zu gehen. Das war damals erst für die klinische Ausbildung möglich – die Vorklinik gab es ja noch nicht.

StudentenPACK: Welches sind die drei beeindruckendsten Erlebnisse in Ihrer Zeit hier?

Eggers: Eine Sache fand ich für uns Studenten sehr schön. Und zwar gab es in der Mensa, die damals noch in der Baracke, die jetzt gerade abgerissen worden ist, untergebracht war, zwei große Kannen mit Buttermilch zur freien Verfügung. Man konnte sich dort hinsetzen, Zeitung lesen und dazu kostenlos Buttermilch trinken. Das habe ich sehr gerne gemacht, denn Durst hatte ich immer. Ich fand es gemütlich, konnte mich dort mit den Kommilitonen treffen, in Ruhe lesen oder klönen und dazu Buttermilch trinken.

Was mich hier insgesamt sehr beeindruckt hat, war das Bestreben, Lübeck aufbauen zu wollen. Die Dozenten, die Verwaltungsleute und auch die Studenten wollten aus Lübeck etwas machen. Die damalige Medizinische Hochschule war schon auf einem guten Wege, aber es war natürlich noch viel zu tun. Der Wille zum Aufbau ist etwas ganz Besonderes, weil man sich gegenseitig helfen will. Das habe ich auch in späteren Jahren erlebt, als die Vorklinik gebaut wurde. Mein damaliger Chef, der Anatom Haug, war als Koordinator eingesetzt worden, und wir haben lange Zeit nur für diese Vorklinik gearbeitet. Es gab von allen Seiten Unterstützung, jeder versuchte zu helfen, wo es nur ging. Das hat mich sehr beeindruckt.

Leider ist, gerade auf der Verwaltungsseite, Vieles rigider geworden. Der Aufbau hat zu einem großen Apparat geführt, der sich selbst hemmt, zumindest habe ich zunehmend diesen Eindruck. Da passiert Vieles, was nicht gut ist.

StudentenPACK: Was hat sich hier denn am meisten verändert?

Eggers: Alles! Es sind unglaublich viele Studierende geworden, das ist gut so. Früher gab es nur die Medizin. Inzwischen gibt es viele andere Studiengänge und auch das ist gut, denn eine Uni muss wachsen, sonst lebt sie nicht.

StudentenPACK: Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Studentenzeit?

Eggers: Gar nichts. Ich fand die geringe Größe damals wunderbar, mir hat das Persönliche sehr gut gefallen. Es war aber auch etwas, das gut in die Zeit passte. Inzwischen hat sich vieles verändert, und es gibt wieder Menschen, die versuchen, etwas Gutes zu schaffen, was in diese Zeit passt. Ich wollte nicht unbedingt wieder die Möglichkeit haben, Buttermilch in der Mensa zu trinken.

StudentenPACK: In Ihrer Bewerbung zum Studierendenparlament 1975 beziehen Sie sich auf das „Aktionsprogramm für einen politischen AStA“. Wie politisch war der Campus damals?

Eggers: Die Studenten in Lübeck waren nie sehr politisch. Vorher in Bonn war es ganz anders. Dort sind Vorlesungen häufig boykottiert und stattdessen Sit-ins veranstaltet worden. Wenn ein Dozent etwas Unliebsames von sich gab, wurde dies sofort mit lautem Zischen begleitet oder man verließ aus Protest den Hörsaal. Auch in Bonn geschah das in der Medizin viel seltener als in anderen Fakultäten; hier in Lübeck gab es das so gut wie gar nicht. Hier wurde auch diskutiert und argumentiert, aber auf einem vergleichsweise freundlichen Niveau. Man merkte, dass alle an einem Strang ziehen wollten, der für Lübeck gut war.

StudentenPACK: Sehen Sie darin heute eine Veränderung verglichen mit früher?

Eggers: Eine politische Auseinandersetzung findet an der Universität kaum noch statt. Manchmal habe ich das Gefühl, man müsste deutlicher sagen, was nicht gut läuft. Damals prangerten Studenten politische Verhältnisse im Ausland an, demonstrierten und diskutierten. Da schien Nicaragua näher als Kiel. Ein ideologisch geprägtes Engagement passt nicht mehr in unsere Zeit. Wir müssen uns um unsere Welt kümmern, aber nicht auf die theoretische Weise, wie es damals gemacht wurde.

StudentenPACK: Damals studierte man ja auch noch an der innerdeutschen Grenze. Wie viel hat man davon mitbekommen?

Eggers: Die Grenze war natürlich sehr nahe. Im Grunde liefen wir jeden Tag dagegen, wenn wir versuchten, auf Spaziergängen oder Radtouren weiter nach Osten zu kommen. Wir sahen die Holunderblüten jenseits der Grenze, aber die Früchte konnten wir für den Punsch nicht ernten. Es war ein unglaubliches Erleben, als die Grenze geöffnet wurde und ein riesiger Teil Deutschlands plötzlich erlaufbar und mit dem Rad erkundbar wurde, anstatt von einem Zaun abgetrennt zu sein.

StudentenPACK: Hat die Grenzöffnung auch den Campus merklich verändert?

Eggers: Lübeck ist insgesamt offener geworden. Früher lag es wirklich in Zonenrandlage und jetzt ist es wieder mittendrin im Ostseeraum. Für Lübeck und die Uni ist es gut, dass wir nicht mehr am Rande leben. Die Bereitschaft von guten Wissenschaftlern, hierher zu kommen, ist durch die zentralere Lage größer geworden. Durch die Ostsee liegt Lübeck zwar immer noch am Rand Deutschlands, aber nicht mehr im hintersten Eck.

StudentenPACK: Wie geht es Ihrer Meinung nach mit der Universität weiter?

Eggers: Wenn ich mir ansehe, wie sich die Uni Lübeck entwickelt hat, kann ich mir gut vorstellen, dass diese Entwicklung so weitergeht. Vieles, was geplant war, ist ja erreicht, aber in einigen Bereichen scheint es noch Bedarf zu geben. Ich denke, dass Lübeck immer die kleinere, feinere Universität in Schleswig-Holstein sein wird und nicht den Ausbau zur großen Volluniversität machen wird. Die Überführung in eine Stiftungsuniversität bietet große Chancen, diese Entwicklung mit mehr Geld zu unterstützen, und ich hoffe, dass diese Chancen auch genutzt werden.

StudentenPACK: Möchten Sie zum Schluss noch ein Statement zum Ehrendoktortitel von Frau Schavan abgeben?

Eggers: Die Zeit von „Lübeck kämpft!“ war eine entscheidende für Lübeck. Es sah ja wirklich so aus, als ob Lübeck begraben würde. Frau Schavan hat damals eine Möglichkeit gefunden, Lübeck durch finanzielle Hilfe zu retten. Ich bin sicher, dass sie den Ehrendoktortitel wirklich zu Recht verliehen bekommen hat, denn hier wurde nicht eine wissenschaftliche, sondern eine politische Leistung honoriert, die sie unzweifelhaft erbracht hat.

StudentenPACK: Vielen Dank für das Gespräch!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/interview-mit-dr-reinhard-eggers/feed/ 0
Interview mit Dr. Peter Delius https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/interview-mit-dr-peter-delius/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/interview-mit-dr-peter-delius/#respond Mon, 03 Nov 2014 08:09:35 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212456 Dr. med. Peter Delius absolvierte nach der Vorklinik in Berlin von 1980 bis 1984 den klinischen Abschnitt des Medizinstudiums an der Medizinischen Akademie bzw. Hochschule Lübeck und arbeitete im Anschluss daran noch einige Jahre in Lübeck. 1995 ließ er sich nach seiner Zeit in Bonn und Hamburg als Psychiater und Psychotherapeut in Lübeck nieder.

StudentenPACK: Von 1980 bis 1984 haben Sie in Lübeck studiert, was waren in dieser Zeit Ihre drei prägendsten Ereignisse?

Peter Delius: Sie müssen sich vorstellen, dass die Zeit damals für heutige Verhältnisse in unglaublichem Maße politisiert war. Das bezog nicht alle Studenten und Studentinnen ein, aber einen sehr großen Teil. Deswegen haben auch mindestens zwei der Dinge, die mich geprägt haben, im weitesten Sinne mit Politik zu tun. Das eine ist die Zeit, in der ich AStA-Vorsitzender war und die Studentenschaft in Gremien und auch bei einigen Demonstrationen vertreten habe. Das zweite war gegen Ende meines Studiums die Beschäftigung mit der Heilanstalt Strecknitz und damit, was dieses Thema innerhalb der Hochschule für Wogen geschlagen hat. Das dritte ist eine Fahrt nach Bergen als Studierendenvertreter, eingeladen von der dortigen Universität im Rahmen der bestehenden Partnerschaft. Wir waren ungefähr 20 Studierende und wurden dort empfangen wie die Könige, wie die Vertreter der Hanse in einer Hansekolonie. Wir waren sehr beeindruckt von der Gastfreundschaft und all dem, was unsere Gastgeber uns geboten haben und sehr beschämt, als sich später herausstellte, dass die norwegischen Studenten ein halbes Jahr vorher da gewesen waren und keiner sie beachtet hatte. Sie waren in einer Jugendherberge untergebracht worden und hatten große Schwierigkeiten, überhaupt Anschluss zu finden. Das spiegelte – historisch gesehen – vielleicht ein bisschen das Verhältnis von Lübeck, der Königin der Hanse, zu seiner kleinen norwegischen Kolonie in Bergen wider. Das war jedenfalls etwas, was mir bleibend in Erinnerung geblieben ist.

StudentenPACK: Wie spiegelte sich die allgemeine Politisierung auf dem Campus wider?

Delius: Vorweg sollte ich vielleicht ein bisschen zu meiner Vorgeschichte sagen: Ich bin aus Berlin gekommen, wo in unserem Semester ungefähr so viele Studenten waren wie in der ganzen Hochschule in Lübeck. Vorher war ich ein Jahr in Portugal und Westafrika, um dort revolutionäre Bewegungen zu unterstützen. Das erzählt sich heute etwas anekdotisch, doch damals haben sich viele Studenten verschiedener Fachrichtungen ähnlich betätigt. Ich kam dann sehr politisiert aus Berlin nach Lübeck und wurde so etwas wie Klassensprecher In dieser sehr beschaulichen und übersichtlichen Hochschule. Es gab damals verschiedene politische Gruppierungen: Zwei linke, von denen sich eine an der ehemaligen DKP orientierte und dann die „Linke Liste“, in der ich kandidiert habe, die zwischen Sponti-tum und den damaligen K-Gruppen einzusortieren war. Dann gab es natürlich auch „rechte“ Gruppen, die aber auch relativ liberal waren. Wir waren ein super Team. Wir haben viel Spaß miteinander gehabt, uns an vielen Wochenenden getroffen – teilweise in den Häusern von Kommilitonen – und uns mit Studentenpolitik beschäftigt.

StudentenPACK: Was waren zu der Zeit hochschulpolitisch die wichtigsten Themen?

Delius: Damals gab es Berufsverbote für verschiedene Studenten, die ihr Studium abgeschlossen hatten, da haben wir uns engagiert. Außerdem ging es um die Mitbestimmungsmöglichkeiten in Gremien, weil die Studenten damals eher wenig Rechte hatten. Dann gab es eine wichtige Ringvorlesung zum Thema Medizin im Nationalsozialismus, die mich auch sehr geprägt hat – daraus ist dann auch meine Doktorarbeit hervorgegangen. Ansonsten ging es auch um einige Hochschullehrer, denn – das können Sie sich heute gar nicht mehr vorstellen – die erste Generation der Hochschullehrer in Lübeck war nicht die erste Garde. Da gab es einige, die wenig qualifiziert oder auch als Persönlichkeiten schräg waren, mit schwersten Suchtproblemen bis hin zu – als Psychiater würde ich heute sagen: schweren Persönlichkeitsstörungen. Aber so ist das, wenn eine Hochschule entsteht. Da gibt’s eben auch so eine Phase.

StudentenPACK: Es gab in den Achtzigern ja durchaus einiges an Demonstrationen, Klausurboykotten und ähnlichem. War so etwas auch bei Ihnen ein Thema?

Delius: Ja. Es gab mehrere Demonstrationen, bei denen es um die Berufsverbote ging, oder um bundesrepublikanische Studentenpolitik. Wir sind da auf die Straße gegangen und 100-200 Studenten sind mitgegangen. Bei 500 Studenten ist das schon ein wirklich großer Anteil.

StudentenPACK: Wie war das mit den Berufsverboten? Es gab schließlich auch in Lübeck einen Fall…

Delius: Ja. Das war Reinhard Fröschlin. Ein Kollege, der in Bad Segeberg in einer Klinik arbeitet und dort leitender Oberarzt geworden ist. Damals wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der Studentenorganisation der DKP nicht in den öffentlichen Dienst aufgenommen und konnte für einige Jahre nur in privaten Kliniken arbeiten. Zum Verständnis muss man vielleicht noch dazu sagen: Im Osten der BRD, da waren nur Diktaturen. Die Demokratie, wie wir sie heute so selbstverständlich erleben, war damals noch umgeben von Diktaturen. Da gab’s die DDR, da gab es Polen… Es war alles noch nicht so selbstverständlich, deswegen waren die politischen Auseinandersetzungen auch viel schärfer und existenzieller.

StudentenPACK: Im August 1983 gab es im AStA eine Hausdurchsuchung wegen einer SpriPu-Ausgabe, die im Rahmen der Friedensbewegung forderte, direktere Widerstandsformen zu ergreifen. Haben Sie davon etwas mitbekommen?

Delius: Zu der Zeit war ich schon im PJ und habe das nicht mehr richtig mitbekommen. Ich überlege mal, ob ich noch jemanden kenne, der dabei gewesen sein könnte.

StudentenPACK: Politisch war während Ihrer Studienzeit also sehr viel los. Wie waren der AStA beziehungsweise die Studenten untereinander organisiert?

Delius: Das ist eine nicht ganz einfache Frage. Es gab damals schließlich keine sozialen Netzwerke und Informationen wurden händisch weiterverbreitet – mit handgeschriebenen Zetteln, die kopiert und irgendwo verteilt wurden. Aber gewisse Knotenpunkte gab es doch, wo die Studenten immer wieder hinmussten, beispielsweise in die Mensa. Dort lief man sich häufig über den Weg und dadurch haben sich dann die Informationen verbreitet, wie zum Beispiel dass eine Demo stattfand. Und es wurde ja auch gefeiert, dabei unterhielt man sich dann auch über so etwas. Die vom AStA bekanntgemachten Veranstaltungen standen damals aber auch nicht in so großer Konkurrenz zu anderen Veranstaltungen, wie das heute der Fall ist.

StudentenPACK: Während Ihres Studiums wurde die Vorklinik in Lübeck eingeführt. Wie haben Sie das miterlebt?

Delius: Daran habe ich eigentlich keine richtige Erinnerung. Es wurde eben größer, aber an mehr kann ich mich da nicht erinnern. Es blieb – gerade im Vergleich zu Berlin – klein und vieles lief über persönliche Beziehungen.

StudentenPACK: Kurze Zeit bevor Sie zum Studieren nach Lübeck kamen, wurden hier die Multiple Choice-Fragen eingeführt. Am Anfang stieß das auf sehr viel Widerstand. War das bei Ihnen auch noch ein Streitthema oder schon Standard?

Delius: Ich war da schon domestiziert – in Berlin war das normal. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass das Thema gewesen wäre.

StudentenPACK: Auch die Heilanstalt Strecknitz war während Ihrer Studienzeit ein wichtiges Thema, Sie erwähnten bereits am Anfang eine Ringvorlesung. Wie kam es, dass gerade dann viel über die Vergangenheit des Campus in der NS-Zeit gesprochen wurde?

Delius: Anlass dafür waren die Äußerungen eines Professors für medizinische Statistik und Dokumentation, der die Leitsätze der deutschen Wehrmacht als im Grunde genommen immer noch gut geeignet für heutige Medizinstudenten ansah und das auch öffentlich geäußert hat. Außerdem hat 1980 ein sogenannter „Gesundheitstag“ in Berlin stattgefunden, bei dem zum ersten Mal breit, also für Tausende, öffentlich wurde, was in den Jahren zuvor innerhalb der Ärzteschaft verschwiegen wurde: die Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus. Ich habe diesen Gesundheitstag mitorganisiert und sicher auch gedanklich etwas davon aus Berlin mitgebracht. Professor Dilling, der Leiter der psychiatrischen Klinik, hat uns damals Akten über die Patienten in Strecknitz zur Verfügung gestellt. Besser gesagt: Er hat uns den Schlüssel zu einem Raum gegeben und gesagt, dort könnte was zu finden sein, oben im Turm. Da haben wir dann gesucht, die Akten gefunden und schließlich publiziert. Vielleicht kennen Sie die Dokumentation dazu aus der Bibliothek, ein orangenes Heft.

StudentenPACK: Wie ging es weiter als die Vorgeschichte an der Hochschule bekannt wurde?

Delius: Da ging’s dann richtig hoch her! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schwierig das war, damals über die Geschichte der Universität oder damals der Medizinischen Hochschule zu sprechen, weil das als Nestbeschmutzung galt. Die Akteure – das waren außer mir noch zwei, drei andere – wurden nicht nur zeitweise aus den Gremien ausgeschlossen, sondern richtig bedroht – sogar mit Mord. Das war ein Hochschullehrer, der uns damals bedroht hat, kein kleines Licht. Über die Heilanstalt Strecknitz zu sprechen wurde damals nicht als historische Aufarbeitung empfunden, sondern als Makel auf dieser jungen Hochschule angesehen. Es wurde vielmehr die Gefahr gesehen, dass diese naturwissenschaftliche Hochschule kontaminiert werden könnte mit der Ermordung beziehungsweise Deportation von psychisch Kranken.

StudentenPACK: Letzten Endes wurde auf dem Campus ein Mahnmal aufgestellt. Das durchzusetzen war sicher auch nicht ganz einfach…?

Delius: Nein, das war wirklich nicht einfach. Da haben sich dann aber einige Hochschullehrer auch wirklich drum verdient gemacht. Die Studenten alleine hätten das damals nicht durchsetzen können. Lange Zeit ging es darum, ob es eigentlich „Mahnmal“ heißen darf, weil es einigen – auch dem damaligen Präsidenten der Medizinischen Hochschule – viel zu weit ging, dass da „gemahnt“ wurde. Es sollte eher eine neutrale Information sein.

StudentenPACK: Bis von studentischer Seite dieses Mahnmal in Angriff genommen wurde, wurde die Campus-Geschichte vor der Gründung der Hochschule also komplett totgeschwiegen?

Delius: Bis 1980 war im Vorlesungsverzeichnis kein Wort über die Tatsache zu finden, dass die Medizinische Hochschule in den Gebäuden eines psychiatrischen Krankenhauses gegründet wurde, deren Insassen vorher deportiert wurden.

StudentenPACK: Fächer wie Medizingeschichte gab es damals vermutlich auch schon?

Delius: Ja, die gab es auch schon. Der damalige Leiter der Medizingeschichte in Kiel, Professor Kudlien, hat sich damals sehr für die Aufarbeitung engagiert, auch gegenüber seinen Fachkollegen. Für viele von den Medizinhistorikern war das gar kein Thema, weil sie fanden, dass Geschichte nicht Zeitgeschichte sein darf, sondern zurückliegen muss. So ist es mit der Bewältigung der NS-Verbrechen – es müssen mehrere Generationen darüber hinweggehen; die letzten Täter müssen, na ja, nicht gestorben, aber zumindest so alt sein, dass sie nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen werden können. Dann kann darüber so pragmatisch gesprochen werden, wie Sie das heute tun. Doch damals waren noch zu viele Väter involviert in die Geschichte des Nationalsozialismus, die als drohende Instanz im Hintergrund immer spürbar waren.

StudentenPACK: Gab es unter den Ärzten oder Professoren in Lübeck noch jemanden, der in die Geschehnisse der NS-Zeit noch direkt verwickelt war?

Delius: Da kann ich mich nicht daran erinnern, dass es direkte Verstrickungen gab. Wir haben etliche Interviews mit Menschen geführt, die damals noch lebten: Wir haben mit einer Reihe von Krankenpflegern gesprochen, die in Strecknitz gearbeitet hatten, und mit einer Ärztin. Die war zu dem Zeitpunkt schon weit über 90 und wollte mit all dem eigentlich nichts mehr zu tun haben.

StudentenPACK: Auch nach Ihrem Studium haben Sie Lübeck nicht für immer den Rücken gekehrt, sondern noch einige Zeit in der MHL gearbeitet und sich schließlich hier niedergelassen. Was haben Sie dann noch von der Universität mitbekommen?

Delius: Ich habe dann noch fast zehn Jahre mit der psychiatrischen Klinik zu tun gehabt und mich dort auch wissenschaftlich betätigt. In der Zeit war mir die Uni natürlich nah – danach aber immer weniger, es gab dann doch immer weniger Gemeinsamkeiten zwischen einem niedergelassenen Arzt und den Studenten. Das ist schade, aber so ist das Leben.

StudentenPACK: Von „Lübeck kämpft“ haben Sie sicher trotzdem noch etwas mitbekommen?

Delius: Da habe ich nicht so viel mitbekommen, ich war gerade zu der Zeit vier Wochen im Urlaub. Das hat mich geärgert. Aber das, was hier stattgefunden hat, war eine tolle Aktion.

StudentenPACK: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/interview-mit-dr-peter-delius/feed/ 0
Es darf gefeiert werden! https://www.studentenpack.de/index.php/2013/07/es-darf-gefeiert-werden/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/07/es-darf-gefeiert-werden/#respond Mon, 01 Jul 2013 08:00:58 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=158654
Das Wahrzeichen der Uni, der Turm.

Das Wahrzeichen der Uni, der Turm.[media-credit id=14 align="aligncenter" width="645"]

Nächstes Jahr wird ein großes Jahr. In den kommenden 12 Monaten stehen nicht weniger als drei Jubiläen an.

Im Jahre 1993 wurde an der Medizinischen Universität zu Lübeck der Studiengang Informatik mit Anwendungsfach Medizinische Informatik gegründet. Die weiteren Anwendungsfächer kamen in den darauffolgenden Jahren dazu. Mittlerweile ist die Medizinische Informatik ein eigenständiger Studiengang. Zum Anlass des zehnjährigen Jubiläums findet ein zweitägiges Festkolloquium am 5. und 6. September statt.

Beim zweiten Jubiläum im September 2013 feiern die Alumni ihr zehnjähriges Bestehen. Am 27. September beginnen die Feierlichkeiten mit einer Firmenführung bei der EUROIMMUN AG. Am darauffolgenden Tag findet vormittags ein öffentliches Symposium im Audimax statt. Dort werden Alumni aus allen Fachbereichen ihren Alltag vorstellen. Die Alumni engagieren sich nicht nur für ehemalige Studenten, die ihr Studium hier an der Uni absolviert haben und nun bereits im Arbeitsleben stehen, sondern auch alle anderen, die in Kontakt zur Uni und zu den aktuell Studierenden bleiben möchten.

Das größte Jubiläum wird erst im nächsten Jahr gefeiert. Die Universität zu Lübeck wird 50! 1964 als medizinische Fakultät der Kieler Uni gegründet, wurde sie 1973 eigenständig und in „Medizinische Hochschule zu Lübeck“ umbenannt. Nachdem die Landesregierung im Mai 2010 den Plan hatte, die Medizinische Fakultät wieder zu schließen, haben wir nun noch einen Grund mehr, das 50-jährige Bestehen der Uni zu feiern. Über 30 Jahre wurde an der Universität in Lübeck ausschließlich das Medizinstudium angeboten. Erst nachdem vor 20 Jahren die Informatik dazu kam, war der Grundstein für die heutigen Sektionen MINT gelegt.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2013/07/es-darf-gefeiert-werden/feed/ 0
Die alte Seefahrtschule https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/die-alte-seefahrtschule/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/die-alte-seefahrtschule/#comments Mon, 16 Jan 2012 10:55:59 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=2188 unbekannter Fotograf

„Wie kommt man denn zur alten Seefahrtschule?“, war häufig die Frage der Erstsemester, wenn in den Mathematik-Vorlesungen die Übungsgruppen bekannt gegeben wurden, denn die meisten Übungen und vertiefenden mathematischen Veranstaltungen fanden bis zum Wintersemester 2010/2011 dort statt. Bereits seit dem Sommersemester finden die meisten Übungen nun allerdings in den Seminarräumen auf dem Campus statt und in diesem Semester wurde nur noch eine Vorlesung in den Hörsälen der Seefahrtschule gehalten. Die größeren Vorlesungen, also Analysis und Lineare Algebra, finden schon lange auf dem Campus statt, denn in der Seefahrtschule sind lediglich drei kleine Hörsäle untergebracht. Sie liegt in den südlichen Wallanlagen der Altstadtinsel zwischen dem Mühlenteich und dem Elbe-Lübeck-Kanal. Die Auffahrt zur Seefahrtschule versteckt sich zwischen der Mühlenbrücke und der Wallstraße und führt hinauf auf die Wallanlagen.

Geht man am Kanal zu Fuß entlang, so erblickt man erst das Kaisertor, auf dem die alte Seefahrtschule erbaut worden ist. Dieses stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist eines der kleineren Tore zur Stadt gewesen, welches wahrscheinlich nach seinem Erbauer benannt ist. Es wurde jedoch im 16. Jahrhundert zugeschüttet und darauf Wallanlagen errichtet. Wesentlicher Zugang zur Stadt ist zu der Zeit das nahegelegene Mühlentor gewesen, das ebenso wie das Holstentor aus 3 Toren bestand und dessen inneres Tor etwa auf der Höhe des alten Zolln stand. Auf den Grundmauern des zum Teil abgetragenen Kaiserturms wurde 1826 das „Gebäude zur Lehranstalt für die Schifffahrtskunde“ errichtet und die 1808 gegründete Navigationsschule zog dort ein. Der heutige Bau stammt etwa aus dem Jahr 1900. Während der Bauarbeiten am Elbe-Lübeck-Kanal, in den 3 Jahren davor, wurde das Kaisertor wieder freigelegt. Als Durchgang zur Wallstraße wurde das Kaisertor auch für die Festlichkeiten zur Eröffnung des Kanals genutzt. In der Seefahrtschule wurden Seeleute und Steuermänner, Kapitäne und Piloten sowie Seefunker und Maschinisten ausgebildet, wobei während des zweiten Weltkriegs die letzten beiden Studiengänge eingestellt waren. 1969 erfolgte eine Teilung der Seefahrtschule, da der Fachbereich Seefahrt an der im selben Jahr gegründeten Fachhochschule einen Teil der Studiengänge übernahm. Schließlich wurde die Seefahrtschule Lübeck 1993 nach Flensburg verlegt.

Ebenfalls im Jahr 1993 wurde an der Universität zu Lübeck (damals noch Medizinische Universität zu Lübeck) der Diplomstudiengang Informatik eingerichtet. Die drei ersten Institute, die nach dem Gründungsinstitut (medizinische Informatik von Prof. Dr. em. Pöppl) entstehen, ziehen in die nun leerstehende Seefahrtschule ein. So teilen sich das Institut für theoretische Informatik (Prof. Dr. Reischuk), das Institut für praktische Informatik (Prof. Dr. Linnemann) und das Institut für Mathematik (Prof. Dr. Lasser) ab 1994 die Räume der alten Seefahrtschule. In das alte Direktorenzimmer mit der Veranda zieht die Bibliothek ein und aus den drei alten Klassenzimmmern werden kleine Hörsäle. Damit ist die alte Seefahrtschule neben dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung (IMGWF) in der Königstraße der zweite Standort der Universität zu Lübeck in der Altstadt. Die Einrichtung der Seefahrtschule steht schon damals unter Denkmalschutz, so dass die alten Schränke mit Instrumenten nicht nur erhalten bleiben müssen, sondern an ihren ursprünglichen Plätzen bestehen bleiben. Dadurch ist etwa auf dem Flur im neueren (östlichen) Teil der Seefahrtschule ein alter Schrank mit physikalischen und chemischen Apparaturen. Auch in einigen Büros – etwa dem von PD Dr. Teichert – stehen nautische Instrumente und ein alter Schreibtisch, der trotz seines Alters weiterhin genutzt werden darf. Im kleinsten der Hörsäle, dem ebenfalls im östlichen Teil gelegenen Hörsaal 3, ist sogar noch die alte Einrichtung mit Schulbänken und einem großen Transformator vorhanden. In den Abseiten stehen außerdem alte Funkgeräte und Globen, sowie Karten, -ständer und Navigationsgeräte. Neben den drei Instituten bleibt ein Bereich der Seefahrtschule dem norddeutschen Rundfunk vorbehalten, der auf den Wallanlagen direkt neben der Seefahrtschule einen Sendemast betreibt.

Mit der Zeit entstehen weitere Institute der Informatik, die zunächst in der Seelandstraße in Kücknitz untergebracht werden. Eine Ausnahme bildet das Institut für technische Informatik, das in der alten Küche des Universitätsklinikums, dem Haus 33, unterkommt. Mit der Fertigstellung des zunächst nur 2-stöckigen Informatik-Gebäudes (Gebäude 64) auf dem Campus ziehen im Jahr 2004 sämtliche Institute der Informatik auf den Campus. In der Seefahrtschule bleibt lediglich das Institut für Mathematik. Die Grundlagenvorlesungen finden zu der Zeit schon auf dem Campus statt, denn für die etwa 200 Erstsemester der Studiengänge Informatik, CLS (heute MML) und MLS reichen selbst die dortigen Hörsäle V1 und V2 nur knapp. Nach dem Bau des Audimax von 2004 bis 2008 beginnt im Jahr 2009 die Erweiterung des Informatik-Gebäudes. Rundherum wird eine gesamte Etage auf das Gebäude gesetzt: Der Rundbogen erhält eine zweite Etage, die beiden Flügel eine Dritte. Vorgesehen war diese Etage schon 2004, doch fehlten damals die Gelder. So begleitet Baulärm bis Ende 2010 den Wissenschafts- und Lehrbetrieb im Informatikgebäude.

In der Seefahrtschule bleibt es ruhig. Zwar sind zwischenzeitig brandschutzbedingt 2008 einige Türen in den Fluren nachgerüstet worden, davon abgesehen gibt es allerdings seit einigen Jahren störende Mängel am Gebäude, wie etwa Schimmel in den Kellerwänden des östlichen Teils, wo die Toiletten untergebracht sind. Nicht nur deswegen, sondern auch, um die Wege zu verkürzen, ist einer der neuen Flügel für das Institut verplant. Im Januar 2010 wird aus der Arbeitsgruppe SAFIR um Prof. Dr. Bernd Fischer das Institute of Mathematical Image Computing (MIC). Mit den Plänen, ein Frauenhofer-Institut zu werden, und somit einigen neuen Mitarbeitern wird es zunächst eng in der Seefahrtschule. Der Plan, die gesamten Mitarbeiter in der Mathematik in einem der neuen Flügel unterzubringen, ist damit nicht mehr realisierbar. Nach einigen Verhandlungen zieht das MIC im Mai 2011 in das Multifunktions-Center (MFC) 2 am Carlebachpark nahe des Universitätscampus.

Der Umzug des Instituts für Mathematik, der eigentlich für März 2011 angedacht war, verschiebt sich, da mit der Anschaffung und Planung der neuen Möbel einige Probleme auftreten. Abgesehen von ein paar Verwirrungen bezüglich der Räume für die Übungen im Sommersemester und der häufigen Frage, wann denn nun der Umzug sei, bleibt alles wie vorher: Zu Vorlesungen und Übungen auf dem Campus muss man zwar ein wenig Zeit einplanen, dafür bleiben den Mathematikern der schöne Ausblick und die Nähe zur Altstadt.

Zum ersten Dezember 2011 ist nun das Institut für Mathematik im dritten Stock des Gebäudes 64 eingezogen und die alte Seefahrtschule steht leer. Zwischenzeitig stand der Plan im Raum, die lübsche Polizei eine Weile dort unterzubringen, um das 1. Revier in der Mengstraße zu renovieren. Auch der Verein für Denkmalschutz überlegte, die alte Seefahrtschule zu übernehmen und ein Seminargebäude daraus zu machen, in dem dann Lehrgänge zu Denkmalpflege – eventuell auch am praktischen Beispiel des Gebäudes selbst – hätten stattfinden sollen. Aktuell sucht das Land Schleswig-Holstein nach einem Interessenten und bleibt derweil Eigentümer der alten Seefahrtschule. Besitzer der Seefahrtschule ist weiterhin die Universität zu Lübeck, behält also etwa vorerst die Schlüssel und die Pflichten, die ein Gebäude so mit sich bringt.

Als ich Anfang 2009 meinen ersten Schreibtisch in der Seefahrtschule bekam, um meine Diplomarbeit dort zu schreiben, stand schon fest, dass das Institut in absehbarer Zeit aus der Seefahrtschule ausziehen wird. Damals sagte ich scherzhaft, ich würde dann eine WG dort aufmachen, denn die Lage und der Ausblick sind wirklich schön, dann noch in einem über 110 Jahre altes Gebäude – meiner Meinung nach traumhaft. Natürlich ist eine WG in der Seefahrtschule kaum realisierbar, denn mit dem Denkmalschutz wären die notwendigen Umbauten kaum vereinbar. Bleibt zu hoffen, dass sich ein Weg findet, auf dem die alte Seefahrtschule renoviert wird und weiterhin als das erhalten bleibt, was sie – beziehungsweise der vorherige Bau – über 180 Jahre nun war: ein Ort der Lehre mit altem Charme, einer schönen Wallanlage drumherum am südlichen Ende der Altstadt.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2012/01/die-alte-seefahrtschule/feed/ 1
Der AStA hat ‘nen Vogel https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/der-asta-hat-nen-vogel/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/der-asta-hat-nen-vogel/#comments Wed, 05 May 2010 08:00:50 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108684
Seit 350 Jahren im Einsatz: der Pestdoc.AStA der Universität zu Lübeck

Seit 350 Jahren im Einsatz: der Pestdoc.

Das Logo des AStAs ist der Pestdoc, das weiß jeder. Aber warum ist er das? Warum ist ein Mann in einer wirkungslosen spät-mittelalterlichen Verkleidung, die ihn gegen eine ansteckende Krankheit schützen soll, das Logo des Allgemeinen Studierendenausschusses? Im AStA nachgefragt hört man zu dem Thema nicht erleuchtendes. „Vielleicht weil das mal ‘ne Mediziner-Uni war?“, rätseln einige, aber schlüssige Erklärungen gibt es keine. Das ist auch kein Wunder, denn der Pestdoc ist das Logo solange sich irgendein Student zurückerinnern kann.

Für unsere Nachforschungen also eine Sackgasse.

Glücklicherweise führt der AStA ein Archiv, in welchem sich viele der alten Protokolle und Studentenzeitungen finden. Wenn das Logo irgendwann eingeführt wurde, so muss das auch dokumentiert worden sein. Die Nachforschungen sind aber so unergiebig wie die Nachfrage im AStA, das Logo taucht irgendwann auf, als wäre es schon immer da gewesen.

Man könnte meinen, hier wären unsere Nachforschungen an einem Ende. Warum sollte man sich die Mühe auch machen? Das Logo ist denkbar unbeliebt im AStA. Viele wollen ein AStA-T-Shirt nicht anziehen, schon weil der Pestdoc drauf ist. So unbeliebt, dass der AStA auf der Suche nach einem neuen Logo ist. Warum also nach seinem Ursprung suchen? Weil es ein Teil der Geschichte der Uni ist, und weil ein Rätsel immer dazu auffordert, gelöst zu werden.

Vielleicht muss man dieses Rätsel aber von einer anderen Perspektive betrachten: Was ist das überhaupt für ein Arzt, was ist das für ein Bild? Das Internet, unendliche Quelle an Information, ist in diesem Fall unser Freund. Eine kurze Suche ergibt: Der Pestdoc ist nicht irgendein Pestarzt, es ist quasi der Pestarzt. „Doctor Schnabel von Rom“ ist ein Kupferstich, den Paul Fürst 1656 anfertigte. Es ist eines der bekanntesten Bilder eines Pestarztes und hat das moderne Bild dieser Berufsgruppe geprägt. Pestärzte zogen während der Zeit des schwarzen Todes, wie die Krankheit auch genannt wurde, von Haus zu Haus und stellten fest, ob Personen erkrankt waren. In ihren Masken hatten sie einen Essig getränkten Schwamm, von dem sie hofften, er würde sie vor Infektionen schützen. Mit dem Stock zeigten sie auf Stellen, von denen sie meinten, sie müssten behandelt werden. Dank der spitzen Masken handelten sie sich den Spottnamen „Doktor Schnabel“ ein.

Doctor Schnabel von RomPaul Fürst, 1656

Doctor Schnabel von Rom

Paul Fürst, dies verrät uns Wikipedia, war Verleger, Kunst- und Buchhändler und lebte von 1608 bis 1666 in Nürnberg, wo er Selbstmord beging.
Vorlage für den Pestarzt war anscheinend ein Bild von J. Columbina, über den das Internet aber weniger Information herausgibt.

Keiner der beiden scheint eine Verbindung zu Lübeck zu haben, aber sicherheitshalber fragen wir die Fachleute am Lübecker Museum für Archäologie: Im Burgkloster steht eine Figur eines Pestarztes in einer Ausstellung, doch erst seit der Neueröffnung am 12. Juli 2005, er ist also nicht der Grund. Dass dort eine Figur des Dr. Schnabel steht, liegt an einem Massengrab, das Anfang der Neunziger in Lübeck gehoben wurde. Dies ging damals durch die Medien in Lübeck und hat sicher das Bewusstsein für Lübeck zu Pestzeiten gestärkt, aber eine Verbindung zur Universität oder ihren Studenten kann Doris Mührenberg, Archäologin am Burgkloster, nicht erkennen. Auch Sie ist verwundert darüber, dass der AStA dieses Logo erwählt hat. Dass die Pest in Lübeck wütete, ist nicht so ungewöhnlich für die Zeit, zumindest wenn man bedenkt, dass Lübeck eine viel angefahrene Hansestadt war.

Hat es vielleicht damals, Anfang der Neunziger, eine Konferenz zur Pest gegeben, an welcher Studenten beteiligt waren? Diese Legende erzählen einem Studenten, die länger an dieser Uni sind. Engagierte Studenten hätten an einer Konferenz über Pest teilgenommen, danach diffundierten sie in die Gremien und übernahmen ihr Logo. Doch Beweise für eine solche Konferenz sind nicht zu finden. Die Geschichte Lübecks erklärt also auch nicht, warum Studenten irgendwann dieses Logo wählten, das können sie nur selber erklären. Es gibt eine Chance diese Studenten noch zu erreichen: die Alumni. Der Verein ehemaliger Studenten und Universitätsmitarbeiter könnte Mitglieder haben, die Bescheid wissen. Der Brief ist schnell aufgesetzt und dann heißt es warten. Die Alumni sind hilfsbereit und schreiben uns schnell. Sie helfen uns, das Fenster etwas einzuengen. Felix Libau, der sein Examen in Lübeck 1992 ablegte, erinnert sich daran, dass das Logo bereits existierte. Auch andere Rückmeldungen bestätigen, dass seit den Neunzigern der „Pestdoc“ den AStA repräsentiert. Leider ist das alles, was wir erfahren.

Ein letzten Versuch unternehmen wir noch: das Institut für Medizingeschichte. Doch Professor Dietrich von Engelhardt kann uns leider auch nicht helfen.

Das Resultat ist enttäuschend, aber alle Möglichkeiten sind erschöpft. Es ist wohl wirklich Zeit, das alte AStA-Logo ziehen zu lassen.

Schon allein um uns aufzumuntern, wenden wir uns noch kurz den Fachschaften und ihren Logos zu.

Die Fachschaft Medizin präsentiert sich mit einem EKG in der Form der Lübecker Skyline, die Symbolik ist treffend und leicht verständlich, da muss man sich gar nicht groß Gedanken machen. Erfreulich.

Die Fachschaften cs|mls machen es uns ein kleines bisschen schwieriger. Was als der „Fachschaftshund“ bekannt ist, ist eine Ansammlung von Punkten, die mit viel Phantasie, geneigtem Kopf und zugekniffenem linken Auge wie ein Hund aussieht. Das Logo ist noch recht neu. Bei einer Ausschreibung 2005 gewann der Vorschlag von Jens Heyder gegen mehrere andere Einsendungen. Doch was soll es heißen?

Der Gewinner des Logowettbewerbs 2005.Fachschaften cs|mls

Der Gewinner des Logowettbewerbs 2005.

Wenn man „FS.tnf“ als ASCII-Code binär aufschreibt, jeden Buchstaben in eine Zeile schreibt und den Nullen ein Molekül, den Einsen keines gibt, entsteht ein Muster. Im endgültigen Logo sind die Zeilen noch leicht gegeneinander verschoben. So symbolisiert das Logo sowohl – mit ASCII und Binärdarstellung – die informatisch-mathematischen Studiengänge als auch mit den Molekülen den Studiengang MLS.

Logoausschreibung 2013

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/der-asta-hat-nen-vogel/feed/ 1
100 Jahre Campusgeschichten https://www.studentenpack.de/index.php/2009/01/100-jahre-campusgeschichten/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/01/100-jahre-campusgeschichten/#respond Sat, 10 Jan 2009 06:32:18 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=947 Man mag es kaum glauben, aber 100 Jahre Geschichte hat unser Campus nun schon geschrieben. Es ist eine bewegte Geschichte, die mit einer Psychiatrie beginnt und mit einer modernen Universität endet. Anhand von Studentenzeitungen und Presseberichten aus dem AStA-Archiv und anderer Literatur versuchen wir von StudentenPACK diese Historie in der Reihe „100 Jahre Campusgeschichten“ wieder zu entdecken.

Teil 1: Verdrängte Vorgeschichte (1909 – 1964)

Als in den Achtzigern auf der brachliegenden Fläche südwestlich des Campus die Mensa, die Bibliothek und das Vorklinikum geplant wurden, sollte die Bibliothek einen Turm erhalten, Architekturzeichnungen mit einem Turm wurden damals auch in den Lübecker Nachrichten abgebildet. Die Universität der zwei Türme? Herr der Ringe-Witze dürften auch damals aufgekommen sein, doch wie es mit Bauvorhaben so ist, kam alles anders.StudentenPACK | StudentenPACK.

Wahrzeichen der Universität: Der Uni-Turm.

Es gibt ein paar Sätze zur Geschichte dieser Institution, die jeder Student an der Universität zu Lübeck immer wieder hören darf: Seit 1964 gib t es den Universitätsstandort Lübeck, allerdings damals nur als medizinische Fakultät der Universität Kiel, 1973 wurde unsere Universität, damals unter dem Namen Medizinische Hochschule Lübeck, eigenständig. 1983 wird die Medizinische Universität Lübeck (MUL) aus unserer Uni und zehn Jahre später beginnen die ersten Informatikstudenten ihr Studium. Im Wintersemester 2001/2002 nimmt die Universität mit der Molekularen Biotechnologie (die heutige Molecular Life Science) ihren dritten Studiengang auf und benennt such kurz darauf in Universität zu Lübeck um. Es folgen 2002 die Einführung von Computational Life Science (CLS) und 2007 die Einführung des neusten Studiengangs unserer Uni: Die Medizinische Ingenieurswissenschaft.

Dies ist die Broschürenversion, den meisten von euch sicherlich bekannt. Es ist eine leblose Geschichte, einige wenige Daten, ein paar Zahlen. Üblicherweise bekommt der desinteressierte Zuhörer noch erzählt, wie viele Institute die Universität unterhalte, oder mit welchen Universitäten wir verpartnert sind. Keine dieser Zahlen lässt jedoch einen Studenten erfahren, was die wirkliche Geschichte der Universität ist, wie Studenten seit den sechziger Jahren diesen Campus mit leben gefüllt haben, wie in den 80ern die Angst vor einem Atomkrieg das Denken vieler Medizinstudenten erfüllte, wie demonstriert wurde gegen Krieg, gegen Veränderungen der Studienbedingungen oder sogar gegen das Ende der Universität.

Es geht um unsere Geschichte als Studentenschaft, es geht um unser Selbstverständnis als Studenten und es geht um ein gewisses Bewusstsein für Historie. Sicherlich, dies ist nicht weltbewegend, die Demonstrationen an der Uni Lübeck führen nicht ans Lincoln Memorial, die Protokolle, die wir schreiben, berichten nicht von der Wannsehkonferenz, die Reden an dieser Uni inspirieren niemanden, in 10 Jahren zum Mond zu fliegen. Aber dennoch, es ist unsere Geschichte und wir wissen viel zu wenig darüber.

Um die Geschichte der Universität zu Lübeck zu erzählen, beginnt man am paradoxerweise am besten 1981 in einem Biomathematik Seminar. Professor Passl, der Seminarleiter, geht ein wenig in den Exkurs, spricht über Verhaltensregeln für Ärzte, legt seinen Studenten ein Dokument vor und empfiehlt ihnen diese Regeln als Rollengrundsätze. Den Studenten scheinen diese Grundsätze gar nicht so falsch, auch als sie darüber informiert werden, dass diese die Wehrmachtsregeln aus dem Jahre 1936 sind. Empört über diesen Vorgang und entsetzt über die Studenten wurde der AStA aktiv und beginnt mit der Aufarbeitung des Themas “Medizin und Nationalsozialismus” und insbesondere mit der Vergangenheit der eigenen Universität.

Das, was wir heute als unseren Campus kennen, hat als Psychiatrie angefangen, Vor ziemlich genau 100 Jahren wurde der Grundstein gelegt. Zwischen 1909 und 1912 wurde die Heilanstalt Strecknitz errichtet. Eines der Gebäude, der damalige Wasserturm, ist heute als das Turmgebäude bekannt und das Wahrzeichen der Universität. Die Heilanstalt war für ihre Zeit modern, aber nur für 300 Personen konzipiert. Mit dem Ende des 1. Weltkrieges war die Betreuung von immer mehr Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen notwendig. Genau wie die traditionellen Krankenhäuser in Lübeck war auch die Heilanstalt überbelegt. Es folgten Vergrößerungen in den Folgejahren wodurch sich die Kapazität auf bis zu 1500 Personen erhöhte. Dies lag hauptsächlich an Geldern aus Hamburg, noch heute erinnern die damit errichteten Hamburger Häuser, gegenüber des Stadtbäckers, daran.

Alles ändert sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Der nationalsozialistische Ärztebund übernimmt überall in Deutschland die Macht über die Medizinerverbände. In Lübeck fällt dies besonders leicht, da, wie es in „Geschichte des Lübecker Ärztevereins“ heißt: „Zwischen den Zeilen der damaligen Führung der Ärztlichen Organisationen in Lübeck und der nationalsozialistischen Ärzteschaft keine wesentlichen Differenzen bestand.“

Eine vom AStA organisierte Vorlesungsreihe findet 1981 reges Interesse bei den Studenten, die sich sonst selten für Vorlesungen des Instituts für Medizinhistorik begeistern. Noch heute findet sich dieser Fachbereich nicht einmal im Gegenstandskatalog, ein Fakt, der schon damals die linksorientierte Studentenzeitung “Der Springende Punkt” wenig begeisterte. Insbesondere eine Beschäftigung mit der Vergangenheit des Campuses erwies sich als Notwendig.

Die Inschrift des 1983 aufgestellten Gedenksteines erinnert an die deportierten Patienten.Lukas Ruge

Die Inschrift des 1983 aufgestellten Gedenksteines erinnert an die deportierten Patienten.

Das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte ist auch für unseren Campus die furchtbarste Zeit. Im Zusammenhang mit der sogenannten „Aktion Brand“ wurden am 23. September 1941 die Patienten aus Lübeck deportiert und in andere Anstalten, unter anderem nach Eichberg in Hessen, gebracht und dort ermordet. Mit der Ringvorlesung 1981 wird diese Geschichte erstmalig der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Es sind Studenten, die fordern, diese Geschichte nicht wieder zu verdrängen oder zu vergessen. Seit 1983 erinnert ein Gedenkstein an die 605 Opfert des NS-Terrors, die aus der Heilanstalt Strecknitz verschleppt worden. Der Text der Plakette ist gegenüber dem ursprünglichen studentischen Vorschlag verwaschen worden, kaum ein heutiger Student weiß von der Existenz des Steines.

„Der Springende Punkt“ titelte im Januar 1983 „Vom Mahnmal zum Vergessmal“ und hofft, dass mit der Aufstellung des Steins das Thema nicht als abgeschlossen betrachtet wird. Mein Studium an dieser Universität ist nun fast zu Ende, ich bin über vier Jahre hier gewesen, hunderte Male bin ich an dem Stein vorbei gegangen, gesehen habe ich ihn nie. Die Befürchtungen der damaligen Studenten sind in Erfüllung gegangen.

Nachdem die Anstalt Ende des zweiten Weltkrieges als Krankenhaus für Opfer der Luftangriffe genutzt wurde, erhielt es 1945 die Bezeichnung Krankenhaus Ost. Es war einfach nur ein Krankenhaus der Hansestadt Lübeck, bis dann 1964 die ersten Studenten erschienen. 14 Studenten begannen im Wintersemester 1964 mit dem Studium in ihrem ersten klinischen Semester, schon im Juni des Folgejahres konnte die erste Promotion erteilt werden.

Wer nach mehr Information zur Heilanstalt Strecknitz sucht, kann diese heute in der Universitätsbibliothek finden. „Das Ende von Strecknitz. Die Lübecker Heilanstalt und ihre Auflösung 1941“ von Peter Delius ist ausleihbar.

Inschrift auf dem Gedenkstein

Dem Gedenken der am 23. September 1941 aus der ehemaligen Heilanstallt Strecknitz Deportierten Patienten.

Seit 1912 befand sich auf dem Gelände der heutigen Medizinischen Hochschule Lübeck die Heilanstalt Strecknitz. Sie wurde 1941 auf Befehl der nationalsozialistischen Regierung aufgelöst. 605 psychiatrische Patienten wurden ohne Wiederkehr verschleppt. Dieser Stein soll an sie erinnern.

Vorschlag der studentischen Gremien 1982/1983

Seit 1912 befand sich in den Gebäuden der heutigen Medizinischen Hochschule Lübeck die Heilanstalt Strecknitz. Am 23 September 1941 wurde sie – auf Befehl der nationalsozialistischen Regierung – aufgelöst. 605 psychiatrische Patienten wurden damals in weit entfernte Anstalten wie Eichberg und Weilmünster (Hessen) verschleppt. Die meisten von ihnen wurden Opfer der sogenannten Vernichtung lebensunwerten Lebens. Dieser Stein soll an sie erinnern und uns mahnen.

Teil 2: Von der Akademie über die Hochschule zur Universität (1964 – 1983)

Wer heute fragt, was die Universität zu Lübeck zu einer besonderen Uni macht, wird je nachdem wen er fragt, verschiedenes hören dürfen. Eventuell die Tatsache, dass unsere Studiengänge CLS, MLS und MIW in ihrer Form so fast nirgends angeboten werden, dass wir in CHE-Rankings gut dastehen. Viellicht auch die schöne Stadt und die nähe zur Ostsee. Was aber wohl jeder sagen wird, ist, dass die Universität zu Lübeck eine gemütliche kleine Uni ist, eine „Universität der kurzen Wege“, wie es immer so schön heißt. Eine Hochschule, in welcher zwischen Dozenten und Studenten ein persönliches Verhältnis herrscht. Was das angeht hat die Universität eine lange Tradition.

Die erste Person, die sich 1964 an der Universität einschrieb, war Ulrike Soering. Mit 13 Kommilitonen begann am 5. November ihr Vorlesungsbetrieb an der Medizinischen Akademie Lübeck, die allerdings offiziell zweite medizinische Fakultät der Christian-Albrechts Universität Kiel hieß. Dennoch ließ sich die Bedeutung für Lübeck kaum überschätzen und auch der Stadtpräsident sah ein „neues Kapitel in der Lübecker Geschichte“ geöffnet.

Das Haus 21StudentenPACK | StudentenPACK.

Das Haus 21

Die Uni, vielmehr die Akademie, hatte zu diesem Zeitpunkt kaum Gebäude, keine wirkliche Bibliothek oder Mensa, nicht einmal das Siegel, das heute auf Tassen, T-Shirts und Flaschenöffnern zu finden ist gehörte zu ihr. Dieses Siegel, welches übrigens das Lübecker Stadtsiegel von 1226 ist, wurde der Akademie erst im Folgejahr verliehen. Mann speiste im Verwaltungsbau, dem heutigen Haus 21. Die Mensa dort wurde von Herrn Mann geleitet, der bei vielen ehemaligen Studenten noch heute in sehr guter Erinnerung ist. Schon beim zweiten erscheinen wusste er die Namen der Studenten, war beliebt und bei Feiern oft und gerne eingebunden.

Ulrike Soering ist, wie sie der LN erzählt, glücklich. Sie bewundert den Schwung der Professoren und dass es ihr möglich ist, Operationen beizuwohnen. Vieles davon verdankt sie der Tatsache, dass erst so wenige Studenten eingeschrieben sind. Eine Erfahrung, die viele der klinischen Studenten genau so sahen. Helmar Subke beginnt 1967 in Lübeck zu studieren, auch er ist begeistert von den „hilfreichen und unterstützenden“ Assistenten und den Dozenten die Vorbilder zum anfassen gewesen seien. Ein „Aufbruch in ein ganz neues Studentenleben“ sei die Uni gewesen.

Natürlich ist nicht alles optimal, noch müssen Ulrike, Helmar und ihre Kommilitonen zwischen den Krankenhäusern Süd und Ost Pendeln, in den 15 Minuten die ihnen dafür zur Verfügung stehen kaum zu schaffen. Giesela von Forster-Marr war erste Fachschaftsvorsitzende und erinnert sich noch gut an organisierte Fahrgemeinschaften und volle Autos, um irgendwie rechtzeitig am Klinikum Süd, wo Fächer wie Anatomie und Pathologie gelehrt werden, anzukommen. Auch die Ausstattung der Vorlesungssäle lässt in diesen Jahren noch etwas zu wünschen übrig. Dazu kommt, dass Lübeck vor dem Fall der Mauer „verschlafen am Rande der Republik“ lag und auch die Bürger etwas spießig sein konnten, wie Andreas Zarth, der 1979 sein Studium in Lübeck beginnt, es beschreibt. Helmar Subke erinnert sich gar an einen Fall, bei dem ein Student beim Segeln durch ungünstige Winde zum “Feindesufer” abgetrieben wurde. Der junge Mann hatte Glück, das Schilf auf DDR-Seite war so unzugänglich, dass er nicht entdeckt wurde und bald unbemerkt zurück segeln konnte.

Segeln war aber nicht die einzige Freizeitbeschäftigung. Die Bürgerschaft engagierte sich für die Studenten in der neuen Akademie, es gab Prozente bei Weiland, Kinogutscheine und vieles mehr. Dazu ging es an den Strand, wo ein Professor einen Strandkorb mietet, den er in Abwesenheit gerne zur Verfügung stellte. Der Strandkorb war ein beliebter Treffpunkt bei gutem Wetter.  Auch die Studenten stellten einiges auf die Beine, unter anderem existierte eine Theatergruppe und sogar eine Studentenkneipe, die Helmar Subke und Freunde in der Alfstraße eröffneten. Regelmäßig wurde der „Mr. MAL“ gekürt, Polizeibesuche wegen Ruhestörung waren üblich.

Und natürlich wurde es, wir reden immerhin von den sechziger Jahren, politisch. Am 1. Juli 1965 demonstrierten Lübecker Studenten das erste Mal, gegen den Bildungsntotstand, wie es im Demonstrationsaufruf des Verbandes deutscher Studentenschaften heißt, gemeinsam mit ihren Kommilitonen in Kiel und anderen Studenten in ganz Deutschland. Diese Demonstration fand noch in Kiel statt doch schon im Dezember 966 ziehen die Studenten, es sind inzwischen 330 in den klinischen Semestern, auch in Lübeck demonstrierend durch die Straßen. Sie fordern die sofortige Besetzung des HNO-Lehrstuhles, um für ihre Examina endlich nicht mehr nach Kiel fahren zu müssen und werfen der Bürgerschaft eine „Verzögerungstaktik“ vor. Sie sehen gar die Existenz der Uni bedroht.

Die Universität überlebt und vergrößert sich, nicht nur, was die Zahl der Studenten angeht, auch die Bebauung des Campus beginnt. In diesen Jahren wurden immer mehr Gebäude dem Campus hinzugefügt und mit der zunehmenden Zahl von Studenten wurde auch das Studentenleben vielfältiger. Das Gelände muss in diesen Jahren einer gigantischen Baustelle geglichen haben. In den Folgejahren wurden viele Millionen Mark für die Planung und den Bau eines Studentenwohnheims, Vorlesungsräumen und dann irgendwann auch der Bibliothek und der Mensa ausgegeben. Immer lauter wurden die Stimmen, die in Lübeck einen eigenen Hochschulstandort wünschten.

Schon 1972 ist klar, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird, aber erst Jahre später werden die Vorklinischen

TransitoriumStudentenPACK | StudentenPACK.

Transitorium

Semester mit ihrem Studium in Lübeck beginnen. Dazwischen fällt der Bau des Transitoriums, dem mit über 25 Millionen Mark bis dahin teuerstem Hochschulgebäude der Nachkriegsgeschichte, sowie des Vorklinischen Zentrums und der Bibliothek.

Mit der eigenen Universität kommen die Studierendenpolitik und neben der Fachschaft Medizin sind nun auch ein AStA und ein Studierendenparlament zu besetzen. Viel politischer als heute kommt es zum Bruch zwischen liberalen und CDU-nahen Bewerbern, erstere ziehen ihre Kandidatur zurück, da sie es für unmöglich halten mit ihren konservativen Kommilitonen zusammen zu arbeiten.

1975 gründet sich die erste Studierendenzeitung. “Der Springende Punkt” ist teilweise handschriftlich, teilweise mit einer Schreibmaschine getippt und ist so links gerichtet, wie man sein kann.  In den ersten Ausgaben druckt er weitgehend Demonstrationsaufrufe, Solidarisierungen und Kritik an Gerichtsentscheidungen, aber auch Themen wie der Bau von Atomkraftwerken ist im Springenden Punkt von Bedeutung. Die Redakteure arbeiten weitgehend auch im Studierendenausschuss und nennen sich „Aktionsprogramm für einen politischen AStA“.

Erik Zadik, Student aus Schweden, lässt sich nicht politisieren und genießt sein Studium in Lübeck, dass er “in minimaler Zeit” durchführt und derweil auch die Freizeit an den Wochenenden. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm nächtelange Kneipentouren, sowie Mittsommernachtsfeste an der Wakenitz.

Als in den Achtzigern auf der brachliegenden Fläche südwestlich des Campus die Mensa, die Bibliothek und das Vorklinikum geplant wurden, sollte die Bibliothek einen Turm erhalten, Architekturzeichnungen mit einem Turm wurden damals auch in den Lübecker Nachrichten abgebildet. Die Universität der zwei Türme? Herr der Ringe-Witze dürften auch damals aufgekommen sein, doch wie es mit Bauvorhaben so ist, kam alles anders.StudentenPACK | StudentenPACK.

Als in den Achtzigern auf der brachliegenden Fläche südwestlich des Campus die Mensa, die Bibliothek und das Vorklinikum geplant wurden, sollte die Bibliothek einen Turm erhalten, Architekturzeichnungen mit einem Turm wurden damals auch in den Lübecker Nachrichten abgebildet. Die Universität der zwei Türme? Herr der Ringe-Witze dürften auch damals aufgekommen sein, doch wie es mit Bauvorhaben so ist, kam alles anders.

Ebenfalls 1975 beginnt die Universität mit konkreten Planungen die Humanmedizin komplett auszubauen, ein zentraler Schritt in Richtung eigener Universität. 53 Millionen Mark soll das Vorklinische Zentrum kosten, das nie vollständig realisiert wird. Der Büchertrum der Bibliothek sowie das vierte Gebäude des Vorklinischem Zentrums, welches auf dem Platz des heutigen Gebäude 64 stehen sollte, werden nie gebaut. Als am Ende der Siebziger noch die Planung des Zentralklinikums beginnt steigen die Kosten sogar auf eine viertel Milliarde Mark. Doch all dies wird nötig sein, um so bald wie möglich eine richtige Uni zu werden.

Der Vorlesungsbetrieb verläuft derweil nicht für alle ohne Probleme. Die Vorlesung “klinische Chemie” ist so schlecht, dass sich alle 80 Studenten geschlossen weigern an der Klausur teilzunehmen.  Alle Wiederholungstermine boykottierend riskieren sie ihr Staatsexamen. Die Aktion schlägt hohe Wellen, der Springende Punkt zieht über den „Problemkurs“ her, die LN schreibt von “verhärteten Fronten“. Am 27. Juli 1976 ziehen die Studenten demonstrierend durch die breite Straße. Sie tragen eine Sarg und Schilder mit der Aufschrift “Wir tragen unser Examen zu Grabe”. Trotz eines eintägigen Streiks von nahezu der gesamten Studierendenschaft gab es keine Einigung, nur 4 der 80 Vorlesungsteilnehmer können 1976 ihr Examen erhalten.

Andernorts streiken die Studenten um verbesserte Bedingungen in ihrem Praktischen Jahr zu erhalten.

Ein Studierendenparlament hat sich, genau wie der AStA, in jenen Jahren natürlich auch gebildet. Sommer für Sommer finden nun Wahlen statt, die Wahlbeteiligung in jener hoch politischen  Zeit ist natürlich groß (1977, bei der Wahl des 5. StuPa sind es 66%) doch es ist zu bedenken, dass weniger als 400 Studenten eingeschrieben sind.

Weitere Studentenstreiks folgen, einige Bundesweit. Das politische Engagement an der Universität zu Lübeck ist groß. Mit weniger als 500 Studenten wird fleißig Gremienarbeit geleistet, eine Zeitung herausgebracht und bundesweit an Aktionen teilgenommen. Insbesondere setzt man sich aber für die lokalen belange der Studenten ein. Sich die Uni Lübeck als Hort der wilden Achtundsechziger vorzustellen, so betont Forster-Marr, sei nicht richtig. Auch Dieter Brunswig, der 1965 sein Studium an der MAL beginnt und mit der Matrikelnummer 66 zu den illustren ersten 100 Studenten der Uni Lübeck gehört, betont, dass die Studentenbewegung an der Uni Lübeck vorbei gezogen sei. Der ehemalige Student Andreas Zarth nennt es „politisch aktiv, spontan, nicht festgelegt aber natürlich links orientiert.“

Und so dümpelt er dahin, der Uni-Altag. „Der Springende Punk“ schreibt über Greenpeace, Pershing-Raketen und den Atomkrieg. Die Anzahl der Studenten nimmt zu, und ab 1983 werden die ersten vorklinischen Studenten immatrikuliert. Mit der großen Menge an Studenten wird auch das Studium weniger persönlich, schon längst kennen die Professoren nicht mehr jeden Studenten. Auch was Hochschulpolitik angeht, scheint das Engagement der zurück zu gehen. Als aus der Medizinischen Hochschule 1983 die Medizinische Universität Lübeck wurde, sind 47% Wahlbeteiligung bei den hochschulpolitischen Wahlen ein Grund zu feiern.

Teil 3: Von Rechtsstreit und Rechtsruck (1983 – 1994)

Es muss das Tagesgespräch auf dem Campus der Uni Lübeck gewesen sein, als am 9. August 1983 die Staatsanwaltschaft die Räume des AStA durchsuchen ließ. Grund für die Aktion war das Studentenmagazin „Der Springende Punkt“, welches seit seiner Gründung 1975 kaum an Radikalität verloren hatte. In jener Ausgabe 1983, die leider auch in den Archiven des AStA nicht mehr zu finden ist, hatten die Redakteure sich mit den Rüstungsplänen der Nato beschäftigt.

Was die Studenten für notwendig hielten, nannte die Staatsanwaltschaft einen Aufruf zur Nötigung und zu anderen rechtswidrigen Taten, denn der Artikel rief zum direkten Widerstand in Form einer Blockade in Bremerhaven gegen die Pläne der Nordatlantischen Vertragsorganisation auf. Es ist das erste mal, nicht nur in Lübeck sondern bundesweit, dass derart auf einen Artikel in einer Studentenzeitung reagiert wird.

Weitere Folgen hatte das ganze wohl nicht, aber die Ausgabe erschien nie.

Es ist nicht der einzige Rechtsstreit, dem sich der AStA 1983 ausgesetzt sieht. Die überwiegend linken Gremien wollen ein allgemeinpolitisches Mandat wahrnehmen, sich also nicht nur um Belange der Hochschulpolitik kümmern, dies ist ihnen aber nicht gestattet und so erhielten sie eine Anzeige.

Auch diese Anzeige verläuft im Sand, aber über zu wenig Aufregung können sich Redakteure und Hochschulpolitiker in jenen Jahren nicht beklagen.

Abseits der Gremienpolitik und der Zeitung sind Studenten wie sie immer gewesen sind und immer bleiben werden. Stammkneipe vieler Medizinstudenten ist inzwischen der Rauchfang, liebevoll Rauschfang genannt, der direkt unter einem Studentenwohnheim lag. Für manche war die Kneipe geradezu Wohnzimmer.

Natürlich wird im Sommersemester gesegelt und die Zeit wird am Strand verbracht. Mit der Einführung der Vorklinik in Lübeck wurde die Anzahl der Studierenden zudem etwas größer, Hans Ole Korsgaard, der damals in Lübeck studierte erinnert sich allerdings, dass es trotz der circa 180 zusätzlichen Studenten überschaubar bleib.

Im Jahre 1984 feiert die Universität, noch ist sie eigentlich die Medizinische Hochschule, ihr 20 jähriges Bestehen. Was als kleine Akademie begann, kann stolz auf 1000 Studenten und über 1200 Mitarbeiter sein. Noch im Dezember folgt die Umbenennung in Medizinische Universität.

Zentrales Thema der 20-Jahr Feier im Rathaus ist auch, dass endlich der Bau einer gemeinsamen Mensa für die Studenten der MHL und der Fachhochschule beginnen soll. Baubeginn ist für 1985 geplant. Doch wie so oft verzögert sich der Bau. Die Studenten drängen zwar, sie sind die Provisorien satt, weisen darauf hin, dass eine Mensa auch als größerer Vorlesungssal dienen könnte und legen im Juni 1986 symbolisch den Grundstein für die Mensa. Von den Verantwortlichen werden sie ignoriert.

Die Eröffnung der Mensa bot dann auch die erhoffte qualitative Verbesserung und die neuen Räumlichkeiten nun endlich allen Studenten Platz und besseres Essen. Als Vorlesungssal wurde die Mensa aber nie benutzt.

BAföG-Beratung in der Mensa – jeden 1. und 3. Montag des Monats, 9:00 – 13:00 Uhr.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Später erweiterete Mensa

Noch 1983 wählen 47% der Studenten ihr Studierendenparlament, 1986 nur noch 17%. Solche Wahlbeteiligungen wurden üblich an der Universität zu Lübeck. 1991 stellt sogar der hoch engagierte „Springende Punkt“ der 1988 endlich zu einem lesbaren Layout gefunden hatte, den Druck ein.

1986 treffen sich Studenten der ersten Jahrgänge der Medizinischen Akademie in Lübeck. 180 ehemalige Studenten feiern über drei Tage ihr Wiedersehen, erzählen sich Geschichten und lassen ihre Studierendenzeit wieder aufleben. Auch Giesela von Forster-Marr gehört zu den Organisatoren. Natürlich besuchten die ehemaligen Studenten auch die Universität und den noch nicht fertiggestellten Neubau des Zentralklinikums.

Als dann 1989 die Uni bereits ein viertel Jahrhundert existiert, sind die Anzeichen einer fundamentalen Veränderung zu bemerken. Das Zentralklinikum ist inzwischen nahezu vollendet, und in Lübeck wird über die Gründung einer technischen Fakultät nachgedacht. Man hatte gehofft zum 25-jährigen bestehen den Studiengang Elektrotechnik ankündigen zu können, doch das Land wollte noch nicht zustimmen.

Es dauert zwei Jahre bis sich die Studierendenschaft 1993 mit der „Bauchpresse“ wieder eine Zeitung gibt. Die Bauchpresse, auch bp, war für 16 Ausgaben über 8 Jahre das Magazin der Studenten der Uni Lübeck. Sie erschien zwei mal pro Jahr, üblicherweise im Januar und Juni, und wurde vom AStA der damaligen Medizinischen Universität zu Lübeck (MUzL) herausgegeben.

Mit zwischen 40 und 90 Seiten machte die Bauchpresse ihr seltenes Erscheinen mit besonders ausführlicher Berichterstattung wieder wett, so werden Titelthemen, wie zum Beispiel Neonazis in Lübeck, die Hochschulreform oder aber auch die Katastrophe der Cap Arcona von verschiedensten Seiten in aller Ausführlichkeit diskutiert. Dazu kommen Karikaturen, Berichte aus den Gremien und Buchkritiken und vieles mehr. Aber auch die Bauchpresse leidet am geringen Engagement der Studenten, in vielen Ausgaben müssen die Redakteure um Mitarbeiter werben, um das Projekt aufrecht erhalten zu können.

1994 markiert für die Stadt Lübeck, und damit auch für die Universität, ein trauriges Jahr. Am 25. März 1994 legen Rechtsradikale in der Lübecker Synagoge Feuer. Ein Brandanschlag, ein Mordanschlag, wie man ihn kaum für möglich gehalten hatte. Lübeck stand unter Schock, auch die Studenten beschäftigte das Thema, wobei es der Vorlesungsbetrieb und auch den Betrieb der Uni nicht zu dominieren vermag. Am 30. März findet im Zentraklinikum die Veranstaltung „Wider Gleichgültigkeit und Wegsehen“ statt, es spricht der damalige Prorektor Kühnel an, was die Verpflichtung jedes einzelnen sein muss, Student oder nicht:

„Es ist deshalb höchste Zeit, dass wir uns zu Wort melden. Und damit darf erst aufgehört werden, bis es auch die widerlichsten und dümmsten Rassisten unmöglich geworden ist, unser Land zu desavouieren. Unsere Zukunft hängt davon ab, ob die Welle von Gewalt, die unser Land heimsucht, verebben wird oder nicht, und ob es gelingt, dafür zu sorgen, dass sie nie, aber auch wirklich niemals zurückkommt.“

Die Bauchpresse befasst sich intensiv mit den Tätern und ihrem sozialen Umfeld. Eindringlich warnt Autor Patrik Linsel-Nitschke davor weiter weg zu schauen und den wachsenden Rechextremismus zu ignorieren. Am 7. Mai 1995 wird ein zweiter Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge verübt.

Die Universität macht in dieser Zeit ihre Wohl größte Wandlung durch, erstmalig studieren in diesem Semester nicht nur Mediziner in Lübeck. Zwar war der 1989 noch angedachte Studiengang Elektrotechnik nie entstanden, aber seit dem Wintersemester 1993/1994 wird in Lübeck Informatik studiert.

Teil 4: Veränderungen und Wiederholungen (1994 – 2009)

Mit der Einführung des Studiengangs Informatik an der Uni Lübeck verändert sich die Struktur der gesamten Universität. Erstmals gibt es mehr als nur eine Fakultät. Neue Professoren leben sich in Lübeck ein, darunter Bernd Fischer, der aus Hamburg an die Uni kommt. Sie alle unterrichten Studenten in medizinischer Informatik, zu Anfang das einzige Nebenfach – das auch Helge Illig studiert. Er ist damals Vorsitzender der Fachschaft und wird 1999 als erster sein Diplom an der Universität zu Lübeck erhalten.

Die Fachschaft Informatik hatte sich 1993 gegründet (und am 13. Mai 1998 aus unbekannten Gründen noch einmal).

Die Studentischen Gremien beschäftigt in diesen Jahren unter anderem eine Klage einiger Studenten gegen das Deutsche Rote Kreuz: „Die Klage lautet auf Übernahme eines  unbefristeten Arbeitsverhältnis als Extrawache. Damit verbunden sind die Rechte auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsanspruch, arbeitsmedizinische Betreuung, Weihnachtsgeld und Kündigungsschutz.“, heißt es im StuPa-Protokoll von 1995. Man klagt, da ein Student Urlaubsgeld gefordert hatte und dann abrupt nicht mehr eingesetzt wurde. Wie es mit solchen Klagen ist, zieht sie sich über mehrere Jahre und alle Instanzen. Der Student verliert 1997 in letzter Instanz vor dem Bundesarbeitsgericht, erreicht aber dass nun „studentische Extrawachen Anspruch auf Urlaub, Stellung von Arbeitskleidung und auf betriebsärztliche Untersuchung“ haben.

1997: „Aufstand gegen die Bildungsmisere“. Man agiert etwas kreativer als beim Bildungsstreik des Jahres 2009. Um auf die Umstände aufmerksam zu machen verlegen die Studenten ihre Vorlesungen in einen Bus, wo Professor Köhn in der Linie 9 über Speichermedien doziert, und in eine Einkaufspassage wo Professor Manfred Spiekermann über Molkularverbindungen spricht. „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihre Bildungspolitiker” schreiben sich die Medizinstudenten auf Schilder. Bekanntermaßen war dies bei weitem nicht die erste Demonstration um die Bildung zu retten, es sollte nicht die letzte sein. 2000 kürzt Kiel so viele Gelder, dass der Rektor der Uni Lübeck, Hans Arnold, die Situation an der Uni weniger als anlockend für Wissenschaftler sieht, sondern als „abschreckend“. 2005 mobilisierten AStA und StuPa die Studenten der Uni Lübeck, wie schon 1997 mit Hilfe einer Vollversammlung, zu einer großen Demo und zahlreichen Aktionen unter dem Motto „Lübeck kämpft für seine Uni“, als es darum ging die Fusion der Universitäten zu verhindern. Was 2002 bei den Demonstrationen der Klinikangestellten gegen die Fusion der Kliniken in Lübeck und Kiel zum UKSH erfolglos blieb, konnte 2005 erreicht werden. Die Uni Lübeck ist bekanntermaßen noch heute eine eigene Uni. Auch 2003 gehen Bundesweit, besonders in Berlin, Studenten auf die Straße. Besserung wird von Seiten der Politik für das Jahr 2009 gelobt. 2009 formierten sich Bundesweit, auch in Lübeck, wieder Schüler und Studenten um in einem weiteren Aufguss alter Parolen wieder einmal aufzurütteln und über die „Bildungsmisere“ zu informieren. Ob sie erfolgreicher sein werden als Studentengenerationen seither, kann man nur hoffen. Die Kritiken klingen auf jeden Fall wie 1997 als es im Aufruf zur Vollversammlung heißt man Kämpfe gegen die „Unterfinanzierung der Bildung, katastrophalen Studienbedingungen und schlecht ausgestatteter Bibliotheken“

Apropos Bibliotheken, auch was dieses Thema angeht reiht sich 2009 in die ewigen Wiederholungen ein. Schon 1997 hatten die Studenten in einer Resolution mehr Geld für Bücher gefordert. „Finanzielle Dürre in der Uni-Bibliothek“ steht in der LN vom Juli 1999 und Biblitheksmitarbeiter wie Studenten hoffen, dass sich die Unterversorgung bald behebt. 2001 heißt es dann „Kein Geld für neue Bücher“, die Finanziellen Mittel seien seit 1997 gleich geblieben,  während sich der Preis für Standardwerke im Durchschnitt um 35% steigerte. Zeitschriften würden jedes Jahr etwa 10% teurer. 2008 gründet sich die Initiative „365 Tage für die Hoschschulbibliothek“ und versucht erneut das Dilemma derBibliothek zu klären.

2009: Der erste Lübecker Hochschulball. Groß angeworben und mindestens genauso schlecht angekommen war er in Wirklichkeit bei weitem nicht der erste Hoschschulball. 1998 findet ein Hochschulball statt, der ebenfalls als ein
erster beworben wird, nur zwei Jahre später organisieren die Hoschschulen Lübecks im November 2000 einen Herbstball der Hochschulen in der MUK. Es folgen weiter Bälle für Absolventen oder zu anderen Anlässen.

Es scheint, Ereignisse an Hochschulen wiederholen sich, Studenten merken es bloß selten, da ihr Aufenthalt meist kurz ist. Seit das Semestertieket 1993 eingeführt wurde, wurde der Preis regelmäßig erhöht, im Jahr 2000 von 30 auf 45 Mark. Mit dieser Preiserhöhung steigert sich aber auch die Leistung. Der Bahnhof am Mönkhofer Weg wird eröffnet und ermöglicht vielen Studenten einen kürzeren und angenehmeren Weg zur Uni und zurück nach Hause. Spätere Erhöhungen können nicht durch solche Leistungen gerechtfertigt werden.

Nach langen Untersuchungen im Pizzaviertelgebäude 64 lässt sich feststellen, dass nur Mitarbeiter des Instituts für Mathematik mit warmem Wasser nach dem Toilettengang gesegnet sind. Lässt man die Teeküchen außen vor besitzt kein anderes Stockwerk Warmwasserhebel an den Wasserhähnen. Warum? Das dritte Stockwerk wurde erst im Nachhinein auf das Gebäude gesetzt und dann aufgrund des späteren Bauzeitpunkts mit Warmwasser ausgestattet. Der Mathematiker musste zwar länger auf den Einzug warten, kann sich dafür jedoch nun mit Warmwasser die Hände waschen. Gerüchten zufolge nimmt manch einer deswegen sogar den Weg eine weitere Etage nach oben in Kauf...StudentenPACK | StudentenPACK.

Geb. 64

Andere Themen wiederholen sich in ihrem Nicht-stattfinden. Schon seit 1992 war der Bau des Informatikgebäudes (Gebäude 64) geplant. 1999 folgte eine weitere Bekundung, endlich zu beginnen, doch es geschah wieder nichts. Dem AStA platze damals der Kragen und er forderte endlich einen Baubeginn. Wohl nicht deswegen ging es 2000 trotz ungesicherter Finanzierung endlich los. 2003 wurde das Gebäude vorläufig fertiggestellt. „Ein Amphitheater für Lübecks Wissenschaft“ titelt die LN. Die Kosten liegen bei 17 Millionen Euro welche sich Bund und Land teilen. 120 Kilometer Stromkabel, 60 Kilometer Glasfaserkabel sind in den Böden und Wänden des 5650 Quadratmeter großen Gebäudes untergebracht. Direktor der Universität Alfred X. Trautwein hofft: „Der Austausch zwischen den Wissenschaftlern wird sich in Zukunft enorm verbessern und beschleunigen“. Schon im darauf folgenden Jahr sollte das Gebäude um ein Stockwerk erhöht werden. Seitdem werden diese Pläne Jahr für Jahr verschoben. Die Mathematiker sitzen immer noch in der Seefahrtsschule, auch die Technische Informatik sitzt in einem eigenen Gebäude.

Auch mit regelmäßiger Zuverlässigkeit kamen die Studiengebühren bisher nicht nach Schleswig-Holstein. Noch vor zehn Jahren konnten die Studenten dabei auch sicher sein, dass die Landesregierung sie in ihrer Opposition zu Studiengebühren unterstützte: „Kiel schmettert Studiengebühren ab“, schreibt die LN über SPD-Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave, welche Studiengebühren kategorisch ablehnt. „Das Erststudium müsse gebührenfrei bleiben, weil sonst Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen vom Studium abgeschreckt würden.“ Die Kultusministerkonferenz, welche Rave in jenem Jahr leitet, kann sich allerdings weder auf diese noch irgendeine andere Position einigen. Als Resultat bleiben Entscheidungen bezüglich der Erhebung von Studiengebühren jedem Land selbst überlassen. Der Rest ist Geschichte. Das Schicksal der kommenden Jahre ist ungewiss. Zwar haben FDP und CDU, die in Zukunft in Bund in Land regieren, in ihrem Landtagswahlkampf versprochen keine Studiengebüren einzuführen, und Ministerpräsiden Harry Peter Carstensen hat dies vor seiner Wiederwahl im TV-Duell noch einmal bestätigt. Doch ob das mehr als Lippenbekenntnisse sind darf abgewartet werden. Sicher ist, dass die Parteien anderorts konsequent für Studiengebühren gesorgt haben.

Was Wiederholungen angeht bleibt aber Hoffnung, 2010 kommt das neue Stockwerk auf das Gebäude 64.

Es ist neun Jahre her, dass Dr. Petra Roßkopf den Hochschulsport in Lübeck von Hans-Dieter Hesemeyer übernahm der, 30 Jahre lang die Leitung inne hatte. Seitdem ist Roßkopf die oft streitbare aber zweifelsohne erfolgreiche Leiterin
des Sportangebotes, welches sich in den Jahren um einige neue Sportarten erweitern konnte. Sie veranstaltet jährlich das Hochschulsportfest, seit einigen Jahren im neuen Hoschschulsportzentrum, das, unter anderem, mit finanzieller Unterstützung der Studenten der Uni Lübeck errichtet wurde.

Ab 2001 vergrößert die Universität ihren fachlichen Fokus. Den Anfang wird die Molekulare Biotechnologie machen.

Mitbegründer des Studiengangs, der heute MLS (Molecular Liefe Science) heißt, ist Prof. Dr. Enno Hartman: „Die Molekulare Biotechnologie stellt für mich die zentrale Wissenschaft des 21. Jahrhunderts dar“ (29. Mai 2001, LN). Davor hatte man an der Universität ringen müssen um den Studiengang zu erhalten, denn auch Kiel wollte ein  derartiges Studium anbieten und hätte ihn Lübeck mit Plänen zu einem Biotechnik Campus und einem „High-Tech-Park“ beinahe weggeschnappt. 25000 Flyer wurden verteilt um Studenten für den neuen Studiengang zu werben die sich ab dem Wintersemester 2001/2002 einschreiben konnten. Die Werbung ist erfolgreich, mit 509 Erstsemestern schreiben sich 140 Studenten mehr als im Jahr davor ein. Ein Rekord an der Uni Lübeck.

Auch schon 2001/2002 an der Uni: Die allererste CLS (Computational Life Science)-Studentin. Ihr Studiengang existiert noch nicht, aber die Ahrensburgerin Katja Hansen hatte sich die Uni angesehen und in den 3 Fachrichtungen
nichts gefunden was sie ansprach. Im Gespräch mit Professor Presitin findet sie in CLS was sie sucht. Da die  Vorlesungen des ersten Semesters CLS im Rahmen der anderen Studiengänge ohnehin angeboten werden lässt man sie inoffiziell anfangen. Katja wechselte zum Wintersemester 2002/2003 dann das Studienfach wo sie dann die einzige Drittsemesterstudentin des Fachs CLS, welches 2009 seinen Namen wechselt, ist. In der Universität der kurzen Wege ist nichts unmöglich.

Auch nicht, das eine Universität, in welcher fast die Hälfte der Studenten nicht Medizin studieren „Medizinische

Seit 2002 heißt die Universität “Universität zu Lübeck”

Universität zu Lübeck“ heißt. 2002 wird dieser Zustand endlich korrigiert. Die MUL benennt sich in Universität zu Lübeck um. Auf einen fantasievollen Namen konnte man sich in der recht knappen Abstimmung nicht einigen, so bleibt es der kleinste gemeinsame Nenner. Die LN fragt ihre Leser welchen Namen die Uni haben sollte und „Thomas-Mann-Universität“ gewinnt, aber auch Willi-Brandt-Universität oder Exoten wie Marzipanuni sind im Gespräch.

Ebenfalls ein Kandidat für die Namensgebung: Günter Grass. Dieser erhält 2003 den Ehrendoktor für sein Engagement für den Frieden. Schon lange ist der Literaturnobelpreisträger Grass der Universität verbunden hat Lesungen und sogar Gastvorlesungen gehalten. Er „setzt sich für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in der Welt ein. Das sind Ziele, die auch wir Mediziner haben“, begründet Hans Arnold auch vor dem Hintergrund des drohenden Irak-Krieges. Es ist der fünfte Ehrendoktortitel für Günter Grass, der verlauten lässt: „Ich freue mich.“

Seit 2003 gibt es nun 4 Studienfächer in Lübeck und so würde es eine Weile bleiben. Für all jene die das Studium an der Uni beenden gibt es seit 2003 zudem die Alumni. Die Organisation für Ehemalige der Universität hatte sich zu Beginn des Jahres gegründet. Doch wie beginnt das erste Semester für all diese Studenten? Natürlich mit der Vorwoche. Dass die Vorwoche dieses Ereignis ist, dass man heute kennt ist einigen Informatikern zu verdanken. Diese gründeten 2001 das Partygremium P++ und organisierten  das Programm der Tretwegwoche, wie die Vorwoche damals getauft wurde. Stadtralley, Vorklinikumspartys und ähnliches gingen auf ihre Kappe.

P++ gibt es noch heute: Längst nicht mehr nur eine Truppe von Informatikern, konnte die Gruppe über die Jahre durch nichts und niemanden aufgehalten werden. Weder das auslösen des Feueralarms bei einer VK-Party 2002 und die  damit verbundenen Kosten, noch die horrenden Kosten, um die Mensa zu mieten.

Die jährliche Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ wird seit 2002 jedes Jahr an der Uni Lübeck mitgemacht. Studenten packen Schuhkartons mit Geschenken für Kinder in ärmeren Ländern. 2010 wird diese Aktion durch eine Zusammenarbeit mit den Lübecker Tafel ersetzt, der missionarische Hintergrund der Schukartonorganisatoren war dem AStA nicht geheuer. Ebenfalls seit 2002 zeigt der AStA den Film „Die Feuerzangenbowle“, um den Alltag der Studierenden in der kalten Jahreszeit etwas aufzuhellen.

Die Studenten der Molekularen Biotechnologie hatten sich bereits in einer eigenen Fachschaft eingerichtet als 2004 auch die CLS-Studenten beschlossen eine eigene Fachschaft zu gründen. Zu diesem Zeitpunkt gab es 33 Studenten dieser Fachrichtung. Es wäre wahrscheinlich ein großes Chaos geworden doch ein anderer Weg ließ sich finden. Die Fachschaft Informatik benannte sich in Fachschaft CS um und wurde zur Vertretung beider Fachrichtungen. Zudem wurde eine enge Zusammenarbeit der beiden Fachschaften der Technisch Naturwissenschaftlichen Fakultät
(TNF) beschlossen, dies beinhaltet zum Beispiel das Veranstalten gemeinsamer Feiern, gemeinsame Öffnungszeiten und gemeinsame Sitzungen.

Nachdem 2001 die letzte Studentenzeitschrift erschien (die inzwischen in COMPresse umbenannte Bauchpresse), war Jahrelang keine Publikation von Seiten der Studenten mehr erschienen. Dies korrigierten 2005 Antje Vorath, Clara Bathmann und einige Kommilitonen und gründeten, in einer Sonderausgabe zur Landtagswahl, das StudentenPACK. Dieses erschien erst einmal unregelmäßig und in Din A4 doch inzwischen hat es sich in seinem neuen DIN A5 Format und regelmäßigem Erscheinen an der Uni etabliert. Die Auflage ist allerdings deutlich geringer als bei der Bauchpresse: Heute werden monatlich 500 Exemplare des StudentenPACKS gedruckt.

Ab dem Wintersemester 2007/2008 richtet sich der neueste Studiengang an unserer Uni ein. Medizinische ngenieurswissenschaften (MIW). Die Studenten werden in den ersten Jahren wie ihre Kommilitonen in Studiengang CLS durch die Fachschaft CS vertreten. Im wintersemester 2009/2010 werden die Studierenden der MIW beginnen eine eigene Fachschaft zu gründen, die enge Kooperation mit den beiden anderen technischen Fachschaften möchten sie fortsetzen.

Und das ist sie heute, unsere Uni: 2 Fakultäten, 5 Studiengänge, 2334 Studenten. Eine Studierendenschaft mit ihrer Geschichte. Wir sind inzwischen eine Spitzenuni, noch 1999 wurde der Informatikstudiengang zwar einigermaßen
gut, aber nicht sehr gut bewertet seitdem haben wir uns weit nach vorne gearbeitet. Schon seit zehn Jahren ist Medizin in Lübeck ganz weit vorne dabei. In einer Befragung unter Erstsemestern nennen 2003 viele Studenten den guten Ruf der Uni Lübeck als einen Hauptgrund hier zu studieren. Auch die kleinen Studiengänge in Lübeck sind bemerkenswert und CLS und MIW sind dazu einmalig.

Sicherlich gibt es viel mehr zu berichten aus den vielen Jahren in welchen aus 14 Studenten in einem improvisierten Hörsaal eine Universität wurde. Unvollständigkeit ist bei solchen Artikeln unumgänglich. Ich hoffe dennoch, dass diese vier Kapitel Unigeschichten euch gefallen haben.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2009/01/100-jahre-campusgeschichten/feed/ 0
Das Ende der Medizinischen Universität https://www.studentenpack.de/index.php/2001/01/das-ende-der-medizinischen-universitaet/ https://www.studentenpack.de/index.php/2001/01/das-ende-der-medizinischen-universitaet/#respond Mon, 15 Jan 2001 14:00:34 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=213247 “Und wo ist die MUL dann jetzt, bitte?”- Die Antwort: Die Universität ist jetzt auf dem Gelände des Klinikums untergebracht, das bei seiner rechtlichen Verselbständigung vor gut zwei Jahren die Liegenschaften der Universität übernommen hat. Man könnte den Zustand auch so ausdrücken: Die Universität wird auf dem Krankenhausgelände geduldet.

Seit 1999 ist das Klinikum nicht mehr Bestandteil der Universität, sondern eine eigenständige Anstalt öffentlichen Rechts an der Universität. Die neugewonnene Selbständigkeit blieb niemandem lange verborgen, denn die Entscheidungsträger des UKL ersetzten, wo immer es ihnen möglich schien, den MUL-Schriftzug durch den des Klinikums: Zierte die Fahrzeuge der MUL früher deren Name und Siegel, so tragen sie heute bunte Aufkleber mit der Aufschrift “Universitätsklinikum Lübeck” und dem umstrittenen Logo. Ruft man heute die (0451) 5000 an – die Zentralnummer der MUL -, so wird man mit “Klinikum Lübeck” begrüßt. Viele werden denken, sie hätten sich verwählt. Das ist nicht alles: Sogar die Haltestelle “Medizinische Universität” vor dem Haupteingang wurde mit dem letzten Fahrplanwechsel in “Universitätsklinikum” umberrannt Die Nachricht nach außen ist unmißverständlich: “Die Medizinische Universität gibt’ s nicht mehr, das heißt jetzt Universitätklinikum.”Und diese Nachricht ist in der Bevölkerung angekommen: Vor einigen Wochen bedankte sich der Vertreter einer Hilfsorganisation für das “Engagement der Studenten des UKL “.Und Touristen wird bei einer Rundfahrt erzählt, die ehemalige Seefahrtschule in den Wallanlagen werde heute als “Schulgebäude der Uniklinik” genutzt. Tatsächlich sind dort die Institute für Theoretische Informatik und für Mathematik angesiedelt.

Es ist an der Zeit, daß die Universität aus dem Schatten des Klinkums tritt und erkennbar Profil zeigt. Es muß auch in der Öffentlichkeit deutlich werden, daß die Universität nicht nur ein Anhängsel eines großen Krankenhauses ist, sondern daß es Forschung und Lehre vor allem auch im nicht-klinischen Bereich sind, die sie ausmachen. Ein wichtiger Schritt liegt darin, der Universität einen Namen zu geben, an Hand dessen sie sich vom Klinikum abhebt. “Medizinische Universität” mag zu einer Universität gepaßt haben, die zum größten Teil aus einem Krankenhaus bestand. Die heutigen Gegebenheiten spiegelt dieser Begriffjedoch nur höchst unzureichend wider. Die Umbenennung ist inzwischen überfallig, und es darf nicht zuviel Zeit ins Land gehen, bis sie tatsächlich durchgeführt wird. Noch mag es Kritiker geben, die sagen: “Besser eine Medizinische Uni, an der man sogar Informatik studieren kann, als eine Uni, an der man nur Medizin und Informatik studieren kann.” Doch diese Sichtweise ist nicht mehr zeitgemäß. Sie wird nämlich der Tatsache nicht gerecht, daß die Bestrebungen der Universität dahin gehen, ein breiteres Fächerangebot zu verwirklichen und sich damit von der existentiellen Abhängigkeit vom Medizinstudiengang zu lösen. Die jüngsten Pressemeldungen über Pläne zur Zusammenfassung der Universitätsklinika Kiel und Lübeck und Absichtserklärung der Ministerpräsidentin Heide Simonis, den in diesem Bundesland “überproportional hohen Medizinanteil an den Hochschulausgaben von 39,3 Prozent dem bestehenden Bedarf anzupassen” bestätigen die Einschätzung, daß die Universität in Lübeck als Medizinische Universität nicht überleben kann.

Vor wenigen Jahren wurde die Umbenennung noch mit Hinweis darauf abgetan, es bedürfe dazu einer vom Landtag zu beschließenden Änderung des Hochschulgesetzes und ein derartiges Unterfangen sei schon allein deshalb aussichtslos. Seit Ende 1999 sieht das Hochschulgesetz jedoch ausdrücklich vor, daß die Hochschulen ihren Namen in Absprache mit dem Ministerium ändern können.

Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, daß die MUL umbenannt oder abgeschafft wird. Wir dürfen gespannt sein, welcher dieser Fälle eintritt- und wann.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2001/01/das-ende-der-medizinischen-universitaet/feed/ 0
Namensänderung der Universität https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/namensaenderung-der-universitaet/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/namensaenderung-der-universitaet/#respond Tue, 01 Dec 1998 11:00:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234213 Eigentlich wollte ich nur ein Paar Namensvorschläge bringen, aber:
Im Oktober hat ein Direktor der Informatik bei einer Veranstaltung um den Studienort Lübeck den Vorschlag gebracht, die medizinische Universität zu Lübeck umzubenennen. Er schlug den Namen Hansetische Universität vor.
Der Kanzler der MUL Herr von Detmaring hat diesen Wunsch der Informatik, und die Wichtigkeit noch einmal auf dem Trave-Treff bestätigt.

Doch leider stößt dieser Vorschlag nicht auf breite Zustimmung.
Bei der letzten Stupa-Sitzung wurde ein Antrag eingebracht, daß wir uns im Namen der Studierendenschaft für den alten Namen aussprechen sollten. Daraufhin gab es eine Diskussion, in der einige Kommilitonen aufgeklärt wurden, was die Informatik in Lübeck darstellt, wieviel Institute es gibt und welche politischen Signale von der Informatik, auch für die Medizin, ausgeht.

Auf der Stupa-Sitzung und bei bisherigen Diskussionen waren die Hauptargumente gegen eine Namensänderungen folgende:

  • Die Medizin bildet einen wichtigeren Bestandteil des Universitätsstandortes, als die anderen Studiengänge. (Es gibt in an der Uni auch noch den Aufbaustudiengang Zellbiologie), daher ist der jetzige Name legitim.
  • Der Name Universität, ohne konkreten Zusatz, würde dem Ruf einer Universität, wohl von Universal, aufgrund des zu geringem Angebotes nicht gerecht werden.
  • Die Umbenennung der Universität würde zu viel Geld kosten, welches anderswo sicherlich besser eingesetzt werden könnte.

Die Tendenz war primär konservativ. Dabei haben sich auch Informatiker gegen eine Namensänderung ausgesprochen.
Auch außerhalb der Stupa können viele Kommilitonen nicht verstehen, warum einige den Wunsch haben, den Zusatz medizinische zu streichen oder zu ersetzen. (Ich kenne übrigens niemanden, der statt, ich gehe in die Uni, ich gehe in die Medizinische Uni, sagt.)

An dieser Stelle möchte ich einige Hauptargument für einen neuen Namen der Uni aufzählen:

  • Der Studienort soll, laut Rektor Kühnel und dem wissenschaftlichen Beirat, mit anderen Fakultäten ausgebaut werden. Ein anderer Name würde diese Entwicklung sicherlich erleichtern.
  • Viele der bisherigen neun Institute der Informatik, und wohl auch die naturwissenschaftlichen Institute, haben es schwierig bei Kongressen klar zu machen, daß sie wirklich Forschung betreiben und nicht nur ein Anhängsel der Medizin sind.
  • Der Studiengang Informatik dreht sich kaum um die Medizin. Nur eines der drei Nebenfächer hat etwas mit der Medizin zu tun.
  • Leider werden viele Interessenten für die anderen beiden Nebenfächer der Informatik durch den Zusatz medizinisch abgeschreckt. Kaum einer der bisherigen Hörer der anderen beiden Nebenfächer ist wegen jener gekommen, sondern ist dorthin von der medizinischen Informatik aus gewechselt.
  • Da die Klinik privatisiert werden soll, und deren Vertreter anstreben, neben dem Universitätemblem ein eigenes zu setzen, könnten wir die Chance nutzen, durch wenig Mehrkosten.

Meiner Meinung ist es wichtig sich ein Bild der Lage zu machen. Ich denke, daß meine Meinung klar ist.

An dieser Stelle möchte ich alle aufrufen, sich bei Interesse eine Namen auszudenken.

Hier nun eine schon vernommene Vorschläge

Hanseatische Uni. klingt nicht so futuristisch, leicht überstrapaziert, aber bisher ein Favorit
Neudeutsch: Baltic University of Lübeck
Ostsee Uni. Zu stark östlich tendierend, (Nein, da will ich nicht hin!!!!)
H23 Uni. Zu politisch, könnte noch abgelehnt werden
Marzipan Uni. Bekommt ein falsches Bild
Sieben Türme Hochschule

Willy Brandt Ist der überhaupt hier geboren worden? (Ja ist er!!!!!)
Günter Grass Wird sich wohl wehren vor einer Med. Uni. zu stehen

Naturwissenschaftliche Uni. Tragen wir da den med. genug Rechenschaft?
St. Gertrud Uni. Kein katholisches Einzugsgebiet

Wenn jemand noch gute Vorschläge hat, soll er sie mir zu senden:
Thomas Otto
Der Favorit meiner Meinung nach ist die Benennung nach dem “Holsten” Tor. Der Etikettenwechsel wäre schon gesponsort, ein Logo gibt es schon und auf den Partys gibt es ab sofort Freibier. Prost, wir sollen ja sowieso viel mehr mit der Industrie zusammenarbeiten!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/namensaenderung-der-universitaet/feed/ 0
Chipkarte der MUL https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/chipkarte-der-mul/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/chipkarte-der-mul/#respond Tue, 01 Dec 1998 11:00:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234218 Die LUNIKA

Plastik und Chip ersetzen Papier und Stempel

Das Schreiben von Frau Schün über die „MULCard“ dürfte den meisten von euch bekannt sein – im nächsten Semester werden der rosa Studierendenausweis aus Papier und die Mensakarte durch eine Chipkarte ersetzt. Statt des zunächst verbreiteten Arbeitstitels „MULCard“ wird diese Karte dann aber „LUNIKA“ heißen; das steht für „Lübecker Universitätskarte“.

Im Vorfeld dieser Umstellung haben sich durch allgemeine Unwissenheit leider einige Halbwahrheiten verbreitet, teilweise wurden Boykott-Aufrufe laut. Nicht allein der Einsatz neuer Technologien, auch die Rolle der Lübecker Sparkasse bei dem Vorhaben hat dem Mißtrauen Vorschub geleistet. Dieser Artikel soll nun die Fakten klar darstellen, und vielleicht gelingt es ihm zu zeigen, daß viele Befürchtungen unbegründet sind.

Im Zeichen der Zeit

Im Studentensekretariat wurde in den letzten Jahren deutlich, daß das vorhandene Personal gerade noch die notwendigen Verwaltungsarbeiten bewältigen kann. Für weitergehende Beratung der Studierenden bleibt dabei kaum Luft. Auf den ersten Blick bieten sich in dieser Situation zwei Lösungsansätze an: Zum einen könnte mehr Personal eingestellt werden, zum anderen könnte man versuchen, sich eines Großteils des Papierkrams zu entledigen. Der erste Ansatz – mehr Personal einstellen – stößt in unserer Zeit der leeren Kassen leider auf wenig Gegenliebe, insbesondere im Bereich des öffentlichen Dienstes verbietet sich schon der Gedanke an Neueinstellungen. Es bleibt also die Automatisierung von Verwaltungsabläufen. Das ist zwar auch mit hohen Kosten verbunden, aber für solche technische Innovationen werden aus dem Hochschulsonderprogramm (HSP 3) Fördergelder – je zur Hälfte von Bund und Land – zur Verfügung gestellt.

Nachdem sich Chipkarten in diesem Bereich an anderen Universitäten, in Trier etwa, bereits als praktikabel erwiesen hatten, erschien eine ähnliche Lösung auch für Lübeck realisierbar. Und so war die Idee der LUNIKA geboren. Von Anfang an waren übrigens die Bibliothek und das Studentenwerk in Planungen einbezogen. So soll das Ausleihverfahren in der Bibliothek durch die Einführung der LUNIKA deutlich vereinfacht werden, in der Mensa wird die altbekannte Mensakarte abgelöst.

Der Weg zur GeldKarte

Zunächst stand die Entwicklung einer speziellen Karte für MUL-Verhältnisse auf dem Programm. Nachdem der Arbeitsgruppe jedoch klar geworden war, wie der neue Ausweis funktionieren sollte, stellte sich heraus, daß sich diese Ideen nicht mit vertretbarem Aufwand realisieren ließen. Daher entschloß man sich dafür, auf bestehende Lösungen zurückzugreifen. In Hinblick auf die gewünschte Zahlungsfunktion bemühte man sich um die Unterstützung einer Bank. Darauf zeigte sich lediglich die Sparkasse Lübeck daran interessiert und dazu in der Lage, an einer den Vorstellungen der MUL entsprechenden Lösung mitzuarbeiten.

Das „Aufwerten“ der LUNIKA

Im Kern wird die LUNIKA nun also eine GeldKarte. Sie kann auf dem MUL-Campus an Automaten der Sparkasse aufgeladen werden. Dazu ist zusätzlich zur LUNIKA eine Bank-Karte, die Abhebungen an Automaten erlaubt, einzustecken. Hier unterscheiden sich die von der Sparkasse im Zentralklinikum und in der Mensa aufgestellten Automaten von den sonst üblichen Geldautomaten, in die nur einer Karte eingeführt werden kann, die gleichzeitig GeldKarte und so etwas wie eine EC-Karte sein muß. Daher wird es zunächst kaum eine andere Möglichkeit geben, die LUNIKA aufzuwerten, als einen der Automaten auf dem MUL-Gelände zu benutzen. Die Sparkasse hat sich dazu verpflichtet, hier auch von Kunden anderer Banken keine Gebühren zu erheben.

Im Gegensatz zur bisherigen Mensakarte kann die LUNIKA in der MUL nicht mit Bargeld aufgeladen werden. Es soll jedoch in vielen Bankfilialen verschiedener Institute möglich sein, am Schalter eine GeldKarte mit Bargeld aufladen zu lassen. In der Regel fallen dabei keine Gebühren an.

Bezahlen mit LUNIKA und der Datenschutz

Da es sich bei der LUNIKA um eine echte GeldKarte handelt, bietet es sich natürlich an, auch Kinokarten oder Brötchen damit zu bezahlen. Dabei darf natürlich auf die anderen Informationen, die auf der LUNIKA gespeichert sind, nicht zugegriffen werden. Beispielsweise geht es die Bäckerei nichts an, ob ein Kunde an der MUL immatrikuliert ist oder nicht. Das Kino darf auch keine Listen von Matrikelnummern häufiger Sneak-Preview-Besucher führen, und nicht einmal die Mensa sollte Profile über das Eßverhalten einzelner Studierender erstellen können. Wer meint diese Daten könne doch ruhig jeder haben und sich nicht vorstellen kann was sich damit alles anfangen läßt, dem kann ich nur diesen Zeit-Artikel empfehlen, der über die herrschenden Zustände in den USA berichtet.

Um an diesen Stellen einen Mißbrauch der Daten zu verhindern, wurde folgendes technisches Verfahren gewählt:
Ohne Eingabe der PIN gibt der Chip keine Informationen heraus. Die PIN selbst kann nicht gelesen, sondern nur geschrieben werden. Zweiteres aber auch nur, wenn zuvor eine gültige PIN eingegeben wurde. Ab Fabrik haben alle LUNIKAs eine Standard-PIN, die sofort nach Erhalt selbstständig geädert werden muß.
Außerdem gibt es hierzulande ein Datenschutzgesetz; und die hier geschilderte Verwendung der Daten von der Karte ist verboten. Und wer sich an das Verbot nicht hält, muß Konsequenzen fürchten.

„Ich habe schon eine GeldKarte“

Dieser Einwand ist berechtigt. Um sich nicht um das Aufladen zweier GeldKarten kümmern zu müssen, wäre es nützlich nur eine der beiden zu benutzen. Am einfachsten sollte es sein, nur die LUNIKA zu benutzen. Der Nachteil dabei besteht allerdings darin, daß man darauf angewiesen ist, die Aufladeterminals auf dem Unigelände zu verwenden. Alternativ bietet es sich an, auch in der Mensa mit der eigenen GeldKarte von der eigenen Bank zu bezahlen. In diesem Fall stellt sich die Frage, wie sichergestelt werden kann, daß nur Studierende auch Essen zum Studierendenpreis bekommen. Aus diesem Grunde bekommt das Studentenwerk für jedes Semester eine Liste von gültigen Kartennummern von Studierenden. Ursprünglich sollten das nur die Nummern der LUNIKAs sein. Aber es sollte technisch zu realisieren sein, sich am Info-Terminal mit der LUNIKA auszuweisen und dann die Nummer der eigenen GeldKarte zu registrieren. Das Studentenwerk zeigte sich erfreulicherweise dieser Idee gegenüber aufgeschlossen.

Und die Fachhochschule?

Von Beginn an sollte die neue Chipkarte mit der Fachhochschule gemeinsam eingeführt werden – schließlich werden Bibliothek und Mensa zu großen Teilen auch von derer Studierenden genutzt. Verwaltungstechnische Querelen und die geplante Umstellung auf eine neue EDV-Anlage sorgten jedoch leider dafür, daß die Beteiligung der FH im Sande verlief. Während einer anfänglichen Testphase wird sich für die Studierenden der FH daher zunächst nichts ändern. Danach wird es voraussichtlich als Übergangslösung eine Chipkarte für die FH geben, die dort keinen Ersatz für den Studierendenausweis aus Papier darstellt und die natürlich nicht den vollen Funktionsumfang der LUNIKA bietet.

 

Archivierter MUFtI-Artikel

Dieser Artikel erschien in der Onlinezeitung der Fachschaft Informatik. Er wird hier im Rahmen unserer Archivierungsbemühungen kopiert. Das Original ist in der Way-Back-Machine des Internet Archives zu finden.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/chipkarte-der-mul/feed/ 0
Umfrage an alle Studierenden der Informatik an der MUL https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/umfrage-an-alle-studierenden-der-informatik-an-der-mul/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/umfrage-an-alle-studierenden-der-informatik-an-der-mul/#respond Tue, 01 Dec 1998 11:00:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234214 Ein Thema bewegt im Moment die ganze Uni, besonders die Naturwissenschaftliche Fakultät:

Soll die Medizinische Universität zu Lübeck umbenannt werden?

Nachdem nun schon seit dem WS1993/94 der vollständige Studiengang Informatik an der Uni eingeführt wurde, ist es nun durchaus berechtigt, darüber nachzudenken, dem auch im Namen der Universität Rechnung zu tragen. Denn es herrscht immer wieder Aufklärungsbedarf. Daß es sich bei der Medizinischen Universität nicht um eine Uni handelt, an der man ausschließlich Medizin studieren kann, daß der Studiengang Informatik ein ganz normaler Informatik-Diplom-Studiengang ist wie an jeder Universität und daß sich die Besonderheit der Medizinischen Universität nur in der möglichen Wahl des Nebenfaches auswirkt. Hier kann nämlich zwischen Medizinischer Informatik, Biomathematik/-informatik bzw Elektrotechnik gewählt werden.

So stellt sich konsequenterweise die Frage nach einer Namensänderung, denn die meisten Naturwissenschaftler sind es wahrscheinlich leid, nach der einleitenden Frage: “Ach, in Lübeck gibt es eine Universität?” jedes Mal auch die zweite Frage: “An der Medizinischen Uni kann man auch Informatik studieren?” anschließt.

Bleibt natürlich die Frage, wie die Uni – vorausgesetzt, der Name wird geändert – in Zukunft heißen soll! Dazu gibt es jetzt einen immensen Informationsdrang. In einem Gespräch mit Herrn Hogrefe über eben dieses Thema warf sich die Frage auf, mit was für Vorstellungen sich unsere Studierenden immatrikuliert haben und immatrikulieren. Was habt Ihr von Eurem Studiengang erwartet? Was ist aus diesen Erwartungen geworden?

Ebenso spannend ist die Frage nach dem Nebenfach. Die meisten Einschreiber wählen als Nebenfach Medizinische Informatik, das zweite hier unterrichtete Nebenfach Biomathematik/Bioinformatik war bisher jedes Mal dünner besetzt. Mit zunehmendem Studiensemester scheint allerdings das Interesse auch an diesem Nebenfach zu wachsen. Deshalb stellt sich die Frage, über was für Informationen und mit was für Zielen Ihr Euer Nebenfach gewählt habt! Sind hier alle Eure Erwartungen erfüllt worden?

Schließlich würde uns noch Eure Meinung zu dem Namen unserer Universität interessieren: Wurdet Ihr durch den Namen der Universität verwirrt bzw. falsche Vorstellungen geweckt? Seid Ihr für oder gegen eine Namensänderung? Und wenn Ihr dafür seid, habt Ihr eventuell sogar eigene Vorschläge für einen neuen Namen?

Schreibt uns doch einfach eine formlose Email mit Eurer Meinung zu einem oder mehreren der obigen Themen. Wir unterrichten Euch dann spätestens in der nächsten Ausgabe von den Reaktionen und hoffen auf ein umfangreiches Feedback.

 

Archivierter MUFtI-Artikel

Dieser Artikel erschien in der Onlinezeitung der Fachschaft Informatik. Er wird hier im Rahmen unserer Archivierungsbemühungen kopiert. Das Original ist in der Way-Back-Machine des Internet Archives zu finden.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/umfrage-an-alle-studierenden-der-informatik-an-der-mul/feed/ 0