Auslandsaufenthalt – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Mon, 21 May 2018 14:44:06 +0000 de-DE hourly 1 Home Is Where You Park It https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/home-is-where-you-park-it/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/home-is-where-you-park-it/#respond Mon, 28 May 2018 09:30:35 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=375551
Start der ReiseBenjamin Förster | StudentenPACK.

Start der Reise

Meine Reise begann mit einer fixen Idee, welche ich während meiner Jahre im Abitur hatte: Mit einem VW Bus durch Europa zu reisen und das mit meinen besten Freunden. Ich hatte zuvor schon Blogs gelesen, in denen Leute Unternehmungen machten, wie mit dem Fahrrad die halbe Welt zu umrunden, oder mehrere Monate im Auto zu leben. Davon war ich fasziniert.

Nachdem ich meinen Führerschein in der Tasche hatte, kaufte ich mir also einen alten VW T4 Bus. Zu meinem Glück war dieser schon vom Vorbesitzer mit dem Nötigsten ausgebaut worden. Ein Schrank, ein Bett und Stauraum. Ich hatte noch ein paar Monate voller Prüfungen und Verpflichtungen vor mir, bevor ich die Reise antreten konnte.

Wer sind wir? Benny: Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen, habe mich jedoch hoffnungslos dem Wassersport verschrieben. Durch meinen Vater lernte ich schon in jungen Jahren Windsurfen und später Kitesurfen. Wir fuhren jedes Jahr ans Meer, um dort unsere Ferien zu verbringen. Ich lernte in diesen Jahren viele Leute kennen, die zu meinen Freunden geworden waren. Wir trafen uns Jahr für Jahr. So lernte ich auch Max kennen. Wir hatten beide in einer dort ansässigen Kiteschule gearbeitet und verbrachten dort oft unsere Zeit.

Max: Benny und ich kannten uns noch nicht lange, bevor wir die Idee hatten, einen Roadtrip zusammen zu machen. Wir hatten uns ungefähr zwei Jahre zuvor auf dem Campingplatz kennengelernt. Ich kam mit meiner Familie genau wie Benny zum Kitensurfen dorthin. Seitdem surfen wir regelmäßig an der Ostsee zusammen und unternahmen auch schon einen Mini-Roadtrip nach Tschechien. Jetzt nach dem Abi, da waren wir uns einig, sei die beste Zeit, einen größeren Trip zu starten, um die Schule endgültig hinter uns zu lassen.

So kam es nun, dass ich mich mit dem Beginn der Sommerferien nach einigen Wochen Planung auf den Weg machte, zunächst alleine, Richtung Ostsee. Dort verbrachte ich zwei Wochen auf einem Campingplatz, da ich mich hier mit Max treffen wollte. Dann fuhren wir los.

Heimatspot an der OstseeBenjamin Förster | StudentenPACK.

Heimatspot an der Ostsee

Wir waren gespannt, was uns erwarten und wie sich das Leben auf so engem Raum auf unsere Freundschaft auswirken würde. Doch am meisten freuten wir uns auf die versteckten Orte, an denen wir Kitesurfen/Windsurfen gehen konnten. Wir fuhren also los, Richtung Nordsee mit einem Kasten Fritzkola, Bier und Wasser. Zu Beginn der Reise regnete es und zwar durchgehend. Doch dort wo es regnet, ist auch Wind. Dachten wir. Wir fuhren nach Neuharlingersiel, stellten jedoch schnell fest, dass unser Material für den starken Wind nicht ausgelegt war. Die Leute an der ansässigen Kiteschule versicherten uns, dass es eine dumme Idee wäre, bei diesen Bedingungen aufs Wasser zu gehen. Also fuhren wir nach Bremerhaven und übernachteten bei meinem Bruder Anton. Tags darauf probierten wir es erneut in Hooksiel. Hier hatten wir mehr Glück. Weiter ging es nach Amsterdam. Wir legten noch einen kleinen Zwischenstopp am Ijsselmeer/ Kornwerderzand ein.

Ijsselmeer, KornwerderzandBenjamin Förster | StudentenPACK.

Ijsselmeer, Kornwerderzand

Der Spot dort war interessant, da er direkt an einem Deich zu einer Schnellstraße in einem kleinen Hafenbecken lag. Hätte ich nur die Tide berücksichtigt, denn auf halben Weg zurück zum Ufer strandete ich. Nach dem wir beide unser Material verstaut hatten und in unseren trockenen Klamotten waren, kam ein niederländisches Auto. Vater und Sohn stiegen aus und bauten einen nagelneuen Kite auf. Der Junge schien erfahren zu sein und machte zunächst einen Testflug an Land. Wir sagten uns, dass er es entweder drauf hätte oder gar keine Ahnung von dem, was er da tat. Wir beobachten das Treiben. Nachdem er im Wasser war, war schnell klar, dass er wenig Ahnung davon hatte, was er da tat. Er trieb aus der Bucht und schaffte es nicht, seinen Kite zu starten. Daraufhin eilten wir zum Vater und sagten ihm, dass sein Sohn möglicherweise Hilfe benötige, der zum nächsten Hafen fuhr und einem Boot Zeichen gab, dass er doch bitte seinen Sohn einsammeln solle.

AmsterdamBenjamin Förster | StudentenPACK.

Amsterdam

In Amsterdam angekommen, suchten wir erst mal eine gefühlte Stunde nach einem Parkplatz und fanden einen direkt gegenüber der Amsterdammer Universität am Kanal. Der Platz war traumhaft. Man brauchte bloß die Heckklappe zu öffnen und hatte einen tollen Blick über den Kanal und das wunderschöne Amsterdam. Dann zogen wir los. Wir suchten uns ein gemütlichen Platz in der Innenstadt und hatten ein Burger – Maßbier Abendessen. Früh am Morgen wurden wir unsanft geweckt. Es klopfte laut an die Autotür: „Politie“. Wir schreckten hoch. Mein erster Gedanke war, wer denn um Himmels Willen so früh ans Auto klopft. Max guckte aus dem Fenstern und sagte nur „Scheiße die Polizei“. Sie klopften erneut und Max stieg aus. Ich blieb im Auto und schaute nur zur Tür raus. Uns wurde erklärt, dass es verboten sei, im Auto zu übernachten. Nach dem wir beide eine Strafe von 150 Euro zahlen mussten, wurde uns ein „schöner Tag“ gewünscht. Guten Morgen Amsterdam.

Ziemlich angepisst ging es um sechs Uhr ohne Frühstück weiter. Wir ließen Belgien links liegen und fuhren gefrustet direkt nach Frankreich. Um einer weiteren Strafe zu entgehen, stellten wir uns diesmal auf eine Bauernhof zum Übernachten.

Bauernhof in FrankreichBenjamin Förster | StudentenPACK.

Bauernhof in Frankreich

Von nun an ging es entlang des Ärmelkanals weiter. An Calais vorbei Richtung Le Havre – unserer Meinung einer der Secret-Spots Frankreichs. In Le Havre angekommen waren zur unserer Freude zum ersten Mal gute Windbedienungen. Zudem trafen wir auf andere Kitesurfer mit denen wir uns nett unterhielten. Wir erfuhren mehr über die Windbedingung der Umgebung und abgelegene Orte zum Wildcampen.

 

Immer am FahrenBenjamin Förster | StudentenPACK.

Immer am Fahren

Mount-Sankt-MichelBenjamin Förster | StudentenPACK.

Mount-Sankt-Michel

Es ging weiter nach Caen und zum Mont-Saint-Michel, eine kleine Insel im Wattenmeer der Normandie. Die windlosen Tage häuften sich. Wir vertrieben uns die Zeit mit dem Hören von Musik und Kriminalhörbüchern, Lesen, der Suche nach neuen Spots, Strandtagen und langem Ausschlafen. Oft saßen wir abends vorne im Auto, guckten zur Schreibe raus, tranken Bier, rauchten und dachten nach, redeten über Dinge die uns beschäftigen und alberten herum. Auf dem Weg nach Saint Malo kamen wir zufällig an einem Schild, „festival – La Route de Rock“, vorbei. Da wir ohnehin einen Stellplatz für die Nacht suchten, fuhren wir auf das Festivalgelände. Wir trafen auf viele Bullifahrer und nette Leuten aus ganz Frankreich. Wir freundeten uns mit zwei Französinnen an und verbrachten das Wochenende auf dem Festival zwischen Musik, Grill – und Grasgeruch. Die Stimmung war ausgelassen. Die Leute rauchten und tranken viel! Der Umstand, dass wir unser Portmonee verloren mit allen wichtigen Karten und Dokumenten (Kreditkarten, Führerschein, Personalausweise, Krankenkassenkarten und Bargeld), trübte unsere Laune nur kurz. Außer dass wir einen Vormittag panisch herum rannten, da wir selbst mit der Tankfüllung nicht mal annähernd an die deutsche Grenze oder zur deutschen Botschaft in Paris gekommen wären. Die ehrlichen Festivalgänger fanden das Portmonee und gaben es am Officepoint ab (Danke Frankreich!). So ging die Reise weiter, nach 3 Tagen Festival ungeduscht auf der Suche nach einer öffentlichen Dusche. Erfolglos.

Saint-Michel-en-GreveBenjamin Förster | StudentenPACK.

Saint-Michel-en-Greve

Wir versuchten, uns auf Campingplätze zu schleichen, wurden jedoch manchmal von sehr temperamentvollen Wärtern nach draußen geleitet. Eigentlich waren wir immer auf der Suche nach einer Toilette oder einer Dusche.

Nächster Halt: Saint-Michel-en-Grève. Eine kleine französische Gemeinde in der Bretagne. Das Leben war schön. Wir lebten in den Tag hinein, fuhren wann es uns passte, hielten an, wo es uns gefiel. Der letzte Stopp den wir einlegten war auf dem Campingplatz Des Sable Blancs. Hier fanden wir einen würdigen Abschluss der Reise. Unser „best spot so far“. Mit dem Van direkt am Meer, Wind, blauer Himmel, blaues Wasser, viele Kite – und Windsurfbegeisterte. Wir verbrachten den ganzen Tag auf dem Wasser. Max verbesserte sein Freestyle-Können. Ich probierte mich an an einer Halse mit einem Wellenreiter. Unter anderem besuchten wir hier noch Freunde, die in einer Ferienwohnung Urlaub machten.

 

Camping Des Sable BlancsBenjamin Förster | StudentenPACK.

Camping Des Sable Blancs

Cheers!Benjamin Förster | StudentenPACK.

Cheers!

 

Der Monat neigt sich dem Ende zu und wir traten unsere Heimreise an. Wir reisten über Paris zurück nach Deutschland in unsere Heimatstadt. Mit dem Bus durch den Schwarzwald war eine echte Tortur, da der Schlauch für die Ladedruckregelung undicht war, was ich bis dahin noch nicht wusste. Das bedeutete, dass der Van am Berg keinerlei Leistung brachte und wir nur schleichend voran kamen. Felix, ein Freund von Max, der im Schwarzwald wohnt, nahm uns noch für ein paar Tage auf und wir verbrachten zusammen mit seinen Freunden die Tage am See und grillten.

Wir erinnern uns zurück an eine unvergessliche Reise voller Bekanntschaften, aufregender Moment, kleinerer Streitereien, Pannen und Probleme.

Für mich sollte es jedoch noch weitergehen. Ich setzte Max in Würzburg ab und fuhr zurück nach Berlin, um mich auf den nächsten Roadtrip vorzubereiten.

Hang Loose!Benjamin Förster | StudentenPACK.

Hang Loose!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/home-is-where-you-park-it/feed/ 0
Klein aber oho! https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/klein-aber-oho/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/klein-aber-oho/#respond Mon, 28 May 2018 09:00:25 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=375534
Marlborough SoundSvenja Meyn | StudentenPACK.

Marlborough Sound

Die Luftlinie zwischen Deutschland und Neuseeland beträgt 18.385 km. Das ist bei einem Erdumfang von ca. 40.000 km so ungefähr das weiteste Ziel, das man sich aussuchen kann. Warum sollte man diesen zeitaufwändigen und teuren Weg also trotzdem auf sich nehmen? Die Gründe dafür füllen Reiseführer – ich werde euch auf den folgenden Seiten meine persönlichen Erfahrungen schildern.

Ein Grund für meine Entscheidung, nach Neuseeland zu gehen, war die Überbrückung des europäischen Winters auf der Südhalbkugel. Allein, einmal an Weihnachten in der Sonne am Strand zu liegen und geschmolzene Lebkuchen zu essen, wäre schon fast ein Grund, für diese weite Reise. Hinzu kam für mich, dass man in Neuseeland Englisch spricht (Wenn auch mit Kiwi-Akzent) und dass ich zahlreiche Bekannte von der Landschaft habe schwärmen hören. Darüber hinaus zog mich auch der simple Gedanke, an das andere Ende der Welt zu fliegen, irgendwie magisch an. Dies sind die Gedanken einer ahnungslosen deutschen Abiturientin, die nach Neuseeland gehen möchte. Ich habe mir das Ganze als Au-pair-Aufenthalt organisiert und mit meinem erarbeiteten Geld zwischendurch auf Reisen zusammen mit anderen Au-pairs das Land erkundet.

Neuseeland ist nicht groß und nicht besonders eng besiedelt: Auf einer Fläche, die etwas kleiner als Italien ist, leben circa 4,2 Millionen Einwohner, auch „Kiwis“ genannt. Kiwis sind entspannt, spontan und hilfsbereit: Die perfekte Voraussetzung für ein gastfreundliches Land. Neben den Einwohnern werden auch der neuseeländische Nationalvogel, der Akzent und natürlich die köstliche Frucht als „Kiwi“ bezeichnet. Von der geringen geografischen Größe kann man allerdings keineswegs auf einen geringen Reisewert schließen. Die neuseeländische Landschaft ist eine der vielfältigsten weltweit. Durch die Lage auf der Grenze zwischen der australischen und der pazifischen tektonischen Platte hat Neuseeland in großen Teilen eine hügelige Landschaft, malerische Bergketten mit Gletschern und Gletscherseen und eine ganze Menge Vulkane. Aber Neuseeland hat noch viel mehr zu bieten.

Beginnen wir im Norden. Am Cape Reinga, der Nordspitze Neuseelands, kann man tatsächlich in den Wassermassen erkennen, wie die Tasmanische See auf den Pazifischen Ozean trifft. Ein Stück weiter in Richtung Süden kann man den Ninety Mile Beach entlangfahren und in den Sanddünen surfen gehen. Im Waipoura Forest bestaunt man den mit einem Umfang von 13 Metern größten Kauri-Baum Neuseelands, bevor man einen Abstecher zur Bay of Islands macht. Das ist ein sehr beliebtes Urlaubsziel unter Neuseeländern, wo man Delfine sehen, Strände genießen und Kultur erleben kann.

Auf dem weiteren Weg nach Süden kommt man dann nach Auckland. Das ist mit 1,4 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Stadt Neuseelands. Das Stadtbild ist von zahlreichen inaktiven Vulkanen geprägt, vom Mount Eden aus hat man zum Beispiel eine wunderbare Aussicht. Noch weiter kann man vom Sky Tower aus blicken, der mit einer Höhe von 328 Metern der höchste Fernsehturm der südlichen Hemisphäre ist. Von dort aus sieht man auch das viele Wasser, das Auckland zu einer beliebten Stadt für Segler macht, weshalb die Stadt auch als „City of Sails“ bezeichnet wird. Von Auckland aus kann man nach Rangitoto Island fahren, bis zur Spitze des jüngsten Vulkans von Auckland laufen und auf dem Weg Massen von Vulkangestein bestaunen. Auch Waiheke Island ist ein sehenswertes Ziel, denn die Strände, Weingüter und Märkte dort sind nicht umsonst ein beliebter Ausflugsort für die Einwohner Aucklands. Wenn man noch ein wenig Zeit hat, kann man wunderbar an der Westküste Aucklands surfen oder im Waitakere Ranges Regional Park wandern gehen.

Blick auf Mount CookSvenja Meyn | StudentenPACK.

Blick auf Mount Cook

Von Auckland aus sollte man unbedingt in Richtung Coromandel fahren. Dort buddelt man sich am Hot Water Beach eine Grube, die sich wie von Zauberhand mit heißem Wasser füllt und schießt Fotos im Felsbogen der Cathedral Cove. Ein nicht ganz so bekanntes aber umso lohnenswerteres Ziel ist der etwas abseits gelegene New Chum Beach. Der Weg dorthin ist etwas abenteuerlich und nur zu Fuß zu bewältigen, aber für einen paradiesischen weißen Sandstrand vor einer tollen Felsenkulisse lohnt sich die Mühe allemal. Wenn man es nicht ganz eilig hat, sollte man auf dem weiteren Weg nach Süden auf jeden Fall dem Karangahake Gorge einen Besuch abstatten. Das ist eine beeindruckende Schlucht, in der man noch Überreste des ehemaligen Bergbaus entdecken kann.

Auf dem weiteren Weg durch Neuseeland sollte man nicht die hübsche Stadt Raglan verpassen, die wohl der beliebteste Surfspot in Neuseeland ist. Wer nicht surfen mag, dem sei eine Kajak-Tour empfohlen, auf der man zwischen einzigartigen Pancake-Rocks herumfahren kann (Ja, die sehen wirklich aus wie übereinander gestapelte Pfannkucken). In Tauranga hat man eine wunderbare Sicht von dem auf einer Landzunge liegenden Mount Maunganui und von Whakatane aus kann man zur White Island fahren und dort über Neuseelands einzige aktiver Vulkaninsel laufen. Unter Umständen könnte man dabei auf die Idee kommen, man sei auf dem Mond gelandet. Am Eastcape kann man den berühmten ersten Sonnenaufgang des Tages sehen (Wenn man die paar Inseln vernachlässigt, die noch näher an der Datumsgrenze liegen).

Nicht nur für Herr der Ringe Fans ist Hobbiton einen Umweg Wert. Das englische Wort „adorable“ bezeichnet das liebevoll hergerichtete Auenland wohl am besten. Dort kann man sich durch die Welt von Frodo und Co führen lassen und eventuell auf den Gedanken kommen, gleich selbst dort wohnen bleiben zu wollen.

Auf gar keinen Fall verpassen sollte man die Region um Rotorua, die von geothermaler Aktivität geprägt ist. Schon Neuseelands Ureinwohner, die Maori, haben die natürlichen heißen Quellen zum Baden und Kochen genutzt. Heute kann man sich von Maori durch Whakarewarewa Village führen lassen, von dort aus einen Geysir bewundern und ihre kulturellen, von Tanz und Gesang geprägten Shows besuchen. Man sollte sich jedoch nicht von dem allgegenwärtigen Schwefelgeruch abschrecken lassen, der einen in der ganzen Stadt an faule Eier denken lässt.

Tongariro National ParkSvenja Meyn | StudentenPACK.

Tongariro National Park

Eine weitere touristische Hauptattraktion sind die Waitomo Caves. Das ist ein atemberaubendes Höhlensystem, in dem man Glühwürmchen sehen, an steilen Felswänden und über Schluchten klettern oder in einem Gummiring durch das tiefschwarze Wasser des Waitomo Rivers treiben kann. Auf dem weiteren Weg lohnt sich ein Abstecher in die Region um Taupo, wo man zum Beispiel auf einer Segeltour ein in Fels gemeißeltes Maori-Kunstwerk sehen kann. Die nächste Station ist aber viel wichtiger: Der Tongariro National Park. Hier kann man Neuseelands beliebteste eintägige Wanderung machen. Zur Belohnung für die Strapazen der durch einige Höhenmeter durchaus anstrengenden Tour gibt es ein Foto vor dem Schicksalsberg aus dem Herr der Ringe und vor smaragdgrünen Seen.

An der südlichsten Spitze der Nordinsel Neuseelands findet man die Hauptstadt Wellington. Das ist eine sehr lebhafte kleine Stadt, in der ich mich sofort wie zu Hause (in Hamburg) gefühlt habe. In der Fußgängerzone trifft man auf Straßenkünstler und landet mitunter selbst in einer Menge tanzender Menschen. Von Wellington aus kann man mit der Fähre zur Südinsel fahren. Das sollte man auch, denn der Blick von der Fähre auf die malerische Fjordlandschaft der Marlborough Sounds lohnt sich.

Das nördlichste Must-See der Südinsel ist der Abel-Tasman Nationalpark. Dort kann man tagelang durch den Wald oder an der Küste entlang wandern und die einzigartige Natur mit goldenen Stränden und türkisfarbenen Buchten bestaunen. Ein Stück weiter südlich kommt mein absolutes Highlight: In Kaikoura kann man mit wilden Delfinen schwimmen! In einen dicken Neoprenanzug gezwängt und mit Schnorchel, Taucherbrille und Flossen ausgerüstet springt man vom Boot direkt in eine Herde von neugierigen und spielfreudigen Delfinen, die ihre Schwimmkünste vorführen und mit einem um die Wette im Kreis schwimmen. Hinterher duscht man heiß und verarbeitet bei einem heißen Kakao und neuseeländischen Gingernuts (unbedingt probieren!) sein Erlebnis.

Skyline AucklandSvenja Meyn | StudentenPACK.

Skyline Auckland

Etwa in der Mitte der Südinsel findet man den Mount Cook, der mit 3754 Metern der höchste Berg Neuseelands ist. In der Region kann man auch die Überreste von Gletschern sehen, die zu Zeiten vor der Klimaerwärmung einmal gigantisch gewesen sein müssen. Die Gletscherseen und -flüsse in der Umgebung haben durch den Abrieb des Gesteins, über den sich die Gletscher schieben, eine einzigartige türkisblaue Farbe. Außerdem kann man am Lake Tekapo ein „International Dark Sky Reserve“ besuchen, wo man aufgrund von besonders geringer Lichtverschmutzung unter guten Bedingungen einen sehr guten Blick in den Sternenhimmel hat. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen und bei Vollmond hinfahren…

Zwei sehr schöne Orte, die man auf der Südinsel nicht verpassen sollte, sind Wanaka und Queenstown. In Wanaka kann man den sehr anstrengenden aber in jedem Fall lohnenswerten Roys Peak Walk machen, der einem nach drei Stunden steil bergauf laufen das Gefühl gibt, auf dem Gipfel der Welt zu stehen. Queenstown dagegen ist die „Nervenkitzel-Stadt“ Neuseelands. Dort kann man sich entscheiden zwischen Bungy-Jumping, Paragliding, Jetboot fahren und vielem mehr – oder alles machen. Nordwestlich von Queenstown liegt der Milford Sound: Ein Fjord, durch den man mit dem Boot fahren und dabei eine Landschaft voller Wasserfälle bestaunen kann. Wer selbst mit dem Campervan dort hinfahren möchte, sollte sich allerdings auf abenteuerliche Straßen gefasst machen.

Bag EndSvenja Meyn | StudentenPACK.

Bag End

Mit diesem kurzen Guide durch Neuseeland habe ich natürlich bei weitem nicht alles abgedeckt, was Neuseeland zu bieten hat. Je nach den eigenen Interessen kann man zum Beispiel in zahlreichen Nationalparks ausgiebige Wanderungen machen oder sich mit dem Fahrrad durch die hügelige Landschaft kämpfen. Außerdem kann man mit Sicherheit an vielen Stellen noch versteckte Paradiese finden, die ich auf meiner Reise nicht gesehen habe. Ich hoffe aber, dass ich euch einen Eindruck von der einzigartigen Vielfalt Neuseelands geben konnte und wer weiß – vielleicht verschlägt es euch ja eines Tages auf eine kurze oder auch längere Reise zu den Kiwis. Aber Vorsicht: Es haben sich schon Leute so in das Land verliebt, dass sie nicht wieder nach Hause gekommen sind!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/klein-aber-oho/feed/ 0
Von Torten, Wasserbomben und offiziellen Anlässen https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/von-torten-wasserbomben-und-offiziellen-anlassen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/von-torten-wasserbomben-und-offiziellen-anlassen/#respond Mon, 11 Nov 2013 08:00:08 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=171895
Kneipentour statt Drei-Gänge-Menü: Willkommen in Lübeck!

Kneipentour statt Drei-Gänge-Menü: Willkommen in Lübeck! [media-credit name="Hendrik Wallbaum" align="aligncenter" width="645"]

Lübeck atmet auf. Es ist Ruhe eingekehrt. Die Studentenmassen, die vor ein paar Wochen noch leicht bekleidet und ebenso leicht alkoholisiert in strömendem Regen die Innenstadt in Beschlag nahmen, verbringen ihre Nachmittage wieder in der Bibliothek.

In der Vorwoche ist viel passiert: Durch Kneipentour und Stadtrallye lernten die Studenten Stadt und Leute kennen; beim Grillen & Chillen erholten sie sich von den Anstrengungen der letzten Tage und ließen die Woche mit ganzen zwei Erstiparties ausklingen. Nebenbei wurden sie vormittags natürlich über den Ernst des Studierens informiert. Bevor der Unialltag richtig losgeht und solange die Erinnerungen noch nicht verblasst sind, wagen wir einen Blick über den Tellerrand: Wie funktioniert Vorwoche in anderen Ländern? Studenten aus aller Welt berichten von ihrem Start ins Unileben.

Kolumbien

Juliana Padilla (27) studiert an der Universidad Nacional de Colombia in Cali. Die Vorwoche an ihrer Universität ist sogar ganze zwei Wochen lang. In der ersten Woche werden den Erstsemestern die Einrichtungen der Universität gezeigt. Dazu werden kleine Gruppen von 15 „Primiparos“ – so werden Erstis in Kolumbien genannt – jeweils einem Betreuer zugeordnet. Der Campus mancher kolumbianischer Universitäten ist sehr groß und so kommt es dazu, dass manchmal sogar eine Busfahrt nötig ist, um vom einen Ende zum anderen zu gelangen.

Während in der ersten Einführungswoche noch keine älteren Studenten auf dem Campus sind, wird es in der zweiten Woche bunter. Für die Primiparos sind einige Aktivitäten vorbereitet worden, wie zum Beispiel eine Schnitzeljagd durch die Universitätsgebäude. Am Ende der Woche findet eine von der Universität organisierte Party statt. Auch hier ist die Atmosphäre locker und es wird viel getanzt.

Eine Besonderheit an Julianas Universität ist das Wasserbombenwerfen. Seit Jahren schon haben die Erstsemester immer freitags eine ganz bestimmte Veranstaltung im Hauptgebäude der Universität, die um 17:00 Uhr endet. Studenten aus den höheren Semestern lauern vor dem Gebäude nun mit Wasserbomben ausgestattet den Primiparos auf. Verlassen diese nun das Gebäude – nun ja, den Rest kann man sich denken. Einige der neuen Studenten, die von der Aktion wissen, suchen nach Fluchtwegen, um nicht nass zu werden. „Manche gingen zu den Toiletten, um sich zu verstecken. Andere suchten einen zweiten Ausgang. Manche suchten sogar nach einem Fenster im zweiten Stock, um einen Weg nach draußen zu finden.“

Wirklich stören tut sich an der Wasserbombenaktion allerdings niemand. Manche Primiparos ärgern sich zwar darüber, nass geworden zu sein, die meisten nehmen es aber mit Humor. Vielmehr ist das Wasserbombenwerfen zu einer Tradition geworden, um die Primiparos an der Uni willkommen zu heißen. Als Juliana eine Primipara war, hat sie es klug angestellt. Sie ist damals nicht nass geworden. Der Trick war, gemeinsam mit dem Professor das Gebäude zu verlassen.

Spaß und Kennenlernen garantiert: Vorwoche in Malmö.

Spaß und Kennenlernen garantiert: Vorwoche in Malmö. [media-credit name="Josephin Westerlund" align="aligncenter" width="645"]

Schweden

Josephin Westerlund ist Erstsemester an der Universität in Malmö und für sie und ihre über 980 Kommilitonen wird von den älteren Studenten eine zweiwöchige Einführungszeit organisiert. Zuerst bekommen die Neuen bunte Armbänder und werden dann nach Farben in Teams aufgeteilt. Jedes Team bekommt einen „Kapitän“ an die Seite gestellt und in den nächsten Tagen müssen die Gruppen in Wettkämpfen so viele Punkte wie möglich sammeln.

Während der erste Tag zum Kennenlernen dient, geht es am nächsten Tag auf eine Schnitzeljagd quer durch die Stadt: Jede Gruppe bekommt eine Karte mit 25 Herausforderungen, von denen möglichst viele gelöst werden müssen. „Wir mussten auf einem Bein stehend fünf Seniors die Hand reichen, einem Fremden unseren Namen zuschreien oder uns von zehn Jungs gleichzeitig die Haare verwuscheln lassen und dabei ein Foto machen“, erzählt Josephin. Und genauso verrückt geht es weiter in Schweden: Die Studenten müssen durch den Kanal schwimmen oder versuchen 24 Stunden lang wach zu bleiben.

Und natürlich wird auch in Malmö während der Vorwoche viel getrunken und gefeiert: Jeden Abend wird im Team oder mit allen Teams gemeinsam Party gemacht! Die Krönung und Belohnung für zwei harte Feierwochen ist eine von Studenten organisierte Gala mit einem Drei-Gänge-Menü für die Erstis, gefolgt von einer weiteren wilden Partynacht. Jospehin ist überzeugt von dieser Art der Begrüßung: „Es geht darum ein gutes Gefühl für die Neulinge zu schaffen, alle zusammenzukommen, Spaß zu haben und sich kennenzulernen.“

Polen

Aleksandra Ziaja (23) studiert Jura an der Universität Breslau. Die Aktivitäten, die in Breslau in der Vorwoche angeboten werden, sind meistens von älteren Studenten organisiert, die auch in den Gremien sehr aktiv sind. Die Veranstaltungen beschreibt Alex folgendermaßen: „Sie haben einen recht akademischen Charakter. Allerdings ist die Darstellung meistens interessant und sogar witzig.“ In diesem Jahr veranstalteten die älteren Jurastudenten eine Simulation eines Gerichtsverfahrens mit einem Richter aus einer bekannten polnischen Fernsehsendung. In der Einführungswoche finden auch Parties für die Erstsemester in den Clubs der Stadt statt.

Zusätzlich zur Vorwoche hat Alex an einem Erstsemester-Camp teilgenommen. „Manche sind ein Mix aus Fachlichem und Parties, während andere hauptsächlich auf Unterhaltung ausgelegt sind.“; so beschreibt Alex diese Veranstaltung. Das Camp, an dem sie selbst teilgenommen hat, war ein Angebot der ELSA – der European Law Student‘s Organisation. Tagsüber gab es viele Veranstaltungen mit juristischen Inhalten, aber auch über das Studieren im Allgemeinen und abends wurde dann gefeiert. Obwohl in der polnischen Vorwoche vergleichsweise viel Fachliches eingebunden ist, empfand Alex sie nicht als anstrengend. Es sei „mehr Spaß als Challenge“ gewesen.

In Spanien gehen die „Novatos“, sehr zur Freude der „Veteranos“, auf Tuchfühlung.

In Spanien gehen die „Novatos“, sehr zur Freude der „Veteranos“, auf Tuchfühlung. [media-credit name="Beatriz Vila" align="aligncenter" width="645"]

Spanien

Beginn und Höhepunkt der Erstiwoche zugleich markieren in Spanien die „Novatadas”. Ein ganzes Wochenende widmen die „Veteranos“, die alteingesessenen und erfahrenen Drittsemester den Begrüßungsspielen für die Neuankömmlinge. Kennenlernen kann sich nur, wer sich gemeinsam blamiert und danach bis zum Abwinken gefeiert hat. Davon sind die „Veteranos“ überzeugt. Beatriz Vila, seit zwei Jahren Pharmaziestudentin an der Universidad de Granada, blickt wehmütig auf ihre Vorwoche zurück: Nie wieder hat es so viel Spaß gemacht, sich während der traditionellen Kennenlernspiele mit Eiern und Mehl zu beschmieren und, nachdem man sich drei Kommilitonen auf den Rücken gebunden hatte, ein Wettrennen zu veranstalten. Ganz nebenbei macht man sich mit den Einwohnern der neuen Heimatstadt bekannt: „Weit verbreitet ist bei uns die Aufgabe, mit frisch gebackenen Torten umherzulaufen und Passanten zu bitten, sie uns ins Gesicht zu klatschen.“ Nachdem den Unbekannten diese Ehre zu Teil wurde, führen die Erstis ihnen dann einstudierte Tänze vor – maximal mit Unterwäsche bekleidet. Auf den Spielemarathon bei gleißender Hitze folgen ebenso heiße Nächte in den Clubs der Stadt, die für die feierwütigen Studenten nur zu gern täglich ihre Pforten öffnen. Schließlich ist man in Spanien.

Doch unumstritten ist, dass auch in Granada manch ein „Veterano“ seine Aufgabe, den „Novatos“ unvergessliche erste Tage zu bereiten, zu ernst nimmt. „Es gibt Drittsemester, die verpflichten Erstis, mit denen sie in einem Wohnheim wohnen, dazu, ihnen während der gesamten Zeit der Einführungskurse jeden Morgen Frühstück zuzubereiten. Andere finden es lustig, alle „Novatos“ zusammen unter die kalte Dusche zu stellen.“ Gerade den Erstis, die sich für ein Leben im Wohnheim entschieden haben, kann die eine oder andere Überraschung zum Verhängnis werden. Etwa wenn sie nach einem langen, partyreichen Tag betrunken zu ihrem Zimmer torkeln und feststellen, dass ihre Zimmertür geklaut wurde. „Da hört bei vielen der Spaß auf und am nächsten Tag beschweren sich die Eltern“, erinnert sich die 23-jährige Beatriz, die selber zwei Jahre in einer sogenannten „Residencia“ gewohnt hat.

Wenigstens können die Erstis nach den Novatadas sicher sein, sich so gut kennengelernt zu haben, wie es in so kurzer Zeit nur eben geht.

Ein ruhiger Start ins Studentenleben ist in China üblich.

Ein ruhiger Start ins Stdentenleben ist in China üblich. [media-credit name="Linh Wang" align="aligncenter" width="600"]

China

So sehr die Erstsemester in Spanien gefordert werden, so sehr werden sie in China behütet. „Gleich am ersten Tag wird uns ein Senior Student als Tutor zur Seite gestellt, der uns hilft, unser Wohnheimzimmer zu finden, und uns alle Fragen über das Campusleben beantwortet“, berichtet die 22-jährige Linh Wang, die an der East China University in Shanghai studiert. Zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten gehören ein „Round-Table“ mit allen Studenten einer Tutorengruppe und gegenseitige Besuche in den Wohnheimzimmern. Den großen Abschluss der „Erstiwoche“ stellt ein gemeinsamer Abend mit Erstsemestern, Tutoren und Professoren dar, den die Erstis zum Dank für die fürsorgliche Begrüßung gestalten. Linh ist eine eifrige Verfechterin dieser eher ruhigen Einführungswoche: „Wir sind während unserer ersten Tage an der neuen Universität sehr schüchtern, da hilft es uns, dass die Senior Students und die Professoren so um eine warme und einladende Atmosphäre bemüht sind.“ Alkohol und Partys ohne Ende seien an chinesischen Universitäten nicht üblich. „Das haben wir gar nicht nötig. Saft, Wasser und Soda tun es auch.“

Von Galas und Drei-Gänge-Menüs können wir Lübecker nur träumen. Auch Torten hat hier noch niemand extra für uns gebacken. Doch wer würde all das ernsthaft der einmaligen Gelegenheit vorziehen, morgens um neun bei Flunky Ball gut gekühltes Pennerglück zu genießen und danach ein erfrischendes Bad im Krähenteich zu nehmen? Ohne Kleidung versteht sich.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2013/11/von-torten-wasserbomben-und-offiziellen-anlassen/feed/ 0
Auf nach Afrika! https://www.studentenpack.de/index.php/2012/05/auf-nach-afrika/ https://www.studentenpack.de/index.php/2012/05/auf-nach-afrika/#respond Mon, 14 May 2012 08:00:15 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=12926
Laura Jürgens

Antilopen in Namibia.


Wem ein Auslandsaufenthalt in Europa, den USA oder China zu unspektakulär ist, der kann künftig auch nach Namibia gehen, um dort Praktika zu absolvieren – zumindest, wenn er Medizin studiert und das Physikum bereits in der Tasche hat.

Aber warum gerade Namibia? Namibia, etwa 13 Flugstunden entfernt im Südwesten Afrikas gelegen, ist eine ehemalige deutsche Kolonie. Dadurch ist das Land eng mit der deutschen Geschichte verbunden, was sich unter anderem in der Namensgebung von Dörfern und Straßen widerspiegelt – bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1990 gab es beispielsweise eine Kaiser-Wilhelm-Straße. Bis heute ist die deutsche Sprache in Namibia nicht ausgestorben. Dieses „Deutschtum“ ist noch immer präsent und macht Namibia besonders interessant.

Der Aufbau einer Partnerschaft zur University of Namibia in der Hauptstadt Windhoek war trotz dieser historisch vorhandenen Verbindung beider Länder eher ein Zufall: Vor zwei Jahren war das Forschungszentrum Borstel im Rahmen seiner Untersuchungen zu Tuberkulose und auch zur Ko-Infektion mit dem HI-Virus auf der Suche nach einem Partner in einem Land, in dem diese Krankheiten nicht so selten auftreten wie in Deutschland. Andere Länder wie beispielsweise England hatten diese Partnerschaften schon über frühere Kolonialbeziehungen geknüpft, sodass viele Länder bereits in derartige Projekte eingebunden waren. Auf Namibia traf das nicht zu: Zu diesem Zeitpunkt war, obwohl Tuberkulose eine der am häufigsten zum Tode führenden Krankheiten war, die Forschung auf diesem Gebiet in Namibia praktisch nicht existent, wie Prof. Dr. Lange von der Laborgruppe Klinische Infektiologie berichtet. Ins gleiche Jahr fiel die Gründung der Medizinischen Fakultät an der University of Namibia, zu deren Dekan über einige Ecken schnell persönlich Verbindung aufgenommen wurde. Das Interesse an einer Kooperation war rasch geweckt und jetzt haben wir sie, unsere Partneruniversität in Namibia.

Christoph Lange

Begrüßung der Erstsemester an der UNAM School of Medicine 2011.


Profitieren tun von dieser sich noch immer im Aufbau befindenden Partnerschaft alle Beteiligten: Die University of Namibia mit der angegliederten Klinik, weil die Medizinische Fakultät sich beim Aufbau und der Verbesserung ihrer Lehre an unserem Curriculum orientieren und auch ihre praktischen Ausbildungsmodule an unsere Skills Labs anlehnen kann, unsere Uni sowie das eng mit ihr zusammenarbeitende Forschungszentrum Borstel, weil nun im Rahmen des Schwerpunkts zur Entzündungs- und Infektionsforschung in größerem Umfang an Tuberkulose und einer Ko-Infektion mit HIV geforscht werden kann und – last but not least – wir Studenten, weil wir die Möglichkeit haben, PJ-Tertiale und Famulaturen in Windhoek zu absolvieren und dabei einen einzigartigen Blick über den Tellerrand zu werfen. Auch das Schreiben einer Doktorarbeit ist für Studenten, die eher an einer Forschungstätigkeit interessiert sind, in Namibia möglich.

In den letzten Jahren machten sich durchschnittlich fünf Lübecker Studenten auf eigene Faust auf nach Windhoek, um im Katutura State Hospital praktische Erfahrungen zu sammeln, ab diesem Jahr gibt es ein Auswahlverfahren von der Universität und auch finanzielle Unterstützung (1.000€) für die Afrikareisenden. Ein guter Start der Forschungs- und Austausch-Partnerschaft ist mit den dafür eingeworbenen 300.000€ auf jeden Fall gesichert. In Zukunft soll laut Prof. Dr. Westermann das Austauschprogramm dann dahingehend ausgeweitet werden, dass es bald nicht mehr nur Studenten, sondern auch Lehrende und Post-Docs einbezieht, zudem wird die Bandbreite der Fachbereiche, in denen gut betreute PJ-Tertiale möglich sind, von der Inneren Medizin ausgehend erweitert.

Wem jetzt das Fernweh zu schaffen macht, dem kann ich nur raten, sich auf der Homepage unserer Uni bis zu den Erfahrungsberichten aus Windhoek durchzuklicken (–> International Office –> Partneruniversitäten) – und vielleicht bist du schon der nächste, der einen schreiben könnte!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2012/05/auf-nach-afrika/feed/ 0
Im Land wo Milch und Honig fließen https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/im-land-wo-milch-und-honig-fliesen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/im-land-wo-milch-und-honig-fliesen/#respond Sun, 10 Apr 2011 22:00:02 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/wordpress/?p=316 „Herzlich willkommen, schön dass Sie da sind!“, sind die ersten Worte, die ich vom Pförtner zu hören bekomme, als ich ihm sage, dass ich Praktikantin bin und zum Studierendensekretariat der Chirurgie möchte. Und diesen Satz werde ich in den folgenden Tagen noch einige Male hören. Herzlich willkommen sind alle fünf Neuen, die sich am Morgen des 1. März vor dem Studierendensekretariat der Klinik 1 des Universitätsspitals in Basel einfinden. Drei Famulanten und zwei PJ-ler treten ihren Dienst an diesem Tag an. Alle gleichzeitig, denn die Praktika gehen hier obligat vom Monatsersten bis zum Monatsletzten. Dafür bekommt man aber im Vorfeld nicht nur Post mit allen wichtigen Infos – wie etwa, dass man einen MRSA-Abstrich und einen Hepatitis-B-Titer vorweisen muss und wo man wohnen kann – sondern auch eine wirklich umfassende Einführung am Eintrittstag. Auf welcher Station bin ich? Wo bekomme ich meine Dienstkleidung her? Wer ist für Fragen zuständig? All diese Dinge werden ausführlich geklärt. Zudem wird der Badge ausgehändigt, die obligate Zugangskarte zu OP-Trakt und Mittagessen.

Dann geht es auf Station 6.1, die Viszeralchirurgie. Ein Schweizer Unterassistent – das PJ-Äquivalent, dem zwei weitere Theoriesemestern folgen – und ich haben den gleichen Weg. Erstmal platzen wir in die laufende Oberarzt-Visite hinein, doch das ist kein Problem. Nach jedem Zimmer kommt ein weiterer Mensch im Kittel auf uns zu, gibt uns die Hand, stellt sich vor und heißt uns willkommen. Schnell sind wir mit den Oberärzten per Du und fühlen uns gleich als Teil des Teams.

Ein Land, vier Sprachen

Noch während der Visite beginne ich, den leitenden Oberarzt für seine Sprachbegabung zu bewundern: Vor der Tür spricht er ein reines, klares Hochdeutsch, am Patientenbett breitestes Berndeutsch – alternativ ein flüssiges Französisch oder ein der schweizerischen Betonung angepasstes Italienisch. Die Schweiz ist mit ihren vier Amtssprachen – Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch – sowieso sehr vielfältig. Dazu kommt, dass Basel, das direkt an Deutschland und Frankreich grenzt, eine Stadt ist, die von großen, internationalen Pharmaunternehmen geprägt wurde. Entsprechend arbeiten hier Menschen aus aller Welt und das spiegelt sich natürlich auch bei den Patienten wieder.

Die Faszination der sprachlichen Fähigkeiten anderer weicht jedoch schnell dem Schrecken, als nach der Visite ein französischer Patient aufgenommen werden muss. Französisch hatte ich zwar noch im Abi, habe es aber seither nicht mehr wesentlich gebraucht und schon gar nicht, um Patienten aufzunehmen. Also schnell das Wörterbuch im Assistenzarztbüro bemüht, die wichtigsten Begriffe notiert und rein ins kalte Wasser. Mit Händen, Füßen, einigen in den Raum geworfenen lateinischen Fachbegriffen und ein paar deutschen Wortbrocken des Patienten gelingt es dann doch: Der Patient erzählt seine Krankengeschichte und als wir später über seine Stuhlgewohnheiten fachsimpeln macht sich ein gutes Gefühl breit: Das mit den Fremdsprachen geht doch irgendwie. Und so ist es schon ein paar Tage später gar kein Problem, einen amerikanischen Biologie-Professor aufzunehmen, der Schwierigkeiten mit „Fred“, seinem künstlichen Darmausgang, hat.

Die Sprachbarriere wird die meisten deutschen Studenten in der Schweiz dennoch irgendwie begleiten. Denn der Schweizer als solcher ist stolz auf seinen Dialekt. Und während in Deutschland oft die Überzeugung kursiert, nur noch Bauern sprächen nicht nach der Schrift, ist es hier durchaus gängig, dass auch unter Akademikern Schweizerdeutsch gesprochen wird. Für mich, die ich in der Nähe der Grenze aufgewachsen bin, ein geringeres Problem. Doch da die Schweiz als Paradies für medizinisches Fachpersonal gilt, ist man auch mit dem Schriftdeutsch nicht alleine: Fünf von sechs Assistenzärzten in der Viszeralchirurgie sind Deutsche, die sechste stammt aus Brasilien. Doch auch die Eingeborenen bemühen sich in aller Regel, sich verständlich auszudrücken und wenn man dann die gängigsten Fehler vermeidet – den Dialekt zu sprechen, wenn man ihn nicht beherrscht, sich über die Sprache lustig zu machen oder sie niedlich zu finden oder davon auszugehen, dass die Dialekt-Sprechenden dumm sind – kann man eigentlich kaum etwas falsch machen. Die paar wichtigen Vokabeln lernt man dann auch so: Aufnahmen heißen hier Eintritte, der „Zustand nach“ wird zum „Status nach“, mit „Bäähsedde“ ist im OP die Pinzette gemeint und mit „Dubferli“ der kleine Tupfer. Und wem das „Grüezi“ zur Begrüßung nicht so recht über die Lippen kommen will, der kann auch mit einem freundlichen „Morgä“ – der Basler als solcher rollt übrigens das R – den Raum betreten.

Kaffee und andere Annehmlichkeiten

Wichtig ist dann nur noch die „Schale“, wenn man in der Cafeteria eine Tasse Kaffee bestellen will. Die Cafeteria sehen wir im Übrigen verhältnismäßig oft. Das „z’Nüüni“, die Schweizer Tradition, um 9 Uhr morgens ein zweites Frühstück einzunehmen, wird leicht modifiziert und an den Krankenhausalltag angepasst: Immer, wenn es auf der Station oder im OP nicht gerade brennt, wird nach der Frühbesprechung erst einmal ein Kaffee getrunken. Eine schöne Möglichkeit, um nicht nur mit den Assistenzärzten ins Gespräch zu kommen

Doch hat der Alltag in Basel noch die eine oder andere weitere Annehmlichkeit zu bieten. Hier beginnt der Tag nämlich nicht, wie in Deutschland üblich, mit unzähligen Blutabnahmen. Dafür und für das Legen von Braunülen ist das Pflegepersonal zuständig. Allgemein hat hier das nicht-ärztliche Personal deutlich mehr Kompetenzen: Im OP dürfen die Pfleger auch schon mal den Patienten waschen und die sterilen Tücher kleben und die Anästhesiepfleger sind bei längeren Routineeingriffen mitunter alleine im OP. Zudem ist die Personaldichte sehr hoch: Eine Schwester hat vier bis sechs, in Ausnahmesituationen acht Patienten, dazu kommen Schüler, Pflegeassistenten und Sitzwachen und im OP gibt es Personal, das sich ausschließlich mit der Lagerung des Patienten vor und nach der Operation beschäftigt. Den Ärzten wird so nicht nur Arbeit abgenommen, sondern auch vieles erleichtert, schon allein dadurch, dass die zuständige Schwester immer griffbereit ist und sich nicht noch um zwölf andere Patienten kümmern muss. Und wenn einer der beiden Stationsärzte doch in den OP muss, ist zumeist noch ein zusätzlicher Assistent da, der sich um den Ablauf kümmern kann.

Was bleibt, ist viel Zeit für den Patienten. Bei der Visite werden die Fragen ausführlich beantwortet, die Aufklärungsgespräche sind recht umfangreich. In der Schweiz wird übrigens noch nach der tatsächlichen Leistung abgerechnet. So kann es schon mal vorkommen, dass der Arzt die Visite mit den Worten beendet: „Von unserer Seite könnten Sie morgen nach Hause gehen – wenn Sie sich soweit fühlen.“ Während in Deutschland oft halbkurierte Patienten vor die Tür gesetzt werden, darf in der Schweiz jeder bleiben, bis er sich subjektiv fit genug fühlt, bis die Anschlussbehandlung garantiert ist oder bis jemand die Zeit hat, um den Patienten abzuholen. Interessant ist dabei auch das Versicherungssystem. Hier werden drei Klassen unterschieden. Die 3. Klasse deckt den Basisbedarf ab: Bett, Arzt, Pflege – jedoch nur in dem Kanton, wo man seinen Hauptwohnsitz hat. Wer im Krankenhaus seiner Wahl behandelt werden will, braucht eine Zusatz- oder eine 2.-Klass-Versicherung, die einem auch das Liegen in einem 2-Bett-Zimmer ermöglicht. Wer es gern luxuriös mag, sollte jedoch die 1. Klasse wählen: Einzelzimmer, Chefarztbetreuung und Hotelleriebetrieb mit Wahlmenü, Schränken aus echtem Holz und Flachbildfernseher an der Wand – in Basel kommt der Blick aus dem 7. Stock über die Altstadt dazu.

Doch nicht nur für Patienten bleibt viel Zeit. In Basel wird der Status „akademisches Lehrkrankenhaus“ durchaus Ernst genommen und so bleibt während des Monats, den ich dort verbringe, keine Frage unbeantwortet.

Richtig rapportieren lernen

Die Aufgabe der UHUs, den Unterassistenten, zu denen ich als Famulantin auch gezählt werde, ist – neben der Assistenz bei Operationen – die Aufnahme der Patienten und deren Vorstellung beim Mittagsrapport. Das beinhaltet jedoch nicht nur, wie in den meisten Blockpraktika, die kurze Anamnese und körperliche Untersuchung. Bevor man ins Zimmer geht, sollte man die Krankengeschichte bereits aufgearbeitet haben: Sprechstundenberichte, Arztbriefe, alte Entlassbriefe, Röntgenbilder, Gastrobefunde, Laborergebnisse. All das sollte im besten Fall schon in einen logischen Zusammenhang gebracht werden, bevor man den Patienten das erste Mal zu Gesicht bekommt. In den meisten Fällen hat man dann Zeit für eine wirklich ausführliche Anamnese, lernt so die Patienten auch richtig kennen und kann sie oft schon gut einschätzen.

Der mittägliche Rapport dient dann tatsächlich nur dem Informationsaustausch. Kein einziges Mal werden wir ins Kreuzverhör genommen oder gar vor den Patienten bloßgestellt. Wenn Daten fehlten, haben sich die diensthöheren Ärzte auch durchaus selbst an den Rechner gesetzt und nachgeschlagen. Und wenn fachliche Fragen gestellt werden, dann nicht um unser Wissen zu prüfen, sondern, um uns etwas beizubringen: Auf die Antwort „Das weiß ich leider nicht“ folgt meist eine freundliche, lehrreiche Erklärung.

Der OP-Trakt: Eine eigenständige Stadt

Ähnlich friedlich geht es im OP zu. Wenn der Patient nicht gerade wild am Bluten ist, ist jede Frage willkommen. Auch interessieren sich die meisten Ärzte über das Fachliche hinaus für die Person, mit der sie am Tisch stehen. So entwickelte sich manches nette Gespräch. Fehler kann man dabei kaum machen. Wenn der Haken an der falschen Stelle hält oder die Kamera bei minimalinvasiven Eingriffen wieder den Horizont verliert, wird einem zwar das Gerät aus der Hand genommen, nachdem es wieder auf der richtigen Spur ist, bekommt man es jedoch zurück. Zudem habe ich mich nie nur als Hilfsmittel gefühlt: Wenn meine Aufgabe mit einer unbequemen Haltung verbunden war – einmal musste ich über eine Stunde lang eine überdimensionierte Brust halten, wobei meine Finger ohne mein Zutun noch als Widerlager für die Haken dienten – haben die Operateure in regelmäßigen Abständen nachgefragt, ob alles OK sei, wie lange ich noch halten könne, ob ich Gefahr laufe, bald umzufallen. So etwas war ich bis dato nicht gewohnt!

Lediglich das OP-Ende unterscheidet sich nicht von Deutschland: Nähen oder Tackern dürfen in Basel auch die Unterassistenten. Es sei denn, es handelt sich um einen 1.-Klass-Patient: Hier operieren ausschließlich Chef- und leitende Ärzte, bis einschließlich zur Naht. Genäht wird in Basel übrigens nach Allgöwer, denn dieser Chirurg war hier jahrelang tätig. Der Allgöwer-Rückstich ist die Naht, die im Nahtkurs nach dem Donati-Rückstich kurz erwähnt, aber nie geübt wird. Daher war es anfangs etwas ungewohnt. Doch wie so oft wurde dann alles noch einmal im Detail erklärt und bald beherrschte auch ich die Naht.

Der OP-Trakt in Basel ist übrigens gigantisch! Das ganze Haus ist schon riesig. Und als ich das erste Mal über das Unterassistententelefon für den OP angefordert wurde, habe ich mich natürlich gleich verlaufen. Das Personal der HNO-Abteilung war allerdings so nett, mich wieder auf den rechten Weg zu bringen, und so habe ich es doch in die Umkleide geschafft. Den Weg zum Saal musste ich mir dennoch erklären lassen, der OP-Trakt erstreckt sich nämlich über vier Ebenen: Die Säle sind in den beiden unteren, zwölf an der Zahl und wirklich sauber, schön und groß – und auf dem neusten Stand der Technik! Und für alle, die vorher noch nie assistiert haben, gibt es eigens für Unterassistenten und andere Praktikanten zu Beginn des Monats eine ausführliche Einführung mit Waschkurs. Hier wird wirklich an alles gedacht.

Kritik bleibt nur wenig

Natürlich ist nicht alles nur gülden im Unispital Basel. Natürlich wird der Ton mit laufender OP-Dauer und steigendem Blutverlust knapper und rauer. Natürlich müssen hier die OP-Schwestern zunächst ihr Revier verteidigen, bevor sie handzahm werden. Und vor allem hat man eins: Lange Arbeitszeiten! In den gängigen Verträgen für Ärzte stehen 50 Wochenarbeitsstunden, was auch gerne auf Unterassistenten übertragen wird. Eine PJ-lerin einer anderen Abteilung beklagte sich während eines Gesprächs, dass sie vor lauter Arbeit und Diensten überhaupt keine Chance habe, das praktisch Erlebte auch theoretisch nachzuarbeiten oder sich sonst wie auf ihr Staatsexamen vorzubereiten. Wenigstens wird die Arbeit entlohnt: Während man in Deutschland für einen feuchten Händedruck schuftet, bekommt man – zumindest als PJ-ler, in Basel leider nicht als Famulant – in eigentlich allen Häusern der Schweiz mindestens 900 Schweizer Franken (CHF), was etwa 650 Euro entspricht. Wer allerdings nicht das Glück hat, wie ich bei der Familie unterzukommen, gibt dieses Geld mehr oder weniger komplett für die Lebenshaltungskosten aus. Das Zimmer, das man über die Klinik beziehen kann, kostet über 500 Franken und auch das Essen ist nicht gerade günstig. Ein normales Mittagessen (Hauptmenü, kein Nachtisch, keine Getränke) in der Kantine kostet 8,40 CHF, ein belegtes Brötchen in der Spital-Cafeteria um die 7 CHF, was immerhin rund 5 Euro entspricht – dafür bekommt man dann aber auch Hasenrückenfilet, Nudelauflauf mit echtem Schafskäse oder Straußenfleisch. Doch auch das Nachtleben in der Schweiz ist ordentlich teuer.

Tolle Stadt, tolles Umfeld

Dennoch lohnt es sich, mehr zu sehen als nur Klinik und Wohnheim. Basel wurde, wie eigentlich alle Schweizer Städte, im 2. Weltkrieg nicht zerstört und hat deswegen eine unglaublich schöne Altstadt mit Fachwerkhäusern, großen Plätzen, schönen Kirchen und lauschigen Gässchen. Wer zur Ruhe kommen will, kann sich an die Rheinpromenade setzen oder sich im wirklich schönen Botanischen Garten eine Parkbank suchen. Auch an Kultur ist diese Stadt sehr reich: Es gibt ein großes und viele kleine sehenswerte Theater- und Konzerthäuser, es gibt eine ganze Straße mit Kinos, Museen für jeden Geschmack – von Kunst über Cartoons und Puppenhäuser bis zu Naturwissenschaft und Geschichte – und auch der Basler Zoo mit seinen großzügigen Freigehegen ist einen Sonntagsausflug wert. Zudem liegt Basel geographisch einwandfrei: Andere Städte wie Zürich, Luzern oder Bern sind gut zu erreichen. Wer am Wochenende Ski fahren, klettern oder wandern will hat es nicht weit zu den Alpen. Auch die französischen Städte Colmar oder Mulhouse und der französische Jura sind gerade um die Ecke und wen es doch nach Deutschland zieht, der kann Freiburg besuchen, an den Bodensee fahren oder die Landschaft von Schwarzwald und Kaiserstuhl durchstreifen.

Der Einstieg ins Wochenende wird übrigens mitunter schon auf Station versüßt und zwar mit einem TGIF. Die Abkürzung steht für „Thank God it’s Friday“ und sieht vor, dass derjenige, der eine Operation zum ersten Mal gemacht hat – was meist die Assistenten trifft – oder dem eine außergewöhnliche Operation zugeteilt wurde – hier kommen auch die diensthöheren Ärzte in Betracht – freitags einen „Apéro“ ausgibt. Aufgabe der Unterassistenten ist es, die Brote, den Lachs, den Käse, Knabbereien und andere Feinheiten, einschließlich einiger Flaschen Wein, zu besorgen und den Tisch zu decken. Und dann kommen alle zusammen, sitzen um den großen Tisch im Aufenthaltsraum und haben gemeinsam eine gute Zeit.
Das TGIF ist nur einer der vielen wirklich schönen Momente in Basel. Die gute Atmosphäre und das entspannte Arbeiten entschädigen durchaus für die langen Arbeitstage. Und wenn ich mir demnächst Gedanken um einen PJ-Platz mache, steht die Schweiz doch nach wie vor sehr weit oben in meiner Wunschliste!

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/im-land-wo-milch-und-honig-fliesen/feed/ 0
Doktorarbeit in den USA – Aufwand, der sich lohnt https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/doktorarbeit-in-den-usa-aufwand-der-sich-lohnt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/doktorarbeit-in-den-usa-aufwand-der-sich-lohnt/#comments Mon, 17 Jan 2011 11:00:51 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=106004
Thomas Dinh

Der erste Blick auf die Harvard-Medical-School.

Spätestens nach dem Physikum beginnen die meisten Medizinstudenten, sich den einen oder anderen Gedanken über das Thema Doktorarbeit zu machen. Meist werden Doktorarbeiten um das 7. Semester herum begonnen, um dann möglichst vor dem PJ den Hauptteil der Arbeit hinter sich zu haben. Möchte man die Doktorarbeit im Ausland durchführen, sollte mindestens 1 Jahr vor dem geplanten Start der Arbeit mit der Organisation begonnen werden. Die Entscheidung sollte allerdings gut überlegt sein.

Nachteile

Wenn eine wissenschaftliche Arbeit in den USA geplant ist, sieht man sich zunächst mit einem enormen organisatorischen Aufwand konfrontiert. Die Doktorandenstelle muss besorgt werden, das Visum genehmigt, die Kurse an der Heimatuni koordiniert werden. Aber auch viel „Kleinkram“ (zum Beispiel Wohnung in den USA, was passiert mit der Wohnung zu Hause?) kann eine Menge Nerven kosten. Außerdem kommt auch eine finanzielle Herausforderung auf die Doktoranden zu, zusätzlich zu Flug- und Visumskosten muss natürlich auch der Lebensunterhalt in den USA gewährleistet sein. Je nach Stadt können die Mieten selbst für das kleinste WG-Zimmer ein Vielfaches der Mieten in Deutschland betragen, Lebensmittel und Freizeitaktivitäten kommen hinzu. Abgesehen davon „verliert“ man natürlich ein bis zwei Semester, was zu weiteren Problemen hinsichtlich der Finanzierung führen kann.

Vorteile

Die Durchführung der Doktorarbeit in den USA hat in den meisten Arbeitsgruppen (stark abhängig von der Uni!) zahlreiche wissenschaftliche Vorteile. Zum Einen sind viele Forschergruppen in den USA federführend auf ihrem Gebiet, sodass ein Einblick in echte cutting-edge Forschung und Technologien ermöglicht wird. Durch die hohe Produktivität der Labore sind Veröffentlichungen (und damit die Chance, selbst auch auf dem Paper zu stehen) meist schneller und in besseren Journals möglich. Zum Anderen stehen oft weitaus mehr Forschungsgelder zur Verfügung, sodass auch kostspielige Experimente mit wenig bürokratischem Aufwand selbstständig durchgeführt werden können. Die Arbeit findet meist in einem internationalen Team statt, Kontakte, die während der Zeit im Ausland geknüpft werden, sind sehr nützlich auch wenn man nach dem Studium nicht in der Forschung arbeiten möchte. Im Vergleich zu deutschen Unikliniken hat das Arbeitsklima einen guten Ruf, flache Hierarchien und kollegiales Verhalten sind die Regel (obwohl das natürlich von Labor zu Labor verschieden ist). Quasi nebenbei wird das fachspezifische Englisch erlernt, und auch im Lebenslauf ist eine Arbeit im Ausland natürlich ein Pluspunkt. Der eigene Horizont erweitert sich aber auch persönlich, man guckt mal über den Tellerrand, entwickelt neue Interessen und profitiert in vielerlei Hinsicht von den gemachten Erfahrungen.

Wie bekomme ich einen Platz?

Die Entscheidung steht, aber wie bekommt man einen Platz in den begehrten Arbeitsgruppen? Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten: man kann sich an der Heimatuni einen Doktorvater suchen, der Arbeiten ins Ausland vermittelt. Dafür sollte man auf Internet (Homepage der Klinik) und Doktorandenbörse zurückgreifen, oft hört man von derartigen Angeboten auch über Kommilitonen und in den Vorlesungen. In den ersten Gesprächen mit dem Doktorvater werden die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit geklärt. Wichtig ist neben der „Kooperativität“ und „Betreuungsfähigkeit“ des Doktorvaters selbstverständlich auch das Thema. Selbst ein Forschungsaufenthalt an der besten Uni der Welt kann danebengehen, wenn man mit der Fragestellung der Arbeitsgruppe nichts anfangen kann.

Andererseits kann man sich auch im Internet zuerst ein Labor aussuchen und anschreiben, und mit der Zusage in der Tasche auf die Suche nach einem Doktorvater an der Heimatuni gehen. Oft freuen sich Dozenten über die Eigeninitiative des Studenten, noch dazu kostet ein Doktorand im Ausland den Doktorvater ja kaum Geld (Materialkosten und so weiter entfallen). Dann sollten natürlich das Fachgebiet des Doktorvaters und das des auserkorenen Labors einigermaßen übereinstimmen. Bei der Suche nach geeigneten Arbeitsgruppen im Ausland gibt es ein paar Dinge, die man beachten sollte. Generell gilt: in kleinen Arbeitsgruppen ist die Betreuung meist eng, allerdings die (technologischen und finanziellen) Möglichkeiten eingeschränkt. Große Labore haben meist ein größeres Methodenspektrum und allgemein mehr laufende Projekte. Die Betreuung durch den Professor ist aber in aller Regel weniger begleitend sondern eher beratend, die Arbeit erfolgt selbstständiger. Zum anderen ist es nützlich, sich die Liste der Veröffentlichungen des Labors etwas genauer anzuschauen: in welchem Abstand und in welchen Journals erscheinen sie, wer steht an welcher Stelle auf der Autorenliste (beansprucht der Chef zum Beispiel die erste oder zweite Stelle grundsätzlich für sich? Dürfen auch Studenten mit aufs Paper?). Wichtige Hinweise können natürlich auch Erfahrungsberichte von Vorgängern geben. Auch hier gilt natürlich: man sollte sich genau über die Projekte des Labors und die Arbeitsmethoden informieren (Tierversuche?), so kann man unliebsame Überraschungen vermeiden.

Abgesehen davon vermitteln viele Stiftungen (zum Beispiel Studienstiftung des deutschen Volkes) auch Doktorarbeiten im Ausland, sollte man also Stipendiat sein, ist die Organisation noch deutlich einfacher.

Thomas Dinh

Skyline von Boston.

Welche Kosten kommen auf mich zu und wie finanziere ich das?

Wie schon erwähnt sind Miete und Lebenshaltungskosten in den USA generell höher. Über den Daumen gepeilt sind um die 1000 Dollar pro Monat eine realistische Berechnungsgrundlage. Hinzu kommt der Flug und die Kosten für das Visum, die sich aus der Visakategorie ergeben, mindestens aber 180 Dollar für die sogenannte SEVIS-Gebühr.

Finanzielle Förderung kann man an verschiedenen Stellen beantragen. Gute Grundlage bietet die DAAD-Stipendiendatenbank, auch die Begabtenförderungswerke (parteinahe Stiftungen etc.) vergeben Promotionsstipendien. Bei der Bewerbung um finanzielle Förderung werden meist ein englischsprachiger Lebenslauf, ein Letter of Motivation und ein detaillierter Arbeitsplan verlangt. Die Förderung muss Monate im Voraus beantragt werden, das ist mit den typischen Verzögerungen bei der Planung oft schwer möglich. Mit ein bisschen Glück kann man auch vom Doktorvater finanziell unterstützt werden, zumindest die Flugkosten werden meist übernommen.

Da man sich ja von der Uni Lübeck für die Zeit im Ausland beurlauben lässt, wird auch kein Bafög mehr gezahlt. Würde man sich in den USA an der amerikanischen Uni immatrikulieren, könnte man sich zwar um Auslandsbafög bewerben, allerdings lohnt sich das bei den hohen Studiengebühren der amerikanischen Unis nicht.

Visum

Nur selten wird der Aufenthalt mit einem Visum der Kategorie B gestattet, meist ist das sog. J1-Visum (Praktikantenvisum) erforderlich. Insbesondere für die Vergabe des J1 Visums gelten strenge Regeln, es müssen zahlreiche Dokumente vorgelegt werden. So muss z.B. die finanzielle Absicherung des Studenten nachgewiesen werden und die „Praktikumsstelle“ (in diesem Fall die amerikanische Universität) ein anerkannter Visa-Sponsor sein. Zudem wird für alle Nicht-Touristenvisa für die USA ein persönlicher Gesprächstermin in der Botschaft in Berlin fällig. Auf einen Termin muss man meist mehrere Wochen warten, daher sollte genügend Zeit eingeplant werden.

Krankenversicherung/Impfungen

Bei der Einreise mit einem Praktikantenvisum wird man meist automatisch durch die vermittelnde Organisation krankenversichert. Ansonsten muss man eine Auslandskrankenversicherung abschließen, Arztkosten in den USA sind geradezu lächerlich hoch. Da der Arbeitgeber meist das örtliche Krankenhaus ist (wenn auch nur im Forschungstrakt gearbeitet wird), müssen alle gängigen Impfungen nachgewiesen werden (alle auch von der STIKO empfohlen), hierzu ist ein internationaler Impfausweis praktisch. Zusätzlich wird oft ein Tuberculintest jüngeren Datums verlangt, so hat dann das Übungs-gepiekse im Mibi-Kurs doch noch seinen Sinn. Bei Unsicherheit: Reisemedizin und Impfsprechstunde, Institut für Transfusionsmedizin, Haus31.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/doktorarbeit-in-den-usa-aufwand-der-sich-lohnt/feed/ 1
Internationales Flair auf dem Campus https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/internationales-flair-auf-dem-campus/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/internationales-flair-auf-dem-campus/#respond Mon, 01 Nov 2010 09:00:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=107755 Es gibt heute immer mehr Möglichkeiten, das eigene Studium um einen Auslandsaufenthalt zu ergänzen. Etwa über das ERASMUS-Programm des Auslandsdienstes der EU mit verschiedensten Partneruniversitäten, bietet sich häufig an, ein bis zwei Semester oder ein Praktikum im Ausland, vielleicht sogar die Promotion, dort zu verbringen. Das Gleiche gilt natürlich auch auf umgekehrtem Wege: So wie dieses Semester über 50 Studenten aus Lübeck in die weite Welt reisen, kommen auch viele internationale Studenten nach Lübeck, darunter einige Doktoranden, aber auch Studenten, die hier ihr Studium, sei es das Bachelor-, Master- oder Medizinstudium, absolvieren. Zu den 40 Erasmus-Partneruniversitäten gibt es zusätzlich fünf direkte Verträge mit Universitäten. Mögliche Ziele sind dabei Bergen (Norwegen), Tartu (Estland), Czernivzi (Ukraine), Hangzhou (China), aber auch eine neue Partneruniversität in den USA, nämlich Albuquerque, New Mexico. Eine andere Möglichkeit, im Ausland zu studieren, sind die Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Ist es für Studenten in ihrem Auslandssemester wichtig, neben der Universität vor allem auch das Gastland, die dortige Kultur und Menschen kennenzulernen, so ist es für einen längeren Aufenthalt wie die Promotion ebenso wichtig, Kontakte zu knüpfen.

Zentraler Anlaufpunkt sowohl für Studenten, die ein Auslandssemester in oder von Lübeck aus machen wollen, ist das Akademische Auslandsamt, auf englisch das International Office. Im letzten Wintersemester begann dort die Planung regelmäßiger Veranstaltungen, die nicht nur die internationalen Studierenden einander näher, sondern auch Kontakt zu den hiesigen Studenten bringen sollen. Neben dem kulturellen Austausch bietet sich auch die Chance, eine neue Sprache zu lernen und selbst Anregungen für Auslandsaufenthalte in sonst eher unbekannten Ländern zu bekommen.

Zu den Aktivitäten im letzten Jahr gehörten ein internationales Buffet, bei dem jeder ein- geladen war, etwas Typisches aus seinem Heimatland zu dem netten Abend im Partykeller des internationalen Studentenwohnheims mitzubringen. Außerdem wurden Ausflüge nach Hamburg, Dresden oder zum Hochseilgarten in Travemünde unternommen. Besonders aufgefallen sein dürfte das multinationale Team „Lübeck kämpft für seine Uni!“ beim Drachenbootrennen, das einen der Hauptläufe gewann.

Es gibt seit einem Jahr einen wöchentlichen Stammtisch für internationale Studenten, zu dem alle herzlich eingeladen sind. Mit ein wenig wechselnder Teilnahme in den Semesterferien findet der Stammtisch seit Anfang August donnerstags ab 20:00 Uhr in der Colestreet Bar in der Beckergrube statt.

Dieses Semester gibt es zwei studentische Hilfskräfte im International Office, die sich um die Betreuung von internationalen Studierenden und Doktoranden kümmern. Dazu gibt es auch dieses Jahr wieder einige Veranstaltungen, an denen natürlich jeder teilnehmen kann.

Während das letzte Semester bereits viele Bekanntschaften unter den internationalen Universitätsmitgliedern geschaffen hat, ist es schön zu sehen, dass inzwischen auch mehr deutsche Teilnehmer bei den Events zu sehen sind. Für die Werbung fehlt der Universität vielleicht noch ein zentraler Terminkalender, über den man sich auch gemeinsam koordinieren kann. Daher ist von einigen Studenten der Grad School eine Plattform für gemeinsame Veranstaltungen und Diskussionen unter www.luebecksocial.com eingerichtet worden. Neben der eigenen Homepage gibt das International Office auch hier seine Veranstaltungen bekannt.

Ein Auslandsaufenthalt ist für einen Studenten eine wichtige Erfahrung, aber auch die Studenten, die er kennenlernt, können davon viel lernen.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/internationales-flair-auf-dem-campus/feed/ 0
„Wir sind nichts Besonderes, hatten nur viel Glück… https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/wir-sind-nichts-besonderes-hatten-nur-viel-gluck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/wir-sind-nichts-besonderes-hatten-nur-viel-gluck/#respond Mon, 07 Jun 2010 09:00:53 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108297 … Auserwählte kriegen halt das größte Kuchenstück“. So singt Heinz Rudolph Kunze in seinem Lied „Aller Herren Länder“ und er hat Recht – das fiel mir in meinen sechs Wochen in Burkina Faso, das im Herzen Westafrikas liegt, mehr als einmal auf. Zuerst und am deutlichsten, als ich ein 15-jähriges Dienstmädchen aus einem Dorf mit für mich unaussprechlichen Namen, zwei Stunden Fußmarsch von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt, kennen lernte. Ihren Eltern ging das Geld aus und sie konnte deshalb nur zwei Jahre die Schule besuchen. Seitdem arbeitete sie auf dem Feld und jetzt als Dienstmädchen in Ouagadougou bei der Familie, bei der ich die sechs Wochen wohnen darf. Sie putzt jeden Tag, geht einkaufen auf dem Markt und bereitet das Essen zu. Wenn sie nichts zu tun hat, dann schaut sie am liebsten südamerikanische oder indische Serien mit den schönen Namen wie „Maria“ oder „Annas zwei Gesichter“, in denen es immer höchst dramatisch zugeht; unser „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ist emotionslos dagegen.

Andrea Kauertz | StudentenPACK.

Centre Hospitalier Universitaire Pédiatrique Charles de Gaulle, Ouagadougou

Heißer Empfang

Begonnen hat mein Aufenthalt Mitte Februar. Direkt als ich aus dem Flugzeug ausstieg, schlug mir die Hitze wie eine Wand entgegen. März und April sind die heißesten Monate in Burkina Faso, wo das Thermometer tagsüber gerne bis auf 45°C klettert. Gut, bei meiner Ankunft um kurz nach 21 Uhr waren es nur noch etwas über 30 Grad, also vergleichsweise angenehm. Nachdem ich mein Gepäck in Empfang genommen hatte, traute ich mich raus und traf zu meiner Überraschung niemanden, der mich abholen wollte. Wie ich später erfuhr, hatte es da ein Missverständnis gegeben: Meine Gastfamilie erwartete mich erst einen Tag später. So kam ich direkt mit den ersten Burkinabé (so nennen sich die Einheimischen) in Kontakt. Sie waren allesamt Taxifahrer und sehr bemüht mich zu überzeugen, dass sie mich gerne überall dorthin fahren würden, wohin ich wollte. Das Problem war nur: Ich hatte nicht einmal eine Adresse. Nach zwei Stunden, einem Telefongespräch und meinem ersten abgelehnten Heiratsantrag kam dann endlich Arsène, um mich abzuholen. Er hatte in seiner Studentenzeit eine kleine Organisation gegründet, die Frauen in Burkina Faso hauptsächlich über Malaria, aber auch über HIV/AIDS aufklärt und einige dazu ausbildet, ihrerseits wieder andere Frauen aufzuklären. 2005 traf er eine deutsche Medizinstudentin, die ihm vorschlug, eine Kooperation mit dem bvmd (Bundesvertretung der Medizinstudenten in Deutschland e.V.) einzugehen und so deutschen Studenten die Möglichkeit zu geben, Burkina Faso, „Action vie pour tous“ (so heißt die Organisation) und den Krankenhausalltag vor Ort näher kennen zu lernen. Leider fanden während meines Aufenthalts keine Aufklärungsaktionen statt, weil die Mitglieder von „Action vie pour tous“ gerade beruflich sehr eingespannt und die meisten gar nicht im Land waren.

In einer anderen (medizinischen) Welt

So nutzte ich die Zeit für Famulaturen (Praktikum während des Medizinstudiums) und verbrachte erst einmal zwei Wochen in einem kleineren Krankenhaus. Als Weiße ist man natürlich immer eine Attraktion. Manchmal ist das angenehm, etwa, wenn die ohnehin schon offenen und freundlichen Menschen noch freundlicher werden und sich darum kümmern, dass ich möglichst viel sehen und machen kann. In deutschen Krankenhäusern wird man als Student schon mal übersehen, hier bemühten sich alle darum, mich zu integrieren. In der Notaufnahme, die eher einer größeren Allgemeinarztpraxis glich, war ich bei Konsultationen dabei; es ging hier meist um Infektionen wie Malaria oder Meningitis. Da es nicht genug Ärzte gibt, werden die Konsultationen von Krankenschwestern und Pflegern durchgeführt, die auch die nötigen Zusatzuntersuchen anordnen und Medikamente verschreiben. Jeder Patient muss sich sein gesamtes Verbrauchsmaterial, also Medikamente, Spritzen oder Handschuhe, in der Apotheke des Krankenhauses besorgen, das heißt: selbst bezahlen. Eine Art Krankenversicherung gibt es wohl, die besitzen aber nur wenige Menschen. Wenn jemand stationär aufgenommen wird, so bekommt er oder sie eine Pritsche in einem mit mindestens sechs Personen belegten Zimmer zugeteilt und ist dann, was die Pflege und Verpflegung angeht, auf die Unterstützung seiner Angehörigen angewiesen. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Menschen hier etwas robuster sind, also auch dementsprechend miteinander umgehen: Als eine Schwangere im Kreißsaal aufgrund von Wehenschmerzen nach einem Kaiserschnitt fragte, lachten die Hebammen sie fast aus und sagten: „Das tut nun einmal so weh.“

Auch im Kinderkrankenhaus der Uni, wo ich weitere 2 Wochen Praktikum machte, war die Ausstattung der Patientenzimmer mit Betten und jeweils einem Schrank eher dürftig im Gegensatz zu dem, was ich von Deutschland gewohnt war. Auch hier bekam ich meistens Malaria, Meningitis, unterernährte oder ausgetrocknete Kinder zu sehen. Mit den burkinischen Studenten bereitete ich die kleinen Patienten jeden Morgen auf die Visite vor. Das heißt: einmal komplett untersuchen und nach Beschwerden fragen. Das Medizinstudium ist in Burkina Faso wie in Frankreich aufgebaut (Burkina war bis zur Unabhängigkeit 1960 französische Kolonie), was bedeutet, dass die Studenten ab dem 3. Jahr jeden Vormittag auf Station verbringen. Dort haben sie feste Aufgaben, wie etwa das Vorbereiten der Visite, und werden auch vielmehr dazu angehalten, praktisch tätig zu sein. So soll jeder Medizinstudent im 4. Jahr dort mindestens fünf Lumbalpunktionen während der Zeit in der Kinderklink durchführen. Ebenso gehört das Absolvieren von Nachtdiensten zum Pflichtprogramm. Bei einem, wohlgemerkt sehr ruhigen, war ich auch dabei.

Studentenproteste und ein beliebter Staatsmann

Auch in Burkina Faso sind die Studenten des Öfteren und zu Recht unzufrieden mit den Studienbedingungen. Überfüllte Hörsäle und schlechte Unterkünfte treiben sie zu Protesten an. Im Jahr 2000 war Arsène auch dabei und erzählt, dass damals alles mit der Erschießung eines Journalisten begonnen hat. Daraufhin machten die Studenten ihrem Unmut mit Protesten Luft; Arsène selbst wurde für drei Tage sogar inhaftiert.

Andrea Kauertz | StudentenPACK.

Letzte Ruhestätte von Thomas Sankara

Auch wenn das gut zu dem Bild passt, das wir überwiegend von afrikanischen Staaten haben bzw. vermittelt bekommen: Kriege, Proteste und Gewalt sind nur die halbe Wahrheit und eigentlich sogar weniger als das. Ein strahlender Beweis dafür ist Thomas Sankara, der 1983 mit 33 Jahren Staatschef wurde, und so viele und vor allem gute Veränderungen angestoßen hat, wie ich es selten von einem Staatsmann gehört habe. Er startete Impfkampagnen, initiierte Wiederaufforstungsprogramme, kürzte allen Regierungsmitarbeitern das Gehalt und ersetzte sämtliche Mercedes-Benz, die als Dienstwagen fungierten, durch Renault-5-Modelle. Er stärkte die Rolle der Frau in der Gesellschaft: So wurde der Internationale Tag der Frau am 8. März von ihm zum Feiertag in Burkina Faso ernannt. Dennoch machte Thomas Sankara sich vor allem mit seinen Anti-Korruptionsplänen viele Feinde. Schließlich wurde er 1987 von seinem ehemaligen Revolutionsmitstreiter Blaise Compaoré auf offener Straße erschossen. Dieser ist seitdem Präsident des Landes.

Freundliche Heiratswillige

Armut ist allgegenwärtig. Nur 40% der Bewohner Ouagadougous haben überhaupt Zugang zu Strom, der Rest hat also auch keinen Kühlschrank, keinen Fernseher, keine Ventilatoren. Auf der Straße sieht man viele Kinder und junge Menschen, die Früchte verkaufen, schwere Wasserbehälter hinter sich herziehen oder in kleinen Geschäften arbeiten. Auf der anderen Seite geben die Burkinabé sorgfältig auf ihre Kleidung Acht – sie fungiert als eine Art Statussymbol. Da kann es schon einmal sein, dass ein Mann auf dem Dorf im Hemd und mit gebügelter Hose aus einer Lehmhütte herauskommt. Die Frauen tragen Kleider aus bunten Stoffen, die beim Schneider nach Maß angefertigt werden. Und sie sind wirklich freundlicher als die Menschen in Deutschland. Jedes Mal, wenn ich eine Straße entlangging, wurde ich von vielen Menschen freundlich gegrüßt. „Nàsáará“, was soviel wie Weißer oder Europäer heißt, war somit das erste Wort Mooré, das ich gelernt habe. Mooré ist eine der lokalen Sprachen, die in Burkina Faso neben Französisch als Amtssprache gesprochen werden. Vielleicht rührte die überbordende Freundlichkeit auch daher, dass ich eben eine Nàsáará bin – meine zahlreichen Heiratsanträge (ich glaube es waren 6 oder 7) burkinischer Männer ganz sicher. Eine weiße Frau wird manchmal noch als eine Art Schlüssel zum Paradies angesehen, die ihren Gatten mit ins Gelobte Land Europa oder USA nimmt, wo er fortan frei von Sorgen leben kann. Dabei war aber nie jemand aufdringlich, mein „Nein“ wurde nach einigen Minuten Gespräch immer lächelnd akzeptiert. Der interessanteste Antrag kam vom Großvater meiner Gastmutter Alima, der meinte, ich könne doch seine 3. Frau werden. Da ich ungefähr so groß bin wie er, würde das gut passen, wie er fand. So charmant und verheißungsvoll ich das Angebot auch fand, letztendlich lehnte ich auch dieses ab.
In meiner Freizeit kümmerten sich meine Gasteltern gut um mich, nahmen mich oft zu Besuchen bei Freunden oder der Familie mit, machten Ausflüge mit mir und manchmal beobachtete ich auch einfach nur vor dem Haus sitzend das afrikanische Leben. Meistens dann, wenn der Strom ausgefallen war, was eigentlich jeden Tag für ca. drei Stunden der Fall war.

Umdenken

Insgesamt habe ich sehr profitiert von meinem Aufenthalt in Burkina Faso. Auch wenn ich sowohl die Hitze als auch den Kulturschock von vornherein unterschätzt habe, konnte ich sehr viele Eindrücke sammeln von einem Land mit interessanten und netten Menschen, die ich bestimmt noch einmal besuchen werde.

Trotzdem bin ich kuriert von dem drängen- den Wunsch, später als Ärztin in einem armen Land zu arbeiten, um kleinen, schwarzen Kindern zu helfen. Nicht, dass die Arbeit nicht sinnvoll wäre und es nicht viele Menschen in der Welt gäbe, die insbesondere medizinische Hilfe dringend benötigten. Ich hatte aber den Eindruck, dass sich die Menschen in den Ländern, in denen humanitäre Projekte laufen, sehr gut selbst helfen können – und es noch besser könnten, wenn die reichen Länder sie von ihrem Tropf freilassen würden.

Wie so oft ist aber auch das nur ein Teil der Wahrheit.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/wir-sind-nichts-besonderes-hatten-nur-viel-gluck/feed/ 0
Hej, Hej fra København https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/hej-hej-fra-kobenhavn/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/hej-hej-fra-kobenhavn/#respond Sun, 31 Jan 2010 22:00:08 +0000 http://www.phibography.de/StudentenPACK/artikel/?p=46  

Arbeitsgruppe der WHO in Kopenhagen. Foto: Carlo Huber

Ein Hauch weißer Schneedecke, zugiger Meereswind über den gefrorenen Seebuchten, puschelige Wachsoldaten rund um die Schlösser und der Duft und das Flair der schönsten Metropole Nordeuropas: Dies zeichnet das winterliche Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks, in diesen Januartagen aus. Die Stadt liegt zwar nicht wie Istanbul auf zwei verschiedenen Kontinenten, aber auf zwei verschiedenen, von der eiszeitlichen Grundmoränenlandschaft geformten Inseln: Sjælland und Amager. Was mich in diesen Prototyp einer europäischen Stadt führt, ist nicht eine Famulatur oder ein PJ-Tertial, wie einige andere Lübecker Medizinstudenten vor und nach mir, sondern das europäische Hauptquartier der Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO. Mit gut 500 Mitarbeitern in Kopenhagen und vielen weiteren Büros in zahlreichen europäischen Städten sowie ihrer weltweiten Repräsentanz in fast allen Ländern ist die WHO die wichtigste Organisation, die sich mit dem Wesen und den praktischen Implikationen von Krankheit und Gesundheit in Praxis, Theorie und Politik beschäftigt. Geleitet wird sie von einem wahnsinnig wichtigen, ehemaligen französischen Gesundheitspolitiker (wie bei Franzosen üblich mit schicker, solariumgebräunter Assistentin), dem man Gerüchten zufolge bei der Amtsübergabe aus Mangel an Schlüsseln (hier funktioniert alles mit Karten) symbolisch den Toilettenschlüssel übergeben haben soll. Aufgrund seines offensichtlich gelebten Bewusstseins für das savoir-vivre ist er auf jeden Fall ein supernetter Chef für seine Mitarbeiter.

Damit komme ich auch schon zu der am häufigsten gestellten Frage: Wie kommt man als Medizinstudent auf die Idee, so ein Praktikum zu machen und sich damit der beschwerlichen Organisation von Unterkunft und Umzug bis hin zur Bibliothekskarte auszusetzen? Zunächst einmal hat es mich interessiert, in relativ kurzer Zeit Einblick zu gewinnen in ein komplexeres Organisationswesen als das eines Krankenhauses. Auch wenn die meisten Medizinstudenten natürlich dem medizinischen Lebensweg verhaftet bleiben, kann es doch passieren, dass man einmal außerhalb der typischen medizinischen Institutionen landet und sich dann unter anderen Rahmenbedingungen wiederfindet. Dies ist meine persönliche Motivation für das Praktikum, denn ausschließlich Krankenhaus oder Praxis kann ich mir für mich nicht vorstellen. Zusätzlich habe ich gelernt, Organisation nebenbei zu erledigen – für mich DIE wichtigste Aufgabe neben dem Studium. Und was man kennt und gesehen hat, bleibt einem immer im Hinterkopf – und wird abgeheftet als Lebenserfahrung.

In vielerlei Hinsicht ähnelt die WHO einem modernen Unternehmen: Die Atmosphäre ist sehr international, die meisten sprechen akzentfrei Englisch (außer dem französischen Direktor … natürlich), viele haben in gefühlten 25 verschiedenen Ländern gelebt und unter den Jüngeren scheine ich der einzige zu sein, der kein Auslandsjahr gemacht und seitdem Freunde in Ost-Timbuktistan hat. Hauptthematik sind natürlich vor allem Budgets, Projekte, Verträge und so weiter, häufig verknüpft mit interessanten Auslandsaufenthalten.

Wie bei jedem großen Unternehmen gehören Tratsch und persönliche Nettig- und -Nichtso-Nettigkeiten zum farbigen Alltagsgeschäft. Wichtigster Termin des Tages ist für alle Interns (Kurzbezeichnung für Praktikanten) das Mittagessen, wo es einen eigenen großen Intern-Stammtisch gibt. Dort treffen sich die Praktikanten aller Abteilungen, es werden Neuigkeiten ausgetauscht und zum Kaffeeklatsch eine Stunde nach der Mittagspause verabredet.

Die Zusammensetzung der Interns ist interessant: Es gibt einige Deutsche und Franzosen, die immer so etwas wie Public Health oder Krankenhausmanagement studieren. Und dann sind da noch Interns aus aller Herren Länder, die in Dänemark oder Schweden (die bekannten Universitätsstädte Malmö und Lund liegen praktisch gegenüber von Kopenhagen) so lustige Sachen wie den Bachelor für Zahnheilkunde studieren. Es ist eine illustre Runde, bei der ich ausreichend Gelegenheit habe, mein englisches Vokabular auf nichtmedizinisch und -wissenschaftlichem Gebiet auszuweiten (wie beschreibt man die „Landung“ einer Ente auf einer dänischen Fensterscheibe?).

Meine Abteilung bei der WHO ist CDS (communicable diseases unit), es geht also um übertragbare Krankheiten. Ich darf sehr selbständig Aufgaben übernehmen und bearbeiten. Zur Zeit bschäftige ich mich vor allem mit Hepatitis und schreibe einen zusammenfassenden Bericht über die Prävalenz von Hepatitis B und C in zentralasiatischen Mitgliedsstaaten.

Neben der Arbeit in dem modernen Gebäudekomplex der WHO gibt es in Kopenhagen selbst sehr viel zu sehen. Die Hauptstadt zentriert Kultur, WIrtschaft und Soziales aus allen Bereichen Dänemarks mit stark internationaler Prägung. Ich habe nach längerer Suche glücklicherweise ein Zimmer direkt in der Stadt gefunden habe, das nur fünf Minuten von dem königlichen Schloss Amalienburg und dem Zentralplatz Kopenhagens, „Kongens Nytorv“ , entfernt ist. Die langen, verzweigten Einkaufsgassen mit ihrer unglaublichen Diversität an kleinen Geschäften, Boutiquen und Cafés, der Bahnhof, die Universität und die verschiedenen Kirchen liegen im kleinen Innenstadtring nahe beieinander. Die Oper gehört zu den schönsten der Welt (die Norweger haben aus Neid sofort eine neue gebaut und als Anerkennung exklusiv das Dekolleté von Frau Merkel dazubekommen). Und wie in Amsterdam dominieren Fahrradfahrer das Straßenbild und verstärken Kopenhagens Bild einer fortschrittlichen Weltstadt.

Wenn man in eine Großstadt kommt, so nimmt man immer sehr viele neue Eindrücke wahr; man sieht und erlebt Dinge, über die man lacht, weint, nachdenkt oder sich amüsiert. Mir haben mein Aufenthalt in Dänemark, die Dänen und ihre hovedstadt wunderbar gefallen und zum Abschluss möchte ich nur noch eine wichtige Erkenntnis mit euch teilen: Trotz nordischer Schönheit, wahren Stärke und dichter Bewaldung können dänische Polizisten nicht als weihnachtliche Nordmanntanne gezüchtet werden.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/hej-hej-fra-kobenhavn/feed/ 0
Studieren im Ausland als Studentin/Student der Medizinischen Universität zu Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/studieren-im-ausland-als-studentinstudent-der-medizinischen-universitaet-zu-luebeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/studieren-im-ausland-als-studentinstudent-der-medizinischen-universitaet-zu-luebeck/#respond Tue, 01 Dec 1998 11:00:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234265 Ein Studium oder Praktikum im Ausland stellt für viele Studierende eine attraktive Bereicherung ihres Lebenslaufes dar. Trotz aller Programme und Möglichkeiten sind eine ausdauernde Eigeninitiative und rechtzeitige Planung noch immer die Grundvoraussetzungen, um das Ziel Studienaufenthalt im Ausland zu erreichen. Das Akademische Auslandsamt kann beraten, ist aber auch auf die Mitarbeit der Studierenden angewiesen. Insbesondere an Erfahrungsberichten bin ich sehr interessiert. Im folgenden werden Förderungsmöglichkeiten insbesondere für Studierende der Informatik vorgestellt.

Stipendien für Studienaufenthalte.
Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Organsiationen, die Stipendien vergeben. Im Einzelfall kann sich daher ein Blick in einen Stipendienführer lohnen. An dieser Stelle seien nur die zwei wichtigsten vorgestellt:

  1. DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst
    Der DAAD vergibt u.a. Jahresstipendien für Studierende. Diese Stipendien werden für alle Länder außer den USA vergeben. Einen Studienplatz muß sich der Bewerber allerdings selbst suchen. Für eine erfolgreiche Bewerbung sind überdurchschnittliche Leistungen im Studium erforderlich. Der Bewerbungsschluß für die meisten Länder ist der 31. Oktober, Förderungsbeginn ist dann das darauffolgende akademische Jahr. Eine umfangreiche Informationsbroschüre und Antragsformulare sind im Akademischen Auslandsamt erhältlich. Der DAAD hat ein umfangreiches Informationsangebot im Internet (daad.de).
  2. Fulbright-Stipendien
    Die deutsch-amerikanische Fulbright-Kommission vergibt Stipendien für Studienaufenthalte an US-amerikanischen Hochschulen für alle Fächer außer Medizin und Jura. Die Fulbright-Kommission schreibt unterschiedliche Programme zu verschiedenen Zeitpunkten aus (Internet: uni-bonn.de/Fulbright.Germany). Für das akademische Jahr 2000/2001 beginnt das Bewerbungsverfahren voraussichtlich im April 1999.
    Für das akademische Jahr 1999/2000 können noch bis zum 15. Januar Reisestipendien beantragt werden. Die Auschreibungsunterlagen sind im Akademischen Auslandsamt erhältlich oder können im Internet angerufen werden. Die Fulbright-Kommission vergibt ihre Stipendien immer in einem mehrstufigen Auswahlverfahren.

Stipendien für Praktika

  1. Leonardo-Programm der Europäischen Gemeinschaft.
    Dieses EU-Programm bietet für Praktika in EU-Ländern (und Island, Norwegen) Reiskostenzuschüsse und Stipendien. In erster Linie werden Praktika in der Industrie gefördert, die dem “Technologietransfer” dienen. Die Praktikumsmindesdauer beträgt 12 Wochen. Antragsformulare können im Akademischen Auslandsamt oder bei Frau Hiller-Ohm (email: hiller-ohm@fh-luebeck.de) angefordert werden. Bewerbungstermine sind bei diesem Programm nicht zu beachten, Anträge können jederzeit gestellt werden.
  2. IAESTE-Programm.
    Das IAESTE-Programm (International Association for the Exchange of Students for Technical Experience) ist eine weltweite Tauschbörse von Praktikaplätzen. Das internationale Tauschtreffen findet im Februar eines jeden Jahres statt, die Bewerbungsfrist an den Hochschulen endet am 30. November eines jeden Jahres. Die Firmen, die Praktikaplätze anbieten zahlen in der Regel eine Vergütung, für Plätze außerhalb Europas können Reisestipendien beantragt werden.

Zur Zeit hat die Medizinische Universität zu Lübeck leider noch keine bilateralen Austauschprogramme im Bereich Informatik, ebenso fehlen noch Austauschprogramme im Rahmen der EU-Förderunge (SOKRATES/ERASMUS). Weitere Informationen und Bewerbungstermine sind zukünftig auch in den Info-Terminals und auf der homepage der MUL abrufbar.

Oder direkt beim

Akademisches Auslandsamt
Frau Seemann
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Tel. 0451/500-3012
Email: seemann@zuv.mu-luebeck.de
 

Archivierter MUFtI-Artikel

Dieser Artikel erschien in der Onlinezeitung der Fachschaft Informatik. Er wird hier im Rahmen unserer Archivierungsbemühungen kopiert. Das Original ist in der Way-Back-Machine des Internet Archives zu finden.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1998/12/studieren-im-ausland-als-studentinstudent-der-medizinischen-universitaet-zu-luebeck/feed/ 0
Studieren in den USA https://www.studentenpack.de/index.php/1998/10/studieren-in-den-usa/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/10/studieren-in-den-usa/#respond Thu, 01 Oct 1998 10:00:51 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=234193 University of Maryland, College Park

Seit einem Jahr studiere ich nun schon an der University of Maryland in College Park, einem Vorort von Washington DC (- es sind etwa 25 Minuten bis zum Weissen Haus -) und es gefällt mir sehr gut.
Vor allem am Anfang war es zwar doch schon eine grosse Umstellung, von der kleinen überschaubaren Medizinischen Universität Lübeck auf eine 35.000 Studentenuni in einer Millionenmetropole zu wechseln. So war ich auf die mit der Grösse einhergehende Anonymität nicht vorbereitet gewesen und brauchte einige Zeit, um mich einzuleben. Sehr geholfen haben mir bei der Eingewöhnung die Mitarbeiter in meiner Arbeitsgruppe mit denen ich täglich zusammenarbeite. Gleich am ersten Abend wurde ich ersteinmal auf eine zünftige Pokerparty eingeladen (unkundige Opfer sind halt immer willkommen). Wir (5 Leute insgesamt) teilen uns ein Office und auch mein Professor schaut mindestens 6 mal am Tag vorbei, um uns seine neuesten Geschichten zu erzählen. Es macht sehr viel Spass für ihn in diesem Office zu arbeiten, da er als gebürtiger Grieche eine mediterrane freie Arbeitseinstellung hat. Das bedeutet, dass er uns sehr viel Freiraum lässt, bezüglich unserer Arbeitsweisen und Themenwahl, und sich auch sehr um unser Wohlergehen sorgt, denn seiner Meinung nach sind nur glückliche Mitarbeiter auch gute Mitarbeiter. Allerdings kann diese Freiheit auch frustrierend sein, da wir selbst auf Ideen kommen sollen, was, wie ich gerade leider feststellen muss, nicht immer so einfach ist. Gute Ideen fallen halt nicht so häufig vom Himmel wie der Regen in Lübeck. Dieses gute Verhältnis im eigenen Office hat dann auch dafür gesorgt, dass wir uns hier gemütlich häuslich eingerichtet haben, mit Kühlschrank für Snacks und Couch für Mittagsschläfchen, was häufig den Neid von anderen besuchenden Studenten erweckt. Diese familiäre Atmosphäre wirkt dann auch dem fehlendem Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Studenten entgegen, das doch deutlich auffällt im Vergleich zu Lübeck. Zwar wird durch eine wöchentliche CS Graduate Kaffeestunde der Alltag etwas aufgelockert, aber meistens arbeitet jede Gruppe für sich alleine im Zimmerchen. Ich arbeite in einem vierstöckigen Bunker mit mehr als 1000 anderen Leuten zusammen und da leider das integrative Element einer Mensa fehlt, dauerte es einige Zeit bis ich die netten Leute ausserhalb der eigenen Gruppe kennengelernt habe und sich ein Leben neben der Uni zu entwickeln begann.

Das Umfeld

Washington gilt zwar unter Amerikanern her als langweilige Bürokratenstadt, hat aber doch einige sehr nette Fleckchen zum Ausgehen zu bieten. Unglücklicherweise schliesst das aber auch wie überall in Amerika immer eine Fahrt mit dem Auto ein, da das öffentliche Verkehrsssystem ab 11 Uhr abends seinen Geist aufgibt. Gut zu erreichen ist allerdings das Herz der Stadt, wo man das Weisse Haus und diverse Museen mit Weltrang finden kann (Holocaust Museum, Smithsonian Museen, die meistbesuchtesten Museen der Welt). Die Nähe zu DC hat allerdings auch dazu geführt, dass sich College Park, trotz seines Namens und der grossen Universität, nicht zu einer Studentenstadt entwickelt hat, sondern stattdessen eher ein ärmlicherer Vorort von DC geblieben ist. Dieses macht sich dann auch in den Kriminalitätsstatisken bemerkbar, so wurden letztes Jahr 3 Studentinnen auf dem Campusgelände vergewaltigt und diverse Raubüberfälle verübt. Seitdem ist allerdings die Polizeipräsenz deutlich erhöht wurden auf dem Campusgelände und es gab auch keine weiteren Vorfälle. Die Uni bietet dem Studenten auch einiges, um die Nase aus den Büchern zu heben, wie ein Fullsize Kino, mehrere Sportzentren (4-5 Hallen insgesamt), Bowling und inneruniversitäre Sportwettbewerbe, so dass man sich eigentlich nie langweilen muss. Allerdings fehlt die nette Kneipe um die Ecke doch schon merklich, und dank der paranoiden Einstellung der Amerikaner bezüglich Alkohol ist jeglicher Konsum auf dem Unigelände untersagt.

Der Alltag

Da die Arbeitslast in der Universität sehr hoch ist, sind lange Tage (10 -14 Stunden) in der Uni eigentlich normal. Deshalb bleibt häufig nicht viel Zeit für andere Sachen nebenbei. Da ich aber das Gefühl habe, die meiste Zeit in meine Forschung zu investieren, die mir viel Spass bringt, kann ich mich über den Zeitaufwand nicht beschweren. Vergleicht man Lehre hier und in Lübeck, so ist in Qualität und Niveau kein Unterschied festzustellen, allerdings erscheinen mir hier Arbeitsaufwand und Leistungsdruck als höher. Viele Kurse enthalten neben benoteten Hausaufgaben, die in die Endnote eingehen, auch sehr programmierintesive Projektaufgaben, die sehr zeitraubend sind. Desweiteren werden zwei Klausuren im Semester geschrieben, so dass ich eigentlich was Kursarbeit anging immer sehr gut beschäftigt war. Um zur Phd-Thesis zugelassen zu werden, muss jeder Student 10 Kurse aus 5 Fachbereichen belegt haben, wobei man mindestens 7 dieser Kurse mit einem A abschliessen muss. Dies ist allerdings nicht mit einer deutschen 1 zu vergleichen, denn im Regelfall bekommt jeder der in der besten Klassenhälfte ist ein A. Trotzdem sorgt dieser Druck dafür, dass ich mich bei den Hausaufgaben und Projekten sehr viel mehr ins Zeug gelegt habe, da ja alles was ich abgebe in die Endnote eingeht. Faszinierend ist für mich immer wieder die Vielfalt des Kursangebots aus dem ich wählen darf. Von abgefahrenen Matheseminaren bis zu Golfstunden, von Rhetorikkursen bis zu Swingunterricht ist alles vorhanden, wonach das Herz begehrt. Für mich gilt es dieses Jahr aber noch meine 10 Pflichtkurse fertigzustellen, daher werde ich erst nächstes Jahr mit den “Spasskursen” beginnen. Bezahlt werde diesen Kurse für jeden Studenten, der bei der Universität angestellt ist, sei es nun wie ich als Research Assistant (Forschungshiwi/assistent) oder als Teaching Assistant (Lehrhiwi). Hier in Maryland wird jeder Grad Student vom Department finanziell unterstützt, weil jeder der nicht schon für einen Professor arbeitet, als Tutor oder Uebungsleiter für die 1500 Undergraduates, die hier Computer Science studieren, gebraucht wird. Gut gefällt mir hier das internationale Flair im Graduate Bereich. Zum Beispiel waren in meinem Anfangsjahrgang nur 35 % der neuen Studenten Amerikaner, die restlichen Studenten sind vor allem asiatischer, indischer und europaischer Herkunft (in dieser Reihenfolge). Meine besten Freunde sind so zum Beispiel ein Israeli, zwei Amerikaner, ein Türke, ein Jugoslawe, eine Bosnierin, etc. Es ist hochgradig spannend viele Sachverhalte aus ganz ungewohnten Blickwinkeln zu betrachten. Es war schon sehr aufwühlend mit meinem israelischen Freund ins Holocaustmuseum zu gehen oder mit bosnischen Freunden einen Film über den Krieg in ihrem Land zu sehen.

Was ist mir aufgefallen?

Am meisten beeindrucken mich hier die Grösse der Projekte, die bearbeitet werden, und das Geldvolumen, das im Umlauf ist. So werde ich mich in der nächsten Zeit mit einem Multikameralabor beschäftigen, wo wir versuchen werden mit 64 hochauflösenden Farbkameras 3dimensionale Rekonstruktionen von sich bewegenden Objekten zu erzeugen. Desweiteren fällt mir immer wieder die enge Verzahnung mit der Industrie auf . Fast jeden Tag in der Woche gibt es Präsentation von Soft- und Hardwarefirmen, die teilweise lokal vor Ort sitzen (die nähe zum Pentagon und zur NASA lohnt sich für Firmen) oder zu den grossen bekannten gehören (Microsoft, HP, IBM, Oracle, ATT…) und wo man sich dann für Praktika und Stellen bewerben kann. Sehr beeindruckend ist auch die Liste der Vortragenden bei den grossen Vortragsserien (Marvin Minksy (Gründer MIT AI Lab), John McCarthy (Erfinder von Lisp), Ed Witten (Erfinder der Superstringtheorie)) und der Besucher im Computer Vision Lab. Viele Namen, die ich vorher nur auf der Titelseite von Lehrnbüchern oder Forschungsartikeln gesehen habe, machen hier persönlich Station. Dank des Bekanntheitsgrades der Professoren ist es auch häufig möglich die eigene Forschungsleistung in den wichtigen Fachzeitschriften zu veröffentlichen oder auf Konferenzen vorzustellen. Auch die Möglichkeit im Sommerterm ganze Vorlesungen zu unterrichten ist erwähnenswert. Zu den negativen Seiten des Lebens hier gehören vor allem die totale Abhängigkeit vom automobilen Untersatz, ohne den ein Leben nur mit Einschränkung zu führen ist, und das damit einhergehende Gefühl einer gewissen Unfreiheit. Jeder Ort ist nur per Auto zu erreiche und an viele Orte wagt man sich wegen der hohen Kriminalitätsrate bei Dunkelheit nicht mehr hin (strikte Trennung von guten und schlechten Nachbarschaften). Dies gibt mir das Gefühl, dass ein Leben in Lübeck sorgloser ist. So plane ich auch nach meinem PhD hier, wieder nach Europa zurückzukehren, weil mir das Leben dort insgesamt betrachtet als lebenswerter erscheint.

Fazit

Im Bezug auf die Gegenwart jedoch kann ich sagen, dass der Entschluss in die USA zu gehen für mich der Richtige war, wobei ich allerdings einen teuren Preis in Hinsicht auf Liebe und Freundschaft zahlen muss und meiner Freundin wirklich danke, dass sie das ganze so mitmacht. Ich kann jedem nur empfehlen ebenfalls für einige Zeit – und sei es nur für ein paar Monate als Praktikum, ins Ausland zu gehen und dort zu studieren. Falls jemand nähere Informationen über meinen Weg nach Amerika haben möchte, so stehe ich jederzeit für Auskunft per email jneumann@cfar.umd.edu zur Verfügung. Ausserdem habe ich noch eine Webpage Zeitplan für eine USA Bewerbung vorbereitet, wo ich einige Tips zur Bewerbung und zum Zeitrahmen einer Bewerbung gesammelt habe.

 

Archivierter MUFtI-Artikel

Dieser Artikel erschien in der Onlinezeitung der Fachschaft Informatik. Er wird hier im Rahmen unserer Archivierungsbemühungen kopiert. Das Original ist in der Way-Back-Machine des Internet Archives zu finden.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1998/10/studieren-in-den-usa/feed/ 0
Probably the best year of my life https://www.studentenpack.de/index.php/1998/07/probably-the-best-year-of-my-life/ https://www.studentenpack.de/index.php/1998/07/probably-the-best-year-of-my-life/#respond Wed, 01 Jul 1998 10:00:05 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212333 Viele reden davon, mal ins Ausland zu gehen, ich sag Euch, macht es! Es lohnt sich, auch wenn sich innerhalb eines Jahres vieles ändert, vielleicht lohnt es sich ja aber gerade deswegen.
Nachdem ich zwei Jahre an der Universität in Lübeck studiert habe, hat es mich in die grosse weite Welt gezogen und gelandet bin ich in Exeter, einer Studentenstadt im Südwesten von England. Dort habe ich ein Jahr Computer Science studiert. Mittlerweile bin ich wieder hier. Dieses Jahr hat mich aber nicht nur der englischen Sprache näher gebracht, sondern ich habe auch viel über mich gelernt und was ich später machen möchte.

Wie und Warum?

Ich hatte die Idee im Ausland zu studieren schon kurz vor meinem Abi. Ich wußte aber nicht, wo ich mich bewerben sollte und wer meine Studiengebühren bezahlt. Leider hatte ich gehört, daß Oxford nur Studenten nimmt, dessen Abi besser als 1.3 ist. Also gab ich es wieder auf – jedenfalls für eine Weile.
Aber verdrängt ist nicht vergessen und mit Hilfe des WWW und einem netten Gespräch mit meinen Eltern, konnte ich wenigstens für ein Jahr England geniessen.

Will man sein ganzes Studium in Großbritanien absolvieren, muß man sich bei der UCAS bewerben. Reicht einem ein Jahr, haben einige Universitäten auch seperate Bewerbungsunterlagen. Der einfachste Weg daran zu kommen, ist der Uni-Verwaltung eine email zu senden. Ausserdem bekommt man dann ganz viel Post – das Informationsmaterial der Universitäten ist beeindruckend. Man denk man fährt in den Urlaub. Ich habe mir Exeter ausgesucht, weil sie mir ohne Probleme Bewerbungsunterlagen zugesendet habe und für Informatik einen guten Ruf haben. Die Forschungsschwerpunkte des Departments liegen vor allem auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und Datenbanksystemen. Das Department ist ziemlich klein. Es gibt keine einzelnen Institute wie in Lübeck. Die Anzahl der Studenten hällt sich auch in Grenzen. Aber dazu später mehr.
Exeter war die einzige Universität an der ich mich beworben hatte. Sie wollten ein Zeugnis, Kopien meiner Scheine und eine Einschätzung von einem Professor oder Lehrer. Was dann noch fehlte war ein Flugticket. Das bekommt man ja aber in jedem Reisebüro.

Leben und Leben lassen

Mit der Bewerbung an der Uni hatte ich mich auch gleich für ein Zimmer im Studentenwohnheim beworben. Das war das einfachste und ich dachte auch das billigste. Auf alle Fälle lernt man gleich Leute kennen. Ich hatte auch unheimliches Glück mit meinen Mitbewohnern. Wir waren 12. Davon 2 Deutsche, 1 Australier, 1 Amerikanerin, 1 Norweger, 1er aus Singapor und 6 Engländer – da gibt es ja auch noch Abstufungen, wobei man immer bedenken muß, daß Northerner keine Schotten sind.
Exeter ist eine typische Studentenstadt. Aber auch typisch englisch. Einkaufen kann man rund um die Uhr, aber die Nightclubs schliessen um 1:30. Es ist nicht so, daß es in Exeter mehr Studenten als Einwohner gibt, aber 8000 Studenten fallen schon auf. Man bekommt auch in den meisten Läden Studentenrabatt. Was das Einkaufen auch nicht besonders preiswert macht, aber es hilft schon.
Exeter hat viele nette Pubs – die leider auch zu früh schliessen. Was ich erst später erfahren habe, ist, daß Exeter eine der teuersten Städte Englands ist. Aber das kann ich ja nicht ändern.

Die kleinen Unterschiede

Man studiert in Exeter Informatik innerhalb von drei Jahren. Das Ziel des Studiums ist es, gute Programmierer zu haben. Das spiegelt sich auch in der Art und Weise der Vorlesungen wieder. In den Vorlesungen der theoretischen Informatik läßt man einfach den größten Teil der Beweise weg, was sie auf einmal viel praktischer erscheinen läßt – was keine Beleidigung sein soll. Der Besuch der Vorlesungen ist Pflicht. Kaum einer kommt zu spät, und keiner verläßt die Vorlesung früher.
Da ich nur ein Jahr in Exeter bleiben wollte, hat mir das Department angeboten nur die Kurse zu belegen, die mich interessierten. Ich hatte mir 9 Vorlesungen angehört und ein Praktikum mitgemacht. Vorlesungen dauern in der Regel nur eine Stunde. Die Dozenten stellen einem Kopien von den Folien aus der Vorlesung zur Verfügung. Das spart das Mitschreiben und man kann somit unheimlich viel Stoff in eine Stunde packen. Es gibt keine Anwesenheitslisten. Und trotz der Kopien sind die Vorlesungen alle gut besucht.
Zusätzlig zu den Vorlesungen hat man noch Workshops, group meetings und Tutorials.
In den Workshops kann man Fragen zu den Vorlesungen stellen oder bekommt Aufgaben. Workshops finden immer an Computern statt. Und wo wir gerade bei Computern sind… Man benutzt SGI Maschinen mit einer unheimlichen Masse an Terminals. Ausserdem hat das Computer Department auch PC’s, die man wahlweise als Terminal, mit Linux oder mit Windows benutzen kann. Der Drucker ist eher ein älteres Model. Man hat einen Druckaccount was das kostenlose drucken von 200 Seiten erlaubt. Druckt man mehr muß man zahlen. Das ist noch ziemlich günstig, da man sonst überall auf dem Campus 8 Pence für einen Ausdruck bezahlt (24 Pfennig). Man hat 24 Stunden möglichen Access zu den Computern.
Group meetings sind ähnlich wie Workshops aber ohne einen Computer. Tutorials sind interessant. Wie der Name schon sagt, trifft man sich da mit seinem Tutor und ein paar anderen Studenten. Es ist eher eine lockere Diskussionsrunde ohne Kekse. Man spricht natürlich über Computer. Das hält Kontakt zu den Dozenten und man wird daran erinnert, warum man da ist.

Die Universität bietet auch nach den Vorlesungen noch eine Vielzahl von Dingen an. Man hat freien Eintritt zu Sporthallen und zum Swimmingpool. Es gibt mehere Pubs, die studentenfreundliche Preise haben, und Nightclubs fürs Wochenende. Es gibt von Studenten organisierte Societies die Ausflüge fürs Wochenende planen oder den nächsten Pub-Besuch. Es gibt Sportgruppen, Musikgruppen und alles was man sich noch so vorstellen kann – oder was sich andere Studenten vorstellen konnten.

All you need is money.

Wenn man nur ein Jahr in Großbritanien studieren will, muß man Studiengebühren bezahlen. Das ist nicht der Fall, wenn man den ganzen Kurs belegt, was dann 3 oder 4 Jahre bedeutet. Studiengebühren sind an jeder Universität unterschiedlich und ändern sich auch jedes Jahr.
Man kann natürlich versuchen ein Stipendium von einer Stiftung zu bekommen. Das ist aber nicht ganz einfach. Leider hat Lübeck keine Partneruniversität für Informatik. Das ist sehr schade, es würde vieles einfacher machen. Das Auslandsamt der Lübecker Uni war leider auch nicht sehr hilfreich.
Ich habe in den sauren Apfel gebissen und die Gebühren selber bezahlt. Es hat sich gelohnt.
Dann braucht man noch Essen und eine Wohnung – aber das muß man ja zu Hause auch. Man sollte mit einer hohen Telefonrechnung rechnen.

Was man noch so wissen sollte

Wenn du die Idee hast, ein Jahr im Ausland zu studieren, und du eine mögliche Finanzierung gefunden hast, dann zieh es einfach durch. Es ist nicht einfach, man wird noch einmal ins kalte Wasser geworfen. Man muß neue Freunde finden, einen neue Lieblingskneipe und das englische Essen ist ja teilweise ziemlich schrecklich.
Und für alle die, die sagen: “Aber mein FreundIn wird das nicht wollen…”. Mach es trotzdem. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß so ein Jahr für eine Beziehung tödlich enden kann. Ich habe aber auch viele gesehen, bei denen es nicht der Fall war.
Ich bereue es nicht das Jahr ausgesetzt zu haben. Am Anfang meines Studiums habe ich viel darüber nachgedacht, ob Informatik das richtige Studienfach für mich ist. Als ich in Exeter war, habe ich nicht einmal daran gezweifelt.

Falls Ihr noch Fragen haben solltet: Schreib mir

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1998/07/probably-the-best-year-of-my-life/feed/ 0
Eindrücke aus Rostock https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/eindrucke-aus-rostock/ https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/eindrucke-aus-rostock/#respond Fri, 01 Jun 1990 08:40:37 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211647 Rostock, heute Bezirksstadt, ist eine große mecklenburgische Stadt. Historisch tritt die alte Hansestadt als Gründungsort der ersten Universität Nordeuropas 1419 in Erscheinung. So schaut die Universität auf eine lange und bedeutungsvolle Entwicklung und Tradition zurück. Es ist interessant zu wissen, daß die Alma mater Rostochiensis in den Jahren 1487 – 88, als Rostock unter päpstlichem Bann stand, vorübergehend in die Hansestadt Lübeck verlegt war. Heute ist Rostock der bedeutendste Seehafen des Landes mit entsprechender Industrieansiedlung. Die Altstadt läßt auch noch heute ihre einstmalige Schönheit erahnen. Es gibt einige behutsam eingefügte, schmucke Neubauten. Für momentane Verhältnisse sollen der bauliche Zustand der Stadt und die Luftverschmutzung durch Braunkohlehausbrand im landesweiten Durchschnitt relativ gut sein – ich enthalte mich einer Wertung, da für mein Verständnis die dortigen Zustände, für jeden, der sie nicht selber gesehen hat, nicht nachvollziehbare sind.

Das Medizinstudium

Bisherige Zulassungsvoraussetzungen waren: überdurchschnittliche Abiturleistungen (Abitur nach der 12. Klasse; N.C. 1,0 – 1,2); Mädchen mußten vor der Studienzulassung ein Jahr in der Krankenpflege arbeiten, Jungen in der Regel drei Jahre “freiwilligen” Militärdienst leisten. Hinzu kam gesellschaftliches Engagement. Diese Zulassungspraxis ist im Umbruch.

Das Studium ist ähnlich wie hier aufgebaut. In Rostock studieren pro Studienjahrgang 180 Humanmediziner und 40 Zahnmediziner (= Stomatologen), die weitgehend unabhängig von den Humanmedizinern ausgebildet werden. Das Studium gliedert sich in zwei Jahre Vorklinik mit anschließendem mündlichen Physikum, das bisher von 80% der Studenten eines Jahrganges bestanden werden mußte. Darauf folgt eine dreijährige klinische Ausbildung, die mit Staatsexamen und Diplomarbeit (z.Z. in Diskussion) abgeschlossen wird. Es folgt noch ein dem PJ entsprechendes Jahr, in dem die Studenten in der Klinik arbeiten und auch schon bezahlt werden.

Daran schließt sich, bisher problemlos, die durchschnittlich fünfjährige Facharztausbildung an. Zusätzlich zum Fachstudium müssen die Studenten zwei Fremdsprachen und früher Marxismus-Leninismus, heute eine Gesellschafts- oder Geisteswissenschaft, belegen. Das Studienjahr gliedert sich in zwei 15 Wochen-Semester (Sep. – Mitte Jan., März – Mitte Juni). Die vorlesungsfreie Zeit dient Praktika und wissenschaftlicher Arbeit; Diplom, Promotion und projektbezogene Forschung. Es sei angemerkt, daß die Habilitation zum Titel Dr. sc. med. führt. Viele Studenten beginnen schon früh, wissenschaftlich zu arbeiten. Sechs Wochen im Sommer sind frei.

Das Anatomische Institut, in einem einstmals schmucken, eigens errichtetem Backsteingebäude untergebracht, hat schon sehr lange keine umfangreichen und seit 20 Jahren überhaupt keine Investitionen mehr gesehen (Der Eingangsbereich ist wegen Baufälligkeit großzügig abgesperrt, das Dach auch nicht mehr richtig dicht …). So sind die Arbeitsbedingungen im Inneren z.T. durchaus abenteuerlich, die materielle Ausstattung regt sehr zur Improvisation an. Unter diesen Bedingungen kann die erbrachte wissenschaftliche Arbeit in dem vom Institut bearbeiteten Nischen nicht hoch genug anerkannt werden. Zum einen werden sehr beachtenswerte Ergebnisse erzielt, zum anderen ist das Engagement und die Arbeitsleistung der Mitarbeiten sehr eindrucksvoll. Zur Klinik gibt es zwar viel zu sagen, ich fasse mich aber kurz: Wer lernen möchte, mit einfachen Mitteln, viel Erfahrung und Improvisationskunst auch komplexe Krankheitsgeschehen angemessen zu therapieren, wird hier zum Teil Eindrucksvolles finden und sehr viel lernen können. Probleme und Mangel gibt es aber mehr als genug. Interessenten (Famulatur, PJ?, AiP, Assistenzarztstellen, aber auch Promotion und Habilitation) sollten sich momentan nicht an übergeordnete Dienststellen, sondern direkt persönlich an die
Kollegen bzw. Kliniken wenden.

Studentenleben

Studenten sind in der Regel im Internat = Wohnheim untergebracht. Es ist üblich, daß sich zwei bis sechs (!) Studenten ein Zimmer, zum Teil noch renovierungsbedürftig, teilen müssen. Wie die Kommilitonen so lernen können, ist mir ein Rätsel. Tatsache ist: Es geht, bisweilen eindrucksvoll gut. Ein Teil der Studenten ist aus dieser Situation heraus dazu übergegangen, »Schwarzwohnungen«, d.h. nicht mehr zu vermietende Wohnungen, öffentlich geduldet einfach wieder notdürftig herzurichten und zu beziehen. Diese können dann sogar sehr schön sein, stellen aber auf jeden Fall die Ausnahme dar. Der Wohnraum darf momentan als das größte Problem aufgefaßt werden. Darüber sollte sich jeder, der dorthin fahren oder auch arbeiten möchte, keine Illusionen machen – insbesondere, wenn er nur hiesige Verhältnisse kennt. Jeder Student erhält ein staatliche Stipendium von 200 + leistunsabhängig 60 – 350 Mark, mit  dem ein Student eigentlich leben kann, kostet doch das Bett im Studentenwohnheim 10 Mark im Monat, das Mittagessen in der Mensa 60 Pfennige.

Doch ist die Versorgung mit Arbeitsmaterialien zum Teil problematisch, da z.B. in der Physiologie – wie auch hier – das Lehrbuch von Schmidt und Thews als Standard angestrebt wird; hier mit Hörerschein für 100 DM erhältlich, dort gebraucht für 800 Mark und mehr gehandelt. In der Anatomie ist bei den Studenten auch durchaus der »Waldeyer« von 1943 als Lehrbuch en vogue. Überall brandete mir von den Kommilitonen her ein sehr großes Interesse, unsere Ausbildungssituation und Universitäten kennenzulernen, entgegen. Dem Wunschgedanken, einfach einmal hierher kommen zu wollen, begegnete ich häufig. Auch bei vielen jungen Wissenschaftlern besteht, ich glaube, sagen zu dürfen, sehr verständliches Interesse, die hiesige »Universitätswelt« kennenzulernen. Betonen möchte ich, daß man meines Erachtens auch in Rostock eine Menge lernen und Erfahrungen sammeln kann, die hier nicht ohne weiteres zu erlangen sind. Ich kann nur jedem empfehlen, selber dorthin zu fahren. In diesem Zusammenhang bitte ich auch die Austauschadressen des AStAs zu beachten.

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/eindrucke-aus-rostock/feed/ 0
Let’s go East! https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/lets-go-east/ https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/lets-go-east/#respond Fri, 01 Jun 1990 08:14:36 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211643 Aufgrund des rasenden Tempos der deutschen Wiedervereinigung halte ich es für nicht sinnvoll, den angekündigten Artikel über Möglichkeiten und Chancen für Ärzte durch die Grenzöffnung zu schreiben. Er wäre schon am Erscheinungstag wieder veraltet. Nur soviel:

Das Landesprüfungsamt Kiel teilt zur Anerkennung von Ausbildungszeiten in der DDR folgendes mit:

“Der gem. § 6 ÄAppO abzuleistende Krankenpflegedienst kann in jeder Klinik der DDR abgeleistet werden. Hierfür bestehen keine weiteren Vorraussetzungen.

Entsprechend kann die gem. § 7 ÄAppO geforderte Famulatur in jeder Klinik der DDR abgeleistet werden. Die Ableisteung des ‘Praxis-Teils’ ist hier auch in einer Poliklinik möglich. Das gem. § 3 ÄAppO geforderte PJ kann auch in der DDR abgeleistet werden. Die Ausbildung für das PJ kann aber nur in den Universitäten ab geleistet werden, da sonst eine entsprechende, vor allem technische Ausstattung nicht gegeben ist.”

Die Ableistung des AIP in der DDR ist laut Deutschem Ärzteblatt ebenfalls möglich, allerdings müssen die geforderten Fortbildungen besucht werden. Dies kann ggf. auch in der DDR geschehen.

Viel Spaß bei euren Praktika, Famulaturen, PJ’s in der DDR (falls sie dann noch existiert).

]]>
https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/lets-go-east/feed/ 0