Lukas Ruge – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Fri, 29 Jan 2021 12:50:21 +0000 de-DE hourly 1 Wie funktionieren eigentlich Namen? https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/wie-funktionieren-eigentlich-namen/ https://www.studentenpack.de/index.php/2018/05/wie-funktionieren-eigentlich-namen/#respond Mon, 28 May 2018 08:00:44 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=375489 Wenn zwei Menschen mit Doppelnamen heiraten, wie können sie dann heißen? Wird aus Isa Müller-Lüdenscheid und Andrea Wieczorek-Zeul dann Andrea und Isa Müller-Lüdenscheid-Wieczorek-Zeul? Um es vorwegzunehmen: Nein. Aber Isa und Andrea haben verwirrend viele Optionen. Namen, Rufnamen, Familiennamen und alles dazwischen sind kompliziert und weil in Deutschland alles geregelt ist, was geregelt werden kann, gibt es Vieles zu beachten.

Vorname: Alpha-Kevin

Die meisten wissen: In Deutschland sind nicht alle Vornamen erlaubt. Die Gründe dafür sind vielfältig, so soll verständlicherweise von einem Namen keine Belastung für das Kind ausgehen, weswegen gewisse (historisch) belastete Vornamen wie Judas oder Adolf von Ämtern abgelehnt werden können. Zudem ist zwischen dem Vornamen und dem Rufnamen zu unterschieden. Der Rufname ist der Teil des gesamten Vornamens, mit dem sich eine Person sich üblicherweise ansprechen lässt.

Andere Gründe erscheinen weniger zeitgemäß, so muss aktuell am Namen das Geschlecht des Kindes erkennbar sein, ein Name der dies nicht erkennen lässt, muss daher durch einen weiteren, eindeutigen Namen ergänzt werden. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum dritten Geschlechtseintrag im Geburtenregister ist allerdings mit dieser Regelung nur schwer vereinbar. (Zudem konnte der Eintrag seit 2013 frei bleiben, um intersexuellen Menschen kein Geschlecht vorzuschreiben). Aktuelle Regelung ist: “Alpha” ist nur ein erlaubter Vorname, wenn er per Bindestrich mit geschlechtsspezifischen Namen kombiniert wird, wie Kevin oder Jacqueline.

Wie viele Namen darf man einem Kind geben? Schlussendlich entscheidet das jeweilige Amt. Angeblich können es bis zu sieben sein, fünf Namen sind zumindest meist unproblematisch. Gewisse Relevanz gewann die Frage, als eine Mutter 2004 vor das Verfassungsgericht zog, um die zuvor vom Oberlandesgericht Düsseldorf untersagte Benennung ihres Kindes mit zwölf Vornamen durchzusetzen. Sie sah darin Art. 2 des Grundgesetzes widersprochen, also ihrem Recht auf die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit.

Das Gericht wies die Klage ab und bestätigte die Entscheidung des niedrigeren Gerichtes. Die Namenswahl dürfe nämlich nicht dem Kindeswohl widersprechen. Mit zwölf Vornamen wäre das Kind aber “erheblich belastet” gewesen. Zudem ging es bei der Benennung eines Kindes nicht um die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit der Mutter, sondern um die Sorgeverantwortung im Interesse des Kindes. Auch wenn Eltern sich nicht einigen können, wie ihr Kind heißen soll, entscheidet am Ende ein Gericht.

Macht gleich alles falsch - Der Stadtverkehr Lübeck. Das Formular zum Beantragen von Monatskarten erlaubt zwar haufenweise ungültige oder veraltete Titel, zwingt aber den Antragsteller zwischen „Herr“ und „Frau“ als Anrede auszuwählen. Notwendig ist das alles nicht, die Karte ist übertragbar.

Macht gleich alles falsch – Der Stadtverkehr Lübeck. Das Formular zum Beantragen von Monatskarten erlaubt zwar haufenweise ungültige oder veraltete Titel, zwingt aber den Antragsteller zwischen „Herr“ und „Frau“ als Anrede auszuwählen. Notwendig ist das alles nicht, die Karte ist übertragbar.

 

Namenszusätze: Dr. Mika Gräfin von Hinkelstein II, MdB

Daran, dass es Namenszusätze gibt, sind hauptsächlich die Adligen Schuld. Adel, Ritterschlag, Gutsbesitz und ähnliche längst irrelevante Statusbezeichnungen führten dazu, dass sich früher Menschen etwas vor, in die Mitte oder an das Ende ihres Namens hefteten. Nicht ohne Grund: Der Namenszusatz, zum Beispiel der Adelstitel, brachte Privilegien mit sich.

Durch das “Art. 109 Abs. 3 der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919” wurden alle diese Privilegien aufgehoben. Es sollten “alle Deutschen vor dem Gesetze gleich” sein und da konnten Adelsprivilegien nicht bestehen bleiben. Und so musste man nun einen Grafen nicht mehr mit Hochwohlgeboren ansprechen, der Titel allerdings blieb und wurde Teil des Nachnamens.

Als Adelsprädikate bezeichnet finden sich insbesondere “zu”, “von und zu”, “vom”, “zum”, “vom und zum”, “von der” oder “von dem” noch häufig in Namen. So ist es nicht ungewöhnlich auf Menschen zu stoßen, die ein “von” zu Beginnn ihres Nachnamens tragen (Mika von Hinkelstein) welches manchmal noch den eigentlichen Titel hinzu bekommt (Mika Graf/Gräfin von Hinkelstein).

Weniger bekannt sind Vulgonamen, auch als Genanntnamen bekannt. Ein solcher Name wäre beispielsweise Mika Hinkelstein genannt Großeotto, wobei alles außer Mika dann zum Familiennamen der Person gehört. Warum? Großgrundbesitz. Irgendwann hat ein Herr Hinkelstein in die Reiche Familie Großeotto eingeheiratet. Dadurch verlor er seinen Namen nicht, war nun aber auf dem Gut Großeotto tätig und für die restliche Bevölkerung war dies nun der Name, an den sie dachten, wenn sie an ihn und seinen Hof dachten. Deshalb wurde er so genannt.

Ebenfalls vom, vor dem/vor der oder ähnliche Ortsbezeichnungen finden sich noch heute in Namen, weil sie auf Orte oder einen Hof verweisen. Vong ist (bisher) kein gültiger Zusatz.

Nicht immer überleben Namenszusätze als solche, manchmal wachsen sie auch zu einem einzelnen Namen zusammen, so wie der mit 29 Zeichen meist als längster Nachname Deutschlands (ohne Leerzeichen oder Bindestriche) genannte Ottovordemgentschenfelde.

Akademische Grade, auch das “Dr.” vor dem Namen, und Berufsbezeichnungen sind keine Namensbestandteile. Manche, wie auch der Doktorgrad, können dennoch auf dem Personalausweis eingetragen werden. Auch das ist natürlich durch ein Gesetz geregelt und zwar das “Gesetz über die Führung akademischer Grade”, welches auch spezifiziert, dass Menschen einen Grad oder eine Berufsbezeichnung führen dürfen, aber keinerlei Anspruch haben, mit ihrem Grad oder ihrer Berufsbezeichnung angesprochen zu werden. Dies gilt übrigens auch für Professoren.

Neben einem potentiellen Titel vor dem Namen und einem Adelsprädikat zwischen den Namen kann ein Name auch am Ende durch eine Ergänzung verlängert werden. Hier haben sich insbesondere Kürzel für Posten oder Ämter etabliert, die wie der akademische Grad nicht tatsächlich Bestandteil des Namens sind. Übliche Beispiele sind “MdL” für Mitglied des Landtages, oder “RA” bei Rechtsanwälten. Zudem gibt es genealogische Zusätze wie “Junior”/”Senior” oder eine lateinische Zahl nach dem Namen.

Familiennamen: Müller-Lüdenscheid

Angeblich existieren in Deutschland nahezu eine Million verschiedene Familiennamen. Müller und die verschiedenen Variationen (Möller…) sind dabei der häufigste Nachname. Etabliert haben sich diese schon ab dem zwölften Jahrhundert, wurden aber erst im Jahre 1900 tatsächlich per Gesetzgebung festgelegt. Seitdem hat jeder Mensch, der in Deutschland geboren wird, einen Vornamen, eventuell einige Zwischennamen und einen Nachnamen und das auch immer in dieser Reihenfolge. Andernorts war man schneller, schon im neunten Jahrhundert wurde in Venedig ein Familienname vererbt.

Dabei wurde auch festgelegt, dass der Nachname der Familienname ist, der von Eltern auf Kinder übergeht. Die meisten in Deutschland entstandenen Familiennamen folgen einer von vier Gruppen: Berufsbezeichnungen oder Amtsbezeichnung (Müller, Wagner, Schulz), Namen von Vätern (Patronym) oder Müttern (Metronym) wie Hansen, Peterson oder auch Hartmann. Eigenschaften (Klein, Krause, Fromm), geographischen Herkunft (Frankenstein, Grünewald) oder Besonderheiten des Ortes (Stein, Horn, Busch).

Kulturelle Unterschiede: Govindjee

Als wäre es nicht schwer genug mit den alten Adelstiteln und Hofnamen, den akademischen Graden und Berufsbezeichnungen und den aneinandergereihten Rufnamen, so kommt es ja durchaus vor, dass Menschen nach Deutschland ziehen, die ihren Namen in einem anderen Land erhalten haben. Auch damit muss also jede Personaldatenbank, jedes Einwohnermeldeamt und auch jedes Identity Management System einer Universität umgehen können.

Die Regierung von Großbritannien hat zu diesem Zweck einen “Naming Guide” herausgebracht, der auf 88 Seiten verschiedene nationale und kulturelle Namenspraktiken zusammenfasst.

Das erste Problem erkennt man schon an der in Deutschland üblichen Bezeichnung “Vorname” und “Nachname”, diese suggerieren eine Reihenfolge, aber Rufnamen stehen nicht in allen Kulturen am Anfang eines ganzen Namens. In Rumänien ist die Reihenfolge von Vor- und Nachnamen beliebig. Bei manchen tamilischen Namen wird der Rufname am Ende genannt, der Zuname, in diesem Fall ein Patronym , der Vorname des Vaters, zuerst. Pashtu, Dari, Sikh und viele weitere Kulturen nutzen Namen, die gar keinen Familiennamen haben. So publizierte beispielsweise der indisch-amerikanische Professor Govindjee mit seinem einzigen Namen.

Somali-Namen enthalten nicht nur ein Patronym, sondern auch noch einen Namen für den Namen des väterlichen Großvaters. Dies heißt: Nachnamen innerhalb mehrerer Genrationen einer Familie sind unterschiedlich.

Grundsätzlich kann jeder Mensch, der sich einbürgert oder sonst irgendwie seinen Namen bei deutschen Behörden registriert, seinen Namen so behalten, wie dieser war. Er kann allerdings zahlreiche Änderungen durchführen, so darf nach Art. 47 (1) Abs 2 “bei Fehlen von Vor- oder Familiennamen einen solchen Namen wählen”. Achtung: Er kann. Verpflichtet ist er jedoch nicht.

Es kann also in Deutschland sehr wohl Menschen mit Namen geben, die Ämter bei Geburt nicht zulassen würden, weil sie keinen Nachnamen besitzen oder in Deutschland nicht gebräuchliche Bestandteile beinhalten.

Letztendlich ist nicht einmal garantiert, dass ein Name unverändert bleibt. So galt es Anfang des neunzehnten jahrhunderts in Hawaii als üblich, dass Eltern sich umbenannten, um ihr krankes Kind vor bösen Einflüssen zu schützen.

Ehenamen: Müller-Lüdenscheid-Wieczorek-Zeul geb. von Hinkelstein

Der häufigste Grund für Namensänderungen in Deutschland sind Eheschließungen.

Eheschließungen allerdings sind nicht einfach nur Umbenennungen, sie folgen in Deutschland natürlich strengen Regeln, die weitestsgehend dem Familiennamenrechtsgesetz entspringen. Wie die Eheleute nach Eheschließung heißen wollen, müssen sie gegenüber dem Standesbeamten erklären. Gewählt werden kann nicht jeder x-beliebige Name, sondern einer der Familiennamen der jeweiligen Eheleute (wobei es auch dort wieder Ausnahmen gibt). 1991 stellte das Bundesverfassungsgericht klar, dass bei fehlender Erklärung nicht einfach der Name des Mannes gewählt wird, sofern sich die Eheleute nicht einigen. Seit 1994 brauchen sie sich nicht zu einigen, sie geben einfach keine Erklärung ab und behalten beide ihren bisherigen Namen.

Also zurück zu Isa Müller-Lüdenscheid geb. von Hinkelstein und Andrea Wieczorek-Zeul. Isa hat in diesem Beispiel bereits eine Ehe hinter sich und hat nach der Scheidung den Namen behalten. Nun möchten Isa und Andrea heiraten und machen sich Gedanken zum Namen. Natürlich können beide jeweils ihren Namen behalten, zusätzlich haben sie aber noch N weitere Lösungen.

Isas Name bei Geburt sowie der aktuelle Name als auch Andreas Name stehen natürlich zur Verfügung, aus den beiden können also die Eheleute Müller-Lüdenscheid, die Eheleute von Hinkelstein und die Eheleute Wieczorek-Zeul werden. Erst vor kurzer Zeit, nämlich 2009, legte das Bundesverfassungsgericht dies noch einmal fest: Ketten von Nachnamen, die über 2 Namen hinausgehen, sind nicht erlaubt. Isa Müller-Lüdenscheid-Wieczorek-Zeul ist also keine Option. Haben beide Eheleute aber nur einen Namen so ist die Reihenfolge innerhalb des Doppelnamens beliebig. Heißen die beiden Partner schon vor Eheschließung gleich, ist ein Doppelname nicht möglich. Das Bundesverfassungsgericht war es auch, das entschied, dass Müller-Lüdenscheid ein möglicher gemeinsamer Name ist, obwohl Isa als Isa von Hinkelstein geboren wurde und den Namen nur durch frühere Ehe erworben hat. Der frühere Partner hat auch keine Möglichkeit, so das Gericht, dem zu widersprechen.

Aber da hört es noch nicht auf mit den Möglichkeiten. Denn Menschen mit Doppelnamen sind nicht verpflichtet beide zu ihrem Ehenamen zu machen, der Ehename von Isa und Andrea könnte also auch Müller, Lüdenscheid, Wieczorek oder Zeul sein. Zudem sind auch Neubildungen möglich, genau dann, wenn Isas Geburtsname von Hinkelstein der Ehename werden soll. Andrea hat nun die Möglichkeit einen ihrer beiden Nachnamen als Doppelnamen anzuhängen, also kann Andrea von Hinkelstein-Wieczorek oder Andrea von Hinkelstein-Zeul oder, die Reihenfolge ist ja beliebeig, Andrea Wieczorek von Hinkelstein heißen.

Je nach dem, wie wild das Namensgeschiebe wird, können Standesämter natürlich die Gefolgschaft verweigern. Bei besonders klagefreudigen Menschen landen diese Fälle dann beim Bundesverfassungsgericht.

Alle Annahmen sind falsche Annahmen

Namen sind also komplex. Aber warum ist das relevant? Nun, wie Professor Govindjee in vielen Interviews festgestellt hat, ist das Leben kompliziert für Menschen, deren Namen nicht dem “westlichen” Standard folgen. Allzuoft werden Annahmen über Namen gemacht und Anmeldungen in Formularen, Einkäufen oder auch rechtlichen Prozesse für jene, die diesen Annahmen nicht entsprechen, unmöglich. Was also ist die Lösung? Keine Annahmen machen.

Ein einzelnes Feld, welches beliebig lange, aber auch beliebig kurze Eingaben in jedem Schriftsatz erlaubt anstelle einer komplexen Überprüfung von Kriterien, die ohnehin falsch sind. Und wenn man schon dabei ist, das Formular zu vereinfachen und Annahmen zu entfernen: Nicht jeder Mensch kann ein Geschlecht, eine Nationalität oder eine feste Adresse angeben, wenn diese Daten also nicht benötigt werden, gibt es keinen Grund sie abzufragen.

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Was macht eigentlich… das Präsidium? https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/das-praesidium/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/das-praesidium/#respond Mon, 06 Nov 2017 09:00:47 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=301573 Neben Senat, Stiftungskuratorium und Stiftungsrat ist das Präsidium eines der vier Organe der Universität. Mit dem Weggang des Kanzlers und der Neuwahl für das Amt des Präsidenten wurden dieses Jahr die zwei wichtigsten Posten im Präsidium frei. Ein Grund für die Frage: Was tut dieses Präsidium eigentlich?

„Das Präsidium leitet die Hochschule“, so einfach ist es in der Verfassung der Universität geregelt. Das Präsidium existiert, weil es §22 des Hochschulgesetzes (HSG) bestimmt. Dort steht auch, in allgemeiner Form, wofür das Präsidium zuständig ist. Dazu gehören die Einrichtung von Studiengängen, die Genehmigung von Prüfungsordnungen, Aufstellung des Haushaltsplanes und die Vereinbarung von Zulassungszahlen mit dem Ministerium.

Laut HSG besteht das Präsidium aus einem Präsidenten, einem Kanzler und bis zu drei Vizepräsidenten. Lübeck nutzt dies aus und leistet sich derzeit Vizepräsidenten für Lehre, Forschung und Technologietransfer. Im Gegensatz zu Präsident und Kanzler werden diese Stellen mit Professoren besetzt, die ihre Aufgaben am jeweiligen Institut weiterführen. Das Präsidium untersteht dem Senat. Der Senat beruft die Mitglieder des Präsidiums durch eine Wahl, so wie vor kurzem das Amt des Präsidenten neu vergeben wurde. Zudem erstattet das Präsidium dem Senat Bericht und nimmt an seinen Sitzungen üblicherweise teil. Allerdings hat auch der Senat dem Präsidium zu berichten.

Das klingt alles recht allgemein, aber glücklicherweise schreibt das HSG vor, dass sich das Präsidium eine Geschäftsordnung gibt. Darin und im Geschäftsverteilungsplan steht genauer, welches Präsidiumsmitglied welche Aufgaben übernimmt. So leitet der Kanzler die Verwaltung, ist für den Haushalt zuständig, vertritt die Uni vor Gericht und ist darüber hinaus für verschiedenes wie Antikorruption, Flüchtlingsfragen und Suchtprävention der Ansprechpartner, sofern er Aufgaben nicht delegiert. Auch erfährt man, dass der Präsident der Uni nach außen nicht nur die Professoren vertritt, sondern auch die Studierenden und ihre Verbindungen. Das Präsidium hat auch die Rechtsaufsicht über die Studierendenschaft, also ihre Vertretung, das StuPa. Deshalb muss das Präsidium der Uni auch die Satzungen, die das StuPa beschließt, nochmal genehmigen bevor sie gelten. Zudem obliegt dem Präsidenten die Richtlinienkompetenz, er oder sie trifft also Grundsatzentscheidungen für die Universität und hat an der Universität das Hausrecht.

Das Präsidium ist übrigens laut HSG §22 (5) zu allen Sitzungen aller Gremien der Hochschule unter Angabe einer Tagesordnung einzuladen, damit es sich jederzeit über die Geschehnisse an seiner Hochschule unterrichten kann. Dies ist erforderlich, da das Präsidium nach Rahmengeschäftsordnung der Universität (§8 (2)) verpflichtet ist zu gewährleisten, „dass die Angehörigen der Hochschule und die Öffentlichkeit im erforderlichen Umfang über die Tätigkeiten der Gremien unterrichtet werden.“

Soweit ist dann also klar, wofür das Präsidium zuständig ist. Ob es das auch tut, könnt nur ihr beurteilen, es sollte euch ja im erforderlichen Umfang darüber informiert haben.

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145 Jahre nach der Jahrtausendflut https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/145-jahre-nach-der-jahrtausendflut/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/145-jahre-nach-der-jahrtausendflut/#respond Mon, 06 Nov 2017 04:30:56 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=299085
Abbildung Aus "Die Gartenlaube" von 1872Die Gartenlaube

Abbildung Aus “Die Gartenlaube” von 1872

“In Booten eilte man herbei, die so schwer Bedrohten in Sicherheit zu bringen; auf den Armen kräftiger, muthiger Männer wurden die Frauen und Kinder aus den unter Wasser gesetzten Häusern gerettet, was in nicht seltenen Fällen nur mit eigener höchster Lebensgefahr geschehen konnte.” (“Illustrierte Zeitung”, 14. Dezember 1872)

Im September 2017 sorgte der Monsun in Indien, Nepal und Bangladesch für Überflutungen, die über 1000 Menschen das Leben kosteten. In den USA ging die Stadt Houston nach tagelangem Regen ebenfalls unter. Extremsituationen werden wegen des Klimawandels häufiger werden, warnen Experten und so mag, was heute als eine Jahrtausendflut gilt schon bald nicht mehr als so außergewöhnlich gelten. Grund genug, die stärkste Flut in der Geschichte der Ostsee zu betrachten. Ein stark verspäteter Newsticker:

10. November 1872

In den ersten Novemberwochen des Jahres 1872 war es stürmisch, der Wind kam seit dem ersten November aus Südwest. So stark war der Sturm, dass das Wasser der Ostsee Richtung Finnland verlagert wurde und an der Küste der Ostsee ein extremes Niedrigwasser herrschte, während man in Finnland und an der Baltikumküste mit Hochwasser zu kämpfen hatte. Ausgeglichen wurde das Niedrigwasser zu Teilen durch Nordseewasser, welches den Freiraum nutze und in die Ostsee floss. Insgesamt erhöhte sich dadurch die Wassermenge in der Ostsee.

Sturmtief Xaver sorgte im Dezmber 2014 für Niedrigwasser der Trave. In der darauffolgenden Nacht wurde es windstill und das Ostseewasser schwappte zurück, überflutete dabei auch die Straßen an der Obertrave.StudentenPACK

Sturmtief Xaver sorgte im Dezmber 2014 für Niedrigwasser der Trave.

Wie eine Forschungsarbeit der Uni Siegen für den Deutschen Wetterdienst (DWD) 2008 rekonstruiert hat, ändert sich am 10. November die Wettersituation. Ein atlantisches Tief zog auf südostlicher Bahn Richtung Mitteleuropa. In Skandinavien stieg der Luftdruck und Orkanwinde, diesmal aus dem Osten kommend, trieben das Wasser nun in die Gegenrichtung, das eingeflossene Nordseewasser allerdings konnte nicht schnell genug abfließen.

12. November 1872

“Bei Lübeck schwoll die sonst ruhig dahinfließende Trave schon am 12. so an, dass die Wellen das Bollwerk überfluteten, noch in der darauffolgenden Nacht überschwemmte das Wasser die zum Fluss hinabführenden Straßen” meldete die Illustrierte Zeitung. In Küstenorten flüchteten bereits Menschen aus ihren Häusern. Im “Fehmarn Echo” erzählte Hans Timm eine Geschichte, die ihm sein Vater erzählte, dessen Großvater wenige Tage vor der Sturmflut gestorben war: “Als die Dorfbewohner ihre Häuser fluchtartig verlassen mussten, ließen sie die Leiche zurück. Einige Habseligkeiten und Lebensmittel wurden aufgeladen, das schlachtreife Schwein wurde geschlachtet und mitgenommen. Das Federvieh auf den Boden gebracht und mit Futter versorgt. Die Kühe und die Schafe vorweggetrieben.”

Im Januar 2017 stieg das Wasser auf 1,2 m über Normal.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Die Sturmflut von 2017. Auf nur 1,2 Meter stieg das Wasser an und führte an der Trave bereits zu Feuerwehreinsätzen und überfluteten Kellern

Die Illustrierte Zeitung: “Noch in der darauffolgenden Nacht überschwemmte das Wasser die zum Fluß hinabführenden Straßen und stieg am 13. höher und höher. Das ganze Flußbett vom Eingang des Hafens bis zur Holstenbrücke war mit schwimmenden Fässern, Ballen, Waaren aller Art bedeckt.” Das Wasser stieg weiter, gegen Mittag des 13. Novembers kam es zum Höchststand von 3,3 m (Andere Quellen sprechen von 2,9 oder sogar 3,5 Metern) über Normal Null.

Innerhalb des Abends ließ der Sturm nach und noch in der Nacht verschwand auch das Hochwasser. An der südwestlichen Ostseeküste starben mindestens 271 Menschen, mindestens 15.000 Bewohner wurden obdachlos, zehntausende Tiere ertranken. “Traurig sieht es in dem kleinen Ostseebad Niendorf aus. […] Zwölf Wohnhäuser des Dorfs sind völlig vom Erdboden verschwunden, nicht ein Pfahl, nicht ein Ziegelstein kennzeichnet mehr ihren Standort. […] Die von der Sturmflut an den Küsten […] an angerichteten Verwüstungen sind ungeheuer.” Auf Rügen wurde der als Hiddenseer Goldschmuck bekannte Wikingerschatz freigespült.

Flutschutz heute

Erst mit dieser Sturmflut beginnt an der Ostseeküste ein systematischer und verpflichtender Schutz gegen Hochwasser überhaupt zu existieren. Vor Pegelständen wie 1872 ist die Ostseeküste allerdings auch heute nicht geschützt. Als 2016 das Wasser auf der Trave auf 1,2 Meter über Normalnull stieg, standen Obertrave, Lachswehr und andere Teile der Stadt unter Wasser. Eine Flut von 3 Metern würden das Erdgeschoss zahlreicher Häuser bis zur Decke unter Wasser setzen. Der wirtschaftliche Schaden wäre, aufgrund viel engerer Bebauung, viel höher als vor 145 Jahren. Allerdings gibt es deutlich bessere Frühwarnsysteme, der “Warndienst”, der 1872 die Anwohner hätte warnen sollen, versagte. Die zuständigen Männer warnten die Bevölkerung nicht, sondern “liefen in ihre Wohnungen, nur um Rettung ihres Eigenthums besorgt”, schrieb die Leipziger Illustrierte.

2008 ließ der DWD das Ostseesturmhochwasser wissenschaftlich untersuchen, um herauszufinden, wie eine Flut entstehen konnte, die fast doppelt so hoch war, wie die zweithöchste. Wetterdaten über Luftdruck und Meeresspiegel aus dem Jahre 1872 aus ganz Europa wurden eingeholt und ein Computermodel erstellt, welches die heute bekannten Wetterbedingungen präzise simulieren konnte. Die Ergebnisse der Simulation stimmen mit den zeitgenössischen Meldungen überein. Die Simulation zeigt aber auch, welche unwahrscheinliche Kombination von Wetterlagen notwendig war, um eine derartige Sturmflut zu begünstigen.

Mit dem Klimawandel ist weltweit mit einem Anstieg des Meeresspiegels zu rechnen, gleichzeitig werden extreme Wettersituationen häufiger. Aufgrund dieser Lage wurde in Eckernförde 2015 beraten, wie man die Stadt auch vor extremen Fluten sichern könnte. Die TU Hamburg/Harburg bezifferte die Kosten für notwendige Schutzmauern auf 8,8 Millionen Euro und kam zu dem Fazit, es sei für Eckernförde billiger, die Schäden einer Jahrtausendflut, so sie denn eintritt, zu reparieren, als die Schutzmaßnahmen umzusetzen. Denen, die in potentiell von Flut betroffenen Gebieten wohnen, kann also nur geraten sein, sich gut zu versichern.

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Finlandia https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/finlandia/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/11/finlandia/#respond Thu, 02 Nov 2017 22:30:39 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=302522
Finlandia in St. KatarienLukas Ruge | StudentenPACK.

Finlandia in St. Katarien

Finnland kennt halt einfach keiner. Das zumindest muss sich das finnische Außenministerium in den frühen Zwanzigern gedacht haben. Was braucht man, um die eigene Bevölkerung zu informieren, den Tourismus anzuheizen und sein Image in der Welt zu verbessern? Klar: Man nimmt sich das neuste, hippste Medium das man finden kann – im Falle der zwanziger Jahre: den Film.

So entsandte das Ministerium in den Zwanzigern ein Filmteam um Erkki Karu, um in 5 Episoden das Land, seine Leute und seine Sitten zu dokumentieren.

In der unbeheizten Katharinenkirche gab es die restaurierte Fassung von Finlandia nun zu sehen. Stilecht froren die Zuschauer zu Bildern von Eisbrechern, Skifahrern und Holzfällern an schneebedeckten Hügeln. Begleitet wurde die Vorstellung – die als Stummfilmkonzert angepriesen wurde – von den weitgehend elektronischen Tönen von Franz Danksagmüller. Die Tonbegleitung war einer der Schwachpunkte der Vorstellung. Zu oft wurde die Musik durch symbolische Geräusche ersetzt, ein elektronisches Blubbern wann immer Wasser im Bild war, ein Schleifen bei jedem Bild von Industrieanlagen, das einfach unpassend und auch nervig war.

Der Film hingegen ist deutlich weniger eintönig als die Beschreibung vielleicht erahnen lassen würde. Die finnischen Landschaften der zwanziger Jahre sind wunderschön, die Aufnahmen gut ausgewählt und die Segemente größtenteils kurzweilig und abwechslungsreich genug. Bei einigen wenigen – wenn Finnen auf Baumstämmen stehend reißende Flüsse heruntertreiben oder auf dem Eis stehend den Eisbrecher in den Hafen lotsen – stockt einem sogar kurz der Atem ob der todesmutigen Protagonisten.

100 Jahre später wurde dieser Film nun in restaurierter Fassung – er war in den späten 50ern fast vollständig verbrannt – in der Museumskirche Sankt Katharinen vorgeführt. Kennt man nun Finnland? Wahrscheinlich nicht, aber die finnische Tourismusbranche hat vorgesorgt, um die eigene Bevölkerung zu informieren, den Tourismus anzuheizen und sein Image in der Welt zu verbessern. Man nimmt sich das neuste, hippste Medium das man finden kann: 360-Grad-Hightech-Kino. Jetzt zu sehen auf dem Klingenberg.

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Zahlen, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/zahlen-bitte-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/zahlen-bitte-2/#comments Tue, 10 Oct 2017 06:00:23 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=298393 Nach dem Rekord an Bewerben im letzten Jahr sind dieses Jahr sogar noch mehr Studierende an die Universität gekommen. Über 300 Studierende haben sich für verschiedene Informatikstudiengänge eingeschrieben. Allerdings bleiben zwei Studiengänge auch gänzlich unbesetzt.

1068 Menschen beginnen dieses Jahr ihr Studium an der Universität zu Lübeck, erstmalig ist die Zahl der Erstsemester vierstellig. Die Zahl der Studierenden liegt bei 4639. Der Plan der Universität, in den nächsten Jahren noch auf 5000 Studierende anzuwachsen, ist damit fast erfüllt. In einem Interview hatte Prof. Hartman vermutet, dass dies die maximale Anzahl an Studierenden sei, die der Campus unterbringen könnte.

Im Gründungsjahr studierten 14 Personen an der Universität zu Lübeck, 100% von ihnen studierten Medizin, denn das war der einzige Studiengang. Keiner der 14 Studenten war ein Erstsemester, da alle Studenten bereits im klinischen Abschnitt des Studiums waren. Eine Vorklinik gibt es an der Uni Lübeck erst seit den 80er Jahren.

Erstsemester

Laut Presseerklärung der Universität zu Lübeck teilen sich die Erstsemester 2017 wie folgt auf die Fächer auf:

FachAnzahl
Medizin190
Informatik73
MML30
MLS83
MIW96
Psychologie119
Pflege44
Medizinische Informatik38
Medieninformatik97
Robotik60
IT Sicherheit60
Med. Ernährungswissenschaft63
Physiotherapie43
Biophysik55
Hebamenwissenschaft20
Ergotherapie0
Logopädie0

Im letzten Jahren war die Anzahl der Erstsemester an der Uni Lübeck stark gestiegen, die Anzahl der Erstsemester in den etablierten Studiengängen blieb aber eher gleich oder sank. Der Zuwachs verteilte sich meist auf die neuen Studiengänge. Erstmalig finden neue Studiengänge an der Universität keinen großen Anklang. Die Studiengänge Logopädie und  Ergotherapie fanden anscheinend keine Bewerber.

Die Anzahl der Fächer, in denen Studenten im ersten Semester studieren können, ist damit auf 17 gestiegen, in ihrem Antrittsinterview hatte die neue Präsidentin der Uni dies als ein vermutliches Limit für die Uni bezeichnet.

Absolventen

Wer ein Studium beginnt hofft darauf es auch zu beenden, doch so einfach ist das nicht immer. Vergleicht man die vorliegenden Absolventenzahlen so sieht man gerade in den Naturwissenschaften eine Kluft zwischen der Anzahl derer, die ihr Studium beginnen, und der Anzahl der Absolventen.

In den Nachfolgenden Grafiken ist die Anzahl der Absolventen nach Regelstudienzeit in Rot neben die Anzahl der Erstsemester in Blau gelegt.

Die gute Nachricht: Wer ein Medizinstudium beginnt wird es vermutlich beenden. Die Zahlen legen nahe, dass die Anzahl der Erstsemester (Blau) der Anzahl der Absolventen 12 Semester später (Rot) ungefähr entspricht.

Weniger rosig sieht es in vielen MINT-Fächern aus. In der Informatik ist die Anzahl der Absolventen über Jahre kleiner als die der Erstsemester drei Jahre zuvor geblieben.

Ein ähnliches Bild sieht man beim Blick auf die Mathematik

Auch in der MLS ist die Anzahl der Absolventen grundsätzlich niedriger als die Anzahl der Studienanfänger.

 

Der Campus

Die Universität teilt sich den 71 Hektar großen Campus, der einem Umfang von ca. 3,5 km misst, mit der Lübecker Niederlassung des UKSH. Die Gebäude auf dem Gelände sind nummeriert, dabei gilt meist die Prämisse, das neuere Gebäude eine höhere Zahl haben. Dem Trend entgegen ist das Gebäude mit der höchsten Zahl eines der ältesten, das Turmgebäude (Haus 70) wurde bereits vor über hundert Jahren erbaut.

Einige Gebäude, wie das Fraunhofer Forschungszentrum und das CBBM sind erst im vorletzten Jahr fertiggestellt worden. Das nächste Gebäude ist praktisch fertiggestellt, die Bauarbeiten am UKSH sind im vollen Gange. Der Campus wird über die nächsten Jahre also eine Baustelle bleiben.

Der Bau des Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM), wurde im März 2012 begonnen und endete im Jahr 2015. Über 30 Millionen Euro flossen in den Bau, der nun für 170 Angestellte sowie bis zu 100 studentische Mitarbeiter auf 5359 Quadratmetern Nutzfläche bietet.

Das UKSH

Das UKSH ist der größte Arbeitgeber Schleswig Holsteins, es beschäftigt in seinen Standorten Lübeck und Kiel 12.509 Menschen. Das Krankenhaus bietet 2356 Betten in über 1200 Patientenzimmern. Mehr als 400.000 Patienten gehen jährlich durch die Pforten des UKSH (beide Standorte zusammen), welches dennoch konsequent seit Jahren rote Zahlen schreibt. Eine schwarze Null ist für 2017 geplant.

 

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Die Hitparade der Ersti-Songs https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/die-hitparade-der-ersti-songs/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/10/die-hitparade-der-ersti-songs/#comments Sat, 07 Oct 2017 15:49:52 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=298555 [nextpage title=”2006″ img=”1837″]

Wie entscheidet man sich eigentlich, welchen Ohrwurm man einem ganzen Jahrgang von Studierenden mit auf den Weg gibt? Kaum etwas ist bei der Planung der Ersti-Woche so wichtig wie der alles durchdringende, permanent auf repeat gespielte Ersti-Song, den kaum ein Student je vergisst. Alles beginnt im Jahre 2006 mit I don’t feel like dancin’ von den Scissor Sisters. Schrill, schräg und mit unschlagbarem Ohrwurmpotenzial – der Archetyp eines Ersti-Songs!

2006

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[nextpage title=”2007″ img=”1822″]

Im Jahr 2007 wurde mit When did your heart go missing von Rooney neben zahlreichen Erstis auch der damals erst sechste Studiengang an der Uni Lübeck begrüßt: Medizinische Ingenieurwissenschaft wurde erstmals im Wintersemester 2007 unterrrichtet.

2007

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Das Jahr  2008 sah neben der Wahl von Barack Obama zum ersten afroamerikanischen US-Präsidenten auch die von Prof. Peter Dominiak zum ersten Präsidenten der Universität zu Lübeck. Zufall? Gut möglich! Mit Fall Out Boy´s Dance, Dance war auf jeden Fall für Stimmung gesorgt.

2008

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Ob die Erstis 2009 schon ahnten, dass sie im folgenden Sommer helfen würden, die Uni Lübeck zu  retten? Bei dem PinBoys-Song Tonight (We Beat the Beats) könnte man das sogar vermuten.

2009

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Die Uni ist gerettet, da wollten nicht nur die Erstis feiern. Beim Refrain von Hey Boy von Blog 27 konnten sicherlich die meisten mitsingen.

2010

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Das Jahr 2011 brachte der Uni den Studiengang Medizinische Informatik und zahlreiche neue Erstis, die sich bei Underwear von Royal Republic wohl vor allem an die Stadtrallye erinnern werden.

2011

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Das Jahr 2012 – erstmals wird Infection Biology an der Uni Lübeck unterrichtet, ein uralter Maya-Kalender verkündet das baldige Weltende und Victorious Casts Best Friends Brother schallt durch die Hörsäle.

2012

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Im Jahr 2013 wollten unter anderem der Papst und Edward Snowden mit ihrer Arbeit nicht mehr weitermachen, wahrscheinlich aber nicht, weil man seitdem an der Uni Lübeck auch Psychologie studieren kann. Der Sound dazu kam von den Pigeon Detectives mit Take Her Back!

2013

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Im Jahr 2014 ging die Explosion der Studiengangszahlen dann so richtig los: Mit Pflege, Entrepeneurship in Digitalen Technologien und Medieninformatik starten gleich drei Studiengänge gemeinsam mit der Präsidentschaft von Hendrik Lehnert an der Uni Lübeck. Der südkoreanischen Boygroup BIGBANG fiel dazu nur eins ein: Wow, Fantastic Baby!

2014

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Das Jahr 2015 – bekannt durch sein Auftreten im Namen “Universität zu Lübeck – Stiftungsuniversität seit 2015”, der dann doch nicht in Thomas-Mann-Universität geändert wurde. Ähnlich verwirrend wie die Umbennungsdebatte war wohl nur der Trucker´s Hitch von Ylvis.

2015

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Dass im Vorjahr keine neuen Studiengänge eingeführt wurden, musste 2016 kompensiert werden. Gleich fünf neue Studiengänge, nämlich Physiotherapie, Biophysik, Medizinische Ernährungswissenschaften, Robotik und Autonome Systeme sowie IT-Sicherheit, sorgen dafür, dass die Zahl der Studierenden an der Uni Lübeck erstmals auf über 4000 klettert. Das Lied dazu kam von Mason vs. Princess Superstar: Perfect.

2016

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2017 also wird Gabriele Gillessen-Kaesbach zur ersten Präsidentin der Universität Lübeck und es beginnen erstmals über 1000 neue Erstis ihr Studium in Lübeck. Herzlich willkommen! Bis zur Mensaparty könnt ihr Mi Mi Mi von SEREBRO sicherlich schon auswendig.

2017

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Das Jahr 2018 ist auf dem Campus geprägt von Baustellen. Also eigentlich so, wie auch schon die vorherigen Jahre. Neu ist, dass manche Gebäude auch endlich fertig werden (wie ersparen uns an dieser Stelle sämtliche Flughafen- oder Bahnhofs-Witze). Ab sofort gibt es die Container!
Begrüßt werden die neuen Erstis in diesem Jahr mit dem Pong Dance von Vigiland.

2018

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Gabriele Gillessen-Kaesbach wird Präsidentin der Universität zu Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2017/09/gabriele-gillessen-kaesbach-wird-praesidentin-der-universitaet-zu-luebeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/09/gabriele-gillessen-kaesbach-wird-praesidentin-der-universitaet-zu-luebeck/#respond Wed, 27 Sep 2017 19:05:45 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=297276 Prof. Dr. med Gabriele Gillessen-Kaesbach ist Professorin für Humangenetik an der Universität zu Lübeck und Direktorin des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Sie ist zudem seit 2016 die erste weibliche Vorsitzende der Gesellschaft für Humangenetik und war von 2009 bis 2015 stellvertretende Vorsitze der Gendiagnostik-Kommission des Bundesministeriums für Gesundheit. An der Universität zu Lübeck ist sie seit 2006 unter anderem im Senat, der Studienkommission und im Habilitationsausschuss tätig gewesen.

Sie ist nun die erste Frau, die die Leitung der Universität zu Lübeck übernehmen wird.

Gabriele Gillessen-Kaesbach bei der Vorstellung im Senat.Johann Mattutat | StudentenPACK.

Gabriele Gillessen-Kaesbach bei der Vorstellung im Senat.

Gabriele Gillessen wurde am 16. Oktober 1953 in Heinsberg bei Aachen geboren, wo sie 1972 ihr Abitur erhielt und nach Straßburg wechselte, um dort Humanmedizin zu studieren. Das Studium unterbrach sie nach zwei Jahren und wechselte an die Ruhr-Universität in Bochum, um Chemie zu studieren, nur um ein Jahr später doch wieder zur Medizin zurück zu finden und 1980 ihr Studium in Essen abzuschließen.

1980 wurde Gillessen-Kaesbach Ärztin am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Essen. 1986 wechselte sie das berufliche Umfeld. „GG“, wie sie dort angeblich alsbald genannt wurde, begann ihre Arbeit als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Humangenetik in Essen. Sie promovierte dort 1988 mit dem Titel „Untersuchungen zur Bestimmung des freien Cortisols im Serum“ in der endokrinologischen Abteilung der Kinderklinik.

1985 wurde ihr Sohn Till geboren, vier Jahre später ihr Sohn Jan.

Gillessen-Kaesbach wurde 1993 am Institut für Humangenetik zur Oberärztin befördert. 1997 folgte die Habilitation in der Humangenetik mit dem Titel „Das Prader-Willi-Syndrom. Eine klinisch-genetische Analyse“. Spätestens zu diesem Zeitpunkt galt sie als Expertin auf diesem Gebiet.

2002 wurde sie zur außerplanmäßigen Professorin ernannt, nachdem sie bereits 2001 begonnen hatte, den Bereich Klinische Genetik am Institut in Essen zu leiten.  Diese Position hatte sie inne, bis sie 2006 nach Lübeck wechselte, um dort den Lehrstuhl für Humangenetik zu übernehmen. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgte eine neue Schwerpunktsetzung, hin zur klinischen Genetik und zur funktionalen Genetik. Mit der bundesweit ersten Genehmigung eines Zentrums für Präimplantationsdiagnostik kam 2014 ein weiterer Schwerpunkt hinzu. 2009 war das Institut Gründungsmitglied des „Lübecker Zentrums für Seltene Erkrankungen“. 2010 nahm Gillessen-Kaesbach an den Protesten zum Erhalt der Universität Lübeck teil.

Im Rahmen ihrer Arbeit am Institut für Humangenetik arbeitete Prof. Gillessen-Kaesbach mit verschiedenen Selbsthilfegruppen, wie der „Prader-Willi-Syndrom Vereinigung Deutschland“ für Menschen mit PWS, der Krankheit über die sie habilitierte, und deren Eltern.

2012 gelang in Lübeck die erste Geburt eines Kindes nach der Präimplantationsdiagnostik einer monogenetischen Erkrankung in Deutschland. Dafür hatte Gillessen-Kaesbach das Desbuquois-Syndrom intensiv studiert und ein Testverfahren entworfen, welches erlaubte, einen Embryo nach ungefähr drei Tagen beim Erreichen des Acht-Zellen-Stadiums auf diese Krankheit zu testen.

Auch weil ihre Themen die Öffentlichkeit aufrühren, in den Medien viel diskutiert und in Zukunft wohl noch Bedeutung gewinnen werden, lässt Gillessen-Kaesbach die Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit nicht außer Acht. Nicht nur in Zeitungsartikeln kommuniziert sie die Details ihres Fachs, auch zum Beispiel beim Lübecker Frauentag 2012 oder als Expertin für „1000 Fragen“ beim SWR beantwortete sie verschiedene Zuschauerfragen zur Genetik.

2016 wurde sie als erste Frau an die Spitze der Gesellschaft für Humangenetik gewählt. Gerade weil die Bedeutung der Humangenetik stark zunehme, möchte sie: „Dafür einzutreten, dass es in Deutschland auch in Zukunft an jeder Medizinischen Fakultät einen Lehrstuhl für Humangenetik geben soll.“

2017 nun der nächste Schritt und wieder ist Gabriele Gillessen-Kaesbach die erste Frau im Amt: Nach über 50 Jahren männlicher Rektoren und Präsidenten steht sie an der Spitze der Universität zu Lübeck. Die Amtszeit beginnt im Sommer 2018 und beträgt sechs Jahre, die sie, obwohl sie im Oktober ihren 64. Geburtstag feierte, vollständig ausführen kann. Sie tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Hendrik Lehnert an, der bereits nach drei Jahren im Amt seinen Posten wieder zur Verfügung stellte, um im kommenden Jahr Gründungsdirektor eines noch entstehenden Instituts der Leibniz-Gemeinschaft zum Themenschwerpunkt The Endocrine Brain zu werden.

Ein Interview mit der künftigen Präsidentin könnt ihr hier lesen.

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Wissen weitergeben https://www.studentenpack.de/index.php/2017/08/wissen-weitergeben/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/08/wissen-weitergeben/#respond Mon, 28 Aug 2017 13:37:03 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=294352
MetaNook 2016 im AudimaxQuelle: Chaotikum

MetaNook 2016 im Audimax

Im November findet auch dieses Jahr die MetaNook statt. Eine kleine abendfüllende Konferenz in der es, vereinfacht zusammengefasst, darum geht Wissen aller Art zu vermitteln und vermittelt zu bekommen. Jeder kann einen eigenen Vortrag halten, wie die Organisatoren in ihrem Call for Participation betonen “egal ob ihr Studierende oder wissenschaftliche Mitarbeiter seid oder ob ihr in der Wirtschaft, in Vereinen oder als Hobbyist eure Expertise erworben habt: Wir freuen uns, wenn ihr die Themen, die euch begeistern, zur MetaNook 2017 mitbringt”.

Die Nook findet nun schon zum siebten Mal statt. Jeden November locken unterschiedliche Vorträge von “aktueller medizintechnischer Forschung über Lifestyle und Ernährung bis hin zu Textsatz und komplexen Problemen der Informatik” Gäste ins Audimax der Uni Lübeck, die sich mit Essen und Trinken von P++ und von einem Foodtruck versorgen lassen. Nebenbei laden riesige Ausmalbilder und Musik zwischen den Vorträgen zum Entspannen und Klönen ein.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie ihr an der Nook teilnehmen könnt. Ihr könnt natürlich einen Talk einreichen, aber wenn ihr mit einer Gruppe, in der ihr euch engagiert, einen Stand anbieten wollt ist das auch eine Möglichkeit. Einreichungen sind noch bis zum 3. Oktober möglich.

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Wo kann man hier was trinken? https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/wo-kann-man-hier-was-trinken/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/wo-kann-man-hier-was-trinken/#comments Mon, 03 Jul 2017 07:30:29 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=287089

Neu in Lübeck und keinen Plan, wo man hier gut ein Bier trinken kann? Schon länger hier und Lust, mal was Neues auszuprobieren? Ein Blick auf unsere Kneipenkarte hilft weiter! Wir haben jeweils fünf Lieblingskneipen der Redaktionsmitglieder, Favoriten aus unserer Facebook-Umfrage und ein paar Exoten ausgewählt. Diese stellen wir euch kurz vor. Viel Spaß beim Pubcrawl!

Ungewöhnliches

Brauberger

Direkt vor Ort selbst gebrautes Bier bekommt man in Lübeck nur im Brauberger. Hier sind die Kessel nicht nur Dekoration, sondern werden bis zu zweimal die Woche genutzt, um frisches Zwickelbier zu brauen. Und das trinkt man dann am besten in kleiner oder großer Runde im Keller – ganz ohne störenden Handyempfang. Gegen Vorlage eines gültigen Studentenausweises bekommt ihr im Brauberger übrigens den Pitcher für nur neun Euro.

Blauer Engel

Der blaue Engel ist in Lübeck wohl DIE Studierendenkneipe. Hier gibt es nicht nur das günstigste Bier mit 1,50 Euro für eine “Knolle” Astra, sondern auch regelmäßige Konzerte. Am Wochenende wird es hier zwar schwer, sich durch die Massen an Menschen zum Tresen zu kämpfen, aber bekannte Gesichter wird man hier immer treffen – eigentlich ist jeder einmal dort gewesen.

Der Blaue Engel ist bei unserer Facebook-Umfrage unter Studierenden Platz eins geworden.

Loge 4

In der ehemaligen Theaterklause verbindet die Loge 4 nun rustikal mit American Diner. Neben moderner Einrichtung und Burgern findet ihr dort wohl Lübecks größte Bierauswahl, die ihr in einer Kneipe bekommen könnt. Aus 41 Bieren und Craft-Bieren könnt ihr wählen und euch dabei jeweils an eurer liebsten Brauart orientieren. Von Bier so bitter wie kalter Kaffee bis zu zuckersüßem Cider und Rotbier – hier wird nichts ausgelassen. Man sollte jedoch auch das nötige Kleingeld dabei haben.

Blechtrommel

Dieses kleine, charmante Restaurant, welches “zufälligerweise” nur einen Steinwurf vom Günther Grass-Haus entfernt angesiedelt ist, zeigt eine ungewöhnliche Bierauswahl auf. Hier kann aus tschechischem und polnischem Bier gewählt werden. Dazu gibt es die landestypische “Hausmannskost” und interessante Speisen. Auch aus einem umfangreichen vegetarischen Angebot kann gewählt werden.

Altstadtbierhaus

Wie der Name schon andeutet, spezialisiert sich dieses kleine Bierhaus auf das begehrte Hopfen und Malzgetränk. Zu einer großen Auswahl an gezapftem Bier kann man hier zum Beispiel Camembert im BIERteig genießen. Mit Blick auf die Marienkirche bietet dieses dunkle Lokal eine nette Abwechslung.

Gewinner der Facebook-Umfrage

Weltwirtschaft

Eng, Retro und die vielleicht besten Kicker-Spieler Lübecks. Klar: Die Weltwirtschaft in der Königstraße. Wenn man noch einen Platz ergattern konnte, kann man sich hier zu studentenfreundlichen Preisen durch die Karte trinken, der entspannten Musik lauschen, kostenlos Kickern und sich wundern, warum jemand sein Wohnzimmer in eine Kneipe verwandelt hat.

Platz zwei unserer Facebook-Umfrage unter Studierenden.

No. 12

Eine der fünf Kneipen im Umfeld der Clemensstraße und auch die No. 12. Komplett verraucht, gut gefüllt und vollgesprayt passt sie sich perfekt in diese so stark von der Punk-Szene getriebene Umgebung ein. Mit dem Blauen Engel, dem Unklar und dem Clemens ist eigentlich die ganze Straße einen Besuch wert, um die “Alternative” zu der sonst eher geordneten und ruhigen Lübecker Barszene zu erleben.

Platz fünf unserer Facebook-Umfrage unter Studierenden.

Angus

Spätestens seit das Dr. Rock umgezogen ist, ist das Angus die beste Rock-Kneipe der Stadt. Hier fühlen sich alle wohl, die ihr Bier gerne zu einer etwas härteren Playlist im Hintergrund trinken – und dabei vielleicht die ein oder andere Runde an der Poledance-Stange drehen wollen. Kicker und Billardtisch dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Platz sieben unserer Facebook-Umfrage unter Studierenden.

Kandinsky

Klein, eng und verraucht ist das Kandinsky am unteren Ende der Fleischhauerstraße. Aber genau das macht auch seinen Charme aus. Das Kandinsky hat eines der umfangreichsten Getränkekarten in Lübeck. Neben einem wechselnden Angebot von Craft-Bieren, allerlei Weinen und Schnäpsen hat das Kandinsky auch eine große Auswahl an Whiskys.

Platz acht unserer Facebook-Umfrage unter Studierenden.

Im Alten Zolln

„Im alten Zolln“ ist eingentlich schon eine Institution in Lübeck und bekannt durch die Erbsensuppe bei der Stadtrally. Neben zahlreichen Getränken kann man hier auch allerlei lokale Speisen genießen und auch mal mit einer etwas größeren Truppe einkehren. Vor Allem das “Zolln Dunkel” – ein nur für dieses Lokal produziertes Dunkelbier – ist einen Test wert.

Platz zehn unserer Facebook-Umfrage unter Studierenden.

Aus der Redaktion

Sternschnuppe

Ganz ohne Namenschild oder aufregende Reklame kommt die Sternschnuppe in der Fleischhauerstraße aus. Nur eine goldene Sternschuppe über dem Eingang weist den Weg in die gleichnamige Kneipe. Egal, ob man einfach nur ein Bier trinken, sich durch die umfangreiche Weinkarte probieren, eine leckere Pizza essen oder dabei Sonntags den Tatort gucken möchte, die Sternschnuppe ist mit seinem gemütlichen Ambiente und netten Personal für alles die erste Adresse. Den obligatorischen Kicker gibt es hinten im Raucherbereich natürlich auch, aber am besten setzt man sich einfach mit ein paar Freunden und einer Runde Dunkler Materie unter den Sternenhimmel.

Die Sternschnuppe wurde bei unserer Facebook-Umfrage Platz drei.

IF

Nur auf den ersten Blick eine der kleinen halbversteckten Raucherkneipen, wie die Innenstadt sie reichlich zu bieten hat, ist das IF, nicht nur weil der geneigte Informatiker bei dem Namen ein wenig kichern muss, doch etwas ganz besonders Sympatisches. Warum das so ist, ist unklar, aber im IF wirkt einfach alles, als sollte es genau so sein. Über die bunte Geschichte des Namens und der Bar kann der Wirt einem so einiges erzählen, wenn man denn möchte. In jedem Falle IF(location == Engelsgrube) goto ‘IF’;

Gang No. 56

Der 56. unter den Lübecker Gängen ist wohl der gemütlichste – wenn man einen der begehrten Plätze in der Kneipe nahe der Obertrave findet, denn sie ist genauso fein wie klein. Dass die Klamotten am nächsten Tag nach Rauch riechen, nimmt man dort gerne in Kauf, denn die gute Seele, Besitzerin und Wirtin Moni kümmert sich gut um dich – wenn du lieb bist. Die vielen legendären Aktionen wie der Singstar-Abend sind echte Highlights. Dazu noch einen Reudigen Hund, Froschkönig oder doch besser Schlumpfen-Pipi? Probiert euch durch!

Tonfink

Beim Tonfink geht es nicht um getöpferte Vögel, sondern wohl um den besten Ort, um in der facettenreichen Lübecker Kneipen- und Barumgebung Live-Musik zu genießen. Zwischen Künstlern und Musikern tummeln sich Autoren und Vorleser, Fotografen präsentieren ihre Bilder und Quizmaster stellen wilde Fragen. Ob Zerstreuung oder kreative Inspiration – der Tonfink bietet jedem Kulturfanatiker eine Heimat. Bei Wein und Bier, italienischem Kaffee und dem ein oder anderem Vortrag lässt sich im Tonfink jeder Tag zu einem Erlebnis machen. Laneweile kennt dieser Vogel nicht. Außer ihr sucht sie. Er hat alles, was ihr sucht. Wahrscheinlich.

Finnegan

Live-Musik, ein wöchentliches Pub-Quiz, Guinness, Kilkenny und Cider in großen und ganz großen Gläsern. Was braucht ein Irish Pub mehr? Das Finnegan in der Mengstraße 42 ist im Vergleich mit anderen Altstadt-Kneipen ziemlich geräumig und bietet erstklassige Pub-Atmosphäre. Freitags und Samstags treten Künstler aus aller Welt auf, Mittwochs wird das so beliebte wie anspruchsvolle Pub-Quiz abgehalten und Dienstags ist Studenten-Tag, sodass es mit dem Platz dann doch schnell mal eng werden kann. Neben den irischen Bierspezialitäten gibt es hier natürlich auch alle anderen Getränke, die ein Pub zu bieten haben sollte. Ausreden, nach einem Abend im KoKi gegenüber nicht noch auf einen Pitcher vorbeizuschauen, gibt es also keine.

Platz vier unserer Facebook-Umfrage.

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Lübecker Bierlandschaften https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/luebecker-bierlandschaften/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/luebecker-bierlandschaften/#respond Mon, 03 Jul 2017 07:20:40 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=286390 Von A wie Astra bis Z wie Zywiek: Wer in Lübeck ein Bier trinken möchte, hat eine breite Auswah. Doch wenn man nicht die richtigen Bars auswählt, mag es so scheinen, als finde man überall nur dieselben paar Standardbiersorten. Warum ist das so? Wir haben die Getränkekarten von 100 Bars und Restaurants in Lübeck untersucht und die Biermarken und Bierpreise verglichen.

Die gute Nachricht zuerst: Es ist gut bestellt um die Vielfalt in der Lübecker Bierlandschaft. 238 verschiedene Biersorten kann man in den 100 untersuchten Gaststätten erhalten – von immerhin 112 verschiedenen Marken (darunter auch Biermischgetränke und alkoholfreie Biere) aus immerhin 19 verschiedenen Ländern. Wer also jedes Bier einmal probieren möchte, ist eine Weile beschäftigt. Die schlechte Nachricht mag sein, dass nur 73 Firmen als Eigentümer hinter diesen 238 Biersorten stecken.

Die meisten Biersorten sind nach Pilsener Brauart gebraute Biere, immerhin ein Viertel aller Sorten gehören in diese Gruppe, die in Deutschland die beliebteste Biersorte ist. Etwa 10 % sind Biermischgetränke, weitere 10% sind alkoholfreie Biere. Weizen (Hell, Dunkel, Kristall) stellen weitere 10% des Lübecker Biermarktes, dazu kommen Lager, Pale Ales, Stouts, Zwickelbiere und Dunkelbiere und vieles mehr in kleineren Prozentteilen.

Biermischgetränke erfreuen sich ungemeiner Beliebtheit. Das Alsterwasser führt dabei die Liste an, in verschiedenen Variationen (Weiß, Gelb, Grün, Rot, Blau und Grenadine) ist es in über 70 der 100 Locations auf der Getränkekarte, und wahrscheinlich auf Nachfrage in noch weiteren, zu erhalten. Unter den kommerziellen Mischbieren sind insbesondere Schöfferhofer Grapefruit und Becks Green Lemon vertreten, welche jeweils in ca. 10 Prozent aller Bars angeboten werden.

Aber auch Limette (Jever), Zitrone (König), Curuba (Veltins) Granatapfel oder Birne (beides Schöfferhofer) und natürlich Banane fürs Banenenweizen können in Lübeck gefunden werden.

Unter den gut 800 untersuchten Einträgen auf Getränkekarten sind 17% Getränke der Dr. Oetker Gruppe. Etwas über 20% der 73 Eignerfirmen gehören etwa 80 Prozent der Einträge auf den Getränkekarten der Lübecker Gaststätten.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Unter den gut 800 untersuchten Einträgen auf Getränkekarten sind 17% Getränke der Dr. Oetker Gruppe. Etwas über 20% der 73 Eignerfirmen gehören etwa 80 Prozent der Einträge auf den Getränkekarten der Lübecker Gaststätten.

Das Netz der Bierfirmen

Natürlich sind gewisse Marken häufig vorhanden, fast die Hälfte der Etablissements (41 %) servieren Jever Pilsener, das damit das am häufigsten zu erhaltende Bier ist. Jevers Mutterkonzern, die Dr. August Oetker KG, ist somit auch der erfolgreichste auf dem Lübecker Biermarkt, das Unternehmen, dem unter anderm auch Radeberger, Clausthaler und Schöfferhofer gehören, ist in 45 % der Schänken präsent. Ebenfalls dominant ist das Belgische Großunternehmen Anheuser-Busch InBev (31 %) zu dem unter anderem Becks und Löwenbräu gehören, und der dänische Brauereimulti Carlsberg (29%; Holsten, Astra, Tuborg), Erdinger (27%), die König Brauerei (20%), Krombacher (18%) sowie Heineken aus den Niederlanden (13 %; Desperados, Sagres, Murphys) und Paulaner (13%) und Warsteiner (12%). Die üblichen Verdächtigen also.

Doch wer sucht wird fündig, auch kleinere Marken sind auf dem Lübecker Bieratlas verzeichnet. Vorrangig in Craft-Bier Schuppen wie der Loge 4 finden sich Biere von unabhängigen Brauereien – darunter einige aus Schleswig Holstein. Dazu kommen natürlich noch jene Kneipen, die Bier servieren, das es sonst nicht zu kaufen gibt. Das Brauberger ist nicht nur der Ort wo Brauberger Zwickelbier gebraut wird, sondern auch der Ort an dem es gekauft werden kann. Zolln Dunkel erhält der geneigte Käufer natürlich nur im “Im Alten Zoll’n”. Das Schleswig-Holsteiner Flensburger ist immerhin in drei Bars zu kaufen, darunter in dem bei Studenten sehr beliebten Blauen Engel und in der Moment Kulturbar.

Unter den Pilsenern dominiert Jever den Lübecker Kneipen- und Restaurantmarkt.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Unter den Pilsenern dominiert Jever den Lübecker Kneipen- und Restaurantmarkt.

Weit gereist

Regionales Bier zu trinken, mag unter ökologischen Gesichtspunkten von Vorteil sein, doch aufregender ist es vielleicht, zum Restaurantbesuch ein Bier aus einer anderen Ecke der Welt zu trinken. Da wäre zum Beispiel die Blechtrommel, die mit Lech, Tyskie, Warka und Zywiec gleich vier verschiedene Biere aus Polen im Angebot hat. Wer eine Pizza im Ecco essen möchte kann dazu ein italienisches Peroni trinken. Und natürlich darf Bier von den Britischen Inseln nicht fehlen: Newcastle Brown Ale, Kilkenny, Guiness, Murphy’s und Beavertown kann probieren, wer im IF, Finnigan, Mac Thomas, Kandinsky oder in der Loge 4 vorbeischaut.

Natürlich dürfen auch die Erfinder des Pilseners nicht fehlen: Tschechisches Bier gibt es natürlich auch. Neben Pilsener Urquell und dem beliebten Budweiser erfreut sich auch Krušovice auf der Innenstadtinsel einer gewissen belibtheit und kann zum Beispiel im Funambules an der Trave genossen werden. Wem nach türkischem Bier ist, der kann seine Flasche Efes zusammen mit türkischen Spezialitäten im Ali Baba bekommen.

Wem Europa nicht weit genug ist, der möchte sich vielleicht in Larry’s Bar in die Marlesgrube setzen. Dort erhält er ein Philipnisches Bier mit Spanischem Namen: San Miguel. 1890 von einem Spanier in Manila gegründet gehört die Brauerei heute zu den 15 meistverkauften Biersorten der Welt. Das nahezu identisch aussehende San Miguel, welches portugiesische und spanische Restaurants auf der Insel verkaufen, ist hingegen ein spanisches Bier einer inzwischen unabhängigen Tochterfirma des philippinischen Konzerns.

Aus Japan kommen Kirin und Asahi, die man zu Sushi im Mijori trinken kann, und im Onni gibt es Hite aus Korea und Singha aus Thailand. Relativ etabliert ist Tsing Tao Bier aus China, welches man unter anderem am Koberg im Shanghai, oder auch zustudententauglicheren Preisen im Essen und Trinken in der Beckergrube trinken kann.

Kostenoptimierung

Viele Bars bieten ihre Biersorten in unterschiedlichen Schankgrößen an. Zwischen 0.2 und mehr als einem Liter lässt sich auf der Insel alles finden. Die Intuition sagt, wer das größere Bier bestellt, erhält mehr Bier zu einem geringeren Preis. Doch hier lohnt sich für den durstigen Preisoptimierer ein zweiter Blick: Oftmals sind die kleineren Biere auf den Liter hochgerechnet billiger.

Ansonsten kommt es darauf an, welches Bier man trinken möchte und wo man es trinkt. Unter den knapp 900 für diese Untersuchung erfassten Bierpreisen kostet der Liter Bier im Durchschnitt 8,76 Euro, das günstigste Pils der Lübecker Innenstadt kann allerdings bereits für 4,50 Euro der Liter im Blauen Engel erworben werden. Das teuerste Bier ist dafür auch gleich etwas besonderes: Für 25,5 Euro pro Liter gehen die Craft-Biere der Marke Schoppe Bräu, zum Beispiel das Holy Shit Ale in der Loge 4, über die Theke.

Auch innerhalb einer Biersorte kann es eine erhebliche Preisspanne geben: Ein Liter dunkles Duckstein vom Fass kann man schon für 7,50 Euro erhalten, setzt man sich am Lindenteller ins Lindenplatzcafe, gönnt man sich das Gänge-Menü im Lachswehr, ist der Liter des niedersächsischen Bieres für 12 Euro pro Liter zu haben. Das populäre Pilsener von Jever kostet vom Fass in der Pfeffermühle nur 6,60 Euro, in der gehobeneren Schiffergesellschaft zahlt man hingegen 9,90 Euro (jeweils Literpreise).

Wer aber wirklich aufs Geld achten muss, kann letztendlich nur eine Entscheidung treffen: Bier im Supermarkt kaufen und an einem angenehmen Ort selbst für die Atmosphäre sorgen. Der Durchschnittspreis eines Holsten Pilseners ist in den Lokalen 613% des Literpreises der beliebten Halbliter-Dose, bei Jever sind es 488%, der Aufpreis bei anderen Marken ist vergleichbar. Schlussendlich geht man ja auch nicht aus um günstig zu trinken, sondern wegen der Atmosphäre. Und wo einem diese am besten gefällt, muss jeder selbst herausfinden.

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Ergebnisse der studentischen und universitären Gremienwahlen 2017 https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/ergebnisse-der-studentischen-und-universitaeren-gremienwahlen-2017/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/ergebnisse-der-studentischen-und-universitaeren-gremienwahlen-2017/#respond Mon, 03 Jul 2017 03:00:26 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=288549 Die Wahlen für die studentischen und universitären Gremien 2017 sind beendet; das StudentenPACK zeigt euch die Ergebnisse der Auszählung. Die amtlichen Ergebnisse findet ihr, sobald sie zur Verfügung stehen, auf der StuPa-Seite.

Da es dieses Jahr bei der Erstellung der Wahlzettel zu verschiedenen Pannen kam, wird auch das Vorläufige Ergebnis, sobald es bekannt gegeben wird, mit Vorsicht zu genießen sein, bis der Wahlprüfungsausschuss eine Entscheidung fällt. Die am ersten Tag abgegebenen Stimmen für mehrere Gremien waren für ungültig erklärt worden. Die Studierenden wurden aufgerufen die verbleibenden Tage zu nutzen noch einmal zu wählen.

Vom 27. bis 30. Juni waren die 3856 Studenten der Uni Lübeck dazu aufgefordert ihre Gremien zu wählen. Insgesamt wurden 1157 Stimmen abgegeben (letztes Jahr wurden bei einer Wahlbeteiligung von 35.65 Prozent insgesamt 1297 Stimmen abgegeben). Die Wahlbeteiligung ist in diesem Jahr auf 30.01 Prozent gefallen, dies ist sowohl in absoluten Zahlen als auch prozentual ein Rückgang der Beteiligung.

Erstmalig wurde die Wahl als gemeinsame Wahl der studentischen Gremien und der universitären Gremien organisiert. Für die Universitären Gremien waren 3798 Studierende Wahlbeteiligt (einige Promotionsstudierende gelten bei dieser Wahl als wissenschaftliche Mitarbeiter) von denen 1160 abgestimmt haben.

Von den elf Wählern, die Briefwahl beantragt hatten, haben sieben tatsächlich ihre Stimme abgegeben – eine leicht höhere Wahlbeteiligung im Vergleich zu den studentischen Wahlen und ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr.

Studierendenparlament


Von den 1294 Stimmen für das StuPa sind 178 Stimmen ungültig. Die 25 Plätze verteilen sich zukünftig wie folgt:

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

1. Jüngling, Julika (Medizin) 61 Stimmen
2. Witt, Ferdinand (Medizin) 59 Stimmen
3. Wanker, Maximilian (Medizin) 57 Stimmen
4. Rösch, Jan Niklas (Informatik) 52 Stimmen
5. Ehlers, Christian (MIW) 51 Stimmen
6. Kerl, Lisa (MML) 47 Stimmen
7. Seebode, Alexandra Maria (Psychologie) 45 Stimmen
8. Eppert, John-Paul (Medizin) 43 Stimmen
9. Brozek, Antonia (IB) 42 Stimmen
10. Turak, Onur (MLS) 37 Stimmen
11. Kleinewalter, Dennis (MIW) 37 Stimmen
12. Käsmann, Lukas (Medizin) 34 Stimmen
13. Thordsen, Narona (Medizin) 32 Stimmen
14. Brodersen, Greta Charlotte (Medizin) 30 Stimmen
15. Rösner, Sven (Medizin) 29 Stimmen
16. Hönel, Bruno (Psychologie) 29 Stimmen
17. Queßeleit, Philip (EdT) 28 Stimmen
18. Hamann, Max (Medizin) 26 Stimmen
19. Zebarjadi, Amir (MIW) 23 Stimmen
20. Schwarze, Fabian (MLS) 19 Stimmen
21. Dunker, Olrik (MLS) 19 Stimmen
22. Johns, Jan-Gerrit (Medizin) 18 Stimmen
23. Schröder, Kaja Marie (MLS) 17 Stimmen
24. Kreiker, Henri (Medizin) 16 Stimmen
25. Keser, Seves (MI) 16 Stimmen
26. Fischer, Andreas (Medizin) 15 Stimmen
27. Weiß, Alena (MLS) 15 Stimmen
28. Wollgast, Jasmin (MDI) 14 Stimmen
29. Hübel, Lauritz (Medizin) 12 Stimmen
30. Imholz, Jonathan (Medizin) 11 Stimmen
31. Geick, Christina (EdT) 8 Stimmen
32. Jobst, Niklas (MI) 7 Stimmen
33. Hinsch, Maximilian (MLS) 6 Stimmen
34. Goldyn, Jonah Mateo (MIW) 5 Stimmen
35. Stoldt, Alexander (MDI) 5 Stimmen
36. Trense, Christian (MI) 3 Stimmen
37. Blankenhorn, Leon (MLS) 3 Stimmen
38. Aust, Till (RAS) 2 Stimmen
39. Flatau, Henry (MLS) 2 Stimmen

 

Fachschaft Psychologie

Mit 87 abgegeben Stimmen erreicht die FS Psychologie eine Wahlbeteiligung von 30,63%. Von den Stimmen für die neue Fachschaft Psychologie sind 0 Stimmen ungültig.

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Kühne, Lisa 34 Stimmen
  • Seidel, André 31 Stimmen
  • Seidel, Philipp 29 Stimmen
  • Buss, Martje 17 Stimmen
  • Lehna, Hauke 16 Stimmen
  • Schwarz, Lara 15 Stimmen
  • Kleinhans, Hannah 9 Stimmen
  • Mauz, Franziska 5 Stimmen
  • Laudage, Friederike 4 Stimmen
  • Unrauh, Elisabeth 2 Stimmen
  • Schrot, Jennifer 2 Stimmen
  • Dürscheid, Antonia 2 Stimmen
  • Rickert, Katharina 1 Stimme

Fachschaft Medizin


Von den 571 Stimmen (35,44% Wahlbeteiligung) für die Fachschaft Medizin sind ebenfalls keine Stimmen ungültig.

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Brenner, Kim (Vorklinik) 213 Stimmen
  • Wanker, Maximilian (Vorklinik) 161 Stimmen
  • Scheele, Sofia (Klinik) 144 Stimmen
  • Bünnecke, Sarah-Yasmin (Klinik) 127 Stimmen
  • Boese, Karl-Ullrich (Klinik) 83 Stimmen
  • Hölzen, Laura (Klinik) 60 Stimmen
  • Welcker, Nathalie (Klinik) 38 Stimmen
  • Buschmann, Frederike (Klinik) 38 Stimmen
  • Romanski, Anna-Marie (Pflege) 35 Stimmen
  • Paarmann, Madeleine (Pflege) 32 Stimmen
  • Moenikes, Sophia (Klinik) 31 Stimmen
  • Kayser, Antonia (Klinik) 22 Stimmen
  • Beutler, Anna-Sophie (Klinik) 21 Stimmen

Fachschaft Mathematik/Informatik

Von den 230 Stimmen (Wahlbeteiligung bei 21,30%) für die neue Fachschaft MI sind 23 Stimmen ungültig. Damit setzt sich die Tendenz der geringen Wahlbeteiligung in der MINT auch bei der neue Fachschaft MI fort.

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Rieckmann, Lena (MML) 70 Stimmen
  • Rösch, Jan Niklas (Informatik) 56 Stimmen
  • Kallwies, Hannes (EdT) 41 Stimmen
  • Keser, Seves (MI) 35 Stimmen
  • Barkow, Linus (MI) 32 Stimmen
  • Körner, Marie-Louise (Informatik) 30 Stimmen
  • Brackhagen, Leslie (Informatik) 30 Stimmen
  • Ritter, Mauela Paula (MDI) 22 Stimmen
  • Werner, Franz Johannes (Informatik) 21 Stimmen
  • Westphal, Fabian (Informatik) 16 Stimmen
  • Miller, Isabella (MDI) 8 Stimmen
  • Hörcher, Niklas (MDI) 8 Stimmen

Bei gleicher Stimmanzahl wurde das Losverfahren angewendet. Nicht gewählte Vertreter werden zu Nachrückern.

Fachschaft Naturwissenschaften/Technik


Die neue Fachschaft NT hat mit 30,32% eine deutlich höhere Wahlbeteiligung als die Fachschaft MI – sie hat diese mit 268 abgegebenen Stimmen erreicht, von denen 27 ungültig sind.

Die Kandidatin Jasmin Zech ist trotz geringerer Stimmanzahl gewählt, da die Wahlordnung der Studierendenschaft vorsieht, dass jeder Studiengang, sofern Kandidaten vorhanden sind, mindestens einen Platz erhält.

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Ehlers, Christian (MIW) 62 Stimmen
  • Brozek, Antonia (IB) 50 Stimmen
  • Rauterberg, Raika (MIW) 32 Stimmen
  • Zebarjadi, Amir (MIW) 28 Stimmen
  • Thomsen, Ole (MIW) 28 Stimmen
  • von Hörsten, Henry (MIW) 28 Stimmen
  • Feller, Nina (MLS) 25 Stimmen
  • Pekker, Helen (MIW) 18 Stimmen
  • Eichler, Nina (MLS) 17 Stimmen
  • Weiß, Alena (MLS) 15 Stimmen
  • Zech, Jasmin (EW) 10 Stimmen
  • Wiechmann, Michael (MIW) 14 Stimmen
  • Harms, Mareike (MLS) 14 Stimmen
  • Prüß, Franziska (MIW) 13 Stimmen
  • Deckert, Silja (MLS) 12 Stimmen
  • Christian, Leonard (MLS) 11 Stimmen
  • Schlüter, Kathleen (MLS) 10 Stimmen
  • Reetz, Merle (MLS) 10 Stimmen
  • Rawinski, Rafaela (MLS) 9 Stimmen
  • Kubiak, Marie (MLS) 7 Stimmen
  • Wollenhaupt, Clara (MLS) 7 Stimmen
  • Othmer, Kai (MLS) 5 Stimmen
  • Kochmann, Jana (MLS) 5 Stimmen
  • Seiß, Helke (MLS) 3 Stimmen
  • Remstedt, Katharina (MLS) 3 Stimmen

Bei gleicher Stimmanzahl wurde das Losverfahren angewendet. Nicht gewählte Vertreter werden zu Nachrückern.

Senat

Dieses Jahr wurden auch die studentischen Vertreter der universitären Gremien an der Urne gewählt. Für den Senat haben 1150 Studierende abgestimmt. Dies entspricht 30,28% Wahlbeteiligung.

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Piek, Albert (Stellv. Schwarze, Fabian) 506 Stimmen
  • Seidel, Philipp (Stellv. Lehna, Hauke) 451 Stimmen
  • Schröder, Kaja Marie (Stellv. Froehlich, Fenna) 388 Stimmen
  • Blum, Joschka (Stellv. Prüßmann, Jonathan) 359 Stimmen
  • Kallwies, Hannes (Stellv. Stoldt, Alexander) 306 Stimmen

Nicht gewählte Vertreter werden zu Nachrückern.

SA MINT

Für den Senatsausschuss haben 568 Studierende (26,70% Wahlbeteiligung) abgestimmt. 32 Stimmen sind ungültig

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Brozek, Antonia (Stellv. Kallwies, Hannes) 301 Stimmen
  • Kühne, Lisa (Stellv. Seidel, Philipp) 301 Stimmen
  • Ralfs, Philipp (Stellv. Steenbuck, Nathan) 233 Stimmen
  • Kerl, Lisa (Stellv. Schnell, Jakob) 224 Stimmen

SA Medizin

Für den Senatsausschuss sind 563 Stimmen abgegeben worden (34,44% Wahlbeteiligung), 12 Stimmen sind ungültig.

Die Stimmverteilung (gewählte Vertreter fett gedruckt):

  • Brenner, Kim (Stellv. Warncke, Jule) 310 Stimmen
  • Scheele, Sofia (Stellv. Sinnecker, Sirka) 269 Stimmen
  • Ledig, Svea (Stellv. Weber, Chizoba) 256 Stimmen
  • Hölzen, Laura (Stellv. Beutler, Anne-Sophie) 219 Stimmen

Stiftungsrat

Die zweijährige Amtszeit des studentischen Vertreters im Stiftungsrat ist abgelaufen, weshalb die Wahl dieses Jahr erneut anstand. Es wurden 1150 Stimmen abgegeben worden (30,28% Wahlbeteiligung), 36 Stimmen sind ungültig.

Die Stimmverteilung (gewählter Vertreter fett gedruckt):

  • Fuchtmann, Fabian 579 Stimmen
  • Worgul, Miriam 361 Stimmen
  • Klink, Raphael 174 Stimmen

 

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Der Kanzler wird Staatssekretär https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/der-kanzler-wird-staatssekretaer/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/07/der-kanzler-wird-staatssekretaer/#respond Sat, 01 Jul 2017 11:01:38 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=288459
Oliver Grunde mit Peter Dominiak (2016)Lukas Ruge | StudentenPACK.

Oliver Grunde mit Peter Dominiak (2016)

Der Kanzler der Universität zu Lübeck, Dr. Oliver Grundei, wird die Universität zu Lübeck nach zehn Jahren Amtszeit verlassen, um in der neuen CDU-Regierung ein Amt als Staatssekretär im Wissenschaftsministerium zu übernehmen.

Der 1970 geborene Grundei kennt die Stadt an der Förde, denn er hat dort von 2001 bis 2005 an der Universität gearbeitet und dort auch seine Promotion abgelegt, nachdem er in Kiel, Heidelberg, Jena und Tübingen Rechtswissenschaften studiert hatte. 2007 wurde Grundei Kanzler der Universität zu Lübeck. Als Kanzler übersah er die Verwaltung der Universität, saß dem Haushaltsausschuss vor und koordinierte die Zusammenarbeit mit dem UKSH. 2012 war er für weitere 6 Jahre im Amt wiedergewählt worden, die reguläre Amtszeit hätte 2019 geendet.

Rückblickend auf eine Dekade in Lübeck werden Grundei besonders die “engagierten und motivierten Menschen in allen Mitgliedergruppen der Universität” in Erinnerung bleiben, beschreibt er dem StudentenPACK, sowie die großen Projekte wie ” die Univision 2020, die 2009 begann und den ersten Struktur- und Entwicklungsplan hervorbrachte, der die Auflösung der Fakultäten und die Bildung von Forschungszentren vorsah, dann kurz danach der Kampf um den Erhalt der Medizin sowie die Begehung durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2010; später dann der Prozess zur Umwandlung der Universität in eine Stiftung öffentlichen Rechts sowie die Etablierung zahlreicher neuer Studiengänge und Professuren gerade im Zusammenhang mit dem Hochschulpakt 3.”

BildunterschriftLukas Ruge | StudentenPACK.

2010: Der Kampf um den Erhalt der Medizin.

Der Wechsel in die Landesregierung kommt nicht überraschend. Seit 2010 ist der Kanzler Mitglied des Arbeitskreises Hochschulpolitik der Union und war bereits im Wahlkampf im Schattenkabinet von Daniel Günther. Doch warum ist ein Kanzler der Universität, die 2010 gegen eine CDU-Regierung um ihre Existenz kämpfen musste in der CDU? “Zunächst kann man meines Erachtens feststellen, dass die letzten 20 Jahre Wissenschaftspolitik in Schleswig-Holstein – unabhängig von der Zusammensetzung der jeweiligen Landesregierung – immer wieder fragwürdige wissenschaftspolitische Entscheidungen hervorbrachte, die letztlich nicht zur Stärkung des Wissenschaftssystems beitrugen.” relativiert Grundei gegenüber dem StudentenPACK die Bedeutung einer Partei in dieser Angelegenheit. Er räumt allerdings ein: “Damals 2010 ist besonders deutlich geworden, dass die Bedeutung der Wissenschaft in unserem Bundesland leider nicht den angemessenen Stellenwert genießt.” Letztlich, so Grundei, habe die Landesregierung später “diesen Fehler auch eingestanden und sich anschließend nicht nur für den Fortbestand, sondern auch für die Umwandlung der Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität eingesetzt.” Er werte es als Signal für den Standort Lübeck und mehr noch für die Wissenschaft, wenn die CDU mit ihm nicht nur ein Mitglied der Universität zu Lübeck, sondern eben auch ein Mitglied einer Hochschulleitung für das Amt des Wissenschaftsstaatssekretärs nominiere, anstatt – wie sonst in Schleswig-Holstein üblich – eine fachfremde Person für dieses Amt auszuwählen.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Oliver Grundei (mittig) 2014 beim Jahresempfang der Universität zu Lübeck. In Bunt die ehemalige Ministerin Annette Schavan, im Hintergrund Honorar-Professor Winfried Stöcker.

In seinem Amt war Grundei auch an der Umwandlung zur Stiftungsuniversität, der größten Veränderung an der Universität der letzten Zeit, beteiligt. Die CDU stimmte damals gegen das Stiftungsgesetz. Die SPD geführte Regierung hatte bestimmt, dass im Stiftungsrat auch immer ein Gewerkschafter sitzen muss, der zukünftige Ministerpräsident Daniel Günther nannte dies einen “Kniefall vor der Gewerkschaft Verdi” und verglich Schleswig-Holstein mit einer Bananenrepublik. Wie steht Grundei heute zur Zusammensetzung des Stiftungsrates? “Leider wurde dann in der weiteren parlamentarischen Befassung die Vorschrift zum Stiftungsrat gegen den erklärten Wunsch der Universität durch die damaligen Mehrheitsfraktionen verändert. Die CDU unterstützte dagegen die Position der Universität, die Vorschrift zur Besetzung des Stiftungsrats in der ursprünglichen Fassung zu erhalten.” sagt Grundei.

Grundei saß als Kanzler in verschiedenen Arbeitskreisen, darunter dem Kanzlerarbeitskreis Hochschulmedizin und Fortbildung und sitzt im Verwaltungsrat des Studentenwerks Schleswig-Holstein.

Für die Zukunft wünscht Grundei der Universität, die nun neben einem neuen Präsidenten auch noch einen neuen Kanzler suchen darf, “Alles erdenklich Gute!” und dass es ihr gelingt “den außergewöhnlichen Zusammenhalt und die außergewöhnliche Motivation der Universitätsmitglieder zu erhalten.” Die Position wird vorläufig kommissarisch besetzt und erst nach der Ernennung eines neuen Präsidenten ausgeschrieben.

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Wie geht eigentlich Landtag? https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wie-geht-eigentlich-landtag/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wie-geht-eigentlich-landtag/#respond Mon, 24 Apr 2017 08:00:24 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=278542
Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.

Landtag ist ein semi-kooperatives rundenbasiertes Spiel. Alle Spieler haben das selbe Ziel: eine bessere Zukunft für ihr Land und die Menschen darin. Es steht ihnen frei zu kooperieren um dies zu erreichen, doch die Vorstellungen, was ein Land besser macht sind unterschiedlich.

Vorbereitung

Vermutlich hast du dich auch schon mal gefragt, was dieses „Wählen“ eigentlich ist. Wählen ist ein Spiel ab 16 Jahren, das man zwar immer spielen kann, wirklich Spaß macht es aber nur, wenn viele mitmachen. Deshalb organisieren einzelne Kommunen und alle fünf Jahre sogar die Bundesländer Wahlen. Die Gewinner freuen sich über die Möglichkeit, mit ihrer Partei bis zur nächsten Wahl entscheiden zu können, was im Land passieren soll.

Zu Beginn wählt jeder Spieler eine Partei. Dies bestimmt zu einem großen Teil sein “politisches Profil”, also die Definition dessen, was der Spieler für ein gutes Land hält, die genaue Ausprägung bestimmt jedoch der Charakter, den man spielt, also der jeweilige Spitzenpolitiker. Im Basisspiel stehen sieben Parteien zur Wahl: SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), Grüne (Bündnis 90/Die Grünen), SSW (Südschleswigscher Wählerverband), CDU (Christlich Demokratische Union Deutschlands), FDP (Freie Demokratische Partei), Die LINKE und die AfD (Alternative für Deutschland). Jede dieser Parteien hat ein eigenes Profil, welches sich durch besonders deutliche Forderungen in den Wahlprogrammen auszeichnet, aber wichtig sind auch die Personen an der Spitze dieser Parteien. Deswegen ist es wichtig, nicht ausschließlich auf die Parteien oder auf die Politiker zu schauen. Denn Überzeugungen und Prioritäten von Politikern prägen die Programme ihrer Parteien und andersrum stellen Politiker manchmal ihre Wünsche hinter die ihrer Partei.

Bei manchen Themen herrscht von Konservativ bis Links Einigkeit.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Bei manchen Themen herrscht von konservativ bis links Einigkeit.

Die Wahl ist eigentlich zwei Wahlen, denn jeder Bürger hat zwei Stimmen. Während bei der Erststimme ein bestimmter Politiker direkt gewählt wird, wird mit der Zweitstimme für eine Partei entschieden. Bei der Erststimme gibt es immer nur einen Gewinner – den Spieler mit den meisten Stimmen, der dann Abgeordneter seines Wahlkreises wird. In den meisten Wahlkreisen entscheidet sich dies zwischen den Spielern der SPD und der CDU, da diese beiden Parteien in der Regel die meisten Erststimmen bekommen.

Bei der Zweitstimme kann es hingegen durchaus mehrere Gewinner und Verlierer geben, denn hier werden überregional Parteien gewählt. Es gewinnen vor allem die Parteien, die in einem gemeinsamen Bündnis (Koalition) zusammen mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten. Um es etwas schwieriger zu machen, gilt hierbei auch die sogenannte Sperrklausel, das heißt, dass eine Partei mindestens fünf Prozent aller Stimmen erhalten muss, um im Landtag mitspielen zu können. Für einige Parteien wie SPD und CDU ist das überhaupt kein Problem, die LINKE wird dieses Mal bis zuletzt zittern müssen, ob es für fünf Prozent reicht, und der SSW ist als Vertreter der dänischen Minderheit im Rahmen einer Sonderregel von der Sperrklausel befreit.

Zu guter Letzt noch die wichtigste aller Regeln: Auf dem Wahlzettel dürfen nur genau zwei Kreuze, eines in jeder Spalte, gesetzt und nichts hinzugefügt werden.

Die Parteien

Die Kombination unterscheidet sich etwas nach Bundesland und Auflage des Spiels. Für das Spiel “Landtag” in der Schleswig-Holstein-Edition stehen ohne Erweiterungen sieben Parteien zur Auswahl: SPD, CDU, FDP, LINKE, Grüne, SSW und AfD.

Jede dieser Parteien hat ein eigenes Profil, was aber nicht heißt, dass die Parteien sich in allen Punkten unterscheiden: Legt man großen Wert auf bildungspolitische Themen, wie es eine Mehrzahl der Studierenden in Lübeck tut, so wird man in den Forderungen zur Schulpolitik große Einigkeit zwischen den Parteien finden. Nahezu alle Parteien erkennen den Investitionsbedarf bei Schulgebäuden an, nahezu alle Parteien fordern einen Ausbau von Ganztagsschulen zur “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” (SPD) und durch einen großen Teil des Parteienspektrums wird ein “qualitativ hochwertiges, kindgerechtes Mittagessen” (CDU) gefordert. Die AfD sticht mit erheblicher Kritik an Ganztagsschulen heraus, sie kritisiert eine vermeintliche Bedrohung der Individualität durch staatliches “Gender Mainstreaming”. Ganztagsschulen könnten, so die Rechtspopulisten, “Familie als wertegebende gesellschaftliche Grundeinheit” untergraben.

Traute Einigkeit herrscht auch bei Studiengebühren: Keine Partei gedenkt sie einzuführen. Ebenso meint auch jede Partei, welche sich mit dem Thema Hochschulfinanzierung beschäftigt, dass hier mehr Geld nötig wäre. Insbesondere die Regierungsparteien verweisen darauf, dass diese ein Bundesthema ist, so kann die SPD lediglich ihren Willen ausdrücken “eine bessere Finanzierung für unsere Hochschulen auch mithilfe des Bundes [zu] erreichen.” Die FDP betont die “Autonomie und die Selbstständigkeit der Hochschulen”, denen sie “mehr Freiräume zur besseren Entwicklung geben” möchte. Auch die AfD will in ihrem Parteiprogramm “Forschung vor Ideologie schützen”, fordert gleichzeitig aber die Abschaffung von “Gender-Forschung” und die Einstellung von Klimaforschung mit Computermodellen. Die Grünen fordern unter anderem “weniger Tierversuche an den Hochschulen und Universitäten”.

Im Bereich Infrastruktur, seien es Straßen, Schienen oder Radwege, erkennen nahezu alle Parteien die Notwendigkeit zu investieren. Doch gerade was die großen Investitionen angeht gehen die Meinungen erheblich auseinander. Exemplarisch sieht man diese Unterschiede bei der Fehmarnbelt-Querung. AfD, CDU, FDP, SPD und SSW sind für das Projekt, die an der Regierung beteiligten Grünen und die LINKE, die es in der letzten Runde des Spiels nicht geschafft hat, ihre Spieler ins Parlament zu bringen, lehnen das Projekt ab. Die CDU hofft auf das “Zusammenwachsen zweier Wirtschaftsräume zu einer einzigen Wachstumsregion von Hamburg bis nach Kopenhagen”, die Grünen finden “die Belastung für die Menschen […] und die sensible Natur im Fehmarnbelt […] unakzeptabel”. Ähnlich sieht es bei vielen anderen Großprojekten in der Infrastruktur aus, zum Beispiel dem Ausbau der A20.

Ein Großbauprojekt, welches im Grundsatz nicht angezweifelt wird, ist die Sanierung des UKSH. Doch wie soll dies geschehen? Insbesondere die LINKE lehnt die gewählte Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) ab. Diese seien “bisher immer teurer für den Staat als eine Eigenfinanzierung und haben nur langfristige Profite von Baukonzernen gesichert.” Historisch haben auch die Grünen diese Art der Finanzierung oft kritisiert, nun, da sie die Regierung stellen, findet sich diese Kritik in ihrem Wahlprogramm nicht. Die CDU möchte verstärkt auf ÖPP setzen, damit “die begrenzten Mittel durch einen ganzheitlichen Ansatz von Planung, Bau und Betrieb so effizient wie möglich eingesetzt werden”. Auch die FDP steht dem ÖPP-Modell offen gegenüber.

Nicht jede Partei wirbt in Lübeck, trotzdem wird niemand vergessen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Nicht jede Partei hat Lübeck mit Plakaten zugepflastert, trotzdem wird niemand vergessen.

Alle Parteien von der AfD bis zur LINKEN wollen Wohnraum schaffen. Nicht nur muss es mehr davon geben, er muss auch bezahlbar sein, wie sowohl Grüne, LINKE, FDP, SPD und CDU in nahezu identischen Formulierungen fordern: “Wir wollen bezahlbare Wohnungen für alle Menschen in Schleswig-Holstein.” (SPD, exemplarisch) Die FDP fordert Wohnraum “insbesondere an den Hochschulstandorten”, was auf ein weiteres Thema hinweist, bei dem weitestgehend Einigkeit besteht: Die Kapazität in Studentenwohnheimen sollte erhöht werden. Es sei festgehalten: Egal, wer die nächste Koalition bildet: Mehr bezahlbarer Wohnraum sollte garantiert sein.

Gibt es irgendwas, bei dem die Parteien wirklich uneinig sind? Zumindest ein wenig. Da wäre zum Beispiel die Cannabis-Legalisierung. SSW, SPD, LINKE und Grüne sind sich weitestgehend einig: “Anbau, Besitz und Konsum von geringen Mengen” sollte straffrei sein. Dies ist auch eine Position, die in Teilen der FDP herrscht, ins Wahlprogramm hat es aber nur eine Legalisierung von Glücksspiel geschafft. Die CDU befürwortet die “Vereinfachung des Zugangs zu Cannabis als Arzneimittel aus medizinischen Gründen”.

Die Forderung von gleichem Lohn für gleich(wertig)e Arbeit ist inzwischen so weit verbreitet, dass sie, es mag überraschen, sogar Einzug ins FDP-Programm gefunden hat, in welchem es heißt: “Wir werden uns für das Prinzip des Equal Pay (Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit) einsetzen und dafür werben, dass deutlich mehr Frauen in Führungspositionen gelangen”. Für mehr Frauen zu werben ist für manche Parteien nicht genug, die LINKE möchte dem geringen Frauenanteil auch durch Quoten entgegentreten. Ebenso gehört für LINKE und Grüne eine bessere Bezahlung sozialer Berufe zu diesem Schritt, so wollen die Grünen, dass “mehr junge Frauen sich in den MINT-Bereich trauen und mehr junge Männer soziale Berufe wagen.” Eine Forderung, die auch deshalb populär sein könnte, weil Erzieher an den Programmen mitgewirkt haben: drei der sechs für diese Ausgabe interviewten Politiker haben diesen Beruf gelernt. Grundsätzlich finden sich in dieser Position auch die meisten anderen Parteien, nur die AfD gibt ihr Bestes aus dem Muster zu fallen: Sie vermerkt zwar in ihrem Wahlprogramm die im “Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung von Mann und Frau”, möchte aber gleichzeitig sicherstellen, dass “naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern” nicht geleugnet werden und lehnt jegliche Quotenregelung ab.

Wo weitere Unterschiede zwischen den Programmen bestehen und welche anderen Positionen die Parteien vertreten, kann man, wie immer, auch zur Landtagswahl mit dem Wahlomat überprüfen.

Die Spitzenpolitiker

Für die SPD spielt in dieser Runde unter anderem der 60-jährige Wolfgang Baasch mit, der im Wahlkreis Lübeck Süd zur Wahl steht. In diesem Wahlkreis liegen neben der Uni auch die Fach- und die Musikhochschule. Der ausgebildete Erzieher ist seit 38 Jahren SPD-Mitglied und seit 21 Jahren Abgeordneter im schleswig-holsteinischen Landtag, derzeit als sozialpolitischer Sprecher.

Könnte er über die Verwendung einer imaginären Finanzspritze in Höhe von fünf Milliarden entscheiden, so würde er Anreize für junge Menschen schaffen, eine Ausbildung in sozialen Berufen anzustreben und den Kita-Besuch gebührenfrei machen. Für die Zukunft des Landes wünscht er sich eine Fortführung der Küstenkoalition mit Grünen und SSW.

Für die Grünen tritt die 58-jährige Monika Heinold an. Sie ist ebenfalls Erzieherin und seit 16 Jahren Abgeordnete, aktuell hat sie den Posten der Finanzministerin inne. Als Schwerpunkte ihrer Arbeit nennt sie Bildung und Gerechtigkeit.

Heinold möchte in die energetische Sanierung von Kultureinrichtungen, Krankenhäusern, Hochschulen und Co. investieren, um dadurch langfristig freiwerdende Mittel für die Bildung nutzen zu können.

Lars Harms ist der Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzende des SSW. Der 52-jährige Betriebswirt aus Husum sitzt seit 2000 im Landtag und war davor Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter. Momentan sitzt er in den Ausschüssen für Finanzen und Innen und Recht.

Wichtig für ihn sind die kostenlose Bildung, der Wohnungsbau für ältere Menschen,Studierende und Auszubildende aber auch der Ausbau der Infrastruktur. Mit seiner Regierung wird es 2022 100 Prozent Unterrichtsversorgung geben. Zudem wird durch eine erhöhte Polizeiausbildung die innere Sicherheit verbessert, viele der Flüchtlinge haben Arbeit gefunden und Schleswig-Holstein wird mehrsprachig sowie skandinavischer sein.

Für die CDU steht in diesem Jahr Daniel Günther an der Spitzenposition. Der 43-jährige Politikwissenschaftler stammt aus Eckernförde und ist seit über zwanzig Jahren politisch aktiv. Wichtig sind ihm die Infrastruktur Schleswig-Holstein auszubauen, die innere Sicherheit zu stärken und die Ausbildung junger Menschen im Land zu verbessern.

Mit ihm an der Spitze der zukünftigen Landesregierung würde bis 2022 die gymnasiale Ausbildung auf neun Jahre verlängert, die A20 fertiggestellt und die Landesstraßen saniert werden. Das Breitbandinternet würde den ländlichen Raum erreichen und die Hochschulen würden finanziell stabilisiert.

Neben den Parteien gibt es auch noch Kandidaten. Wir haben mit einigen gesprochen.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Neben den Parteien gibt es auch noch Kandidaten. Wir haben mit einigen gesprochen.

Wolfgang Kubicki ist der Spitzenkandidat der FDP zur Landtagswahl. Der 65-jährige ist Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag sowie stellvertretender Bundesvorsitzender. Er ist seit 35 Jahren in einer eigenen Anwaltskanzlei tätig und seit 27 Jahren im Landtag von Schleswig-Holstein.

Mit der FDP tritt Kubicki zur Landtagswahl an, um den Anschluss an den digitalen Fortschritt nicht zu verlieren und die Ausbildung auf das Leben in einer digitalen Welt umzugestalten. Das Ziel der FDP ist es die jungen Menschen nach ihrer Ausbildung im Land zu halten und zum Gründen zu motivieren – ihnen in Schleswig-Holstein eine Zukunft zu geben.

Für die Lübecker LINKE geht Katjana Zunft ins Rennen. Die 48-jährige Erzieherin und Familientherapeutin arbeitet neben ihrer Parteiarbeit in einem Lübecker Frauenhaus. Ihr Steckenpferd sind dabei politischer Aktivismus und Frauenpolitik. Hätte sie Macht und viel Geld, würde sie sofort eine kostenfreie Schülerbeförderung im ganzen Land einführen, die Schulen sanieren und die Digitalisierung in Schleswig-Holstein vorantreiben.

Ihr Schleswig-Holstein 2022 ist ein zufriedeneres und sozialeres. Die Gesellschaft soll zusammenwachsen, Existenzängste ausgeräumt und das Vertrauen in die Politik gestärkt werden.

Und los!

Am 7. Mai beginnt die nächste Runde des Spiels. Die Spieler werben nun für die Erst- und Zweitstimmen, um weitere fünf Jahre im Parlament die Schleswig-Holsteiner vertreten zu können. Wenn die Wahl vorbei und die Stimmen ausgezählt sind, beginnt ein neues Spiel, das Regieren.

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Wenn am Sonntag Wahl wär https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wenn-am-sonntag-wahl-waer2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/wenn-am-sonntag-wahl-waer2/#comments Mon, 24 Apr 2017 08:00:02 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=278475 In manchen Studiengängen kann die AfD zweistellige Prozentzahlen erreichen, während sie in anderen Studiengängen von niemandem gewählt wird. Würden nur Psychologiestudierende wählen, wäre die CDU nicht im Landtag und würden nur Informatiker wählen, würde die LINKE ab Mai die Ministerpräsidentin einer Rot-rot-grünen Koalition stellen.

Wie bereits vor fünf Jahren haben wir in einer aufwändigen Umfrage versucht herauszufinden, was Studierende wählen. Die Ergebnisse sind nur auf den ersten Blick erwartungskonform, auf den Zweiten halten sie einige Überraschungen parat. Das überraschendste Ergebnis ist vielleicht, dass das Wahlverhalten der Studierenden sich erheblich nach Studiengängen unterscheidet. In dieser Auswertung wollen wir das Verhalten nach Studiengang, aber auch nach Geschlecht, nach Alter, die Wählerwanderung und das Wahlverhalten von Erstwählern und vieles mehr betrachten und versuchen, es auch zu verstehen.

Die Analyse basiert auf einer Umfrage, die vom 27. März bis zum 3. April durchgeführt wurde. 4296 Studierende der Universität zu Lübeck hatten die Möglichkeit digital an der Umfrage teilzunehmen. Dies haben 674 getan (15,7% Beteiligung). Mehrfach-Teilnahmen wurden durch eindeutige Links mit Hilfe des Umfrage-Systems des AStA ausgeschlossen.

Durch die hohe Rücklaufquote wurde erreicht, dass die Verteilung der Umfrageteilnehmer auf die Studiengänge nahezu den tatsächlichen Verhältnissen entspricht.


Die Auswertung zeigt, dass die Verteilung der wahlwilligen Umfrageteilnehmer der Verteilung der Studiengänge an der Uni sehr ähnlich ist.

29 Teilnehmer (4,3%) haben angegeben, nicht an der Landtagswahl teilnehmen zu wollen. Wir rechnen sie daher aus den Wahlprognosen und allen weiteren Statistiken heraus. Die Wahlbeteiligung bei studentischen Gremienwahlen (zuletzt 35%) lässt uns vermuten, dass das Nichtwählerpotential unter Studierenden tatsächlich deutlich höher ist, aber viele Nichtwähler Wahlumfragen nicht beantworten.

Sonntagsfrage

Die Studierenden der Uni Lübeck antworteten auf die Frage “Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre, welche Partei würdest du wählen?” folgendermaßen: Stärkste Partei wären Bündnis 90/Die Grünen mit 29% der Stimmen, gefolgt von der SPD mit 26%. Weiterhin würden die CDU (16%), die LINKE (15%) und die FDP (5%) in den Landtag einziehen. Nicht ins Parlament einziehen würden die AfD (1,5%) und die Piraten (3%). Der SSW käme auf 0,5% der Stimmen.


Stärkste Kraft unter den Studierenden sind die Grünen. AfD und Piraten scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde. Der SSW erhält unter Lübecker Studierenden 0,47 Prozent.

Im Verhältnis zum Ergebnis der Umfrage unter Studierenden der Uni Lübeck von 2012 sind dies insbesondere für die Piraten herbe Verluste, sie verlieren fast alle Stimmen. Die LINKE gewinnt ungefähr 10%. Vor fünf Jahren war die LINKE auch bei einer Wahl auf dem Campus an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Die Grünen sind im Verhältnis zu 2012 stabil, sie bleiben stärkste Kraft auf dem Campus. Die SPD muss leichte Verluste hinnehmen. Die CDU und die FDP, die ehemaligen Regierungsparteien zur Zeit von “Lübeck kämpft”, gewinnen dazu, was unter anderem auf die größere zeitliche Distanz zum Kampf um die Universität im Jahre 2010 erklärt werden kann. Die FDP würde unter Studierenden nun wieder in den Landtag gewählt werden. Neu in der Umfrage ist die AfD, welche nicht in den Landtag einziehen würde, wenn nur die Studierenden der Uni Lübeck wählten.


LINKE und FDP gewinnen für sie wichtige Stimmen auf dem Campus und gelangen über die Fünf-Prozent-Hürde. Die CDU gewinnt leicht, die Piraten verlieren erheblich.

Im Vergleich zur landesweiten Umfrage vom 6. April (Infratest dimap hatte vom 30. März bis zum 4. April 1002 Menschen befragt) sind die Grünen (landesweit 12%) und die LINKE (landesweit 4%) überdurchschnittlich stark. SPD, CDU, FDP, SSW und AfD bleiben in der Umfrage auf dem Campus unter dem Ergebnis, welches sie landesweit erwarten dürfen. Über die Piratenpartei trifft die Infratest-Umfrage keine Aussage.

Unterschiede nach Studiengang

Es ist altbekannt, dass Menschen nach Geschlechtsidentität unterschiedlich wählen, dies besagen Umfragen für die gesamte deutsche Bevölkerung und das spiegelt auch diese Umfrage wider. Wie auch in der Population der Universität ist unter den Umfrageteilnehmern ein leicht größerer Anteil weiblich. Bei Frauen können insbesondere die Grünen punkten und erhalten 37% der Stimmen (19% unter Männern). Die Männer geben überdurchschnittlich häufig ihre Stimme für SPD und LINKE ab. Würden nur männliche Studierende wählen läge die Piratenpartei immerhin bei 4,2%, verpasst aber weiterhin die Fünf-Prozent-Hürde. Ausschließlich männliche Studenten geben in der Umfrage der AfD ihre Stimme.

Bemerkenswert ist, dass auch die Unterschiede zwischen den Studiengängen nicht zu übersehen sind: Nur unter den Medizinstudierenden kommen CDU und SPD zusammen auf über 50% und könnten eine große Koalition bilden. Dies ist in keinem anderen Studiengang der Fall. Am kleinsten ist dieser Wert unter Informatikstudierenden, die lediglich 24% ihrer Stimmen an die beiden “großen” Parteien vergeben. Bei ihnen entsteht ein Landtag, in dem alle Parteien vertreten sind, auch die AfD und sogar die Piraten.

Die Studiengänge wählen stark unterschiedlich. SPD und CDU könnten nur unter Medizinstudierenden überhaupt eine “große” Koalition bilden. Für die AfD entschieden sich in der Umfrage nur Studierende aus zwei Studiengängen. Kleine Studiengänge wurden nicht berücksichtigt, da die Teilnehmerzahl zu gering war.

Die CDU erreicht je nach Studiengang sehr unterschiedliche Ergebnisse. Unter MIW-Studenten ist sie mit 25% überdurchschnittlich stark, unter Psychologie- und Medieninformatikstudierenden würde sie den Einzug in den Landtag verpassen.

Die Grünen sind unter Studierenden immer unter den stärksten Parteien, unabhängig vom Studiengang. Allerdings können auch hier große Unterschiede festgestellt werden. So können sie unter MML-Studierenden fast die 50% knacken und auch bei Psychologen sind sie sehr stark. Dabei unterscheidet sich, auf Kosten welcher Parteien die Grünen diese Stärke erhalten. Unter Psychologie-Studierenden schwächelt wie erwähnt die CDU besonders, unter MML-Studenten hingegen scheint das Wählerpotential der Grünen auch aus dem Topf der Linken und der SPD zu kommen.

Unter Medieninformatikern ist das Potential für die anderen Parteien und die Nichtwähler besonders hoch, ein Viertel der teilnehmenden Medieninformatiker gab an, eine andere Partei, ungültig oder gar nicht wählen zu wollen. Weitere 11% wollen ihre Stimme der AfD geben. Lediglich die Hälfte aller Medieninformatiker gedenkt für eine Partei zu stimmen, die aktuell im Landtag vertreten ist. Im Kontrast hierzu gedenken 88% der MML-Studenten eine Partei zu wählen, die aktuell im Landtag sitzt, unter 2% wollen ungültig stimmen oder nicht zur Wahl gehen.

Dieser Kontrast mag auch im Licht der Debatte um die Podiumsdiskussion vor der Landtagswahl im Audimax relevant sein, zu welcher lediglich die Landtagsparteien eingeladen wurden. Die Umfrage zeigt, dass für viele Studierende Parteien, für die sie ihre Stimme abgeben wollen, nicht Teil der Debatte sind. Es darf also in Frage gestellt werden, ob diese Beschränkung auf bereits im Landtag vertretene Parteien im Sinne der Studierendenschaft ist.

Vergleich mit der Wahl 2012

Wir haben Teilnehmer auch nach ihrem bisherigen Wahlverhalten befragt, da aber viele Wähler an der Uni Erstwähler sind, sind die Aussagen hier nicht besonders aussagekräftig.

Der Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2012 ist hier nur eingeschränkt möglich, da die Beteiligung damals nur bei 5% der Studierenden lag, war die Anzahl der Teilnehmer bei manchen Studiengängen sehr klein. Es lässt sich jedoch feststellen, dass auch damals 42% der Medizinstudierenden ihre Stimmen auf SPD und CDU verteilt hätten, der Unterschied zu 2017 kann mit dem Konflikt um die Unischließung zwei Jahre zuvor erklärt werden, denn auch die FDP war in jener Umfrage unter Medizinstudierenden mit nur 2,5% extrem Schwach. Die Stimmen kamen damals allerdings nicht der SPD zugute sondern den Grünen, die 2012 unter Medizinern 37% erreichten.

Eine weitere deutliche Veränderung im Wahlverhalten zu vor fünf Jahren zeigen die Informatiker. 2012 hätten sie den Piraten mit 56% eine Alleinregierung beschert, diese erhalten jetzt nur noch 20% der Stimmen, die sie vor fünf Jahren unter ihrem Kernklientel erhalten hätten.

Unter MLS-Studierenden bleiben SPD und Grüne wie vor fünf Jahren ähnlich starke Kräfte, auch CDU und FDP sind vergleichbar, klar erkennbar ist, dass der nahezu vollständige Verlust der Piraten der LINKEN zugute kommt.

Eine starke Veränderung im Wahlverhalten zeigen lediglich die Studierenden im Fach MIW. 2012 bescherten die MIW-Studierenden der CDU eines ihrer schwächsten Ergebnisse unter den Studiengängen und die LINKE war überdurchschnittlich stark, 2017 ist die CDU unter MIW-Studierenden die zweitstärkste Kraft hinter den Grünen, in keinem Studiengang schneidet sie stärker ab. Gewinner der Wahl unter den MIWlern bleiben allerdings die Grünen mit nach wie vor über 35% der Stimmen.

Mit einer einmaligen Umfrage dieser Größe lässt sich nicht feststellen, wie es zu diesem gänzlich unterschiedlichen Wahlverhalten von Gruppen kommt, die auf dem selben Campus studieren und in der selben Stadt viele gemeinsame Lebenserfahrungen machen.

Was beeinflusst Wahlentscheidungen?

Einen Einblick in die möglichen Gründe für unterschiedliches Wahlverhalten der Studiengänge kann unsere Frage nach den wahlentscheidenden Themen geben. Teilnehmer konnten aus 19 Themen beliebig viele als für sie wahlentscheidend auswählen um anzuzeigen, welche Themen ausschlaggebend sind, wenn sie sich für (oder gegen) eine Partei entschieden. 18 der 19 Themen wurden auch 2012 bereits abgefragt, mit Asylpolitik ist ein neues Thema dazugekommen.


Fünf zentrale Themen bestimmen für viele Studierende die Entscheidung. Am wichtigsten sind bildungspolitische Positionen. (Diese Auswertung beinhaltet lediglich Teilnehmer, die mehr als ein Thema, aber nicht mehr als zehn Themen als wahlentscheidend angegeben haben.)

Für Studierende sind die wichtigsten Themen der Wahl Bildungspolitik, Asyl- und Flüchtlingspolitik sowie Universitäten, Umwelt- und Gesundheitspolitik. 3,4% der Teilnehmer geben an, dass für sie keines der 19 genannten Themen die Entscheidung für eine Partei ausmacht, über 20% dieser Studierenden wollen nicht wählen gehen oder einen ungültigen Stimmzettel abgeben. Für 1,6% der Studierenden (11 Teilnehmer) ist ein einziges Thema wahlentscheidend. So wählen Studierende, die Umweltpolitik als einziges entscheidendes Thema betrachten, zu 100% die Grünen (zwei Teilnehmer) und weitere zwei Teilnehmer trafen ihre Entscheidung einzig und allein aufgrund der Flüchtlingspolitik für die CDU. In dieser Gruppe will kein Studierender keine oder eine ungültige Wahl treffen. Für 0,4% der Studierenden ist angeblich jedes der 19 Themen entscheidend. Die meisten Studierenden treffen ihre Entscheidung aufgrund von sechs oder weniger Themen, für 90% der Studierenden sind es 10 oder weniger Themen. Wir betrachten im Folgenden lediglich diese 90% der Teilnehmer, die mindestens ein Thema aber nicht mehr als zehn Themen angegeben haben (583 Personen).

2012 hatten die Teilnehmer “Universitäten” als wichtigstes Thema gewählt (83,6%), dies sicherlich auch noch unter dem Eindruck des Kampfes um den Erhalt der eigenen Universität. Das Thema wird nun nur noch von 54,7% der Studierenden als eines empfunden, welches über ihre Parteiwahl entscheidet. Bildungspolitik ist, wie vor fünf Jahren, mit über 70% extrem relevant geblieben. Beim Thema “Asyl- und Flüchtlingspolitik” ist ein Vergleich zu 2012 nicht möglich, da das Thema neu aufgenommen wurde. Umweltpolitik ist für Studierende wichtiger geworden, 2012 gaben 49% der Befragten an, dieses Thema sei für sie entscheidend dafür, welche Partei sie wählen, nun sind es 58,7%.

An Bedeutung verloren hat der Themenkomplex “Digitale Gesellschaft”. 2012 hatte die Piratenpartei mit Inhalten um dieses Thema großen Erfolg, 43% der Studierenden empfanden diese Themen als entscheidend für ihre Wahl, nun sind es nur noch 19,9%. Gleichstellung hat seine Relevanz für die studentische Wahlentscheidung in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt.

Das Interesse ist je nach Themengebiet und nach Studiengang unterschiedlich. Wenig überraschend ist, dass das Thema Gesundheitspolitik unter Medizinern eines der wichtigsten ist (70%), unter Studierenden der Fächer Psychologie und Medizinische Informatik noch als relevant angesehen wird (je 55%) und unter Informatikstudierenden kein besonders großes Interesse findet (32%). Umgekehrt kann das Thema “Digitale Gesellschaft” unter den Informatikstudiengängen mehr als die Hälfte zur Entscheidung für eine Partei bewegen, unter Medizinern und Psychologen hingegen nicht einmal 15%.

Das Thema Gleichstellung wird von Psychologie- und MML-Studenten als wichtig empfunden (fast 60%), unter den großen Studiengängen Informatik, MIW und Medizin hingegen finden nur knapp 40% das Thema relevant.

Sind also diese unterschiedlichen Interessen der Grund für das unterschiedliche Wahlverhalten? Zumindest in Teilen lässt es sich so erklären. Wer Sicherheitspolitik für besonders wichtig hält, findet sich eher bei der CDU wieder. Kein Studiengang misst der Sicherheitspolitik eine geringere Bedeutung bei als Psychologie-Studierende, die wiederum auch in sehr geringen Zahlen eine CDU-Wahl in Betracht ziehen. MML- und Psychologie-Studierende sind es, die die Umweltpolitik für besonders wichtig halten, sie wählen auch am ehesten die Grünen. Doch nicht alles korreliert so fein säuberlich. Die Studierenden identifizieren Verbraucherschutz klar als ein Thema der Grünen: 40% aller Studierenden, die Verbraucherschutz als einen Faktor in ihrer Wahlentscheidung betrachten, wollen diese Partei wählen. Gleichzeitig wird Verbraucherschutz von Informatik-, MLS- und MI-Studierenden als besonders wichtig genannt, drei Studiengängen, in denen die Grünen lediglich auf Platz zwei oder drei kommen.


Für welche Partei entscheiden sich die Studierenden, abhängig von den Themen die für sie wahlentscheidend sind.

Eine Wahlentscheidung ist letztendlich mehr als eine einfache Abwägung einiger weniger Interessen und so lässt sich mit den wenigen abgefragten Daten auch keine zufriedenstellende Erklärung finden.

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10 Fakten zur Landespolitik https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/10-fakten-zur-landespolitik/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/10-fakten-zur-landespolitik/#respond Mon, 24 Apr 2017 07:00:25 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=279022 [nextpage title=”7 Mai” img=”278545″]

Wer in den nächsten Wochen beim Smalltalk glänzen will, sollte wissen, wie die Wahl in Schleswig-Holstein abläuft. Wir haben Fakten gesammelt vom Offensichtlichen zum Obskuren, vom Historischen zum Brandneuen.

7. Mai

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.

Die Wahl in Schleswig-Holstein findet am 7. Mai 2017 statt. Sie ist die vorletzte Landtagswahl vor den Bundestagswahlen im Herbst. Lübecker können zudem voraussichtlich im Herbst 2017 einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin wählen.

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[nextpage title=”Frauen” img=”279025″]

Frauenanteil im Landtag

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Der Frauenanteil im Landtag von Schleswig-Holstein ist durchschnittlich. 32 Prozent der Abgeordneten in Landesparlamenten sind im Durchschnitt in Deutschland weiblich, in Schleswig-Holstein sind es 31,9 Prozent. Damit belegt das Land Platz neun unter den 16 Bundesländern. Den höchsten Frauenanteil im Parlament erreicht Thüringen (40,36 Prozent), den kleinsten Frauenanteil hat Baden-Württemberg (24,5 Prozent)

(Quelle: Landeszentrale für Politische Bildung Baden Württemberg, Stand Oktober 2016)

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Unstetige Führungsetage

Ministerpräsident Torsten Albig bei einer Rede im Landtag.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Ministerpräsident Torsten Albig bei einer Rede im Landtag.

Schleswig-Holstein hatte bereits 14 Ministerpräsidenten, es wechselt den Chef seiner Regierung damit häufiger als die meisten Bundesländer. Berlin hatte bereits 18 Bürgermeister, Platz zwei teilt sich Schleswig-Holstein mit Hamburg, welches bereits 14 erste Bürgermeister hatte.

(Quelle: Wikipedia).

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[nextpage title=”Wahlalter” img=”279026″]

Wahlalter: 16

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In Schleswig-Holstein dürfen erstmals Wähler ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Dies dürfte die Anzahl der Wahlberechtigten erhöhen, die 2012 bei 2,24 Mio. lag. Brandenburg, Bremen und Hamburg haben das Wahlalter auf Landesebene ebenfalls auf 16 gesenkt.

(Quellen [statistik nord] und [merkur])

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[nextpage title=”Vielfalt (I)” img=”279028″]

Große Vielfalt

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In der aktuellen Wahl treten 13 Parteien an. Historisch hat es im Landtag von Schleswig-Holstein bereits elf Parteien gegeben, darunter, neben SPD, CDU, FDP und Grünen (ab 1996) den BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) (1950 – 1962), die rechtsgerichtete “Deutsche Partei” (1950 – 1958), die NPD (1967 – 1971), die DVU (1992 – 1996) und die Piraten (ab 2012). Der SSW ist seit 1958 immer im Landtag, da er als Minderheitenpartei die Fünf-Prozent-Hürde nicht überschreiten muss. Die LINKE war bisher nur von 2009 bis 2012 im Landtag. Die AfD könnte die zwölfte Partei im Landtag werden.

(Quelle: Wikipedia)

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[nextpage title=”Vielfalt (II)” img=”279029″]

Keine Vielfalt

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Der Landtag bestand von 1971 bis 1975 de facto nur aus zwei Parteien, SPD und CDU (es gesellte sich ein SSW-Abgeordneter dazu). Die CDU regierte alleine. Dies wiederholte sich von 1983 bis 1987 (unter SPD-Führung) und von 1988 bis 1992 (wieder CDU).

(Quelle: Wikipedia)

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[nextpage title=”Zulassung” img=”234617″]

Zulassungshürde

Um als Partei überhaupt zugelassen zu werden, muss man 1000 Unterschriften sammeln. Für die Wahl 2017 ist die DGP (Die Gerade Partei) daran gescheitert und ist daher nicht zugelassen.

(Quelle: Wikipedia)

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[nextpage title=”Farbenfroh” img=”279035″]

Bunt und in Farbe

Erstmalig sind die Stimmzettel bei dieser Wahl farbig und die Logos der Parteien mit abgebildet. Zudem ist der Stimmzettel größer, im A3-Format, damit er möglichst übersichtlich ist.

(Quelle SHZ)

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[nextpage title=”5 Jahre” img=”278545″]

Alle fünf Jahre

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Der Landtag von Schleswig-Holstein in Kiel. Ungefähr 70 Sitze gilt es neu zu verteilen.

Seit 2000 ist eine Wahlperiode fünf Jahre lang, davor waren es vier Jahre. Eine solche Umstellung hat es in den letzten Jahren in fast allen Ländern gegeben, lediglich Bremen wählt weiterhin alle vier Jahre.

(Quelle: merkur, wahlrecht.de)

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[nextpage title=”35 Wahlkreise” img=”278449″]

Wahlkreisgliederung

StudentenPACK_2017Mai - Jetzt bist du am Zug!Fabian Schwarze | StudentenPACK.

35 Wahlkreise auf dem Titelbild des StudentenPACKs

Für 2017 wurden die Wahlkreise neu bestimmt. Das war nötig, da vorgesehen ist, dass die Bevölkerungszahl eines Wahlkreises von der durchschnittlichen Bevölkerungszahl der Wahlkreise nicht um mehr als 20 Prozent in irgendeine Richtung abweichen darf. Die Gesamtzahl bleibt bei 35 Wahlkreisen, durch den Bevölkerungszuwachs hat Lübeck nun wieder drei Wahlkreise. Wie es Tradition in Deutschland ist, wurde die Neugliederung parteiübergreifend beschlossen.

(Wahlrecht.de, shz)

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[nextpage title=”Bunusfakt SSW” img=”278518″]

Bonusfakt

Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Nicht nur in Schleswig-Holstein kann eine Partei einer nationalen Minderheit ins Parlament kommen – unabhängig von der Fünf-Prozent-Hürde. Dies würde auch für Sorben in Brandenburg fuktionieren, allerdings haben diese keine Partei. In Sachsen gibt es, trotz der deutlich größeren Anzahl an Sorben, keine solche Regelung. Auch im ersten Deutschen Bundestag hatte der SSW so einen Sitz, danach wurde das Auszählungsverfahren geändert und die Stimmen reichten nie wieder auch nur für einen Sitz. Inzwischen kandidiert der SSW nicht mehr auf Bundesebene.

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„Politik vom Menschen aus gedacht“ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/politik-vom-menschen-aus-gedacht2/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/04/politik-vom-menschen-aus-gedacht2/#respond Wed, 19 Apr 2017 04:00:22 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=278355
Katjana Zunft kandidiert für die LINKE in Lübeck.Fabian Schwarze | StudentenPACK.

Katjana Zunft kandidiert für DIE LINKE in Lübeck.

StudentenPACK: Am Anfang ist es sicher eine gute Idee, wenn der Leser einen Eindruck davon bekommt, wer die Politikerin ist, die hier die Linke vertritt. Möchten Sie sich kurz vorstellen?

Katjana Zunft: Ich bin Katjana Zunft, ich bin 48 Jahre alt und Mutter zweier Kinder, einem studierenden Sohn und einer Tochter auf der Schule. Ich bin von Haus aus Erzieherin, habe eine Weiterbildung zur systemischen Familientherapeutin gemacht und bin Kinderschutzfachkraft. Ich arbeite in einem Lübecker Frauenhaus. Wenn mich was nervt oder stört, dann muss ich was ändern. Und mich nervt es einfach auf dem Sofa zu sitzen und zu jammern, ich werde dann aktiv und gehe in Initiativen und versuche dort, was zu ändern. Und deswegen bin ich nun schon lange frauenpolitisch tätig, bin auch im Fachbereichsvorstand bei Verdi und deswegen bin ich auch irgendwann in die Politik gegangen.

PACK: Wenn Sie das Land ansehen, können Sie mir eine Sache nennen, die Ihrer Meinung nach schlechter oder besser ist als vor fünf Jahren?

Zunft: Davor gab es ja eine schwarz-gelbe Regierung, in dieser Zeit wurde natürlich viel Schlechtes gemacht, zum Beispiel wurde das Frauenhaus geschlossen, in dem ich arbeite. Kein Wunder, dass ich politisch aktiv wurde. Da hat sich einiges geändert, weil diese Schließung und andere Einsparungen in den Frauenbereichen von der jetzigen Landesregierung teilrückgängig gemacht wurden, wie auch die Einsparung des Blindengeldes. Das würde ich sagen, das hat sich auf jeden Fall gebessert. Hinter vielem steckt da die richtige Idee, aber nicht der Wille und der Mut, es umzusetzen. Es ist immer nur ein bisschen: Jetzt haben wir 100 Euro Kita-Geld, das ist ganz nett, aber gleichzeitig heben die Kommunen die Kita-Beiträge an. Das ist alles nicht wirklich durchdacht.

PACK: Auf dem Wahlprogramm und den Plakaten werben Sie mit “So geht links”, in der Geschäftsstelle sieht man die Plakate zum Film “Der junge Karl Marx”. Im Parteiprogramm finden sich aber natürlich keine Begriffe wie Proletariat oder Revolution. Was ist eigentlich moderne linke Politik und wie unterscheidet sie sich von moderner sozialdemokratischer oder moderner liberaler Politik?.

Zunft: Wir sind da auch moderner geworden, Begrifflichkeiten wie Sozialismus oder Marxismus haben einen schlechten Leumund und auch etwas Angestaubtes. Wir mussten natürlich lange das SED-Nachfolge-Ding abschütteln und Kommunist ist ja immer noch ein Schimpfwort. Wir haben Inhalte, die sehr sozial sind, die auch weiterführender sind als die der SPD oder sozialliberaler Politiker, weil wir nach wie vor ein Umdenken wollen. Wir verpacken es ein bisschen niedrigschwelliger, sodass es auch Menschen verstehen, die Angst vor dem Kommunismus haben oder noch die Stalin-Bilder und DDR-Bilder im Kopf haben. Ich bin im Westen aufgewachsen, ich bin Lübeckerin durch und durch und komme da nicht aus dieser Geschichte, aber das Thema ist nach wie vor durch SED und DDR behaftet. Deswegen finde ich es toll, dass dieser Film kommt, weil es einen öffentlichen Blick auf den Menschen Karl Marx ermöglicht.

PACK: Sie sind Mitarbeiterin im Frauenhaus und auf manchen der Plakate sieht man Sie mit dem Slogan “Womens march in den Landtag”, was muss die nächste Landesregierung dringend für die Frauen in Schleswig-Holstein tun?

Zunft: Der Womens-March ist nicht meine Erfindung, das ist eine Erfindung der Frauen in Amerika. Aber der Spirit, den es da gibt: Wir stehen wieder auf, wir sind wieder weiblich, um mit Pink und Spaß und Freude ernste Themen durchzubringen, das ist etwas, was ich da spüre. Und viele sagen mir auch, es ist wieder Frauenbewegung. Feminismus ist ja auch wieder so ein angestaubter Begriff. Wenn ich sage, ich bin Feministin hat man gleich wieder lila Latzhosen im Kopf, und dieses Image ist bei diesem Womens March nicht so. Da waren 1500 Menschen, die ganz selbstverständlich gefordert haben, dass wir gleichen Lohn für gleiche Arbeit wollen.

Ich finde es ist nach wie vor der Hammer, dass eine gut studierte Frau oder ein gleich ausgebildetes Mädchen, sogar bei besseren Abschlüssen, in der freien Wirtschaft weniger Geld verdienen kann. Bei den Tarifen ist es natürlich gleich, aber wir haben immer noch ganz niedrige Tariflöhne in den sozialen Berufen. Es ist nicht einzusehen, dass eine Erzieherin, die Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben muss, nicht mindestens genau so viel verdient wie ein Kfz-Mechaniker-Meister. Das Aufwerten sozialer Berufe ist daher ganz besonders wichtig.

Was mir zudem am Herzen liegt, sind Alleinerziehende. 50 Prozent der Alleinerziehenden bekommen Hartz IV und von diesen sind die Hälfte Auftstocker, das heißt, sie arbeiten, verdienen aber so wenig, dass es nicht reicht. Alleinerziehende gelten ja nicht mal als Familie. Da müssen wir viel mehr fördern, z.B. durch Kindergartenöffnungszeiten oder auch Kindergrundrechte im Grundgesetz. Das sind Themen, da werde ich und wird die LINKE dann auch tierisch nerven, um etwas zu erreichen.

PACK: Stellen Sie sich vor, durch ein Wunder bekäme das Land fünf Milliarden Euro zusätzlich zum normalen Haushalt von ca. 15 Milliarden Euro. Welche Projekte würden Sie mit dem Geld zusätzlich fördern?

Zunft: Als erstes eine kostenfreie Schülerbeförderung durch den ÖPNV. Auf dem Land müssen die Eltern aktuell zuzahlen, um ihre Kinder zu den Schulen zu bringen. Da wurden damals die ganzen Grundschulen zugemacht auf den Dörfern, die Straßen wurden saniert und kostenfreie Busse versprochen, die es jetzt aber nicht gibt. Eine kostenlose Beförderung würde einfach alle Familien sofort entlasten. Die können dann auch Teilhabe haben, die können einfach mal an den Strand fahren, sich bilden. Das wäre eine Sache, die sofort helfen würde.

Und als zweites müssen Schulen saniert werden, da geht es dann auch um Digitalisierung. Über die Schultoiletten habe ich mich damals als Stadtschulsprecherin bereits geärgert, die haben damals schon gestunken, waren dreckig und kaputt. Und sie sind es immer noch. Was die Digitalisierung der Schulen angeht, ist Schleswig-Holstein ganz weit hinten, während Sachsen da schon weit vorne ist. Also die Schulen zu sanieren, zu modernisieren und zu digitalisieren, das muss sofort passieren.

PACK: Da es aller Wahrscheinlichkeit nach keine solche Finanzspritze geben wird, müssen wir zurück zur Realität: In dieser Realität schreibt das UKSH rote Zahlen und gebetsmühlenartig wird wiederholt, dass sich das bald ändern muss. Kann es sein, dass ein Maximalversorger-Krankenhaus einfach nicht profitabel sein kann?

Zunft: Ja, genau. Für mich muss Politik vom Menschen aus gedacht werden und wenn ich versuche, mit kranken Menschen, mit alten Menschen, mit Kindern oder mit Frauen, die Gewalt erlebt haben, Geld zu verdienen, dann ist das ein falscher Ansatz. Ein Krankenhaus, genauso wie eine Uni, eine Schule oder ein Kindergarten, ist Daseinsvorsorge und einfach die Aufgabe des Staates. Dafür zahlen wir Steuern und, wenn ich dafür sorge, dass die Menschen besser und schneller versorgt werden, die Schüler tiefer lernen, dann zahlen sie diese Steuern auch zurück.

Jeder Euro, den ich in die Frühförderung stecke, zahlt sich zwei- bis dreifach wieder aus, jeder Euro, den ich da spare, kostet mich nachher vier oder fünf Euro. Und das ist bei Krankenhäusern genauso. Nein, man kann an Krankenhäusern, mit Menschen, keinen Profit machen und das sollte man auch nicht versuchen. Da werden keine Tische hergestellt, die man verkaufen kann, da werden Menschen geheilt, aber dadurch wird auch Arbeitskraft wiederhergestellt und verlängert und es wird menschliche Zufriedenheit hergestellt und das steigert die Produktion natürlich auch.

Sie halten die etablierten Parteien anscheinend für komische Vögel: DIE LINKE.Annika Munko | StudentenPACK.

Sie halten die etablierten Parteien anscheinend für komische Vögel: DIE LINKE.

PACK: Noch ein Thema, das immer am Geld scheitert: Bezahlbarer Wohnraum. Das ist gerade für Studenten ein kritisches Thema. Was muss hier verbessert werden, um bezahlbaren Wohnraum in Lübeck zu schaffen?

Zunft: Es ist einfach die letzten zehn oder 15 Jahre geschlafen worden. Der Wohnraum ist nicht in den letzten zwei Jahren verknappt worden, wo geflüchtete Menschen zu uns gekommen sind, sondern war schon vorher knapp. Auch studentischen Wohnraum gab es vorher schon wenig. Das hat sich jetzt noch zugespitzt. Es ist Geld da. Das Land sagt den Investoren, dass sie Geld zu ganz geringen Zinsen erhalten können, aber die Investoren sagen, ‘Warum sollen wir euer Geld zu wenig Zinsen nehmen, wenn wir von der Bank Geld zum Nullzins bekommen?’ Also machen sie es nicht. Geld anbieten ist also im Moment kein Ansatz.

Es muss also Gesetze geben und wir müssen kommunale Wohnungswirtschaften haben. Ich sitze in Lübeck im Sozialausschuss und versuche dort, immer die Einlage der stadteigenen Grundstücks-Gesellschaft TRAVE zu erhöhen. Die TRAVE selber muss bauen, das tut sie aber nicht, denn sie hat das Geld nicht und darf keine Kredite aufnehmen. Jetzt in der Niedrigzinsphase wäre es schlau, Wohnungen zu bauen auf den städtischen Grundstücken, anstelle diese den Investoren zu geben. Und sollte es mal zu wenig Bewohner geben, kann man sie immer noch verkaufen und es können Luxusbauten darauf gebaut werden. Aber es geht immer ums schnelle Geld.

Es reicht nicht, finanzielle Anreize zu machen, wir müssen selbst Vorlagen machen. Man könnte also Investoren auch verpflichten, auf Grundstücken 30 Prozent Sozialbau zu machen, und da die Grundstücke in Lübeck knapp werden, könnte das für Investoren lohnend sein.

PACK: Ein großes Thema ist in diesem Wahljahr die Asylpolitik. In Schleswig-Holstein hat die Landesregierung Abschiebungen nach Afghanistan gestoppt. Ist die LINKE beim Thema Abschiebungen mit der Landesregierung einer Meinung?

Zunft: Asyl ist nicht unbedingt ein Landesthema. Den Abschiebestopp finde ich sehr gut. Früher hatten wir auch noch einen Winterabschiebestopp, der wurde leider eingestampft, aber jetzt immerhin keine Abschiebung nach Afghanistan, da bin ich sehr mit einverstanden. Schleswig-Holstein und Mecklenburg hatten ein bisschen einen Sonderstatus als die Transit-Flüchtlinge hier waren, da wurden auch kommunal viele Augen zugedrückt. Den Kieler Bürgermeister fand ich da großartig, den Lübecker Bürgermeister fand ich da schäbig.

Aber auch Landes- und Bundespolizei haben da viel durchgehen lassen. Bis sich das alles wieder sortiert hatte, ging auf einmal vieles auf einer sehr menschlichen Ebene, das fand ich gut. Man kann auch sagen, dass die Landesunterkunft auf dem Volksfestplatz besser und menschlicher war als die, die wir von der Stadt für Geflüchtete haben. Das Land hat relativ gut und mit sehr viel Vehemenz reagiert und hat Fakten geschaffen als in Lübeck noch gezögert wurde.

Ich mache seit zwei Jahren ein Frauenflüchtlingscafe hier im Büro der LINKEN jeden Samstag und habe mich in der Zeit von vielen Frauen verabschieden müssen, die abgeschoben wurden oder die keine Anerkennung bekommen und auf die Abschiebung warten und denen in ihren Heimatländern die Hölle droht. Frauenspezifische Fluchtursachen gelten leider immer noch nicht als Asylgrund. Afghaninnen, die sich hier getrennt haben von ihrem Mann, sind, wenn sie zurückgeschickt werden, tot, wenn sie da wieder in die Dörfer zurück müssen. Nicht alle sind nur vor dem Regime, sondern auch vor der männlichen Gewalt geflohen. Auch Beschneidung als Fluchtursache ist immer noch kein Asylgrund. Denn wenn die Beschneidung in einem Land per Gesetz verboten ist, obwohl es trotzdem praktiziert wird, dürfen die Frauen abgeschoben werden.

Das Anerkennen frauenspezifischer Fluchtursachen ist etwas, was im Bund angeschoben werden muss.

PACK: Jede Partei würdigt in ihrem Programm das Ehrenamt. In Ihrem Programm findet man allerdings die Einschränkung, dass Aufgaben z.B. bei der Arbeit mit Geflüchteten oder in Selbsthilfeinitiativen professionalisiert und nicht “auf das Ehrenamt abgewälzt” werden sollen. Wird Ehrenamt in Schleswig-Holstein ausgenutzt?

Zunft: Ja, grundsätzlich. Es gibt ein sehr gutes Buch, da geht es darum, dass, wenn alle Ehrenamtler in Deutschland für einen Tag streiken würden, der Staat zusammenbrechen würde. All die ehrenamtlichen Altenpflegerinnen, Tierpfleger, Flüchtlingshelfer… Deutschland ist ein Land mit sehr hohem Ehrenamtsstatus und wir wehren uns dagegen, dass immer mehr auf diese Menschen ausgelagert wird. Ein aktuelles Beispiel: Die Diakonie betreut in Lübeck 3500 Geflüchtete, die haben 104 Angestellte und bei der Diakonie sind 500 Ehrenamtler registriert. Das ist ein Verhältnis, das nicht mehr stimmig ist. Denn diese Ehrenamtler machen professionelle Arbeit.

Es ist toll, wenn jemand Geflüchteten ehrenamtlich die Stadt zeigt, oder jemanden zum Arzt bringt oder eine Sprachpatenschaft übernimmt, aber Hartz-IV-Beratung und Wohnungssuche? Ich mache im Rahmen des Frauenflüchtlingscafes ganz viel Beratung und kriege mit, was die Diakonie nicht schafft, weil es mit so wenigen Mitarbeitern nicht gehen kann. Inzwischen berate ich Ehrenamtler, damit sie Geflüchteten besser helfen können, zum Beispiel habe ich Hartz-IV-Antrag-Ausfüllkurse gemacht. Wenn wir also sagen, wir wollen es professionalisieren, dann würdigen wir das Ehrenamt dadurch, denn wenn ein Mensch acht Stunden am Tag ehrenamtlich tätig ist, dann haben die ein Recht auf einen Job, in dem ihm auch Weiterbildung angeboten wird.

PACK: Eine spannende Sache im Parteiprogramm ist die Abschaffung des Numerus Clausus, der durch eine persönliche Prüfung nach Eignung und Neigung ersetzt werden soll. Wie soll das funktionieren?

Zunft: Der Numerus Clausus ist ja nur zum sieben da, der hat überhaupt nichts mit der Leistung zu tun. Eine drei in Sport oder in Englisch macht mich ja nicht zum schlechten Kinderarzt. Wenn ein Mensch in Mathe nicht so gut war, warum soll er dann nicht auch trotzdem Medizin studieren können, nur weil er einen scheiß Lehrer hatte. Wir wissen ja alle: Wenn ich einen guten Lehrer habe, bin ich in dem Fach besser. Dazu kommen Menschen, die einfach keinen geraden Lebensweg haben aber trotzdem einfach geeignet sind, warum sollen die nicht auch in ein solches Studium reinkommen?

Nur Plakate einer Partei hängen direkt vor der Walli.Lukas Ruge | StudentenPACK.

Nur Plakate einer Partei hängen direkt vor der Walli.

PACK: Wenn es nach Ihnen gehen würde: Wie sieht Ihr Schleswig-Holstein 2022 aus?

Zunft: Pink! (lacht) Mein Schleswig-Holstein 2022 ist ein gutes Stück sozialer. Die Leute sind zufriedener, haben das Gefühl, dass es ihnen wieder besser geht. Im Moment haben wir eine große Verunsicherung. Viele Menschen, die gar nicht arm sind, fühlen sich arm, und viele Menschen haben Angst vor Armut und aus der Angst heraus fangen sie an, nach unten zu treten, auf die Flüchtlinge und die Hartz IV-Empfänger, die ihnen angeblich was wegnehmen. Diese Spaltung in der Gesellschaft lässt sich nicht nur auf Landesebene beheben, aber das Gefühl, dass es uns spürbar besser geht, wir nicht mehr so viel Existenzangst haben, und dass denen, denen es nicht gut geht, geholfen wird, dieses Gefühl und dieses Vertrauen in die Politik würde ich mir wünschen.

Wie zum Beispiel der kostenlose ÖPNV für Schüler oder kostenloses Schulessen, das ist etwas, was überprüfbar ist, was spürbar ist.

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Homo Lubecensis – Das Leben des Joachim Jungius https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/homo-lubecensis-das-leben-von-joachim-jungius/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/02/homo-lubecensis-das-leben-von-joachim-jungius/#respond Mon, 06 Feb 2017 09:00:15 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=262267 [nextpage title=”Ein Junge seiner Zeit” img=”262286″]

Joachim JungiusJosefine

Joachim Jungius

Die Biografie von Joachim Jungius beginnt mit einem Mord. Es war spät abends irgendwann im Herbst 1590. Tatort: Lübeck, Ecke Glockengießerstraße und Königstraße. Es hatte gerade von den Kirchen der Stadt Mitternacht geschlagen, als drei Gestalten mit Lampen in ihren Händen an der Ecke stehen blieben. Sie waren Freunde und gehörten dem Lehrerkollegium am Katharineum an.

Was folgte beschreibt Robert Ch. B. Avé-Lallemant in seiner 1882 erschienenen Jungius-Biografie „Yn Gudes Namen“ lesenswert, lebhaft und mit großer Liebe für die Mundart, daher sei die Szene hier in Gänze zitiert:

„‚Ei, ei, meine Herren Kollegen, was würde der Nachtwächter sagen, wenn er uns praeceptores juventutis (Anm. junge Lehrer) so laut in nächtlicher Stunde hier anträfe und erkännte! Denn es muss schon recht spät sein.‘ Und wirklich kam ein dunkler Umriss, ebenfalls mit einer grossen Laterne durch die Königstrasse daher, stiess mit einer Hellebarde auf den Boden, – ein regelrechtes Strassenpflaster hat es zu Lübeck erst in neueren Zeiten gegeben -, schwang eine mächtige Knarre einmal um ihre Achse und rief dabei aus: ‚De Klock hätt twölf sslahn, twölf iss de Klock’, – grüsste die drei Gesellen, und verzog sich. Die drei gingen nun auch eiliger ihres Weges. –

Keiner von ihnen aber hatte in der Blendung der eigenen Laterne eine Gestalt bemerkt, die aus der Pfaffenstrasse heraus schleichend längs der Häuser sich hinbewegte. Kaum waren die praeceptores und cantores auseinander gegangen und der Nachtwächter verschwunden, als einer der Schulmänner in dem Augenblick, in welchem er sich anschickte, in den Umgang des Katharineums hineinzugehen zu seiner dortigen Wohnung, von jener Gestalt überfallen und mittelst eines Stossdegens, wie ein solcher damals ausserordentlich viel getragen wurde, niedergestochen ward.

Ein einziger herzzerreissender Schrei des Getroffenen verkündete es, dass ein Meuchelmörder […] den Unglücklichen niedergemacht hatte. Dieser aber flüsterte entsetzt dem Sterbenden zu: ‚Oh mein Gott, Herr Präceptor, es galt ja gar nicht Euch!‘ und sprang davon.”

Das Mordopfer war Nicolaus Jungius, Vater von Joachim. Ob die Details so wirklich stattgefunden haben, wie von Avé-Lallemant geschildert, mag angezweifelt werden, sicher scheint: Der Mörder von Nicolaus Jungius hatte beabsichtigt, jemand anderen zu töten und in der Dunkelheit der Nacht den Lehrer für sein geplantes Opfer gehalten.

Jungius’ Mutter, die Pfarrerstochter Brigitte Jungius, war wahrscheinlich schnell vor Ort, da der Mord nahe der Wohnung geschah, aber ihrem Ehemann konnte nicht geholfen werden. Die Beerdigung fand am nächsten Tag statt. Wahrscheinlich begleiteten, so war es üblich bei bedeutenden Personen der Stadt, die ehemaligen Schüler, unter Leitung des Rektors, als Chor die Leichenprozession. Der dreijährige Joachim Jungius dürfte sich an nichts davon erinnert haben.

Die frei gewordene Lehrerstelle wurde schnell besetzt: Martinus Nordmann übernahm nicht nur das Lehramt an der Schule, er heiratete auch, der Moral der Zeit entsprechend, die Witwe Jungius, die dadurch nicht gezwungen war, die von der Schule gestellte Wohnung am Katharineum zu verlassen und mit ihren Kindern ohne eigenes Einkommen zu leben.

Ein Junge seiner Zeit

Das zu Ende gehende 16. Jahrhundert, in welchem Joachim Jungius geboren wurde, war eine Zeit des Wandels. Die Entdeckung der neuen Welt, die Ausbreitung des Buchdrucks, die Spaltung des Christentums, Pestausbrüche und die Hexenverfolgung waren alle Teil von Jungius’ Lebensrealität.

1458 eröffnete die erste Druckerei in Straßburg, 1500 gab es im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, in dem zu diesem Zeitpunkt über zwölf Millionen Menschen lebten, 62 Druckereien. Die Generation von Lehrern, zu der Joachims Vater gehörte, war wahrscheinlich die erste, welche als “Print Natives” aufgewachsen waren.

1522 erschien die Übersetzung der Bibel von Martin Luther, sie war der erste Bestseller des jungen Mediums und führte mit zur Abspaltung der protestantischen Kirche um 1530.

Die Zeit des Jungius war auch die Zeit der Hexenverfolgung. Von Vielen mit dem Mittelalter und der katholischen Inquisition verbunden, kam es in der frühen Neuzeit zu einer stark durch die neue lutherische Kirche getriebenen, neuen Welle von Hexenprozessen und Verbrennungen. Insbesondere zwischen 1550 und 1650 starben dabei ungefähr 60.000 Menschen. Die Anzahl der Inhaftierten und Gefolterten war natürlich viel höher. Bis zu 80 Prozent der Opfer waren Frauen.

Joachim Jungius wurde am 22. Oktober 1587 als Joachim Junge in Lübeck geboren. Der Familienname Jungius stellte eine zu jener Zeit übliche Latinisierung dar. Die Hansestadt Lübeck im Jahre 1587 war unerhört reich und Joachim wurde in eine Familie des gehobenen Mittelstands geboren. Sein Vater war als Lehrer am noch heute existierenden Katharineum zu Lübeck, damals wie heute im Gebäude des alten Franziskanerklosters, gut bezahlt.

Mit der infolge der Lutherveröffentlichung aufgetretenen Religionsspaltung ist auch zu verstehen, warum das ehemalige Franziskanerkloster in Lübeck nun eine protestantisch geführte Schule wurde: Der katholische Franziskanerorden war in Lübeck, welches sich am lutherischen Bild orientierte, nicht mehr willkommen gewesen. Der Schulreformator Johannes Bugenhagen war 1530 nach Lübeck geladen worden, um das Schulwesen im Sinne der neuen, lutherischen Kirche zu reformieren, und hatte das Katharineum in diesem Zusammenhang gründen lassen.

Am Katharineum zeigte Jungius sich bereits früh als außergewöhnlicher Schüler. Es sagt vielleicht mehr über das Schulsystem der Zeit als über Jungius, dass als Anekdote erhalten blieb, dass er einmal nicht nur wagte im Logik-Unterricht dem Lehrer zu widersprechen, sondern der Lehrer ihm am nächsten Tag vor der Klasse auch noch Recht geben musste. Das Schulsystem war üblicherweise keines, welches den freien Austausch von Meinungen beförderte.

Streng kontrolliert durch die Kirche wurde Jungius in Sprachen (Griechisch, Latein, Hebräisch), Religion, den Künsten (zwei Theaterstücke, die er in seiner Schulzeit schrieb, sind erhalten geblieben, aber das Katharineum war auch für den Gesangsunterricht bekannt) sowie der Philosophie, welche im Verständnis der Zeit alles, was heute als Naturwissenschaft oder Mathematik verstanden werden würde beinhaltete, unterrichtet. Gerade die philosophischen Inhalte waren dem Schüler Jungius nicht genug und es ist überliefert, dass er sich nicht nur selbst weiterbildete, sondern auch seinen Mitschülern zusätzlichen Unterricht gab.

Insbesondere interessierte sich Joachim Jungius für erkenntnistheoretische Ansätze, welche über die in der kirchlichen Lehre akzeptierten Konzepte von Aristoteles hinausgingen. Konflikte mit den Autoritäten waren garantiert und Jungius hatte wohl großes Glück, auf einige eher liberale Lehrer zu stoßen, welche seine Neugierde zu schätzen und zu befördern wussten.

Joachim Jungius schloss das Gymnasium mit 18 Jahren als Bester seines Jahrgangs ab und hielt zum Abgang seines Jahrgangs eine bis heute erhaltene Abschlussrede, in welcher er argumentierte, dass es besser sei, in einfachen Worten die Wahrheit zu sagen als in guten Worten, mit Hilfe der Beredsamkeit, Andere vom Gesagten, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, zu überzeugen. Die Frage nach der Wahrheit und der Erkenntnis, wie diese zu definieren und wie sie zu kommunizieren seien, würde für den Rest seines Lebens ein Kern seines Schaffens sein.

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Die Universität der Hanse

Jungius entschied sich für ein Studium in Rostock. Dies war für einen Schüler aus Lübeck eine sehr gewöhnliche Wahl. Die dortige Universität war das akademische Zentrum der Hanse, so wie Lübeck deren Handelszentrum war. Tatsächlich hatte die Universität Rostock gut 100 Jahre zuvor, als es 1487 zu Streitigkeiten zwischen Universitätsleitung und Landesherren von Mecklenburg kam, für einige Jahre ihren Lehrbetrieb nach Lübeck verlegt. Jungius dürfte dort mit vielen seiner Klassenkameraden studiert haben, darunter vielleicht auch sein Schulfreund Johann Adolph Tassius, der in einem späteren Lebensabschnitt eine große Rolle spielen wird.

1606: Joachim Jungius verlässt Lübeck um sein Studium zu beginnen.Josefine

1606: Joachim Jungius verlässt Lübeck um sein Studium zu beginnen.

Die Anzahl der Studienfächer zu jener Zeit war begrenzt. Jungius entschied sich erstmal für die „Metaphysik“. Das Studienfach Metaphysik befasste sich grundsätzlich damit, die Realität, das „Sein“ zu ergründen und umfasste Aspekte, welche aus heutiger Sicht verschiedensten Disziplinen wie Philosophie, Theologie, Naturwissenschaft, Logik und Mathematik zugerechnet würden. Eine solche Bündelung von aus moderner Sicht gänzlich unterschiedlichen Fachbereichen bestand aus mehreren Gründen.

Eine Unterteilung der verschiedenen Naturwissenschaften, wie wir sie heute üblicherweise vornehmen, erfordert ein Verständnis dafür, was sie trennt. 1606 war das gesammelte Wissen in vielen Bereichen nicht so umfassend, dass es als eigener Themenbereich überhaupt abgrenzbar gewesen wäre. Der Unterschied zwischen Philosophie und Mathematik war von vielen so schlecht verstanden, dass die meisten Universitäten keinen Lehrstuhl für Mathematik hatten. An anderen Universitäten wurde der Lehrstuhl mit einem anderen zusammengelegt, oft mit der Theologie. Die Chemie existierte faktisch nicht, die Lehre der vier Elemente und alchemistische Bemühungen dominierten das Themenfeld, auch Biologie und Physik steckten in den Kinderschuhen.

Der komplexere Grund dafür, dass sich Universitäten entschieden, die Suche nach Erkenntnis hauptsächlich theologisch und philosophisch zu betreiben, hat damit zu tun, was man über Wahrheit dachte.

Für die meisten Gelehrten der Zeit war nicht fraglich, was, zumindest grundlegend, wahr sein muss. Wahrheit sei ein religiöses und philosophisches Konzept und könne daher lediglich aus dem Wort, dem Argument, entstehen. Quelle für die Argumentation sei immer ein Gedanke, meist aus der Bibel, aber auch Aristoteles’ Werk galt als derart wahrhaftig, dass es den christlichen Lehren gleichwertig schien. Diese Denkweise wurde unter dem Begriff der Scholastik zusammengefasst. Jungius kritisierte später: “Das unglückliche Vertrauen in die dialektische Physik des Aristoteles hat die Vernachlässigung der Beobachtung zu Wege gebracht.“ Bekanntestes Opfer dieser Denkweise war Jungius’ Zeitgenosse Galileo Galilei. Mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Instrumente (der optischen Linse und dem daraus konstruierten Fernrohr) konnte Galilei Beobachtungen anstellen, welche das vorherrschende Weltbild widerlegten. Dies jedoch führte keinesfalls dazu, dass die Kirche sich gezwungen sah, ihr Weltbild zu revidieren oder anzupassen, vielmehr musste Galilei revidieren, erklären, dass seine Beobachtungen falsch sein müssten, da sie der Wahrheit widersprächen.

Für den präzise denkenden Jungius war eine solche Position kaum haltbar und er stellte, wie es ein Biograf formuliert, frustriert fest, „wie wenig wahre Wissenschaft die Metaphysik ihren Verehren verheiße.“ Er konzentrierte sich auf die Mathematik, welche er als reine und wahre Wissenschaft verstand. Einige Jahre später, 1629, schrieb er über den Zustand der Wissenschaft jener Zeit „So erhoben sich bis zum Überdruß zahlreiche Meinungen, erdichtete Distinktionen, Labyrinthe von Kontroversen. Dabei entstand eine Frage aus der anderen, entsproß eine Kontroverse aus der anderen, ganz wie aus einem abgeschlagenen Haupte der Lernäischen Hydra gleich mehrere andere nachwuchsen. […] So stieß der Hörer da, wo er einen Beweis erwartete, auf irgendeine wahrscheinliche Pseudobegründung, auf einen Kompromiß zwischen doppeldeutigen Texten oder auf ähnliche Trauergesänge.“ Erstmalig stieß Jungius in Rostock auf den Konflikt, der ihn lebenslang begleiten würde: Den Konflikt zwischen der scholastischen Philosophie seiner Zeit, welche auch von der mächtigen Kirche vertreten wurde, und dem aufkommenden Ideal empirischer Forschung, dem er sich verschrieb.

Mathematik als Wissenschaft begreifen

Jungius studierte zwei Jahre in Rostock, um dann für sein letztes Studienjahr an die neu gegründete Universität nach Gießen zu wechseln, wo Mathematik auch besser gefördert wurde.

Die neue Universität war für viele der Erneuerung der Wissenschaften zugeneigten Studenten ein Anzugspunkt, womit sie sich nicht nur Freunde machte. Auch das von der Universität vertretene klar lutherische Weltbild half in einem von Religion geteilten Deutschen Reich nicht. Manche Fürsten, gerade im naheliegenden Marburg, welches damit auch seine eigene Uni schützen wollte, verboten ihren Untertanen, in Gießen zu studieren oder zu lehren. Jungius allerdings schloss dort sein Studium sehr erfolgreich ab und promovierte wieder als Jahrgangsbester. Zwar hatte Jungius nun promoviert, dies machte ihn aber im Bildungswesen der Zeit nicht zum Doktor, sondern zum Magister. Es war ein gänzlich anderer Prozess als heute, die Promotion erfolgte in einer mündlichen Prüfung, gemeinsam mit anderen Studenten, sowie einer schriftlich verfassten Verteidigung (Disputation) von einigen Seiten.

1608: „Bei Promotionen sogar tranken Examinatoren und Doctoranden promiscue in ungeheuren Massen Bier.“ - Robert Ch. B. Avé-Lallemant (Yn Gudes Namen, p. 22) - Kurz nach seiner Promotion wird Jungius zum Professor ernannt.Josefine

1608: „Bei Promotionen sogar tranken Examinatoren und Doctoranden promiscue in ungeheuren Massen Bier.“ – Robert Ch. B. Avé-Lallemant (Yn Gudes Namen, p. 22) – Kurz nach seiner Promotion wird Jungius zum Professor ernannt.

Jungius hatte wohl geplant, nach Rostock zurückzukehren. Stattdessen machte ihm die Universität Gießen ein ungewöhnliches Angebot: Mit nur 22 Jahren sollte er den freigewordenen Platz eines Professors für Mathematik übernehmen. Dies war für den jungen Gelehrten sicherlich eine große Ehre, da er der Mathematik allerhöchste Bedeutung unter den Wissenschaften zugestand, es war jedoch aus Sicht der Universität eher eine unbedeutende Professur. Jungius nahm das Angebot an.

In seiner Antrittsrede verfeinerte Jungius die Argumente jener Rede, die er nur wenige Jahre vorher in Lübeck zum Schulabschluss gehalten hatte. Doch ging es nun um mehr als darum, die Wahrheit, wie man sie versteht, zu sagen anstelle andere mit schönen Worten zu überzeugen. Es ging nun um die Art und Weise wie diese Wahrheit überhaupt festzustellen sei. Jungius pries die Vorzüge einer wissenschaftlichen Denkweise und stützte sich, anders als so viele Wissenschaftler seiner Zeit, eher auf Platon als auf Aristoteles als Ideengeber. Sein Weg, der ihn „nach und nach aus den Reichen der Metaphysik herabsteigend, der Erfahrungsphysik nähert“ wie Goethe es später schrieb, begann hier in Gießen.

Zwar würde Jungius nur wenige Jahre in Gießen lehren, bis er, nicht zum letzten Mal, seinen wissenschaftlichen Fokus wechselte, aber es lohnt sich dennoch, kurz bei der Mathematik zu verweilen. Es war wohl 1613, Jungius war seit vier Jahren Professor, als er von einem Buch hörte, welches bereits vor seiner Geburt geschrieben wurde, aber lediglich in einer Kleinstauflage erschienen war: Die Zetetica (1593) des Franzosen Franciscus Vieta. Vieta war eigentlich Anwalt und hatte die Mathematik nur als Hobby betrieben. Offensichtlich auch begeistert von der neuen Technologie des Drucks ließ er seine Ideen in kleinster Auflage drucken und verteilte sie unter Freunden. Tatsächlich waren die darin enthaltenen Erkenntnisse revolutionär, insbesondere die Zetetica und Logistica speciosa hatten es in sich. Erstmalig wurden, in systematischer und formalisierter Form, Buchstaben in einer Formel für beliebige Zahlen eingesetzt um Allgemeingültiges darzustellen. Er und andere Mathematiker, die ähnliche Ideen präsentierten oder darauf aufbauten, versetzten die Mathematik in die Lage, Formeln zu schreiben, um Aufgaben zu stellen und Beweise zu führen, die vorher nur geometrisch, mit Hilfe spezieller Zahlenbeispiele oder in umständlicher Sprache gezeigt werden konnten. Vieta, heute der Vater der Algebra genannt, hatte an vielen Stellen die Mathematik vorangebracht, doch sein wichtigster Beitrag bleibt: Er hat die Variable in die moderne Mathematik eingeführt.

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Ohne Zahlen zählen

Bei Tartaglia (1535) hieß es noch: „Finde mir eine Zahl derart, dass, wenn ihr Kubus addiert wird, das Resultat sechs ist.“ So konnte man bald etwas schreiben, was der modernen Darstellung x^3 + x = 6 zumindest nahe kam. Und wenn die Aufgabe noch verständlich scheint, so gilt dies für den Lösungsweg für Gleichungen vom Typ ax^3+ax = b kaum mehr, der hier nach „6000 Jahre Algebra: Geschichte – Kulturen – Menschen“ von Hans Wußing zitiert ist: „Bilde die dritte Potenz von einem Drittel des Koeffizienten der Unbekannten; addiere dazu das Quadrat der Hälfte des konstanten Gliedes der Gleichung; und nimm die Wurzel aus dem Ganzen, d.h. die Quadratwurzel. Bilde sie zweimal. Zur einen addiere die Hälfte der Zahl, die du schon mit sich multipliziert hast; von der anderen subtrahiere dieselbe Hälfte. Du hast dann ein Binom und seine Apotome. Dann subtrahiere die Kubikwurzel aus der Apotome von der Kubikwurzel aus dem Binom. Der dabei übrig bleibende Rest ist der Wert der Sache.“ (im Original als Gedicht verfasst).

1613: An sine numeris numerare sciret?Josefine

1613: An sine numeris numerare sciret?

Wenn man eine Weile darüber nachdenkt, versteht man, was für eine grundlegende Veränderung für die Denkweise eines Mathematikers es sein muss, erstmalig von Variablen zu lesen. Verwunderung liest man bei Jungius, der wohl schrieb „an sine numeris numerare sciret?” (Ob er ohne Zahlen zählen könnte?). Eine viel größere Revolution hatte übrigens erst einige Jahrzehnte vorher stattgefunden. 1522 veröffentlichte Adam Ries das Buch „Rechenung auff der linihen und federn“, in welchem er den Wechsel von lateinischen zu arabischen Zahlen beim Rechnen vorschlug, (und wer nicht glaubt, dass dies eine Revolution ist, möge einfach mal ein paar Wochen versuchen, in lateinischen Zahlen zu rechnen).

Die Legende um Jungius und die Zetetica besagt, dass Jungius sich das Buch von einem durchreisenden Gelehrten lieh. Er konnte es jedoch nur für eine Nacht haben und so schrieb er die ganze Nacht hindurch bei Kerzenlicht so viel von dem Buch ab, wie er konnte, und gab es dann zurück. In der Folgezeit musste er sich dann die Herleitungen zwischen den abgeschriebenen Teilen erarbeiten. Als er später selbst eine Ausgabe kaufen konnte, hatte er sich alles fehlende und vieles mehr bereits erarbeitet. In welchen Punkten er über Vieta hinausgekommen war, ist leider nicht erhalten. Nimmt man an, dass er die Notation so weiterentwickelte, wie es später einer seiner Schüler in einem Buch nutzte, so gelangen ihm mehrere Schritte, die heute Descartes zugeschrieben werden, vor jenem, darunter die Nutzung kleiner statt großer Buchstaben und das Hochstellen von Zahlen, um Potenzen anzuzeigen.

Es ist ein Muster, das sich durch Jungius’ Karriere ziehen wird. Er mag sich mit der Hyperbelquadratur befasst haben und, so weiß man aus einem Brief eines Schülers, soll dort auch Erfolge erlangt haben, vielleicht noch bevor Fermat und Roberval dies taten. Veröffentlicht hat Jungius diese nie. Jungius veröffentlichte ohnehin selten, stattdessen schrieb er tausende ungeordnete Notizen, die er später zusammenführen wollte, was er aber selten tat.

In seiner Zeit in Gießen wurde Jungius zunehmend unzufrieden mit dem Bildungssystem. Dies betraf nicht nur das strenge, scholastische Universitätssystem, an welchem er immer wieder scharfe Kritik übte, sondern auch das Schulsystem. „Es geht mir gar nicht um diesen oder jenen Irrtum,“ schrieb er, „sondern die ganze Art und Weise des Denkens ist sophistisch, und aus ihr erwachsen all die Monstrositäten von Lehrmeinungen.“ Als er 1613 einen Ruf aus Rostock erhielt, um dort ein Gymnasium zu leiten, lehnte er ab. Das mag auch daran gelegen haben, dass Mathematik an den Schulen wenig galt. Erst in den letzten 100 Jahren war es überhaupt auf den Stundenplänen der Gymnasien erschienen. Die Schüler von Jungius waren später hoch geschätzt für ihre Kenntnisse in einer Zeit, in der Leibniz in der Schule ohne Matheunterricht auskommen musste.

Wolfgang Ratichius und das Bildungssystem

Anstatt also Rektor eines Gymnasiums zu werden, erhielt Jungius als Universalgelehrter von gutem Ruf vom Landgraf von Hessen-Darmstadt den Auftrag, zusammen mit seinem Kollegen Prof. Helevicum ein Gutachten über eine neue didaktische Methode anzufertigen. Entwickler der neuen Methode war Wolfgang Ratichius. Jungius war von dessen Ideen durchaus angetan. Nicht nur, dass Ratichius versprach, dass Schüler mit seiner Methode jede Sprache in nur einem Jahr lernen könnten, er stellte auch die Grundprinzipien des Schulsystems in Frage. Erstmalig glaubte Jungius Verbündete im Kampf gegen das geltende Bildungssystem zu finden: „Wie kannst du es wagen wollen, allein gegen solche Lehrmeinungen zu kämpfen? Wenn ich hätte allein sein sollen, so hätte ich keine Feder gegen die Schulmeinung gerührt.“ Er zog mit Ratichius nach Augsburg und ließ sich in den neuen Methoden unterweisen.

Das Unternehmen einer Bildungsreform war zum Scheitern verurteilt, schon allein weil Ratichius und Jungius zu unterschiedliche Persönlichkeiten aufwiesen. Zudem waren die Versprechen, die Ratichius seine Methode betreffend gemacht hatte, gänzlich überzogen. Jungius war auf das hereingefallen, wovor er schon in seiner Rede zum Schulabschluss gewarnt hatte: Eine schön verpackte Theorie ohne den nötigen wissenschaftlichen Hintergrund. Auch Jungius erkannte dies nach einem Jahr und gab das Unterfangen auf. Er kehrte kurzzeitig zurück nach Lübeck, wo er sich angeblich daran versuchte, ein allgemeines deutsches Wörterbuch zu erstellen, 266 Jahre bevor Konrad Duden sein „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ herausgeben würde und 171 Jahre bevor Jacob Grimm überhaupt geboren wurde. Ob Jungius tatsächlich an einem Wörterbuch arbeitete, ist unklar, erschienen ist es nie. Es mag auch sein, dass er nach Lübeck ging, um seine Halbschwestern besser kennenzulernen, die aus der Ehe seiner Mutter mit dem Lehrer Nordmann stammten.

1614: Zurück in Lübeck überdenkt Jungius seinen bisherigen Werdegang und beschließt ein zweites Mal zu studieren.Josefine

1614: Zurück in Lübeck überdenkt Jungius seinen bisherigen Werdegang und beschließt ein zweites Mal zu studieren.

Es war vielleicht auch eine Zeit der Introspektion für Jungius. Er hatte in der Mathematik etwas gefunden, was er für die Grundlage aller Wahrheit hielt, doch die Universitäten erlaubten ihm kaum, es so wie er wollte weiterzugeben, zudem war das Arsenal an Techniken begrenzt. Jungius mag erkannt haben, dass die rein theoretische Betrachtung der Wahrheit aus der Mathematik heraus nicht ausreichte, dass eine naturwissenschaftliche Bildung, eine empirische Herangehensweise notwendig war, für die er nicht ausgebildet war.

Trotz seiner Abneigung gegen die rigide Struktur des Unterrichts ging der inzwischen 29 Jahre alte Jungius als Student wieder an die Uni nach Rostock. Diesmal studierte er Medizin. Die Medizin war, anders als die Mathematik oder die Naturwissenschaften, wenn auch grundlegend primitiver als heute, als Wissensbereich immerhin schon ungefähr so abgegrenzt, wie wir sie kennen: Gelehrt wurden die Funktionsweise des menschlichen Körpers, die Arten, auf die selbiger erkranken konnte, wie diese Krankheiten oder Verletzungen diagnostiziert werden konnten und welche Methoden zur Heilung es gab.

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Dr. med. Joachim Jungius

Doch was weiß die Welt zu diesem Zeitpunkt darüber, wie der menschliche Körper funktioniert? Eine der neueren Erkenntnisse, die Jungius in seinem Studium gelernt haben wird, ist, dass Wunden, zum Beispiel Schusswunden, nicht am besten damit zu heilen sind, dass man heißes Öl über sie kippt.

1537 hatte Ambroise Paré in Turin in unbeabsichtigten Versuchen (das Öl war aus) festgestellt, dass die Behandlung von Wunden mit kochendem Öl außer großen Schmerzen nichts verursachte. Paré hatte es allerdings schwer, sich durchzusetzen, da er seine Erkenntnisse nicht auf Griechisch, sondern auf Französisch aufschrieb, der einzigen Sprache, die er wirklich beherrschte. Auf Kritik daran soll er mit dem Spruch, Hippokrates habe ja auch in seiner Muttersprache geschrieben, reagiert haben.

Gängige Lehrmeinung dürfte in Jungius’ Studium noch das Konzept der Körperflüssigkeiten von Galenos von Pergamon (Galen; 129 n. Chr. – 215 n. Chr.) gewesen sein. Es unterscheidet verschiedene Flüssigkeiten, darunter auch Blut das vom Herz angesaugt durch den Körper fließt und dort verbraucht würde. Ein Rückfluss findet in diesem Modell nicht statt.

Jungius beendete auch sein zweites Studium nicht in Rostock, sondern wechselte 1618 an die angesehene Universität in Padua, an welcher einige Jahre zuvor William Harvey studierte, der 1627 den Blutkreislauf postulieren würde. Die Universität Padua stand unter der Herrschaft des 40 Kilometer entfernten Venedigs, welches unangefochten als eines der Zentren der europäischen Wissenschaftsförderung galt. Nur neun Jahre vorher hatte Galileo Galilei hier sein Fernrohr präsentiert und war danach mit einer lebenslangen Professur in Padua geehrt worden, welche er aber nicht mehr ausübte, als Jungius nach Italien zog. Nach einem Jahr in Padua beendete Jungius sein Studium der Medizin mit seiner zweiten Promotion und bereiste danach noch eine Weile Italien.

In Italien erweiterte der frisch promovierte Arzt seine Kenntnis in einer weiteren Wissenschaft: Der Biologie. Er beschäftigte sich intensiv mit den verschiedenen Pflanzen, der Beobachtung von Raupen und der Bienenzucht. Diese Begeisterung würde ihn bis an sein Lebensende begleiten und er sammelte unzählige Notizen zu diesem Thema.

Goethe würde Jungius später hauptsächlich als Botaniker sehen. Über dessen Buch „Leben der Insekten“, welches Jungius 1691 unter dem Titel „Historiam Vermium“ herausbrachte, schrieb Goethe, man erkenne darin den Geist eines „ruhig beschauenden Naturfreundes, der in dem Gefühl, eine solche grenzenlose Masse sei nicht zu ordnen, sich Zeit seines ganzen Lebens ununterbrochen mit dem Gegenstande beschäftigt, den er nicht abzuschließen gedenkt“ und verweist auf den Botaniker Carl Ludwig Willdenow, der über Jungius’ Studien geschrieben haben soll: „Wenn man diesem Mann in der Art zu studieren gefolgt wäre, so hätte man hundert Jahre eher dahin gelangen können, wo man gegenwärtig ist.“

Während der 31 Jahre alte Jungius noch seinen Abschluss feierte, begannen in Prag Ereignisse, die sich zur größten Katastrophe des 17. Jahrhunderts entwickeln würden: Der Dreißigjährige Krieg brach aus.

Per inductionem et experimentum omnia

In diesem Text sei darauf verzichtet, die Geschichte des Krieges nachzuzeichnen, außer zu den Zeiten, in denen es Jungius direkt beeinflusst. Der Krieg wird in den nächsten Jahrzehnten immer wieder Einfluss auf sein Leben haben und ihm den Erfolg verwehren, den er mit seinen Abschlüssen hätte erwarten können.

Jungius kehrte 1619, wahrscheinlich mit Umweg über Lübeck, nach Rostock zurück, wo er als Arzt praktizierte. Dies ist vielleicht seine einzige Profession, in welcher sein Ruf zu Lebzeiten nicht immer ausgezeichnet war. Von einigen Seiten wurde ihm vorgeworfen, er handele zögernd und verschreibe selten Arznei. Dies mag zu jener Zeit als ein fragwürdiges Verhalten verstanden worden sein, nach allem, was wir heute über die Medizin jener Zeit wissen, hat Jungius womöglich mit seinem Zögern so oft geholfen, wie er geschadet hat.

Neben seiner Praxis übte sich Jungius nun auch in der praktischen Botanik. In einem Garten pflanzte er in Rostock unterschiedliche Gewächse an und schickte sich mit einem Freund in Lübeck Tipps und Pflanzensamen hin und her.

Obwohl Jungius anfangs keine Stellung in Rostock fand, in welcher er für das Forschen bezahlt wurde, wollte er Forschung in Norddeutschland vorantreiben. Sein Mittel zum Zweck war ein wissenschaftlicher Geheimbund. Als Vorbild dienten ihm zweifelsohne die Geheimbünde, die er während seines Aufenthaltes in Italien kennengelernt hatte. Der von Jungius mitbegründete Bund nannte sich „Societas ereunetica, zetetica, heuretica“ und war die erste naturwissenschaftliche Gesellschaft nördlich der Alpen. Jungius formulierte für sie das Ziel, „die Wissenschaft von Grund auf neu zu beginnen, keine Regel und keine Anweisung zuzulassen, die nicht von neuem gründlich erforscht und erprobt worden sei.“ Was als ein von dem rigiden System der Universitäten unabhängiges Forscherteam gedacht war, würde vorläufig in Deutschland nicht erfolgreich sein: Der Krieg zwang den frisch gegründeten Bund, sich wieder aufzulösen.

1622: Die Erneuerung der Wissenschaften im Universitätssystem erschien unmöglich, so gründete Joachim Jungius einen Forschungsbund.Josefine

1622: Die Erneuerung der Wissenschaften im Universitätssystem erschien unmöglich, so gründete Joachim Jungius einen Forschungsbund.

Jungius spielte in jener Zeit mit dem Gedanken, einen Wechsel nach Hamburg zu wagen, eine Stadt, in welcher der Krieg keine Gefahr sein würde. Viel zu respektiert waren ihre Befestigungen. Hamburg zu jener Zeit verfügte über zwölf promovierte Mediziner, welche für ausreichend erachtet wurden. Wer sich als Arzt dort niederlassen wollte, musste sich um eine Zulassung bewerben. 1623 hatte Jungius damit kein Glück.

Stattdessen bekam er 1624 nach einigen Jahren endlich die Anstellung an der Uni Rostock, die er wegen des festen Gehalts wohl von Anfang an angestrebt hatte. Fortan war er dort Professor für Mathematik. Zudem lernte er seine zukünftige Frau, die Rostocker Patrizierin Katharina Havermann kennen.

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Jahre der Unruhe

In Rostock hätte Jungius berufliche und private Zufriedenheit und Stabilität finden können, aber stattdessen brach in Rostock die Pest aus. Die frisch Verheirateten mussten die Stadt schnellstmöglich verlassen. Jungius flüchtete mit seiner Frau zuerst in das Haus eines Freundes in Lübeck und gelangte dann, durch Vermittlung seines Schulfreundes Tassius, nach Helmstedt, wo er eine Professur erhielt.

Nicht nur war jede Reise ein Risiko, weil Räuber und Soldaten am Wegesrand lauern konnten, sie war auch ein enormes bürokratisches Unterfangen. Schutzzusicherungen der jeweiligen lokalen Fürsten waren idealerweise einzuholen, bevor man sich auf den Weg machte. Und Jungius verlegte jedes Mal seinen Hausrat, inklusive inzwischen reichhaltiger Bibliothek mit vielen hundert Büchern, an einen neuen Ort.

Er war kaum in Helmstedt angekommen und hatte mit seiner Arbeit begonnen, als auch hier sowohl die Pest als auch der nahende Krieg die Arbeit unmöglich machten. Bald schon gab es in Helmstedt praktisch keine Studenten mehr und so blieb auch dem kriegsmüden Jungius keine andere Wahl, als zu flüchten. Jungius überlegte, ins nahe Magdeburg zu fliehen, doch dort tobten die katholischen Truppen unter dem Feldherrn Tillich. Stattdessen ging es so hastig, dass Jungius seine Privatbibliothek zurück lassen musste, nach Braunschweig.

Wieder um seine staatliche Anstellung und das damit verbundene geregelte Gehalt gebracht, lebte Jungius dort in verhältnismäßiger Armut. Er versuchte wieder, eine Privatpraxis zu führen, doch er konnte sich kaum über Wasser halten. Wieder eingefädelt durch seinen Freund Tassius erklärte sich der Statthalter von Wolfenbüttel bereit, Jungius bei sich aufzunehmen, sodass er ein weiteres Mal seine Praxis verlegte.

Nun steckten Jungius und Tassius in Wolfenbüttel fest. Beide wären gerne zeitnah nach Rostock zurückgekehrt – allerdings möglichst zu guten finanziellen Konditionen. Die Verhandlungen mit der Uni gestalteten sich als lang, aber schlussendlich erfolgreich. Nach zwei Jahren der Abwesenheit und vier umständlichen Umzügen kehrte Jungius 1626 an die Universität Rostock zurück.

Doch mit seiner Rückkehr nach Rostock wurden die Zeiten nicht ruhiger. Als Jungius 1628 seinen Geburtstag in Lübeck feierte, erreichte ihn ein Brief aus Rostock: Die katholischen Truppen von Wallenstein und Tillich hatten Rostock eingenommen.

An dieser Stelle widersprechen sich die Biografen. Nach Robert Ch. B. Avé-Lallemant ist unklar, ob Jungius überhaupt nach Rostock zurückkehrte, wenn ja, dann nur für wenige Wochen, bevor es ihm gelang, eine Rektorenstelle in Hamburg zu erhalten und aus dem besetzten Rostock zu ziehen. G.E. Gurhauer hingegen berichtet von einer kurzen Phase, in der Feldherr Wallenstein Professor Jungius in Rostock halten konnte und versuchte, dort eine Uni von Weltruf zu errichten. Sogar ein Ruf an Johannes Kepler soll ergangen sein, aber das Gehaltspaket war wohl nicht ausreichend.

Sicherheit in Hamburg

Dass die Möglichkeiten, in Hamburg Anstellung zu finden, besser geworden waren, war unter anderem eine Folge des Krieges, welcher im sicheren und verhältnismäßig liberalen Hamburg zu Bevölkerungswachstum führte. Protestanten aus Frankreich, Juden aus Portugal, politisch Verfolgte aus England, Kriegsflüchtlinge und aus religiösen Gründen Verfolgte aus dem norddeutschen Umland – sie alle suchten Schutz in Hamburg. So auch Jungius, welcher im November 1628 die Leitung eines Gymnasiums und des Johanneums in Hamburg übernahm. Als eine seiner ersten Amtshandlungen bat er einige Tage später den Hamburger Senat, seinen Freund Tassius auch einzustellen zu lassen. Er hatte Erfolg.

Nun wieder mit einem regelmäßigen Gehalt versehen konnte sich Jungius unter anderem darum bemühen, seine in Helmstedt vor den Truppen versteckten Besitztümer, darunter die umfangreiche Bibliothek, wieder zurückzuholen.

Der Zustand des von ihm übernommenen Gymnasiums in Hamburg war desolat. Es gab kaum Lehrer, erst recht kaum gute Lehrer, was aber halb so schlimm war, denn es gab ebensowenig Schüler. Tatsächlich war in den Jahren zuvor überlegt worden, das Gymnasium zu schließen. Für Jungius hieß dies zwar, dass sein neuer Job mit Anstrengungen verbunden war, er erlaubte ihm aber auch, die Schule wieder aufzubauen und nach seinen Vorstellungen zu formen, sie sozusagen neu zu gründen und dabei seine Grundsätze einzubringen. Was diese Vorstellungen sein würden, legte er in seiner erhaltenen Antrittsrede in Hamburg dar – eine heute viel beachtete Rede, da sie, Jahre bevor es Descartes tun würde, Grundzüge der empirischen Theorie umriss. Eine Feststellung, die die Leistung Descartes’ nicht schmälert, denn es ist nicht davon auszugehen, dass er die Antrittsrede des Hamburger Rektors jemals sah. Aber man sieht daran, wie nah an der ganz großen Erkenntnis Jungius sich manches Mal befand.

Obwohl Jungius, nachdem er zwischen seinem 18. und 41. Lebensjahr 14-mal umgezogen war, in Hamburg scheinbar zur Ruhe kam, wurde sein Leben doch nicht ruhig. Grund dafür waren die Konflikte mit jenen, die sich als Bewahrer traditioneller Werte betrachteten – sowohl im Kollegium seiner Schule als auch und besonders mit der Kirche.

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Inquisitionsgericht

Dies gipfelte im Inquisitionsgericht gegen Jungius im Jahre 1637. Jungius war des „Atheismus“ bezichtigt worden, eine Anschuldigung nicht ganz ohne Gewicht, die ihn, sollte er schuldig befunden werden, seine Stelle kosten konnte. Immerhin drohten im liberalen Hamburg weder Folterhaft noch Scheiterhaufen.

Dieses Glück hatten anderenorts selbst Angehörige gutbürgerlicher Schichten nicht: 1615 war die Mutter von Johannes Kepler in Süddeutschland verhaftet und mit 14 anderen Frauen der Hexerei beschuldigt worden. Gegen acht wurden Todesurteile verhängt und vollstreckt. Katharina Kepler blieb in Haft, bis ihr Sohn die Freilassung erwirken konnte. Sie starb ein Jahr später.

Jungius dürfte davon gewusst haben, Kepler und Jungius, wenn auch nicht persönliche Bekannte, wussten wohl voneinander. Kepler hat Jungius sein 1627 geschriebenes “Tabulae Rudolphinae“ mit Widmung zukommen lassen. Jungius lehrte eventuell 1629 noch in Rostock als Wallenstein versuchte, Kepler dorthin zu berufen.

Die Anfeindungen der Kirche gegen Jungius begannen zwei Jahre zuvor: 1635 war der Dreißigjährige Krieg in vollem Gange, in Europa bekämpften sich katholische Truppen und eine sich reformierende christliche Bewegungen. Doch die Situation war nicht so einfach: Innerhalb der Reformbewegungen in der Kirche herrschte tiefe Uneinigkeit. In Norddeutschland dominierten die Lutheraner das kirchliche Leben, doch aus dem Süden kamen immer mehr Calvinisten, welche in Hamburg auch unterkamen, aber von der Hamburger Kirche nicht akzeptiert wurden. Doch während sich die junge lutherische Kirche mit den Calvinisten in manchen Teilen verständigen konnte, so waren die Differenzen mit den aus England und den Niederlanden kommenden Reformierten unüberbrückbar – auch weil diese viele Praktiken des Luthertums grundlegend und vehement ablehnten. Doch die Stadt Hamburg, in für die Zeit ungewöhnlicher Toleranz und natürlich gegen den Protest der Geistlichkeit, bot auch Reformierten ein Zuhause. Der Protest der Kirche ging so weit, dass die lutherische Kirche in Hamburg anderen „Abspaltern“ von der katholischen Kirche jene Rituale des Christentums zu verweigern suchte, die für einen Lutheraner verpflichtend waren. Eines davon war eine nach dem Maße der Zeit würdige Beerdigung. Allerdings gelang dies nicht in Gänze: In Altona hatten die Reformierten eine eigene Kirche, in welcher sie nach Gutdünken beerdigen konnten. Zudem erlaubte der Hamburger Dom, welcher nicht zum Hamburger Stadtgebiet gehörte und somit nicht der Geistlichkeit der Stadt unterstand, auch anderen Nicht-Katholiken die Beerdigung.

Eine würdige Beerdigung jener Zeit involvierte immer auch die Schulen. Jungius war als Rektor verpflichtet, mit seiner Schülern an der Beerdigung bedeutender Bürger teilzunehmen, ebenso war die Schule verpflichtet, einen Chor zu stellen. Dieser Chor begleitete die Prozession in Richtung Kirche. Die Größe der Prozession sagte viel über die Wichtigkeit der Person aus. Von daher war es weder ungewöhnlich noch anrüchig, Trauergäste gegen Geld zu engagieren.

1635: Mit einer Geste bringt sich Jungius fast um seinen Stelle in Hamburg. Josefine

1635: Mit einer Geste bringt sich Jungius fast um seinen Stelle in Hamburg.

1635 nun hatte Jungius seine Schüler zu einer Beerdigungsprozession im Dom mitgenommen, allerdings zur Prozession anlässlich des Begräbnisses einer Reformierten. In den Augen der Kirche ein Eklat und ein Amtsmissbrauch des Rektors, außerdem ein Verstoß gegen einen Beschluss des Hamburger Rats, den Jungius auch kannte. Für die Kirche war dies die Gelegenheit, ein weiteres Mal zu versuchen, den unbeliebten Rektor loszuwerden. Der Jungius-Biograf Guhrauer schildert, wie Jungius vorgeworfen wurde, in seiner Schule „Philosophie auf Kosten des Christentums“ zu betreiben und wie man ihm mit einer Anklage wegen Atheismus drohte. Die Sache schaukelte sich hoch und schlussendlich musste sich der Hamburger Senat dem Thema widmen. Es kam zu einer Verhandlung, doch Jungius konnte seinen Job behalten.

Vor Barbarismen strotzend

Glaubt man den Ausführungen des Jungius-Biografen Robert Ch. B. Avé-Lallemant, so war der nächste Skandal von einem Lehrer an Jungius’ Schule eingefädelt worden. Bernhard Weremberge hatte sich vor Jungius’ Berufung wohl Hoffnungen auf dessen Posten gemacht und hegte nun einen Groll gegen den Rektor.

Auch missfielen Weremberge Jungius’ Ansätze den Griechisch-Unterricht zu reformieren. Traditionell durfte Altgriechisch ausschließlich anhand des neuen Testaments gelehrt werden, da die Sprache der Bibel im Gegensatz zur Sprache der Profanliteratur als rein galt. Jungius hingegen strebte an, zumindest in geringem Umfang, auch die Texte griechischer Philosophen als Lehrmaterial zu nutzen.

Und so mag es Jungius sogar als unterstützend für seine Position empfunden haben, als unter dem Vorsitz von Weremberge in einer Disputation die Frage von Schülern diskutiert werden sollte, ob das neue Testament „vor barabarismen strotze“ – vor allem, da klar war, dass die Frage mit „nein“ beantwortet werden würde. Doch schon allein, dass der Rektor, vielleicht auch gerade dieser Rektor, erlaubt hatte, die Frage zu diskutieren, genügte den Kirchenoberen, um Pfingsten 1630 den Skandal zu provozieren.

Nach einigen Beschuldigungen und Verteidigungen verpuffte der Skandal, der für kurze Zeit Gelehrte in ganz Deutschland zu beschäftigen wusste. Es folgten Anschuldigungen des Atheismus und Jungius musste sein Rektorat niederlegen. Als Professor der Logik arbeitete er weiter am Gymnasium.

1638 starb seine Frau. Ihr war es schon in den Jahren davor immer schlechter gegangen und sie hatte an Halluzinationen gelitten. Jungius lebte fortan allein in Hamburg. Doch er beklagte sich nicht, vielleicht auch, weil er immerhin einen Job hatte und in Sicherheit lebte. Als er 1639 bei einem ehemaligen Freund in Rostock nach der Rückzahlung einer Schuld fragte, so antwortete dieser „[…] ihr wisset nicht, in welchem stande das land und dise Stadt ist […], hier ist alles zu grunde verderbet […]. Wo kein haar ist, da ist übel leusen. Capital und zinsen sind gleich getroffen [und] unser Statt Kasse giebt nichts. Gott bewahre dise gute Statt.“ Der Krieg hatte große Teile des Landes inzwischen verwüstet und würde noch zehn Jahre weitergehen.

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„Damit wir zu wissen beginnen“

Der Karriere des Jungius als angesehener Lehrer und Gelehrter hingegen taten die persönlichen Schicksale, die Streitigkeiten mit der Kirche und dem Stadtrat oder der Krieg keinen Abbruch. 1638 veröffentlichte er, im Auftrag der Hamburger Schulbehörde, die Logica Hamburgensis, ein umfangreiches Lehrbuch der Logik, welches er auch im Unterricht nutzte und das in den Folgejahren auch an einigen Universitäten zum Einsatz kam. Es handelte sich um ein traditionell strukturiertes Lehrbuch der Logik und widersprach damit durchaus den didaktischen Überzeugungen Jungius’ in manchen Punkten, aber nur so konnte es an Schulen eingesetzt werden. Jungius selbst formulierte, im öffentlichen Unterricht halte er sich an die etablierte Lehrweise, allerdings fühle er sich in seinen Aufzeichnungen über die Wissenschaft nicht daran gebunden, sondern verfasse sie im Geiste eines vielleicht kommenden glücklicheren Zeitalters. Als Kompendium der Mathematik erfuhr die Logica zwar unter vielen Gelehrten, darunter später auch Leibniz, große Anerkennung, sie setzte sich jedoch als Lehrbuch nicht durch.

Das Ansehen, welches er unter Mathematikern in Europa nach Veröffentlichung der Logica genoss, führte auch dazu, dass er als Schiedsrichter bei Uneinigkeiten von Mathematikern herangezogen wurde. Eine damals übliche Praxis, die heute wohl einem Review in einem Journal ähnlich wäre.

1642 veröffentlichte er seine Dissertation in Chemie „Doxoscopiae Physicae Minores“ in welcher er wie andere Forscher seiner Zeit für eine primitive Version des Atommodells warb und die klassische Vorstellung der vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser zurückwies. Neben Mathematik und Medizin war er nun auch anerkannter Wissenschaftler der noch im Entstehen begriffenen Chemie.

Seine Schüler gingen nach ihren Abschlüssen in Hamburg an Universitäten in ganz Europa. Mit ihrem ehemaligen Rektor blieben viele von ihnen in reger Korrespondenz. Sie unterrichteten Jungius über die Lehrmeinungen, über philosophische Streitigkeiten, schickten ihm spannende Disputationen und baten ihn um Rat, den er gerne und reichlich erteilte. Sein indirektes Wirken an verschiedenen Universitäten in Deutschland war so deutlich, dass man allerorts von seinen Schülern als „Die Jungianer“ sprach, eine Bezeichnung, die gelegentlich als so angesehen galt, dass sogar einige, die gar nicht unter Jungius gelernt hatten, sondern nur eine ähnliche philosophische Lehrmeinung vertraten, sich als solche bezeichneten.

In jener Zeit begann Jungius damit, sich mit Astronomie zu befassen. Die 1617 in Italien und zuvor schon in den Niederlanden vorgestellte Linse fand langsam Verbreitung und machte sich auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen einen guten Ruf. Auch hier konnte Jungius einige neue Erkenntnisse beitragen und die junge Wissenschaft voranbringen.

Während Jungius von überall über den Zustand der Wissenschaften informiert wurde, resignierte er im Alter was die endgültige Revolution der Wissenschaften anging. War er in den zwanziger und dreißiger Jahren des siebzehnten Jahrhunderts noch voller Hoffnung, die Physik weg von „wahrscheinliche[n] Pseudobegründungen“ und „Kompromissen zwischen doppeldeutigen Texten“ hin zu einer empirischen Wissenschaft zu entwickeln, so begann er nun zu glauben, dass die Anzahl der gemachten Beobachtungen noch nicht ausreiche, um ein solches Fundament zu legen. So blieben jene Schüler ungehört, die schrieben: „Möge doch jener Tag nicht mehr lange auf sich warten lassen, an dem Ihr uns die gründlich erneuerte Naturwissenschaft schenkt […] damit wir nicht mehr bloß vermuten, sondern zu wissen beginnen.“

1657: Sterben will ich und bei Christo sein.Josefine

1657: Sterben will ich und bei Christo sein.

Tassius, der geplant hatte, sich um den literarischen Nachlass von Jungius zu kümmern, starb 1654 und das Drängen der Jungianer an ihren Lehrmeister, endlich zu veröffentlichen wurde lauter. „Verwende doch die Zeit, welche Dir auf Erden vergönnt ist, darauf, Deine göttlichen Gedanken der Welt mitzutheilen“, flehte Johann Vorstius in einem Brief. „[Es ist] nicht unbekannt, wie ungern Du Dich bestimmen lassen könntest, von Deinen Gedanken etwas heraus zu geben, auch könne nicht jeder Deine Bemerkungen, wie Du sie auf Blättern entworfen hast, lesen. Jetzt mußt Du selbst an die Herausgabe denken, wodurch Du mich und Andere Dir zum höchsten Danke verpflichten wirst.“ Jungius veröffentlichte nicht, und so mussten sich später Biografen wie Avé-Lallemant mit seiner Handschrift auseinandersetzen, welche dieser eine „wahrhafte Geduldsprobe“ nannte.

Im Frühjahr 1656 stürzte der inzwischen 69 Jahre alte Jungius unglücklich und hatte in der Folge etwas Schwierigkeiten zu gehen. Gleichzeitig begann er, vergesslich zu werden. In Briefen äußerte er öfter, dass er bereit sei zu sterben, und zitierte den Apostelspruch “Sterben will ich und bei Christo sein“. Die Stürze häuften sich. Am 17. September 1657 diktierte er, inzwischen bettlägerig, sein Testament. Am 23. September starb Joachim Jungius in Hamburg.

Nachwort

Ein Gesamtwerk der Erkenntnisse von Joachim Jungius wird es nie geben. 1691 fing das Haus des Jungius-Schülers Johannes Vagetius Feuer. Vagetius starb in den Flammen und mit ihm verbrannte ein Großteil von Jungius’ Nachlass, geschätzte 75.000 Seiten, die Vagetius und andere Mitschüler noch hatten aufbereiten und veröffentlichen wollen. Niemand weiß heute, welche Erkenntnisse dabei verloren gingen. Auch seine Bibliothek, die Jungius der Öffentlichkeit vermachte, wurde zerstört, allerdings erst 1942.

Joachim Jungius wird, von Goethe, Leibniz und auch von Newton, in eine Reihe gestellt mit Namen, die uns viel bekannter sind: Kepler, Descartes, Galilei, Bacon, Kopernikus. Der erhaltene Teil seines wissenschaftlichen Nachlasses lässt einen solchen Vergleich eigentlich nicht zu. Dies gesteht auch die Jungius-Forschung unumwunden ein. Der Jungius-Forscher Rudolph Meyer attestiert in einem Vortrag zum 300. Todestag von Jungius in Hamburg 1957: „Wo manifestiert sich diese vorschreitende Arbeit des Jungius? Wir möchten sagen: Sie manifestiert sich nicht in der Wirklichkeit der Forschung und Entdeckung, auch nicht im systematisch durchgeführten Entwurf einer Wissenschaft von der Natur, sondern in der Erkenntnis der Methode, in der Umstellung des Geistes auf die tragende Idee von Wissenschaft. Wir sehen Jungius an der Freilegung eines Bodens beschäftigt, auf dem künftige Naturwissenschaft möglich wird.“ Als der Boden freigelegt war, konnte die Wissenschaft darauf stehen lernen. Wenn Newton 1676 bemerkt, „Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe“, so stehen diese Riesen auf dem Boden, den Jungius und zahllose andere, weitgehend vergessene Wissenschaftler seiner Zeit, beispielhaft könnten Stanislaus Lubienietzki oder Hermann Samuel Reimarus genannt werden, in den Jahren zuvor geebnet haben.

Jungius in die Liste der größten Namen der Wissenschaftsgeschichte einzureihen, verfehlt seine Bedeutung. Denn neben den Newtons und Einsteins der Wissenschaftsgeschichte wird Forschung zum großen Teil von Jenen betrieben, die sich, Stück für Stück, Entdeckung für Entdeckung, Publikation für Publikation, einem Thema nähern, es langsam verstehen und verständlich machen.

Jungius gehörte in einer Zeit, in der die Wissenschaft nicht nur enorme Fortschritte machte, sondern sich auch änderte, was Wissenschaft überhaupt bedeutet, zu jenen, die erkannten und verstanden, wohin es gehen würde. Jene, die in kleinen Schritten dieses Verständnis in die Welt getragen haben und die damit ein neues Zeitalter, wir sprechen heute von der Neuzeit, möglich machten.

Ist unsere Zeit geprägt von der Entdeckung der Elektronik, so ist die zentrale Entdeckung im Umbruch zur Neuzeit die Entdeckung wissenschaftlicher Methodik selbst, die Empirie. Galilei soll gesagt haben, es ginge darum, zu messen, was man messen könne, und messbar zu machen, was man noch nicht messen könne. Es geht also darum, die Natur zu verstehen, indem man sie beobachtet, mit Hilfe der Mathematik ihrer Gesetzmäßigkeit nahe zu kommen, Theorien zu formulieren und diese anhand von Beobachtungen zu verifizieren.

Damit eine solche grundlegende Revolution des Denkens gelingen konnte, brauchte es nicht nur jene, die sie zu formulieren wussten, wie es Descartes und Bacon gelang, und nicht nur jene, die mit ihr exemplarisch große Erkenntnisse zu Tage förderten, wie William Harvey oder Galilei. Es brauchte auch jene, die sie in die Schulen und Universitäten trugen, sie gegen den Mief der Zeit durchzusetzen vermochten und aus einer Denkweise einen Lehrplan machten.

Jungius’ Schüler gingen nach ihrer Ausbildung in Hamburg an Universitäten im ganzen Land, wo sie ihre Erkenntnis weiter verbreiteten, in Referenz auf ihren Rektor als Jungianer bekannt. Das Vermächtnis des Lübeckers ist eine Universitätslandschaft, welche sich bis heute dieser wissenschaftlichen Revolution verpflichtet fühlt.

Es sei erwähnt, dass diese pro-wissenschaftliche, diese moderne, tolerante Interpretation Jungius’ Schaffens nicht die einzig mögliche ist. Der Jungius-Wissenschaftler Adolf Meyer-Albich versuchte sich 1937 an einer nationalsozialistischen Deutung des Lebenswerks, allerdings mit wenig Erfolg.

Jungius blieb Förderer und Antreiber des wissenschaftlichen Fortschritts bis über seinem Tod hinaus. In seinem Testament stiftete Jungius ein Stipendium für Nachwuchswissenschaftler.

„Meine ubrige Güter belangendt, so Ich durch Gottes gnade und segen erworben, als da seind, Haus, Hausgerath, Gold und Silber, Kleider, Betten, alle beweg- und unbewegliche Güter, item Seiden, Leinen und Wollen, selbige sollen und denen hirunten von mir ernenneten Hern Testamentarien bestmöglich verkaufft und zu Gelde gemacht, die gelder in Gewißheit gebracht, auff Zinse beleget und Vier oder Sechs Stipendiaten, nachdem es die Vires der Verlassenschaft künfftig werden ertragen können, von den Jahrlichen Zinsen […] gegeben werden.“

Das Jungius-Stipendium wird noch heute vergeben. Der verbleibende Teil des Nachlasses ist in den vergangenen Jahren in Hamburg digitalisiert worden.

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Konkurrenz belebt das Geschäft https://www.studentenpack.de/index.php/2017/01/konkurrenz-belebt-das-geschaeft/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/01/konkurrenz-belebt-das-geschaeft/#respond Wed, 25 Jan 2017 11:00:25 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=261773

Verschiedene Ausgaben der Hochschulzeitschrift

Die studentische Presse hat in Lübeck eine inzwischen 50-jährige Geschichte. Was viele Studierende vielleicht gar nicht mehr wissen, ist, dass auch die Universität von 1984 bis 2014 ein Magazin herausgebracht hat. Unter dem Namen “FOCUS MHL”, später “FOCUS MUL”, “FOCUS uni-luebeck” und zuletzt “focus uni lübeck” stand es der Uni, die es herausbrachte an Namensänderungen in nichts nach. Der focus war eine bunte Mischung aus Texten über die aktuelle Forschung an der Uni, Marketingbeiträgen und Artikeln zum Leben und zur Geschichte der Uni. Eine kritische Berichterstattung hat es in diesem Hochschulmagazin nicht gegeben, welches eher zwischen Forschungskommunikation und Marketing einzuordnen war. Doch wer diesen Bias im Kopf behielt, erhielt regelmäßig ein Update zu verschiedenen Themen der Uni, bis das Magazin 2014 aufhörte zu erscheinen, wie es auf der Website hieß, um neu konzipiert zu werden.

Im Rahmen dieser Neukonzeption fand Anfang Januar ein Workshop im Herrenhaus statt, bei dem Vertreter verschiedener Gruppen, darunter auch der Redaktion des StudentenPACK und der Präsident der Uni selbst, besprachen, was ein Hochschulmagazin der Uni sein kann oder sein soll und wie es funktionieren könnte.

Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass die Zeitschrift in Zukunft nicht nur von und über, sondern auch verstärkt für die Universität gemacht werden soll. Außerdem klang an, dass die Forschung einen nicht mehr ganz so großen Anteil der Zeitschrift füllen und es stattdessen mehr Texte über das Campusgeschehen und Menschen geben sollte, beispielsweise in Form von Porträts ehemaliger Studenten mit interessanten Lebensläufen. Wenig überraschen mag angesichts der anstehenden inhaltlichen Änderungen, dass auch der Name zur Debatte steht. Deswegen führt das Präsidium zurzeit eine offene, campusweite Befragung durch, um allen die Gelegenheit zu geben, sich über einen neuen Titel Gedanken zu machen. Bis zum 31. Januar können Vorschläge unter presse@uni-luebeck.de eingereicht werden.

Wir freuen uns darauf, bald wieder ein weiteres Presseorgan an der Uni begrüßen zu können, wie auch immer es heißen mag, und vielleicht klappt es ja diesmal auch mit der kritischen, unabhängigen Berichterstattung!

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Zwei Videos über die Uni Lübeck https://www.studentenpack.de/index.php/2017/01/2-videos-ueber-die-uni-luebeck/ https://www.studentenpack.de/index.php/2017/01/2-videos-ueber-die-uni-luebeck/#comments Tue, 17 Jan 2017 19:05:11 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=260893 Der “Bildungskanal” der ARD, ARD-alpha, veröffentlicht gleich zwei Videos zur Uni Lübeck, das 9-Minuten lange Portrait findet sich lediglich in der Mediatek des Senders, ein viel kürzeres Video (keine gekürzte Version) findet sich auf Youtube.

Der Film ist Teil der Uni-Visitenkarten, einem Projekt des Bayrischen Rundfunks, bei dem bereits eine große Anzahl von Universitäten mit einem kurzen Film vorgestellt wurden. Die Informatiker unter den Lübecker Studierenden werden sich aber, wie so oft, fragen, wann ihr Studiengang erwähnt wird: Nicht.

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Eine tote Tante, bitte! https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/eine-tote-tante-bitte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2016/12/eine-tote-tante-bitte/#respond Mon, 12 Dec 2016 07:00:36 +0000 http://www.studentenpack.de/?p=252327 Zu den wichtigsten Pflichtterminen im Wintersemester gehört der regelmäßige und ausgiebige Weihnachtsmarktbesuch. Da Aufwärmen bekanntlich auch von innen geht, bietet sich neben Glühwein oder Schoko-Minttu auch ein Getränk mit dem melodischen Namen Lumumba (Kakao mit Rum) an. Dieser Name ist nicht etwa reine Fantasie oder der Möglichkeit geschuldet, auch nach mehreren Tassen immer noch unfallfrei „Lumumba“ sagen zu können, sondern vielmehr der Kampfname des kongolesischen Revolutionärs Patrice Lumumba, der vor 56 Jahren die heutige Demokratische Republik Kongo zur Unabhängigkeit von Belgien führte und deren erster Ministerpräsident wurde, nach einem Jahr aber in einer CIA-gestützten Militärmeuterei ermordet wurde. Doch dieser Tage verbinden wir mit seinem Namen nicht den langen Kampf Afrikas mit dem Kolonialismus: Wer Lumumba hört, denkt an Kakao und Rum. Warum heißt ein Weihnachtsmarkt-Getränk nach einem afrikanischen Freiheitskämpfer? Waren alle Piraten-Wortwitze bereits vergeben? Das Internet kennt keine zufriedenstellende Antwort, man darf befürchten, der Grund sind der Kakao und ein bitterer Schuss Rassismus. Schließlich datiert der Begriff in Belgien, wo der Freiheitskämpfer verhasst war, bis in die Regierungszeit Lumumbas zurück und dürfte auch aufgrund der farblichen Assoziation bestenfalls spöttisch gemeint sein.

Lumumba wäre also mal reif für eine Umbenennung. Im Gegensatz zum Mönkhof Karree, dem Einkaufzentrum im Hochschulstadtteil. Das heißt jetzt nämlich „Campus Lübeck“. Verwechslungsgefahr ist dabei natürlich beinahe ausgeschlossen. Vielleicht wächst aber der eigentliche Lübecker Campus bald bis dorthin, dann wäre es zumindest teilweise richtig.

Erfreulich hingegen ist, dass im medizinischen Vokabular Eponyme mit Bezug zum Nationalsozialismus wie die Wegener-Granulomatose oder das Reiter-Syndrom zunehmend durch andere Begriffe ersetzt werden.

“Der Name ist ein Stück des Seins und der Seele”, lässt Thomas Mann den Schridaman in “Die vertauschten Köpfe” sagen. Aber vielleicht ist das Unsinn. Vielleicht ist der gute Name wirklich ein hohes Kleinod, wie Friedrich Schiller meinte. Ein Kleinod, das neben einer Beschreibung auch eine Intention widerspiegelt. Nicht hoffen möchte man das natürlich bei dem in Friesland gebräuchlichen Namen für das Kakaogetränk mit Rum – es wird dort als „Tote Tante“ bezeichnet. Das zumindest dürfte an der Glühweinbude für ein paar einfache Wortwitze sorgen.

Patrice Lumumba kann sich – wie auch Friedrich Schiller, Thomas Mann und jede tote Tante dieser Welt – nicht mehr wehren. Es ist also an allen Übrigen, ihre Namen so zu verwenden, dass es erstens passt, zweitens aber auch dem Benannten wie dem Namensträger gleichermaßen gerecht wird. Das erfordert, dass oftmals ernsthafte Diskussionen über Namen und deren Beibehaltung oder Umbenennung erfolgen müssen. Diskussionen, die man zum Beispiel mit dem Glühweinverkäufer führen kann, wenn man Kakao mit Rum bestellt.

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