Armin Mir Mohi Sefat – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Fri, 08 Mar 2013 22:11:52 +0000 de-DE hourly 1 Halsabschneider https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/halsabschneider/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/07/halsabschneider/#respond Sun, 10 Jul 2011 22:01:23 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1930 Einen Monat ist es jetzt schon her, seitdem sich Benedikt in meiner Wohnung verwohnt hat.

Verwohnt?

Ja, das kommt von dem Verb „verwohnen“. Das ist wie sich verfahren oder verlaufen, nur in diesen Fällen versuchen die meisten Menschen zurückzufinden. Bei Benedikt kann ich solch ein Verhalten nicht wirklich erkennen. Er ist aus seiner alten Wohnung rausgeflogen und hat sich ungefragt bei mir häuslich eingerichtet. Ohne Anstalten zu machen, je wieder auszuziehen, Miete zu zahlen oder wenigstens den Müll runterzubringen.

Ich meine, er versucht schon was zu finden. Es ist aber mehr die Suche nach sich selbst als die Suche nach einer neuen Wohnung.

Ich hätte gar nicht gedacht, dass ihn der Rausschmiss aus seiner alten Wohnung so mitnimmt, aber jeden Morgen sitzt er stumm am Frühstückstisch und starrt mit glasigen Augen mein Star Trek-Poster an der Wand an.

Ich wage eine Annäherung.

„Du findest bestimmt keine neue Wohnung auf der Enterprise, oder?“

„Stell dir diese Freiheit vor. Grenzenlose Weiten. Unterwegs im All, auf der Suche nach neuen Lebensformen. Sich ohne Zwänge treiben lassen….“

Ich muss unterbrechen.

„Junge, ich glaube, du brauchst einfach mal neue Aufgaben, an denen du wachsen kannst.“

Kurzerhand greife ich einen Zettel, krame den Edding aus meiner Küchenschublade und schreibe auf den Zettel in Druckbuchstaben:

„ARBEITSLISTE BENEDIKT“

1. Miete zahlen

2. Aufräumen

3. Müll runterbringen

4. Wohnung suchen

Reiche ihm die Liste.

Er guckt skeptisch, dann ungläubig, dann wütend.

„Wie um Himmels willen soll ich denn eine Wohnung finden? Der Wohnungsmarkt ist angespannt und wenn man eine ansatzweise adäquate Wohnung findet, welche noch bezahlbar zu sein scheint, dann ist sie eben NICHT bezahlbar. Diese rückgratlosen Maklerhaie, die in ihren geschniegelten Anzügen und gelackten Schuhen die Hand aufhalten, die sind es, die mich so wahnsinnig machen.“

Da hat er natürlich Recht. Ich habe immer noch nicht verstanden, warum ein Makler, den ich nicht persönlich engagiere, von mir Geld verlangt für eine Wohnung, die ich mir selber rausgesucht habe. 1400 Euro für einmal Tür aufschließen und sagen: „Hier, das ist das Objekt, die Küche kostet 600 Euro extra, aber Sie müssen sie nehmen, der Teppichboden muss drinbleiben und außerdem interessieren sich noch 58 andere Klienten für diese Wohnung.“ Dankeschön!

Diese Halsabschneiderei kann einen durchaus in den Wahnsinn treiben. Ich kann schon verstehen, warum Benedikt so unmotiviert ist.

Da habe ich eine Idee: Das Maklerwesen kann ja gar nicht so schwierig sein.

Nehme mir die „Arbeitsliste Benedikt“ und ergänze folgende Punkte.

5. Geschniegelten Anzug kaufen

6. Gelackte Schuhe kaufen

7. Makleragentur gründen

Gebe ihm die Liste zurück.

Ein zufriedenes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit.

„Das ist eine ganz hervorragende Idee. Was die können, das schaffe ich wohl im Handumdrehen.“ Voller Elan schwingt er sich vom Frühstückstisch, zieht sich an und macht sich auf den Weg in die Stadt. Er braucht jetzt unbedingt eine Zeitung, einen Terminplaner und einen neuen Anzug. Als er vom Einkaufen zurückkommt, verspricht er mir, von seiner ersten Provision den Makler für seine eigene Wohnung zu bezahlen.

Über Miete zahlen, aufräumen oder Müll runterbringen hat er leider immer noch kein Wort verloren.

Aber ich freue mich, ihn etwas aus seiner Lethargie herausgerissen zu haben. Geben ist immer noch seliger denn Nehmen!

 

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Total verwohnt https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/total-verwohnt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/06/total-verwohnt/#respond Mon, 13 Jun 2011 05:00:37 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1262 Ich hab ‘nen neuen Mitbewohner. Nicht, dass ich mich darum bemüht hätte, mir die Miete über den Kopf gestiegen wäre oder ich mich einsam gefühlt hätte. Ich bin nicht mal der Typ, der gerne in einer WG wohnt, aber es ist dennoch passiert. Aber fangen wir mal von vorne an.

Vor drei Wochen klopft es an meine Tür. Ich schlurfe hin, ärgere mich darüber, dass mal wieder jemand unten die Tür offen gelassen hat, ärgere mich nochmal, weil meine Türklinke kaputt ist, und öffne dann total verärgert die Tür. Benedikt kommt ungefragt rein, geht ins Büro/Ankleidezimmer/Fitnessraum/Abstellkammer und setzt sich an den Schreibtisch.

Da sitzt er dann und sagt…. kein…. Wort.

Ich schau ihn an, er schaut mich an.

Frag’ mich, was in ihm wohl vorgeht. Warum sagt er nix? Da fällt mir auf, dass ich auch nix sage, aber das ist ja schließlich meine Wohnung. Kann hier sagen oder schweigen so viel ich will. Und mir ist eben nach schweigen. Mir ist aber auch nach Bier. Stehe also auf, gehe in die Küche, mache zwei Bier auf, bin ja schließlich ein guter Gastgeber, gehe zu Benedikt und reiche ihm ein Kühlgetränk. In den nächsten 45 Minuten werden wir zu richtigen Profis im Schweigen. Sitzen also in meiner Wohnung, trinken Bier und schweigen. Hab schon Schlimmeres erlebt. Aber ich will schon wissen, was los ist, und fange mal an mit einem „NA?!“. Meine Worte zerschneiden die Luft. Es klingt fast so wie die ersten Laute der Menschheit, Fremd, interessant und ausbaufähig. Nach weiteren 10 Minuten rückt Bendikt mit einem „JA!“ raus.

Aber was dann folgt, überrascht mich dann doch. „Sie hat mich rausgeschmissen“. Ich bin verwundert. Ich wusste bis eben nicht, dass Benedikt eine Freundin hat, geschweige denn, mit jemandem zusammen wohnt. Das Fragezeichen auf meiner Stirn veranlasst Benedikt dazu, weiter zu reden. „Meine Vermieterin“. Dann erzählt er mir, dass ihm wegen einer Kleinigkeit fristlos gekündigt worden sei. Meines Erachtens ist es zwar keine Kleinigkeit, wenn man versucht, aus Kohle, Alufolie, einem Schraubstock und einer Mikrowelle einen Diamanten herzustellen, und dabei die Stromversorgung des Hauses zusammenbricht und die Küche in Flammen aufgeht. Aber das ist Ansichtssache.

Dann kommt DIE Frage: „Benutzt du dieses Zimmer eigentlich häufig?“.

„JA, wieso?“

„Muss ja irgendwo unterkommen!“

„JA, wieso?“

„Deine Wohnung ist doch recht groß, oder?“

„JA, wieso?“

Das ganze geht noch 30 Minuten so weiter. Dann geht Benedikt kurz vor die Tür. Kommt mit seinem halben Hausrat zurück, der Rest ist wohl verbrannt oder unbrauchbar (glücklicherweise auch die Mikrowelle) und besiedelt mein Büro/Ankleidezimmer/Fitnessraum/Abstellkammer. Seitdem habe ich einen Mitbewohner. Das ganze ist natürlich eine recht verwohnte Angelegenheit. Aber ich komme schon zurecht. Was sollte ich auch machen. Bin durchaus gespannt wie sich diese Situation weiterentwickelt. Eins ist aber klar: Ohne Büro/Ankleidezimmer/Fitnessraum/Abstellkammer kann ich eben viel weniger für die Uni machen und das mit den Sit-Ups wird auch ganz schwer.

 

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Er ruft wieder https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/er-ruft-wieder/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/04/er-ruft-wieder/#respond Mon, 11 Apr 2011 06:00:21 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=105582 Ja, der Frühling. Das ist schon eine schöne Sache. Die Temperaturen steigen, die Tage werden länger, die Röcke kürzer und das Leben irgendwie ausgelassener.

Mit genau dieser Stimmung der Ausgelassenheit sitze ich so am Kanal und versuche, dieses Gefühl irgendwie zu konservieren, festzuhalten und für den nächsten Winter abzuspeichern. Doch so richtig kann ich mich nicht konzentrieren, denn im Minutentakt werde ich vom Schnauben der kurz vor dem Kollaps befindlichen Jogger gestört. Mit hochrotem Kopf, schweißnass und mit verzweifeltem Blick ziehen die Massen an mir vorbei. Die meisten versuchen zudem noch, den wild in ihrem Ohr pochenden Puls durch noch lautere Musik zu übertönen. Man fühlt sich fast wie im Hüx. Von den Foo Fighters über Katy Perry bis hin zu Roxette, alles dabei. Geschmack ist eben Bandbreite.

Während ich hier so sitze, frage ich mich, was die Leute denn so antreibt. Ist es nur das Wetter? Ist es ein Ur-Instinkt sich bei den ersten Sonnenstrahlen bis zur völligen Erschöpfung zu verausgaben? Oder ist der Mythos der Schwimmbadfigur die Triebfeder des ganzen Wahnsinns?

Ich denke kurz darüber nach, das Tierreich zu beobachten, um die Ur-Instinkt Idee zu überprüfen, merke aber schnell, dass ich mich auch sonst nicht für das Tierreich interessiere und somit keine Ahnung habe, ob da jetzt mehr los ist als sonst. Schreibe mir aber sicherheitshalber eine Notiz auf das Kaugummipapier in meiner Hosentasche, die mich daran erinnern soll, im laufenden Jahr mehr auf die Tiere zu achten, um vielleicht nächstes Jahr diese Theorie zu überprüfen.

Ich stecke grade das Papier zurück in meine Hosentasche, als ich Benedikt entdecke. Federnd, rhythmisch, schnell und dynamisch….. alles Worte, die im Moment in keinster Weise auf ihn zutreffen. Er schwingt sich mit letzter Kraft neben mich auf die Bank.

Dann zeigt er mir stolz seine neusten Trainingsutensilien: Pulsuhr, Laufschuhe, Schweißband, iPod, Tragegurt und wasserdichte Kopfhörer. Alles von TCM im Set für 49,99€ und einen Energiebar gab es noch dazu. Ich bin beeindruckt.

Benedikt erklärt mir, dass es ihn einfach zufriedener mache, seinen Körper bei diesem herrlichen Wetter zu schinden, um danach völlig ausgelassen und entspannt aus der Dusche zu kommen und ein Bierchen zu trinken. Dann sei er richtig glücklich.

Ausgelassenheit und Entspannung sind mir persönlich ja schon wichtig. Und ein Bierchen ist eigentlich auch immer gut.

Am nächsten Tag beschließe ich kurzerhand, meine alten Fußballschuhe aus dem Schrank zu kramen, um bei frühlingshaften Temperaturen und schönstem Sonnenschein ein bisschen zu kicken. Ich treffe am Bolzplatz eine Horde Jungs, die allesamt älter aussehen, als sie eigentlich sind. Liebevoll nennen die mich Opa und siezen mich, aber das stört mich erst mal nicht. Nach 20 Minuten bin ich schon zwei mal umgeknickt und habe Schnappatmung, aber meine Gedanken sind stets bei dem kühlen Bierchen. Und dann passiert es. Ich will sprinten, spüre einen Ruck im Oberschenkel und schlagartig schießt mir der Schmerz ins Bein: MUSKELFASERRISS! Na toll.

Ich fahre nach Hause, humpele unter die Dusche, bin völlig verspannt und spüle die Schmerztablette mit einem halben Liter Isostar runter. Setze mich danach auf das Sofa und bin so gar nicht ausgelassen.

Und das Bier, das ich mir ins Kühlfach gelegt hatte, um es eiskalt zu genießen, ist zudem noch geplatzt.

Aber morgen soll es endlich wieder regnen, da kann ich ganz ausgelassen auf dem Sofa liegen und fernsehen, das wird ein Spaß!

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Völlig vernetzt https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/vollig-vernetzt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2011/01/vollig-vernetzt/#respond Mon, 17 Jan 2011 07:00:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=106046 Es ist ja schon verrückt. Wenn man sich vorstellt auf wie viele verschiedene Arten man mittlerweile mit seinen „Freunden“ in Kontakt treten, sich vernetzen und sozial integrieren kann. Durch ein soziales Netzwerk kann der Mensch zwei seiner tiefsten Bedürfnisse nachgehen, er kann spielend einfach Teil eines Ganzen werden, dazu gehören, immer dabei sein und zusätzlich seine Neugier befriedigen sowie immer neue Dinge entdecken! Dafür muss er nicht mal mehr seine Wohnung verlassen.

Während ich hier an meinem Rechner sitze, kann ich mit Freunden chatten, mich über die Lieblingsbücher meiner ehemaligen Klassenlehrerin informieren und mir ansehen auf  welchen Partys sich mein Nachbar am Wochenende herumgetrieben hat. Mir stehen mehr Informationen zur Verfügung als jemals zuvor in meinem Leben! Bei den sozialen Netzwerken hört es ja nicht auf.

Gestern bin mit Hilfe von Google Streetview durch die halbe Welt gereist. Von Hamburg nach München, dann Paris, Barcelona, San Diego…. einfach faszinierend. Ohne nur einen Schritt in den Schnee raus gehen zu müssen. Denn im Internet gibt es kein Schneechaos, keine Erdbeben und keine Hochwasserkatastrophen. Es könnte höchstens passieren, dass ich meinen Kaffee über der Tastatur verschütte, das wäre schon eine Art Hochwasserkatastrophe.

Apropos Katastrophe! Letzte Woche hat Benedikt bei dem Versuch ein Spiel aus dem Internet zu Laden seinen Rechner mit einem netten kleinen Virus infiziert. Der Rechner muss jetzt erstmal für eine Woche auf die Intensivstation bei Bernies PC-Studio. Dann ist ihm auch noch sein iPhone runter gefallen, sodass er sich völlig sozial isoliert hat. Aber ihm ist immerhin sein Fernseher geblieben. Durch den Videotext oder wie er so schön sagt sagt dem „Internet für Arme“ kann er wenigstens informativ auf dem Laufenden bleiben. Doch um seine Freunde zu kontaktieren sieht er sich jetzt wirklich gezwungen mal vor die Tür zu treten. Was für mich bedeutet, dass er fast jeden Tag bei mir auf der Matte steht, denn zu Hause fühlt er sich so Allein. Außerdem muss er ja e-Mails checken und den Reparaturstatus seines Computers stündlich überprüfen. Dafür hat er sich extra die Bernies PC-Studio App auf meinen Rechner geladen. Es scheint mir fast so, als ob selbst diese multimediale Vollkatastrophe unseren Benedikt nicht davon abhalten kann sich weiterhin im Spinnennetz des World-Wide-Web zu verheddern. Wenn man unbedingt will, dann kommt man an seinen Stoff, so wie bei jeder Droge!

Ich würde nicht sagen, dass ich schon völlig abhängig bin, doch versuche ich am Puls der Zeit zu bleiben, auch wenn mich diese Datenflut ehrlich gesagt ziemlich überfordert. Ich denke oft darüber nach, wann der Zeitpunkt sein wird, an dem mich der technische Fortschritt überholt.

Für die meisten unserer Großeltern war es die Erfindung des Computers, für deren Großeltern die des Telefons und für MICH? Wann werde ich vor einem technischen Gerät sitzen wie meine Mutter vor einer Playstation 3. Einerseits hilflos, andererseits fasziniert drückt sie auf der Kreis-, Dreieck- oder Quadrattaste rum ohne wirklich zu verstehen was da vor sich geht! Aber immerhin versucht sie sich an der Herausforderung.
Deshalb möchte ich nicht aufgeben, denn ich will ja schließlich auch dazu gehören, Teil eines Ganzen sein und so…

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Ein Lichtlein brennt https://www.studentenpack.de/index.php/2010/12/ein-lichtlein-brennt/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/12/ein-lichtlein-brennt/#respond Mon, 06 Dec 2010 09:00:08 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=107741 Es ist wieder soweit. Advent, Schnee, Lebkuchen, Spekulatius, Lichter und natürlich WEIHNACHTSMARKT!

Welch ein herrlicher Ort. Hier in Lübeck versuchen sich allabendlich gefühlte 38000 Menschen auf dem Rathausplatz die Kälte aus den Knochen zu vertreiben und das geht wohl am besten mit Feuerzangenbowle, Glühwein und Glögg. Geld spielt dabei natürlich keine Rolle, denn schließlich ist ja nur einmal im Jahr Weihnachtsmarkt. Da wird gebechert, gegessen und gequatscht was das Zeug hält.

Eigentlich bin ich in den letzten Jahren nie so richtig in Weihnachtsstimmung gewesen. Doch dieses Jahr ist es irgendwie anders. Ich habe sogar schon überlegt meine Wohnung weihnachtlich zu gestalten. Lichterketten, Tannenzweige, Eissterne im Fenster, eben das volle Programm. Erklären kann ich mir das nicht. Fühlte ich mich in den letzten Jahren noch gestresst und unbehaglich in den Wochen vor Weihnachten, macht sich dieses Jahr Behaglichkeit und Vorfreude breit.

Ich werde jetzt bestimmt nicht anfangen Weihnachtslieder auswendig zu lernen oder mir einen Plastiktannenbaum in die Wohnung zu stellen, doch lasse ich mich dieses Jahr mal auf diesen ganzen Vorweihnachtswahnsinn ein. Ich freue mich schon auf Plätzchen backen, Adventskränze, Schneemänner, Schlittschuh laufen und alte Filmklassiker auf den Dritten.

Benedikt konnte ich auch schon motivieren. Er war genau wie ich immer angenervt zu dieser Zeit, doch ich habe ihn aufgefordert, sich einfach mal drauf einzulassen. Es kann wirklich Spaß machen!

So ist es nicht verwunderlich, dass ich den bisher unerträglichen Weihnachtsmarkt dieses Jahr für mich entdeckt habe. Feuerzangenbowle ist für mich zu einer Art Lebenselixier geworden. Fast jeden Tag quetsche ich mich mit Benedikt durch die Menschenmassen, an den Stand, an dem der größte Andrang herrscht um mir ein viel zu teures Heißgetränk zu bestellen. Doch schon der erste Schluck ist es wert. Wärme macht sich breit, steigt in den Kopf und nach und nach wird es immer schöner. Tiefenentspannt genieße ich die Atmosphäre, die Gespräche und die hellen Lichter. Und mit jeder neuen Feuerzangenbowle gehen auch bei mir immer mehr Lichter an. Die Kälte weicht aus meinem Körper, genau wie die meisten Gedanken aus meinem Kopf und ich bin einfach nur glücklich!

Um neun ist dann auch schon Zapfenstreich, ich gehe nach Hause, schlafe den Rausch aus um am nächsten Tag wieder ganz frisch und entspannt… auf den Weihnachtsmarkt gehen zu können!

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Umweltschutz ist Heimatliebe https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/umweltschutz-ist-heimatliebe/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/11/umweltschutz-ist-heimatliebe/#respond Mon, 01 Nov 2010 08:00:11 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108200 Es ist doch schön! Hier in Deutschland hat man in puncto Energieversorgung die freie Wahl. Also natürlich nur, wenn man Funktionär einer der vier großen Energiekonzerne ist. Man kann sich förmlich aussuchen, auf welche Weise man die Regierung, die Opposition und die Bevölkerung hinters Licht führen möchte. Gefördert wird in erster Linie das, was den größten Profit abwirft.

So ist es nicht verwunderlich, dass man hier in Deutschland die Atomkraftwerke so lange am Netz lassen will, bis der letzte Atomkern gespalten worden ist.

Aber nicht mit mir. Denn ich habe ja INTERNET und so werde ich es den miesen Energiekonzernen heimzahlen.

Gesagt, getan! Ich will mir im Internet meinen persönlichen Blumenstrauß an Ökostrom zusammenstellen und endlich mit gutem Gewissen ins Bett gehen, ruhig schlafen und von sauberer Energie träumen.

Ich muss euch sagen, es ist sogar noch einfacher als ich dachte. Binnen zwei Minuten bin ich auf der richtigen Website, kann mir den frischen Duft des Ökostroms um die Nase wehen lassen und obendrein noch 65,52 Euro im Jahr sparen! Ich will gerade die Formalitäten erledigen, als es an der Tür klopft.

Na, wer wird das wohl sein. Ich öffne die Tür und Benedikt kommt mir entgegen! Aber ich bin gut drauf, ein neuer Lebensabschnitt liegt vor mir. Ich gegen die Großkonzerne, das muss gefeiert werden.

Ich erzähle Benedikt meinen meisterlichen Plan, doch seine Miene bleibt versteinert. Ich bin etwas ratlos, denn Umweltschutz ist immerhin Heimatliebe!

Benedikt kann dieser Einstellung überhaupt nichts abgewinnen. Er unterbreitet mir seine etwas verwirrende Theorie, die er im Internet
gelesen und die sein Leben verändert hat. Den Anbieter zu wechseln würde nichts bringen, da die sich nur gegenseitig die Kunden zuschieben. Wenn ich Ökostrom will, dann bekäme jemand anderes eben ohne es zu wissen mehr Atomstrom!

Es müsse doch bedacht werden, dass die Atomkraftwerke noch gute 32 Jahre am Netz bleiben.

Dagegen könne man seiner Meinung nach ohnehin nichts mehr ändern. Der Strom sei somit schon da. Der müsse weg! Das einzige was uns bliebe, wäre diesen Strom so schnell wie möglich aufzubrauchen. Deshalb habe er zu einem Anbieter gewechselt, der ausschließlich Atomstrom anbietet. Obendrein habe er sich den alten Kühlschrank seiner Eltern in die Küche gestellt, und sich einen 32-jahres-Vorrat an 100 Watt Glühbirnen zugelegt, die Tag und Nacht laufen. Er würde die Atomlobby mit ihren eigenen Waffen schlagen. Erst wenn wir die fossilen Rohstoffe aufgebraucht haben, wird der Weg frei sein für die alternativen Energieformen. Das sei Heimatliebe! Und das lasse er sich eine ganze Stange Geld kosten.

Er will mir noch vorrechnen, wie viele Menschen es braucht um die Atomindustrie auf diese Weise in den nächsten zehn Jahren in die Knie zu zwingen, doch das ist mir zu viel.

Ich bin deprimiert, schicke ihn nach Hause und sitze vor meinem Laptop. Unfassbar wie weit es schon gekommen ist. Selbst Benedikt ist den Lobbyisten auf den Leim gegangen. Ich fühle mich plötzlich so leer und mein Kampf erscheint mir sinnlos.

Ich schalte den Laptop aus, ziehe Fernseher und DVD-Player aus der Steckdose, gehe raus auf die Straße, kremple mir den Kragen hoch und kaufe mir einen „ATOMKRAFT-NEIN DANKE!“-Sticker!

Irgendwo muss man ja anfangen!

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Oh Harry https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/oh-harry/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/06/oh-harry/#respond Mon, 07 Jun 2010 08:00:40 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108327 Mach wie du meinst, und fühl dich frei
Sauftour’n mit den Buren, Prasserei
Ey alles cool, mach wie du willst
Geh betrügen und lügen in der BILD
Ey glaub dem Nonnemacher! Druck Geld
Schließ die Uni, das ist was dir gefällt
Geh los und verkauf dein Land Mann
Sieh es sterben und schau weg Mann

Oh Harry! Aber hast du kein Gewissen
Oh Harry! Ja, dann kannst du dich verpissen!
Oh Harry! Ist dein Bundesland noch so pleite
Oh Harry! Es gibt keinen Grund für so ne Scheiße…

… einen dank an Jan Delay für diese Steilvorlage!

Leute, Leute! Da machste nen Streifen mit. Es kommt einem fast schon so vor, als gäbe es kein anderes Thema mehr an der Uni… zu Recht. Also ganz im Ernst, ich bin auch schon ziemlich emotional.

In den letzten Jahren habe ich schon die eine oder andere Entscheidung gegen Lübeck mitbekommen. Es hat schon was von einem permanentem Psychoterror, der uns Lübecker mehr und mehr zermürben soll. Doch ich hoffe, wir bleiben standhaft.

Gestern hat mir Benedikt den neusten Plan unseres Oberbauern offenbart. Zurück zum Schwellenland…*Pardon* Flächenland!

Jeder Haushalt bekommt von Harry persönlich einen Trecker vor die Tür gefahren und Kubicki bringt noch zehn Schweine vorbei. Mit über 700.000 Bauernhöfen sind wir dann gewappnet, unseren Kindern eine ertragreiche Zukunft zu ermöglichen. Kiel bleibt von dem Plan natürlich verschont. Dort wird der Flughafen ausgebaut, ein neues Fußballstadion gebaut, eine Transrapidstrecke nach Laboe eingerichtet und der Landtag vergoldet.

Benedikt vergleicht Kiel gerne mit der hässlichen Tochter eines Multimilliardärs. Egal was man sich einfallen lässt und wie viel man reinsteckt, attraktiver wird sie einfach nicht…

Und was bedeutet das ganze jetzt für mich?!

Auswandern… das hatte ich ja schon zu Beginn der Legislaturperiode vor. Doch Benedikt sagte mir damals noch (Zitat) „…man sollte Politik ja nicht an Personalien, sondern an Inhalten messen.“ Gut…. Jetzt haben wir die „Inhalte“ und dann kann ich doch beruhigt auswandern, oder?! Vielleicht nicht gleich nach Kalifornien aber zunächst nach Hamburg. Oder Süddeutschland? Ich denke Harrys Masterplan wird Lübeck und die gesamte Region austrocknen.

Was hält uns denn noch hier?! Der Strand? Für den müssen wir in Mecklenburg-Vorpommern wenigstens keine Gebühr bezahlen! Aber das kommt eben dabei raus, wenn man Bauern wählt. Und in zehn Jahren werden uns die Lübecker Kinder mit großen Augen anschauen und fragen:

Wo fing das an, was ist passiert.
Habt ihr denn nicht für uns rebelliert?
Was hat uns bloß, was hat uns bloß,
Was hat uns bloß so ruiniert?

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In der gelben Aschewolke https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/in-der-gelben-aschewolke/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/05/in-der-gelben-aschewolke/#respond Mon, 03 May 2010 08:00:31 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=108739 In der FDP dachte man wohl, man könne die wiederholte Diskussion über die Privatisierung der Uniklinik elegant unter den Aschewolken des Eyjafjallajökull (ˈɛɪjaˌfjatlaˌjoekʏtl) an uns vorbeischleusen. Doch die haben nicht mit dem hochinvestigativen Journalismus der Lübecker Nachrichten gerechnet.

Wolfgang Kubicki, seines Zeichens FDP Fraktionschef in der schleswig-holsteinischen Landesregierung bestätigt im LN-Interview, dass er und seine Freunde aus der Haushaltsstrukturkommission mal soeben entschieden haben, die Klinik bis 2015 zu verschachern. Da wird man ‘ne Menge mit sparen und privatisierte Kliniken laufen ja sowieso immer viel besser als die anderen. Ach ja, was aus der universitären Ausbildung wird, das scheint den Herren ziemlich egal zu sein, schließlich sind die da um zu sparen und nicht um zu lehren. Wenn der neue Investor nix mit den Professoren und Studenten anfangen kann, dann wird die Uni eben zugemacht, basta!

Das verwundert mich. Ich habe doch noch die Worte von unserem Gesundheitsminister in den Ohren. Der aufstrebende Stern am FDP-Himmel, der immer freundlich in die Kamera lächelt und vergeblich versucht hat, die Pharmalobby in Angst und Schrecken zu versetzen, hat letztens noch verkünden lassen: „Deutschland hat zu wenige Ärzte.“ Er forderte mehr Ausbildungsplätze für Medizinstudierende. Und da kommt irgendeine Haushaltsstrukturkommission und will mal eben 3500 Studienplätze streichen?! Ich denke mir, vielleicht liest der Herr Rösler ja nicht jeden Tag die LN. Wenn ich so darüber nachdenke, ist das sogar sehr wahrscheinlich. Also schnappe ich mir eine Ausgabe und spurte zum Bahnhof.

Als ich in Hamburg ankomme wird mir die Präsenz der Aschewolke wieder bewusst. Der Bahnhof scheint aus allen Nähten zu platzen. Der Ausfall der bemannten Luftfahrt scheint die Bahn an ihre Grenzen zu treiben – aber egal, ich habe eine Mission. Ich kämpfe mich die Treppen runter, lasse den ein oder anderen Touristen meine Ellenbogen spüren und schaffe es in den ICE reingedrückt zu werden. Mit Tempo 300 geht es nach Berlin – hab ich gedacht.

Leider war der Zug in umgekehrter Wagenreihung eingefahren. Da dies anscheinend keiner gemerkt hat, gibt es jetzt eine Völkerwanderung quer durch den Zug. Das wird dem Schaffner zu bunt. Kurzerhand lässt er den ICE anhalten und an irgendeinem Regionalbahnhof, an dem der weiße Blitz sonst durchrasen würde, wirft er uns raus. Alle müssen sich ihren Wagon suchen und wieder einsteigen. Ohne diesen Schaffner hätte der ein oder andere wohl erst in Berlin seinen Sitzplatz erreicht. Aber ich bin auf Kurs.

In Berlin angekommen muss ich erstmal nachfragen, ob ich wirklich am Hauptbahnhof bin. In gebrochenem Englisch überzeugt mich der Schaffner, dass dies hier kein Einkaufszentrum ist, sonder wirklich ein Bahnhof. Ich bin begeistert! Englisch redet hier anscheinend jeder mit jedem, denn man weiß ja nie, ob man es mit einem Touristen zu tun hat. Das soll mir jetzt egal sein.

Im Bundesministerium für Gesundheit begrüßt mich Benedikt am Tresen. Was er hier mache? Natürlich ein Praktikum! Dr. Rösler sei übrigens gar nicht im Hause, der sei in Italien gefangen. Und Zug fahren könne man ihm wirklich nicht zutrauen. Da muss ich Benedikt Recht geben. Benedikt beruhigt mich aber: Er sagt mir, dass hier in Berlin auch ohne LN die Geschichte angekommen sei. Es gibt auch schon einen Interessenten. Spontan habe sich die Mövenpick Holding AG bei der FDP gemeldet und vorgeschlagen, dass man doch aus der Klinik ein schönes Hotel machen könne. Wenn es so weit kommt, hoffe ich wenigstens auf besseres Essen im Personalkasino.

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Wer hat noch nicht, wer will nochmal?! https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/wer-hat-noch-nicht-wer-will-nochmal/ https://www.studentenpack.de/index.php/2010/02/wer-hat-noch-nicht-wer-will-nochmal/#respond Sun, 31 Jan 2010 22:00:16 +0000 http://www.phibography.de/StudentenPACK/artikel/?p=80 So langsam ist das Semester vorbei und die fleißigsten unter uns haben sich schon den TOP Praktikumsplatz für die vorlesungsfreie Zeit organisiert. Das finde ich in jeder Hinsicht lobenswert und vorbildlich! Denn in unserer heutigen Zeit, in der die Arbeitgeber vom Staat gezwungen werden, ein Vermögen für Lohnnebenkosten abzudrücken, während sie kaum in der Lage sind, adäquate Boni auszuschütten, ist ein freiwilliges Praktikum ein Dienst für Deutschland. Wer gnadenlos überqualifiziert ist und dennoch unbezahlte Arbeit annimmt, der schafft die Grundlage für Wachstum und Beschleunigung in unserem Land!
Deshalb verwundert es kaum, dass die meisten, die einer solch edlen Verpflichtung nachgehen nur so vor Freude und Tatendrang strotzen. Penibel bereiten sie sich vor. Kochen literweise Kaffee, machen Kurzsprints zwischen Büro und Kantine, perfektionieren ihr Zehnfingerschreiben und telefonieren wie die Weltmeister. Wer will schon unvorbereitet in seine unbezahlte 60-Stunden-Woche gehen?!

Die eben genannten Fähigkeiten reichen aber bei weitem nicht aus um sich auf dem hart umkämpften Praktikantenmarkt durchzusetzen. Ohne ein Hochschulstudium mit Bestleistungen, drei Fremdsprachen flüssig in Wort und Schrift, einem abgeschlossenem EDV Kurs und einem hohen Maß an Engagement wird es schwer, sich durchzusetzen. Doch am wichtigsten sind… Vorpraktika. Wer sich bereits für den ein oder anderen
Lehnsherr erfolgreich abgeschuftet hat, bekommt schnell eine Empfehlung. Diese Bescheinigung ist mit Abstand das wertvollste was man sich während seines Praktikums erarbeiten kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann seinen Bewerbungsunterlagen noch ein paar hundert Euro beilegen, das bringt einem noch ein paar Extra-Punkte und auch wieder frisches Kapital auf die Finanzmärkte.

Ach, wie schön ist es dann, Praxiserfahrung zu sammeln. Schade ist lediglich, dass man sich mit diesen hart erarbeiteten Bescheinigungen (die übrigens ihr Gewicht in Gold wert sind) später auf Arbeitsstellen bewerben wird, die leider schon an besser qualifizierte Praktikanten vergeben
sein werden. Denn um dauerhaft im Geschäft bleiben zu können muss man in der Champions-League gespielt haben. Stichwort: Auslandspraktikum!

Wer bewiesen hat, dass er unter den übelsten Umständen, in den dunkelsten Winkeln der Erde gearbeitet hat und zudem noch das Kapital besitzt sich dies zu leisten, dem stehen alle Türen offen. Ja und was Benedikt angeht… dem habe ich die sagenhafte Möglichkeit eröffnet, ein dreimonatiges Praktikum in einem renommierten Betrieb zu absolvieren. In meinem! Er wird damit zu meinem Assistenten. Zu den Hauptaufgaben gehören Kaffee kochen, abwaschen, saugen, den Müll raus bringen und wenn er sich gut anstellt, dann darf er in der nächsten Ausgabe sich Gedanken über den Titel machen. Natürlich erhält er am Ende eine dieser Bescheinigungen, doch um mir den Stempel leisten zu können musste ich 25 Euro Bearbeitungsgebühr kassieren, das finde ich nur fair.

Wer also noch keinen Praktikumsplatz hat, der kann sich vertrauensvoll an mich wenden, denn wie ich gehört habe, sucht mein Assistent händeringend nach einem neuen Praktikanten!

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Alles Käse https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/alles-kase/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/12/alles-kase/#respond Sat, 05 Dec 2009 10:30:18 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1318 Freitag Abend 21:00 Uhr. Mein Kühlschrank ist mal wieder so leer wie eine Bundestagssitzung an einem Montagmorgen, mein Blutzuckerspiegel auf auf der Höhe des SPD-Wahlergebnisses und das Loch in meinem Magen so groß wie das Haushaltsdefizit. Was tun?

Ich brauch was zu essen und zwar schnell… und heiß… und schnell!!

Da der letzte Döner nicht der Meinung war, dass meine Speiseröhre eine Einbahnstraße ist, gebe ich mir einen Ruck und gehe mal richtig Einkaufen.
So um halb zehn ist man im REWE unter sich. Studenten wohin das Auge reicht, denn dieses System hat uns die Zeit geklaut.

Zielgerichtet steuere ich die Tiefkühltruhe an und hole mir eine Packung Tillman’s Toasties raus. Diese kleinen Minischnitzel für den Toaster sind genau das Richtige für mich.
Da vernehme ich eine mir wohl bekannte Stimme. Ich drehe mich um und sehe, dass Benedikt völlig außer sich, bei den Milchprodukten mit zwei Bechern JA-Sahne wie wild rumwedelt und eine Mitarbeiterin anpöbelt. So kenne ich ihn gar nicht. Ich versuche zu verstehen was da vor sich geht, verstehe aber nur ROTALGEN… ROTALGEN!!!

Plötzlich knallt er den Becher auf den Boden und ein kleiner See aus Sahne umspült binnen Sekunden die Wildlederschuhe der Mitarbeiterin. Die dreht einfach ab und macht sich auf den Weg ins Lager.

Eigentlich will ich es gar nicht wissen, aber meine Sensationslust treibt mich mal wieder an. Ich muss nicht mal nachfragen. Als Benedikt mich entdeckt, verstehe ich nur noch Rotalgen. Die seien in dieser Sahne drin und überhaupt sei das ganze Essen hier vergiftet.

Ich nehme den Becher genauer unter die Lupe und lese bei den Zutaten neben Milch noch den Zusatzstoff Carrageen. Benedikt erklärt mir, dieser Stoff sei ein Verdickungsmittel und mache die Sahne cremiger. Gewonnen werde das Zeug eben aus Rotalgen und DIE haben in seiner Sahne nichts zu suchen. Da muss ich ihm wohl recht geben und knalle auch den zweiten Becher Sahne auf den Boden. So stehen wir also im REWE, in einer Pfütze manipulierter Sahne und Benedikt erklärt mir die Welt.

Der Ursprung allen Übels sei ja die Margarine. Die Mutter des „functional foods“. Chemisch hergestellte Butter die angeblich viel gesünder sei und dazu noch so streichzart. Das schmiere man sich Morgen für Morgen auf sein Brot. Dazu noch Darmbakterien von Actimel und Fruchtjoghurt aus Fabriken, die niemals Früchte geliefert bekommen. Das Schlimmste sei aber der Käse. Meistens nur noch eine Masse aus Fett, Emulgatoren, Aroma- und Farbstoffen, in einem Labor angemischt und in Form gepresst. Dieser „Käse“ sei dann auf der TK-Pizza. Ganz dreiste Firmen mischen diesen sogar mit ihrem „echten“ Käse. Spätestens wenn man auf der Käsepackung als Zutat „Käse“ liest, sollte man stutzig werden.

Ich schaue mir so meine Toasties an und muss der Firma zu Gute halten, dass in der Werbung schon darauf hingewiesen wird: „Don’t call it Schnitzel“! Eine Warnung?

Benedikt verzichtet auf alle Fälle so gut es geht auf diese ganze Manipulation. Was seine Oma nicht schon als Lebensmittel anerkannt habe, das komme auch nicht in seinen Magen. Und diese ganzen Fitness-Produkte könne man genauso in die Tonne kloppen wie meine Toasties.

Wie dem auch sei, ich bleibe bei meiner Entscheidung. Irgendwo in diesen Minischnitzeln wird schon Fleisch versteckt sein. Hauptsache ich bekomme schnell was zu futtern!
Benedikt kauft einen halben Bio-Bauernhof ein und schlendert mit mir zur Kasse. Ein wenig witzig finde ich es ja schon, als die Kassiererin mit einem süffisanten Lächeln bei Bendikt 99,-€ für ein Paar ruinierte Wildlederschuhe mit abrechnet. Aber der Sahne haben wir es gegeben!

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Da fehlen einem die Worte https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/da-fehlen-einem-die-worte/ https://www.studentenpack.de/index.php/2009/11/da-fehlen-einem-die-worte/#respond Thu, 05 Nov 2009 10:29:03 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=1316 Auswandern! Das ist eigentlich eine ganz gute Idee.

Wohin?

Da fallen mir spontan einige Orte ein, an denen es sich recht gut leben lässt. Paris zum Beispiel… zu viel Menschen. Island… zu wenige Menschen und zu kalt. Kalifornien… leider in den USA und obendrein pleite.

Es wird sich schon was finden auf unseren kleinen Welt. Ich will einfach nur irgendwo hin, wo ich sicher bin. Sicher vor Guido und seinen Brüdern!

Unser kleiner gelber Populist hat mir in den letzten Wochen ganz schöne Kopfschmerzen beschert. Dabei will er doch nur das Beste. Zugegebenermaßen für sich und seinesgleichen, aber wer will das nicht. Ist doch völlig legitim. Wenn jeder an sich selber denkt ist doch an jeden gedacht. Er verspricht uns einen politischen Neuanfang… ich freu mich drauf.

Alles neu! Steuern runter, Schulden hoch, Kündigungsschutz weg… toll! Die globale Erderwärmung wird einfach mit sozialer Kälte bekämpft, gelungene gelbe Umweltpolitik!

Also ab ins nächste Reisebüro. Vier Wochen Koalitionsverhandlungen und ich bin reif für vier Jahre Urlaub. Den Urlaub nehm ich mir natürlich auf Pump, soviel habe ich schon von Guido gelernt. Da profitieren wenigstens die Banken davon, wenn ich ne Weile weg bin und die gilt es ja zu retten. Ich geb mein Bestes.

So wohin soll es nun gehen? Wenn ich auf Nummer sicher gehen will, dann am Besten nach Taiwan, Haiti oder ins West-Jordan Land. Da diese Länder von der Bundesregierung nicht anerkannt werden, gibt es keinen Grund für Außenminister Guido da mal vorbei zu schauen. Sicher ist sicher.

Auf dem Weg ins Reisebüro gehe ich bei Benedikt vorbei. Ich kann ja nicht vier Jahre verschwinden ohne ihn mitzunehmen. Ich muss ihn nur davon überzeugen, dass Schwarz-Gelb die Farben eines mittelmäßigen Fußballvereins sind, aber doch nicht unserer Bundesregierung. Aber Benedikt hat

sich mit der neuen Situation schon abgefunden.

Außerdem gebe ihm die Bank ohnehin kein Geld mehr, nächste Woche will er auf ein James Blunt Konzert und er hat auch so einen blöden Husten, da würde ihm die Klimaanlage im Flugzeug nur den Tod bringen.

Im Großen und Ganzen sei es doch gar nicht so schlimm. 24 Milliarden Euro Steuerentlastungen, nur noch sechs Monate Wehrdienst und mehr Kindergeld, das sei doch voll sozial. Und zu Guttenberg dürfe auch mal Kriegsminister spielen, da freue er sich besonders drauf.

Leute, Leute, da fehlen mir die Worte.

Aber vielleicht habe ich etwas überreagiert. Lassen wir den 78-jährigen gefangen im Körper eines 38-jährigen ruhig ein wenig Krieg spielen, schicken wir ruhig einen Minister nach Europa, den schon keiner versteht, wenn er Deutsch redet und vielleicht findet unser neuer Finanzminister den einen oder anderen Waffenhändler, der die Bundesregierung finanziell ein wenig unterstützen will. Denn man sollte Politik ja nicht an Personalien, sondern an Inhalten messen. Ich denke ich überlege mir das nochmal mit dem Auswandern. Ich will es ja nicht verpassen, wenn Deutschland auf der perfekten Westerwelle der Zukunft entgegen reitet. Und ein inoffizielles Wahlversprechen wird die „bürgerliche Koalition“ wohl auf jeden Fall einlösen können. Einwandern will hier bestimmt niemand mehr.

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