Andrea Löseke – StudentenPACK. https://www.studentenpack.de Das Magazin der Studenten in Lübeck Sat, 01 Nov 2014 17:36:18 +0000 de-DE hourly 1 Die Geschichte vom Hypomochlion (Teil 3) https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-3/ https://www.studentenpack.de/index.php/2014/11/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-3/#respond Mon, 03 Nov 2014 07:55:38 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212691 In der 56. Ausgabe der Studierendenzeitung der Springende Punkt vom Dezember 1989 erschien der erste Teil der dreiteiligen „Geschichte vom Hypomochlion” von Andrea Löseke. Leider war Ausgabe 57 die letzte Ausgabe jener Zeitung, in der auch der zweite Teil aufzufinden war, und so blieb das Schicksal des Hypomochlions bis heute unbekannt.

Für das StudentenPACK zum 50. Jubiläum der Universität zu Lübeck haben wir Andrea Löseke, inzwischen Frauenärztin in Krefeld, gefragt: Ist der dritte Teil noch aufzufinden? Ja. Und so beenden wir nun die Geschichte, die vor 25 Jahren begann.

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Andrea Löseke

Was bisher passiert ist: Am besten, Ihr schaut in die alten SpriPus (Ausgabe 56 und 57 in unserem Archiv zu finden) und lest nochmal von vorne.

  • Hypomochlion: Held der Geschichte, ist in die Arachnoidea verliebt und hat sie gerade aus der Gefangenschaft von Mister Trigeminus befreit
  • Arachnoidea: schönstes, aber gefühlloses Wesen, das zuletzt von Mister Trigeminus entführt wurde
  • Mister Trigeminus: berüchtigter Verbrecher, der von Amygdala verhext worden ist und durch einen Sturz bewusstlos ist
  • Amygdala: Hexe, die in Mister Trigeminus verliebt ist und gerade versucht, ihn aufzuwecken
  • Umbo: Schrecken des Himmels, ebenfalls in Arachnoidea verliebt
  • Mister Pylorus: Wächter des Gasters – hier wurde Arachnoidea gefangengehalten
  • Lien: schwermütiger Drachen, der kein Feuer speien kann und dem für seine Hilfe bei der Entführung Arachnoideas ewige Jugend versprochen wurde
  • Die Glissonschen Trias: spinnen Intrigen und mischen sich in alles ein
  • Limba: Freundin der Arachnoidea
  • Hippokampus: ein helfendes Reittier

Das Hypomochlion rannte also in die Intertragika, die inzwischen wieder aufgewachte Arachnoidea auf dem Rücken tragend. Er gelangte immer tiefer in Gebiete, die ihm völlig unbekannt waren. Er wusste auch nicht, ob er jemals wieder herauskommen würde. Die alten Mythen berichteten über die Intertragika, dass sie Zugang zum Schicksal biete. Sollte es jemand wagen, hierher vorzudringen, so würde das Schicksal, das ja die Geschichte aller Lebewesen lenkt und daher unerkannt bleiben muss, unwiederbringlich erlöschen und blinder Zufall würde die Welt beherschen. Außerdem würde niemand, der die Intertragika betritt, jemals wieder blauen Himmel sehen können, weil er nämlich dazu verdammt werden würde, für ewig die Kugeln des Zufalls zu rollen, die dann über die Zukunft aller bestimmen würden.

Auch die alten bekannten Heldenlieder schossen dem Hypomochlion durch den Kopf, während er mit Arachnoidea immer tiefer vorwärts stürzte. Aber es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Immer noch war Umbo hinter ihnen her.

Doch die Liebe des Hypomochlions war um vieles größer als alle Furcht – er glaubte an die Kraft seiner Liebe, sodass er im Stillen sogar davon überzeugt war, Auricula, die Herrin des Schicksals, würde ihn erhören und ihm verzeihen, dass er ihre unbetretbaren Gänge betreten hatte.

Während der ganzen Zeit hörte er das Pusten und Japsen von Umbo dicht hinter sich, einmal hatte er sogar den Eindruck, dass sein Nacken von dem kurzen, kalten Atem des Umbo leicht gestreift wurde. Das jagte dem Hypomochlion einen furchtbaren Schauer über den Rücken und er nahm noch einmal all seine Kraft zusammen um noch schneller zu laufen. Da hörte er plötzlich ein lautes Fluchen. Umbo brüllte, er würde doch nicht wegen einer Frau das Schicksal der Welt erzürnen. Das Japsen und Stöhnen wurde leiser, Umbo hatte die Verfolgung eingestellt und war umgekehrt. Umbo, obwohl er der Schrecken des Himmels war, hatte fürchterliche Angst vor Auricula, da diese viel mächtiger war als er selbst. Auch Umbo hatte die Regeln des Schicksals zu beherrschen und musste sich danach richten.

Was war inzwischen im Gaster geschehen? Mister Trigeminus erwachte nach den zahlreichen Versuchen der Hexe endlich, rieb sich die Augen und sah gerade noch, wie das Hypomochlion mit der Arachnoidea in der Intertragika verschwand. Laut rufend stürzte er bis zum Eingang. Er traute sich aber keinen Zentimeter hinein, weil er die alten Mythen sehr genau kannte. Auch gab es für ihn jetzt keinen Grund mehr.

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Andrea Löseke

Mister Trigeminus war zwar inzwischen zu einem gemeinen Verbrecher geworden, aber gerade deswegen hatte er so schreckliche Angst vor dem Schicksal, dass er alles andere darüber vergaß. Da war er sich mit Amygdala völlig einig. Sie wussten, dass das Schicksal eines Tages Tribut verlangen würde für das begangene Unrecht. Diesen Tag schoben beide gedanklich weit weg, hoffend, er würde niemals kommen. Amygdala hatte Mister Trigeminus durch ihre Wiederbelebungsversuche noch mehr in ihren Bann gezogen, die letzten Flammen Leben waren von ihm gewichen. Jetzt wusste Mister Trigeminus nicht mehr, dass er verzaubert worden war. So können wir den letzten Funken Hoffnung auf eine glimpfliche Rettung für Mister Trigeminus getrost aufgeben, egal, wie seine Geschichte enden wird.

Eigentlich war es aber klar, dass Arachnoidea als getötet zu gelten hatte, weil allen klar war, dass niemand aus der Intertragika zurückkommen würde. So heiratete Amygdala Mister Trigeminus, wie sie es versprochen hatte. Ihre Augen sprühten und funkelten, wie es sich für eine Hexe, die ja schließlich am Ende ihres Lebenstraumes stand, gehörte. Die Glissonschen Trias organisierten die Zeremonie zum Entzücken der anderen Besucher der Gegend, die inzwischen durch die Tageszeitung vorinformiert waren. Mister Pylorus war inzwischen ganz der Alte. Er ließ sich das Geschehene erzählen und versprach mehrmals, nie wieder würde er so viel Endorphinwein trinken, denn, man sehe ja, was dabei heraus kommen würde. Da er aber so verschlossen war, zog er sich zurück, um seinen Gaster von den Tränen zu befreien. Er nahm nicht an der Hochzeitsfeier teil. Besonders entsetzt war der Verschlossene, dass er im Rausch aus seiner wilden und engagierten Jugend erzählt hatte. Jetzt hoffte er, dass bald alles in Vergessenheit geraten würde.

Lien, der alte Drache, weinte immer noch. Seine Augen waren schon furchtbar rot und geschwollen, aber die Traurigkeit wollte nicht von ihm weichen. Er forderte Amygdala nun auf, ihr Versprechen wahr zu machen. Das konnte Amygdala natürlich nicht, weil sie Unerfüllbares versprochen hatte, wie wir ja wissen. Als Lien einsah, dass er auf hinterhältigste Weise betrogen worden war, gab er allen Lebensmut auf, er wurde noch älter und konnte nun überhaupt kein Feuer mehr spucken. Jetzt brachte er gerade noch eine kleine Rauchwolke zustande. Er zog sich tief betrübt zurück, ja er wusste gar nicht, weshalb er überhaupt noch lebte und begann darüber nachzudenken sich das Leben zu nehmen. Feuerspeien und Leute erschrecken, das waren schließlich die wahren Aufgaben eines Drachens, der fürchterlich und grausam sein wollte. Leider war das Lien nie so ganz gelungen, auch in seiner Jugend nicht, da er immer schon ein viel zu weiches Herz besessen hatte, um grausam zu sein. Nun glaubte er also, er hätte sein Leben gelebt, ohne sein Ziel jemals zu erreichen, was ihn natürlich noch trauriger machte.

Als er nach mehreren Stunden einsamen Nachdenkens zu dem Entschluss gekommen war, dass sein Ende nah ist, nahm er seine Ossikulae zusammen (das waren kleine Knöchelchen, mit denen er die Zukunft voraussagen konnte) und warf sie ein letztes Mal in den Sand. Die Konstellation war sehr eigenartig. Man verhieß ihm ewiges Glück und all das, was er sich schon so lange wünschte, aber Lien konnte keinen Anhaltspunkt erkennen, wie er all das erlangen sollte. Darin lag nämlich das Geheimnis der Ossikulae, sie verieten nie die ganze Zukunft: War nun Selbstmord der richtige Weg?

Wenden wir uns nun aber dem Hypomochlion zu. Doch zuvor müssen wir kurz eine Besonderheit unserer Gegend erklären, die von Bedeutung sein wird: Die Faselase.

Die Faselase: ein faseriges grünliches Gewächs, das überall wächst, kaum Licht und Wasser braucht und ein sehr wirkungsvolles Mittel war, nur das wuste keiner. Man hielt die Faselase für ein Unkraut und riss es aus, wo man es nur fand. Zufällig nun hatte das Hypomochlion, seiner Gewohnheit folgend, die wiederum seinem sehr ordentlichen Charakter folgte, als er vom Salpingobaum gesprungen war, auf der Erde etwas Faselase entdeckt, diese ausgerissen und, weil sich gerade kein Abfalleimer in der näheren Umgebung befand, einfach in seine Hosentasche gesteckt.

Als er nun kein Laufen und Stöhnen mehr hinter sich vernahm, hielt er mitten im Laufen inne und setzte Arachnoidea, die inzwischen schon etwas blau angelaufen war und kaum noch atmete, ab. Zufällig fiel ihm dabei die Faselase aus der Tasche, die sich auf Arachnoideas Brust senkte und diese zu neuem Leben erweckte. Selbige schlug die Augen auf und machte einen sehr überraschten Eindruck.

„Wer bin ich, wer bist du?“

„Ich bin das Hypomochlion und habe dich aus dem Gaster befreit, in dem du gefangen warst, erinnerst du dich?“, sagte das Hypomochlion bescheiden. Dabei blickte er beschämt auf den Boden. Leichte Röte überzog seine Ohrenspitzen, und das trotz der Aufregung.

Arachnoidea erwiderte: „Ja, ja, daran erinnere ich mich. Ich dachte, ich muss ertrinken. Du hast mich in der letzten Sekunde gerettet. Ich danke dir, tapferes, kleines Hypomochlion.“ „Aber das war doch selbstverständlich.“ „Aber sage mir, wo bin ich jetzt, hier ist es ja schrecklich kalt!“ „Oh, Arachnoidea, du empfindest etwas! Wie kann das geschehen? Das muss an der Faselase liegen.“ Letzteres sagte er schon mehr zu sich als zu Arachnoidea, die ihm auch nicht zugehört hatte. Sie wunderte sich sehr und musste nun die Unmenge neuer Gefühle ordnen, die auf sie einströmten. Sie bemerkte, wie viele völlig unbekannte Gefühle in sie hineinkrochen, auch konnte sie Kälte und Wärme empfinden und sie begann zu spüren, dass das Hypomochlion sie liebte.

Jenes erzählte ihr nun, wo sie waren. Gemeinsam überlegten sie, was zu tun sei. Doch es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Das Hypomochlion hörte laute Schreie aus der Ferne, aus dem Inneren der Intertragika kommend. Auricula näherte sich ihnen mit ihren Petrosen. Petrosen sind alte und weise Helfer, die der Auricula bei der Fällung des Schicksals ratgebend zur Seite stehen.

Ein jeder kann sich denken, was jetzt passieren muss oder passierte alles doch ganz anders? Wir jedenfalls werden es nicht betrachten, da alles, was in der Intertragika passiert, Geheimnis ist und auch bleiben soll.

Setzen wir also zu einem späteren Zeitpunkt einer langen Unterredung ein und überlassen das Gewesene der Phantasie unserer Leser.

Auricula überlegte und sagte: „Dein Herz, Hypomochlion, fordere ich als Tribut!“

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Andrea Löseke

Da hob das Hypomochlion seine Stimme und sagte „Schau mich bitte nicht so traurig an, weil ich dir mein Herz nicht schenken kann. Du weißt doch genau, ich gab es fort, du weißt, ich gab mein Wort. Mach doch mal ein fröhliches Gesicht. Tränen in den Augen stehen dir nicht. Sicher kommt ein anderer daher und du wirst sehen, der liebt dich sehr. Lass in deinem Herzen dir die Illusion, sicher kommt die Liebe morgen schon. Schau mich bitte nicht so traurig an, weil ich dir mein Herz nicht schenken kann.“ (In dankbarer Anlehnung an Thomas Fritsch)

Da war die Auricula so gerührt, dass sie überhaupt nichts mehr sagen konnte. Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte, entließ sie das Hypomochlion und die Arachnoidea mit den Worten „Eure Liebe hat mich überzeugt.“ Sie nahm den beiden das Versprechen ab, keinem etwas darüber zu erzählen, was sie hier gesehen oder erlebt hatten. Auch durften sie nichts über Auricula erzählen.

Die beiden, vom Glück erfasst, gingen also zum Eingang zurück, wissend, dass jetzt alles gut werden würde.

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Die Geschichte vom Hypomochlion (Teil 2) https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/der-geschichte-vom-hypomochlion-teil-2/ https://www.studentenpack.de/index.php/1990/06/der-geschichte-vom-hypomochlion-teil-2/#respond Thu, 07 Jun 1990 16:00:51 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=211669 Was bisher passiert ist:

Am besten, Ihr holt Euch den alten SpriPu und lest nochmal von vorne. Für alle, die den alten verklüngelt haben, eine kurze Personenbeschreibung:

  • Hypomochlion: der Held der Geschichte, ist in die Arachnoidea verliebt
  • Arachnoidea: schönstes Wesen, wurde von Mister Trigerainus entführt
  • Mister Trigeminus: ein berüchtigter Verbrecher, der von Amygdalea verhext worden ist
  • Amygdalea: eine Hexe, die in Mister Trigeminus verliebt ist
  • Mister Pylorus: Wächter des Gasters, da ist die Arachnoidea versteckt
  • Lien: ein schwermütiger Drachen, der auch nicht helfen kann
  • Die Glissonschen Trias: spinnen Intrigen und mischen sich in alles ein
  • Limba: Freundin der Arachnoidea
  • Hippokampus: ein helfendes Reittier

Das Hypomochlion machte gerade zu dem Zeitpunkt, als der Gaster ungefähr zur Hälfte voll war mit den grossen Drachentränen, den Vorschlag, er selbst würde nun in der Hoffnung auf Hilfe durch den Hippocampus zum Gaster reiten, um Herrn Pylorus zu befreien. Limba machte sich bereit, derweilen Mister Trigemini abzulenken, eine sehr schwere und gefährliche Aufgabe. So machten sie sich dann auf den Weg.

Der 3. Kopf der Glissonschen Trias bekam, weil die Ereignisse wohl doch zu aufregend waren, einen hysterischen Anfall, sie lachte und kreischte so, daß der ganze Verkehr auf dem Cannon-Böhmschen Berg zum Erliegen kam, bis endlich ein leichter Trupp Megaloblasten einschritt, um den 3. Kopf in die Psychatrie einzuweisen. Dieser günstige Umstand war für die drei Retter, die ja überhaupt nichts geahnt hatten, von großer Bedeutung.

Das Hypomochlion ritt nun auf dem Hippocampus zum Gaster. Auf dem Weg verliefen sie sich zweimal, weil die Gegend so unbekannt und unheimlich war. Obwohl der Hippocampus eher ein gemütliches Wesen war und lieber zu Hause Glühwein getrunken hätte, begab er sich doch in alle Gefahren, nur um der Arachnoidea zu helfen. Kurz vor dem Gaster sagte der Hippocampus: “Oh, du Hypomochlion! Ich bewundere deine Stärke und Tapferkeit. Aus Liebe zur Arachnoidea läßt du dich mit Mister Trigemini ein, der kürzlich zu uns gekommen ist als Inkorporation des Bösen. Hier nun trennen sich unsere Wege, wir werden nach unserem Plan vorgehen und die Schöne befreien. Lebe wohl und mache es gut!”

Diese Worte rührten dem Hypomochlion sehr; er umarmte Hippocampus, schluckte und dankte ihm für seine Hilfe und das Angebot der Mitarbeit. Dann ließ er sich zu Boden fallen, um so unerkannt zu Herrn Pylorus zu gelangen, den es jetzt zu befreien galt. Gerade als das Hypomochlion mit einem Messer die Stricke aufschneiden wollte, die den immer noch bewußtlosen Herrn Pylorus fesselten, (es mußte eine große Flasche Endorphinwein gewesen sein!), donnerte es fürchterlich, helle Lichtblitze durchschossen die Luft. Das Hypomochlion, das sich natürlich sehr fürchtete, zuckte zusammen. Das Synzytiun, ein Verband wilder kanibalischer und grausamer Wesen, war über die Gegend gekommen. Sie hatten die Psychatrie überfallen und sich am medizinischen Betreuungspersonal gelabt; dabei konnte sich der 3. Kopf der Trias unbemerkt befreien. Das Synzytium verdaute die Mahlzeit sehr lautstark, darum krachte und blitze es auch so fürchterlich. Wärend das Hypomochlion normalerweise wissenschaftliche Studien über das Synzytium machte, versetzte es ihm jetzt einen furchtbaren Schrecken, Wie gelähmt stand es da und rang nach Luft. Doch dann ging alles sehr schnell, das Hypomochlion konnte die Fesseln von Herrn Pylorus gerade noch rechtzeitig losschneiden, als dieser gerade erwachend ganz gegen seine sonstige Art laut brüllte. Er mußte wohl von seiner Jugend geträumt haben, wo er als Freiheitskämpfer in den Ardennen viele schwere Verwundungen erlitten hatte.

Das Hypomochlion nutzte die Gelegenheit, zog ihn aus der Höhle und versteckte ihn hinter einem großen Plexus. Leise erklärte er dem verschlossenen Herrn Pylorus von seinem Plan, aber dieser wollte von allem nichts wissen. Die Überdosis Endorphinwein hatte diesmal wohl tief in seine primäre Persönlichkeitsstruktur eingegriffen. Statt dessen sang er: “Hoch lebe die Weltrevolution. Weg mit der Gefühlsduselei!” Nun war das Hypomochlion sehr traurig, weil er, da er alle Hoffnung auf seine Mithilfe gesetzt hatte, nicht weiter wußte.

Da brach plötzlich ein lautes Geheul aus. Mister Trigemini, Amygdalea hinter sich, war in die Höhle gestürzt und hatte gemerkt, daß Herr Pylorus nicht mehr dort war. Gerade noch konnte das Hypomochlion einen kleinen Trunkus ausreißen, um Herrn Pylorus damit auf den Kopf zu schlagen, damit dieser die beiden nicht verraten könne. Das Hypomochlion war furchtbar erschrocken Über sich selbst, da er immer geglaubt hatte, er könne keiner Fliege etwas zu Leide tun. Er verließ das Versteck und beobachtete, wie Mister Trigemini, der natürlich durch den aus der Psychatrie entwichenen 3. Kopf der Glissonschen Trias genau über den Plan unserer Helden aufgeklärt worden
war, laut fluchend aus der Höhle kam.

Die Trias hatten sich wieder zusammengefunden, lautschallend hörte man das hysterische Laschen des 3. Kopfes, während der immer stärkere 2. Kopf, der beste Freund der Amygdalea, hinzu gestürzt kam und Amygdalea etwas ins Ohr flüsterte. Nun kam auch der besonnene 1. Kopf dazu, der schon von weitem schrie: “Arachnoidea ertrinkt. Der Drache heult und heult, so daß der Gaster immer voller wird!” Da brach Mister Trigemini in lautes Lachen aus und sagte: “Amygdalea, du hast nicht gesagt, daß ich sie eigenhändig töten muß. Wenn sie ertrinkt, habe ich meinen Teil erfüllt. Jetzt erfülle du den deinen. “Vor lauter Freude hüpfte er auf einem Bein herum, und da geschah es; er renkte sich das Knie aus. Durch die Schmerzen wie betäubt fiel er stolpernd rückwärts hin und schlug sich dabei den Kopf so unglücklich auf, daß er bewußtlos zu Boden sank. Der 2. Kopf der Tias bemerkt: “Sollte der Spaß jetzt schon zu Ende sein?” Amygdalea jedoch, die sich natürlich als Hexe auch auf Heilkunst verstand, diagnostizierte: Schädelhirntrauma und kramte in ihrem Hexennotkoffer nach den notwendigen Utensilien. Sie bestäubte Mister Trigemini mit etwas Lebensasche, doch ihre Versuche blieben erfolglos.

Unterdessen war das Hypomochlion auf einen hohen Salpingobaum gestiegen, um Ausschau nach den anderen beiden zu nehmen. Von weitem sah
er Limba, wie sie sich anschlich, Mister Trigemini blieb bewußtlos, obwohl Amygdalea inzwischen ihre drei goldenen Haare herausgerissen hatte, um ihn damit zu reanimieren. Aber auch dieser Zauber half wenig. Der 3. Kopf der Trias war inzwischen zum Gaster gelaufen, vor dem Lien immer noch weinte. Als dieser das Lachen vernahm, fragte er unter Tränen: “Was gibt es in dieser traurigen Welt zu lachen?” Da horte man ein lautes Pusten aus dem Gaster. Das Wasser war der Arachnoidea inzwischen bis zum Hals gelaufen, nun versuchte sie zum letzten Mal, aus ihrer schrecklichen Lage zu entkommen, denn ihr Ende nahte. Das Hypomochlion nahm eine Stria, die auf den Salpingobäumen wachsen, und hangelte sich so bis auf die Erde, wobei er glücklicherweise unentdeckt blieb. Er rannte los, unendliche Kraft in sich verspürend, wurde immer schneller, stürzte zum Gaster, ohne daß ihn jemand daran hätte hindern können.
Er rieß Arachnoidea, die gerade die letzte Luft einatmete, an sich und zerrte sie ins Freie. Vor dem Gaster holten beide tief Luft, doch es blieb keine Zeit für Erklärungen.

Plötzlich hörte man ein lautes Grollen aus dem Himmel. Es rauschte und brauste, Umbo, der Schrecken des Himmels, erschien als kleine blaue Wolke vor dem Gaster. Das Hypomochlion ahnte jedenfalls nichts Gutes und stürzte mit der inzwischen ohnmächtig gewordenen Arachnoidea auf den Tragus zu. Tragus und Antitragus waren zwei vorzeitliche Bergmassive, die eine Öffnung umschlossen hielten, die Intertragica genannt wurde und als Zugang zum Schicksal in den alten Mythen besungen wurde. Das Hypomochlion wußte nun natürlich, daß es schrecklich verboten war, die Intertragica zu betreten. Aber in seiner Not wußte er sich keinen anderen Rat. Außerdem hatte er überhaupt keine Zeit zu überlegen. Umbo, der Schrecken des Himmels, war hinter ihm her. Umbo war nämlich selbst in Arachnoidea verliebt, konnte es aber nicht mit ansehen, daß ein anderer sie bekommen sollte. Da sollte sie schon besser sterben. Das Hypomochlion rannte also in die Intertragica, die inwzischen wieder aufgewachte Arachnoidea auf dem Rücken tragend. Es gelangte immer tiefer in die verbotene Höhle…

Wird das Hypomochlion sich und Arachnoidea aus der Intertragica befreien können? Das Ende der Geschichte erfahrt ihr in nächsten SpriPu.

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Die Geschichte vom Hypomochlion (Teil 1) https://www.studentenpack.de/index.php/1989/12/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-1/ https://www.studentenpack.de/index.php/1989/12/die-geschichte-vom-hypomochlion-teil-1/#respond Fri, 01 Dec 1989 11:00:41 +0000 http://www.studentenpack.uni-luebeck.de/?p=212257 Es war einmal ein Hypomochlion, das lebte im Mediastinum. Es hewohnte dort eine kleine Kammer mit einem noch kleineren Vorhof, welchen es als Schlafkammer nutzte.

Das Hypomochlion wohnte etwas abseits von den anderen und lehte ruhig vor sich hin. Es war sehr gelehrig und arbeitete ständig an wissenschaftlichen Büchern.

Als das Hypomochlion eines Tages durch die Gegend streifte, um neue Erkenntnisse zu sammeln, sah es nun die schöne und stolze Arachnoidea, ein so bezauberndes Wesen, daß es gleich sein Herz verlor. Leider sind nun Araohnoideen völlig gefühllos und kalt, weil sie nämlich gar keine Nerven und Gefäße besitzen: so konnte diese auch nichts von den Empfindungen des Hypomochlions wahrnehmen. So ging das Hypomochlion traurig nach Hause und konnte drei Tage lang überhaupt nichts essen und trinken, so traurig war er.

Da begab es sich, daß Mister Trigeminus, ein berüchtigter Verbrecher, der von einer bösen Hexe verwandelt worden war und immer gemein und hinterhältig sein mußte, daß also Mister Trigeminus in unsere Gegend kam und Arachnoidea, von der er bereits von Amygdalea, der Hexe, gehört hatte, entführte. Da Arachnoidea völlig gefühllos war, hatte sie nicht bemerken können, daß sich Mister Trigeminus angeschlichen hatte, um ihre Fäden, mit denen sie angeheftet war, zu durchtrennen. Zu dieser Untat kam noch hinzu, daß Mister Pylorus, ein sehr ordentlicher, aufmerksamer aber etwas verschlossener Mann, leider am Tag zuvor zuviel Endorphin-Wein getrunken hatte und nun seinen Rausch ausschlafen mußte. So konnte auch er nicht verhindern, daß Mister Trigeminus seinem grausamen Charakter folgend Arachnoidea verschleppte und im Gaster einsperrte.

Die Glissonschen Trias, ein dreiköpfiges Wesen, das durch Verbreiten von Gerüchten schon öfter unangenehm aufgefallen war, erfuhren aus den Karten, die säe ständig meisterhaft zu legen pflegen, sofort von der Sache und entwarfen einen Plan.

Kopf I, ihr Über-Ich, wollte das System anrufen, um Megaloblastos, ein Produzent von ordnungsbewahrenden Elementen, zu schicken. Der immer stärkere II. Kopf der Trias jedoch setzte sich gleich mit Amygdalea in Verbindung, um mit ihr zusammen weiteres Vorgehen zu planen. (Es war nämlich gerade mal wieder nichts los in der Gegend, so daß man die Sache unbedingt zu einem Skandal ausweiten mußte.)

Inzwischen hatte, auch das Hypomochlion, das ja immer sehr beschäftigt war, von dem Unglück gehört und den Hippokampus, ein lustig anzuschauendes Reittier, um Hilfe gebeten. Gemeinsam begaben sie sich nun zum Cannon-Böhmschen Berg, eine wichtige Kreuzung der Gegend, um eine Rettung für Arachnoidea zu planen.

Das Hypomochlion war inzwischen so verliebt, daß es kaum noch klar denken konnte. Natürlich hatte es dadurch auch nicht erkannt, daß sich der III. Kopf der Glissonschen Trias, der durch den ewigen Streit zwischen den anderen Köpfen Immer zu kurz kam und jetzt eine Chance witterte, am Cannon-Böhmschen Berg als unauffälliger Wegweiser getarnt, versteckt hatte.

Limba. die beste Freundin und fast ständige Begleiterin der Arachnoidea, eine fast ebenso schöne und fast ebenso stolze Junge Dame, hatte über eine Kommissur, das übliche Kommunikationsmittel der Gegend, von dem Treffen unserer Helden erfahren, und war sofort zum Berg geeilt. Auch sie erkannte die tragischen Verkettungen nicht, die durch die Einwirkung der Glissinschen Trias unaufhaltsam ihren Weg gehen würden.

Amygdalea, die Hexe, die Arachnoidea natürlich abgrundtief haßte, weil diese schöner, und jünger war als sie; und Schönheit und Jugend kann man sich ja bekanntlich nicht anhexen, obwohl Amygdalea sicher wohl schon an die 352.783 mißlungene Versuche unternommen hatte, sie führte da genau Buch, Amygdalea also hatte Mister Trigeminus unterdessen versprochen, ihn zu heiraten, wenn er Arachnoldea umbringen würde. Mister Trigemlnus, der, wie bereits gesagt, im Bann der Hexe stand und ihr völlig verfallen war, das nämlich konnte die Hexe gut, hatte sich drei Tage Bedenkzelt auserbeten, weil er im Grunde seines Herzens wußte, daß er verzaubert war und seines Lebens nicht mehr froh werden würde, wenn er die schöne Arachnoidea umbringen würde.

In seinem Herzen brannte also noch eine kleine Flamme, die Amygdaiea nicht verzaubern konnte, doch drohte diese auszulöschen, wenn nicht bald etwas geschehen würde.

Arachnoidea, die Schöne, saß im Gaster, in dem es dunkel war und vermißte ihre Freundin Limba sehr.

Diese saß inzwischen mit dem Hypomochlion und dem Hippocampus auf dem Berg und berieten, was zu tun sie, emsig belauscht vom III. Kopf der Trias.

Daß Megaloblastos keine Lösung war, hatten die drei schnell heraus gefunden, man sah nur Hoffnung in Herrn Pylorus, der stolz und kräftig war, wenn er eben nicht Endorphln-Wein getrunken hatte. Aber er war schwermütig, well er durch ein unvorhergesehenes Ereignis so tief getroffen wurde, daß er vergessen hatte, wie man träumt.

Mister Trigemlnus hatte Herrn Pylorus gefesselt und an einen Trunkus gebunden, so daß er völlig unfähig war, einzugreifen. Als Wächter vor dem Gaster hatte er Lien, einen schweren und alten Drachen, zurückgelassen, der sich auf diese Aufgabe eingelassen hatte, well Mister Trigeminus versprochen hatte, ihm von seinen Übeln zu befreien. Llen nämlich hatte abgebrochene Flügel und konnte kaum noch Feuer sprühen. Sollte er nun Mister Trigeminus’ Wünschen entsprechen, so würde Ihm Amygdalea ewige Jugend einhexen. Lien, der schon sehr alt war, erinnerte sich nicht mehr daran, in der Jugend einmal gelernt zu haben, daß man Jugend nicht anhexen kann. In der Hoffnung, noch einmal ein richtiger Drache sein zu können, hatte es also die Aufgabe übernommen, obwohl er ein sehr weiches Herz hatte.

Ihm tat Arachnoidea sehr leid, und well alles so schrecklich war, weinte Lien nun schon seit einem halben Tag. Man weiß Ja, wie groß Drachentränen sind, jedenfalls war nun schon der Gaster zu einem Viertel voll gelaufen, so daß die Arachnoidea zu ersticken drohte, da sie nicht schwimmen konnte. Können konnte sie eigentlich überhaupt nichts, das war ja auch nicht nötig, die Arachnoidea war so stolz und schön, daß das normalerweise völlig ausreichte, sie glücklich zu machen,

Das Hypomochlion machte gerade zu dem Zeitpunkt, als der Gaster ungefähr zur Hälfte voll war mit den großen Drachentränen, den Vorschlag, …

Ja, welchen Vorschlag er machte und ob die drei Arachnoidea befreien werden können, erfahrt Ihr Im nächsten SpriPu.

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