Die Teilnehmer beim IPPNW-Studitreffen in Lübeck.Aleida Ringwald

Die Teilnehmer beim IPPNW-Studitreffen in Lübeck.

Wohin geht die Reise? Unter diesem Motto trafen sich an einem Wochenende im November über 90 Studierende in Lübeck zum diesjährigen Studitreffen der IPPNW, das wir als lokale Studierendengruppe organisiert haben. Unser ziemlich ambitioniertes Ziel war es, eine Bestandsaufnahme der Welt zu wagen – wie geht es ihr und den Menschen, die in ihr leben? Was sind bestehende Machtverhältnisse und wie äußern sie sich gerade aus einer sozialen, ökonomischen, ökologischen und gesundheitlichen Perspektive? In zwei Hauptvorträgen, acht Workshops und mit einem Film haben wir versucht, zumindest ein paar Antworten zu bekommen, das eigene Denken zu hinterfragen und Ideen und Motivation für neue Projekte zu sammeln. Und natürlich haben wir auch den Friedensnobelpreis für die Kampagne ICAN, die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, angemessen gefeiert!

Freitag ging es für die TeilnehmerInnen, die aus 16 verschiedenen Städten zu uns kamen, mit einer Stadtführung los. Der einzige große Programmpunkt am Abend war dann die Vorführung der Dokumentation „Das Salz der Erde“, die den renommierten Sozialfotografen Sebastião Salgado und seine langjährige Arbeit portraitiert. Dabei streift er verschiedene Themen, die am Wochenende immer wieder aufgegriffen wurden: Klimaveränderung, soziale Ungleichheit, Flucht und medizinische Nothilfe.

Mit diesen Bildern (und vielleicht noch dem ein oder anderen Bierchen aus dem Engel) im Kopf starteten die TeilnehmerInnen dann am Samstag mit dem ersten Hauptvortrag von Lorenz Narku Laing, der sich mit postkolonialer Theorie beschäftigt und auf eindrückliche Art und Weise rassistische Denkweisen aufgezeigt hat, die leider noch immer tief in unserer Gesellschaft verankert sind. Danach ging es in die erste Workshoprunde: Hier ging es um die weltweite Arzneimittelversorgung, Klimawandel und Fluchtursachen mit Fokus auf Afghanistan – und außerdem um die Frage, wo die eigene, persönliche Reise hinführt: Was für berufliche Möglichkeiten bieten sich für ÄrztInnen abseits der Klinik?

Nach dem Mittagessen (nochmal ein großer Dank an das Nudelhaus!) ging es dann in die zweite Workshoprunde: Christian Ernst Weißgerber, der manchen LübeckerInnen ein Begriff sein dürfte, stellte in seinem Workshop neue rechte Bewegungen vor und gab Tipps für Diskussionen. Außerdem ging es um „Rohstoffpolitik, Menschenrechte und mein Handy“, praktische Möglichkeiten eines nachhaltigen Konsums und um die Erfahrungen einer Ärztin, die mehrfach medizinische Nothilfe im Ausland geleistet hat.

Am späten Nachmittag waren dann nochmal die einzelnen Projekte und Kampagnen der IPPNW Thema, bevor im Keller des Internationalen Studentenwohnheims gefeiert wurde – nicht zuletzt auch die Tatsache, dass ICAN dieses Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Als Initiator von ICAN ist die IPPNW noch immer einer der wichtigsten Träger der Kampagne.

Am Sonntag wurde Lilian Tashiro aus Tübingen zu unserer neuen Studierendensprecherin gewählt, die damit Claudia aus Lübeck nach zwei Jahren als Vertreterin der Studierenden ablöst. Mit dem Vortrag von Jonathan Barth zum Thema „Postwachstumsökonomie“ und einer langen anschließenden Diskussionsrunde hat das Wochenende dann ein gutes Ende gefunden.

Die IPPNW

Was ist die IPPNW denn nun genau? Die „internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs – Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.“ sind ein friedenspolitischer Verein, der im kalten Krieg von einem US-amerikanischen und einen sowjetischen Arzt mit dem Ziel gegründet wurde, aus einer professionellen Perspektive heraus vor der extremen Gefahr von Atomwaffen zu warnen – Primärprävention mal anders!

Seit der Gründung sind zu den beiden Kernthemen, Atomwaffen und Atomenergie, noch viele andere hinzugekommen. Mit Flucht und Asyl, ziviler Konfliktlösung und globaler, sozialer Ungleichheit seien nur ein paar genannt. Das heißt allerdings nicht, dass die Studierendengruppen, von denen es zurzeit um die 20 in Deutschland gibt, an diese Themen gebunden wären. Wir sind offen für alle Interessierten und Themen – vollkommen unabhängig vom Studiengang. Eine Mitgliedschaft im Verein ist dabei natürlich nicht verpflichtend.

Wir haben uns gefreut, das diesjährige Studitreffen organisieren zu können, und möchten uns nochmal bei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern bedanken, ohne deren Hilfe wir untergegangen wären. Jetzt sind wir natürlich auf der Suche nach Verstärkung. Falls es dir gefallen hat und wir dein Interesse geweckt haben, findest du weitere Infos unter ippnw.de und auf unserer Facebookseite der „IPPNW Studigruppe Lübeck“, wo es auch die Bilder vom Wochenende gibt. Außerdem freuen wir uns natürlich über jeden, der einfach mal vorbeischauen möchte!

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