Ein gut gelaunter und zu Späßen aufgelegter Ivica Zubak, der Regisseur des Films, begrüßt uns – auch wenn es bereits halb elf am Abend ist – herzlich und stimmt uns auf den bevorstehenden Film ein. Er freue sich, zum zweiten Mal in seiner Karriere in Lübeck bei den Nordischen Filmtagen zu Gast zu sein. In diesem Jahr hat er auch Hauptdarsteller Can Demirtas mitgebracht: Kräftig, kurz geschorenes Haar, Dreitagebart – die grimmige, einschüchternde Rolle des Vorstadt-Kriminellen kauft man ihm ohne zu zögern ab. Dann wird es dunkel, und Can Demirtas erscheint als Metin auf der Leinwand.

Im schwedischen Vorort Jordbro, einer grauen, tristen Siedlung, hat es Metin auf die schiefe Bahn verschlagen. Gemeinsam mit seiner Bande tritt er als Kleinganove und Auftragsgangster mit einem Hang zur Gewissenhaftigkeit in einem sozialen Brennpunkt türkischstämmiger Familien auf. Was ihn von seinen Freunden und Feinden unterscheidet ist der Leitsatz seines toten Vaters, der ihm nicht aus dem Kopf geht und ihn manchmal an dem, was er tut, zweifeln lässt: „Jeder Mann sollte in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Kind großziehen und ein Buch schreiben.“ Daher führt Metin über alle Geschehnisse – vom in Brand gesteckten Auto bis zum Verpfänden gefälschter Uhren – Tagebuch, das eines Tages in die Hände des Verlegers Puma aus der Stadt fällt. Dieser erhofft sich mit dem Buch einen großen Erfolg und möchte das Tagebuch so schnell wie möglich veröffentlichen, was Metin alles andere als Recht ist, da er bei einer Publikation nicht nur um seine Sicherheit fürchten muss. Es beginnt ein spannendes und zwiespältiges Hin und Her, bei dem sich Metin zwischen seiner Vergangenheit und seinen Wünschen für die Zukunft entscheiden muss.

Ivica Zubak schafft es, ohne Kitsch authentisch die Atmosphäre und Gefühle von Metin einzufangen und auf die Leinwand zu bringen. Wer einen oberflächlichen Gangsterfilm erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung eines Menschen mit den verschiedenen Seiten von Gesellschaft und Kultur, gerade vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen. Unserer Meinung nach wirklich lohnenswerte und unterhaltsame 96 Minuten, in denen ständig unklar ist, welche Ziele gemäß dem Lebensmotto seines Vaters Metin erreichen kann. Am besten findet ihr das selbst heraus!

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