Finlandia in St. KatarienLukas Ruge | StudentenPACK.

Finlandia in St. Katarien

Finnland kennt halt einfach keiner. Das zumindest muss sich das finnische Außenministerium in den frühen Zwanzigern gedacht haben. Was braucht man, um die eigene Bevölkerung zu informieren, den Tourismus anzuheizen und sein Image in der Welt zu verbessern? Klar: Man nimmt sich das neuste, hippste Medium das man finden kann – im Falle der zwanziger Jahre: den Film.

So entsandte das Ministerium in den Zwanzigern ein Filmteam um Erkki Karu, um in 5 Episoden das Land, seine Leute und seine Sitten zu dokumentieren.

In der unbeheizten Katharinenkirche gab es die restaurierte Fassung von Finlandia nun zu sehen. Stilecht froren die Zuschauer zu Bildern von Eisbrechern, Skifahrern und Holzfällern an schneebedeckten Hügeln. Begleitet wurde die Vorstellung – die als Stummfilmkonzert angepriesen wurde – von den weitgehend elektronischen Tönen von Franz Danksagmüller. Die Tonbegleitung war einer der Schwachpunkte der Vorstellung. Zu oft wurde die Musik durch symbolische Geräusche ersetzt, ein elektronisches Blubbern wann immer Wasser im Bild war, ein Schleifen bei jedem Bild von Industrieanlagen, das einfach unpassend und auch nervig war.

Der Film hingegen ist deutlich weniger eintönig als die Beschreibung vielleicht erahnen lassen würde. Die finnischen Landschaften der zwanziger Jahre sind wunderschön, die Aufnahmen gut ausgewählt und die Segemente größtenteils kurzweilig und abwechslungsreich genug. Bei einigen wenigen – wenn Finnen auf Baumstämmen stehend reißende Flüsse heruntertreiben oder auf dem Eis stehend den Eisbrecher in den Hafen lotsen – stockt einem sogar kurz der Atem ob der todesmutigen Protagonisten.

100 Jahre später wurde dieser Film nun in restaurierter Fassung – er war in den späten 50ern fast vollständig verbrannt – in der Museumskirche Sankt Katharinen vorgeführt. Kennt man nun Finnland? Wahrscheinlich nicht, aber die finnische Tourismusbranche hat vorgesorgt, um die eigene Bevölkerung zu informieren, den Tourismus anzuheizen und sein Image in der Welt zu verbessern. Man nimmt sich das neuste, hippste Medium das man finden kann: 360-Grad-Hightech-Kino. Jetzt zu sehen auf dem Klingenberg.

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