„Ganz wichtig: Bleiben Sie entspannt!“, rät Grit Hartmann, Ansprechpartnerin für alle das Praktische Jahr (PJ) betreffenden Fragen und Koordinatorin der Einteilung. Immerhin könnten bei der Einteilung für die PJ-Pflichtfächer etwa 80% der Erstwünsche erfüllt werden und für weitere 15% gehe es in ihr Krankenhaus der zweiten Wahl. Doch wie läuft das eigentlich genau mit der Einteilung ins PJ? Wie sieht es mit Geld für Studierende aus? Und wann sollte ich ins Ausland gehen?

Grit Hartmann ist Ansprechpartnerin für alle das PJ betreffenden Fragen. Für die Einteilung rät sie den Studierenden, entspannt zu bleiben - ihr zufolge können 80% der Erstwünsche erfüllt werden.Annika Munko | StudentenPACK.

Grit Hartmann ist Ansprechpartnerin für alle das PJ betreffenden Fragen. Für die Einteilung rät sie den Studierenden, entspannt zu bleiben – ihr zufolge können 80% der Erstwünsche erfüllt werden.

Qual der Wahl

Von Ratzeburg bis Heide, von Hamburg bis Flensburg – die 24 Lübecker Lehrkrankenhäuser sind über ganz Schleswig-Holstein verteilt. Gedanken darüber, welches Krankenhaus für die eigenen Bedürfnisse am passendsten ist, machen sich viele schon bevor die Online-Anmeldung fürs Praktische Jahr überhaupt freigeschaltet ist. Hilfreich können dabei neben den Kurzprofilen der Krankenhäuser und Evaluationsergebnissen aus den letzten Jahren auf der Uni-Homepage gerade für die kleineren Krankenhäuser, die nicht genug PJ-Plätze anbieten, um in der Evaluation aufzutauchen, auch Erfahrungsberichte von Kommilitonen oder auf pj-ranking.de sein.

Für Innere Medizin stehen dabei sechzehn Kliniken zur Wahl, für Chirurgie elf. Bei der Anmeldung werden davon pro Fach zwei bis fünf ausgewählt und als „Hauspräferenzen“ angegeben, die bei der Einteilung der Reihe nach geprüft werden. Genauso läuft die Anmeldung fürs Wahlfach, nur mit der Besonderheit, dass hierbei auch verschiedene Fachrichtungen als Wünsche angegeben werden können. Es ist also möglich, sich für das Wahltertial bis zu fünf verschiedene Fächer zu wünschen – auch wenn es höchstwahrscheinlich das als erstes angegebene wird, denn, dass ein Wahlfach-Wunsch unerfüllt bleibt, komme laut Frau Hartmann sehr, sehr selten vor. Am beliebtesten seien derzeit die Wahlfächer Pädiatrie und Anästhesie, gefolgt von Neurologie, Allgemeinmedizin und Gynäkologie.

Wünsche optimal angeben

Bei der Online-Anmeldung gibt es neben der 1.-5. Hauspräferenz noch weitere Möglichkeiten, die eigenen Wünsche zu konkretisieren: Mit dem Wunschtertial (1-3) kann die gewünschte Reihenfolge angegeben werden. Auf diese Reihenfolge der Fächer (nicht auf die Hauspräferenz) bezieht sich auch die Priorität (1-3), mit der dieser Wunsch behandelt werden sollte.

Ist also die Tertialreihenfolge (beispielsweise wegen eines Auslandsaufenthalts) entscheidend, so empfiehlt es sich, das Wunschtertial mit einer hohen Priorität und mehrere Ortspräferenzen anzugeben. Wem besonders wichtig ist, in ein bestimmtes Krankenhaus eingeteilt zu werden, der sollte eher wenig Ortspräferenzen angeben und Wunschtertial und Priorität leer lassen.

Bedenkenswert ist, besonders wenn eine Wunschreihenfolge angegeben wird, dass sich das eigene PJ im ersten Tertial und zu Beginn des zweiten Tertials mit dem PJ derer überschneidet, die schon ein halbes Jahr vor einem selbst ins PJ gehen. Unabdingbar ist deswegen in jedem Fall ein Blick auf die verfügbaren PJ-Plätze: Wer sich für das erste Tertial drei Kliniken wünscht, in denen alle Plätze schon von Studierenden belegt sind, die ein halbes Jahr vorher ins PJ starten, hat von Vornherein keine Chance auf den gewünschten Platz. Auch dann nicht, wenn der Freitext genutzt wurde, um zu betonen, dass es ganz besonders toll wäre, wenn dieser Wunsch erfüllt werden könnte. Relevant ist das beispielsweise auch um das „richtige“ Tertial fürs Wahlfach auszusuchen: Im letzten Tertial ist die Auswahl am größten, in den ersten beiden kann es zumindest bei den begehrten Fächern vorkommen, dass nicht genug Plätze frei sind.

Mysterium PJ-Einteilung

Jedes Mal sind es etwa 100 Personen, die sich für drei Fächer zwei bis fünf hierarchisierte Krankenhäuser wünschen und eventuell noch Wunschtertial, Priorität und Anmerkungen als Freitext angegeben haben. Anhand dieses Datenberges eine möglichst zufriedenstellende Einteilung vorzunehmen, ist eine Herausforderung. Die Grundlage hierfür schafft seit 2010 ein von einem Lübecker Informatikstudenten geschriebenes Programm, das zunächst die Studierenden, die einen Härtefallantrag gestellt haben, zuteilt und anschließend anhand der Hauspräferenzen versucht, möglichst viele Studierende von ihnen angegebenen Krankenhäusern zuzuordnen. Gibt es auf einer Hierarchie-Ebene (beispielsweise Erstwunsch) mehr Bewerber als Plätze, wird gelost. Wem nicht der Erstwunsch erfüllt werden kann, der wird auf der nächsttieferen Ebene (Zweitwunsch) genauso behandelt wie diejenigen, die die betreffende Klinik als Erstwunsch angegeben haben: Gibt es mehr Bewerber als Plätze, wird gelost – im schlechtesten anzunehmenden Fall ist also möglich, dass eine Person bei jedem Losverfahren Pech hat und erstmal übrig bleibt.

Elektronisch können so etwa 60% der Studierenden eingeteilt werden. Die daraus resultierende große Tabelle, die alle PJ-Plätze in allen Kliniken, die durch das Programm vorgenommene Zuteilung sowie die durch den vorigen Schwung PJler blockierten Plätze enthält, bildet die Basis für die folgende Arbeit des Einteilungsteams. Dieses besteht aus sechs Studierenden, ausgelost aus denjenigen, die in dem Zeitraum, für den die Einteilung vorgenommen wird, ihr Praktisches Jahr absolvieren werden und Lust haben, sich bei der Platzzuteilung einzubringen. Ein weiterer Grund für die Bewerbung ist sicher auch die Hoffnung auf die Erfüllung eigener Wünsche: „Wenn man einen absoluten Traumplatz in einem beliebten Fach haben will, kann das Mitgliedsein natürlich zu einem Vorteil verhelfen. Inwieweit man damit allerdings Freunden helfen kann – wir haben davon abgesehen –, sollte man mit seiner persönlichen Moral ausmachen“, äußert sich Klaas Wirsing, der an der Platzvergabe für das im Mai beginnende PJ beteiligt war.

Das Einteilungsteam teilt all diejenigen zu, die durch das Programm nicht zugeteilt werden konnten, beispielsweise weil für sie die Tertialreihenfolge wichtig ist. In diesem Stadium werden auch Plätze, die durch Zusagen von Kliniken im Ausland oder anderen Bundesländern wieder frei werden, gleich neu vergeben. Wer eine feste Zusage hat, erleichtert die Einteilung folglich sehr, wenn er dies zeitnah Frau Hartmann oder jemandem aus dem Einteilungsteam mitteilt. Findet das Team keine Zuteilung, die es ermöglicht, dass die angemeldeten Wünsche erfüllt werden können, so hält es telefonisch Rücksprache mit den Betroffenen, ob auch ein anderes als das gewünschte Tertial oder ein anderes Krankenhaus in Ordnung wäre. Den Zeitaufwand hierfür schätzt Klaas auf über 20 Stunden und sagt, es sei gar nicht mal trivial, nicht vergleichbare Situationen zu gewichten und in der Gruppe über die subjektive Größe „Gerechtigkeit“ entscheiden zu müssen. Durch „komplett unrealistische“ Erstwünsche einzelner Studierender gestalte sich die Arbeit als sehr mühselig und langwierig.

Jede Menge Arbeit: Die PJ-Einteilung an der Universität zu LübeckAnnika Munko | StudentenPACK.

Jede Menge Arbeit: Die PJ-Einteilung an der Universität zu Lübeck

Unzufrieden?

Ungefähr fünf Monate vor Beginn des PJs wird die vorläufige Einteilung veröffentlicht und alle, deren Erstwünsche erfüllt werden konnten, können sich freuen, denn diese Plätze nimmt ihnen keiner mehr. Wer mit seinem PJ-Platz unglücklich ist, wendet sich am besten direkt an Frau Hartmann: Es werden immer noch Plätze durch Studierende, die in ein anderes Bundesland oder ins Ausland gehen, frei. Wer sich bei Frau Hartmann meldet, bekommt einen frei gewordenen Platz oder lässt sich auf die Warteliste für sein Wunschhaus setzen.

Ab ins Ausland!

Ein PJ-Tertial (in Sonderfällen auch zwei) kann im Ausland verbracht werden. In den meisten Fällen empfiehlt es sich hierbei, das erste und / oder zweite Tertial woanders zu verbringen. Wer ein Tertial splitten möchte, für den bietet sich die erste Hälfte des zweiten Tertials als Zeitraum für den Auslandsaufenthalt an: In der zweiten Hälfte des zweiten Tertials sind in vielen Krankenhäusern gerade wieder Plätze frei geworden, weil die „alten“ PJler fertig sind – die Chancen, für diese acht Wochen den Erstwunsch erfüllt zu bekommen, sind also besonders groß, weil diejenigen, die das komplette zweite Tertial in dem betreffenden Krankenhaus verbringen wollen, wegen der Überschneidung in der ersten Tertialhälfte keine Konkurrenz darstellen.

Darüber hinaus sieht die Ärztliche Approbationsordnung prinzipiell Freizügigkeit innerhalb Deutschlands vor – es ist also theoretisch möglich, drei Tertiale woanders zu verbringen und sich in Lübeck prüfen zu lassen, auch wenn dieses Vorgehen nicht empfohlen wird. Aufenthalte an auswärtigen Einrichtungen müssen allerdings mit dem Studiendekanat abgestimmt werden und Professor Westermann ist alles andere als begeistert davon, wenn Studierende alle drei Tertiale woanders verbringen wollen. Er sagt, er kenne keinen Studienort in Deutschland, an dem mehr auf die Wünsche der PJ-Studierenden eingegangen werde.

An anderen Universitäten, die ein gemeinsames Online-PJ-Portal nutzen, wird beispielsweise jedem Studierenden eine individuelle Start-Zeit zugelost, ab der er sich für die noch verfügbaren PJ-Plätze anmelden kann – wer zuerst dran ist, hat die freie Wahl, wer zuletzt dran ist, muss gleich dreimal nehmen, was übrig ist. Von mehr als 95% der Studierenden, die ihren Erst- oder Zweitwunsch bekommen, ist dabei in der Tat nicht auszugehen.

Dieses Entgegenkommen bei der Einteilung ins PJ und für das dritte Staatsexamen, das Angebot der Lehrkrankenhaus-Messe und des PJ-Info-Abends sowie der Einsatz bei der Gewinnung von Lehrkrankenhäusern, sodass deutlich mehr Plätze zur Verfügung stehen als benötigt werden, sei Teil einer Vereinbarung mit den Studierenden, so Westermann. Im Gegenzug dafür, dass in die Organisation so viel Aufwand und Ressourcen investiert würden, könne man erwarten, dass wenigstens eins der Tertiale an einem Lübecker Lehrkrankenhaus absolviert werde. Wer drei Tertiale in einer anderen Stadt verbringen wolle, könne sich schließlich auch an der zugehörigen Universität immatrikulieren und anschließend dort das dritte Staatsexamen ablegen. Praktisch bedeutet das, dass drei Tertiale woanders nur in Ausnahmesituationen genehmigt werden, beispielsweise wenn der Universitätswechsel nicht möglich ist oder jemand mit Kindern und Partner in einer anderen Stadt wohnt. Seit November 2014 betraf das genau drei Studierende.

Pendeln oder umziehen?

Direkt in Lübeck liegen lediglich vier Kliniken, wobei in zweien davon kein Pflichtfach, sondern nur das Wahltertial absolviert werden kann. Vielen Studierenden im PJ stellt sich deswegen die Frage, ob sie pendeln oder für die Dauer des Tertials umziehen. Etliche Krankenhäuser stellen ihren PJlern günstig oder sogar kostenlos eine kliniknahe Unterkunft zur Verfügung. Nicht überall ist beispielsweise ein Internetzugang selbstverständlich – nachfragen lohnt sich!

Wer lieber weiterhin in Lübeck wohnen möchte und keine Fahrgemeinschaft gefunden hat, sollte sich im Hinblick auf Zeitkarten für den ÖPNV die Zeit nehmen und sich beraten lassen: Die Stammkarte des nah.sh-Verbunds erlaubt Studierenden, die im Rahmen der Ausbildung pendeln müssen, den Kauf von Monatskarten zum gleichen Preis wie Schülern. Wenn beim Kartenkauf zusätzlich „Lübeck Anschlussfahrt“ statt „Lübeck“ als Startort angegeben wird, kostet eine Monatskarte nach Eutin beispielsweise 113,20 Euro – würde man an jedem Arbeitstag ohne Ermäßigungen eine Hin- und Rückfahrkarte kaufen, wären es rund 370 Euro monatlich.

Aufwandsentschädigung?

Auch das Thema Geld spielt bei der Entscheidung für oder gegen ein Krankenhaus eine wichtige Rolle: Bei einer im Juni 2016 von der Fachschaft Medizin durchgeführten Umfrage unter Lübecker Medizinstudierenden gaben fast 74% an, auf die Aufwandsentschädigung angewiesen zu sein, für 93% ist die Aufwandsentschädigung ein entscheidendes Kriterium bei der Platzwahl. Fast alle Lübecker Lehrkrankenhäuser zahlen den Studierenden bereits einen Fahrtkostenzuschuss oder eine Aufwandsentschädigung in Höhe von bis zu 500 Euro monatlich, im UKSH gibt es bislang kostenfrei Mittagessen.

Die Fachschaft bemüht sich seit Oktober 2015 intensiv darum, dass auch am UKSH eine Aufwandsentschädigung für Studierende im Praktischen Jahr gezahlt wird. Der damals erhoffte und angepeilte Start einer Zahlung ab Mai 2017 bleibt derzeit aber noch ungewiss: Ein von Studierendenvertretern beim PJ-Infoabend als „tragfähiges Konzept“ bezeichneter Vorschlag der Klinikdirektoren wurde vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung als noch nicht ausgereift genug bezeichnet. Es bleibt also vorerst bei dem, was Professor Westermann beim PJ-Infoabend sagte: „Wenn Sie auf das Geld angewiesen sind, dürfen Sie nicht das UKSH wählen. Diejenigen, die das UKSH wählen, müssen sich auf die Unsicherheit einlassen.“

Seitdem führten Studierendenvertreter weitere konstruktive Gespräche mit Staatssekretär Fischer, in denen Rahmenbedingungen für eine Aufwandsentschädigung abgesteckt wurden: BAföG-Empfänger dürfen durch die neue Regelung gegenüber anderen Studierenden nicht benachteiligt werden und die PJ-Aufwandsentschädigung darf nicht das Defizit des UKSH vergrößern. Ein konkreter Vorschlag von Seiten des UKSH zu Finanzierung und Höhe der Aufwandsentschädigung steht allerdings noch aus (Stand Januar). Die Fachschaft Medizin bleibt dran: „Die Einführung einer PJ-Aufwandsentschädigung ist ein komplexeres Thema, als wir es uns selbst zu Beginn der ganzen Sache im Oktober 2015 vorgestellt hatten. Das hat zur Folge, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht so weit sind, wie wir es uns damals erhofft haben. Nun konnten wir uns mit dem Ministerium auf Rahmenbedingungen für eine Einführung einigen. Dies war ein zwingend notwendiger Schritt, da das UKSH eng mit dem Land Schleswig-Holstein verknüpft ist. Im März findet ein erneutes Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzen des UKSH, Herrn Prof. Scholz, statt. Dieser hatte uns in persönlichen Gesprächen mehrfach mitgeteilt, dass er grundsätzlich gesprochen für eine Einführung sei. Die konkrete Umsetzung und Details wollen wir nun mit ihm besprechen, so dass für uns die Einführung zum PJ-Beginn im Mai diesen Jahres als Ziel bestehen bleibt.“

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