„Die Bibliothek ist eine Frechheit!! Viel zu klein, schlechtes WLAN, zu wenig Plätze mit Stromversorgung, schlechte geheizt/klimatisiert […] Wäre ich nicht drauf angewiesen, wäre ich nicht dort!“ , „Vor der Klausurenphase ist die Bib bis mindestens 18 Uhr so voll, dass ich oft gar keinen Platz mehr bekommen konnte. Am Wochenende ist das noch schlimmer. Gerade am Wochenende ist auch Gebäude 64 für mich nicht zugänglich und ab 18 Uhr bin ich dann aufgeschmissen. […]“

Dies sind nur einige der Freitextantworten, die wir auf unsere Umfrage zur Lernsituation der Studenten erhalten haben (Hier findet ihr weitere Antworten zum durchklicken). Wir wollten wissen, wie die Studenten – also ihr – die Raumsituation an der Uni empfinden. 289 Studierende der Universität zu Lübeck aus zwölf Studiengängen haben auf unsere Fragen geantwortet. Längst nicht alle waren so negativ. „Es gibt […] genügend Sitzgelegenheiten mit Tisch, aber nur wenige, wo es leise ist.“ Andere sagen, die Lernsituation wurde erheblich verbessert.

Zu wenig oder doch genug?

Eine große Mehrheit der Befragten findet, dass es zu wenig Plätze zum Lernen gibt (immerhin 75,8 Prozent). Dem gegenüber steht allerdings die Tatsache, dass die meisten Befragten angeben, üblicherweise einen Platz zum Lernen zu finden. Lediglich 25 Prozent der Befragte geben an, nie oder selten einen Platz zu finden, an dem sie lernen können. Doch nur, weil ein Platz zum Lernen gefunden wurde, ist man mit diesem noch nicht zufrieden.

Die zu geringe Anzahl wird auch mit den Bauvorhaben auf dem Campus in Verbindung gebracht: „Über alle auf dem Campus werden irgendwelche Gebäude gebaut für viele Millionen und groß der Öffentlichkeit präsentiert. Aber um in den Gebäuden Pools oder einfachst ausgestattete Arbeitsräume für Studenten einzurichten, haben die kein Geld übrig.“

Lernen könnte so einfach sein.

Einfach ist es aber nur, wenn man zu den sagenumwobenen Menschen gehört, die entweder nicht lernen müssen, oder aber zuhause, aller Ablenkung zum Trotz, den Höhepunkt ihrer Konzentration erreichen. Da aber lediglich elf Prozent bei der kürzlich geführten Umfrage angaben, nie auf dem Unigelände zu lernen, wenden wir uns einmal der Mehrheit zu, denen, die sich dort ein Plätzchen suchen. Man wird tatsächlich auch immer fündig, jedenfalls wenn man zu Beginn des Semesters lernen möchte. Dann erscheint alles noch so freundlich, frei und grenzenlos und der Bestand der Bücher in der Bib als unerschöpflich. Je näher die Klausuren kommen, desto mehr muss man der Realität ins Auge blicken: Es gibt einfach von allem zu wenig.

Bald sollen in der Bibliothek mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Ein Umstand, der jedem, der sich kürzlich für seine Klausuren wappnen musste, nur ein schwacher Trost sein kann. Immerhin gaben 67 Prozent der Befragten an, dass sie die Bibliothek nutzen, aber als ob der Mangel an Plätzen nicht schon genug wäre, stellen die erste Hürde die Spinde dar. Wer sich nicht gerade dazu entschließt, sein Hab und Gut zuhause zu lassen oder aber für Langfinger auf den Präsentierteller zu legen, der wird wahrscheinlich hier schon scheitern, da Taschen in der Bibliothek nicht erlaubt sind. Hat man es dann doch geschafft, einen freien Spind zu ergattern, wird die Stimmung von der Zweckmäßigkeit der Inneneinrichtung doch etwas gedrückt. Ein Umfrageteilnehmer merkte an, dass Blumen vielleicht helfen könnten, da sie nebst Ästhetik zusätzlichen Sauerstoff beisteuern würden.

Doch es ist nicht nur die etwas trostlose Inneneinrichtung, die unsere Umfrageteilnehmer bemängelten – so sei es in den Gruppenarbeitsräumen schlichtweg zu laut. Ein konstruktiver Lösungsvorschlag dazu war es, die Räume durch schalldämpfende Vorhänge zu unterteilen.

Die Bibliothek wird insbesondere von Medizinern genutzt, während das Gebäude 64, wenig überraschend, insbesondere von den technischen Studiengängen als Lernplatz genutzt wird. Der Ort, den Kommilitonen am zweithäufigsten zum Lernen aufsuchen, ist die Mensa. Der Besuch der Mensa zum Lernen ist ein Indiz für einen Mangel an Arbeitsplätzen an der Universität. Ein Teilnehmer bemerkt: „Die Mensa sollte kein Platz zum Lernen sein. Der Platz ist sowieso schon begrenzt.“

Ein Abschnitt unserer Umfrage beschäftigte sich mit den PC-Pools der Universität. Die PC-Pools sind natürlich insbesondere für die Studenten der MINT-Fächer von großer Bedeutung. 60 Prozent der Medizinstudenten geben an, noch nie einen PC-Pool genutzt zu haben, während deutlich über 90 Prozent der anderen Studenten die Pools manchmal oder oft nutzen. Unter den MINT-Studenten finden 36 Prozent, dass es nicht genügend PC-Arbeitsplätze gibt, immerhin 60 Prozent finden, es sind genug. Meist sei es möglich einen Platz zu finden. Sollte die Anzahl der Studenten noch weiter steigen, würde dies jedoch zunehmend schwieriger. Zudem seien die Pools oft nicht sauber genug. Grundsätzlich wird angemerkt, es gäbe zu wenig Drucker.

Noch viel problematischer sehen viele Studierenden jedoch die Übungen in den Pools. Die Übungsleiter verweisen Studenten, die nicht der Übungsgruppe angehören, häufig des Raumes, obwohl teilweise nur ein Teil der Rechner besetzt sei. Mehrmals – nicht nur in Bezug auf die Pools – wurde der Wunsch geäußert, vor den Räumen Raumbelegungspläne anzubringen. Dies würde die Arbeitsplatzsuche deutlich vereinfachen.

Ein MINT-Student merkt an, dass es für ihn nicht möglich sei, den Pool in der Bib effektiv zu nutzen, gerade wenn er aus Gebäude 64 gescheucht werde. Der selbe Wunsch wird aber auch andersherum geäußert: „Es wäre schön wenn die Medizinstudenten ebenfalls die Pool PCs in Haus 64 inkl. den Programmen nutzen könnten (bspw. SPSS, das auch für die Medis interessant sein könnte).“

Was ist zu tun?

Einige sehr konkrete Vorschläge haben die Teilnehmer in der Umfrage bereits angebracht: „Die Uni sollte Räume in der Stadt anbieten“ schreibt einer. Tatsächlich gibt es, zumindest für Studenten, die gerade ihre Bachelorarbeit schreiben, so ein Angebot des Studienfonds der Uni Lübeck bereits, man kann sich bei Sabine Voigt (Haus 2) melden. Das Anbringen von Raumplänen sollte für die Verantwortlichen kein Problem sein. Die angeregten Tische im Foyer des Audimax und mehr Steckdosen klingen auf den ersten Blick auch nicht wie etwas, was die Uni überfordern dürfte.

Wie viel Handlungsbedarf beim Schaffen neuer Plätze zum Lernen notwendig ist, lässt sich nur mit dieser Umfrage schwer beantworten. Die Mehrheit der Studenten findet einen Lernplatz, gleichzeitig ist die Mehrheit mit diesen Plätzen nicht zufrieden. Insbesondere zur Klausurenzeit wird es oft schwierig einen Lernplatz zu finden.

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