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Steffen Drewes vor einer Boeing CH-47 ChinookSteffen Drewes | StudentenPACK.

Steffen Drewes vor einer Boeing CH-47 Chinook

Das Wichtigste vorab: Dieser Artikel soll keine Werbung für einen speziellen Dienst (zum Beispiel in der Bundeswehr) sein! Es gibt zahllose Möglichkeiten sich zu engagieren. Dies beginnt im Kleinen an der Uni im StuPa, dem AStA oder den Fachschaften, geht über die aktuell sehr wichtige freiwillige Flüchtlingshilfe bis hin zum technischen Hilfswerk, der freiwilligen Feuerwehr oder zahllosen anderen ehrenamtlichen Organisationen. Über alle Möglichkeiten kann man sich im Internet oder bei den entsprechenden Organisationen selbst informieren. Wer den Bericht über meinen Austausch nicht in Gänze lesen möchte, dem sei zumindest der letzte Absatz ans Herz gelegt.

Im Sinne meines Appells aus dem ersten Absatz ist der freiwillige Dienst bei der Bundeswehr für mich eine Art Engagement, das durchaus mit THW und freiwilliger Feuerwehr mithalten kann. Im Katastrophenfall zum Beispiel würde ich der Bundeswehr auch jederzeit zur Verfügung stehen. Auch wird die Bundeswehr im Moment personell sehr stark in die Betreuung von Flüchtlingen eingebunden.

Seitdem ich Mitte 2010 die Bundeswehr als Oberleutnant der Reserve (d.R.) verlassen habe, ist meine vorlesungsfreie Zeit fast ausschließlich in die Bundeswehr geflossen. Nachdem ich Ende 2013 zum Hauptmann d.R. befördert wurde, habe ich mich Mitte 2014 auf den Deutsch-Amerikamischen-Reserveoffiziersaustausch beworben und wurde für das Jahr 2015 auch direkt ausgewählt.
 Von diesem Austausch möchte ich hier ein wenig ausführlicher berichten.

Washington D.C. die Erste

Nach einer Informationsveranstaltung an einem Wochenende Anfang 2015 in Berlin ging es am 1. Juni 2015 nach Bonn und am 3. Juni in die USA. 
Nach dem achtstündigen Flug und einer kurzen, fast schlaflosen Nacht begannen wir mit dem typischen Touristenprogramm in Washington D.C. Vom Lincoln Memorial über das Korean War Memorial und das World War II Memorial ging es über das Washington Monument zum Weißen Haus. Hier wurden wir Zeugen einer interessanten Prozedur: Kurz bevor wir das Weiße Haus erreichten, ging in dessen Nähe eine Bombendrohung ein, woraufhin der Bereich vor dem Gebäude sofort komplett gesperrt wurde. Die temporären und die auch dauerhaften Beeinträchtigungen für die Anwohner in der Nähe des Amtssitzes des amerikanischen Präsidenten sind erheblich, werden von den Anwohnern aber scheinbar recht stoisch ertragen.

Besonders auffällig war der deutliche Unterschied im Umgang mit Uniformierten in der Öffentlichkeit. Uns wurde sehr oft für unseren Dienst gedankt und viele Menschen wollten uns die Hände schütteln oder Fotos mit uns machen. Da die Reaktion auf uniformierte Soldaten in Deutschland doch eine deutlich andere ist, war dieses eine der herausstechendsten Erfahrungen des Austausches. Obligatorisch war natürlich auch ein Besuch im Pentagon, welches als Arbeitsplatz für über 20.000 Menschen ein sehr beeindruckendes Gebäude ist und natürlich auch eine Bank, einen Juwelier und einen Starbucks beinhaltet. Im Pentagon kamen wir auch das erste Mal mit einer anderen interessanten Tradition der US-Streitkräfte in Kontakt: Den sogenannten „Coins“. Diese werden von hochrangigen Personen wie Generalen oder Zivilisten in entsprechenden Positionen vergeben. Auch vergeben Kommandeure diese Coins für Ihren Verband. Auf dem Bild am Ende des Artikels sind die Coins zu sehen, die ich auf dem Austausch erhalten habe. Diese kann man zu vielen Gelegenheiten kaufen – zum Beispiel auf Übungsplätzen – und es sind für fast alle Dienstgrade Modelle verfügbar. Unter dem Rang eines Oberstleutnants sind persönliche Coins aber nicht wirklich ernst gemeint. Diese Tradition beginnt langsam in der Bundeswehr Fuß zu fassen, ist aber noch lange nicht so verbreitet wie in den USA.

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Fort McCoy – Irgendwo im Nirgendwo Hubschrauber fliegen

Nach zwei Tagen in Washington D.C. ging es dann nach Fort McCoy, Wisconsin, in die Einheit der US-Streitkräfte, die uns für den Großteil des Austausches beherbergen sollte. Bei mir war dies das „75th Training Command“, das bei der Übung „Global Lightning“ die Rolle des Schiedsrichters und Ausbilders innehatte.

Steffen Drewes und Captain LampSteffen Drewes | StudentenPACK.

Steffen Drewes und Captain Lamp

Meine persönliche Betreuung übernahm Captain Taylor. Unsere Aufgabe war es, den Stab eines Logistikbataillons zu coachen. Als deutscher Soldat war ich auf dieser Übung, an der in mehreren US-Bundesstaaten insgesamt rund 12.000 US-Reservisten teilnahmen, ein echter Exot. Lockere Gespräche mit Soldaten aller Dienstgradgruppen waren hier an der Tagesordnung und ich wurde oft gebeten, mich mit den Soldaten fotografieren zu lassen. Auch habe ich erfahren, dass viele US-Soldaten von Deutschland nur Ramstein (die Luftwaffenbasis, nicht die Band) und den Ort Grafenwöhr kennen. Lübeck sagt den meisten gar nichts. Erstaunlicherweise hat die Kommandeurin des Logistikbataillons, in dem ich die meiste Zeit verbracht habe, in ihrer Kindheit ein Jahr in Deutschland verbracht und eine Lübecker Schule besucht. Um auch mal einen Einblick auf einer anderen Ebene zu erhalten, habe ich zwei Tage lang auf Kompanieebene gecoacht. Diese Aufgabe hat die „78th Training Division“ übernommen. Hierbei hatte ich die Gelegenheit Captain Lamp kennenzulernen und auch mal im Humvee mitzufahren. Ich kann sagen die geländegängigen Kraftfahrzeuge der Bundeswehr, in dieser Größenordnung die Mercedes Benz G-Klasse, sind deutlich komfortabler.

Das absolute Highlight des Austausches wurde am vorletzten Tag für mich organisiert. Ich durfte eine Runde in der „Boeing CH-47 Chinook“ mitfliegen. Dieser Helikopter wird von den US-Streitkräften schon seit dem Vietnamkrieg zum Truppentransport eingesetzt. Wir sind mit zwei dieser Maschinen zu einem ungefähr eine Stunde entfernten Flugplatz geflogen, um weitere Teilnehmer der Übung abzuholen.

Da Captain Taylor nicht wollte, dass ich die gesamten 16 Tage nur Wisconsin sehe, sind wir die letzten viert Tage nach Houston, Texas geflogen. Auf dem Flug wurde ich übrigens in die Premium Economy hochgebucht und bekam sogar ein Essen der ersten Klasse. In den USA kann es sich durchaus auszahlen in Uniform zu reisen. In Houston hatte ich die Gelegenheit Captain Taylor`s Dienststelle zu sehen, konnte mir aber auch einige Sehenswürdigkeiten ansehen.

Steffen Drewes und Captain TaylorSteffen Drewes | StudentenPACK.

Steffen Drewes und Captain Taylor

Besonders interessant fand ich das „Georg Bush Presidential Library and Museum“. Seit Calvin Coolidge, dem 30. US-Präsidenten, hat sich jeder Präsident eine eigene Bibliothek mit angeschlossenem Museum einrichten lassen, in dem Andenken seiner Amtszeit ausgestellt werden. Die Gelder werden von Privatpersonen zur Verfügung gestellt und von Stiftungen gesammelt und verwaltet.

Neben dem Besuch von zwei Brauereien konnte ich eine Blick aus dem 60. Stock des „JP Morgan Chase Towers“ über Houston werfen.

Washington D.C. die Zweite

Zurück in Washington D.C. begannen die letzten drei Tage des Austausches. Neben einer Abschlussbesprechung im „Bundeswehrkommando USA und Kanada“ und Reston und einem Besuch auf dem Nationalfriedhof Arlington bekamen wir eine Führung über die Schlachtfelder von Gettysburg mit anschließendem BBQ auf der Ranch eines ehemaligen Colonels der US-Streitkräfte.

Es ist ein wirklich schöner Austausch gewesen, der mich nicht nur dienstlich, sondern vor allem persönlich weitergebracht hat. Neben sehr viel Praxis der englischen Sprache habe ich Bekanntschaften geschlossen, die ich auch heute noch pflege. Bei einem Gegenbesuch von CPT Taylor im September hatte ich die Gelegenheit, ihr Norddeutschland ein wenig näher zu bringen. Vor allem konnte ich ihr in Bremen mal eine etwas größere Brauerei sowie das neue Hansemuseum in Lübeck zeigen.

Die Moral

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man vielleicht nicht in jeder Organisation, in der man sich freiwillig engagiert irgendwann mal Hubschrauber fliegen darf oder drei Wochen USA bezahlt bekommt, aber neue Kontakte zu pflegen, sich einzubringen und neue Erfahrungen zu sammeln, ist eigentlich überall möglich.

In diesem Sinne sei mir am Ende meines Artikels ein persönlicher Appell an den geneigten Leser gestattet:
 „Bring dich ein. Such dir eine Tätigkeit, die dir Spaß macht und dich auch persönlich nach vorne bringt. Wenn es dir dann noch möglich ist, den ein oder anderen (Soft-)Skill zu verbessern, umso besser!“

Sammel sie alle. Coins.Steffen Drewes | StudentenPACK.

Sammel sie alle. Coins.

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