[nextpage title=”Keine Vorwoche” desc=”Nächstes Semester gibt es keine Vorwoche!” img=”222962″]

Viele Jahre wurden die Finanzen erfolgreich verwaltet - bis jetzt?Lukas Ruge

Viele Jahre wurden die Finanzen erfolgreich verwaltet – bis jetzt?

„Nächstes Semester gibt es keine Vorwoche!“ – so hieß es im Betreff einer Mail unseres StuPa-Präsidenten und designierten Senatsverteters Steffen Drewes Anfang August. Keine Vorwoche? Für viele unvorstellbar, wo sie doch seit vielen Jahren den sozialen Einstieg in das Studium bietet. Doch wie kommt es zu so einem Szenario? Der Grund ist ein Problem, wie es in letzter Zeit immer häufiger auftritt: Der akute Helfermangel – er zieht sich durch alle studentischen Gremien. Blickt man zu den Fachschaften, so sind viele Studiengänge regelmäßig unter- oder gar nicht repräsentiert, da sich keine Kandidaten finden. Soziale und fachbezogene Aktivitäten werden so immer schwieriger. Dieses Jahr haben sich für die Fachschaft MINT, in der 27 Sitze für Vertreter von 9 Studiengängen zu besetzen waren, gerade einmal 11 Kandidaten aus 4 Studiengängen gefunden – von denen 7 teilweise schon langjährig dabei sind. Wenn man bedenkt, dass personell 55% der Studierendenschaft vertreten werden sollen, dass fast 2000 Studierende bei fachlichen Problemen von gerade einmal 0,5% der MINT-Studenten (plus der handvoll freier Mitglieder) unterstützt werden sollen, ist das ein starkes Armutszeugnis.

In den anderen Gremien sieht es kaum anders aus. Auch die Fachschaft Medizin schafft es jedes Jahr knapp über die Anzahl der zugewiesenen Plätze zu kommen. Das StuPa hat es – als einer der wenigen Lichtblicke – dieses Jahr geschafft bei ungefähr eineinhalb Mal so vielen Kandidaten wie Plätzen voll gefüllt zu werden. Auch das war letztes Jahr noch Utopie. Von den erschreckend geringen Wahlbeteiligungen braucht man gar nicht erst reden. Gemeinsame große Veranstaltungen wie das COAL drohten nun immer wieder mangels Orga-Williger nicht mehr stattzufinden; Dancefloors mussten auf den Parties verfrüht dichtgemacht werden, weil keiner mehr bereit war hinter der Theke zu arbeiten.

Nicht zuletzt beim vierten Gremium, dem AStA, sorgte das grassierende Desinteresse an Engagement in der Studierendenschaft für die aktuelle Problematik. In diesem Falle konkret beim Referat für Finanzen. Die aktuelle leitende Finanzreferentin Linda Hoscheid legte ihr Amt, wie zu Beginn der Wahl im Dezember 2014 angekündigt, zum ersten September nieder. Auch viele andere Mitglieder des Referats müssen studienbedingt kürzer treten, denn neben diesen Tätigkeiten haben auch sie ein Studium zu bewältigen. Konsequenz ist es, dass viele Gremienmitglieder für ihr soziales Engagement ein um mehrere Semester verlängertes Studium in Kauf nehmen.

Und so kommt es, wie es muss: Am vierten August fand die letzte geplante StuPa-Sitzung statt, die Wahl eines neuen Haushaltsverantwortlichen stand auf der Tagesordnung – ohne Kandidaten. Bei den wenigen erschienenen Parlamentariern war die Unsicherheit über die Konsequenzen und das weitere Vorgehen groß.

Es wirkt wie ein kleines internes Problem. Doch betrachtet man die resultierende Situation, wird auch jedem in den Gremien nichtaktiven Studenten klar, was das zu bedeuten hat. Es fängt, um so den Kreis zum Anfang zu schließen, mit der Vorwoche an. Das komplette Rahmenprogramm, also Stadtrallye, Kino im Audimax, Kneipentour, Grillen und Chillen, Erstiparty: weg! Veranstaltungen, die nur durch finanzielle Unterstützung der Studierendenschaft möglich sind, wie die MetaNook, das Theater, die OPK oder auch dieses Magazin: weg! Die vielen kleinen Aktionen des AStA, QuARG-Kino, Ökostrom-Beratung, politische Themenabende: weg! Parties wie der Werkhof oder das Bergfest: weg! Selbst der Unishop, das Leihen von Staatsexamensprotokollen oder Mieten von Spinden: Nicht mehr möglich.

Trotz all dieser wichtigen und schönen Veranstaltungen, welche nicht mehr stattfinden könnten, hat sich lange Zeit niemand gefunden. Dem muss entgegengestellt werden, dass erst am Mittwoch, dem Tag nach der letzten ordentlichen StuPa-Sitzung, die Suche in die Studierendenschaft getragen wurde. Denn erst dann wurde klar, wie knapp die Zeit war.

In der Theorie gab es zwar noch den gesamten August für die Suche, eine weitere ordentliche StuPa-Sitzung konnte jedoch nicht einberufen werden, denn sowohl der StuPa-Vorsitzende als auch der Vizevorsitzende planten ab dem folgenden Wochenende aufgrund der Semesterferien nicht mehr in Lübeck zu sein. Die Satzungen der Studierendenschaft erlaubten in dieser kurzen Zeit lediglich eine außerordentliche Sitzung – diese wurde für Freitag, den siebten August angesetzt. Ein Zeitfenster von 48 Stunden blieb übrig, einen Nachfolger zu finden und den Kollaps zu vermeiden.

Der Artikel geht noch weiter, wähle den nächsten Teil aus.

[/nextpage]

[nextpage title=”Späte Suche” desc=”Ohnehin immer schwierig” img=”213443″]

Dass erst zu diesem Zeitpunkt außerhalb der Gremien aktiv gesucht wurde, ist deutlich zu spät und hätte rechtzeitiger geplant werden können – viel Zeit ist verschlafen worden. Es mag wiederum auch daran liegen, dass seitens der aktiven Ehrenamtlichen, angesichts der sonst verschwindend geringen Resonanz auf bisherige Hilfeaufrufe, wenig Erwartung vorhanden ist, Entschuldigung ist es jedoch nicht.

Die Besetzung dieses Postens ist ohnehin immer schwierig. Die Finanzverantwortlichen haben, wie der Name schon sagt, die Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es, sämtliche Rechnungen auf Korrektheit zu prüfen, zu buchen und sich mit Finanzämtern und Innenrevisoren rumzuschlagen. Ihr Posten ist, obgleich seiner Wichtigkeit, einer der undankbarsten. Tun sie ihren Job gut, so merkt man, wie so häufig bei den Verwaltungsaufgaben, nichts davon. Entsprechend schwach ist der Dank. Nur wenn sie ihre Aufgaben aus Sicht der Anderen schlecht oder falsch machen, bekommen sie den Ärger ab.

Sie schreiben in Nachtschichten Haushaltspläne, auch wenn sie für Klausuren lernen müssten. Statt auf Parties zu feiern, müssen sie bis zum Ende den Geldfluss organisieren. Sie müssen sich mit Partyveranstaltern rumschlagen, die nicht lernen wollen Rechnungen zu fordern, statt Dinge direkt aus der Kasse zu zahlen. Sie diskutieren mit Leuten, dass sie nicht mit ICEs auf Kosten der Studierendenschaft reisen oder persönliche Wahlplakate drucken dürfen. Sie bauen sich selbst Bürokratie und Bürden auf, in der Hoffnung alles richtig zu tun, denn sie sind persönlich verantwortlich und haben dadurch viel Arbeit. So scheint es nicht verwunderlich, dass niemand diese Aufgabe übernehmen will. Häufiger schon wurde diskutiert, diese Arbeit finanziell zu entlohnen. Doch es war immer der Konsens, dass die studentische Arbeit durch die Freiwilligkeit an Qualität gewinnt. So wurde von diesen Vorschlägen abgesehen.

Kurz vor der von den Gremienmitgliedern mit Spannung erwarteten außerordentlichen Sitzung kam die erlösende Nachricht: Es sei eine Studentin gefunden worden, die sich zur Wahl bereitgestellt habe. Ein bitterer Beigeschmack: wieder handelt es sich um eine Studentin, die sich so schon jahrelang engagiert, wieder bleibt die übrige Studierendenschaft tatenlos. Doch trotz der Brisanz fanden sich in der auf 10:00 Uhr anberaumten Sitzung gerade einmal fünf Parlamentarier ein, die Sitzung war nicht beschlussfähig. Der Krimi ging in die Verlängerung. Für einen solchen Fall sorgt die Satzung vor, im Abstand von drei Tagen konnte eine weitere außerordentliche Sitzung einberufen werden, in dieser ist das Gremium unabhängig von der Anzahl der Anwesenden beschlussfähig. Das Problem der Abwesenheit sämtlicher Personen, die eine Sitzung einberufen dürfen, blieb weiterhin. Einzig und allein die Bereitschaft des Vizevorsitzenden des StuPas, seinen Urlaub für die Sitzung zu unterbrechen und für den Tag zurück nach Lübeck zu fahren, ermöglichte die Durchführung der Sitzung.

Am zwölften August fand also nach starkem Ringen endlich die Sitzung statt – sogar eine zweite Kandidatin fand sich, welche bisher zwar im Heimrat des Studentendorfes, aber noch nicht in den studentischen Gremien aktiv war. Auf der Sitzung waren sogar so viele Parlamentarier anwesend, dass sie auch regulär beschlussfähig gewesen wären. Beide Kandidatinnen haben sich bereiterklärt, zusammen bis Ende des Jahres die Aufgaben zu übernehmen, auch wenn nur eine gewählt werden kann. So wurde Miriam Sasse als neue Finanzverantwortliche gewählt und übernimmt zusammen mit Christina Geick die wichtigen Aufgaben.

Ein knappes Ding also. Beide haben angekündigt, nur bis Jahresende den Posten zu übernehmen. Danach geht die Suche von vorne los – eine Rettung auf Zeit. Spätestens in der Dezember-Sitzung muss ein neuer Verantwortlicher gewählt werden. Jetzt ist der Moment, bringt euch ein!

[/nextpage]

Noch keine Kommentare, sei der Erste!