„Wenn jemand drei Tage bei uns lebt, ist er ein Gast. Ab dem vierten Tag ist er Teil der Familie.“

Geduldet von der Gesellschaft verbringen Beritan, Akhbar, Mirza, Zirek, Hassan und Miro einen Tag nach dem anderen in einer abgelegenen Flüchtlingsunterkunft in Norwegen. Eines Tages bekommen sie die Möglichkeit mit einem Bus einen Ausflug nach Oslo zu machen und dort einen Tag lang ihrem Alltag zu entkommen. Jeder von ihnen verbringt diesen Tag anders, als es von den Flüchtlingshelfern geplant war. Anstatt shoppen zu gehen oder durch die Stadt zu bummeln, versuchen alle etwas zu erledigen, was ihnen am Herzen liegt. Beritan will den Tod ihres Mannes rächen während Zirek auf ihre Tochter aufpasst und gleichzeitig versucht einen ganz normalen Tag als Teenager zu verbringen, indem er sich mit seiner Internetbekanntschaft Ingrid trifft. Akhbar, der abgeschoben werden soll, versucht von seinen Arbeitgebern in der Stadt seinen Lohn zu bekommen um doch noch einen Pass auftreiben zu können. Hassan, der „Champion“, sucht eine Stelle als Karate-Lehrer. Miro verbringt den Tag mit seiner Geliebten, mit der er ein Restaurant aufbauen möchte. Und Mirza möchte einen Brief an den norwegischen König zustellen.

Insgesamt gefällt uns der Film, wenn er auch eher dokumentarisch und bedrückend als erheiternd umgesetzt ist. Sicherlich ist das mitunter durch die Flüchtlingsthematik beeinflusst. Im Brief, den Mirza an den König schreibt, schildert er seine persönliche Geschichte von der Flucht und dem langen Leben in Norwegen. Gleichzeitig umschreibt der immer wieder szenenweise verlesene Brief die Lebenssituation aller Protagonisten und erklärt dadurch zum Teil die verschiedenen Motivationen. Hinzu kommen individuelle Interessen, die Suche nach einem normalen Leben, nach innerem Frieden und nach eigener Gerechtigkeit. Der eine Tag in Oslo wird aber nicht den Erwartungen aller Reisenden gerecht. Verständlich, plausibel und mit einem kritischen Blick auf die Flüchtlingspolitik Europas ist der Film insgesamt gelungen. Für einen kurzweiligen Sonntagnachmittag ist er damit jedoch weniger zu empfehlen.

Regisseur Hisham Zaman, der zur Vorstellung vor Ort war, erzählte im Anschluss an den Film, dass es sich bei der Besetzung sowohl um Amateure als auch um professionelle Schauspieler gehandelt hat. Einige von ihnen stammten auch aus seinem persönlichen Umfeld. Einen Unterschied in der schauspielerischen Leistung konnten wir aber nicht feststellen.

Bei den nordischen Filmtagen wird der „Brief an den König“ noch einmal morgen, am 02.11. ab 11:00 Uhr im CineStar Stadthalle gezeigt. Der Film läuft mit Originalton und englischem Untertitel.

Noch keine Kommentare, sei der Erste!