Günter Grass erhielt 2003 "In Anerkennung seiner Werke, in denen medizinische Sachverhalte künstlerisch verarbeitet wurden, für sein unbeirrtes Einklagen des Humanen und in Würdigung seiner Gastprofessur an der Universität zu Lübeck" die Ehrendoktorwürde der Universität zu Lübeck

„In meinem Alter braucht man keine Titel”, verkündete Frau Schavan letzte Woche im ZDF-Interview. Wie schön, dass ihr trotzdem kein Weg zu weit ist, sie sich dann doch noch abzuholen und sich in die Riege derer einzureihen, denen die Universität zu Lübeck eine Erweiterung ihrer in den meisten Fällen ohnehin schon zahlreichen und nicht aberkannten Titelschar angedeien ließ. Bereits 15 namhafte Herren nahmen den Ehrendoktor unserer Universität für große Entdeckungen und großes Wirken entgegen – um sich danach wieder in das nächste nobelpreisverdächtige Forschungsprojekt zu stürzen. Was sagen die werten Herren zum neuen, ersten weiblichen und ansonsten unbetitelten Mitglied in ihrer Runde? Die Reaktionen sind verhalten. Offenbar ist der Aufschrei, der kurz vor dem großen Tag der Verleihung ganz Uni-Lübeck erschütterte und nach einer handvoll Reden in Beifall – sogar des AStA, dessen Kampfgeist im Vergleich zum Sommer 2010 zu wünschen übrig ließ – umschwang, nicht bis zu den alten Ehrendoktoren gedrungen. Denn auch diejenigen, die noch unter den Lebenden weilen, fühlen sich entweder nicht bemüßigt, ihre Meinung über eine so heikle wie unbedeutende Kausa kundzutun – oder sie haben keine, man sehe es ihnen nach. Nur einer meldet sich zu Wort. Günter Grass höchstselbst, Dr. med. h.c. der Universität zu Lübeck und ihr als Lübecker in besonderem Maße verbunden, lässt Folgendes ausrichten: Es habe ihn sehr gefreut, den Ehrendoktortitel der Universität zu Lübeck zu empfangen. Die Verleihung eben dieses Titels an Frau Schavan aber habe „die Nachwirkung dieser Freude gemindert.“ Das wiederum mindert sicherlich die Freude, die Frau Dr. h. c. Schavan empfunden haben mag. Wirklich schade, nehmen Sie’s nicht persönlich, Herr Grass.

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