Ginge es nach den Rankingexperten, könnten sich Studenten bald über Geschenke freuen.Flickr Foto "Euros" von Tax Credits unter einer Creative Commons ( BY ) Lizenz, bearbeitet von Johannes Zanken

Ginge es nach den Rankingexperten, könnten sich Studenten bald über Geschenke freuen.

Bundesstudienförderung – Was ist das?

Wie finanziert ihr euer Studium? BAföG, Mami und Papi zahlen, oder doch ein stressiger Nebenjob? Falls ihr auf alles drei mit “Ja” geantwortet hättet, hier die gute Nachricht: Ihr steht nicht allein da.

Fakt ist: Etwa 87% der Studierenden bekommen Unterstützung von ihren Eltern, 63% haben einen Nebenjob und etwa ein Viertel bekommt BAföG. Doch damit noch nicht genug: Es gibt ja noch den Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), das Deutschlandstipendium, die Begabtenförderwerke und viele, viele weitere.

Die meisten Studenten müssen diese Bausteine kombinieren, um ihre Finanzierung zu decken. Dabei tritt jedoch eine Vielzahl von Problemen auf. Zum einen sind die Angebote sehr intransparent und komplex. Deshalb muss sich jeder Student einen individuellen Finanzierungsplan zusammensuchen. Hinzu kommt jedoch, dass nicht jeder Baustein mit jedem beliebig kombiniert werden kann. Außerdem ist oft nicht bekannt, dass gewisse Fördermöglichkeiten existieren, sodass sie nicht wahrgenommen werden können.

Wenn bisher niemand aus der Familie studiert hat, wird es umso schwieriger, sich im Finanzierungsdschungel zurechtzufinden. Studenten aus nicht-akademischem Elternhaus sind deshalb im Nachteil. Diese sind auch oft weniger bereit, sich für ein Studium zu verschulden.

Aber auch die Angebote an sich schießen oft am Ziel vorbei. Ein Teilzeitstudium wird nicht mit BAföG unterstützt, dabei studieren inzwischen 25 Prozent aller Studierenden so. Der Auslandsaufenthalt während des Studiums? Ebenfalls schwierig.

Während des Studiums bricht der Finanzierungsplan dann oft in sich zusammen. Wenn jemand kurzfristig mehr Geld verdient, bekommt er oft kein BAföG mehr. Nach dem Studium heißt es für einige dann drei oder mehr verschiedene Rückzahlungsforderungen gleichzeitig zu bedienen, da diese in keinster Weise aufeinander abgestimmt sind.

Vor diesem Hintergrund hat das CHE, das „Centrum für Hochschulentwicklung“, eine Denkfabrik gestartet. Herausgekommen ist der Vorschlag einer Bundesstudienförderung.

Und was heißt das jetzt konkret?

Nachdem das CHE die oben genannten Probleme näher beleuchtet hat, schließt es, dass selbst eine Verbesserung der einzelnen Angebote nicht zu einer Verbesserung des Gesamtsystems führen würde. Das größte Problem sei die Fragmentierung der Angebote, deshalb solle eine „‚Bundesstudienförderung‘ aus einem Guss“ eingeführt werden.

Jeder Student bekommt eine Sockelförderung. Diese ist einkommensunabhängig. Allerdings werden dafür die indirekten Zuschüsse, wie Kinderfreibetrag und Kindergeld für Studierende gestrichen. Damit soll die Unabhängigkeit von Studenten von ihrem Elternhaus gestärkt und eine Bevorzugung von Studenten aus einkommensstarken Elternhäusern vermieden werden. Die Förderung soll auf die Studienzeit und nicht auf das Alter bezogen werden.

Zu der Sockelförderung kommen Zuschüsse nach Einzelfallprüfung. Einerseits sollen sie an individuell Bedürftige gehen, ähnlich wie beim BAföG. Andererseits sollen sie Engagement wie Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen honorieren. Außerdem könnten Anreize geschaffen werden, sodass diejenigen eher ein Studium aufnehmen würden, die aus gesellschaftlichen Gruppen stammen, in denen ein Studium bislang nicht üblich war. Dafür müsste allerdings die Politik mitarbeiten. Zuschüsse könnte es auch von Unternehmen geben, die eigene Förderziele mit Geld unterstützen wollen. Die Sockelförderung solle dabei regelmäßig angepasst werden.

Als letzter Punkt ist ein frei zu bestimmender Darlehensanteil vorgesehen. Er vereint den unverzinsten Darlehensanteil des BAföG, den KfW-Kredit und den Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes. Dabei soll ein niedriger Zinssatz mit einer variablen Gestaltung der Auszahlungssummen realisiert werden. So wird Studenten auch ein Zweitstudium ermöglicht. Bisher ist die KfW-Förderung, die für diesen Fall angeboten wird, oft nicht ausreichend.

Alle drei Bausteine zusammen sollen eine effiziente und solide Möglichkeit der Studienfinanzierung bieten.

Bisherige und vorgeschlagene Förderung nach dem Modell des CHE.aus dem Video „CHE-Vorschlag zu einer Bundesstudienförderung“ des CHE, verändert von Hanna Lachnitt

Bisherige und vorgeschlagene Förderung nach dem Modell des CHE.

Die Idee ist aber nicht neu, oder?

Schon in einem Paper zur BAföG-Reform, das 2009 erschien, empfiehlt das CHE eine solche Studienfinanzierung, wenn auch noch nicht unter dem schönen Akronym „BuStuF“. Der in diesem Jahr entwickelte Vorschlag ist eine Weiterführung der dort gebildeten Idee. Aber auch davor in einem 1999 entstandenem InvestiF-Modell vom „Stifterverband für die deutsche Wissenschaft“ und dem CHE kam die Idee einer Sockelförderung und eines darauf aufbauenden Darlehensanteils auf.

Doch auch Forderungen nach einer Weiterentwicklung des BAföG sind zur Genüge bekannt. Es bleibt abzuwarten, wie die im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD festgelegten Versprechen konkret umgesetzt werden.

Bildungsministerin Johanna Wanka kündigte jüngst eine große BAföG-Reform an. Außerdem will sie das Grundgesetz ändern, damit der Bund direkt und dauerhaft in Hochschulen investieren kann. Beides taucht bisher nicht im Koalitionsvertrag auf. Wenn diese Punkte umgesetzt werden, wird die Idee der Bundesstudienförderung fürs Erste auf Eis gelegt.

Alles in einen Topf, umrühren, würzen und fertig ist die neue Studienfinanzierung?

Konkrete Zahlen sind im Vorschlag des CHE (noch) nicht vorhanden. Die Sockelförderung würde, so der Tagespiegel, dem CHE zufolge für ein kostenneutrales Modell bei ungefähr 250 Euro pro Student und Monat liegen. Wen seine Eltern nicht unterstützen könnten, würde zusätzlich noch Zuschüsse ohne Rückzahlungsverpflichtung bekommen. Damit das Modell nicht teurer als das bisherige BAföG wäre, dürfte hier allerdings nur die Hälfte des bisherigen BAföG-Höchstsatzes ausbezahlt werden. Das wären dann 335 Euro pro Monat.

Eine Obergrenze des optionalen Darlehensanteils könnte 1000 Euro pro Monat sein.

Nehmen wir an, Anna kann von ihren Eltern nicht unterstützt werden. Sie bekäme dann etwa 250 Euro Sockelförderung und 335 Euro Zuschuss ohne Rückzahlungsverpflichtung, insgesamt 535 Euro pro Monat. Bekäme sie nach dem aktuellen Modell den BAföG-Höchstsatz, würde sie noch einmal 335 Euro als unverzinstes Darlehen über das BAföG aufnehmen. Mit der Bundesstudienförderung könnte sie sich zudem flexibel so viel Geld leihen, wie sie in dem Monat gerade bräuchte, bis zu 1000 Euro. Hier aber mit niedrigen Zinsen.

Konkrete Zahlen sind allerdings noch nicht genannt worden.

Oder doch noch ein bisschen mehr (digitale Suppe)?

Anna möchte jetzt ins Ausland und braucht Geld. Aktuell würde sie wohl Angebote für einen Kredit einholen und sich, laut Statistik, wahrscheinlich für einen staatlichen Anbieter entscheiden. Dem CHE zufolge hat sich der private Darlehensmarkt kaum entwickelt. Deshalb wird angemerkt, dass sich keine Benachteiligung für diesen ergibt, sollte die BuStuF eingeführt werden.

Damit das System funktioniert, sollen alle Anträge konsequent online gestellt werden. Dadurch soll ein großer Bürokratieabbau gewährleistet sein.

Auch wer mehr über das Modell der Bundesstudienförderung wissen will, sollte ins Netz gehen. Auf der Homepage des CHE finden sich unter Projekte, Eigenprojekte weitere Infos. Ein kurzes, aber informatives Video gibt es im Archiv von DRadio. Links sind auf der Internetseite des StudentenPACKs zu finden.

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