Hendrik Wallbaum | StudentenPACK.

Zur Nachgärung wird das Jungbier in Flaschen gefüllt.

Die Deutschen sind bekannt für ihren Bierkonsum und ihre Braukultur. Es ist also nicht verwunderlich, dass Bier auf den meisten Veranstaltung nicht fehlen darf. Ob Pils, Hefe-Weizen, Ale oder Stout spielt dabei keine Rolle. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns auch eingestehen, dass ein goldenes frisch gezapftes Pils mit festen stehenden Schaum ein wenig aussieht wie flüssiges Glück. Ganz besonders werden solche Ereignisse auch für viele Studenten, wenn es Bier aus der Heimat gibt oder eben das Lieblingsbier. Deutschland ist mit 1327 gelisteten Brauereien auch mit großem Vorsprung auf Platz 1 in der Weltrangliste.

Geschichte des Reinheitsgebot

Besonders stolz sind die Deutschen auf Ihr Reinheitsgebot, was in seinen Grundzügen nichts anderes besagt, als dass in ein Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten sein sollen. Diese Bestimmung geht noch auf das Mittelalter zurück, als das so genannte Grutrecht von Landesherren, Zünften oder Stadträten verliehen werden konnte. Das älteste bekannte wurde von Kaiser Otto II. 974 an die Kirche von Lüttich vergeben. 1156 fand hingegen mit der Verleihung des Stadtrechts an Augsburg auch die Bierqualität Einzug in eine Rechtsverordnung. Das berühmte Bayrische Reinheitsgebot von 1516 ist auf die 1447 erlassene Münchener Brauverordnung zurückzuführen, welche besagt, dass nur Hopfen, Gerste und Wasser verwendet werden dürfen. Dementsprechend ist jedes Hefe-Weizen eigentlich ein Bruch mit dieser Verordnung, da Weizen nicht zu den erlaubten Zutaten gehörte. Erst 32 Jahre später erhielt Freiherr von Degen das Privileg, nördlich der Donau Weizen zu verwenden. Auch das Gerücht, das Reinheitsgebot habe über die Jahrhunderte Bestand gehabt, ist falsch, schon kurz nach seinem Erlass wurden Zusätze erlaubt, wie zum Beispiel Koriander und Lorbeer. Erst 1906 gab es dann ein Reinheitsgebot, welches für den gesamtdeutschen Raum galt. Das deutsche Biersteuergesetz wurde 1923 eingeführt und hatte bis auf kleine Veränderungen bis 2005 Bestand, als dieses dann in die bis heute geltende Bierverordnung überführt wurde.

Philipp Bohnenstengel | StudentenPACK.

Sud und Hefe werden getrennt.

Aber wie wird nun aus dem Getreide dieses herrliche Getränk?

Wie die Bierherstellung von dem Profis gemacht wird, verraten wir euch in unserem „Hinter den Kulissen“. Aber da Mütter sagen, alles schmecke besser, wenn es selbst gemacht ist, müsste das doch auch für Bier gelten. Im Wissen, dass Bierbrauen eine Wissenschaft für sich sein kann, hat sich das StudentenPACK dennoch daran versucht und sich eine „Bier-Kwik“-Ausrüstung bestellt. Entgegen der Erwartung kamen keine druckfesten Gärkessel und einzeln in Tüten verpackte Zutaten. Man erhält bei einer Bestellung einen unscheinbaren gelben Eimer mit Ablassventil, ein Bierwürze-Konzentrat und eine Packung Trocken-Bierhefe. Der Vorteil ist ganz klar, dass man sich das stundenlange in der Küche Stehen und Bierwürze Kochen sparen kann. Zuerst werden sämtliche Geräte gründlich gereinigt und das Konzentrat zur besseren Dosierung in einem Wasserbad erhitzt. Als nächstes sucht sich der Braumeister ein Rezept aus, in unserem Fall ein einfaches Pils mit 600 Gramm Zucker und 400 Gramm Bierwürze-Konzentrat. Anschließend werden 3 Liter kochendes Wasser aufgegossen. Wenn sich die Zutaten vollständig aufgelöst haben, füllen wir den Gärbehälter mit 7 Litern kaltem Wasser auf und fügen die Hefe hinzu. Nach dreiminütiger Wartezeit wird alles um gerührt und dann für eine Woche bei Zimmertemperatur stehen gelassen. In dieser Zeit kommt es vermehrt zur Schaum und Blasenbildung, was bei längerem Beobachten eine durchaus beruhigende Wirkung hat. Nach Beendigung des Gärprozesses wird der Sud durch den Abflusshahn in ein anderes Gefäß umgefüllt, um die am Boden abgesetzte Hefe aus dem Sud zu bekommen. Diesen fügt man in etwa 10 Gramm Zucker pro Liter hinzu, um die Nachgärung zu ermöglichen. Der Sud wird danach in Flaschen gefüllt, wofür sich alle druckfesten und verschließbaren Plastik- und Glasflaschen eignen. Wir haben uns vorbildlich um ehemalige Flensburger Flaschen gekümmert, damit wir bei der Verköstigung in den Genuss des Plopps kommen. Nach dem Abfüllen werden die Flaschen vorerst 2 Wochen bei Zimmertemperatur und danach weitere 2 Wochen gekühlt gelagert. Zur Kühlung reicht hierbei ein Kellerraum oder in Lübeck ein Balkon. Das Produkt zwischen Abfüllen und Ende der Nachgärung Nennt man Jung-Bier. Es entwickelt erst nach einer weiteren Lagerzeit von 2 Wochen bis zu mehreren Monaten sein vollständiges Aroma. Die Fristen ändern sich je nachdem, ob man Pils, Bock oder andere Biersorten herstellt.

Hendrik Wallbaum | StudentenPACK.

Ein einfaches Bierwürzekonzentrat übernimmt die meiste Arbeit.

Soweit die Theorie

Auch wenn das ganze Prozedere relativ simpel klingt, kann dabei ziemlich viel schief gehen und das endet meist in einer großen Sauerei. Die Liste des Herstellers beinhaltet alleine schon acht Warnungen, die sich vor allem auf das Endergebnis beziehen. Aber auch während der Herstellung kann viel schiefgehen. Besonders zu beachten ist, dass der Sud durch den hohen Zuckeranteil sehr klebrig ist. Man sollte sich also darauf einstellen, dass der Fußboden doch des Öfteren gewischt werden muss. Ob nun bei der Gärung der Schaum überquillt oder beim Um- und Abfüllen, bedingt durch unkonzentriertes Arbeiten, ein Teil des edlen Getränks auf dem Boden verteilt wird. Auch der entstehende Druck in den Flaschen durch die Nachgärung sollte in den ersten Tagen kontrolliert werden, da sonst beim Öffnen der Flaschen eine Bierfontäne entsteht, welche zu erneuten Wischeinsätzen führt. Dafür sollte man einfach mal die Flaschen kurz öffnen, um den Druck abzubauen. Selbst der einfache Schritt, eine Konservendose im Wasserbad zu erhitzen, birgt Gefahren. Das Metall der Dose verträgt sich in der Regel nicht mit dem des Topfes und hinterlässt unschön anmutende Ringe auf dem Topfboden. Ganz abzuraten ist davon, beschichtet Töpfe zu verwenden, da so direkt die Beschichtung angegriffen wird. Und die größte Gefahr bleibt natürlich auch bestehen: Was tun, wenn das Bier nicht schmeckt? In der Regel bedeutet dies ein Neuansetzen des Ganzen, aber zum Glück ist dies bei uns bis jetzt nicht der Fall und wir freuen uns, euch demnächst das neue StudentenPACK-Bier zu präsentieren.

Frederike Sannmann | StudentenPACK.

Hefe rein, Deckel zu, dann gärt unser Bier vor sich hin.

vom Hobby-Brauer zum Braumeister?

Wer sich nach dieser Beschreibung denkt, dass es im Allgemeinen nicht so schwer sein kann, Bier zu brauen und deshalb meint, Bier werde viel zu teuer verkauft, der irrt gewaltig. Das eigentliche Prozedere klingt zwar relativ simpel, bedarf aber dennoch zumindest einer dreijährigen Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Nach zwei Jahren beruflicher Praxis hat man dann die Möglichkeit, eine Meisterausbildung abzuschließen. In der Regel hat man damit auch eine gute Ausgangsposition auf dem Arbeitsmarkt. Wem das aber nicht reicht, der kann auch ein Studium an der TU-München oder an der TU-Berlin absolvieren. Um euch dazu weitere Informationen zu geben, hat das StudentenPACK ein Interview mit Sebastian, einem Studenten des Fachtechnischen Braustudiums der TU-Berlin, geführt (Seite 16). Wer meint, jetzt noch zu wechseln, der darf sich nach absolviertem Studium dafür aber auch Master für Brauwesen und Getränketechnologie oder Diplom-Braumeister nennen.

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