Wofür geben wir nicht alles unser Geld aus? Klar, manche Investitionen lassen sich einfach nicht vermeiden. Miete, Nahrungsmittel, Semesterbeiträge – daran führt kein Weg vorbei. Doch manchmal will man sich ja auch einfach nur so etwas gönnen, was ja auch vollkommen legitim ist. Hat man seinen Spaß an der zehnten Staffel seiner Lieblingsserie oder dem fünften Paar Turnschuhe, ist dagegen ja gar nichts einzuwenden. Doch genauso logisch erscheint es doch, dass man sich – wenn die Schuldenlast zu erdrückend wird – mit diesen Ausgaben ein wenig am Riemen reißen sollte.

Und was für uns Studenten sinnvoll erscheint, müsste sich grundsätzlich doch auch auf eine Stadt wie Lübeck übertragen lassen. Jedenfalls möchte man das meinen, wo unsere städtischen Schuldenberge mittlerweile doch auf einen recht beachtlichen zehnstelligen Betrag angewachsen sind. Aber offensichtlich war die Freude der Verantwortlichen im Stadtrat, ein Wasserspiel mitten in der Fußgängerzone zu bauen, so groß, dass die dadurch produzierten neuen Schulden lediglich wie „Peanuts“ wirkten. Und weil man auf einem Bein ja so schlecht steht, wurde gleich noch ein zweites wasserspritzendes Etwas in die Innenstadt gesetzt.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich Springbrunnen grundsätzlich total toll finde. Wenn die Sonne vom Himmel brennt, man sich am liebsten nur noch von Eis ernähren würde und der Lichtschutzfaktor der Sonnencreme gar nicht hoch genug sein kann, gibt es vermutlich wenige bessere Abkühlungsmöglichkeiten als ein öffentliches Wasserspiel. Doch ehrlich gesagt, in Lübeck sind solche Tage doch eher selten. Nichts desto trotz kann sich unsere Stadt mittlerweile stolzer Eigentümer besagter zweier Wasserspiele nennen.

Und nun? Jetzt wo die beiden Wasserspucker endlich fertig sind, plätschern sie einsam vor sich hin. Spielende Kinder? Fehlanzeige. Es ist einfach zu kalt. Überhaupt schenken die meisten Passanten den eigentümlichen Gebilden in unserer Innenstadt höchstens ein sehr müdes Lächeln, das eher von dem Erstaunen zeugt, warum man ausgerechnet ein Wasserspiel mitten in eine Einkaufsstraße baut. Leute, die ihren Spaß mit dem Springbrunnen haben, sind weit und breit nicht in Sicht.

Doch gerade als ich davon überzeugt war, dass die beiden Wasserspritzer mal wieder eine kräftige Fehlinvestition unserer Stadt waren, passierte es. Ich stand gerade an der Bushaltestelle Sandstraße und vertrieb mir meine Wartezeit damit, dass ich die Menschen in der Breiten Straße beobachtete. Plötzlich fegte eine kräftige Windböe durch die Straßen – genauer gesagt durch die Breite Straße. Es passierte, was passieren musste, bei einem großflächig angelegten Wasserspiel, das keinerlei Begrenzungen zu den Seiten aufweist und das von einer großen Menschenmenge umgeben ist. Von einer Sekunde auf die andere waren alle Menschen – und zwar wirklich alle Menschen – links des Wasserspiels einfach nur noch nass. Einige sprangen erschrocken zur Seite, andere blieben einfach angewurzelt stehen und schrien laut auf. Kurz gesagt: Ein Anblick für die Götter!

In diesem Moment wurde mir klar, es ist nicht der Spaß, selbst im Wasser zu spielen, sondern vielmehr der Spaß, anderen Leuten dabei zuzusehen, während sie eine öffentliche unfreiwillige Dusche nehmen. In diesem Sinne: Vielen Dank, liebe Stadt, dass ihr so viel Geld für Entertainment ausgebt, während ich doch nur an einer Haltestelle stehe und auf meinen Bus warte.

Noch keine Kommentare, sei der Erste!