Jusos Schleswig- Holstein

Vor dem Abflug: Mitglieder der Lübecker Jusos auf dem Weg nach Nordirland.

Das Grundgesetz sagt zwar, dass „die Parteien bei der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken“, aber mal ganz ehrlich, die Parteien und hier vor allem die Volksparteien SPD und CDU haben keine gute Reputation. Parteienpolitik, parteipolitisches Kleinklein etc. sind Kakophenismen geworden. Soziologen sprechen in Milieustudien bei Studenten/-innen von „Modernen Performern“ oder „Etablierten“, einhergehend mit Attributen wie Individualisierung, Selbstverwirklichung oder Multi-Optionalität. Hier passen Lebenswirklichkeit und Parteien scheinbar nicht (mehr) zusammen.

 

Warum aber bin ich dann Mitglied der SPD geworden und bei den Jusos aktiv?

Ich komme aus einem politischen Elternhaus. Politik, nicht Parteipolitik, war und ist ein Thema zu Hause. Ich stimme wahrlich selten mit meinen Eltern politisch überein, aber schon die Diskussion selbst prägt. Ein Großvater stammt aus dem traditionellen Arbeitermilieu (Gewerkschafter, SPD-nah), der andere fühlte sich dem sozialen Liberalismus verbunden. Beide Richtungen finde ich bei mir wieder. Ich bezeichne mich meist als Sozialliberalen.

Die SPD hat für mich eine faszinierende Geschichte. Seit jeher der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Solidarität verbunden. Immer auf der Seite der Demokratie, sei es in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, der Zeit des Dritten Reiches oder seit der Nachkriegszeit. Parteiprogramme der „SPD“ aus dem 19. und 20. Jahrhundert lesen sich, bis auf anfänglich deutlich marxistische Bestrebungen, wie ein Forderungskatalog für eine freiheitliche Grundordnung, in der wir heute leben. Wenn ich zum Beispiel die Rede von Otto Wels als letzte freie Rede zum Reichsermächtigungsgesetz höre, dann ist das emotional und lässt einen positiv auf die Geschichte schauen.

Aber das ist natürlich nur ein kleiner Aspekt. Politik macht mir Spaß und darüber zu reden und zu diskutieren ebenso. Leider ist dies im Freundes- und Bekanntenkreis nicht so. Es wird zwar akzeptiert, dass man sich politisch engagiert, aber doch eher belächelt. Klar, in einer Partei ist es schwer, sich individuell, multi-optional selbstzuverwirklichen. Dies geschieht heute in zeitlich und örtlich begrenzten Initiativen, in NGOs oder lokalen Gruppierungen. Das ist richtig und wichtig, aber ist für mein Verständnis nicht ausreichend. NGOs machen keine umfassende Politik und „kleine“ Parteien sind eher einer speziellen Klientel (siehe FDP und Grüne) verpflichtet. Natürlich funktioniert Bindung auch durch Abgrenzung zu Anderem. Ich wollte und konnte nie so konservativ oder wirtschaftsliberal sein, als dass ich Mitglied der CDU hätte werden können.

Mir macht es Spaß, im Wahlkampf mit den Leuten zu diskutieren, sie von meiner und unserer Meinung zu überzeugen, oder aber auch intelligente Menschen zu treffen, die den eigenen Horizont erweitern. Das sagt und schreibt sich so locker und hört sich pathetisch an, aber durch die Jusos und die SPD bin ich z.B. in Israel, den palästinensischen Gebieten und Nordirland gewesen und habe dort enorm viel mitgenommen, einiges verstanden, aber noch mehr Fragen mit „nach Hause genommen“.

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