Eigentlich spielt sich doch jedes Jahr dasselbe Szenario ab. Rechnet man den 1. und 2. Weihnachtstag nicht mit, dann bleiben ganze 363 Tage, um sich Gedanken über die perfekten Weihnachtsgeschenke zu machen. Doch anstatt frühzeitig mit den Überlegungen anzufangen, verdrängt man das Problem, solange das überhaupt möglich ist. Die Tatsache, dass Weihnachten langsam und unaufhaltsam näher rückt, wird ganz einfach aus den Gedanken verbannt. Stattdessen bummelt man entspannt über die verschiedensten Weihnachtsmärkte mit der vagen Absicht, sich dort „inspirieren zu lassen“ und vielleicht die ultimative Idee am Grunde eines Glühweinstiefels zu finden, was natürlich nicht funktioniert. Und am Ende, um fünf vor zwölf, wird einem plötzlich klar, dass man mal wieder keine Alternative hat, als auf das Standardgeschenk der letzten fünf Jahre zurückzugreifen: ein Fotokalender und eine Schachtel Marzipanbruch. Aber immerhin ist hier ja noch der Ansatz einer persönlichen Note zu erkennen. Vorausgesetzt natürlich, man verwendet für den Fotokalender auch Fotos von sich selbst.Im Gegensatz dazu frage ich mich manchmal, was Menschen dazu verleitet, einen Sprüchekalender zu verschenken. Sind sie tatsächlich davon überzeugt, damit ein „passendes“ Geschenk für irgendjemanden gefunden zu haben, oder war die Schlange vor dem Vor-Ort-Foto-Ausdruck-Automaten einfach zu lang, sodass es sich hierbei vielmehr um eine Verzweiflungstat handelt? Klar, es gibt bestimmt auch Sprüchekalender mit total witzigen oder gar weisen Sprüchen, doch bisher war es mir leider noch nicht vergönnt, einen solchen geschenkt zu bekommen. Stattdessen häufen sich mittlerweile schon vier vollkommen sinnfreie Kalender in einer dunklen, staubigen Ecke. Wären die Kalenderblätter wenigstens klar mit Datum und Wochentag beschriftet, dann hätte der Schrecken immerhin ein absehbares Ende. Frei nach dem Motto: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Doch nicht einmal das ist mir vergönnt. Aus dem unersättlichen Streben danach, etwas zu erschaffen, das die Jahre über (Schaltjahre ausgenommen – schließlich sind solche Kalender immer nur für 365 Tage ausgelegt) Beständigkeit verströmt, oder vielleicht auch als Konsequenz einer leicht sadistischen Neigung haben sich die Urheber meiner vier Sprüchekalender dazu entschlossen, diese als „unendliche Kalender“ zu gestalten.

Was macht man also nun mit solchen Kalendern mit unbeschränkter Haltbarkeit, wenn gerade kein Ofen zur Stelle ist? Da es mir bei jedem einzelnen der vier jedoch deutlich zu peinlich ist, ihn jemals weiter zu verschenken, bleiben mir wohl oder übel nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ich warte noch ein paar Jahre, bis sich die vier anständig vermehrt haben und eröffne dann selbst einen kleinen Stand auf dem nächsten Weihnachtsmarkt, um die Dinger zu verkaufen. Oder aber ich bewaffne mich mit einer Schere und schneide ganz einfach die Sprüche aus den Kalenderblättern raus. Die Bilder im Hintergrund sind nämlich gar nicht mal so übel. Und schließlich heißt es doch auch immer: Man muss auch mal Mut zur Lücke wahren.

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