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Wie es jedem Studenten, der aufmerksam sein Umfeld beobachtet, aufgefallen sein dürfte, ist es im vergangenen Monat zu einem verstärkten Auftreten des mund-oberhalb-befindlichen Essensrest-Depots gekommen. Dieser modische Feinschliff des männlichen Gesichts erfolgte aber nicht nur aus ästhetischen Gründen und dem daraus resultierenden Verlust der Glaubwürdigkeit.

Bart Tragen für die AIDS-HilfeStudentenPACK | StudentenPACK.

Bart Tragen für die AIDS-Hilfe

Unter dem Decknamen Mr. Movember rief die Fachschaft Medizin dazu auf, sich einen Schnauzer stehen zu lassen und sich eben diesen mit Sponsoren betiteln zu lassen. Die Idee für den Spendenmonat November ist dabei keineswegs neu. Schon 1999 soll eine Gruppe von jungen Männern im australischen Adelaide zum Spenden aufgerufen haben. Seit 2004 werden in Australien jährlich offizielle Movember-Veranstaltungen abgehalten. Hierbei liegt der Fokus generell eher auf der Forschung bezüglich Prostata-Krebs und anderen, vor allem männer-betreffenden Gesundheitsthemen. Im Jahr 2010 kamen die sogenannten Mo-Bros und Mo-Sistas global auf ein Spendenvolumen von 80 Millionen US-Dollar. Dabei ist klar eine steigende Tendenz zu erkennen. Es finden des Weiteren in immer mehr Ländern MO-Galas und Gewinnspiele von MO-Artikeln statt. Der Sinn besteht aber nicht allein darin, Geld zu sammeln, sondern auch, die Leute aufzuklären und das Bewusstsein für die Problematik von Männerkrankheiten zu schärfen.

 

Die Spenden, die im Movember von der Fachschaft Medizin gesammelt wurden, gehen an die Lübecker AIDS-Hilfe e.V. Dies liegt vor allem daran, dass es schon seit längerem eine feste Zusammenarbeit der Fachschaft und der AIDS-Hilfe e.V. gibt und damit auch einen Einblick in ihre Arbeitsweise und Verfahren, so Initiator Nils Uflacker. An dieser Stelle sei zudem erwähnt, dass auch dieses Thema gerade für Männer interessant ist, da nach wie vor die Zahl der betroffenen Männer deutlich höher ist als die der Frauen. Im Gespräch verriet mir Nils Uflacker, dass ihm die Idee der Movember-Spendenaktion schon seit längerem im Kopf herum geisterte und dass er sie gerne realisieren wollte, bevor er im Frühjahr in sein Praktisches Jahr geht. Er hegt auch die Hoffnung, dass es sich etabliert und es in kommenden Jahren wieder zu verstärktem Oberlippenbartwuchs kommt.

In diesem Jahr haben sich insgesamt 120 Herren dazu bereit erklärt, Spenden zu sammeln. Neben der Feststellung, dass einige meiner Kommilitonen nicht in der Lage sind, über eine abzählbare Menge an Barthaaren hinauszukommen, sei auch das Engagement einiger Professoren und Dozenten lobend zu erwähnen. Professor Hübner, Leiter des Instituts für Physik, erinnert mit seinem dunklen Schnurrbart an einen durchaus bekannten Klempner von Nintendo. Prof. Dr. med. Karl-Friedrich Klotz, leitender Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, konnte erst verspätet anfangen, seinen Bart sprießen zu lassen, da er uniextern unterwegs war, und Professor Buzug, Leiter des Instituts für Medizintechnik, äußerte seinen Mitarbeitern gegenüber, dass er sich den Bart schnellstmöglich wieder abnehme, vor allem da er Anfang Dezember wichtige Gespräche mit Vertretern der Wirtschaft hat. Dies sind die einzigen mir namentlich bekannten Teilnehmer unter den Dozenten und Professoren; mir wurde aber gesagt, dass auch andere teilgenommen haben. Zur Krönung der Aktion waren die holden Spenderinnen dazu aufgefordert, Bilder zu machen, in welchen der Bart zur Schau gestellt wird. Eine unabhängige Jury von fünf Fachschaftlern wählt daraus die besten zwölf aus und erstellt den Movember-Kalender 2012, welcher für 7,50 Euro ab etwa Mitte Dezember verkauft wird.

Der Bart ist für Jung und Alt.StudentenPACK | StudentenPACK.

Der Bart ist für Jung und Alt.

Aber wie geht es nun weiter? Während viele männliche Teilnehmer ihrem Bart bereits am 1. Dezember zu Leibe rückten, gibt es auch vereinzelt Bärte, die sich wacker unter den Nasen der Probanden halten. Ein solcher Kanditat ist auch Nils Uflacker. Er meinte, er werde sich überlegen, ob er ihn überhaupt wieder abnimmt. Während mir für meinen Versuch einer imposanten Gesichtsbehaarung mit Mord und Schmerzen gedroht wurde, gibt es durchaus Menschen, die sich den Bart stehen lassen sollten. Allen, auf die dies aber nicht zutrifft, würde ich raten, das juckende Etwas zumindest so teuer wie möglich zu verkaufen. Lasst euch die Abrasur bezahlen, glaubt mir, wenn ich euch sage, dass sich euer Umfeld durchaus stärker daran stört als ihr euch selbst.

 

Wer jetzt deswegen moralische Komplikation fürchtet, dem sei gesagt, dass ich für diese Idee zumindest das O.K. vom Chef selbst erhalten habe.

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