Mit einem ambitionierten Plan macht die Universität Greifswald derzeit Schlagzeilen: Dem Senat der Universität wurde bereits im Juni der Plan vorgestellt, dass die Universität bis 2015 Klimaneutral werden soll. Angestoßen hatte die Idee Professor Martin Wilmking. Wie die Studentische Website “WebMoritz” berichtete unterstützte nach einer Diskussion der Senat die Umsetzung des Planes welcher z.B. den Einsatz einer eigenen Windkraftanlage, Biomasse und Energiesparmaßnahmen an der Uni beinhaltet.

Die Universität zu Greifswald mit ihren 12.000 Studenten erzeugt 8000 Tonnen an Kohlendioxid pro Jahr. Dieser Herr zu werden ist nicht einfach, doch die Universität verfügt über einen Vorteil: Sie ist die Universität mit den meisten Wald-, Acker- und Grünlandflächen in ganz Deutschland. Ca. 5000 der 8000 Tonnen CO2 werden dadurch bereits kompensiert.

Inzwischen hat das Rektorat sich ebenfalls hinter den Plan gestellt und eine Koordinationsstelle eingerichtet. “Bei dem Datum 2015 oder 2016 handelt es sich um eine umsetzbare Möglichkeit” betont Professor Wilmking. “Das ist ein Fahrplan, den man erreichen kann, das hängt aber auch davon ab wie schnell das Planungsverfahren abgeschlossen wird, ob alle Teile für die Windkraftanlage lieferbar sind, und vielen mehr.”

Eine weitere Hürde ist natürlich immer das Geld. Eine Windkraftanlage ist eine Investition von fünf Millionen Euro, die ersteinmal getätigt werden muss. Zwar amortisiert sich eine solche Anlage nach einigen Jahren doch dafür muss das Geld vorhanden sein.

Gelingt eine Umsetzung bis 2015 wäre die Universität Greifswald die erste eigenständig CO2 neutrale Universität. Mit gutem Beispiel geht die Leuphana Universität Lüneburg voran, einer ihrer Campi ist bereits klimaneutral. Die Organisation setzt insbesondere auf die Nutzung externer, klimaneutraler Angebote: Sie kauft ausschließlich Ökostrom, verschickt Briefe lediglich mit dem GoGreen-Angebot der deutschen Post. Bei Sanierungen versucht man nachhaltig zu denken. Die Verbleibenden Emissionen werden durch CO2-Zertifikate ausgeglichen. Eine Möglichkeit die jeder Uni offen steht. “Theoretisch”, so Wilmking “könnte jede Uni morgen CO2-neutral sein, wenn man einfach Verschmutzungszertifikate einkauft.”

Emissionshandel beinhaltet der Plan von Wilmking nicht, und auch den Strom möchte er langfristig nicht Einkäufen. “Ein einziges neues Windrat kann die gesamte Universität in der Summe mit Strom versorgen”

Auch auf dem Standortvorteil möchte sich Professor Wilmking nicht ausruhen. “Ländereien sind eine Brückentechnologie” betont der Landschaftsökologe “selbst wenn wir einen Wald nutzen um CO2 zu binden, bindet dieser ja auch nicht ewig.” Langfristig muss es natürlich möglich sein, unabhängig von der Größe bewaldeter Flächen CO2-neutral zu agieren. Das Team um Professor Wilmking hofft in der Zukunft einen Blueprint für andere Universitäten zu entwickeln.

Klar sei, dass es zuerst darum gehen muss, den ökologischen Fußabdruck der eigenen Universität zu erfassen. Dieser setzt sich insbesondere aus drei Faktoren zusammen, dem Stromverbrauch, welcher allein meist für die hältfe des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, der Beheizung sowie Dienstreisen.

Der Campus der Universität zu Lübeck und des UKSH haben für die Jahre 2008 bis 2012 jeweils Emissionszertifikate für 11.555 Tonnen CO2 gekauft, davon ist der mit Abstand größere Verbraucher das Krankenhaus. Für eine Universität lübscher Größe schätzt Professor Wilmking grob auf einen Ausstoß zwischen 3000 und 5000 Tonnen CO2 pro Jahr. Die ersten Schritte, die jede Uni gehen kann, unabhängig von ihrer Lage, ist der Wechsel zu Ökostrom. Im weiteren kann man mit den Stadtwerken in einen Dialog bezüglich der Wärmeversorgung treten und eventuell Emissionzertifikate kaufen. Zudem sollte bei Bauvorhaben und Sanierungen darauf geachtet werden, dass die Gebäude energieeffizient sind.

Der AStA der Universität zu Lübeck, der eine Nachhaltigkeitswoche durchführte, hat sich bisher nicht mit der Leitung der Universität zusammengesetzt um auf solche Projekte hinzuwirken. Bei den Aktionen ginge es ersteinmal darum, unter den Studenten nachhaltigen Konsum und politische Verantwortung zu fördern. Langfristig kann das Referat für Kultur, Umwelt und Sport sich aber gut Vorstellen auch in die Richtung der Leitung der Universität in Aktion zu treten.

Für Wilmking ist die CO2-Neutralität nur der erste Schritt, “Ob man diese Neutralität dann wirklich exakt erreicht ist gar nicht so wichtig, Hauptsache die Menschen fangen an zu denken.” Ein Bewusstsein für den Einfluss auf die Umwelt zu Entwickeln sei von großer Bedeutung. “Es geht darum eine Bewegung zu initiieren” ist Professor Wilmking überzeugt, “und CO2-Neutralität ist nicht das Ende der Fahnenstange, das Ziel ist eine komplett nachhaltige Hochschule”, also eine Universität in der man sich auch der Umweltschädigung durch Abfall oder Abwasser annimmt. Dabei setzt das Greifswalder Team auch auf die Studenten in Deutschland: “In den alten Bundesländern gibt es bereits viele Studenteninitiativen, die dieses Thema bearbeiten.”

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