Nachhaltigkeitswoche 2011 stand in großen Buchstaben vor der Mensa – mit Kreide. Davon ist nun nichts mehr zu sehen. Die Woche im November ging vorüber, doch außerhalb von Lübeck ist das Thema mal wieder hoch aktuell. Im südafrikanischen Durban versucht sich die Politik doch noch auf einige Punkte zum Klimaschutz zu einigen. Kaum einer glaubt allerdings noch, dass hierdurch die Welt gerettet werden kann. Und so wird die Schuldfrage mal wieder zur alles Bestimmenden. Wieso soll ich hier in Lübeck den Anfang machen, wenn sich doch im Großen sowieso nichts ändert? Wieso organisieren Studierende Vorträge zum nachhaltigen Konsum, wenn weiterhin die Großkonzerne nichts davon wissen wollen?

Lustige Runde beim KochenMaren Janotta | StudentenPACK.

Lustige Runde beim Kochen

„Es gibt langfristig gar keine Alternative“ stand auf der Schreibwand in der Mensa, auf der allen Studierenden die Möglichkeit gegeben wurde, sich zur Nachhaltigkeitswoche zu äußern.

Das Thema Nachhaltigkeit stößt auf Widerstand und auf Resignation. Ob privat im Gespräch mit Freunden, beim Thema „nachhaltigeres Essen in der Mensa“ oder mit der Woche im November allgemein. Und je länger man sich mit dem Thema beschäftigt und je mehr Widerstand und Resignation man erlebt, desto mehr wundert man sich. Wie kann die junge Generation ein Thema, das speziell sie betrifft, so ignorieren? Nicht nur auf den Klimagipfeln scheint es keinen Schritt voran zu gehen, auch auf der untersten Ebene scheint man nicht mal zu einem Minimalkonsens zu kommen, solange er in irgendeiner Weise den Verzicht mit sich bringt. Dann wird man wohl so lange warten müssen, bis es zu einer Art Fukushima des Klimawandels kommt, sagen die Skeptiker. Dass das aber schon eingetroffen ist, sehen die wenigsten. Es vergeht kein Monat, in dem nicht von einer Flutkatastrophe, einem Wirbelsturm oder einer erneuten Trockenperiode mit Hungersnot die Rede ist. Doch diese Katastrophen sind zu weit weg. Atomkraftwerke stehen auch in Deutschland. Zu einer Hungersnot aber wird es hier nicht kommen. Gibt es trotzdem noch die Hoffnung, dass sich Menschen gegen den Klimawandel engagieren, auch wenn sie sich nicht unmittelbar betroffen fühlen? Dass es nicht nur Skeptikerinnen und Skeptiker gibt, hat die Nachhaltigkeitswoche an der Uni auch gezeigt. Viele waren gekommen, als Frau Weller ihren Vortrag im Audimax hielt. Ihre Botschaft an die Studierenden: Der private Konsum ist wichtig, aber engagiert euch auch politisch. Setzt eure Regierungen unter Druck! Denn ohne zivilgesellschaftlichen Druck wird das Umdenken dauern.

Einige Studierende liefen durch die Lübecker Innenstadt und hörten sich zu verschiedenen Konsumgütern ihre Geschichte an. Wo werden sie produziert, unter welchen Bedingungen? Ein Thema, das manchen eben nicht egal ist. Bei diesem Spaziergang wie bei anderen Aktivitäten auch, wurde aufgezeigt, dass anderer Konsum nicht immer Verzicht bedeuten muss. Vielleicht finde ich den nächsten Pullover nicht bei H&M, sondern im Second Hand Laden und besitze damit ein viel individuelleres Stück. Vielleicht bedeutet keine Weintrauben im November zu kaufen, dass ich dafür einen tollen Tag mit meinen Freunden verbringe und Äpfel in der Nähe von Sereetz pflücke. Andere kochten zusammen mit regionalen und saisonalen Zutaten und hatten so viel Spaß, dass sich die „StuKü“ nun einmal im Monat treffen wird. Vielleicht kann ein nachhaltiger Lebensstil ja doch zum Trend werden. Untersuchungen zeigen, dass man nicht die Mehrheit für ein Thema sensibilisieren muss, sondern nur die „kritische Masse“ – etwa 10 Prozent.

Ökostrom-Beratung vor der MensaMaren Janotta | StudentenPACK.

Ökostrom-Beratung vor der Mensa

Und das Thema Nachhaltigkeit wird uns im AStA weiter beschäftigen. Ob es das Umweltkino ist oder eine Besichtigung einer Hühnermast; wir finden, dass das Thema so wichtig ist, dass es auch nach dieser Woche Angebote für Studierende geben wird. Aber auch auf der höheren, aber uns noch erreichbaren Ebene der Universität werden wir versuchen, Dinge zu verändern. Und wer weiß, vielleicht gibt es im nächsten Jahr ja wieder eine Nachhaltigkeitswoche. Denn wir haben noch nicht resigniert.

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