Christopher Blochwitz
Wenn man als Student an der Uni Lübeck etwas lernt, so ist es das Evaluieren. In manchen Fächern muss das in jeder Vorlesung sein, in anderen am Ende eines Praktikumsblocks, nach Prüfungen und am Ende des Semesters sowieso noch einmal.

Neu war in diesem Jahr, dass sich auch die studentischen Gremien der Uni bewerten lassen wollten. Im vergangenen Jahr hatte es neben den altbewährten auch einige neue Aktionen der Gremien gegeben – es war also endlich an der Zeit in der Studierendenschaft zu fragen: Was haltet ihr davon? Neben Fragen nach dem Besuch von Veranstaltungen, gab es auch die Möglichkeit, im Freitext Lob zu äußern oder Unmut kund zu tun, wovon auch einige Studenten Gebrauch gemacht haben. Dabei war die Teilnahme von Seiten der Studenten durchwachsen. Während die Studenten der Sektionen der MINT sich fast zwangsläufig durch die Fragen klicken mussten, um zur Semesterevaluation zu kommen, wurden die Mediziner nur durch einen unscheinbaren Link am Ende ihrer Befragung auf die Gremienevaluation hingewiesen. Entsprechend war die Teilnehmerzahl bei letzteren mit 54 Personen weit hinter den 428 der MINT. Trotz der unterschiedlichen Teilnehmerzahlen sind die Ergebnisse über die Fächer verteilt doch recht einhellig. Die beste Rückmeldung bekam dabei das CampusOpenAir. Rund 70 Prozent der evaluierenden MINTler und fast 90 Prozent der Mediziner waren dort, fast ebenso viele fanden die Veranstaltung gut oder sehr gut. Ebenfalls über guten Besuch und eine gute Meinung konnten sich die Veranstalter von Sommerfest und Feuerzangenbowle freuen, die ebenfalls überwiegend positiv angesehen wurden.

Weniger bekannt geworden waren offensichtlich die neueren Veranstaltungen der Gremien, wie beispielsweise die Ökostromberatung, die Weihnachtsengel-Aktion, die Besuche der Masttieranlagen, das Umweltkino und der Umsonst-Flohmarkt. Dabei gaben nicht nur viele an, sie haben davon nichts gewusst, hier wurde auch verhältnismäßig häufig „kein Interesse“ angeklickt. Allerdings hatten die wenigen Studenten, die teilgenommen haben, doch wenigstens eine hohe Meinung von der besuchten Veranstaltung. Matthias Salzenberg, der in diesem Jahr den Vorsitz des AStAs inne hat, sieht hierfür insbesondere eine nicht ausreichende Bewerbung. Diese kleineren Aktionen müssten besser bekannt gemacht werden, so dass mehr Studenten auch daran teilnehmen können.

Aufschlussreich waren auch die Bewertungen im Freitext. Auf der einen Seite waren Äußerungen wie „Ihr seid spitze!“, „Der AStA gibt sich viel Mühe – top, weiter so!“ und „Ihr macht nen guten Job“. Auch hier wurde das CampusOpenAir häufig genannt und stark gelobt – ausgenommen lediglich der eine Bierwagen, der als zu wenig erachtet wurde. Doch wurde dieser Freiraum auch genutzt, um Kritik zu äußern. Ein großer Punkt war die mangelnde Kommunikation, was in den Gremien so vor sich geht. Darauf antwortet Matthias, alle Informationen seien zugänglich, alle Protokolle – teilweise mit detaillierten Diskussionen – auf den Seiten von AStA und StuPa verfügbar. Um aber noch mehr Studenten zu erreichen, arbeitet der AStA nun an einem Konzept für einen zweiwöchentlichen Newsletter, der per Mailverteiler verschickt wird, und eine Zusammenfassung des aktuellen Geschehens und politischer Hintergründe enthalten soll. Auch ist ein Podcast in Arbeit.

Der zweite große Kritikpunkt war – so oder so ähnlich – dass „eine handvoll in ihrer politischen Ideologie gefangenen Studenten meint, die politische Ansicht aller 2600 Studierenden zu vertreten.“ In anderen Kommentaren gab es die Kritik, die AStA-Referenten verfolgten lediglich ihre eigenen Hobbys und Ideen, was die Besuche der Masttieranlagen, die Beratung zu Ökostrom und den Aufruf zur Anti-Atomkraft-Demo. Hier antwortete Matthias, er wolle den Ball zurück spielen: Jeder habe seine politische Meinung und wenn die Studenten diese nicht teilten, müssten sie bei der Gremienwahl andere Kandidaten wählen, oder sich selbst aufstellen lassen. Er habe seinen Posten mit seiner politischen Meinung übernommen und um mit dieser zu arbeiten. Dabei versuche er dennoch, die politische Meinung auf dem Campus zu erfühlen und damit zu arbeiten. So lange er aber keine grundsätzlich widersprüchliche Meinung höre, könne er auch weiter nach seiner eigenen Überzeugung handeln. Zu dem Vorwurf, mit Aktionen wie der Ökostrom-Beratung würden den Studenten Meinungen aufgedrückt, die sie vielleicht gar nicht teilten, betonte Matthias, dass das nie die Intention der Veranstaltungen gewesen sei. Man wolle damit nur das Bewusstsein der Studenten stärken. Viele wissen zwar, was ökologisch und nachhaltig ist, aber nur wenige handelten danach. Allerdings sei man bereits beim Schreiben der Begleitzeitung zur gerade stattgefundenen Nachhaltigkeitswoche dazu übergegangen, zu betonen, dass auch die Veranstalter „nicht nur Bio kaufen, sondern auch mal zu Aldi gehen“. Man wolle nicht den erhobenen Zeigefinger heraus holen, sondern aufzeigen, dass jeder mit einfachen Mitteln seinen Beitrag leisten kann.

Matthias gibt zu bedenken, dass die Gremien-Mitglieder ihre Arbeit in ihrer Freizeit und ehrenamtlich verrichten. Dass die Referenten dann ihren eigenen Interessen nachgingen, sei legitim und nachvollziehbar. In die gleiche Richtung geht die teilweise bemängelte Gremienfahrt nach Dänemark. Matthias dazu: In den ASten anderer Universitäten sei es üblich, dass sich die Referenten ihre Arbeit monatlich vergüten ließen. Dass die Gremienmitglieder in Lübeck sich ein Wochenende gönnen, auf dem durchaus konstruktiv gearbeitet wurde, sei daher völlig im Rahmen.

Alles in allem findet Matthias die Evaluation positiv: Es sei hilfreich, ein Feedback zu bekommen, damit man merke, „wo es hakt“ und daran künftig gezielt arbeiten könnte. Studenten, die eigene Ideen einbringen wollen, seien auch jederzeit herzlich eingeladen, dies zu tun.

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