Wer in Lübeck wohnt, der kommt um die Kultur in dieser Stadt eigentlich gar nicht drum herum. Schließlich ist der ganze Altstadtkern von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden. Doch abgesehen vom Shoppen mit Flair sind es doch relativ wenige kulturelle Höchstleistungen, zu denen man sich als Student regelmäßig aufraffen kann. Extra in die Stadt ins Theater fahren? Ganz so günstig kommt man dabei meistens nicht weg. Eigentlich wäre eine DVD ja auch ganz reizvoll. Aber ein Besuch im Theater wäre ja schon wirklich etwas besonderes, quasi eine grell leuchtende Neontafel im tristen grauen Alltag. Allerdings müsste man ja auch noch so viele andere Dinge berücksichtigen…

Georg Männel | StudentenPACK.

Ein „Hin und Her“ wie es im Buche steht. Doch der bevorstehende Dezember verspricht endlich Abhilfe zu schaffen und zwar in Form eines Stücks, das in Anbetracht der Situation keinen besseren Titel tragen könnte: „Hin und Her“. Doch anstatt sich mit den Lappalien zu beschäftigen, die unseren Alltag prägen, thematisiert die Komödie aus der Feder von Ödön von Horvarth das gleichsam traurige wie auch bedauernswerte Schicksal des Ferdinand Havlicek.

Doch halt, eine traurige Komödie? Auf den ersten Blick erscheint es schwer vorstellbar, wie sich solch ein Genre überhaupt realisieren lässt. Diejenigen unter euch, die sich allerdings zu einem zweiten Blick motivieren lassen, dürften spätestens beim Besuch von „Hin und Her“ schnell eines Besseren belehrt werden.

Die Geschichte spielt irgendwo im Nirgendwo, mitten auf einer Brücke, die den Grenzübergang zwischen zwei Staaten bildet. Ein eigentlich unschuldiger Ort, dessen Einöde und Bedeutungslosigkeit sich wohl kaum übertreffen lassen. Eigentlich. Wäre da nicht Ferdinand Havlicek. Ausgewiesen von dem einen Staat, nicht aufgenommen vom anderen, in dem er doch eigentlich geboren wurde, sitzt Havlicek mitten auf der Brücke zwischen den beiden Staaten fest. Eine Alternative als in einem ständigen „Hin und Her“ von einem Brückenufer zum anderen zu ziehen, gibt es für ihn nicht. Doch jede hilfesuchend vorgetragene Bitte um Asyl wird ihm von den Verantwortlichen kaltherzig abgeschlagen. Auf der Brücke fristet Havlicek nun sein trauriges Dasein. Allein. Denn alles, was ihm aus seiner alten Heimat noch bleibt, ist ein kleines schäbiges Bündel, das er stets geschultert bei sich trägt.

„Hin und Her“ zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie die Bürokratie mit ihrer harschen, gefühllosen und oftmals nicht nachvollziehbaren Art das Leben eines Menschen zerstören kann. Ein individuelles Schicksal wird auf nichts weiter als einen Amtsvorgang reduziert und Mensch und Amtsvorgang werden gleichsam mal hin, mal her geschoben.

Nach der Steifheit und den lahmen Floskeln, die solch ein Thema für gewöhnlich mit sich bringt, werdet ihr bei „Hin und Her“ jedoch lange Ausschau halten. Ob es nun Unterhaltungen in hemmungslos überspitztem Bildungsjargon oder ungehaltene Gefühlsausbrüche von einem der Protagonisten sind, die Lachmuskulatur wird definitiv nicht drum herum kommen, sich einer anstrengenden Trainingseinheit zu unterziehen.

Doch, soviel sei vorab verraten, auch die Romantik-Junkies unter euch werden auf ihre Kosten kommen. Neben Havliceks traurigem Schicksal hat die Komödie nämlich auch noch eine herzergreifende Liebesgeschichte zu bieten, die von der verbotenen Liebe zwischen dem jungen Grenzwächter Konstantin und der hübschen Eva erzählt. Aber auch die jeweiligen männlichen Begleitungen dürfen an dieser Stelle erleichtert aufatmen, denn auch für sie hält „Hin und Her“ ein schmackhaftes Bonbon bereit. Der trügerische Schein der Unschuld, den die Brücke verströmt, ist in Wirklichkeit nämlich nichts weiter als ein verräterischer Deckmantel, hinter dem sich allerlei kriminalistische Machenschaften und brisante Heimlichkeiten ereignen. Über diese darf an dieser Stelle jedoch leider nicht mehr verraten werden. Aus Heimlichkeitsgründen versteht sich.

Was allerdings verraten werden darf, sind natürlich Ort und Zeit der Vorführungen. Wie immer gastiert das Studententheater im Café Altes Kesselhaus auf dem Campus-Gelände. Neben der Premiere am 9. Dezember (Freitag) um 19:30 Uhr wird es weitere Vorführungen am 10., 13. und 15. Dezember, ebenfalls um 19:30 Uhr, geben.

Ihr seht, es gibt also mehr als genug unschlagbare Argumente sich nach dem ganzen „Hin und Her“ endlich für „Hin und Her“ zu entscheiden.

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