In Österreich gibt es keine medizinisch-Technischen Assistenten (MTA) mehr. Die Bezeichnung Assistent erschien nicht angebracht für eine derart hochwertige Ausbildung. Das mag auch daran liegen, dass seit 2006 aus der Ausbildung zum Assistenten ein Fachhochschulstudium zum biomedizinischen Analytiker oder Radiologietechnologen, beides ein Bachelor of Science, wurde. Ein Schritt, den der Berufsverband der biomedizinischen AnalytikerInnen nicht bereut: „Es war dies ein dringender und längst notwendiger Schritt, der den österreichischen biomedizinischen AnalytikerInnen die Anerkennung ihrer sehr guten Ausbildung auch im europäischen Ausland bringt“, betont Geschäftsführerin Elfriede Hufnagl.

In Deutschland könnte die Universität zu Lübeck eine der ersten staatlichen Universitäten sein, die den Schritt zum MTA-Studium wagt.

Das Berufsfeld der MTA

Bisher wurde die drei Jahre dauernde MTA-Ausbildung in Deutschland, geregelt durch das Gesetz über technische Assistenten in der Medizin, an Berufsfachschulen in einer Mischung aus theoretischem und praktischem Unterricht durchgeführt. Je nachdem, welche Möglichkeiten der Schule zur Verfügung stehen kann sich ein Auszubildender zum medizinisch-technischen Assistenten für Funktionsdiagnostik (MTFA), medizinisch-technischer Laboratoriumsassistent (MTLA), medizinisch-technischer Radiologieassistent (MTRA) oder aber auch zum veterinärmedizinisch-technischer Assistent (MTVA) ausbilden lassen. Jedes dieser Fächer bezeichnet durchaus unterschiedliche Kompetenzen, die allerdings alle vom 20.000 Mitglieder starken Berufsverband dvta (Deutscher Verband technischer Assistentinnen/Assistenten in der Medizin e.V.) vertreten werden.

In Lübeck werden in einer MTA-Schule, die parallel zur Universität im Jahr 1964 gegründet wurde MTLA und MTRA ausgebildet, lange in einer zweijährigen, inzwischen, aufgrund immer größerer Anforderungen, in einer dreijährigen Ausbildungszeit.

Die Lübecker MTRAs finden nach ihrem Staatsexamen unterschiedlichste Berufsfelder. Dabei geht es oft um bildgebende Verfahren und die Bedienung von Großgeräten wie dem Computertomographen und Kernspintomographen. Ebenfalls finden MTRAs Einsatz in der Nuklearmedizin, helfen beispielsweise bei der Diagnose von Krankheiten an der Schilddrüse durch ihre Expertise mit computergesteuerten Gammakameras. Auch in der Strahlenterapie sind MTRA im Einsatz. Damit passen sie inhaltlich zu Studiengängen wie Medizin, Medizinische Ingenierswissenschaften, angewandter Mathematik in den Lebenswissenschaften oder auch der medizinischen Informatik.

Die Zukunft der MTA-Ausbildung

Es handelt sich bei der MTA-Ausbildung um eine teure Ausbildung, was die Landesregierung schon in den letzten Jahren veranlasste, die Ausbildung aus dem UKSH in die Tochtergesellschaft UKSH-Akademie zu verlegen. Eine Maßnahme, so wird von manchen vermutet, die das Universitätsklinikum für Käufer attraktiver machen soll. Kein privater Investor würde die defizitäre Ausbildung mittragen wollen. Diese Kosten sind es unter anderem auch, die als Grund für die Einstellung einiger der Ausbildungen Schleswig-Holsteins zum Oktober 2012 genannt werden. Darunter alle Ausbildungen zum Laborassistenten im gesamten Bundesland. Eine Entwicklung die Anke Ohmstede, Vorstandsvorsitzende des dvta, in einer Stellungnahme 2010 „fatal“ nannte. „Wie steht das im Einklang mit dem Anspruch, eine qualitativ hochwertige Medizin anbieten zu wollen, aber auf Fachkräfte zu verzichten?“ Dabei gibt es Tätigkeiten im klinischen Alltag, die nur von Laborassistenten durchgeführt werden können, ein hausgemachter Fachkräftemangel, kritisiert der dvta. „Diese Aufgaben können nicht an andere Berufsgruppen wie Gesundheits- und Krankenpfleger oder medizinische Fachangestellte übergeben werden“, heißt es in einer weiteren Stellungnahme. Hier geht es nicht um Kompetenz, tatsächlich ist gesetzlich geregelt, dass Laborassistenten gewisse Tätigkeiten ausführen müssen, somit sind sie im Alltag von Laboren unersetzlich.

Den Fachkräftemangel bemerken jetzt schon jene, die technische Assistenten benötigen. Dr. Hans-Jürgen Brodersen, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie im St. Franziskus-Hospital Flensburg bestätigt, dass es jedes Mal schwierig ist, frei werdende MTRA-Stellen zu füllen. Eine Erfahrung, so sagt er, die auch seine Kollegen in der Radiologie bestätigen könnten. Derzeit nutze man die guten Kontakte zur MTRA-Schule in Heide.

Auch die MTA-Schule in Lübeck schließt zum Oktober 2012 ihre Tore. Die Landesregierung konzentriert die Ausbildung der MTRA in Kiel. Parallel zur der Schließung der MTRA-Schulen in Lübeck wird in Kiel die letzte verbleibende MTLA-Ausbildung in Schleswig-Holstein ausgesetzt. Eine neue MTRA-Ausbildung am Kieler NRock, dem Nordeuropäischen Radioonkologischen Zentrum, wird hingegen aufgebaut.

Die Aussetzung der MTLA-Ausbildung hat laut Anja Vollack, Geschäftsführerin der UKSH-Akademie, welche in Kiel und Lübeck die Ausbildungen koordiniert, hauptsächlich den Grund, dass sich das Berufsfeld in den letzten Jahren massiv verändert hat, das Ausbildungsgesetz aber gleich geblieben ist. Die derzeitige Ausbildung gehe am Arbeitsmarkt vorbei. Die Schuld dafür kann man bei der dvta suchen. Schon vor Jahren, so betont Dr. Andreas Dalski, der früher an der MTA-Ausbildung auf dem Lübecker Campus mitgewirkt hat, hätte sich der Berufsverband darum bemühen müssen, eine Gesetzesänderung anzustoßen. Man sah sich in Deutschland auf der „Insel der Glückseligkeit“, während in Skandinavien und Österreich die notwendigen Reformen umgesetzt wurden, jetzt habe man den Anschluss verpasst. Wenn der Anstoß nun käme, würde es Jahre dauern die Regeln zu reformieren.

Gerüchteweise hört man aber von einem weiteren Plan: Die MTA-Ausbildung soll am Campus Lübeck erhalten bleiben – als Bachelorstudiengang. Auch Flensburg denke über eine akademische Ausbildung nach.

Studium zum Assistenten?

Es gibt verschiedene Gründe, warum in Gesundheitsberufen der Drang zur akademischen Ausbildung stärker zu bemerken ist. Die Möglichkeit im komplexen Gesundheitswesen möglichst gut vorbereitet anzukommen, auch die Möglichkeit einen berufsspezifischen Masterstudiengang anzuschließen. Es geht oft auch um Ansehen, insbesondere gegen die meist akademisch mit höchsten Ehren besehenen Ärzten. Mehr Geld erhalten die studierten MTA üblicherweise nicht. In Lübeck kommt hinzu, dass ein MTA-Studiengang das Profil der Universität zwischen Gesundheit und Technik unterstützen könnte.

Der Gedanke ist nicht neu, einige private Universitäten bieten bereits vergleichbare Studiengänge an. Dabei handelt es sich aber meist nicht tatsächlich um ein MTA-Studium. Um als Technischer Assistent zertifiziert zu sein, bedarf es des Abschlusses des Staatsexamens, nur mit diesem Abschluss ist es einer Person, die MTLA ist, erlaubt, bestimmte Operationen in einem Labor durchzuführen. Ebenfalls qualifizierte Personen mit einem Bachelor dürfen dies nicht. Da aber technische Assistenten Tariflöhne bekommen und oftmals ein Bachelor bereit ist, für weniger zu arbeiten, sind in Laboren manchmal einige wenige ausgebildete technische Assistenten eingestellt, um alle notwendigen Prozeduren zu unterschreiben, die meiste Arbeit wird jedoch durch die billigeren Bachelor erledigt. Ein Zustand, der laut Dr. Dalski, der heute am Institut für Humangenetik an der Universität zu Lübeck tätig ist, gewollt herbeigeführt wurde. Dass der MTA-Beruf dabei an Relevanz verliert, wurde ignoriert.

Das Gedankenspiel in Lübeck, entweder an der Universität oder in Kooperation mit der Fachhochschule einen Studiengang für Labor- und Radiologieassitenten zu etablieren, hatte Dalski ebenso begleitet. Inzwischen sagt er aber, dieser Gedanke sei zu den Akten gelegt. Ein zur Ausbildung gleichwertiges Studium zu liefern, welches mit dem Staatsexamen abschließt und gleichzeitig auch noch den wissenschaftlichen Anspruch an einen Bachelor erfüllt, sei mit der aktuellen Gesetzeslage einfach nicht zu vereinbaren. Die einzige Möglichkeit wäre, einen weiteren Studiengang zu schaffen, aus dem junge Wissenschaftler hervorgehen, die das dem technischen Assistenten vorbehaltene Prozedere nicht durchführen dürfen.

Die Fachhochschule in Flensburg überlegt derzeit ebenfalls, ob der Fachkräftemangel einen Studiengang rechtfertigt. Schon Anfang des Jahres hatte es Gespräche zwischen Kliniken, Wissenschaftsministerium und der Leitung der Fachhochschule Flensburg gegeben.

Wenn ein Studiengang zum Laborassistent beginnt, so sagt Anja Vollack, kann sich die UKSH-Akademie sehr gut vorstellen, an einen dualen Studiengang im Bereich der MTRA-Ausbildung mitzuwirken. Es sei aber wenig sinnvoll, die Ausbildung in Kiel und den Studiengang in Lübeck oder Flensburg unabhängig voneinander laufen zu lassen.

Für alle, die derzeit die Ausbildung machen, kann Anja Vollack aber garantieren, dass sie diese auf jeden Fall beenden können, die Aussetzung bedroht ihren Abschluss nicht.

Schon 3 Kommentare, hast auch du eine Meinung zu diesem Artikel?