Ich hab ‘nen neuen Mitbewohner. Nicht, dass ich mich darum bemüht hätte, mir die Miete über den Kopf gestiegen wäre oder ich mich einsam gefühlt hätte. Ich bin nicht mal der Typ, der gerne in einer WG wohnt, aber es ist dennoch passiert. Aber fangen wir mal von vorne an.

Vor drei Wochen klopft es an meine Tür. Ich schlurfe hin, ärgere mich darüber, dass mal wieder jemand unten die Tür offen gelassen hat, ärgere mich nochmal, weil meine Türklinke kaputt ist, und öffne dann total verärgert die Tür. Benedikt kommt ungefragt rein, geht ins Büro/Ankleidezimmer/Fitnessraum/Abstellkammer und setzt sich an den Schreibtisch.

Da sitzt er dann und sagt…. kein…. Wort.

Ich schau ihn an, er schaut mich an.

Frag’ mich, was in ihm wohl vorgeht. Warum sagt er nix? Da fällt mir auf, dass ich auch nix sage, aber das ist ja schließlich meine Wohnung. Kann hier sagen oder schweigen so viel ich will. Und mir ist eben nach schweigen. Mir ist aber auch nach Bier. Stehe also auf, gehe in die Küche, mache zwei Bier auf, bin ja schließlich ein guter Gastgeber, gehe zu Benedikt und reiche ihm ein Kühlgetränk. In den nächsten 45 Minuten werden wir zu richtigen Profis im Schweigen. Sitzen also in meiner Wohnung, trinken Bier und schweigen. Hab schon Schlimmeres erlebt. Aber ich will schon wissen, was los ist, und fange mal an mit einem „NA?!“. Meine Worte zerschneiden die Luft. Es klingt fast so wie die ersten Laute der Menschheit, Fremd, interessant und ausbaufähig. Nach weiteren 10 Minuten rückt Bendikt mit einem „JA!“ raus.

Aber was dann folgt, überrascht mich dann doch. „Sie hat mich rausgeschmissen“. Ich bin verwundert. Ich wusste bis eben nicht, dass Benedikt eine Freundin hat, geschweige denn, mit jemandem zusammen wohnt. Das Fragezeichen auf meiner Stirn veranlasst Benedikt dazu, weiter zu reden. „Meine Vermieterin“. Dann erzählt er mir, dass ihm wegen einer Kleinigkeit fristlos gekündigt worden sei. Meines Erachtens ist es zwar keine Kleinigkeit, wenn man versucht, aus Kohle, Alufolie, einem Schraubstock und einer Mikrowelle einen Diamanten herzustellen, und dabei die Stromversorgung des Hauses zusammenbricht und die Küche in Flammen aufgeht. Aber das ist Ansichtssache.

Dann kommt DIE Frage: „Benutzt du dieses Zimmer eigentlich häufig?“.

„JA, wieso?“

„Muss ja irgendwo unterkommen!“

„JA, wieso?“

„Deine Wohnung ist doch recht groß, oder?“

„JA, wieso?“

Das ganze geht noch 30 Minuten so weiter. Dann geht Benedikt kurz vor die Tür. Kommt mit seinem halben Hausrat zurück, der Rest ist wohl verbrannt oder unbrauchbar (glücklicherweise auch die Mikrowelle) und besiedelt mein Büro/Ankleidezimmer/Fitnessraum/Abstellkammer. Seitdem habe ich einen Mitbewohner. Das ganze ist natürlich eine recht verwohnte Angelegenheit. Aber ich komme schon zurecht. Was sollte ich auch machen. Bin durchaus gespannt wie sich diese Situation weiterentwickelt. Eins ist aber klar: Ohne Büro/Ankleidezimmer/Fitnessraum/Abstellkammer kann ich eben viel weniger für die Uni machen und das mit den Sit-Ups wird auch ganz schwer.

 

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