Andrea Kauertz | StudentenPACK.

Busse im Busdepot des Stadtverkehrs.

Nehmen wir einen durchschnittlichen Studenten einer Lübecker Hochschule und nennen ihn Tim H. Für ein Auto fehlt ihm das Geld, sein Fahrrad ist kaputt oder geklaut und jeden Tag zur Stätte des Wissenserwerbs und wieder nach Hause zurück zu laufen ist auch keine Lösung – er muss also Bus fahren. Dann gehört er zu der Gruppe junger und alter Menschen, die manchmal einen Tagesordnungspunkt mehr haben, über den sie sich ärgern können. Und das auch häufig tun. „Warum kommt der Bus immer zu spät?“, „Warum fährt der Busfahrer wie ein Henker?“ Im Alltag bleibt oft keine Zeit, diesen Fragen auf den Grund zu gehen und wenn man sich ärgert, fällt es schwer, sich die in die Lage des vermeintlichen Verursachers hineinzuversetzen. In der Tat aber hat auch der Stadtverkehr die Vorgabe, möglichst viel zu sparen.

Trennung von Stadtwerken und Stadtverkehr

Bis zum Jahr 2000 gehörten der Stadtverkehr und die Stadtwerke Lübeck zusammen. Das heißt, die Stadtwerke machten Gewinn durch den Verkauf von Gas und Strom, ein Teil dieses Gewinns floss dann direkt in den Stadtverkehr, der natürlich Verlust macht. Das ist leicht vorstellbar wenn man bedenkt, dass Busse nicht nur zu den Stoßzeiten fahren, sondern auch in den weniger genutzten Abend- und Morgenstunden und auch entferntere Gebiete anfahren. Im Jahr 2000 wurde dann das Monopol der örtlichen Stadtwerke auf den Verkauf von Gas und Strom zugunsten großer Energiekonzerne abgeschafft. Erfreulich für den Verbraucher, der fortan niedrigere Preise zu zahlen hatte, wenn er den Anbieter wechselte. Aber durch den niedrigeren Gewinn der Stadtwerke konnte ab dem Zeitpunkt auch weniger Geld in den Stadtverkehr fließen. Was tun also, wenn einem Gewinn von 8 Millionen Euro ein Verlust von 16 Millionen Euro gegenübersteht?

Sparen, sparen, sparen

Zur Kostensenkung wurden mehrere Maßnahmen ergriffen. Zum Einen wurde nicht nur beim Personal gespart, sondern zum Beispiel wurde auch der Busbestand von 180 Fahrzeugen auf 140 gesenkt. Die meisten davon sind Umweltbusse, die mit dem blauen Umweltengel gekennzeichnet sind. Diese werden nicht nur alle zwei Tage mit 11-14000 Liter Diesel betankt, sondern auch mit dem sogenannten „AdBlue“, was nichts anderes als Harnstoff ist. Dadurch wird der Ausstoß von Schadstoffen um bis zu 80% reduziert. Pro Jahr müssen etwa 12-14 neue Busse angeschafft werden, was mit 300.000 Euro Kosten pro Exemplar zu Buche schlägt. Immerhin werden die Busse mit Regenwasser gewaschen, was pro Bus etwa 200-240 Liter ausmacht. Nur im Winter können sie manchmal nicht, wie üblich, alle zwei Tage gewaschen werden: Bei niedrigen Temperaturen würden sonst die Türen zufrieren. Um weniger Busse und Personal einsetzen zu müssen, wurden die sogenannten Wendezeiten an den Endhaltestellen verkürzt. Dabei handelt es sich um die Zeit, die einem Bus zwischen Ankunft und Abfahrt an der Endhaltestelle zur Verfügung steht. Prinzipiell kann diese Zeit genutzt werden, um zum Beispiel eine entstandene Verspätung wieder auszugleichen. Hinzu kommt, dass die Fahrpläne heute insgesamt so straff organisiert sind, dass sie nur funktionieren, wenn nichts Außergewöhnliches passiert. Jegliche Verzögerung, etwa durch den Berufsverkehr, führt zu Verspätungen, die meist nicht mehr rausgeholt werden können. Mancher Busfahrer versucht da vielleicht, mit seiner Fahrweise gegenzusteuern.

Neue Technologien

„Wird darüber nachgedacht, die Busflotte durch Fahrzeuge mit Gasantrieb auszurüsten?“ fragt Tim H. sich. Busse mit Gasantrieb werden keine eingesetzt, geplant ist aber, im nächsten Jahr die ersten Hybridbusse anzuschaffen. Bei einem Hybridbus treibt der Dieselmotor einen elektrischen Generator an, der Strom für den Elektromotor produziert, der dann direkt die Achsen antreibt. Zusätzlich wird Strom gespeichert und dann genutzt, wenn besonders viel Energie erforderlich ist, zum Beispiel beim Anfahren. Durch diese Technologie wird der Ausstoß von Schadstoffen verringert und die Busse lassen sich auch noch zu Wasserstoffbussen umbauen, die komplett ohne Diesel auskommen. Auf lange Sicht gesehen ist das das Ziel.
Busfahrer und die Priwallfähre

„Und wer fährt mich da eigentlich immer durch die Gegend?“ Den typischen Ausbildungsberuf Busfahrer gibt es nicht, die meisten sind Quereinsteiger und kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen. Manche waren vorher beim Bundesgrenzschutz, andere in handwerklichen Berufen tätig. Beim Stadtverkehr müssen sie sich alle 5 Jahre einem Generalcheck unterziehen und zu diesem Zeitpunkt auch 35 Stunden Schulung vorweisen.

Zum guten Schluss noch ein Hinweis an alle Studenten, die auch mal gerne ans Wasser fahren: Ja, die Priwallfähre darf mit dem Semesterticket benutzt werden, auch wenn immer wieder Gerüchte auftauchen, man müsste dann trotzdem ein Kinderticket lösen oder dergleichen. Aber natürlich nur als Fußgänger, nicht mit dem Auto. Ist klar.

Noch keine Kommentare, sei der Erste!