Seit Januar wird es in der Seefahrtschule eng, denn neben dem Institut für Mathematik ist das Institute for Mathematical Image Computing im Aufbau, wobei Prof. Dr. Jan Modersitzki seit Anfang Januar als erster Mitarbeiter des Instituts angestellt ist.

Prof. Dr. Jan Modersitzki kommt von der Insel Fehmarn – genauer gesagt aus Landkirchen – hat in Hamburg Mathematik studiert und anschließend dort 1990 promoviert. Ebenso wie Prof. Heinz Handels (siehe letzte StudentenPACK-Ausgabe) ist auch Prof. Modersitzki ein in Lübeck bereits bekanntes Gesicht: Kurz nach Gründung des Institutes für Mathematik im Rahmen der Einführung des Diplomstudiengangs Informatik folgte er 1995 seinem Studienkollegen Prof. Bernd Fischer nach Lübeck, um die mathematische Vorlesungen und deren Inhalte mit zu gestalten.

Prof. Modersitzki selbst stammt aus der Approximationstheorie und numerischen Algebra und hat im Laufe der Jahre hier in Lübeck zusammen mit Prof. Fischer die Arbeitsgruppe SAFIR (Solutions and Algorithms for Image Registration) gegründet, die sich mit der Registrierung medizinischer Bilder beschäftigt. Die Registrierung vergleicht zwei medizinische Aufnahmen und versucht dabei, etwa die Leber in ihrer Lage und Orientierung wieder zu finden. Dies kann entweder ein Vergleich zwischen prä- und postoperativem Bild oder zwischen Planungsaufnahmen vor der Operation und einem Test im Laufe einer Operation sein. Die Schwierigkeit liegt mathematisch im Wechsel der Perspektive, vor allem aber in der Verformung, die zwischenzeitlich mit den Organen geschieht. Die Anwendung liegt also sowohl in der intraoperativen Kontrolle als auch in der nachträglichen Bewertung einer Operation, aber auch die vorherige Planung mit Hilfe der Bilder bzw. den aus den Bildern gewonnenen Daten ist eines der Gebiete, auf denen die Arbeitsgruppe forscht.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Mathematik und Medizin in diesem Bereich macht Lübeck zu einem prädestinierten Standpunkt. Die Arbeitsgruppe arbeitet dabei an der mathematischen Modellierung und deren Implementierung sowie Tests und Etablierung der Software im Operationssaal.

Nach seiner Habilitation 2003 erhielt Prof. Modersitzki zu Beginn des Jahres 2008 einen Ruf an die McMaster University in Hamilton, Kanada. Dort war er am Department of Computing and Software als Associate Professor tätig. „Die Lehre ist in Kanada ganz anders, viele Abläufe sind ganz formell gefasst.“, berichtet er von der Lehre dort.

Vor allem hat ihn zu Beginn die Kälte im Winter fasziniert, bei -20 Grad sei es wirklich ungemütlich, wenn noch der Wind dazukommt. Dafür sei der Schnee in Kanada schöner und lade viel eher dazu ein, darin herumzutoben, berichtet er.

Aus der engen Zusammenarbeit der SAFIR-Gruppe mit dem MEVIS-Fraunhofer Institut in Bremen begannen 2009 die Planungen für eine Ausgliederung und eine Projektgruppe in Lübeck. Dazu gibt es üblicherweise ein Institut an der dazugehörigen Universität, berichtet Prof. Modersitzki, dass dann die enge Zusammenarbeit ermöglicht, und damit die Projektgruppe zu einem Fraunhofer Institut ausgebaut wird.

Nach der Gründung des Institutes im Januar ist nun im April die Projektgruppe medizinische Bildverarbeitung Lübeck der Fraunhofer Gesellschaft initiiert worden. Solange das neue mathematische Institut noch keinen Direktor hat, ist Prof. Modersitzki verwaltungstechnisch dem Institut für Mathematik untergeordnet, aber auch da ist die Berufung fast abgeschlossen. „Das ist eine klare Stärkung der Mathematik in Lübeck“, so Prof. Modersitzki, „mit einem zweiten mathematischen Institut sind wir sehr viel besser aufgestellt“. Wird dazu noch das Fraunhofer Institut etabliert, bedeutet das einen weitere Verbesserung der mathematischen Themen in Lübeck.

Mit Vorlesungen wie etwa „Mathematische Methoden der Bildverarbeitung“ letztes Semester oder „Numerik für große Bildverarbeitungsprobleme“ dieses Semester ist die Thematik des Institutes und der Projektgruppe auch schon in der Lehre vertreten. Prof. Modersitzki hält in diesem Themenbereich die Vorlesung „Bildregistrierung“, sowie die Vorlesung „Optimierung“. Er hofft, dass er auch in Zukunft dabei die Zeit findet, manchmal auch auf den „Teufel im Detail“ einzugehen. Genau da, so Prof. Modersitzki, seien die Bereiche der Mathematik, die faszinieren und die Spannung ausmachen.

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